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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 5 2023

Für uns geht es bei nachhaltiger Architektur vor allem darum, Gebäude zu entwerfen, zu errichten und zu betreiben, die sozial, wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsbewusst sind. Der Weg dahin kann vielfältig sein, doch besonders in der Kreislaufwirtschaft steckt noch viel ungenutztes Potential. Eigentlich ist das Konzept ganz einfach: Alles, was wiederverwendet oder zumindest recycelt werden kann, braucht nicht komplett neu hergestellt zu werden. In der Realität bleibt dieses Konzept leider immer noch eine Randerscheinung, die allzu oft an Kosten, Bürokratie und fehlender Logistik scheitert. Durch innovative Technologien, das Engagement der Baubranche und die Zusammenarbeit von Architekten, Bauherren und Regierungen müssen wir alle dazu beitragen, dass Gebäude nicht nur funktional, ästhetisch ansprechend oder wirtschaftlich sind, sondern auch im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen zukünftiger Generationen stehen. Mit unserer Auswahl an Artikeln in dieser Ausgabe, versuchen wir diesem Thema, so gut es geht, gerecht zu werden und aufzuzeigen, was alles möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

Für uns geht es bei nachhaltiger Architektur vor allem darum, Gebäude zu entwerfen, zu errichten und zu betreiben, die sozial, wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsbewusst sind. Der Weg dahin kann vielfältig sein, doch besonders in der Kreislaufwirtschaft steckt noch viel ungenutztes Potential. Eigentlich ist das Konzept ganz einfach: Alles, was wiederverwendet oder zumindest recycelt werden kann, braucht nicht komplett neu hergestellt zu werden. In der Realität bleibt dieses Konzept leider immer noch eine Randerscheinung, die allzu oft an Kosten, Bürokratie und fehlender Logistik scheitert. Durch innovative Technologien, das Engagement der Baubranche und die Zusammenarbeit von Architekten, Bauherren und Regierungen müssen wir alle dazu beitragen, dass Gebäude nicht nur funktional, ästhetisch ansprechend oder wirtschaftlich sind, sondern auch im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen zukünftiger Generationen stehen. Mit unserer Auswahl an Artikeln in dieser Ausgabe, versuchen wir diesem Thema, so gut es geht, gerecht zu werden und aufzuzeigen, was alles möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

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<strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Vösendorf, Verlagspostamt 2331 Vösendorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

05<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Juni/Juli <strong>2023</strong><br />

Nachhaltig<br />

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| BA12-21G |<br />

Editorial<br />

Vom Erhalten, Wiederverwenden,<br />

Recyclen und Kompostieren<br />

Für uns geht es bei nachhaltiger Architektur vor allem darum,<br />

Gebäude zu entwerfen, zu errichten und zu betreiben, die sozial,<br />

wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsbewusst sind.<br />

Der Weg dahin kann vielfältig sein, doch besonders in der Kreislaufwirtschaft<br />

steckt noch viel ungenutztes Potential. Eigentlich<br />

ist das Konzept ganz einfach: Alles, was wiederverwendet<br />

oder zumindest recycelt werden kann, braucht nicht komplett<br />

neu hergestellt zu werden. In der Realität bleibt dieses Konzept<br />

leider immer noch eine Randerscheinung, die allzu oft an Kosten,<br />

Bürokratie und fehlender Logistik scheitert. Durch innovative<br />

Technologien, das Engagement der Baubranche und die<br />

Zusammenarbeit von Architekten, Bauherren und Regierungen<br />

müssen wir alle dazu beitragen, dass Gebäude nicht nur<br />

funktional, ästhetisch ansprechend oder wirtschaftlich sind,<br />

sondern auch im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen<br />

zukünftiger Generationen stehen. Mit unserer Auswahl an Artikeln<br />

in dieser <strong>Ausgabe</strong>, versuchen wir diesem Thema, so gut<br />

es geht, gerecht zu werden und aufzuzeigen, was alles möglich<br />

ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.<br />

Ein Pionier und Experte im Bereich des zirkulären Bauens ist<br />

Dominik Campanella, Mitgründer und CEO von Concular, der<br />

führenden digitalen Plattform für zirkuläres Bauen, und restado,<br />

dem größten Marktplatz für wiedergewonnene Baustoffe in<br />

Europa. Im Interview erklärt er, warum kreislauffähige Ansätze<br />

in der Baubranche so wichtig sind und was für deren Umsetzung<br />

erforderlich ist.<br />

Und auch bei den Projektberichten steht gelungene Kreislaufwirtschaft<br />

im Fokus dieser <strong>Ausgabe</strong>. Besonders hervorheben<br />

möchte ich dahingehend das Projekt „Kindergarten Svanen“<br />

vom Architekturbüro Lendager. Hier entschied man sich gegen<br />

einen einfachen Abriss und für ein zirkuläres Upcycling-Projekt,<br />

bei dem die Überreste der alten Schule für den Neubau am<br />

gleichen Standort verwendet wurden. Auch beim Primeo Energie<br />

Kosmos des Architekturbüros Rapp entschied man sich,<br />

das Science- und Erlebniscenter in zirkulärer Bauweise mit<br />

Fokus auf Energiewende und Klimaneutralität zu konzipieren.<br />

Wie man lokale Rohstoffe effizient nutzen kann, zeigen auch<br />

Studio Weave mit ihrem Anbau zur Lea Bridge Library im Osten<br />

Londons. So stammt beispielsweise das gesamte für den<br />

Innenausbau verwendete Holz von Bäumen aus ganz London,<br />

welche aus Gründen der Sicherheit gefällt werden mussten.<br />

Und auch die anderen Projekte, wie das Pepper Tree Passivhaus<br />

von Alexander Symes Architects, die einzigartige und<br />

umweltbewusste Wohnungsrenovierung von TAKK oder das<br />

Green Solution House 2.0 von 3XN und GXN zeigen, wie nachhaltige<br />

Architektur heute aussehen kann.<br />

Außerdem hervorheben will ich die dritte <strong>Ausgabe</strong> unserer<br />

kürzlich wiederbelebten Rubrik „Start“. Diesmal stellen wir Barbara<br />

Russo und ihr Abschlussprojekt „Stadtwirtschaft. Impulse<br />

zur urbanen Selbstversorgung am Beispiel der Stadt Graz“ vor.<br />

Dafür erhielt sie im Rahmen der GAD Awards 22+ die Anerkennung<br />

für ressourcenschonende und klimagerechte Architektur.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen<br />

und einen schönen Sommer!<br />

Andreas Laser<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

4<br />

Inhalt<br />

Editorial 03<br />

Start 06<br />

Barbara Russo:<br />

Impulse zur urbanen Selbstversorgung<br />

Magazin 12<br />

Zukunftsweisende 24<br />

Bautechniken<br />

Der Klimawandel wird 30<br />

auf der Baustelle entschieden<br />

Interview mit Dominik Campanella<br />

Geschlossener 34<br />

Materialkreislauf<br />

Svanen Kindergarten /<br />

Gladsaxe, Dänemark / Lendager<br />

Alles im (zirkulären) Fluss 40<br />

Primeo Energie Kosmos /<br />

Münchenstein, Schweiz / Rapp<br />

Rigoros nachhaltig 46<br />

Pavillon der Lea Bridge Bibliothek /<br />

London / Studio Weave<br />

Layer Look 52<br />

The Day After House /<br />

Madrid, Spanien / TAKK<br />

Wo der Pfeffer wächst 58<br />

Pepper Tree Passivhaus /<br />

Unanderra, Australien /<br />

Alexander Symes<br />

Blaupause für 64<br />

nachhaltiges Bauen<br />

Green Solution House 2.0 /<br />

Rønne, Bornholm, Dänemark /<br />

3XN/GXN<br />

Licht 70<br />

Produkt News 72<br />

edv 96<br />

Bauteil- und Restebörsen:<br />

Wiederverwenden, statt verschwenden<br />

34<br />

46<br />

58<br />

40<br />

52<br />

64<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Ortsstraße 212/2/5, 2331 Vösendorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Andreas Laser (andreas.laser@laserverlag.at) n REDAKTION DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, DI Marian Behaneck<br />

LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14 n MEDIASERVICE Manuel Katsikopoulos (manuel.k@laserverlag.at)<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Mag. Heidrun Schwinger n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at)<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 99,- / Ausland: € 121,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 69,- / Ausland: € 96,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />

EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,- n ABOSERVICE office@laserverlag.at<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />

der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.


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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

6<br />

Start<br />

Impulse zur urbanen<br />

Selbstversorgung<br />

Text & Interview: Linda Pezzei<br />

Die Kärntnerin Barbara Russo ist 1984 geboren und studierte Möbel-<br />

Raum-Design an der HTBLA für Kunst und Design in Graz, bevor sie<br />

2022 ihr Studium der Architektur an der Technischen Universität Graz<br />

abschloss. Parallel machte sich die Mutter zweier Kinder bereits 2006 im<br />

Bereich Architektur und Interieur selbständig und sammelte während<br />

eines Auslandsaufenthaltes in Caracas in Venezuela bei UrbanThink-<br />

Tank weitere Erfahrung. Seit <strong>2023</strong> ist Russo externe Lehrbeauftragte<br />

an der TU Graz. Für ihr Abschlussprojekt „Stadtwirtschaft. Impulse zur<br />

urbanen Selbstversorgung am Beispiel der Stadt Graz“ erhielt sie im<br />

Rahmen der GAD Awards 22+ die Anerkennung für ressourcenschonende<br />

und klimagerechte Architektur.<br />

Betreut von Aglaée Degros am Institut für<br />

Städtebau, analysiert die Arbeit von Barbara<br />

Russo unterschiedliche Grazer Quartiere<br />

und bietet individuelle Lösungsansätze<br />

zur Flächennutzung hinsichtlich der Implementierung<br />

einer urbanen Landwirtschaft.<br />

Die Erkenntnis: Nur wenn ein Handeln auf<br />

vielen verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen<br />

Maßstäben stattfindet, kann<br />

die Tendenz hin zu mehr Grünräumen in<br />

Metropolen vielfältige positive Auswirkungen<br />

auf die Stadt und die Bewohner haben.<br />

Ein Aspekt ist die urbane Selbstversorgung.<br />

„In der Architektur gibt es zahlreiche Betätigungsbereiche.<br />

Für mich war die interessanteste<br />

Komponente immer schon die<br />

Möglichkeit, unser aller Umwelt mitgestalten<br />

zu können, durch schlaue Konzepte und<br />

intelligente Lösungen das Zusammenleben<br />

immer weiter zu entwickeln, auf aktuelle Situationen<br />

zu reagieren und langfristige Lösungen<br />

zu finden – die aber natürlich auch<br />

dynamisch sein sollen. Eben diese Vielfältigkeit<br />

an Anforderungen macht die Architektur<br />

und den Städtebau so spannend.”<br />

Barbara Russo<br />

u


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7<br />

Magazin<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

8<br />

Start<br />

Neben ökologischen Vorteilen sprechen für Russo<br />

auch ökonomische Belange für eine neue nachhaltige<br />

Form der Landwirtschaft, die nach ihrem Wunsch bald<br />

auch unsere Städte erobern soll. Eine Reduktion an<br />

Verlusten durch den Transport oder die Verbesserung<br />

der Resilienz der Stadt als einen großen, lebendigen<br />

Organismus sind nur einige der positiven Attribute<br />

einer grünen, sich selbst versorgenden Stadt. Innovative<br />

Techniken ermöglichen es bereits heute, Lebensmittel<br />

nah am Konsumenten direkt in der Stadt<br />

zu produzieren. Einzig an der konkreten Umsetzung<br />

im urbanen Raum mangelt es vielerorts noch.<br />

„Daher habe ich vier sehr unterschiedliche Grazer<br />

Quartiere analysiert, individuelle Vorschläge zur<br />

Flächennutzung und Entwürfe für die Umsetzung<br />

urbaner Landwirtschaft erarbeitet“, so Russo, deren<br />

Vorschläge weniger auf das bis dato häufig publizierte,<br />

hoch technisierte Vertical Farming abzielen,<br />

als vielmehr auf das Potenzial, das Architektur und<br />

Stadtplanung bieten: „Es gibt noch viele andere Möglichkeiten<br />

der Interventionen auf Ebene der Stadtentwicklung<br />

und Gestaltung des öffentlichen Raumes.“<br />

Laut Russos Recherchen könnten auch Bildungsangebote<br />

und eine Steigerung der Wertschätzung politisches<br />

und stadtplanerisches Aufgabengebiet sein.<br />

Da Grünflächen mehr und mehr in unsere Städte<br />

und Metropolen vordringen, könnte die urbane<br />

Landwirtschaft für Russo als messbarer Nutzen für<br />

eine grüne, nachhaltige Stadt stehen und vielfältige<br />

positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der<br />

Städter bieten.<br />

u


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9<br />

Start<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

10<br />

Start<br />

5 Fragen an Barbara Russo zu ihrem Abschlussprojekt<br />

Wie lautete das Briefing und wie war Ihre<br />

Herangehensweise an den Entwurf?<br />

Die Aufgabe habe ich mir selbst gestellt.<br />

In den vergangenen Jahren habe ich mich<br />

durch ein berufliches Projekt viel mit stadtnaher<br />

Landwirtschaft beschäftigt. Daher<br />

wollte ich in meiner Abschlussarbeit noch<br />

einen Schritt weiter gehen und Landwirtschaft<br />

direkt in die Stadt, so nah wie möglich<br />

an den Verbraucher bringen. Bei der<br />

Recherche habe ich schnell festgestellt,<br />

dass man die Technik oder das Objekt dazu<br />

nicht mehr unbedingt entwickeln muss, da<br />

es alles dafür Notwendige schon gibt. Es<br />

fehlt bislang aber an anwendbaren, stadtplanerischen<br />

Vorschlägen und politischem<br />

wie organisatorischem Bewusstsein für das<br />

Thema Landwirtschaft in der Stadt. Deshalb<br />

möchte ich mit der Stadtwirtschaft<br />

Graz vor allem zeigen, welche Potenziale<br />

schon vorhanden und welche Schritte auf<br />

dem Weg zu einer besseren Selbstversorgung<br />

noch zu gehen sind.<br />

Woher haben Sie Ihre Inspiration bezogen?<br />

Zuhören, diskutieren, lesen, denken … hinausgehen<br />

und die Augen aufmachen.<br />

Ein „Learning“ aus dem Entwurfsprozess?<br />

Am Anfang glaubt man immer, es muss<br />

doch möglich sein, EINE Lösung für ein<br />

Problem zu finden. Bis man begreift, wie<br />

komplex das System Stadt mit den Menschen,<br />

der Wirtschaft, der Politik und vielem<br />

mehr vernetzt ist. Die Lösung kann<br />

also aus meiner heutigen Sicht nur eine<br />

stetige, immer wieder hinterfragte Transformation<br />

in eine möglichst klar formulierte<br />

Richtung auf vielen verschiedenen<br />

Ebenen sein.<br />

Was ist in Ihren Augen die größte Stärke<br />

Ihres Entwurfsvorschlags?<br />

Eben diese oben erwähnte Möglichkeit, die<br />

Lebensmittelkonsumation und -produktion<br />

der Stadt langsam und auf unterschiedlichsten<br />

Ebenen zu transformieren. Die Impulse<br />

geben Ideen, wie es funktionieren und<br />

aussehen könnte, sodass für alle Beteiligten<br />

Handlungsvorschläge gemacht werden.<br />

Vom Balkongärtner über den Gewerbetreibenden<br />

bis hin zur Stadtregierung.<br />

Ein Ratschlag für den<br />

Architekturnachwuchs?<br />

Dranbleiben und eigenständig denken! Oft<br />

ist es einfach zu verführerisch, sich in unendlichen<br />

Recherchen und Inputs zu verlaufen.<br />

Bessere Lösungen findet man aber nach<br />

hartnäckiger Suche immer im eigenen Kopf.<br />

•<br />

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11<br />

Magazin<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

12<br />

Magazin


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13<br />

Magazin<br />

Verbundstofffrei<br />

& rückbaubar<br />

Im Berliner Süden entwarfen Praeger Richter Architekten mit dem Ausbauhaus<br />

Südkreuz ein Gebäude in Holz-Beton-Hybridbauweise und berücksichtigten<br />

dabei den gesamten Lebenszyklus der eingesetzten Materialien. Auf sieben<br />

Geschossen kombiniert der Bau qualitativen und gleichzeitig erschwinglichen<br />

Wohn- und Gemeinschaftsraum und lässt sich dank verbundstofffreiem Innenausbau<br />

zukünftig einfach um- oder zurückbauen.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Andreas Friedel<br />

Das Projekt entstand in der sogenannten Schöneberger<br />

Linse, dem Gelände zwischen Bahnhof Südkreuz<br />

und S-Bahnhof Schöneberg, das sukzessive in<br />

ein vielfältiges, urbanes Stadtquartier transformiert<br />

wird. Eingefasst von den Nachbarbauten der Blockrandstruktur<br />

wächst das Ausbauhaus über sieben<br />

Geschosse in die Höhe. Es umfasst 13 Eigentumsund<br />

drei förderfähige Wohnungen mit zwischen<br />

38 und 130 Quadratmetern Fläche. Im 4,5 Meter hohen<br />

Eingangsniveau sind Gewerbeflächen für Startups<br />

aus dem Kiez und den kulturellen und sozialen<br />

Austausch sowie ein kollektiver Garten untergebracht.<br />

Ein gemeinschaftliches Gästeappartement<br />

mit Terrasse im Dachgeschoss komplettiert das<br />

Raumprogramm. An beiden Fassaden erstrecken<br />

sich über die gesamte Breite Balkone und Loggien<br />

mit bodentiefen Fenstern. Sie erweitern den Wohnraum<br />

nach draußen und verbessern die Wohnqualität.<br />

Für einen Farbklecks sorgen rote Sonnenschutzvorhänge<br />

aus landwirtschaftlichem Lowtech-Textil.<br />

Diese laufen auf externen Schienen, lassen sich von<br />

den Bewohnern bei Bedarf auf- und zuziehen und<br />

verleihen dem Gebäude lebendige Außenansichten.<br />

Das Planerteam agierte mit Weitblick und bedachte<br />

mit seinem nachhaltigen Konzept für das Wohnund<br />

Gemeinschaftshaus nicht nur heutige, sondern<br />

auch zukünftige Bedürfnisse. Neben der kosteneffizienten<br />

Umsetzung des Neubaus lag der Fokus vor<br />

allem auf der Möglichkeit zur späteren Umgestaltung.<br />

Dafür wurde das Gebäude als Materiallager<br />

konzipiert. Die Baumaterialien wählte man anhand<br />

ihrer Rückbaubarkeit und Wiederverwendung aus<br />

und erfasste alle verwendeten Einzelteile mittels<br />

BIM-Technologie. So können die Produktdaten der<br />

einzelnen Komponenten selbst Jahrzehnte später<br />

schnell abgerufen werden.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

14<br />

Magazin<br />

Brandwände, Geschossplatten und der zentrale Erschließungskern<br />

sind als langlebige Stahlbeton-Tragstruktur<br />

ausgeführt. Diese bildet die Grundlage für<br />

den flexiblen Kern und bleibt in den Nutzflächen teils<br />

in Form von rohen Oberflächen sichtbar. Bei der Fassade<br />

handelt es sich um eine nicht-tragende, komplett<br />

rückbaubare Holzkonstruktion. Sie besteht aus<br />

hinterlüfteten, recyclefähigen Ständerwänden mit<br />

Holzfaserdämmung und einer vorvergrauten Lärchenschalung.<br />

Im Inneren setzte man weitgehend auf<br />

verbundstofffreie, 100 % rückbaubare Materialien, die<br />

künftig eine sortenreiche Trennung möglich machen.<br />

Deshalb wurde auch ausschließlich geschraubt, gelegt<br />

und gesteckt. Die trocken montierten Zwischenwände<br />

errichtete man auf der Rohdecke, bevor man<br />

den schwimmend verlegten Fußbodenaufbau mit<br />

Eichenparkett fertigstellte. Wo nötig, ergänzte man<br />

die leimfreien Module um nachwachsende Baustoffe.<br />

Das Ergebnis ist eine günstigere Alternative zu<br />

herkömmlichen Verbundkonstruktionen, mit der das<br />

Ausbauhaus am Südkreuz Berlin gleichzeitig den<br />

Grundstein für eine einfache – partielle oder gänzliche<br />

– Nutzungsänderung in der Zukunft legt. •


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

15<br />

ENERGIEMANAGEMENT VON SIEMENS<br />

Magazin<br />

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Mehr Effizienz durch<br />

Energiemonitoring<br />

Innovative Lösungen von Siemens unterstützen Gebäudebetreiber auf dem<br />

Weg Richtung Klimaneutralität.<br />

Mit dem European Green Deal hat die<br />

Europäische Kommission ihr Schlüsselprojekt<br />

für eine klimaneutrale und<br />

ressourcenschonende Wirtschaft vorgelegt.<br />

Das Ziel lautet Klimaneutralität<br />

bis 2050. Gebäude und die produzierende<br />

Industrie sind wichtige<br />

Bereiche, um dieses ambitionierte Ziel<br />

zu erreichen. In Europa verbrauchen<br />

Gebäude rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs<br />

und verursachen<br />

etwa 36 Prozent der durch Energieverbrauch<br />

bedingten Treibhausgasemissionen.<br />

Digitalisierung, ganzheitliches<br />

Energiemonitoring und gezieltes<br />

Emissionsmanagement könnten hier<br />

für mehr Transparenz und Optimierungen<br />

sorgen.<br />

Ganzheitliches<br />

Energiemonitoring<br />

Mit Energiemanagement-Lösungen<br />

von Siemens kann der gesamte Energieverbrauch<br />

eines Gebäudes gemessen<br />

und analysiert werden. Und zwar<br />

für jeden Energieträger wie etwa<br />

Strom, Gas oder Öl. Das sorgt für<br />

Transparenz darüber, wo genau wie<br />

viel Energie verbraucht wird, wo<br />

Einsparpotenziale vorhanden sind<br />

und wo welche Investitionen erforderlich<br />

sind, um diese Potenziale zu heben.<br />

Für das Energiemonitoring ist,<br />

über das gesamte Gebäude verteilt,<br />

eine große Anzahl von Messeinrichtungen<br />

erforderlich, doch – und das ist<br />

die gute Nachricht – in den meisten<br />

Verbrauchern bzw. regeltechnischen<br />

Einrichtungen sind diese ohnehin<br />

bereits vorhanden. Deren Daten<br />

lassen sich herstellerunabhängig<br />

verknüpfen und auswerten.<br />

Bestehende Zähler und Anlagen bzw.<br />

Komponenten können in das System<br />

eingebunden werden. Siemens-<br />

Expert:innen bauen so mit geringem<br />

Aufwand die perfekte Analyse-Hardware<br />

in das Gebäude ein. Je nach<br />

Anforderung des Kunden tritt Siemens<br />

als Gesamtlösungsanbieter auf und<br />

liefert neben der Hardware die Analyse-Plattform<br />

inklusive der Auswertetools.<br />

Auf Grundlage der gewonnenen<br />

Daten werden die Ergebnisse analysiert<br />

und mit Vorschlägen verknüpft,<br />

wie der Energieverbrauch optimiert<br />

werden kann. Der Nutzen fürs Klima<br />

steht außer Frage, und auch das<br />

finanzielle Einsparpotenzial für den<br />

Gebäudebetreibenden ist hoch.<br />

siemens.at/energieeffizienz


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

16<br />

Magazin<br />

Klimagerechtes<br />

Amtsgebäude<br />

Möglichst klimaneutral gebaut und klimaaktiv zertifiziert eröffnete im Juli <strong>2023</strong><br />

die Bezirkshauptmannschaft Salzburg Umgebung nach nur zwei Jahren Bauzeit<br />

in Seekirchen am Wallersee ihre Pforten. Das gut an das öffentliche Verkehrsnetz<br />

angebundene und per Zug nur zwölf Minuten von der Landeshauptstadt entfernte<br />

Seekirchen wird damit zur Bezirkshauptstadt.<br />

Text: Heidrun Schwinger Fotos: Christian Brandstätter<br />

Die rund 200 Mitarbeitenden sowie all jene, die<br />

künftig das Bürgerservice der Bezirkshauptmannschaft<br />

nutzen werden, können bequem per Bahn<br />

anreisen, oder auch per Pkw oder Fahrrad. In dem<br />

rechteckigen, 80 Meter langen und 35 Meter breiten,<br />

in Stahlbetonbauweise konzipierten Untergeschoss<br />

ist neben der Gebäudetechnik und einem Archiv<br />

eine Tiefgarage. Das darüber liegende Erdgeschoss,<br />

in dem sich die Front Offices und der sogenannte<br />

Flachgausaal befinden, ist inklusive der Geschossdecke<br />

in Stahlbetonbauweise errichtet. Diese Geschossdecke<br />

bildet den Sockel für die drei Obergeschosse<br />

in konstruktiver Holzbauweise. Der Holzbau<br />

in Skelettbauweise aus auf Brettschichtholzstützenund<br />

-trägern gelagerten Brettsperrholzplatten ist in<br />

sechs Kuben gegliedert, die dem Korpus trotz seiner<br />

Größe eine charmante Kleinteiligkeit zugestehen. Ins-


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17<br />

Magazin<br />

gesamt wurden innerhalb von nur 15 Wochen 993 m³<br />

Holz verbaut. Die Konstruktion aus Holz ist in den<br />

Servicebereichen und auch in den Bereichen für die<br />

Mitarbeitenden weder versteckt noch verkleidet. Im<br />

Gegenteil: Das Naturmaterial ist omnipräsent und<br />

wird durch Tische und Sessel aus Massivholz sowie<br />

durch Teppiche aus Naturmaterial ergänzt. Hinzu<br />

kommen großzügige Flächen aus Glas, die Licht in<br />

das Gebäude und Transparenz nach außen lassen.<br />

Als Trennwand zwischen Warteraum und Bürgerservice<br />

entschied man sich ebenfalls für verglaste<br />

Flächen. Gemeinsam mit einer Raumhöhe von 3,55<br />

Metern im Erdgeschoß vermittelt das Amtsgebäude<br />

so Offenheit und Freiraum. Eine gelochte Holzdecke<br />

dämmt dabei den Schall und sorgt für wohltuende<br />

Ruhe. Lamellenwände aus Holz teilen die Fläche in<br />

einzelne Bereiche und ermöglichen so Rückzug und<br />

Abgrenzung. Zu der insgesamt positiven Atmosphäre<br />

tragen zusätzlich begrünte Wände bei. Diese sind<br />

teilweise bemoost und damit besonders wartungsarm.<br />

Aufwändiger begrünte Flächen werden über<br />

eine computergesteuerte Tröpfchenbewässerung<br />

mit Wasser, sowie über LED-Strahler mit zusätzlichem<br />

Licht versorgt.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

18<br />

Magazin<br />

2020 gewann das Wiener Büro SWAP Architektur in<br />

einer Arbeitsgemeinschaft mit DELTA den für dieses<br />

Projekt ausgeschriebenen Wettbewerb. Sie zeichnen<br />

für die Generalplanung und örtliche Bauaufsicht verantwortlich.<br />

Neben einem besonders nutzerfreundlichen<br />

Konzept legten sie ihren Fokus auch auf eine<br />

möglichst klimaneutrale Umsetzung. Dementsprechend<br />

sollte auch die Energieversorgung möglichst<br />

klimagerecht sein.<br />

Die Wärmeversorgung erfolgt über das Nahwärmenetz<br />

von Seekirchen, die Wärmeabgabe zum Großteil<br />

über eine Fußbodenheizung. Weiters werden<br />

die Heizregister der Lüftungsanlagen mit Wärme<br />

versorgt, wobei die Zuluft über einen Erdkollektor<br />

vorgewärmt wird. Im Sommer kommt eine Fußbodenkühlung,<br />

gespeist aus Erdwärme-Tiefensonden<br />

im Parkplatzbereich, zum Einsatz. Als Unterstützung<br />

im Sommer wurde zusätzlich eine wassergekühlte<br />

Kältemaschine installiert. Die Einbringung der Kühlung<br />

erfolgt über die Fußbodenkühlung als Change<br />

Over. In den Büro- und Besprechungsräumen wurden<br />

zudem Fan Coils eingebaut. Beste Voraussetzungen<br />

also, um bei jeder Witterung entspannt und bürgernah<br />

agieren zu können.<br />


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21<br />

Magazin<br />

Feierliche Preisverleihung: Anton Glasmaier, Vorstandsvorsitzender Beton Dialog Österreich, BDÖ, und Juryvorsitzender<br />

