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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 8 2021

Wenn wir in der Vergangenheit das Thema Stadt aufgegriffen haben, drehte es sich oft um prestigeträchtige Infrastrukturprojekte, große Neubauquartiere oder futuristische Zukunftsvisionen. Diesmal haben wir uns hingegen den eher kleinen Bausteinen gewidmet, die eine Stadt lebenswerter machen. Einzelne Leuchtturmprojekte können Viertel beleben, die Anwohner bereichern oder schlicht hochwertigen Wohnraum mit Mehrwert schaffen. In ihrer Summe geben sie einer Stadt ihr Gesicht und prägen mit ihren Qualitäten das Zusammenleben der Menschen.

Wenn wir in der Vergangenheit das Thema Stadt aufgegriffen haben, drehte es sich oft um prestigeträchtige Infrastrukturprojekte, große Neubauquartiere oder futuristische Zukunftsvisionen. Diesmal haben wir uns hingegen den eher kleinen Bausteinen gewidmet, die eine Stadt lebenswerter machen. Einzelne Leuchtturmprojekte können Viertel beleben, die Anwohner bereichern oder schlicht hochwertigen Wohnraum mit Mehrwert schaffen. In ihrer Summe geben sie einer Stadt ihr Gesicht und prägen mit ihren Qualitäten das Zusammenleben der Menschen.

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<strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Vösendorf, Verlagspostamt 2331 Vösendorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

08<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Dezember <strong>2021</strong><br />

Urbanes<br />

Leben


Schöne Feiertage!<br />

DANKE – dass wir Ihr Partner sind.<br />

Unser Anspruch für 365 Tage im Jahr: Wir möchten die beste Unterstützung für Ihr tägliches<br />

Handeln leisten. Deshalb ist es uns eine Herzensangelegenheit, immer zur Stelle zu sein,<br />

wenn Sie uns brauchen. Ein Versprechen – auch für die Zukunft!<br />

Wir wünschen allen Partnerinnen und Partnern frohe Weihnachten und einen guten Start<br />

ins neue Jahr.<br />

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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Leben in der Stadt<br />

Wenn wir in der Vergangenheit das Thema Stadt aufgegriffen<br />

haben, drehte es sich oft um prestigeträchtige Infrastrukturprojekte,<br />

große Neubauquartiere oder futuristische<br />

Zukunftsvisionen. Diesmal haben wir uns hingegen<br />

den eher kleinen Bausteinen gewidmet, die eine Stadt lebenswerter<br />

machen. Einzelne Leuchtturmprojekte können<br />

Viertel beleben, die Anwohner bereichern oder schlicht<br />

hochwertigen Wohnraum mit Mehrwert schaffen. In ihrer<br />

Summe geben sie einer Stadt ihr Gesicht und prägen mit<br />

ihren Qualitäten das Zusammenleben der Menschen.<br />

3<br />

Editorial<br />

Kreatives Bauen mit Metall<br />

In Anbetracht moderner Probleme, wie steigender Wohnkosten<br />

und der Explosion an Single-Haushalten in den Städten haben<br />

wir uns dem Thema „Microliving“ angenommen. Diese neue<br />

Wohnform wird langsam auch in Europa immer relevanter, verlangt<br />

aber ein radikales Umdenken seitens der Bewohner, sowie<br />

kreative Lösungen durch die Planer. Wie das gelingen kann, zeigen<br />

wir mit einigen ausgesuchten Beispielen.<br />

Mit Nolistra gestaltete das Büro LAN Architecture den jüngsten<br />

und finalen Zuwachs des urbanen Entwicklungsgebiets Étoile in<br />

Straßburg. Dafür entwickelte es nicht nur einen, sondern acht<br />

Baukörper mit bunt gemischter Nutzung, die mit ihrem pastellfarbenen<br />

Farbcode wie eine eigenständige Insel wirken.<br />

Ein weiteres innovatives Wohnobjekt haben Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

mit P77-79 im Herzen von Oslo geschaffen. Es ist so konzipiert,<br />

dass es sensibel auf die umliegende historische Bebauung<br />

aus dem 18. und 19. Jahrhundert reagiert und eine vielfältige und<br />

lebendige Gemeinschaft im Viertel fördern soll.<br />

Die Estación San José aus der Feder des Architektenteams von<br />

FRPO vereint Parkhaus, Büro- und Co-Working-Bereiche sowie<br />

kulturelle und kommerzielle Räume unter einem Dach und bereichert<br />

so ein eng verbautes Viertel im mexikanischen Toluca.<br />

Die Stadt Aalen schafft direkt am Bahnhof ein neues, lebendiges<br />

Stadtquartier. Einen Teil davon bildet KUBAA, der Kulturbahnhof<br />

von a+r Architekten. Rund um die Ruinen eines historischen<br />

Ensembles schrieben sie so ein Stück neue Stadtgeschichte und<br />

schufen jede Menge Raum für kulturelle Veranstaltungen.<br />

In besonders dicht verbauten Städten wie New York muss man<br />

schon kreativ sein, um neue Grünflächen zu erschließen. So geschehen<br />

beim neuen Inselpark Little Island im Hudson River.<br />

Das, mitten in der amerikanischen Metropole gelegene, skulpturale<br />

Eiland ist grüne Oase und perfekt ausgestatteter Veranstaltungsort<br />

zugleich.<br />

Auch im Schwerpunkt RETAIL<strong>architektur</strong> haben wir uns diesmal<br />

kleinen, aber feinen Ladenlokalen aus dem urbanen Raum angenommen.<br />

In unserer EDV-Fachkolumne nehmen wir diesmal die<br />

neuesten Möglichkeiten der Brandschutzdokumentation unter<br />

die Lupe. Wie gewohnt runden zudem eine Vielzahl an weiteren<br />

Themen und Produktinformationen den Inhalt dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

von <strong>architektur</strong> ab.<br />

Ich wünsche viel Vergnügen mit der neuen <strong>Ausgabe</strong> sowie<br />

besinnliche Weihnachten und ein schönes neues Jahr,<br />

Andreas Laser<br />

Hinterlüftete<br />

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Individuelle Gestaltungsvielfalt mit<br />

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© Manuel Hollenbach, Bildrechte: brüderl.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

4<br />

Inhalt<br />

Editorial 03<br />

Architekturszene 06<br />

Das Wiener Studentenwohnheim<br />

Magazin 12<br />

Bau & Recht 22<br />

Mietzinszahlung trotz Lockdown?<br />

more or less 24<br />

Trendthema Microliving<br />

Die urbane Insel 32<br />

Nolistra / Straßburg, Frankreich /<br />

LAN Architecture<br />

Besser wohnen für alle 38<br />

Wohnhaus P77-79 / Oslo, Norwegen /<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

Scheinbar unscheinbar 44<br />

Estación San José / Toluca, Mexiko /<br />

FRPO Rodriguez & Oriol<br />

Endstation Kultur 50<br />

Kulturbahnhof Aalen /<br />

Aalen, Deutschland /<br />

a+r Architekten<br />

Stadt, Land, Fluss 58<br />

Little Island / New York /<br />

Heatherwick Studio<br />

RETAIL<strong>architektur</strong> 64<br />

Produkt News 70<br />

edv 94<br />

Brandschutz dokumentation:<br />

Brandschutz per App dokumentieren<br />

32<br />

44<br />

58<br />

38<br />

50<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Ortsstraße 212/2/5, 2331 Vösendorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Andreas Laser (andreas.laser@laserverlag.at)<br />

REDAKTION DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner, DI Marian Behaneck, Mag. Theresa Stachowitz, Mag. Matthias Nödl<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 94,- / Ausland: € 115,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 64,- / Ausland: € 91,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />

EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />

der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.


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„Wozu verbiegen?<br />

Originale sind gefragt.“<br />

(Lydia H., Bauherrin)


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

6<br />

Architekturszene<br />

Auf der Schmelz<br />

© MIGRA<br />

Das Wiener<br />

Studentenwohnheim<br />

Als Ausbildungsstandort ist Wien für Studierende äußerst attraktiv. Dies ist wenig<br />

verwunderlich – immerhin punktet die Hauptstadt Österreichs nicht nur mit einem<br />

großen Studienangebot, sondern gleichermaßen mit ihrer hohen Wohn- und Lebensqualität.<br />

Für die Studierenden, die aus anderen Bundesländern oder dem Ausland<br />

nach Wien ziehen, braucht es natürlich erschwingliche und komfortable Wohnformen.<br />

Eine Antwort auf dieses Bedürfnis liefern die Studentenwohnheime von<br />

gemeinnützigen Anbietern.<br />

Text: Dolores Stuttner<br />

Sie stellen komfortablen und praktischen<br />

Wohnraum für ihre Bewohner zur Verfügung,<br />

wobei die Kosten hier fix und überschaubar<br />

sind. In der Mehrzahl der Einrichtungen<br />

sind die Zimmer bereits voll<br />

möbliert, während die Reinigung der Räume<br />

ebenfalls inkludiert ist – Studierende haben<br />

so den Vorteil, sich voll und ganz auf<br />

ihre Ausbildung konzentrieren zu können.<br />

Doch steht das Studentenheim als Wohnform<br />

mittlerweile vor der Herausforderung,<br />

zeitgemäßen Ansprüchen in Bezug auf<br />

Ökonomie, Ökologie, Ausbildungs- und Lebensqualität<br />

gerecht zu werden. Eine Kombination<br />

aus innovativen Bautechnologien<br />

und nutzerzentrierter Planung kann einen<br />

Lösungsansatz liefern.<br />

Die Qualität des Minimalismus<br />

„Während früher Doppel- und Mehrbettzimmer<br />

im Studentenwohnheim Standard<br />

waren, sind heute Einzelzimmer stark nachgefragt“,<br />

sagt Marina Döring-Williams, Professorin<br />

an der TU Wien und Co-Autorin<br />

des Buchs „Das Wiener Studentenheim“.<br />

In Bezug auf die Nutzung der studentischen<br />

Wohneinrichtungen findet also ein<br />

Wandel in Richtung Privatsphäre statt.<br />

Der gesteigerte Wunsch nach mehr Intimität<br />

beschränkt sich jedoch nur auf den<br />

Schlafbereich; auf Geselligkeit wollen die<br />

Bewohner nicht verzichten, weshalb Gemeinschaftsräume<br />

in den Heimen nach wie<br />

vor eine zentrale Rolle einnehmen. Die Herausforderung<br />

für die Architektur liegt somit<br />

darin, dem Streben nach Privatsphäre und<br />

Gemeinschaft zu entsprechen. In Kombination<br />

mit minimalistischen Ansätzen soll so<br />

leistbares Wohnen in einem studentengerechten<br />

Umfeld möglich sein. Bereits in den<br />

vergangenen Jahren wurden diesbezüglich<br />

in den Häusern unterschiedliche Schwerpunkte<br />

geschaffen. Moderne Einrichtungen<br />

setzen sogar auf eine Mischung aus halböffentlichen<br />

Bereichen und privaten Treffpunkten<br />

für Lerngruppen.


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Architekturszene<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

8<br />

Architekturszene<br />

Für die Architektur und Inneneinrichtung,<br />

aber auch für die Preisgestaltung bildet das<br />

Studentenwohnheimgesetz die Basis. Ebendiese<br />

Vorgaben sollen bei Neubauten, aber<br />

auch bei der Renovierung bestehender Heime,<br />

eine gesteigerte Wohn- und Lebensqualität<br />

gewährleisten. Berücksichtigung findet<br />

bei der Planung selbstverständlich auch die<br />

Bauordnung – sie schreibt in neu gebauten<br />

sowie in renovierten Studentenwohnheimen<br />

Barrierefreiheit vor. Es sind barrierefrei zugängliche<br />

und entsprechend ausgestattete<br />

Zimmer einzurichten. Aus Kostengründen<br />

müssen sich Architekten gleichzeitig auf<br />

das Wesentliche beschränken.<br />

Minimalismus kommt aber nicht nur beim<br />

Innenraumdesign zum Tragen. Um dem<br />

Streben nach Effizienz und Flexibilität Folge<br />

zu leisten, werden heute immer mehr<br />

Studentenheime in modularer Bauweise<br />

realisiert. Bei diesem Verfahren erfolgt die<br />

Zusammensetzung des Bauwerks aus vorgefertigten<br />

Modulen nach dem Baukastenprinzip.<br />

Es ergibt sich hier der Vorteil der<br />

verkürzten Bauzeit und der Kostenersparnis.<br />

Großbauten wie Studentenheime bestehen<br />

aus zahlreichen, sich wiederholenden<br />

Nutzungseinheiten, weshalb sich die Modulbauweise<br />

für sie sehr gut eignet. Zweifelsohne<br />

sind studentische Wohneinrichtungen<br />

damit auch Nährboden für nachhaltige und<br />

experimentelle Baukonzepte.<br />

Pop-Up-Dorms<br />

© home4students<br />

Der Stadtraum als Lebensumfeld<br />

Neben der Gestaltung bestimmt die Lage in<br />

der Stadt die Attraktivität eines Studentenheims.<br />

Umfragen ergaben, dass für Studierende<br />

nicht nur die Nähe zur Bildungsstätte,<br />

sondern gleichermaßen eine Anbindung<br />

an Grün- und Erholungsinfrastruktur wünschenswert<br />

ist.<br />

In diesem Kontext ist auch das Konzept von<br />

„Mixed Use“ ein wichtiges Thema. Dieser<br />

Begriff bezeichnet die gemischte Nutzung<br />

eines Baus oder eines Stadtteils. Ein Gebäude,<br />

das dieser Idee entspricht, hat beispielsweise<br />

nicht nur eine Wohnfunktion,<br />

sondern es dient gleichzeitig der Nahversorgung<br />

und der Unterhaltung. In Bezug<br />

auf ein Studentenwohnheim könnte dies<br />

bedeuten, dass sich im selben Bauwerk ein<br />

thematisch passendes Geschäft einmie-<br />

tet. Ein Positivbeispiel dafür, ist die von der<br />

STUWO betriebene Einrichtung im 15. Wiener<br />

Gemeindebezirk, Auf der Schmelz. Geplant<br />

wurde das Wohnheim, welches sich in<br />

erster Linie an Sportstudenten richtet, vom<br />

Architekturbüro WGA. Mit diesem Projekt<br />

stellen die Planer den Studenten einerseits<br />

modernen Wohnraum und andererseits Freizeit-<br />

und Aufenthaltsmöglichkeiten in Form<br />

von Grünraum mit Außensportanlagen. Abgerundet<br />

wird das Angebot für Studierende<br />

der Sportwissenschaft mit einem Shop<br />

für Sportartikel und einem Restaurant im<br />

Erdgeschoss. Viel Wert legten die Architekten<br />

von WGA zudem auf eine barrierefreie<br />

Gestaltung aller Anlagen, was die 2013 realisierte<br />

Wohneinrichtung zu einem Stützpunkt<br />

für den Behindertensport macht.<br />

Pop-Up-Dorms<br />

© home4students


9<br />

Magazin


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

10<br />

Architekturszene<br />

ÖJAB Haus Johannesgasse<br />

© ÖJAB<br />

Mit seiner Lage im Stadtraum, aber auch<br />

durch historische Architektur punktet<br />

das Heim der ÖJAB (Österreichische Jungendarbeiterbewegung)<br />

in der Johannesgasse,<br />

im 1. Wiener Gemeindebezirk. Es<br />

handelt sich hierbei um einen ehemaligen<br />

Schul- und Klosterbau der Ursulinen, der<br />

Musikstudenten 120 Schlafplätze nahe<br />

dem Konservatorium zur Verfügung stellt.<br />

B18 Architekten bauten das Gebäude im<br />

Jahr 2013 zu einem modernen Studentenwohnheim<br />

mit eigenem Garten und Musikübungsräumen<br />

um. Zeitgemäß ist aber nur<br />

die Inneneinrichtung – das historische Gemäuer<br />

blieb unangetastet, sodass sich der<br />

Bau harmonisch in die historische Wiener<br />

Innenstadt einfügt und den Bewohnern eine<br />

einzigartige Kulisse bietet.<br />

Wohnheime in inneren Bezirken haben zudem<br />

den Vorteil, Unterhaltungs- und Einkaufsmöglichkeiten<br />

sowie Gastronomie in<br />

unmittelbarer Nähe zu haben. Anders verhält<br />

es sich bei Studentenwohnungen in<br />

den Wiener Außenbezirken – Experten halten<br />

in diesem Fall einen Anschluss an das<br />

höherrangige öffentliche Verkehrsnetz für<br />

unverzichtbar. Auch sollte eine Einrichtung<br />

in der Peripherie mit weiteren spezifischen<br />

Standortvorteilen – wie der Nähe zur Bildungseinrichtung,<br />

einem Erholungsgebiet<br />

oder die Lage in einem modernen Stadtteil<br />

– punkten. Letztgenannten Anforderungen<br />

wird das STUWO Wohnheim in der Seestadt<br />

Aspern, dem größten Wiener Stadtentwicklungsgebiet<br />

am Stadtrand, gerecht. Die Einrichtung<br />

mit ihren 295 Apartments zeigt<br />

auf, wie Innovation die Entstehung von studentischem<br />

Lebensraum fördern kann.<br />

Historische Bauten –<br />

moderne Entwicklungen<br />

„Geht es um die architektonische Gestaltung,<br />

die Form und die Ausstattung der<br />

Studentenheime, so ist in Wien eine große<br />

Vielfalt gegeben“, erläutert Elisabeth Wernig<br />

von der TU Wien. Tatsächlich finden<br />

sich in der Bundeshauptstadt Einrichtungen<br />

für studentisches Wohnen sowohl in historischen<br />

Bauten als auch – und immer öfter<br />

– in Form moderner, experimenteller Einrichtungen.<br />

Werden in Wien Studentenheimplätze<br />

in bestehenden Gebäuden realisiert,<br />

geschieht dies häufig in Gründerzeitbauten.<br />

Das Bauen im Bestand ist zweifelsohne ökologischer,<br />

da dafür kein Neubau zu errichten<br />

ist. Außerdem profitieren die Bewohner<br />

von einer einzigartigen Atmosphäre, da sie<br />

immerhin in über 100 Jahre alten Bauten<br />

leben. Die Implementierung zeitgemäßer<br />

Wohnstandards in Altbauten ist aber nur mit<br />

einem großen Aufwand möglich – dies gilt<br />

vor allem dann, wenn den Anforderungen<br />

des Denkmalschutzes Folge zu leisten ist.<br />

Neubauten sind kostspieliger, allerdings<br />

lassen sich in ihnen aktuelle Maßnahmen<br />

zur Sicherheit und Barrierefreiheit leichter<br />

umsetzen. Auch die beschriebene Implementierung<br />

neuer Bautechnologien und<br />

architektonischer Ansätze ist möglich. In<br />

einer Großstadt wie Wien ist eine Kombination<br />

aus beiden Herangehensweisen möglich<br />

und sogar wünschenswert. Immerhin ist<br />

es dann möglich, den zum Teil vielseitigen<br />

Anforderungen der Auszubildenden aus aller<br />

Welt zu entsprechen.<br />

Gemäß Marina Döring-Williams handelt es<br />

sich beim Studentenheim um eine wichtige<br />

Einrichtung, da Bewohner dort die<br />

Möglichkeit haben, Unabhängigkeit in einem<br />

geschützten Rahmen zu erleben: „Der<br />

große Vorteil der Wohneinrichtungen liegt<br />

darin, dass die Bewohner hier alles aus einer<br />

Hand erhalten. So bleibt Studierenden<br />

der Aufwand, der sich mit dem Bezug einer<br />

Mietwohnung ergibt, erspart. Die Architektur<br />

hat die Verantwortung, die Grundlagen<br />

für ein autarkes Leben zu schaffen.“<br />

ÖJAB Haus Johannesgasse<br />

© ÖJAB


11<br />

Magazin


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

12<br />

Magazin<br />

Mit Energie<br />

zum Wandel<br />

Eine zukunftsorientierte Strategie, die das Zusammenspiel von Architektur und<br />

Städtebau harmonisiert, stellt die Projektidee Powered by Ulsteinvik dar. Dabei ist<br />

es Ziel des Architekturbüros Kaleidoscope Nordic, einen Stadtteil mit hoher Lebensqualität<br />

zu realisieren. Für einen optimierten Energiefluss sorgen die Planer durch<br />

eine Ausnutzung der natürlichen Zyklen und Jahreszeiten in Ulstein – dem zukünftigen<br />

Standort ihres Projekts. Entstehen soll daraus die sogenannte 300-Meter-Stadt.<br />

Text: Dolores Stutner Bilder: KVANT-1, Kaleidoscope Nordic


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

13<br />

Magazin<br />

Nicht nur soll das Areal zu einer autofreien<br />

Fläche werden, sondern es wird auch ein<br />

Zugang zum Meer geschaffen. Mit diesen<br />

Maßnahmen gestalten die Architekten das,<br />

durch den Pkw-Verkehr belastete, Zentrum<br />

zur belebten Fußgängerzone um. Klare urbane<br />

Strukturen und ein vielseitiger Nutzungsmix<br />

bringen zusätzlich frischen Wind<br />

in den Bezirksteil. Gleichzeitig ist eine Integration<br />

des Bestandes angedacht. Die Planer<br />

wollen die bereits existierenden Bauten<br />

nicht etwa mit der Innovation untergehen<br />

lassen, sondern deren Vorzüge herausstreichen<br />

und sich diese bei der Umgestaltung<br />

des Bezirksteils gar zunutze machen.<br />

Als verbindendes Element fungiert bei diesem<br />

Konzept der Smart-Grid. Er soll den<br />

Stadtteil mit autonom gewonnener Energie<br />

versorgen und der Bespeisung des öffentlichen<br />

Verkehrs dienen. Nachhaltige Mobilität<br />

im Areal gewährleisten dabei E-Autobusse.<br />

Der räumlichen Strukturierung dient<br />

die sogenannte „Smart Pergola“. Das energetisch<br />

intelligente Konstrukt schafft im<br />

Straßenraum, aber auch auf Hausdächern,<br />

Aufenthaltsqualität – und es generiert<br />

obendrein Energie.<br />

Im Zentrum des Stadtteils – und auch des<br />

Projekts – steht der Smarthub als Innovationsbau.<br />

Das multifunktionelle Gebäude soll<br />

innovative Netzwerke zwischen privaten<br />

und öffentlichen Akteuren schaffen. Administrative<br />

Einrichtungen, ein Geschäftszentrum,<br />

ein öffentliches Café sowie ein<br />

Innovationslabor für die Allgemeinheit wird<br />

das Bauwerk unter einen Hut bringen. Auch<br />

die Außenhülle gestalten die Architekten im<br />

Zeichen der Energieautarkie, weshalb Photovoltaik-Paneele<br />

diese schmücken werden.<br />

Die Generationengärten sollen das Quartier<br />

baulich und gesellschaftlich abrunden.<br />

Mehrere soziale Einrichtungen – darunter<br />

Jungendclubs, Pflegeheime, Kindergärten<br />

und Büros für Gesundheitsdienstleistungen<br />

– teilen sich hier denselben Standort. Es ist<br />

die Realisierung abgeschirmter Innenhöfe<br />

vorgesehen, die Intimität schaffen und als<br />

sichere Spielfläche für Kinder dienen.<br />

Einen energieautarken Lebensraum schaffen<br />

die Planer mit der „Zirkulären Nachbarschaft“,<br />

die sich auf neue Wohntypologien und gemeinschaftlich<br />

genutzte Einrichtungen<br />

stützt. Die Gebäude selbst sammeln Regenwasser,<br />

das den Bewohnern zum Bewässern<br />

von Pflanzen bereitgestellt wird. Ein Gewächshaus<br />

mitsamt einer Gemeinschaftsküche<br />

soll als Treffpunkt für die Nachbarschaft<br />

dienen. Nachhaltigkeit und soziales Wohnen<br />

treffen hier also gekonnt aufeinander.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

14<br />

Magazin


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15<br />

Magazin<br />

Die Natur<br />

der Kunst<br />

Eine einzigartige politische Atmosphäre und ein schneller wirtschaftlicher und<br />

urbaner Wandel kennzeichnen die Stadt Peking. Die Entstehung prominenter<br />

Kunstviertel – die so genannten „Art Cities“ – ist auf den Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

zurückzuführen. Architekten und Stadtplaner stehen vor der Herausforderung,<br />

der rasanten Entwicklung, aber auch der Geschichte der Metropole gerecht<br />

zu werden. Und dies ist den Experten von Crossboundaries mit dem Songzhuang<br />

