architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 8 2021
Wenn wir in der Vergangenheit das Thema Stadt aufgegriffen haben, drehte es sich oft um prestigeträchtige Infrastrukturprojekte, große Neubauquartiere oder futuristische Zukunftsvisionen. Diesmal haben wir uns hingegen den eher kleinen Bausteinen gewidmet, die eine Stadt lebenswerter machen. Einzelne Leuchtturmprojekte können Viertel beleben, die Anwohner bereichern oder schlicht hochwertigen Wohnraum mit Mehrwert schaffen. In ihrer Summe geben sie einer Stadt ihr Gesicht und prägen mit ihren Qualitäten das Zusammenleben der Menschen.
Wenn wir in der Vergangenheit das Thema Stadt aufgegriffen haben, drehte es sich oft um prestigeträchtige Infrastrukturprojekte, große Neubauquartiere oder futuristische Zukunftsvisionen. Diesmal haben wir uns hingegen den eher kleinen Bausteinen gewidmet, die eine Stadt lebenswerter machen. Einzelne Leuchtturmprojekte können Viertel beleben, die Anwohner bereichern oder schlicht hochwertigen Wohnraum mit Mehrwert schaffen. In ihrer Summe geben sie einer Stadt ihr Gesicht und prägen mit ihren Qualitäten das Zusammenleben der Menschen.
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FACHMAGAZIN
WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT
Erscheinungsort Vösendorf, Verlagspostamt 2331 Vösendorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550
08
www.architektur-online.com
Dezember 2021
Urbanes
Leben
Schöne Feiertage!
DANKE – dass wir Ihr Partner sind.
Unser Anspruch für 365 Tage im Jahr: Wir möchten die beste Unterstützung für Ihr tägliches
Handeln leisten. Deshalb ist es uns eine Herzensangelegenheit, immer zur Stelle zu sein,
wenn Sie uns brauchen. Ein Versprechen – auch für die Zukunft!
Wir wünschen allen Partnerinnen und Partnern frohe Weihnachten und einen guten Start
ins neue Jahr.
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Leben in der Stadt
Wenn wir in der Vergangenheit das Thema Stadt aufgegriffen
haben, drehte es sich oft um prestigeträchtige Infrastrukturprojekte,
große Neubauquartiere oder futuristische
Zukunftsvisionen. Diesmal haben wir uns hingegen
den eher kleinen Bausteinen gewidmet, die eine Stadt lebenswerter
machen. Einzelne Leuchtturmprojekte können
Viertel beleben, die Anwohner bereichern oder schlicht
hochwertigen Wohnraum mit Mehrwert schaffen. In ihrer
Summe geben sie einer Stadt ihr Gesicht und prägen mit
ihren Qualitäten das Zusammenleben der Menschen.
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Editorial
Kreatives Bauen mit Metall
In Anbetracht moderner Probleme, wie steigender Wohnkosten
und der Explosion an Single-Haushalten in den Städten haben
wir uns dem Thema „Microliving“ angenommen. Diese neue
Wohnform wird langsam auch in Europa immer relevanter, verlangt
aber ein radikales Umdenken seitens der Bewohner, sowie
kreative Lösungen durch die Planer. Wie das gelingen kann, zeigen
wir mit einigen ausgesuchten Beispielen.
Mit Nolistra gestaltete das Büro LAN Architecture den jüngsten
und finalen Zuwachs des urbanen Entwicklungsgebiets Étoile in
Straßburg. Dafür entwickelte es nicht nur einen, sondern acht
Baukörper mit bunt gemischter Nutzung, die mit ihrem pastellfarbenen
Farbcode wie eine eigenständige Insel wirken.
Ein weiteres innovatives Wohnobjekt haben Reiulf Ramstad Arkitekter
mit P77-79 im Herzen von Oslo geschaffen. Es ist so konzipiert,
dass es sensibel auf die umliegende historische Bebauung
aus dem 18. und 19. Jahrhundert reagiert und eine vielfältige und
lebendige Gemeinschaft im Viertel fördern soll.
Die Estación San José aus der Feder des Architektenteams von
FRPO vereint Parkhaus, Büro- und Co-Working-Bereiche sowie
kulturelle und kommerzielle Räume unter einem Dach und bereichert
so ein eng verbautes Viertel im mexikanischen Toluca.
Die Stadt Aalen schafft direkt am Bahnhof ein neues, lebendiges
Stadtquartier. Einen Teil davon bildet KUBAA, der Kulturbahnhof
von a+r Architekten. Rund um die Ruinen eines historischen
Ensembles schrieben sie so ein Stück neue Stadtgeschichte und
schufen jede Menge Raum für kulturelle Veranstaltungen.
In besonders dicht verbauten Städten wie New York muss man
schon kreativ sein, um neue Grünflächen zu erschließen. So geschehen
beim neuen Inselpark Little Island im Hudson River.
Das, mitten in der amerikanischen Metropole gelegene, skulpturale
Eiland ist grüne Oase und perfekt ausgestatteter Veranstaltungsort
zugleich.
Auch im Schwerpunkt RETAILarchitektur haben wir uns diesmal
kleinen, aber feinen Ladenlokalen aus dem urbanen Raum angenommen.
In unserer EDV-Fachkolumne nehmen wir diesmal die
neuesten Möglichkeiten der Brandschutzdokumentation unter
die Lupe. Wie gewohnt runden zudem eine Vielzahl an weiteren
Themen und Produktinformationen den Inhalt dieser Ausgabe
von architektur ab.
Ich wünsche viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe sowie
besinnliche Weihnachten und ein schönes neues Jahr,
Andreas Laser
Hinterlüftete
Planum®-Fassade
Individuelle Gestaltungsvielfalt mit
Deckbreiten von 300 - 800 mm
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© Manuel Hollenbach, Bildrechte: brüderl.
architektur FACHMAGAZIN
4
Inhalt
Editorial 03
Architekturszene 06
Das Wiener Studentenwohnheim
Magazin 12
Bau & Recht 22
Mietzinszahlung trotz Lockdown?
more or less 24
Trendthema Microliving
Die urbane Insel 32
Nolistra / Straßburg, Frankreich /
LAN Architecture
Besser wohnen für alle 38
Wohnhaus P77-79 / Oslo, Norwegen /
Reiulf Ramstad Arkitekter
Scheinbar unscheinbar 44
Estación San José / Toluca, Mexiko /
FRPO Rodriguez & Oriol
Endstation Kultur 50
Kulturbahnhof Aalen /
Aalen, Deutschland /
a+r Architekten
Stadt, Land, Fluss 58
Little Island / New York /
Heatherwick Studio
RETAILarchitektur 64
Produkt News 70
edv 94
Brandschutz dokumentation:
Brandschutz per App dokumentieren
32
44
58
38
50
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Ortsstraße 212/2/5, 2331 Vösendorf, Österreich
CHEFREDAKTION Andreas Laser (andreas.laser@laserverlag.at)
REDAKTION DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner, DI Marian Behaneck, Mag. Theresa Stachowitz, Mag. Matthias Nödl
GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14
GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH
ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 Ausgaben/Jahr): € 94,- / Ausland: € 115,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):
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EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-
BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000
IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550
Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied
der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
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Originale sind gefragt.“
(Lydia H., Bauherrin)
architektur FACHMAGAZIN
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Architekturszene
Auf der Schmelz
© MIGRA
Das Wiener
Studentenwohnheim
Als Ausbildungsstandort ist Wien für Studierende äußerst attraktiv. Dies ist wenig
verwunderlich – immerhin punktet die Hauptstadt Österreichs nicht nur mit einem
großen Studienangebot, sondern gleichermaßen mit ihrer hohen Wohn- und Lebensqualität.
Für die Studierenden, die aus anderen Bundesländern oder dem Ausland
nach Wien ziehen, braucht es natürlich erschwingliche und komfortable Wohnformen.
Eine Antwort auf dieses Bedürfnis liefern die Studentenwohnheime von
gemeinnützigen Anbietern.
Text: Dolores Stuttner
Sie stellen komfortablen und praktischen
Wohnraum für ihre Bewohner zur Verfügung,
wobei die Kosten hier fix und überschaubar
sind. In der Mehrzahl der Einrichtungen
sind die Zimmer bereits voll
möbliert, während die Reinigung der Räume
ebenfalls inkludiert ist – Studierende haben
so den Vorteil, sich voll und ganz auf
ihre Ausbildung konzentrieren zu können.
Doch steht das Studentenheim als Wohnform
mittlerweile vor der Herausforderung,
zeitgemäßen Ansprüchen in Bezug auf
Ökonomie, Ökologie, Ausbildungs- und Lebensqualität
gerecht zu werden. Eine Kombination
aus innovativen Bautechnologien
und nutzerzentrierter Planung kann einen
Lösungsansatz liefern.
Die Qualität des Minimalismus
„Während früher Doppel- und Mehrbettzimmer
im Studentenwohnheim Standard
waren, sind heute Einzelzimmer stark nachgefragt“,
sagt Marina Döring-Williams, Professorin
an der TU Wien und Co-Autorin
des Buchs „Das Wiener Studentenheim“.
In Bezug auf die Nutzung der studentischen
Wohneinrichtungen findet also ein
Wandel in Richtung Privatsphäre statt.
Der gesteigerte Wunsch nach mehr Intimität
beschränkt sich jedoch nur auf den
Schlafbereich; auf Geselligkeit wollen die
Bewohner nicht verzichten, weshalb Gemeinschaftsräume
in den Heimen nach wie
vor eine zentrale Rolle einnehmen. Die Herausforderung
für die Architektur liegt somit
darin, dem Streben nach Privatsphäre und
Gemeinschaft zu entsprechen. In Kombination
mit minimalistischen Ansätzen soll so
leistbares Wohnen in einem studentengerechten
Umfeld möglich sein. Bereits in den
vergangenen Jahren wurden diesbezüglich
in den Häusern unterschiedliche Schwerpunkte
geschaffen. Moderne Einrichtungen
setzen sogar auf eine Mischung aus halböffentlichen
Bereichen und privaten Treffpunkten
für Lerngruppen.
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Architekturszene
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architektur FACHMAGAZIN
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Architekturszene
Für die Architektur und Inneneinrichtung,
aber auch für die Preisgestaltung bildet das
Studentenwohnheimgesetz die Basis. Ebendiese
Vorgaben sollen bei Neubauten, aber
auch bei der Renovierung bestehender Heime,
eine gesteigerte Wohn- und Lebensqualität
gewährleisten. Berücksichtigung findet
bei der Planung selbstverständlich auch die
Bauordnung – sie schreibt in neu gebauten
sowie in renovierten Studentenwohnheimen
Barrierefreiheit vor. Es sind barrierefrei zugängliche
und entsprechend ausgestattete
Zimmer einzurichten. Aus Kostengründen
müssen sich Architekten gleichzeitig auf
das Wesentliche beschränken.
Minimalismus kommt aber nicht nur beim
Innenraumdesign zum Tragen. Um dem
Streben nach Effizienz und Flexibilität Folge
zu leisten, werden heute immer mehr
Studentenheime in modularer Bauweise
realisiert. Bei diesem Verfahren erfolgt die
Zusammensetzung des Bauwerks aus vorgefertigten
Modulen nach dem Baukastenprinzip.
Es ergibt sich hier der Vorteil der
verkürzten Bauzeit und der Kostenersparnis.
Großbauten wie Studentenheime bestehen
aus zahlreichen, sich wiederholenden
Nutzungseinheiten, weshalb sich die Modulbauweise
für sie sehr gut eignet. Zweifelsohne
sind studentische Wohneinrichtungen
damit auch Nährboden für nachhaltige und
experimentelle Baukonzepte.
Pop-Up-Dorms
© home4students
Der Stadtraum als Lebensumfeld
Neben der Gestaltung bestimmt die Lage in
der Stadt die Attraktivität eines Studentenheims.
Umfragen ergaben, dass für Studierende
nicht nur die Nähe zur Bildungsstätte,
sondern gleichermaßen eine Anbindung
an Grün- und Erholungsinfrastruktur wünschenswert
ist.
In diesem Kontext ist auch das Konzept von
„Mixed Use“ ein wichtiges Thema. Dieser
Begriff bezeichnet die gemischte Nutzung
eines Baus oder eines Stadtteils. Ein Gebäude,
das dieser Idee entspricht, hat beispielsweise
nicht nur eine Wohnfunktion,
sondern es dient gleichzeitig der Nahversorgung
und der Unterhaltung. In Bezug
auf ein Studentenwohnheim könnte dies
bedeuten, dass sich im selben Bauwerk ein
thematisch passendes Geschäft einmie-
tet. Ein Positivbeispiel dafür, ist die von der
STUWO betriebene Einrichtung im 15. Wiener
Gemeindebezirk, Auf der Schmelz. Geplant
wurde das Wohnheim, welches sich in
erster Linie an Sportstudenten richtet, vom
Architekturbüro WGA. Mit diesem Projekt
stellen die Planer den Studenten einerseits
modernen Wohnraum und andererseits Freizeit-
und Aufenthaltsmöglichkeiten in Form
von Grünraum mit Außensportanlagen. Abgerundet
wird das Angebot für Studierende
der Sportwissenschaft mit einem Shop
für Sportartikel und einem Restaurant im
Erdgeschoss. Viel Wert legten die Architekten
von WGA zudem auf eine barrierefreie
Gestaltung aller Anlagen, was die 2013 realisierte
Wohneinrichtung zu einem Stützpunkt
für den Behindertensport macht.
Pop-Up-Dorms
© home4students
9
Magazin
architektur FACHMAGAZIN
10
Architekturszene
ÖJAB Haus Johannesgasse
© ÖJAB
Mit seiner Lage im Stadtraum, aber auch
durch historische Architektur punktet
das Heim der ÖJAB (Österreichische Jungendarbeiterbewegung)
in der Johannesgasse,
im 1. Wiener Gemeindebezirk. Es
handelt sich hierbei um einen ehemaligen
Schul- und Klosterbau der Ursulinen, der
Musikstudenten 120 Schlafplätze nahe
dem Konservatorium zur Verfügung stellt.
B18 Architekten bauten das Gebäude im
Jahr 2013 zu einem modernen Studentenwohnheim
mit eigenem Garten und Musikübungsräumen
um. Zeitgemäß ist aber nur
die Inneneinrichtung – das historische Gemäuer
blieb unangetastet, sodass sich der
Bau harmonisch in die historische Wiener
Innenstadt einfügt und den Bewohnern eine
einzigartige Kulisse bietet.
Wohnheime in inneren Bezirken haben zudem
den Vorteil, Unterhaltungs- und Einkaufsmöglichkeiten
sowie Gastronomie in
unmittelbarer Nähe zu haben. Anders verhält
es sich bei Studentenwohnungen in
den Wiener Außenbezirken – Experten halten
in diesem Fall einen Anschluss an das
höherrangige öffentliche Verkehrsnetz für
unverzichtbar. Auch sollte eine Einrichtung
in der Peripherie mit weiteren spezifischen
Standortvorteilen – wie der Nähe zur Bildungseinrichtung,
einem Erholungsgebiet
oder die Lage in einem modernen Stadtteil
– punkten. Letztgenannten Anforderungen
wird das STUWO Wohnheim in der Seestadt
Aspern, dem größten Wiener Stadtentwicklungsgebiet
am Stadtrand, gerecht. Die Einrichtung
mit ihren 295 Apartments zeigt
auf, wie Innovation die Entstehung von studentischem
Lebensraum fördern kann.
Historische Bauten –
moderne Entwicklungen
„Geht es um die architektonische Gestaltung,
die Form und die Ausstattung der
Studentenheime, so ist in Wien eine große
Vielfalt gegeben“, erläutert Elisabeth Wernig
von der TU Wien. Tatsächlich finden
sich in der Bundeshauptstadt Einrichtungen
für studentisches Wohnen sowohl in historischen
Bauten als auch – und immer öfter
– in Form moderner, experimenteller Einrichtungen.
Werden in Wien Studentenheimplätze
in bestehenden Gebäuden realisiert,
geschieht dies häufig in Gründerzeitbauten.
Das Bauen im Bestand ist zweifelsohne ökologischer,
da dafür kein Neubau zu errichten
ist. Außerdem profitieren die Bewohner
von einer einzigartigen Atmosphäre, da sie
immerhin in über 100 Jahre alten Bauten
leben. Die Implementierung zeitgemäßer
Wohnstandards in Altbauten ist aber nur mit
einem großen Aufwand möglich – dies gilt
vor allem dann, wenn den Anforderungen
des Denkmalschutzes Folge zu leisten ist.
Neubauten sind kostspieliger, allerdings
lassen sich in ihnen aktuelle Maßnahmen
zur Sicherheit und Barrierefreiheit leichter
umsetzen. Auch die beschriebene Implementierung
neuer Bautechnologien und
architektonischer Ansätze ist möglich. In
einer Großstadt wie Wien ist eine Kombination
aus beiden Herangehensweisen möglich
und sogar wünschenswert. Immerhin ist
es dann möglich, den zum Teil vielseitigen
Anforderungen der Auszubildenden aus aller
Welt zu entsprechen.
Gemäß Marina Döring-Williams handelt es
sich beim Studentenheim um eine wichtige
Einrichtung, da Bewohner dort die
Möglichkeit haben, Unabhängigkeit in einem
geschützten Rahmen zu erleben: „Der
große Vorteil der Wohneinrichtungen liegt
darin, dass die Bewohner hier alles aus einer
Hand erhalten. So bleibt Studierenden
der Aufwand, der sich mit dem Bezug einer
Mietwohnung ergibt, erspart. Die Architektur
hat die Verantwortung, die Grundlagen
für ein autarkes Leben zu schaffen.“
ÖJAB Haus Johannesgasse
© ÖJAB
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Magazin
architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Mit Energie
zum Wandel
Eine zukunftsorientierte Strategie, die das Zusammenspiel von Architektur und
Städtebau harmonisiert, stellt die Projektidee Powered by Ulsteinvik dar. Dabei ist
es Ziel des Architekturbüros Kaleidoscope Nordic, einen Stadtteil mit hoher Lebensqualität
zu realisieren. Für einen optimierten Energiefluss sorgen die Planer durch
eine Ausnutzung der natürlichen Zyklen und Jahreszeiten in Ulstein – dem zukünftigen
Standort ihres Projekts. Entstehen soll daraus die sogenannte 300-Meter-Stadt.
Text: Dolores Stutner Bilder: KVANT-1, Kaleidoscope Nordic
www.architektur-online.com
13
Magazin
Nicht nur soll das Areal zu einer autofreien
Fläche werden, sondern es wird auch ein
Zugang zum Meer geschaffen. Mit diesen
Maßnahmen gestalten die Architekten das,
durch den Pkw-Verkehr belastete, Zentrum
zur belebten Fußgängerzone um. Klare urbane
Strukturen und ein vielseitiger Nutzungsmix
bringen zusätzlich frischen Wind
in den Bezirksteil. Gleichzeitig ist eine Integration
des Bestandes angedacht. Die Planer
wollen die bereits existierenden Bauten
nicht etwa mit der Innovation untergehen
lassen, sondern deren Vorzüge herausstreichen
und sich diese bei der Umgestaltung
des Bezirksteils gar zunutze machen.
Als verbindendes Element fungiert bei diesem
Konzept der Smart-Grid. Er soll den
Stadtteil mit autonom gewonnener Energie
versorgen und der Bespeisung des öffentlichen
Verkehrs dienen. Nachhaltige Mobilität
im Areal gewährleisten dabei E-Autobusse.
Der räumlichen Strukturierung dient
die sogenannte „Smart Pergola“. Das energetisch
intelligente Konstrukt schafft im
Straßenraum, aber auch auf Hausdächern,
Aufenthaltsqualität – und es generiert
obendrein Energie.
Im Zentrum des Stadtteils – und auch des
Projekts – steht der Smarthub als Innovationsbau.
Das multifunktionelle Gebäude soll
innovative Netzwerke zwischen privaten
und öffentlichen Akteuren schaffen. Administrative
Einrichtungen, ein Geschäftszentrum,
ein öffentliches Café sowie ein
Innovationslabor für die Allgemeinheit wird
das Bauwerk unter einen Hut bringen. Auch
die Außenhülle gestalten die Architekten im
Zeichen der Energieautarkie, weshalb Photovoltaik-Paneele
diese schmücken werden.
Die Generationengärten sollen das Quartier
baulich und gesellschaftlich abrunden.
Mehrere soziale Einrichtungen – darunter
Jungendclubs, Pflegeheime, Kindergärten
und Büros für Gesundheitsdienstleistungen
– teilen sich hier denselben Standort. Es ist
die Realisierung abgeschirmter Innenhöfe
vorgesehen, die Intimität schaffen und als
sichere Spielfläche für Kinder dienen.
Einen energieautarken Lebensraum schaffen
die Planer mit der „Zirkulären Nachbarschaft“,
die sich auf neue Wohntypologien und gemeinschaftlich
genutzte Einrichtungen
stützt. Die Gebäude selbst sammeln Regenwasser,
das den Bewohnern zum Bewässern
von Pflanzen bereitgestellt wird. Ein Gewächshaus
mitsamt einer Gemeinschaftsküche
soll als Treffpunkt für die Nachbarschaft
dienen. Nachhaltigkeit und soziales Wohnen
treffen hier also gekonnt aufeinander.
architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
www.architektur-online.com
15
Magazin
Die Natur
der Kunst
Eine einzigartige politische Atmosphäre und ein schneller wirtschaftlicher und
urbaner Wandel kennzeichnen die Stadt Peking. Die Entstehung prominenter
Kunstviertel – die so genannten „Art Cities“ – ist auf den Beginn des 20. Jahrhunderts
zurückzuführen. Architekten und Stadtplaner stehen vor der Herausforderung,
der rasanten Entwicklung, aber auch der Geschichte der Metropole gerecht
zu werden. Und dies ist den Experten von Crossboundaries mit dem Songzhuang
Micro Community Park gelungen.
Text: Dolores Stuttner Fotos: BAI Yu
Das Projekt ist eine Grün- und Freifläche, welche eine
2018 realisierte „Art City“ umgibt. Nicht nur die Vegetation,
sondern auch die Materialien wurden gezielt
ausgewählt, sodass sie den einzigartigen Charakter
des Stadtteils unterstreichen. Die Hauptkomponente
des Areals stellt eine graue Ziegelmauer dar. Sie
wurde bewusst mit Perforationen und fensterartigen
Öffnungen versehen. Die Wand wirkt dadurch nicht
nur raumbildend, sondern gleichermaßen spielerisch.
