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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 1 2024

Die Synthese von Alt und Neu bietet eine Fülle von Möglichkeiten und Herausforderungen für Architekten und Architektinnen. Sie erfordert ein sensibles Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Innovation, zwischen Respekt vor der Geschichte und dem Mut zur kreativen Neuinterpretation. Es ist ein Prozess des Dialogs zwischen Vergangenheit und Zukunft, bei dem jede Generation ihre eigene Stimme in die architektonische Erzählung einbringt. Architekturschaffende auf der ganzen Welt nutzen historische Gebäude als Grundlage für zeitgemäße Umgestaltungen und Erweiterungen. Dabei entstehen spannende Kontraste, die die Einzigartigkeit jeder Epoche hervorheben und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Diese Synthese ist mehr als nur eine ästhetische oder praktische Frage, denn sie hat tiefgreifende soziale und ökologische Auswirkungen. Durch die Wiederverwendung vorhandener Ressourcen und die Wiederbelebung bestehender Strukturen können nachhaltigere und widerstandsfähigere Gemeinschaften gefördert werden. Best Practice Beispiele, wie wir sie Ihnen auch diesmal vorstellen wollen, stärken den sozialen Zusammenhalt und das Gefühl der Zugehörigkeit der Menschen zu der gebauten Umgebung. Sie verbinden sie mit der Geschichte sowie dem kulturellen Erbe des Ortes und bieten gleichzeitig Raum für neue Erzählungen.

Die Synthese von Alt und Neu bietet eine Fülle von Möglichkeiten und Herausforderungen für Architekten und Architektinnen. Sie erfordert ein sensibles Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Innovation, zwischen Respekt vor der Geschichte und dem Mut zur kreativen Neuinterpretation. Es ist ein Prozess des Dialogs zwischen Vergangenheit und Zukunft, bei dem jede Generation ihre eigene Stimme in die architektonische Erzählung einbringt.

Architekturschaffende auf der ganzen Welt nutzen historische Gebäude als Grundlage für zeitgemäße Umgestaltungen und Erweiterungen. Dabei entstehen spannende Kontraste, die die Einzigartigkeit jeder Epoche hervorheben und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Diese Synthese ist mehr als nur eine ästhetische oder praktische Frage, denn sie hat tiefgreifende soziale und ökologische Auswirkungen. Durch die Wiederverwendung vorhandener Ressourcen und die Wiederbelebung bestehender Strukturen können nachhaltigere und widerstandsfähigere Gemeinschaften gefördert werden. Best Practice Beispiele, wie wir sie Ihnen auch diesmal vorstellen wollen, stärken den sozialen Zusammenhalt und das Gefühl der Zugehörigkeit der Menschen zu der gebauten Umgebung. Sie verbinden sie mit der Geschichte sowie dem kulturellen Erbe des Ortes und bieten gleichzeitig Raum für neue Erzählungen.

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<strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Vösendorf, Verlagspostamt 2331 Vösendorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

01<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Februar <strong>2024</strong><br />

Alt & Neu<br />

© Klemens Renner


DESIGN<br />

4 in 1<br />

DAS SCHÖNE UND NÜTZLICHE<br />

WURDEN NOCH NIE SO GUT KOMBINIERT!<br />

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Mit ihrer matt schwarzen Oberfläche und ihrer dezenten Beleuchtung vereint die Waschplatz-<br />

Spiegelkombination von DELABIE Design, Funktionalität und spielend leichte Installation.<br />

DELABIE, Experte für Armaturen und Sanitär-Ausstattung im öffentlich-gewerblichen<br />

Bereich, folgt bei der Entwicklung seiner leistungsstarken und nachhaltigen Design-<br />

Produktreihen dem Anspruch der Wasser- und Energieersparnis.<br />

Weitere Informationen auf delabie.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Editorial<br />

Altes Erbe,<br />

neue Perspektiven<br />

Die Synthese von Alt und Neu bietet eine Fülle von<br />

Möglichkeiten und Herausforderungen für Architekten<br />

und Architektinnen. Sie erfordert ein sensibles Gleichgewicht<br />

zwischen Bewahrung und Innovation, zwischen<br />

Respekt vor der Geschichte und dem Mut zur kreativen<br />

Neuinterpretation. Es ist ein Prozess des Dialogs<br />

zwischen Vergangenheit und Zukunft, bei dem jede<br />

Generation ihre eigene Stimme in die architektonische<br />

Erzählung einbringt.<br />

Architekturschaffende auf der ganzen Welt nutzen historische<br />

Gebäude als Grundlage für zeitgemäße Umgestaltungen<br />

und Erweiterungen. Dabei entstehen spannende Kontraste,<br />

die die Einzigartigkeit jeder Epoche hervorheben<br />

und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit und<br />

Gegenwart schlagen. Diese Synthese ist mehr als nur eine<br />

ästhetische oder praktische Frage, denn sie hat tiefgreifende<br />

soziale und ökologische Auswirkungen. Durch die Wiederverwendung<br />

vorhandener Ressourcen und die Wiederbelebung<br />

bestehender Strukturen können nachhaltigere<br />

und widerstandsfähigere Gemeinschaften gefördert werden.<br />

Best Practice Beispiele, wie wir sie Ihnen auch diesmal<br />

vorstellen wollen, stärken den sozialen Zusammenhalt und<br />

das Gefühl der Zugehörigkeit der Menschen zu der gebauten<br />

Umgebung. Sie verbinden sie mit der Geschichte sowie<br />

dem kulturellen Erbe des Ortes und bieten gleichzeitig<br />

Raum für neue Erzählungen.<br />

Besonders spannend ist es in diesem Zusammenhang zu sehen,<br />

wie unterschiedlich kreative Architekturbüros mit sehr<br />

ähnlichen Gegebenheiten umzugehen wissen. So zeigen<br />

wir Ihnen diesmal gleich drei Projekte, die Industriebauten<br />

ausaus den frühen 1900er-Jahren in einzigartige und nachhaltige<br />

Bürowelten verwandelten, die auch ihre Umgebung<br />

zu bereichern wissen. Und auch unsere anderen Projektvorstellungen<br />

sowie ein Schwerpunkt zum Thema Bar- &<br />

Restaurantdesign stehen ganz im Zeichen des Heftthemas<br />

und bieten mit ihren kreativen und durchdachten Lösungen<br />

jede Menge Inspiration. Darüber hinaus beleuchten wir auch<br />

die Bedeutung von Materialwahl und -verarbeitung in diesem<br />

Kontext. Wie können traditionelle Baustoffe in moderne<br />

Konstruktionen integriert werden, um eine harmonische<br />

Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu<br />

schaffen? Welche Rolle spielen dabei innovative Technologien<br />

und Herangehensweisen? Diese Fragen möchten wir gemeinsam<br />

mit Ihnen erkunden und Ihnen Inspiration für Ihre<br />

eigenen architektonischen Projekte bieten. Ein Interview mit<br />

Roland Winkler von Winkler + Ruck Architekten sowie ein<br />

Fachartikel zu den Möglichkeiten, die 3D-Druck im Bestand<br />

bieten kann, runden das Themenfeld weiter ab.<br />

Abschließend freuen wir uns, ab dieser <strong>Ausgabe</strong> offizielles<br />

Partnermedium der Vereinigung der Österreichischen<br />

Natursteinwerke zu sein. Zusätzlich zu unseren üblichen<br />

Themen informieren wir von nun an, in sechs <strong>Ausgabe</strong>n pro<br />

Jahr, detailliert über die Gestaltungsmöglichkeiten mit diesem<br />

faszinierenden Material.<br />

Ich wünsche viel Vergnügen mit dieser <strong>Ausgabe</strong>!<br />

Andreas Laser<br />

Räume<br />

flexibel öffnen<br />

Mit einzigartigen Glas-Faltwänden<br />

von Solarlux<br />

· 99 mm Ansichtsbreite<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

4<br />

Inhalt<br />

Editorial 03<br />

Start 07<br />

Stephanie und Alexander Topf<br />

Low Budget, maximum Impact<br />

Magazin 11<br />

Restaurant - & Bardesign 16<br />

Im Dialog mit dem Gebäude 26<br />

Interview mit Architekt Roland Winkler<br />

Gedächtnis und Avantgarde 30<br />

Archiv der Avantgarden / Dresden /<br />

Nieto Sobejano Arquitectos<br />

Vom Brauen und Bauen 36<br />

Umbau der Gösserhalle /<br />

Wien / AllesWirdGut<br />

Zirkuläre Neuinterpretation 42<br />

Gjuteriet / Malmö / Kjellander Sjöberg<br />

Komplett entkernt 48<br />

Yeahka Headquarters /<br />

Shenzhen, China / JSPA Design<br />

Erhalt und Wiedergeburt 52<br />

Bürogebäude Ombú /<br />

Madrid / Foster + Partners<br />

Radikal geöffnet 58<br />

Wohnhaus Missionsstrasse /<br />

Basel / Buchner Bründler Architekten<br />

Naturstein 64<br />

Produkt News 74<br />

edv 94<br />

3D-Druck im Bestand:<br />

Umbauen und restaurieren<br />

mit dem Druckerregelbasiert prüfen<br />

30<br />

42<br />

52<br />

48<br />

58<br />

36<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Ortsstraße 212/2/5, 2331 Vösendorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Andreas Laser (andreas.laser@laserverlag.at) n REDAKTION DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, Roland Kanfer, DI Marian Behaneck, Sophie Ponton, Richard Watzke<br />

LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14 n MEDIASERVICE Manuel Katsikopoulos (manuel.k@laserverlag.at)<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Mag. Heidrun Schwinger n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at)<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 109,- / Ausland: € 133,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 75,- / Ausland: € 105,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />

EINZELHEFTPREIS € 15,- / Ausland € 20,- n ABOSERVICE office@laserverlag.at<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />

der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ:<br />

Geschäftsführer: Silvia Laser Gegenstand des Unternehmens: Der Verlag und die Herausgabe von periodischen Druckschriften aller Art, insbesondere von Zeitungen und Zeitschriften;<br />

Gesellschafter: Silvia Laser mit einer Beteiligung von 50%. Ing. Walter Laser mit einer Beteiligung von 50%; Richtung der Zeitschrift: Architektur Fachmagazin mit aktuellen Informationen über die Architekturszene<br />

in Österreich und international, sowohl den Hochbau als auch die Innen<strong>architektur</strong>, das Design und die Haus- und Bautechnik betreffend.


DAS TRENNWANDSYSTEM<br />

SKYFOLD<br />

Vollautomatisch vertikal<br />

Skyfold ist die neue vertikale Trennwand von DORMA Hüppe, die sich komplett in<br />

den Deckenbereich öffnet. Sie ist platzsparend, benötigt keine Führungs- oder Laufschienen<br />

und bietet Schalldämmung bis zu Rw 59 dB. Ob Hörsaal, Veranstaltungsräume<br />

oder kleinere Konferenzräume – dieses elegante und stabile Trennwandsystem<br />

ermöglicht ein schnelles und vollautomatisches Verfahren per Knopfdruck.<br />

Öffnet sich platzsparend in die Decke<br />

Vollautomatisch: schnell & zuverlässig<br />

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Austria GmbH<br />

Hollabererstraße 4b<br />

4020 Linz<br />

T +43 732 600451<br />

F +43 732 650326<br />

offi ce@dorma-hueppe.at<br />

www.dorma-hueppe.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

6<br />

Start<br />

DIE PREMIUMBEDIENUNG<br />

COMFORTDRIVE<br />

Vollautomatisch horizontal<br />

ComfortDrive ist die Premiumbedienung mit moderner BUS-Technologie. Die vollautomatische<br />

Steuerung bewegt die Trennwandelemente auf Knopfdruck mit hoher<br />

Verfahr geschwindigkeit sicher an ihre gewünschte Position und verspannt sie. Für<br />

ein flexibles Raummanagement können individuelle Positionen und Personensteuerungen<br />

programmiert werden.<br />

Individuelle Programmierung<br />

Hohe Verfahrgeschwindigkeit<br />

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T +43 732 600451<br />

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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

7<br />

Start<br />

Low Budget,<br />

maximum Impact<br />

Von Nachbar:innen und Stammgästen zum praxisorientierten Kreativ-Team<br />

für einen Gastwirt in Not: Als die Innsbrucker Plansch Bar<br />

im Stadtteil Saggen einen neuen Standort suchte und mit den um die<br />

Ecke liegenden Bögen auch fand, zögerte das junge Architekten-Duo<br />

Stephanie und Alexander Topf nicht, um mit ihrer Expertise in die<br />

Presche zu springen.<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Alexander Topf, Ramazan Kires<br />

Das mehr als 1,5 Kilometer lange Eisenbahnviadukt, das<br />

sich – bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut – quer<br />

durch Innsbruck zieht, umfasst 178 Bögen, die von der<br />

ÖBB größtenteils zur gewerblichen oder gemeinnützigen<br />

Nutzung vermietet werden. So auch die Bögen<br />

68 & 69, die sich jeweils durch zwei hintereinanderliegende,<br />

zweiseitig öffenbare Bogenräume auszeichnen.<br />

Als sie im Zuge der Renovierung der Bogenmeile neu<br />

vermietet wurden, griff der Betreiber der Plansch Bar<br />

beherzt zu, um dort sein neues Lokal einzurichten.<br />

Alles ist Architektur …<br />

„Nachdem der Gastwirt die Zusage und einen Mietvertragsentwurf<br />

erhalten hatte, bat er uns zu prüfen,<br />

welche Kosten auf ihn zukommen würden und ihn bei<br />

der Umsetzung und Planung zu unterstützen – ein<br />

Freundschaftsdienst, das Geld war knapp“, erinnern<br />

sich Stephanie und Alexander Topf an den Startschuss<br />

des Projekts zurück. Möglich wäre eine so intensive<br />

gemeinsame Planungs- und Konzeptionsphase für das<br />

Duo aus heutiger Sicht nur gewesen, da der Auftrag in<br />

die Zeit der Corona-Phase gefallen sei.<br />

„Zusätzlich zur klassischen Architekturarbeit haben<br />

wir bestehende Lieferketten geprüft, Speisen, Getränke<br />

und Angebote besprochen, Materialmuster<br />

bestellt, das Logo und die CI/CD überarbeitet, parallel<br />

dazu Fördermöglichkeiten und Sponsorings ausgelotet<br />

und Gespräche mit potentiellen Partnerfirmen<br />

geführt, die ein solches Vorhaben vorantreiben<br />

könnten“, schildert das Duo, wie alle Hebel in Bewegung<br />

gesetzt wurden, um ein so spannendes Projekt<br />

trotz begrenztem, budgetärem Rahmen erfolgreich<br />

durchführen zu können.<br />

u<br />

Stephanie Topf und Alexander Topf betreiben gemeinsam<br />

ein multidisziplinäres Studio mit Sitz in Innsbruck,<br />

das medienübergreifend in den Bereichen Architektur,<br />

Design, Kommunikation und darüber hinaus aktiv ist.<br />

© Ramazan Kires


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

8<br />

Start<br />

© Topf<br />

… und Reduktion das einzige Mittel<br />

Während das neue Lokal im neun Meter tiefen<br />

Bogenteil entstehen sollte, wurde der<br />

zweite, fünf Meter tiefe Bogen bewusst als<br />

gedeckter, unkonditionierter Freibereich inszeniert.<br />

Die südseitige Loggia fungiert als<br />

witterungsgeschützte Pufferzone zum öffentlichen<br />

Raum, die eine ganzjährige Nutzung<br />

des Außenbereichs ermöglicht. Obwohl<br />

die Bar selbst nur eine Fläche von 60 m²<br />

aufweist, bestand das Ziel darin, räumliche<br />

Großzügigkeit zu generieren. Die Lösung:<br />

eine Verschränkung des Gastraums mit dem<br />

Schankbereich sowie eine Minimierung der<br />

erforderlichen Infrastruktureinbauten. Die<br />

beidseitig angeordneten großformatigen<br />

Schiebetüren ermöglichen zudem, sofern<br />

es die Witterung zulässt, die vollständige<br />

Öffnung zum umgebenden Stadtraum und<br />

erweitern damit den Gastraum direkt in den<br />

öffentlichen Raum.<br />

Eine wichtige Intention war es, die typische<br />

Höttinger Breccie des Bestandes – eine graubraun<br />

bis rötlichbraune, grob und poröse<br />

Kalkbrekzie – nicht zu verstecken, sondern<br />

die Farbe aufzugreifen und im Gastraum zu<br />

zeigen und durch die Möblierung bewusst zu<br />

verstärken. Die Identität des Raumes bleibe<br />

so erhalten, erklären Stephanie und Alexander<br />

Topf und fügen hinzu: „Oft können und<br />

wollen wir als Planer:innen den späteren Nutzer:innen<br />

nur bis zu einem gewissen Punkt<br />

vorgeben, wie sie sich die von uns gestalteten<br />

Räume aneignen, allerdings verträgt ein<br />

robustes Grundkonzept auch die ein oder<br />

andere Abweichung vom ursprünglichen<br />

Gedanken.” So nehmen sich die in Schwarz<br />

gehaltenen Einbauten bewusst zurück und<br />

werden ergänzt durch einzelne Möbelstücke<br />

in Zartrosa sowie kleine Details, wie ein typisches,<br />

kurdisches Musikinstrument, einen<br />

goldenen Spiegel und ein Bücherregal, die<br />

in Rückbesinnung an vergangene Zeiten aus<br />

der alten Bar mitgenommen wurden.<br />

„Im Sinne einer möglichst budgetschonenden<br />

Umsetzung haben wir von Beginn an<br />

lokale Partner:innen mobilisiert. Kurze Lieferketten<br />

sowie einfache und praktische Möbel<br />

– möglichst aus Holz – standen dabei auf<br />

unserem Wunschzettel“, so die Architekten.<br />

Ein Tischler aus einem Nachbarbogen fertigte<br />

dankenswerterweise die Einbauten aus<br />

mattschwarz lasiertem Seekiefer-Sperrholz<br />

relativ preisgünstig für das Lokal an – echte<br />

Handarbeit, die trotz Reduktion ein Gefühl<br />

von Wertigkeit vermittelt. Die wenigen Möbel,<br />

die bestellt und nicht selbst produziert<br />

wurden, lieferte und montierte ein lokaler<br />

Auftragnehmer. „Auch der Tresen wurde von<br />

einem Innsbrucker Unternehmen nach unseren<br />

Vorgaben gefertigt und die Arbeitsfläche<br />

vor Ort gegossen – ein Versuchsobjekt und<br />

daher um einiges preisgünstiger als marktreife<br />

Produkte.“<br />

„Architekturschaffen ist ein dynamischer<br />

Prozess, sowohl im Projektalltag als auch<br />

generell in der beruflichen Praxis – unser<br />

Beruf ist geprägt von permanenten Auf<br />

und Abs. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen<br />

und Fragestellungen,<br />

die man oft nicht eindeutig und sofort<br />

beantworten kann. Durch die Auseinandersetzung<br />

mit allen Teilbereichen der<br />

Architektur entsteht ein ganzheitlicher<br />

Blick auf die Disziplin und die vielfältigen<br />

Zusammenhänge und Verbindungen.”<br />

Stephanie Topf, Alexander Topf<br />

Ein Ort der Gastlichkeit und<br />

ein Ort zum Nachdenken<br />

„Wenn man abends am Lokal vorbeifährt, ist<br />

dieses in ein angenehmes, gedimmtes, weiches<br />

Licht gehüllt, das den Bogen sanft flutet,<br />

Innen und Außen nur unscharf voneinander<br />

trennt“ sagen Stephanie und Alexander<br />

Topf. Diesen Effekt erzielt eine exakt über<br />

dem fünf Meter langen Bartresen positionierte<br />

Hängeleuchte, welche diesen nach unten<br />

blendungslos ausleuchtet und zur Decke hin<br />

als diffuser Reflektor für den gesamten Viaduktbogen<br />

und darüber hinaus wirkt.<br />

„Es gibt Räume, die einen Geist ausstrahlen,<br />

ohne, dass man als Gestalter:in eingreifen<br />

muss. Erst danach kommt für uns die Gestaltungsidee<br />

hinzu, die zugegebenermaßen<br />

Haltung besitzen muss. Haltung, nicht zu viel<br />

einzugreifen. Mut zur Zurück-Haltung sozusagen.<br />

Den Raum, Raum sein lassen. Haltung,<br />

etwas zu Ende zu denken, trotz schwieriger<br />

budgetärer und zwischenmenschlicher Umstände.<br />

So ein Raum ist der Viaduktbogen“,<br />

ziehen Stephanie und Alexander Topf von<br />

außen betrachtet ihr Résumé.<br />

u


©bureaubakker<br />

CONCRETE<br />

DESIGN<br />

COMPETITION<br />

2023/<strong>2024</strong><br />

PRESENCE<br />

Die Concrete Design Competition geht in eine neue Runde:<br />

Unter dem Motto „Presence“ findet der Studierendenwettbewerb<br />

in fünf europäischen Ländern statt.<br />

Bis zum 22. April <strong>2024</strong> können Studierende an österreichischen<br />

Hochschulen ihre Projekte einreichen, die sich ebenso kreativ wie<br />

innovativ mit dem Baustoff Beton und seinem Nachhaltigkeitspotenzial<br />

auseinandersetzen.<br />

Alle Infos zum Wettbewerb sowie die Auslobungs- und<br />

Teilnahmeunterlagen gibt es unter:<br />

betondialog.at/cdc


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

10<br />

Start<br />

3 Fragen an Stephanie Topf & Alexander Topf<br />

Was war die grundlegende Gestaltungsidee und<br />

welche Rolle spielte der besondere Ort?<br />

Low Budget, eindeutig. Oder vielleicht besser: low cost,<br />

low tech, maximum impact. Entscheidend für uns war,<br />

dass dieses Projekt absolut kostensparend sein musste,<br />

denn der Betreiber musste aus der Not heraus die<br />

Location wechseln. Unser Honorar setzte sich daher<br />

aus Bier und Wein zusammen. Aus dieser Not hat sich<br />

dann eine Tugend entwickelt.<br />

Welche Herausforderungen oder auch Chancen<br />

bringt ein solches Projekt mit sich?<br />

Im Grunde erfordert ein konsequenter Low-Tech-Ansatz<br />

die Bereitschaft zur Radikalität im Umgang mit<br />

Material und Normen. Man weiß oft zu Beginn des Prozesses<br />

noch nicht zu 100 Prozent, ob das gewünschte<br />

Ergebnis in Bezug auf Qualität und Ästhetik auch<br />

tatsächlich erzielt werden kann. Es gibt genügend<br />

Schlupf löcher, die es erlauben, Projekte kostenoptimiert<br />

umzusetzen. Man muss aber vor allem die richtigen<br />

Professionisten an der Hand haben, die bereit sind,<br />

die gewohnten Pfade zu verlassen. Dankenswerterweise<br />

hatten wir auch bei diesem Projekt die Möglichkeit,<br />

mit solchen Menschen zusammenzuarbeiten.<br />

Welche Rolle spielt eine persönliche Beziehung<br />

zum Bauherren in euren Augen?<br />

Wir denken, dass eine solche Konstellation manchen<br />

Projekten gut tun kann, aber nicht immer muss. Wo<br />

Licht ist, da ist immer auch Schatten. Letztendlich ist<br />

unser architektonischer Anspruch der, dass ein Raum<br />

als Raum wirkt, den sich Menschen aneignen müssen.<br />

Wenn dieser dann noch immer – oder sogar trotzdem<br />

– funktioniert, hat man wahrscheinlich etwas richtig<br />

gemacht. Daher ist das Projekt bei uns auch unter dem<br />

Namen „Bogen 68&69“ verankert. Der Ort war lange<br />

vor uns da und wird überdauern – egal, wie er bespielt<br />

wird. Wir haben jedenfalls die Erfahrung gemacht, je<br />

persönlicher die Beziehung zu den Bauleuten wird, desto<br />

komplexer kann sich ein Projekt in der Umsetzung<br />

gestalten – in positiver wie negativer Hinsicht. •<br />

www.topf.studio<br />

© Topf<br />

© Topf<br />

© Topf


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Magazin<br />

Modellschule Bundesschulzentrum Wörgl<br />

Geometrien des Lebens<br />

Viktor Hufnagl, ein Pionier des zeitgenössischen Schulund<br />

Wohnungsbaus, wird in einer fesselnden Ausstellung<br />

im aut geehrt. Organisiert von der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) anlässlich seines<br />

100. Geburtstags, beleuchtet sie das Schaffen und die<br />

unbekannten Facetten eines Mannes, der Architektur als<br />

gesellschaftspolitischen Auftrag verstand.<br />

Von seinen frühen Werken im ländlichen Schulbau bis hin<br />

zu wegweisenden städtischen Wohnprojekten reflektiert die<br />

Ausstellung Hufnagls beständige Suche nach Raumkonzepten<br />

für vielfältige Lebensformen. Durch bisher unveröffentlichte<br />

Materialien aus seinem Nachlass und Fotografien des<br />

bildenden Künstlers Werner Feiersinger erhalten Besucher<br />

Einblicke in die strukturelle Prägnanz und Alltagstauglichkeit<br />

seiner Bauten, die bis heute Bestand haben.<br />

Die begleitende Publikation, verfasst von Otto Kapfinger, fasst<br />

Hufnagls Vermächtnis treffend zusammen und betont seine<br />

Vision von offenen Räumen, die Raum für gemeinschaftliche<br />

und sozial lebendige Interaktion bieten.<br />

Die Ausstellung, zuerst im FJK3-Raum für aktuelle Kunst gezeigt<br />

und nun im aut, lädt Besucher ein, die inspirierende Welt<br />

von Viktor Hufnagl zu erkunden und seine Bedeutung für die<br />

zeitgenössische Architektur zu erleben.<br />

geometrien des lebens.<br />

materialien zu viktor hufnagl (1922-2007)<br />

8. märz bis 22. juni <strong>2024</strong><br />

www.aut.cc<br />

© Martha Hübl-Deltios / Archiv Helga Mangel<br />

© Markus Kaiser, Graz<br />

grenzen<br />

los<br />

planen.<br />

Individuelle Steine nach Ihren Ideen.<br />

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Mit dem umfassenden Standardsortiment und individuellen<br />