Daniel Fügenschuh, Präsident Bundeskammer Ziviltechniker:innen, mit den Siegern und Anerkennungen.<br />

© Stefan Seelig<br />

Österreichischer Betonpreis<br />

Der Österreichische Betonpreis <strong>2023</strong>, heuer zum ersten Mal ausgelobt von<br />

Beton Dialog Österreich (BDÖ), wurde vergeben und ist die logische Weiterentwicklung<br />

des GVTB-Betonpreises, der seit 2013 jährlich vom Güteverband<br />

Transportbeton (GVTB) verliehen wurde.<br />

Die 56 qualitativ sehr hochwertigen und<br />

besonders vielfältigen Einreichungen, von<br />

Infrastrukturprojekten bis zu Wohnbauten,<br />

machten die Entscheidung nicht leicht für<br />

die Jury, die jeweils ein Siegerprojekt in den<br />

Kategorien Neubau und Revitalisierung kürte<br />

sowie vier Anerkennungspreise vergab.<br />

Die zwei Siegerprojekte: das Wohnquartier<br />

Wientalterrassen mit dem Bauteil Käthe-<br />

Dorsch-Gasse 17 (Architektur: Arge KDG<br />

/ Architekt Christoph Lechner & Partner<br />

ZT GmbH und Berger+ Parkkinen Architekten<br />

ZT GmbH) in der Kategorie Neubau<br />

und die Generalsanierung des Rathauses<br />

Prinzersdorf mit Zubau in der Kategorie<br />

Revitalisierung (Architektur: Ernst Beneder<br />

und Anja Fischer): „Bei den Wientalterrassen,<br />

der Wohnbebauung Käthe-<br />

Dorsch-Gasse 17 in Wien-Penzing, werden<br />

alle sozialen und ökologischen Kriterien<br />

perfekt erfüllt: Einerseits gelang hier die<br />

soziale Durchmischung von Studenten,<br />

Familien, Pensionisten bis zu Clusterwohnungen,<br />

andererseits verfügt die Anlage<br />

über großartige Höfe, ein klimafittes,<br />

ausgeklügeltes System der Energieversorgung<br />

mit Erdwärme und Bauteilaktivierung<br />

samt Wasseraufbereitung sowie<br />

einem Forschungsprojekt mit Asphaltkollektoren“,<br />

so die Jurybegründung.<br />

Die Generalsanierung und der Zubau des<br />

Prinzersdorfer Rathauses sind für die Jury<br />

wiederum ein Vorzeigebeispiel für zukunftsgerichtetes<br />

Planen und Bauen: Durch<br />

die Revitalisierung des Rathauses aus den<br />

1970er-Jahren wurde der Ortskern von<br />

Prinzersdorf aktiviert, statt einem Neubau<br />

wurde das Objekt ökologisch anspruchsvoll<br />

und ressourcenschonend saniert.<br />

Der Österreichische Betonpreis wird 2025<br />

das nächste Mal vergeben.<br />

www.betondialog.at<br />

Siegerprojekt Neubau:<br />

Wohnquartier Wientalterrassen<br />

Siegerprojekt Revitalisierung:<br />

Generalsanierung Rathaus Prinzersdorf mit Zubau<br />

© Wolfgang Thaler<br />

© Konrad Neubauer


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

22<br />

Magazin<br />

Hollein Calling<br />

Hans Hollein, einziger österreichischer Pritzker-Preisträger<br />

und in den 1960er-Jahren selbstproklamierter<br />

Avantgardist, war Zeit seines<br />

Lebens ein akribischer Kurator seines eigenen<br />

Werkes. Gleichzeitig wurde sein Werk in der Rezeption<br />

oft von seiner Persönlichkeit überstrahlt.<br />

Die Ausstellung „Hollein Calling. Architektonische<br />

Dialoge“ geht dem Phänomen Hollein aus<br />

heutiger Sicht nach. Im Dialog mit Positionen<br />

einer jüngeren Architekturgeneration wird eine<br />

Neubewertung gestartet, die das Werk Holleins in<br />

den aktuellen Diskurs zurückholt.<br />

In der Ausstellung treffen wegweisende Projekte von<br />

Hans Hollein auf heutige Bauten und Projekte von<br />

15 europäischen Architekturbüros, die aktuell mit ihrer<br />

Arbeit Diskurse prägen. Die Hollein-Exponate –<br />

Skizzen, Modelle, Prototypen und Dokumente – stammen<br />

aus dem äußerst umfangreichen „Archiv Hans<br />

Hollein, Az W und MAK“, das seit mehreren Jahren<br />

im Az W aufgearbeitet wird. Sie werden in der Ausstellung<br />

ausgewählten Objekten aus den jüngeren<br />

Architekturbüros gegenübergestellt. Viele der hier<br />

erstmals öffentlich gezeigten Bildquellen ermöglichen<br />

neue Einblicke und Zugänge zu alternativen Gedankensträngen<br />

und unrealisierten Konzeptideen eines<br />

bis jetzt „unbekannten“ Hollein.<br />

Hollein Calling. Architektonische Dialoge<br />

Architekturzentrum Wien<br />

Do 21.09.<strong>2023</strong> – Mo 12.02.2024<br />

www.azw.at<br />

Hans Hollein Zusammenarbeit mit Atelier 4 (FR),<br />

„Vulcania“ – Museum für Vulkanismus, Saint-Ours-<br />

Les-Roches, Frankreich, 1994-2002, Skizze. Blick aus<br />

dem künstlich geschaffenen Krater zurück in Richtung<br />

goldenen Konus und Restaurantgebäude. Bleistift,<br />

Zeichenkohle und Buntstift (Kopie).<br />

© Archiv Hans Hollein, Az W und MAK, Wien<br />

open box<br />

Das GSW-Hochhaus in Berlin (1999), das Museum<br />

Brandhorst in München (2008) oder das neue<br />

Museum M9 in Venedig-Mestre (2018) – farbig<br />

flirrende Fassaden sind eines der Markenzeichen<br />

des 1989 von Matthias Sauerbruch und Louisa<br />

Hutton begründeten Büros. Wie kaum andere<br />

Architekt:innen haben sie Farbe als Material der<br />

Architektur neu definiert und ihr raumbildendes<br />

Potential erkannt.<br />

Die Ausstellung „open box“, die speziell für das aut<br />

gestaltet wurde, gewährt einen einzigartigen Einblick<br />

in das Werk des Büros, das in den letzten 30 Jahren<br />

entstanden ist. Die Ausstellung ist als raumgreifende<br />

Installation konzipiert und zeigt das Schaffen des in<br />

Berlin ansässigen und international tätigen Büros.<br />

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem M9<br />

- Museo del 900 in Venedig-Mestre, der Berlinischen<br />

Galerie in Berlin und der Pinakothek der Moderne in<br />

München präsentiert.<br />

M9 Museum, Venedig-Mestre, 2018<br />

© Alessandra Chemollo / Courtesy M9<br />

sauerbruch hutton – open box<br />

aut. <strong>architektur</strong> und tirol<br />

7. Juli bis 21. Oktober <strong>2023</strong><br />

www.aut.cc


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Die neue Form des Bauens:<br />

klimaaktiv Sanieren<br />

Mit dem klimaaktiv Sanierungsfahrplan geht es<br />

besonders effizient und nachhaltig. Aufträge wie<br />

die Renovierung des Parlaments, das in einem<br />

Zug generalsaniert werden konnte, sind seltene<br />

Glücksfälle in der Arbeit von Architektur- und<br />

Baubüros. Die Realität sieht zumeist anders aus:<br />

Aus wirtschaftlichen oder rechtlichen Gründen<br />

muss beim Sanieren in Etappen über einen längeren<br />

Zeitraum vorgegangen werden. Das Risiko dabei:<br />

Die einzeln durchgeführten Maßnahmen sind<br />

nicht oder nicht optimal aufeinander abgestimmt.<br />

Für Abhilfe sorgt der klimaaktiv Sanierungsfahrplan.<br />

Er ermöglicht auch bei schrittweiser Sanierung eine<br />

gut abgestimmte Gesamtlösung und hilft dabei, Sanierungsprojekte<br />

professioneller, energieeffizienter<br />

und unterm Strich günstiger abzuwickeln. Das gilt<br />

sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht.<br />

Die einzelnen Sanierungsschritte berücksichtigen<br />

den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Widersprüchliche<br />

Einzelmaßnahmen, die teuer ausfallen<br />

können, werden vermieden.<br />

23<br />

© BMK/Hertha Hurnaus<br />

Der klimaaktiv Sanierungsfahrplan ist für Gebäude<br />

jeder Alterskategorie, jeden Typs und sowohl für Einzelobjekte<br />

als auch für die Sanierung ganzer Immobilien-Portfolios<br />

einsetzbar – und zwar in allen für die<br />

Energiebilanz wesentlichen Aspekten: Gebäudehülle,<br />

Fenster, Geschoßdecken und Heizung.<br />

Nähere Informationen:<br />

klimaaktiv.at/sanierungsfahrplan<br />

Magazin<br />

Entgeltliche Einschaltung des BMK<br />

ENERGIE<br />

BÜNDEL<br />

BAUTEILAKTIVIERUNG<br />

KÜHLEN<br />

HEIZEN<br />

Die Bauteilaktivierung macht Decken<br />

und Wände aus Beton zum perfekten<br />

Energiespeicher. So kann erneuerbare<br />

Energie das ganze Jahr zum Heizen und<br />

Kühlen genutzt werden. Das bringt mehr<br />

Komfort und weniger Energiekosten.<br />

Mehr dazu auf<br />

betondialog.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

24<br />

Zukunftsweisende Bautechniken<br />

Bilder: Hong-En,Lin<br />

Aus der Luft gegriffen?<br />

Wasserverschmutzung ist ein weit verbreitetes Problem in Afrika, und der Konsum<br />

von kontaminiertem Wasser über einen längeren Zeitraum hinweg führt zu<br />

Krankheiten und ist eine der Hauptursachen für Todesfälle. Für viele Menschen<br />

dauert es darüber hinaus oft mehrere Stunden, um von zu Hause zu einer Wasserquelle<br />

zu gelangen. Ein Problem dem sich der taiwanesische Architekt Hong-En<br />

Lin mit dem Projekt „Pure Power/Daily Combat Strategy“ annimmt.<br />

Grundlage ist die Wassergewinnung durch Taukondensation<br />

direkt auf den Dächern der eigens entworfenen<br />

besonders wirtschaftlichen Wohngebäude.<br />

Angesichts begrenzter Möglichkeiten der Materialbeschaffung<br />

und des Budgets hat der Architekt die lokale<br />

Webkultur als Inspiration genutzt. Durch gemeinsames<br />

Weben der Familien- und Gemeindemitglieder<br />

können die cleveren Low-Tech-Objekte zur Wassergewinnung<br />

von den Bewohnern selbst hergestellt<br />

werden. Eine Holzstruktur mit stabiler Krümmung<br />

dient als Stütze für das Dach, das mit dem Webmaterial<br />

bedeckt wird. In den Morgenstunden wird so<br />

Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft oder gegebenenfalls<br />

einfach Regenwasser gewonnen, welches<br />

an einer wasserdichten PVC-Schicht abgeleitet wird.<br />

Nach dem Durchlaufen eines einfachen Filtersystems<br />

kann beides in einer Zisterne gespeichert werden.<br />

Die Konstruktion hilft darüber hinaus durch sanfte<br />

Verschattung und den mehrschichtigen Aufbau die<br />

Temperatur der handgefertigten Gebäude zu regulieren.<br />

In Bezug auf die Materialwahl der Wohneinheiten<br />

wird mit einfachen gebrannten Ziegeln und Holz<br />

auf lokal leicht verfügbare und ökologische Rohstoffe<br />

gesetzt. Das notwendige Knowhow kann vor Ort<br />

vermittelt und von einer Gemeinschaft zur anderen<br />

weitergegeben werden. Auf diese Weise soll in den<br />

armen ländlichen Gebieten Afrikas vergleichsweise<br />

hochwertiger und autarker Wohnraum geschaffen<br />

und die Lebensqualität der Familien nachhaltig verbessert<br />

werden.


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25<br />

Zukunftsweisende Bautechniken<br />

Gedrucktes Holz<br />

Holz ist eines der häufigsten Baumaterialien in der<br />

Architektur und Industrie und wird als natürliche<br />

Ressource betrachtet. Trotz seines Potenzials zur<br />

Wiederverwendung, Erneuerung und biologischen<br />

Abbaubarkeit ist die Holzindustrie heute weit entfernt<br />

von einem geschlossenen Kreislauf, da jährlich<br />

Millionen Tonnen Holzabfall anfallen.<br />

Das WoodenWood-Projekt, entwickelt von Arch.<br />

Avraham Cohen, Yuval Berger, Alon Nisan, Yoav Dabas<br />

und dem Direktor von D.DLAB, Arch. Shany Barath,<br />

erkundet das Potenzial zirkulärer Lösungen für<br />

Holzprodukte. Das Ziel ist es, einen kontinuierlichen<br />

Lebenszyklus für Holz zu schaffen, indem ein neuer<br />

Ansatz für das Design mit Abfallmaterialien eingeführt<br />

wird. Das WoodenWood-Projekt dient dafür als<br />

Fallstudie und Proof-of-Concept.<br />

Das Projekt kombiniert traditionelle modulare Holzarbeiten<br />

mit dem robotergesteuertem 3D-Druck einer<br />

rein natürlichen Holzpaste für die Prototypenherstellung<br />

von Sitzmöbeln. Die für den Druck vorbereitete<br />

Holzpaste wird aus „Daika“ hergestellt. Das Material<br />

besteht aus natürlichen Materialien und verschiedenen<br />

Holzabfällen, die derzeit hauptsächlich verbrannt<br />

werden. Die daraus resultierenden Produkte behalten<br />

die einzigartigen Eigenschaften von Holz wie Wärme,<br />

Gefühl und Akustik und können, wie normales Holz<br />

weiterverarbeitet werden. Während bei den ersten<br />

Prototypen solides Rohholz die Struktur des Stuhls<br />

vorgibt, vervollständigt das gedruckte Sägemehl das<br />

geflochtene Rücken- und Sitzteil. Auch vollständig<br />

gedruckte Möbel oder die Kombination mit aus mit<br />

„Daika“ hergestellten Rohplatten ist denkbar.<br />

Neue Verkaufschancen<br />

auf öffentliche<br />

Architektenaufträge<br />

Mit auftrag.at zum<br />

Ausschreibungserfolg<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

26<br />

Zukunftsweisende Bautechniken<br />

Neue Leichtigkeit<br />

Stahlbeton steht global gesehen an der Spitze der meistverwendeten Baumaterialien.<br />

Und das, obwohl sich die Klimabilanz des Werkstoffs leider alles andere als<br />

positiv zeigt. Ein Team der Technischen Universität Dresden machte es sich zur<br />

Aufgabe, das zu ändern. Im Zuge einer materialwissenschaftlichen Forschung entstand<br />

daraus in Kooperation mit dem Architekturbüro HENN das weltweit erste<br />

Gebäude aus Carbonbeton: CUBE.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Stefan Müller, Stefan Gröschel<br />

Der pavillonartige Baukörper befindet sich im Herzen<br />

des Universitätscampus auf dem Fritz-Foerter-Platz.<br />

Er beinhaltet auf 243 Quadratmetern ein Labor, Büro<br />

und Veranstaltungsbereiche der TU Dresden und ist<br />

als Modellprojekt Teil des – vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung geförderten – Projekts<br />

„C3 – Carbon Concrete Composite“. Als erstes Carbonbeton-Gebäude<br />

soll CUBE potenzielle Anwendungsbereiche<br />

des innovativen Werkstoffs und positive<br />

Auswirkungen für den Bausektor aufzeigen.<br />

Anstelle der klassischen Stahlbewehrung kommen<br />

beim Carbonbeton Matten bzw. Stäbe aus Kohlenstofffasern<br />

zum Einsatz. Diese bieten gegenüber<br />

Stahl den Vorteil, dass sie nicht nur korrosionsbeständig<br />

und deutlich leichter sind, sondern auch eine<br />

4- bis 6-fach höhere Zugfestigkeit aufweisen. Gleichzeitig<br />

benötigt das innovative Material weniger Beton<br />

und reduziert so das Gesamtgewicht im Vergleich<br />

zu Stahlbeton auf bis zu ein Viertel. Auf diese Weise<br />

führt Carbonbeton zu CO 2 -Einsparungen und erleichtert<br />

außerdem sowohl Transport als auch Einbau.<br />

Der experimentelle Bau wurde in Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Institut für Massivbau an der TU<br />

Dresden unter der Leitung von Professor Manfred<br />

Curbach und einem Expertenteam aus verschiedenen<br />

Fachbereichen von HENN entwickelt. Parallel arbeiteten<br />

die Projektbeteiligten dabei am Entwurf und<br />

testeten die Gestaltungsoptionen auf ihre technische<br />

Realisierbarkeit. Das Ergebnis ist mit CUBE ein kompaktes<br />

Volumen mit einem zentralen Twist. Es wurde<br />

mithilfe von Halbfertigteilen und Spritzbeton umgesetzt<br />

und rückt die Materialeigenschaften in den<br />

Mittelpunkt. Dach und Wände des Baus gehen dank<br />

der textilen Struktur der Carbonfasern fließend und<br />

fugenlos ineinander über. Auf eindrucksvolle Weise<br />

demonstrieren die elegant gekrümmten Betonschalen<br />

die formale Flexibilität und Gestaltungsfreiheit<br />

des Werkstoffs.<br />

Im Gegensatz zu den Doppelwandsystemen herkömmlicher<br />

Stahlbetonkonstruktionen mit durchschnittlich<br />

40 bis 44 cm konnte man die Wandstärken<br />

auf effiziente 27 cm minimieren. Trotz des<br />

dünnen, materialschonenden Aufbaus beinhalten die<br />

Wände außerdem einen besonderen Clou: In Form<br />

von integrierten, elektrischen Heizungen und Steuerungstechnik<br />

nutzte man mit der Leitfähigkeit der<br />

Carbongitter eine weitere Qualität des Materials.<br />

Großflächige Verglasungen sowie ein langgezogenes<br />

Oberlicht in der geschwungenen Decke komplettieren<br />

den zukunftsweisenden Baukörper. Sie bringen<br />

reichlich Tageslicht ins Innere, setzen die auffällige<br />

Geometrie von CUBE gekonnt in Szene und machen<br />

Lust auf mehr Carbonbeton-Architektur.


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27<br />

Zukunftsweisende Bautechniken


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

28<br />

Zukunftsweisende Bautechniken<br />

© Chiara Becattini<br />

Fertigteil Iglu<br />

Die Norman Foster Foundation hat bei der Eröffnung der diesjährigen Architekturbiennale<br />

in Venedig ihr Forschungsprojekt „Essential Homes“ vorgestellt. Im<br />

Rahmen einer Partnerschaft mit Holcim entwickelten sie ein besonderes Fertigteilhaus,<br />

das vertriebenen Menschen, die über viele Jahre in temporären Siedlungen<br />

wohnen, Sicherheit, Komfort sowie Wohlbefinden bieten soll.<br />

Das Fertighaus wurde von den spanischen<br />

Architekten Alberto Cendoya und Diego<br />

López von der Norman Foster Foundation<br />

entworfen, während Holcim sein technisches<br />

Know-how beisteuerte. Im Vergleich<br />

zu herkömmlichen Bauten der selben Größe<br />

weist das Haus einen um 70 Prozent geringeren<br />

CO 2 -Fußabdruck auf und erfordert<br />

weder ein Fundament noch Ausschachtungen.<br />

Es wurde mit einer Vielzahl nachhaltiger<br />

Bautechniken von Holcim konzipiert,<br />

um es kohlenstoffarm, energieeffizient und<br />

zirkulär zu machen. Das Dach des Hauses<br />

besteht aus aufrollbaren Betonplatten, für<br />

die eine speziell entwickelte Zementmischung<br />

verwendet wurde, die einen um<br />

20 Prozent geringeren CO 2 -Ausstoß aufweist.<br />

Dieser filigran wirkende rollbare Beton<br />

ist eine leicht zu verarbeitende Lösung,<br />

die im Vergleich zu herkömmlichen Anwendungen<br />

deutlich weniger Material verbraucht.<br />

Er muss vor Ort einfach mit Wasser<br />

bespritzt werden und härtet innerhalb weniger<br />

Stunden aus.<br />

Um die Kreislaufwirtschaft zu fördern, setzt<br />

Holcim zudem recycelte Abbruchmaterialien<br />

ein, die als ECOCycle® bekannt sind, um<br />

die Basis des wetterbeständigen Essential<br />

Home zu verstärken. Das zirkuläre Design<br />

mit modularen Einheiten bewirkt, dass alle<br />

Komponenten der „Essential Homes“ am<br />

Ende der Nutzungsdauer wiederverwendbar<br />

oder wiederverwertbar sind. Energieeffiziente<br />

Dämmsysteme, von Elevate-Platten<br />

bis zum CO 2 -armen Airium-Schaum, sorgen<br />

darüber hinaus für thermischen und akustischen<br />

Komfort sowie eine verbesserte<br />

Energieeffizienz. Der Prototyp besteht ausschließlich<br />

aus Produkten, die bereits verfügbar<br />

sind. Er ist also mittelfristig zu 100<br />

Prozent realisierbar wobei die geschätzten<br />

Kosten bei unter 20.000 Euro liegen.<br />

© Mika Cartier<br />

© Chiara Becattini


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29<br />

Zukunftsweisende Bautechniken<br />

Smarter Beton-Deckendruck<br />

Erstmalig wurde in Österreich durch Verwendung von 3D gedruckten Aussparungskörpern<br />

eine deutlich gewichtsreduzierte Decke umgesetzt, welche alle<br />

Kriterien zur Erreichung der Klimaziele 2030 erfüllt. Mit einer Gesamtfläche von<br />

717m², ist die Konstruktion am Bludenzer Bauhof, die in Zusammenarbeit von<br />

Baumit, Concrete 3D und der TU Graz entstand, zudem die weltweit größte Decke<br />

dieser Art.<br />

Bauherr Werit, Architekt Marcus Ender und nicht<br />

zuletzt die Stadt Bludenz als Nutzerin waren vom<br />

Vorschlag einer klimafreundlichen Kassettendecke<br />

angetan. Die Idee ist so einfach wie genial: Durch den<br />

Einbau verlorener Schalungen aus dem 3D-Drucker<br />

werden Material und Emissionen gespart. Mit einer<br />

speziellen Software berechnete man für das Flachdach<br />

insgesammt 792 Verdrängungskörper – jeder<br />

ein Unikat. Concrete 3D druckte diese mit mehr als<br />

60 Tonnen Beton und einer insgesamt 210 Kilometer<br />

langen Druckbahn. Die bis zu 80 Kilogramm schweren<br />

Elemente wurden nummeriert, auf die Baustelle<br />

geliefert, dort mittels Totalstation auf der Schalung<br />

positioniert, dazwischen Bewehrungsstahl verlegt<br />

und das Ganze mit Beton aufgefüllt. Das Ergebnis:<br />

Eine um ein Drittel leichtere Decke, deren Herstellung<br />

etwa 25 Prozent weniger Treibhausgase emit-<br />

tierte. Der Mehraufwand für Handling und Logistik<br />

wird durch die Materialeinsparung und die erweiterten<br />

statischen Möglichkeiten kompensiert. Für die<br />

betonsparende Konstruktion sorgten die Dornbirner<br />

Tragwerksplaner:innen von gbd in Zusammenarbeit<br />

mit dem ITE. Des Weiteren wird in Ausblick auf die<br />

ferne Zukunft auf diesem Weg auch eine einfache<br />

Rückbaubarkeit gewährleistet. Die Konstruktion besteht<br />

lediglich aus Beton und Stahl und kann damit<br />

nach Ende der Nutzungsdauer zu 100 Prozent wiederverwertet<br />

werden.<br />

Bei den Emissionen sehen die Verantwortlichen aber<br />

noch Luft nach oben: Mit dem Einsatz von CO 2 -reduziertem<br />

Beton können weitere Treibhausgase gespart<br />

werden und auch beim Prozess besteht Potenzial.<br />

Früher oder später soll direkt auf der Baustelle<br />

gedruckt werden.<br />

© Janosch Schallert


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

30<br />

Zirkuläres Bauen<br />

Der Klimawandel<br />

wird auf der Baustelle<br />

entschieden<br />

Interview mit Dominik Campanella<br />

Interview: Edina Obermoser<br />

Als Mitgründer und CEO von Concular, der führenden<br />

digitalen Plattform für zirkuläres Bauen, und restado,<br />

dem größten Marktplatz für wiedergewonnene Baustoffe<br />

in Europa, ist Dominik Campanella ein Experte im Bereich<br />

des zirkulären Bauens. Er ist Mitglied im Fachausschuss<br />

für zirkuläres Bauen bei der Deutschen Gesellschaft für<br />

nachhaltiges Bauen (DGNB), Mitinitiator und Konsortialleiter<br />

der DIN SPEC 91484, die einen Branchenstandard für<br />

die Erfassung und Wiedereinbringung von Baumaterialien<br />

schaffen soll, und Mitglied der Leadership Group der EU<br />

Circular Economy Stakeholder Platform für Kreislaufwirtschaft.<br />

Im Interview erklärt er, warum kreislauffähige<br />

Ansätze in der Baubranche so wichtig sind, was für deren<br />

Umsetzung erforderlich ist und wie Concular beteiligte<br />

Akteure bei der Wiedereinbringung von Materialien in<br />

Form von Re-Use und Recycling unterstützt.<br />

Warum ist das Thema zirkuläres Bauen so wichtig<br />

und warum herrscht in der Baubranche so großer<br />

Handlungsbedarf?<br />

Dafür muss man den Kontext zunächst größer setzen.<br />

Die Baubranche ist für 60 % des gesamten Abfallaufkommens<br />

und 40 % des CO 2 -Ausstoßes verantwortlich<br />

und damit mit Abstand der größte Umweltverschmutzer<br />

der Welt. Während wir zu Hause brav<br />

unsere Abfälle sortieren und recyceln ist der Abfall-Rückführungsprozess<br />

im Bausektor bisher überhaupt<br />

nicht etabliert. Betrachtet man die CO 2 -Emissionen<br />

genauer, so macht die Betriebsphase des<br />

Gebäudes nicht einmal die Hälfte aus, die Herstellung<br />

der Materialien hingegen mehr als 50 %. Das Problem<br />

dabei ist, dass wir dem sogenannten Take-Make-Waste-Prinzip<br />

folgen. Wir nehmen Ressourcen, stellen daraus<br />

Materialien her, verbauen diese dann und entsorgen<br />

sie zum Teil nach wenigen Jahren wieder, obwohl<br />

viele von ihnen weitergenutzt werden könnten.