Micro Community Park gelungen.<br />

Text: Dolores Stuttner Fotos: BAI Yu<br />

Das Projekt ist eine Grün- und Freifläche, welche eine<br />

2018 realisierte „Art City“ umgibt. Nicht nur die Vegetation,<br />

sondern auch die Materialien wurden gezielt<br />

ausgewählt, sodass sie den einzigartigen Charakter<br />

des Stadtteils unterstreichen. Die Hauptkomponente<br />

des Areals stellt eine graue Ziegelmauer dar. Sie<br />

wurde bewusst mit Perforationen und fensterartigen<br />

Öffnungen versehen. Die Wand wirkt dadurch nicht<br />

nur raumbildend, sondern gleichermaßen spielerisch.<br />

Gelbe Elemente im Inneren des Mauerwerks,<br />

aber auch auf den Gehwegen, lockern das Konstrukt<br />

und die Freifläche auf. Sie leiten die Besucher durch<br />

das Areal und heben einzelne Bereiche hervor. Der<br />

Hauptpfad erstreckt sich bis in eine naturnah gestaltete<br />

Parkfläche hinein, wobei Letztere einen klaren<br />

Kontrast zum Eingangsbereich mit seinen strukturierten<br />

Baumreihen liefert.<br />

Eine Zone mit Pinienbäumen aus Südchina schirmt<br />

den Park von einem angrenzenden Stellplatz ab. Auf<br />

der Straßenseite dienen persische Seidenbäume als<br />

natürlicher Puffer. Auf der urbanen Freifläche ist aber<br />

auch alter Baumbestand zu finden, der bewusst erhalten<br />

und in die Stadtlandschaft integriert wurde.<br />

Die L-förmige Fläche setzt sich aus mehreren Außen-“Zimmern“<br />

zusammen, die allen Besuchern offenstehen.<br />

Es ist auf der linear gehaltenen Strecke möglich,<br />

einer Reihe an Aktivitäten nachzugehen – Sitz- und<br />

Spielgelegenheiten sowie Fahrrad- und Laufwege beherbergt<br />

das Areal, wobei die intelligente Raumaufteilung<br />

ein harmonisches Miteinander gewährleistet.<br />

Mit ihrem Landschaftskonzept gelang es den Planern,<br />

die ehemals verkehrslastige Zone mit dem Grünraum<br />

zu bereichern. Der Eingang zum Stadtpark fungiert<br />

heute als urbaner Platz mit Aufenthaltsqualität.<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

16<br />

Magazin<br />

Auf zu<br />

neuen Ufern<br />

Inspiriert von der industriellen Vergangenheit des Ortes ergänzten Moxon<br />

Architects das Areal an der berühmten King’s Cross Station in London um eine<br />

auffällige Fußgängerbrücke. Sie überspannt den Regent’s Canal und sorgt für<br />

neue Verbindungen in dem innerstädtischen Quartier. Ihren Namen verliehen der<br />

Espérance Bridge die Schulkinder der King’s Cross Academy, die damit ein hoffnungsvolles<br />

Zeichen setzen wollten.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Simon Kennedy / John Sturrock


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17<br />

Magazin<br />

Der Kanal fließt mitten durch King’s Cross, eine Gegend,<br />

die nicht immer den besten Ruf genoss. Nach<br />

umfassenden Revitalisierungs- und Sanierungsarbeiten<br />

zieht das Viertel mit einem bunten Mix aus<br />

Wohn-, Büro- und Gewerbenutzung inzwischen nicht<br />

nur Einwohner und Touristen, sondern auch zahlreiche<br />

Konzerne an. Im Süden befindet sich neben<br />

King’s Cross mit St. Pancras eine weitere Bahnstation<br />

sowie Firmenzentralen rund um den gleichnamigen<br />

Pancras Square. Über den Granary Square schließt<br />

auf der anderen Seite der Wasserstraße das Gelände<br />

des ehemaligen Güterbahnhofs an. Hier lockt mit der<br />

Coal Drops Yard seit 2018 ein Shoppingcenter. Darüber<br />

hinaus erfüllen eine Kunsthochschule, weitere<br />

Läden und Restaurants das Areal mit Leben.<br />

Beide Seiten wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

von einer Brücke verbunden. Rund 200 Jahre<br />

später entstand nun an der exakt gleichen Stelle die<br />

25 Meter lange Espérance Bridge. Sie erinnert mit<br />

ihrer Fachwerkstruktur an den Vorgängerbau, dient<br />

aber im Gegensatz zu damals nicht mehr dem Kohletransport,<br />

sondern ausschließlich als Übergang für<br />

Passanten. Heute soll sie eine bessere Anbindung<br />

der südlichen Verkehrsdrehscheibe an die Einkaufsmeile<br />

im Norden garantieren. Gemeinsam mit Arup<br />

Ingenieuren entwickelten die Londoner Architekten<br />

den Entwurf für die neue Überführung. Dieser greift<br />

das Design der viktorianischen Eisenbahnbrücken<br />

wieder auf und übersetzt es in ein modernes Stahltragwerk.<br />

Ein dynamisches Auf und Ab zeichnet<br />

die Kraftverläufe der Konstruktion nach. Zwei geschwungene<br />

Träger bilden den oberen Abschluss der<br />

Struktur und fungieren gleichzeitig als Brückengeländer.<br />

Sie verdecken die indirekte Beleuchtung, die<br />

die Überführung bei Nacht stimmungsvoll in Szene<br />

setzt. Doch auch bei Tageslicht läuft die Brücke nicht<br />

Gefahr, im städtischen Treiben unterzugehen – sie ist<br />

in knalliges Rot getunkt und erweitert den boomenden<br />

Bezirk der britischen Hauptstadt sowohl um einen<br />

neuen Erschließungsweg für Fußgänger als auch<br />

um einen fröhlichen Farbakzent.<br />

Klasse Böden – weltweit im Einsatz!<br />

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Gewerbe und öffentliche Bauten!<br />

Hochstrapazierfähig, in Rekordzeit fugenlos verarbeitet<br />

und nach 1 Stunde voll belastbar.<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

18<br />

Magazin<br />

Die Innovation der<br />

Stadtbegrünung<br />

Bäume bieten sich als praktikable Lösung für die Reduzierung urbaner Hitzeinseln<br />

an. Sie beeinflussen bekanntermaßen das Mikroklima durch Schatten und Verdunstung<br />

positiv und fungieren so als lebende Klimaanlage. Ihre Wurzelsysteme<br />

vermögen es, große Mengen Wasser zu speichern und dienen so als Unterstützung<br />

für das Regenwasser-Management bei Starkregen. Nebenbei reduzieren sie<br />

Windgeschwindigkeiten und bieten Lebensräume für eine Vielzahl an Tieren und<br />

anderen Organismen.<br />

Grafiken: 3:0 Landschafts<strong>architektur</strong><br />

Mit dem Prinzip der Schwammstadt für Bäume soll<br />

in dicht verbauten Gebieten zusätzlicher Raum für<br />

Stadtbegrünung geschaffen werden. Dabei handelt<br />

es sich um ein innovatives System, das die gesunde<br />

Entwicklung großkroniger Bäume in befestigten Flächen<br />

ermöglicht und unterirdischen Retentionsraum<br />

für die Niederschlagswässer schafft. Das Konzept<br />

stammt ursprünglich aus Skandinavien wo Großstädte<br />

wie Stockholm dieses bereits seit mehreren Jahren<br />

erfolgreich umsetzen. Stefan Schmidt von der HBL-<br />

FA Schönbrunn hat, mit Daniel Zimmermann vom<br />

Büro 3:0 und Erwin Murer von der BA für Wasserwirtschaft<br />

(BAW), das Konzept nach Österreich gebracht<br />

und forscht, gemeinsam mit den Kollegen des BAW,<br />

federführend dazu. Im „Arbeitskreis Schwammstadt“<br />

unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Landschafts<strong>architektur</strong> (ÖGLA) treibt<br />

er mit Kolleginnen und Kollegen aus Praxis und Verwaltung<br />

das Prinzip in Österreichs Städten voran.<br />

Entstehen können diese „Schwammstadt-Baumzonen“<br />

überall dort, wo sogenannter Grobschlag eingebaut<br />

und verdichtet werden kann, der die Lasten der<br />

Oberfläche in den Untergrund ableitet. In die dabei<br />

entstehenden großen Hohlräume des Grobschlags<br />

wird dann ein Feinsubstrat aus mineralischen und organischen<br />

Bestandteilen eingeschlämmt, das für die<br />

Versorgung des Baums zuständig ist. Es entsteht ein<br />

durchwurzelbares Porensystem: Grobporen lassen<br />

Luft und Wasser in den Boden eindringen und verteilen<br />

diese. Die Feinporen halten Wasser gegen die<br />

Schwerkraft und machen es pflanzenverfügbar. Dadurch<br />

werden die Wurzeln von Stadtbäumen langfristig<br />

gesichert mit Wasser und Nährstoffen versorgt.<br />

Als Rahmenbedingung für die Implementierung des<br />

Schwamms in der Stadt sind für jeden Baum mindestens<br />

36 m 3 an Wurzelraum vorgesehen.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

19<br />

Magazin<br />

Die Maßnahme ist dabei dem betreffenden Standort<br />

angepasst. Konkret heißt das, dass die Planung und<br />

Realisierung des Schwammstadtbereichs mit den vor<br />

Ort verfügbaren Materialien erfolgt und die Beschaffenheit<br />

des Straßenraums und des Geländes in die<br />

Ausführung mit einfließen.<br />

Im Rahmen einer Kooperation setzten die Planer von<br />

3:0 Landschafts<strong>architektur</strong> und der Stoik & Partner<br />

ZT GmbH diese Idee im Quartier am Seebogen in<br />

der Wiener Seestadt Aspern um. Landschafts- und<br />

Verkehrsplaner legten den Straßenraum in enger Zusammenarbeit<br />

an – so war es hier möglich, Innovation<br />

und Funktionalität miteinander zu verbinden.<br />

Für den Stadtraum erweist sich diese Maßnahme<br />

als unproblematisch – die Wurzeln samt Schwamm<br />

beschädigen befestigte Flächen wie Straßen, Gehsteige<br />

oder Stellplätze nicht. Zu verdanken ist dies<br />

der anpassungsfähigen und gleichzeitig stabilen<br />

Struktur des Straßenunterbaus. Zu erkennen ist dies<br />

auch beim Projekt zur „Zukunftsweisenden Straßengestaltung<br />

im Quartier am Seebogen“. Die Straßen<br />

stehen nicht nur der Bepflanzung, sondern auch Fußgängern,<br />

Radfahrern und dem motorisierten Verkehr<br />

offen. Eine besondere Oberflächengestaltung macht<br />

zudem auf die einzigartige Zusammensetzung des<br />

Untergrundes aufmerksam.<br />

Die Qualitätssicherung hat sowohl bei der Planung als<br />

auch bei der Realisierung des innovativen Konzepts<br />

einen hohen Stellenwert. Denn da der Schwamm fixer<br />

Bestandteil des Straßentiefbaus ist, lassen sich<br />

etwaige Fehler nach der Fertigstellung nur sehr aufwändig<br />

beheben. Weiteres Ziel ist die Projektausführung<br />

an mehreren und vor allem unterschiedlichen<br />

Standorten. So ist es, wie gerade in der Seestadt<br />

praktiziert, möglich die Entwicklung des Bodens und<br />

der Pflanzen hinsichtlich unterschiedlicher Rahmenbedingungen<br />

wissenschaftlich zu begleiten. Die Erstumsetzung<br />

in der Seestadt Aspern fungiert dabei<br />

als österreichisches Pionierprojekt für diese innovative<br />

Form der Stadtbegrünung und direkten Klimawandelanpassungsmaßnahme<br />

im Straßenraum.<br />

Abstimmung Bauplatzränder<br />

(Ausführung &<br />

Materialität)<br />

Sammelstellen in<br />

Längsrichtung<br />

mehrstämmige Bäume<br />

Möglichkeitsraum<br />

großzügige Vorbereiche<br />

mit angepasster Ausstattung<br />

Blick in Längsrichtung<br />

Betonstein & Verlegemuster<br />

der Sonnenallee<br />

werden fortgesetzt<br />

Standardmöblierung<br />

große Beete als<br />

atmosphärische<br />

Begleiter


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

20<br />

Magazin<br />

20 Jahre später<br />

Anfang Oktober eröffnete die EXPO 2020 in Dubai. Auf dem weitreichenden Gelände<br />

wurden 192 Pavillons errichtet, von denen 80 Prozent nachgenutzt werden<br />

sollen. Nachhaltigkeit und die erfolgreiche Entwicklung des Ausstellungsgeländes<br />

in eine „Stadt der Zukunft“ werden, ähnlich wie bei Olympia, häufig von der Politik<br />

versprochen. Doch ist dem auch so? 20 Jahre später ist es interessant festzustellen,<br />

was von Versprechungen geblieben und eingelöst worden ist – oder auch nicht.<br />

Fotos: Piet Niemann<br />

Der Fotograf Piet Niemann hat sich vorgenommen,<br />

von sämtlichen Arealen der EX-<br />

POs eine fotografische Bestandsaufnahme<br />

vorzunehmen, jeweils 20 Jahre nachdem<br />

die Weltaustellungen stattgefunden haben.<br />

So auch im Falle der EXPO 2000 in Hannover<br />

deren Überbleibsel er im Spätherbst<br />

letzten Jahres dokumentierte. Hier wurden<br />

weite Teile des Areals nach Ende der Weltausstellung<br />

sich selbst überlassen. Neben<br />

dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang des<br />

Jahrtausends hat, laut Niemann, auch die<br />

städtische Politik und Stadtverwaltung eine<br />

sinngemäße Nachnutzung aktiv verhindert,<br />

da eine zu starke Konkurrenz für die<br />

Hannoveraner Innenstadt befürchtet wurde.<br />

Vom einstigen Charme des Areals, den<br />

Besucher im Jahr 2000 erleben durften, ist<br />

heute nicht mehr viel spürbar. Der Verfall<br />

des visionären niederländischen Pavillons<br />

vom MVRDV wurde zum Sinnbild der glücklosen<br />

Nachnutzung, die weit hinter den Erwartungen<br />

zurückblieb.<br />

Der nächste Termin ist die EXPO 2005 in<br />

Tokio – diese wird ebenso 20 Jahre später,<br />

sprich 2025, fotografiert werden. Zu jeder<br />

fotografierten EXPO soll neben Ausstellungen<br />

jeweils ein Bildband erscheinen, sodass<br />

im Laufe der Jahre ein Umfang entsteht,<br />

der im Kontext ein größeres Bild zu skizzieren<br />

vermag. Somit ist das erklärte Ziel eine<br />

dokumentarische Arbeit, die stetig wächst,<br />

einen reflektierenden Blick auf die Vergangenheit<br />

ermöglicht und idealerweise Überlegungen<br />

anstößt zum verantwortungsvollen<br />

Handeln in der Zukunft.<br />

www.pietniemann.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Klimaneutral:<br />

Quartier 12 in Graz<br />

Alle Klimastrategien kommen zum<br />

Schluss: Sowohl der urbane als auch<br />

der ländliche Raum muss klimafreundlicher<br />

gestaltet und effizienter genutzt<br />

werden. Wie das auf Quartiersebene gelingen<br />

kann, zeigt das Projekt „Quartier<br />

12“ in den Reininghausgründen in Graz.<br />

Das klimaneutrale Stadtquartier erfüllt<br />

höchste Ansprüche in den sechs Bereichen<br />

Städtebau, Gebäude, Versorgung, Mobilität,<br />

Kommunikation und Management. Planungsgrundlage<br />

dabei war der klimaaktiv<br />

Standard für Siedlungen und Quartiere des<br />

Klimaschutzministeriums, welcher Qualitätskriterien<br />

für klimafreundliche Planung<br />

und Umsetzung und eine Berechnungsmethodik<br />

für den Nachweise der Klimaneutralität<br />

anbietet.<br />

Mit dem geplanten Mix aus Schulen und Gebäuden<br />

mit durchmischter Nutzung, kurzen<br />

Wegen und optimaler Anbindung an den<br />

öffentlichen Verkehr, Wärmeversorgung<br />

21<br />

Entgeltliche Einschaltung des Klimaschutzministeriums<br />

aus industrieller Abwärme, klimaaktiv Gold<br />

Gebäuden und vielem mehr, erreicht das<br />

„Quartier 12“ nach klimaaktiv Standard 893<br />

von 1.000 möglichen Punkten. Dies gelang<br />

dank integralem Planungsprozess, in dem<br />

alle Fachexpert:innen die Herausforderungen<br />

und mögliche Lösungen regelmäßig<br />

diskutierten. Eine klimaaktiv Kompetenzpartnerin<br />

begleitete das Projektteam und<br />

bewertete die erarbeiteten Lösungsvorschläge<br />

laufend.<br />

Magazin<br />

© schwarz.platzer.architekten.zt.gmbh<br />

Weitere Infos zu klimaaktiv Services<br />

für Siedlungen und Quartiere:<br />

www.klimaaktiv.at/siedlungen<br />

Design & Funktion<br />

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Die neue Zetra-Lamelle für Raffstoren<br />

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– Geradlinige Geometrie fügt sich harmonisch<br />

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Der SonnenLicht Manager<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

22<br />

Bau & Recht<br />

Mietzinszahlung<br />

trotz Lockdown?<br />

Zu der seit Ausbruch der Pandemie viel diskutierten Frage der Anwendbarkeit<br />

des § 1104 ABGB auf Bestandverhältnisse über Geschäftsräumlichkeiten, die von<br />

behördlichen Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie betroffen sind, liegen<br />

inzwischen die ersten Gerichtsentscheidungen vor, aus welchen sich vereinzelt<br />

Klarstellungen zum Anwendungsbereich und zu den Rechtsfolgen des § 1104<br />

ABGB ergeben.<br />

Text: Mag. Theresa Stachowitz und Mag. Matthias Nödl<br />

§ 1104 ABGB besagt, dass wenn die in Bestand genommene<br />

Sache wegen außerordentlicher Zufälle<br />

wie Feuer, Krieg oder Seuche, großer Überschwemmungen,<br />

Wetterschläge, oder wegen gänzlichen<br />

Misswachses gar nicht gebraucht oder benutzt werden<br />

kann, der Bestandgeber nicht zur Wiederherstellung<br />

und der Bestandnehmer nicht zur Entrichtung<br />

von Miet- oder Pachtzins verpflichtet ist.<br />

Während § 1096 Abs 1 Satz 2 ABGB bloß „gewöhnliche<br />

Zufälle“ erfasst, werden die Rechtsfolgen der<br />

„außergewöhnlichen Zufälle“ in § 1104 ABGB geregelt;<br />

beide Anwendungsfälle sind aber im Ergebnis<br />

ident: Die Preisgefahr trägt der Bestandgeber. Der<br />

maßgebliche Unterschied zwischen § 1096 ABGB<br />

und den §§ 1104 f ABGB besteht darin, dass der Bestandgeber<br />

bei „außergewöhnlichen Zufällen“ in der<br />

Regel nicht zur Wiederherstellung verpflichtet ist.<br />

Der Bestandgeber trägt damit zwar weiter die Preisgefahr,<br />

von der Leistungsgefahr wird er aber befreit.<br />

„Außerordentliche Zufälle“ im Sinn des § 1104 ABGB<br />

sind elementare Ereignisse, die von Menschen nicht<br />

beherrschbar sind, sodass für deren Folgen im Allgemeinen<br />

von niemandem Ersatz erwartet werden<br />

kann; diese Elementarereignisse treffen stets einen<br />

größeren Personenkreis auf eine Weise, die durch<br />

eine gesetzliche Regelung über Ersatzansprüche<br />

nicht ausgeglichen werden kann.<br />

Zu den in § 1104 ABGB ausdrücklich genannten Elementarereignissen<br />

zählt auch die „Seuche“. Unter<br />

einer Seuche versteht man eine Infektionskrankheit,<br />

die infolge ihrer großen Verbreitung und der Schwere<br />

des Verlaufs eine Gefahr für die Allgemeinheit<br />

darstellt. Diese Definition trifft nach den inzwischen<br />

vorliegenden Gerichtsentscheidungen auch auf CO-<br />

VID-19 zu, weshalb eine dadurch verursachte Beeinträchtigung<br />

des Gebrauchs oder der Nutzbarkeit<br />

eines Bestandgegenstandes grundsätzlich in den<br />

Anwendungsbereich des § 1104 ABGB fällt.<br />

Weiters ergibt sich aus der vorliegenden Judikatur,<br />

dass die Gebrauchsbeeinträchtigung nicht unmittelbar<br />

aus der Pandemie selbst resultieren muss,<br />

um sie dem Anwendungsbereich des § 1104 ABGB<br />

zuzuordnen. Vielmehr seien auch die legistischen<br />

Maßnahmen, welche die Nutzungsmöglichkeit des<br />

Bestandobjekts beseitigen oder beschränken (z.B.<br />

behördliche Betretungsverbote), als Folge der Pandemie<br />

§ 1104 ABGB zu unterstellen; entscheidend sei,<br />

ob die Gebrauchsmöglichkeit objektiv, gemessen am<br />

Vertragszweck, beseitigt oder eingeschränkt ist.<br />

Aus einer Einzelfallentscheidung des Obersten Gerichtshofes<br />

(im Fall eines Sonnenstudios) ergibt sich<br />

zu § 1104 ABGB überdies, dass ein Bestandnehmer<br />

zur Mietzins- oder Pachtzinszahlung nicht verpflichtet<br />

ist, wenn das Bestandobjekt aufgrund eines uneingeschränkten<br />

behördlichen Betretungsverbotes<br />

hinsichtlich des Kundenbereichs weder für den sonst<br />

üblichen Betrieb (hier des Sonnenstudios) noch zu<br />

Nebentätigkeiten (wie den Verkauf von Getränken)<br />

noch für die Einlagerung von Gegenständen genutzt<br />

werden kann.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

| BA12-22G |<br />

Magazin<br />

Auch mit möglichen Auswirkungen von staatlichen<br />

Förderungen im Zusammenhang mit COVID-19 (z.B.<br />

dem Fixkostenzuschuss oder Zahlungen aus dem<br />

Härtefallfonds) auf die Anwendung des § 1104 ABGB<br />

hat sich die Rechtsprechung schon auseinandergesetzt;<br />

dies zumal von Bestandgeberseite häufig argumentiert<br />

wird, dass der Bestandnehmer – gleichsam<br />

als Ausfluss einer Schadensminderungspflicht – verpflichtet<br />

sei, staatliche Förderungen in Anspruch<br />

zu nehmen und diese im Ausmaß des geschuldeten<br />

Mietzinses an den Bestandgeber weiterzuleiten.<br />

Das Landesgericht für ZRS Wien vertrat in diesem<br />

Zusammenhang den Standpunkt, dass Geschäftsraummietzinse<br />

und Pachtzinse z.B. als Fixkosten im<br />

Sinne des Fixkostenzuschusses anerkannt werden,<br />

ein Unternehmer als Bestandnehmer jedoch zur<br />

Schadenminderung gegenüber dem Förderungsgeber<br />

verpflichtet sei und sich daher beispielsweise<br />

aktiv um eine Reduktion des Mietzinses oder eine<br />

Aussetzung der Mietzinszahlungsverpflichtung bemühen<br />

müsse. Dieser Schadenminderungspflicht<br />

würde ein Bestandnehmer schon entsprechen, indem<br />

dieser vom Bestandgeber die Rückzahlung aus seiner<br />

Sicht zu viel bezahlter Mietzinse begehrt.<br />

Ungeachtet der schon vorliegenden Rechtsprechung<br />

sind bisher noch viele Rechtsfragen im Zusammenhang<br />

mit der Anwendung und dem Wirkungsbereich<br />

der §§ 1104 f ABGB – insbesondere<br />

was im Falle einer zumindest teilweisen Nutzbarkeit<br />

des Bestandobjektes gelten soll – ungeklärt. Hinzu<br />

tritt, dass die Anwendung des § 1104 ABGB dispositiv<br />

ist, weshalb diese auch zur Gänze oder teilweise,<br />

ausdrücklich oder schlüssig abbedungen werden<br />

kann. Die Beurteilung der Frage, ob und inwieweit<br />

§ 1104 ABGB auf ein Bestandverhältnis anwendbar<br />

ist und welche Auswirkungen die Anwendbarkeit auf<br />

das jeweilige Bestandverhältnis hat, ist daher ganz<br />

wesentlich von der Wertung der Umstände des jeweiligen<br />

Einzelfalls abhängig.<br />

Es ist daher zu erwarten, dass die Gerichte mit den<br />

Nachwirkungen der Pandemie, insbesondere mit den<br />

damit einhergehenden Beschränkungen der Nutzbarkeit<br />

eines Bestandobjektes sowie den daraus abgeleiteten<br />

Bestandzinsminderungsansprüchen wohl<br />

noch länger beschäftigt sein werden und sich eine<br />

vom jeweiligen Einzelfall abhängige, kasuistische Judikatur<br />

zu §§ 1104 f ABGB entwickeln wird. Eine harte<br />

Prognose, wie sich die Rechtsprechung zu den einzelnen<br />

Rechtsfragen entwickeln wird, ist derzeit noch<br />

nicht möglich.<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

24<br />

Urbanes Leben<br />

more<br />

or<br />

less<br />

Steigende Grundstückspreise und Wohnungsmieten, eine zunehmende<br />

Individualisierung der Gesellschaft und die Explosion an Single-Haushalten<br />

verlangen nach neuen Wohnformen. Flexibel, smart und leistbar soll er sein,<br />

der Trend des sogenannten “Microliving”. Aber ist weniger wirklich mehr<br />

und welche Chancen kann ein so radikales Umdenken bei allen Herausforderungen<br />

eröffnen? Einige Beispiele machen es vor.<br />

Text: Linda Pezzei<br />

Gerade in den Städten stellen Single-Haushalte<br />

schon heute die Mehrzahl aller Haushalte dar. Die<br />

Ausdifferenzierung der verschiedenen Lebensstile<br />

und -entwürfe hat mit den Konzepten des vergangenen<br />

Jahrhunderts nicht mehr viel zu tun – indessen<br />

hat sich beim Wohnungsangebot bis dato, bis auf wenige<br />

Ausnahmen, kaum etwas getan. Einer regelrechten<br />

Explosion der Ein- und Zweipersonenhaushalte<br />

stehen Wohnformen gegenüber, die immer weniger<br />

mit dem Leben zu tun haben, das darin tatsächlich<br />

stattfindet. Dazu kommen steigende Mieten und<br />

Wohnungsnot aufgrund des weiterhin ungebremsten<br />

Zuzugs in die Metropolen.<br />

Das Konzept Microliving<br />

Eine Antwort auf diese Herausforderung ist das Konzept<br />

des sogenannten “Microliving”. Darunter lassen<br />

sich Wohnkonzepte verstehen, die aus kompakten<br />

Kleinwohnungen bestehen, ergänzt um eine geteilte<br />

Infrastruktur bis hin zu Gemeinschaftsräumen. Neben<br />

einer entsprechend durchdachten räumlichen<br />

Gestaltung ist gerade die sorgfältige Einbettung in<br />

ein funktionierendes infrastrukturelles und soziales<br />

Netzwerk von immenser Bedeutung. Denn wer<br />

die private Wohnfläche radikal reduzieren und dies<br />

gleichzeitig als Mehrwert erleben möchte, braucht<br />

andernorts Freiräume zur persönlichen Entfaltung.<br />

Per Definition handelt es sich bei solchen Mikro-Apartments<br />

um in sich geschlossene, sehr kleine<br />

Einzimmerwohnungen mit 14 bis 32 Quadratmetern<br />

Platz für Wohn- und Schlafraum, Bad und eine Küchenzeile.<br />

Gerade in den dichtbesiedelten, urbanen<br />

Zentren Europas, Japans, Hongkongs und Nordamerikas<br />

kann man hier einen regelrechten Boom<br />

verzeichnen. Auch, weil sich die Gewinne für Bauherren<br />

und Vermieter bei stetig steigenden Grundstückspreisen<br />

und Baukosten auf diese Weise maximieren<br />

lassen. Die Mieter entscheiden sich indes<br />

meist aufgrund der relativ preisgünstigen Unterkunft<br />

für diese Wohnform. Dabei ist das Microliving keine<br />

neue Erfindung. Ähnliche Konzepte existieren bereits<br />

seit geraumer Zeit – wie beispielsweise der Nakagin<br />

Capsule Tower in Tokio von Kisho Kurokawa. Schon<br />

1972 zogen die ersten Bewohner in die kleinen, ursprünglich<br />

portablen Wohnkapseln ein. Als Vorläufer<br />

der heutigen Mikroapartments gelten außerdem die<br />

Apartment-Hotels, die ursprünglich für längere Geschäftsreisen<br />

gedacht waren.<br />

Soziologische Entwicklungen und kollektive Wohn-<br />

Trends sind gleichzeitig immer auch Anlass für Architekten<br />

und Hersteller, über neue, innovative und gut<br />

gestaltete Lösungen nachzudenken. So entscheiden<br />

sich mittlerweile immer mehr Mieter, losgelöst von<br />

der finanziellen Frage, aufgrund des flexiblen Designs<br />

und positiven, ökologischen Aspekten bewusst<br />

für das Leben auf kleinstem Raum.