Gelbe Elemente im Inneren des Mauerwerks,
aber auch auf den Gehwegen, lockern das Konstrukt
und die Freifläche auf. Sie leiten die Besucher durch
das Areal und heben einzelne Bereiche hervor. Der
Hauptpfad erstreckt sich bis in eine naturnah gestaltete
Parkfläche hinein, wobei Letztere einen klaren
Kontrast zum Eingangsbereich mit seinen strukturierten
Baumreihen liefert.
Eine Zone mit Pinienbäumen aus Südchina schirmt
den Park von einem angrenzenden Stellplatz ab. Auf
der Straßenseite dienen persische Seidenbäume als
natürlicher Puffer. Auf der urbanen Freifläche ist aber
auch alter Baumbestand zu finden, der bewusst erhalten
und in die Stadtlandschaft integriert wurde.
Die L-förmige Fläche setzt sich aus mehreren Außen-“Zimmern“
zusammen, die allen Besuchern offenstehen.
Es ist auf der linear gehaltenen Strecke möglich,
einer Reihe an Aktivitäten nachzugehen – Sitz- und
Spielgelegenheiten sowie Fahrrad- und Laufwege beherbergt
das Areal, wobei die intelligente Raumaufteilung
ein harmonisches Miteinander gewährleistet.
Mit ihrem Landschaftskonzept gelang es den Planern,
die ehemals verkehrslastige Zone mit dem Grünraum
zu bereichern. Der Eingang zum Stadtpark fungiert
heute als urbaner Platz mit Aufenthaltsqualität.
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architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Auf zu
neuen Ufern
Inspiriert von der industriellen Vergangenheit des Ortes ergänzten Moxon
Architects das Areal an der berühmten King’s Cross Station in London um eine
auffällige Fußgängerbrücke. Sie überspannt den Regent’s Canal und sorgt für
neue Verbindungen in dem innerstädtischen Quartier. Ihren Namen verliehen der
Espérance Bridge die Schulkinder der King’s Cross Academy, die damit ein hoffnungsvolles
Zeichen setzen wollten.
Text: Edina Obermoser Fotos: Simon Kennedy / John Sturrock
www.architektur-online.com
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Magazin
Der Kanal fließt mitten durch King’s Cross, eine Gegend,
die nicht immer den besten Ruf genoss. Nach
umfassenden Revitalisierungs- und Sanierungsarbeiten
zieht das Viertel mit einem bunten Mix aus
Wohn-, Büro- und Gewerbenutzung inzwischen nicht
nur Einwohner und Touristen, sondern auch zahlreiche
Konzerne an. Im Süden befindet sich neben
King’s Cross mit St. Pancras eine weitere Bahnstation
sowie Firmenzentralen rund um den gleichnamigen
Pancras Square. Über den Granary Square schließt
auf der anderen Seite der Wasserstraße das Gelände
des ehemaligen Güterbahnhofs an. Hier lockt mit der
Coal Drops Yard seit 2018 ein Shoppingcenter. Darüber
hinaus erfüllen eine Kunsthochschule, weitere
Läden und Restaurants das Areal mit Leben.
Beide Seiten wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts
von einer Brücke verbunden. Rund 200 Jahre
später entstand nun an der exakt gleichen Stelle die
25 Meter lange Espérance Bridge. Sie erinnert mit
ihrer Fachwerkstruktur an den Vorgängerbau, dient
aber im Gegensatz zu damals nicht mehr dem Kohletransport,
sondern ausschließlich als Übergang für
Passanten. Heute soll sie eine bessere Anbindung
der südlichen Verkehrsdrehscheibe an die Einkaufsmeile
im Norden garantieren. Gemeinsam mit Arup
Ingenieuren entwickelten die Londoner Architekten
den Entwurf für die neue Überführung. Dieser greift
das Design der viktorianischen Eisenbahnbrücken
wieder auf und übersetzt es in ein modernes Stahltragwerk.
Ein dynamisches Auf und Ab zeichnet
die Kraftverläufe der Konstruktion nach. Zwei geschwungene
Träger bilden den oberen Abschluss der
Struktur und fungieren gleichzeitig als Brückengeländer.
Sie verdecken die indirekte Beleuchtung, die
die Überführung bei Nacht stimmungsvoll in Szene
setzt. Doch auch bei Tageslicht läuft die Brücke nicht
Gefahr, im städtischen Treiben unterzugehen – sie ist
in knalliges Rot getunkt und erweitert den boomenden
Bezirk der britischen Hauptstadt sowohl um einen
neuen Erschließungsweg für Fußgänger als auch
um einen fröhlichen Farbakzent.
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architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Die Innovation der
Stadtbegrünung
Bäume bieten sich als praktikable Lösung für die Reduzierung urbaner Hitzeinseln
an. Sie beeinflussen bekanntermaßen das Mikroklima durch Schatten und Verdunstung
positiv und fungieren so als lebende Klimaanlage. Ihre Wurzelsysteme
vermögen es, große Mengen Wasser zu speichern und dienen so als Unterstützung
für das Regenwasser-Management bei Starkregen. Nebenbei reduzieren sie
Windgeschwindigkeiten und bieten Lebensräume für eine Vielzahl an Tieren und
anderen Organismen.
Grafiken: 3:0 Landschaftsarchitektur
Mit dem Prinzip der Schwammstadt für Bäume soll
in dicht verbauten Gebieten zusätzlicher Raum für
Stadtbegrünung geschaffen werden. Dabei handelt
es sich um ein innovatives System, das die gesunde
Entwicklung großkroniger Bäume in befestigten Flächen
ermöglicht und unterirdischen Retentionsraum
für die Niederschlagswässer schafft. Das Konzept
stammt ursprünglich aus Skandinavien wo Großstädte
wie Stockholm dieses bereits seit mehreren Jahren
erfolgreich umsetzen. Stefan Schmidt von der HBL-
FA Schönbrunn hat, mit Daniel Zimmermann vom
Büro 3:0 und Erwin Murer von der BA für Wasserwirtschaft
(BAW), das Konzept nach Österreich gebracht
und forscht, gemeinsam mit den Kollegen des BAW,
federführend dazu. Im „Arbeitskreis Schwammstadt“
unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Gesellschaft
für Landschaftsarchitektur (ÖGLA) treibt
er mit Kolleginnen und Kollegen aus Praxis und Verwaltung
das Prinzip in Österreichs Städten voran.
Entstehen können diese „Schwammstadt-Baumzonen“
überall dort, wo sogenannter Grobschlag eingebaut
und verdichtet werden kann, der die Lasten der
Oberfläche in den Untergrund ableitet. In die dabei
entstehenden großen Hohlräume des Grobschlags
wird dann ein Feinsubstrat aus mineralischen und organischen
Bestandteilen eingeschlämmt, das für die
Versorgung des Baums zuständig ist. Es entsteht ein
durchwurzelbares Porensystem: Grobporen lassen
Luft und Wasser in den Boden eindringen und verteilen
diese. Die Feinporen halten Wasser gegen die
Schwerkraft und machen es pflanzenverfügbar. Dadurch
werden die Wurzeln von Stadtbäumen langfristig
gesichert mit Wasser und Nährstoffen versorgt.
Als Rahmenbedingung für die Implementierung des
Schwamms in der Stadt sind für jeden Baum mindestens
36 m 3 an Wurzelraum vorgesehen.
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19
Magazin
Die Maßnahme ist dabei dem betreffenden Standort
angepasst. Konkret heißt das, dass die Planung und
Realisierung des Schwammstadtbereichs mit den vor
Ort verfügbaren Materialien erfolgt und die Beschaffenheit
des Straßenraums und des Geländes in die
Ausführung mit einfließen.
Im Rahmen einer Kooperation setzten die Planer von
3:0 Landschaftsarchitektur und der Stoik & Partner
ZT GmbH diese Idee im Quartier am Seebogen in
der Wiener Seestadt Aspern um. Landschafts- und
Verkehrsplaner legten den Straßenraum in enger Zusammenarbeit
an – so war es hier möglich, Innovation
und Funktionalität miteinander zu verbinden.
Für den Stadtraum erweist sich diese Maßnahme
als unproblematisch – die Wurzeln samt Schwamm
beschädigen befestigte Flächen wie Straßen, Gehsteige
oder Stellplätze nicht. Zu verdanken ist dies
der anpassungsfähigen und gleichzeitig stabilen
Struktur des Straßenunterbaus. Zu erkennen ist dies
auch beim Projekt zur „Zukunftsweisenden Straßengestaltung
im Quartier am Seebogen“. Die Straßen
stehen nicht nur der Bepflanzung, sondern auch Fußgängern,
Radfahrern und dem motorisierten Verkehr
offen. Eine besondere Oberflächengestaltung macht
zudem auf die einzigartige Zusammensetzung des
Untergrundes aufmerksam.
Die Qualitätssicherung hat sowohl bei der Planung als
auch bei der Realisierung des innovativen Konzepts
einen hohen Stellenwert. Denn da der Schwamm fixer
Bestandteil des Straßentiefbaus ist, lassen sich
etwaige Fehler nach der Fertigstellung nur sehr aufwändig
beheben. Weiteres Ziel ist die Projektausführung
an mehreren und vor allem unterschiedlichen
Standorten. So ist es, wie gerade in der Seestadt
praktiziert, möglich die Entwicklung des Bodens und
der Pflanzen hinsichtlich unterschiedlicher Rahmenbedingungen
wissenschaftlich zu begleiten. Die Erstumsetzung
in der Seestadt Aspern fungiert dabei
als österreichisches Pionierprojekt für diese innovative
Form der Stadtbegrünung und direkten Klimawandelanpassungsmaßnahme
im Straßenraum.
Abstimmung Bauplatzränder
(Ausführung &
Materialität)
Sammelstellen in
Längsrichtung
mehrstämmige Bäume
Möglichkeitsraum
großzügige Vorbereiche
mit angepasster Ausstattung
Blick in Längsrichtung
Betonstein & Verlegemuster
der Sonnenallee
werden fortgesetzt
Standardmöblierung
große Beete als
atmosphärische
Begleiter
architektur FACHMAGAZIN
20
Magazin
20 Jahre später
Anfang Oktober eröffnete die EXPO 2020 in Dubai. Auf dem weitreichenden Gelände
wurden 192 Pavillons errichtet, von denen 80 Prozent nachgenutzt werden
sollen. Nachhaltigkeit und die erfolgreiche Entwicklung des Ausstellungsgeländes
in eine „Stadt der Zukunft“ werden, ähnlich wie bei Olympia, häufig von der Politik
versprochen. Doch ist dem auch so? 20 Jahre später ist es interessant festzustellen,
was von Versprechungen geblieben und eingelöst worden ist – oder auch nicht.
Fotos: Piet Niemann
Der Fotograf Piet Niemann hat sich vorgenommen,
von sämtlichen Arealen der EX-
POs eine fotografische Bestandsaufnahme
vorzunehmen, jeweils 20 Jahre nachdem
die Weltaustellungen stattgefunden haben.
So auch im Falle der EXPO 2000 in Hannover
deren Überbleibsel er im Spätherbst
letzten Jahres dokumentierte. Hier wurden
weite Teile des Areals nach Ende der Weltausstellung
sich selbst überlassen. Neben
dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang des
Jahrtausends hat, laut Niemann, auch die
städtische Politik und Stadtverwaltung eine
sinngemäße Nachnutzung aktiv verhindert,
da eine zu starke Konkurrenz für die
Hannoveraner Innenstadt befürchtet wurde.
Vom einstigen Charme des Areals, den
Besucher im Jahr 2000 erleben durften, ist
heute nicht mehr viel spürbar. Der Verfall
des visionären niederländischen Pavillons
vom MVRDV wurde zum Sinnbild der glücklosen
Nachnutzung, die weit hinter den Erwartungen
zurückblieb.
Der nächste Termin ist die EXPO 2005 in
Tokio – diese wird ebenso 20 Jahre später,
sprich 2025, fotografiert werden. Zu jeder
fotografierten EXPO soll neben Ausstellungen
jeweils ein Bildband erscheinen, sodass
im Laufe der Jahre ein Umfang entsteht,
der im Kontext ein größeres Bild zu skizzieren
vermag. Somit ist das erklärte Ziel eine
dokumentarische Arbeit, die stetig wächst,
einen reflektierenden Blick auf die Vergangenheit
ermöglicht und idealerweise Überlegungen
anstößt zum verantwortungsvollen
Handeln in der Zukunft.
www.pietniemann.de
www.architektur-online.com
Klimaneutral:
Quartier 12 in Graz
Alle Klimastrategien kommen zum
Schluss: Sowohl der urbane als auch
der ländliche Raum muss klimafreundlicher
gestaltet und effizienter genutzt
werden. Wie das auf Quartiersebene gelingen
kann, zeigt das Projekt „Quartier
12“ in den Reininghausgründen in Graz.
Das klimaneutrale Stadtquartier erfüllt
höchste Ansprüche in den sechs Bereichen
Städtebau, Gebäude, Versorgung, Mobilität,
Kommunikation und Management. Planungsgrundlage
dabei war der klimaaktiv
Standard für Siedlungen und Quartiere des
Klimaschutzministeriums, welcher Qualitätskriterien
für klimafreundliche Planung
und Umsetzung und eine Berechnungsmethodik
für den Nachweise der Klimaneutralität
anbietet.
Mit dem geplanten Mix aus Schulen und Gebäuden
mit durchmischter Nutzung, kurzen
Wegen und optimaler Anbindung an den
öffentlichen Verkehr, Wärmeversorgung
21
Entgeltliche Einschaltung des Klimaschutzministeriums
aus industrieller Abwärme, klimaaktiv Gold
Gebäuden und vielem mehr, erreicht das
„Quartier 12“ nach klimaaktiv Standard 893
von 1.000 möglichen Punkten. Dies gelang
dank integralem Planungsprozess, in dem
alle Fachexpert:innen die Herausforderungen
und mögliche Lösungen regelmäßig
diskutierten. Eine klimaaktiv Kompetenzpartnerin
begleitete das Projektteam und
bewertete die erarbeiteten Lösungsvorschläge
laufend.
Magazin
© schwarz.platzer.architekten.zt.gmbh
Weitere Infos zu klimaaktiv Services
für Siedlungen und Quartiere:
www.klimaaktiv.at/siedlungen
Design & Funktion
in Balance.
Die neue Zetra-Lamelle für Raffstoren
– Maximale Abdunkelung bei Tag und Nacht
– Geradlinige Geometrie fügt sich harmonisch
in die Fassadenoptik ein
– Maximale Gestaltungsfreiheit - von Farbe
bis Oberfläche
Der SonnenLicht Manager
Mehr erfahren:
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architektur FACHMAGAZIN
22
Bau & Recht
Mietzinszahlung
trotz Lockdown?
Zu der seit Ausbruch der Pandemie viel diskutierten Frage der Anwendbarkeit
des § 1104 ABGB auf Bestandverhältnisse über Geschäftsräumlichkeiten, die von
behördlichen Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie betroffen sind, liegen
inzwischen die ersten Gerichtsentscheidungen vor, aus welchen sich vereinzelt
Klarstellungen zum Anwendungsbereich und zu den Rechtsfolgen des § 1104
ABGB ergeben.
Text: Mag. Theresa Stachowitz und Mag. Matthias Nödl
§ 1104 ABGB besagt, dass wenn die in Bestand genommene
Sache wegen außerordentlicher Zufälle
wie Feuer, Krieg oder Seuche, großer Überschwemmungen,
Wetterschläge, oder wegen gänzlichen
Misswachses gar nicht gebraucht oder benutzt werden
kann, der Bestandgeber nicht zur Wiederherstellung
und der Bestandnehmer nicht zur Entrichtung
von Miet- oder Pachtzins verpflichtet ist.
Während § 1096 Abs 1 Satz 2 ABGB bloß „gewöhnliche
Zufälle“ erfasst, werden die Rechtsfolgen der
„außergewöhnlichen Zufälle“ in § 1104 ABGB geregelt;
beide Anwendungsfälle sind aber im Ergebnis
ident: Die Preisgefahr trägt der Bestandgeber. Der
maßgebliche Unterschied zwischen § 1096 ABGB
und den §§ 1104 f ABGB besteht darin, dass der Bestandgeber
bei „außergewöhnlichen Zufällen“ in der
Regel nicht zur Wiederherstellung verpflichtet ist.
Der Bestandgeber trägt damit zwar weiter die Preisgefahr,
von der Leistungsgefahr wird er aber befreit.
„Außerordentliche Zufälle“ im Sinn des § 1104 ABGB
sind elementare Ereignisse, die von Menschen nicht
beherrschbar sind, sodass für deren Folgen im Allgemeinen
von niemandem Ersatz erwartet werden
kann; diese Elementarereignisse treffen stets einen
größeren Personenkreis auf eine Weise, die durch
eine gesetzliche Regelung über Ersatzansprüche
nicht ausgeglichen werden kann.
Zu den in § 1104 ABGB ausdrücklich genannten Elementarereignissen
zählt auch die „Seuche“. Unter
einer Seuche versteht man eine Infektionskrankheit,
die infolge ihrer großen Verbreitung und der Schwere
des Verlaufs eine Gefahr für die Allgemeinheit
darstellt. Diese Definition trifft nach den inzwischen
vorliegenden Gerichtsentscheidungen auch auf CO-
VID-19 zu, weshalb eine dadurch verursachte Beeinträchtigung
des Gebrauchs oder der Nutzbarkeit
eines Bestandgegenstandes grundsätzlich in den
Anwendungsbereich des § 1104 ABGB fällt.
Weiters ergibt sich aus der vorliegenden Judikatur,
dass die Gebrauchsbeeinträchtigung nicht unmittelbar
aus der Pandemie selbst resultieren muss,
um sie dem Anwendungsbereich des § 1104 ABGB
zuzuordnen. Vielmehr seien auch die legistischen
Maßnahmen, welche die Nutzungsmöglichkeit des
Bestandobjekts beseitigen oder beschränken (z.B.
behördliche Betretungsverbote), als Folge der Pandemie
§ 1104 ABGB zu unterstellen; entscheidend sei,
ob die Gebrauchsmöglichkeit objektiv, gemessen am
Vertragszweck, beseitigt oder eingeschränkt ist.
Aus einer Einzelfallentscheidung des Obersten Gerichtshofes
(im Fall eines Sonnenstudios) ergibt sich
zu § 1104 ABGB überdies, dass ein Bestandnehmer
zur Mietzins- oder Pachtzinszahlung nicht verpflichtet
ist, wenn das Bestandobjekt aufgrund eines uneingeschränkten
behördlichen Betretungsverbotes
hinsichtlich des Kundenbereichs weder für den sonst
üblichen Betrieb (hier des Sonnenstudios) noch zu
Nebentätigkeiten (wie den Verkauf von Getränken)
noch für die Einlagerung von Gegenständen genutzt
werden kann.
www.architektur-online.com
| BA12-22G |
Magazin
Auch mit möglichen Auswirkungen von staatlichen
Förderungen im Zusammenhang mit COVID-19 (z.B.
dem Fixkostenzuschuss oder Zahlungen aus dem
Härtefallfonds) auf die Anwendung des § 1104 ABGB
hat sich die Rechtsprechung schon auseinandergesetzt;
dies zumal von Bestandgeberseite häufig argumentiert
wird, dass der Bestandnehmer – gleichsam
als Ausfluss einer Schadensminderungspflicht – verpflichtet
sei, staatliche Förderungen in Anspruch
zu nehmen und diese im Ausmaß des geschuldeten
Mietzinses an den Bestandgeber weiterzuleiten.
Das Landesgericht für ZRS Wien vertrat in diesem
Zusammenhang den Standpunkt, dass Geschäftsraummietzinse
und Pachtzinse z.B. als Fixkosten im
Sinne des Fixkostenzuschusses anerkannt werden,
ein Unternehmer als Bestandnehmer jedoch zur
Schadenminderung gegenüber dem Förderungsgeber
verpflichtet sei und sich daher beispielsweise
aktiv um eine Reduktion des Mietzinses oder eine
Aussetzung der Mietzinszahlungsverpflichtung bemühen
müsse. Dieser Schadenminderungspflicht
würde ein Bestandnehmer schon entsprechen, indem
dieser vom Bestandgeber die Rückzahlung aus seiner
Sicht zu viel bezahlter Mietzinse begehrt.
Ungeachtet der schon vorliegenden Rechtsprechung
sind bisher noch viele Rechtsfragen im Zusammenhang
mit der Anwendung und dem Wirkungsbereich
der §§ 1104 f ABGB – insbesondere
was im Falle einer zumindest teilweisen Nutzbarkeit
des Bestandobjektes gelten soll – ungeklärt. Hinzu
tritt, dass die Anwendung des § 1104 ABGB dispositiv
ist, weshalb diese auch zur Gänze oder teilweise,
ausdrücklich oder schlüssig abbedungen werden
kann. Die Beurteilung der Frage, ob und inwieweit
§ 1104 ABGB auf ein Bestandverhältnis anwendbar
ist und welche Auswirkungen die Anwendbarkeit auf
das jeweilige Bestandverhältnis hat, ist daher ganz
wesentlich von der Wertung der Umstände des jeweiligen
Einzelfalls abhängig.
Es ist daher zu erwarten, dass die Gerichte mit den
Nachwirkungen der Pandemie, insbesondere mit den
damit einhergehenden Beschränkungen der Nutzbarkeit
eines Bestandobjektes sowie den daraus abgeleiteten
Bestandzinsminderungsansprüchen wohl
noch länger beschäftigt sein werden und sich eine
vom jeweiligen Einzelfall abhängige, kasuistische Judikatur
zu §§ 1104 f ABGB entwickeln wird. Eine harte
Prognose, wie sich die Rechtsprechung zu den einzelnen
Rechtsfragen entwickeln wird, ist derzeit noch
nicht möglich.
Licht unlimited:
TwinCAT 3 Lighting Solution
für DALI-2
Die TwinCAT 3 Lighting Solution:
über Excel konfigurierbar, voll HTML- und webfähig,
dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar
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architektur FACHMAGAZIN
24
Urbanes Leben
more
or
less
Steigende Grundstückspreise und Wohnungsmieten, eine zunehmende
Individualisierung der Gesellschaft und die Explosion an Single-Haushalten
verlangen nach neuen Wohnformen. Flexibel, smart und leistbar soll er sein,
der Trend des sogenannten “Microliving”. Aber ist weniger wirklich mehr
und welche Chancen kann ein so radikales Umdenken bei allen Herausforderungen
eröffnen? Einige Beispiele machen es vor.
