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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 8 2022

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen, Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen, Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

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FACHMAGAZIN

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT

Erscheinungsort Vösendorf, Verlagspostamt 2331 Vösendorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550

08

www.architektur-online.com

Dezember 2022

Verdichtung

© Alessandra Bello


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Für Sie da – auch wenn es mal nicht geradeaus geht!

Ihr Alltag ist schon voll genug. Daher unterstützen wir Sie jeden Tag aufs Neue. Und

dafür ist uns kein Weg zu weit. Ganz wichtig ist für uns: Wir sind immer dort, wo Sie uns

brauchen und erarbeiten gemeinsam mit Ihnen passende Lösungen – und das mit dem

höchsten Anspruch an Qualität. Darauf können Sie sich stets verlassen!

Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.

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3

Editorial

Verdichtung

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Das gilt auch für Wien, das voraussichtlich

im Jahr 2027 wieder die 2 Millionen Einwohner Marke überschreiten

wird. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer

Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur

steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen,

Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen

geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass

hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig

auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

Da eine einzelne Ausgabe bei weitem

nicht den Umfang hat, all diese Aspekte

adäquat abzubilden, haben wir den Fokus

diesmal auf die Schaffung von Wohnraum,

sei es durch die Ausnutzung von

Baulücken oder die Erschließung von

Brachflächen, und die Wichtigkeit des

öffentlichen Raums gelegt. Um Letzteres

dreht sich vorrangig auch das Interview

mit Architekt Mark Neuner von Mostlikely.

Er zeigt, warum das Teilen des

Raums gleichzeitig Chancen birgt und

spricht über aktuelle Projekte, wie z.B.

die Neugestaltung der Sunken City auf

der Wiener Donauinsel.

Wie sich selbst kleinste Freiflächen kreativ

nutzen lassen, um unerwartet hochwertigen

Wohnraum zu schaffen, zeigen

die ausgewählten Beispiele in unserem

Schwerpunkt zur Baulückenbebauung.

Schon etwas großzügiger, aber immer

noch kompakt schließt das champagnerfarbene

Einfamilienhaus vom Architekturbüro

FRPO die Ecke einer suburbanen

Blockbebauung in Madrid.

Der Schaffung vom Wohnraum im großen

Maßstab widmen sich drei weitere

Projektberichte. Rund um einen gemeinsamen

Innenhof mit weitläufigen Grünräumen

konzipierte MVRDV ihre skulpturalen

Ilot Queyeries als Block mit fast

intimer Kleinteiligkeit und einer innovativen

Keramikhülle. archi5 ersetzten eine

Hälfte eines ehemaligen Parkhauses in

Paris durch einen Sozialwohnungsbau

in Holzbauweise und C+S Architects realisierten

zwei Wohntürme im Mailänder

Null-Emissions-Stadtentwicklungsquartier

Cascina Merlata.

Viele weitere Beiträge, die neuesten Produktinformationen

sowie ein Fachbeitrag

zum Thema Bauroboter runden diese

Ausgabe inhaltlich ab.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten

und ein schönes neues Jahr,

Andreas Laser


architektur FACHMAGAZIN

4

Inhalt

Editorial 03

Architekturszene 06

Wohnungsnahe Grünräume

zur Aufwertung urbaner Flächen

Magazin 10

Der öffentliche Raum: 20

inklusives Luxusgut aller

Mark Neuner von Mostlikely im Interview

Mind the Gap 24

Baulücken

Keramische Landmarke 30

Ilot Queyries / Bordeaux / MVRDV

Wohnraum statt Parkplatz 36

Jaurès Petit / Paris / archi5

Das Phänomen 42

cheng-zhong-cun

Incision – Nantou City Guesthouse /

Shenzhen, China / neri&hu

Vorstadttraum in Champagner 50

OG HOUSE / Madrid / FRPO

Schwarz-weißes Duo 54

Wohntürme R11 / Mailand /

C+S Architects

Produkt News 60

edv 112

Bauroboter: Automatisierung

auf der Baustelle

30

36

42

50 54

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Ortsstraße 212/2/5, 2331 Vösendorf, Österreich

CHEFREDAKTION Andreas Laser (andreas.laser@laserverlag.at)

REDAKTION DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner, DI Marian Behaneck

LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14 n MEDIASERVICE Manuel Katsikopoulos (manuel.k@laserverlag.at)

GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Mag. Heidrun Schwinger n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at)

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 Ausgaben/Jahr): € 99,- / Ausland: € 121,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):

€ 69,- / Ausland: € 96,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten Ausgabe eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)

EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied

der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.