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25<br />

Microliving<br />

Fotos: Hawa Sliding Solutions<br />

Smarte Schiebeelemente<br />

Hawa Sliding Solutions kann auf mehr als 50 Jahre<br />

Erfahrung zurückblicken, wenn es um technische Lösungen<br />

für das Schieben von Elementen in Raum und<br />

Einrichtung geht. Seit zehn Jahren schreibt das Unternehmen<br />

in diesem Zusammenhang einen Student<br />

Award aus. 2020 ging es für die Teilnehmer darum,<br />

unter dem Motto “Alleine zusammenwohnen” Lösungen<br />

für Kleinwohnungen und Gemeinschaftsräume<br />

auf dem Areal des Fernbusbahnhofs in der Mitte<br />

Zürichs zu entwickeln. Das Szenario basierte auf der<br />

Annahme, dass sich vor allem in urbanen Gebieten<br />

die privat genutzte Wohnfläche künftig stark reduzieren<br />

wird. Vieles, was sich heute innerhalb der eigenen<br />

vier Wände befindet, wird sich in gemeinschaftliche<br />

Bereiche verlagern – so die Voraussagen. Eine<br />

Möglichkeit, die private Wohnfläche auf ein Minimum<br />

zu reduzieren, ohne dabei an räumlicher Qualität zu<br />

verlieren, besteht in dem smarten Einsatz von Schiebeelementen,<br />

die auf unkomplizierte und schnelle<br />

Weise immer wieder einen neuen “Raum im Raum”<br />

schaffen können.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

26<br />

Urbanes Leben<br />

Raum für das, was zählt<br />

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt bumblebee. Die Kreativschmiede<br />

aus San Francisco denkt Räume bewusst<br />

dreidimensional. Modulare und flexible Möbel<br />

sollen dabei helfen, den vorhandenen Platz effizienter<br />

zu nutzen. Bett und Stauraum verschwinden in<br />

der Decke und das Schlafzimmer wird zum videocalltauglichen<br />

Homeoffice oder großzügigen Yogaraum.<br />

Alles hat seinen Zweck und Platz zu schaffen muss<br />

nicht zwangsläufig mit Kompromissen einhergehen.<br />

Faltbett und Wandschrank next level könnte man sagen.<br />

Dazu gibt es natürlich eine eigene App: Damit<br />

lässt sich jede Adaption im Raum virtuell im Voraus<br />

programmieren und robotergesteuert per Siri justieren.<br />

Diese Lösung eignet sich vor allem für bestehende<br />

Altbauten mit hohen Räumen, aber auch für Neubauprojekte<br />

– wie „The Smile“ von BIG - Bjarke Ingels<br />

Group beweist. Das gemischt genutzte Wohnprojekt<br />

bietet inmitten des New Yorker Szeneviertels Harlem<br />

erschwingliche Mietwohnungen zum Marktpreis. Die<br />

kleinsten davon wurden mit dem modularen Möbelsystem<br />

von bumblebee gestaltet.<br />

Fotos: Bumblebee


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27<br />

Microliving<br />

Zusammen ist man weniger allein<br />

“LIFE Co-Living Space” ist ein 16-stöckiges Gebäude<br />

im dichtbesiedelten Seoul, das jungen Erwachsenen<br />

140 private Mikrostudios sowie gemeinschaftlich<br />

genutzte Bereiche bietet. Während jede der 16 bis<br />

23 Quadratmeter umfassenden Wohneinheiten mit<br />

Küche und Bad ausgestattet ist, laden eine Gemeinschaftsküche,<br />

ein Arbeitsbereich, eine Lounge, ein<br />

Fitnessstudio und der Dachgarten zur sozialen Interaktion<br />

der Bewohner ein. Das Ziel von Innenarchitekt<br />

Ian Lee und Auftraggeber Fastfive bestand darin, ein<br />

Gefühl von Zuhause zu schaffen. Das Projekt ist aber<br />

auch das Ergebnis der Suche nach einem Gleichgewicht<br />

zwischen gestalteter Fläche und Raum für<br />

persönliche Gestaltung. Die Designelemente stehen<br />

Fotos: Texture on Texture<br />

dementsprechend nicht im Mittelpunkt, sondern bilden<br />

lediglich eine ruhige Kulisse für die Mieter und<br />

deren Habseligkeiten. Ein Maximum an Stauraum,<br />

flexible Einbauten, gepolsterte Sitzecken sowie lichtdurchlässige<br />

Elemente aus Riffelglas lassen viel individuellen<br />

Spielraum. Positiver Nebeneffekt: Kleinstwohnungen<br />

erfordern einen bewussteren Konsum. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

28<br />

Urbanes Leben<br />

Eine urbane Hütte<br />

Im Zentrum der Stadt Albino im italienischen Bergamo<br />

entwarf Francesca Perani ein nur 25 Quadratmeter<br />

kleines Mikroapartment für ein ortsansässiges<br />

Paar italienischer und persischer Herkunft. In diesem<br />

Zuge gestaltete die Architektin und Designerin eine<br />

offene Veranda, die früher als Lagerraum genutzt<br />

wurde, mit viel Ironie und Leichtigkeit um. Mit der<br />

Absicht, die saisonalen Nutzungsmöglichkeiten zu<br />

erweitern sowie neue zuzulassen, wurde die Hütte so<br />

konzipiert, dass sie ein Gefühl von Ruhe und Intimität<br />

im Einklang mit der umgebenden Natur vermittelt<br />

und gleichzeitig Privatsphäre gegenüber dem dicht<br />

besiedelten Stadtgebiet bietet. Die äußere Form<br />

wurde dabei unverändert beibehalten, lediglich eine<br />

„zweite Haut” in Form eines frei gefalteten, perforierten<br />

Metallgitters vorgelagert. Die extreme Enge des<br />

Bestandes bedingte einen vollständig maßgeschneiderten<br />

Innenausbau, bei dem Flexibilität und Mehrfachnutzung<br />

sowie kostengünstige Materialien zu<br />

Schlüsselfaktoren wurden. Im Ergebnis verschmelzen<br />

eine kühne, zeitgenössische Architektur und iranische<br />

Kultur miteinander und sorgen für ein beruhigendes<br />

Gefühl von Intimität und Wärme.<br />

Fotos: Francesca Perani


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29<br />

Microliving<br />

Drei in einem<br />

Das Briefing: eine schier unmögliche Aufgabe. Die<br />

Antwort: ein radikales Konzept. Die Architekten<br />

NEUHÄUSL HUNAL sollten in Prag eine Küche, ein<br />

Esszimmer und ein Wohnzimmer gestalten – auf gerade<br />

einmal 20 Quadratmetern Fläche. Die einzige<br />

Möglichkeit: absoluter Minimalismus und ein einziges<br />

Möbelstück in Form eines kompakten Blocks.<br />

Eine komplette Küche mit Kaffeemaschine, Kühlschrank,<br />

Esstisch, Stühlen, Sofa, Projektor, Fußstützen,<br />

Couchtischen, Beleuchtung, Stauraum sind darin<br />

enthalten. Ebenso die Türen, die in den privaten Teil<br />

der Wohnung führen. Das eingefügte Volumen fungiert<br />

als neutraler Hintergrund und gleichzeitig als<br />

“Schweizer Taschenmesser”. Charakter und Atmosphäre<br />

des Raumes werden durch die aktuelle Nutzung<br />

definiert. Wenn eine bestimmte Aktivität nicht<br />

stattfindet, bleibt sie verborgen und nimmt den ohnehin<br />

kleinen Raum nicht unnötig in Anspruch. Helle,<br />

glatte Oberflächen maximieren den freien Raum. Die<br />

leeren Volumen von Küche und Sofa stehen in bewusstem<br />

Kontrast zueinander. Die leere Wand dient<br />

zusätzlich als Projektionsfläche.<br />

u<br />

Fotos: Studio Flusser


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

30<br />

Urbanes Leben


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31<br />

Microliving<br />

Fotos: Ståle Eriksen<br />

Microliving im 21. Jahrhundert<br />

Das sich in London befindende Renovierungsprojekt<br />

“Shoji Apartment” ist eine Studie von Proctor & Shaw<br />

Architects über Materialität, Transparenz und Zurückgezogenheit.<br />

Es wurde als Prototyp für Kleinstwohnungen<br />

in bestehenden Wohngebäuden mit<br />

räumlich begrenzten Innenräumen, aber traditionell<br />

großzügigen Deckenhöhen konzipiert. Heruntergekommene<br />

und ungemütliche Zellenräume werden in<br />

diesem Zuge durch einen großzügigen, multifunktionalen<br />

Wohnraum ersetzt, der eine lichtdurchlässige,<br />

von traditionellen japanischen Shoji-Schirmen inspirierte<br />

Schlafkabine umgibt. Durch die geschickte<br />

Stapelung von Einheiten in einem einzigen hohen Volumen<br />

wird ein zusätzlicher Innenbereich geschaffen,<br />

der auf nur 29 Quadratmetern ein echtes Gefühl von<br />

Luxus und Designqualität vermittelt. Der Entwurf<br />

liegt unter den 37 Quadratmetern, die in den aktuellen<br />

technischen Wohnstandards genannt werden,<br />

und stellt damit erfolgreich die Weisheit der Mindestflächenstandards<br />

als unveränderlichen Maßstab für<br />

Qualität in Frage.<br />

Ob Alt- oder Neubau – all diese Beispiele zeigen, dass<br />

bei geschickter Adaption oder Planung, Wohnen auch<br />

in den Zentren heutiger Metropolen gleichzeitig leistbar<br />

und qualitativ hochwertig sein kann. In Zukunft<br />

gilt es einmal mehr, vorhandenen Raum effizienter<br />

zu nutzen. Kleiner zu bauen, kann Mietpreise senken,<br />

den Verbrauch von Materialressourcen (und Abfall)<br />

verringern und Innovationen im Design fördern – vom<br />

geschaffenen Raum bis hin zur Ausstattung und Einrichtung.<br />

Neue Technologien und sich verändernde<br />

soziale Muster ermöglichen ein kompakteres Leben,<br />

digitale Technologien lassen den Arbeitsplatz in einer<br />

Tasche Platz finden. Der Aufschwung der Sharing<br />

Economy fördert eine Form von Effizienz, die auch<br />

unseren Bedarf an privatem physischem Raum verringern<br />

kann. Im gleichen Ausmaß wird unser Bewusstsein<br />

für die ästhetischen und wohltuenden Vorteile<br />

von „weniger ist mehr” wachsen.<br />


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32<br />

Urbanes Leben<br />

Die urbane Insel<br />

Nolistra / Straßburg, Frankreich / LAN Architecture<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Charly Broyez, Lorenzo Zandri<br />

Eingefasst vom Saint-Urbain Friedhof, dem Stadtpark<br />

Étoile sowie der Schnellstraße E52 fügt sich das<br />

Projekt in den städtebaulichen Kontext ein. Dem Namen<br />

nach soll Nolistra, der „Nouveau Lieu de Strasbourg“,<br />

laut den Architekten zum neuen „Place to be“<br />

in der elsässischen Stadt werden. Dafür entwickelten<br />

sie ein achtteiliges Ensemble mit Mischnutzung. Die<br />

einzelnen Baukörper sind rund um einen begrünten<br />

Innenhof, der auch als Gemeinschaftsgarten genutzt<br />

wird, angeordnet und bieten Platz für Wohnungen,<br />

Gewerbeflächen, Büros und ein Hotel. Sie ergeben<br />

einen in sich geschlossenen, fast intimen Stadtblock,<br />

der zum autonomen Ökosystem inmitten der Stadt<br />

wird. Gleichzeitig schließt man die Nachbarschaft<br />

aber nicht aus – ganz im Gegenteil. Durch die Positionierung<br />

der Volumen entstehen gezielte Blickachsen<br />

und Verbindungen zur Umgebung.<br />

Das Design der acht Blöcke ist einheitlich und verleiht<br />

dem Projekt seinen Wiedererkennungswert. Sie<br />

unterscheiden sich in Höhe und Form, haben aber<br />

die gleichen, streng gerasterten Lochfassaden. Seine<br />

Identität erhält jeder von ihnen durch einen eigenen<br />

Farbton. Dieses Konzept erinnert an eine moderne Interpretation<br />

von Haussmann, der einst Einheit in der<br />

Vielfalt und vice versa suchte. So erscheint Nolistra<br />

wie aus einem Guss und ist doch abwechslungsreich.<br />

Im Entwurfsprozess wurde der gesamte Lebenszyklus<br />

der Gebäude berücksichtigt und die Konstruktion<br />

dementsprechend angepasst. Das Ergebnis sind tragende<br />

Außenwände, kompakte Erschließungskerne<br />

und offene Grundrisse, die Flexibilität und zukünftige<br />

Nutzungsänderungen ermöglichen.<br />

u<br />

Das urbane Entwicklungsgebiet<br />

Étoile stellt das<br />

Bindeglied zwischen dem<br />

Straßburger Zentrum und<br />

dem südlich gelegenen<br />

Bezirk Neudorf dar. Mit<br />

Nolistra gestaltete das<br />

Büro LAN Architecture<br />

den jüngsten und finalen<br />

Zuwachs des Areals.<br />

Dafür entwickelte es<br />

nicht nur einen, sondern<br />

acht Baukörper mit bunt<br />

gemischter Nutzung, die<br />

mit ihrem pastellfarbenen<br />

Farbcode wie eine eigenständige<br />

Insel wirken.


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33<br />

LAN Architecture


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

34<br />

Urbanes Leben<br />

Die Blöcke variieren in<br />

Höhe, Form und Farbe.<br />

Braun-, Rosa-, Gelb- und<br />

Grüntöne verweisen<br />

nicht nur auf die Bauten<br />

der Umgebung, sondern<br />

sorgen außerdem für<br />

Identität und bessere<br />

Orientierung.<br />

Einen besonderen Fokus legten die Planer außerdem<br />

auf die Fassaden. Sie sollten die einheitlichen Ansichten<br />

nicht nur abschließen, sondern vielmehr zur<br />

verbindenden Hülle werden, hinter der alle Bewohner<br />

gleich sind. Nach dem Vorbild der historischen Bauten<br />

Straßburgs setzte man deshalb auf Repetition.<br />

Dafür kam ein modulares Raster zum Einsatz. Dieses<br />

fasst jeweils vier Fenster zu einer Einheit zusammen<br />

und wirkt wie ein großes Sprossenelement. Die Öffnungen<br />

dienen dazu, die verschiedenen Maßstäbe<br />

in Einklang zu bringen: den gebauten und den des<br />

Menschen.<br />

Während die Fensteröffnungen auf größtmögliche<br />

Einheitlichkeit abzielen, ist bei der Farbgebung der<br />

Betonbauten genau das Gegenteil der Fall. Hier holte<br />

sich das Pariser Büro Inspiration aus der Nachbarschaft<br />

und von den traditionellen Bauten des<br />

Elsass. Das Ergebnis ist eine harmonische Palette<br />

an Pastelltönen: Rötliches Braun stellt einen Bezug<br />

zum historischen Bestand Straßburgs her. Olivgelb<br />

findet sich in den Fachwerkhäusern des Gerberviertels<br />

Little France und Himmelblau auf dem angrenzenden<br />

Friedhofsgelände wieder. Zartes Rosa verweist<br />

auf die Ansichten, der für den Stadtteil Neudorf<br />

typischen Gebäude. Der höchste Baukörper ist in<br />

dunklem Blau gestaltet und fällt bereits von Weitem<br />

auf. Drei Blöcke in Grünnuancen und Grau komplettieren<br />

die bunte Komposition.


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35<br />

LAN Architecture<br />

Das gesamte Projekt folgt einem nachhaltigen Ansatz:<br />

Mit einer sinnvollen Dichte demonstriert es, wie<br />

zeitgemäße, ressourcenschonende Architektur in<br />

der Stadt funktioniert. Man nutzt eine gemeinsame<br />

Infrastruktur und fühlt sich zugehörig, genießt aber<br />

trotzdem genügend Anonymität. Die Grundrisse der<br />

einzelnen Blöcke sind hinsichtlich Effizienz und Komfort<br />

optimiert. Sie sorgen neben einer guten Energiebilanz<br />

in erster Linie dafür, dass sich die Nutzer<br />

wohlfühlen. Insbesondere der zweite Aspekt gewann<br />

in Anbetracht der Pandemie an Wichtigkeit. Neben<br />

großen Fenstern, durch die jede Menge Tageslicht<br />

ins Innere gelangt, verfügt jede Wohnung über eine<br />

Loggia oder einen Wintergarten. Diese erweitern in<br />

der kalten Jahreszeit den Wohnraum und werden im<br />

Sommer zur geschützten Freifläche. Darüber hinaus<br />

verbinden sie Innen- und Außenraum und ermöglichen<br />

weite Blicke über die französische Stadt.<br />

Das Nutzungsprogramm von Nolistra gestalteten die<br />

Architekten abwechslungsreich. Mit unterschiedlichsten<br />

Funktionen ist das Ensemble wie eine kleine<br />

Stadt innerhalb der Stadt organisiert. Sechs der<br />

Komplexe, darunter auch der 18-stöckige Turm, sind<br />

ganz dem Wohnen gewidmet. In ihnen befinden sich<br />

insgesamt 178 Wohneinheiten verschiedener Größe.<br />

Neben Apartments zum Kauf und zur Miete gibt es<br />

auch Sozialwohnungen. Die anderen beiden Blöcke<br />

beinhalten ein Hotel sowie Büros. In den unteren<br />

Bereichen sind jeweils Shops und Gastronomie untergebracht.<br />

Den Abschluss bilden unterirdische<br />

Parkplätze. Die Geschäftsflächen mit Kulinarik und<br />

Grundversorgung verfügen über bis zu fünf Meter<br />

Raumhöhe und ermöglichen einen fließenden Übergang<br />

zum angrenzenden Stadtraum sowie dem zentralen<br />

Garten hin.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

36<br />

Urbanes Leben<br />

Die kräftigen Farben ziehen sich bis ins Innere der<br />

Häuser weiter. Sämtliche Gemeinschaftsbereiche –<br />

wie die zweigeschossig ausgeführten Foyers, die Flure<br />

und Loggien – folgen dem Design der Fassaden<br />

und verstärken damit das Gemeinschaftsgefühl in<br />

den einzelnen Blöcken. Die Innenräume sind dagegen<br />

schlicht und funktional gestaltet und warten darauf,<br />

von den Bewohnern mit Leben gefüllt zu werden.<br />

Nolistra bietet als urbane Insel alles, was es zum Leben<br />

braucht. Bunt sind hier nicht nur die einzelnen<br />

Baukörper, sondern auch die Nutzung. Auf subtile<br />

Art und Weise gelingt es LAN Architecture traditionelle<br />

Komponenten der Stadt aufzugreifen und diese<br />

in ein modernes und nachhaltiges Projekt zu übersetzen.<br />

Die pastellfarbenen Fassaden sorgen für gute<br />

Laune und ermöglichen es dem Planerteam, trotz<br />

Wiederholung nicht in Monotonie zu verfallen. Auch<br />

wenn wir alle unsere Privatsphäre schätzen – ein Gefühl<br />

von Gemeinschaft und ein wenig symbolisches<br />

Zusammenrücken tut in Zeiten wie diesen wohl jedem<br />

gut.<br />

•<br />

Auch in den Loggien, die sowohl an die<br />

einzelnen Wohneinheiten als auch an die gemeinschaftlichen<br />

Bereiche anschließen und<br />

Ausblicke auf Straßburg bieten, setzt sich<br />

die Farbgebung der Bauten fort.