Text: Linda Pezzei
Gerade in den Städten stellen Single-Haushalte
schon heute die Mehrzahl aller Haushalte dar. Die
Ausdifferenzierung der verschiedenen Lebensstile
und -entwürfe hat mit den Konzepten des vergangenen
Jahrhunderts nicht mehr viel zu tun – indessen
hat sich beim Wohnungsangebot bis dato, bis auf wenige
Ausnahmen, kaum etwas getan. Einer regelrechten
Explosion der Ein- und Zweipersonenhaushalte
stehen Wohnformen gegenüber, die immer weniger
mit dem Leben zu tun haben, das darin tatsächlich
stattfindet. Dazu kommen steigende Mieten und
Wohnungsnot aufgrund des weiterhin ungebremsten
Zuzugs in die Metropolen.
Das Konzept Microliving
Eine Antwort auf diese Herausforderung ist das Konzept
des sogenannten “Microliving”. Darunter lassen
sich Wohnkonzepte verstehen, die aus kompakten
Kleinwohnungen bestehen, ergänzt um eine geteilte
Infrastruktur bis hin zu Gemeinschaftsräumen. Neben
einer entsprechend durchdachten räumlichen
Gestaltung ist gerade die sorgfältige Einbettung in
ein funktionierendes infrastrukturelles und soziales
Netzwerk von immenser Bedeutung. Denn wer
die private Wohnfläche radikal reduzieren und dies
gleichzeitig als Mehrwert erleben möchte, braucht
andernorts Freiräume zur persönlichen Entfaltung.
Per Definition handelt es sich bei solchen Mikro-Apartments
um in sich geschlossene, sehr kleine
Einzimmerwohnungen mit 14 bis 32 Quadratmetern
Platz für Wohn- und Schlafraum, Bad und eine Küchenzeile.
Gerade in den dichtbesiedelten, urbanen
Zentren Europas, Japans, Hongkongs und Nordamerikas
kann man hier einen regelrechten Boom
verzeichnen. Auch, weil sich die Gewinne für Bauherren
und Vermieter bei stetig steigenden Grundstückspreisen
und Baukosten auf diese Weise maximieren
lassen. Die Mieter entscheiden sich indes
meist aufgrund der relativ preisgünstigen Unterkunft
für diese Wohnform. Dabei ist das Microliving keine
neue Erfindung. Ähnliche Konzepte existieren bereits
seit geraumer Zeit – wie beispielsweise der Nakagin
Capsule Tower in Tokio von Kisho Kurokawa. Schon
1972 zogen die ersten Bewohner in die kleinen, ursprünglich
portablen Wohnkapseln ein. Als Vorläufer
der heutigen Mikroapartments gelten außerdem die
Apartment-Hotels, die ursprünglich für längere Geschäftsreisen
gedacht waren.
Soziologische Entwicklungen und kollektive Wohn-
Trends sind gleichzeitig immer auch Anlass für Architekten
und Hersteller, über neue, innovative und gut
gestaltete Lösungen nachzudenken. So entscheiden
sich mittlerweile immer mehr Mieter, losgelöst von
der finanziellen Frage, aufgrund des flexiblen Designs
und positiven, ökologischen Aspekten bewusst
für das Leben auf kleinstem Raum.
www.architektur-online.com
25
Microliving
Fotos: Hawa Sliding Solutions
Smarte Schiebeelemente
Hawa Sliding Solutions kann auf mehr als 50 Jahre
Erfahrung zurückblicken, wenn es um technische Lösungen
für das Schieben von Elementen in Raum und
Einrichtung geht. Seit zehn Jahren schreibt das Unternehmen
in diesem Zusammenhang einen Student
Award aus. 2020 ging es für die Teilnehmer darum,
unter dem Motto “Alleine zusammenwohnen” Lösungen
für Kleinwohnungen und Gemeinschaftsräume
auf dem Areal des Fernbusbahnhofs in der Mitte
Zürichs zu entwickeln. Das Szenario basierte auf der
Annahme, dass sich vor allem in urbanen Gebieten
die privat genutzte Wohnfläche künftig stark reduzieren
wird. Vieles, was sich heute innerhalb der eigenen
vier Wände befindet, wird sich in gemeinschaftliche
Bereiche verlagern – so die Voraussagen. Eine
Möglichkeit, die private Wohnfläche auf ein Minimum
zu reduzieren, ohne dabei an räumlicher Qualität zu
verlieren, besteht in dem smarten Einsatz von Schiebeelementen,
die auf unkomplizierte und schnelle
Weise immer wieder einen neuen “Raum im Raum”
schaffen können.
u
architektur FACHMAGAZIN
26
Urbanes Leben
Raum für das, was zählt
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt bumblebee. Die Kreativschmiede
aus San Francisco denkt Räume bewusst
dreidimensional. Modulare und flexible Möbel
sollen dabei helfen, den vorhandenen Platz effizienter
zu nutzen. Bett und Stauraum verschwinden in
der Decke und das Schlafzimmer wird zum videocalltauglichen
Homeoffice oder großzügigen Yogaraum.
Alles hat seinen Zweck und Platz zu schaffen muss
nicht zwangsläufig mit Kompromissen einhergehen.
Faltbett und Wandschrank next level könnte man sagen.
Dazu gibt es natürlich eine eigene App: Damit
lässt sich jede Adaption im Raum virtuell im Voraus
programmieren und robotergesteuert per Siri justieren.
Diese Lösung eignet sich vor allem für bestehende
Altbauten mit hohen Räumen, aber auch für Neubauprojekte
– wie „The Smile“ von BIG - Bjarke Ingels
Group beweist. Das gemischt genutzte Wohnprojekt
bietet inmitten des New Yorker Szeneviertels Harlem
erschwingliche Mietwohnungen zum Marktpreis. Die
kleinsten davon wurden mit dem modularen Möbelsystem
von bumblebee gestaltet.
Fotos: Bumblebee
www.architektur-online.com
27
Microliving
Zusammen ist man weniger allein
“LIFE Co-Living Space” ist ein 16-stöckiges Gebäude
im dichtbesiedelten Seoul, das jungen Erwachsenen
140 private Mikrostudios sowie gemeinschaftlich
genutzte Bereiche bietet. Während jede der 16 bis
23 Quadratmeter umfassenden Wohneinheiten mit
Küche und Bad ausgestattet ist, laden eine Gemeinschaftsküche,
ein Arbeitsbereich, eine Lounge, ein
Fitnessstudio und der Dachgarten zur sozialen Interaktion
der Bewohner ein. Das Ziel von Innenarchitekt
Ian Lee und Auftraggeber Fastfive bestand darin, ein
Gefühl von Zuhause zu schaffen. Das Projekt ist aber
auch das Ergebnis der Suche nach einem Gleichgewicht
zwischen gestalteter Fläche und Raum für
persönliche Gestaltung. Die Designelemente stehen
Fotos: Texture on Texture
dementsprechend nicht im Mittelpunkt, sondern bilden
lediglich eine ruhige Kulisse für die Mieter und
deren Habseligkeiten. Ein Maximum an Stauraum,
flexible Einbauten, gepolsterte Sitzecken sowie lichtdurchlässige
Elemente aus Riffelglas lassen viel individuellen
Spielraum. Positiver Nebeneffekt: Kleinstwohnungen
erfordern einen bewussteren Konsum. u
architektur FACHMAGAZIN
28
Urbanes Leben
Eine urbane Hütte
Im Zentrum der Stadt Albino im italienischen Bergamo
entwarf Francesca Perani ein nur 25 Quadratmeter
kleines Mikroapartment für ein ortsansässiges
Paar italienischer und persischer Herkunft. In diesem
Zuge gestaltete die Architektin und Designerin eine
offene Veranda, die früher als Lagerraum genutzt
wurde, mit viel Ironie und Leichtigkeit um. Mit der
Absicht, die saisonalen Nutzungsmöglichkeiten zu
erweitern sowie neue zuzulassen, wurde die Hütte so
konzipiert, dass sie ein Gefühl von Ruhe und Intimität
im Einklang mit der umgebenden Natur vermittelt
und gleichzeitig Privatsphäre gegenüber dem dicht
besiedelten Stadtgebiet bietet. Die äußere Form
wurde dabei unverändert beibehalten, lediglich eine
„zweite Haut” in Form eines frei gefalteten, perforierten
Metallgitters vorgelagert. Die extreme Enge des
Bestandes bedingte einen vollständig maßgeschneiderten
Innenausbau, bei dem Flexibilität und Mehrfachnutzung
sowie kostengünstige Materialien zu
Schlüsselfaktoren wurden. Im Ergebnis verschmelzen
eine kühne, zeitgenössische Architektur und iranische
Kultur miteinander und sorgen für ein beruhigendes
Gefühl von Intimität und Wärme.
Fotos: Francesca Perani
www.architektur-online.com
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Microliving
Drei in einem
Das Briefing: eine schier unmögliche Aufgabe. Die
Antwort: ein radikales Konzept. Die Architekten
NEUHÄUSL HUNAL sollten in Prag eine Küche, ein
Esszimmer und ein Wohnzimmer gestalten – auf gerade
einmal 20 Quadratmetern Fläche. Die einzige
Möglichkeit: absoluter Minimalismus und ein einziges
Möbelstück in Form eines kompakten Blocks.
Eine komplette Küche mit Kaffeemaschine, Kühlschrank,
Esstisch, Stühlen, Sofa, Projektor, Fußstützen,
Couchtischen, Beleuchtung, Stauraum sind darin
enthalten. Ebenso die Türen, die in den privaten Teil
der Wohnung führen. Das eingefügte Volumen fungiert
als neutraler Hintergrund und gleichzeitig als
“Schweizer Taschenmesser”. Charakter und Atmosphäre
des Raumes werden durch die aktuelle Nutzung
definiert. Wenn eine bestimmte Aktivität nicht
stattfindet, bleibt sie verborgen und nimmt den ohnehin
kleinen Raum nicht unnötig in Anspruch. Helle,
glatte Oberflächen maximieren den freien Raum. Die
leeren Volumen von Küche und Sofa stehen in bewusstem
Kontrast zueinander. Die leere Wand dient
zusätzlich als Projektionsfläche.
u
Fotos: Studio Flusser
architektur FACHMAGAZIN
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Urbanes Leben
www.architektur-online.com
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Microliving
Fotos: Ståle Eriksen
Microliving im 21. Jahrhundert
Das sich in London befindende Renovierungsprojekt
“Shoji Apartment” ist eine Studie von Proctor & Shaw
Architects über Materialität, Transparenz und Zurückgezogenheit.
Es wurde als Prototyp für Kleinstwohnungen
in bestehenden Wohngebäuden mit
räumlich begrenzten Innenräumen, aber traditionell
großzügigen Deckenhöhen konzipiert. Heruntergekommene
und ungemütliche Zellenräume werden in
diesem Zuge durch einen großzügigen, multifunktionalen
Wohnraum ersetzt, der eine lichtdurchlässige,
von traditionellen japanischen Shoji-Schirmen inspirierte
Schlafkabine umgibt. Durch die geschickte
Stapelung von Einheiten in einem einzigen hohen Volumen
wird ein zusätzlicher Innenbereich geschaffen,
der auf nur 29 Quadratmetern ein echtes Gefühl von
Luxus und Designqualität vermittelt. Der Entwurf
liegt unter den 37 Quadratmetern, die in den aktuellen
technischen Wohnstandards genannt werden,
und stellt damit erfolgreich die Weisheit der Mindestflächenstandards
als unveränderlichen Maßstab für
Qualität in Frage.
Ob Alt- oder Neubau – all diese Beispiele zeigen, dass
bei geschickter Adaption oder Planung, Wohnen auch
in den Zentren heutiger Metropolen gleichzeitig leistbar
und qualitativ hochwertig sein kann. In Zukunft
gilt es einmal mehr, vorhandenen Raum effizienter
zu nutzen. Kleiner zu bauen, kann Mietpreise senken,
den Verbrauch von Materialressourcen (und Abfall)
verringern und Innovationen im Design fördern – vom
geschaffenen Raum bis hin zur Ausstattung und Einrichtung.
Neue Technologien und sich verändernde
soziale Muster ermöglichen ein kompakteres Leben,
digitale Technologien lassen den Arbeitsplatz in einer
Tasche Platz finden. Der Aufschwung der Sharing
Economy fördert eine Form von Effizienz, die auch
unseren Bedarf an privatem physischem Raum verringern
kann. Im gleichen Ausmaß wird unser Bewusstsein
für die ästhetischen und wohltuenden Vorteile
von „weniger ist mehr” wachsen.
•
architektur FACHMAGAZIN
32
Urbanes Leben
Die urbane Insel
Nolistra / Straßburg, Frankreich / LAN Architecture
Text: Edina Obermoser Fotos: Charly Broyez, Lorenzo Zandri
Eingefasst vom Saint-Urbain Friedhof, dem Stadtpark
Étoile sowie der Schnellstraße E52 fügt sich das
Projekt in den städtebaulichen Kontext ein. Dem Namen
nach soll Nolistra, der „Nouveau Lieu de Strasbourg“,
laut den Architekten zum neuen „Place to be“
in der elsässischen Stadt werden. Dafür entwickelten
sie ein achtteiliges Ensemble mit Mischnutzung. Die
einzelnen Baukörper sind rund um einen begrünten
Innenhof, der auch als Gemeinschaftsgarten genutzt
wird, angeordnet und bieten Platz für Wohnungen,
Gewerbeflächen, Büros und ein Hotel. Sie ergeben
einen in sich geschlossenen, fast intimen Stadtblock,
der zum autonomen Ökosystem inmitten der Stadt
wird. Gleichzeitig schließt man die Nachbarschaft
aber nicht aus – ganz im Gegenteil. Durch die Positionierung
der Volumen entstehen gezielte Blickachsen
und Verbindungen zur Umgebung.
Das Design der acht Blöcke ist einheitlich und verleiht
dem Projekt seinen Wiedererkennungswert. Sie
unterscheiden sich in Höhe und Form, haben aber
die gleichen, streng gerasterten Lochfassaden. Seine
Identität erhält jeder von ihnen durch einen eigenen
Farbton. Dieses Konzept erinnert an eine moderne Interpretation
von Haussmann, der einst Einheit in der
Vielfalt und vice versa suchte. So erscheint Nolistra
wie aus einem Guss und ist doch abwechslungsreich.
Im Entwurfsprozess wurde der gesamte Lebenszyklus
der Gebäude berücksichtigt und die Konstruktion
dementsprechend angepasst. Das Ergebnis sind tragende
Außenwände, kompakte Erschließungskerne
und offene Grundrisse, die Flexibilität und zukünftige
Nutzungsänderungen ermöglichen.
u
Das urbane Entwicklungsgebiet
Étoile stellt das
Bindeglied zwischen dem
Straßburger Zentrum und
dem südlich gelegenen
Bezirk Neudorf dar. Mit
Nolistra gestaltete das
Büro LAN Architecture
den jüngsten und finalen
Zuwachs des Areals.
Dafür entwickelte es
nicht nur einen, sondern
acht Baukörper mit bunt
gemischter Nutzung, die
mit ihrem pastellfarbenen
Farbcode wie eine eigenständige
Insel wirken.
www.architektur-online.com
33
LAN Architecture
architektur FACHMAGAZIN
34
Urbanes Leben
Die Blöcke variieren in
Höhe, Form und Farbe.
Braun-, Rosa-, Gelb- und
Grüntöne verweisen
nicht nur auf die Bauten
der Umgebung, sondern
sorgen außerdem für
Identität und bessere
Orientierung.
Einen besonderen Fokus legten die Planer außerdem
auf die Fassaden. Sie sollten die einheitlichen Ansichten
nicht nur abschließen, sondern vielmehr zur
verbindenden Hülle werden, hinter der alle Bewohner
gleich sind. Nach dem Vorbild der historischen Bauten
Straßburgs setzte man deshalb auf Repetition.
Dafür kam ein modulares Raster zum Einsatz. Dieses
fasst jeweils vier Fenster zu einer Einheit zusammen
und wirkt wie ein großes Sprossenelement. Die Öffnungen
dienen dazu, die verschiedenen Maßstäbe
in Einklang zu bringen: den gebauten und den des
Menschen.
Während die Fensteröffnungen auf größtmögliche
Einheitlichkeit abzielen, ist bei der Farbgebung der
Betonbauten genau das Gegenteil der Fall. Hier holte
sich das Pariser Büro Inspiration aus der Nachbarschaft
und von den traditionellen Bauten des
Elsass. Das Ergebnis ist eine harmonische Palette
an Pastelltönen: Rötliches Braun stellt einen Bezug
zum historischen Bestand Straßburgs her. Olivgelb
findet sich in den Fachwerkhäusern des Gerberviertels
Little France und Himmelblau auf dem angrenzenden
Friedhofsgelände wieder. Zartes Rosa verweist
auf die Ansichten, der für den Stadtteil Neudorf
typischen Gebäude. Der höchste Baukörper ist in
dunklem Blau gestaltet und fällt bereits von Weitem
auf. Drei Blöcke in Grünnuancen und Grau komplettieren
die bunte Komposition.
www.architektur-online.com
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LAN Architecture
Das gesamte Projekt folgt einem nachhaltigen Ansatz:
Mit einer sinnvollen Dichte demonstriert es, wie
zeitgemäße, ressourcenschonende Architektur in
der Stadt funktioniert. Man nutzt eine gemeinsame
Infrastruktur und fühlt sich zugehörig, genießt aber
trotzdem genügend Anonymität. Die Grundrisse der
einzelnen Blöcke sind hinsichtlich Effizienz und Komfort
optimiert. Sie sorgen neben einer guten Energiebilanz
in erster Linie dafür, dass sich die Nutzer
wohlfühlen. Insbesondere der zweite Aspekt gewann
in Anbetracht der Pandemie an Wichtigkeit. Neben
großen Fenstern, durch die jede Menge Tageslicht
ins Innere gelangt, verfügt jede Wohnung über eine
Loggia oder einen Wintergarten. Diese erweitern in
der kalten Jahreszeit den Wohnraum und werden im
Sommer zur geschützten Freifläche. Darüber hinaus
verbinden sie Innen- und Außenraum und ermöglichen
weite Blicke über die französische Stadt.
Das Nutzungsprogramm von Nolistra gestalteten die
Architekten abwechslungsreich. Mit unterschiedlichsten
Funktionen ist das Ensemble wie eine kleine
Stadt innerhalb der Stadt organisiert. Sechs der
Komplexe, darunter auch der 18-stöckige Turm, sind
ganz dem Wohnen gewidmet. In ihnen befinden sich
insgesamt 178 Wohneinheiten verschiedener Größe.
Neben Apartments zum Kauf und zur Miete gibt es
auch Sozialwohnungen. Die anderen beiden Blöcke
beinhalten ein Hotel sowie Büros. In den unteren
Bereichen sind jeweils Shops und Gastronomie untergebracht.
Den Abschluss bilden unterirdische
Parkplätze. Die Geschäftsflächen mit Kulinarik und
Grundversorgung verfügen über bis zu fünf Meter
Raumhöhe und ermöglichen einen fließenden Übergang
zum angrenzenden Stadtraum sowie dem zentralen
Garten hin.
u
architektur FACHMAGAZIN
36
Urbanes Leben
Die kräftigen Farben ziehen sich bis ins Innere der
Häuser weiter. Sämtliche Gemeinschaftsbereiche –
wie die zweigeschossig ausgeführten Foyers, die Flure
und Loggien – folgen dem Design der Fassaden
und verstärken damit das Gemeinschaftsgefühl in
den einzelnen Blöcken. Die Innenräume sind dagegen
schlicht und funktional gestaltet und warten darauf,
von den Bewohnern mit Leben gefüllt zu werden.
Nolistra bietet als urbane Insel alles, was es zum Leben
braucht. Bunt sind hier nicht nur die einzelnen
Baukörper, sondern auch die Nutzung. Auf subtile
Art und Weise gelingt es LAN Architecture traditionelle
Komponenten der Stadt aufzugreifen und diese
in ein modernes und nachhaltiges Projekt zu übersetzen.
Die pastellfarbenen Fassaden sorgen für gute
Laune und ermöglichen es dem Planerteam, trotz
Wiederholung nicht in Monotonie zu verfallen. Auch
wenn wir alle unsere Privatsphäre schätzen – ein Gefühl
von Gemeinschaft und ein wenig symbolisches
Zusammenrücken tut in Zeiten wie diesen wohl jedem
gut.
•
Auch in den Loggien, die sowohl an die
einzelnen Wohneinheiten als auch an die gemeinschaftlichen
Bereiche anschließen und
Ausblicke auf Straßburg bieten, setzt sich
die Farbgebung der Bauten fort.
www.architektur-online.com
37
LAN Architecture
Nolistra
Straßburg, Frankreich
Bauherr:
Bauunternehmen:
Planung:
Partnerarchitekten:
Landschaftsarchitektur:
Statik:
ADIM EST
URBAN DUMEZ
LAN Architecture
TOA Architectes
Archimed
CTE
Grundstücksfläche: 45.412 m 2
Bebaute Fläche: 24.407 m 2
Nutzfläche: 20.180 m 2
Planungsbeginn: 2015
Fertigstellung: 2021
Baukosten:
37 Mio. € (exkl. MwSt.)
www.lan-paris.com
„Wir folgen der Idee, die Architektur als einen
Tätigkeitsbereich an der Schnittstelle
mehrerer Disziplinen zu erforschen. Diese
Haltung ist inzwischen zu einer Methodik
geworden. Sie ermöglicht es uns – auf der
Suche nach einer Vision, die soziale, urbane,
ökologische und funktionale Fragen
einbezieht – neue Gebiete zu erkunden.“
Umberto Napolitano & Benoit Jallon,
LAN Architecture
© Claire Dorn
architektur FACHMAGAZIN
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Urbanes Leben
Besser wohnen
für alle
Wohnhaus P77-79 / Oslo, Norwegen / Reiulf Ramstad Arkitekter
Text: Linda Pezzei Fotos: Ivar Kvaal, Reiulf Ramstad Arkitekter
Mit P77-79 haben die in Norwegen und Dänemark
ansässigen Reiulf Ramstad Arkitekter ein innovatives
Wohnobjekt im Herzen von Oslo geschaffen.
Das Projekt ist so konzipiert, dass es sensibel auf die
umliegende historische Bebauung aus dem 18. und 19.