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STUDIO by Bene ist für alle die Design leben,

arbeiten und denken. Der vielseitige STUDIO Chair

passt sich ideal an die Dynamik und Flexibilität

des neuen Arbeitens an.


architektur FACHMAGAZIN

6

Architekturszene

Großwohnsiedlung Gellerup, Aarhus DK

© SLA

Wohnungsnahe Grünräume

zur Aufwertung urbaner Flächen

Für eine ausgewogene Architektur ist die Landschaftsplanung unverzichtbar:

Grünflächen schaffen und fördern neue Nutzungen in Wohnquartieren, reduzieren

Luftverschmutzung und wirken der Entstehung von Wärmeinseln entgegen. Verständlich,

dass immer mehr Wohnprojekte auf die Implementierung großflächiger,

zentraler Grünräume setzen. Grün- und Erholungsflächen sollen aber nicht nur

innerstädtische Freiräume, sondern gleichermaßen wohnungsnahe Naturareale

schaffen – gleichzeitig müssen sie ästhetisch und biologisch vielfältig, widerstandsfähig

und nachhaltig sein. Klar ist: Die Anforderungen an den städtischen Grünraum

sind gestiegen. Er ist heute weit mehr als schlichte Dekoration.

Text: Dolores Stuttner

Mit mehr Grün zu nachhaltiger

Stadtverdichtung

Beim Entwurf moderner Wohnsiedlungen

muss Vielseitigkeit an erster Stelle stehen.

Dies gilt sowohl für die räumliche Nutzung

als auch für die Verfügbarkeit von Versorgungseinrichtungen.

Das Pflanzen einiger

Bäume und die Implementierung von

Abstandsgrün entsprechen dabei nicht

mehr den heutigen Anforderungen an die

Architektur. Insbesondere in puncto Nachverdichtung

gibt es Aufholbedarf – bisher

konzentrierten sich Planer bei diesem

Thema vordergründig auf den baulichen

Aspekt. In erster Linie ging es also darum,

innerstädtische Lücken mit Wohn- oder

Bürobauten zu schließen, um eine hohe

Baudichte zu erzielen.

Diese singuläre Herangehensweise erweist

sich vor allem unter dem Gesichtspunkt der

Wohn- und Lebensqualität als problematisch.

Denn eine zu hohe Baudichte trägt im

Sommer unweigerlich zur Entstehung von

Hitzeinseln bei. Die betreffende Zone kühlt

dadurch selbst in der Nacht nicht ausreichend

ab. Die Bauten geben die gespeicherte

Wärme an ihre Umgebung ab, wodurch

die Temperaturen selbst nach Sonnenuntergang

nicht weit unter 30 °C fallen. Diese

Entwicklung gefährdet die Gesundheit der

Stadtbewohner und ist im schlimmsten Fall

lebensgefährlich.

Für das Ortsbild sind Grünräume ebenfalls

von Bedeutung. Sie lockern die Stadt auf

und schaffen öffentliche Aufenthaltsräume

– mittlerweile setzen Planer Freiflächen bewusst

zum Aufwerten von Siedlungen oder

gar ganzen Stadtteilen ein.