Sonderproduktionen bei Farben und Formaten eröffnen Friedl<br />

Steinwerke neue Möglichkeiten in der Gestaltung von Plätzen und<br />

Wegen. Wir stehen für Beratung und Bemusterung gerne bereit:<br />

anfrage@steinwerke.at<br />

www.steinwerke.at<br />

Projekt: Campus Innrain<br />

Universität Innsbruck<br />

Erratum<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> ist uns bei der Vorstellung des Projektes<br />

„Wientalterrassen“ auf Seite 16 leider ein Fehler unterlaufen,<br />

auf den wir hiermit aufmerksam machen wollen.<br />

Wir möchten klarstellen, dass bei der Benennung des Planungsteams<br />

ein Irrtum vorlag.<br />

Für die Architektur des Wohnbaus Käthe-Dorsch-Gasse<br />

oder „Wientalterrassen“ zeichnet die ARGE Christoph<br />

Lechner & Partner und Berger + Parkkinnen verantwortlich.<br />

Wir bitten unsere Leserinnen und Leser, diese Korrektur zu<br />

beachten und entschuldigen uns für die eventuelle Verwirrung,<br />

die durch diesen Fehler entstanden sein könnte.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

12<br />

Magazin<br />

© CMVisuals<br />

Studierendenwettbewerb mit<br />

Nachhaltigkeitspotenzial<br />

Die Concrete Design Competition (CDC) wird alle zwei Jahre in Zusammenarbeit<br />

mit einem Konsortium europäischer Zement- und Betonverbände ausgelobt. Beim<br />

Wettbewerb gilt es für Studierende, neue Maßstäbe in der Gestaltung mit Beton<br />

zu setzen und seine Potenziale zu entdecken, stets auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit<br />

und ressourcenschonendes Bauen.<br />

Unter dem Motto PRESENCE ruft die CDC heuer<br />

Studierende aus den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen,<br />

Planung, Design bzw. aus verwandten<br />

Disziplinen dazu auf, sich im Rahmen ihres Studiums<br />

mit den besonderen Eigenschaften und Stärken von<br />

Beton auseinander zu setzen, diese zu erforschen<br />

und bewusst einzusetzen. PRESENCE kann als die<br />

Art und Weise interpretiert werden, wie ein Gegenstand,<br />

ein Gebäude, eine Brücke, ein Bauwerk wahrgenommen<br />

und erlebt wird. Das Wettbewerbsmotto<br />

bezieht sich auf die Materialität eines Objekts und<br />

zeigt sein Vorhandensein, ohne Interpretation, ob gut<br />

oder schlecht, schön oder hässlich. Die Aufgabenstellung<br />

gibt keinen spezifischen Ort oder Entwurfsgegenstand<br />

vor, der Kontext für die Einreichung ist<br />

frei wählbar.<br />

Eine interdisziplinäre Jury vergibt Preisgelder in der<br />

Höhe von insgesamt 4.500 Euro. Außerdem werden<br />

fünf Personen aus dem Kreis der nationalen Preisträger<br />

zu der einwöchigen, internationalen Masterclass<br />

– heuer Ende August in Eindhoven in den Niederlanden<br />

– eingeladen, bei der die Möglichkeiten der<br />

innovativen und kreativen Anwendung von Beton erforscht<br />

und erprobt werden kann.<br />

Termine<br />

Abgabe: bis 22. April <strong>2024</strong> an cdc@zement.at<br />

Jurierung: Mitte Mai <strong>2024</strong><br />

Preisverleihung: Juni <strong>2024</strong><br />

MasterClass: August <strong>2024</strong> in den Niederlanden<br />

Weitere Informationen sowie ein umfassender<br />

Leitfaden für die Einreichung: www.betondialog.at/cdc<br />

© bureaubakker


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Energie<br />

effizient nutzen<br />

Ob privates Balkonkraftwerk, Dachfläche<br />

auf dem Mehrfamilienhaus oder<br />

gewerblich genutztes Photovoltaikfeld<br />

– als Teil der Gebäudetechnik gewinnen<br />

PV-Anlagen, Energiespeicherung und<br />

-steuerung sowie Systemeinbindung an<br />

Bedeutung. Auf der Weltleitmesse für<br />

Licht und Gebäudetechnik, der Light +<br />

Building, werden vom 3. bis 8. März <strong>2024</strong><br />

über 2.000 nationale und internationale<br />

Hersteller sowohl intelligente Lichttechnik<br />

als auch zukunftsweisende Hausund<br />

Gebäudetechnologie präsentieren.<br />

Lösungen für PV-Anlagen und Energiespeicherung<br />

stehen dabei im Mittelpunkt<br />

der Hallen 11 und 12, wo sich Aussteller zu<br />

den Themen E-Mobilität und Ladeinfrastruktur<br />

sowie Innovationen und Produkte<br />

für dezentrale Energieversorgungsysteme<br />

und -komponenten präsentieren. Das Angebot<br />

der Gebäudetechnik setzt sich in<br />

13<br />

Halle 9 fort, wo die Bereiche Elektrotechnik,<br />

Haus- und Gebäudeautomation sowie mit<br />

dem Produktbereich Intersec Building die<br />

vernetzte Sicherheitstechnik verortet sind.<br />

Die Building Plaza in Halle 9.0 ist wieder<br />

der Treffpunkt für Wissenstransfer, Erlebnis<br />

und Inspiration im Bereich Gebäudetechnik.<br />

Eine kompakte Übersicht über alle Aussteller<br />

und ihr Produktportfolio bietet die Suchmaschine<br />

Contactor unter:<br />

www.light-building.com/contactor<br />

Light + Building <strong>2024</strong><br />

3. bis 8. März <strong>2024</strong> in Frankfurt<br />

www.light-building.messefrankfurt.com<br />

Magazin<br />

Schiebeladen Vento.<br />

Windbeständig<br />

und stilvoll.<br />

Der Schiebeladen Vento ist ein architektonisches Highlight und setzt Loggien, Balkone und Pergolen elegant<br />

in Szene. Dieses einzigartige Sonnenschutzprodukt hält nicht nur hohen Windlasten stand, sondern erfüllt<br />

auch alle relevanten Normen. Dabei überzeugt der Schiebeladen Vento durch sein grossformatiges,<br />

individuelles Design und sorgt selbst bei turbulenten Wetterverhältnissen für ein sicheres Gefühl.<br />

Inspired by the Sun.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

14<br />

Magazin<br />

© Martin Faltejsek<br />

1.5 Quadratmeter<br />

voller Möglichkeiten<br />

Zeitungskiosk, Parkwächterkabine, Copyshop, Marktstand, Schutzhütte, Pommesbude,<br />

Studentencafé und Lotterieverkaufsstelle sind nur einige der zahlreichen,<br />

findigen Nutzungen, die das spacige Modell K67 seit seiner Erfindung im<br />

Jahr 1966 erfahren durfte. Urheber des modularen Designs, das auf polyfaserverstärkten<br />

Elementen – zumeist in der Farbe knallrot – basiert, ist der bekannte<br />

slowenische Architekt und Designer Saša J. Mächtig.<br />

Text: Linda Pezzei<br />

Der einprägsame Look der glatten Kunststoffschalen<br />

erwies sich als so stilgebend für das Straßenbild<br />

zahlreicher osteuropäischer Metropolen, dass ein<br />

K67 der ersten Generation bereits in den 1970er-Jahren<br />

in die Sammlung des Museum of Modern Art in<br />

New York aufgenommen wurde. Auch Martin Luc<br />

Ruge von Löw und Felix Taro Gragnato faszinierte<br />

auf Reisen durch Kroatien und Polen die Ästhetik,<br />

Modularität und Vielseitigkeit sowie die futuristische<br />

Anmutung und der menschliche Maßstab des Kiosks.<br />

„Es gab keinen Zweifel: wir wollten einen dieser Kioske<br />

nach Berlin holen und ihn zu etwas Besonderem<br />

machen“, erinnert sich von Löw, wie kurzerhand ein<br />

altes Kiosk-Modell erworben und von Grund auf zum<br />

„Kioski Café“ in einem typischen Hinterhof in Berlin-Kreuzberg<br />

restauriert wurde. „So kamen wir auch<br />

in Kontakt mit Saša Mächtig und waren schnell beeindruckt<br />

von dem hohen Qualitätsstandard der slowenischen<br />

Produktionskultur – und natürlich auch<br />

von „Mr. K67” Saša selbst.“ Als dieser sich dazu bereit<br />

erklärte, mit dem Berliner Gründerteam zusammenzuarbeiten,<br />

nahm die Reise, historische K67 Kioske<br />

aufzuspüren, zu renovieren und wieder zum Leben zu<br />

erwecken, ihren Lauf.


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15<br />

Magazin<br />

Studio K67 Berlin haucht<br />

gemeinsam mit der Design-Koryphäe<br />

Saša Mächtig einer<br />

alten Kiosk-Legende neues<br />

Leben ein.<br />

© Martin Faltejsek<br />

Heute werden die restaurierten original K67 Kioske<br />

in Berlin nach den Kundenwünschen konfiguriert, lackiert<br />

und teilweise auch mit Möbeln, Beleuchtung,<br />

Fußbodenheizung und anderen Geräten ausgestattet.<br />

„Im Oktober 2023 war eines unserer Modelle zentraler<br />

Bestandteil einer Ausstellung in der Kunsthalle<br />

Portikus in Frankfurt“, erzählt von Löw und fügt hinzu,<br />

„wir bieten unsere Dienstleistungen nicht nur in<br />

Berlin an, sondern auf der ganzen Welt. Dieses Jahr<br />

konnten wir so zum Beispiel den ersten K67 Kiosk<br />

in Hongkong für Blue Bottle Coffee, einen Kunden<br />

aus den USA, installieren.“ Und auch Bottega Veneta<br />

nutzte im Rahmen der Fashion Week 2022 einen restaurierten<br />

K67 als überdimensionales Schaufenster<br />

im Palais de Tokyo in Paris.<br />

Zu den bis dato ausgefallensten Varianten zählt für<br />

die Gründer der K67, den das Team für die Künstlerin<br />

Annie Frost Nicholson zur knallbunten Minidisco mit<br />

integriertem Power Soundsystem, Discolicht und verspiegelten<br />

Scheiben ausbauen lassen durfte. Ziel der<br />

Installation war es, den Besucher:innen durch Musik<br />

und Tanzen dabei zu helfen, mit der Traurigkeit und<br />

den Lasten des Alttags fertig zu werden. „Man konnte<br />

im Kiosk einen ganz privaten Tanzmoment genießen,<br />

und den Emotionen freien Lauf lassen“, erklärt<br />

von Löw das Konzept des Disco Kiosks, der 2023 in<br />

UK auf Tour und zum Abschluss der Berlin Art Week<br />

in Berlin zu sehen war.<br />

© Felix Taro<br />

© Joe Clark<br />

Aktuell baut das Berliner Unternehmen die K67-Mietflotte<br />

für Events, Messen, temporäre Meeting Rooms<br />

oder Pop-up-Stores weiter aus: „Konkret heißt das,<br />

dass wir seltene K67-Konfigurationen und -Varianten<br />

ausfindig machen und diese mit unseren Partnern in<br />

Slowenien restaurieren. Dabei kommen auch neu gebaute<br />

Elemente wie beispielsweise konvexe Bubble -<br />

-Windows oder glasfaserverstärkte Kunststoffteile<br />

zum Einsatz. Unser Ziel besteht darin, künftig auch<br />

komplett neue K67 Kioske in Serie produzieren zu<br />

können.“ Stets mit dabei: Saša Mächtig, der selbst mit<br />

82 Jahren insbesondere bei der Neuproduktion noch<br />

immer federführend ist.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

16<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Retro Patchwork<br />

Inmitten der geschäftigen Straßen von Bangalore, Indien, versteckt sich das Projekt<br />

„The Circus Canteen“ als kleine Oase der Kreativität. Multitude Of Sins, ein<br />

Designstudio mit einem Hang zum Unkonventionellen, erweckte das neue Lokal<br />

der Farm-to-Table-Restaurant-Initiative mit einer Mischung aus Nostalgie, freier<br />

Kreativität und Umweltbewusstsein zum Leben.<br />

Fotos: Ishita Sitwala<br />

Das Konzept der Architekten ist ebenso<br />

unkonventionell wie inspirierend. Fast alle<br />

Komponenten wurden im Rahmen einer<br />

stadtweiten Spendenaktion für Abfallmaterialien<br />

zusammengetragen. Die Ausbeute<br />

wurde dann sorgfältig in verschiedene Kategorien<br />

kuratiert, von Haushaltsgeräten<br />

bis hin zu Spielzeugautos, und verwendet,<br />

um ein eklektisches Interieur mit ungleichen<br />

Möbeln und Böden zu gestalten. Die<br />

Schätze, die aus Abfallmärkten und Mülldeponien<br />

stammen, bilden mehr als 90 %<br />

der Materialien, wodurch nur ein kleiner Teil<br />

neu beschafft wurde. In Zusammenarbeit<br />

mit der künstlerischen Gemeinschaft des<br />

Bangalore Creative Circus wurde der Ort<br />

ein Symbol für ungebundene kreative Ausdrucksformen,<br />

die sich in Farben, Texturen<br />

und maßgeschneiderten Upcycling-Installationen<br />

manifestieren.


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17<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Besucher betreten das Restaurant durch<br />

eine auffällige scharlachrote Tür, die mit<br />

alten Fahrradklingeln und humorvollen<br />

Handhupen verziert ist und über eine Reihe<br />

von labyrinthartigen Torbögen aus türkisfarbenem<br />

Schrottmetall zugänglich ist.<br />

Die Bögen werden von alternativen Kronleuchtern<br />

beleuchtet, die aus zerlegten<br />

Fahrradketten und alten Fahrzeugscheinwerfern<br />

bestehen. Im Inneren besteht der<br />

zweistöckige Speisebereich aus maßgefertigten<br />

Tischen und Sitzen, die gleichzeitig<br />

als markante Installationen dienen. Zu den<br />

recycelten Objekten, aus denen diese Kabinen<br />

hergestellt wurden, gehören verlassene<br />

Sofas, veraltete Badezimmerlüfter und farbenfrohe<br />

Couchtische, die aus alten Ölfässern<br />

geschnitten und mit Glasplatten versehen<br />

wurden. Der Fußboden besteht aus<br />

zusammengesetzten Mustern, die in einem<br />

von Tetris inspirierten Stil angeordnet sind.<br />

Eine Patchwork-Collage aus verschiedensten<br />

Tapetenmustern schafft eine fesselnde<br />

Kulisse für den Speisentresen und verleiht<br />

ihm ein Spiel aus Farben und Mustern.<br />

Angespornt von dem Wunsch, ein Gastronomie-Interieur<br />

mit einem minimalen CO 2 -Fußabdruck<br />

zu schaffen, reagiert das Projekt<br />

von Multitude of Sins so auf die wachsenden<br />

Bedenken hinsichtlich der Verschwendung<br />

von Materialien in der Branche.


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18<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Eine kulinarische Oase<br />

Inmitten von Morelia, einer mexikanischen Stadt reich an Historie, befindet sich<br />

Josafat Zalapa, ein gastronomischer Zufluchtsort, der gekonnt das kulinarische<br />

Erbe der mexikanischen Kultur mit orientalischen Einflüssen verschmilzt. Das vom<br />

Architekturbüro FMA entworfene Restaurant befindet sich in einem Haus aus dem<br />

19. Jahrhundert und ist das Ergebnis des Bestrebens, eine wegweisende Essensatmosphäre<br />

zu schaffen.<br />

Fotos: Cesar Belio


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19<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Inspiriert vom japanischen Begriff „Omakase“, der<br />

die Essenz von „Ich vertraue dir“ oder „Auswahl des<br />

Kochs“ umfasst, wird den Gästen ein exklusives kulinarisches<br />

Erlebnis geboten. Sie begeben sich auf<br />

eine gastronomische Reise und nehmen aktiv am Geschehen<br />

teil, während sie die Zubereitung ihrer Gerichte<br />

aus nächster Nähe beobachten können.<br />

Das Erlebnis beginnt mit dem Zugang zum historischen<br />

Gebäude, wo die Besucher von einem Korridor<br />

und einer Galerie begrüßt werden, die zu einem<br />

Kreuzgang führen, der entlang seiner Peripherie mit<br />

verschiedenen Kunstwerken geschmückt ist. Die architektonische<br />

Gestaltung umfasst zwei Räume neben<br />

dem Innenhof, flankiert von barocken Elementen.<br />

Der Hauptbereich beherbergt eine skulpturale Koch-<br />

Bar mit 20 Designerstühlen. Hier versammeln sich die<br />

Gäste, um sich auf das kulinarische Spektakel einzulassen.<br />

Seitlich befindet sich ein weiterer Raum, wo<br />

subtil vom Essbereich getrennt, eine Getränke-Bar<br />

untergebracht ist.<br />

Durch das Innendesign gelingt es dem Projekt, eine<br />

Balance zwischen der Architektur der Vergangenheit<br />

und zeitgenössischen Elementen in Möbeln, Dekor<br />

und Materialien zu schaffen. Dieser Ansatz schafft<br />

eine introspektive, elegante und zurückhaltende Atmosphäre.<br />

Bei der Intervention wurde ein besonderes<br />

Augenmerk auf das Lichtdesign und die Möbelintegration<br />

gelegt. Dies führte zur maßgeschneiderten<br />

Gestaltung jedes Elements, von den linearen Lampen,<br />

die die Bar begleiten, bis zu den Stühlen, an denen<br />

die Gäste ihre Mahlzeiten genießen werden.<br />

Das Konzept der Bar betont die Arbeit des Kochs,<br />

während indirekte Beleuchtung entlang des Bodenrandes<br />

die vorhandenen Kalksteinmauern einfängt.<br />

Diese Beleuchtung hebt die historischen Schichten<br />

hervor, die im Laufe der Zeit bewahrt wurden, und<br />

betont ihren architektonischen Wert. Die Designprämisse<br />

drehte sich darum, die Architektur des Ortes<br />

zu respektieren, während subtil in die Innenräume<br />

eingegriffen wurde. Die Interventionen fügen sich<br />

nahtlos in die historischen Schichten des Gebäudes<br />

ein, bleiben aber stets als solche ablesbar. Die Auswahl<br />

der Materialien blieb essentialistisch und umfasst<br />

raue Holzböden und -möbel sowie pigmentierte<br />

Zementbeschichtungen an den Wänden.


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20<br />

Restaurant - & Bardesign


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21<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

In varietate concordia<br />

In varietate concordia – „in Vielfalt geeint“, so lautet nicht nur das Europamotto,<br />

sondern auch das Leitmotiv eines der aktuell ambitioniertesten Gastronomieprojekte<br />

Prags. Realisiert wurde das gut 800 Quadratmeter Nutzfläche umfassende<br />

Projekt von der gastronomieerprobten Kro-Familie in Kooperation mit dem hiesigen<br />

Architekten-Duo NEUHÄUSL HUNAL. „Alma“ vereint nicht nur einen historischen<br />

Gebäudetrakt samt Gewölbe, einen Betonneubau sowie eine Druckerei aus<br />

der Zeit der Ersten Republik unter einem Dach, auch in konzeptueller Hinsicht<br />

präsentieren sich die Räumlichkeiten des ehemaligen Kinos Alma im Zentrum der<br />

tschechischen Hauptstadt vielgestaltig.<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Radek Úlehla<br />

„Das außerordentlich komplexe Projekt war eine Herausforderung<br />

für uns, doch dank der gesammelten<br />

Erfahrungen konnten wir die Alma-Philosophie sowohl<br />

gastronomisch als auch architektonisch auf ein<br />

höheres Level heben“, beschreiben die Architekten<br />

die Anforderung der Bauherrschaft, ein Café, ein Restaurant,<br />

eine Vinothek, ein Ladenlokal, einen Konferenzsaal,<br />

eine Bar sowie einen Degustationsraum und<br />

ein Gärlabor auf den zwei rekonstruierten Etagen<br />

des Blocks im historischen Viertel Prags zu veror-<br />

ten. „Der erste Aspekt unserer Arbeit bestand darin,<br />

eine adäquate, einheitliche Sprache zu formulieren,<br />

welche die Charaktere der einzelnen Räumlichkeiten<br />

einerseits miteinander verbindet und andererseits<br />

voneinander abhebt“, erklären David Neuhäusl und<br />

Matěj Hunal. „Die zweite Aufgabe bestand darin, ein<br />

Gleichgewicht zwischen dem der Haute Cuisine angemessenen<br />

Luxus und der gewünschten zwanglosen,<br />

entspannten Atmosphäre zu finden.“ u


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22<br />

Restaurant - & Bardesign


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23<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Die Architekten setzten im Ergebnis auf ein geerdetes<br />

Erscheinungsbild, das sich in einer gedämpften<br />

Farbpalette, subtilen Beleuchtung und unprätentiösen<br />

Materialien widerspiegelt. Um die neuen und<br />

bestehenden Gebäudeteile voneinander abzugrenzen,<br />

wählten NEUHÄUSL HUNAL eine abstrakte und<br />

technische Anmutung in Form von Metallgitterplatten.<br />

Komplexe Materialbeziehungen und analoge<br />

Kompositionen ziehen sich durch alle Räume und<br />

Bereiche – erkennbar unter anderem an Elementen<br />

wie den Leuchten, die sich je nachdem, ob es sich um<br />

Bestand, Neubau oder Transiträume handelt, voneinander<br />

unterscheiden. Zum Gesamtbild trägt auch<br />

das in Zusammenarbeit mit Jan Horčík entstandene<br />

Informations- und Navigationssystem maßgeblich<br />

bei. „Raumgreifende Leuchtkästen mit bunten Farben<br />

und grafischem Design ergänzen das sonst eher<br />

nüchtern gehaltene Interieur“, erklären die Architekten<br />

das Konzept Alma, das von morgens bis abends<br />

funktioniert: Der Tag beginnt im Café, für das Mittagund<br />

Abendessen trifft man sich im Restaurant, bevor<br />

es anschließend für einen Drink in die Weinbar oder<br />

zum Tanzen in den Club im Untergeschoss geht.<br />

Das großzügig und offen gestaltete Layout wirkt<br />

trotz seiner Vielfalt an Angeboten und dank überraschender<br />

und verbindender Blickbeziehungen in die<br />

verschiedenen Bereiche sowie aufgrund der hochwertigen<br />

und stimmigen Wahl der Materialien und<br />

Farben wie aus einem Guss. Als wichtiges verbindendes<br />

Element fungieren hochkant verlegte Keramikfliesen,<br />

deren Farbton vom Café im Eingangsbereich<br />

bis zur Bar im Souterrain entsprechend der<br />

Nutzung allmählich von hell nach dunkel wechselt.<br />

Auch die Möbel, Tischlerarbeiten und deren Polsterungen<br />

folgen in ihrer Form und Farbgebung diesem<br />

Prinzip. Für eine gewisse Raumgliederung sorgen<br />

freistehende, kompakte, in Edelstahl gefasste Volumina,<br />

die vor allem im Restaurant in Gestalt der offenen<br />

Küche und der Bar zur Geltung kommen und<br />

eine gewisse Bandbreite an verschiedenen Atmosphären<br />

vom privaten Dinner-Date bis zum langen<br />

Tisch ermöglichen.<br />


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24<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Brutalistische Eleganz<br />

Das in Madrid ansässige Zooco Estudio hat ein beeindruckendes Restaurant<br />

im Kantabrischen Meeresmuseum in Santander, Spanien, geschaffen, das<br />

die brutalistische Architektur des Gebäudes feiert.<br />

Fotos: David Zarzoso


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25<br />

Restaurant - & Bardesign<br />

Mit Blick auf die ruhigen Gewässer der Bucht von<br />

Santander liegt das Restaurant im zweiten Stock<br />

des markanten Kantabrischen Meeresmuseums, das<br />

in den mittleren 1970er-Jahren von den Architekten<br />

Vicente Roig Forner und Ángel Hernández Morales<br />

entworfen wurde. Das Restaurant befindet sich in<br />

einem dramatischen Gewölbe aus Betonparaboloiden,<br />

die während der Renovierung freigelegt wurden.<br />

Diese waren ein Originalbestandteil der Struktur und<br />

stützten das Dach dessen, was einst der Innenhof<br />

des Museums war. Das Studio konzentrierte sich darauf,<br />

den historischen Charakter des Raumes wiederherzustellen<br />

und die Formen wiederzubeleben, die<br />

rund 20 Jahre lang verborgen waren.<br />

Das ursprüngliche Gebäude besteht aus zwei quadratischen<br />

Körpern, die von einem Vordach mit einer Betonstruktur<br />

verbunden sind. Im Jahr 2003 wurde eine<br />

Renovierung und Erweiterung durchgeführt, die die<br />

Verlängerung der Westfassade und des Daches der<br />

Terrasse mit einer pyramidenförmigen Aluminiumstruktur<br />

umfasste und somit die ursprüngliche Konzeption<br />

des Gebäudes veränderte. Um die Symme trie<br />

der Decke zu fördern, wurden nun vier zusätzliche<br />

Betondreiecke hinzugefügt, um die ursprünglichen<br />

Paraboloiden im Restaurant auszugleichen. Über ihnen<br />

rahmt eine abgehängte Decke aus gerillten Holzpaneelen<br />

die Betonbögen ein. Das Studio entwarf<br />

diese dreieckigen Verkleidungen, um die Anordnung<br />

von Holz am Rumpf eines Bootes zu reflektieren – als<br />

Anspielung auf das Museum und die nautische Vergangenheit<br />

der Gegend. Die Paneele dienen auch<br />

dazu, die mechanischen Systeme des Restaurants zu<br />

verbergen. Auf diese Weise stellen die Architekten sicher,<br />

dass all diese Elemente nicht mit dem Dialog von<br />

Beton und Holz interferieren, die als kontinuierliche<br />

und saubere Elemente präsentiert werden.<br />

Die Innenraumgestaltung und die Möblierung wurden<br />

weitgehend von den niedrigen Bögen bestimmt, die<br />

das Restaurant dominieren und deren geringe Höhe<br />

in ihrem unteren Teil problematisch ist. Eine große<br />

Bank, die um den gesamten Umfang angeordnet ist,<br />

ermöglicht, diesen Raum zu nutzen und die Verteilung<br />

des Restgrundrisses zu organisieren. Wie die<br />

Deckenpaneele spielen auch die Innenverkleidungen<br />

und Möbel auf die maritime Geschichte an. Die Möbel<br />

haben leichte Krümmungen, die an die stromlinienförmigen<br />

Formen von Booten erinnern. Dazu passend<br />

sind die Lampen von Segelmasten inspiriert.<br />

Eine weitere wichtige Änderung war der Austausch<br />

der umlaufenden, 2003 hinzugefügten, Glaswand.<br />

Die geneigte Verglasung wurde gegen vertikales<br />

Glas ausgetauscht, eine Entscheidung, die den Außenbereich<br />

für die Terrasse zurückgewann, die sich<br />

über die gesamte Länge des Restaurants erstreckt<br />

und weite Blicke auf die außergewöhnliche Landschaft<br />

der Bucht von Santander bietet.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