Jahrhundert reagiert und gleichzeitig ein vielfältiges
Angebot an Wohnungen unterschiedlicher Größe und
Identität bietet, sowie eine vielfältige und lebendige
Gemeinschaft im Viertel fördern soll.
In dem von historischen Bauten geprägten Stadtteil
Fagerborg kennen sich die ortsansässigen Architekten
Reiulf Ramstad Arkitekter bereits bestens aus.
Der neue Kindergarten des Osloer Viertels stammt
ebenso wie das 2020 fertiggestellte Wohngebäude
P77-79 aus ihrer Feder und wurde 2010 mit dem norwegischen
Architekturpreis Sundts premie ausgezeichnet.
Wie bei vielen Projekten von RRA wurde der
Entwurf auf Grundlage eines sehr ortsspezifischen
Ansatzes entwickelt.
Reiulf Ramstad Arkitekter erklären ihren stark konzeptionellen
Ansatz so: “Unsere Arbeit ist vielfältig,
und jedes Projekt hat einen eigenen Zweck und
eine einzigartige Geschichte, die auf sozialen, wirtschaftlichen
und kulturellen Gegebenheiten basieren.
Dieser Grundsatz wird sich nicht ändern, aber
die Art und Weise, wie wir architektonische Qualität
konzipieren, ist ein fortlaufender Prozess, der immer
im Fluss bleibt.” Dieser Gedankengang spiegelt sich
auch im Konzept des Wohnbaus in der Pilestredet
wider, das als eine Antwort auf den historischen
Kontext des Stadtteils Fagerborg zu verstehen ist.
Darüberhinaus suchen die Architekten stets die Interaktion
und Kommunikation ihrer Bauwerke mit
der Umgebung und ihren BewohnerInnen. Tradition
und Innovation sollen – architektonisch sorgfältig
durchdacht – dazu beitragen, zukünftig eine diverse
Nachbarschaft zu stärken.
u
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39
Reiulf Ramstad Arkitekter
architektur FACHMAGAZIN
40
Urbanes Leben
Neben dem sozialen und baulichen Kontext war es
den Architekten zudem ein Anliegen, ein umweltfreundliches
und urbanes Wohnumfeld von hoher
Qualität zu schaffen: „Die Architektur sollte im Einklang
mit der Natur stehen und eng mit der Umgebung
verbunden sein, in der sie sich befindet. Wir
müssen danach streben, mit der Umwelt zu koexistieren,
sie zu schützen und zu erhalten.” So reagiert das
insgesamt 59 Wohneinheiten umfassende Ensemble
nicht nur sensibel auf die umliegenden historischen
Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, es nimmt
bewusst Rücksicht auf einen besonderen Übergang
im Stadtgefüge der Viertel Fagerborg, Majorstuen,
Norabakken und Stensparken. Der neue Wohnkomplex
besteht daher aus drei Blöcken, die von vier auf
sechs Stockwerke ansteigen. Während die unteren
Gebäude eine Stadthaus-Architektur aufweisen, die
sich nach oben hin allmählich von der Straße zurückzieht
und so fließend in das historische Gefüge von
Fargerborg mit seinen Stadtvillen übergeht, wurde
das größere, nach Süden ausgerichtete, Volumen als
Stadtblock konzipiert und reagiert somit auf seine
prominente Lage an der Straßenecke.
Räumliche Qualität war den PlanerInnen aber nicht
nur in städtebaulicher Hinsicht wichtig. Dieses deutlich
erkennbare Anliegen zieht sich konsequent bis
ins Innere der Gebäude und die einzelnen Wohneinheiten
weiter. Der größte Block umfasst pro Etage
sechs bis acht davon, angeordnet um ein zentrales,
offenes Atrium. Die beiden kleineren, nördlich gelegenen
und zum Park hin ausgerichteten Blöcke weisen
das gleiche Grundrissprinzip mit vier Wohnungen auf
jeder Etage auf. Auffallend ist die besonders hochwertige
und elegante Gestaltung der Gemeinschaftsbereiche,
die regelrecht zum Verweilen und zum gegenseitigen
Austausch auffordert und sich auch in den
Außenraum erstreckt: Alle BewohnerInnen haben
Zugang zu den Dachgärten mit Gartenparzellen, die
Ausblicke auf den Park und die Stadt eröffnen.
Wider aller Erwartungen bietet P77-79 aber nicht nur
teure Penthouse-Wohnungen für Besserverdienende,
sondern ein bewusst vielfältiges Angebot an Wohnungen
unterschiedlicher Größe und Identität, die
sich an eine Vielzahl von Menschen in unterschiedlichen
Lebenssituationen richtet. Für die Architekten
eine Voraussetzung dafür, eine lebendige und diverse
Wohngemeinschaft zu generieren: „In unserer Arbeit
glauben wir daran, bessere Landschaften, bessere
Stadtbilder und bessere Gebäude zu schaffen – aller
Arten, für alle Menschen.” So gehört auch ein Nachbarschaftscafé
zur Anlage, das als Treffpunkt für die
Hausgemeinschaft sowie als Kontaktpunkt zu AnwohnerInnen
aus den angrenzenden Vierteln fungiert.
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41
Reiulf Ramstad Arkitekter
Qualität und ein hohes Maß an Detailtreue bei der
Materialwahl zeichnen den Wohnkomplex zusätzlich
aus. Die Palette an Materialien ist bewusst schlicht
gehalten – im Außenbereich dominiert die helle
Backsteinfassade, für die auf handgefertigte Ziegel
zurückgegriffen wurde. Das gesamte Projekt erhält
dadurch auf subtile Art einen noch menschlicheren
Charakter und verleiht dem wichtigsten Entwurfs-Aspekt
architektonisch Ausdruck: Ein historisches Material,
das von Hand in einer sehr skulpturalen Weise
zusammengesetzt werden kann und dadurch die
Identität des Ortes definiert. Die ausgewählten Ziegel
wurden allesamt von Hand gebrannt, sodass sie eine
ganz besondere Patina und raue Textur aufweisen.
Das Fassadenbild der neuen Gebäude zelebriert gelungen
eine lange handwerkliche und vor Ort verwurzelte
Tradition, die – kombiniert mit klaren Linien und
bodentiefen Fenstern – viel Raum für eine moderne,
zeitgemäße Architektursprache lässt.
u
Die Anordnung der einzelnen Baukörper zueinander
und die Einbettung in die umgebende
Bestandsbebauung bestimmen die Qualität
dieses Wohnbauprojekts maßgeblich.
architektur FACHMAGAZIN
42
Urbanes Leben
Die großzügig konzipierten und gut durchdachten internen
Gemeinschaftsbereiche zeichnen sich durch
robuste Materialien aus. Wände aus Ortbeton sorgen
für einen modernen, zeitlosen Ausdruck und werden
durch bewusst eingesetzte Lichtführung gekonnt in
Szene gesetzt: „Wenn wir ein Gebäude entwerfen,
müssen wir als Architekten sowohl an die stechende
Sommersonne als auch an die blasse Wintersonne
denken, um das ganze Jahr über eine gute Nutzung
zu ermöglichen. In vielerlei Hinsicht kann man sagen,
dass man, wenn man in Norwegen ein gutes Haus
entwirft, in Wirklichkeit das Licht zeichnet.“ So wirken
die Innenräume in Kombination mit dem warmen
Eichenholz weder kalt noch abweisend, sondern vielmehr
edel und ganz und gar natürlich und authentisch.
Die Flächen der Fußböden und Decken sowie
das als kunstvolle Geometrie umgesetzte und losgelöst
in den Raum gefügte Treppenhaus verleihen
dem Atrium die Atmosphäre einer Galerie, die erst
durch die BewohnerInnen selbst inszeniert und zum
Leben erweckt wird.
Mit P77-79 ist Reiulf Ramstad Arkitekter ein zeitloses
Meisterstück gelungen, das weder laut schreien,
noch sich in seinem Umfeld profilieren muss, um dennoch
selbstbewusst und präsent eine wichtige Position
im städtebaulichen Gefüge einzunehmen. Ein
Beispiel dafür, wie die neue Stadt funktionieren kann,
ohne dabei Traditionen zu verleugnen oder sich zu
sehr anzubiedern. Den BewohnerInnen kann ein solches
Gebäude ebenso Selbstvertrauen verleihen und
langfristig zu einem diversen und gut durchmischten,
vernetzten Stadtgefüge beitragen.
•
www.architektur-online.com
43
Reiulf Ramstad Arkitekter
Ebene 6
0
5
30 m
Ebene 3
0
5
30 m
Ebene 1
0
5
30 m
Pilestredet 77-79
Oslo, Norwegen
Bauherr:
Planung:
Statik:
Nutzfläche: 7.100 m 2
Planungsbeginn: 2015
Bauzeit: 2018-2020
Fertigstellung: 2020
www.reiulframstadarkitekter.com
Aspelin Ramm Eiendom AS
Reiulf Ramstad Arkitekter
Haug og Blom-Bakke
„Ein Großteil der Arbeit eines Architekten hat natürlich
mit praktischen Dingen zu tun. Und das muss auch
so sein. Es liegt jedoch in unserer Verantwortung, die
Grenzen des Möglichen auszuloten und auszudehnen
– sowohl, was den architektonischen Raum betrifft, als
auch die Mentalität derer, die ihn bewohnen.”
Reiulf Ramstad Arkitekter
architektur FACHMAGAZIN
44
Urbanes Leben
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45
FRPO Rodriguez & Oriol
Scheinbar
unscheinbar
Estación San José / Toluca, Mexiko / FRPO Rodriguez & Oriol
Text: Linda Pezzei Fotos: Luis Gallardo
Die gemischt genutzte Infrastruktur „Estación San
José“ in Toluca de Lerdo wurde von dem in Madrid
ansässigen Architektenteam FRPO konzipiert und
realisiert und soll sich in Zukunft zum neuen kulturellen,
wirtschaftlichen und aktiven Zentrum des bevölkerungsreichsten
Einzugsgebiets der gesamten
mexikanischen Republik entwickeln. Maßgeblich für
den Erfolg: äußerst flexible Strukturen, eine hohe architektonische
Qualität und eine enge Anbindung an
die umgebenden Strukturen.
Örtliche Gegebenheiten wie eine hohe Bebauungsdichte
sowie die privilegierte Lage am nördlichen
Rand der Avenida Juárez, die das historische Viertel
der Hauptstadt des Bundesstaates Mexikos mit dem
Universitätsviertel im Süden verbindet, und ein Dialog
mit dem Kulturerbe des Umfelds prägten die Herangehensweise
der Architekten ebenso sehr wie die
vielfältigen und scheinbar unvereinbaren programmatischen
Anforderungen der privaten Bauherrschaft.
Die Lösung bestand also darin, eine flexible
Struktur zu organisieren, welche die Repetition und
Überlagerung von Ebenen ermöglichen würde. Ziel
dieser Strategie: die Fläche auf Straßenebene zu vervielfachen,
um verschiedene Nutzungsmöglichkeiten
zu generieren. Der Estación San José beherbergt als
Resultat Parkplätze, Büros, Co-Working-Spaces, Kulturräume
und Geschäftsbereiche mit der Option auf
zukünftige Adaptionen und Verflechtungen. u
Am nördlichen Rand der
Avenida Juárez, die das
historische Viertel von
Toluca mit dem Universitätsviertel
im Süden
verbindet, befindet sich
der Estación San José aus
der Feder des Architektenteams
von FRPO.
Die gemischt genutzte
Infrastruktur im Stadtzentrum
des bevölkerungsreichsten
Ballungszentrums
der gesamten
mexikanischen Republik
vereint Parkhaus, Büround
Co-Working-Bereiche
sowie kulturelle und kommerzielle
Räume unter
einem Dach.
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46
Urbanes Leben
Die umhüllende Struktur
lässt einerseits Ausblicke
aus dem Innenraum
auf die umgebende
Stadtlandschaft zu,
andererseits wirkt sie von
außen betrachtet beinahe
dematerialisierend auf
das Volumen.
Das Projekt versteht sich nicht nur als neues kulturelles
und wirtschaftliches Zentrum auf lokaler wie
städtischer Ebene, sondern auch als ein sozialer Begegnungsort
mit dem Ziel, das Stadtzentrum neu zu
beleben. Ein öffentlich zugänglicher Garten auf dem
Dach des Gebäudes setzt diesem Ansinnen sprichwörtlich
die Krone auf und bietet eindrucksvolle
Ausblicke auf den großen Nevado de Toluca, einem
der höchsten Berge Mexikos, der sich im westlichen
Bereich der nahen Sierra Volcánica Transversal befindet.
Dennoch stellt sich der Baukörper nicht als
markanter Eindringling in einem bestehenden und
gewachsenen Gefüge dar, scheint trotz seiner imposanten
Größe vielmehr mit der urbanen Umgebung
zu verschwimmen. Die helle Farbgebung und
die durchlässige Fassadenstruktur tragen ihren Teil
dazu bei, dass der Estación San José trotz seines
Volumens scheinbar unscheinbar, leicht und elegant
daherkommt.
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47
FRPO Rodriguez & Oriol
Funktion und Ästhetik basieren auf einem strukturellen
Grundgerüst aus einem Feld von Pfeilern, auf
denen wiederum eine zweifache Ebene schlanker
Träger ruht, die dem Ganzen Charakter und eine harmonische,
geometrische Formensprache verleiht. Die
aufliegenden horizontalen Platten bieten zum einen
Platz für jegliche Nutzungen, sind an anderer Stelle
wiederum durch Öffnungen räumlich aufgelöst, sodass
sich verschiedene vertikale Verbindungen und
Blickbeziehungen ergeben. Das Tragwerk aus nacktem
Beton rückt nicht nur die Eleganz der Statik ins
Auge des Betrachters, folgerichtig bleiben auch alle
Installationen sichtbar und unverblendet. Die Detailliebe
und Exaktheit des Planungsprozesses treten
dabei deutlich zutage: Kein Fehler kann im Nachhinein
kaschiert werden – die Eleganz dieses so rohen
und ehrlichen Bauwerks liegt daher in dessen Authentizität
und dem Mut, wegzulassen.
Eine fast sanft anmutende, leichte Metallhaut umhüllt
das so entstehende Volumen und verleiht den
begehrtesten Ausblicken einen würdigen Rahmen:
Kathedrale, Botanischer Garten Cosmovitral und Nevado
de Toluca erscheinen wie auf Gemälde gebannt.
Die perforierte Metallhaut wirkt dabei wie ein leichter
Vorhang, hinter dem diffus die urbanen Strukturen
und das Tageslicht durchschimmern. Man fühlt
sich im Inneren wie in Watte gepackt, weit weg von
der Großstadthektik, Lärm und Gestank. Begibt man
sich auf die andere Seite der Fassade, unterscheidet
sich die Außenwahrnehmung erstaunlicherweise
gar nicht so sehr von diesem Gefühl. Das Volumen
scheint beinahe zu verschwimmen, löst sich zum
Himmel hin gar auf und will sich nicht recht fassen
lassen. Man nimmt das Gebäude im ersten Augenblick
zwar wahr, doch schon im zweiten fügt es sich
so selbstverständlich in das optische Bild, dass man
nicht weiter darüber nachdenken muss. Was bleibt,
ist ein vertrautes Gefühl.
u
architektur FACHMAGAZIN
48
Urbanes Leben
Die Dachterrasse soll noch
begrünt und den Nutzern
als lebendige Parkfläche
inmitten der Stadtlandschaft
zugänglich
gemacht werden.
Der Estación San José wurde auf einem ehemaligen
Parkplatz errichtet, dessen Funktion auch im neuen
Gebäude erhalten bleibt. Die Flächen gliedern sich in
eine offene, durch Rampen verbundene Parkebene
mit angebundenen Geschäfts- und Büroflächen sowie
eine Art Turm, von dem aus über eine großzügige
Wendeltreppe ein begrünter Dachgarten erschlossen
wird. Die oberen Geschosse heben sich auch in der
Nutzung von den darunter liegenden ab – hier beginnt
die autofreie Zone. Diese Kombination von Räumen
wird derzeit noch eingerichtet und auch der Dachgarten
befindet sich noch in der Entstehungsphase.
In seiner zurückhaltenden Schlichtheit sowie dank
einem wohltuenden ästhetischen Anspruch darf der
Estación San José durchaus als Leitbild für andere
Städte und Quartiere dienen. Die feinsinnige Interaktion
mit der bestehenden historischen Substanz hat
in Kombination mit der Verflechtung verschiedener
Nutzungsarten zu einer städtebaulichen sowie visuellen
Antwort der Architekten geführt, die sich so unscheinbar
in die bestehende Bebauung eingliedert,
dass sich sogar ein achtstöckiges Gebäude aus rohem
Beton scheinbar in Luft auflösen kann. •
Hinsichtlich der energetischen Nachhaltigkeit arbeiten
FRPO bereits generell auf dem Standard, dass
kein Gebäude mehr entworfen wird, ohne Aspekte
der Art zu berücksichtigen, wie der CO 2 -Fußabdruck
oder der Energiebedarf reduziert werden können. In
diesem konkreten Fall setzten die Planer auf grundlegende
konstruktive Lösungen, wie das Arbeiten mit
nackten Strukturen, das Freilassen der Installationen
oder den Schutz der Innenräume vor Sonneneinstrahlung
mittels einer auskragenden Doppelfassade.
Allesamt passive Maßnahmen, um das Gebäude
effizienter zu gestalten, ohne dabei die Investitionen
zu erhöhen. Auf spezielle Installationen oder Energiesysteme
konnte in Folge verzichtet werden.
0 1 2 5 10
0 1 2 5 10
0 1 2 5 10
0 1 2 5 10
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0 1 2 5 10
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FRPO Rodriguez & Oriol
1 ROOFGARDEN LOBBY
2 EXHIBITION AREA
1
3
CULTURAL SPACE
3
4
TERRACE
2
4
N
173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX
Level 6
Ebene 6
173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX
Section 1
1
1 PARKING
2 COWORKING
3 TERRACE
4 ROOFTOP CONNECTION
5 BATHROOMS
4 2
5
6 KITCHENETTE
173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX
West Elevation
6
3
N
173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX
Level 3
Ebene 3
9
8 6 7
3
173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX
North Elevation
Av Sebastián Lerdo de Tejada
2
1 ACCESS PLAZA
2 STREET MARKET
3 COURTYARD
4 PARKING ACCESS
5 COMMERCIAL SPACE
6 PUBLIC BATHROOMS
7 INSTALATIONS , STORAGE
8 CONSIERGE
9 PARKING EXIT
1
PEDESTRIAN
ACCESS
5 4 10
10 VALET PARKING
CAR ACCESS
Av Benito Juárez Garcia Sur
N
173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX
Level 0
Ebene 0
Estación San José
Toluca, Mexico
Bauherr: Privat
Planung: FRPO Rodriguez & Oriol
Mitarbeiter: Pablo Oriol and Fernando Rodríguez /
Ricardo González, Francisco Díaz,
Ana Suárez-Anta, Esther Ibáñez and Jaime Hortal
Statik:
Axiom Ingeniería
BGF: 6.300 m 2
Planungsbeginn: 11/2015
Bauzeit: 2017-2020
Fertigstellung: 11/2020
Baukosten: 39.000.000 MXN
www.frpo.es
© Luis Asin
“Der Architekturansatz des Büros besteht darin,
Plattformen zu schaffen, die als Schnittstelle zwischen
den Benutzern und ihrer Umgebung dienen.
Jedes Projekt wird auf der Grundlage eines überzeugenden
Konzepts entworfen und gebaut, das eine
Strategie bietet, die sowohl die interne Organisation
als auch die Verbindung zum Kontext definiert. Einfache,
klare und moderne Entwürfe ermöglichen ein
harmonisches Verhältnis zur Umgebung.“
FRPO Rodriguez & Oriol
architektur FACHMAGAZIN
50
Urbanes Leben
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51
a+r Architekten
Endstation Kultur
Kulturbahnhof Aalen / Aalen, Deutschland / a+r Architekten
Text: Edina Obermoser Fotos: Brigida González
Die Stadt Aalen schafft direkt am Bahnhof ein neues, lebendiges
Stadtquartier. Einen Teil davon bildet KUBAA,
der Kulturbahnhof von a+r Architekten. Hinter dem
Namen verbergen sich weder weiße Sandstrände noch
Palmen, dafür aber jede Menge Raum für kulturelle
Veranstaltungen. Rund um die Ruinen eines historischen
Ensembles entwickelten die Planer das Gebäude
auf dem ehemaligen Gleisareal der Deutschen Bahn als
Leuchtturmprojekt und schrieben so ein Stück neue
Stadtgeschichte.
Durch seine Lage zwischen Zentrum und dem Osten
der Stadt bietet das Areal nordöstlich des Hauptbahnhofs
in Aalen die besten Voraussetzungen für
ein neues Viertel. Das erkannte auch die Stadtverwaltung
und stellte die Weichen für dieses urbane
Entwicklungsprojekt bereits vor mehr als 10 Jahren.
Seit damals entsteht mit dem sogenannten Stadtoval
ein lebendiger Stadtbezirk mit Platz zum Leben,
Arbeiten und für die Freizeitgestaltung. Er setzt sich
aus einer Wohnsiedlung mit bis zu 250 Einheiten
und Gewerbeflächen in östlicher Richtung, zentralen
Grünräumen für Erholung und Entspannung und
einem Hotel sowie dem Kulturbahnhof entlang der
Gleise zusammen.
u
architektur FACHMAGAZIN
52
Urbanes Leben
Das 6,5 Hektar große, ovale Gelände steckt voller Geschichte.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es von
der Bahn genutzt, später von einem Industriebetrieb
für Baustahl. Seiner Vergangenheit verdankt der Ort
nicht nur seine Identität, sondern auch die historische
Bausubstanz. Neben alten Gleiskörpern und anderen
Relikten bestand diese aus einem vormaligen Verwaltungsgebäude
und einer großen Halle, die früher
ein Ausbesserungswerk beinhaltet hatte. All das fiel
2014, als die Arbeiten auf dem Areal bereits in vollem
Gange waren, einem Großbrand zum Opfer und wurde
großteils zerstört. Übrig blieben nur die vom Feuer
gezeichneten Fragmente der geschichtsträchtigen
Gebäude. Auf dieser Brandruine baute der Entwurf für
KUBAA auf. Die Planer verfolgten das Ziel, das bauliche
Erbe zu revitalisieren und in eine zeitgemäße Architektur
zu übersetzen, die den Charakter des Ortes
erhält und in den Vordergrund stellt.