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Architekturszene

Schrumpfende Städte mit

Grünflächen sanieren

Durch die bewusste Integration von Freiflächen

ergeben sich für den Stadtumbau große

Chancen. Es sind sowohl das Wachstum

als auch die Schrumpfung ein essenzieller

Bestandteil der Stadtentwicklung. Mit der

zunehmenden weltweiten Verstädterung

tritt nämlich gleichermaßen das gegenteilige

Phänomen häufiger in Erscheinung. Für

die Schrumpfung gibt es mehrere Gründe:

Sie ist unter anderem auf die Suburbanisierung,

politische Entscheidungen, punktuelle

und einmalige Zusammenbrüche

sowie auf den industriellen Strukturwandel

zurückzuführen. Sind die damit verbundenen

räumlichen Veränderungen dauerhafter

Natur, braucht es für den Umgang

mit Leerstand, Brachen und Abriss nachhaltig

tragbare Konzepte. Und hier kommt

– neben der klassischen Bauplanung – die

Landschaftarchitektur ins Spiel. Beim Umbauprozess

entstehen Flächenreserven, die

Planer so aufbereiten sollen, dass sie ihrem

aktuellen Potenzial und künftigen Nutzungen

gerecht werden. Es ist die Schrumpfung

dabei nicht als Verlust von Urbanität

anzusehen, sondern vielmehr als Chance,

eine Stadt mit mehr Grün- und Freiraum zu

versehen. Eine Großstadt kann durchaus

kompakt und grün zugleich sein. Dafür ist

es aber notwendig, die Freiraumplanung ins

Zentrum der planerischen und gestalterischen

Disziplinen zu rücken.

Bei der „entdichtenden Landschaftsarchitektur

handelt es sich übrigens nicht um

ein historisch unbekanntes Phänomen. Bereits

1945 suchten Experten in Europa nach

Wegen, kriegszerstörte Siedlungen mithilfe

von Naturflächen zu sanieren. Auf diese

Weise ließen sich einige neue Vorstellungen

von der Stadt umsetzen. Konkret heißt das:

Großwohnsiedlung Gellerup, Aarhus DK

© SLA

Großwohnsiedlung Gellerup, Aarhus DK

© SLA

Die Anlage von Grünräumen erhöht den

planerischen Spielraum. Diese Maßnahme

gewährleistet eine Mischung aus Urbanität

und Natur, die letzten Endes die Lebensqualität

der Bewohner maximiert. Und das

unter der Berücksichtigung des Ortsbilds.

Grünflächen haben aber nicht nur ökologische

und gestalterische Vorteile. In den

USA wiesen Studien einen Zusammenhang

zwischen Parks und Kriminalität nach. Gibt

es in einer Stadt mehr Grün, sinkt die Zahl

der Straftaten – dafür wurden Daten aus

über 60.000 Wohnanlagen in 301 US-amerikanischen

Großstädten gesammelt.

Grünraum in Großwohnsiedlungen –

von der Brache zur Freizeitfläche

Eine besondere Herausforderung stellen

für die Landschaftsarchitektur Großwohnsiedlungen

dar. Gekennzeichnet sind

Wohnkomplexe am Stadtrand durch große

Abstände zwischen den massiven Bauten.

Ursprünglich handelte es sich bei den Freiflächen

um Grasland, das in erster Linie als

Abstandsgrün fungierte.

Heute sind die Anforderungen an den

Stadtraum und seine Grünflächen gestiegen.

Städte widmen sich bereits seit einigen

Jahrzehnten verstärkt der inneren

und äußeren Sanierung der Siedlungen.

Einen Neuanstrich erhalten dabei vielerorts

auch die ehemaligen Brachen. Ein Positivbeispiel

dafür ist die Neugestaltung der

Großwohnsiedlung Gellerup im dänischen

Aarhus – dieser Ortsteil, auch Gellerupparken

genannt, ist Dänemarks größter

Wohnkomplex. Die Errichtung der vier- bis

achtstöckigen Bauten erfolgte zwischen

1968 und 1972 zur Bekämpfung der Wohnungsnot

im Land. Die Bauten enthalten

insgesamt 1.776 Wohnungen.

u


architektur FACHMAGAZIN

8

Architekturszene

Meifeng Community Park, Guangdong, China

© Ruihua Liang

Im Laufe der darauffolgenden Jahrzehnte

war die Siedlung einer baulichen und sozialen

Degradierung ausgesetzt – ein Schicksal,

das sich in den 1990er-Jahren viele

Großwohnprojekte teilten. Der Bezirk war in

dieser Zeit von hoher Kriminalität geprägt

und galt als Ghetto. Dazu trugen die trostlose

Gestaltung der Umgebung, die großen

Abstände zwischen den Gebäuden und die

Konstruktionsfehler an den Betonbauten

bei. Der zunehmende bauliche Verfall resultierte

zudem im Leerstand zahlreicher

Wohnungen. Aufgrund dieser Entwicklung

erwog Aarhus sogar den Abriss der Wohnblöcke.