26<br />

Bauen im Bestand<br />

Im Dialog mit<br />

dem Gebäude<br />

Interview mit Architekt Roland Winkler<br />

Interview: Roland Kanfer<br />

Mit der Eröffnung des sanierten und erweiterten Wien<br />

Museums haben die Architekturbüros Winkler + Ruck und<br />

Čertov den Weg vom Insidertipp ins Rampenlicht der Öffentlichkeit<br />

gefunden. Im Interview spricht Roland Winkler<br />

über die notwendige Sensibilität bei Revitalisierungen<br />

historischer Gebäude, über Grenzen der architektonischen<br />

Eingriffe in den historischen Bestand und über seinen<br />

Umgang mit Kritik.<br />

Klaudia Ruck und Roland Winkler<br />

© Ferdinand Neumüller<br />

Mit dem Wien Museum, dem Kärnten Museum und<br />

der Schatzkammer Gurk haben Sie drei unter Denkmalschutz<br />

stehende Gebäude aus unterschiedlichen<br />

Epochen erneuert. Was verbindet die drei?<br />

Es ist die Sensibilität, sich an ein anderes Bausystem<br />

anzunähern, das Nachdenken darüber, wie ein<br />

Gebäude entstanden ist und wie wir es weiterentwickeln<br />

können, ohne in Konkurrenz zum bestehenden<br />

zu treten. Bei der Schatzkammer in Gurk hatten wir<br />

bis zu 800 Jahre alte Strukturen vor uns, die heute<br />

nicht mehr nachgebaut werden können. Mit der<br />

Schlichtung der Steine wurde damals etwas komplett<br />

Eigenes, Skulpturales geschaffen. Daraus ist<br />

unser Ansatz entstanden, ähnlich massiv-konstruktiv<br />

zu denken und, mit Respektabstand zum bestehenden<br />

Gebäude, Holzbretter zu stapeln. Beim Kärnten<br />

Museum, das im 19. Jahrhundert erbaut wurde und<br />

hinter dem bereits viel mehr planerisches Konzept<br />

stand, war unsere Herangehensweise, das Gebäude<br />

quasi umzudrehen und zu schütteln, bis alles Unnötige<br />

abfällt, was sich über die Jahrzehnte angesammelt<br />

hatte. Dieser Eingriff hat das ursprüngliche System<br />

sichtbar gemacht. Das Wien Museum, wo Beton<br />

eine tragende, dienende Rolle als Knochenstruktur<br />

spielt, der ein Kleid übergezogen wurde, musste an<br />

dieser Konstruktion weiterwachsen. Das aus sägerauem,<br />

brettergeschaltem Beton entstandene neue<br />

Geschoss wächst aus dieser Knochenstruktur heraus<br />

und dient, durch das Fugengeschoss wieder im Respektabstand,<br />

als Schlussstein des Haerdtl-Baus. u


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27<br />

Roland Winkler<br />

© Lisa Rastl<br />

Das Wien Museum, 1959 nach Plänen von Oswald<br />

Haerdtl fertiggestellt, wurde im Dezember 2023<br />

nach einer Bauphase von mehr als drei Jahren mit<br />

einer beinahe verdoppelten Ausstellungsfläche<br />

wiedereröffnet. Čertov/Winkler + Ruck hatten<br />

den 2015 von der Wien Holding ausgelobten,<br />

zweistufigen Architekturwettbewerb gegen 273<br />

Mitbewerber mit dem Konzept eines Schwebegeschosses<br />

als „Schlussstein“ über dem denkmalgeschützten<br />

Gebäude im Stil der klassischen<br />

Moderne gewonnen.<br />

© Kollektiv Fischka


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28<br />

Bauen im Bestand<br />

© Winkler Ruck Architekten<br />

© Winkler Ruck Architekten<br />

Schatzkammer Gurk: Im Jahr 2012 gewann das Architektenteam Winkler+Ruck den von der Diözese Gurk-Klagenfurt ausgelobten Wettbewerb für<br />

die Einrichtung eines Museums in der im 15. Jahrhundert errichteten Propstei. Die Architekten definierten einen neuen Eingang in den Museumbereich<br />

und schlossen den Durchgang zum Hof, wodurch dieser zum Teil des Ausstellungsrundgangs wurde. Beim Umbau der bis zu 800 Jahre alten<br />

Gemäuer ließen sich die Architekten von der skulpturalen Steinbauweise inspirieren.<br />

Sie legen beim Bauen im Bestand<br />

also kein einheitliches Konzept über<br />

alles, sondern haben unterschiedliche<br />

Herangehensweisen?<br />

Im Umgang mit dem Denkmalschutz<br />

versuchen wir, die dem Gebäude eigene<br />

Sprache zu sprechen, einen<br />

Konnex mit der Vergangenheit und<br />

entsprechende Antworten zu finden.<br />

Wie weit darf Ihrer Meinung nach der<br />

Eingriff in die historische Bausubstanz<br />

gehen, ohne die Identität des<br />

Gebäudes zu zerstören? Wann ist<br />

eine Grenze erreicht?<br />

Die Wertigkeit eines Gebäudes besteht<br />

nicht nur im Detail, sondern<br />

auch in dessen Geschichte, im<br />

Übergeordneten. Eine Grenze wäre<br />

erreicht, wenn sich grundsätzliche<br />

Themen komplett ändern, wenn sich<br />

die Frage stellt, was aus der Vergangenheit<br />

des Gebäudes überhaupt<br />

noch vorhanden ist.<br />

Architekten müssen sich bei Eingriffen<br />

in historische Bauten sehr oft<br />

Kritik anhören. Ihr Wettbewerbsgewinn<br />

für das Wien Museum wurde<br />

von einigen Seiten sehr heftig kritisiert,<br />

etwa als „Dachbodenausbau“.<br />

Wie geht man damit um?<br />

Um es positiv auszudrücken: Kritik<br />

muss man sich auch verdienen. Insofern<br />

ist das ein schönes Element.<br />

Manchmal geht Kritik aber auch ins<br />

Persönliche.<br />

Ihr Büro plant sowohl Neubauten als<br />

auch Umbauten historischer Gebäude.<br />

Wo liegt die größere Herausforderung<br />

für Architekten?<br />

Die Herausforderungen sind nicht<br />

viel anders. Ein Gebäude, das schon<br />

dasteht, ist gebaute, schon definierte<br />

Landschaft. Oft ist das Bauen im Bestand<br />

also leichter als das Bauen auf<br />

der grünen Wiese.<br />

Und wo liegt Ihre Präferenz?<br />

Wir haben mit Umbauten im denkmalgeschützten<br />

Bereich sehr gute<br />

Erfahrungen gesammelt.<br />

Sie haben bei zwei der drei erwähnten<br />

Umbauten mit dem Grazer<br />

Architekten Ferdinand Čertov<br />

zusammengearbeitet, auf dessen<br />

Projektliste sich sonst hauptsächlich<br />

Neubauten finden. Wie sind da die<br />

Aufgabenverteilungen?<br />

Jeder hat seine Stärken. Čertov entwirft<br />

Raumstrategien, er denkt in<br />

städtebaulich strukturellen Ordnungen.<br />

Sein Zugang ist eher künstlerisch<br />

skulptural, er kommt ja von der<br />

Bildhauerei. Wir sehen unsere Expertise<br />

mehr im Detail und in der poetischen<br />

Interpretation der Konstruktion,<br />

der Materialität und deshalb mehr<br />

in der Umsetzung. Meine Eltern hatten<br />

eine Tischlerei, diese handwerklichen<br />

Werte habe ich übernommen.<br />

Nach welchen Kriterien wählen Sie<br />

das Baumaterial für Ihre Projekte aus?<br />

Wir beschäftigen uns gerne mit den<br />

grundsätzlichen Dingen, welches<br />

Material wofür geeignet ist. Ein Entwurf<br />

entsteht aus der Materialwahl,<br />

die Räume erwachsen der Konstruktion,<br />

die dieses Material verlangt und<br />

haben dadurch eine grundsätzliche<br />

Richtigkeit. Die Materialwahl orientiert<br />

sich am Thema und an der<br />

Landschaft.<br />

Sie sagen, Sie treten beim Bauen im<br />

Bestand in einen Dialog mit dem Gebäude,<br />

das Sie umbauen wollen. Gibt<br />

es Gebäude, wo ein solcher Dialog<br />

nicht möglich ist?<br />

Die gibt es schon. Je jünger ein Gebäude<br />

ist, desto spezieller sind die<br />

Anliegen der Bauherren an den Umbau.<br />

Da kommt die Frage der Nachhaltigkeit<br />

ins Spiel, der wir uns stellen<br />

müssen. Architektur muss in dem<br />

Sinn nachhaltig sein, dass sie nicht<br />

nur kurzfristig orientierte Gebäude<br />

für den persönlichen Nutzen schafft.<br />

Wichtiger als die technische Nachhaltigkeit<br />

ist eine nutzungsoffene,<br />

hohe Qualität der Räumlichkeit. •<br />

www.winkler-ruck.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Roland Winkler<br />

© Winkler Ruck Architekten<br />

Kärnten Museum: Das „Rudolfinum Klagenfurt“ wurde 1883 nach<br />

Plänen von Gustav Gugitz im Stil der Neorenaissance errichtet.<br />

Im September 2015 beschloss die Kärntner Landesregierung die<br />

Generalsanierung. Čertov/Winkler + Ruck gewannen den offenen<br />

Wettbewerb gegen 25 Mitbewerber. Die Architekten definierten<br />

die Umgebung als durchgehende inselartige und autofreie Parkfläche.<br />

Die Umgebung ist Teil des Masterplans Glacis Klagenfurt.<br />

Die Umbauarbeiten begannen im März 2020 und wurden im November<br />

2022 abgeschlossen. Im Inneren wurde die ursprüngliche<br />

Struktur von 1883 wieder sichtbar gemacht.<br />

© Winkler Ruck Architekten


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

30<br />

Alt & Neu<br />

Gedächtnis<br />

und Avantgarde<br />

Archiv der Avantgarden / Dresden / Nieto Sobejano Arquitectos<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Roland Halbe, Klemens Renner<br />

Das Projekt Archiv der Avantgarden<br />

erwächst laut Nieto Sobejano Arquitectos<br />

aus dem Dialog zwischen Gedächtnis<br />

und Avantgarde, repräsentiert durch das<br />

Gebäude und die darin enthaltene Sammlung,<br />

übersetzt in das Einfügen eines<br />

schwebenden Kubus, welcher das Archiv<br />

beinhaltet und alle umgebenden Flächen<br />

für eine flexible Nutzung als Ort öffentlicher<br />

Veranstaltungen, Ausstellungen,<br />

Workshops und Konferenzen freihält.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

31<br />

Nieto Sobejano Arquitectos<br />

In Dresden ist das freistehende Gebäude der Neustädter<br />

Wache aus der Feder des Architekten Zacharias<br />

Longuelune gemeinhin unter dem Namen<br />

Blockhaus bekannt. An der Westseite des Neustädter<br />

Brückenkopfes der Augustusbrücke sowie am<br />

Neustädter Markt gelegen, befindet sich der markante<br />

Bau unmittelbar an der Elbe und nur wenige<br />

Meter vom Goldenen Reiter entfernt. Zahlreiche<br />

Transformationen sowie ein Wiederaufbau in den<br />

1970er-Jahren nach schwerer Beschädigung im<br />

Zweiten Weltkrieg und die Elbflut im Jahr 2013 ließen<br />

das Gebäude aus dem Jahr 1732 ohne Nutzer zurück<br />

– bis das Blockhaus 2017 als potenzieller Standort<br />

für die Unterbringung der Sammlung Egidio Marzonas<br />

als Archiv der Avantgarden ausgewählt und ein<br />

entsprechender Architekturwettbewerb ausgelobt<br />

wurde, den Nieto Sobejano Arquitectos für sich entscheiden<br />

konnten.<br />

Eine Zielvorgabe des Projektes war es, das Archiv sowohl<br />

für Fachleute als auch für die die Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen. „Die wesentliche Herausforderung<br />

für den Entwurf bestand darin, einen scheinbaren<br />

Widerspruch aufzulösen: eine Sammlung zu den<br />

vorwärts gerichteten Strömungen der Avantgarde in<br />

einem Gebäude des Barock zu archivieren“, erinnern<br />

sich Enrique Sobejano und Fuensanta Nieto. Der Entwurf<br />

nimmt in diesem Sinne diese Gegensätzlichkeit<br />

konstruktiv an und generiert daraus eine Stärke. „Der<br />

denkmalgeschützte Bestand wird respektiert und bildet<br />

einen Rahmen, die Sammlung das Zentrum des<br />

Gebäudes. Zwischen dem Alten und dem Neuen entsteht<br />

ein Spannungsfeld, in dem sich das Archiv der<br />

Avantgarden entfalten kann“, so die Architekten. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

32<br />

Alt & Neu<br />

Material und Formensprache<br />

„Da sich die barocke Hülle stark gegliedert, bisweilen<br />

kleinteilig und verziert präsentiert, lag es in unserem<br />

Sinne, mit dem Neubau im Inneren einen Gegenpol<br />

abzubilden“, legen Nieto und Sobejano dar. Zu diesem<br />

Zwecke wurden die Formen einfach und geometrisch<br />

klar gehalten. Das Herzstück des Projekts bildet der<br />

Kubus, dessen Form sich von der Grundform des Gebäudes<br />

ableiten lässt. „Er schwebt frei im Zentrum.<br />

Darunter und darum haben wir freie, flexibel nutzbare<br />

Flächen geschaffen“, so die Architekten. Lediglich<br />

vier Erschließungselemente gliedern den offenen<br />

Raum: Die bestehende Loggia als Eingangssituation,<br />

zwei Erschließungskerne sowie eine repräsentative,<br />

skulpturale Wendeltreppe.<br />

Auch hinsichtlich der Materialien reduzierten sich die<br />

Gestalter auf ein Minimum. Der in weiß gehaltene Bestand<br />

aus Sandstein bildet einen weichgezeichneten<br />

Hintergrund für die neuen Ergänzungen in Sichtbeton.<br />

Diese dürfen in ihrer Rohheit eine gewisse Härte<br />

und Radikalität ausstrahlen, die dank der gewählten<br />

Bretterschalung jedoch gleichzeitig weich und auf<br />

subtile Art detailliert anmutet. „Um den Gegensatz<br />

zwischen Alt und Neu zu verstärken, haben wir besonderen<br />

Wert darauf gelegt, dass beide Elemente<br />

präsent sind, sich nahe kommen und miteinander<br />

wirken, sich aber nie direkt berühren“, erklären die<br />

Architekten die Entscheidung für ein drittes Material<br />

in Form von beschichtetem, dunklem Metall, welches<br />

sich gegenüber der weißen Hülle und dem hellen Beton<br />

dezent zurücknimmt.


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33<br />

Nieto Sobejano Arquitectos<br />

Eine besondere Herausforderung während des Planungsprozesses<br />

bestand auch darin, die denkmalgeschützten<br />

Außenwände sowie das Dach in ihrer<br />

Erscheinung zu bewahren. „Im Sinne der Umsetzung<br />

unserer Vision der Kontroverse zwischen dem Alten<br />

und dem Neuen bei gleichzeitiger Klarheit der Formen<br />

und dem Schaffen offener, frei nutzbarer Flächen,<br />

war ein Erhalt der nachträglichen Einbauten<br />

nicht sinnvoll umsetzbar“, erklären Nieto und Sobejano<br />

die Vorgehensweise, nur die Originalsubstanz in<br />

Form der Außenwände zu erhalten und das Gebäude<br />

innen vollständig freizuspielen, um so Platz für eine<br />

bestmögliche Umsetzung des neuen Raumkonzeptes<br />

zu schaffen. Um dies zu ermöglichen, wurde das<br />

in den 1970er-Jahren ergänzte Dach abgenommen<br />

und später in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege<br />

wiederhergestellt.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

34<br />

Alt & Neu<br />

Dort wo die alten, in weiß<br />

getauchten Außenmauern<br />

auf die neu hinzugefügten<br />

Betonelemente in<br />

ihrer Bretterschalungsoptik<br />

treffen, entsteht<br />

ein spannungsgeladenes<br />

Zusammenspiel von Tradition<br />

und Modernem.<br />

Herausforderungen und Lohn der Mühen<br />

Da sich die Planungs- und Bauzeit von 2018 bis 2023<br />

erstreckte, erwiesen sich äußere Umstände wie die<br />

Coronapandemie sowie der Beginn des Krieges in<br />

der Ukraine, verbunden mit hohen Krankenständen<br />

und enormen Preisschwankungen als unerwartete<br />

Schwierigkeiten im Zuge der Umsetzung. „Darüber<br />

hinaus stellten uns die hohen Anforderungen an die<br />

Sichtbetonbauteile auf eine besondere Probe“, erinnern<br />

sich die Architekten an die Komplexität der Maßnahmen<br />

zurück, die zum Erreichen eines einheitlichen<br />

Sichtbetonbildes unter den gegebenen Bedingungen<br />

notwendig waren. „Die speziellen Geometrien sowie<br />

der Umstand, dass ohne Dach über einen Zeitraum<br />

von mehr als einem Jahr betoniert werden musste,<br />

konnten allein durch die Entwicklung individueller<br />

Betonmischungen und Sonderschalungen bewältigt<br />

werden. Hinzu kam ein umfangreicher Bemusterungsprozess,<br />

um die gewünschte Optik zu erzielen.“<br />

Die laufenden Optimierungsmaßnahmen haben sich<br />

– freuen sich Enrique Sobejano und Fuensanta Nieto<br />

im Nachgang – letztlich bezahlt gemacht: „Die Stadt<br />

Dresden stellt hinsichtlich des Miteinanders von Alt<br />

und Neu einen besonderen Ort für uns dar. Die Stadt<br />

hat große Zerstörung erlebt und verfügt gleichzeitig<br />

über ein reiches Erbe an historischen Gebäuden. Für<br />

den Wiederaufbau wurden über die Zeit – und werden<br />

auch noch heute – sehr unterschiedliche Ansätze verfolgt,<br />

welche jeweils kontrovers diskutiert werden. Wir<br />

freuen uns, dass wir in diesem Kontext einem historischen<br />

Gebäude Leben einhauchen und gleichzeitig<br />

etwas Neues schaffen konnten. Alt und Neu bestehen<br />

hier nicht nur nebeneinander, sondern bilden ein sich<br />

unterstützendes und stärkendes Miteinander.“


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35<br />

Nieto Sobejano Arquitectos<br />

Zu sehen gibt es im Archiv der Avantgarden unter<br />

anderem etwa 1,5 Millionen Objekte, Zeichnungen,<br />

Pläne und Möbelstücke – ein Geschenk Egidio Marzonas,<br />

das der italienische Kunstsammler, Mäzen und<br />

Verleger im Jahr 2016 den Staatlichen Kunstsammlungen<br />

machte. Die Sammlung bildet ein wertvolles<br />

und heterogenes Erbe jener künstlerischen Strömungen,<br />

welche stets eine Vorreiterrolle in Kunst und<br />

Architektur einnahmen. Darunter der Futurismus,<br />

Dadaismus, Konstruktivismus und Surrealismus, die<br />

durch Institutionen wie Werkbund, Bauhaus, HfG Ulm<br />

oder Black Mountain College repräsentiert werden.<br />

So darf man die feine Provokation und das Gedankenspiel,<br />

das der Institutionsname impliziert, in diesem<br />

Projekt durchaus als Ausgangspunkt verstehen<br />

– auch und gerade im Rahmen des eigenen Besuchs<br />

des rund 2.000 Quadratmeter großen Archivs. •<br />

Archiv der Avantgarden<br />

Dresden, Deutschland<br />

Bauherr: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement -<br />

Niederlassung Dresden I<br />

Planung: Nieto Sobejano Arquitectos<br />

Team: Projektleitung: Roman Bender, Kirstie Smeaton<br />

Projektteam: Clemens Ahlgrimm, Lucia Andreu, Anna-Lena Berger,<br />

Michal Ciesielski, Lorna Hughes, Vissia Portioli, Sebastian Saure,<br />

Ina Specht, Kathi Weber, Claudia Wulf<br />

Wettbewerbsteam: Jean-Benoit Houyet, Anastasia Svirski<br />

Projektsteurung:<br />

tp management GmbH, Leipzig<br />

Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht, Hamburg<br />

BGF: 3.744 m²<br />

Planungsbeginn: 2018<br />

Bauzeit: 2019 - 2023<br />

Fertigstellung: 2023<br />

www.nietosobejano.com<br />

© Cristobal Manuel<br />

„Die feine Provokation und das Gedankenspiel, das<br />

der Institutionsname impliziert, wird in diesem Projekt<br />

als Ausgangspunkt verstanden. Ein massiver<br />

Betonkörper, schwebend im leergeräumten bestehenden<br />

Blockhaus, bildet das Kernstück des Archivs,<br />

einen verborgenen Schatz, als unvermeidliche Präsenz<br />

der Vergangenheit.“<br />

Enrique Sobejano & Fuensanta Nieto


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

36<br />

Alt & Neu<br />

Vom Brauen<br />

und Bauen<br />

Umbau der Gösserhalle / Wien / AllesWirdGut<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: tschinkersten fotografie<br />

Vom Gestern ins Morgen – so oder so ähnlich könnte<br />

der Arbeitstitel des Umbaus der Gösserhalle im Wiener<br />

Gemeindebezirk Favoriten durch AllesWirdGut gelautet<br />

haben. Jedenfalls ist die Transformation des 1902 von<br />

den ÖBB errichteten Industriebaus zum dreigeschossigen<br />

Neubau mit Büroräumen und Restaurant derart<br />

gelungen, dass das behutsame Miteinander aus Bestehendem<br />

und neu Geplantem innen wie außen auf den<br />

ersten Blick ersichtlich ist.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

37<br />

AllesWirdGut


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

38<br />

Alt & Neu<br />

Das Areal des heutigen „Neuen Landgut“ im 10. Wiener<br />

Gemeindebezirk soll langfristig gesehen zu einem<br />

Stadtteil wachsen, der geprägt ist von sozialen<br />

und ökologischen Grundsätzen und in dem alte Bausubstanz<br />

teilweise erhalten bleiben darf. Aus gutem<br />

Grund: Denn die bis in die 1840er-Jahre zurückreichende<br />

Geschichte blickt auf Funktionsbauten wie<br />

ein Dampfwagendepartement mit Wasserstation, eine<br />

Reparaturschmiede der Süd- und Ostbahn sowie ein<br />

Werkstättengebäude der ÖBB, das ab 1927 von der<br />

Firma Gösser in ein Bierlager umfunktioniert wurde.<br />

Zuletzt diente die Gösserhalle als eine der wenigen erhaltenen<br />

Originalbauten im Viertel als Eventlocation,<br />

bis Corona auch dieser Nutzung den Garaus machte.<br />

Gemeinsam mit der angrenzenden Inventarhalle –<br />

Baujahr in etwa 1890 – sollen die beiden historischen<br />

Backsteinbauten künftig nicht nur das Zentrum des<br />

neuen Stadtviertels bilden, sondern auch als identitätsstiftende<br />

Wahrzeichen und Anlaufstellen für die<br />

Nachbarschaft dienen. In diesem Sinne verstanden<br />

die Architekten die Bauaufgabe als achtsame Auseinandersetzung<br />

mit einem Bestand, der seit jeher<br />

mit seiner markanten Bogenfassade aus Klinker<br />

den Charakter des Stadtteils prägt. Statt Altes aber<br />

einfach „nur“ zu bewahren, entschied man sich, die<br />

bestehenden Strukturen mutig und progressiv in die<br />

Zukunft zu überführen.