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37<br />

LAN Architecture<br />

Nolistra<br />

Straßburg, Frankreich<br />

Bauherr:<br />

Bauunternehmen:<br />

Planung:<br />

Partnerarchitekten:<br />

Landschafts<strong>architektur</strong>:<br />

Statik:<br />

ADIM EST<br />

URBAN DUMEZ<br />

LAN Architecture<br />

TOA Architectes<br />

Archimed<br />

CTE<br />

Grundstücksfläche: 45.412 m 2<br />

Bebaute Fläche: 24.407 m 2<br />

Nutzfläche: 20.180 m 2<br />

Planungsbeginn: 2015<br />

Fertigstellung: <strong>2021</strong><br />

Baukosten:<br />

37 Mio. € (exkl. MwSt.)<br />

www.lan-paris.com<br />

„Wir folgen der Idee, die Architektur als einen<br />

Tätigkeitsbereich an der Schnittstelle<br />

mehrerer Disziplinen zu erforschen. Diese<br />

Haltung ist inzwischen zu einer Methodik<br />

geworden. Sie ermöglicht es uns – auf der<br />

Suche nach einer Vision, die soziale, urbane,<br />

ökologische und funktionale Fragen<br />

einbezieht – neue Gebiete zu erkunden.“<br />

Umberto Napolitano & Benoit Jallon,<br />

LAN Architecture<br />

© Claire Dorn


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

38<br />

Urbanes Leben<br />

Besser wohnen<br />

für alle<br />

Wohnhaus P77-79 / Oslo, Norwegen / Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Ivar Kvaal, Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

Mit P77-79 haben die in Norwegen und Dänemark<br />

ansässigen Reiulf Ramstad Arkitekter ein innovatives<br />

Wohnobjekt im Herzen von Oslo geschaffen.<br />

Das Projekt ist so konzipiert, dass es sensibel auf die<br />

umliegende historische Bebauung aus dem 18. und 19.<br />

Jahrhundert reagiert und gleichzeitig ein vielfältiges<br />

Angebot an Wohnungen unterschiedlicher Größe und<br />

Identität bietet, sowie eine vielfältige und lebendige<br />

Gemeinschaft im Viertel fördern soll.<br />

In dem von historischen Bauten geprägten Stadtteil<br />

Fagerborg kennen sich die ortsansässigen Architekten<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter bereits bestens aus.<br />

Der neue Kindergarten des Osloer Viertels stammt<br />

ebenso wie das 2020 fertiggestellte Wohngebäude<br />

P77-79 aus ihrer Feder und wurde 2010 mit dem norwegischen<br />

Architekturpreis Sundts premie ausgezeichnet.<br />

Wie bei vielen Projekten von RRA wurde der<br />

Entwurf auf Grundlage eines sehr ortsspezifischen<br />

Ansatzes entwickelt.<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter erklären ihren stark konzeptionellen<br />

Ansatz so: “Unsere Arbeit ist vielfältig,<br />

und jedes Projekt hat einen eigenen Zweck und<br />

eine einzigartige Geschichte, die auf sozialen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Gegebenheiten basieren.<br />

Dieser Grundsatz wird sich nicht ändern, aber<br />

die Art und Weise, wie wir architektonische Qualität<br />

konzipieren, ist ein fortlaufender Prozess, der immer<br />

im Fluss bleibt.” Dieser Gedankengang spiegelt sich<br />

auch im Konzept des Wohnbaus in der Pilestredet<br />

wider, das als eine Antwort auf den historischen<br />

Kontext des Stadtteils Fagerborg zu verstehen ist.<br />

Darüberhinaus suchen die Architekten stets die Interaktion<br />

und Kommunikation ihrer Bauwerke mit<br />

der Umgebung und ihren BewohnerInnen. Tradition<br />

und Innovation sollen – architektonisch sorgfältig<br />

durchdacht – dazu beitragen, zukünftig eine diverse<br />

Nachbarschaft zu stärken.<br />

u


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39<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

40<br />

Urbanes Leben<br />

Neben dem sozialen und baulichen Kontext war es<br />

den Architekten zudem ein Anliegen, ein umweltfreundliches<br />

und urbanes Wohnumfeld von hoher<br />

Qualität zu schaffen: „Die Architektur sollte im Einklang<br />

mit der Natur stehen und eng mit der Umgebung<br />

verbunden sein, in der sie sich befindet. Wir<br />

müssen danach streben, mit der Umwelt zu koexistieren,<br />

sie zu schützen und zu erhalten.” So reagiert das<br />

insgesamt 59 Wohneinheiten umfassende Ensemble<br />

nicht nur sensibel auf die umliegenden historischen<br />

Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, es nimmt<br />

bewusst Rücksicht auf einen besonderen Übergang<br />

im Stadtgefüge der Viertel Fagerborg, Majorstuen,<br />

Norabakken und Stensparken. Der neue Wohnkomplex<br />

besteht daher aus drei Blöcken, die von vier auf<br />

sechs Stockwerke ansteigen. Während die unteren<br />

Gebäude eine Stadthaus-Architektur aufweisen, die<br />

sich nach oben hin allmählich von der Straße zurückzieht<br />

und so fließend in das historische Gefüge von<br />

Fargerborg mit seinen Stadtvillen übergeht, wurde<br />

das größere, nach Süden ausgerichtete, Volumen als<br />

Stadtblock konzipiert und reagiert somit auf seine<br />

prominente Lage an der Straßenecke.<br />

Räumliche Qualität war den PlanerInnen aber nicht<br />

nur in städtebaulicher Hinsicht wichtig. Dieses deutlich<br />

erkennbare Anliegen zieht sich konsequent bis<br />

ins Innere der Gebäude und die einzelnen Wohneinheiten<br />

weiter. Der größte Block umfasst pro Etage<br />

sechs bis acht davon, angeordnet um ein zentrales,<br />

offenes Atrium. Die beiden kleineren, nördlich gelegenen<br />

und zum Park hin ausgerichteten Blöcke weisen<br />

das gleiche Grundrissprinzip mit vier Wohnungen auf<br />

jeder Etage auf. Auffallend ist die besonders hochwertige<br />

und elegante Gestaltung der Gemeinschaftsbereiche,<br />

die regelrecht zum Verweilen und zum gegenseitigen<br />

Austausch auffordert und sich auch in den<br />

Außenraum erstreckt: Alle BewohnerInnen haben<br />

Zugang zu den Dachgärten mit Gartenparzellen, die<br />

Ausblicke auf den Park und die Stadt eröffnen.<br />

Wider aller Erwartungen bietet P77-79 aber nicht nur<br />

teure Penthouse-Wohnungen für Besserverdienende,<br />

sondern ein bewusst vielfältiges Angebot an Wohnungen<br />

unterschiedlicher Größe und Identität, die<br />

sich an eine Vielzahl von Menschen in unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen richtet. Für die Architekten<br />

eine Voraussetzung dafür, eine lebendige und diverse<br />

Wohngemeinschaft zu generieren: „In unserer Arbeit<br />

glauben wir daran, bessere Landschaften, bessere<br />

Stadtbilder und bessere Gebäude zu schaffen – aller<br />

Arten, für alle Menschen.” So gehört auch ein Nachbarschaftscafé<br />

zur Anlage, das als Treffpunkt für die<br />

Hausgemeinschaft sowie als Kontaktpunkt zu AnwohnerInnen<br />

aus den angrenzenden Vierteln fungiert.


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41<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

Qualität und ein hohes Maß an Detailtreue bei der<br />

Materialwahl zeichnen den Wohnkomplex zusätzlich<br />

aus. Die Palette an Materialien ist bewusst schlicht<br />

gehalten – im Außenbereich dominiert die helle<br />

Backsteinfassade, für die auf handgefertigte Ziegel<br />

zurückgegriffen wurde. Das gesamte Projekt erhält<br />

dadurch auf subtile Art einen noch menschlicheren<br />

Charakter und verleiht dem wichtigsten Entwurfs-Aspekt<br />

architektonisch Ausdruck: Ein historisches Material,<br />

das von Hand in einer sehr skulpturalen Weise<br />

zusammengesetzt werden kann und dadurch die<br />

Identität des Ortes definiert. Die ausgewählten Ziegel<br />

wurden allesamt von Hand gebrannt, sodass sie eine<br />

ganz besondere Patina und raue Textur aufweisen.<br />

Das Fassadenbild der neuen Gebäude zelebriert gelungen<br />

eine lange handwerkliche und vor Ort verwurzelte<br />

Tradition, die – kombiniert mit klaren Linien und<br />

bodentiefen Fenstern – viel Raum für eine moderne,<br />

zeitgemäße Architektursprache lässt.<br />

u<br />

Die Anordnung der einzelnen Baukörper zueinander<br />

und die Einbettung in die umgebende<br />

Bestandsbebauung bestimmen die Qualität<br />

dieses Wohnbauprojekts maßgeblich.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

42<br />

Urbanes Leben<br />

Die großzügig konzipierten und gut durchdachten internen<br />

Gemeinschaftsbereiche zeichnen sich durch<br />

robuste Materialien aus. Wände aus Ortbeton sorgen<br />

für einen modernen, zeitlosen Ausdruck und werden<br />

durch bewusst eingesetzte Lichtführung gekonnt in<br />

Szene gesetzt: „Wenn wir ein Gebäude entwerfen,<br />

müssen wir als Architekten sowohl an die stechende<br />

Sommersonne als auch an die blasse Wintersonne<br />

denken, um das ganze Jahr über eine gute Nutzung<br />

zu ermöglichen. In vielerlei Hinsicht kann man sagen,<br />

dass man, wenn man in Norwegen ein gutes Haus<br />

entwirft, in Wirklichkeit das Licht zeichnet.“ So wirken<br />

die Innenräume in Kombination mit dem warmen<br />

Eichenholz weder kalt noch abweisend, sondern vielmehr<br />

edel und ganz und gar natürlich und authentisch.<br />

Die Flächen der Fußböden und Decken sowie<br />

das als kunstvolle Geometrie umgesetzte und losgelöst<br />

in den Raum gefügte Treppenhaus verleihen<br />

dem Atrium die Atmosphäre einer Galerie, die erst<br />

durch die BewohnerInnen selbst inszeniert und zum<br />

Leben erweckt wird.<br />

Mit P77-79 ist Reiulf Ramstad Arkitekter ein zeitloses<br />

Meisterstück gelungen, das weder laut schreien,<br />

noch sich in seinem Umfeld profilieren muss, um dennoch<br />

selbstbewusst und präsent eine wichtige Position<br />

im städtebaulichen Gefüge einzunehmen. Ein<br />

Beispiel dafür, wie die neue Stadt funktionieren kann,<br />

ohne dabei Traditionen zu verleugnen oder sich zu<br />

sehr anzubiedern. Den BewohnerInnen kann ein solches<br />

Gebäude ebenso Selbstvertrauen verleihen und<br />

langfristig zu einem diversen und gut durchmischten,<br />

vernetzten Stadtgefüge beitragen.<br />


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43<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

Ebene 6<br />

0<br />

5<br />

30 m<br />

Ebene 3<br />

0<br />

5<br />

30 m<br />

Ebene 1<br />

0<br />

5<br />

30 m<br />

Pilestredet 77-79<br />

Oslo, Norwegen<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

Nutzfläche: 7.100 m 2<br />

Planungsbeginn: 2015<br />

Bauzeit: 2018-2020<br />

Fertigstellung: 2020<br />

www.reiulframstadarkitekter.com<br />

Aspelin Ramm Eiendom AS<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter<br />

Haug og Blom-Bakke<br />

„Ein Großteil der Arbeit eines Architekten hat natürlich<br />

mit praktischen Dingen zu tun. Und das muss auch<br />

so sein. Es liegt jedoch in unserer Verantwortung, die<br />

Grenzen des Möglichen auszuloten und auszudehnen<br />

– sowohl, was den architektonischen Raum betrifft, als<br />

auch die Mentalität derer, die ihn bewohnen.”<br />

Reiulf Ramstad Arkitekter


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

44<br />

Urbanes Leben


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45<br />

FRPO Rodriguez & Oriol<br />

Scheinbar<br />

unscheinbar<br />

Estación San José / Toluca, Mexiko / FRPO Rodriguez & Oriol<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Luis Gallardo<br />

Die gemischt genutzte Infrastruktur „Estación San<br />

José“ in Toluca de Lerdo wurde von dem in Madrid<br />

ansässigen Architektenteam FRPO konzipiert und<br />

realisiert und soll sich in Zukunft zum neuen kulturellen,<br />

wirtschaftlichen und aktiven Zentrum des bevölkerungsreichsten<br />

Einzugsgebiets der gesamten<br />

mexikanischen Republik entwickeln. Maßgeblich für<br />

den Erfolg: äußerst flexible Strukturen, eine hohe architektonische<br />

Qualität und eine enge Anbindung an<br />

die umgebenden Strukturen.<br />

Örtliche Gegebenheiten wie eine hohe Bebauungsdichte<br />

sowie die privilegierte Lage am nördlichen<br />

Rand der Avenida Juárez, die das historische Viertel<br />

der Hauptstadt des Bundesstaates Mexikos mit dem<br />

Universitätsviertel im Süden verbindet, und ein Dialog<br />

mit dem Kulturerbe des Umfelds prägten die Herangehensweise<br />

der Architekten ebenso sehr wie die<br />

vielfältigen und scheinbar unvereinbaren programmatischen<br />

Anforderungen der privaten Bauherrschaft.<br />

Die Lösung bestand also darin, eine flexible<br />

Struktur zu organisieren, welche die Repetition und<br />

Überlagerung von Ebenen ermöglichen würde. Ziel<br />

dieser Strategie: die Fläche auf Straßenebene zu vervielfachen,<br />

um verschiedene Nutzungsmöglichkeiten<br />

zu generieren. Der Estación San José beherbergt als<br />

Resultat Parkplätze, Büros, Co-Working-Spaces, Kulturräume<br />

und Geschäftsbereiche mit der Option auf<br />

zukünftige Adaptionen und Verflechtungen. u<br />

Am nördlichen Rand der<br />

Avenida Juárez, die das<br />

historische Viertel von<br />

Toluca mit dem Universitätsviertel<br />

im Süden<br />

verbindet, befindet sich<br />

der Estación San José aus<br />

der Feder des Architektenteams<br />

von FRPO.<br />

Die gemischt genutzte<br />

Infrastruktur im Stadtzentrum<br />

des bevölkerungsreichsten<br />

Ballungszentrums<br />

der gesamten<br />

mexikanischen Republik<br />

vereint Parkhaus, Büround<br />

Co-Working-Bereiche<br />

sowie kulturelle und kommerzielle<br />

Räume unter<br />

einem Dach.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

46<br />

Urbanes Leben<br />

Die umhüllende Struktur<br />

lässt einerseits Ausblicke<br />

aus dem Innenraum<br />

auf die umgebende<br />

Stadtlandschaft zu,<br />

andererseits wirkt sie von<br />

außen betrachtet beinahe<br />

dematerialisierend auf<br />

das Volumen.<br />

Das Projekt versteht sich nicht nur als neues kulturelles<br />

und wirtschaftliches Zentrum auf lokaler wie<br />

städtischer Ebene, sondern auch als ein sozialer Begegnungsort<br />

mit dem Ziel, das Stadtzentrum neu zu<br />

beleben. Ein öffentlich zugänglicher Garten auf dem<br />

Dach des Gebäudes setzt diesem Ansinnen sprichwörtlich<br />

die Krone auf und bietet eindrucksvolle<br />

Ausblicke auf den großen Nevado de Toluca, einem<br />

der höchsten Berge Mexikos, der sich im westlichen<br />

Bereich der nahen Sierra Volcánica Transversal befindet.<br />

Dennoch stellt sich der Baukörper nicht als<br />

markanter Eindringling in einem bestehenden und<br />

gewachsenen Gefüge dar, scheint trotz seiner imposanten<br />

Größe vielmehr mit der urbanen Umgebung<br />

zu verschwimmen. Die helle Farbgebung und<br />

die durchlässige Fassadenstruktur tragen ihren Teil<br />

dazu bei, dass der Estación San José trotz seines<br />

Volumens scheinbar unscheinbar, leicht und elegant<br />

daherkommt.


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47<br />

FRPO Rodriguez & Oriol<br />

Funktion und Ästhetik basieren auf einem strukturellen<br />

Grundgerüst aus einem Feld von Pfeilern, auf<br />

denen wiederum eine zweifache Ebene schlanker<br />

Träger ruht, die dem Ganzen Charakter und eine harmonische,<br />

geometrische Formensprache verleiht. Die<br />

aufliegenden horizontalen Platten bieten zum einen<br />

Platz für jegliche Nutzungen, sind an anderer Stelle<br />

wiederum durch Öffnungen räumlich aufgelöst, sodass<br />

sich verschiedene vertikale Verbindungen und<br />

Blickbeziehungen ergeben. Das Tragwerk aus nacktem<br />

Beton rückt nicht nur die Eleganz der Statik ins<br />

Auge des Betrachters, folgerichtig bleiben auch alle<br />

Installationen sichtbar und unverblendet. Die Detailliebe<br />

und Exaktheit des Planungsprozesses treten<br />

dabei deutlich zutage: Kein Fehler kann im Nachhinein<br />

kaschiert werden – die Eleganz dieses so rohen<br />

und ehrlichen Bauwerks liegt daher in dessen Authentizität<br />

und dem Mut, wegzulassen.<br />

Eine fast sanft anmutende, leichte Metallhaut umhüllt<br />

das so entstehende Volumen und verleiht den<br />

begehrtesten Ausblicken einen würdigen Rahmen:<br />

Kathedrale, Botanischer Garten Cosmovitral und Nevado<br />

de Toluca erscheinen wie auf Gemälde gebannt.<br />

Die perforierte Metallhaut wirkt dabei wie ein leichter<br />

Vorhang, hinter dem diffus die urbanen Strukturen<br />

und das Tageslicht durchschimmern. Man fühlt<br />

sich im Inneren wie in Watte gepackt, weit weg von<br />

der Großstadthektik, Lärm und Gestank. Begibt man<br />

sich auf die andere Seite der Fassade, unterscheidet<br />

sich die Außenwahrnehmung erstaunlicherweise<br />

gar nicht so sehr von diesem Gefühl. Das Volumen<br />

scheint beinahe zu verschwimmen, löst sich zum<br />

Himmel hin gar auf und will sich nicht recht fassen<br />

lassen. Man nimmt das Gebäude im ersten Augenblick<br />

zwar wahr, doch schon im zweiten fügt es sich<br />

so selbstverständlich in das optische Bild, dass man<br />

nicht weiter darüber nachdenken muss. Was bleibt,<br />

ist ein vertrautes Gefühl.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

48<br />

Urbanes Leben<br />

Die Dachterrasse soll noch<br />

begrünt und den Nutzern<br />

als lebendige Parkfläche<br />

inmitten der Stadtlandschaft<br />

zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Der Estación San José wurde auf einem ehemaligen<br />

Parkplatz errichtet, dessen Funktion auch im neuen<br />

Gebäude erhalten bleibt. Die Flächen gliedern sich in<br />

eine offene, durch Rampen verbundene Parkebene<br />

mit angebundenen Geschäfts- und Büroflächen sowie<br />

eine Art Turm, von dem aus über eine großzügige<br />

Wendeltreppe ein begrünter Dachgarten erschlossen<br />

wird. Die oberen Geschosse heben sich auch in der<br />

Nutzung von den darunter liegenden ab – hier beginnt<br />

die autofreie Zone. Diese Kombination von Räumen<br />

wird derzeit noch eingerichtet und auch der Dachgarten<br />

befindet sich noch in der Entstehungsphase.<br />

In seiner zurückhaltenden Schlichtheit sowie dank<br />

einem wohltuenden ästhetischen Anspruch darf der<br />

Estación San José durchaus als Leitbild für andere<br />

Städte und Quartiere dienen. Die feinsinnige Interaktion<br />

mit der bestehenden historischen Substanz hat<br />

in Kombination mit der Verflechtung verschiedener<br />

Nutzungsarten zu einer städtebaulichen sowie visuellen<br />

Antwort der Architekten geführt, die sich so unscheinbar<br />

in die bestehende Bebauung eingliedert,<br />

dass sich sogar ein achtstöckiges Gebäude aus rohem<br />

Beton scheinbar in Luft auflösen kann. •<br />

Hinsichtlich der energetischen Nachhaltigkeit arbeiten<br />

FRPO bereits generell auf dem Standard, dass<br />

kein Gebäude mehr entworfen wird, ohne Aspekte<br />

der Art zu berücksichtigen, wie der CO 2 -Fußabdruck<br />

oder der Energiebedarf reduziert werden können. In<br />

diesem konkreten Fall setzten die Planer auf grundlegende<br />

konstruktive Lösungen, wie das Arbeiten mit<br />

nackten Strukturen, das Freilassen der Installationen<br />

oder den Schutz der Innenräume vor Sonneneinstrahlung<br />

mittels einer auskragenden Doppelfassade.<br />

Allesamt passive Maßnahmen, um das Gebäude<br />

effizienter zu gestalten, ohne dabei die Investitionen<br />

zu erhöhen. Auf spezielle Installationen oder Energiesysteme<br />

konnte in Folge verzichtet werden.


0 1 2 5 10<br />

0 1 2 5 10<br />

0 1 2 5 10<br />

0 1 2 5 10<br />

0 1 2 5 10<br />

0 1 2 5 10<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

49<br />

FRPO Rodriguez & Oriol<br />

1 ROOFGARDEN LOBBY<br />

2 EXHIBITION AREA<br />

1<br />

3<br />

CULTURAL SPACE<br />

3<br />

4<br />

TERRACE<br />

2<br />

4<br />

N<br />

173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX<br />

Level 6<br />

Ebene 6<br />

173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX<br />

Section 1<br />

1<br />

1 PARKING<br />

2 COWORKING<br />

3 TERRACE<br />

4 ROOFTOP CONNECTION<br />

5 BATHROOMS<br />

4 2<br />

5<br />

6 KITCHENETTE<br />

173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX<br />

West Elevation<br />

6<br />

3<br />

N<br />

173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX<br />

Level 3<br />

Ebene 3<br />

9<br />

8 6 7<br />

3<br />

173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX<br />

North Elevation<br />

Av Sebastián Lerdo de Tejada<br />

2<br />

1 ACCESS PLAZA<br />

2 STREET MARKET<br />

3 COURTYARD<br />

4 PARKING ACCESS<br />

5 COMMERCIAL SPACE<br />

6 PUBLIC BATHROOMS<br />

7 INSTALATIONS , STORAGE<br />

8 CONSIERGE<br />

9 PARKING EXIT<br />

1<br />

PEDESTRIAN<br />

ACCESS<br />

5 4 10<br />

10 VALET PARKING<br />

CAR ACCESS<br />

Av Benito Juárez Garcia Sur<br />

N<br />

173 - ESTACIÓN SAN JOSÉ / TOLUCA - MX<br />

Level 0<br />

Ebene 0<br />

Estación San José<br />

Toluca, Mexico<br />

Bauherr: Privat<br />

Planung: FRPO Rodriguez & Oriol<br />

Mitarbeiter: Pablo Oriol and Fernando Rodríguez /<br />

Ricardo González, Francisco Díaz,<br />

Ana Suárez-Anta, Esther Ibáñez and Jaime Hortal<br />

Statik:<br />

Axiom Ingeniería<br />

BGF: 6.300 m 2<br />

Planungsbeginn: 11/2015<br />

Bauzeit: 2017-2020<br />

Fertigstellung: 11/2020<br />

Baukosten: 39.000.000 MXN<br />

www.frpo.es<br />

© Luis Asin<br />

“Der Architekturansatz des Büros besteht darin,<br />

Plattformen zu schaffen, die als Schnittstelle zwischen<br />

den Benutzern und ihrer Umgebung dienen.<br />

Jedes Projekt wird auf der Grundlage eines überzeugenden<br />

Konzepts entworfen und gebaut, das eine<br />

Strategie bietet, die sowohl die interne Organisation<br />

als auch die Verbindung zum Kontext definiert. Einfache,<br />

klare und moderne Entwürfe ermöglichen ein<br />

harmonisches Verhältnis zur Umgebung.“<br />

FRPO Rodriguez & Oriol


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

50<br />

Urbanes Leben


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

51<br />

a+r Architekten<br />

Endstation Kultur<br />

Kulturbahnhof Aalen / Aalen, Deutschland / a+r Architekten<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Brigida González<br />

Die Stadt Aalen schafft direkt am Bahnhof ein neues, lebendiges<br />

Stadtquartier. Einen Teil davon bildet KUBAA,<br />

der Kulturbahnhof von a+r Architekten. Hinter dem<br />

Namen verbergen sich weder weiße Sandstrände noch<br />

Palmen, dafür aber jede Menge Raum für kulturelle<br />

Veranstaltungen. Rund um die Ruinen eines historischen<br />

Ensembles entwickelten die Planer das Gebäude<br />

auf dem ehemaligen Gleisareal der Deutschen Bahn als<br />

Leuchtturmprojekt und schrieben so ein Stück neue<br />

Stadtgeschichte.<br />

Durch seine Lage zwischen Zentrum und dem Osten<br />

der Stadt bietet das Areal nordöstlich des Hauptbahnhofs<br />

in Aalen die besten Voraussetzungen für<br />

ein neues Viertel. Das erkannte auch die Stadtverwaltung<br />

und stellte die Weichen für dieses urbane<br />

Entwicklungsprojekt bereits vor mehr als 10 Jahren.<br />

Seit damals entsteht mit dem sogenannten Stadtoval<br />

ein lebendiger Stadtbezirk mit Platz zum Leben,<br />

Arbeiten und für die Freizeitgestaltung. Er setzt sich<br />

aus einer Wohnsiedlung mit bis zu 250 Einheiten<br />

und Gewerbeflächen in östlicher Richtung, zentralen<br />

Grünräumen für Erholung und Entspannung und<br />

einem Hotel sowie dem Kulturbahnhof entlang der<br />

Gleise zusammen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

52<br />

Urbanes Leben<br />

Das 6,5 Hektar große, ovale Gelände steckt voller Geschichte.<br />

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es von<br />

der Bahn genutzt, später von einem Industriebetrieb<br />

für Baustahl. Seiner Vergangenheit verdankt der Ort<br />

nicht nur seine Identität, sondern auch die historische<br />

Bausubstanz. Neben alten Gleiskörpern und anderen<br />

Relikten bestand diese aus einem vormaligen Verwaltungsgebäude<br />

und einer großen Halle, die früher<br />

ein Ausbesserungswerk beinhaltet hatte. All das fiel<br />

2014, als die Arbeiten auf dem Areal bereits in vollem<br />

Gange waren, einem Großbrand zum Opfer und wurde<br />

großteils zerstört. Übrig blieben nur die vom Feuer<br />

gezeichneten Fragmente der geschichtsträchtigen<br />

Gebäude. Auf dieser Brandruine baute der Entwurf für<br />

KUBAA auf. Die Planer verfolgten das Ziel, das bauliche<br />

Erbe zu revitalisieren und in eine zeitgemäße Architektur<br />

zu übersetzen, die den Charakter des Ortes<br />

erhält und in den Vordergrund stellt.