Doch entschied sich die Regierung

mit der Umsetzung des Masterplans im

Jahr 2007 für die soziale und architektonische

Sanierung des Bezirks. Besondere

Aufmerksamkeit ließ die Stadt dabei auch

den Grünflächen zukommen. Und zwar widmete

sich dieser Aufgabe das erfahrene

Landschaftsarchitekturbüro SLA. Bereits

seit 30 Jahren gestaltet das Unternehmen

öffentliche Freiräume auf der ganzen Welt.

Für Gellerup entwarfen die Planer einen

Naturpark mit künstlich angelegten Gewässern

und mehreren Aufenthaltsmöglichkeiten

– Ziel war es, aus der sogenannten

„Wohnmaschine“ einen nachhaltigen und

lebenswerten Stadtteil zu machen. Vom

Park profitieren letzten Endes sowohl die

Bewohner der Großwohnsiedlung als auch

alle Einwohner von Aarhus. Die Grünfläche

wertet somit nicht nur einen bestimmten

Stadtteil, sondern gleichermaßen die gesamte

Großstadt auf. Der neue Park hat so

durchaus einen wegweisenden Charakter

und gewährleistet in einem ehemals aussterbenden

Quartier neue Nutzbarkeiten.

Sanierungen um einige Grünflächen reicher.

Eine beliebte Strategie nachhaltiger Stadtentwicklung

ist die sogenannte „Renaturierung“.

Dieser Begriff beschreibt Stadtumbauprojekte,

bei denen von Menschen

genutzte Flächen in einen möglichst natürlichen

Zustand zurückgeführt werden.

Gegenstand dieser Maßnahmen können

unter anderem ehemalige Industriegebiete,

aber auch aufgelassene Infrastruktur- oder

Siedlungsflächen sowie Fließgewässer sein.

Es ergibt sich dadurch viel Spielraum für die

Integration der Natur in die Stadt. So entstehen

nicht nur parkartige, sondern gleichermaßen

produktive Landschaften mit

landwirtschaftlicher Nutzung sowie extensiv

gepflegten Erholungsflächen.

Renaturierungsprojekte bringen zahlreiche

Vorteile mit sich. Diese Maßnahmen haben

unter anderem eine Verbesserung des

Stadtklimas, die Erhöhung der Wasserqualität,

die Aufwertung von Stadtquartieren,

eine höhere Biodiversität sowie einen besseren

Hochwasserschutz zur Folge. Obendrein

schaffen Planer damit zusätzlichen

Erholungsraum für die Bevölkerung. Zahlreiche

Städte widmen sich dafür verstärkt

der Revitalisierung von Parkanlagen. Als

Beispiel ist hier der Meifeng Community

Park in Guangdong, China zu erwähnen. Das

Architekturbüro ZIZU Studio widmete sich

im Rahmen eines Stadterneuerungsprogramms

der Neugestaltung der zentralen

Grünfläche. Der Park fungiert heute als verbindende

Grünfläche, die den dicht besiedelten,

industriell geprägten Stadtteil aufwertet.

Gleichzeitig schufen die Planer mit

ihr einen vielfältigen Lebensraum für Tiere

und Pflanzen. Bei der Neugestaltung der

Grünfläche setzten die Planer auf Offenheit,

Ökologie sowie Vielfalt – diese Eigenschaften

machen die Parkanlage zu einer komplementären

Bereicherung für den Bezirk.