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39<br />

AllesWirdGut<br />

Drahtseilakt zwischen Auflagen<br />

und Nutzungsbedürfnissen<br />

Da einerseits die Außenmauern der 19 Meter tiefen<br />

Gösserhalle erhalten bleiben sollten, andererseits im<br />

Inneren aber seitens der Nutzung eine für den Bürobetrieb<br />

optimale Raumtiefe von nicht mehr als 16<br />

Metern gewünscht war, griffen die Architekten tief<br />

in die Trickkiste: Im Sinne eines durchwegs radikalen<br />

und entschlossenen Eingriffs wurde nur das Dach<br />

abgetragen, um anschließend abgesetzt von den historischen<br />

Gemäuern einen dreigeschossigen Neubau<br />

– sozusagen als Raum im Raum – zu platzieren.<br />

Der so entstandene Zwischenraum schafft eine<br />

überraschend spannungsgeladene Fuge von insgesamt<br />

drei Metern, die Alt und Neu kontrastreich<br />

in den direkten Austausch treten lässt. Dieser laut<br />

AllesWirdGut nach gestalterischen, ökologischen,<br />

ökonomischen und pragmatischen Gesichtspunkten<br />

entwickelte Spalt prägt nicht nur die Aura des Gebäudes,<br />

er eröffnet sowohl von außen, als auch von innen<br />

und zwischendrinnen interessante Perspektiven und<br />

Blickwinkel. Realisiert wurde das durch einen Materialmix<br />

aus Holz, Klinker und Metall geprägte Konzept<br />

mittels vorgefertigter, modularer Elemente. Einerseits<br />

behutsame Rücksichtnahme und andererseits<br />

konsequente moderne Typologie sollen so, bedacht<br />

zusammengebraut, als wegweisendes Ausrufezeichen<br />

für das gesamte Stadtquartier dienen. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

40<br />

Alt & Neu<br />

Unbehandelte Materialien bestimmen die<br />

Raum atmosphäre: Im Erdgeschoss werden<br />

Sichtbeton, geschlämmte Natursteinoberflächen<br />

sowie Tannen- und Eichenholz von der<br />

erhaltenen Balkendecke komplementiert.<br />

Nachgefragt bei Herwig Spiegl<br />

Gründungspartner AllesWirdGut<br />

Wie kam es zu dem Projekt, wie lautete das Briefing<br />

und was war die erste Idee für das Konzept?<br />

Das Projekt wurde mittels geladenem Wettbewerb akquiriert.<br />

Das Briefing verlangte nach einem zukunftsfähigen<br />

Bürobau, die Stadt wollte ein identitätsstiftendes<br />

Zeichen, der Bauherr etwas Besonderes. Die<br />

Diskrepanz zwischen bestehenden Tatsachen –<br />

sprich einem Bestand mit 19 Metern Trakttiefe – und<br />

gewünschten Anforderungen von einer optimalen<br />

Office-Trakttiefe von 16 Metern schuf Platz für einen<br />

überraschenden und, gemessen an der Aufgabe, luxuriösen<br />

Spannungsraum zwischen Alt und Neu. Der<br />

Entwurf beschreibt eine Synthese aus respektvollem<br />

Erhalt von bereits Gebautem und neu geplantem State<br />

of the Art. Die dabei verfolgten Ziele entsprechen<br />

einer ganzheitlichen und somit zukunftsgewandten<br />

Auseinandersetzung mit der Aufgabe „Entwurf“.<br />

Welche Materialien wurden gewählt und warum?<br />

Die Gestaltung der Gösserhalle wird vorrangig durch<br />

die alte Bogenfassade in Klinker bestimmt. Sie wurde<br />

sorgsam saniert, in Teilbereichen korrigiert und<br />

prägt auch weiterhin das neue Projekt. Dunkler Stahl<br />

für Neues erinnert an die Vergangenheit der Halle als<br />

Dampflokomotivenwerkstätte.<br />

Welche Rolle spielten der Ort und dessen Geschichte<br />

im Zuge der Gestaltung?<br />

Die Gösserhalle spielt vor allem für den Ort heute<br />

eine wichtige Rolle, da sie inmitten eines neuen<br />

Stadtentwicklungsgebietes liegt. Als Bezugs- und<br />

Orientierungspunkt schenkt die Gösserhalle dem<br />

neuen, zu Beginn noch steril wirkenden, Stadtteil von<br />

Anfang an notwendige Identität und unverwechselbaren<br />

Charakter.


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41<br />

AllesWirdGut<br />

Umbau Gösserhalle<br />

B04_Ansicht_M250<br />

584.GOH 1:250 (A3) 31.01.<strong>2024</strong><br />

Gab es im Laufe der Planung Überraschungen<br />

oder Herausforderungen?<br />

Das Planen und Bauen im Bestand ist immer voller<br />

Überraschungen. Ein Untergeschoss unter eine bestehende<br />

Halle zu integrieren, ist selbst dann eine<br />

große Herausforderung, wenn nur Teile der Halle<br />

stehen bleiben.<br />

Umbau Gösserhalle<br />

B02_EG_moebliert_M250<br />

584.GOH 1:250 (A3) 31.01.<strong>2024</strong><br />

Wie und warum ist die Verbindung von Alt & Neu bei<br />

diesem Projekt besonders geglückt und was macht<br />

das Gebäude besonders zukunftsfähig?<br />

„So viel wie sinnvoll – mit Maß und Ziel!“ Nach diesem<br />

Motto erhalten wir den Bestand und jonglieren<br />

zwischen Anforderungen des Stadtbildes, der Nachhaltigkeit<br />

und den Bedürfnissen der Nutzer:innen.<br />

Angemessenheit als Entwurfskonzept scheint uns<br />

in Zeiten wie diesen ein gutes Rezept für unsere Zukunft<br />

zu sein.<br />

•<br />

© Michael Dürr<br />

Umbau Gösserhalle<br />

Wien, Österreich<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Planungsteam:<br />

Statik:<br />

Gösserhalle GmbH<br />

AllesWirdGut Architektur ZT GmbH Wien München<br />

Alexis Brune, Aline Schmidt, Arwen Weber, Daniel Raske, Florian Gottler,<br />

Johannes Windbichler, Karolina Pettikova, Matteo Martino,<br />

Michael Pantillon, Patrick Wäsler, Teresa Aćimović, Till Martin<br />

KS Ingenieure ZT GmbH<br />

Grundstücksfläche: 5.170 m 2<br />

Nutzfläche: 4.830 m 2<br />

Baufläche: 1.850 m 2<br />

Planungsbeginn: 09/2020<br />

Bauzeit: 07/2021 - 05/2023<br />

Fertigstellung: 05/2023<br />

www.awg.at<br />

„Denkmalpflegerische Rücksichtnahme, konsequente moderne<br />

Gestaltung, Ökologie und Ökonomie existieren nicht<br />

nur nebeneinander, sie bedingen einander vielmehr und<br />

resultieren somit in einem maßgeschneiderten Produkt.“<br />

Herwig Spiegl


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

42<br />

Alt & Neu<br />

Zirkuläre<br />

Neuinterpretation<br />

Gjuteriet / Malmö / Kjellander Sjöberg<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Rasmus Hjortshøj - COAST


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43<br />

Kjellander Sjöberg<br />

Wo man einst Schiffsteile<br />

fertigte, werden künftig<br />

Ideen geschmiedet und<br />

die Grenzen der Welt der<br />

Milchalternativen weiter<br />

ausgelotet. Für den Hafermilchproduzenten<br />

Oatly<br />

hauchten Kjellander Sjöberg<br />

mit Gjuteriet einer<br />

alten Gießerei im Malmöer<br />

Hafen neues Leben ein.<br />

Die Planer sanierten<br />

die geschichtsträchtige<br />

Industriebrache und wählten<br />

bei der Realisierung<br />

des neuen Firmensitzes<br />

mit seinen rund 300<br />

Arbeitsplätzen einen<br />

zirkulären Ansatz.<br />

Von der Werft zum nachhaltigen Stadtteil<br />

Zwischen Stadtzentrum und Hafen gelegen, blickt der<br />

Stadtteil Varvsstaden auf eine lange Geschichte zurück.<br />

Das früher vom Schiffbau geprägte Industriegebiet<br />

stellt bis heute einen wichtigen Teil des kulturellen<br />

Erbes von Malmö dar. Nachdem die Werften, Fabriken<br />

und Lagerhallen nach ihrer Schließung lange Zeit ungenutzt<br />

geblieben waren, beschloss die Stadt, das<br />

historische Viertel im Norden schrittweise in ein lebendiges<br />

Quartier mit nachhaltigem Wohn-, Arbeits- und<br />

Lebensraum zu verwandeln. Neben 2.500 Wohnungen<br />

sind auch Parks und Bildungs- sowie Gewerbebauten<br />

vorgesehen. Im Mittelpunkt des urbanen Entwicklungsplans<br />

stehen dabei zwei Strategien: die Sanierung<br />

der Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Bauwerke<br />

und der Rückbau der Hallen aus der Nachkriegszeit.<br />

Sämtliche baulichen Eingriffe sollen die industrielle<br />

Vergangenheit des Geländes bewahren und Varvsstaden<br />

in einen bunt gemischten Stadtteil transformieren.<br />

Bei einem der Projekte handelt es sich mit Gjuterjet um<br />

eine ehemalige Gießerei aus dem Jahr 1910. Während in<br />

der Fabrik zu ihrer Blütezeit Metallteile für die Malmöer<br />

Werft hergestellt wurden, durchlief sie später mehrere<br />

Nutzungsänderungen und verfiel schließlich zusehends.<br />

Trotzdem galt die Industrieruine bis zuletzt als<br />

wichtiges Wahrzeichen des Areals.<br />

Weiternutzen statt wegwerfen<br />

Das Büro Kjellander Sjöberg baute den Bestand für<br />

das schwedische Lebensmittelunternehmen Oatly<br />

behutsam in ein Bürogebäude um. Unter Berücksichtigung<br />

von sozialen, regionalen und ökologischen<br />

Gesichtspunkten planten die Architekten<br />

sowohl die Revitalisierung des Baus selbst als auch<br />

der angrenzenden Kais und Docks, die künftig zum<br />

öffentlichen Gemeinschaftsraum am Wasser werden<br />

sollen. Um den Charakter des Ortes zu erhalten,<br />

entschied man sich bei der Neugestaltung für<br />

einen Cradle-to-Cradle-Ansatz. Zum Einsatz kamen<br />

nicht nur wiederverwendete Werkstoffe der alten<br />

Gießerei, sondern auch Materialien aus dem Rückbau<br />

der umliegenden Industrie<strong>architektur</strong> in Varvsstaden.<br />

Um die demontierten Bauteile wieder in den<br />

Kreislauf einspeisen zu können, schuf man auf dem<br />

Areal eine sogenannte „Bibliothek der Dinge“. Dafür<br />

wurden die Werkstoffe sortenrein getrennt, in einer<br />

Lagerhalle zusammengetragen und eine Art Materialdatenbank<br />

geschaffen, an der sich das Planerteam<br />

schließlich bedienen konnte. Auf diese Weise rettete<br />

man Rohstoffe wie Ziegel und Well bleche, aber auch<br />

Elemente wie Treppen und Leuchten vor der Deponie<br />

und möchte so den CO 2 -Fußabdruck des gesamten<br />

Stadtteils reduzieren.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

44<br />

Alt & Neu<br />

Sanierung von Gebäudehülle und Tragwerk<br />

Auch beim Umbau der Ruine stellten die geretteten<br />

Teile eine wichtige Ressource dar, die sowohl Design<br />

als auch Umsetzung maßgeblich beeinflusste. Nach<br />

einem Brand war das Dach von Gjuteriet komplett<br />

zerstört worden. Das mächtige Stahltragwerk im Inneren<br />

der Halle konnte hingegen weitgehend erhalten<br />

werden und diente als Grundlage für die Umnutzung.<br />

Den collageartigen Charme der Fabrik – den ihr<br />

diverse Um- und Anbauarbeiten über die Jahre hinweg<br />

verliehen hatten – wollten die Planer ebenfalls<br />

beibehalten. Die historischen Backsteinansichten<br />

fügte man deshalb mit viel Fingerspitzengefühl zu einer<br />

neuen, stimmigen Gebäudehülle zusammen. Unterschiedliche<br />

Materialien und Stile wurden bewusst<br />

freigelegt und inszeniert. In Kombination mit unverkleideten<br />

Bruchstellen zeugen sie heute von den<br />

Spuren der Zeit. Die markanten, denkmalgeschützten<br />

Giebel der vormaligen Werfthalle renovierte man<br />

und dämmte sie mit Porenbeton von innen. An der<br />

Westseite griff man zu recycelten Ziegeln, die sich<br />

nun als Vorsatzschale schützend vor die bestehende<br />

Ansicht und die neue Außenisolierung legen. Einzig<br />

an der demolierten Ostfassade führte am gänzlichen<br />

Abbruch kein Weg vorbei. Die Außenwand wurde mit<br />

wiederverwendeten Backsteinen behutsam erneuert<br />

und mit großen, rechteckigen Fenstern versehen. Wo<br />

nicht anders möglich, ergänzte man die vorhandenen<br />

und recycelten Bauteile durch lokale, nachwachsende<br />

Materialien. So bildet eine Holzkonstruktion den<br />

neuen, oberen Abschluss und trägt die mit langgezogenen<br />

Oberlichtern versehene Dachhaut. u


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45<br />

Kjellander Sjöberg<br />

Eine freistehende Brettschichtholz-Konstruktion<br />

beinhaltet die neuen<br />

Innenräume des Firmensitzes.<br />

Losgelöst von Dach<br />

und Fassade hebt sie<br />

sich vom Bestand ab und<br />

ergänzt das revitalisierte<br />

Stahlskelett.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

46<br />

Alt & Neu<br />

Interior interpretiert industrielles Erbe neu<br />

Im Inneren des neuen Oatly-Firmensitzes fokussierte<br />

man sich – ganz im Sinne der nachhaltigen Philosophie<br />

des Unternehmens – auf Transparenz und Dynamik.<br />

Über mehrere Ebenen verteilt, sollten auf rund<br />

4.900 m 2 informelle Arbeitsplätze sowie kommunikative<br />

Treffpunkte und Gemeinschaftsräume entstehen.<br />

Das öffentlich zugängliche Erdgeschoss lädt<br />

mit Foyer, Café, Restaurant und Ausstellungsraum<br />

nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Besucher ins Gebäude<br />

ein. Ein frischer, dunkelroter Anstrich betont<br />

die alten Stahlrahmen und -träger und verleiht dem<br />

Bürokomplex zusammen mit der natürlichen Patina<br />

der recycelten Ziegel einen industriellen Touch.<br />

Aufbauend auf dem regelmäßigen Raster des Stahlskeletts<br />

schrieb man Gjuteriet eine dreidimensionale<br />

Struktur aus Brettschichtholz ein, ohne dabei das offene<br />

Raumgefühl der großen Halle zu stören. Wie ein<br />

eingehängtes Regal bietet das Holzgerüst mit unterschiedlich<br />

dimensionierten Volumen und Plattformen<br />

Raum für vielseitige Büro- bzw. Officelandschaften.<br />

Außerdem sorgen die unverkleideten CLT-Oberflächen<br />

für ein angenehmes, gesundes Arbeitsklima.<br />

Verbunden werden die einzelnen Niveaus von einem<br />

Netz aus Treppen und Erschließungswegen sowie<br />

einem zentralen Atrium. Zusätzlich erstrecken sich<br />

großzügige Lufträume über mehrere Stockwerke und<br />

lassen abwechslungsreiche Blickbezüge zu. Sie lenken<br />

das Tageslicht, das von oben durch die Fensterbänder<br />

im Dach fällt, bis in die untersten Geschosse.


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47<br />

Kjellander Sjöberg<br />

Zirkularität als Bindeglied<br />

Kjellander Sjöberg gelang es im Hafen von Malmö, den<br />

„Reduce, reuse, recycle“-Leitsatz der Kreislaufwirtschaft<br />

erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Zwischen<br />

bestehenden Gebäudeteilen, wiederverwendeten<br />

Elementen und nachwachsenden Primärrohstoffen<br />

fanden die Architekten eine stimmige Balance aus Alt<br />

und Neu. Das Ergebnis ist ein zukunftsgerichtetes Bürogebäude<br />

mit einer optimierten Ökobilanz, welches<br />

die Geschichte der historischen Gießerei sowohl außen<br />

als auch innen bis heute widerspiegelt und zugleich<br />

innovative Arbeitswelten für den Hafermilchproduzenten<br />

Oatly schafft.<br />

•<br />

Gjuteriet<br />

Varvsstaden, Malmö<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

Landschaftsplanung:<br />

Bauunternehmen:<br />

Bebaute Fläche: 2.140 m 2<br />

Nutzfläche: 4.580 m 2<br />

Planungsbeginn: 2019<br />

Baubeginn: 2020<br />

Fertigstellung: 2023<br />

Baukosten: € 2.750/m 2<br />

www.kjellandersjoberg.se<br />

Varvsstaden<br />

Kjellander Sjöberg<br />

Reijlers, Tyréns<br />

Sted Landskap<br />

PEAB, Martinsons<br />

„Neben dem Erhalt und der Wiederverwendung bestehender<br />

Bauteile wurde Holz als wichtigstes neues<br />

Material verwendet, um die CO 2 -Emissionen und den<br />

ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dabei hält<br />

die hinzugefügte, von den Wänden losgelöste und<br />

vom Dach abgehängte Holzkonstruktion Abstand<br />

zur bestehenden Hülle, um die räumliche Qualität der<br />

großen Halle zu erhalten.“<br />

Kjellander Sjöberg


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

48<br />

Alt & Neu<br />

Komplett entkernt<br />

Yeahka Headquarters / Shenzhen, China / JSPA Design<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Shengliang Su


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

49<br />

JSPA Design<br />

Drei Geschosse und eine Gesamtfläche von rund<br />

6.000 m 2 – das war der Ausgangspunkt, an dem<br />

die Arbeit des Büros JSPA Design bei der Renovierung<br />

des Kexing Science Park im chinesischen<br />

Shenzhen begann. Die Architekten entkernten<br />

den Bestand bis auf das tragende Betonskelett,<br />

ergänzten ihn mit Glas und Edelstahl und bauten<br />

ihn zum neuen Headquarter für den Zahlungsdienstleister<br />

Yeahka um. Zwischen Transparenz<br />

und Massivität entstanden so in dem Bürogebäude<br />

Arbeitsplätze mit industriellem Charme.<br />

Der Rückbau<br />

Der Entwurfsprozess des Projektes entwickelte<br />

sich rund um ein zentrales Prinzip:<br />

Was keine strukturelle Funktion hatte, sollte<br />

weichen. Diesem Konzept folgend, wurden<br />

zuerst sämtliche Verkleidungen und anderen<br />

Elemente entfernt und der Betonbau<br />

somit völlig zurückgebaut. Übrig blieb mit<br />

den Deckenplatten, Stützen und Unterzügen<br />

lediglich die rohe Tragstruktur. Mithilfe<br />

von Öffnungen in den Geschossdecken gelang<br />

es dem Planerteam im zweiten Schritt<br />

der Sanierung, die massiven Bauteile aufzulockern<br />

und die einzelnen Stockwerke zu<br />

verknüpfen. Dank der neuen Durchbrüche<br />

kommt nun außerdem mehr natürliches<br />

Licht ins Innere.<br />

Das Raumprogramm<br />

Gemeinsam mit den öffentlichen Funktionen<br />

des Gebäudes befindet sich der Zugang<br />

zum Unternehmenssitz auf der mittleren<br />

Etage. Neben der Lobby gibt es ein<br />

Café, einen Veranstaltungsraum und eine<br />

Ausstellungsfläche für Produkte. Dieser Bereich<br />

erstreckt sich über die gesamte Länge<br />

des Hauses. Mehrgeschossige Abschnitte<br />

sowie eine offene, transparente Gestaltung<br />

ermöglichen vielfältige Sichtachsen<br />

und prägen das großzügige Raumgefühl.<br />

Ein langer Empfangstresen betont die Ausdehnung<br />

des Raumes zusätzlich. In hinterleuchtetem<br />

Profilglas gefertigt, zieht er die<br />

Aufmerksamkeit von Besuchern auf sich<br />

und filtert in Kombination mit einer Reihe an<br />

Kakteen und Pflanzen – die hier entlang der<br />

Fassade grüne Akzente setzen – den Blick<br />

nach draußen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

50<br />

Alt & Neu<br />

Zwischen den unverkleideten<br />

Konstruktionselementen<br />

verleihen transparente<br />

Zwischenwände<br />

und filigrane Glaskuben<br />

sowie die skulpturalen<br />

Treppen den Büroflächen<br />

einen modernen, industriellen<br />

Touch.<br />

Das Layout<br />

Die großen Ausnehmungen in den Geschossplatten<br />

legen den Grundstein für ein besonderes Interior-Highlight:<br />

Im oberen Stockwerk ragen fünf Glaskuben<br />

in den Hohlraum über dem Eingangsbereich.<br />

Sie scheinen mit ihrem filigranen Design regelrecht<br />

im Yeahka-Headquarter zu schweben. Jedes der<br />

Volumen beinhalt einen Besprechungsraum und soll<br />

Besuchern die Betriebsamkeit des Hauses vor Augen<br />

führen. Im Gegensatz zu den gläsernen Kuben<br />

sind die übrigen Arbeitsflächen nicht frei einsehbar<br />

und werden vom Raster des Betonskeletts strukturiert.<br />

Bei den Büros handelt es sich um einen Mix aus<br />

Open-Space-Offices und kompakten Boxen aus Glas<br />

mit Platz für Meetings und ungestörtes Arbeiten.<br />

Letztere zonieren die offenen Flächen und sorgen für<br />

die nötige Privatsphäre.<br />

Die Erschließung<br />

Als zentrales Bindeglied des Firmensitzes fungiert<br />

ein luftiges Atrium, welches rechter Hand an den<br />

Empfang anschließt und die komplette Gebäudehöhe<br />

einnimmt. Zwei L-förmige Treppen verbinden hier<br />

die drei Büroetagen miteinander. Sie spannen sich,<br />

einander kreuzend, von Stockwerk zu Stockwerk.<br />

Außen in schlichtem Schwarz, innen in Holz ausgeführt,<br />

erhalten die beiden Treppenläufe eine skulpturale<br />

Optik.


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51<br />

JSPA Design<br />

Die Materialpalette<br />

Die rauen Sichtbetonoberflächen des Traggerüsts<br />

griffen die Planer bei der Wahl der neuen Werkstoffe<br />

wieder auf: So entschieden sie sich bei den Böden<br />

für Betonplatten, die häufig im Außenbereich zum<br />

Einsatz kommen. Diese ziehen sich vom Entrée bis<br />

in die Büros und setzen sich teils sogar an den Wänden<br />

fort. Glatte Materialien wie Glas und Edelstahl<br />

sowie vereinzelte Holzeinbauten und -verkleidungen<br />

runden die Palette ab. Ein maßgeschneidertes<br />

Beleuchtungssystem lenkt die Aufmerksamkeit im<br />

Yeahka-Headquarter gezielt auf die neuen Elemente<br />

und schafft in dem komplett entkernten Gebäude<br />

spannende Kontraste.<br />

•<br />

Yeahka Headquarters<br />

Shenzhen, Guangdong, China<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Yeahka<br />

JSPA Design (Johan Sarvan, Florent Buis)<br />

Nutzfläche: 6.000 m 2<br />

Planungsbeginn: 08/2020<br />

Baubeginn: 10/2020<br />

Fertigstellung: 02/2021<br />

www.jspa.fr


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

52<br />

Alt & Neu<br />

Erhalt und<br />

Wiedergeburt<br />

Bürogebäude Ombú / Madrid, Spanien / Foster + Partners<br />

Text: Andreas Laser Fotos: Nigel Young<br />

Ombú ist das Ergebnis einer innovativen Partnerschaft<br />

zwischen dem Architekturbüro Foster + Partners und<br />

dem Unternehmen ACCIONA, einem der führenden<br />

Anbieter erneuerbarer Energien. Das ambitionierte<br />

Projekt zielte darauf ab, das historische Industriegebäude<br />

aus dem Jahr 1905 in eine moderne Büro- und<br />

Arbeitsumgebung zu verwandeln, die nicht nur den<br />

höchsten Standards für Nachhaltigkeit entspricht, sondern<br />

auch einen positiven sozialen Beitrag leistet.