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53
a+r Architekten
Die Überreste repräsentieren die Industriearchitektur
und die Eisenbahngeschichte Aalens und
sollten deshalb bestmöglich in den Neubau integriert
werden. Besonders markant waren die Sandsteinfassaden
und kurzen Quergiebel. Sie fungieren
nun als zentrales Element des neuen Designs. Der
Kulturbahnhof setzt sich aus einem Längsteil, der
parallel zu den Bahngleisen verläuft, und zwei quer
dazu positionierten, kleineren Trakten zusammen.
Das gesamte Ensemble basiert auf den Resten der
einstigen Grundmauern. Wo es die vorhandenen Originalansichten
zuließen, reparierten und komplettierten
Steinmetze die Sandsteinoberflächen. Jene
Abschnitte, die nicht mehr zu retten waren, ersetzte
das Stuttgarter Büro durch stilisierten, gefärbten
Sichtbeton. Alt und Neu trifft an manchen Stellen behutsam
aufeinander. Diese Übergänge zwischen dem
Bestand und den glatten, neu hinzugefügten Steinen
bilden den Reiz der neuen Außenhülle und lassen die
bewegte Geschichte des Gebäudes erahnen. u
Die historischen Sandsteinansichten
wurden behutsam wiederhergestellt.
Zerstörte Abschnitte ergänzten die Architekten
um farblich passenden Sichtbeton
und schafften es so, den ursprünglichen
Charakter des Ensembles zu erhalten.
architektur FACHMAGAZIN
54
Urbanes Leben
Auch bei den Dächern von KUBAA entschied man
sich für einen Mix aus Vergangenem und moderner
Interpretation. Im Vergleich zu den Fassaden schlug
das Planerteam hier aber mutigere Wege ein. Während
die Giebel der kurzen Querseiten wie im Original
wieder aufgebaut wurden, ersetzt den historischen
Längsgiebel ein aufgesetzter Quader. Er ist in Lochblech
gefertigt und legt sich wie ein halbtransparenter
Vorhang um den mittleren Gebäudetrakt. Durch
die perforierten Paneele lässt sich die Gestalt des
dahinterliegenden Volumens erkennen. Das gefaltete
Blech wirkt kantig und geradlinig, wodurch es einen
Bezug zur städtebaulichen Umgebung herstellt. Außerdem
bildet es mit seinem dunklen Bronzeton und
seiner Feingliedrigkeit einen spannenden Kontrast
zu den hellen, massiven Sandsteinfassaden.
In seinem Inneren fasst der Kulturbahnhof die bisher
über die Stadt verteilten Kultureinrichtungen an einem
gemeinsamen Standort zusammen. Mit diesem
pragmatischen Konzept verfolgt die Stadt Aalen einen
ressourcenschonenden Ansatz und setzt auf kulturelle
Synergien. Für die Organisation der großzügigen
Räumlichkeiten kam das „Haus im Haus“-Prinzip
zum Einsatz. Anhand von flexiblen Boxen zonierten
die Architekten so das entkernte Ensemble und
schafften die Voraussetzungen für die unterschiedliche
Nutzung. Neben der räumlichen Trennung der
einzelnen Funktionen dienen die eingesetzten Boxen
zudem der Aussteifung des neuen Tragwerks.
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a+r Architekten
architektur FACHMAGAZIN
56
Urbanes Leben
Die öffentlichen Säle mit Kino, Veranstaltungsbereich
und Werkstätten sind in den Quertrakten untergebracht.
Sie fassen das Hauptvolumen mit dem
aufgestockten, neuen Teil ein. In ihm befinden sich
im Erdgeschoss ein großer Theatersaal und eine
Ausstellungsfläche. Darüber liegen mit Proben-, Kostüm-
bzw. Büroräumen sowie der Ballett- und Musikschule
die versorgenden Räume, die im Hintergrund
einer jeden Kulturproduktion notwendig sind. Die
Geschichte von KUBAA wird in sämtlichen Innenräumen
erlebbar. Sie bildet eine stimmungsvolle Kulisse
für kulturelle Darbietungen und Proben. Dachkonstruktionen
und historische Elemente wurden gezielt
inszeniert und in die Gestaltung integriert. Neben rohen
Stahlträgern sorgen Sichtbeton und heller Sandstein
für ein freundliches Ambiente. Dazu kombinierten
die Architekten warmes Holz und weiße Akzente.
An manchen Deckenuntersichten findet sich darüber
hinaus das filigrane Lochblech des Quaders wieder.
Die Stadt Aalen erhoffte sich von dem Projekt einen
„Ort mit überregionaler Strahlkraft“. Dank seines
besonderen Charmes dürfte KUBAA auch weniger
Kulturaffine überzeugen und den gewünschten Anforderungen
damit allemal gerecht werden. Mit dem
Kulturbahnhof hauchten a+r Architekten der ehemaligen
Brachfläche auf eindrucksvolle Weise neues Leben
ein und kreierten dadurch einen Ort für Kultur, der
seine Vergangenheit nicht leugnen kann. Sie machen
vor, wie Revitalisierung und Umnutzung im urbanen
Kontext möglich ist und schaffen dabei nicht nur einen
baulichen Brückenschlag zwischen Industriezeitalter
und Gegenwart, sondern auch in die Zukunft. •
Während in den Probenbereichen
unter dem
Dach Stahlträger von der
industriellen Vergangenheit
zeugen, bildet der
öffentliche Theatersaal
im Erdgeschoss einen
neutralen Hintergrund für
Kulturevents.
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a+r Architekten
0 1 2 10
EG
0 1 2 10
Kulturbahnhof Aalen
Aalen, Deutschland
Bauherr:
Planung:
Statik:
Stadt Aalen
a+r Architekten
wh-p Beratende Ingenieure
Grundstücksfläche: 6.434 m 2
Bebaute Fläche: 4.008 m 2
Nutzfläche: 4.562 m 2
Planungsbeginn: Oktober 2016
Baubeginn: Januar 2018
Fertigstellung: Oktober 2020
Baukosten:
15.535.000 € (exkl. MwSt.)
www.ackermann-raff.de
„Unsere Bauten entstehen aus der intensiven Auseinandersetzung
mit der Bauaufgabe und den Chancen und Bedingungen
eines Ortes. Bestehende Qualitäten werden stets
hinterfragt und in neue Formensprachen überführt. Dieser
Prozess führt zu passgenauen und eigenständigen Lösungen,
die keiner kurzfristigen Mode nacheifern. Form und Konstruktion,
Material und Farbe bilden die Bausteine, Kosten
und Termine den Rahmen unserer Arbeit.“
a+r Architekten
architektur FACHMAGAZIN
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Urbanes Leben
Stadt, Land, Fluss
Little Island / New York / Heatherwick Studio
Text: Edina Obermoser Fotos: Timothy Schenck
Während am Pier 54 einst die Überlebenden des Titanic-Unglücks
in New York an Land gingen, zeugten über
100 Jahre später nur noch eine verrostete Stahlstruktur
sowie die maroden Pfähle im Wasser von der einstigen
Anlegestelle im Hudson River. An diesen verlassenen
Kai dockt seit Neuestem mit Little Island ein Inselpark
an. Das skulpturale Eiland soll mitten in der amerikanischen
Metropole nicht nur zur grünen Oase, sondern
auch zum Veranstaltungsort werden.
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59
Heatherwick Studio
architektur FACHMAGAZIN
60
Urbanes Leben
Für das Design des Projekts ist das Londoner Büro
Heatherwick Studio verantwortlich. Den ersten Vorschlag
für die urbane Insel machten der Medienmogul
Barry Diller und seine Frau Diane von Furstenberg
bereits 2013. Damals noch unter dem Titel Pier
55 stießen die Pläne aber auf viel Gegenwind und
wurden vorübergehend eingestellt. Erst nach Unterstützung
durch Andrew Cuomo, den damaligen
Gouverneur von New York, kamen die Arbeiten rund
um Little Island in Kooperation mit dem Hudson River
Park Trust wieder ins Laufen.
Am südlichen Ende des berühmten High Line Parks
fügt sich der Park in Chelsea an der West Side Manhattans
in das Stadtgefüge ein und bildet die neue Verlängerung
des öffentlichen Hudson River Parks im Süden.
Vom Ufer aus erstrecken sich zwei Stege in den Fluss
und verbinden Little Island mit dem Festland. Die kleine
Insel selbst sieht von oben nahezu quadratisch aus.
Erst beim Wechsel der Perspektive eröffnet sie ihre
ganze Raffinesse: Anstatt einer horizontalen Fläche
setzt sich der Park aus skulpturalen, unterschiedlich
hohen Betonstützen zusammen, die eine organische
Topografie ergeben und die perfekte Voraussetzung
für eine lebendige Grünfläche bieten.
Inspiration für den Entwurf holten sich die Planer
rund um Thomas Heatherwick von den Überresten
des alten Piers. Sie wollten nicht nur eine aufgeständerte
Plattform schaffen, die die Geschichte des
Ortes überdeckt, sondern vielmehr eine Struktur,
die organisch aus den Holzpflöcken herauswächst.
Gleichzeitig sollten die maroden Hölzer des Bestands
erhalten bleiben, um den Lebensraum der Wassertiere
und Fische nicht zu zerstören. Dafür entwickelten
die Architekten ein Konzept, das Konstruktion und
Gestaltung der Seebrücke vereint. Bei der technischen
Umsetzung dieser Idee wurden sie von den Ingenieuren
von Arup unterstützt. Das Ergebnis ist ein
Park mit einem Hektar Fläche, der wie eine Ansammlung
von Pilzen aus dem Fluss zu wachsen scheint.
Zwischen den maroden Holzstümpfen
früherer Anlegestellen fügt sich Little Island
aus unterschiedlich hohen Betonelementen
zusammen und wird zur abwechslungsreichen
Naturlandschaft über dem Wasser.
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Heatherwick Studio
Die Tragstruktur besteht aus 280 Betonpfählen. Jeder
von ihnen ist auf eine Belastung von bis zu 350
Tonnen ausgelegt und wurde tief in das Gestein am
Grund des Hudson Rivers getrieben. Auf ihnen lagern
insgesamt 132 Betonelemente, die aus 39 Schalungsteilen
vorgefertigt wurden. Sie variieren in Form
und Größe und ragen wie riesige Tulpen aus dem
Wasser. Die einzelnen Module fügen sich in der Höhe
versetzt aneinander und werden von Ortbeton zu einer
zusammenhängenden Insel verbunden. Bei einer
Breite von bis zu sechs Metern sind die einzelnen
Fertigteile mit Erde gefüllt und fungieren als überdimensionale
Pflanztröge. Neben Beton kam auf Little
Island Cortenstahl zum Einsatz. Er formt Brüstungen,
kleidet Geländesprünge und ergibt mit seiner rostbraunen
Färbung einen spannenden Kontrast zu den
Grünflächen. Stufen und Tribünen wurden aus Robinie,
einer lokalen Holzart, gefertigt.
Für die Vegetation und die Erschließung des Naherholungsgebietes
wurden die New Yorker Landschaftsarchitekten
MNLA mit ins Boot geholt. Sie
erstellten ein 3D-Modell der Insel und ließen Topografie,
Sonneneinstrahlung und Wind in ihre Planung
mit einfließen. So optimierten sie die Anordnung
von fast 400 Pflanzenarten – darunter auch 66.000
Blumenzwiebeln – auf Little Island. Die Bäume und
Sträucher, Gräser, Stauden und Blumen sorgen für
Biodiversität. Sie fühlen sich im Klima der Metropole
wohl und verändern die Insel und sich selbst mit
den Jahreszeiten. Im Sommer spenden hohe Wipfel
Schatten, im Winter schirmen die Gewächse Besucher
vor der rauen Brise ab. Tiere fühlen sich ebenfalls
auf dem Eiland wohl und finden nicht nur Futter
und Schutz, sondern auch Nistplätze.
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architektur FACHMAGAZIN
62
Urbanes Leben
Spazierwege und Treppen
erschließen den gesamten
Inselpark. Von Bäumen,
Blumen und Wiesen
gesäumt, führen sie Besucher
zu Aussichtsplattformen
und den unterschiedlichen
kulturellen
Angeboten.
Durch die künstlich angelegte Naturlandschaft auf
dem Wasser schlängelt sich ein 540 Meter langes
Wegenetz mit Treppen und Rampen. Es verbindet die
unterschiedlichen Bereiche und lädt zu Spaziergängen
mit Blick auf den Hudson River ein. Die bewegte
Topografie von Little Island kreiert auf natürliche
Weise unterschiedliche Zonen für ein abwechslungsreiches
Programm. Dieses beinhaltet neben dem üppigen
Grün und Rasenflächen für Picknicks und zum
Entspannen auch drei Veranstaltungsorte. Dazu gehört
zum einen ein flexibel bespielbarer Platz für bis
zu 3.500 Besucher, der dem Ufer zugewandt ist. Zum
anderen gibt es eine kleinere Bühne mit 200 Plätzen
sowie ein Amphitheater mit einer Kapazität von bis
zu 700 Personen. Das Freilufttheater öffnet sich zum
Wasser hin und macht den Fluss zur Kulisse für die
kulturellen Darbietungen. Backstage-Bereiche wurden
unterirdisch in der Betonkonstruktion versteckt.
Über den gesamten Inselpark verteilt befinden sich
Aussichtspunkte, von denen aus man die Skyline
Manhattans und die Freiheitsstatue in der Ferne sieht.
Little Island erweitert den Stadtraum des Big Apple,
ohne zusätzliche Fläche einzunehmen. Zentral
gelegen streckt der Inselpark seine Fühler in den
Hudson River aus und bietet über dem Wasser mit
Naherholung und Kultur die Möglichkeit, der Hektik
der Metropole zu entfliehen – und das auch noch
in vielen Jahren, denn die Architekten bedachten
die Pegelstände und den prognostizierten Anstieg
des Meeresspiegels. Zudem gelang es dem Planertrio
rund um das Heatherwick Studio nicht nur die
Umgebung und die Geschichte des Ortes geschickt
miteinzubeziehen und zu inszenieren, sondern die
Seebrücke gleichzeitig mit dem unkonventionellen
Design selbst zu einem Kunstwerk zu machen. Die
Insel wartet nur darauf, auf vielen verschiedenen
Ebenen erforscht zu werden und ermöglicht sowohl
erholungssuchenden Städtern als auch Touristen ein
unvergleichliches, urbanes Erlebnis.
•
www.architektur-online.com
63
Heatherwick Studio
Little Island
New York
Bauherr:
Planung:
Gruppenleitung:
Projektleitung:
Statik:
Landschaftsarchitektur:
Partnerarchitekten:
Nutzfläche: 11.000 m 2
Planungsbeginn: 2013
Fertigstellung: Mai 2021
www.heatherwick.com
Hudson River Park Trust & Pier 55 Project Fund
Heatherwick Studio
Mat Cash
Paul Westwood, Neil Hubbard
Arup
MNLA
Standard Architects
„New York ist bekannt für seine unglaubliche
urbane Dichte, gepaart mit Tatendrang
und Erfindungsgeist, der einige fantastische
öffentliche Parks hervorgebracht hat,
vom Central Park über die Highline bis hin
zu den lokalen Parks. Bei Little Island hatten
wir die Gelegenheit, diese Sammlung
um eine urbane Oase zu erweitern, die allen
New Yorkern ein Maximum an Komfort
und Erlebnissen bieten soll.“
Mat Cash, Heatherwick Studio
architektur FACHMAGAZIN
64
RETAILarchitektur
Kaufentscheidung
mit Weitblick
Geht es nach Marten van Middelkoop und Joost Dingemans, den Gründern
von Plasticiet, so ist Plastik das neue Gold. Die beiden Designer beschäftigen
sich seit Jahren damit, Plastikmüll in nachhaltiges Material zu verwandeln.
Umweltfreundlichkeit wird auch beim Brillenhersteller Ace & Tate
großgeschrieben. Dieser möchte bis 2030 CO 2 -neutral sein und ausschließlich
auf Recycling setzen. Die upgecycelten Baustoffe schienen daher wie
geschaffen für den neuesten Shop der Marke in Antwerpen.
Text: Edina Obermoser Fotos: Lennart Wiedemuth
Polyethylen ist ein Stoff, aus dem unzählige Produkte
gemacht werden und den wir umgangssprachlich
mit dem Begriff Kunststoff bezeichnen. Ob Bau oder
Haushalt, ob Plastikbeutel oder Kinderspielzeug – all
diese Dinge wandern nach oft nur kurzem Gebrauch
unweigerlich in den Abfall und haben dabei das Ende
ihres Lebenszyklus noch lange nicht erreicht. Plasticiet
nutzt dieses Material und stellt daraus neue Plattenwerkstoffe
her, die an Marmor, Granit und andere
hochwertige Steine erinnern. Damit schenken sie der
Ausschussware neues Leben und tun gleichzeitig
dem Planeten etwas Gutes.
Für den Brillenladen von Ace & Tate recycelten die
beiden Tüftler 1.000 kg lokalen Plastikmüll und verwandelten
ihn in weiße Paneele mit bunten Partikeln.
Während die weißen Teilchen eingeschmolzen werden
und die Basis bilden, weisen die farbigen Fragmente
in Originalgröße auf ihre einstige Funktion
hin. In lebendigen Rot-, Gelb-, Grün- und Blautönen
sind sie wie Konfetti in das Material integriert und
verleihen ihm eine hochwertige Terrazzo-Optik. Im
Shop formen die gesprenkelten Platten Regale und
Präsentationsflächen und kleiden die Wände und
den Verkaufstresen.
www.architektur-online.com
65
| BA12-14G |
Eine Steuerung
RETAILarchitektur
für alle Gewerke
Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation
von Beckhoff
Dazu kombinierte das innovative Designerduo schlichte,
graue Böden, weiße Akzente und Spiegel. Leuchtende
Neonreklamen – ein Markenzeichen von Ace &
Tate, das in sämtlichen Filialen zu finden ist – runden
den Store ab und schaffen einen Verkaufsraum, der
zum dynamischen Hintergrund für die ausgestellten
Brillen wird. Während der vordere Teil des Ladens offen
und schlicht gestaltet ist und rein der Produktpräsentation
dient, wirkt der hintere Bereich intimer und
gibt den Kunden Zeit für ungestörte Kaufentscheidungen.
Ein verstecktes Hinterzimmer, in dem Sehtests
gemacht werden, komplettiert das Raumprogramm.
Im Schaufenster illustriert ein, mit Plastikkügelchen
und größeren Stücken gefüllter, Kunststoffeinbau den
Recyclingprozess und macht auf das besondere Material
aufmerksam. Drei eingesetzte Boxen bieten Platz
für die neuesten Modelle der Marke und sollen die
Neugier der Passanten wecken.
Microsoft Technology
Center, Köln:
Die integrale Gebäudeautomatisierung
wurde mit
PC- und Ethernet-basierter
Steuerungstechnik von
Beckhoff realisiert.
Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die
Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen
an eine nachhaltige und effiziente Lösung erfüllt. Eine
einheitliche Hard- und Softwareplattform steuert alle Gewerke, von
der nutzungsgerechten Beleuchtung über die komfortable Raumautomation
bis zur hocheffizienten HLK-Regelung. Das Ergebnis:
Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die
Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen hinaus
voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation
Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle
Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung,
die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen
oder -änderungen sind jederzeit möglich.
Scannen und alles
über die Gebäudeautomation
mit
PC-based Control
erfahren
Die ganzheitliche Automatisierungslösung
von Beckhoff:
Flexible
Visualisierung/
Bedienung
Skalierbare Steuerungstechnik,
modulare I/O-
Busklemmen
Modulare
Software-
Bibliotheken
architektur FACHMAGAZIN
66
RETAILarchitektur
Melange
trifft Mosaik
In einem dynamischen Viertel Kiews gibt es seit Kurzem eine neue, urbane
Anlaufstelle für die tägliche Dosis Koffein. Auf 30 m 2 können sich Kaffeeliebhaber
in der DOT Kaffeestation ihr Heißgetränk to go abholen oder
ihren Flat White, Americano oder Espresso vor Ort genießen. Das Architekturbüro
YOD Group entschied sich beim Design des Coffeeshops – wie der
Name bereits erahnen lässt – für Punkte.
Text: Edina Obermoser Fotos: Andrey Bezuglov
www.architektur-online.com
67
RETAILarchitektur
Schnell und vielfältig – so lässt sich der Bessarabska-Platz
mitten in der ukrainischen Hauptstadt mit
zwei Worten beschreiben. Genau diese beiden Attribute
sollten sich auch in der Gestaltung des kleinen
Cafés direkt an diesem Platz wiederfinden. Das
Ergebnis ist ein Raum, in dem grafische Pop-Art und
unverputzte Wände aufeinandertreffen. Große Glastüren
lassen das Aroma frisch gerösteter Bohnen
nach draußen dringen und holen gleichzeitig das
städtische Treiben fließend ins Innere des Ladens.
Lichtdurchflutet kann DOT mit fast 5 Meter Deckenhöhe
sein ganzes Potenzial entfalten. Die rechteckige
Coffee Station verkörpert mit ihren nackten Backsteinwänden
und -decken nach wie vor ein Stück ihrer
Vergangenheit. Dazu kombinieren die Planer Holz,
Metall und einfache Punkte. Diese ziehen sich in Form
von mosaikartigen Pixeln durch den ganzen Shop.
Bereits die Stufen am Eingang markieren die kleinen,
weißen Kacheln, die an akkurat aneinander gereihte
Zuckerwürfel erinnern. Sie setzen sich auf dem Boden
des Cafés fort und kleiden die gesamte Rückwand. An
letzterer legen sie sich nahtlos über die Tür zum WC
und fügen sich mit farbigen Fliesen zu einem plakativen
Pixel-Gemälde zusammen. Hinter einem Vorhang
verstecken sich Lager und Küche. Linker Hand kleiden
glatte Metallpaneele eine Nische aus, deren Hintergrund
ebenfalls Kacheln in Weiß und einem kleinen,
roten Herz zieren. Eine Bank aus rustikalen Holzbalken
lädt Besucher dazu ein, den Kaffee direkt im Shop
zu trinken. Ähnliche Sitzgelegenheiten finden sich,
ausgestattet mit Tischchen und Steckdosen, auch
vor der Tür wieder. Der Tresen auf der rechten Seite
bildet das Herzstück von DOT und setzt sich ebenfalls
aus mehreren Althölzern zusammen. Gemeinsam
mit den unverkleideten Ziegeln verleiht er dem Raum
einen rustikalen Charme. Zum krönenden Abschluss
der Kaffeestation wird ein in Boden und Wände integriertes
Leuchtband, das mit umherlaufenden Lettern
News ankündigt und laut den Architekten das Adrenalin
darstellen soll, das nach einem doppelten Espresso
durch die Adern der Gäste strömt.
architektur FACHMAGAZIN
68
RETAILarchitektur
Die Post
ist da!
