Alnatura Magazin Januar 2022
Pflanzliche Aromen entdecken // Lasst uns kochen: Miso - herzhaft genießen // Natürliche Pflege: Vegane Kosmetik
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Ist vegane Kosmetik<br />
immer tierversuchsfrei?<br />
Nein. Auch vegane Produkte können Inhaltsstoffe<br />
enthalten, die einmal an Tieren getestet worden sind.<br />
Zwar trat im März 2013 ein Gesetz in Kraft, das es<br />
Kosmetik unternehmen verbietet, Tierversuche für ihre<br />
Produkte oder deren Inhaltsstoffe durchzuführen oder<br />
in Auftrag zu geben sowie Produkte in der EU zu vermarkten,<br />
für deren Herstellung Tierversuche (auch im<br />
Ausland) stattfanden. Allerdings wurden damit nicht<br />
alle Produkte automatisch tierversuchsfrei. Denn das<br />
2013 in Kraft getretene Verkaufsverbot greift nicht für<br />
Produkte, die bereits vor dem 11. März 2013 auf dem<br />
Markt waren. Außerdem können Inhaltsstoffe, die unter<br />
das Chemikaliengesetz fallen, weiterhin an Tieren<br />
getestet werden. Manche dieser Inhaltsstoffe finden<br />
dann Eingang in Kosmetika, aber auch in Reinigungsund<br />
Waschmittel, Medikamente oder Farben.<br />
Siegel, die für tierversuchsfreie Kosmetik bürgen,<br />
sind das international gültige »Leaping Bunny«,<br />
der »Hase mit schützender Hand« des internationalen<br />
Herstellerverbands für tierschutzgeprüfte Naturkosmetik,<br />
Kosmetik und Naturwaren sowie die Veganblume<br />
und das V-Label.<br />
NATÜRLICHE PFLEGE*<br />
So viel Tier steckt drin –<br />
ein kleines Inhaltsstoffglossar<br />
• Chitosan oder Chitin: Insekten oder Krebstiere<br />
• Elastin: zum Beispiel aus Tiersehnen<br />
• Glykogen: aus den Muskeln von Tieren<br />
• Guanin: zerstoßene Fischschuppen<br />
• Karmin/Carmin/Cochenille: zerdrückte<br />
Cochenilleläuse<br />
• Keratin: zum Beispiel aus Federn oder Hufen<br />
von Schlachttieren<br />
• Kollagen: zum Beispiel aus Sehnen, Knochen<br />
und Bindegewebe<br />
• Lanolin: Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen<br />
• Retinol: aus Fischleber<br />
• Schellack: Ausscheidungen der Lackschildlaus<br />
Eine Liste tierischer Bestandteile und<br />
deren Alternativen finden Sie unter<br />
peta.de/veganleben/inhaltsstoffe<br />
Warum werden überhaupt tierische<br />
Bestandteile in Kosmetik eingesetzt?<br />
Aufgrund ihrer für Kosmetik gewünschten Eigenschaften<br />
und billigen Verfügbarkeit. Denn oft stammen die<br />
Bestandteile aus Schlachtabfällen. Sie im Inhaltsstoffverzeichnis<br />
auf Kosmetikverpackungen zu erkennen,<br />
ist nicht einfach, denn sie tragen spezifische Namen<br />
(siehe Liste). Mittlerweile können aber tierische Bestandteile<br />
ohne Qualitätsverlust durch pflanz liche oder<br />
mineralische Inhaltsstoffe ersetzt werden. Nur zwei<br />
Bestandteile sind nicht direkt zu ersetzen: der knallrote<br />
Farbstoff Karmin (CI 75470), der aus Cochenilleläusen<br />
gewonnen wird, und Schellack, produziert<br />
von der Lackschildlaus.<br />
Für Karmin gibt es kein mineralisches Pendant,<br />
weshalb es bei veganen Lippenstiften nur dezente<br />
Rottöne gibt. In der konventionellen Kosmetik kann der<br />
knall rote Farbton allerdings synthetisch hergestellt werden.<br />
Schellack, das als Filmbildner in Nagellacken Einsatz<br />
findet, lässt sich bis jetzt nur durch Erdölprodukte<br />
ersetzen. Deshalb tragen die meisten Nagellacke von<br />
Naturkosmetikfirmen kein Naturkosmetik-Siegel.<br />
50 <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2022</strong>