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53<br />

Foster + Partners<br />

Ursprünglich von dem renommierten Architekten Luis<br />

de Landecho entworfen, spielte das mittlerweile einzige<br />

erhaltene Ziegelgebäude der ehemaligen „Cerro<br />

de la Plata Industrial Gasification Society“ eine bedeutende<br />

Rolle in der Energieversorgung der umliegenden<br />

Gebiete. Nach Jahren des Verfalls und der Vernachlässigung<br />

drohte es, dem Abriss zum Opfer zu fallen, bis<br />

es schließlich von ACCIONA erworben wurde. Diese<br />

Rettungsaktion markierte den Beginn eines ehrgeizigen<br />

Projekts zur Wiederbelebung und Neugestaltung<br />

des Gebäudes, das heute als Ombú bekannt ist.<br />

Dabei hatte das Team Glück mit der vorhandenen<br />

Situation – das Gebäude war in gutem Zustand und<br />

erforderte nur einige wenige ästhetische Anpassungen.<br />

Die vorhandene Tragstruktur, die die geneigten<br />

Stahlträger stützt, konnte ohne große Anpassungen<br />

weiterverwendet werden. Die historische Gebäudehülle<br />

wurde vollständig erhalten, um über 10.000<br />

Tonnen Originalziegel zu konservieren und die Umweltauswirkungen<br />

deutlich zu mindern. Weitere markante<br />

Merkmale des alten Industriebaus sind sein historisches<br />

– und glücklicherweise ebenfalls sehr gut<br />

erhaltenes – Holzdach und die großen gusseisernen<br />

Fenster. Schlanke graue Rohre entlang der geneigten<br />

Innenfläche des Daches bieten eine sensible Möglichkeit,<br />

das Sprinklersystem zu verstecken. Wo einst<br />

ein Schornstein in der Mitte des Daches stand, befindet<br />

sich jetzt ein Oberlicht aus PV-Glas, das Strom<br />

erzeugt und gleichzeitig den Bedarf an künstlicher<br />

Beleuchtung im riesigen Raum reduziert. Anstatt<br />

die markanten Fenster entlang der Kanten komplett<br />

auszutauschen, wurden ihre gusseisernen Rahmen<br />

erhalten, aber die alten Glasscheiben durch modernes<br />

Kunstglas ersetzt, um Zugluft zu reduzieren und<br />

Wärmebrücken zu minimieren. Dadurch behält der<br />

große Raum seine bestehende Atmosphäre, und bei<br />

einem Besuch am späten Nachmittag werden schöne<br />

Schatten über den Boden geworfen. Die thermische<br />

Masse der strukturellen Mauern hält den Raum auch<br />

an einem sonnigen Sommertag angenehm kühl. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

54<br />

Alt & Neu<br />

Herzstück der neuen Arbeitswelt ist die neue<br />

CLT-Struktur, die von den Architekten in den gesamten<br />

Raum eingefügt wurde und diesen um 3 Ebenen<br />

erweitert. Sie besteht aus nachhaltig beschafftem<br />

Holz aus lokalen Wäldern und ermöglicht räumliche<br />

Flexibilität, während sie gleichzeitig Beleuchtung,<br />

Belüftung und andere Dienstleistungen integriert.<br />

Beim Betreten des Gebäudes durch den Haupteingang<br />

an der Calle de Ombú, der auf Bodenniveau<br />

in das Gebäude führt, bleibt es den Besuchern fast<br />

verborgen, dass sie sich bereits auf der ersten Ebene<br />

der hinzugefügten Intervention befinden. Ein<br />

vorhandener Portalkran – einst zum Transport von<br />

Kohle verwendet – wurde erhalten und aufbereitet.<br />

Mit neuem Motor und drahtloser Steuerung versehen<br />

platzierte er die vorgefertigten Holzelemente<br />

während des Baus.<br />

u


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55<br />

Foster + Partners<br />

Durch die Schaffung eines<br />

modernen, flexiblen Arbeitsumfelds<br />

trägt Ombú<br />

dazu bei, die Lebensqualität<br />

der Mitarbeiter<br />

zu verbessern und die<br />

Bindung an den Arbeitsplatz<br />

zu stärken.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

56<br />

Alt & Neu<br />

Das Areal soll eine<br />

positive Wirkung auf die<br />

umliegende Gemeinschaft<br />

haben, indem es neue<br />

öffentliche Räume schafft<br />

und zur sozialen Integration<br />

beiträgt.<br />

Das Konzept für die Gestaltung des Arbeitsumfelds<br />

basiert darauf, dass sich die bis zu 800 Mitarbeiter<br />

frei im gesamten Gebäude verteilen können. Eine<br />

Vorstellung, von der der Kunde erst überzeugt werden<br />

musste. Immerhin fand die Planung statt, bevor<br />

die Pandemie zuschlug und offenere Arbeitsplatzkonzepte<br />

vielerorts zur Norm wurden. So hat jedes<br />

Geländer um die gestaffelten Holzplattformen einen<br />

kleinen Grat, gerade groß genug, um einen Laptop<br />

zu halten. Und dank des gemäßigten Klimas Madrids<br />

bietet ein neuer Innenhof die Möglichkeit, auch bequem<br />

im Freien zu arbeiten. Dieser wird von den Architekten<br />

als „englischer“ Innenhof beschrieben, da<br />

er von vier Wänden umgeben ist – eine Anspielung an<br />

die Höfe der Oxbridge-Colleges. Dieser Hof – gefüllt<br />

mit Wasserflächen und einigen der über 350 frisch<br />

gepflanzten Bäume auf dem Areal – verbindet sich<br />

über großzügige Öffnungen in der untersten Ebene<br />

mit dem großen Raum und bietet neben Arbeitsplätzen<br />

im Freien diverse Bereiche für informelle Treffen.


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57<br />

Foster + Partners<br />

Die lokalen Pflanzen am gesamten Gelände wurden<br />

sorgfältig ausgewählt, um deren Gesamtwasserverbrauch<br />

zu reduzieren, welcher aus lokalen Quellen<br />

gespeist wird. Ziel ist es, dass dieser grüne, halböffentliche<br />

Raum Verbindungen zwischen dem Gebäude<br />

und der umliegenden Gemeinschaft herstellt, wobei<br />

der angrenzende Raum, welcher der Stadt gehört,<br />

ebenfalls passend umgestaltet wurde. Der Außenbereich<br />

von Ombú ist eingezäunt, aber während der Arbeitszeiten<br />

für die Öffentlichkeit frei zugänglich.<br />

Eine der herausragenden Eigenschaften von Ombú<br />

ist seine ökologische Nachhaltigkeit. Das Projekt<br />

wurde konzipiert, um die strengen Anforderungen<br />

des Pariser Abkommens zu erfüllen und eine positive<br />

ökologische Bilanz zu erreichen. Dies wird durch eine<br />

Vielzahl innovativer Technologien und Designlösungen<br />

erreicht, darunter die Verwendung von nachhaltigem<br />

Holz für die interne Struktur, die Integration von<br />

Photovoltaik-Technologien für die Energieerzeugung<br />

und die Schaffung von grünen Außenbereichen, die<br />

zur Verbesserung des lokalen Mikroklimas beitragen.<br />

Das brachte dem Projekt nicht nur eine LEED Plati-<br />

Ground Level<br />

num Zertifizierung, sondern auch eine N Präsentation<br />

0 10 m<br />

bei der COP26 als Fallstudie für das World Green<br />

Building Council ein. Darüber hinaus bietet Ombú einen<br />

vielversprechenden Ausblick auf die Zukunft der<br />

städtischen Entwicklung und Stadtplanung. Durch<br />

die Schaffung von lebendigen, multifunktionalen<br />

Arbeits- und Lebensräumen in historischen Gebäuden<br />

können Städte ihre kulturelle Identität bewahren<br />

und gleichzeitig den Anforderungen einer modernen,<br />

nachhaltigen Gesellschaft gerecht werden. •<br />

EG<br />

N<br />

Ground Level<br />

0 10 m<br />

Bürogebäude Ombú<br />

Madrid, Spanien<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

ACCIONA<br />

Foster + Partners<br />

Norman Foster, Nigel Dancey, Taba Rasti, Pablo Urango, Emilio Ortiz Zaforas,<br />

Chris Trott, Arpan Bakshi, Martha Tsigkari, Sherif Tarabishy<br />

In Zusammenarbeit mit: Ortiz León arquitectos<br />

Generalunternehmer: ACCIONA<br />

Mechanical Engineer: JG ingenieros<br />

Landschafts<strong>architektur</strong>: K8 Paisajismo<br />

Lichtplanung: Artec 3<br />

Holzstruktur:<br />

Enmadera (Miguel Nevado)<br />

Fassade:<br />

ENAR (Envolventes Arquitectónicas)<br />

Planungsbeginn: 2018<br />

Fertigstellung: 06/2022<br />

Bebaute Fläche: 15.266 m 2<br />

Nutzfläche: 19.500 m 2<br />

www. fosterandpartners.com<br />

„Ombú verwandelt ein industrielles Ödland<br />

in einen neuen Garten in der Stadt. Madrids<br />

angenehmes Klima ermöglicht Arbeitsplätze<br />

sowohl im Freien als auch drinnen und<br />

schafft so einen flexiblen und begehrten<br />

Lebensstil. Natürliche Materialien werden in<br />

das bestehende Gebäude integriert, was zu<br />

biophilen Räumen beiträgt, die gut für das<br />

Wohlbefinden und die Produktivität sind.“<br />

Norman Foster


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

58<br />

Alt & Neu<br />

Radikal geöffnet<br />

Wohnhaus Missionsstrasse / Basel / Buchner Bründler Architekten<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Maris Mezulis<br />

Pferde, Wagen und Personal waren vor langer Zeit<br />

hinter den Mauern einer alten Remise mitten in Basel<br />

untergebracht. Während das Haus zuvor lediglich als<br />

Nebengebäude diente, sollte es nun als Eigenheim<br />

eine neue Funktion bekommen. Andreas Bründler von<br />

Buchner Bründler Architekten erwarb den historischen<br />

Bestand und widmete sich folglich mit seinem Büro<br />

auch dem Umbau. Beherzte Veränderungen und mutige<br />

Lösungen brachten dringend benötigtes Tageslicht ins<br />

Innere und schufen für den Planer und seine Familie ein<br />

zeitgemäßes Zuhause voller Überraschungen.


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59<br />

Buchner Bründler Architekten<br />

Vom Komparsen zum Protagonisten<br />

In unmittelbarer Nähe der Basler Altstadt zeichnet<br />

sich das Projekt in der Missionsstrasse durch seine<br />

urbane Ruhelage aus. Es befindet sich in einem grünen<br />

Innenhof unweit des mittelalterlichen Spalentors<br />

und wird dort von Verkehr und Trubel des Zentrums<br />

abgeschirmt – ein seltenes Fundstück. Der 1880 errichtete<br />

Bestandsbau ergänzte hier einst eine herrschaftliche<br />

Villa. Nachdem das Haupthaus bereits<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts zugunsten einer neuen<br />

Blockrandbebauung weichen musste, folgte nun auch<br />

die Umnutzung des ehemaligen Dienstgebäudes, welches<br />

zuvor mehrere Besitzerwechsel durchlief und<br />

jahrelang als Atelier und Wohnstätte fungierte. Es<br />

setzt sich aus einem länglichen Flügel mit Stallungen,<br />

Kutschenraum sowie einem Heuboden und einem<br />

zweiten Trakt – dessen Giebel zum Garten hin ausgerichtet<br />

ist und in dem sich die Wohnbereiche für die<br />

Angestellten befanden – zusammen. Eine Bruchsteinmauer<br />

trennt die beiden Gebäudeteile voneinander.<br />

In südöstlicher und südwestlicher Richtung von den<br />

Brandwänden der benachbarten Häuser eingefasst,<br />

stellten sich die Nordausrichtung und schlechte Belichtung<br />

der Innenräume als größte Herausforderung<br />

bei der Revitalisierung dar. Es galt, die vorhandene<br />

Struktur bestmöglich zu bewahren und gleichzeitig<br />

helle und freundliche Wohnräume zu realisieren. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

60<br />

Alt & Neu<br />

Unbehandelte Materialien<br />

bestimmen die<br />

Raumatmosphäre: Im<br />

Erdgeschoss werden<br />

Sichtbeton, geschlämmte<br />

Natursteinoberflächen<br />

sowie Tannen- und<br />

Eichenholz von der<br />

erhaltenen Balkendecke<br />

komplementiert.


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61<br />

Buchner Bründler Architekten<br />

Erhalten, ergänzen und ersetzen<br />

Anstatt zimperlich mit der alten Remise umzugehen,<br />

wählte das Schweizer Planerteam kühne Maßnahmen<br />

und entwickelte so eine abwechslungsreiche<br />

Wohnlandschaft, in der es für Groß und Klein<br />

jede Menge zu entdecken gibt. In Abstimmung mit<br />

der Denkmalschutzbehörde entfernte man Wände,<br />

setzte zusätzliche Durchbrüche in Dach und Fassade,<br />

erhielt aber zugleich die charakteristischen<br />

Merkmale des Bestands. Die historischen Mauern<br />

aus Zementstein wurden behutsam saniert und<br />

von innen neu gedämmt und verputzt. Sämtliche<br />

Öffnungen vergrößerte man und adaptierte sie<br />

mit eichengerahmten Fenstern an die zukünftige<br />

Nutzung. An der Nordwestseite lässt eine Doppelschiebetüre<br />

Innen- und Außenraum fließend<br />

ineinander übergehen. Die Führungsschiene der<br />

mobilen Verglasung ragt über die Hauptansicht<br />

hinaus und führt dazu, dass sich die geöffnete<br />

Türe bis in den Garten hinein erstreckt. Auch das<br />

Dach stattete man mit zahlreichen Oberlichtern<br />

aus und deckte es neu mit Schiefer ein. Erdsonde<br />

und Wärmepumpe bilden das Rückgrat des Energiesystems<br />

und sollen fortan die nachhaltige Temperierung<br />

des Gebäudes garantieren.<br />

Haus im Haus<br />

Das Innere wurde nach dem Haus-im-Haus-Prinzip<br />

transformiert. Dafür behielt man das Tragsystem<br />

bei und verstärkte es durch Ortbetonelemente.<br />

Die Betonstruktur aus Kalkzement beschreiben<br />

die Architekten selbst als überdimensionalen<br />

Tisch, der aus vorgespannten Trägern bzw. Unterzügen<br />

besteht und auf sechs Stützen lagert.<br />

Auf diese Weise ermöglichte man nicht nur große<br />

Spannweiten, sondern gestaltete auch die einzelnen<br />

Räume des Wohnhauses. Außerdem legte<br />

die neue Hybridkonstruktion den Grundstein für<br />

geometrische Einschnitte und damit eine offene<br />

Raumkomposition: Im Zentrum der Umbauten<br />

steht ein gewaltiger, kreisrunder Durchbruch in<br />

der massiven Trennwand. Das Loch erstreckt sich<br />

über zwei Ebenen und verbindet die zuvor separaten<br />

Trakte miteinander. An der Hauptfassade wird<br />

das Motiv des Kreises mit einem Bullaugenfenster<br />

erneut aufgegriffen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

62<br />

Alt & Neu<br />

Öffnungen für optimale Belichtung<br />

Aufgrund der angrenzenden Brandwände konnte<br />

man die geschlossene Südhälfte des Hauses nicht<br />

mit Fenstern ausstatten. Abhilfe schaffen dreieckige<br />

Ausschnitte in den Geschossdecken des eingestellten<br />

Betontisches, die im Bereich der beiden Außenecken<br />

des Hauses Platz für zwei Atrien machen. Sie<br />

lenken das – von oben durch Dachfenster einfallende<br />

– Tageslicht bis ganz nach unten und kreieren eine<br />

angenehme Atmosphäre. Auch sonst lockern diverse<br />

Durchbrüche in unterschiedlichen Formen die massiven<br />

Bauteile auf. Von rund und eckig bis hin zu erkerartig<br />

perforieren sie die Betonwände, öffnen die<br />

einzelnen Stockwerke zu den beiden Lufträumen und<br />

lassen noch mehr natürliches Licht in Schlaf- und<br />

Kinderzimmer. Um die alte Holzbalkendecke im Eingangsniveau<br />

an die veränderten, strukturellen Anforderungen<br />

anzupassen, verwendete man sie als verlorene<br />

Schalung für eine Schicht Aufbeton. Zudem<br />

wird im ebenerdigen Wohnbereich ein Betonkamin<br />

zum besonderen Hingucker, der mitten im Raum wie<br />

eine Skulptur von der Decke hängt.<br />

Wohnlichkeit durch Materialehrlichkeit<br />

Alle drei Etagen des Familiendomizils in der Missionsstrasse<br />

werden von der rohen Ästhetik der unverkleideten<br />

Materialien geprägt, welche die Geschichte<br />

des Bestandsbaus subtil widerspiegeln. Vereinzelt<br />

halten auch deutlichere Referenzen an vergangene<br />

Tage Einzug, wie z.B. die steinernen Pferdetränken im<br />

Badezimmer. Neben hellen Sichtbetonoberflächen in<br />

unterschiedlichen Farbtönen sorgen glatt verputzte<br />

Wände und geschlämmter Naturstein für haptische<br />

Kontraste. Dazu kombinierten Buchner Bründler Architekten<br />

warmes Eichen- und Tannenholz – von<br />

neuen Einbauten und Details in den unteren Etagen<br />

bis hin zu sägerauen Schalungen unter dem Dach.<br />

Durch die Lichtschächte und Lücken zwischen der<br />

bestehenden Gebäudehülle sowie der tragenden<br />

Raumstruktur entstehen unerwartete Blickbezüge<br />

und Sichtachsen. Dieser verspielte – und teils radikale<br />

– Mix aus Alt und Neu verleiht dem Wohnhaus<br />

seinen einzigartigen Charme und schafft für den<br />

Planer und seine Familie im Herzen von Basel ideale<br />

Voraussetzungen zum Leben.<br />


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63<br />

Buchner Bründler Architekten<br />

DG<br />

260 Umbau Wohnhaus Missionsstrasse | Grundriss Dachgeschoss M 1:200<br />

260 Umbau Wohnhaus Missionsstrasse | Querschnitt M 1:200<br />

OG<br />

260 Umbau Wohnhaus Missionsstrasse | Grundriss 1.OG M 1:200<br />

260 Umbau Wohnhaus Missionsstrasse | Längsschnitt M 1:200<br />

EG<br />

Wohnhaus Missionsstrasse<br />

Basel<br />

Bauherr: Privat<br />

Planung: Buchner Bründler Architekten<br />

Statik:<br />

Schnetzer Puskas Ingenieure<br />

Bauunternehmen: Mentil Maiorano<br />

260 Umbau Wohnhaus Missionsstrasse | Grundriss EG M 1:200<br />

Grundstücksfläche: 446 m 2<br />

Bebaute Fläche: 114 m 2<br />

Nutzfläche: 405.5 m 2<br />

Planungsbeginn: 2018<br />

Baubeginn: 2019<br />

Fertigstellung: 2020<br />

www.bbarc.ch<br />

„Mit unserer Architektur reagieren wird auf den<br />

Kontext und denken vorhandene Strukturen weiter.<br />

Dabei verschreiben wir uns keinem sich selbst wiederholenden<br />

Formalismus, sondern entwickeln jedes<br />

Projekt gemäß seiner eigenen Identität.“<br />

Buchner Bründler Architekten


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

64<br />

Naturstein<br />

Casa Sasso<br />

Steinmetz<br />

4055 Pucking<br />

office@casa-sasso.at<br />

www.casa-sasso.at<br />

Sölker Marmor<br />

Bergbau<br />

8961 Sölk<br />

office@soelker.at<br />

www.soelker.at<br />

Poschacher<br />

Natursteinwerke<br />

4222 Langenstein<br />

office@poschacher.com<br />

www.poschacher.com<br />

Lauster<br />

Naturstein GmbH<br />

9971 Huben/Osttirol<br />

st.johann@lausternaturstein.at<br />

www.lausternaturstein.at<br />

Kienesberger<br />

Steinmetzmeister<br />

4707 Schlüßlberg<br />

office@kienesberger-stein.at<br />

www.kienesberger-stein.at<br />

Steinmetzbetrieb<br />

Wolfgang Ecker<br />

2514 Traiskirchen<br />

office@ecker-stein.at<br />

www.ecker-stein.at<br />

Steinmetzmeister<br />

Dietmar Steller<br />

4600 Wels<br />

office@steller-stein.at<br />

www.steller-stein.at<br />

Schreiber & Partner<br />

Natursteine<br />

2170 Poysdorf<br />

office@sp-natursteine.at<br />

www.sp-natursteine.at<br />

Marmor<br />

Industrie Kiefer<br />

5411 Oberalm<br />

office@marmor-kiefer.at<br />

www.marmor-kiefer.at<br />

Josef Kogler<br />

Steinbruch & Schotterwerk<br />

9554 St. Urban<br />

kogler.naturstein@aon.at<br />

www.kogler-natursteinwerk.at<br />

Gustav Hummel<br />

GmbH & Co KG<br />

2452 Mannersdorf<br />

info@hummel-stein.at<br />

www.hummel-stein.at<br />

Stone4you<br />

Steinmetzbetriebe<br />

2020 Hollabrunn<br />

office@stone4you.at<br />

www.stone4you.at<br />

Pro Naturstein. Die gebündelte Faszination für ein einzigartiges, kraftvolles und von der Natur geschaffenes Unikat. Ein über Generationen<br />

vermitteltes Fachwissen über den Abbau und die Veredelung der österreichischen Natursteinvorkommen, eine gemeinsame Verantwortung,<br />

welche die Begeisterung und das Handwerk verbindet. Pro Naturstein steht für die Vereinigung ausgewählter, österreichischer<br />

Naturstein-Leitbetriebe, die mit Qualität und Leidenschaft hinter ihren Produkten stehen<br />

www.pronaturstein.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser!<br />

Mit der ersten <strong>Ausgabe</strong> des neuen Jahres übernimmt<br />

das Fachmagazin <strong>architektur</strong> die schöne Aufgabe, Sie<br />

über die Einsatzmöglichkeiten des Baustoffs Natur stein<br />

in der Architektur zu informieren. In sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

pro Jahr präsentieren wir Ihnen die gesamte Bandbreite<br />

der Gestaltung – vom öffentlichen Raum über die Fassade<br />

bis zum Boden und dem Bad.<br />

Für jede Verwendung bietet sich der passende Natur stein an:<br />

Tiefen- und Ergussgesteine wie Granit, Syenit, Diorit, Gabbro, Diabas<br />

und Porphyr eignen sich für alle Verwendungen innen und<br />

außen. Das Gleiche gilt für die meisten granitähnlichen Gneise<br />

und für die Quarzite. Sie sind witterungsbeständig, druck-, biegezug-<br />

und abriebfest und fast immer säure beständig.<br />

Mit seinen Eigenschaften – Naturstein ist einer der natürlichsten<br />

Baustoffe, absolut umweltverträglich, sauber, ohne schädliche<br />

Zusatzstoffe und schont die kostbaren natürlichen Ressourcen<br />

schon von der Gewinnung im Steinbruch an – trifft<br />

dieser Baustoff den Nerv der Zeit.<br />

Die Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, Architekten, Baumeister, Planer und die<br />

Öffentlichkeit auf österreichischen Naturstein aufmerksam<br />

zu machen. Hochwertige Produkte und Leistungen aus inländischer<br />

Wertschöpfung unter laufender Qualitätssicherung<br />

und Güteüberwachung sind die Merkmale der VÖN-<br />

Natursteinwerke, die unter der Dachmarke Pro naturstein sich<br />

und ihre Leistungen präsentieren.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!<br />

65<br />

Naturstein<br />

Masterbad, komplett verkleidet mit grünem Onyx,<br />

inklusive Nischen bei Badewanne und Duschbereich<br />

© Stone4you


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

66<br />

Naturstein<br />

Beständiger bauen<br />

mit Naturstein<br />

Im Bauwesen gewinnt der verantwortungsvolle Umgang mit endlichen Ressourcen<br />

immer mehr Gewicht. Bauwerke an neue Nutzungen anzupassen, statt abzureißen und<br />

daneben neu zu errichten, schont kostbare Ressourcen. Ist Naturstein im Spiel, gelingt<br />

die Kombination von alter Substanz und neuer Nutzung besonders klimafreundlich.<br />

Text und Fotos: Richard Watzke


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

67<br />

Naturstein<br />

Shop mit einem in Bahnen verlegten Kalksteinboden im Schloss Marchegg<br />

Über 50 Jahre gerechnet verursacht ein Bauwerk<br />

zwei Drittel seiner Treibhausgasemissionen<br />

durch den laufenden Betrieb (GWPN) und etwa<br />

ein Drittel durch die Herstellung, Nutzung und<br />

den Rückbau zum Lebensende, errechnete die<br />

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen,<br />

DGNB e.V., in einer Studie vom August 2021. Daraus<br />

folgert die DGNB, dass bei allen CO2-reduzierenden<br />

Neubaumaßnahmen nicht vergessen<br />

werden darf, dass wir einen Gebäudebestand mit<br />

einer hohen Zahl an bereits verbauten Emissionen<br />

haben. Aus Klimaschutzperspektive sollte<br />

deshalb vor jedem Neubau geprüft werden, ob<br />

auch ein bestehendes Gebäude in Frage kommt<br />

und auf einen klimaneutralen Betrieb hin saniert<br />

werden kann. Auf das Bauen im Bestand setzt<br />

auch der Österreichische Staatspreis Architektur<br />

und Nachhaltigkeit <strong>2024</strong>, indem er ausdrücklich<br />

Einreichungen zu herausragenden Beispielen der<br />

Bestandsentwicklung und zu kreislauffähigem<br />

Bauen anregt.<br />

Nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes bieten Sanierung<br />

und Bestandsentwicklung große Vorteile.<br />

Beim Dachausbau in einem Gründerzeithaus passen<br />

selten Duschtassen mit Standardformat und<br />

im revitalisierten Bauernhaus ergeben Steinzeugfliesen<br />

aus dem Baustoffhandel kein befriedigendes<br />

Fugenmuster. In beiden Fällen sind kompetente<br />

Handwerker und Werkstoffe gefragt, die<br />

sich individuell an die baulichen Gegebenheiten<br />

und Geometrien anpassen lassen. Einer dieser<br />

Werkstoffe ist unbestritten Naturstein. u<br />

Repräsentativ: Raumgestaltungen<br />

wie das Foyer am Börseplatz 1<br />

werden durch Naturstein zusätzlich<br />

aufgewertet.<br />

Treppe im Park Hyatt Wien: Die<br />

neuen, dunkelgrauen Platten<br />

wurden durch Schleifen an den<br />

historischen Marmor angepasst.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

68<br />

Naturstein<br />

Das Café im Jüdischen<br />

Museum Wien erhielt eine<br />

zum Bestand passende<br />

Wandbekleidung aus<br />

Originalmaterial.<br />

Sanieren statt entsorgen<br />

Werden im Laufe der Nutzung Reparaturen, Ergänzungen<br />

oder Umgestaltungen erforderlich, erweisen<br />

sich Baukonstruktionen mit Naturstein als besonders<br />

vorteilhaft. Zwar erlauben Verbundwerkstoffe einen<br />

raschen Baufortschritt, die daraus errichteten Bauwerke<br />

enthalten aber aus Sicht des Umweltschutzes<br />

problematische Materialkombinationen, die am<br />

Nutzungsende kostspielig getrennt werden müssen.<br />

Anders Naturstein: Eine schadhafte Fassade oder ein<br />

Boden aus Naturstein werden nicht als Sondermüll<br />

entsorgt, sondern mit dem Originalmaterial saniert.<br />

Betrachten wir den Baustoff Naturstein als einen Teil des<br />

Bilanzrahmens „Konstruktion“ gemäß DIN EN 15978,<br />

Mikve unter einer Wiener Synagoge mit gespiegeltem Azul Macaubas<br />

Raumwunder aus kroatischem Kalkstein auf sehr beengtem Grundriss.