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53<br />

a+r Architekten<br />

Die Überreste repräsentieren die Industrie<strong>architektur</strong><br />

und die Eisenbahngeschichte Aalens und<br />

sollten deshalb bestmöglich in den Neubau integriert<br />

werden. Besonders markant waren die Sandsteinfassaden<br />

und kurzen Quergiebel. Sie fungieren<br />

nun als zentrales Element des neuen Designs. Der<br />

Kulturbahnhof setzt sich aus einem Längsteil, der<br />

parallel zu den Bahngleisen verläuft, und zwei quer<br />

dazu positionierten, kleineren Trakten zusammen.<br />

Das gesamte Ensemble basiert auf den Resten der<br />

einstigen Grundmauern. Wo es die vorhandenen Originalansichten<br />

zuließen, reparierten und komplettierten<br />

Steinmetze die Sandsteinoberflächen. Jene<br />

Abschnitte, die nicht mehr zu retten waren, ersetzte<br />

das Stuttgarter Büro durch stilisierten, gefärbten<br />

Sichtbeton. Alt und Neu trifft an manchen Stellen behutsam<br />

aufeinander. Diese Übergänge zwischen dem<br />

Bestand und den glatten, neu hinzugefügten Steinen<br />

bilden den Reiz der neuen Außenhülle und lassen die<br />

bewegte Geschichte des Gebäudes erahnen. u<br />

Die historischen Sandsteinansichten<br />

wurden behutsam wiederhergestellt.<br />

Zerstörte Abschnitte ergänzten die Architekten<br />

um farblich passenden Sichtbeton<br />

und schafften es so, den ursprünglichen<br />

Charakter des Ensembles zu erhalten.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

54<br />

Urbanes Leben<br />

Auch bei den Dächern von KUBAA entschied man<br />

sich für einen Mix aus Vergangenem und moderner<br />

Interpretation. Im Vergleich zu den Fassaden schlug<br />

das Planerteam hier aber mutigere Wege ein. Während<br />

die Giebel der kurzen Querseiten wie im Original<br />

wieder aufgebaut wurden, ersetzt den historischen<br />

Längsgiebel ein aufgesetzter Quader. Er ist in Lochblech<br />

gefertigt und legt sich wie ein halbtransparenter<br />

Vorhang um den mittleren Gebäudetrakt. Durch<br />

die perforierten Paneele lässt sich die Gestalt des<br />

dahinterliegenden Volumens erkennen. Das gefaltete<br />

Blech wirkt kantig und geradlinig, wodurch es einen<br />

Bezug zur städtebaulichen Umgebung herstellt. Außerdem<br />

bildet es mit seinem dunklen Bronzeton und<br />

seiner Feingliedrigkeit einen spannenden Kontrast<br />

zu den hellen, massiven Sandsteinfassaden.<br />

In seinem Inneren fasst der Kulturbahnhof die bisher<br />

über die Stadt verteilten Kultureinrichtungen an einem<br />

gemeinsamen Standort zusammen. Mit diesem<br />

pragmatischen Konzept verfolgt die Stadt Aalen einen<br />

ressourcenschonenden Ansatz und setzt auf kulturelle<br />

Synergien. Für die Organisation der großzügigen<br />

Räumlichkeiten kam das „Haus im Haus“-Prinzip<br />

zum Einsatz. Anhand von flexiblen Boxen zonierten<br />

die Architekten so das entkernte Ensemble und<br />

schafften die Voraussetzungen für die unterschiedliche<br />

Nutzung. Neben der räumlichen Trennung der<br />

einzelnen Funktionen dienen die eingesetzten Boxen<br />

zudem der Aussteifung des neuen Tragwerks.


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55<br />

a+r Architekten


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

56<br />

Urbanes Leben<br />

Die öffentlichen Säle mit Kino, Veranstaltungsbereich<br />

und Werkstätten sind in den Quertrakten untergebracht.<br />

Sie fassen das Hauptvolumen mit dem<br />

aufgestockten, neuen Teil ein. In ihm befinden sich<br />

im Erdgeschoss ein großer Theatersaal und eine<br />

Ausstellungsfläche. Darüber liegen mit Proben-, Kostüm-<br />

bzw. Büroräumen sowie der Ballett- und Musikschule<br />

die versorgenden Räume, die im Hintergrund<br />

einer jeden Kulturproduktion notwendig sind. Die<br />

Geschichte von KUBAA wird in sämtlichen Innenräumen<br />

erlebbar. Sie bildet eine stimmungsvolle Kulisse<br />

für kulturelle Darbietungen und Proben. Dachkonstruktionen<br />

und historische Elemente wurden gezielt<br />

inszeniert und in die Gestaltung integriert. Neben rohen<br />

Stahlträgern sorgen Sichtbeton und heller Sandstein<br />

für ein freundliches Ambiente. Dazu kombinierten<br />

die Architekten warmes Holz und weiße Akzente.<br />

An manchen Deckenuntersichten findet sich darüber<br />

hinaus das filigrane Lochblech des Quaders wieder.<br />

Die Stadt Aalen erhoffte sich von dem Projekt einen<br />

„Ort mit überregionaler Strahlkraft“. Dank seines<br />

besonderen Charmes dürfte KUBAA auch weniger<br />

Kulturaffine überzeugen und den gewünschten Anforderungen<br />

damit allemal gerecht werden. Mit dem<br />

Kulturbahnhof hauchten a+r Architekten der ehemaligen<br />

Brachfläche auf eindrucksvolle Weise neues Leben<br />

ein und kreierten dadurch einen Ort für Kultur, der<br />

seine Vergangenheit nicht leugnen kann. Sie machen<br />

vor, wie Revitalisierung und Umnutzung im urbanen<br />

Kontext möglich ist und schaffen dabei nicht nur einen<br />

baulichen Brückenschlag zwischen Industriezeitalter<br />

und Gegenwart, sondern auch in die Zukunft. •<br />

Während in den Probenbereichen<br />

unter dem<br />

Dach Stahlträger von der<br />

industriellen Vergangenheit<br />

zeugen, bildet der<br />

öffentliche Theatersaal<br />

im Erdgeschoss einen<br />

neutralen Hintergrund für<br />

Kulturevents.


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57<br />

a+r Architekten<br />

0 1 2 10<br />

EG<br />

0 1 2 10<br />

Kulturbahnhof Aalen<br />

Aalen, Deutschland<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

Stadt Aalen<br />

a+r Architekten<br />

wh-p Beratende Ingenieure<br />

Grundstücksfläche: 6.434 m 2<br />

Bebaute Fläche: 4.008 m 2<br />

Nutzfläche: 4.562 m 2<br />

Planungsbeginn: Oktober 2016<br />

Baubeginn: Januar 2018<br />

Fertigstellung: Oktober 2020<br />

Baukosten:<br />

15.535.000 € (exkl. MwSt.)<br />

www.ackermann-raff.de<br />

„Unsere Bauten entstehen aus der intensiven Auseinandersetzung<br />

mit der Bauaufgabe und den Chancen und Bedingungen<br />

eines Ortes. Bestehende Qualitäten werden stets<br />

hinterfragt und in neue Formensprachen überführt. Dieser<br />

Prozess führt zu passgenauen und eigenständigen Lösungen,<br />

die keiner kurzfristigen Mode nacheifern. Form und Konstruktion,<br />

Material und Farbe bilden die Bausteine, Kosten<br />

und Termine den Rahmen unserer Arbeit.“<br />

a+r Architekten


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

58<br />

Urbanes Leben<br />

Stadt, Land, Fluss<br />

Little Island / New York / Heatherwick Studio<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Timothy Schenck<br />

Während am Pier 54 einst die Überlebenden des Titanic-Unglücks<br />

in New York an Land gingen, zeugten über<br />

100 Jahre später nur noch eine verrostete Stahlstruktur<br />

sowie die maroden Pfähle im Wasser von der einstigen<br />

Anlegestelle im Hudson River. An diesen verlassenen<br />

Kai dockt seit Neuestem mit Little Island ein Inselpark<br />

an. Das skulpturale Eiland soll mitten in der amerikanischen<br />

Metropole nicht nur zur grünen Oase, sondern<br />

auch zum Veranstaltungsort werden.


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59<br />

Heatherwick Studio


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

60<br />

Urbanes Leben<br />

Für das Design des Projekts ist das Londoner Büro<br />

Heatherwick Studio verantwortlich. Den ersten Vorschlag<br />

für die urbane Insel machten der Medienmogul<br />

Barry Diller und seine Frau Diane von Furstenberg<br />

bereits 2013. Damals noch unter dem Titel Pier<br />

55 stießen die Pläne aber auf viel Gegenwind und<br />

wurden vorübergehend eingestellt. Erst nach Unterstützung<br />

durch Andrew Cuomo, den damaligen<br />

Gouverneur von New York, kamen die Arbeiten rund<br />

um Little Island in Kooperation mit dem Hudson River<br />

Park Trust wieder ins Laufen.<br />

Am südlichen Ende des berühmten High Line Parks<br />

fügt sich der Park in Chelsea an der West Side Manhattans<br />

in das Stadtgefüge ein und bildet die neue Verlängerung<br />

des öffentlichen Hudson River Parks im Süden.<br />

Vom Ufer aus erstrecken sich zwei Stege in den Fluss<br />

und verbinden Little Island mit dem Festland. Die kleine<br />

Insel selbst sieht von oben nahezu quadratisch aus.<br />

Erst beim Wechsel der Perspektive eröffnet sie ihre<br />

ganze Raffinesse: Anstatt einer horizontalen Fläche<br />

setzt sich der Park aus skulpturalen, unterschiedlich<br />

hohen Betonstützen zusammen, die eine organische<br />

Topografie ergeben und die perfekte Voraussetzung<br />

für eine lebendige Grünfläche bieten.<br />

Inspiration für den Entwurf holten sich die Planer<br />

rund um Thomas Heatherwick von den Überresten<br />

des alten Piers. Sie wollten nicht nur eine aufgeständerte<br />

Plattform schaffen, die die Geschichte des<br />

Ortes überdeckt, sondern vielmehr eine Struktur,<br />

die organisch aus den Holzpflöcken herauswächst.<br />

Gleichzeitig sollten die maroden Hölzer des Bestands<br />

erhalten bleiben, um den Lebensraum der Wassertiere<br />

und Fische nicht zu zerstören. Dafür entwickelten<br />

die Architekten ein Konzept, das Konstruktion und<br />

Gestaltung der Seebrücke vereint. Bei der technischen<br />

Umsetzung dieser Idee wurden sie von den Ingenieuren<br />

von Arup unterstützt. Das Ergebnis ist ein<br />

Park mit einem Hektar Fläche, der wie eine Ansammlung<br />

von Pilzen aus dem Fluss zu wachsen scheint.<br />

Zwischen den maroden Holzstümpfen<br />

früherer Anlegestellen fügt sich Little Island<br />

aus unterschiedlich hohen Betonelementen<br />

zusammen und wird zur abwechslungsreichen<br />

Naturlandschaft über dem Wasser.


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61<br />

Heatherwick Studio<br />

Die Tragstruktur besteht aus 280 Betonpfählen. Jeder<br />

von ihnen ist auf eine Belastung von bis zu 350<br />

Tonnen ausgelegt und wurde tief in das Gestein am<br />

Grund des Hudson Rivers getrieben. Auf ihnen lagern<br />

insgesamt 132 Betonelemente, die aus 39 Schalungsteilen<br />

vorgefertigt wurden. Sie variieren in Form<br />

und Größe und ragen wie riesige Tulpen aus dem<br />

Wasser. Die einzelnen Module fügen sich in der Höhe<br />

versetzt aneinander und werden von Ortbeton zu einer<br />

zusammenhängenden Insel verbunden. Bei einer<br />

Breite von bis zu sechs Metern sind die einzelnen<br />

Fertigteile mit Erde gefüllt und fungieren als überdimensionale<br />

Pflanztröge. Neben Beton kam auf Little<br />

Island Cortenstahl zum Einsatz. Er formt Brüstungen,<br />

kleidet Geländesprünge und ergibt mit seiner rostbraunen<br />

Färbung einen spannenden Kontrast zu den<br />

Grünflächen. Stufen und Tribünen wurden aus Robinie,<br />

einer lokalen Holzart, gefertigt.<br />

Für die Vegetation und die Erschließung des Naherholungsgebietes<br />

wurden die New Yorker Landschaftsarchitekten<br />

MNLA mit ins Boot geholt. Sie<br />

erstellten ein 3D-Modell der Insel und ließen Topografie,<br />

Sonneneinstrahlung und Wind in ihre Planung<br />

mit einfließen. So optimierten sie die Anordnung<br />

von fast 400 Pflanzenarten – darunter auch 66.000<br />

Blumenzwiebeln – auf Little Island. Die Bäume und<br />

Sträucher, Gräser, Stauden und Blumen sorgen für<br />

Biodiversität. Sie fühlen sich im Klima der Metropole<br />

wohl und verändern die Insel und sich selbst mit<br />

den Jahreszeiten. Im Sommer spenden hohe Wipfel<br />

Schatten, im Winter schirmen die Gewächse Besucher<br />

vor der rauen Brise ab. Tiere fühlen sich ebenfalls<br />

auf dem Eiland wohl und finden nicht nur Futter<br />

und Schutz, sondern auch Nistplätze.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

62<br />

Urbanes Leben<br />

Spazierwege und Treppen<br />

erschließen den gesamten<br />

Inselpark. Von Bäumen,<br />

Blumen und Wiesen<br />

gesäumt, führen sie Besucher<br />

zu Aussichtsplattformen<br />

und den unterschiedlichen<br />

kulturellen<br />

Angeboten.<br />

Durch die künstlich angelegte Naturlandschaft auf<br />

dem Wasser schlängelt sich ein 540 Meter langes<br />

Wegenetz mit Treppen und Rampen. Es verbindet die<br />

unterschiedlichen Bereiche und lädt zu Spaziergängen<br />

mit Blick auf den Hudson River ein. Die bewegte<br />

Topografie von Little Island kreiert auf natürliche<br />

Weise unterschiedliche Zonen für ein abwechslungsreiches<br />

Programm. Dieses beinhaltet neben dem üppigen<br />

Grün und Rasenflächen für Picknicks und zum<br />

Entspannen auch drei Veranstaltungsorte. Dazu gehört<br />

zum einen ein flexibel bespielbarer Platz für bis<br />

zu 3.500 Besucher, der dem Ufer zugewandt ist. Zum<br />

anderen gibt es eine kleinere Bühne mit 200 Plätzen<br />

sowie ein Amphitheater mit einer Kapazität von bis<br />

zu 700 Personen. Das Freilufttheater öffnet sich zum<br />

Wasser hin und macht den Fluss zur Kulisse für die<br />

kulturellen Darbietungen. Backstage-Bereiche wurden<br />

unterirdisch in der Betonkonstruktion versteckt.<br />

Über den gesamten Inselpark verteilt befinden sich<br />

Aussichtspunkte, von denen aus man die Skyline<br />

Manhattans und die Freiheitsstatue in der Ferne sieht.<br />

Little Island erweitert den Stadtraum des Big Apple,<br />

ohne zusätzliche Fläche einzunehmen. Zentral<br />

gelegen streckt der Inselpark seine Fühler in den<br />

Hudson River aus und bietet über dem Wasser mit<br />

Naherholung und Kultur die Möglichkeit, der Hektik<br />

der Metropole zu entfliehen – und das auch noch<br />

in vielen Jahren, denn die Architekten bedachten<br />

die Pegelstände und den prognostizierten Anstieg<br />

des Meeresspiegels. Zudem gelang es dem Planertrio<br />

rund um das Heatherwick Studio nicht nur die<br />

Umgebung und die Geschichte des Ortes geschickt<br />

miteinzubeziehen und zu inszenieren, sondern die<br />

Seebrücke gleichzeitig mit dem unkonventionellen<br />

Design selbst zu einem Kunstwerk zu machen. Die<br />

Insel wartet nur darauf, auf vielen verschiedenen<br />

Ebenen erforscht zu werden und ermöglicht sowohl<br />

erholungssuchenden Städtern als auch Touristen ein<br />

unvergleichliches, urbanes Erlebnis.<br />


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63<br />

Heatherwick Studio<br />

Little Island<br />

New York<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Gruppenleitung:<br />

Projektleitung:<br />

Statik:<br />

Landschafts<strong>architektur</strong>:<br />

Partnerarchitekten:<br />

Nutzfläche: 11.000 m 2<br />

Planungsbeginn: 2013<br />

Fertigstellung: Mai <strong>2021</strong><br />

www.heatherwick.com<br />

Hudson River Park Trust & Pier 55 Project Fund<br />

Heatherwick Studio<br />

Mat Cash<br />

Paul Westwood, Neil Hubbard<br />

Arup<br />

MNLA<br />

Standard Architects<br />

„New York ist bekannt für seine unglaubliche<br />

urbane Dichte, gepaart mit Tatendrang<br />

und Erfindungsgeist, der einige fantastische<br />

öffentliche Parks hervorgebracht hat,<br />

vom Central Park über die Highline bis hin<br />

zu den lokalen Parks. Bei Little Island hatten<br />

wir die Gelegenheit, diese Sammlung<br />

um eine urbane Oase zu erweitern, die allen<br />

New Yorkern ein Maximum an Komfort<br />

und Erlebnissen bieten soll.“<br />

Mat Cash, Heatherwick Studio


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

64<br />

RETAIL<strong>architektur</strong><br />

Kaufentscheidung<br />

mit Weitblick<br />

Geht es nach Marten van Middelkoop und Joost Dingemans, den Gründern<br />

von Plasticiet, so ist Plastik das neue Gold. Die beiden Designer beschäftigen<br />

sich seit Jahren damit, Plastikmüll in nachhaltiges Material zu verwandeln.<br />

Umweltfreundlichkeit wird auch beim Brillenhersteller Ace & Tate<br />

großgeschrieben. Dieser möchte bis 2030 CO 2 -neutral sein und ausschließlich<br />

auf Recycling setzen. Die upgecycelten Baustoffe schienen daher wie<br />

geschaffen für den neuesten Shop der Marke in Antwerpen.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Lennart Wiedemuth<br />

Polyethylen ist ein Stoff, aus dem unzählige Produkte<br />

gemacht werden und den wir umgangssprachlich<br />

mit dem Begriff Kunststoff bezeichnen. Ob Bau oder<br />

Haushalt, ob Plastikbeutel oder Kinderspielzeug – all<br />

diese Dinge wandern nach oft nur kurzem Gebrauch<br />

unweigerlich in den Abfall und haben dabei das Ende<br />

ihres Lebenszyklus noch lange nicht erreicht. Plasticiet<br />

nutzt dieses Material und stellt daraus neue Plattenwerkstoffe<br />

her, die an Marmor, Granit und andere<br />

hochwertige Steine erinnern. Damit schenken sie der<br />

Ausschussware neues Leben und tun gleichzeitig<br />

dem Planeten etwas Gutes.<br />

Für den Brillenladen von Ace & Tate recycelten die<br />

beiden Tüftler 1.000 kg lokalen Plastikmüll und verwandelten<br />

ihn in weiße Paneele mit bunten Partikeln.<br />

Während die weißen Teilchen eingeschmolzen werden<br />

und die Basis bilden, weisen die farbigen Fragmente<br />

in Originalgröße auf ihre einstige Funktion<br />

hin. In lebendigen Rot-, Gelb-, Grün- und Blautönen<br />

sind sie wie Konfetti in das Material integriert und<br />

verleihen ihm eine hochwertige Terrazzo-Optik. Im<br />

Shop formen die gesprenkelten Platten Regale und<br />

Präsentationsflächen und kleiden die Wände und<br />

den Verkaufstresen.


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65<br />

| BA12-14G |<br />

Eine Steuerung<br />

RETAIL<strong>architektur</strong><br />

für alle Gewerke<br />

Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation<br />

von Beckhoff<br />

Dazu kombinierte das innovative Designerduo schlichte,<br />

graue Böden, weiße Akzente und Spiegel. Leuchtende<br />

Neonreklamen – ein Markenzeichen von Ace &<br />

Tate, das in sämtlichen Filialen zu finden ist – runden<br />

den Store ab und schaffen einen Verkaufsraum, der<br />

zum dynamischen Hintergrund für die ausgestellten<br />

Brillen wird. Während der vordere Teil des Ladens offen<br />

und schlicht gestaltet ist und rein der Produktpräsentation<br />

dient, wirkt der hintere Bereich intimer und<br />

gibt den Kunden Zeit für ungestörte Kaufentscheidungen.<br />

Ein verstecktes Hinterzimmer, in dem Sehtests<br />

gemacht werden, komplettiert das Raumprogramm.<br />

Im Schaufenster illustriert ein, mit Plastikkügelchen<br />

und größeren Stücken gefüllter, Kunststoffeinbau den<br />

Recyclingprozess und macht auf das besondere Material<br />

aufmerksam. Drei eingesetzte Boxen bieten Platz<br />

für die neuesten Modelle der Marke und sollen die<br />

Neugier der Passanten wecken.<br />

Microsoft Technology<br />

Center, Köln:<br />

Die integrale Gebäudeautomatisierung<br />

wurde mit<br />

PC- und Ethernet-basierter<br />

Steuerungstechnik von<br />

Beckhoff realisiert.<br />

Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die<br />

Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen<br />

an eine nachhaltige und effiziente Lösung erfüllt. Eine<br />

einheitliche Hard- und Softwareplattform steuert alle Gewerke, von<br />

der nutzungsgerechten Beleuchtung über die komfortable Raumautomation<br />

bis zur hocheffizienten HLK-Regelung. Das Ergebnis:<br />

Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die<br />

Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen hinaus<br />

voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation<br />

Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle<br />

Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung,<br />

die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen<br />

oder -änderungen sind jederzeit möglich.<br />

Scannen und alles<br />

über die Gebäudeautomation<br />

mit<br />

PC-based Control<br />

erfahren<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-<br />

Busklemmen<br />

Modulare<br />

Software-<br />

Bibliotheken


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

66<br />

RETAIL<strong>architektur</strong><br />

Melange<br />

trifft Mosaik<br />

In einem dynamischen Viertel Kiews gibt es seit Kurzem eine neue, urbane<br />

Anlaufstelle für die tägliche Dosis Koffein. Auf 30 m 2 können sich Kaffeeliebhaber<br />

in der DOT Kaffeestation ihr Heißgetränk to go abholen oder<br />

ihren Flat White, Americano oder Espresso vor Ort genießen. Das Architekturbüro<br />

YOD Group entschied sich beim Design des Coffeeshops – wie der<br />

Name bereits erahnen lässt – für Punkte.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Andrey Bezuglov


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67<br />

RETAIL<strong>architektur</strong><br />

Schnell und vielfältig – so lässt sich der Bessarabska-Platz<br />

mitten in der ukrainischen Hauptstadt mit<br />

zwei Worten beschreiben. Genau diese beiden Attribute<br />

sollten sich auch in der Gestaltung des kleinen<br />

Cafés direkt an diesem Platz wiederfinden. Das<br />

Ergebnis ist ein Raum, in dem grafische Pop-Art und<br />

unverputzte Wände aufeinandertreffen. Große Glastüren<br />

lassen das Aroma frisch gerösteter Bohnen<br />

nach draußen dringen und holen gleichzeitig das<br />

städtische Treiben fließend ins Innere des Ladens.<br />

Lichtdurchflutet kann DOT mit fast 5 Meter Deckenhöhe<br />

sein ganzes Potenzial entfalten. Die rechteckige<br />

Coffee Station verkörpert mit ihren nackten Backsteinwänden<br />

und -decken nach wie vor ein Stück ihrer<br />

Vergangenheit. Dazu kombinieren die Planer Holz,<br />

Metall und einfache Punkte. Diese ziehen sich in Form<br />

von mosaikartigen Pixeln durch den ganzen Shop.<br />

Bereits die Stufen am Eingang markieren die kleinen,<br />

weißen Kacheln, die an akkurat aneinander gereihte<br />

Zuckerwürfel erinnern. Sie setzen sich auf dem Boden<br />

des Cafés fort und kleiden die gesamte Rückwand. An<br />

letzterer legen sie sich nahtlos über die Tür zum WC<br />

und fügen sich mit farbigen Fliesen zu einem plakativen<br />

Pixel-Gemälde zusammen. Hinter einem Vorhang<br />

verstecken sich Lager und Küche. Linker Hand kleiden<br />

glatte Metallpaneele eine Nische aus, deren Hintergrund<br />

ebenfalls Kacheln in Weiß und einem kleinen,<br />

roten Herz zieren. Eine Bank aus rustikalen Holzbalken<br />

lädt Besucher dazu ein, den Kaffee direkt im Shop<br />

zu trinken. Ähnliche Sitzgelegenheiten finden sich,<br />

ausgestattet mit Tischchen und Steckdosen, auch<br />

vor der Tür wieder. Der Tresen auf der rechten Seite<br />

bildet das Herzstück von DOT und setzt sich ebenfalls<br />

aus mehreren Althölzern zusammen. Gemeinsam<br />

mit den unverkleideten Ziegeln verleiht er dem Raum<br />

einen rustikalen Charme. Zum krönenden Abschluss<br />

der Kaffeestation wird ein in Boden und Wände integriertes<br />

Leuchtband, das mit umherlaufenden Lettern<br />

News ankündigt und laut den Architekten das Adrenalin<br />

darstellen soll, das nach einem doppelten Espresso<br />

durch die Adern der Gäste strömt.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