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31<br />

Dominik Campanella<br />

© Thomas Jones © Thomas Jones<br />

Mit Concular entwickelte Dominik Campanella eine spezielle Software zur Aufnahme und Dokumentation von Materialien<br />

und Bauteilen in Bestandsgebäuden. An einem Tag kann das Team damit rund 10.000 m 2 Fläche digitalisieren.<br />

Was versteht man unter zirkulärem Bauen genau?<br />

Zirkuläres Bauen wird heutzutage oft auf das Recycling<br />

reduziert – was wiederum häufig in einem<br />

Downcycling resultiert. Wollen wir hingegen zirkulär<br />

bauen, müssen wir der Circular-Economy-Pyramide<br />

folgen und mittels 9-R-Strategie den gesamten Lebenszyklus<br />

eines Produkts berücksichtigen. Diese<br />

sieht mit Refuse als erste Maßnahme die verstärkte<br />

Arbeit mit dem Bestand vor. Das heißt: Weniger neu<br />

bauen, mehr Gebautes bzw. bereits eingesetzte Ressourcen<br />

nutzen. Wenn wir umbauen oder neu bauen,<br />

gilt es den Materialeinsatz zu reduzieren, also sich<br />

auf Reduce und in weiterer Folge auf Reuse zu fokussieren<br />

und bestehende Materialien im besten Fall<br />

eins zu eins in ihrer ursprünglichen Funktion wiederzuverwenden<br />

– z.B. eine Systemtrennwand oder eine<br />

Brandschutztür. Ist das nicht möglich, kann man Dinge<br />

reparieren, sanieren oder ihnen eine neue Funktion<br />

geben (Repair, Refurbish & Repurpose). Erst als<br />

letztes kommen wir zum (hochwertigen) Recycling<br />

oder der thermischen Verwertung (Verbrennung) im<br />

Sinne von Recover.<br />

Welche Vorteile bieten zirkuläre Bauten?<br />

Ein Vorteil ist natürlich die ökologische Komponente:<br />

Durch stringentes, kreislaufgerechtes Bauen können<br />

global gesehen bis zu 13 % des CO 2 eingespart werden.<br />

Auch die EU-Kommissarin Ursula von der Leyen<br />

misst der Circular Economy einen zentralen Stellenwert<br />

bei und sieht in ihr einen der wesentlichen<br />

Faktoren zur Erreichung der Klimaziele. Aus ökonomischer<br />

Sicht birgt das Thema ebenfalls jede Menge<br />

Potenzial. Selbst ohne Förderungen ist zirkuläres<br />

Bauen per se nicht teurer als konventionelles, denn<br />

gebrauchte Materialien werden oft zum gleichen oder<br />

günstigeren Preis verkauft. Und das ist noch nicht alles:<br />

Zum einen kommt es durch die Wiederverwendung<br />

von Materialien zu Kosteneinsparungen bei der<br />

Entsorgung und ggf. dem Kauf neuer Bau stoffe. Zum<br />

anderen kann ein Verkauf sogar noch Geld einbringen.<br />

Aus dem ursprünglichen Kostenblock wird also<br />

ein Wertblock.<br />

Welche Voraussetzungen müssen für zirkuläres<br />

Bauen geschaffen werden bzw. welche Maßnahmen<br />

sind notwendig?<br />

Aus technischer Sicht steht dem zirkulären Bauen<br />

nichts im Wege. Materialien können aus Gebäuden<br />

entnommen, aufbereitet und wieder eingebaut werden.<br />

Dabei gilt es aber verschiedene Herausforderungen<br />

zu bewältigen: Der erste Punkt ist, dass wir oft<br />

nicht wissen, was in Gebäuden verbaut ist. Vor einem<br />

Rückbau benötigt man also bei bestehenden Bauten<br />

zunächst einen Überblick über die Materialien. Bei<br />

Neu- oder Umbauten sollte man so einen Katalog<br />

künftig von vornherein integrieren. Beide Szenarien<br />

haben wir bei Concular mitbedacht und gelöst. Neben<br />

den Materialien selbst stellen auch Regularien<br />

und Normierungen ein Problem dar: Sie sind auf lineare<br />

Prozesse ausgerichtet und berücksichtigen kreislaufgerechtes<br />

Bauen nicht. Angefangen von erneuten<br />

Zertifizierungen für ein bereits zertifiziertes Material<br />

bis hin zur steuerlichen Behandlung gibt es viele<br />

Hürden, welche die Kosten erhöhen. Während beim<br />

Kauf eines Gebrauchtwagens in Deutschland keine<br />

Mehrwertsteuer bezahlt werden muss, fällt diese bei<br />

recycelten Baumaterialien zweimal an. Zudem ist die<br />

Baubranche eine der letzten Industrien, die nicht über<br />

Rücknahmesysteme verfügt (wie z.B. Pfand auf Flaschen).<br />

Als letztes besteht auch aus regulatorischer<br />

und fördertechnischer Sicht einiges an Aufholbedarf.<br />

Anstatt weiterhin nur klimaschädliche Bauweisen zu<br />

subventionieren, müssen zirkuläre Ansätze entsprechend<br />

honoriert werden. Um das ökonomische Ungleichgewicht<br />

auszugleichen, ist eine neue Gebührenordnung<br />

für Architekt:innen erforderlich. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

32<br />

Zirkuläres Bauen<br />

© Thomas Jones<br />

Im Zuge des Umbaus für die Fußball-Europameisterschaft 2024 digitalisierte Concular 10.000 m 2 der Mercedes-Benz- Arena in<br />

Stuttgart und rettete unter anderem die roten Klappstühle – für die man neue Besitzer:innen fand – vor der Deponie.<br />

© Thomas Jones<br />

Wie müssen sich Planungsprozesse/Ausschreibungen<br />

verändern, um zirkuläres Bauen zu fördern?<br />

Ausschreibungstexte sind häufig sehr eng gefasst<br />

und stellen aufgrund von fehlender Flexibilität zum<br />

Teil eine große Herausforderung für zirkuläres Bauen<br />

dar. Mit Concular entwickeln wir aktuell einen Leitfaden<br />

für die öffentliche Hand. Dieser verdeutlicht,<br />

wie kreislauffähige Ansätze in Ausschreibungen ermöglicht<br />

und gefördert werden können. Dafür gilt<br />

es Jahrzehnte alte Prozesse zu verändern – das ist<br />

nicht einfach, aber machbar. Außerdem wird sich<br />

auch das Berufsbild von Architekt:innen verändern<br />

und ein Umdenken notwendig machen. Gemäß dem<br />

Grundsatz „form follows availability“ muss die Planung<br />

künftig verstärkt an die vorhandenen Materialien<br />

angepasst werden und nicht umgekehrt.<br />

Wie entstand Concular und wie löst<br />

es diese Probleme?<br />

Alles begann mit restado – einem Marktplatz für wiedergewonnene<br />

Baustoffe – den wir zum größten in<br />

Europa aufbauten. Aufgrund von fehlender Logistik<br />

(Management von Quantität, Qualität, Zeitpunkt, Ort<br />

etc.), erreichten wir mit ihm aber in erster Linie private<br />

und kleinere Kunden. Da wir noch mehr verändern<br />

wollten, beschäftigten wir uns schließlich mit den<br />

Anforderungen größerer Bauprojekte und schufen<br />

mit Concular schließlich eine Lösung im Bereich des<br />

kreislauffähigen Bauens für professionelle Akteure in<br />

der Baubranche. Die Plattform widmet sich der Digitalisierung<br />

und Weitervermittlung von Materialien in<br />

neuen und bestehenden Gebäuden. Für Neubauten<br />

arbeiten wir mit dem – von uns mitentwickelten – Gebäuderessourcenpass.<br />

Dieser gibt bei einem späteren<br />

Um- bzw. Rückbau Auskunft über die verbauten<br />

Materialien oder hilft bei Auswertungen für bestimmte<br />

Zertifizierungen. Die große Herausforderung liegt<br />

aber natürlich im Bestand. Hier kommt unsere eigene<br />

Software zum Einsatz, mit der wir alle Materialien<br />

aufnehmen und bereits vor einem etwaigen Rückbau<br />

eine Art Gebäudeinventar erstellen. Im Anschluss<br />

bringen wir die Materialien über Hersteller, verarbeitende<br />

Unternehmen oder Recyclingfirmen wieder in<br />

den Kreislauf ein.<br />

Wie sieht der Ablauf beim Bauen mit Concular aus<br />

und wie funktioniert die Logistik?<br />

Bei Bestandsprojekten vermitteln wir die Materialien,<br />

bevor der eigentliche Rückbau stattfindet. Zurückbauen<br />

lassen wir nur, was auch verkauft wurde. Nicht<br />

verkaufte Elemente werden konventionell abgerissen,<br />

wodurch aber keine Mehrkosten anfallen. Auftraggeber:innen<br />

erhalten dann eine Liste mit den verkauften<br />

Materialien, welche die Basis für die Ausschreibung<br />

des selektiv werterhaltenden Rückbaus bildet. Über<br />

unsere Logistikunternehmen gelangen die ausgebauten<br />

Materialien dann entweder direkt zu den Kund:innen<br />

oder in eines unserer Lager. Die oft komplexe logistische<br />

Abstimmung von Zeiträumen und Distanzen<br />

können wir aufgrund der großen Menge an Interessierten<br />

auf unserer Plattform bewältigen.<br />

© Marian Wentz<br />

Auch beim Umbau des FAZ-Campus in Frankfurt legte<br />

Concular mit der Aufnahme des Bestands den Grundstein<br />

für einen selektiv werterhaltenden Rückbau und<br />

brachte Materialien wie Ziegelfassaden und moderne<br />

Stahlkonstruktionen wieder in einen Kreislauf ein.<br />

© Marian Wentz


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Wie lange dauert die Digitalisierung eines<br />

bestehenden Gebäudes?<br />

Für 10.000 m 2 benötigen wir vor Ort in etwa einen<br />

Tag. Dazu kommen dann noch Vor- und Nachbearbeitung.<br />

Speziell in Gebäuden in denen noch Menschen<br />

wohnen bzw. arbeiten, oder wo der Rückbau<br />

zeitnah stattfinden soll, sind Schnelligkeit und Effizienz<br />

sehr wichtig. Außerdem lassen sich so die Kosten<br />

möglichst gering halten.<br />

Können Sie die Funktionsweise von Concular<br />

anhand eines Beispielprojekts erklären?<br />

Ein spannendes Projekt, das Bestandserhalt und<br />

vor Ort Re-Use kombiniert, ist der Karstadt am<br />

Hermannplatz in Berlin. Dort haben wir vor dem<br />

Umbau 40.000 m 2 des bekannten Kaufhauses digitalisiert.<br />

Die aufgenommenen Materialien bildeten<br />

dann die Grundlage für den ausgelobten<br />

Architekturwettbewerb und mussten von den teilnehmenden<br />

Büros in die Planung integriert werden.<br />

Ein weiteres Beispiel ist der FAZ-Campus in Frankfurt,<br />

der um- und rückgebaut wird. Dort konnten wir<br />

unter anderem in Kooperation mit Wienerberger –<br />

einem unserer größeren Partner – Ziegelmauerwerk<br />

zurückbauen und wiedereinbringen. Auch eine komplette<br />

Verbindungsbrücke zwischen zwei Gebäuden<br />

wird hier aus- und wieder eingebaut.<br />

Und zum Abschluss möchte ist noch das VfB-Stuttgart<br />

Stadion erwähnen, das man für die Fußball-Europameisterschaft<br />

2024 umbaut. Dort haben wir<br />

unter anderem die Haupttribüne digitalisiert und<br />

weitervermittelt – von den Fenstern bis hin zu den<br />

Klappstühlen, die jetzt wahrscheinlich bei vielen Fans<br />

zu Hause einziehen durften.<br />

Es gibt bei Concular also nicht nur konventionelle<br />

Materialien, sondern auch skurrilere?<br />

Richtig, die Produktauswahl ist sehr individuell. Das<br />

Angebot richtet sich nach der Verfügbarkeit und<br />

dem Potenzial an eingesparten Ressourcen und CO 2 .<br />

Der Standard sind natürlich Ziegelsteine, Holzbalken<br />

und andere Bestandteile von Gebäuden. Wir hatten<br />

aber bereits außergewöhnliche Materialien wie eine<br />

Bowlingbahn oder eine Sauna, für die wir neue Besitzer:innen<br />

finden konnten.<br />

Was ist Ihre Vision für die Zukunft?<br />

Unser Ziel ist es, kreislaufgerechtes Bauen zum Standard<br />

zu machen. Mit Concular wollen wir alle Akteure<br />

bei diesem Wandel hin zu einer zirkulären Bauwirtschaft<br />

unterstützen. Das versuchen wir zum einen, indem<br />

wir die benötigten Tools und Informationen rund<br />

um die verschiedenen Baumaterialien und deren Zirkularität<br />

zur Verfügung stellen, zum anderen indem wir<br />

uns aktiv an Gesetzgebung und Normung beteiligen.<br />

Letztendlich wird der Klimawandel auf der Baustelle<br />

entschieden. Deshalb herrscht in der Baubranche so<br />

dringender Handlungsbedarf. Eine klimafreundliche<br />

Entwicklung kann aber nur dann funktionieren, wenn<br />

alle Beteiligten an einem Strang ziehen und verstärkt<br />

auf Bestandserhalt sowie zirkuläre Modelle setzen.<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

34<br />

Nachhaltig bauen


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

35<br />

Lendager<br />

Geschlossener<br />

Materialkreislauf<br />

Svanen Kindergarten / Gladsaxe, Dänemark / Lendager<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Rasmus Hjortshøj<br />

Vom hässlichen Entlein zum Schwan – nördlich von Kopenhagen<br />

verwandelte das Architekturbüro Lendager<br />

ein stillgelegtes Schulgebäude in den Kindergarten<br />

Svanen (der Schwan). Anstatt eines einfachen Abrisses<br />

entschied man sich dabei für ein zirkuläres<br />

Upcycling-Projekt, welches Abbruch, Entwicklung und<br />

Umsetzung eines neuen Designs auf vorbildliche Art<br />

und Weise vereint: Die recycelten Überreste der Schule<br />

verwendete man für die Errichtung des Neubaus am<br />

gleichen Standort wieder.<br />

Das alte Schulhaus in der Kommune Gladsaxe am<br />

Nordrand der dänischen Hauptstadt stand bereits<br />

seit einigen Jahren leer. Es wurde nicht mehr genutzt<br />

und sollte einem neuen Kinderhaus weichen. Mit einer<br />

Machbarkeitsstudie evaluierte man im Vorfeld<br />

die realisierbaren Optionen für den Umbau bzw. die<br />

Umnutzung des Bestands. In enger Zusammenarbeit<br />

mit den wichtigsten Projektbeteiligten – darunter die<br />

Gemeinde als Bauherrin sowie diverse Abrissunternehmen<br />

– führte das Planerteam von Lendager dafür<br />

eine Reihe projektspezifischer Analysen durch und<br />

identifizierte schließlich einen Rückbau mit Neuerrichtung<br />

des Gebäudes als beste Lösung. In weiterer<br />

Folge lobte man einen Wettbewerb für einen<br />

behutsamen und damit nachhaltigen Abbruch des<br />

in die Jahre gekommenen Bildungsbaus aus, der die<br />

Grundlage für den zukünftigen Kindergarten bildete.<br />

Dieser prozessorientierte Ansatz wurde später<br />

von der Danish Association of Construction Clients<br />

(DACC), dem dänischen Bauherren-Verband, als Paradebeispiel<br />

für die Umsetzung und Förderung kreislauffähiger<br />

Bauprojekte hervorgehoben. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

36<br />

Nachhaltig bauen<br />

Die umfangreichen Vorarbeiten flossen daraufhin in<br />

den Entwurf des Svanen Kindergartens ein. Nach<br />

dem „Form-follows-ability“-Prinzip orientierte man<br />

sich an den verfügbaren Teilen der bestehenden<br />

Struktur. Unter Berücksichtigung der inhärenten –<br />

materiellen und kulturellen – Qualitäten entwickelten<br />

die Architekten ein neues Design, welches das Ausschussmaterial<br />

respektvoll integrierte und es sowohl<br />

aus funktioneller als auch aus ästhetischer Sicht an<br />

aktuelle Maßstäbe adaptierte.<br />

Wo früher der mehrgeschossige Schulkomplex<br />

stand, befindet sich nun – angepasst an die jungen<br />

Nutzer – ein kleinteiliges Ensemble, das sich aus<br />

mehreren, einstöckigen Volumen zusammensetzt.<br />

Sie fügen sich als langgezogene Riegelbauten mit<br />

archetypischen Satteldächern in Längsrichtung parallel<br />

aneinander. Von der rückseitigen Straße sowie<br />

den vorgelagerten Grünflächen aus sind jeweils die<br />

Queransichten mit ihren einzelnen, spitzen Giebeln<br />

zu sehen. Eingebettet in einen liebevoll gestalteten<br />

und bepflanzten Außenbereich mit Sportplatz, Spielplatz<br />

und Spazierwegen wirkt der Kindergarten damit<br />

wie ein kleines Dorf. Intern funktionieren die Häuser<br />

als zusammenhängende Einheit. Im Zentrum des<br />

U-förmigen Grundrisses entsteht ein geschützter<br />

Innenhof mit einer Orangerie, die zugleich den Eingangsbereich<br />

darstellt. Der glashausartige Vorbau<br />

erschließt den linken und den rechten Flügel, in dem<br />

je vier Gruppen mit eigenen Gemeinschafts- und Sanitärbereichen<br />

untergebracht sind.<br />

Zu den rückgewonnenen Fragmenten der Gladsaxe<br />

Schule gehören nicht nur rund 6.000 Tonnen Beton,<br />

sondern auch Stahlelemente einer Originalfassade<br />

aus den 1960er-Jahren und Holzsparren aus<br />

der einstigen Turnhalle. Die Sparrengebinde wurden<br />

im Stück aus- und in der Orangerie sichtbar wieder<br />

eingebaut. Rund 12.000 Ziegel der alten Dacheindeckung<br />

konnte man vollständig erhalten. Eine Schuluhr<br />

und andere kleinere Dinge rettete man ebenfalls<br />

vor der Deponie und schenkte ihnen im Inneren des<br />

Kinderhauses ein zweites Leben. Dort sollen sie<br />

nun an den Bau erinnern, der einst an dieser Stelle<br />

stand. Auch sonst setzte das Planerteam die Materialien<br />

kreativ – und teils zweckentfremdet – ein und<br />

erzeugte damit eine collagenhafte Optik: So zeigen<br />

sich beispielsweise die Dachflächen und Ansichten<br />

der einzelnen Baukörper ganz unterschiedlich. Während<br />

einige von ihnen neue, horizontale Holzschalungen<br />

kleiden, sind andere in vertikal strukturiertem<br />

Trapezblech, hellem Klinker oder Dachziegeln<br />

in kräftigem Rot ausgeführt. Das Innere der kleinen<br />

Häuser ist gleichermaßen teils von den wiederverwendeten<br />

Baustoffen und Oberflächen geprägt. Dazu<br />

kombinierte man neue, naturbelassene Elemente.<br />

Unverkleidete Holzbalken und -einbauten sorgen gemeinsam<br />

mit einer schlichten Materialpalette in Naturtönen<br />

im gesamten Kindergarten für ein angenehmes<br />

Ambiente, in dem sich die Kinder wie zu Hause<br />

fühlen sollen. Sämtliche Räume erstrecken sich offen<br />

bis unters Dach, wo Deckenplatten aus Holzwolle mit<br />

ihrer feinen Struktur die Akustik regulieren. Dank<br />

Cradle-to-Cradle-Zertifizierung passen die Paneele<br />

perfekt zum nachhaltigen Konzept des Projekts. u


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37<br />

Lendager


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

38<br />

Nachhaltig bauen<br />

Die Innenräume erstrecken<br />

sich bis unter den<br />

First und lassen die Volumen<br />

wie kleine Häuser<br />

wirken. Holzwolleplatten,<br />

helles Linoleum und hölzerne<br />

Akzente schaffen<br />

eine kinderfreundliche<br />

Umgebung.<br />

Durch die Kombination aus recycelten und lokalen<br />

Werkstoffen konnte man große Mengen an CO 2 und<br />

Ressourcen einsparen und zusätzlich die Arbeitsabläufe<br />

optimieren. Die Koordination der kreislauffähigen<br />

Abriss- und Bauarbeiten erforderte einiges an<br />

Logistik: Zunächst stand mit der Kartierung eine Bestandsaufnahme<br />

auf dem Programm, um einen Überblick<br />

über die vorhandenen Materialien und deren Eigenschaften<br />

zu erhalten. Dieser Katalog diente dann<br />

als Ausgangspunkt für die Rückgewinnung und den<br />

Entwurf des neuen Gebäudes. Die Baustoffe arbeitete<br />

man vor Ort auf und lagerte sie bis zur Verwendung<br />

direkt auf dem Grundstück – auf dem ehemaligen<br />

Sportplatz der Schule. All diese Maßnahmen machen<br />

das innovative Projekt laut den Planern zum weltweit<br />

ersten, komplett zirkulären Kindergarten und brachten<br />

ihm eine Auszeichnung mit dem skandinavischen<br />

Umweltzeichen Nordic Swan Ecolabel ein.


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39<br />

Lendager<br />

Mit der zirkulären Bauweise gingen Lendager Architekten<br />

nicht nur einen umweltfreundlichen Weg, sondern<br />

zollten auch der alten Schule von Gladsaxe und<br />

deren Geschichte ihren Respekt. Sie wird im wahrsten<br />

Sinne des Wortes Teil des Svanen Kindergartens<br />

und verleiht ihm durch die recycelten Materialien einen<br />

hohen emotionalen Wert. Gleichzeitig demonstriert<br />

das Projekt einmal mehr, dass sich Nachhaltigkeit<br />

und Ästhetik keinesfalls ausschließen und ein<br />

sparsamer Umgang mit Ressourcen nicht zwingend<br />

in einer Sanierung oder Umnutzung resultieren muss.<br />

Denn selbst wo Abbruch und Neubau die ökonomischere<br />

Wahl darstellen, können Bestandsgebäude als<br />

ressourcenschonende Re- und Upcycling-Bauteillager<br />

verstanden und eingesetzt werden. Re-Use-Konzepte<br />

stecken für Bauherren, Planende und Ausführende<br />

zwar voller Herausforderungen, aber auch<br />

voller Potenzial. Mit der Wiederverwendung von<br />

Werkstoffen erhalten Neubauten einen ganz besonderen<br />

– klimafreundlicheren – Charme.<br />

•<br />

Svanen Kindergarten<br />

Gladsaxe, Dänemark<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

Bauleitung:<br />

Generalunternehmung:<br />

Gemeinde Gladsaxe<br />

Lendager<br />

Niras<br />

Sweco (Ausführungsplanung)<br />

Ason<br />

Grundstücksfläche: 5.000 m 2<br />

Nutzfläche: 1.436 m 2<br />

Planungsbeginn: 2019<br />

Baubeginn: 2020<br />

Fertigstellung: 2022<br />

Baukosten: 54 Mio. DKK (7.2 Mio. €)<br />

www.lendager.com<br />

„Lendager steht für eine Architektur des Wandels, die die größten<br />

Herausforderungen unserer Zeit in ästhetische, funktionale<br />

und nachhaltige Gebäude verwandelt. Wir sind der festen Überzeugung,<br />

dass wir uns für die erfolgreiche Verwaltung unserer<br />

Ressourcen und die Sicherung unserer menschlichen Existenz<br />

in Zukunft auf die Wiederverwendung und Neukonfiguration von<br />

Materialien in allen Maßstäben konzentrieren müssen – sowohl<br />

in kleineren Ökosystemen als auch im urbane Stadtgefüge.“<br />

Lendager


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

40<br />

Nachhaltig bauen<br />

Alles im<br />

(zirkulären) Fluss<br />

Primeo Energie Kosmos / Münchenstein, Schweiz / Rapp<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Beat Ernst<br />

Im Rahmen des 125-jährigen Bestehens der Genossenschaft<br />

Elektra Birseck Münchenstein (EBM) galt es am<br />

Hauptsitz des Unternehmens bei Basel, das bereits<br />

existierende Elektrizitätsmuseum zu sanieren und um<br />

einen Neubau zu ergänzen. Als interaktiver Ort der Bildung<br />

und Wissensvermittlung sollte der neue, zweiteilige<br />

Komplex unter dem Titel Primeo Energie Kosmos<br />

das Areal erweitern und bei Interessierten sowie Schülern<br />

unterschiedlichen Alters künftig ein Bewusstsein<br />

für Klima und Energie schaffen. Für den Entwurf des<br />

neuen Science- und Erlebniscenters ließen sich die<br />

Architekten nach dem Motto „Panta rhei“ – alles fließt<br />

– vom Fluss des Stroms inspirieren und interpretierten<br />

das Bauen selbst als alternierenden, transformativen<br />

Prozess. Schließlich wollte man, dass der jüngste Zuwachs<br />

auf dem Firmengelände auch die nachhaltigen<br />

Werte des engagierten Energielieferanten repräsentiert.<br />

Um den CO 2 -Ausstoß zu minimieren, entschied<br />

man sich deshalb im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips<br />

für die Verwendung von recycelten Bauteilen.<br />

Klimawandel und Energiewende sollten im Zuge dessen<br />

sowohl im modernisierten Altbau als auch im neuen<br />

Gebäudeteil hautnah erlebbar sein. Während das<br />

bestehende Haus als Erlebniszentrum wissenschaftliche<br />

Zusammenhänge anschaulich verdeutlicht, laden<br />

im neu errichteten Trakt eine Erlebnisshow, Workshops<br />

und Experimente zum Entdecken, Begreifen<br />

und Mitmachen ein. Neben den Ausstellungsflächen<br />

fungiert auch der Neubau als nachhaltiges Anschauungsobjekt:<br />

Er besteht zu über zwei Dritteln aus wiederverwendeten<br />

Materialien, B-Ware oder Abfallprodukten.<br />

Dazu kommen nachwachsende Rohstoffe aus<br />

der Region, die den Bedarf an grauer Energie weiter<br />

reduzieren. Wo Re-Use – aufgrund von Statik, Regulatorien<br />

oder Wirtschaftlichkeit – nicht möglich war,<br />

setzte man auf recycelbare Werkstoffe. Diese wurden<br />

möglichst hochwertig, unbehandelt und sortenrein<br />

gewählt. Bei einem späteren Rück- oder Umbau lassen<br />

sich die Materialien so wiederum dem Kreislauf zuführen<br />

und machen das Gebäude rundum zirkulär. u<br />

Das Schweizer Energieversorgungsunternehmen<br />

Primeo Energie wirbt damit,<br />

seinen Kunden den Ökostrom<br />

direkt „von der Natur nach<br />

Hause“ zu liefern und so zu<br />

einer nachhaltigeren Zukunft<br />

beizutragen. Passend zu<br />

dieser Philosophie realisierte<br />

das Architekturbüro Rapp<br />

auf dem Firmengelände mit<br />

dem Primeo Energie Kosmos<br />

ein Science- und Erlebniscenter.<br />

Dabei legten die Planer<br />

den Fokus auf die Themen<br />

Energiewende und Klimaneutralität<br />

und errichteten<br />

das Museum in zirkulärer<br />

Bauweise.