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69<br />

Naturstein<br />

welche sich der Bewertung der umweltbezogenen<br />

Qualität von Gebäuden widmet, so spielt er seine<br />

Karten besonders in der Phase der Herstellung des<br />

Gebäudes und an dessen Lebensende aus. Stein, vor<br />

allem wenn er regional gewonnen und verarbeitet<br />

wird, erzeugt deutlich weniger CO 2 als beispielsweise<br />

Keramik. Ebenso ist Naturstein unproblematisch beim<br />

Rückbau eines Gebäudes, da er frei von chemischen<br />

Zusätzen ist und im Idealfall entweder wiederverwendet<br />

oder weiterverarbeitet wird, beispielsweise zu<br />

Split. Beim Bauen im Bestand kommt Naturstein seine<br />

Langlebigkeit, natürliche Anmutung und – damit<br />

unmittelbar verbunden – eine hohe Wertschätzung<br />

zugute. Zum Stellenwert von Naturstein erklärt das<br />

österreichische Bundesdenkmalamt in seinen 2015<br />

veröffentlichten Standards der Baudenkmalpflege:<br />

„Aus der Tradition der Epoche der Romantik heraus<br />

genießt der Werkstoff Stein eine spezielle öffentliche<br />

Aufmerksamkeit, wobei mit der sichtbaren Materialität<br />

besondere Erwartungen an Echtheit, Wahrhaftigkeit<br />

und Ursprünglichkeit verknüpft werden.“ Auch<br />

ohne Bezug zur angesprochenen Tradition ist Naturstein<br />

ein beliebtes Baumaterial. Echter Stein steht für<br />

Authentizität, Langlebigkeit und Natürlichkeit. Über<br />

diese Grundwerte hinaus ist Naturstein aber auch ein<br />

individueller und ästhetischer Baustoff.<br />

Im Foyer des Unteren Belvedere harmonieren<br />

die neuen, großformatigen Bodenplatten aus<br />

Leitha-Kalkstein mit den historischen Stufen.<br />

Naturstein ist individuell<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, bestehende Bausubstanz<br />

mit Hilfe von Naturstein nachhaltig und<br />

repräsentativ aufzuwerten. Dank digitaler Messtechniken<br />

wird das Naturmaß präzise erfasst und<br />

beim Steinschnitt berücksichtigt. Dank der individuellen<br />

Produktion der Werkstücke lässt sich in<br />

jede noch so kleine oder verwinkelte Nische ein<br />

Waschtisch auf Maß fertigen.<br />

Unlängst erklärte Susanne Wartzeck, Präsidentin<br />

des Bundes Deutscher Architekten BDA, dass<br />

das Berufsbild an einem Wendepunkt stehe, indem<br />

besonders die Konzentration auf das Bauen<br />

im und mit dem Bestand die Arbeitsfelder verändern<br />

wird. Einen vielseitigen und verlässlichen<br />

Partner für diesen Wandel haben Architekten in<br />

Naturstein bereits. Dessen Möglichkeiten im Bauen<br />

für die Zukunft sind noch lange nicht ausgereizt,<br />

ganz im Gegenteil.<br />

•<br />

Bei der Modernisierung seines Elternhauses<br />

ließ sich der Bauherrr sein<br />

Traumbad mit Azul Bahia errichten.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

70<br />

Naturstein<br />

Etwa 2.200 Schwerter, Degen und Dolche aus dem 16. und 17. Jahrhundert sowie historische Feuerwaffen sind im Residenzschloss Dresden ausgestellt.<br />

Auf dem Weg zur Macht<br />

Reich verzierte Rüstungen (Harnische), Feuerwaffen, Schwerter und Säbel aus<br />

edlen Metallen, aber auch prächtige Kleider und Reitzeuge – all diese Objekte<br />

vereint die Dresdner Rüstkammer. Die aus dem Besitz der sächsischen Herzöge<br />

und Kurfürsten hervorgegangene Sammlung zählt zu den kostbarsten Prunkwaffen-<br />

und Kostümsammlungen der Welt und mit rund 13.000 Einzelstücken zugleich<br />

zu einer der größten.<br />

13 Jahre lang, von 2004 bis 2017, dauerte der Wiederaufbau<br />

des Residenzschlosses Dresden, das nach<br />

Bombenangriffen im Jahr 1945 völlig zerstört war. Die<br />

seit 1831 auch „Historisches Museum Dresden“ genannte<br />

Rüstkammer gehört zu den weltweit bedeutendsten<br />

Sammlungen von Prunkwaffen, Rüstungen<br />

und historischen Textilien. Nach der Fertigstellung<br />

des Ostflügels des wiederaufgebauten Residenzschlosses<br />

zog die Rüstkammer dorthin um, wodurch<br />

sie wesentlich mehr Platz für die Präsentation der<br />

Sammlung findet.<br />

Verantwortlich für den Wiederaufbau des Nord- und<br />

Ostflügels war der Architekt Peter Kulka aus Dresden.<br />

Die Steinmetzarbeiten steuerte das Natursteinwerk<br />

Lauster Steinbau aus Stuttgart bei. Dorfergrün,<br />

ein olivgrün-gelber, feinschuppiger, farbechter Chloritgneis<br />

aus aus Osttirol, der im Werk St. Johann<br />

weiter verarbeitet wurde, war der Naturstein, der<br />

hier zum Einsatz kam. Der von gelblichem Epidot<br />

schlierig durchzogene Stein tritt auch in homogenen,<br />

gleichmäßig grünen Partien auf.


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71<br />

Naturstein<br />

Dorfergrün ist ein olivgrün-gelber, feinschuppiger, farbechter Chloritgneis.<br />

Eine Abteilung der etwa 10.000<br />

Objekte umfassenden Sammlung<br />

ist Festgewändern und<br />

Prunkkleidern aus dem 16. bis 18.<br />

Jahrhundert gewidmet.<br />

Rüstkammer des Museums<br />

im Residenzschloss Dresden<br />

Bauherr: Freistaat Sachsen, Staatsbetrieb SIB NL Dresden<br />

Wettbewerb Residenzschloss: 2004<br />

Planungs- und Bauzeit Residenzschloss: 2004 - 2017<br />

Architektur: Peter Kulka Architektur, Dresden / Philipp Stamborski<br />

Auszeichnungen: Iconic Awards 2018: Innovative Architecture – Winner<br />

Naturstein: Dorfer Grün aus Osttirol<br />

Natursteinwerk: Lauster Steinbau GmbH, Stuttgart<br />

www.laustersteinbau.de<br />

Fotos: W.-D. Gericke


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

72<br />

Naturstein<br />

Ein Ort der Entspannung<br />

im Juni 2022 eröffnete die Tiroler Gemeinde Bad Häring ihren neu gestalteten Dorfplatz.<br />

Die heimischen Natursteine Herschenberger Granit und Gebhartser Syenit<br />

prägen das Erscheinungsbild.


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73<br />

Naturstein<br />

Bad Häring ist eine Gemeinde mit 2970 Einwohnern<br />

im Bezirk Kufstein in Tirol. Am 15. Juni 2022 wurde<br />

der neue Dorfplatz im Rahmen des Projekts Dorfzentrum<br />

NEU mit dem um- und ausgebauten Gemeindeamt<br />

eingeweiht. Bürgermeister Hermann Ritzer<br />

bedankte sich bei allen, die wesentlich zum Gelingen<br />

dieses Projektes beigetragen hatten, im Besonderen<br />

beim Architekturbüro Filzer-Freudenschuss, bei den<br />

Architekten Michael Brandtner und Marc Meder, bei<br />

Bauingenieur Johann Kofler, beim Bauhof Bad Häring<br />

und beim Land Tirol für die finanzielle Unterstützung.<br />

Autos und Fußgänger werden durch die unterschiedlichen<br />

Formate und Farben auf den Fahrbahnverlauf<br />

und den Bereich der Fußgängerzone hingewiesen.<br />

Das Wasserspiel im oberen Teil des Platzes wird<br />

durch Sitzgelegenheiten umrahmt. Die Muldensteine<br />

entwässern den Platz zuverlässig.<br />

Für die Platzgestaltung wurden zwei verschiedene<br />

Materialien verwendet: Herschenberger grau/<br />

gelb und Gebhartser Syenit. Herschenberger Granit<br />

kommt im Waldviertel vor, er ist von mittel- bis<br />

grobkörniger Struktur. Die Farbe variiert zwischen<br />

Grau und Graugelb. Dank seiner robusten Materialeigenschaften<br />

eignet er sich besonders gut für den<br />

Einsatz im Freien. Dort wird er in erster Linie für die<br />

Verkleidung von Fassaden und für Bodenplatten verwendet.<br />

Gebhartser Syenit stammt aus dem Norden<br />

Niederösterreichs, am nördlichen Ende des Waldviertels.<br />

Er kommt in dunkelgrauen Schattierungen mit<br />

variierenden Körnungen und Strukturen vor. Als Bauund<br />

Dekorstein ist er für den gesamten Innen- und<br />

Außenbereich geeignet.<br />

Die Farbschattierungen des Herschenberger Granits<br />

changieren zwischen grau und graugelb.<br />

Der Gebhartser Syenit kommt in dunkelgrauen<br />

Schattierungen mit variierenden Strukturen vor.<br />

Vorplatz Gemeinde Bad Häring<br />

Bauherr: Gemeinde Bad Häring<br />

Architektur: DI Marc Meder, Kufstein<br />

Generalunternehmer: Porr AG<br />

Ausführendes Unternehmen: VS Pflasterungen<br />

Planungs- und Bauzeit: 01/2021 - 11/2021<br />

Auftragssumme: € 245.000<br />

Naturstein: 1200 m 2 Bodenplatten Herschenberger grau/<br />

gelb und Gebhartser Syenit. Oberfläche sandgestrahlt,<br />

Kanten gesägt<br />

Formate 30-60 x 30 cm, 15-30 x1 5x14 cm,<br />

20-40 x 20 x1 4 cm, 14-28 x 14 x 14 cm, 70 x 34 x 14 cm<br />

110 m Muldensteine Herschenberger grau, Oberfläche<br />

sandgestrahlt<br />

50-80 x 49 cm, 5 x 14 cm Schachtdeckel und Sitzwürfel,<br />

Bodenplatte mit Löchern für Wasserspiel<br />

Natursteinwerk: Poschacher Natursteinwerke GmbH,<br />

Langenstein<br />

Fotos: Poschacher<br />

www.poschacher.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

74<br />

Produkt News<br />

Fotos: David Sundberg/Esto<br />

Light &<br />

Building<br />

Perfekter Technologiewechsel<br />

Das New York Times Building wurde ursprünglich 2007 eröffnet und bietet auf<br />

52 Stockwerken eine Mischung aus Büro- und Einzelhandelsflächen. Bei der<br />

Erstausrüstung wurde die Beleuchtung schon so konzipiert, dass sie ganzheitlich<br />

mit anderen Gebäudesystemen integriert werden konnte, um die Energieleistung<br />

zu optimieren.<br />

Halle: Forum 0<br />

Stand: A10<br />

Zu Beginn der 2020er-Jahre wollte nun das Gebäudemanagementteam<br />

des Hauptmieters, der New<br />

York Times, von der ausgereiften LED-Beleuchtungstechnologie<br />

und den daraus resultierenden<br />

Energieeinsparungen profitieren, ohne dass neue<br />

Beleuchtungskörper und Steuerungen sowie die<br />

damit verbundenen hohen Kosten erforderlich sind.<br />

Nach einigen erfolgslosen Versuchen, eine Lösung<br />

dafür zu finden, wurde dann Attila Uysal hinzugezogen,<br />

der schon bei der ursprünglichen Ausstattung<br />

als Beleuchtungsberater tätig war und inzwischen<br />

bei Lumen Architecture in New York City arbeitet.<br />

Der Lichtexperte stellte als Lösungskonzept ein<br />

erschwingliches und individuell entwickeltes Renovierungskit<br />

von Zumtobel vor, das für ein durchgängig<br />

leuchtendes Erscheinungsbild der Leuchte<br />

sorgt und zusätzlich die Batwing-Lichtverteilung<br />

im Vergleich zur ursprünglichen T5-Konfiguration<br />

erweitert. Der gesamte Raum hinter dem Metallraster<br />

wird damit gleichmäßig beleuchtet, wodurch<br />

die Schatten, die früher von den Leuchtstoffröhren<br />

und ihren Fassungen geworfen wurden, eliminiert<br />

werden. Durch die LED-Nachrüstung mit der Zumtobel-Lösung<br />

konnten zudem 80 bis 90 Prozent der<br />

ursprünglichen Aluminium- und Stahleinrichtung<br />

erhalten bleiben. Zudem lässt sich ein Kit in nur 20<br />

Minuten installieren, was die Betriebsunterbrechung<br />

in der Nachrichtenredaktion und den Büros erheblich<br />

minimierte.<br />

Zumtobel<br />

Lighting GmbH<br />

T +43 (0)5572 390-0<br />

info@zumtobel.info<br />

www.zumtobel.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

75<br />

Produkt News<br />

Light &<br />

Building<br />

Beleuchtung vertikaler Flächen<br />

Durch die Beständigkeit und Haltbarkeit aller Komponenten, die damit den Urbegriff<br />

einer nachvollziehbaren echten Nachhaltigkeit erfüllen, haben BEGA-Produkte<br />

seit vielen Jahrzehnten ihren unumstrittenen Platz in der Architektur.<br />

Halle: 3.0<br />

Stand: C91, D91<br />

In diese Reihe reihen sich nun auch die neuen Bodenaufbauleuchten<br />

des Herstellers ein, die der homogenen<br />

Ausleuchtung von vertikalen Flächen dienen: Sie<br />

sind in der Lage, Fassaden vom Sockel bis zur Dachtraufe<br />

zu illuminieren. Dabei kann der obere Lichtaustritt<br />

exakt der Fassadenhöhe angepasst werden,<br />

ohne dass Licht ungenutzt in den Nachthimmel emittiert<br />

wird. So werden die Bodenaufbauleuchten der<br />

elementaren Bedeutung einer sicherheits- und identitätsstiftenden<br />

Beleuchtung gerecht. Gleichzeitig<br />

werden durch die flexible und exakte Lichtkontrolle<br />

negative Einflüsse auf Tiere möglichst vermieden –<br />

unabhängig vom jeweiligen Anwendungsumfeld. Die<br />

untere Begrenzung der Lichtstärkeverteilung ist dabei<br />

geradlinig, ohne die sonst üblichen „Lichtkegel“<br />

von Bodeneinbauscheinwerfern.<br />

BEGA Leuchten GmbH<br />

Competence Center Innsbruck<br />

T +43 (0)512 343150<br />

info-austria@bega.com<br />

www.bega.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

76<br />

Produkt News<br />

Eleganz und Modularität<br />

Die vielfältige Strahler-Serie ROGGA von Molto Luce setzt mit dem geradlinigen,<br />

zeitlosen Design und einer bemerkenswerten Funktionalität neue Maßstäbe.<br />

Dank der X-Change-Technologie können sowohl die LED, die Optiken als auch<br />

der 3-Phasen-Schienenadapter werkzeuglos getauscht werden. Ein Höchstmaß<br />

an Flexibilität ist dadurch gesichert.<br />

Durch die Möglichkeit, einzelne Komponenten zu<br />

tauschen, ist die neue Strahlerserie auch hinsichtlich<br />

Nachhaltigkeit ein besonders zukunftsfähiges Produkt.<br />

Egal, welche Ausführung gewählt wird, ROGGA<br />

setzt stets ein klares Statement, fügt sich immer harmonisch<br />

in die jeweilige Umgebungs<strong>architektur</strong> ein<br />

und verleiht jedem Raum Eleganz und definiert die<br />

Bedeutung der Beleuchtung neu.<br />

Ob als 3-Phasen-Stromschienen-Strahler, als Strahler<br />

für das bekannte Volare- und Magnetics-System<br />

oder als stilvolle Pendelleuchte genauso wie als klassischer<br />

Spot in verschiedenen Versionen, ROGGA<br />

setzt trendige Lichtblicke. Für noch mehr gestalterische<br />

Freiheit, kann ROGGA zudem in den Creative<br />

Colours von Molto Luce ausgeführt werden. ROGGA<br />

bringt Leistungsfähigkeit und Effizienz mit sich, darum<br />

ist er besonders gut im Retail-Bereich aufgehoben.<br />

Aufgrund seiner zarten Form eignet er sich aber<br />

ebenso als charmante Lichtlösung für private Wohnräume,<br />

Hotels oder Restaurants.<br />

Molto Luce GmbH<br />

T +43 (0)7242 698-0<br />

office@moltoluce.com<br />

www.moltoluce.com<br />

Light &<br />

Building<br />

Halle: 3.0<br />

Stand: A11


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77<br />

Produkt News<br />

Bilder: DELABIE<br />

Herausforderungen<br />

öffentlicher Sanitäranlagen<br />

Neben der Funktionalität ist auch das Design eine wichtige Anforderung an Sanitäranlagen<br />

in öffentlichen Einrichtungen. Gabrielle Almeida, Produktmanagerin<br />

bei DELABIE für den öffentlichen Bereich, erläutert diese Herausforderungen und<br />

die Bedeutung des Nutzererlebnisses.<br />

Nach der Expertin sind die Anforderungen hoch, unabhängig<br />

davon, um welche öffentliche Einrichtung<br />

es sich handelt. Die wirtschaftliche Krise führt dazu,<br />

dass immer mehr Wasser und Energie gespart werden<br />

müssen, die Produkte aber gleichzeitig noch<br />

langlebiger und widerstandsfähiger werden sollen.<br />

Hinzu kommt, dass eine einfache Wartung vorausgesetzt<br />

wird und dass die Nutzer ein Höchstmaß an<br />

Hygiene erhalten. Dabei muss das Design von Sanitäreinrichtungen<br />

zeitlos und klar sein.<br />

Bei DELABIE erfüllen alle Produktreihen diese Erwartungen<br />

und lassen sich auch perfekt miteinander<br />

kombinieren. Die BINOPTIC-Armaturen zum Beispiel<br />

sind eine komplette Serie von Waschtischarmaturen<br />

für die Stand- oder Wandmontage in verschiedenen<br />

Höhen, entweder matt schwarz oder verchromt. Bei<br />

der neuen Produktreihe BINOPTIC 2 wieder sind<br />

Magnetventil und Elektronikbox direkt im Armaturenkörper<br />

integriert und auch der selbstschließende<br />

Einhand-Waschtischmischer TEMPOMIX 3 mit voreingestellter<br />

Laufzeit wird in zwei neuen Versionen<br />

auf den Markt gebracht: Die Auslaufhöhen „mittel“<br />

und „hoch“ ermöglichen die Installation für besonders<br />

trendige Halbeinbau- und Aufsatzbecken.<br />

DELABIE GmbH<br />

+49 (0)231 496634-0<br />

www.delabie.de


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

78<br />

Produkt News<br />

32675 RO Eiche / Oak EDINBURGH<br />

Die Natur als Vorbild<br />

Floored by Nature lautete das Motto der DOMOTEX <strong>2024</strong> in Hannover, auf der<br />

Kaindl gemeinsam mit Kronospan die innovativsten, nachhaltigsten und zukunftsweisenden<br />

Fußbodentrends auf einer Fläche von 300 m 2 präsentiert hat. Im Fokus<br />

standen neben der Qualität vor allem die Funktionalität, Formate, Designs und<br />

Oberflächen des Sortiments.<br />

Produkte der Natur so authentisch wie möglich nachzuempfinden,<br />

war schon immer der Ehrgeiz des Salzburger<br />

Traditionsunternehmens. Mit hoher Feuchteresistenz,<br />

innovativen Oberflächen und trendigen<br />

Designs machte etwa die FLOORING collection <strong>2024</strong><br />

von sich reden. Ihre Strukturen, Formen und Farben<br />

sind das Gesicht der nachhaltigen Bodengeneration<br />

mit neuen FLOORganic Dekoren. Neu ist auch das<br />

elegante Dekor-Highlight Eiche Cremona mit einer<br />

perfekt auf das Design abgestimmten synchronen<br />

NATURAL TOUCH Oberfläche, erhältlich in drei interessanten<br />

Farbstellungen.<br />

Wärme und Behaglichkeit gingen durch die neue<br />

„Finest Selection“ eine ganz besondere Symbiose ein.<br />

Das Echtholz erstrahlt in warmen Naturtönen und die<br />

satte Tiefe der matten Oberfläche sorgt für eine helle<br />

Willkommensatmosphäre. Und auch die VINYL Fußbodenlinie<br />

präsentierte sich in Hannover: Sowohl SOLID<br />

FLEX als auch SOLID PRO Böden sind unempfindlich<br />

gegen Nässe, Schmutz und Kratzer. Neu in der Kollektion<br />

war der robuste Vinylboden SOLID FLEX mit der<br />

bewährten feuchteresistenten AQUApro HDF Trägerplatte.<br />

Die integrierte Geh- und Trittschalldämmung<br />

aus natürlichem Kork sorgt für eine angenehme Raumakustik<br />

und bietet höchsten Wohnkomfort.<br />

Kaindl Flooring GmbH<br />

T +43 (0)662 85 88-0<br />

sales@kaindl.com<br />

www.kaindl.com


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79<br />

Produkt News<br />

Neue Designs für superflexible Böden<br />

Der Kautschukbelag norament 975 LL ist jetzt in zwei neuen Designs erhältlich.<br />

Die Auswahl umfasst 15 Farben in Grau-, Braun und Beigetönen sowie lebhaften<br />

Akzentfarben. Die Kautschukfliesen werden nicht fest verklebt und können unkompliziert<br />

installiert werden.<br />

© nora<br />

Nach der Verlegung sind die Böden ohne Trocknungs-<br />

und Wartezeiten begeh- und nutzbar. Durch<br />

die Wiederverwendbarkeit, die Maßbeständigkeit<br />

und die lange Lebensdauer trägt der Belag zum Klimaschutz<br />

bei und ist mit dem „Blauen Engel“, dem<br />

französischen A+ Siegel für gute Innenraumluft sowie<br />

dem finnischen Umweltzeichen M1 zertifiziert.<br />

„Die Nachfrage nach flexibel nutzbaren, robusten und<br />

umweltverträglichen Bodenlösungen ist stark gestiegen,<br />

daher sehen wir für norament 975 LL großes Potenzial“,<br />

erklärt Bettina Haffelder, Vice President DACH<br />

nora. Die Kautschukfliesen eignen sich für viele Einsatzbereiche<br />

und Untergründe, etwa in Objekten, die<br />

später um- oder zurückgebaut werden sollen. Prädestiniert<br />

sind sie auch für Belag-auf-Belag-Verlegungen<br />

im laufenden Betrieb oder die Installation auf Hohlraumböden<br />

oder Doppelbodenelementen, da so die<br />

darunterliegenden Kabel jederzeit zugänglich sind.<br />

Durch die bewährte nora Qualität sind die Beläge des<br />

Herstellers nahezu unverwüstlich und aufgrund ihrer<br />

Langlebigkeit und der einfachen, beschichtungsfreien<br />

Reinigung auch in ökologischer Hinsicht eine<br />

ideale Lösung. „Durch die lose Verlegung und seine<br />

außergewöhnliche Haltbarkeit kann der Belag länger<br />

genutzt werden, was Neuanschaffungen spart<br />

und zur Ressourcenschonung beiträgt“, so Haffelder<br />

weiter. Wie alle nora Standard-Bodenbeläge ist norament<br />

975 LL im Rahmen des Interface Carbon Neutral<br />

Floors Programm über den gesamten Produktlebenszyklus<br />

hinweg klimaneutral.<br />

nora flooring<br />

systems GesmbH<br />

+43 (0)7242 74 001-0<br />

info-at@nora.com<br />

www.nora.com<br />

norament® 975 LL • grano design<br />

norament® 975 LL • satura design<br />

norament® 975 LL • kivo inspired design<br />

© nora<br />

norament® 975 LL • serra design<br />

++


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

80<br />

Produkt News<br />

Fotos: Alex Filz<br />

Naturnahe Wohlfühl-Auszeit<br />

Bereits 2014 gewann das Architektur- und Designbüro noa* - network of architecture<br />

aus Bozen den Wettbewerb für den Aus- und Umbau des Apfelhotel Torgglerhof im<br />

Südtiroler Passeiertal, der in mehreren Stufen stattfand. 2016 wurde neben dem bestehenden<br />

Haupthaus mit Restaurant der alte Stadel entkernt und umfunktioniert und<br />

zusätzlich entstand die sogenannte Apfelsauna. 2020 wurden drei neue eigenständige<br />

Gebäude, die Gartensuiten, mit 18 Gästezimmern errichtet. Ebenso wurde mit dem<br />

„Brunnenhaus“ ein neuer Wellnessbereich eröffnet.<br />

Wichtig war den Planern, dass mit ihren Eingriffen<br />

der Charakter des ursprünglichen Ensembles nicht<br />

zerstört, dessen Maßstäblichkeit beibehalten und<br />

die traditionelle Architektursprache der Umgebung<br />

neu interpretiert wird. Im Inneren der großzügigen<br />

Gartensuiten und -lofts spielt die Natur eine wichtige<br />

Rolle. Viel Holz, Textilien aus Naturfasern und erdige<br />

Farbtöne bestimmen das harmonische Interieur-Konzept,<br />

das vom verlegten Parkett stimmig vollendet<br />

wird. Verlegt wurden hier insgesamt rund 850 Quadratmeter<br />

der Dielenböden Villapark und Cleverpark<br />

von Bauwerk, beide in der Holzart und -farbe Eiche<br />

angeräuchert Crema in einer lebhaften Sortierung<br />

und mit längsseitiger Fase. Einige der Suiten nutzen<br />

zudem den hohen Raum unter dem offenen Giebel<br />

mit einer behaglichen Schlafgalerie aus. Für die erschließenden<br />

Treppen wurden die Treppenstufen<br />

und Podeste von Bauwerk aus dem gleichen Holz<br />

gefertigt wie das Parkett und weisen so die gleiche<br />

Farbe und Oberflächenbehandlung sowie den identischen<br />

Glanzgrad auf.<br />

Bauwerk Group Österreich GmbH<br />

T +43 (0)662 873 871 0<br />

salzburg@bauwerk.com<br />

www.bauwerk-parkett.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

81<br />

Produkt News<br />

Charme städtischer Altbau-Fenster<br />

Charakteristisch für die Eleganz des Wohnstils des städtischen Altbaus sind weiße<br />

Kastenstockfenster, die besonders viel Charme und stilvolle Gemütlichkeit vermitteln.<br />