Geht es um die Grünraumplanung in Städten,

stellt sich die Frage, wie die Disziplin

die Anforderungen an die heutige und zukünftige

Ortsplanung meistert. Architekten

sind mehr denn je gefragt, interdisziplinär

zu agieren, um individuelle und ausgewogene

Lösungsansätze zu schaffen. •

Die Landschaftsplanung der Zukunft

Junge Siedlungen stehen mittlerweile ganz

im Zeichen der Natur. Und das gilt nicht nur

für Projekte in den Außenbezirken. Auch innerstädtische

Gebiete werden im Zuge von

Meifeng Community Park, Guangdong, China

© Ruihua Liang


9

Magazin

für Nachhaltigkeit und Ökonomie

für Nachhaltigkeit und Ökonomie

Deutsches

Institut

GESICHERTE

NACHHALTIGKEIT

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NEUTRAL

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PRÜFSIEGEL 2022

Investition in die

Zukunft

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architektur FACHMAGAZIN

10

Magazin

Alles auf Schiene

In Kooperation mit dem National Trust verwandelten Twelve Architects das stillgelegte

Castlefield-Eisenbahnviadukt im Herzen von Manchester in einen öffentlichen

Park. Er soll dem denkmalgeschützten Wahrzeichen der Stadt neues Leben

einhauchen, sowohl Bewohner als auch Touristen anziehen und als partizipatives

Pilotprojekt die Bevölkerung in die Revitalisierung des historischen Bauwerks

miteinbeziehen.

Text: Edina Obermoser Fotos: David Bewick / Twelve Architects

Die im viktorianischen Stil gestaltete Güterzugtrasse

verkörpert ein Stück des kulturellen Erbes der Industriestadt.

Während man über das Viadukt einst Waren

in die Stadt hinein und hinaus transportierte, wurde

es seit der Schließung des Hauptbahnhofs Manchester

1969 nicht mehr genutzt. Verantwortlich für das

Sanierungs- und Umnutzungsprojekt zeichnete der

für Denkmalpflege und Naturschutz zuständige National

Trust. Im ersten Schritt konzipierte man den Park

lediglich als temporäre Maßnahme. In weiterer Folge

sollen dann die Nutzer über seine Zukunft entscheiden:

Sie haben ein Jahr lang die Möglichkeit, den urbanen

Grünraum zu testen, Anregungen für die Umsetzung

der zweiten Phase zu liefern und sich so in

die dauerhafte Erneuerung der Trasse einzubringen.


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11

Magazin

Der Ausgangsentwurf für den Park stammt vom britischen

Büro Twelve Architects. Dieses entwickelte

ein modernes Konzept, welches die Originalstruktur

aus Gusseisen und Stahl saniert und neu bespielt. Bei

der konstruktiven Adaptierung des Castlefield-Viadukts

bekamen die Londoner Planer Unterstützung

von den Experten von Arup. Wo in den letzten Jahren

unkontrolliert Büsche und Sträucher auf der verwitterten

Brücke wucherten, gibt es nun drei verschiedene

Zonen. Ein Ankunftsbereich empfängt Parkbesucher

mit einem Kiosk und Sitzgelegenheiten. Von

dort aus kann die öffentliche Grünfläche auf eigene

Faust oder mit einer geführten Tour erkundet werden.

Der eigentliche Park versteckt sich hinter einer

Hecke, die als grüner Vorhang dient und neugierig

machen soll. Im mittleren Abschnitt steht – abgesehen

von minimalen Eingriffen – die Trag struktur der

Eisenbahntrasse im Mittelpunkt. Nutzer werden hier

eingeladen, sich künftige Gestaltungsmöglichkeiten

vorzustellen. Die letzte Etappe stellt ein potenzielles

Nutzungsszenario des Viadukts vor. Große Pflanztröge

aus orange-rotem Cortenstahl setzen links und

rechts farbige Akzente und greifen die Optik der

angrenzenden Backsteinbauten auf. In ihnen wächst

ein üppiger Garten mit Pflanzen und Sträuchern.

Eine flexible Anbaufläche bietet Partnerorganisati-

onen Platz für wechselnde Installationen. Den Abschluss

bildet ein Veranstaltungsgebäude am Ende

des Parks. Durch seine große Verglasung überblickt

es den unberührten Teil des Eisenbahn viadukts.

Künftig soll die neu belebte Trasse nicht nur mehr

Natur in die Industriestadt bringen, sondern auch die

wichtigsten öffentlichen Orte und Grünflächen Manchesters

verbinden. Bleibt abzuwarten, wie sich der

Ort unter Berücksichtigung der Wünsche der Bevölkerung

noch verändert.