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41<br />

Rapp


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

42<br />

Nachhaltig bauen


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43<br />

Rapp<br />

Holz-Rippendecken ermöglichen<br />

große Spannweiten und bleiben<br />

in sämtlichen Bereichen sichtbar.<br />

Wiederverwendete Eichendielen<br />

und eine Wendeltreppe aus Stahl<br />

komplettieren den Innenausbau.<br />

Der dreigeschossige Kubus ist als Holzskelettbau<br />

ausgeführt. Mit Spannweiten von bis zu 7,5 m bleibt<br />

die Massivholz-Konstruktion weitgehend unverkleidet<br />

und prägt mit ihren gemaserten Oberflächen<br />

sämtliche Räume. Bodenplatte und Fundamente<br />

wurden aus Recyclingbeton gefertigt. Auf dem Dach<br />

gibt es unter einer Pergola mit Photovoltaikanlage<br />

– die sich ebenfalls aus alten und neuen Paneelen<br />

zusammensetzt – geschützten Platz für Events im<br />

Freien. Im Inneren des Science-Museums verbindet<br />

ein Luftraum mit einer Wendeltreppe aus Stahl die<br />

erste und die zweite Etage. Beim Holzbelag der Stufen<br />

handelt es sich um die Überbleibsel einer einstigen<br />

Bautreppe. Die Hälfte des Eichendielenbodens<br />

im Obergeschoss stammt aus einem 1911 errichteten<br />

Bootshaus in einer Nachbargemeinde. Auch sonst<br />

kamen beim Innenausbau überwiegend recycelte<br />

Materialien und Restposten aus der Umgebung zum<br />

Einsatz, die man über eine Bauteilbörse besorgte –<br />

von einer gesamten Küche bis hin zu Trennwänden,<br />

Fliesen und Armaturen in den Sanitärbereichen. Die<br />

Fliesen erhielt man auf diesem Wege als Produktionsausschuss<br />

von den Herstellern. Sogar die Lampen<br />

wurden aus Abrissobjekten gerettet und anschließend<br />

instandgesetzt. Mit modernen LED-Leuchtmitteln<br />

ausgestattet, bilden sie nun die Grundlage des<br />

neuen Beleuchtungskonzepts.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

44<br />

Nachhaltig bauen<br />

Mit dem Primeo Energie Kosmos in Münchenstein<br />

schafften die Architekten von Rapp nicht nur ein<br />

nachhaltiges, zirkuläres Pionierprojekt, sondern verdeutlichten<br />

zugleich die Herausforderungen des Planens<br />

und Bauens von morgen. Re-Use und Recycling<br />

erfordern neben Flexibilität und Kompromissbereitschaft<br />

eine enge Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten.<br />

Dabei kommt es aus ökonomischer Sicht zu<br />

einer Wertschöpfungsverlagerung, bei der zum einen<br />

die billigen Materialien die höheren Planungs- und<br />

Handwerkskosten ausgleichen und zum anderen<br />

auch die Digitalisierung eine zentrale Rolle spielt.<br />

Das Science- und Erlebniscenter sensibilisiert Besucher<br />

auf dem Campus des Schweizer Energieversorgers<br />

für wichtige Klima- und Energiethemen und<br />

verspricht Jung und Alt gleichermaßen Aha-Momente.<br />

Zugleich geht der neue, zirkuläre Bau selbst mit<br />

bestem Beispiel voran. Denn in Sachen Klimaschutz<br />

fließt künftig idealerweise alles nur noch auf eine<br />

Weise: in einem geschlossenen Kreislauf. •<br />

Die Balkone umhüllt eine Stahl-Gitterstruktur<br />

aus recycelten Strommasten.<br />

Selbst in den Sanitärbereichen halten mit<br />

100 Jahre alten Türen und Restbeständen<br />

wie Fliesen Re-Use-Materialien Einzug.<br />

Bei der Fassade des Holzbaus entschied man sich für<br />

Kompaktlaminat-Verschnitt von einer Baustelle in Luzern.<br />

Die Reststücke erwiesen sich trotz zusätzlichem<br />

Planungs- und Montageaufwand nicht nur als ressourcenschonende,<br />

sondern auch als kostengünstige<br />

Alternative. Vor den Ansichten wird eine Struktur aus<br />

Strommasten einer einstigen Hochspannungsleitung<br />

des Schweizer Netzbetreibers Swissgrid zum besonderen<br />

Hingucker. Die 60 Jahre alten Elemente legen<br />

sich wie verzweigte Äste als leichte Hülle vor die umlaufenden<br />

Laubengänge aus Stahl, die gleichzeitig als<br />

Fluchtweg dienen. Während die Gittermasten zuvor<br />

Strom transportierten, erhalten sie mit einer neuen<br />

Acrylbeschichtung als Rankhilfe für Kletterpflanzen<br />

ein zweites Leben. Ein grünes Blätterkleid soll das hölzerne<br />

Ausstellungsgebäude in Zukunft auf natürliche<br />

Weise verschatten und so zur passiven Regulierung<br />

des Raumklimas beitragen. Die Umsetzung des Rankgerüsts<br />

erfolgte mittels parametrischer Software und<br />

verlangte den Architekten aufgrund von Abweichungen<br />

von bis zu 10 cm bei den Stahleinzelteilen jede<br />

Menge Kreativität ab.<br />

Auch sonst musste der Planungsprozess infolge der<br />

zirkulären Bauweise völlig umgekrempelt werden.<br />

Anstatt eine fixe Idee zu verfolgen, orientierte sich<br />

das Planerteam an den vorhandenen Materialien und<br />

passte den Entwurf den Verfügbarkeiten entsprechend<br />

an. Mithilfe von digitalen Modellen bewältigte<br />

man die Koordination der Bauteile und behielt bei<br />

Mengen und Geometrien auch auf den Partner-Baustellen<br />

des Restmaterials den Überblick.


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45<br />

Rapp<br />

OG 2<br />

OG 1<br />

EG<br />

Primeo Energie Kosmos<br />

Münchenstein, Schweiz<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Landschaftsplanung:<br />

Forschungspartner:<br />

HKLS & Bauphysik:<br />

Elektroplanung:<br />

Sanitärplanung:<br />

Solarplanung:<br />

Ausstellungsplaner:<br />

Nutzfläche: 580 m 2<br />

Planungsbeginn: 07/2020<br />

Bauzeit: 08/2021 – 03/2022<br />

Fertigstellung:<br />

10/2022 (Eröffnung)<br />

www.rapp.ch/de<br />

EBM (Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein)<br />

Rapp AG<br />

Bryum<br />

EPFL Structural Xploration Lab<br />

Waldhauser+Hermann<br />

Pro Engineering<br />

Anima Engineering<br />

aventron<br />

Bellrat Partner<br />

„Beim Neubau wurden vorwiegend Holz<br />

und Stahl verbaut, darunter auch Teile aus<br />

anderen Objekten, die rund hundert Jahre<br />

alt sind. Mit dem Einsatz von BIM konnten<br />

wir sehr viel Zeit und Kosten einsparen. Wir<br />

haben somit Bewährtes optimiert und neue<br />

Wege beschritten.“<br />

Jacek Wieckowicz<br />

Projektleiter Architektur Rapp AG


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

46<br />

Nachhaltig bauen<br />

Rigoros nachhaltig<br />

Pavillon der Lea Bridge Bibliothek / London / Studio Weave<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Jim Stephenson<br />

Mit der Erweiterung der im Osten Londons situierten<br />

und unter Denkmalschutz stehenden Lea Bridge<br />

Library um ein Café und einen flexiblen Gemeinschaftsraum<br />

mit optimierter Anbindung an die Gärten der<br />

Bibliothek ist es dem in London ansässigen Architekturbüro<br />

Studio Weave gelungen, das bürgerliche Herz<br />

des Stadtbezirks Waltham Forest wieder zum Schlagen<br />

zu bringen.<br />

Im Zuge einer Phase des kulturellen Wachstums und<br />

Wandels rund um die im Londoner Stadtteil Waltham<br />

Forest gelegene Lea Bridge Road, ergründete das<br />

ortsansässige Studio Weave die sich verändernde<br />

Rolle einer Bibliothek in der modernen urbanen Infrastruktur<br />

und konzipierte, basierend auf den eigenen<br />

Erkenntnissen, einen neuen Flügel, der sowohl Raum<br />

zum Studieren und Lernen als auch für Kommunikation<br />

und Beisammensein bietet.<br />

Blick ins Grüne<br />

Der neu geschaffene Anbau schmiegt sich an die<br />

Rückseite der bestehenden Bibliothek im edwardianischen<br />

Stil aus rotem Backstein und nimmt die<br />

westliche Grenze des Geländes ein, um sich gleichzeitig<br />

in Richtung der Grünfläche der angrenzenden<br />

Friendship Gardens zu orientieren. Eine bestehende<br />

Gartenmauer diente den Architekten als strukturelles<br />

Rückgrat und schafft eine offene Verbindung zu den<br />

Gärten. Die Überkopfverglasung und die schwebende<br />

Decke aus Holzlatten werden von auskragenden<br />

Balken aus hochfestem Furnierschichtholz getragen,<br />

sodass die vom Boden bis zur Decke reichende Verglasung<br />

entlang der gesamten Ostfassade ungestörte<br />

Ausblicke eröffnet und eine visuelle und physische<br />

Verbindung zu den Friendship Gardens herstellt. u


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47<br />

Studio Weave


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

48<br />

Nachhaltig bauen<br />

Reminiszenz an den Backstein<br />

Die Gestalt des stringenten, rechteckigen Grundrisses,<br />

die nur durch einen markanten halbkreisförmigen<br />

Glasausschnitt aufgelöst wird, ist das Ergebnis<br />

der Reaktion der Architekten auf den Baumbestand.<br />

Hier wölbt sich der Pavillon nach innen und erhebt<br />

sich über das Wurzelwerk einer nahe gelegenen alten<br />

Linde. Eine schwenkbare Holztür teilt den Raum an<br />

dieser Stelle in zwei Bereiche und bildet einen multifunktional<br />

nutzbaren Raum für die Gemeinschaft.<br />

Ein mit einem sanft abgestuften Natursteinweg versehener<br />

Säulengang erstreckt sich über die gesamte<br />

Länge des neuen Erweiterungsbaus und bildet einen<br />

ebenen Zugang zum hinteren Veranstaltungsraum<br />

aus. Die markante, in der Horizontalen zickzackförmig<br />

gestaltete Fassade aus roten Betonfertigteilen<br />

und Säulen ist eine Reminiszenz an den Farbton des<br />

in der bestehenden Bibliothek verwendeten Ziegels<br />

und verbirgt zugleich die technische Ausrüstung, die<br />

das Regenwasser auffängt und zu den Baumwurzeln<br />

unter dem Gebäude ableitet.


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49<br />

Studio Weave<br />

Frei zugänglich<br />

Da die Zugänglichkeit für die Architekten von zentraler<br />

Bedeutung für die Akzeptanz und die Nutzung<br />

des Lea Bridge Library Pavillon war, sahen die Planer<br />

zwei neue Zugänge vor, um die Besucher durch<br />

die Gärten auf die Rückseite des Geländes zu führen<br />

und so die Ruhezone der Bibliothek zu wahren. Das<br />

Foyer umfasst ein Café sowie eine durchgehende<br />

Wand aus kannelierten Holzbalken, die Bücherregale<br />

mit eingebauten Sitzbänken geschickt kombiniert, so<br />

dass dazwischen Lese-“Räume“ entstehen. Der offene<br />

Grundriss ermöglicht zudem im Laufe des Tages<br />

eine Reihe unterschiedlicher Kultur-, Freizeit- und Gemeinschaftsaktivitäten<br />

für verschiedene Zielgruppen.<br />

Ein zweites Leben für Londoner Stadtbäume<br />

Der rigorose Ansatz der Architekten in Bezug auf das<br />

Thema der Nachhaltigkeit ist im gesamten Gebäude<br />

zu spüren. So profitiert der Gemeinschaftsraum von<br />

einer durchdachten passiven Kühlungsstrategie, die<br />

durch eine mechanische Belüftung mit Wärmerückgewinnung<br />

ergänzt wird. Die sorgfältig durchdachte<br />

Positionierung der Decke schützt den Boden aus<br />

Waschbeton vor direkter Sonneneinstrahlung und<br />

die durchgehende Glaswand lässt sich in bestimmten<br />

Abständen öffnen, um eine natürliche Querlüftung<br />

zu ermöglichen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

50<br />

Nachhaltig bauen<br />

Auch der Aspekt der Wiederverwendung und der<br />

CO 2 -Einsparung spielte bei der Umsetzung eine tragende<br />

Rolle. So stammt das gesamte für den Innenausbau<br />

und die Möbel verwendete Holz von Bäumen,<br />

die auf öffentlichen Straßen und in Parks in ganz<br />

London aus Gründen der Sicherheit oder der Straßeninstandhaltung<br />

gefällt wurden und sonst vernichtet<br />

worden wären. Das betrifft an einem durchschnittlichen<br />

Tag 27 Bäume. Die Architekten konnten das<br />

Holz für ihr öffentlich finanziertes Bibliotheksprojekt<br />

kostenlos verwenden, indem sie die Logistik organisierten.<br />

So spiegeln die Hölzer der Londoner Platane,<br />

Pappel, Esche, Steineiche, Truthahn-Eiche und des<br />

Mammutbaums sowie Relikte der Rosskastanie und<br />

anderer Baumarten nun im Innenraum der Lea Bridge<br />

Library die reiche Vielfalt an Texturen und Farbtönen<br />

der gewachsenen urbanen Natur in den maßgefertigten<br />

Einbaumöbeln und losen Möbeln wider.<br />

Die Beziehung zur umgebenden Natur und<br />

zum Außenraum wird dank des geschickt<br />

eingesetzten Tageslichts, großzügigen<br />

Öffnungen und natürlichen Oberflächen an<br />

jeder Stelle erlebbar.<br />

Damit dient das Projekt als ein wichtiger Bestandteil<br />

der kulturellen Erneuerung des Stadtbezirks Waltham<br />

Forest, während das Studio Weave bereits an<br />

der zweiten Phase der Bibliotheksentwicklung arbeitet,<br />

die eine umfassende Neugestaltung des Gartens<br />

sowie zusätzliche Spieleinrichtungen vorsieht und<br />

bis zum Sommer <strong>2023</strong> abgeschlossen sein soll. •


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51<br />

Studio Weave<br />

Proposed, Ground Floor<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

Proposed, Sections<br />

Lea Bridge Library<br />

London, UK<br />

Grundstücksfläche: 1.660 m 2<br />

BGF: 234 m 2<br />

Planungsbeginn: Mai 2019<br />

Fertigstellung: September 2022<br />

Baukosten: £714.000<br />

www.studioweave.com<br />

London Borough of Waltham Forest<br />

Studio Weave<br />

Timberwright<br />

„Wir haben uns die Erweiterung der<br />

Lea Bridge Library als einen hybriden<br />

öffentlichen Raum vorgestellt,<br />

ein neues kommunales Haus, das<br />

den Bürgern mehr Möglichkeiten bieten<br />

soll, sich am öffentlichen Leben<br />

zu beteiligen. So konzipierte Räume<br />

kombinieren und maximieren kollektive<br />

Ressourcen und sind unerwartete<br />

Antriebswellen für das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

einer Gemeinschaft.“<br />

Je Ahn, Direktor des Studio Weave


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

52<br />

Nachhaltig bauen


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53<br />

TAKK<br />

Layer Look<br />

The Day After House / Madrid, Spanien / TAKK<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: José Hevia<br />

„The Day After House“ des in Barcelona ansässigen<br />

Studios TAKK hat nicht nur das Zeug zur modischen<br />

Ikone, die Renovierung der in Madrid verorteten<br />

Wohnung weiß auch mit smarten inneren Werten<br />

und einem neuen Wohnverständnis zu überzeugen.<br />

Den Kern des in Schichten konzipierten Wohnraums<br />

bildet eine als kuschelige Höhle gedachte Schlafkoje.<br />

„Die Vorteile des gemeinsamen Schlafens einer<br />

Familie sind zahlreich, sowohl aus klimatischer<br />

wie aus energetischer Sicht, aber auch hinsichtlich<br />

einer Stärkung der emotionalen Bindungen“, so die<br />

Architekten, die das Schlafzimmer als einen großen,<br />

langen Raumkomplex inszenierten, der verschiedene<br />

Ebenen umfasst, die unterschiedliche Beziehungen<br />

zwischen den Bewohnern ermöglichen sollen.<br />

Ebenso progressiv geplant und ausgeführt wurden<br />

die Bäder – eine hedonistische und spielerische Vision<br />

dieses sonst eher starren Raumtypus. Licht und<br />

luftig gestaltet, sind die beiden Bereiche an der Fassade<br />

so angelegt, dass sie auch von mehreren Personen<br />

gleichzeitig genutzt werden können. Ein filigraner,<br />

transparenter Vorhang in Himbeerrot setzt hier<br />

einen schönen Kontrast zu den sonst eher rohen und<br />

zurückhaltend gestalteten Raumoberflächen. Einen<br />

weiteren wohnlichen Touch bringen die gezielt platzierten<br />

Pflanzen in die sonst sehr stringent und klar<br />

gestaltete Wohnung. Neben der Ästhetik und dekorativen<br />

Zwecken, sorgen die Grüninseln im Sommer<br />

aber auch für ein frisches Raumklima.<br />

Ebenso innovativ und normfrei wie der Schlaf- und Sanitärbereich<br />

präsentiert sich die Küche: Die offene Konfiguration<br />

des Raumvolumens soll eine gleichberechtigte<br />

Nutzung des Raumes durch die verschiedenen<br />

Familienmitglieder unterstützen. So wählten die Architekten<br />

für den Wohn- oder Essbereich die gleichen<br />

Materialien wie für den Kochbereich. „Die Arbeitsplatte<br />

ist 75 Zentimeter hoch anstelle der üblichen 90, wodurch<br />

sie untrennbar mit dem Ess- oder Schreibtisch<br />

verbunden ist und die Küche mit dem Rest des Hauses<br />

verschmelzen lässt“, erklären die Architekten. u<br />

Im Sinne der Wohnraumanpassung<br />

gemäß<br />

neuer Nutzungsmodelle<br />

renovierten TAKK eine<br />

110 Quadratmeter große<br />

Wohnung in Madrid für<br />

einen privaten Bauherren<br />

von Grund auf. „The Day<br />

After House“ zollt aber<br />

auch dem im Zuge der<br />

neuen Klimagesetze und<br />

der anhaltenden Krise<br />

der fossilen Brennstoffe<br />

gewachsenen, allgemeinen<br />

Umweltbewusstsein<br />

Respekt.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

54<br />

Nachhaltig bauen<br />

Davon abgesehen basiert der<br />

Entwurf auf drei großen Ideen.<br />

1. Nutzung der Temperaturgradiente<br />

Im Gegensatz zur gewohnten funktionalen und programmatischen<br />

Konfiguration eines Grundrisses auf<br />

Grundlage einer Kombination aus Korridoren und<br />

Räumen orientierten sich TAKK bei der Gestaltung<br />

an den klimatischen und umweltbedingten Besonderheiten<br />

der einzelnen Bereiche. “Die Räume wurden<br />

wie die Schichten einer Zwiebel übereinander<br />

gestülpt. Auf diese Weise konnten wir auf Flure verzichten<br />

und den Platz besser nutzen – eine effektive<br />

Methode zur Energieeinsparung. Je näher wir dem<br />

Zentrum der Wohnung kommen, desto besser ist dieses<br />

isoliert und benötigt dadurch weniger zusätzliche<br />

Energie”, so die Architekten.


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55<br />

TAKK<br />

Die Materialien und<br />

Oberflächen der<br />

Innenräume wurden<br />

bewusst schlicht und<br />

roh belassen.<br />

2. Reduktion von CO 2 -Emissionen<br />

Für die Umsetzung suchten TAKK nach Materialien<br />

mit besonders geringen CO 2 -Emissionen – in diesem<br />

Fall hauptsächlich Holz und Naturkork. „Die Tatsache,<br />

dass die Wohnung hauptsächlich nach Norden<br />

ausgerichtet ist, schränkte die Palette möglicher<br />

Materialien erheblich ein. Daher war es wichtig, nach<br />

einem Material zu suchen, das eine hohe Isolierleistung<br />

aufweist, um Energieverluste zu reduzieren, das<br />

aber gleichzeitig eine so geringe Trägheit mitbringt,<br />

so dass es sich schnell erwärmt“, legen die Architekten<br />

dar.<br />

3. Zwei Häuser in einem<br />

Sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus energetischen<br />

Gründen entschieden sich die Planer dafür,<br />

nur die Hälfte des Gesamtvolumens des Hauses zu<br />

bauen und die andere Hälfte – einschließlich der<br />

Fenster – frei zu belassen, um so eine Art nicht klimatisierte<br />

Innenterrasse zu schaffen. „In Anbetracht der<br />

geringen Ressourcen und des Madrider Klimas, das<br />

die meiste Zeit des Jahres hohe Temperaturen aufweist,<br />

haben wir die Möglichkeit untersucht, die 110<br />

Quadratmeter der Wohnung als leeren Schuhkarton<br />

zu verstehen, in den wir ‚nur‘ eine weitere 60 Quadratmeter<br />

große, perfekt wärmegedämmte Box – das<br />

Winterhaus – einbauen und die restliche Fläche als<br />

Sommerhaus belassen“, erklären die Architekten die<br />

zugrundeliegende Idee.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

56<br />

Nachhaltig bauen<br />

Üppige Pflanzen und farbenfrohe<br />

Textilien setzen an ausgewählten<br />

Stellen gezielt Akzente.<br />

Im Interview sprechen Mireia Luzárraga und<br />

Alejandro Muiño von TAKK über die Grundprinzipien,<br />

die dem „The Day After House“<br />

zugrunde liegen.<br />

Sie haben die Räume „wie die Schichten<br />

einer Zwiebel“ gestaltet – wie sind Sie auf<br />

dieses Prinzip gekommen und was sind die<br />

Vorteile?<br />

Diese Arbeitsweise ermöglichte es uns, die<br />

funktionale Aufteilung des Hauses mit der<br />

gewünschten Energieeffizienz zu verbinden.<br />

Das bedeutet, dass das Haus kaum Wärmezufuhr<br />

oder externe Kühlung benötigt. Es<br />

handelt sich um Ideen, die aus der volkstümlichen<br />

Architektur übernommen wurden, um<br />

das thermische Gefälle zwischen Außenund<br />

Innenraum zu überwinden, ohne auf<br />

fossile Brennstoffe zurückzugreifen.<br />

Inwieweit ist dieses Konzept an den Standort<br />

gebunden – wäre eine solche Umsetzung<br />

auch andernorts denkbar?<br />

Madrid hat ein kontinentales Klima. Im Winter<br />

ist es recht kalt und im Sommer sehr<br />

heiß. Diese Art von Lösungen funktionieren<br />

in kalten Klimazonen sehr gut, da sie die<br />

Wärme im Haus optimal speichern. Es wäre<br />

also eine gute Lösung, wenn man sich vor<br />

großer Kälte schützen muss. Im Sommer<br />

müssen wir zusätzlich auf eine Querlüftung<br />

zurückgreifen.<br />

Wie wurden die Materialien ausgewählt?<br />

Die Materialien wurden auf der Grundlage<br />

ihres Kohlenstoff-Fußabdrucks ausgewählt.<br />

Wir haben nach Materialien gesucht, bei<br />

denen dieser Fußabdruck gering ist. Für<br />

Madrid bedeutete dies, dass wir auf Holz<br />

aus nahe gelegenen Wäldern zurückgegriffen<br />

haben. Darüber hinaus weisen Holz und<br />

seine Derivate wie Kork ein gutes Verhalten<br />

als Wärmedämmung auf, so dass die Formel<br />

perfekt passte.<br />

Sie sagen, Sie haben „zwei Häuser zum<br />

Preis von einem“ gebaut – können Sie<br />

erklären, was genau Sie damit meinen?<br />

Das „Sommerhaus“ und das „Winterhaus“<br />

basieren innerhalb des Projekts auf sehr<br />

unterschiedlichen klimatischen und materiellen<br />

Bedingungen und können auf völlig<br />

entgegengesetzte Weise bewohnt werden.<br />

Während sich das Leben im Winter hauptsächlich<br />

in dem Raum abspielt, in dem Holz<br />

als Material vorherrscht, steht im Sommer<br />

die halb offene Terrasse im Mittelpunkt.<br />

Diese Art von Unterschieden innerhalb einer<br />

110 Quadratmeter großen Wohnung ist<br />

nicht alltäglich, weshalb wir hier von zwei<br />

Häusern zum Preis von einem sprechen.<br />

Zwei sehr unterschiedliche Arten des Wohnens<br />

in Abhängigkeit von der Jahreszeit<br />

und dem Klima, das uns umgibt.<br />

Auch programmatisch betreten Sie mit<br />

diesem Projekt Neuland: Was ist das Besondere<br />

an der Raumaufteilung?<br />

Das Hauptmerkmal des Projekts besteht<br />

darin, bei der programmatischen Aufteilung<br />

des Hauses mit Temperaturgradienten zu<br />

arbeiten. Das bedeutet, dass die Funktionalität<br />

des Hauses völlig neu überdacht werden<br />

kann. Von der Frage der Privatsphäre, wer<br />

die Küche nutzt, über die Funktion der Badezimmer<br />

bis hin zum gemeinsamen Schlafen.<br />

Das Wichtigste ist, dass all diese Aspekte<br />

durch die Architektur in Frage gestellt werden.<br />

Wie diese letztendlich entworfen und<br />

gebaut wird, transformiert unser Tun in etwas,<br />

das für die Gesellschaft relevant ist. •


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57<br />

TAKK<br />

The Day After House<br />

Madrid, Spanien<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Partner:<br />

Bebaute Fläche: 110 m 2<br />

Fertigstellung: 2021<br />

Baukosten: 55.000 EUR<br />

www.takksarchive.cargo.site<br />

Privat<br />

TAKK<br />

Andrea Muniain, Ronte Escobar<br />

„Im Zuge des Entwurfs gab es zwei wesentliche Einschränkungen:<br />

Zum einen das minimale der Familie<br />

zur Verfügung stehende Budget und zum anderen<br />

das Anliegen der Familie in Bezug auf Ökologie und<br />

Nachhaltigkeit, was sich im Design des Renovierungsprojekts<br />

widerspiegeln sollte.“<br />

Mireia Luzárraga & Alejandro Muiño


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58<br />

Nachhaltig bauen<br />

Wo der<br />

Pfeffer wächst<br />

Pepper Tree Passivhaus / Unanderra, Australien / Alexander Symes<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Barton Taylor<br />

Das Haus einer jungen Familie in der australischen Illawarra-Region<br />

erhielt im Zuge einer Modernisierung<br />

nicht nur eine neue Dämmung, eine hinterlüftete<br />

Holzfassade, neue Oberlichter, eine umlaufende<br />

Terrasse und eine Pergola mit Sonnenkollektoren,<br />

sondern auch einen auffälligen Zubau im steil abfallenden<br />

und bislang wenig genutzten Hinterhof. Diesen<br />

konzipierte Architekt Alexander Symes rund um<br />

einen bestehenden über 50 Jahre alten Pfefferbaum<br />

als Passivhaus für unterschiedliche Nutzungen.<br />

Dieser 24-Stunden-Zweitwohnsitz dient tagsüber als<br />

Home-Office für das wachsende Unternehmen der<br />

im Passivhaus-Sektor tätigen Familie und nachts als<br />

Kurzzeitunterkunft für externe Gäste. So sollen auch<br />

die Besucher die höhere Raumqualität erleben können,<br />

die der Passivhaus-Standard bietet. Im Sinne einer<br />

Minimierung des biologischen Fußabdrucks des<br />

Hauses wurden die Dächer der beiden Gebäudeflügel<br />

zusätzlich mit einheimischen Pflanzen begrünt. u<br />

Das Pepper Tree<br />

Passivhaus im australischen<br />

Unanderra ist<br />

als nachhaltiger Zweitwohnsitz<br />

konzipiert, den<br />

der Architekt Alexander<br />

Symes an ein bestehendes<br />

Haus in einem Vorort<br />

von Illawarra anfügte.<br />

Dreh- und Angelpunkt<br />

des Entwurfes ist die<br />

Baumkrone des gleichnamigen<br />

Pepper Tree. Das<br />

Bauwerk wurde zudem<br />

im Passivhaus-Standard<br />

ausgeführt, was eine<br />

Energieeinsparung von<br />

bis zu 90 Prozent im Vergleich<br />

zum Standardhaus<br />

zur Folge hatte.