Doch so schön diese alten Fenster auch sind, in Sachen Energieeffizienz<br />

entsprechen sie nicht mehr den heutigen, technischen Standards.<br />

Die passende Lösung für die Kombination klassischer<br />

Optik und zeitgemäßer Technik bietet Josko mit dem<br />

Holz/Alu-Fenster „Amber“ im New Classic Stil, das<br />

optisch die charakteristischen Kastenstockfenster<br />

verkörpert. Seine besonders schlanken Rahmen wirken<br />

bei einem Fenstertausch einer verringerten Glaslichte<br />

entgegen und durch seine Dreifach-Verglasung<br />

gelangt noch mehr Tageslicht ins Innere. Auch<br />

in Sachen Design ist die Produktneuheit ein Vorzeigemodell:<br />

Glasleistenlos, besonders schlank und mit<br />

einem serienmäßig verdeckten Beschlag setzt es ein<br />

Statement in charmanter Ästhetik. Auf Wunsch ist<br />

es mit einem symmetrisch platzierten Griff durch ein<br />

Schlagleistengetriebe erhältlich.<br />

Erhältlich ist Amber in der klassischen Lackierung in<br />

Weiß und vielen anderen Farbtönen. Es besteht aber<br />

auch die Möglichkeit, Holzoberflächen aus Fichte, Lärche<br />

oder Eiche in Öl-Farbtönen erstrahlen zu lassen.<br />

Dazu passende klassische Griffe, profilierte oder abgeschrägte<br />

Sprossen und Rahmen sowie auf Wunsch<br />

echte Füllungen erhalten den Charme vergangener<br />

Tage – jedoch in energieeffizienter Ausführung.<br />

Josko Fenster & Türen GmbH<br />

T +43 (0)7763 2241-0<br />

office@josko.at<br />

www.josko.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

82<br />

Produkt News<br />

Fotos: Lars Gruber<br />

Ruhiger Rückzugsort<br />

Das architektonische Konzept eines großzügigen Wohnhauses im Großraum<br />

Frankfurt am Main von MundS-Architekten umfasst nicht nur die kubische Form<br />

des Hauses, sondern auch die nahtlose Verbindung zwischen Innenraum und der<br />

umliegenden Gartenanlage mit einem beeindruckenden Pool.<br />

Die verkleidete Fassade wirkt monolithisch<br />

und wird an den Schnittstellen zum Außenraum<br />

durch eine warme Holzlamellenverkleidung<br />

gebrochen, die sich überall dort<br />

präsentiert, wo der Weg in das Haus hineinführt.<br />

Die flache, kubische Struktur des<br />

Gebäudes zeigt sich introvertiert zur Straße<br />

hin, öffnet jedoch im Gartenbereich eine<br />

durchgängig verglaste Fassade, die einen<br />

harmonischen Übergang zwischen Innenund<br />

Außenbereich schafft. Die markanten<br />

Glaselemente spielen dabei eine Schlüsselrolle<br />

in der Konzeption des Wohn- und<br />

Essbereichs, indem sie nicht nur reichlich<br />

natürliches Licht in die Räume lassen, sondern<br />

auch eine großartige Aussicht bieten.<br />

Hier eröffnet sich nicht nur ein Ausblick in<br />

den Garten, sondern darüber hinaus in die<br />

weitläufigen Felder hinter dem Grundstück.<br />

Partner in Ihrer Nähe:<br />

Livingglas GmbH<br />

T +43 (0)2253 22300<br />

office@livingglas.at<br />

www.livingglas.at<br />

Keller minimal<br />

windows s.a.<br />

Route de Wilwerdange 38-40<br />

L-9911 Troisvierges<br />

www.minimal-windows.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Komfort ohne Kabel<br />

Mit dem Becker SolarKit lassen sich Rollläden und Fenstermarkisen<br />

von Warema ohne aufwändige Verkabelung motorisieren.<br />

Das SolarKit besteht aus einem Gleichstrom-Antrieb<br />

mit einem Drehmoment von 10 Nm, einem integrierten Akku<br />

sowie einem Solar-Panel. Die Bedienung erfolgt per Funk über<br />

einen bereits eingelernten 1-Kanal-Handsender, der im Set<br />

enthalten ist. Ein Mehrkanal-Handsender steht optional ebenfalls<br />

zur Verfügung, mit ihm können bis zu fünf Rollläden oder<br />

Fenstermarkisen angesteuert werden.<br />

Dank des hohen Wirkungsgrades der Solarzellen wird der<br />

Akku auch bei diffusem Licht oder nicht optimal ausgerichtetem<br />

Panel geladen. Mit vollem Akku lässt sich der Sonnenschutz<br />

mehr als 100-mal öffnen und wieder schließen. Steuerung<br />

und Ladeelektronik sind im Antrieb verbaut. Anschlag<br />

sowie Punkt-Endlagen sind einstellbar. Zudem lassen sich<br />

zwei frei wählbare Zwischenpositionen programmieren.<br />

WAREMA Austria GmbH<br />

T +43 (0)662 853015-0<br />

info@warema.at<br />

www.warema.at<br />

Die Freiheit,<br />

wirklich<br />

gestalten<br />

zu können.<br />

Fassadenlösungen von Sto<br />

setzen Maßstäbe bei Systemsicherheit<br />

und Individualität.<br />

Über Proportionen und Formgebung, Materialien,<br />

Oberflächen und Farben können Sie<br />

die Wertigkeit und Ausstrahlung erzeugen,<br />

die Sie sich für Ihr Gebäude wünschen.<br />

Wählen Sie aus unseren ausdrucksstarken<br />

Materialien – wie Klinker, Stein, Keramik,<br />

Glas, Putz – oder eine Kombination aus<br />

mehreren. Wir stellen die passende Systemlösung<br />

auf Basis einer VHF oder eines<br />

WDVS zur Verfügung – technisch sicher<br />

und erprobt.<br />

Universitätsbibliothek Graz, AT | Atelier Thomas Pucher, Graz, AT| StoVentec R , StoVentec Glass | Foto: Christian Schellander, artboxx, AT<br />

Hier geht´s zu den<br />

Fassadenlösungen<br />

von Sto!


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

84<br />

Produkt News<br />

Sturmsicher und stilvoll<br />

Mit Vento entwickelte der führende Schweizer Sonnenschutzspezialist Griesser<br />

einen Schiebeladen, der sich speziell für windexponierte Einbausituationen wie<br />

Loggien, Balkone und Pergolen eignet.<br />

Das Produkt kann mit einer Höhe von bis zu 3.5 m<br />

und einer Breite von bis zu 1.6 m eingesetzt werden<br />

und wurde bis zur höchsten Windklasse, mit Winddrücken<br />

bis zu 3.000 Pascal, getestet und die Leistungsgrenzen<br />

je nach Abmessungen ermittelt. So<br />

bietet er Schutz vor Sonne und sorgt selbst bei turbulenten<br />

Wetterverhältnissen für ein sicheres Gefühl.<br />

Mit der Deckenmontage, Bodenmontage und Winkelmontage<br />

lassen sich nahezu alle Anforderungen<br />

für Loggien, Balkone, Pergolen und Terrassen realisieren.<br />

Für die Farbauswahl stehen neben den 150<br />

Standardfarben, darunter zehn Holzdekore, auch<br />

nach individuellen Vorlieben konfigurierbare Farben<br />

zur Verfügung. Zusätzlich ist die wasserabweisende<br />

Oberfläche mit hoher Korrosionsbeständigkeit in<br />

den Strukturen Seidenglanz für sanften Lichtschein,<br />

Feinstruktur-Matt für mehr Stabilität und Robustheit<br />

sowie Hochwetterfest-Matt für höchste Farbtonbeständigkeit<br />

und Verschmutzungsresistenz erhältlich.<br />

In Kombination mit den intelligenten Steuerungslösungen<br />

bringt der innovative Schiebeladen Vento<br />

noch mehr Wohnqualität und hebt Privatsphäre und<br />

Sicherheit auf ein neues Level. Die automatische<br />

Steuerung gewährleistet jederzeit die volle Kontrolle<br />

über die Balkone oder Loggien, auch von unterwegs<br />

via mobile App.<br />

Griesser AST GmbH<br />

T +43 (0)5525 64222-0<br />

info@griesser.at<br />

www.griesser.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

85<br />

Produkt News<br />

Stark in Akustik und Optik<br />

Lindner erweitert sein Glastürenangebot um ein flächenbündiges,<br />

100 mm starkes Türblatt. Die doppelt<br />

verglaste Alu-Schallschutztür ATB 100 besticht mit<br />

außerordentlich hohem Schallschutz und elegantem<br />

Design: Das beidseitig flächenbündige Türblatt besteht<br />

aus einer Glasfüllung aus Sicherheitsglas und<br />

einem auf Gehrung verbundenen Aluminium-Rohrrahmen.<br />

Die daraus resultierende Optik harmoniert<br />

ausgezeichnet mit den frontbündigen Glastrennwänden<br />

Lindner Life Stereo 125 und Lindner Life<br />

Contour 126.<br />

Durch die Türblattstärke ergibt sich auch die Möglichkeit,<br />

technisch noch hochwertiger zu bauen – so<br />

werden besonders hohe Schalldämmwerte von bis zu<br />

47 dB erreicht. Je nach Projektanforderung kann zwischen<br />

ein- und zweiflügeliger Ausführung gewählt<br />

werden. Darüber hinaus punktet das Türsystem im<br />

Bereich Nachhaltigkeit: Es besteht aus kreislauffähigen,<br />

leicht rückbaubaren Komponenten. Auf Wunsch<br />

ist hierzu eine fundierte Umweltproduktdeklaration<br />

nach ISO 14021 erhältlich.<br />

Zahlreiche Oberflächenvarianten machen die Aluminium-Rohrrahmentür<br />

zur idealen Ergänzung für eine<br />

Vielzahl an Raumdesigns: Die Profile sind in Eloxal<br />

oder Pulverbeschichtung erhältlich, die Verglasung<br />

in Klarglas und Weißglas.<br />

Lindner GmbH<br />

T +43 (0)2252 86160-0<br />

austria@lindner-group.com<br />

www.lindner-group.com<br />

Pflanztrog PLANTES<br />

STEEL<br />

in verschiedenen Ausführungen.<br />

50 JAHRE<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH<br />

4531 Kematen a. d. Krems<br />

Telefon +43 (0)7258 / 5711<br />

stausberg.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

CO 2 -Bilanz optimiert<br />

Das Aluminiumsystemhaus WICONA – Teil der weltweit<br />

agierenden Hydro Gruppe – treibt die Dekarbonisierung<br />

des Produktsortiments weiter konsequent<br />

voran und hat einen neuen Meilenstein für Hydro<br />

CIRCAL 75R erreicht. Die nachhaltige Aluminiumlegierung<br />

Hydro CIRCAL 75R wurde bereits 2019 im<br />

Markt eingeführt und besteht zu mindestens 75 %<br />

aus recyceltem End-of-Life-Material bzw. Aluminiumschrott.<br />

Um den Recyclingprozess weiter zu optimieren,<br />

geht der norwegische Hydro Konzern nun<br />

den nächsten Schritt: Fortschritte bei der Beschaffung,<br />

Aussortierung und Rückverfolgbarkeit von<br />

Post-Consumer-Schrotten (End-of-life-Aluminium)<br />

sowie ein optimierter Schmelzprozess ermöglichen<br />

es, Hydro CIRCAL 75R nun mit einer indirekten Bilanz<br />

von nur 1,9 kg CO 2 /kg Aluminium (im Vergleich<br />

zu 2,3 kg CO2/kg Aluminium vorher) herzustellen.<br />

Das neue Hydro CIRCAL 75R mit der niedrigeren<br />

CO 2 -Bilanz ist für sämtliche Aluminiumsysteme von<br />

WICONA erhältlich.<br />

Und die Entwicklung geht weiter: Zusätzlich zu<br />

Hydro CIRCAL 75R ist auch Hydro CIRCAL 100R<br />

– eine Aluminiumlegierung aus 100 % recyceltem<br />

End-of-Life-Aluminium – erhältlich. Diese bietet eine<br />

86<br />

noch niedrigere CO 2 -Bilanz von nur 0,5 kg CO 2 /kg<br />

Aluminium. So lassen sich Tür-, Fenster- und Fassadenprofile<br />

mit einer CO 2 -Bilanz erstellen, die zu<br />

den niedrigsten weltweit zählt. Derzeit wird Hydro<br />

CIRCAL 100R nur für spezielle Projekte angeboten.<br />

Dank der Fortschritte bei Technologie und Herstellungsprozessen<br />

wird Hydro CIRCAL 100R zukünftig<br />

jedoch für immer mehr Interessenten zugänglich.<br />

Produkt News<br />

Hydro Building<br />

Systems Austria GmbH<br />

T +43 (0)6212 20000<br />

info@wicona.at<br />

www.wicona.at<br />

Großbrandversuch<br />

bestanden<br />

Neben dem positiv absolvierten Großbrandversuch<br />

auf Massivbau-Untergrund wurde StoTherm Wood<br />

2023 als erstes WDVS auf Holzbau-Untergrund einem<br />

Fassadengroßbrandversuch gemäß ÖNORM<br />

B 3800-5 unterzogen. Die Sto Ges.m.b.H. ist nun<br />

der erste Systemanbieter am Markt, welcher die<br />

Zusatzanforderungen an WDVS-Fassaden gemäß<br />

OIB-Richtlinie 2 mit einem Holzweichfaser-WDVS im<br />

Holzbau nachweislich erfüllt. Dies gilt sowohl für die<br />

Holzrahmen- als auch für die Holzmassivbauweise.<br />

StoTherm Wood kann damit als erstes WDVS seiner<br />

Art in den Gebäudeklassen 1 bis inkl. 5 im mineralischen<br />

Massivbau und Holzbau angewandt werden.<br />

Das System lässt sich mit einer breiten Auswahl an<br />

verschiedenen Fassadenputzen kombinieren und<br />

eröffnet Planern und Architekten so große gestalterische<br />

Freiräume.<br />

Sto Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)4242 33 133-0<br />

info.at@sto.com<br />

www.sto.at<br />

© Sto Ges.m.b.H.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

87<br />

Produkt News<br />

Universeller<br />

Bodenbelagsklebstoff<br />

Der MUREXIN Bodenbelagsklebstoff Quattro Floor D 444 ist<br />

ein universeller Klebstoff zur Verklebung aller gängigen elastischen<br />

und textilen Bodenbeläge. Dabei handelt es sich um<br />

einen sehr emissionsarmen, hochwertigen, äußerst klebstarken<br />

Multifunktionsklebstoff für elastische und textile Bodenbeläge,<br />

für homogene und heterogene PVC-Beläge in Bahnen,<br />

PVC-Designbeläge in Planken und Fliesen, Linoleumbeläge,<br />

Kautschukbeläge bis 4 mm, Textilbeläge mit allen gängigen<br />

Rückenausstattungen, sowie leichte Nadelvliesbeläge.<br />

Und auch für Fußbodenheizung und Stuhlrollenbelastung ist<br />

er geeignet. Er minimiert Schrumpf- und Resteindruck bei<br />

den Bodenbelägen und verfügt über eine harte Klebstoffriefe<br />

mit hoher Wärmestandfestigkeit und über ein schnelles<br />

Anzugsvermögen.<br />

Murexin GmbH<br />

T +43 (0)2622 27401-0<br />

info@murexin.com<br />

www.murexin.com<br />

SICHERER<br />

SCHUTZ<br />

FÜR DEN SOCKEL<br />

WASSERABWEISEND<br />

XPS-Platten bilden einen zuverlässigen<br />

Schutzschild gegen Feuchtigkeit im Sockelbereich!<br />

Sie sind nahezu geschlossenzellig und verhindern<br />

so das Eindringen von Wasser in die Bausubstanz.<br />

DRUCKFEST<br />

XPS gibt Bauherren und Verarbeitern größte Sicherheit.<br />

Allem voran punktet es mit Druckfestigkeit – unter<br />

der Bodenplatte, im Perimeterbereich und überall,<br />

wo starke Kräfte wirken.<br />

LANGLEBIG<br />

XPS-Platten zeichnen sich<br />

durch ihre hohe Druckfestigkeit<br />

aus, die eine<br />

langfristige Haltbarkeit<br />

gewährleistet und das<br />

über viele Jahre<br />

hinweg.<br />

DER ÖXPS-VERBAND<br />

STEHT FÜR QUALITÄT.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

88<br />

Produkt News<br />

Leichtbetonschale<br />

für historisches Gewölbe<br />

Schloss Linderhof ist der einzige größere Schlossbau, den König Ludwig II.<br />

zu Lebzeiten vollendete und auch längere Zeit bewohnte. Die Anlage in den<br />

Ammergauer Alpen ist nach französischem Vorbild als kleines „Lustschloss“<br />

ganz im Rokoko-Stil gehalten. Wie oft sich der König in der dortigen Venusgrotte<br />

mit dem „Königssitz“, dem „Loreleyfelsen“ und dem vergoldeten<br />

Muschelkahn tatsächlich aufhielt, ist nicht überliefert.<br />

Fest steht aber, dass schon kurz nach Fertigstellung<br />

der Grotte Feuchtigkeitsprobleme auftraten und über<br />

die Jahrzehnte mehrere Sanierungsversuche erfolglos<br />

blieben. Vor Kurzem wurden nun umfangreiche<br />

Instandsetzungs- und Restaurationsmaßnahmen eingeleitet,<br />

um die noch vorhandene historische Bausubstanz<br />

zu konsolidieren und dauerhaft zu sichern.<br />

Ein zentraler Bestandteil der Instandsetzungsarbeiten<br />

betrifft das bestehende Dach der Grotte, das erneuert<br />

werden musste. Als Basis dafür entschied man sich,<br />

direkt auf das Äußere des Mauerwerksgewölbes einen<br />

stufenförmigen Aufbau aus Liapor-Leichtbeton aufzubringen:<br />

Der Baustoff wirkt wärmedämmend, ist besonders<br />

leicht, aber auch tragfähig. Zusammen mit der<br />

integrierten Edelstahlbewehrung und zahlreichen Ankern<br />

stellt er den Ringschluss im Gewölbe wieder her.<br />

Der Aufbau ist besonders leicht, tragfähig und wärmedämmend<br />

– und bildet damit die ideale Basis für den<br />

neuen Dachaufbau der königlichen Tropfsteinhöhle.<br />

Lias Österreich GesmbH<br />

T +43 (0)3155 2368-0<br />

info@liapor.at<br />

www.liapor.at<br />

© wikimedia commons/Bjs<br />

Ein Highlight von Schloss Linderhof ist die Venusgrotte<br />

– eine künstliche Tropfsteinhöhle, die nach<br />

der Wagner-Oper Tannhäuser gestaltet wurde. Im<br />

Zuge des neuen Dachaufbaus wurde die bestehende,<br />

undichte Dachabdeckung entfernt und die historischen<br />

Ziegelgewölbe freigelegt und stufenförmig mit<br />

Liapor-Leichtbeton ummantelt.<br />

© wikimedia commons/Bjs © Dobler GmbH & Co. KG


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

89<br />

Mehr Informationen zur Zukunft<br />

des Dämmens auf steinbacher.at<br />

Produkt News<br />

Der neue Kleber Triflex ProDrain Fix+ erlaubt die Grundierung<br />

der Entkopplungsbahn bzw. das Herstellen der Lastverteilschicht<br />

mit Polymethylmethacrylat (PMMA) anstatt mit Epoxidharzen.<br />

Das verkürzt die Aushärtezeit des gesamten Systems<br />

um ein Vielfaches.<br />

Balkone schneller sanieren<br />

Mit Triflex ProDrain bietet der Flüssigkunststoff-Experte eine<br />

vielfach bewährte und sanierungsfreundliche Sonderlösung<br />

zur Abdichtung und Beschichtung durchfeuchteter Untergründe<br />

auf Balkonen und Terrassen. Herzstück des Systems<br />

ist eine selbsttragende Entkopplungsbahn, die ein Entlüften<br />

und damit ein nachträgliches Austrocknen ermöglicht.<br />

Dank des innovativen Klebers, mit dem die Entkopplungsbahn<br />

aufgebracht wird, kann die folgende Grundierung mit<br />

PMMA-Produkten durchgeführt werden. Diese härten gegenüber<br />

den bisher verwendeten Epoxidharzen deutlich schneller<br />

aus und ermöglichen die Komplettsanierung binnen eines<br />

einzigen Tages. Dank der niedrigen Aufbauhöhe des Systems<br />

wird die Statik nicht beeinflusst und auch niedrige Türanschlüsse<br />

können problemfrei eingebunden werden.<br />

Triflex GesmbH<br />

T +43 (0)7667 21505<br />

info@triflex.at<br />

www.triflex.at<br />

Die Zukunft braucht uns.<br />

Der Kleber wird 2-lagig mit Kontaktschicht aufgetragen. Anschließend<br />

kann die Entkopplungsbahn DC-Mat in das Klebebett<br />

ausgerollt und vollflächig verklebt werden. Die PMMA-basierte und<br />

ebenfalls 2-lagig aufzutragende Grundierung Triflex Cryl Primer 276<br />

ist bei +20 °C bereits nach ca. 45 Minuten begeh- und überarbeitbar.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

90<br />

Produkt News<br />

Sanierung und Erweiterung<br />

Das in Langenlois in Niederösterreich gelegene Barockschloss<br />

Haindorf, das sich im Eigentum der Bauinnung NÖ befindet, wurde<br />

saniert und um einen Baukörper erweitert.<br />

Die ersten Aufzeichnungen zum L-förmigen Schloss<br />

gehen auf das Jahr 1530 zurück, um 1720 erfolgte der<br />

Ausbau in seiner heutigen Form. Das aktuelle umfassende<br />

Sanierungsprojekt des heute als Seminarhotel<br />

sowie Veranstaltungsort genutzten Anwesens wurde<br />

vom Team der Architektur Krammer GmbH aus<br />

Krems gleitet. Die gesamte Durchführungsphase<br />

dauerte rund zwei Jahre und erfolgte in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesdenkmalamt und wurde<br />

zudem restauratorisch begleitet.<br />

Bei der Generalsanierung spielte die Abdichtung<br />

des historischen Gebäudes eine zentrale Rolle, die<br />

mit Produkten von WEBER Terranova durchgeführt<br />

wurde. Zuerst wurden der Sockel sowie der<br />

Kellerbereich im Nordtrakt des Gebäudes mit dem<br />

vielseitigen Egalisierungsmörtel sowie Sockelputz<br />

weber.tec 934 ausgeglichen. Als nächster Schritt erfolgte<br />

die Abdichtung mit weber.tec Superflex D 24.<br />

Die bitumenfreie Reaktivabdichtung ist hochflexibel<br />

und schnell abbindend.<br />

Saint-Gobain<br />

Austria GmbH<br />

WEBER Terrranova<br />

T +43 (0)1 661500<br />

www.weber-terranova.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Öko-Dämmung<br />

Mit umfangreichen Instandhaltungs- und Umbauarbeiten wurde<br />

das Haus der Landwirtschaftskammer Niederösterreich in<br />

St. Pölten bis Herbst 2023 zukunftsfit gemacht. Größter Wert<br />

wurde dabei auf die nachhaltige Bauweise und Ausstattung<br />

gelegt. Das unterstreicht auch die Dämmung der Fassade, die<br />

mit insgesamt 3500 m² ökologischen Platten aus Hanffasern<br />

(Capatect) gedämmt wurde.<br />

Ausgeführt wurde die Fassaden-Dämmung mit einer Dicke von<br />

16 cm und die Endbeschichtung erfolgte mit Capatect PrimaPor<br />

Reibputz. Dieser dekorative Strukturputz mit gleichkörniger<br />

Oberfläche ist hoch diffusionsoffen und nach Durchtrocknung<br />

hydrophob. Dadurch besitzt er eine geringe Verschmutzungsneigung<br />

und ist weitestgehend beständig gegen Industrieabgase<br />

und den Primärbefall von Mikroorganismen.<br />

Das Capatect „Nature-Line“ Hanf-Dämmsystem, Träger des<br />

Umweltzeichens UZ44, ist mit dem Österreichischen Klimaschutzpreis,<br />

dem Umweltpreis des Landes OÖ und dem EnergieGenie<br />

ausgezeichnet.<br />

FUNKTIONSFÄHIGE<br />

DACHABDICH-<br />

TUNGEN:<br />

SCHNELL, SICHER,<br />

FACHGERECHT.<br />

Capatect Baustoffindustrie GmbH<br />

T +43(0)7262/560-0<br />

office@capatect.at<br />

www.hanfdaemmung.at<br />

Unsere Abdichtungssysteme aus Flüssigkunststoff<br />

bieten nachhaltige Lösungen.<br />

Sie haben ein geringes Flächengewicht, haften auf fast allen<br />

Untergründen und sind auf Wurzel- und Rhizomfestigkeit<br />

zertifiziert (FLL-Verfahren und DIN EN 13948). Selbst<br />

komplizierte Details und Geometrien werden nahtlos<br />

abgedichtet. Durch Einhaltung der anerkannten Regeln der<br />

Technik bilden wir die beste Abdichtungsgrundlage für ein<br />

dauerhaft sicheres Gründach. Projekte realisieren wir dabei<br />

immer im erfolgreichen Zusammenspiel aus Planern, geschulten<br />

Verarbeitungsbetrieben und unseren hochwertigen Produkten.<br />

Das heißt für uns: Gemeinsam gelöst.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