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12

Magazin


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13

Magazin

Mut zum Risiko

Was mit einem Grundstück inmitten des New Yorker Stadtteils Brooklyn tun,

das zwar gute 30 Meter tief, aber nur rund vier Meter breit ist? Am besten

etwas wagen und kreativ werden, so wie Karolina Czeczek und Adam Frampton

mit ihrem Team des ortsansässigen Architekturstudios Only If. Der Neubau

eines Einfamilienhauses schließt an eine bestehende Häuserzeile an und füllt

eine Baulücke zum Teil auf.

Text: Linda Pezzei Fotos: Iwan Baan, Naho Kubota

“Die Entdeckung dieses leerstehenden Grundstücks

in New York City war das Ergebnis einer sechsmonatigen

Suche nach unterschätzten, ungewöhnlichen

oder übrig gebliebenen Flächen, die zu Wohnraum

werden könnten. Als wir das leerstehende Grundstück

in Bedford-Stuyvesant fanden, wussten wir,

dass es Potenzial hatte, aber waren uns nicht sicher,

ob es im Rahmen des Bebauungsplans überhaupt

bebaut werden konnte. Wir mussten ein Risiko eingehen”,

so Frampton.

Obwohl ein Flächennutzungsbeschluss aus dem Jahr

1961 den Neubau von Wohngebäuden auf Grundstücken

von weniger als 18 Fuß Breite (rund 5,5 Meter)

in New York City generell verbietet, konnte in diesem

speziellen Fall eine Ausnahmeregelung erwirkt werden.

Als größte Gestaltungshindernisse empfanden

die Architekten im Zuge der Planung allerdings weniger

die begrenzte Grundstücksfläche als vielmehr

den Umgang mit dem Tageslicht und die interne

Erschließung. Die Bebauungsvorschriften diktierten

ohnehin das Volumen des Gebäudes, das hauptsächlich

in schwarzem Stuck ausgeführt wurde. Der Rest

der Fassade zur Straße und zum Hinterhof besteht

aus einer vorgehängten Glasfassade, die das Tageslicht

ins Innere leitet.

„Durch die großformatigen Fenster hat die Landschaft

eine unerwartete Präsenz im Inneren des Hauses.

Der Wechsel der Jahreszeiten, die Schatten, die

Farben und die Bewegung der Bäume lassen uns die

natürliche Umgebung in einer ansonsten dicht bebauten

Nachbarschaft sehr bewusst wahrnehmen”,

erklärt Czeczek die Vorzüge eines Konzepts, das

ohne innere Scherwände auskommt, da das Gebäude

an der vorderen und hinteren Fassade betreffend der

seitlichen Stabilität ausgesteift wurde. So konnte der

Rest der Räume offen und luftig gelassen werden –

ein extremer Gewinn bei nur 335 Zentimetern nutzbarer

Breite im Innenraum.

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14

Magazin

Anstelle von Wänden schafft ein Split-Level-System

räumliche Abgrenzungen zwischen den verschiedenen

Wohnfunktionen. Der vertikale Hohlraum innerhalb

der zentralen, perforierten Stahltreppe wurde

als Lichtschacht konzipiert, der – in der Mitte des

Volumens situiert – weiteres Tageslicht einbringt. Das

leicht über das Straßenniveau angehobene Erdgeschoss

umfasst einen offenen Raum zum Wohnen, Essen

und Kochen und öffnet sich im hinteren Teil über

eine überdimensionale Glasschwenktür zum Hinterhof.

Im Obergeschoss befinden sich auf verschiedenen

Ebenen zwei Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer,

das in ein drittes Schlafzimmer umgewandelt

werden könnte. Die Planung? Kein Problem: Die Architekten

waren in diesem Fall gleichsam die Bauherren.

Das Wagnis hat sich bezahlt gemacht: Das Narrow

House wurde als spezifische architektonische Lösung,

die auch Prototyp für die Thematik der Nachverdichtung

und eine Polemik über das Potenzial

für typologische Erfindungen in limitierten urbanen

Rest räumen ist, für den Mies Crown Hall Americas

Prize 2022 nominiert.