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59<br />

Alexander Symes


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

60<br />

Nachhaltig bauen<br />

Die Anordnung der Baukörper eröffnet innen<br />

wie außen immer wieder überraschende<br />

Sichtachsen und Raumsituationen.<br />

Im Zeichen der Nachhaltigkeit<br />

Der zugrundeliegende Entwurfsgedanke<br />

spiegelt sich auch in der natürlichen Materialpalette,<br />

dem hochleistungsfähigen Design<br />

und der starken biophilen Verbindung<br />

wider. In der Umsetzung kamen vornehmlich<br />

wiederverwertete Baumittel und sogenannte<br />

Abfallprodukte zum Einsatz, wodurch<br />

die Kosten erheblich gesenkt werden<br />

konnten. Der Passivhaus-Standard und die<br />

12-kW-Photovoltaikanlage bewirken, dass<br />

der Gesamtenergieverbrauch des Trakts<br />

nur 14 Prozent eines vergleichbar großen<br />

Hauses beträgt, was die Lebenszykluskosten<br />

für die Bauherren erheblich senkt.<br />

„Im Gegensatz zur thermischen Aufrüstung<br />

der gesamten 160 Quadratmeter Wohnfläche<br />

auf Passivhaus-Standard werden nur die<br />

neu geschaffenen 60 Quadratmeter unter<br />

künftigen klimatischen Spitzenbedingungen<br />

tatsächlich komfortabel sein. Dieser Ansatz<br />

bietet einen Präzedenzfall für die Schaffung<br />

kleiner, zukunftssicherer Erweiterungen, so<br />

dass wir uns an das Klima anpassen können,<br />

ohne die enormen Kosten für die Modernisierung<br />

aller bestehenden Wohneinheiten<br />

aufbringen zu müssen“, erklärt Symes die<br />

Vorzüge dieser Herangehensweise.<br />

Eingebettet in die Baumkronen des Pepper<br />

Tree lässt die recycelte Shou Sugi<br />

Ban-Verkleidung das Gebäude mit seiner<br />

Umgebung scheinbar verschmelzen. Die<br />

umlaufende und zuvor exponiert zur Straße<br />

ausgerichtete Terrasse des bestehenden<br />

Hauses schafft nun einen geschützten<br />

Raum zum Entspannen und bildet sowohl<br />

einen Lärm- als auch einen visuellen Puffer<br />

zum Verkehr. Auf diese Weise konnte<br />

Symes dem vorstädtischen Grundstück die<br />

dringend benötigte Nutzfläche hinzufügen,<br />

ohne es zu überbauen oder die biophile<br />

Verbindung zu opfern. Blick auf den Mount<br />

Kembla inklusive.<br />

u


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61<br />

Alexander Symes


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

62<br />

Nachhaltig bauen<br />

3 Fragen an Alexander Symes<br />

Wie hat sich nachhaltiges Design in Ihren<br />

Augen in den vergangenen fünf Jahren<br />

verändert?<br />

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung<br />

werden allmählich sichtbar und der vom IPCC<br />

vorgelegte Konsens über die zukünftigen<br />

Klimaszenarien bedeutet, dass die Diskussion<br />

über die Zukunftssicherheit der Häuser<br />

von den Kunden viel breiter akzeptiert wird,<br />

da wir immer häufiger mit extremen Ereignissen<br />

wie Buschbränden und Überschwemmungen<br />

konfrontiert sein werden. Ich habe<br />

das Gefühl, dass sich nachhaltiges Design<br />

von allgemeinen Prinzipien weg und hin zu<br />

einer Nachfrage nach einer quantifizierbaren<br />

Lösung bewegt hat, die bestätigt, dass der<br />

Komfort während zukünftiger Hitzewellen<br />

gewährleistet ist, und die zeigt, dass ein gesundes<br />

Wohnumfeld auch bei langanhaltenden<br />

Buschbränden möglich werden kann. Es<br />

zeigt aber auch, dass wir auf dem Weg zu einer<br />

dekarbonisierten Wirtschaft in der Lage<br />

sind, die körperhafte Energie eines Hauses<br />

zu berechnen, so dass wir Netto-Null-Emissionen<br />

erreichen und letztendlich auf regeneratives<br />

Design drängen können.<br />

Welche Herausforderungen bringen<br />

Ihre Designprinzipien mit sich?<br />

Wir sind der Meinung, dass gutes Design<br />

das Beste aus jedem Standort machen und<br />

auf die ihm innewohnenden Möglichkeiten<br />

reagieren sollte, während es gleichzeitig die<br />

Umgebung respektiert. Eine weitere Priorität<br />

besteht darin, die thermische Hülle so<br />

robust wie möglich zu gestalten, um einen<br />

zukunftssicheren Wohnkomfort und eine<br />

gesunde innere Umgebung zu schaffen. Wir<br />

glauben, dass der Passivhaus-Standard der<br />

einfachste Weg ist, dies zu erreichen, sind<br />

aber immer offen dafür, gemeinsam mit<br />

dem Kunden andere Optionen zu erörtern.<br />

Was können wir vom Pepper Tree<br />

Passivhaus lernen?<br />

Das Pepper Tree Passivhaus respektiert den<br />

bestehenden 50 Jahre alten Pfefferbaum,<br />

der eine natürliche Überdachung bildet. Es<br />

handelt sich um eine kleine 60 Quadratmeter<br />

große Zweitwohnung, die tagsüber als<br />

Büro und an den Wochenenden als Passivhaus-Testballon<br />

dient. Es umschließt den<br />

Baum mit einem südlichen und einem nördlichen<br />

Flügel, die sich über die steile Topographie<br />

erheben. Das Haus wurde nach dem<br />

Passivhaus-Standard entworfen und gebaut<br />

und zeigt, dass auch die ungewöhnlichsten<br />

und standortgerechtesten Formen diesen<br />

strengen Standard erfüllen können. Das<br />

Pepper Tree Passivhaus ist ein Projekt, das<br />

beweist, dass man die biologische Vielfalt<br />

des Gebiets ergänzen, zu ihr beitragen und<br />

gleichzeitig einen komfortablen und interessanten<br />

Ort zum Leben schaffen kann.


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63<br />

Alexander Symes<br />

Pepper Tree Passive House<br />

Unanderra, Australien<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

Souter Built<br />

Alexander Symes Architect<br />

Northrop<br />

Grundstücksfläche: 617 m 2<br />

Bebaute Fläche: 60 m 2<br />

Planungsbeginn: 2017<br />

Fertigstellung: 2021<br />

www.alexandersymes.com.au<br />

“Das Projekt wurde bereits vor mehreren Jahren<br />

in Kooperation mit dem Bauherrn, einem auf Passivhäuser<br />

spezialisierten Bauunternehmen, entwickelt.<br />

Indem der Bauherr übrige Materialien wie<br />

recyceltes Holz und Pflastersteine aus Betonabfällen<br />

bis hin zu Schrauben und Befestigungselementen<br />

aus anderen Projekten gesammelt hatte,<br />

konnte der Einsatz neuer Materialien in der Umsetzung<br />

massiv reduziert werden.”<br />

Alexander Symes


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64<br />

Nachhaltig bauen<br />

Blaupause für<br />

nachhaltiges Bauen<br />

Green Solution House 2.0 / Rønne, Bornholm, Dänemark / 3XN/GXN<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Adam Mørk<br />

Das Studio 3XN und das unabhängige Forschungs- und Beratungsunternehmen<br />

GXN Innovation entwickelten das Design<br />

für das Hotel “Green Solution House 2.0” in der Stadt Rønne<br />

auf der dänischen Insel Bornholm in enger Zusammenarbeit,<br />

um den strengen Nachhaltigkeitsprinzipien in Bezug auf<br />

Materialien, Konstruktion und Unterhalt gerecht zu werden.<br />

Das mit dem „Årets Byggeri“ ausgezeichnete Projekt ist eine<br />

kompromisslose Weiterentwicklung des benachbarten Green<br />

Solution House, das vom gleichen Planungsteam bereits 2015<br />

fertiggestellt und ebenfalls prämiert wurde.


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65<br />

3XN/GXN<br />

„Wir glauben, dass die Architektur unser Verhalten<br />

prägt“, sagen 3XN, die neben Kopenhagen auch in<br />

Stockholm, New York, Sydney und London Studios<br />

betreiben. Deren Designphilosophie basiert auf der<br />

Suche nach Möglichkeiten, das Leben der Menschen,<br />

die in den von 3XN geplanten Gebäuden leben und<br />

arbeiten, nachhaltig zu bereichern. Bereits 2015 hatten<br />

die Architekten im dänischen Rønne das Green<br />

Solution House (GSH) fertiggestellt, ein Demonstrationsobjekt<br />

für zirkuläres Bauen, das drei Ziele<br />

verfolgt: Grüne Lösungen zu demonstrieren, kontinuierliche<br />

Verbesserungen zu fördern und den Wissensaustausch<br />

zu ermöglichen. Während es sich damals<br />

um eine Renovierung mit Erweiterung handelte,<br />

ist das 2022 fertiggestellte Green Solution House 2.0<br />

ein kompletter Neubau, der sich ebenfalls auf der Insel<br />

Bornholm befindet und eine Erweiterung des Hotelprojekts<br />

GSH darstellt.<br />

Kompromisslos weitergedacht<br />

24 Zimmer, ein Konferenzraum und ein Rooftop Spa<br />

– so lautete das von dem Bauherren Hotel Ryttergården<br />

ausgegebene Briefing für das Raumprogramm<br />

des Neubaus zum bestehenden Green Solution<br />

House. Scheinbar keine große Herausforderung –<br />

wäre es Bauherren und Architekten mit dem Projekt<br />

nicht um weit mehr gegangen, als eine hübsche Fassade<br />

und nette Innenräume zu schaffen. „Die Idee<br />

ist simpel – wir glauben, dass klimagerechte Architektur<br />

gutes Design und ein erfolgreiches Business<br />

gleichermaßen einschließt“, so Lasse Lind, Architekt<br />

und Partner bei GXN. Für den Gast müsse es sich laut<br />

Lind zum einen lohnen zu reisen, zum anderen solle<br />

er beim Besuch des GSH nachhaltig inspiriert und<br />

zum Weiterdenken angeregt werden.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

66<br />

Nachhaltig bauen<br />

Die versetzte Anordnung<br />

der einzelnen Raum-Module<br />

sorgt für eine<br />

lebhafte Gestaltung der<br />

Fassade und bietet den<br />

Gästen einen sonnigen<br />

und dennoch geschützten<br />

Außenbereich.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen nachwachsenden<br />

Rohstoff handelt und dank seiner Fähigkeit,<br />

Kohlenstoff zu binden, fiel die Wahl der primären<br />

Materialität für die Struktur, Dämmung und Verkleidung<br />

zugunsten von Holz aus. Das Design zeigt und<br />

zelebriert das Naturprodukt im gesamten Gebäude,<br />

sodass das Holz für den Besucher vom ersten Blick<br />

bis zum letzten Schritt stetiger Begleiter ist. „Die<br />

weitgehende Verwendung von Holz ist nicht nur gut<br />

für das Klima, sondern sorgt auch für eine besonders<br />

warme Wohnatmosphäre“, ergänzt Lind. Damit wird<br />

das Gebäude selbst Ausdruck des Bestrebens des<br />

Betreibers, grüne Lösungen zu einem Anziehungspunkt<br />

für die Gäste zu machen.<br />

Die Hauptelemente des Gebäudes, einschließlich<br />

der Wände und Decken, bestehen aus großen, vorgefertigten<br />

Brettsperrholzplatten (CLT), die im Werk<br />

hergestellt und vor Ort montiert wurden. So konnten<br />

Bauzeit, Kosten und Abfallmaterial minimiert,<br />

das Maß an Genauigkeit in der Produktion hingegen<br />

maximiert werden. „Wenn man mit Holz baut, fällt<br />

bei der Produktion weniger Müll an als bei anderen<br />

Methoden“, erklärt Lind und fügt hinzu: „Für unseren<br />

Prototypen haben wir zudem alle anfallenden Verschnittstücke<br />

zum Bau der maßgefertigten Möbel<br />

im Hotel verwendet.“ Das Gebäudevolumen selbst<br />

ergibt sich durch eine winkelförmige Anordnung aus<br />

einem Standardbausatz einfacher, boxartiger Einheiten.<br />

Das Ergebnis ist eine markante, gezackte Fassade,<br />

die jedem Zimmer einen privaten, geschlossenen<br />

Balkon und einen Blick auf die umliegende Landschaft<br />

bietet.


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67<br />

3XN/GXN<br />

Effektiv und einladend<br />

Der Entwurf für das Green Solution House 2.0 basiert<br />

auf dem hohen Maß an Präzision und dem optimalen<br />

Reproduktionsgrad des computergesteuerten<br />

Herstellungsverfahrens von CLT-Elementen. So sind<br />

sogar maßgeschneiderte Lösungen zu wesentlich<br />

geringeren Kosten als bei herkömmlichen Bauverfahren<br />

umsetzbar. „Ich bin sehr daran interessiert, dass<br />

wir Materialien dort einsetzen, wo sie am besten geeignet<br />

sind, und ich denke, es gibt viele Stellen, an<br />

denen wir Beton oder Stahl leicht durch Holz ersetzen<br />

könnten. Wir stehen erst am Anfang, wenn wir die<br />

Möglichkeiten von Holz und Massivholz betrachten“,<br />

so Lind, der Holz als Baustoff zwar favorisiert, aber<br />

dem Einsatz von Beton und Stahl – wo aus struktureller<br />

Sicht sinnvoll – nicht generell entgegensteht.<br />

Gerade die computergesteuerte Produktion von Massivholzbauteilen<br />

birgt ein großes Potenzial für Architekten<br />

und Planer: So konnten Gestaltungselemente<br />

wie die eleganten Gitter für die natürliche Belüftung<br />

im Sinne einer Koppelung von Entwurf, Produktion<br />

und Funktion direkt in die CLT-Platten geschnitten<br />

werden. Das standardisierte Design der Elemente ermöglichte<br />

es 3XN zudem, die Abmessungen und die<br />

Menge der Materialabfälle abzusehen und auf dieser<br />

Grundlage die Herstellung der maßgeschneiderten<br />

Möbel für das Hotel zu planen. Im Inneren des Gebäudes<br />

führen auf Sicht belassene CLT-Elemente<br />

die Ehrlichkeit in Bezug auf die Materialoberflächen<br />

stringent fort und sorgen für einen einladenden,<br />

wohnlichen Charakter sowie einen konsequenten<br />

Dialog zwischen Außen- und Innenraum. Großzügige<br />

Oberlichter und bewusst positionierte Verglasungen<br />

lassen reichlich Tageslicht in die Innenräume, reduzieren<br />

den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und<br />

schaffen einen starken Bezug zur Umgebung, während<br />

sie gleichzeitig für eine natürliche Belüftung<br />

sorgen und den Bedarf an mechanischen Lösungen<br />

obsolet machen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

68<br />

Nachhaltig bauen<br />

Die Zimmer sind hell,<br />

freundlich und dezent<br />

gestaltet und mit maßgefertigten<br />

Möbeln aus<br />

Restholz ausgestattet.<br />

Schaufenster für Materialinnovationen<br />

Die Dachterrasse und der Spa bieten den Gästen einen<br />

ruhigen Rückzugsort mit Blick auf das angrenzende<br />

Waldgebiet. In diesen Bereichen ergänzten die<br />

Architekten die Holzoberflächen durch Fliesen aus<br />

recyceltem Glas. Für die Gestaltung des Konferenzraums<br />

verwendeten 3XN Schutt aus lokalen Granitsteinbrüchen<br />

auf Bornholm. Der Stein hilft auch, die<br />

Temperatur im Konferenzraum zu regulieren, da Granit<br />

auf natürliche Weise Wärme und Kälte speichert.<br />

So ergibt sich über das gesamte Gebäude gesehen<br />

eine Materialpalette, die den Fokus des Gebäudes<br />

auf ökologische Nachhaltigkeit widerspiegelt und<br />

zeigt, dass alternative, kreislauffähige Lösungen eine<br />

ästhetische Qualität und Funktion bieten können,<br />

die mit der von neuem Material vergleichbar ist, und<br />

gleichzeitig den zusätzlichen Vorteil einer viel geringeren<br />

CO 2 -Bilanz bieten.<br />

Der ganzheitliche Planungsansatz zielt darauf ab,<br />

sicherzustellen, dass das Gebäude während seiner<br />

gesamten Lebensdauer nachhaltig betrieben werden<br />

und gleichzeitig zu einer gesunden und erbaulichen<br />

Innenumgebung für Gäste und Mitarbeiter beitragen<br />

kann. Solarzellen auf dem Dach und Wasserrecycling<br />

vor Ort reduzieren die Abhängigkeit von der Stromund<br />

Wasserversorgung. „Dank der intelligenten, kostengünstigen<br />

Konstruktionslösungen setzt GSH2.0<br />

einen neuen Standard für den nachhaltigen Holzbau<br />

und ist ein Modell, auf dem künftige Entwicklungen<br />

aufbauen können“, so 3XN. Für dieses Bestreben<br />

wurde das Projekt mit dem „Årets Byggeri“ ausgezeichnet,<br />

Dänemarks wichtigstem nationalen Preis,<br />

der jährlich an Gebäude von bedeutendem sozialen<br />

und baulichen Wert verliehen wird.<br />


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69<br />

3XN/GXN<br />

Ansicht Süd-West<br />

OG 2<br />

Ansicht Nord-West<br />

EG<br />

Green Solution House 2.0<br />

Rønne, Bornholm, Dänemark<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Hotel Ryttergården<br />

3XN/GXN<br />

Kim Herforth Nielsen, Audun Opdal,<br />

Aleksander Guldager Kongshaug,<br />

Lasse Lind, Giacomo Pizzo, Torsten Wang,<br />

Louise Villumsen<br />

Statik:<br />

ABC - Engineer | CLT Denmark – Contractor structures<br />

Baufläche: 1.035 m 2<br />

Planungsbeginn: 2019<br />

Bauzeit: 12 Monate<br />

Fertigstellung: 2022<br />

Baukosten: 26 Millionen dkk<br />

www.3xn.com<br />

© 3XN Press<br />

„Wir glauben, dass klimagerechte Architektur Aspekte<br />

des Designs und des geschäftlichen Erfolgs miteinander<br />

verbindet. Der Destinationstourismus weiß heutzutage<br />

mehrere Dimensionen aufzuweisen. Das Hotel<br />

GSH bietet eine Blaupause für eine klimafreundliche<br />

Zukunft und ist damit ein Ziel, für das es sich zu reisen<br />

lohnt, was es letztendlich wieder zu einer gelungenen<br />

Investition für unseren Kunden macht.“<br />

Lasse Lind, Partner bei GXN und Head of Consultancy


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

70<br />

Licht<br />

Kriterien für eine<br />

nachhaltige Lichtplanung<br />

Nachhaltige Beleuchtungsplanung ist ein Schlüsselaspekt bei der Planung und<br />

dem Bau von Gebäuden und zielt darauf ab, visuell komfortable, energieeffiziente<br />

und menschenzentrierte Umgebungen zu schaffen. Die Integration von Tageslicht,<br />

der Einsatz energieeffizienter Technologien und die Berücksichtigung der Bedürfnisse<br />

des Einzelnen sind wesentliche Elemente bei der Umsetzung nachhaltiger<br />

Beleuchtungslösungen.<br />

Aber was macht eine wirklich langlebige, zukunftsfähige<br />

Lichtplanung aus? Als international tätiges<br />

Lichtunternehmen beschäftigt sich die Bartenbach<br />

GmbH schon seit 1960 mit dieser Frage. Nachhaltige<br />

Lichtlösungen sind mehrdimensional – lautet ein zentraler<br />

Gedanke von Prof. Dr. h.c. Ing. Christian Bartenbach,<br />

Gründer der Bartenbach GmbH: „Nicht von der<br />

Leuchte zum Erscheinungsbild, sondern vom Erscheinungsbild<br />

über die visuelle Wahrnehmung zum Lichtkonzept.<br />

Und dann erst über die Physik und Lichttechnik<br />

zur Leuchte oder zu ganzen Lichtsystemen.“<br />

Energe-Effizienz<br />

Energieeffizienz ist ein entscheidender Aspekt einer<br />

nachhaltigen Beleuchtungsplanung. Durch die<br />

Senkung des Energieverbrauchs können wir die mit<br />

Beleuchtungssystemen verbundenen Umweltauswirkungen<br />

minimieren. Die folgenden Kriterien tragen<br />

zur Energieeffizienz in der Beleuchtungsplanung bei:<br />

Effiziente Lichtquellen:<br />

Zu verwenden sind energieeffiziente Lichtquellen<br />

wie Leuchtdioden (LEDs). LEDs haben sich aufgrund<br />

ihrer längeren Lebensdauer, ihres geringen Stromverbrauchs<br />

und ihrer hochwertigen Lichtleistung<br />

durchgesetzt.<br />

Beleuchtungssteuerungen:<br />

Implementiert man fortschrittliche Beleuchtungssteuerungen,<br />

einschließlich Anwesenheitssensoren,<br />

Tageslichtsensoren und Dimmsysteme, ermöglichen<br />

diese Techniken die Optimierung des Beleuchtungsniveaus<br />

auf der Grundlage der Belegung und des verfügbaren<br />

natürlichen Lichts.<br />

Aufgabenbezogene und zonale Beleuchtung:<br />

Die Beleuchtung sollte auf bestimmte Bereiche oder<br />

Aufgaben fokussiert sein anstatt den gesamten<br />

Raum gleichmäßig zu beleuchten. Durch eine gezielte<br />

Beleuchtung kann der Energieverbrauch minimiert<br />

und gleichzeitig ein angemessenes Beleuchtungsniveau<br />

für bestimmte Tätigkeiten beibehalten werden.<br />

Personenzentriertes Design:<br />

Eine auf den Menschen ausgerichtete Beleuchtungsplanung<br />

berücksichtigt den Sehkomfort, das Wohlbefinden<br />

und die Produktivität des Einzelnen.<br />

Zirkadiane Beleuchtung:<br />

Eine auf den Menschen ausgerichtete Beleuchtungsplanung<br />

berücksichtigt die Auswirkungen des Lichts<br />

auf unseren biologischen Rhythmus. Durch die Nachahmung<br />

der natürlichen Tageslichtmuster kann die<br />

Beleuchtung die menschliche Gesundheit, das Wohlbefinden<br />

und die Produktivität unterstützen. Durch<br />

abstimmbare weiße Beleuchtungssysteme kann die<br />

Farbtemperatur im Laufe des Tages angepasst werden,<br />

so dass tagsüber anregendes Licht und abends<br />

wärmeres, entspannendes Licht zur Verfügung steht.<br />

Ein Meetingraum im Hause Bartenbach<br />

in verschiedenen Lichtszenen.<br />

© Bartenbach


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

71<br />

Licht<br />

Nutzung von Tageslicht<br />

Tageslicht ist eine kostenlose und reichlich vorhandene<br />

natürliche Lichtquelle, die zu Energieeinsparungen<br />

beiträgt und das menschliche Wohlbefinden<br />

steigert. Die folgenden Kriterien unterstützen eine<br />

effektive Tageslichtnutzung:<br />

Gebäudeausrichtung und -anordnung:<br />

Optimiert man das Gebäudedesign, kann man das<br />

Eindringen von natürlichem Tageslicht maximieren.<br />

Berücksichtigt man etwa die Platzierung und Dimensionierung<br />

von Fenstern, Oberlichtern und Lichtschächten,<br />

kann Tageslicht tief in die Innenräume eindringen.<br />

Tageslichtnutzung:<br />

Werden Systeme zur Nutzung des Tageslichts, die<br />

die künstliche Beleuchtung automatisch an die Menge<br />

des verfügbaren natürlichen Lichts anpassen<br />

implementiert, sorgt diese dynamische Steuerung<br />

für Energieeinsparungen, indem sie die künstliche<br />

Beleuchtung reduziert, wenn genügend Tageslicht<br />

vorhanden ist.<br />

Blendschutz:<br />

Plant man geeignete Fenstermöglichkeiten, wie z. B.<br />

Beschattungsvorrichtungen oder automatische<br />

Jalousienein, um die Blendung durch direktes Sonnenlicht<br />

zu reduzieren, wird der visuelle Komfort<br />

gewährleistet, während gleichzeitig die Vorteile des<br />

Tageslichts genutzt werden können.<br />

Nachhaltige Beleuchtungsplanung integriert Energieeffizienz,<br />

menschenzentrierte Überlegungen<br />

und effektive Tageslichtnutzung, um umwelt- und<br />

menschenfreundliche Beleuchtungslösungen zu<br />

schaffen. Durch den Einsatz energieeffizienter Lichtquellen,<br />

die Einbeziehung menschenzentrierter Designprinzipien<br />

und die Nutzung der Vorteile des natürlichen<br />

Tageslichts können Beleuchtungsexperten<br />

nachhaltige Beleuchtungsumgebungen schaffen, die<br />

sich sowohl auf den Menschen als auch auf den Planeten<br />

positiv auswirken.<br />

Harvard Universität, USA: Hier wurde die Außenfassade mit Blendschutz und<br />

Tageslicht von Bartenbach in Zusammenarbeit mit Behnisch Architekten geplant<br />

und umgesetzt. © Brad Feinknopf/OTTO (designed by Behnisch Architekten)<br />

Für eine erfolgreiche Tageslichtplanung betrachten<br />

Lichtexperten mehrere Faktoren: Sie berücksichtigt<br />

unter anderem die Umgebung mit Nachbarhäusern<br />

und Bäumen, den Tageslichteinfall, und die Sonneneinstrahlung<br />

abhängig vom Raum, der Uhr-, Tagesund<br />

Jahreszeit.<br />

Auf Basis der Tageslichtplanung von Bartenbach ist<br />

zuletzt etwa auf dem Campus des Harvard Science<br />

and Engineering Complex (SEC) in Boston eine hochwertige<br />

Lernumgebung entstanden, die strengen<br />

Nachhaltigkeitskriterien entspricht – und Tageslicht<br />

optimal nutzt. Beste Bedingungen für herausragende<br />

Wissenschaft und Forschung.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

72<br />

Produkt News<br />

Einheit aus Design und Installationstechnik<br />

Bei vielen Bauprojekten setzt man im Bad auf die Traditionsmarke LAUFEN, deren<br />