In Ningbo – einer chinesischen Küstenstadt südlich von Shanghai, in der
sich einst das älteste Postamt der Provinz befand – gestaltete das Büro
Yatofu Creatives nun einen neuen Standort, in dem nicht nur Briefe und
Pakete über den Tresen wandern, sondern auch Geschenke und mehr.
Neben Versand und Shop befindet sich in der Postfiliale ein Spielbereich für
Kinder, der außerdem für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Text: Edina Obermoser Fotos: Wen Studio
www.architektur-online.com
69
RETAILarchitektur
Für das Design der neuen Post interpretierte das finnisch-chinesische
Planerteam die Typologie auf moderne
Weise. Häufig ein Anlaufpunkt rund um festliche
Anlässe wie Weihnachten und Neujahr, sollte die Funktion
der Versandzentrale erweitert werden und mit einem
breiteren Programm auch außerhalb bestimmter Feiertage
Kunden und Einwohner anziehen. Das Herzstück
dafür bildet ein doppelgeschossiger Verkaufsraum. Dieser
sorgt mit seiner kräftigen Farbgebung für ein feierliches
Ambiente. Neben ruhigem Grün und Weiß ziehen
sich strahlende Rot- und Terrakottatöne durch sämtliche
Bereiche. Von der Decke hängen kugelförmige Pendelleuchten,
den Boden schmückt gemusterter Terrazzo.
Während im unteren Teil die Einrichtungen des Postamtes
untergebracht sind, befindet sich in der Galerie im
oberen Stockwerk ein Souvenirshop.
Im Erdgeschoss können Kunden rechter Hand am Schalter
ihre Sendungen verschicken und entgegennehmen.
Er ist, ebenso wie die Nische dahinter, komplett in hellem
Holz gefertigt. Die gesamte rechte Seite des Raumes
wird von einem auffälligen Treppenkörper in perforierten,
weißen Metallpaneelen flankiert. Dieser führt in die obere
Etage weiter. Hier kleiden dunkelrote Regale, die als Präsentationsflächen
für kleine Aufmerksamkeiten dienen,
die Außenwände. In der hintersten Ecke gibt es Sitzgelegenheiten
zum Lesen. Entlang der Innenseite legen sich
die Weißmetallelemente in Form von raumhohen, gewölbten
Säulen aneinander. Sie bieten, mit Böden in unterschiedlichen
Höhen, ebenfalls Platz für Verkaufsartikel.
Die fein durchlöcherten Oberflächen fungieren außerdem
als Brüstung und geben subtile Blicke auf die darunterliegende
Postfiliale frei. Der abschließende zweite Stock
wird nicht nur von Kindern, sondern auch für Workshops
und Events genutzt. Der Raum lässt sich frei bespielen
und ist in derselben Farbpalette wie die übrigen Bereiche
gehalten. Eine Wand ziert ein Vorhang aus Holzlamellen,
an zwei weiteren gibt es podestartige Sitzstufen mit integriertem
Stauraum. Umlaufende Fensterbänder ermöglichen
Ausblicke über die Stadt und komplettieren die multifunktionale
Poststation.
architektur FACHMAGAZIN
70
Produkt News
Das Büro im Wandel
Ein erfolgreiches Team benötigt maßgeschneiderte Bürokonzepte und individuelle
Lösungen. Unter „new work“ werden Einrichtungskonzepte für Büro- und
Office-Flächen verstanden, die auf diese Anforderungen eingehen. Der Objekteinrichter
Selmer ermöglicht eine neue Art zu arbeiten, dank durchdachten
Office-Konzepten. Mit einer Vielfalt aus konfigurierbaren Möbeln, Präsentationsflächen
der neuen Generation oder komfortablen Aufenthaltszonen, wird die
Arbeitswelt neu strukturiert.
lift : Eine Sache der Einstellung.
Bei den höhenverstellbaren Tischen der
Produktserie lift trifft frisches Design auf
Technik und Know-How. Der Einsatzbereich
ist vielseitig, egal ob in Besprechungs- und
Projekträumen oder in legeren Lounges.
Diverse Tischformen und -größen stehen
zur Auswahl, auch die Tischplatte kann individuell
in HPL, mit Eichenfurnier oder der
edlen NanoTec Oberfläche bestellt werden.
PARA VERT : Raumteilung mal anders.
Mit dem Raumteiler PARA VERT bringt
man noch mehr Leben in Büroräume. Das
modulare System aus geschwungenen Metallstangen
und bepflanzbaren Gefäßen
schafft ein angenehmes Raumklima und
steigert das Wohlbefinden der Mitarbeiter.
banc : Modularität überzeugt.
Das Banksystem banc ist vielfältig kombinierbar
und überzeugt mit einer puristischen
Designsprache. Egal ob als offene
Sitzlandschaft oder geschlossene Koje
– die modularen Loungemöbel lassen viel
Raum für freie Gestaltung.
Selmer GmbH
T +43 (0)6216 20210
info@selmer.at
www.selmer.at
www.architektur-online.com
71
Produkt News
Extravagantes
Einrichtungskonzept
Ein Wohnungseigentümer hat eine mutige und extravagante
eigene Interpretation des modernen Interior-Designs
umgesetzt. Die Wände inklusive der Decke sowie ein Großteil
des Mobiliars sind in dunkelgrau und schwarz gehalten.
Eine große Terrassentür bietet viel Tageslicht, das Schienensystem
an der Decke sorgt zudem mit Spots genau dort
für Beleuchtung, wo Licht benötigt wird. Elemente in Gold,
darunter auch eine ganze Wand im Wohnzimmer und die
Lampe über dem Esstisch, lassen etwas Glamour einziehen.
Die dunkle und kühle Farbe der Wände, Decke und der Möbel
erhalten ein optisches Gegengewicht durch den Boden. Aufgrund
der vielen Vorteile fiel die Wahl dabei auf einen Vinylboden
in Holzoptik von PROJECT FLOORS. Bei dem verwendeten
Bodenbelag mit dem Dekor PW 3130 FP handelt es sich
um ein Chevron Dekor , das aber im Fischgrätmuster verlegt
wurde. Die in einem Winkel von 60° abgeschrägten Planken
ermöglichen eine auffällige Bodengestaltung, die an die Herrenhäuser
des 17. Jahrhunderts erinnert.
PROJECT FLOORS GmbH
T +49 (0)2233 9687-0
info@project-floors.com
www.project-floors.com
#greywood
Die fein nuancierten Grautöne aus der Natur
sind in der Reihe „Natürlich Inspiriert“ erhältlich.
Broschüre anfordern unter
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www.synthesa.at
architektur FACHMAGAZIN
72
Produkt News
Smartes Veranstaltungszentrum
Zentrale Kontrolle über die gesamte Beleuchtung und zentrale Gebäude: Die
Gemeinde Gampern im Hausruckviertel hat bereits Kindergarten, Schule und Straßenbeleuchtung
via KNX ins 21. Jahrhundert geholt und kann seither Gebäude wie
Beleuchtung zentral steuern und warten.
Und auch für das 4Kanter Veranstaltungszentrum
hat die Gemeinde auf die Zukunftstechnologie
KNX gesetzt und dafür
eng mit Siblik SmartHome und der EBG
GmbH aus Attnang-Puchheim zusammengearbeitet.
Zudem setzt Gampern nun auf
eine 12 kW Photovoltaik-Anlage von WSelectrics,
die der Gemeinde langfristig hohe
Stromkosten erspart und die ebenfalls in
das KNX-System integriert ist. Versehen
mit einem BYD-Stromspeicher versorgt die
PV-Anlage nachts die gesamte Straßenbeleuchtung
mit Strom. Verbaut wurden
bei diesem Projekt zudem das Berker Q.3
Schalterprogramm in Polarweiß, Zeituhren
und Aktoren sowie Bewegungs- und Präsenzmelder.
Die verbauten KNX-Komponenten steuern
die gesamte Medientechnik, Beleuchtung
und Beschattung im Veranstaltungszentrum.
Sobald die Medientechnik aktiviert ist,
können die KNX-Schalter im Veranstaltungszentrum
nicht mehr manuell bedient werden
– so ist sichergestellt, dass Veranstaltungen
ohne technische Störungen stattfinden können.
Platz- und Innenbeleuchtung werden
über eine KNX-Uhr gesteuert. Der praktische
Nutzen: Vereine und andere Veranstalter, die
das 4Kanter Veranstaltungszentrum mieten,
finden sich dank der Benutzerfreundlichkeit
des Systems bzw. der zentralen Funktionen
sofort zurecht. Langwierige Einschulungen
entfallen daher.
Und das Fazit der Gemeinde? Die bisher
verbauten smarten Komponenten funktionieren
so gut, dass Gampern auch bei künftigen
Projekten auf KNX setzen wird.
Siblik SmartHome
T 0800 20 16 44
smarthome@siblik.com
www.smarthome.siblik.com
www.architektur-online.com
73
Produkt News
Altstadtgerechter Neubau
Der Neubau der Stadtbibliothek Marktheidenfeld in Deutschland
punktet mit ausgewählten Materialien und einem durchdachten
Farbkonzept. Für den fachgerechten Sonnenschutz sorgen farblich
angepasste Raffstoren und Markisen aus dem Hause Warema. Bei
den großen Südfenstern im Erd- und Obergeschoss kamen Raffstoren
zum Einsatz, deren seilgeführte Flachlamellen im Farbton „Erdbraun
Eisenglimmer“ getönt sind. Damit diese im geschlossenen
Zustand den Raum nicht zu sehr verdunkeln, öffnet sich das obere
Drittel der Lamellen nach dem Herunterfahren wieder. Auf diese
Weise werden Sonnenschutz und Blendschutz gewährleistet, ohne
den Innenraum zu verdunkeln.
Für die Schaufenster der Stadtbibliothek wurde als Sonnenschutz
Schacht-Markisen des Herstellers gewählt, die sich fast unsichtbar
in die Pfosten-Riegel-Konstruktion integrieren und deren lichtdurchlässige
Behänge den Innenraum nur wenig verdunkeln. Ein
weiteres Sonnenschutzelement kam auf der Dachterrasse zum Einsatz:
Hier stehen zwei bordeaux-farbige Sonnenschirme von Caravita
als Schattenspender.
WAREMA Austria GmbH
T +43 (0)662 853015-0
info@warema.at
www.warema.at
architektur FACHMAGAZIN
74
Produkt News
© MAGK ARCHITEKTEN, schreinerkastler.at
Visualisierung des Siegerprojekts der Alpenland-Wohnhausanlage in Ober-Grafendorf
Heimspiel für modernen Holzbau
Für den Wettbewerb einer Wohnanlage hat Alpenland besondere Vorgaben formuliert:
Holzbauunternehmen und Architekturbüros müssen als Team antreten.
Rubner Holzbau und MAGK Architekten Aichholzer l Klein überzeugten mit ihrem
flexiblen Konzept, Rubner Holzbau darüber hinaus als Totalunternehmer in einer
ARGE mit STRABAG.
Die moderne Holzbauweise bietet alle Voraussetzungen,
auch mehrgeschossige und großvolumige
Wohnbauprojekte ökologisch und ökonomisch
umzusetzen. Die gemeinnützige Bau-, Wohn- und
Siedlungsgenossenschaft Alpenland wollte diese
Vorteile für sich nutzbar machen und suchte
im Rahmen des Wettbewerbs nach einem Umsetzungsplan
für das Projekt in Ober-Grafendorf
sowie nach einer Baukörpertypologie, die durch
einfache Anpassungen auch an anderen Stellen
realisiert werden kann. Rubner Holzbau und MAGK
Architekten Aichholzer l Klein konnten sich gegen
vier weitere Teams durchsetzen.
Skalierbare Pläne
Für Roman Fritz, Geschäftsführer von Rubner
Holzbau, ist dieses Projekt in mehrfacher Hinsicht
ein Heimspiel: „Wir haben einen unserer Produktionsstandorte
nur wenige Straßen von der
Wohnanlage entfernt, die Partnerunternehmen
kennen wir gut. MAGK verfügt über eine umfassende
Holzbauexpertise, STRABAG bringt jene
klassischen Leistungen der Bauwirtschaft ein, die
Rubner nicht abdeckt.“
Roman Fritz,
Geschäftsführer
Rubner Holzbau
© Rubner Holzbau
www.architektur-online.com
75
Produkt News
Juryentscheidung
Es sollten 80 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen
zu je 55 bis 72 m 2 in bis zu fünf gleichartigen
Baukörpern mit drei bis vier Geschossen errichtet
werden. Gewünscht war die Umsetzung als Holzoder
Holzhybridbau in Modulbauweise mit sehr
hohem Vorfertigungsgrad. Holzbauunternehmen
und Architekten hatten gemeinsam ein verbindliches
Totalunternehmerangebot abzugeben.
Hoher Vorfertigungsgrad
Das Siegerprojekt basiert auf einem variablen,
L-förmigen Erschließungskern aus Beton-Fertigteilelementen
und darum angeordneten Wohnmodulen
in Holzbauweise. Die tragenden Innenwände
und Geschossdecken der freistehenden,
viergeschossigen Punkthäuser bestehen aus
Brettsperrholz-Platten, die tragenden Wohntrennwände
werden in Holzrahmenbauweise realisiert.
Die Außenwandelemente der vier mit 23 x 27 x
12 m annähernd gleich großen Baukörper werden
inklusive Wärmedämmung, hinterlüfteter Fassade
aus vorvergrauten Lärchenlatten und Fenstern
werkseitig vorgefertigt. Die Balkonkonstruktion
wird aus BSP-Platten auf Stahlstützen vorgesetzt
und durch reversible Fügepunkte und Verbindungen
voll recyclingfähig ausgeführt.
Flexibles System
Roman Fritz sieht das Holzbaukonzept in mehrfacher
Hinsicht bestätigt: „Dieser Wettbewerb
zeigt, wie wichtig es ist, das Holzbauunternehmen
gleich von Anfang an in die Planung einzubeziehen.
Unser maximal flexibles System funktioniert
ausgezeichnet bei diesem Projekt und lässt sich
auch auf andere Bauplätze und Rahmenbedingungen
anpassen. Auf diese Weise haben wir den
Holzbau und speziell mehrgeschossige Wohnbauten
weiter in Richtung Kosteneffizienz entwickelt
und damit auch für institutionelle Auftraggeber
attraktiver gemacht.“
Rubner Holzbau GmbH
T +43 (0)2747 22 510
holzbau.obergrafendorf@rubner.com
www.rubner.com/holzbau
+
© MAGK ARCHITEKTEN, schreinerkastler.at
architektur FACHMAGAZIN
76
Produkt News
Die Zeit vorausdenken
Mit dem Großprojekt QUARTIER SIEBEN entsteht im südlichen Teil des Reininghaus-Areals
in Graz – nach Konzept und Planung von „balloon architekten“ und
„Hohensinn Architektur“ für die Siedlungsgenossenschaft ENW und Ennstal – ein
weiterer Meilenstein im mehrgeschossigen Holzbau in der Steiermark.
Das gesamte Quartier wurde mit teilweise sechsgeschossigen
Gebäuden geplant und umgesetzt, was
eine neue Dimension für den Holzbau darstellt. Erstmals
wurde ein Teilquartier zu 100% aus Holz konstruiert
– also auch die tragenden Elemente der Erschließungskerne
und Stiegenhäuser wurden in Holz
ausgeführt. Das ist gerade bei sechsgeschossigen
Wohnhäusern eine wesentliche Neuerung in Österreich
und gilt definitiv als Leuchtturmprojekt.
Da es sich um einen reinen Holzbau handelt, war der
Schall- und Brandschutz eine besondere Herausforderung
für den ausführenden Trockenbauer Philipp
Kletzenbauer, der für seine Umsetzung Systeme der
Firma RIGIPS und ISOVER wählte. Sämtliche Anforderungen,
die an die Materialien bei einem zukunftsweisenden
Holzbau gestellt werden, konnten durch
den Einsatz von ISOVER ULTIMATE Trennwand-Filz
und den RIGIPS Bau- sowie Feuerschutzplatten eingehalten
und großteils sogar übertroffen werden.
www.architektur-online.com
Produkt News
Auf qualitätsvollen Wohnraum wurde von Seiten
der balloon architekten ZT-OG besonders Wert gelegt.
Die Wohnungen selbst sollen möglichst einfach
und funktional sein und verfügen jeweils über einen
großzügigen Freibereich in Form von Gärten, durchgehenden
Balkonen oder Eck-Loggien.
ISOVER Austria
T +43 (0)2266 6060
isover-at.marketing@saint-gobain.com
www.isover.at
RIGIPS Austria
T +43 (0)3622 505-0
rigips.austria@saint-gobain.com
www.rigips.com
HEIKAUS Architektur GmbH
Räume gestalten.
Mit Designboden vom Experten.
www.project-floors.com
architektur FACHMAGAZIN
78
Produkt News
Außenansicht des neuen Seminargebäudes „Ilse Wallentin Haus“ der Universität für Bodenkultur Wien
© HASSLACHER Gruppe | BOKU - Christoph Gruber
Niedrigstenergiegebäude
in Holzbauweise
Dank vorgefertigter Holzelemente der HASSLACHER Gruppe konnte das neue
Seminargebäude „Ilse Wallentin Haus“ der Universität für Bodenkultur Wien in
lediglich 14 Monaten Bauzeit – und damit 2 Monate früher als geplant – errichtet
und im Oktober 2020 feierlich eröffnet werden. Das Niedrigstenergiegebäude in
Holzbauweise wurde mit dem Prädikat „klimaaktiv Gold“ ausgezeichnet.
Das Gebäude besteht aus vier Obergeschossen
in Holzbauweise, wobei die Wände
und Decken aus Brettsperrholz und die
Stützen und Träger aus Brettschichtholz
errichtet wurden. Die skelettartige Konstruktion
stützt sich auf einen Betonkern
ab, welcher für die Ableitung horizontaler
Kräfte verantwortlich ist.
Das im Projekt eingesetzte Brettschichtholz
in Fichte Sichtqualität wurde am Standort
Hermagor der HASSLACHER Gruppe nicht
nur produziert, sondern auch werkseitig
fertig abgebunden und mit einer Oberflächenveredelung
in Form eines UV-Schutzes
versehen. Dieser UV-Schutz verhindert die
Vergilbung des Holzes und lässt es lange
Zeit im typisch hellen Farbton erstrahlen. In
Summe lieferte die HASSLACHER Gruppe
380 m³ Brettschichtholz, wovon 350 m³ als
blockverklebte Verbundbauteile ausgeführt
wurden.
Blockverklebung für den
mehrgeschossigen Holzbau
Die Anzahl mehrgeschossiger Gebäude in
Holzbauweise nimmt weltweit zu. Um diesem
positiven Trend nachhaltig zu begegnen,
investierte die HASSLACHER Gruppe
unlängst in eine neue Pressentechnologie
für sogenannte Blockverklebungen. Dies
ermöglicht die Produktion von Verbundbauteilen
mit einem breiteren Querschnitt,
welche sich optimal für die erhöhten Lasteinwirkungen
bei mehrgeschossigen Gebäuden
in Holzbauweise eignen.
HASSLACHER Gruppe
T+43 4769 22 49 - 0
info@hasslacher.com
www.hasslacher.com
Im Innenbereich bleiben die blockverklebten
Brettschichtholzbauteile sichtbar.
© HASSLACHER Gruppe | BOKU - Christoph Gruber
www.architektur-online.com
Eine Welle der Entspannung
79
Produkt News
Ein weiteres Lounge-Möbel ergänzt die Bankkreation
SEDAN aus der NUSSER-GRUPPE. Wie bei allen
Bänken der Kollektion fällt das schwungvolle Zusammenspiel
von Stahl und Holz einladend ins Auge.
Dahinter steckt eine fertigungstechnisch
anspruchsvolle Bank-Konstruktion:
Zwei massive, feuerverzinkte
und farbbeschichtete
Untergestelle formen die
ergonomische Welle für die
Sitzfläche und Lehne und bilden
zugleich den Standfuß. Die
Bankleisten aus FSC® zertifiziertem
Hartholz zeichnen dann
diese Form nach. Dabei erscheinen
die SEDAN-Bänke aber nicht
nur als harmonisches Gebilde – sie
sind jeder Wetterlage gewachsen.
Die bisherigen Modelle reichen von
Einzel-, über Doppel- bis hin zu Reihenbänken.
Und wie bei STAUSBERG fast schon selbstverständlich
sind auch Sonderanfertigungen möglich:
wie zum Beispiel eine über 10 Meter lange SEDAN
Langbank, die eine ganze Gebäudefront ziert.
Stausberg Stadtmöbel GmbH
T +43 7258/5711
www.stausberg.at
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architektur FACHMAGAZIN
80
Produkt News
Imponierender Gigant
Frankfurt imponiert mit der rasanten Erweiterung seiner Wolkenkratzer-Skyline.
Ein besonders imposanter Neuzugang ist der OMNITURM, entworfen von BIG
Architects. Er überzeugt nicht nur mit seiner einzigartigen Formgebung, sondern
vorallem mit seiner Multifunktionalität.
Der OMNITURM besteht aus schlank und rationell
übereinander gestapelten Räumen unterschiedlicher
Nutzung. Die Änderungen des Raumprogramms
im Inneren bewirken skulpturale Bewegungen
in der äußeren Formgebung. Auf Straßenniveau
werden die Geschossflächen hin und her verschoben,
um begrünte Terrassen und Vordächer mit
Blick auf den Park zu schaffen. In der Mitte der
Silhouette, wo das Hochhaus zum Wohngebäude
wird, kragen zudem die Deckenplatten in einer spiralförmigen
Bewegung aus und schaffen Terrassen
und Außenräume für die Bewohner, bevor sich das
Hochhaus darüber wieder auf das rechteckige, geradlinige
Klischee eines Turms besinnt.
Gleich mehrere tragwerksplanerische Herausforderungen
stellte der vom Architekturbüro entworfene
„Hüftschwung“ dar. Nachdem das dänische Architekturbüro
um Bjarke Ingels den Architekturwettbewerb
gewonnen hatte, führten die Tragwerksplaner
von Bollinger + Grohmann Ingenieure eine Machbarkeitsstudie
durch. Es galt „die Geometrie der Stützenstränge
zu optimieren, um Schrägstellungen bzw.