92<br />

Produkt News<br />

© KLAUS Wohnbau GmbH<br />

Schlanke Stützen aus Sichtbeton<br />

Der neue Büroanbau des Bauunternehmens ECKLE in Langenau (Deutschland)<br />

besticht durch seine filigrane Optik: Der zweigeschossige Kubus liegt auf 20<br />

schlanken Sichtbetonstützen, die die Last abtragen und gleichzeitig die Parkflächen<br />

im offenen Untergeschoss strukturieren.<br />

Durch die hohen Ansprüche an die ästhetische Gestaltung<br />

war die üblicherweise zur Minimierung der<br />

Wärmebrücken zwischen Stahlbetonstützen und<br />

gedämmter Gebäudehülle eingesetzte Flankendämmung<br />

keine Option. Stumpf Wolfinger Ried (SWR) Architekten<br />

aus Augsburg setzen deshalb auf Schöck<br />

Sconnex Typ P, dem tragenden Wärmedämmelement<br />

zum energieeffizienten Anschluss von Stahlbetonstützen<br />

an Gebäude.<br />

Zur thermischen Trennung der Stahlbetonstützen<br />

wurde Sconnex Typ P am Stützenkopf eingebaut. Für<br />

die schmalen, rechteckigen Stützen von 250 x 500<br />

Millimeter wurde eine individuelle Lösung zur zuverlässigen<br />

Lastabtragung entwickelt und nachgewiesen.<br />

Dabei wurden zwei quadratische Stützen nebeneinandergesetzt<br />

und einzeln mit Sconnex Typ P<br />

angeschlossen. Zwischen den beiden Stützen verläuft<br />

eine Fuge von exakt einem Zentimeter. So wird<br />

das Gesamtmaß von 250 x 510 Millimeter erreicht.<br />

Schöck Bauteile Ges. m. b. H<br />

T +43 (0)1 7865760<br />

office-at@schoeck.com<br />

www.schoeck.com/de-at/<br />

© Schöck Bauteile GmbH


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

93<br />

Produkt News<br />

HIER HAGELT‘S<br />

SICHERHEIT!<br />

Die unschlagbare Fassadendämmung<br />

mit Carbonschutz.<br />

KI-gestütztes Engineering<br />

Beckhoff Automation hat bereits 2023 mit TwinCAT Chat als<br />

einer der ersten Anbieter eine KI-gestützte Anwendung im<br />

Automatisierungsbereich vorgestellt, deren erweiterte Funktionalitäten<br />

und Anwendungsbereiche auf der Hannover Messe<br />

<strong>2024</strong> (22. - 26. April <strong>2024</strong>) präsentiert werden.<br />

Der entscheidende Mehrwert von TwinCAT Chat liegt in seiner<br />

tiefen Integration, insbesondere im Hinblick auf spezialisierte<br />

Anforderungen der Automatisierungsbranche. Zu<br />

den Kernfunktionen gehört die Chat-Integration direkt in<br />

die Entwicklungsumgebung (IDE). Dies erleichtert den Entwicklungsprozess<br />

erheblich, da die Kommunikation und der<br />

Code-Austausch nahtlos ineinandergreifen. Darüber hinaus<br />

wurde das Modell speziell für TwinCAT-Anfragen grundinitialisiert.<br />

So kann man direkt seine spezifischen Fragen stellen<br />

und den generierten Code einfach übernehmen. Dabei<br />

wurde die Interaktion derart gestaltet, dass sich das Tippen<br />

von Befehlen auf ein Minimum reduziert. Stattdessen können<br />

einfach per Mausklick vorab von den Entwicklern getestete<br />

Anfragen verwendet werden, die speziell darauf ausgerichtet<br />

sind, den Arbeitsfluss des Benutzers zu verbessern.<br />

Darüber hinaus arbeitet Beckhoff auch an einem Chatbot, der<br />

automatisiert ein TwinCAT-HMI-Projekt erstellt. Ziel ist, dass<br />

ein Anwender nur noch formulieren muss, wie er seine HMI aufgebaut<br />

haben möchte und TwinCAT generiert im Hintergrund<br />

das komplette HMI-Projekt.<br />

Beckhoff Automation GmbH<br />

T +43 (0)5552 68813-0<br />

info@beckhoff.at<br />

www.beckhoff.at<br />

Jetzt auch mit<br />

der Hanffaser<br />

als Dämmstoff!<br />

www.capatect.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

94<br />

edv<br />

3D-Druck im Bestand:<br />

Umbauen und restaurieren mit dem Drucker<br />

Seit 2021 werden auch hierzulande Gebäude gedruckt. Doch nicht nur Neubauten<br />

– auch An- oder Umbauten können von 3D-Druckern ausgeführt oder<br />

defekte historische Bauteile ausgedruckt und ausgetauscht werden. Was<br />

leistet der 3D-Druck im Bestand?<br />

Text: Marian Behaneck, Sophie Ponton<br />

Mit mobilen 3D-Druckern gefertigte Gebäude<br />

entstehen aktuell meist auf der „grünen<br />

Wiese“ (<strong>architektur</strong> 3/22: Häuser in Schichtarbeit).<br />

Dort, wo viel Platz vorhanden und<br />

wo es eben ist, lassen sich die dafür notwendigen<br />

Portaldrucker-Konstruktionen problemlos<br />

aufstellen, die stets etwas größer<br />

sein müssen als das zu erstellende Objekt.<br />

Doch wie sieht es im beengten städtischen<br />

Umfeld aus oder bei unebenen Hanggrundstücken?<br />

Kann auch dort ein 3D-Drucker<br />

eingesetzt werden, um ein bestehendes Gebäude<br />

umzubauen oder zu erweitern? Und<br />

wie steht es um den historischen Bestand:<br />

Lassen sich zum Beispiel nicht oder nur sehr<br />

aufwendig zu rekonstruierende schadhafte<br />

oder durch Umwelteinflüsse zerstörte Bauteile<br />

besser und schneller digital nachmodellieren,<br />

ausdrucken und austauschen als<br />

mit konventionellen Methoden? Wie hoch ist<br />

der Aufwand und wo liegen die Grenzen des<br />

3D-Druckverfahrens im Bestand?<br />

Nicht nur für Neubauten, auch für das Bauen im Bestand bietet der 3D-Druck Vorteile:<br />

Wohnhausaufstockung in Lindau.<br />

© Baldauf Gebäudedruck, Bodensee Architektur<br />

Bauteile oder komplette<br />

Gebäude drucken<br />

Gebäude lassen sich auf verschiedene Weise<br />

additiv herstellen: Sie können entweder mit<br />

stationären Knickarm-Industrierobotern als<br />

einzelne Bauteile in der Werkhalle gedruckt<br />

und nach dem Aushärten auf der Baustelle<br />

von Montagearbeitern zusammengesetzt<br />

werden – ähnlich wie bei einem Fertighaus.<br />

Oder der komplette Gebäude-Rohbau wird<br />

mithilfe einer Portalroboter-Anlage von<br />

zwei bis drei Bedienpersonen in wenigen<br />

Wochen an Ort und Stelle fertiggestellt.<br />

Dabei werden die Objekte nach dem Extrusionsverfahren<br />

additiv aus fließfähigen,<br />

nach dem Erhärten statisch belastbaren<br />

Materialien Schicht für Schicht aufgebaut.<br />

Während der Knick- oder Faltarm-Roboter<br />

nur einen beschränkten Bauraum bietet,<br />

weil die Reichweite des Roboter-Arms nur<br />

wenige Meter beträgt, ist er andererseits<br />

sehr präzise und flexibel. Mit seinen meist<br />

sechs Freiheitsgraden (Achsen) kann er<br />

auch schiefe Flächen fertigen. Die höhere<br />

Präzision erlaubt das Arbeiten mit geringen<br />

Schichthöhen und breiten. Das ermöglicht<br />

gleichmäßige Flächen, formtreue Bauteile<br />

und auch andere Oberflächenstrukturen,<br />

als die für den 3D-Druck typische Rillenoptik.<br />

Zudem können geringere Toleranzen<br />

erzielt werden, was die Arbeit nachfolgender<br />

Gewerke vereinfacht. Außerdem kommen<br />

Knick- oder Faltarm-Roboter auch<br />

mit beengten Platzverhältnissen zurecht<br />

und eignen sich damit auch für Projekte<br />

im Bestand. Auf einer mobilen Plattform<br />

montiert, können sie auch größere Objekte<br />

realisieren, indem man sie nach Abschluss<br />

eines Arbeitsabschnitts versetzt und mit<br />

der Fertigung fortfährt. Nahezu beliebig<br />

große Objekte können Portaldrucker fertigen.<br />

Das sind speziell für den Baubereich<br />

konzipierte 3D-Drucker, die einer konventionellen<br />

dreiachsigen Portalkran-Konstruktion<br />

ähneln. Allerdings ist an der „Laufkatze“<br />

anstelle eines Hakens ein Druckkopf<br />

montiert, der über flexible Leitungen mit<br />

dem Druckmaterial versorgt wird. Portaldrucker<br />

mit Bauformaten von zum Beispiel<br />

15 x 10 Metern (Breite x Höhe, bei nahezu<br />

beliebiger Länge) sind in der Lage, komplette<br />

Gebäude schichtweise in einem Arbeitsgang<br />

zu erstellen. Darüber hinaus gibt<br />

es auch nach dem Drehkran-Prinzip arbei-


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

95<br />

edv<br />

Viel Platz und ebenes Gelände brauchen für An- oder Umbauten eingesetzte Portaldrucker-Konstruktionen, die stets etwas größer sein müssen<br />

als das zu erstellende Objekt. © Strabag, Peri<br />

tende 3D-Druckroboter, die sich vor allem<br />

für runde Objekte mit einem Radius von bis<br />

zu etwa 7 Metern eignen. Weitere Lösungen<br />

bestehen beispielsweise aus kombinierten<br />

Portal- und Knickarmrobotern. Auch<br />

mit drohnenbasierten 3D-Drucksystemen<br />

wird inzwischen experimentiert. Da Portaldrucker<br />

das Material stets nur vertikal von<br />

oben extrudieren können, lassen sich keine<br />

schiefen oder in allen Raumachsen frei geformten<br />

Flächen realisieren. Portaldrucker<br />

müssen zudem auf jeder Seite etwa zwei bis<br />

drei Meter größer sein als das zu druckende<br />

Objekt. Deshalb eignen sie sich für bestimmte<br />

Einsätze im Bestand nicht – etwa,<br />

um in einer engen städtischen Baulücke einen<br />

Neu- oder Umbau zu realisieren.<br />

Unterschiedliche Druckmaterialien<br />

Die Oberflächenqualitäten und Fertigungstoleranzen<br />

werden von der Druckkopf-Spurbreite<br />

(1-10 Zentimeter) und der<br />

Schichtdicke (1-3 Zentimeter) bestimmt,<br />

aber auch vom Druckmaterial. An dieses<br />

werden bei allen additiven Fertigungsverfahren<br />

besondere Anforderungen gestellt:<br />

Es muss einerseits durch Rohrleitungen<br />

und die Druckkopfdüse gepumpt werden<br />

können, andererseits aber auch schnell<br />

härtend sein, damit es für den nächsten<br />

Schichtauftrag stabil genug ist. Außerdem<br />

müssen sich die Schichten gut miteinander<br />

verbinden und im erhärteten Zustand muss<br />

ein gedrucktes Bauteil ebenso belastbar<br />

sein, wie herkömmliche Baustoffe. Für den<br />

3D-Druck von Gebäuden werden derzeit<br />

vor allem eigens dafür entwickelte Spezialbetone<br />

verwendet (z.B. i.tech 3D von Heidelberg<br />

Materials). Einige Drucker können<br />

auch Lehm und Schlamm, teilweise unter<br />

Zugabe von recycelten Materialien verarbeiten<br />

(z.B. von Wasp). Armieren lässt sich<br />

das Druckmaterial mit einer manuell eingebrachten<br />

Eisenbewehrung oder mit beigemengten<br />

organischen oder anorganischen<br />

Stoffen. Die gedruckten Oberflächen können<br />

gleichzeitig auch geglättet und in einem<br />

nächsten Arbeitsgang verputzt, gestrichen<br />

oder anderweitig bearbeitet werden.<br />

Im Zusammenhang mit historischen Druckobjekten<br />

sind steinähnliche Druckmaterialien<br />

wie Sandstein, Marmor oder Keramik<br />

von besonderem Interesse. Sie werden im<br />

denkmalpflegerischen Bereich für die Fertigung<br />

von Repliken historischer Ornamente<br />

oder Skulpturen verwendet. Synthetischer<br />

Sandstein kann beispielsweise per Materialextrusion<br />

hergestellt werden. Dieser hat<br />

ohne eine thermische Nachbehandlung alle<br />

für die Anwendung in der Denkmalpflege<br />

erforderlichen Eigenschaften. Darüber hinaus<br />

soll er die Umwelt weniger belasten als<br />

Bauteile aus Keramik oder Zement. Einige<br />

Unternehmen haben sich inzwischen auf<br />

den 3D-Druck steinähnlicher Materialien<br />

spezialisiert, beispielsweise Conct3de, WZR<br />

Ceramic Solutions oder Unipor. u<br />

Knickarm-Roboter können aufgrund<br />

ihrer meist sechs Freiheitsgrade<br />

auch komplexe Formen oder schräge<br />

Flächen mit höherer Präzision drucken.<br />

© KUKA


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

96<br />

edv<br />

Im historischen Bestand wird der 3D-Druck für Modelle zur Veranschaulichung und Lokalisierung<br />

möglicher Problembereiche eingesetzt, … © Formlabs<br />

… ferner für den Ersatz fehlender oder die Ausbesserung komplexer Bauteile, wie etwa des<br />

figürlichen Schmucks historischer Gebäude … © Voxeljet<br />

… oder für die Herstellung von Repliken im Denkmalschutz. Die Druckobjekte können zudem<br />

durch Aufteilung oder Hohlräume leichter gemacht werden, was die Handhabung und<br />

Montage vereinfacht. © Voxeljet<br />

Weitere Druckverfahren<br />

Neben dem Extrusionsverfahren – das<br />

ist derzeit das am häufigsten verwendete<br />

additive Fertigungsverfahren für die<br />

Vor-Ort-Produktion von Gebäuden – gibt<br />

es noch zahlreiche weitere Druckverfahren,<br />

die teilweise auch im bauhistorischen Kontext<br />

zum Einsatz kommen. Ganz grob lassen<br />

sich 3D-Druckverfahren in die Feststoff-,<br />

Pulverbett-, Freiraum- und Flüssigmaterialverfahren<br />

unterteilen. Diese werden weiter<br />

unterteilt, beispielsweise in das Selektive<br />

Lasersintern, das Selektive Laserschmelzen<br />

oder das Direkte Metall-Lasersintern. Letzteres<br />

und das Pulverbett-Verfahren kommen<br />

beispielsweise häufig bei der Herstellung<br />

von Repliken aus Metall zum Einsatz.<br />

Dabei werden etwa historische, nicht mehr<br />

erhältliche Tür- oder Fenstergriffe zunächst<br />

gescannt, daraus 3D-Modelle erstellt und<br />

schließlich Daten für die Ansteuerung von<br />

3D-Metalldruckern generiert. So lassen sich<br />

Einzelstücke oder Kleinserien kostengünstiger<br />

herstellen als mit konventionellen,<br />

handwerklichen Methoden. Darüber hinaus<br />

können die Druckobjekte bei Bedarf bei<br />

gleicher Stabilität leichter gemacht werden,<br />

etwa indem sie im Innern Hohlräume oder<br />

Gitterstrukturen erhalten. Nahezu alles ist<br />

druckbar: Kunststoff- und Metallstrukturen,<br />

Glas- oder Keramikwerkstoffe, Stein- oder<br />

Holzwerkstoffe, elastische, transparente<br />

oder transluzente Kunststoffe oder andere<br />

Materialien. Die Baugrößen sind abhängig<br />

von der Art und Größe des Druckers und<br />

liegen bei etwa 400 x 250 x 200 mm, bis zu<br />

4 x 2 x 1 Metern und mehr (L x B x H). Professionelle<br />

Industriedrucker bieten nicht nur<br />

eine sehr vielfältige Druckmaterial-Auswahl,<br />

sie sind auch sehr präzise. Gängige Schichtdicken<br />

liegen zwischen 0,5 bis 0,001 mm, so<br />

dass etwa eine nachträgliche Glättung von<br />

Oberflächen entfallen kann, respektive auch<br />

feine Bearbeitungsspuren der Originaloberfläche<br />

wiedergegeben werden können.<br />

3D-Druck im historischen Kontext<br />

Derzeit werden additive Fertigungstechniken<br />

im historischen Bestand vor allem in<br />

der Restaurierung und Sanierung eingesetzt.<br />

Das Anwendungsspektrum reicht<br />

vom Druck von Modellen zur Veranschaulichung<br />

von Sanierungsmaßnahmen und<br />

Lokalisierung möglicher Problembereiche<br />

bis hin zum Ersatz fehlender, respektive<br />

zur Ausbesserung schadhafter historischer<br />

Bauteile oder der Herstellung von Repliken<br />

im Denkmalschutz, um etwa Originale vor<br />

weiterer Zerstörung durch Umwelteinflüsse<br />

zu bewahren. Bevor das Objekt vom Handwerker,<br />

einem Holz- oder Steinbildhauer,


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

97<br />

edv<br />

ausgeführt wird, lassen sich anhand eines<br />

gedruckten 3D-Modells Sanierungsmaßnahmen<br />

besser beurteilen und potenzielle<br />

Ausführungs- und Einbauprobleme erkennen.<br />

Da für die wertvolle historische Bausubstanz<br />

herkömmliche Abformtechniken<br />

mit Gips oder Silikon häufig nicht in Frage<br />

kommen, werden für die Herstellung originalgetreuer<br />

Nachbildungen oder Kopien<br />

stattdessen digitale Erfassungs- und Fertigungsverfahren<br />

eingesetzt. Der Nachbau<br />

bestehender Objekte mithilfe digitaler Erfassungs-,<br />

Konstruktions- und Fertigungstechniken<br />

wird als „Reverse Engineering“<br />

bezeichnet und kommt im denkmalpflegerischen<br />

Bereich bereits häufig zum Einsatz.<br />

Das berührungslose 3D-Scannen und der<br />

anschließende additive Aufbau – beispielsweise<br />

im 3D-Sanddruckvefahren zur Herstellung<br />

von Gussformen – hat viele Vorteile.<br />

Es schützt das Original, bietet vor dem<br />

Druck eine Möglichkeit zur Modifikation des<br />

Druckobjekts – etwa um beschädigte oder<br />

fehlende Bereiche zu ergänzen – und ist weniger<br />

zeit- und kostenaufwendig. Besonders<br />

große Bauteile – etwa Reliefs oder Statuen<br />

– werden vor dem 3D-Druck in mehrere Teile<br />

aufgeteilt und später zusammengesetzt.<br />

Das ist zum einen wegen der vom Druckverfahren<br />

abhängigen maximalen Bauräume<br />

notwendig, vereinfacht zum anderen<br />

bei großen Abmessungen und Gewichten<br />

die Handhabung und Montage der fertigen<br />

Bauteile. Um eine gewünschte Optik und<br />

Haptik sowie typische Werkzeug-Bearbeitungsspuren<br />

der Bauteiloberflächen zu<br />

erhalten, ist sowohl bei der digitalen Erfassung<br />

als auch Fertigung eine hohe Detailtiefe<br />

und Präzision erforderlich. Alternativ<br />

lassen sich die Druckbauteile auch manuell<br />

mit unterschiedlichen Werkzeugen und Verfahren<br />

nachbearbeiten oder beschichten.<br />

Fertigungstechnik mit viel Potenzial<br />

Der 3D-Druck steht noch am Anfang – erst<br />

recht im Bestandsbereich. Die additive Fertigung<br />

eröffnet insbesondere im historischen<br />

Baubestand neue Möglichkeiten, ist<br />

in vielen Fällen schneller und kostengünstiger<br />

und kann zur Ressourcenschonung beitragen,<br />

weil nur das für den Druck benötigte<br />

Material verbraucht wird. Teilweise können<br />

auch an Ort und Stelle vorhandene Materialien,<br />

bei der konventionellen Produktion anfallende<br />

Materialreste oder recycelte Materialien<br />

verwendet werden. Der 3D-Druck von<br />

Recyclingmaterial ist derzeit zwar noch eine<br />

technische Herausforderung, angesichts<br />

der zunehmenden Rohstoffverknappung<br />

aber auch eine Chance dieser Technik. •<br />

Die Geometriedaten für den 3D-Druck werden entweder nach Vorlagen am PC konstruiert oder<br />

per Scanner erfasst und anschließend modelliert. © Leica Geosystems, Hexagon<br />

Das berührungslose 3D-Scannen und die anschließende Fertigung, beispielsweise im 3D-Sanddruckvefahren<br />

zur Herstellung von Gussformen schont wertvolle Bausubstanz. © Voxeljet<br />

Link- und Literaturhinweise<br />

www.3d-grenzenlos.de<br />

www.3dnatives.com/de<br />

www.3druck.com<br />

www.wikipedia.at<br />

am.vdma.org<br />

Online-Magazin, Dienstleister etc.<br />

Nachrichten, Infos, Übersichten<br />

Online-Magazin<br />

Suche: 3D-Druck im Bauwesen<br />

VDMA-AG Additive Manufacturing<br />

[1] Grasser, G.: Anwendungsmöglichkeiten des 3D-Betondrucks im Bauwesen,<br />

aus: OIB aktuell 2/2021, Österreichisches Institut für Bautechnik, Wien,<br />

Download: www.philippaduatz.com/wp-content/uploads/2021/03/61.pdf<br />

[2] Kloft, H. u. a.: Additive Fertigung im Bauwesen, aus: Bautechnik 3/2021,<br />

Ernst & Sohn, Berlin<br />

[3] PERI (Hrsg.): Bauen neu gedacht. PERI 3D-Betondruck in der Architektur,<br />

Weißenhorn, 2020, Download: www.peri.de/produkte/3d-betondruck.html<br />

[4] Partschefeld, S. u. a.: Additive Fertigung mineralischer<br />

Formkörper zur Nachbildung von Natursteinen für die Denkmalpflege, aus:<br />

Bausubstanz 1/2022, Fraunhofer IRB, Stuttgart<br />

* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

Look and Feel<br />

im CaliforniaX-Stil<br />

Die Münchner G&W Software AG hat das Modul<br />

BIM2AVA komplett an die Oberfläche der neuen<br />

Programmgeneration CaliforniaX angepasst und<br />

erweitert. Zusätzlich ist der BIM2AVA-Viewer vollständig<br />

überarbeitet worden und entspricht der<br />

neuen CaliforniaX-Oberfläche. Neben der Navigation<br />

über das Hamburger-Menü können Nutzerinnen und<br />

Nutzer die Oberfläche nun durch eine frei definierbare<br />

Icon-Leiste an die eigenen Bedürfnisse anpassen.<br />

Mit der neuen Standard-Option „Fenster und Türen<br />

geometrisch importieren“ lässt sich nun zudem eine<br />

schnellere, korrekte Darstellung für eine reduzierte<br />

Anzahl berechneter Werte auswählen. Beim Import<br />

kann man definieren, ob BIM2AVA-Elemente automatisch<br />

einem Raum zugeordnet werden sollen oder<br />

nicht. Zudem lassen sich nun sowohl einzelne Objekte<br />

in der Zeichnung anzeigen und markieren als auch<br />

ganze Geschosse oder Objektgruppen direkt aus<br />

dem Elementbaum selektieren. Mehrschichtige Bauteile,<br />

wie Wände oder Dächer, werden von BIM2AVA<br />

automatisch in Schichten gesplittet und ausgewertet.<br />

Dies ist bei komplexen Bauteilen wie Treppen<br />

nicht möglich, darum wurden derartige Bauteile bisher<br />

als einzelne Bauteile importiert. Ab sofort lassen<br />

sich diese Bauteile zu Gruppen zusammenfassen und<br />

gemeinsam auswerten.<br />

98<br />

G&W Software AG<br />

T +49 (0)89 51506-4<br />

info@gw-software.de<br />

www.gw-software.de<br />

edv<br />

Mehr Nachhaltigkeit<br />

im Bauwesen<br />

Mit dem im Herbst erscheinenden Release der AVA-,<br />

BIM- und Kalkulationssoftware Success X von NEVARIS<br />

tritt der Nachhaltigkeitsaspekt, der bereits mit der<br />

Umsetzung der BIM-Methode im Vorjahr berücksichtigt<br />

wurde, erneut verstärkt in den Vordergrund.<br />

Ab Version Success X 2023.2 ist der für Österreich<br />

bedeutsame Ökoindex, kurz OI3, in der Bausoftware<br />

auswertbar. Durch die zusätzliche Anbindung an<br />

baubook werden Bauunternehmen bei der Auswahl<br />

umweltschonender Materialien und Produkte für den<br />

Bau nachhaltiger Gebäude effektiv unterstützt.<br />

Der OI3 bewertet und kategorisiert die ökologische<br />

Belastung eines Gebäudes und beeinflusst die Vergabe<br />

von Wohnbaufördermitteln in verschiedenen<br />

Bundesländern Österreichs.<br />

baubook stellt Referenzwerte und produktspezifische<br />

Informationen zur Verfügung, die für die Beurteilung<br />

der Umweltauswirkungen von Bauprojekten<br />

von unschätzbarem Wert sind. Diese Datenbank<br />

kombiniert Ökobilanzindikatoren mit bauphysikalischen<br />

Informationen, um eine fundierte Bewertung<br />

in Bezug auf Klimaerwärmung, Umweltversauerung<br />

und Energieverbrauch zu gewähren.<br />

NEVARIS<br />

Bausoftware GmbH<br />

T +43 (0)662 890 800-0<br />

kontakt@nevaris.com<br />

www.bausoftware.com


Ob diese Nachricht ankommt, ist fraglich.<br />

Und wie sieht das mit Ihren Werbebotschaften aus?<br />

Die Fachmedien des ÖZV werden von Entscheidungsträgern<br />

genutzt und geschätzt: Sie sind für über 90 % der Entscheider<br />

als Informationsquellen unerlässlich, wenn es um Marktentwicklungen<br />

geht. Sie bieten somit entscheidende Informationen und<br />

Ihrer Marke ein hochwertiges Werbeumfeld.<br />

dubistwasduliest.at/oezv<br />

DU BIST,<br />

WAS DU<br />

LIEST.


NATE S<br />

Hier wird Stahl<br />

zu Edelmetall.<br />

selmer.at<br />

Exklusiver Partner der Brunner Group

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