Produkte nicht nur vor der Wand überzeugen. Denn mit dem weiterentwickelten<br />

LAUFEN Installationssystem LIS INEO bringt das Unternehmen Premium-Qualität<br />

auch hinter Wand und Fliese.<br />

Für Architekt:innen und Badplaner:innen bedeutet<br />

LIS INEO viel Freiheit bei der Badgestaltung – und<br />

deutlich weniger Planungsaufwand: Statt aufwändig<br />

Komponenten unterschiedlicher Hersteller zu kombinieren,<br />

erhalten sie von LAUFEN das komplette<br />

Bad aus einer Hand – von den Vorwandelementen<br />

über die Keramiken und Wellness-Applikationen bis<br />

hin zu Armaturen, Drückerplatten, Möbeln und Accessoires<br />

– auf industriellem Qualitätsniveau, normgerecht<br />

sowie formvollendet und technisch perfekt<br />

aufeinander abgestimmt.<br />

LIS INEO eignet sich dabei für nahezu jede Situation<br />

im Trocken-, Nass- und Massivbau und kann bei<br />

Waschtischen, Bidets, WCs, Dusch-WCs und Urinalen<br />

eingesetzt werden. Zu seinen Vorteilen gehören<br />

ein verwindungssteifer Vierkantrahmen mit selbstsichernden,<br />

verstell- und drehbaren Füßen. Der vollständig<br />

isolierte Spülkasten etwa ist mit einem praktischen<br />

Einwurf-Schacht für Spülkastenwürfel und<br />

einer einstellbaren Spülstromdrossel ausgestattet.<br />

Für LIS INEO hat LAUFEN zudem sein Sortiment an<br />

Drückerplatten erweitert: Rund oder eckig, in mattem<br />

oder glänzendem Chrom, Weiß, Mattschwarz<br />

oder vandalensicherem Edelstahl – die neuen Ausführungen<br />

sind in vielfältigen Formen, Farben und<br />

Oberflächenvarianten erhältlich.<br />

LAUFEN Austria AG<br />

T +43 (0)2746 6060-0<br />

office@at.laufen.com<br />

www.laufen.co.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

73<br />

Produkt News<br />

Reduzierter<br />

Installationsaufwand<br />

Eine Duschwanne auf dem Rohfußboden zu montieren<br />

und mit einem Tragsystem auszurichten, kann<br />

recht aufwändig sein. Dass das viel einfacher und<br />

vor allem werkzeuglos geht, beweist Bette mit dem<br />

neuartigen Duschflächen-Systemfuß BetteLevel, der<br />

bis zu 90 Prozent Montageaufwand spart und für<br />

Duschflächen jeder Größe einsetzbar ist. Vier dieser<br />

patentierten Kunststoff-Zylinder, von denen jeder<br />

bis zu 150 Kilogramm trägt, werden in den Ecken der<br />

Dusch wanne verklebt, die Duschwanne wird mit einer<br />

aufgelegten Wasserwage auf Wunschhöhe angehoben,<br />

wobei die Systemfüße automatisch arretieren.<br />

BetteLevel passt optimal zu Duschflächen aus glasiertem<br />

Titan-Stahl: Der Werkstoff ist stabil und verwindungssteif<br />

für die Montage auf Füßen und bietet<br />

beste Oberflächen-Voraussetzungen für die Klebeverbindung,<br />

die zugleich Schallschutzwirkung entfaltet.<br />

Bette GmbH & Co. KG<br />

T +49 (0)5250 511-0<br />

projekte@bette.de<br />

www.my-bette.com<br />

Sicherheit im Bad<br />

Die Premium-Seniorenresidenzen Düsseldorf – Grafenberg,<br />

Schlosspark und Paulushaus – bieten den<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern in 196 Wohnungen<br />

ein elegantes Refugium und Lebensqualität mit<br />

höchstem Komfort. Die barrierefreien Bäder der Zimmer<br />

ermöglichen dabei eine komfortable und sichere<br />

Körperpflege durch sorgfältig ausgewählte Produkte<br />

aus dem PLAN und PLAN CARE Sortiment von<br />

KEUCO, wie einem Relingsystem in der Dusche. Bei<br />

Bedarf lässt sich ein Duschsitz einhängen und auch<br />

die Duscharmatur IXMO_solo passt perfekt in das<br />

Konzept. Ein großzügiger Waschplatz mit viel Ablagefläche<br />

und Schränken darunter bieten allen Komfort<br />

eines gehobenen Hotels und auch am WC setzt sich<br />

die konsequent stilvolle und hochwertige Ausstattung<br />

mit Accessoires von KEUCO fort. Die geräumigen<br />

und modern ausgestatteten barrierefreien Bäder<br />

der Premium-Residenzen zeigen, wie Sicherheit und<br />

Komfort optisch ansprechend gestaltet werden kann.<br />

KEUCO GmbH<br />

T +43 (0)662 45 40 56-0<br />

office@keuco.at<br />

www.keuco.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

74<br />

Produkt News<br />

Maßnahmen zur Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltige Architektur endet nicht an der Außenfassade – im Innenraum spielt<br />

der Sanitärbereich eine entscheidende Rolle. Deshalb setzt der Designbadanbieter<br />

Duravit auf eine umfassende Klima-Mission und will bis 2045 weltweit ausschließlich<br />

klimaneutral handeln.<br />

Dazu gehört unter anderem ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit Wasser: Die Wasseraufbereitung ist bereits<br />

an allen Duravit Standorten etabliert, das wiedergewonnene<br />

Wasser wird je nach Standort unterschiedlich<br />

weitergenutzt – sei es zum Bewässern von Grünanlagen<br />

oder erneut in der Produktion. Aber nicht nur in<br />

der Produktion wird auf Ressourcenschonung gesetzt.<br />

Allein die Wasserspartaste, die Duravit bei allen Toiletten<br />

einsetzt, gepaart mit gezielt reduzierten Spülwassermengen,<br />

ermöglichen eine jährliche Ersparnis von<br />

rund 290 Millionen Liter Frischwasser in Europa. Und<br />

das Armaturenprogramm Duravit No.1 verfügt im Sinne<br />

der Nachhaltigkeit über langlebige Keramikkartuschen.<br />

Dazu kommt die energiesparende FreshStart Funktion.<br />

Waschtischarmaturen mit MinusFlow verfügen über<br />

eine Durchflussbegrenzung auf 3,5 l/min statt der üblichen<br />

5 l/min. Hinsichtlich der Lieferkette setzt Duravit<br />

bereits seit Jahren auf eine „local-for-local-Strategie“<br />

mit regionalen Produktionen und Beschaffungswegen.<br />

Duravit Austria GmbH<br />

T +43 (0)2236 677 033 0<br />

info@at.duravit.com<br />

www.duravit.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Alles dicht und leise<br />

75<br />

Produkt News<br />

Armaturen zuverlässig abdichten und die<br />

Übertragung von Schall zwischen Wand<br />

und Rohrsystemen vermeiden – das<br />

S-Press PLUS Schallschutzset von Uponor<br />

schafft beides gleichzeitig. Dank Montageplatte<br />

und -winkel lässt sich das Schallschutzset<br />

einfach und flexibel installieren.<br />

Für optimale Passgenauigkeit sorgen die<br />

neue Montageplatte und der neue Montagewinkel<br />

mit auf 80 mm erweitertem Abstandsmaß.<br />

Zudem vergrößert die neue<br />

Einbautiefe von 57 mm statt bislang 46 mm<br />

den Abstand der Einzelanschlussleitungen<br />

zur Installationswand. Außerdem verhindert<br />

die neue Lösung, dass Wasser aus einer<br />

undichten Gewindeverbindung hinter<br />

der Wand austritt. Falls es doch zu einer<br />

Leckage an den Armaturenanschlüssen<br />

kommen sollte, leitet das Schallschutzset<br />

das Wasser dank einer innovativen Drainagefunktion<br />

an die Vorderseite der Wand<br />

weiter. Dadurch kann kein Spritzwasser in<br />

die Wand eindringen. Nutzer bemerken sofort,<br />

falls ein Anschluss undicht ist.<br />

Die Zwei-in-eins-Lösung von Uponor lässt sich passgenau installieren und vermeidet Schallbrücken<br />

sowie das Austreten von Wasser. Spezialisten vom Fraunhofer Institut IBP und von IMA<br />

Materialforschung und Anwendungstechnik haben das Schallschutzset zertifiziert.<br />

Uponor Vertriebs GmbH<br />

T +43 (0)2236 23003-0<br />

kundendienst@uponor.com<br />

www.uponor.at<br />

By<br />

WIR GEHEN EINEN<br />

SCHRITT WEITER.<br />

Recycelter Anteil<br />

Recycelbarer Anteil<br />

Unser innovatives Konzept 75/95 bedeutet,<br />

noch einen Schritt weiter in Richtung Kreislaufwirtschaft<br />

zu gehen: Alle neuen WICONA<br />

Systemlösungen enthalten mindestens 75 %<br />

recyceltes Material sowie 95 % recycelbares<br />

Material. Damit verringern wir den CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

unserer neuen Produkte um mindestens<br />

65 %.<br />

Erfahren Sie mehr:<br />

www.wicona.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

76<br />

Produkt News<br />

Fotos: Walter Luttenberger<br />

Auf (Alt-)Bewährtem Zukunft entwickeln<br />

Der neue High Tech Campus (HTC) im tpv Technologiepark in Villach gibt mit<br />

16.000 m² Fläche Start-ups genauso wie etablierten Technologieunternehmen<br />

den perfekten Rahmen für Forschung und Entwicklung in den Bereichen Elektronik,<br />

erneuerbare Energien, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft. Das Architekturkonzept<br />

beruht auf der Idee eines „Parks im Park“, mit großzügigen Innenhöfen<br />

sowie Außenanlagen.<br />

Der zweite Bauabschnitt des HTC Villach<br />

wurde 2022 fertiggestellt. Hier finden sich<br />

verschiedene Bodensysteme von Lindner.<br />

Um das Thema Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft<br />

nicht nur in Forschungsprojekten<br />

voranzutreiben, sondern auch direkt im<br />

Gebäude umzusetzen, kam die Idee, für den<br />

Doppelboden gebrauchte Platten einzusetzen.<br />

Diese wurden aus einem Altbestand<br />

ausgebaut, im Lindner Werk im bayerischen<br />

Arnstorf überarbeitet und schließlich im<br />

HTC Villach wieder eingebaut.<br />

Der aufbereitete Doppelboden LOOP prime<br />

überzeugt mit identischen technischen und<br />

bauphysikalischen Eigenschaften wie sonst<br />

neue NORTEC Platten, einschließlich umlaufendem<br />

Kantenschutz. Darüber hinaus verfügt<br />

die LOOP prime über eine mehr als 70 %<br />

bessere CO 2 -Bilanz und wurde mit Cradle to<br />

Cradle Certified® Silber ausgezeichnet.<br />

Einen weiteren Schritt in Richtung geschlossene<br />

Material- und Produktkreisläufe<br />

geht Lindner mit der Entwicklung von zirkulären<br />

Geschäftsmodellen: Beim Kauf<br />

mit Rückgabevereinbarung können die<br />

Systemprodukte in einem Zeitfenster von<br />

10 bis 30 Jahren zurückgegeben werden.<br />

Für eine kürzere Nutzungsdauer oder gewünschte<br />

Flexibilität gibt es Mietmodelle,<br />

bei denen Lindner der Produkteigentümer<br />

bleibt und diese dem Kunden für eine vereinbarte<br />

Dauer zur Verfügung stellt.<br />

Lindner GmbH<br />

T +43 (0)2252 86160-0<br />

austria@lindner-group.com<br />

www.lindner-group.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Ästhetik und<br />

Wohngesundheit<br />

Die neue ECO+ COLLECTION von PROJECT<br />

FLOORS steht für das noch bessere Gefühl: Sie ist<br />

frei von PVC und auch Weichmacher sind in diesem<br />

Produkt dank der naturelastischen Eigenschaften<br />

des Materials unnötig. Die Bodenbeläge der ECO+<br />

COLLECTION – wie alle anderen Kollektionen von<br />

PROJECT FLOORS auch – sind geprüft und zertifiziert,<br />

sie bieten damit besonders emissionsarme<br />

Produkte und eine unbelastete Raumluft. Denn ein<br />

gesundes Raumklima ist nicht einfach nur subjektive<br />

Wahrnehmung, es ist messbar – und so ist der Designboden<br />

mit dem Blauen Engel ausgezeichnet und<br />

damit ökologisch unbedenklich.<br />

Für eine wohnliche Atmosphäre bietet der Hersteller<br />

20 brillante, authentische Holz- und Steinnachbildungen<br />

(14 Holz- und sechs Steindekore), die mit<br />

den unterschiedlichen Verlegevarianten unzählige<br />

Optionen für die Raumgestaltung ermöglichen. Die<br />

Planken und Fliesen der ECO+ COLLECTION verfügen<br />

über eine Nutzschicht von 0,3 mm. Wie alle Beläge<br />

von PROJECT FLOORS sind sie strapazierfähig<br />

und leicht zu reinigen. Zudem sind diese Bodenbeläge<br />

problemlos zu recyceln und beinhalten auch als<br />

Neuprodukt bereits einen Recyclinganteil von bis zu<br />

35 Prozent.<br />

PROJECT FLOORS GmbH<br />

T +49 (0)2233 9687-0<br />

info@project-floors.com<br />

www.project-floors.com<br />

77<br />

Produkt News<br />

Komplexe Gebäude verlangen eine ganzheitliche Systemlösung. Mit TROX Ox zeigen wir Ihnen<br />

die Zukunft der Gebäudeplanung – einheitlich, digital und intuitiv bedienbar.<br />

Wann und wo? Erfahren Sie hier – gleich informieren<br />

und anmelden. www.geberit.at/trox<br />

www.trox.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

78<br />

Produkt News<br />

Schloss Haindorf<br />

Vom Barockschloss zum Hotel,<br />

Veranstaltungs- und Bildungszentrum<br />

Das Ziel war, mit dem Schloss samt Zubau und der Erneuerung und Sanierung des östlich<br />

gelegenen Lehrbauhofes ein modernes Ausbildungszentrum für die Lehrlings- und<br />

Erwachsenenbildung für das niederösterreichische Baugewerbe in Haindorf zu schaffen.<br />

In den lehrlingsfreien Zeiten werden die 18 Zimmer im Zubau touristisch genutzt,<br />

die 27 Zimmer und Suiten im Schloss stehen ganzjährig für Gäste zur Verfügung.<br />

Das Team der Architektur Krammer GmbH<br />

aus Krems begleitete das Bauvorhaben von<br />

der Projektentwicklung, über die Planung<br />

und örtlichen Bauaufsicht inklusive der Inneneinrichtung,<br />

bis zur schlüsselfertigen<br />

Übergabe. Die Baumaßnahmen erfolgten<br />

in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt<br />

und wurden auch restauratorisch<br />

begleitet.<br />

Ausgestattet mit modernster Technik<br />

Nach einer umfassenden Renovierung erstrahlt<br />

das Hotel Schloss Haindorf in neuem<br />

Glanz. Persönlicher Service und Kontakt mit<br />

den Gästen sind dabei ein besonderes Anliegen.<br />

Die Anforderung an ABUS Austria<br />

war es bei diesem Projekt, eine ökonomisch<br />

effiziente Hybridschließanlage für den gesamten<br />

Gebäudekomplex umzusetzen. Dabei<br />

kamen sowohl elektronische als auch<br />

mechanische Schließsysteme zum Einsatz.<br />

Um den ökonomischen Anforderungen zu<br />

entsprechen, wurde für Zimmer und Allgemeinräume<br />

das elektronische Zutrittssystem<br />

Codeloxx verbaut, dessen hohe Flexibilität<br />

bei der Zutrittssteuerung die Kundenbedürfnisse<br />

optimal umsetzt (Berechtigungen<br />

können rasch geändert und individualisiert<br />

bzw. bei Verlust des Chips kann dieser sofort<br />

gesperrt werden). Moderne elektronische<br />

Zutrittssysteme sind einem mechanischen<br />

Schließsystem, bei dem der Verlust eines<br />

Schlüssels zum Tausch aller Zylinder führt,<br />

weit überlegen und bieten einen nachhaltigen<br />

Investitionsschutz.<br />

Für die Nebenräume, bei denen die Berechtigungen<br />

nicht geändert werden müssen,<br />

kam ein qualitativ hochwertiges, aber kostengünstigeres,<br />

mechanisches Schließsystem<br />

zum Einsatz.<br />

ABUS, als Spezialist für mechanische und<br />

elektronische Zutrittssysteme mit 100-jähriger<br />

Tradition und Qualität Made in Germany,<br />

erhielt den Auftrag nicht nur aufgrund<br />

der hohen Qualität der eingesetzten Produkte,<br />

sondern vor allem wegen des raschen<br />

Service durch die Niederlassung in<br />

Wr. Neudorf und der möglichen Integration<br />

weiterer Sicherheitssysteme wie z.B. Videoüberwachung<br />

und Alarmanlagen. Und so<br />

wurde das Projekt von ABUS von der Angebotslegung<br />

über die Ausarbeitung eines<br />

Schließplans, den Einbau der Produkte, die<br />

Programmierung und Schulung bis hin zur<br />

Nachbetreuung (Bestellung neuer Schlüssel,<br />

Erweiterung der Anlage), begleitet.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

79<br />

Produkt News<br />

Fotos: Dennis Kral Wachsmann Verlags GmbH<br />

ABUS Austria GmbH<br />

T +43 (0)2236 660630<br />

info@abus.at<br />

www.abus.at<br />

+


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

80<br />

Produkt News<br />

Tür und Tor als Eyecatcher<br />

Anfang April 2019 haben die Aushubarbeiten für den Neubau des Unternehmens<br />

Ceratizit Austria am Werkstandort Kreckelmoos bei Reutte begonnen. Vier Jahre<br />

später ist der Innenausbau in den finalen Zügen. In Zusammenarbeit mit dem integralen<br />

Planungsbüro ATP Innsbruck Planungs GmbH stattete Peneder, der Experte für<br />

baulichen Brandschutz, den imposanten Betonbau mit zahlreichen Brandschutztüren<br />

und -toren in unterschiedlichsten Ausführungen, Materialien, und Oberflächen aus.<br />

Lichtdurchflutete Hallen sind für einen Produktionsbetrieb<br />

eher ungewöhnlich. Doch nicht bei Ceratizit:<br />

Durch die hohen Sichtbetonwände in Kombination<br />

mit den massiven Holzträgern der Dachkonstruktion<br />

entsteht eine Atmosphäre, die eine Arbeitslebenswelt<br />

mit Wohlfühlcharakter bietet. Stahltüren von Peneder<br />

mit schwarzer Pulverbeschichtung und hochwertigen<br />

Komponenten setzen die passenden Kontraste zu den<br />

natürlichen Materialien wie Holz und Beton. Große<br />

Durchbrüche mit Schnelllauf-Rolltoren bieten einen<br />

barrierefreien Maschinenverkehr, auch zwischen den<br />

Hallen. Gangseitig sorgen mächtige Schiebetore für<br />

größtmögliche Sicherheit im Ernstfall und verhindern<br />

einen Brandübergriff auf die gegenüberliegende Produktionshalle<br />

sowie die Fluchtwege.<br />

Peneder Bau-Elemente GmbH<br />

T +43 (0)50 5603 - 0<br />

brandschutz@peneder.com<br />

www.peneder.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

81<br />

Produkt News<br />

Anlagentechnik vor<br />

baulichem Brandschutz<br />

Ob Konstruktion, Baustoffe oder Prozesse: Klima- und Umweltschutz sorgen im<br />

Bausektor für breites Umdenken. Um CO 2 -Emissionen zu reduzieren, Gebäude<br />

energieeffizient zu betreiben und kreislauffähig zu machen, sind auch im Brandschutz<br />

die richtigen Weichen zu stellen. Doch was ist nachhaltiger: der in Österreich<br />

traditionell stark verbreitete bauliche Brandschutz, oder anlagentechnische<br />

Maßnahmen wie etwa Sprinkleranlagen?<br />

Um diese Frage zu beantworten, haben das<br />

Ingenieurbüro Hoyer Brandschutz und die<br />

Forschungs- und Planungsgesellschaft ATP<br />

sustain die beiden Stoßrichtungen im Brandschutz<br />

miteinander verglichen. Um deren<br />

ökologischen Fußabdruck bewertbar zu machen,<br />

erstellte Hoyer Brandschutz für ein in<br />

Planung befindliches Bürogebäude in Österreich<br />

mit einer BGF von über 10.000 m² zwei<br />

unterschiedliche Brandschutzkonzepte:<br />

Während sich Variante 1 auf Maßnahmen des<br />

baulichen Brandschutzes und kleine Brandabschnitte<br />

fokussierte, sah Variante 2 eine<br />

Sprinkleranlage und größere Brandabschnitte<br />

vor. ATP sustain berechnete im Anschluss<br />

die Auswirkungen auf den Energieverbrauch<br />

und die CO 2 -Emissionen.<br />

In der Vergleichsstudie lag der anlagentechnische<br />

Brandschutz in allen untersuchten<br />

Punkten voran: So könnten bei<br />

Umsetzung des Brandschutzkonzeptes mit<br />

Sprinkleranlage im Betrieb pro Jahr 4,7 Prozent<br />

Strom und 4,9 Prozent CO 2 eingespart<br />

werden. Im Gesamtlebenszyklus des Gebäudes<br />

wäre ebenfalls eine Reduktion der<br />

CO 2 -Emissionen von 4,9 Prozent möglich.<br />

Für die Ökobilanz der beiden Brandschutzkonzepte<br />

war auch die Wahl der Baumaterialien<br />

entscheidend. Werden durch die<br />

kleinteilige Brandabschnittsbildung in Variante<br />

1 höhere Anforderungen an Fassade,<br />

Türen oder Trennwände gestellt, konnten<br />

in Variante 2 recyclebare Baustoffe vorgesehen<br />

werden, die CO 2 binden: in der<br />

Fassade Zellulosefaser als Dämmstoff und<br />

für die Innenwände Lehmbauplatten mit<br />

Holzständern und Holzfaserdämmplatten.<br />

Michael Haugeneder, Geschäftsleiter von<br />

ATP sustain, war von der Eindeutigkeit des<br />

Resultats überrascht: „Beim anlagentechnischen<br />

Brandschutz wird weniger Material<br />

eingesetzt, eine bessere CO 2 -Bilanz war<br />

also erwartbar. Ein Minus von fünf Prozent<br />

bei den Lebenszyklusemissionen ist aber<br />

beeindruckend – auch da beim untersuchten<br />

Gebäude im Vergleich zu Standardbauten<br />

bereits auf eine nachhaltige Bauweise<br />

geachtet wurde.“<br />

Neben der Nachhaltigkeit untersuchte<br />

die Studie auch die Wirtschaftlichkeit der<br />

Brandschutzkonzepte. Dafür wurden die<br />

Mehr- und Minderkosten aller betroffenen<br />

und geänderten Bauteile gegenübergestellt:<br />

Höhere Kosten entstehen durch die<br />

Sprinklerverrohrung sowie die Tanks, Rückhaltung<br />

und Aufbereitung des Löschwassers.<br />

Gleichzeitig werden Kosten reduziert<br />

durch geringere Anforderungen bzw. den<br />

Entfall von Brandschutzwänden, -fassaden<br />

und -türen oder die Einsparung von<br />

Brandschutzklappen. In Summe waren die<br />

Installationskosten beim Brandschutzkonzept<br />

mit Sprinkleranlage um 4,9 Prozent<br />

geringer. „Wir sehen in der Praxis, dass bei<br />

Bauvorhaben meist nur die direkten Kosten<br />

für die Sprinkleranlage betrachtet werden,<br />

aber nicht bedacht wird, dass durch diese<br />

anlagentechnische Maßnahme an anderen<br />

Stellen teils beträchtliche Einsparungen<br />

möglich sind“, so Werner Hoyer-Weber,<br />

Geschäftsführer von Hoyer Brandschutz.<br />

HOYER Brandschutz GmbH<br />

www.hoyer-brandschutz.at<br />

Grafiken: Robert Tober<br />

++


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

82<br />

Produkt News<br />

Fotos: Mediashots<br />

Nachhaltige Backkunst<br />

In Graz ist nach Plänen des ortsansässigen Architekturbüros j-c-k das neue<br />

Headquarter der traditionsreichen Bäckerei Martin Auer entstanden. Als die<br />

Platzverhältnisse im Stammhaus des Betriebs, der 400 Mitarbeiter in 28 Filialen<br />

beschäftigt, in der Altstadt von Graz an ihre Grenzen stießen, entschied sich die<br />