Umlenkungen der Stützen zu minimieren. Gleichzeitig
verlangte der Verzicht auf Eckstützen die Entwicklung
eines Stützensystems, welches auf diese
Tragwerkselemente verzichten kann. “
Wesentlicher Bestandteil des so entwickelten Tragwerkskonzept
sind Peikko HPKM Stützenschuhe:
Durch die Bauweise mit Betonfertigteilen und damit
zwangsläufige exzentrische Auflagerungen, entstehen
Verdrehungen der Bauteile. Daher muss die Last
durch eine Zugverbindung statisch zentriert werden.
Peikko HPKM Stützenschuhe und Muffenbolzen
in den Betonfertigteilträgern vermeiden in allen
Etagen der Fertigteilkonstruktion über dem zweiten
Obergeschoss Torsionsmomente – immer dort, wo
ein Unterzug auf eine Stahlbetonkonsole oder ein
Haupt- auf einen Nebenträger aufgelagert wird.
www.architektur-online.com
81
Produkt News
Der Einsatz der HPKM Stützenschuhe wurde für
den horizontalen Einbau vom Technischen Büro von
Peikko bemessen und projektbezogen für den OM-
NITURM entworfen. Peikko Muffenbolzen in genau
abgestimmten Längen der Einschraubgewinde, passend
zur Standard-Schalungsbox, komplettieren das
Verbindungssystem. Da ausgeklinkte Auflager ohne
unterseitige Konsolen geplant waren und somit unterseitig
verschraubt wurden, konnte der volle Öffnungswinkel
erreicht werden.
Die Peikko-Lösung verbindet die Vorteile der Übertragung
von Zugkräften durch die Fugen einer Ortbetonkonstruktion
in einem quasi-monolithischen
Verhalten mit der schnellen Montage der Fertigteilbauweise.
Zudem erfüllt der Stützenschuh mit seiner
ETA-Zulassung alle Anforderungen einschließlich
des Feuerwiderstands von R120 für die tragende
Konstruktion. Diese Anforderung konnte durch den
Nachweis nach ETA-130603 und durch die Einrückung
des Bauteils im Fertigteil erfüllt werden.
Peikko Austria GmbH
T +43 5523 521 210
austria@peikko.com
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FÜR BALKONE MIT MEHRWERT: Effektiver Schall- und Wetterschutz
raumhoch oder auf Brüstung · komplett zu öffnen · individuelle Projektlösungen
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architektur FACHMAGAZIN
82
Produkt News
Fotos: Alexander Bernhard
Von der Seifen- zur Denkfabrik
Im Münchner Norden planten GSP Architekten aus München am Standort einer alten
Siederei den Neubau eines modernen Bürogebäudes. Digitale Arbeitswelten, hoher
technischer Standard und Nachhaltigkeitsaspekte verbinden sich hier mit dem gestalterischen
Ausdruck vergangener Industriearchitektur. Der Bezug stellt sich vor
allem über die symmetrische Lochfassade mit großzügigen Sprossenfenstern her.
„Klinker war von Anfang an als nachhaltiges Material
gesetzt, auch um dem vormals industriellen Gebietscharakter
seine Reverenz zu erweisen“, erklärt der
projektleitende Architekt Igor Cerwinski die Materialwahl.
Das traditionelle Fassadenmaterial Klinkerriemchen
unterstreicht den industriellen Charakter
sowie gleichzeitig den Anspruch an eine langlebige
und wertbeständige Architektur. Die Produktwahl fiel
auf den Spezialisten für Architekturkeramik GIMA –
Girnghuber GmbH. Dessen Riemchenproduktion
erfolgt ungleich marktüblicher Fertigungstechniken
in Form echter Klinkersteine, die dann zu Riemchen
gespalten werden. Dadurch bleiben die authentische
Optik und Haptik sowie die Qualität ganzer Klinkersteine
gewahrt.
Für das Projekt wurden Klinkerriemchen im Sonderformat
52 x 15 x 386 Millimeter sowie elf verschiedene
Winkelformsteine gefertigt. Ebenfalls von GIMA
gefertigt wurden ungefähr 500 Quadratmeter Pflasterklinker
im Format 200 x 200 x 71 Millimeter für die
Gestaltung der Innenhöfe. Die Farbwahl Mahagoni
des rotbunt-changierenden Bodenbelags entfaltet
im Zusammenspiel mit der Fassadenbekleidung eine
eigene, spannungsreiche Wirkung.
GIMA Girnghuber GmbH
T +49 (0)8732 24-0
info@gima-ziegel.de
www.gima-ziegel.de
www.architektur-online.com
83
Produkt News
Bodenbeschichtung
für Weinbetrieb
Der weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Weinbetrieb
WINZER KREMS – Sandgrube 13 befindet sich seit
Jahren auf Expansionskurs. Daher war der Bau eines zweiten
Gebäudes als Produktions- und Lagerfläche notwendig geworden.
Mit der Planung und Ausführung wurde Bmst. Krammer
von Architektur Krammer betreut. Basierend auf den
speziellen Anforderungen an den Boden des neuen Gebäudes
entschied sich der Planer für den Einsatz der schnellhärtenden,
hochfesten und früh begehbaren Bodenbeschichtung
weberfloor 4610 von WEBER Terranova, die für Industrieflächen
wie z.B. Lagerhallen und Produktionen mit intensivem
Staplerverkehr, insbesondere für mittelschwere und schwere
rollende Belastungen, optimal geeignet ist. Die emissionsarme
Beschichtung gleicht stark beanspruchte Bodenflächen wie
Beton bzw. Zementestrich aus. Ein weiterer Vorteil ist, dass
damit eine enorm gute Ebenflächigkeit erzielt wird.
Saint-Gobain Austria GmbH
WEBER Terranova Austria
T +43 (0) 1 661500
www.weber-terranova.at
Systemlösungen
mit ökologischen
Baustoffen
Mehr Informationen unter
www.claytec.at
architektur FACHMAGAZIN
84
Produkt News
Attraktive Parkplätze
Mit Reaktionsharzböden von Silikal lassen sich Parkplätze
in Parkgaragen und Parkhäusern schnell und
sicher sanieren: Markierte Stellflächen in Parkhäusern
und Parkgaragen, Parkplätze für Elektrofahrzeuge,
Frauen- und Behindertenparkplätze werden auf diese
Weise optisch und funktional deutlich verbessert.
Die Methacrylatharzsysteme von Silikal sind bereits
nach einer Stunde ausgehärtet und voll belastbar. Sie
sind resistent gegen auslaufendes Benzin, Motoröl
und sogar gegen Batteriesäure. Und auch stehendes
Wasser oder Tausalze können den MMA-Böden
nichts anhaben.
Dem Anspruch einer deutlich verbesserten Optik
der Flächen und damit einer besseren Orientierung
für die Nutzer entspricht Silikal mit einem modernen
Farbkonzept. Eine breite Auswahl an Farben ermöglicht
individuelles Gestalten der Flächen.
Silikal GmbH
T +49 6182 9235-0
mail@silikal.de
www.silikal.de
© Bernd Ducke/Mappe
Revolution im Schaltschrankbau
Das MX-System von Beckhoff ist ein einheitlicher
Automatisierungsbaukasten. Mit ihm bietet das Unternehmen
eine flexible, bauraumoptimierte und
intelligente Systemlösung, die den konventionellen
Schaltschrank komplett ersetzen und damit den
Schaltschrankbau und auch die Automatisierung allgemein
revolutionieren will. Das System besteht aus
einer robusten Aluminium-Baseplate in Schutzart
IP67 mit integrierten Modulsteckplätzen, die über
EtherCAT zur Kommunikation und eine integrierte
Stromversorgung verfügen. Für den Netzanschluss
sowie sämtliche anderen Funktionen eines Schaltschranks
stehen entsprechende Module zur Verfügung.
Das System reduziert die Aufwände für den
Hersteller insbesondere in den Phasen Planung
und Installation. Somit steht ein modulares Schaltschranksystem
in hoher Schutzart zur Verfügung,
das sich ohne weitere Schutzgehäuse an der Anlage
montieren lässt.
Beckhoff Automation GmbH
T +43 5552 68813-0
info@beckhoff.at
www.beckhoff.at
www.architektur-online.com
85
Produkt News
Geschützte Schönheit
Seit Anfang September ist sie eröffnet und dem Verkehr
übergeben: die neue Linzer Eisenbahnbrücke,
entworfen von Marc Mimram Architecture Ingénierie,
Paris. Sie ist nicht nur eine technische Meisterleistung,
sondern auch ein städtebauliches und ästhetisches
Statement. Um diese Konstruktion vor
Wind, Wetter, Wasser und sonstigen Einwirkungen zu
schützen, ist der Einsatz von Korrosionsschutzmitteln
notwendig. Dafür wählten die Planer und Techniker
Produkte vom Welser Bauchemie-Experten
AvenariusAgro aus der Synthesa Gruppe.
Rund 45.000 m² der Stahlkonstruktion erhielten eine
Beschichtung mit passgenau auf die Verhältnisse abgestimmten
Korrosionsschutz. Beschichtet wurden
alle luft- und betonberührten Stahlbauteile, Geländer,
Abdeckbleche, Kabelkanalbleche, Lager, Fahrbahnübergänge
sowie die Geh- und Radwegflächen. Insgesamt
wurden so auf „Österreichs schönste Brücke“
ca. 140.000 kg Material aufgetragen.
Synthesa Chemie Gesellschaft m. b. H.
T +43 (0)7262 560-0
office@synthesa.at
www.synthesa.at
Avenarius-Agro GmbH
T +43 (0)7242 489-0
office@avenariusagro.at
www.avenariusagro.at
BANKFAMILIE CONNECT mit CITYrund A7 Abfallbehälter
Leichtes Design, durch sieben unterschiedliche Module vielseitig kombinierbar.
Moderne Technik und
handwerkliches Können
seit über 85 Jahren
Stausberg Stadtmöbel GmbH 4531 Kematen a. d. Krems Telefon +43 (0)7258 / 5711 stausberg.at
architektur FACHMAGAZIN
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Produkt News
www.architektur-online.com
87
Produkt News
Gebaute Nachhaltigkeit
Im Herzen des neuen Senckenberg-Quartiers im Frankfurter Westen ist kürzlich
der 106 Meter hohe Senckenberg-Turm fertiggestellt worden. Das nach Plänen von
cyrus moser architekten BDA (Frankfurt) realisierte Bürogebäude vereint höchste
internationale Qualitätsstandards im Hochhausbau mit einer konsequent nachhaltigen
Bauweise.
Der schlanke Büroturm wurde gezielt auf die Bedürfnisse
innovativer Unternehmen zugeschnitten
und bietet ein intelligent geplantes Umfeld für konzentriertes
Teamwork und individuelle Freiräume.
Ein echter Eyecatcher ist die durch zwei Fugen gegliederte
Fassade. Durch die Einschnitte wird die
Einteilung in Sockel, Schaft und Krone optisch klar
deutlich. Mehrere Geschosse werden zu Einheiten
zusammengefasst, die im Rhythmus variieren.
Der Wunsch, den modernen Büroturm möglichst ressourcen-
und umweltschonend zu realisieren, kam
vom Bauherrn – der BNP Paribas Real Estate. So wurde
die Fassade des Senckenberg-Turms zu 95 % aus
Elementfassaden von WICONA realisiert, die mit dem
End-of-Life-Aluminium Hydro CIRCAL gefertigt sind.
Dieses war zuvor bereits in einem Aluminiumprodukt
verbaut und benötigt somit bei der Erzeugung nur
5 % der Energie von Primär-Aluminium. Das schlägt
sich deutlich beim ökologischen Fußabdruck nieder,
wie Dipl.-Ing. Architekt Andreas Moser erklärt: „Mit
der Fassade aus Hydro CIRCAL konnten wir 2.600
Tonnen CO 2 einsparen – das entspricht ca. 10.000
Flügen von Frankfurt nach Barcelona.“
Mit der Fertigstellung ist der Senckenberg-Turm eines
der höchsten Gebäude in Deutschland, das mit
nachhaltigem Aluminium gebaut wurde.
Hydro Building Systems Austria GmbH
T +43 (0)6212 20000
info@wicona.at
www.wicona.at
Wir schließen die letzte
große Wärmebrücke.
SCONNEX® REDUZIERT DEN ENERGIEVERLUST
AN WAND UND STÜTZE.
Das innovative Produktprogramm meistert bisher
ungelöste Herausforderungen beim energieeffizienten
Bauen. Schöck Sconnex® setzt auf bewährte
Technologie, reduziert vertikale Wärmebrücken
und erhöht gleichzeitig den Gestaltungsfreiraum
sowie die Wirtschaftlichkeit.
www.schoeck.com/de-at/sconnex
architektur FACHMAGAZIN
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Produkt News
Klimaresilienz und Nachhaltigkeit
Der Gebäudesektor ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen
und daher ein wichtiger Hebel, um das Ziel der österreichischen Bundesregierung,
bis 2040 klimaneutral zu werden, zu unterstützen. Die BUWOG ist
als einziges Immobilienunternehmen Teil des klimaaktiv Pakt des Bundesministeriums
für Klimaschutz und hat schon zahlreiche nachhaltige Projekte
im Neubau und im Bestandsbereich umgesetzt.
Im 14. Wiener Bezirk Penzing, unweit der namensgebenden
Kennedybrücke, entsteht im Auftrag der BU-
WOG seit September 2020 der „Kennedy Garden“, ein
Vorzeigeprojekt für nachhaltiges und zeitgemäßes
Wohnen. Für Planung und Architektur erhielt das Projekt,
das sechs architektonisch individuell gestaltete
Baukörper mit zusammen 512 Wohnungen umfasst,
das Greenpass-Zertifikat in Silber.
Einen entscheidenden Beitrag für eine ganzheitlich
energieeffiziente Fassade leistet dabei der Schöck
Isokorb. Das tragende Wärmedämmelement trennt
als Teil der Statik thermisch die komplex angeordneten
Loggien und Balkone und reduziert dadurch
Wärmebrücken auf ein Minimum. Am zentralen Baukörper
mit H-förmigem Grundriss – „Magnolia“ genannt
– sichert das tragende Wärmedämmelement
den bauphysikalischen Anschluss der Wandscheiben
inklusive der unterschiedlich angeordneten Balkone
und Loggien und trägt damit zum nachhaltigen Bauen
bei.
Für die Wandanschlüsse wurde der Isokorb in Beton-Fertigteile
integriert. Diese stellte Mischek Systembauin
verschiedenen Formaten und Dimensionen
her. Die Wandscheiben reichen zum Teil über
drei Geschosse und bilden die Haupttragstruktur
für die Balkonplatten. Vordefinierte Anschlüsse im
Fertigteil, teils hohe Lasten und verschiedene Einbausituationen
verlangten eine individuelle Auslegung
der wandtragenden Wärmedämmelemente.
Entsprechend fertigte Schöck sie als Sonderbauteile.
Standardelemente für Balkonanschlüsse wurden zur
Verformungsbegrenzung sowie bei punktuellen Lastspitzen
im Eckbereich und in Bereichen mit großen
Spannweiten ergänzt.
Schöck Bauteile
Ges.m.b.H.
T +43 (0)1 786 5760
office-at@schoeck.com
www.schoeck.com
www.architektur-online.com
89
Produkt News
grenzen
los
planen.
Hydroaktive Flächen nach Ihren Ideen.
PARTNER FÜR OBJEKTGESTALTER
Deutlich schneller
Die Nivelliermasse CA 60 aus dem Hause Murexin ist das
jüngste Mitglied der Calciumsulfat-gebundenen Nivelliermassen
und das flotteste: Bei Schichtdicken von 2 – 3 mm ist sie
bereits nach 12 Stunden belegreif. Damit gelingt der Arbeitsfortschritt
deutlich schneller als bei bei herkömmlichen Gipsmassen.
Ihr sehr guter Verlauf, die Spannungsfreiheit und ihre
extrem glatte Oberfläche zeichnen sie außerdem aus.
Die pulverförmige, rasch trocknende, spannungsfreie, weiße
Nivelliermasse basiert auf Calciumsulfat und ist nur im Innenbereich
zur Herstellung planebener Unterböden, besonders
auf Calciumsulfat-Fließestrichen sowie auf Magnesiaestrichen,
Gussasphalt, Holzuntergründen und Trockenestrichen, im Altund
Neubau geeignet. Die pump- und rakelfähige Nivelliermasse
CA 60 ist auf Fußbodenheizungen und Flächenbodenheizungen
und auch bei Stuhlrollenbelastung einsetzbar.
Mit einem umfassenden Sortiment an Sickerpflaster, die noch
dazu perfekt mit Friedl Pflastersteinen kombiniert werden
können, eröffnen Friedl Steinwerke neue Möglichkeiten in der
Gestaltung von hydroaktiven Flächen. Wir stehen für Beratung
und Bemusterung gerne bereit: anfrage@steinwerke.at
www.steinwerke.at
Murexin GmbH
T +43 (0)2622 27401-0
info@murexin.com
www.murexin.com
architektur FACHMAGAZIN
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Produkt News
Fotos: Hinterschwepfinger Projekt GmbH
Design und Technik im Einklang
Dass Architektur, Funktionalität und moderne Fassadentechnik auch im Industriebau
eine perfekte Verbindung eingehen können, beweist das neue Werkensemble
der Rosenberger Hochfrequenztechnik GmbH in Fridolfing/Deutschland. Für die
Realisierung des Gebäudekomplexes kamen rund 11.000 m² Planum-Fassadenelemente
von DOMICO zum Einsatz.
Seit 2017 sorgt das neue Gebäude der Betriebsgalvanik
mit rund 5.500 m² Nutzfläche in diesem Fertigungsbereich
nicht nur für Effizienzsteigerung in
Produktion und Logistik; es besitzt neben der Funktionalität
eines Industriebaus ebenso eine aussagekräftige
Architektur. Der markante Neubau ist Teil eines
konsequenten Corporate Architecture Konzepts
und fügt sich sowohl optisch als auch logistisch in
die gegebene Standortstruktur ein. Die Fassaden
wurden mit den Planum-Elementen von DOMICO
als hinterlüftete, wärmegedämmte Metall- sowie als
großflächige Pfosten-Riegel-Konstruktion mit vorgehängten
Reinigungsbalkonen und darin integrierter
Sonnenschutzanlage ausgeführt. Das Planum
Fassadensystem gewährleistet den bauphysikalisch
korrekten Aufbau wobei die Planum-Profile in Deckbreiten
von 300 bis 800 mm und Längen bis 12 m
gefertigt werden können.
In direkter Nachbarschaft zur Galvanik entstand ein
weiteres Gebäude: das Büro West, das auf ca. 6.000 m²
Gesamtfläche neben 280 Arbeitsplätzen auch großzügige
Besprechungs- und Sozialbereiche bietet. Der
neue Bau ergänzt die bestehende Gebäudelandschaft
harmonisch und spricht dieselbe Architektursprache.
Trotz ihrer Größe wirken die Gebäude des Ensembles
nicht wuchtig, sondern leicht und beinahe transparent.
Dieser Effekt wird durch die Farb- und Fassadengestaltung
mit DOMICO Planum® Elementen in
metallisch schimmerndem Silbergrau erreicht.
DOMICO Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG
T +43 (0)7682 2671-0
office@domico.at
www.domico.at
www.architektur-online.com
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Produkt News
Fotos: Max Seibald
Symbiose von Gebäude und Kunst
Wo endet Kunst, wo beginnt Architektur? Das Objekt „My Space“ unterscheidet
nicht zwischen Kunst und Handwerk. Ein verlassenes Sattlerhaus in der Kärtner
Gemeinde Großkirchheim wurde von Bildhauer Max Seibald zu einem Objekt umgebaut,
das die ideale Schnittstelle zwischen Skulptur und Haus bildet. Während
die Fassade mit Cortenstahlplatten verkleidet ist, sind die Innenwände mit Lehm
verputzt. Der natürliche Baustoff lässt aufgrund seiner plastischen Qualität die
vom Künstler gewünschte Verarbeitungsqualität bis ins Detail zu.
Im Inneren ist das Erdgeschoss der Kunst,
das Obergeschoss und das Dachgeschoss
dem Wohnen gewidmet. Das Erdgeschoss
ist ein einziger großer Raum. Die Treppe in
die oberen Räume ragt wie eine Skulptur
quer hinein. Die Wände und ihre Oberflächen
bekommen in dem auf sich konzentrierten
Raum eine besondere Bedeutung
– sie wurden in ökologischer Bauweise
mit Baustoffen von dem Unternehmen
CLAYTEC gestaltet. Mit modernen Lehmbauplatten
lassen sich in Trockenbauweise
schnell und einfach Innenwände errichten.
Neben bestem Raumklima lässt sich
hervorragender Schallschutz realisieren.
Beim Verputzen mit Lehm wurde ein Glasgewebe
als Armierung eingearbeitet. Für
die Innendämmung wurden ebenfalls Holzfaserausbauplatten
genutzt. Sie wurden
mit Lehmklebe- und Armierungsmörtel
raumseitig auf die Außenwände geklebt
und ebenfalls mit Lehm verputzt. Nach der
Grundierung erhielten die Wände mit dem
YOSIMA Lehm-Designputz im Farbton Kolumba-Grau,
einst extra angemischt für das
Kolumba Museum in Köln, ein hochwertiges
Finish. Das neutrale Grau hat sich als Hintergrund
für die Präsentation von Kunstwerken
bewährt und lässt sich durch verschiedene
Handwerkstechniken individuell
gestalten. Die Farbigkeit beruht einzig auf
den natürlichen, farbigen Tonerden, wie bei
allen 146 werkseitig angebotenen Farbtönen
von CLAYTEC.
CLAYTEC Lehmbaustoffe GmbH
T +43 699 17218877
info@claytec.at
www.claytec.at
architektur FACHMAGAZIN
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Produkt News
Unsichtbarer Brandschutz
Die textilen Feuerschutzvorhänge von Tortec ermöglichen komplett neue Raumkonzepte:
Der FlexFire fügt sich dezent in den Baukörper ein und stellt dennoch
einen brandschutztechnisch vollwertigen Raumabschluss her.
Schmale Führungsschienen in den Abmessungen 115
x 75 mm sorgen für eine unauffällige seitliche Führung
des textilen Brandschutzes, der dadurch komplett
in die Baugeometrie eingepasst werden kann.