68<br />

RETAIL<strong>architektur</strong><br />

Die Post<br />

ist da!<br />

In Ningbo – einer chinesischen Küstenstadt südlich von Shanghai, in der<br />

sich einst das älteste Postamt der Provinz befand – gestaltete das Büro<br />

Yatofu Creatives nun einen neuen Standort, in dem nicht nur Briefe und<br />

Pakete über den Tresen wandern, sondern auch Geschenke und mehr.<br />

Neben Versand und Shop befindet sich in der Postfiliale ein Spielbereich für<br />

Kinder, der außerdem für Veranstaltungen genutzt werden kann.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Wen Studio


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69<br />

RETAIL<strong>architektur</strong><br />

Für das Design der neuen Post interpretierte das finnisch-chinesische<br />

Planerteam die Typologie auf moderne<br />

Weise. Häufig ein Anlaufpunkt rund um festliche<br />

Anlässe wie Weihnachten und Neujahr, sollte die Funktion<br />

der Versandzentrale erweitert werden und mit einem<br />

breiteren Programm auch außerhalb bestimmter Feiertage<br />

Kunden und Einwohner anziehen. Das Herzstück<br />

dafür bildet ein doppelgeschossiger Verkaufsraum. Dieser<br />

sorgt mit seiner kräftigen Farbgebung für ein feierliches<br />

Ambiente. Neben ruhigem Grün und Weiß ziehen<br />

sich strahlende Rot- und Terrakottatöne durch sämtliche<br />

Bereiche. Von der Decke hängen kugelförmige Pendelleuchten,<br />

den Boden schmückt gemusterter Terrazzo.<br />

Während im unteren Teil die Einrichtungen des Postamtes<br />

untergebracht sind, befindet sich in der Galerie im<br />

oberen Stockwerk ein Souvenirshop.<br />

Im Erdgeschoss können Kunden rechter Hand am Schalter<br />

ihre Sendungen verschicken und entgegennehmen.<br />

Er ist, ebenso wie die Nische dahinter, komplett in hellem<br />

Holz gefertigt. Die gesamte rechte Seite des Raumes<br />

wird von einem auffälligen Treppenkörper in perforierten,<br />

weißen Metallpaneelen flankiert. Dieser führt in die obere<br />

Etage weiter. Hier kleiden dunkelrote Regale, die als Präsentationsflächen<br />

für kleine Aufmerksamkeiten dienen,<br />

die Außenwände. In der hintersten Ecke gibt es Sitzgelegenheiten<br />

zum Lesen. Entlang der Innenseite legen sich<br />

die Weißmetallelemente in Form von raumhohen, gewölbten<br />

Säulen aneinander. Sie bieten, mit Böden in unterschiedlichen<br />

Höhen, ebenfalls Platz für Verkaufsartikel.<br />

Die fein durchlöcherten Oberflächen fungieren außerdem<br />

als Brüstung und geben subtile Blicke auf die darunterliegende<br />

Postfiliale frei. Der abschließende zweite Stock<br />

wird nicht nur von Kindern, sondern auch für Workshops<br />

und Events genutzt. Der Raum lässt sich frei bespielen<br />

und ist in derselben Farbpalette wie die übrigen Bereiche<br />

gehalten. Eine Wand ziert ein Vorhang aus Holzlamellen,<br />

an zwei weiteren gibt es podestartige Sitzstufen mit integriertem<br />

Stauraum. Umlaufende Fensterbänder ermöglichen<br />

Ausblicke über die Stadt und komplettieren die multifunktionale<br />

Poststation.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

70<br />

Produkt News<br />

Das Büro im Wandel<br />

Ein erfolgreiches Team benötigt maßgeschneiderte Bürokonzepte und individuelle<br />

Lösungen. Unter „new work“ werden Einrichtungskonzepte für Büro- und<br />

Office-Flächen verstanden, die auf diese Anforderungen eingehen. Der Objekteinrichter<br />

Selmer ermöglicht eine neue Art zu arbeiten, dank durchdachten<br />

Office-Konzepten. Mit einer Vielfalt aus konfigurierbaren Möbeln, Präsentationsflächen<br />

der neuen Generation oder komfortablen Aufenthaltszonen, wird die<br />

Arbeitswelt neu strukturiert.<br />

lift : Eine Sache der Einstellung.<br />

Bei den höhenverstellbaren Tischen der<br />

Produktserie lift trifft frisches Design auf<br />

Technik und Know-How. Der Einsatzbereich<br />

ist vielseitig, egal ob in Besprechungs- und<br />

Projekträumen oder in legeren Lounges.<br />

Diverse Tischformen und -größen stehen<br />

zur Auswahl, auch die Tischplatte kann individuell<br />

in HPL, mit Eichenfurnier oder der<br />

edlen NanoTec Oberfläche bestellt werden.<br />

PARA VERT : Raumteilung mal anders.<br />

Mit dem Raumteiler PARA VERT bringt<br />

man noch mehr Leben in Büroräume. Das<br />

modulare System aus geschwungenen Metallstangen<br />

und bepflanzbaren Gefäßen<br />

schafft ein angenehmes Raumklima und<br />

steigert das Wohlbefinden der Mitarbeiter.<br />

banc : Modularität überzeugt.<br />

Das Banksystem banc ist vielfältig kombinierbar<br />

und überzeugt mit einer puristischen<br />

Designsprache. Egal ob als offene<br />

Sitzlandschaft oder geschlossene Koje<br />

– die modularen Loungemöbel lassen viel<br />

Raum für freie Gestaltung.<br />

Selmer GmbH<br />

T +43 (0)6216 <strong>2021</strong>0<br />

info@selmer.at<br />

www.selmer.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

71<br />

Produkt News<br />

Extravagantes<br />

Einrichtungskonzept<br />

Ein Wohnungseigentümer hat eine mutige und extravagante<br />

eigene Interpretation des modernen Interior-Designs<br />

umgesetzt. Die Wände inklusive der Decke sowie ein Großteil<br />

des Mobiliars sind in dunkelgrau und schwarz gehalten.<br />

Eine große Terrassentür bietet viel Tageslicht, das Schienensystem<br />

an der Decke sorgt zudem mit Spots genau dort<br />

für Beleuchtung, wo Licht benötigt wird. Elemente in Gold,<br />

darunter auch eine ganze Wand im Wohnzimmer und die<br />

Lampe über dem Esstisch, lassen etwas Glamour einziehen.<br />

Die dunkle und kühle Farbe der Wände, Decke und der Möbel<br />

erhalten ein optisches Gegengewicht durch den Boden. Aufgrund<br />

der vielen Vorteile fiel die Wahl dabei auf einen Vinylboden<br />

in Holzoptik von PROJECT FLOORS. Bei dem verwendeten<br />

Bodenbelag mit dem Dekor PW 3130 FP handelt es sich<br />

um ein Chevron Dekor , das aber im Fischgrätmuster verlegt<br />

wurde. Die in einem Winkel von 60° abgeschrägten Planken<br />

ermöglichen eine auffällige Bodengestaltung, die an die Herrenhäuser<br />

des 17. Jahrhunderts erinnert.<br />

PROJECT FLOORS GmbH<br />

T +49 (0)2233 9687-0<br />

info@project-floors.com<br />

www.project-floors.com<br />

#greywood<br />

Die fein nuancierten Grautöne aus der Natur<br />

sind in der Reihe „Natürlich Inspiriert“ erhältlich.<br />

Broschüre anfordern unter<br />

inspiriert@synthesa.at<br />

www.synthesa.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

72<br />

Produkt News<br />

Smartes Veranstaltungszentrum<br />

Zentrale Kontrolle über die gesamte Beleuchtung und zentrale Gebäude: Die<br />

Gemeinde Gampern im Hausruckviertel hat bereits Kindergarten, Schule und Straßenbeleuchtung<br />

via KNX ins 21. Jahrhundert geholt und kann seither Gebäude wie<br />

Beleuchtung zentral steuern und warten.<br />

Und auch für das 4Kanter Veranstaltungszentrum<br />

hat die Gemeinde auf die Zukunftstechnologie<br />

KNX gesetzt und dafür<br />

eng mit Siblik SmartHome und der EBG<br />

GmbH aus Attnang-Puchheim zusammengearbeitet.<br />

Zudem setzt Gampern nun auf<br />

eine 12 kW Photovoltaik-Anlage von WSelectrics,<br />

die der Gemeinde langfristig hohe<br />

Stromkosten erspart und die ebenfalls in<br />

das KNX-System integriert ist. Versehen<br />

mit einem BYD-Stromspeicher versorgt die<br />

PV-Anlage nachts die gesamte Straßenbeleuchtung<br />

mit Strom. Verbaut wurden<br />

bei diesem Projekt zudem das Berker Q.3<br />

Schalterprogramm in Polarweiß, Zeituhren<br />

und Aktoren sowie Bewegungs- und Präsenzmelder.<br />

Die verbauten KNX-Komponenten steuern<br />

die gesamte Medientechnik, Beleuchtung<br />

und Beschattung im Veranstaltungszentrum.<br />

Sobald die Medientechnik aktiviert ist,<br />

können die KNX-Schalter im Veranstaltungszentrum<br />

nicht mehr manuell bedient werden<br />

– so ist sichergestellt, dass Veranstaltungen<br />

ohne technische Störungen stattfinden können.<br />

Platz- und Innenbeleuchtung werden<br />

über eine KNX-Uhr gesteuert. Der praktische<br />

Nutzen: Vereine und andere Veranstalter, die<br />

das 4Kanter Veranstaltungszentrum mieten,<br />

finden sich dank der Benutzerfreundlichkeit<br />

des Systems bzw. der zentralen Funktionen<br />

sofort zurecht. Langwierige Einschulungen<br />

entfallen daher.<br />

Und das Fazit der Gemeinde? Die bisher<br />

verbauten smarten Komponenten funktionieren<br />

so gut, dass Gampern auch bei künftigen<br />

Projekten auf KNX setzen wird.<br />

Siblik SmartHome<br />

T 0800 20 16 44<br />

smarthome@siblik.com<br />

www.smarthome.siblik.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

73<br />

Produkt News<br />

Altstadtgerechter Neubau<br />

Der Neubau der Stadtbibliothek Marktheidenfeld in Deutschland<br />

punktet mit ausgewählten Materialien und einem durchdachten<br />

Farbkonzept. Für den fachgerechten Sonnenschutz sorgen farblich<br />

angepasste Raffstoren und Markisen aus dem Hause Warema. Bei<br />

den großen Südfenstern im Erd- und Obergeschoss kamen Raffstoren<br />

zum Einsatz, deren seilgeführte Flachlamellen im Farbton „Erdbraun<br />

Eisenglimmer“ getönt sind. Damit diese im geschlossenen<br />

Zustand den Raum nicht zu sehr verdunkeln, öffnet sich das obere<br />

Drittel der Lamellen nach dem Herunterfahren wieder. Auf diese<br />

Weise werden Sonnenschutz und Blendschutz gewährleistet, ohne<br />

den Innenraum zu verdunkeln.<br />

Für die Schaufenster der Stadtbibliothek wurde als Sonnenschutz<br />

Schacht-Markisen des Herstellers gewählt, die sich fast unsichtbar<br />

in die Pfosten-Riegel-Konstruktion integrieren und deren lichtdurchlässige<br />

Behänge den Innenraum nur wenig verdunkeln. Ein<br />

weiteres Sonnenschutzelement kam auf der Dachterrasse zum Einsatz:<br />

Hier stehen zwei bordeaux-farbige Sonnenschirme von Caravita<br />

als Schattenspender.<br />

WAREMA Austria GmbH<br />

T +43 (0)662 853015-0<br />

info@warema.at<br />

www.warema.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

74<br />

Produkt News<br />

© MAGK ARCHITEKTEN, schreinerkastler.at<br />

Visualisierung des Siegerprojekts der Alpenland-Wohnhausanlage in Ober-Grafendorf<br />

Heimspiel für modernen Holzbau<br />

Für den Wettbewerb einer Wohnanlage hat Alpenland besondere Vorgaben formuliert:<br />

Holzbauunternehmen und Architekturbüros müssen als Team antreten.<br />

Rubner Holzbau und MAGK Architekten Aichholzer l Klein überzeugten mit ihrem<br />

flexiblen Konzept, Rubner Holzbau darüber hinaus als Totalunternehmer in einer<br />

ARGE mit STRABAG.<br />

Die moderne Holzbauweise bietet alle Voraussetzungen,<br />

auch mehrgeschossige und großvolumige<br />

Wohnbauprojekte ökologisch und ökonomisch<br />

umzusetzen. Die gemeinnützige Bau-, Wohn- und<br />

Siedlungsgenossenschaft Alpenland wollte diese<br />

Vorteile für sich nutzbar machen und suchte<br />

im Rahmen des Wettbewerbs nach einem Umsetzungsplan<br />

für das Projekt in Ober-Grafendorf<br />

sowie nach einer Baukörpertypologie, die durch<br />

einfache Anpassungen auch an anderen Stellen<br />

realisiert werden kann. Rubner Holzbau und MAGK<br />

Architekten Aichholzer l Klein konnten sich gegen<br />

vier weitere Teams durchsetzen.<br />

Skalierbare Pläne<br />

Für Roman Fritz, Geschäftsführer von Rubner<br />

Holzbau, ist dieses Projekt in mehrfacher Hinsicht<br />

ein Heimspiel: „Wir haben einen unserer Produktionsstandorte<br />

nur wenige Straßen von der<br />

Wohnanlage entfernt, die Partnerunternehmen<br />

kennen wir gut. MAGK verfügt über eine umfassende<br />

Holzbauexpertise, STRABAG bringt jene<br />

klassischen Leistungen der Bauwirtschaft ein, die<br />

Rubner nicht abdeckt.“<br />

Roman Fritz,<br />

Geschäftsführer<br />

Rubner Holzbau<br />

© Rubner Holzbau


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75<br />

Produkt News<br />

Juryentscheidung<br />

Es sollten 80 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen<br />

zu je 55 bis 72 m 2 in bis zu fünf gleichartigen<br />

Baukörpern mit drei bis vier Geschossen errichtet<br />

werden. Gewünscht war die Umsetzung als Holzoder<br />

Holzhybridbau in Modulbauweise mit sehr<br />

hohem Vorfertigungsgrad. Holzbauunternehmen<br />

und Architekten hatten gemeinsam ein verbindliches<br />

Totalunternehmerangebot abzugeben.<br />

Hoher Vorfertigungsgrad<br />

Das Siegerprojekt basiert auf einem variablen,<br />

L-förmigen Erschließungskern aus Beton-Fertigteilelementen<br />

und darum angeordneten Wohnmodulen<br />

in Holzbauweise. Die tragenden Innenwände<br />

und Geschossdecken der freistehenden,<br />

viergeschossigen Punkthäuser bestehen aus<br />

Brettsperrholz-Platten, die tragenden Wohntrennwände<br />

werden in Holzrahmenbauweise realisiert.<br />

Die Außenwandelemente der vier mit 23 x 27 x<br />

12 m annähernd gleich großen Baukörper werden<br />

inklusive Wärmedämmung, hinterlüfteter Fassade<br />

aus vorvergrauten Lärchenlatten und Fenstern<br />

werkseitig vorgefertigt. Die Balkonkonstruktion<br />

wird aus BSP-Platten auf Stahlstützen vorgesetzt<br />

und durch reversible Fügepunkte und Verbindungen<br />

voll recyclingfähig ausgeführt.<br />

Flexibles System<br />

Roman Fritz sieht das Holzbaukonzept in mehrfacher<br />

Hinsicht bestätigt: „Dieser Wettbewerb<br />

zeigt, wie wichtig es ist, das Holzbauunternehmen<br />

gleich von Anfang an in die Planung einzubeziehen.<br />

Unser maximal flexibles System funktioniert<br />

ausgezeichnet bei diesem Projekt und lässt sich<br />

auch auf andere Bauplätze und Rahmenbedingungen<br />

anpassen. Auf diese Weise haben wir den<br />

Holzbau und speziell mehrgeschossige Wohnbauten<br />

weiter in Richtung Kosteneffizienz entwickelt<br />

und damit auch für institutionelle Auftraggeber<br />

attraktiver gemacht.“<br />

Rubner Holzbau GmbH<br />

T +43 (0)2747 22 510<br />

holzbau.obergrafendorf@rubner.com<br />

www.rubner.com/holzbau<br />

+<br />

© MAGK ARCHITEKTEN, schreinerkastler.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

76<br />

Produkt News<br />

Die Zeit vorausdenken<br />

Mit dem Großprojekt QUARTIER SIEBEN entsteht im südlichen Teil des Reininghaus-Areals<br />

in Graz – nach Konzept und Planung von „balloon architekten“ und<br />

„Hohensinn Architektur“ für die Siedlungsgenossenschaft ENW und Ennstal – ein<br />

weiterer Meilenstein im mehrgeschossigen Holzbau in der Steiermark.<br />

Das gesamte Quartier wurde mit teilweise sechsgeschossigen<br />

Gebäuden geplant und umgesetzt, was<br />

eine neue Dimension für den Holzbau darstellt. Erstmals<br />

wurde ein Teilquartier zu 100% aus Holz konstruiert<br />

– also auch die tragenden Elemente der Erschließungskerne<br />

und Stiegenhäuser wurden in Holz<br />

ausgeführt. Das ist gerade bei sechsgeschossigen<br />

Wohnhäusern eine wesentliche Neuerung in Österreich<br />

und gilt definitiv als Leuchtturmprojekt.<br />

Da es sich um einen reinen Holzbau handelt, war der<br />

Schall- und Brandschutz eine besondere Herausforderung<br />

für den ausführenden Trockenbauer Philipp<br />

Kletzenbauer, der für seine Umsetzung Systeme der<br />

Firma RIGIPS und ISOVER wählte. Sämtliche Anforderungen,<br />

die an die Materialien bei einem zukunftsweisenden<br />

Holzbau gestellt werden, konnten durch<br />

den Einsatz von ISOVER ULTIMATE Trennwand-Filz<br />

und den RIGIPS Bau- sowie Feuerschutzplatten eingehalten<br />

und großteils sogar übertroffen werden.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Auf qualitätsvollen Wohnraum wurde von Seiten<br />

der balloon architekten ZT-OG besonders Wert gelegt.<br />

Die Wohnungen selbst sollen möglichst einfach<br />

und funktional sein und verfügen jeweils über einen<br />

großzügigen Freibereich in Form von Gärten, durchgehenden<br />

Balkonen oder Eck-Loggien.<br />

ISOVER Austria<br />

T +43 (0)2266 6060<br />

isover-at.marketing@saint-gobain.com<br />

www.isover.at<br />

RIGIPS Austria<br />

T +43 (0)3622 505-0<br />

rigips.austria@saint-gobain.com<br />

www.rigips.com<br />

HEIKAUS Architektur GmbH<br />

Räume gestalten.<br />

Mit Designboden vom Experten.<br />

www.project-floors.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

78<br />

Produkt News<br />

Außenansicht des neuen Seminargebäudes „Ilse Wallentin Haus“ der Universität für Bodenkultur Wien<br />

© HASSLACHER Gruppe | BOKU - Christoph Gruber<br />

Niedrigstenergiegebäude<br />

in Holzbauweise<br />

Dank vorgefertigter Holzelemente der HASSLACHER Gruppe konnte das neue<br />

Seminargebäude „Ilse Wallentin Haus“ der Universität für Bodenkultur Wien in<br />

lediglich 14 Monaten Bauzeit – und damit 2 Monate früher als geplant – errichtet<br />

und im Oktober 2020 feierlich eröffnet werden. Das Niedrigstenergiegebäude in<br />

Holzbauweise wurde mit dem Prädikat „klimaaktiv Gold“ ausgezeichnet.<br />

Das Gebäude besteht aus vier Obergeschossen<br />

in Holzbauweise, wobei die Wände<br />

und Decken aus Brettsperrholz und die<br />

Stützen und Träger aus Brettschichtholz<br />

errichtet wurden. Die skelettartige Konstruktion<br />

stützt sich auf einen Betonkern<br />

ab, welcher für die Ableitung horizontaler<br />

Kräfte verantwortlich ist.<br />

Das im Projekt eingesetzte Brettschichtholz<br />

in Fichte Sichtqualität wurde am Standort<br />

Hermagor der HASSLACHER Gruppe nicht<br />

nur produziert, sondern auch werkseitig<br />

fertig abgebunden und mit einer Oberflächenveredelung<br />

in Form eines UV-Schutzes<br />

versehen. Dieser UV-Schutz verhindert die<br />

Vergilbung des Holzes und lässt es lange<br />

Zeit im typisch hellen Farbton erstrahlen. In<br />

Summe lieferte die HASSLACHER Gruppe<br />

380 m³ Brettschichtholz, wovon 350 m³ als<br />

blockverklebte Verbundbauteile ausgeführt<br />

wurden.<br />

Blockverklebung für den<br />

mehrgeschossigen Holzbau<br />

Die Anzahl mehrgeschossiger Gebäude in<br />

Holzbauweise nimmt weltweit zu. Um diesem<br />

positiven Trend nachhaltig zu begegnen,<br />

investierte die HASSLACHER Gruppe<br />

unlängst in eine neue Pressentechnologie<br />

für sogenannte Blockverklebungen. Dies<br />

ermöglicht die Produktion von Verbundbauteilen<br />

mit einem breiteren Querschnitt,<br />

welche sich optimal für die erhöhten Lasteinwirkungen<br />

bei mehrgeschossigen Gebäuden<br />

in Holzbauweise eignen.<br />

HASSLACHER Gruppe<br />

T+43 4769 22 49 - 0<br />

info@hasslacher.com<br />

www.hasslacher.com<br />

Im Innenbereich bleiben die blockverklebten<br />

Brettschichtholzbauteile sichtbar.<br />

© HASSLACHER Gruppe | BOKU - Christoph Gruber


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Eine Welle der Entspannung<br />

79<br />

Produkt News<br />

Ein weiteres Lounge-Möbel ergänzt die Bankkreation<br />

SEDAN aus der NUSSER-GRUPPE. Wie bei allen<br />

Bänken der Kollektion fällt das schwungvolle Zusammenspiel<br />

von Stahl und Holz einladend ins Auge.<br />

Dahinter steckt eine fertigungstechnisch<br />

anspruchsvolle Bank-Konstruktion:<br />

Zwei massive, feuerverzinkte<br />

und farbbeschichtete<br />

Untergestelle formen die<br />

ergonomische Welle für die<br />

Sitzfläche und Lehne und bilden<br />

zugleich den Standfuß. Die<br />

Bankleisten aus FSC® zertifiziertem<br />

Hartholz zeichnen dann<br />

diese Form nach. Dabei erscheinen<br />

die SEDAN-Bänke aber nicht<br />

nur als harmonisches Gebilde – sie<br />

sind jeder Wetterlage gewachsen.<br />

Die bisherigen Modelle reichen von<br />

Einzel-, über Doppel- bis hin zu Reihenbänken.<br />

Und wie bei STAUSBERG fast schon selbstverständlich<br />

sind auch Sonderanfertigungen möglich:<br />

wie zum Beispiel eine über 10 Meter lange SEDAN<br />

Langbank, die eine ganze Gebäudefront ziert.<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH<br />

T +43 7258/5711<br />

www.stausberg.at<br />

LAMILUX TAGESLICHTSYSTEME<br />

MEHR LICHT. MEHR LUFT.<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

80<br />

Produkt News<br />

Imponierender Gigant<br />

Frankfurt imponiert mit der rasanten Erweiterung seiner Wolkenkratzer-Skyline.<br />

Ein besonders imposanter Neuzugang ist der OMNITURM, entworfen von BIG<br />

Architects. Er überzeugt nicht nur mit seiner einzigartigen Formgebung, sondern<br />

vorallem mit seiner Multifunktionalität.<br />

Der OMNITURM besteht aus schlank und rationell<br />

übereinander gestapelten Räumen unterschiedlicher<br />

Nutzung. Die Änderungen des Raumprogramms<br />

im Inneren bewirken skulpturale Bewegungen<br />

in der äußeren Formgebung. Auf Straßenniveau<br />

werden die Geschossflächen hin und her verschoben,<br />

um begrünte Terrassen und Vordächer mit<br />

Blick auf den Park zu schaffen. In der Mitte der<br />

Silhouette, wo das Hochhaus zum Wohngebäude<br />

wird, kragen zudem die Deckenplatten in einer spiralförmigen<br />

Bewegung aus und schaffen Terrassen<br />

und Außenräume für die Bewohner, bevor sich das<br />

Hochhaus darüber wieder auf das rechteckige, geradlinige<br />

Klischee eines Turms besinnt.<br />

Gleich mehrere tragwerksplanerische Herausforderungen<br />

stellte der vom Architekturbüro entworfene<br />

„Hüftschwung“ dar. Nachdem das dänische Architekturbüro<br />

um Bjarke Ingels den Architekturwettbewerb<br />

gewonnen hatte, führten die Tragwerksplaner<br />

von Bollinger + Grohmann Ingenieure eine Machbarkeitsstudie<br />

durch. Es galt „die Geometrie der Stützenstränge<br />

zu optimieren, um Schrägstellungen bzw.<br />

Umlenkungen der Stützen zu minimieren. Gleichzeitig<br />

verlangte der Verzicht auf Eckstützen die Entwicklung<br />

eines Stützensystems, welches auf diese<br />

Tragwerkselemente verzichten kann. “<br />

Wesentlicher Bestandteil des so entwickelten Tragwerkskonzept<br />

sind Peikko HPKM Stützenschuhe:<br />

Durch die Bauweise mit Betonfertigteilen und damit<br />

zwangsläufige exzentrische Auflagerungen, entstehen<br />

Verdrehungen der Bauteile. Daher muss die Last<br />

durch eine Zugverbindung statisch zentriert werden.<br />

Peikko HPKM Stützenschuhe und Muffenbolzen<br />

in den Betonfertigteilträgern vermeiden in allen<br />

Etagen der Fertigteilkonstruktion über dem zweiten<br />

Obergeschoss Torsionsmomente – immer dort, wo<br />

ein Unterzug auf eine Stahlbetonkonsole oder ein<br />

Haupt- auf einen Nebenträger aufgelagert wird.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