Unternehmensführung für den Umzug in einen Neubau am Rande der Innenstadt.<br />

Als neue Unternehmenszentrale beherbergt das moderne<br />

„Atelier Martin Auer“ nun eine voll einsehbare<br />

Backstube, einen Flagshipstore mit Café, eine Getreidemühle,<br />

eine Kaffeerösterei, freundlich eingerichtete<br />

Büroräume sowie eine Mitarbeiterakademie.<br />

Der hohe Anspruch an den Klimaschutz dieses Projekts<br />

zeigt sich auch bei der Gestaltung der Pfosten-Riegel-Fassade.<br />

Diese wurde ebenso wie die<br />

Fenster- und Türsysteme aus der nachhaltigen Aluminiumlegierung<br />

Hydro CIRCAL von WICONA gefertigt.<br />

Dieses Material besteht zu mindestens 75 % aus<br />

End-of-Life-Aluminium. Bei der Erzeugung werden<br />

nur 5 % der Energie von Primär-Aluminium benötigt<br />

– bei gleicher hoher Qualität. Hydro CIRCAL hat mit<br />

2,3 kg CO pro kg Aluminium eine der weltweit niedrigsten<br />

CO 2 -Bilanzen. Das ist 4,5-mal weniger als der<br />

globale Durchschnitt bei Primär-Aluminium. So trägt<br />

die Gebäudehülle maßgeblich zur Optimierung des<br />

ökologischen Fußabdrucks bei – ein ganzheitlich<br />

nachhaltiges Konzept.<br />

Hydro Building<br />

Systems Austria GmbH<br />

T +43 (0)6212 20000<br />

info@wicona.at<br />

www.wicona.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Weiterer Rettungsweg<br />

Im Ernstfall zählt oft jede Sekunde, um ein Gebäude<br />

sicher verlassen zu können – auch bei Stromausfall.<br />

Warema SecuKit-Lösungen für Rollläden, Fenstermarkisen<br />

und ganz neu nun auch für Raffstoren verfügen<br />

über einen motorbetriebenen Antrieb und werden mit<br />

einer intelligenten Steuerung bedient. Ihr besonderer<br />

Pluspunkt ist die zusätzliche manuelle Bedienung für<br />

den Notfall: Bei Stromausfall kann der heruntergefahrene<br />

Behang mit wenigen Handgriffen hochgezogen<br />

bzw. -gedrückt werden und gibt so den Rettungsweg<br />

nach draußen innerhalb weniger Sekunden frei. Eine<br />

Zwischenbedienung hat dabei keinerlei Einfluss auf<br />

die motorbetriebene Nutzung und alle Einstellungen<br />

bleiben erhalten. Optisch zurückhaltend punkten die<br />

SecuKit-Lösungen mit hoher Zuverlässigkeit und einer<br />

einfachen Bedienung – und sind zudem wartungsfrei<br />

und kostengünstig. Die Montage und Inbetriebnahme<br />

erfolgen analog zur Standardausführung von<br />

Raffstoren, Rollläden und Fenstermarkisen. Zudem<br />

reiht sich der Sonnenschutz mit SecuKit aufgrund<br />

seines identischen Fahrverhaltens unauffällig an der<br />

Fassade ein und stellt ein einheitliches Hoch- und<br />

Tieffahren aller Sonnenschutzprodukte sicher. Bei<br />

Rollläden lässt sich SecuKit für Behangflächen von<br />

bis zu fünf Quadratmetern und bei Fenstermarkisen<br />

für bis zu sieben Quadratmeter einsetzen.<br />

83<br />

WAREMA Austria GmbH<br />

T +43 (0)662 853015-0<br />

info@warema.at<br />

www.warema.at<br />

Produkt News<br />

Go Blue<br />

mit biobasierten<br />

Uponor PEX Pipes<br />

Blue<br />

und einem um bis zu 90 % reduzierten CO2-<br />

Fußabdruck.**<br />

Mit Uponor PEX Pipes Blue setzen wir einen neuen<br />

Maßstab beim Übergang zu nachwachsenden<br />

Rohstoffen. Uponor PEX Pipes Blue sind die ersten<br />

biobasierten PEX-Rohre auf dem Markt*. Die neuen<br />

Rohre zeichnen sich durch einen um bis zu 90 %<br />

verringerten CO2-Fußabdruck im Vergleich zu PEX-<br />

Rohren aus fossilen Rohstoffen aus**. Go Blue mit<br />

biobasierten Uponor PEX Pipes Blue und weisen Sie<br />

beim ökologischen Bauen die Richtung!<br />

Weitere Informationen:<br />

www.uponor.com/de-at/pex-pipes-blue<br />

* mit ISCC-Zertifizierung, basierend auf dem Massenbilanzansatz.<br />

** im Vergleich zu PEX-Rohren aus fossilen Rohstoffen, basierend auf den EPD-<br />

Berechnungen gemäß EN15804+A1, CML / ISO21930.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

84<br />

Produkt News<br />

Intelligenter Sonnenschutz<br />

für modernes Bauen<br />

Optimale Wärme- und Schalldämmung mit Sonnenschutzsystemlösungen bei<br />

Gebäuden ist essenziell für Energieverbrauch und Wohlbefinden. Als einer der<br />

führenden europäischen Anbieter von Sonnen- und Wetterschutztechnik produziert<br />

HELLA Rohbaulösungen, Systemkomponenten und Fertigelemente für<br />

verschiedene Branchen.<br />

Egal ob Rollläden, Raffstores, textile Beschattungen<br />

oder Insektenschutz – Fenster und Sonnenschutz<br />

verschmelzen mit den Kasten- und Leibungssystemen<br />

TRAV zu einer flexiblen, perfekt montierten<br />

Einheit. Diese Systeme sparen Zeit und Kosten,<br />

verhindern Baufehler, optimieren die Bauqualität<br />

und erfüllen Normen der Zukunft. Jedes Kastensystem<br />

der Produktgruppe TRAV erfüllt die individuell<br />

angepassten Bedürfnisse seiner jeweiligen Zielgruppe.<br />

Zum Boom im Holz- und Fertigbau passt<br />

zum Beispiel der TRAV Integral: Ein vorgefertigtes<br />

Gesamtsystem aus Rahmen, Fensterbank sowie<br />

integriertem Sonnen- und Insektenschutz: Wärmebrücken,<br />

Wassereintritt, Putzrisse und andere Konstruktionsfehler<br />

sind praktisch ausgeschlossen.<br />

HELLA legt als einziger Komplettanbieter am Markt<br />

großen Wert darauf, alles im eigenen Haus zu produzieren.<br />

Technologie, Fertigung, Beratung und Montage<br />

– Premiumqualität ist dabei der Maßstab. Alle<br />

Produkte werden nach individuellen Maßen gefertigt<br />

und die verbauten Komponenten sind auf Robustheit<br />

und Langlebigkeit ausgelegt.<br />

HELLA Sonnen- und Wetterschutztechnik GmbH<br />

T +43 (0)4846 6555-0<br />

office@hella.info<br />

www.hella.info


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Grenzen überschreiten<br />

85<br />

Produkt News<br />

Klassische Farbsysteme befördern aufgrund ihrer<br />

Systematik monochrome Farbkompositionen. Das<br />

neue StoColor System hat diese Grenze hinter sich<br />

gelassen und findet ebenso leicht polychrome Farbharmonien.<br />

Neben die üblichen Kriterien „Farbwert“,<br />

„Sättigung“ und „Helligkeit“ stellt das StoColor System<br />

die vierte Dimension „Komposition“: Es handelt<br />

sich um ein metrisch offenes Farbsystem, logisch<br />

aufgebaut und einfach zu kombinieren. Es basiert auf<br />

den drei Basisfarben Gelb, Rot und Blau. Eine Abstufung<br />

um jeweils fünf Grad auf dem 360-Grad-Farbkreis<br />

führt zu 72 Grundfarbtönen. Diese gibt es<br />

wiederum in einer Aufhellungsmatrix beziehungsweise<br />

bestimmten Vergrauungsmatrizen. Das neue<br />

Farbsystem umfasst 1.000 Farbtöne für die Fassade,<br />

225 für die Innenraumgestaltung sowie 200 Lackund<br />

38 Holzlasurtöne.<br />

Sto Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)4242 33 133-0<br />

info.at@sto.com<br />

www.sto.at<br />

Als Arbeitsmittel dienen neben einem großen Streifenfächer mit<br />

1.000 Farbtönen sechs Einzelfächer (3 Farbräume: „Rot“, „Gelb“,<br />

„Blau“, Neutral/Natur, Innenraum sowie Lacke und Lasuren)<br />

und die StoColor System Box mit 1.000 vollflächig beschichteten<br />

Einzelblättern im Format A6.<br />

© Martin Baitinger / Sto SE & Co. KGaA<br />

Grenzenlose<br />

Aussichten<br />

Schiebefenster von Solarlux<br />

Für alle, die mehr als nur ein Schiebefenster wollen –<br />

cero von Solarlux schafft beeindruckende Ausblicke und<br />

maximale Transparenz. Höchster Anspruch. Freie Sicht.<br />

Einfach besonders.<br />

Besuchen Sie uns in der Grundsteingasse 60 –<br />

in unserem neuen Showroom in Wien.<br />

Schiebefenster · Glas-Faltwände · Fassadenkonzepte · Terrassendächer · Wintergärten<br />

solarlux.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

86<br />

Produkt News<br />

Ludwig-Zatzka-Park, Wien<br />

© Markus Kaiser, Graz<br />

Saubere Luft & saubere Steine<br />

Mit der reduNOx Technologie bietet der burgenländische Pflastersteinhersteller<br />

Friedl Steinwerke eine Lösung an, mit Pflastersteinen Schadstoffe aus der Luft<br />

abzubauen. Das dafür eingesetzte Prinzip ist rasch erklärt: Dem Betonstein wird<br />

Titandioxid zugesetzt, das mithilfe von Sonneneinstrahlung Stickoxide, darunter<br />

das gesundheitsschädliche NO 2 , an der Steinoberfläche in Nitrat umwandelt.<br />

Dieser Prozess wird Photokatalyse genannt. Das<br />

leicht wasserlösliche Nitrat wird dann mit dem nächsten<br />

Regen, Kondenswasser oder Reinigungswasser<br />

abtransportiert und in der Bodenzone mikrobiell zersetzt.<br />

Die Menge an Nitrat, die so in den Kanal, den<br />

Rasen oder in Blumenbeete gelangt, ist unbedenklich.<br />

Titandioxid ist ein vielseitig eingesetzter Stoff und<br />

kommt als Weißpigment in allen Arten von Anstrichen,<br />

in Kunststoffen, Sonnenschutzmitteln sowie<br />

Kosmetika und Medikamenten vor. Die photokatalytische<br />

Wirkung der Friedl Steine hat das Institut für<br />

Technische Chemie D-TOX in Hannover nachgewiesen:<br />

Es wurde eine Abbaurate unter Laborbedingun-<br />

gen von 20,04 mg NO/m 2 h erzielt und dem geprüften<br />

Stein damit eine exzellente Aktivität für den photokatalytischen<br />

Abbau in der Gasphase bestätigt. Die<br />

Wirkung des Titandioxids bleibt über die gesamte<br />

Lebensdauer des Steins erhalten, d. h. es baut sich<br />

nicht ab. Die beste Schadstoffreduktion erzielen<br />

diese Pflastersteine unter voller Sonneneinstrahlung,<br />

aber bereits bei diffusem Licht setzt die Photokatalyse<br />

– und damit der Schadstoffabbau und der<br />

Selbstreinigungseffekt der Steine – ein.<br />

In Wien wurde bereits der Ludwig-Zatzka-Park mit<br />

Pflastersteinen mit reduNOx-Technologie gestaltet.<br />

Friedl Steinwerke GmbH<br />

T +43 (0)2618 3208-0<br />

weppersdorf@steinwerke.at<br />

www.steinwerke.at<br />

Mithilfe von Sonnenlicht wandelt Titandioxid (TiO 2 ) Stickoxide (NOx)<br />

in Nitrat (NO 3 -) um.<br />

Regenwasser transportiert das Nitrat (NO 3 -) von der Fläche. Es wird<br />

nicht mehr Nitrat freigesetzt als durch den natürlichen Abbau von<br />

NO x . Das Nitrat dient den Pflanzen als Nährstoff.<br />

NO x<br />

NO x<br />

NO x<br />

NO 3–<br />

NO 3–<br />

NO3–<br />

NO 3– NO 3– NO 3–<br />

NO 3–


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

FUNKTIONSFÄHIGE<br />

DACHABDICH-<br />

TUNGEN:<br />

SCHNELL, SICHER,<br />

FACHGERECHT.<br />

Auf ganzer Linie geschätzt<br />

Im Mai <strong>2023</strong> feierte STAUSBERG sein 50-jähriges Firmenjubiläum.<br />

Über die Jahrzehnte entwickelte sich STAUSBERG zu<br />

einem führenden Hersteller von Stadtmobiliar, und gehört seit<br />

2015 der deutschen NUSSER-GRUPPE an. Planern, Architekten<br />

und Bauherren steht damit ein umfangreiches Produktprogramm<br />

zur Verfügung. Wie zum Beispiel die von NUSSER<br />

entwickelte Bank-Serie INLINA, die perfekt die Nachfrage<br />

nach geradlinig gestalteten Produkten erfüllt. Neben der klassischen<br />

Banklösung mit Lehne stehen eine Bank ohne Lehne<br />

und eine Version mit tieferer Sitzfläche, die INLINA III M, zur<br />

Wahl. Ergänzt wird die INLINA-Serie um eine Sitzgruppe und<br />

einen Tisch. Die Modelle sind mit Holzleisten aus FSC-zertifiziertem<br />

Hartholz belegt, die Flachstahlfüße sind feuerverzinkt<br />

und pulverbeschichtet.<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH<br />

T +43 (0)7258 5711<br />

info@stausberg.at<br />

www.stausberg.at<br />

Unsere Abdichtungssysteme aus Flüssigkunststoff<br />

bieten nachhaltige Lösungen.<br />

Sie haben ein geringes Flächengewicht, haften auf fast allen<br />

Untergründen und sind auf Wurzel- und Rhizomfestigkeit<br />

zertifiziert (FLL-Verfahren und DIN EN 13948). Selbst<br />

komplizierte Details und Geometrien werden nahtlos<br />

abgedichtet. Durch Einhaltung der anerkannten Regeln der<br />

Technik bilden wir die beste Abdichtungsgrundlage für ein<br />

dauerhaft sicheres Gründach. Projekte realisieren wir dabei<br />

immer im erfolgreichen Zusammenspiel aus Planern, geschulten<br />

Verarbeitungsbetrieben und unseren hochwertigen Produkten.<br />

Das heißt für uns: Gemeinsam gelöst.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

88<br />

Produkt News<br />

Fotos: Koy + Winkel<br />

Präzision in Inhalt und Gestalt<br />

Auf dem Campus der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt PTB in Berlin-Charlottenburg<br />

haben Rohdecan Architekten eine Berliner Dependance des Quantentechnologie-Kompetenzzentrums<br />

entwickelt. Der 2009 entworfene Masterplan<br />

stellt den Baukörper in die Fluchten der Abbestraße und der Nachbarbebauung.<br />

Mit seiner differenzierten Klinkerfassade fügt er sich<br />

optisch in den bestehenden Campus ein. So vermittelt<br />

das viergeschossige Gebäude zwischen den niedrigeren<br />

Volumina des Gästehauses sowie des Hermann-von-<br />

Helmholtz-Baus und dem höheren Wilhelm-Förster-Bau.<br />

Optisch sticht das Kompetenzzentrum durch seine präzise<br />

Fassadengestaltung heraus: Für die das Gebäude<br />

prägende Klinkerfassade fertigte GIMA eigens eine projektspezifische<br />

Sonderfarbe in der Sortierung „Walther-<br />

Meißner-Bau“. Dabei handelt es sich um einen beigefarbenen<br />

Keramikscherben mit einer Wasseraufnahme von<br />

nur zwei Prozent, basierend auf der Grundfarbe Erve FK.<br />

Ein leichter Kohlebrand verleiht dem Stein sehr feine<br />

Farbnuancen und teilweise dunkle Schattierungen, die<br />

einen warmen, weichen Farbton mit einem natürlichen<br />

Farbspiel erzeugen. Neben dem Klinker im DF-Format<br />

240x115x52mm wurden acht unterschiedlich profilierte<br />

Formsteine sowie Ecksteine im Format 240-240x115x-<br />

52mm produziert. Trotz gleicher Farbgebung entsteht<br />

durch den Einsatz verschiedener Oberflächen ein modernes<br />

und spannendes Relief an der Fassade.<br />

GIMA Girnghuber GmbH<br />

T +49 (0)8732 24-0<br />

info@gima-ziegel.de<br />

www.gima-ziegel.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

89<br />

Produkt News<br />

Ein Bauteil für (fast) alle Fälle<br />

Schöck Isokorb feierte im April <strong>2023</strong> sein<br />

40-jähriges Jubiläum. Mit seiner Erfindung<br />

zur Minimierung von Wärmebrücken<br />

an auskragenden Bauteilen hat Eberhard<br />

Schöck, Gründer des gleichnamigen Unternehmens,<br />

1983 die Baubranche revolutioniert:<br />

Isokorb setzte neue Standards<br />

- das tragende Wärmedämmelement ist<br />

bauphysikalisch, wirtschaftlich und gestalterisch<br />

einmalig in der Branche.<br />

Auch im Jubliäumsjahr ist Schöck Isokorb<br />

daher die passende und perfekte Wärmedämmlösung<br />

für vielfältige Anforderungen<br />

im Neubau und in der Sanierung:<br />

von der Standardanwendung bei frei<br />

auskragenden oder gestützten Balkonen,<br />

Attiken, Loggien, Laubengängen oder<br />

Balkonen mit Höhenversatz bis hin zu individuellen<br />

und anspruchsvollen Einbausituationen<br />

wie ausgefallene Geometrien<br />

oder Holzbau. Als neue Themen bietet<br />

das breite Portfolio Lösungen für steigende<br />

Anforderungen an die Trittschallreduzierung,<br />

an Erdbebenbemessung oder an<br />

das Schwingungsverhalten bei Balkonen.<br />

Schöck Bauteile Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)1 786 5760<br />

office-at@schoeck.com<br />

www.schoeck.com<br />

since 1883<br />

Complete Ceramic Solution<br />

We create<br />

ceramic tiles<br />

in harmony<br />

with time<br />

and nature.<br />

rako.eu


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

90<br />

Produkt News<br />

Fotos: Rieder Group / Ditz Fejer<br />

Eindrucksvolles Holzhybrid-Bauwerk<br />

Das von Tchoban Voss Architekten geplante Bürogebäude der Firma Vattenfall<br />

beim „EDGE Suedkreuz Berlin“ ist in vielerlei Hinsicht ein Aushängeschild für<br />

den Wandel, der sich bei den Ansprüchen an neue Gebäude vollzieht. Das größte<br />

Holzhybrid-Gebäude Deutschlands zeigt, wie sich auf 32.000 Quadratmetern<br />

Geschoßfläche die Bedürfnisse einer nachhaltigen Bauweise mit vielen anderen<br />

Anforderungen an ein Gebäude dieses Formats kombinieren lassen.<br />

Bei der Fassade setzten die visionären Projektentwickler<br />

auf die concrete skin Glasfaserbetonplatten<br />

von Rieder: Die leistungsfähigen, nur 13 mm dünnen<br />

Elemente ergänzen das durchdachte Konzept nicht<br />

nur als Designelement. Die Anforderungen an die<br />

verbauten Produkte sind für das DGNB Platinum zertifizierte<br />

Projekt besonders hoch. Das Rieder Produkt<br />

überzeugte durch optische Vorzüge in Bezug auf die<br />

Gestaltungsvielfalt, als auch durch technische Faktoren<br />

wie das geringe Gewicht sowie die hohen Umwelt-<br />

und Gesundheitsstandards.<br />

„An den Wandelementen des Holz-Hybrid-Systems<br />

kann nicht alles befestigt werden: Naturstein beispielsweise<br />

wäre viel zu schwer. Dieser würde knapp<br />

100 Kilo pro Quadratmeter wiegen. Ein Element von<br />

Rieder ist dreimal leichter“, erläutert Architekt Sergei<br />

Tchoban. Die feine Struktur, die zurückhaltende Farbigkeit<br />

und die Brandschutzklasse A1 „nicht brennbar“<br />

der concrete skin Elemente sind weitere Faktoren,<br />

die für das innovative Produkt sprechen.<br />

Rieder Sales GmbH<br />

T +43 (0)6542 690-844<br />

office@rieder.cc<br />

www.rieder.cc


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

91<br />

Mehr Informationen zur Zukunft<br />

des Dämmens auf steinbacher.at<br />

Produkt News<br />

Thermische Balkonsanierung<br />

Besonders bei älteren Gebäuden sorgen Balkonplatten, die<br />

ohne thermische Trennung in beheizte Innenräume übergehen,<br />

für Wärmebrücken. Als der Eigentümer eines Mehrfamilienhauses<br />

im niederösterreichischen Mistelbach eine<br />

umfassende energetische Sanierung in Angriff nahm, sollte<br />

deswegen auf den Balkonplatten nachträglich eine Wärmedämmung<br />

installiert werden.<br />

Der Einsatz des Balkon Wärmedämmsystems Triflex BIS erwies<br />

sich dafür als ideal: Dabei werden zur Wärmedämmung expandierte<br />

Polystyrolhartschaumplatten (EPS) verwendet, auf die<br />

anschließend die Flüssigabdichtung auf PMMA-Basis inklusive<br />

Nutzschicht aufgetragen wird. Die Kombination aus beidem<br />

hat eine Aufbauhöhe von circa 10 cm, was sich bei Sanierungsprojekten<br />

wie dem in Mistelbach als besonders vorteilhaft erweist.<br />

Darüber hinaus bietet das systemintegrierte Triflex Pro-<br />

Detail eine Lösung für Wand- und Türanschlüsse. Und da die<br />

Abdichtung mit einer optisch gestaltbaren Versiegelung versehen<br />

werden kann, kamen auch die Ansprüche der Bewohner<br />

an die Ästhetik nicht zu kurz. Diese erfreuen sich neben einer<br />

energetischen Optimierung ihres Zuhauses auch an dem neuen<br />

Look ihres verlängerten Wohnzimmers.<br />

Klimaschutz machen!<br />

Triflex GesmbH<br />

T +43 (0)7667 21505<br />

info@triflex.at<br />

www.triflex.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

92<br />

Produkt News<br />

Recycling für zirkuläre Bauwirtschaft<br />

Im Jahr 2020 fielen in Österreich rund 11,4 Mio. Tonnen<br />

mineralischer Bau- und Abbruchabfälle an: Die<br />

ARA (Altstoff Recycling Austria AG), der Baustoffhersteller<br />

Saint-Gobain Austria GmbH und die Salzburg<br />

Wohnbau erkannten das enorme Potenzial der<br />

Bauwirtschaft für das Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft:<br />

Beim Salzburger Wohnbauprojekts „Billy-up“<br />

fallen rund 40 Tonnen Rigips-Gipskartonplatten als<br />

Abfall an, die als neuer Rohstoff von Saint-Gobain<br />

Austria recycelt und zurück in den Produktionsprozess<br />

geführt werden. Dieses Pilotprojekt ist Teil eines<br />

umfassenden Vorhabens im Bereich des Rigips-Recyclings,<br />

das Saint-Gobain gemeinsam mit der ARA vor<br />

zwei Jahren gestartet hat.<br />

Saint-Gobain Austria und die ARA wollen künftig eine<br />

Deponierung der anfallenden Bauabfälle vermeiden<br />

und stattdessen eine 100%ige stoffliche Verwertung<br />

forcieren. Um dieses Vorhaben zu realisieren, ist eine<br />

sortenreine Trennung von Gips und Karton essenziell.<br />

Diese erfordert eine gesonderte Reinigung der<br />

Kartonreste durch spezialisierte Aufbereitungsanlagen,<br />

die von der ARA bereitgestellt werden.<br />

Saint-Gobain Austria GmbH<br />

RIGIPS Austria<br />

T +43 (0)3622 505-0<br />

rigips.austria@saint-gobain.com<br />

www.rigips.at<br />

Bettina-Stiftungspavillon in neuem Glanz<br />

Im Jänner 2021 startete die Revitalisierung des denkmalgeschützten<br />

Gebäudes „Bettina-Stiftungspavillon“<br />

am stillgelegten Krankenhausgelände im 15. Wiener<br />

Gemeindebezirk. Früher als Kaiserin Elisabeth Spital<br />

bekannt, blickt das Bauwerk auf eine prunkvolle, ereignisreiche<br />

Geschichte zurück. Im späten 19. Jahrhundert<br />

wurde die Einrichtung erbaut und im Laufe der Jahre<br />

mehrfach erweitert sowie umgebaut. Nun wurde es<br />

nach längerem Leerstand zu einem Pflegewohnhaus der<br />

Caritas umgenutzt, das chronisch kranken Menschen<br />

ein neues, qualitatives Zuhause bietet. Die Planung des<br />

Umbaus erfolgte durch RUNSER / PRANTL architekten<br />

und umfasste eine vollständige Sanierung und Modernisierung<br />

des Gebäudes. Besonders wurde auf die<br />

Barrierefreiheit geachtet, um den Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern eine komfortable Nutzung zu ermöglichen.<br />