Das platzsparende Wellengehäuse mit integriertem
Rohrmotor ermöglicht den Einbau in einer abgehängten
Decke, wodurch die gesamte Konstruktion
nahezu unsichtbar in die vorhandene Architektur
integriert werden kann. Durch die dezenten Einbaumöglichkeiten
sind komplett neue Raumkonzepte
realisierbar und je nach erforderlicher Brandschutzklasse
ist der FlexFire mit unterschiedlichem Behang
in den Klassen E30/60/90/120 und EW30/60 erhältlich.
So können Feuerschutzabschlüsse bis zu einer
Größe von 5500 x 5330 mm hergestellt und in geöffnetem
Zustand unauffällig in die Architektur integriert
werden.
Und auch optisch punktet dieser Brandschutz: Die
Führungsschienen, die Wellenverkleidung und die
Abschlussleiste können für eine farblich abgestimmte
Gestaltung optional auch in RAL Vorzugsfarben,
RAL nach Wahl und Sonderfarben nach Kundenwunsch
beschichtet werden. So lassen sich die wenigen
sichtbaren Teile ideal an die anschließenden
Bauteile anpassen und fügen sich perfekt in den
Baukörper ein.
Tortec Brandschutztor GmbH
T +43 (0)676 6060
www.tortec.at
www.architektur-online.com
93
Produkt News
Von der Punktwolke
zum Gebäudemodell
Bis vor kurzem waren es meist Vermessungsingenieure, die Aufmaße erstellten.
Das ändert sich nun: Laserscanner sind erschwinglich geworden und ein exaktes
Aufmaß ist direkt vom planenden Architekten möglich, der es dann in die eigene
BIM-Planungssoftware überführt.
Alexander Maier von zeit + raum aus Mainz vermietet
und verkauft Scansysteme. Er unterscheidet dabei
nach der Komplexität der Scanaufgabe und nach
Einsatzspektrum. Grundsätzlich werden Punktwolken-Laserscanner
verwendet. Hierbei wird zwischen
mobilen oder stationären Kleingeräten, Laser-Scannern
auf Stativen und Flugdrohnen mit integriertem
LiDAR-Scanner unterteilt. Das Architekturbüro
steffen wurster aus Bolanden leiht seit Jahren Laserscan-Systeme
bei zeit + raum. Für Steffen Wurster
sind vor allem die Genauigkeit des Aufmaßes und der
stetige Abgleich zwischen Entwurfs- und Bestandsmodell
bei seiner Planungsarbeit die größten Vorteile.
Bei komplexen Projekten bietet es sich außerdem
an, Zwischenaufmaße durchzuführen. Konsequent
bis in die Ausbaugewerke fortgeführt, erhalten die
Planenden dann ein komplettes Aufmaß, das aus
einer Vielzahl von Ebenen besteht und die gebaute
Situation exakt abbildet. Im Gebäudebetrieb lassen
sich diese Daten nutzen, um „hinter die Wandverkleidung“
zu schauen und Leitungen, Schächte, Stützen
oder Unterzüge virtuell sichtbar zu machen.
Für Bauherren bieten ein Laserscan-Bestandsaufmaß
und das baubegleitende Aufmaß daher vor
allem im späteren Betrieb große Vorteile. Weitere
Aufklärungsarbeit ist trotzdem nötig, weiß Steffen
Wurster: „Der Nutzen des Bestandsaufmaßes und
des Gebäudemodells stehen beim Bauherrn bisher
nicht im Vordergrund. Sicher wird sich das in den
kommenden Jahren ändern. Aktuell ist es aber vor
allem für uns wichtig – und das nicht nur bei Sanierungsvorhaben.
Für Neubauten verwenden wir es
genauso, um beispielsweise die Umgebung oder Außenanlagen
digital aufzunehmen. Ergänzende Sonnenstandstudien
lassen sich daraus ebenso leicht
erarbeiten; wir können in unserer Software Archicad
modellieren und die umgebende Bebauung, Bäume
oder die Topografie direkt in den Entwurf einbinden.
Die nötigen Daten sind mit dem digitalen Aufmaß
einfach da. Also nutzen wir sie!“
GRAPHISOFT Deutschland GmbH
Vertrieb Österreich
mail@graphisoft.at
www.archicad.at
Ein detaillierter Scan des Bestandsgeländes dient bei diesem Neubauprojekt
am Hang als wichtige Grundlage, um das in Archicad erzeugte Gebäudemodell
passgenau einzubetten.
© raum + zeit, Mainz
Um- und Anbau einer ehemaligen Feuerwehr. Scan des Bestandsgebäudes mit
Außenbereich und umgebender Bebauung aus der Vogelperspektive.
© Architekturbüro steffen wurster
architektur FACHMAGAZIN
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edv
Brandschutzdokumentation
Brandschutz per App dokumentieren
Brandschutzanlagen, -arbeiten oder -begehungen zu dokumentieren ist
aufwendig. Dokumentations-Apps rationalisieren Prozesse und steigern
die Rechtssicherheit. Welche Lösungen gibt es?
Text: Marian Behaneck
Smarter dokumentieren: Die digitale Dokumentation
rationalisiert die Erfassung und
das Management brandschutzrelevanter
Komponenten und Maßnahmen.
© Hilti
www.architektur-online.com
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edv
Brandschutz-Dokumentationslösungen bestehen meist aus einer mobilen Erfassungs-App und
einer PC-Auswertungssoftware. © KEVOX
Begehungsprotokolle, Mängel- und Brandverhütungsschauberichte,
Gefährdungsbeurteilungen,
Stellungnahmen und
Gutachten, Anlagenerfassungen und Wartungsmaßnahmen
– die Anforderungsliste
an die Brandschutzdokumentation ist lang.
Auch formal und inhaltlich werden hohe
Anforderungen gestellt. Spezielle Apps
unterstützen Sachverständige, Planer,
Handwerker oder Gebäudebetreiber durch
strukturierte Abfragen, Automatismen und
an Bauvorschriften, Richtlinien, Normen,
Empfehlungen und Leitfäden orientierte
Vorlagen. Das macht die Dokumentation
des Brandschutzes sicherer.
Vorteile digitaler
Brandschutzdokumentation
Planer und ausführende Unternehmen
sollten den Zustand des baulichen und
anlagentechnischen Brandschutzes von
Gebäuden bei der Ausführung, Sanierung
oder Instandhaltung stets dokumentieren.
Schließlich kann schon kurz nach der Abnahme
eine Brandabschottung durch eine
unsachgemäße Kabel- oder Rohrdurchführung
beschädigt werden. Kommt es dadurch
zu Schäden, lässt sich die ordnungsgemäße
Ausführung mit einem Foto schnell
belegen. Auch für Gebäudebetreiber bieten
Dokumentationen mehr Rechtssicherheit,
bei der Durchführung regelmäßiger Prüfintervalle.
Digitale Dokumentationswerkzeuge
unterstützen mit Checklisten die
Brandschutzbegehung, die Organisation
und Kontrolle von Brandschutzmaßnahmen
oder -anlagen. Planer und Brandsachverständige
können Brandschutzanlagen
und -arbeiten einfacher inspizieren, auf
mögliche Mängel untersuchen und diese
dokumentieren. Mobile Softwarelösungen
rationalisieren die Vor-Ort-Dokumentation,
weil sie den zeitlichen, personellen
und materiellen Aufwand minimieren. Dieser
Aspekt spielt in der Praxis eine große
Rolle, da brandschutzrelevante Details mit
dem Baufortschritt später nicht mehr sichtbar
sind. Eine zeitnahe Dokumentation mit
einfach bedienbaren, mobilen Werkzeugen,
die eine unkomplizierte und flexible
Vor-Ort-Dokumentation ermöglichen, ist
deshalb besonders wichtig.
Was kann die mobile Dokumentation?
Mobile Dokumentations-Apps basieren auf
intuitiv bedienbaren Smartphones oder Tablets
und deren integrierter Fotofunktion.
Sie erübrigen das umständliche Hantieren
mit Notizblock, Plan, Diktiergerät und Fotoapparat
auf der Baustelle. Stattdessen
werden Vor-Ort-Informationen direkt in
Wort, Text und Bild digital erfasst und sofort
Objekten, Geschossen, Räumen und
Beteiligten zugeordnet. Eingabemasken mit
strukturierten Abfragen, Symbol-, Produktund
Textdatenbanken beschleunigen den
Dokumentationsprozess und sorgen dafür,
dass Wichtiges nicht vergessen wird. Durch
Medienbrüche bedingte Mehrarbeit und
Fehler werden vermieden und Arbeitsabläufe
rationalisiert. Da auch rechtliche Aspekte
zu beachten sind, unterstützt die Software
Anwender auch beim Erstellen richtlinienund
rechtskonformer Unterlagen oder der
Verfolgung von Fristen. Neben Fotos können
auch gescannte Pläne, Planausschnitte,
Dokumente, teilweise auch Sprachnotizen
oder Videosequenzen eingebunden werden.
Aus den erfassten Daten lassen sich
über individuell anpassbare Vorlagen Berichte,
Protokolle oder Reports generieren
und per E-Mail versenden. Fristen können
zur Terminüberwachung an einen Terminkalender,
z.B. Microsoft Outlook übergeben
werden. Werden die Daten auf Cloudservern
abgelegt, sind Zugriffsberechtigte
stets auf dem neuesten Stand, sofern Datensicherheitsaspekte
der Auslagerung von
Daten nicht entgegenstehen. Die erfassten
Daten können von den Beteiligten – entsprechend
ihrer in der Benutzerverwaltung
zugewiesenen Rechte – angezeigt, aktualisiert,
ergänzt oder ausgewertet werden.
Verantwortliche können stichprobenartig
den Ausführungsstand überprüfen und
auch die Abstimmung zwischen Planer, Installateur,
Bauherr und Brandschutzbehörde
wird einfacher. Mit der digitalen Dokumentation
entsteht außerdem sukzessive eine
Informationsdatenbank, die in der Bau- und
Nutzungsphase wichtige Fragen beantworten
kann: Wer hat welche Mängel wann
beseitigt? Wann müssen welche Instandhaltungsarbeiten
durchgeführt werden?
Was ist wann gewartet oder ausgetauscht
worden? Diese Daten können auch später
für die Beweissicherung, Gewährleistungsdokumentation
oder für Statistiken und zur
Qualitätsverbesserung genutzt werden.
Werden Dokumentationsfotos vor Ort erläutert, zugeordnet und im Plan verortet, lassen sich
Arbeitsabläufe rationalisieren. © DokuPit
architektur FACHMAGAZIN
96
edv
Über im Grundriss verortete Piktogramme können Fotos und Dokumente schnell abgerufen werden.
© OpenExperience
me enthalten beispielsweise alle VdS-Textvorlagen,
Checklisten und Protokolle inklusive
kompletter Brandschutz-Symbolik
nach ÖNORM EN ISO 7010. Bei anderen
Programmen muss man sich alles individuell
Wie wird erfasst und ausgewertet?
Unterstützt wird die Erfassung durch vorgefertigte,
individuell anpassbare Bericht- und
Textvorlagen. Lassen sich auch die Erfassungsmasken
modifizieren, kann man auch
das Programm flexibel an individuelle Aufgaben
anpassen, etwa an das Wartungsmanagement.
Dann sollten auch beliebig viele
Attribute oder Dokumente ergänzt, Geräteund
Messdaten erfasst werden können und
so weiter. Die Erfassung von Mängeln wird
meist durch eine vorgefertigte Mängeldatenbank
vereinfacht, die auch Checklisten,
Terminvorgaben und eine automatisierte
Fristenverfolgung enthält. Fotos von Mängeln
können über vorgefertigte Textbausteine
oder individuell kommentiert werden und
samt Standort und Blickrichtung im Plan
verortet werden. Symbole und Piktogramme
weisen im Plan auf die Art der Objekte
hin. Auch die Spracheingabe unterstützen
einige Programme bei vorhandener Internet-Verbindung
beispielsweise per Google
Docs oder Siri, indem die Audiodaten direkt
in editierbare Textdaten umgewandelt
werden. Bei der Inspektion und Wartung
ermöglichen QR- oder Barcodes, GPS-Daten
und Planverortungen eine eindeutige Kennzeichnung
und Lokalisierung von Bauteilen.
Durchgeführte Prüfungen und Abnahmen
können teilweise per digitaler Unterschrift
auf dem Smartphone oder Tablet bestätigt
werden. Auch hinsichtlich der enthaltenen
Brandschutzsymbole, Brandschutzprodukte
oder Textbausteine und deren Aktualisierung
sowie der Dokumentations-, Auswertungs-
und Reportfunktionen unterscheiden
sich die Produkte deutlich. Einige Programzusammenstellen.
Wichtig ist auch, welche
Funktionen und Automatismen die Software
für die anschließende Weiterbearbeitung,
Verwaltung, Auswertung und Reporterstellung
bereithält. Zur Auswertung sollte unter
anderem die Möglichkeit gehören, Mängel
projektübergreifend in Form von revisionssicheren
PDF-, DOC(X)- oder XLS(X)-Berichten
auszugeben. Damit lassen sich
beispielsweise offene Mängel aus verschiedenen
Baustellen ein- und desselben Unternehmens
herausfiltern und andere Statistiken
erstellen. Eine Such- und Filterfunktion
sollte auch chronologische Auswertungen
ermöglichen. Wichtig bei mobilen App-, respektive
Online-Lösungen ist, dass sie auch
offline funktionieren, weil eine Online-Datenverbindung
beispielsweise in Kellergeschossen
nicht immer verfügbar ist.
Zu jedem im Plan verorteten Brandschutzdetail lassen sich jederzeit Informationen abrufen.
© Themis
Wie unterscheiden sich die Apps?
Die Unterschiede beginnen bereits beim
Software-Konzept: Entweder handelt es
sich um eine konventionelle, auf dem Büro-
PC zu installierende, unter Windows laufende
Software (On Premises), die ergänzt
wird durch eine iOS- oder Android-App für
www.architektur-online.com
97
edv
die mobile Datenerfassung vor Ort. Oder ist
es eine Cloudlösung (SaaS), die auf allen
Hardware- und Betriebssystemplattformen
läuft und einen zeit-, orts- und plattformunabhängigen
Datenzugriff ermöglicht. Eine
Büro-PC/App-Kombination setzt eine Installation,
Konfiguration und regelmäßige Aktualisierung
der Software sowie einen Datenabgleich
zwischen App- und Büro-Software
voraus. SaaS-Lösungen erfordern weder
Software-Updates noch einen Datenabgleich,
da alle Anwendungsdaten global von
einem zentralen Cloud-Server abgerufen
werden. Einige Lösungen ermöglichen optional
eine Datenhaltung auf lokalen Servern.
Alle Produkte können die brandschutztechnische
Situation auf der Baustelle dokumentieren,
Unterschiede gibt es unter anderem
bei den Einsatzbereichen. Sie reichen von
der Erstellung von Begehungsprotokollen,
Mängelberichten, Checklisten, Brandverhütungsschauberichten,
Gefährdungsbeurteilungen
oder Stellungnahmen und Gutachten,
bis hin zum Wartungsmanagement oder
der CAFM-konformen Erfassung von Brandschutzobjekten,
inklusive aller Informationen
zum Bauteil, zu Prüfintervallen, Kontrollterminen,
Zulassungserklärungen etc.
Welche Lösungen gibt es?
Inzwischen wird eine Vielzahl an mobilen
Dokumentationslösungen angeboten. Sie
bestehen meist aus einer auf mehreren
Smartphones oder Tablets installierbaren
App für die mobile Datenerfassung und
einer stationären Bürosoftware. Damit werden
der Bestand und Aktivitäten an Ort
und Stelle digital dokumentiert, die mobil
erfassten Informationen anschließend am
Büro-PC ausgewertet und verwaltet. Bei
vielen Lösungen liegt der Schwerpunkt auf
der Aufnahme, Beschreibung, Zuordnung
und Verwaltung von Mängeln. Einige wurden
für spezielle Tätigkeiten und Bereiche
erweitert, wie etwa die Dokumentation des
Brandschutzes, die Kontrolle der Arbeitssicherheit
oder die Sammlung von Daten für
den Gebäudebetrieb. Die meisten Programme
sind sowohl für ausführende Gewerke
wie Elektriker, SHK-, Trockenbauer oder
Montageunternehmen für Brandschutzelemente
als auch für Planer, Bauleiter und
Brandschutzbeauftragte, Gebäude- und
Anlagenbetreiber geeignet. Praktisch alle
Lösungen sind produktübergreifend und
verfügen über eine entsprechende Produktdatenbank
oder sie lassen sich individuell
erweitern. Die Anzahl der Nutzer oder
zu erfassenden Objekte und Elemente ist
in der Regel unbegrenzt, außer bei funktional
„abgespeckten“ Produktvarianten.
Apps für die mobile Datenerfassung sind
wahlweise auf Windows-, iOS oder Android-Mobilgeräten
lauffähig, in der Regel
kostenlos und auf beliebig vielen Endgeräten
installierbar, so dass auch eine spontane
Erfassung mit einem auf der Baustelle
gerade verfügbaren Mobilgerät möglich
ist. Die stationäre Büro-Anwendung läuft
meist unter Windows oder es handelt sich
um eine plattformunabhängige Weblösung.
Die Preise für Dokumentationsprogramme
liegen zwischen 900 und mehreren 1000
Euro. Bei webbasierten Lösungen kommen
zur Monatsmiete ab etwa 25 Euro teilweise
noch Zusatzkosten für die Online-Datenhaltung
und -archivierung hinzu.
Ausgegeben werden die Begehungsberichte in
Form von Begehungsprotokollen, Wartungsoder
Dokumentationsberichte. © DokuPit
Produkte und Anbieter*
BauDoc (www.skillsoftware.de)
Capmo (www.capmo.de)
Cheqsite Cloud (www.cheqsite.at)
DOCUsmart (www.wuerth.at)
DokuPit (www.dokupit.com)
Firelog (www.idt.at)
Firstaudit (www.firstaudit.de)
Hilti Documentation Manager (www.hilti.at)
Kevox (www.kevox.de)
Lumiform (lumiformapp.com)
mobiPlan (www.mobiplan.de)
PlanRadar (www.planradar.com)
Protano Brandschutz (www.protano.de)
Themis (www.themis-software.com)
TivApp (www..tivapp.com)
VB-Office (www.createam-software.de)
Wartungsplaner (www.wartungsplaner.de)
Sind die Standorte als Piktogramme ausgebildet, hat man einen besseren Überblick. © Kevox
* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
www.architektur-online.com
Abis AVA 34
Mit der aktuellen Programmversion Abis
AVA 34 steht nun die vollständige Unterstützung
des ÖNORM-A2063-2021 Format
zur Verfügung. Der Benutzer kann direkt
beim Export wählen, nach welchem Schema
(2009/2015/2021) der Datenträger
geschrieben werden soll und das LV wird
automatisch gemäß dieser Einstellung validiert.
Viele Probleme können automatisch
korrigiert werden, sodass ein unkomplizierter,
aber korrekter Datenaustausch gewährleistet
wird. Neu ist auch die Unterstützung
98
edv
mals möglich, GAEB-Texte aller unterstützten
Datenformate in das Ausschreibungsprogramm
zu importieren. Kürzlich wurden auch
die Neuentwicklung des Kalkulationsmoduls
auf Basis der aktuellen ÖNORM B1801:2020
angekündigt, welches ab Anfang 2022 für
Wartungskunden zur Verfügung steht.
ABIS Softwareentwicklungs GesmbH
T +43 (0)316 83 13 61
reichhart@abis-software.com
www.abis.at
Wie sieht die Zukunft der Planer aus?
Hunderte Besucher und jede Menge spannende
Vorträge und Diskussionen – das war
die 3. MESSE@home, die man nun auch online
nachschauen kann.
Und da ist sie wieder, die nächste Welle des
C-Zustands. Und wieder pilgern Tausende
Architekten und Ingenieure täglich nicht
mehr ins Büro, sondern nehmen die Kurzstrecke
über den Flur ins inzwischen bestens
ausgestattete Homeoffice. Treffen sich
digital mit ihren Kollegen und werfen per
Videoschaltung einen Blick auf ihre Baustellen.
Inzwischen ist das Routine. Und die
wirft eine Frage auf: Brauchen wir die schicken
und zugegeben teuren Büros überhaupt
noch? Oder besteht die Arbeitswelt
der Architekten und Ingenieure bald nur
noch aus digitalen Räumen, die flexibel per
Mausklick je nach Bedarf gebaut werden?
Das war nur eines der spannenden Themen
der 3. MESSE@home. Hunderte Teilnehmer
aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz, spannende Diskussionsrunden
und jede Menge Aussichten in eine wirtschaftlich
erfolgreiche Zukunft der Planungsbüros.
Verpasst? Kein Problem! Immerhin
gibt es die Vorträge der Keyspeaker
mit den Größen der Architektur und des
Ingenieurwesens auch zum Nachsehen.
Jederzeit, von überall und natürlich kostenfrei.
Einfach den QR-Code scannen und
schon geht es direkt zum digitalen Messestand.
Im April 2022 lädt untermStrich zur
4. MESSE@home.
von ONBGS-Datenträgern für Parameterlisten,
die das Kernstück für das BIM-basierte
Ausschreiben nach ÖNORM A2063-Teil
2 darstellen, was in ABIS AVA bereits jetzt
möglich ist. Die Parameterlisten stellen
hier die Verknüpfung zwischen IFC-Datei,
AVA-Elementen und LV-Positionen her.
Seit Erstveröffentlichung der Version 34 im
Sommer, kamen durch Programmupdates
zusätzlich zu den Formaten GAEB 90, GAEB
2000 und GAEB XML3.2, das aktuelle GAEB
XML 3.3 -Format hinzu. Zudem ist es nun erstuntermStrich
software GmbH
T +43 (0)3862 58106-0
office@untermstrich.com
www.untermstrich.com
ZEHN ARCHITEKT:INNEN.
EINE ÜBERZEUGUNG.
WIR-
STEIGEN-
UM.AT
Entwerfen, Visualisieren, Auswerten, Publizieren und
Zusammenarbeiten – Archicad überzeugt Architekt:innen auf
ganzer Linie. Aber lassen wir sie selbst zu Wort kommen:
in unserem neuen Film „Warum auf Archicad umsteigen?“
Jetzt anschauen auf
wir-steigen-um.at
PADS
Spielerische
Raumgestaltung.
www.selmer.at
Exklusiver Partner der Brunner Group für Österreich