81<br />

Produkt News<br />

Der Einsatz der HPKM Stützenschuhe wurde für<br />

den horizontalen Einbau vom Technischen Büro von<br />

Peikko bemessen und projektbezogen für den OM-<br />

NITURM entworfen. Peikko Muffenbolzen in genau<br />

abgestimmten Längen der Einschraubgewinde, passend<br />

zur Standard-Schalungsbox, komplettieren das<br />

Verbindungssystem. Da ausgeklinkte Auflager ohne<br />

unterseitige Konsolen geplant waren und somit unterseitig<br />

verschraubt wurden, konnte der volle Öffnungswinkel<br />

erreicht werden.<br />

Die Peikko-Lösung verbindet die Vorteile der Übertragung<br />

von Zugkräften durch die Fugen einer Ortbetonkonstruktion<br />

in einem quasi-monolithischen<br />

Verhalten mit der schnellen Montage der Fertigteilbauweise.<br />

Zudem erfüllt der Stützenschuh mit seiner<br />

ETA-Zulassung alle Anforderungen einschließlich<br />

des Feuerwiderstands von R120 für die tragende<br />

Konstruktion. Diese Anforderung konnte durch den<br />

Nachweis nach ETA-130603 und durch die Einrückung<br />

des Bauteils im Fertigteil erfüllt werden.<br />

Peikko Austria GmbH<br />

T +43 5523 521 210<br />

austria@peikko.com<br />

www.peikko.at<br />

BEWEGLICHE GLASFASSADEN<br />

FÜR BALKONE MIT MEHRWERT: Effektiver Schall- und Wetterschutz<br />

raumhoch oder auf Brüstung · komplett zu öffnen · individuelle Projektlösungen<br />

solarlux.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

82<br />

Produkt News<br />

Fotos: Alexander Bernhard<br />

Von der Seifen- zur Denkfabrik<br />

Im Münchner Norden planten GSP Architekten aus München am Standort einer alten<br />

Siederei den Neubau eines modernen Bürogebäudes. Digitale Arbeitswelten, hoher<br />

technischer Standard und Nachhaltigkeitsaspekte verbinden sich hier mit dem gestalterischen<br />

Ausdruck vergangener Industrie<strong>architektur</strong>. Der Bezug stellt sich vor<br />

allem über die symmetrische Lochfassade mit großzügigen Sprossenfenstern her.<br />

„Klinker war von Anfang an als nachhaltiges Material<br />

gesetzt, auch um dem vormals industriellen Gebietscharakter<br />

seine Reverenz zu erweisen“, erklärt der<br />

projektleitende Architekt Igor Cerwinski die Materialwahl.<br />

Das traditionelle Fassadenmaterial Klinkerriemchen<br />

unterstreicht den industriellen Charakter<br />

sowie gleichzeitig den Anspruch an eine langlebige<br />

und wertbeständige Architektur. Die Produktwahl fiel<br />

auf den Spezialisten für Architekturkeramik GIMA –<br />

Girnghuber GmbH. Dessen Riemchenproduktion<br />

erfolgt ungleich marktüblicher Fertigungstechniken<br />

in Form echter Klinkersteine, die dann zu Riemchen<br />

gespalten werden. Dadurch bleiben die authentische<br />

Optik und Haptik sowie die Qualität ganzer Klinkersteine<br />

gewahrt.<br />

Für das Projekt wurden Klinkerriemchen im Sonderformat<br />

52 x 15 x 386 Millimeter sowie elf verschiedene<br />

Winkelformsteine gefertigt. Ebenfalls von GIMA<br />

gefertigt wurden ungefähr 500 Quadratmeter Pflasterklinker<br />

im Format 200 x 200 x 71 Millimeter für die<br />

Gestaltung der Innenhöfe. Die Farbwahl Mahagoni<br />

des rotbunt-changierenden Bodenbelags entfaltet<br />

im Zusammenspiel mit der Fassadenbekleidung eine<br />

eigene, spannungsreiche Wirkung.<br />

GIMA Girnghuber GmbH<br />

T +49 (0)8732 24-0<br />

info@gima-ziegel.de<br />

www.gima-ziegel.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

83<br />

Produkt News<br />

Bodenbeschichtung<br />

für Weinbetrieb<br />

Der weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Weinbetrieb<br />

WINZER KREMS – Sandgrube 13 befindet sich seit<br />

Jahren auf Expansionskurs. Daher war der Bau eines zweiten<br />

Gebäudes als Produktions- und Lagerfläche notwendig geworden.<br />

Mit der Planung und Ausführung wurde Bmst. Krammer<br />

von Architektur Krammer betreut. Basierend auf den<br />

speziellen Anforderungen an den Boden des neuen Gebäudes<br />

entschied sich der Planer für den Einsatz der schnellhärtenden,<br />

hochfesten und früh begehbaren Bodenbeschichtung<br />

weberfloor 4610 von WEBER Terranova, die für Industrieflächen<br />

wie z.B. Lagerhallen und Produktionen mit intensivem<br />

Staplerverkehr, insbesondere für mittelschwere und schwere<br />

rollende Belastungen, optimal geeignet ist. Die emissionsarme<br />

Beschichtung gleicht stark beanspruchte Bodenflächen wie<br />

Beton bzw. Zementestrich aus. Ein weiterer Vorteil ist, dass<br />

damit eine enorm gute Ebenflächigkeit erzielt wird.<br />

Saint-Gobain Austria GmbH<br />

WEBER Terranova Austria<br />

T +43 (0) 1 661500<br />

www.weber-terranova.at<br />

Systemlösungen<br />

mit ökologischen<br />

Baustoffen<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.claytec.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

84<br />

Produkt News<br />

Attraktive Parkplätze<br />

Mit Reaktionsharzböden von Silikal lassen sich Parkplätze<br />

in Parkgaragen und Parkhäusern schnell und<br />

sicher sanieren: Markierte Stellflächen in Parkhäusern<br />

und Parkgaragen, Parkplätze für Elektrofahrzeuge,<br />

Frauen- und Behindertenparkplätze werden auf diese<br />

Weise optisch und funktional deutlich verbessert.<br />

Die Methacrylatharzsysteme von Silikal sind bereits<br />

nach einer Stunde ausgehärtet und voll belastbar. Sie<br />

sind resistent gegen auslaufendes Benzin, Motoröl<br />

und sogar gegen Batteriesäure. Und auch stehendes<br />

Wasser oder Tausalze können den MMA-Böden<br />

nichts anhaben.<br />

Dem Anspruch einer deutlich verbesserten Optik<br />

der Flächen und damit einer besseren Orientierung<br />

für die Nutzer entspricht Silikal mit einem modernen<br />

Farbkonzept. Eine breite Auswahl an Farben ermöglicht<br />

individuelles Gestalten der Flächen.<br />

Silikal GmbH<br />

T +49 6182 9235-0<br />

mail@silikal.de<br />

www.silikal.de<br />

© Bernd Ducke/Mappe<br />

Revolution im Schaltschrankbau<br />

Das MX-System von Beckhoff ist ein einheitlicher<br />

Automatisierungsbaukasten. Mit ihm bietet das Unternehmen<br />

eine flexible, bauraumoptimierte und<br />

intelligente Systemlösung, die den konventionellen<br />

Schaltschrank komplett ersetzen und damit den<br />

Schaltschrankbau und auch die Automatisierung allgemein<br />

revolutionieren will. Das System besteht aus<br />

einer robusten Aluminium-Baseplate in Schutzart<br />

IP67 mit integrierten Modulsteckplätzen, die über<br />

EtherCAT zur Kommunikation und eine integrierte<br />

Stromversorgung verfügen. Für den Netzanschluss<br />

sowie sämtliche anderen Funktionen eines Schaltschranks<br />

stehen entsprechende Module zur Verfügung.<br />

Das System reduziert die Aufwände für den<br />

Hersteller insbesondere in den Phasen Planung<br />

und Installation. Somit steht ein modulares Schaltschranksystem<br />

in hoher Schutzart zur Verfügung,<br />

das sich ohne weitere Schutzgehäuse an der Anlage<br />

montieren lässt.<br />

Beckhoff Automation GmbH<br />

T +43 5552 68813-0<br />

info@beckhoff.at<br />

www.beckhoff.at


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85<br />

Produkt News<br />

Geschützte Schönheit<br />

Seit Anfang September ist sie eröffnet und dem Verkehr<br />

übergeben: die neue Linzer Eisenbahnbrücke,<br />

entworfen von Marc Mimram Architecture Ingénierie,<br />

Paris. Sie ist nicht nur eine technische Meisterleistung,<br />

sondern auch ein städtebauliches und ästhetisches<br />

Statement. Um diese Konstruktion vor<br />

Wind, Wetter, Wasser und sonstigen Einwirkungen zu<br />

schützen, ist der Einsatz von Korrosionsschutzmitteln<br />

notwendig. Dafür wählten die Planer und Techniker<br />

Produkte vom Welser Bauchemie-Experten<br />

AvenariusAgro aus der Synthesa Gruppe.<br />

Rund 45.000 m² der Stahlkonstruktion erhielten eine<br />

Beschichtung mit passgenau auf die Verhältnisse abgestimmten<br />

Korrosionsschutz. Beschichtet wurden<br />

alle luft- und betonberührten Stahlbauteile, Geländer,<br />

Abdeckbleche, Kabelkanalbleche, Lager, Fahrbahnübergänge<br />

sowie die Geh- und Radwegflächen. Insgesamt<br />

wurden so auf „Österreichs schönste Brücke“<br />

ca. 140.000 kg Material aufgetragen.<br />

Synthesa Chemie Gesellschaft m. b. H.<br />

T +43 (0)7262 560-0<br />

office@synthesa.at<br />

www.synthesa.at<br />

Avenarius-Agro GmbH<br />

T +43 (0)7242 489-0<br />

office@avenariusagro.at<br />

www.avenariusagro.at<br />

BANKFAMILIE CONNECT mit CITYrund A7 Abfallbehälter<br />

Leichtes Design, durch sieben unterschiedliche Module vielseitig kombinierbar.<br />

Moderne Technik und<br />

handwerkliches Können<br />

seit über 85 Jahren<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH 4531 Kematen a. d. Krems Telefon +43 (0)7258 / 5711 stausberg.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

86<br />

Produkt News


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87<br />

Produkt News<br />

Gebaute Nachhaltigkeit<br />

Im Herzen des neuen Senckenberg-Quartiers im Frankfurter Westen ist kürzlich<br />

der 106 Meter hohe Senckenberg-Turm fertiggestellt worden. Das nach Plänen von<br />

cyrus moser architekten BDA (Frankfurt) realisierte Bürogebäude vereint höchste<br />

internationale Qualitätsstandards im Hochhausbau mit einer konsequent nachhaltigen<br />

Bauweise.<br />

Der schlanke Büroturm wurde gezielt auf die Bedürfnisse<br />

innovativer Unternehmen zugeschnitten<br />

und bietet ein intelligent geplantes Umfeld für konzentriertes<br />

Teamwork und individuelle Freiräume.<br />

Ein echter Eyecatcher ist die durch zwei Fugen gegliederte<br />

Fassade. Durch die Einschnitte wird die<br />

Einteilung in Sockel, Schaft und Krone optisch klar<br />

deutlich. Mehrere Geschosse werden zu Einheiten<br />

zusammengefasst, die im Rhythmus variieren.<br />

Der Wunsch, den modernen Büroturm möglichst ressourcen-<br />

und umweltschonend zu realisieren, kam<br />

vom Bauherrn – der BNP Paribas Real Estate. So wurde<br />

die Fassade des Senckenberg-Turms zu 95 % aus<br />

Elementfassaden von WICONA realisiert, die mit dem<br />

End-of-Life-Aluminium Hydro CIRCAL gefertigt sind.<br />

Dieses war zuvor bereits in einem Aluminiumprodukt<br />

verbaut und benötigt somit bei der Erzeugung nur<br />

5 % der Energie von Primär-Aluminium. Das schlägt<br />

sich deutlich beim ökologischen Fußabdruck nieder,<br />

wie Dipl.-Ing. Architekt Andreas Moser erklärt: „Mit<br />

der Fassade aus Hydro CIRCAL konnten wir 2.600<br />

Tonnen CO 2 einsparen – das entspricht ca. 10.000<br />

Flügen von Frankfurt nach Barcelona.“<br />

Mit der Fertigstellung ist der Senckenberg-Turm eines<br />

der höchsten Gebäude in Deutschland, das mit<br />

nachhaltigem Aluminium gebaut wurde.<br />

Hydro Building Systems Austria GmbH<br />

T +43 (0)6212 20000<br />

info@wicona.at<br />

www.wicona.at<br />

Wir schließen die letzte<br />

große Wärmebrücke.<br />

SCONNEX® REDUZIERT DEN ENERGIEVERLUST<br />

AN WAND UND STÜTZE.<br />

Das innovative Produktprogramm meistert bisher<br />

ungelöste Herausforderungen beim energieeffizienten<br />

Bauen. Schöck Sconnex® setzt auf bewährte<br />

Technologie, reduziert vertikale Wärmebrücken<br />

und erhöht gleichzeitig den Gestaltungsfreiraum<br />

sowie die Wirtschaftlichkeit.<br />

www.schoeck.com/de-at/sconnex


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

88<br />

Produkt News<br />

Klimaresilienz und Nachhaltigkeit<br />

Der Gebäudesektor ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen<br />

und daher ein wichtiger Hebel, um das Ziel der österreichischen Bundesregierung,<br />

bis 2040 klimaneutral zu werden, zu unterstützen. Die BUWOG ist<br />

als einziges Immobilienunternehmen Teil des klimaaktiv Pakt des Bundesministeriums<br />

für Klimaschutz und hat schon zahlreiche nachhaltige Projekte<br />

im Neubau und im Bestandsbereich umgesetzt.<br />

Im 14. Wiener Bezirk Penzing, unweit der namensgebenden<br />

Kennedybrücke, entsteht im Auftrag der BU-<br />

WOG seit September 2020 der „Kennedy Garden“, ein<br />

Vorzeigeprojekt für nachhaltiges und zeitgemäßes<br />

Wohnen. Für Planung und Architektur erhielt das Projekt,<br />

das sechs architektonisch individuell gestaltete<br />

Baukörper mit zusammen 512 Wohnungen umfasst,<br />

das Greenpass-Zertifikat in Silber.<br />

Einen entscheidenden Beitrag für eine ganzheitlich<br />

energieeffiziente Fassade leistet dabei der Schöck<br />

Isokorb. Das tragende Wärmedämmelement trennt<br />

als Teil der Statik thermisch die komplex angeordneten<br />

Loggien und Balkone und reduziert dadurch<br />

Wärmebrücken auf ein Minimum. Am zentralen Baukörper<br />

mit H-förmigem Grundriss – „Magnolia“ genannt<br />

– sichert das tragende Wärmedämmelement<br />

den bauphysikalischen Anschluss der Wandscheiben<br />

inklusive der unterschiedlich angeordneten Balkone<br />

und Loggien und trägt damit zum nachhaltigen Bauen<br />

bei.<br />

Für die Wandanschlüsse wurde der Isokorb in Beton-Fertigteile<br />

integriert. Diese stellte Mischek Systembauin<br />

verschiedenen Formaten und Dimensionen<br />

her. Die Wandscheiben reichen zum Teil über<br />

drei Geschosse und bilden die Haupttragstruktur<br />

für die Balkonplatten. Vordefinierte Anschlüsse im<br />

Fertigteil, teils hohe Lasten und verschiedene Einbausituationen<br />

verlangten eine individuelle Auslegung<br />

der wandtragenden Wärmedämmelemente.<br />

Entsprechend fertigte Schöck sie als Sonderbauteile.<br />

Standardelemente für Balkonanschlüsse wurden zur<br />

Verformungsbegrenzung sowie bei punktuellen Lastspitzen<br />

im Eckbereich und in Bereichen mit großen<br />

Spannweiten ergänzt.<br />

Schöck Bauteile<br />

Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)1 786 5760<br />

office-at@schoeck.com<br />

www.schoeck.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

89<br />

Produkt News<br />

grenzen<br />

los<br />

planen.<br />

Hydroaktive Flächen nach Ihren Ideen.<br />

PARTNER FÜR OBJEKTGESTALTER<br />

Deutlich schneller<br />

Die Nivelliermasse CA 60 aus dem Hause Murexin ist das<br />

jüngste Mitglied der Calciumsulfat-gebundenen Nivelliermassen<br />

und das flotteste: Bei Schichtdicken von 2 – 3 mm ist sie<br />

bereits nach 12 Stunden belegreif. Damit gelingt der Arbeitsfortschritt<br />

deutlich schneller als bei bei herkömmlichen Gipsmassen.<br />

Ihr sehr guter Verlauf, die Spannungsfreiheit und ihre<br />

extrem glatte Oberfläche zeichnen sie außerdem aus.<br />

Die pulverförmige, rasch trocknende, spannungsfreie, weiße<br />

Nivelliermasse basiert auf Calciumsulfat und ist nur im Innenbereich<br />

zur Herstellung planebener Unterböden, besonders<br />

auf Calciumsulfat-Fließestrichen sowie auf Magnesiaestrichen,<br />

Gussasphalt, Holzuntergründen und Trockenestrichen, im Altund<br />

Neubau geeignet. Die pump- und rakelfähige Nivelliermasse<br />

CA 60 ist auf Fußbodenheizungen und Flächenbodenheizungen<br />

und auch bei Stuhlrollenbelastung einsetzbar.<br />

Mit einem umfassenden Sortiment an Sickerpflaster, die noch<br />

dazu perfekt mit Friedl Pflastersteinen kombiniert werden<br />

können, eröffnen Friedl Steinwerke neue Möglichkeiten in der<br />

Gestaltung von hydroaktiven Flächen. Wir stehen für Beratung<br />

und Bemusterung gerne bereit: anfrage@steinwerke.at<br />

www.steinwerke.at<br />

Murexin GmbH<br />

T +43 (0)2622 27401-0<br />

info@murexin.com<br />

www.murexin.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

90<br />

Produkt News<br />

Fotos: Hinterschwepfinger Projekt GmbH<br />

Design und Technik im Einklang<br />

Dass Architektur, Funktionalität und moderne Fassadentechnik auch im Industriebau<br />

eine perfekte Verbindung eingehen können, beweist das neue Werkensemble<br />

der Rosenberger Hochfrequenztechnik GmbH in Fridolfing/Deutschland. Für die<br />

Realisierung des Gebäudekomplexes kamen rund 11.000 m² Planum-Fassadenelemente<br />

von DOMICO zum Einsatz.<br />

Seit 2017 sorgt das neue Gebäude der Betriebsgalvanik<br />

mit rund 5.500 m² Nutzfläche in diesem Fertigungsbereich<br />

nicht nur für Effizienzsteigerung in<br />

Produktion und Logistik; es besitzt neben der Funktionalität<br />

eines Industriebaus ebenso eine aussagekräftige<br />

Architektur. Der markante Neubau ist Teil eines<br />

konsequenten Corporate Architecture Konzepts<br />

und fügt sich sowohl optisch als auch logistisch in<br />

die gegebene Standortstruktur ein. Die Fassaden<br />

wurden mit den Planum-Elementen von DOMICO<br />

als hinterlüftete, wärmegedämmte Metall- sowie als<br />

großflächige Pfosten-Riegel-Konstruktion mit vorgehängten<br />

Reinigungsbalkonen und darin integrierter<br />

Sonnenschutzanlage ausgeführt. Das Planum<br />

Fassadensystem gewährleistet den bauphysikalisch<br />

korrekten Aufbau wobei die Planum-Profile in Deckbreiten<br />

von 300 bis 800 mm und Längen bis 12 m<br />

gefertigt werden können.<br />

In direkter Nachbarschaft zur Galvanik entstand ein<br />

weiteres Gebäude: das Büro West, das auf ca. 6.000 m²<br />

Gesamtfläche neben 280 Arbeitsplätzen auch großzügige<br />

Besprechungs- und Sozialbereiche bietet. Der<br />

neue Bau ergänzt die bestehende Gebäudelandschaft<br />

harmonisch und spricht dieselbe Architektursprache.<br />

Trotz ihrer Größe wirken die Gebäude des Ensembles<br />

nicht wuchtig, sondern leicht und beinahe transparent.<br />

Dieser Effekt wird durch die Farb- und Fassadengestaltung<br />

mit DOMICO Planum® Elementen in<br />

metallisch schimmerndem Silbergrau erreicht.<br />

DOMICO Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG<br />

T +43 (0)7682 2671-0<br />

office@domico.at<br />

www.domico.at


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91<br />

Produkt News<br />

Fotos: Max Seibald<br />

Symbiose von Gebäude und Kunst<br />

Wo endet Kunst, wo beginnt Architektur? Das Objekt „My Space“ unterscheidet<br />

nicht zwischen Kunst und Handwerk. Ein verlassenes Sattlerhaus in der Kärtner<br />

Gemeinde Großkirchheim wurde von Bildhauer Max Seibald zu einem Objekt umgebaut,<br />

das die ideale Schnittstelle zwischen Skulptur und Haus bildet. Während<br />

die Fassade mit Cortenstahlplatten verkleidet ist, sind die Innenwände mit Lehm<br />

verputzt. Der natürliche Baustoff lässt aufgrund seiner plastischen Qualität die<br />

vom Künstler gewünschte Verarbeitungsqualität bis ins Detail zu.<br />

Im Inneren ist das Erdgeschoss der Kunst,<br />

das Obergeschoss und das Dachgeschoss<br />

dem Wohnen gewidmet. Das Erdgeschoss<br />

ist ein einziger großer Raum. Die Treppe in<br />

die oberen Räume ragt wie eine Skulptur<br />

quer hinein. Die Wände und ihre Oberflächen<br />

bekommen in dem auf sich konzentrierten<br />

Raum eine besondere Bedeutung<br />

– sie wurden in ökologischer Bauweise<br />

mit Baustoffen von dem Unternehmen<br />

CLAYTEC gestaltet. Mit modernen Lehmbauplatten<br />

lassen sich in Trockenbauweise<br />

schnell und einfach Innenwände errichten.<br />

Neben bestem Raumklima lässt sich<br />

hervorragender Schallschutz realisieren.<br />

Beim Verputzen mit Lehm wurde ein Glasgewebe<br />

als Armierung eingearbeitet. Für<br />

die Innendämmung wurden ebenfalls Holzfaserausbauplatten<br />

genutzt. Sie wurden<br />

mit Lehmklebe- und Armierungsmörtel<br />

raumseitig auf die Außenwände geklebt<br />

und ebenfalls mit Lehm verputzt. Nach der<br />

Grundierung erhielten die Wände mit dem<br />

YOSIMA Lehm-Designputz im Farbton Kolumba-Grau,<br />

einst extra angemischt für das<br />

Kolumba Museum in Köln, ein hochwertiges<br />

Finish. Das neutrale Grau hat sich als Hintergrund<br />

für die Präsentation von Kunstwerken<br />

bewährt und lässt sich durch verschiedene<br />

Handwerkstechniken individuell<br />

gestalten. Die Farbigkeit beruht einzig auf<br />

den natürlichen, farbigen Tonerden, wie bei<br />

allen 146 werkseitig angebotenen Farbtönen<br />

von CLAYTEC.<br />

CLAYTEC Lehmbaustoffe GmbH<br />

T +43 699 17218877<br />

info@claytec.at<br />

www.claytec.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

92<br />

Produkt News<br />

Unsichtbarer Brandschutz<br />

Die textilen Feuerschutzvorhänge von Tortec ermöglichen komplett neue Raumkonzepte:<br />