Für den baulichen Brandschutz kamen Türen und Portale<br />

von Peneder zum Einsatz.<br />

www.peneder.com<br />

Fotos: Peneder / Kurt Kuball


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

93<br />

Energie aus<br />

der Fassade<br />

Produkt News<br />

StoVentec Photovoltaics Inlay:<br />

das ästhetisch anspruchsvolle<br />

System für regenerative<br />

Fassadenlösungen.<br />

Aus Liebe zum Bauen.<br />

Bewusst bauen.<br />

Styropor zu 100 % recyceln und erneut dem Kreislauf zuführen – das<br />

ist das Ziel der Forschungsgruppe „EPSolutely“, die an praxistauglichen<br />

Lösungen arbeitet. Dämmstoffprofi Steinbacher ist einer der<br />

12 Projektpartner.<br />

Auf dem richtigen Weg<br />

Viele Steinbacher Dämmstoffe basieren auf expandiertem<br />

Polystyrol, auch als Styropor oder EPS bekannt. Das Material<br />

ist nicht nur praktisch, kostengünstig und massentauglich,<br />

sondern auch zu 100 % recyclingfähig. Als Vorreiter<br />

und Mit-Initiator der Projektgruppe „EPSolutely“ forscht<br />

Steinbacher unter der Leitung von Fraunhofer Austria gemeinsam<br />

mit 11 weiteren Projektpartnern an zukunftsfähigen<br />

Konzepten, Technologien und Methoden für eine funktionierende<br />

EPS-Kreislaufwirtschaft.<br />

Und das mit großem Erfolg: Um die Bindung zwischen EPS<br />

und den restlichen Komponenten des Wärmedämmverbundsystems<br />

zu lösen, wird das Material geschreddert und Fremdmaterialien<br />

mit einer kombinierten Anlage aus Vibrationsund<br />

Lufttechnik aus der Materialmischung entfernt. Derart<br />

aufbereitet, geht das Material an das Fraunhofer Institut für<br />

Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV), wo mithilfe des<br />

CreaSolv®-Prozesses das bis 2015 eingesetzte Flammschutzmittel<br />

Hexabromcyclododecan (HBCD) extrahiert wird. Das<br />

dadurch gewonnene Polystyrol-Rezyklat lässt sich zu neuen<br />

EPS-Dämmplatten verarbeiten.<br />

Mit dem Forschungsprojekt „EPSolutely“ rückt das vollständige<br />

EPS-Recycling am Ende eines Produktlebens und somit die<br />

funktionierende EPS-Kreislaufwirtschaft in greifbare Nähe.<br />

NEU!<br />

ab 04/2022<br />

Die vorgehängte, hinterlüftete Fassade<br />

mit gerahmten Photovoltaikmodulen.<br />

Vorgehängte hinterlüftete Fassadensysteme verbinden<br />

anspruchsvolle Architektur mit den Anforderungen der<br />

Bauphysik. Mit der Integration von Photovoltaik ist es<br />

Sto gelungen, eine funktionale Fassade zu entwickeln.<br />

Sto unterstützt mit diesem System, im Sinne des Europäischen<br />

Green Deals, den Übergang zu modernen,<br />

ressourcenschonenden und wirtschaftlichen Gebäuden.<br />

Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />

T +43 (0)5352 700-0<br />

office@steinbacher.at<br />

www.steinbacher.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

94<br />

Produkt News<br />

Zurück in die Zukunft<br />

In Neuwied/Deutschland schien die glamouröse Historie eines Eckgebäudes<br />

längst vergessen. Vergilbt, abgewittert, verschmutzt zeigte sich die Fassade des<br />

um 1820 von einem Tabakfabrikanten erbauten palastähnlichen Gebäudes.<br />

Bis in die 2020er-Jahre hinein verbarg sich<br />

seine Geschichte hinter einer unansehnlichen<br />

Fassade, bis ein Liebhaber historischer Gebäude<br />

das Eckhaus kaufte und es den Charme<br />

seiner Entstehungszeit wiedererlangen sollte.<br />

Ein giftgrüner Farbton, schadhafte Stellen<br />

und Schmutz machten eine Fassadensanierung<br />

erforderlich. Längere Zeit hatte der Eigentümer<br />

nach einem versierten Handwerker<br />

und Gestalter gesucht und dann in Sezai Dani<br />

den richtigen Experten gefunden. Mit mineralischen<br />

Beschichtungen und Lacken von<br />

Brillux erweckte der Handwerksbetrieb Maler<br />

+ Kunstdesign Dani das markante Denkmal zu<br />

neuem Leben.<br />

Als Entscheidungshilfe für den Auftraggeber<br />

wurde auf Basis von Bildaufnahmen von dem<br />

maroden Gebäude sowie den Vorstellungen<br />

des Malers im Frankfurter Brillux Farbstudio<br />

ein Farbentwurf entwickelt. Diese Visualisierung<br />

überzeugte und gemeinsam mit Brillux<br />

entwickelte Dani das Fassadenkonzept weiter,<br />

das auf mineralischen Silikatprodukten basiert.<br />

Entstanden ist so ein optischer Bezugspunkt,<br />

der die klassizistische Vergangenheit in die Gegenwart<br />

holt.<br />

Brillux Farben GmbH<br />

T +43 (0)732 370740-0<br />

info@brillux.at<br />

www.brillux.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Einheitliches,<br />

skalierbares System<br />

Mit TROX O X , der neuen Systemlösung von TROX,<br />

werden die vielfältigen Anforderungen an die Sicherheit<br />

und den Komfort in Gebäuden erstmals in<br />

einem einheitlichen digitalen System zusammengeführt.<br />

Die Basis hierfür bilden der neue TROX KON-<br />

FIGURATOR und neue TROX O X Komponenten:<br />

Der TROX KONFIGURATOR erlaubt eine zentrale<br />

Planung der Brandschutz- und Lüftungstechnik über<br />

mehrere Ebenen bis in den einzelnen Raum. Neue<br />

TROX O X Komponenten bilden hierbei die intelligenten<br />

Schnittstellen und verwalten unterschiedliche<br />

TROX-Systeme. Auch eine einfache Einbindung in<br />

eine Gebäudeleittechnik ist über verschiedene Bussysteme<br />

möglich. Die Bedienung und Verwaltung<br />

erfolgen über smarte Touch-Displays oder optional<br />

den integrierten Webbrowser.<br />

Durch TROX O X werden Schnittstellen zwischen<br />

Gewerken und Anwendungen reduziert und die Installation<br />

sowie die Inbetriebnahme deutlich vereinfacht.<br />

Alle Komponenten können via Plug&Play<br />

schnell und ohne Aufwand eingebunden werden.<br />

95<br />

TROX Austria GmbH<br />

T +43 (0)1 25043-0<br />

trox-at@troxgroup.com<br />

www.trox.at<br />

Produkt News<br />

Die nächste Generation<br />

Die ArCon Software GmbH präsentiert stolz die neue<br />

ArCon Generation – ArCon BIM. Der Planer bedient<br />

nur noch ein einziges CAD-Programm und erledigt<br />

alle Aufgaben – ob Entwurf, Bauantrag, Ausführung,<br />

Lageplan, Entwässerungsgesuch, Planzusammenstellung<br />

oder Detailplanung unter einer komfortabel<br />

zu bedienenden Oberfläche. ArCon BIM ist vollständig<br />

BIM-kompatibel über einen IFC-Im- und Export.<br />

Das 3D-Modell wird in einer konsequenten Gebäude-/<br />

Geschoss-/Layerstruktur verwaltet. Im 2D/Konstruktionsmodus<br />

und 3D/Designmodus wird das Modell<br />

bearbeitet und Änderungen automatisch aktualisiert.<br />

Im Planteil-Modus werden Ansichten, Schnitte,<br />

Detailzeichnungen oder beliebige andere 2D-Zeich-<br />

nungen erstellt. Beliebige Wandtypen und frei editierbare<br />

Wandaufbauten lassen sich mittels 2D-Elementen<br />

wie Polygonen und Kreisbögen erstellen.<br />

und automatisch in polygonale Wände jeder Art und<br />

Form überführen. Mit der Funktion der Online-Maße<br />

können alle Bauteile detailliert in 2D und 3D editiert<br />

werden und mit dem Dach- und Gauben-Editor können<br />

verschiedene Dachflächen vereinigt und getrennte<br />

Dächer automatisch verschnitten werden.<br />

ArCon BIM verfügt auch über die Möglichkeit, ein Urgelände<br />

in Beziehung mit einem projektierten Gelände<br />

zu setzen. Beide Geländetypen können sowohl in<br />

der Konstruktion als auch im Schnitt übereinandergelegt<br />

und entsprechend kenntlich gemacht werden.<br />

DI Kraus & CO GmbH<br />

T +43 (0)2622 89497-13<br />

office@dikraus.at<br />

www.dikraus.at<br />

www.arcon-cad.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

96<br />

edv<br />

Bauteil- und Restebörsen:<br />

Wiederverwenden, statt verschwenden<br />

Die aktuelle Materialknappheit am Bau, aber auch ein Umdenken im Konsumverhalten<br />

geben der Wiederverwendung von Materialresten, gebrauchten oder<br />

historischen Bauteilen einen neuen Schub. Zahlreiche Bauteil- und Restebörsen<br />

bieten sie an. Wer bietet was?<br />

Text: Marian Behaneck<br />

Der Bausektor ist der mit Abstand ressourcen-<br />

und abfallintensivste Wirtschaftsbereich.<br />

Bau- und Abbruchabfälle machen<br />

den Großteil am gesamten Brutto-Abfallaufkommen<br />

aus. Manches wird verwertet,<br />

vieles aber auch deponiert oder verbrannt.<br />

Wertvolle Rohstoffe werden damit dem Materialkreislauf<br />

entzogen. Neben dem Recycling,<br />

also der stofflichen Wiederverwertung,<br />

hat die direkte Wiederverwendung<br />

alter oder übrig gebliebener Bauteile deshalb<br />

eine wichtige gesellschaftliche, ökologische<br />

und sogar kulturelle Bedeutung.<br />

Die direkte Wiederverwendung gebrauchter Bauteile über Online-Börsen ist ein Gewinn für alle<br />

– für Planer, Handwerker, Bauherren und die Umwelt. © Bauteilkarussell / Teamwork<br />

Welche Vorteile bietet die<br />

Wiederverwendung?<br />

Die Herstellung und Entsorgung von Baustoffen<br />

und Bauteilen ist mit vielen negativen<br />

Folgen für Umwelt und Ressourcen<br />

verbunden. Die direkte Wieder- und Weiterverwendung<br />

von Bauprodukten spart<br />

dagegen wertvolle Rohstoffe und Energie<br />

und weist gegenüber dem Recycling eine<br />

deutlich bessere Ökobilanz auf. Viele alte<br />

Baustoffe können aufgrund ihrer Qualität<br />

sogar mehrfach verwendet werden, wenn<br />

beim Abriss behutsam vorgegangen wird.<br />

Alte Holzbalken, Fußbodendielen, Treppen<br />

und Treppenstufen, Geländer, Fenster, Türen<br />

oder Beschläge sind in der Regel handgefertigt,<br />

qualitativ oft sehr hochwertig<br />

und langlebig. Mit ihrer Patina und ihren<br />

Gebrauchsspuren verfügen sie zudem über<br />

eine Ausstrahlung, über die neue Produkte<br />

kaum verfügen. In Kombination mit „modernen“<br />

Materialien entfalten gebrauchte oder<br />

historische Bauteile zudem einen besonderen<br />

gestalterischen Reiz. Alte oder historische<br />

Baustoffe sind auch wertvoll. Alte<br />

Dielenböden etwa sind erst ab 100 Euro pro<br />

Quadratmeter zu haben und für gut erhaltene<br />

alte Eichenbalken lassen sich 1.000<br />

Euro und mehr pro Kubikmeter erzielen.<br />

Aus einem fachgerechten Gebäuderückbau<br />

können so mehrere tausend Euro erlöst<br />

und Entsorgungskosten eingespart werden.<br />

Wertvoll sind historische Baustoffe auch in<br />

kultureller Hinsicht, denn mit jedem wiederverwendeten<br />

Bauteil wird auch ein Stück<br />

traditioneller Handwerkskunst bewahrt und<br />

für nachfolgende Generationen erhalten.<br />

Wie funktionieren Bauteilund<br />

Restebörsen?<br />

Neben dem Handel mit gebrauchten und<br />

historischen Baustoffen organisieren Bauteilbörsen<br />

teilweise auch den Ausbau, den<br />

Transport, die Aufarbeitung und die Beratung<br />

zum Wiedereinbau oder zur Weiterverwendung.<br />

Die Bauteile werden vom Anbieter<br />

aus verschiedenen Quellen bezogen, teilweise<br />

auch selbst ausgebaut, fotografiert<br />

und beschrieben, eingelagert und in die Online-Bauteilbörse<br />

eingestellt. Damit sich Besucher<br />

im teilweise beachtlichen Angebot<br />

zurechtfinden, sind die Bauteile zunächst<br />

nach Kategorien wie Türen/Tore, Fenster,<br />

Treppen, Böden, Dach, Sanitär, Elektro etc.<br />

sortiert. In einer Übersicht werden die Bauteile<br />

mit Foto und Kurztext, in der Detailansicht<br />

zusätzlich mit den Abmessungen,<br />

Eigenschaften, dem Baujahr, den verfügbaren<br />

Mengen, dem Zustand und weiteren<br />

Detailangaben sowie dem Anbieter/Standort<br />

und dem Preis beschrieben. Über die<br />

Detailsuche können Besucher Objekte mit<br />

bestimmten Eigenschaften schneller finden,<br />

indem sie die gewünschten Abmessungen,<br />

den Preis, das Material, das Herstellungsjahr<br />

und weitere Details eingeben und die Datenbank<br />

durchsuchen. Die Preise der Produkte


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

97<br />

edv<br />

setzen sich aus dem Materialwert sowie den<br />

Ausbau- und Lagerkosten zusammen. Hat<br />

man Interesse an einem konkreten Objekt,<br />

kann man den Anbieter per Kontaktformular,<br />

E-Mail oder Chatfunktion kontaktieren.<br />

Ein Direktverkauf per Online-Shop ist in<br />

der Regel nicht üblich, da die meisten Interessenten<br />

die Ware zunächst begutachten<br />

wollen. Neben einer Selbstabholung ist auch<br />

eine Lieferung mit einer ein- bis zwei wöchigen<br />

Lieferzeit möglich. Die Lieferkosten<br />

sind objekt- und lieferortabhängig. Materialreste<br />

werden von Holzverarbeitern oder<br />

anderen Gewerken entweder auf der eigenen<br />

Homepage oder in einschlägigen Restebörsen<br />

angeboten. Während die Materialsuche<br />

kostenfrei ist, verlangen Restebörsen<br />

für das Anbieten von Objekten in der Regel<br />

Gebühren. Die Verkaufsabwicklung erfolgt<br />

dagegen ohne Provision direkt über die Anbieter/Käufer.<br />

Bauteil- und Restebörsen wirken der Materialverschwendung entgegen, schonen Ressourcen<br />

und bewahren wertvolles Kulturgut. © Florian Langenbeck, Historische Türen & Baustoffe<br />

Welche Bauteil- und<br />

Restebörsen gibt es?<br />

Das Internet ist häufig ein lohnender Ausgangspunkt<br />

für die Bauteilsuche: Neben<br />

allgemeinen Verkaufsplattformen wie Ebay<br />

oder Hood ermöglichen auf gebrauchte<br />

oder historische Bauteile spezialisierte<br />

Portale wie zum Beispiel das Baukarussell,<br />

das Bauteilnetz, Materialnomaden, Restado<br />

oder Salza eine bauteilspezifische Suche.<br />

Zielgruppen sind Bauherren, Planer, Händler,<br />

Handwerker oder Denkmalpfleger. Im<br />

Folgenden werden interessante Adressen<br />

aus D-A-CH beispielhaft vorgestellt:<br />

Das BauKarussell setzt sich für den verwertungsorientierten<br />

Rückbau durch Social<br />

Urban Mining ein. Mit einem Online-Bauteilkatalog<br />

ermöglicht es die Wiederverwendung<br />

und Verwertung von Bauteilen.<br />

Neben dem Bauteilkatalog unterstützt das<br />

BauKarussell auch die Rückbauplanung und<br />

durchführung sowie die fachgerechte Entnahme<br />

von Rohstoffen und Abfallprodukten<br />

(www.baukarussell.at). Der Bauteilladen ist<br />

ein Online-Marktplatz für hochwertige Secondhand-Bauteile<br />

wie Böden und Wandbeläge,<br />

Elektro und Leuchten, Fenster, Türen<br />

und Tore, Sanitär, Heizung, Treppen, Decken<br />

und Dächer etc. Die ausgewählten Bauteile<br />

können online erworben und auch geliefert<br />

werden (www.bauteilladen.ch). Das Bauteilnetz<br />

Deutschland ist ein von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes<br />

Portal, das den bewussteren Umgang mit<br />

gebrauchten Bauteilen fördert, informiert<br />

und auch neue Bauteilbörsen im Aufbau<br />

unterstützt. Das Portal enthält neben zahlreichen<br />

Informationen und Links auch einen<br />

gut gefüllten und sortierten Bauteilkatalog,<br />

indem auch Angebote regionaler Bauteilbörsen<br />

enthalten sind (www.bauteilnetz.de).<br />

Auch der Unternehmerverband Historische<br />

Baustoffe (UHB) hat sich der Förderung<br />

der Wiederverwendung historischer Baustoffe<br />

verschrieben und bietet auf seiner<br />

Webseite neben zahlreichen Informationen<br />

eine nach Postleitzahlen strukturierte Mitgliederliste<br />

mit einer Kurzvorstellung und<br />

einem Link auf die jeweiligen Bauteilbörsen<br />

sowie eine Biete/Suche-Rubrik (www.historische-baustoffe.de).<br />

Das Portal Materialnomaden<br />

offeriert Beratung beim Bau mit gebrauchten<br />

Bauteilen sowie die Bauteil- und<br />

Restebörse Re:store. Diese bietet neben<br />

recycelten Bauteilen auch Produkte aus<br />

recycelten Rohstoffen an. In den Kategorien<br />

Redesign, Refurbished und Reuse werden<br />

recycelte und wiederaufbereitete Produkte<br />

oder Second-hand Bauteile im Originalzus-<br />

tand angeboten (www.materialnomaden.at,<br />

www.restore.or.at). „Wiederverwenden statt<br />

verschwenden“ ist das Motto von Restado.<br />

(Siehe auch das Interview mit Dominik Campanella<br />

Co-Founder und CEO in dieser <strong>Ausgabe</strong>.)<br />

Der Online-Marktplatz für alte, historische,<br />

aber auch übriggebliebene Baustoffe<br />

und Bauteile umfasst eine große Auswahl an<br />

Altholzbrettern und balken, Türen und Fenstern,<br />

Beschlägen, Bodenbelägen oder Treppen<br />

(www.restado.de). Salza ist eine Bauteildatenbank,<br />

die auch Beratung von größeren<br />

Rückbauten mit wiederverwendbaren Bauteilen<br />

anbietet. Besonderes Augenmerk legt<br />

Salza auf die direkte Rückführung der Baustoffe<br />

in den Baukreislauf. Bauteilkategorien,<br />

Filterfunktionen und eine Umkreissuche ermöglichen<br />

eine einfache Suche in der Bauteildatenbank<br />

(www.salza.ch).<br />

u<br />

Je besser das Materiallager sortiert ist, desto schneller wird man fündig. © Historische Bauelemente


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

98<br />

edv<br />

Auch online findet man in Restebörsen schnell das Passende. © Materialrest24<br />

Einige Börsen wie Restado handeln sowohl mit gebrauchten Bauteilen<br />

als auch mit Materialresten. © Concular<br />

Was sind die Hürden?<br />

Obwohl die Sinnhaftigkeit einer energieund<br />

ressourcenschonenden Wiederverwendung<br />

gebrauchter oder übrig gebliebener<br />

Materialien und Bauteile unbestritten ist,<br />

wird sie viel zu selten umgesetzt. Das hat<br />

mehrere Gründe: So fehlt für eine zerstörungsfreie<br />

Bauteilentnahme und gegebenenfalls<br />

Aufarbeitung häufig qualifiziertes<br />

Personal, Know-how oder die Zeit. Sie<br />

ist zudem kostenintensiv, ebenso wie die<br />

Lagerung von Materialresten oder alten<br />

Bauteilen. Auch der Transport insbesondere<br />

schwerer und sperriger Bauteile vom<br />

Abbruchort zum Lager und vom Lager zum<br />

Kunden ist teuer. Deshalb kosten gebrauchte<br />

Bauteile manchmal etwas mehr als neue.<br />

Es fehlt zudem an flächendeckenden Vermarktungsstrukturen,<br />

auch weil es in vielen<br />

Regionen kaum Absatzmöglichkeiten<br />

gibt. Informationsdefizite sind ein weiteres<br />

Problem – viele Planer, Bauherren und<br />

Kunden kennen die Möglichkeiten und entsprechende<br />

Adressen einfach nicht. Auch<br />

organisatorische und rechtliche Hürden<br />

sind ein Hemmschuh: So werden bei Ausschreibungen<br />

gebrauchte Bauteile, ebenso<br />

wie recycelte Baustoffe, so gut wie nie berücksichtigt.<br />

Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

zum Kauf und Wiedereinbau<br />

gebrauchter Materialien, zu Haftungs- und<br />

Gewährleistungsfragen sind nicht ausreichend<br />

geregelt. Hier muss sich angesichts<br />

der Materialknappheit auf Baustellen,<br />

Nachhaltigkeits- und Klimaschutzaspekten<br />

dringend etwas ändern. Es fehlt auch an<br />

wirtschaftlichen Anreizen sowie an neuen<br />

Strategien für den Umgang mit gebrauchtem<br />

Material. Akzeptanz- und Imageprobleme<br />

gegenüber Gebrauchtem spielen<br />

inzwischen eine untergeordnete Rolle. Gebrauchtes<br />

gilt zunehmend als schick, Secondhand,<br />

Vintage und Retro sind „in“ und<br />

sprechen insbesondere ein junges Kundenklientel<br />

an.<br />

Wie gut Altes mit modernem Design harmoniert,<br />

zeigt dieses Beispiel einer Stahlwangentreppe.<br />

© Jürgen Zmelty, Schreinerei Dinkholder Mühle<br />

Eine Fundgrube für historische Türen- und Fensterbeschläge ist z.B. historische-kleinteile.de.<br />

© Florian Langenbeck, Historische Türen & Baustoffe<br />

Altholz hat einen unvergleichlichen<br />

Charme: Brillenladen-Einrichtung mit<br />

unbehandelter alter Eiche.<br />

© Thomas Knapp Historische Baustoffe


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99<br />

edv<br />

Bauteil- und Restebörsen<br />

sind ein Gewinn für alle<br />

Bauteil- und Restebörsen sind ökonomisch<br />

und ökologisch sinnvoll, funktionieren<br />

aber nur dann, wenn sie auch genutzt<br />

werden. Denn der Aufwand für den Aufbau<br />

und Betrieb von Bauteil- und Restebörsen<br />

ist hoch. Bleiben die Anbieter auf den eingelagerten<br />

Teilen sitzen, gehen wertvolle<br />

Ressourcen und Kulturgüter letztlich doch<br />

verloren. Handwerker sollten ihre Kunden<br />

deshalb auf die gestalterischen Möglichkeiten<br />

auch im Kontext moderner Architektur<br />

und auf die ökologischen Vorteile hinweisen.<br />

Einbaubeispiele zeigen eindrucksvoll,<br />

welchen Charme wiederverwendete historische<br />

Bauteile entwickeln können (siehe<br />

z.B.: www.historische-tueren.de oder<br />

www.knapp-online.de). Eine Zusammenarbeit<br />

mit Bauteilbörsen kann sich lohnen,<br />

denn in der Aufbereitung, gegebenenfalls<br />

Modernisierung und dem Einbau historischer<br />

Bauteile steckt viel Wertschöpfungs-Potenzial.<br />

Auch Restebörsen sollten<br />

konsequenter genutzt werden. Schließlich<br />

sind Materialreste kein Abfall, sondern ein<br />

wertvoller Rohstoff, den man kreativ verwerten<br />

kann (siehe z.B.: www.restemoebel.<br />

net). Bauteil- und Restebörsen sind ein Gewinn<br />

für alle – für Planer, Handwerker, Bauherren<br />

und die Umwelt!<br />

•<br />

Ästhetisch, nachhaltig und widerstandsfähig: auch für Fassadenverkleidungen<br />

eignet sich Altholz bestens. © Thomas Knapp Historische Baustoffe<br />

Literaturtipps*<br />

Abegg A., Streiff, O. (Hrsg.): Die Wiederverwendung von Bauteilen. Ein Überblick aus<br />

rechtlicher Perspektive, Dike Verlag, Zürich 2021<br />

Institut Konstruktives Entwerfen u.a. (Hrsg.): Bauteile wiederverwenden. Ein Kompendium<br />

zum zirkulären Bauen, Park Books, Zürich 2021<br />

Kessler A., Kneidinger, P.: Bauteilbörsen und Materialdatenbanken. Eine Bestandsaufnahme,<br />

aus: Zuschnitt 88 Reuse und Recycling 3/<strong>2023</strong>, Proholz Austria, Wien,<br />

Download: www.proholz.at/zuschnitt/88/bauteilboersen-und-materialdatenbanken<br />

Umweltbundesamt (Hrsg.): Instrumente zur Wiederverwendung von Bauteilen und<br />

hochwertigen Verwertung von Baustoffen, Eigenverlag, Berlin, 2015,<br />

Download: www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/<br />

texte_93_2015_wiederverwertung_von_bauteilen_0.pdf<br />

* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

AVA und Kostenplanung<br />

in Zeiten von BIM<br />

CaliforniaX im BIM-Prozess<br />

40 Jahre G&W – 40 Jahre Software<br />

für Architekten und Ingenieure<br />

www.gw-software.de


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

100<br />

edv<br />

Klimaneutral Entwerfen und Planen<br />

Alle reden von klimafreundlichen und klimaneutralen Gebäuden. Doch wie plant<br />

man sie richtig, worauf muss man bei der Berechnung des CO 2 -Abdrucks eines<br />

Bauwerks achten und welche Werkzeuge stehen dafür bereits zur Verfügung?<br />

CAALA und Graphisoft mit der BIM-Planungslösung Archicad gehen hier eine außergewöhnliche<br />

Kooperation ein, um eine passende Lösung für diese Aufgaben zu<br />

bieten – weg vom unkontrollierten CO 2 -Ausstoß im Baubereich und hin zu CO 2 -optimierten<br />

Neu- und Bestandsbauten.<br />

Bisher lag die Verantwortung für die Klimawirkung<br />

eines Gebäudes bei speziellen Auditor:innen oder<br />

Berater:innen, die im Zuge einer Projektumsetzung,<br />

oft erst mit der Übergabe eines Gebäudes, eine Ökobilanz<br />

erstellten. Ihr Einfluss auf wichtige Parameter<br />

in Planung und Bauausführung ist damit verschwindend.<br />

Hier ist ein Umdenken nötig, das Graphisoft<br />

und CAALA vorantreiben: Beide Unternehmen möchten<br />

die Verantwortung in die Hände der Architekturund<br />

Planungsbüros legen, die in ihren Entwürfen, in<br />

der Ausführungsplanung und im Bau wesentlich dazu<br />

beitragen, wie viel graue Energie im Gebäude steckt<br />

und wie viel wertvolle Ressourcen verbaut werden.<br />

Wie wird das technisch gelöst? CAALA berechnet<br />

eine parametrische Lebenszyklus-Analyse für das<br />

geplante Gebäude. Das BIM-Modell aus Archicad, erstellt<br />

vom Architekturbüro, liefert die geometrischen<br />

IFC-basierten Daten und (je nach Schnittstelle wie<br />

z. B. json, gbXML oder 2D) auf Wunsch ein thermisches<br />

Modell. Angereichert um Infos zu Materialien<br />

und technischer Gebäudeausstattung, werden daraus<br />

graue Energie und Betriebsemissionen über den<br />

gesamten Lebenszyklus kalkuliert. Das Besondere<br />

hierbei: Es lassen sich Varianten mit veränderten Parametern<br />

vergleichen, wodurch das größtmögliche<br />

Optimierungspotenzial erkennbar wird.<br />

GRAPHISOFT Deutschland GmbH<br />

Vertrieb Österreich<br />

mail@graphisoft.at<br />

www.graphisoft.at/caala<br />

Die Grafik zeigt: In frühen Phasen der Planung ist eine Optimierung äußerst effizient<br />

möglich. Je weiter das Projekt voranschreitet, umso schwieriger wird dies. Mit CAALA<br />

entsteht ein großer Nutzen nachweislich sehr früh im Projekt.<br />

Herstelleroffene Austauschformate ermöglichen es, mit vielfältigen Software-Lösungen<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Der Carbon Risk Real Estate Monitor (CRREM) hat verbleibendes CO2-Budget für den<br />

Gebäudesektor durchgerechnet. Wer mit seinen Gebäuden über der Kurve liegt, wird es<br />

künftig mit der Vermarktung schwer haben.


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