Der FlexFire fügt sich dezent in den Baukörper ein und stellt dennoch<br />

einen brandschutztechnisch vollwertigen Raumabschluss her.<br />

Schmale Führungsschienen in den Abmessungen 115<br />

x 75 mm sorgen für eine unauffällige seitliche Führung<br />

des textilen Brandschutzes, der dadurch komplett<br />

in die Baugeometrie eingepasst werden kann.<br />

Das platzsparende Wellengehäuse mit integriertem<br />

Rohrmotor ermöglicht den Einbau in einer abgehängten<br />

Decke, wodurch die gesamte Konstruktion<br />

nahezu unsichtbar in die vorhandene Architektur<br />

integriert werden kann. Durch die dezenten Einbaumöglichkeiten<br />

sind komplett neue Raumkonzepte<br />

realisierbar und je nach erforderlicher Brandschutzklasse<br />

ist der FlexFire mit unterschiedlichem Behang<br />

in den Klassen E30/60/90/120 und EW30/60 erhältlich.<br />

So können Feuerschutzabschlüsse bis zu einer<br />

Größe von 5500 x 5330 mm hergestellt und in geöffnetem<br />

Zustand unauffällig in die Architektur integriert<br />

werden.<br />

Und auch optisch punktet dieser Brandschutz: Die<br />

Führungsschienen, die Wellenverkleidung und die<br />

Abschlussleiste können für eine farblich abgestimmte<br />

Gestaltung optional auch in RAL Vorzugsfarben,<br />

RAL nach Wahl und Sonderfarben nach Kundenwunsch<br />

beschichtet werden. So lassen sich die wenigen<br />

sichtbaren Teile ideal an die anschließenden<br />

Bauteile anpassen und fügen sich perfekt in den<br />

Baukörper ein.<br />

Tortec Brandschutztor GmbH<br />

T +43 (0)676 6060<br />

www.tortec.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

93<br />

Produkt News<br />

Von der Punktwolke<br />

zum Gebäudemodell<br />

Bis vor kurzem waren es meist Vermessungsingenieure, die Aufmaße erstellten.<br />

Das ändert sich nun: Laserscanner sind erschwinglich geworden und ein exaktes<br />

Aufmaß ist direkt vom planenden Architekten möglich, der es dann in die eigene<br />

BIM-Planungssoftware überführt.<br />

Alexander Maier von zeit + raum aus Mainz vermietet<br />

und verkauft Scansysteme. Er unterscheidet dabei<br />

nach der Komplexität der Scanaufgabe und nach<br />

Einsatzspektrum. Grundsätzlich werden Punktwolken-Laserscanner<br />

verwendet. Hierbei wird zwischen<br />

mobilen oder stationären Kleingeräten, Laser-Scannern<br />

auf Stativen und Flugdrohnen mit integriertem<br />

LiDAR-Scanner unterteilt. Das Architekturbüro<br />

steffen wurster aus Bolanden leiht seit Jahren Laserscan-Systeme<br />

bei zeit + raum. Für Steffen Wurster<br />

sind vor allem die Genauigkeit des Aufmaßes und der<br />

stetige Abgleich zwischen Entwurfs- und Bestandsmodell<br />

bei seiner Planungsarbeit die größten Vorteile.<br />

Bei komplexen Projekten bietet es sich außerdem<br />

an, Zwischenaufmaße durchzuführen. Konsequent<br />

bis in die Ausbaugewerke fortgeführt, erhalten die<br />

Planenden dann ein komplettes Aufmaß, das aus<br />

einer Vielzahl von Ebenen besteht und die gebaute<br />

Situation exakt abbildet. Im Gebäudebetrieb lassen<br />

sich diese Daten nutzen, um „hinter die Wandverkleidung“<br />

zu schauen und Leitungen, Schächte, Stützen<br />

oder Unterzüge virtuell sichtbar zu machen.<br />

Für Bauherren bieten ein Laserscan-Bestandsaufmaß<br />

und das baubegleitende Aufmaß daher vor<br />

allem im späteren Betrieb große Vorteile. Weitere<br />

Aufklärungsarbeit ist trotzdem nötig, weiß Steffen<br />

Wurster: „Der Nutzen des Bestandsaufmaßes und<br />

des Gebäudemodells stehen beim Bauherrn bisher<br />

nicht im Vordergrund. Sicher wird sich das in den<br />

kommenden Jahren ändern. Aktuell ist es aber vor<br />

allem für uns wichtig – und das nicht nur bei Sanierungsvorhaben.<br />

Für Neubauten verwenden wir es<br />

genauso, um beispielsweise die Umgebung oder Außenanlagen<br />

digital aufzunehmen. Ergänzende Sonnenstandstudien<br />

lassen sich daraus ebenso leicht<br />

erarbeiten; wir können in unserer Software Archicad<br />

modellieren und die umgebende Bebauung, Bäume<br />

oder die Topografie direkt in den Entwurf einbinden.<br />

Die nötigen Daten sind mit dem digitalen Aufmaß<br />

einfach da. Also nutzen wir sie!“<br />

GRAPHISOFT Deutschland GmbH<br />

Vertrieb Österreich<br />

mail@graphisoft.at<br />

www.archicad.at<br />

Ein detaillierter Scan des Bestandsgeländes dient bei diesem Neubauprojekt<br />

am Hang als wichtige Grundlage, um das in Archicad erzeugte Gebäudemodell<br />

passgenau einzubetten.<br />

© raum + zeit, Mainz<br />

Um- und Anbau einer ehemaligen Feuerwehr. Scan des Bestandsgebäudes mit<br />

Außenbereich und umgebender Bebauung aus der Vogelperspektive.<br />

© Architekturbüro steffen wurster


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

94<br />

edv<br />

Brandschutzdokumentation<br />

Brandschutz per App dokumentieren<br />

Brandschutzanlagen, -arbeiten oder -begehungen zu dokumentieren ist<br />

aufwendig. Dokumentations-Apps rationalisieren Prozesse und steigern<br />

die Rechtssicherheit. Welche Lösungen gibt es?<br />

Text: Marian Behaneck<br />

Smarter dokumentieren: Die digitale Dokumentation<br />

rationalisiert die Erfassung und<br />

das Management brandschutzrelevanter<br />

Komponenten und Maßnahmen.<br />

© Hilti


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

95<br />

edv<br />

Brandschutz-Dokumentationslösungen bestehen meist aus einer mobilen Erfassungs-App und<br />

einer PC-Auswertungssoftware. © KEVOX<br />

Begehungsprotokolle, Mängel- und Brandverhütungsschauberichte,<br />

Gefährdungsbeurteilungen,<br />

Stellungnahmen und<br />

Gutachten, Anlagenerfassungen und Wartungsmaßnahmen<br />

– die Anforderungsliste<br />

an die Brandschutzdokumentation ist lang.<br />

Auch formal und inhaltlich werden hohe<br />

Anforderungen gestellt. Spezielle Apps<br />

unterstützen Sachverständige, Planer,<br />

Handwerker oder Gebäudebetreiber durch<br />

strukturierte Abfragen, Automatismen und<br />

an Bauvorschriften, Richtlinien, Normen,<br />

Empfehlungen und Leitfäden orientierte<br />

Vorlagen. Das macht die Dokumentation<br />

des Brandschutzes sicherer.<br />

Vorteile digitaler<br />

Brandschutzdokumentation<br />

Planer und ausführende Unternehmen<br />

sollten den Zustand des baulichen und<br />

anlagentechnischen Brandschutzes von<br />

Gebäuden bei der Ausführung, Sanierung<br />

oder Instandhaltung stets dokumentieren.<br />

Schließlich kann schon kurz nach der Abnahme<br />

eine Brandabschottung durch eine<br />

unsachgemäße Kabel- oder Rohrdurchführung<br />

beschädigt werden. Kommt es dadurch<br />

zu Schäden, lässt sich die ordnungsgemäße<br />

Ausführung mit einem Foto schnell<br />

belegen. Auch für Gebäudebetreiber bieten<br />

Dokumentationen mehr Rechtssicherheit,<br />

bei der Durchführung regelmäßiger Prüfintervalle.<br />

Digitale Dokumentationswerkzeuge<br />

unterstützen mit Checklisten die<br />

Brandschutzbegehung, die Organisation<br />

und Kontrolle von Brandschutzmaßnahmen<br />

oder -anlagen. Planer und Brandsachverständige<br />

können Brandschutzanlagen<br />

und -arbeiten einfacher inspizieren, auf<br />

mögliche Mängel untersuchen und diese<br />

dokumentieren. Mobile Softwarelösungen<br />

rationalisieren die Vor-Ort-Dokumentation,<br />

weil sie den zeitlichen, personellen<br />

und materiellen Aufwand minimieren. Dieser<br />

Aspekt spielt in der Praxis eine große<br />

Rolle, da brandschutzrelevante Details mit<br />

dem Baufortschritt später nicht mehr sichtbar<br />

sind. Eine zeitnahe Dokumentation mit<br />

einfach bedienbaren, mobilen Werkzeugen,<br />

die eine unkomplizierte und flexible<br />

Vor-Ort-Dokumentation ermöglichen, ist<br />

deshalb besonders wichtig.<br />

Was kann die mobile Dokumentation?<br />

Mobile Dokumentations-Apps basieren auf<br />

intuitiv bedienbaren Smartphones oder Tablets<br />

und deren integrierter Fotofunktion.<br />

Sie erübrigen das umständliche Hantieren<br />

mit Notizblock, Plan, Diktiergerät und Fotoapparat<br />

auf der Baustelle. Stattdessen<br />

werden Vor-Ort-Informationen direkt in<br />

Wort, Text und Bild digital erfasst und sofort<br />

Objekten, Geschossen, Räumen und<br />

Beteiligten zugeordnet. Eingabemasken mit<br />

strukturierten Abfragen, Symbol-, Produktund<br />

Textdatenbanken beschleunigen den<br />

Dokumentationsprozess und sorgen dafür,<br />

dass Wichtiges nicht vergessen wird. Durch<br />

Medienbrüche bedingte Mehrarbeit und<br />

Fehler werden vermieden und Arbeitsabläufe<br />

rationalisiert. Da auch rechtliche Aspekte<br />

zu beachten sind, unterstützt die Software<br />

Anwender auch beim Erstellen richtlinienund<br />

rechtskonformer Unterlagen oder der<br />

Verfolgung von Fristen. Neben Fotos können<br />

auch gescannte Pläne, Planausschnitte,<br />

Dokumente, teilweise auch Sprachnotizen<br />

oder Videosequenzen eingebunden werden.<br />

Aus den erfassten Daten lassen sich<br />

über individuell anpassbare Vorlagen Berichte,<br />

Protokolle oder Reports generieren<br />

und per E-Mail versenden. Fristen können<br />

zur Terminüberwachung an einen Terminkalender,<br />

z.B. Microsoft Outlook übergeben<br />

werden. Werden die Daten auf Cloudservern<br />

abgelegt, sind Zugriffsberechtigte<br />

stets auf dem neuesten Stand, sofern Datensicherheitsaspekte<br />

der Auslagerung von<br />

Daten nicht entgegenstehen. Die erfassten<br />

Daten können von den Beteiligten – entsprechend<br />

ihrer in der Benutzerverwaltung<br />

zugewiesenen Rechte – angezeigt, aktualisiert,<br />

ergänzt oder ausgewertet werden.<br />

Verantwortliche können stichprobenartig<br />

den Ausführungsstand überprüfen und<br />

auch die Abstimmung zwischen Planer, Installateur,<br />

Bauherr und Brandschutzbehörde<br />

wird einfacher. Mit der digitalen Dokumentation<br />

entsteht außerdem sukzessive eine<br />

Informationsdatenbank, die in der Bau- und<br />

Nutzungsphase wichtige Fragen beantworten<br />

kann: Wer hat welche Mängel wann<br />

beseitigt? Wann müssen welche Instandhaltungsarbeiten<br />

durchgeführt werden?<br />

Was ist wann gewartet oder ausgetauscht<br />

worden? Diese Daten können auch später<br />

für die Beweissicherung, Gewährleistungsdokumentation<br />

oder für Statistiken und zur<br />

Qualitätsverbesserung genutzt werden.<br />

Werden Dokumentationsfotos vor Ort erläutert, zugeordnet und im Plan verortet, lassen sich<br />

Arbeitsabläufe rationalisieren. © DokuPit


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

96<br />

edv<br />

Über im Grundriss verortete Piktogramme können Fotos und Dokumente schnell abgerufen werden.<br />

© OpenExperience<br />

me enthalten beispielsweise alle VdS-Textvorlagen,<br />

Checklisten und Protokolle inklusive<br />

kompletter Brandschutz-Symbolik<br />

nach ÖNORM EN ISO 7010. Bei anderen<br />

Programmen muss man sich alles individuell<br />

Wie wird erfasst und ausgewertet?<br />

Unterstützt wird die Erfassung durch vorgefertigte,<br />

individuell anpassbare Bericht- und<br />

Textvorlagen. Lassen sich auch die Erfassungsmasken<br />

modifizieren, kann man auch<br />

das Programm flexibel an individuelle Aufgaben<br />

anpassen, etwa an das Wartungsmanagement.<br />

Dann sollten auch beliebig viele<br />

Attribute oder Dokumente ergänzt, Geräteund<br />

Messdaten erfasst werden können und<br />

so weiter. Die Erfassung von Mängeln wird<br />

meist durch eine vorgefertigte Mängeldatenbank<br />

vereinfacht, die auch Checklisten,<br />

Terminvorgaben und eine automatisierte<br />

Fristenverfolgung enthält. Fotos von Mängeln<br />

können über vorgefertigte Textbausteine<br />

oder individuell kommentiert werden und<br />

samt Standort und Blickrichtung im Plan<br />

verortet werden. Symbole und Piktogramme<br />

weisen im Plan auf die Art der Objekte<br />

hin. Auch die Spracheingabe unterstützen<br />

einige Programme bei vorhandener Internet-Verbindung<br />

beispielsweise per Google<br />

Docs oder Siri, indem die Audiodaten direkt<br />

in editierbare Textdaten umgewandelt<br />

werden. Bei der Inspektion und Wartung<br />

ermöglichen QR- oder Barcodes, GPS-Daten<br />

und Planverortungen eine eindeutige Kennzeichnung<br />

und Lokalisierung von Bauteilen.<br />

Durchgeführte Prüfungen und Abnahmen<br />

können teilweise per digitaler Unterschrift<br />

auf dem Smartphone oder Tablet bestätigt<br />

werden. Auch hinsichtlich der enthaltenen<br />

Brandschutzsymbole, Brandschutzprodukte<br />

oder Textbausteine und deren Aktualisierung<br />

sowie der Dokumentations-, Auswertungs-<br />

und Reportfunktionen unterscheiden<br />

sich die Produkte deutlich. Einige Programzusammenstellen.<br />

Wichtig ist auch, welche<br />

Funktionen und Automatismen die Software<br />

für die anschließende Weiterbearbeitung,<br />

Verwaltung, Auswertung und Reporterstellung<br />

bereithält. Zur Auswertung sollte unter<br />

anderem die Möglichkeit gehören, Mängel<br />

projektübergreifend in Form von revisionssicheren<br />

PDF-, DOC(X)- oder XLS(X)-Berichten<br />

auszugeben. Damit lassen sich<br />

beispielsweise offene Mängel aus verschiedenen<br />

Baustellen ein- und desselben Unternehmens<br />

herausfiltern und andere Statistiken<br />

erstellen. Eine Such- und Filterfunktion<br />

sollte auch chronologische Auswertungen<br />

ermöglichen. Wichtig bei mobilen App-, respektive<br />

Online-Lösungen ist, dass sie auch<br />

offline funktionieren, weil eine Online-Datenverbindung<br />

beispielsweise in Kellergeschossen<br />

nicht immer verfügbar ist.<br />

Zu jedem im Plan verorteten Brandschutzdetail lassen sich jederzeit Informationen abrufen.<br />

© Themis<br />

Wie unterscheiden sich die Apps?<br />

Die Unterschiede beginnen bereits beim<br />

Software-Konzept: Entweder handelt es<br />

sich um eine konventionelle, auf dem Büro-<br />

PC zu installierende, unter Windows laufende<br />

Software (On Premises), die ergänzt<br />

wird durch eine iOS- oder Android-App für


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

97<br />

edv<br />

die mobile Datenerfassung vor Ort. Oder ist<br />

es eine Cloudlösung (SaaS), die auf allen<br />

Hardware- und Betriebssystemplattformen<br />

läuft und einen zeit-, orts- und plattformunabhängigen<br />

Datenzugriff ermöglicht. Eine<br />

Büro-PC/App-Kombination setzt eine Installation,<br />

Konfiguration und regelmäßige Aktualisierung<br />

der Software sowie einen Datenabgleich<br />

zwischen App- und Büro-Software<br />

voraus. SaaS-Lösungen erfordern weder<br />

Software-Updates noch einen Datenabgleich,<br />

da alle Anwendungsdaten global von<br />

einem zentralen Cloud-Server abgerufen<br />

werden. Einige Lösungen ermöglichen optional<br />

eine Datenhaltung auf lokalen Servern.<br />

Alle Produkte können die brandschutztechnische<br />

Situation auf der Baustelle dokumentieren,<br />

Unterschiede gibt es unter anderem<br />

bei den Einsatzbereichen. Sie reichen von<br />

der Erstellung von Begehungsprotokollen,<br />

Mängelberichten, Checklisten, Brandverhütungsschauberichten,<br />

Gefährdungsbeurteilungen<br />

oder Stellungnahmen und Gutachten,<br />

bis hin zum Wartungsmanagement oder<br />

der CAFM-konformen Erfassung von Brandschutzobjekten,<br />

inklusive aller Informationen<br />

zum Bauteil, zu Prüfintervallen, Kontrollterminen,<br />

Zulassungserklärungen etc.<br />

Welche Lösungen gibt es?<br />

Inzwischen wird eine Vielzahl an mobilen<br />

Dokumentationslösungen angeboten. Sie<br />

bestehen meist aus einer auf mehreren<br />

Smartphones oder Tablets installierbaren<br />

App für die mobile Datenerfassung und<br />

einer stationären Bürosoftware. Damit werden<br />

der Bestand und Aktivitäten an Ort<br />

und Stelle digital dokumentiert, die mobil<br />

erfassten Informationen anschließend am<br />

Büro-PC ausgewertet und verwaltet. Bei<br />

vielen Lösungen liegt der Schwerpunkt auf<br />

der Aufnahme, Beschreibung, Zuordnung<br />

und Verwaltung von Mängeln. Einige wurden<br />

für spezielle Tätigkeiten und Bereiche<br />

erweitert, wie etwa die Dokumentation des<br />

Brandschutzes, die Kontrolle der Arbeitssicherheit<br />

oder die Sammlung von Daten für<br />

den Gebäudebetrieb. Die meisten Programme<br />

sind sowohl für ausführende Gewerke<br />

wie Elektriker, SHK-, Trockenbauer oder<br />

Montageunternehmen für Brandschutzelemente<br />

als auch für Planer, Bauleiter und<br />

Brandschutzbeauftragte, Gebäude- und<br />

Anlagenbetreiber geeignet. Praktisch alle<br />

Lösungen sind produktübergreifend und<br />

verfügen über eine entsprechende Produktdatenbank<br />

oder sie lassen sich individuell<br />

erweitern. Die Anzahl der Nutzer oder<br />

zu erfassenden Objekte und Elemente ist<br />

in der Regel unbegrenzt, außer bei funktional<br />

„abgespeckten“ Produktvarianten.<br />

Apps für die mobile Datenerfassung sind<br />

wahlweise auf Windows-, iOS oder Android-Mobilgeräten<br />

lauffähig, in der Regel<br />

kostenlos und auf beliebig vielen Endgeräten<br />

installierbar, so dass auch eine spontane<br />

Erfassung mit einem auf der Baustelle<br />

gerade verfügbaren Mobilgerät möglich<br />

ist. Die stationäre Büro-Anwendung läuft<br />

meist unter Windows oder es handelt sich<br />

um eine plattformunabhängige Weblösung.<br />

Die Preise für Dokumentationsprogramme<br />

liegen zwischen 900 und mehreren 1000<br />

Euro. Bei webbasierten Lösungen kommen<br />

zur Monatsmiete ab etwa 25 Euro teilweise<br />

noch Zusatzkosten für die Online-Datenhaltung<br />

und -archivierung hinzu.<br />

Ausgegeben werden die Begehungsberichte in<br />

Form von Begehungsprotokollen, Wartungsoder<br />

Dokumentationsberichte. © DokuPit<br />

Produkte und Anbieter*<br />

BauDoc (www.skillsoftware.de)<br />

Capmo (www.capmo.de)<br />

Cheqsite Cloud (www.cheqsite.at)<br />

DOCUsmart (www.wuerth.at)<br />

DokuPit (www.dokupit.com)<br />

Firelog (www.idt.at)<br />

Firstaudit (www.firstaudit.de)<br />

Hilti Documentation Manager (www.hilti.at)<br />

Kevox (www.kevox.de)<br />

Lumiform (lumiformapp.com)<br />

mobiPlan (www.mobiplan.de)<br />

PlanRadar (www.planradar.com)<br />

Protano Brandschutz (www.protano.de)<br />

Themis (www.themis-software.com)<br />

TivApp (www..tivapp.com)<br />

VB-Office (www.createam-software.de)<br />

Wartungsplaner (www.wartungsplaner.de)<br />

Sind die Standorte als Piktogramme ausgebildet, hat man einen besseren Überblick. © Kevox<br />

* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Abis AVA 34<br />

Mit der aktuellen Programmversion Abis<br />

AVA 34 steht nun die vollständige Unterstützung<br />

des ÖNORM-A2063-<strong>2021</strong> Format<br />

zur Verfügung. Der Benutzer kann direkt<br />

beim Export wählen, nach welchem Schema<br />

(2009/2015/<strong>2021</strong>) der Datenträger<br />

geschrieben werden soll und das LV wird<br />

automatisch gemäß dieser Einstellung validiert.<br />

Viele Probleme können automatisch<br />

korrigiert werden, sodass ein unkomplizierter,<br />

aber korrekter Datenaustausch gewährleistet<br />

wird. Neu ist auch die Unterstützung<br />

98<br />

edv<br />

mals möglich, GAEB-Texte aller unterstützten<br />

Datenformate in das Ausschreibungsprogramm<br />

zu importieren. Kürzlich wurden auch<br />

die Neuentwicklung des Kalkulationsmoduls<br />

auf Basis der aktuellen ÖNORM B1801:2020<br />

angekündigt, welches ab Anfang 2022 für<br />

Wartungskunden zur Verfügung steht.<br />

ABIS Softwareentwicklungs GesmbH<br />

T +43 (0)316 83 13 61<br />

reichhart@abis-software.com<br />

www.abis.at<br />

Wie sieht die Zukunft der Planer aus?<br />

Hunderte Besucher und jede Menge spannende<br />

Vorträge und Diskussionen – das war<br />

die 3. MESSE@home, die man nun auch online<br />

nachschauen kann.<br />

Und da ist sie wieder, die nächste Welle des<br />

C-Zustands. Und wieder pilgern Tausende<br />

Architekten und Ingenieure täglich nicht<br />

mehr ins Büro, sondern nehmen die Kurzstrecke<br />

über den Flur ins inzwischen bestens<br />

ausgestattete Homeoffice. Treffen sich<br />

digital mit ihren Kollegen und werfen per<br />

Videoschaltung einen Blick auf ihre Baustellen.<br />

Inzwischen ist das Routine. Und die<br />

wirft eine Frage auf: Brauchen wir die schicken<br />

und zugegeben teuren Büros überhaupt<br />

noch? Oder besteht die Arbeitswelt<br />

der Architekten und Ingenieure bald nur<br />

noch aus digitalen Räumen, die flexibel per<br />

Mausklick je nach Bedarf gebaut werden?<br />

Das war nur eines der spannenden Themen<br />

der 3. MESSE@home. Hunderte Teilnehmer<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz, spannende Diskussionsrunden<br />

und jede Menge Aussichten in eine wirtschaftlich<br />

erfolgreiche Zukunft der Planungsbüros.<br />

Verpasst? Kein Problem! Immerhin<br />

gibt es die Vorträge der Keyspeaker<br />

mit den Größen der Architektur und des<br />

Ingenieurwesens auch zum Nachsehen.<br />

Jederzeit, von überall und natürlich kostenfrei.<br />

Einfach den QR-Code scannen und<br />

schon geht es direkt zum digitalen Messestand.<br />

Im April 2022 lädt untermStrich zur<br />

4. MESSE@home.<br />

von ONBGS-Datenträgern für Parameterlisten,<br />

die das Kernstück für das BIM-basierte<br />

Ausschreiben nach ÖNORM A2063-Teil<br />

2 darstellen, was in ABIS AVA bereits jetzt<br />

möglich ist. Die Parameterlisten stellen<br />

hier die Verknüpfung zwischen IFC-Datei,<br />

AVA-Elementen und LV-Positionen her.<br />

Seit Erstveröffentlichung der Version 34 im<br />

Sommer, kamen durch Programmupdates<br />

zusätzlich zu den Formaten GAEB 90, GAEB<br />

2000 und GAEB XML3.2, das aktuelle GAEB<br />

XML 3.3 -Format hinzu. Zudem ist es nun erstuntermStrich<br />

software GmbH<br />

T +43 (0)3862 58106-0<br />

office@untermstrich.com<br />

www.untermstrich.com


ZEHN ARCHITEKT:INNEN.<br />

EINE ÜBERZEUGUNG.<br />

WIR-<br />

STEIGEN-<br />

UM.AT<br />

Entwerfen, Visualisieren, Auswerten, Publizieren und<br />

Zusammenarbeiten – Archicad überzeugt Architekt:innen auf<br />

ganzer Linie. Aber lassen wir sie selbst zu Wort kommen:<br />

in unserem neuen Film „Warum auf Archicad umsteigen?“<br />

Jetzt anschauen auf<br />

wir-steigen-um.at


PADS<br />

Spielerische<br />

Raumgestaltung.<br />

www.selmer.at<br />

Exklusiver Partner der Brunner Group für Österreich

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