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15

Magazin

KALDEWEI DUSCHBODEN SUPERPLAN ZERO

Choreografien aus Präzision und Eleganz

SUPERPLAN ZERO aus Stahl-Emaille verbindet die Kraft des Stahls mit

der Schönheit der Glasoberfläche in einem Duschboden. Edel und voller

Anmut fügt er sich in die Gesamtkomposition des Raumes ein.

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architektur FACHMAGAZIN

16

Magazin

Urbanes Wohnen

im Grünen

Mit Selma am Park wächst das autofreie Stadtquartier auf dem Siemens äcker-

Areal in Wien Floridsdorf um drei neue Wohnbauten. Der Entwurf für die

65 Wohneinheiten mit insgesamt 5.100 m 2 Nutzfläche stammt von den spanischen

Arenas Basabe Palacios Arquitectos, die ihn in Kooperation mit dem vor Ort ansässigen

Büro Soyka-Silber-Soyka umsetzten. Wie auch die anderen Neubauten in

dem Viertel orientiert sich das Projekt an fünf Säulen.

Text: Edina Obermoser Fotos: Kurt Hoerbst

Für das 8 ha große Quartier wurde vorab im Zuge

eines kollaborativen Prozesses von den verschiedenen

Akteuren ein gemeinsamer Qualitätenkatalog

entwickelt. Das bauliche Trio fügt sich am Rande der

Siemensäcker ein und setzt sich aus L-förmig angeordneten

Blöcken zusammen. Mit drei verschiedenen

Größen sowie den dazwischenliegenden Freiflächen

nehmen sie Bezug auf die Topografie des Grund-

stücks und die Maßstäbe der Umgebung. Während

der östliche Baukörper mit seinen sechs Geschossen

die Höhe der anderen Wohnkomplexe auf dem Areal

aufgreift, passen sich die beiden anderen, niedrigeren

Volumen der kleinteiligen Nachbarbebauung in

westlicher Richtung an. Vor- und Rücksprünge sowie

auskragende Balkone lockern die Ansichten der

schlichten Quader auf.


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17

Magazin

Als Hauptfortbewegungsmittel des Stadtquartiers

gilt das Fahrrad. Gemäß den kollektiven Richtlinien

des Masterplans unterstützen auch die Außenflächen

von Selma am Park die Erschließung auf zwei

Rädern und nutzen das bewegte Gelände mit großen

Sammelgaragen in der Sockelzone bestmöglich aus.

In allen drei Trakten gibt es Gemeinschaftsbereiche

wie Küchen, Sonnenterrassen und Spielplätze, die

das Miteinander in den Vordergrund rücken. Jede

der 65 Wohnungen erhält mit Balkon, Veranda, Terrasse

oder Garten außerdem einen privaten Freibereich.

Dieser geht dank der dazwischenliegenden,

abwechslungsreich gestalteten Grünräume teils fließend

in die öffentlichen Zonen über. In den Gartenund

Außenflächen wählte man ausschließlich heimische

Pflanzen und Bäume. Alle Einheiten sind zudem

jeweils rund um einen versorgenden Kern organisiert.

Die nach außen gerichteten Wohnräume garantieren

den ganzen Tag über maximalen Tageslichteinfall.

Als letztes von fünf Kriterien sollte die Wahl regionaler

Materialien für die Nachhaltigkeit des neuen

Siemensäcker-Areals sorgen. Dafür kombinierte

das Planerteam aus Madrid ein Betontragwerk mit

Holzakzenten aus Lärche. Der Naturwerkstoff akzentuiert

in Form von Fensterläden die Fassaden und

kleidet die Ansichten der Einschnitte in der schlichten

Kubatur. Auch beim Innenausbau kam Holz zum

Einsatz. Dort verleiht es den Räumen eine gemütliche

Atmosphäre und rundet das Neubau-Trio Selma am

Park so dezent und stimmig ab.


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18

Magazin

Am Yachthafen

Direkt am Handelskai zu wohnen, bedeutete bislang vor allem den Ausblick auf

eine mehrspurige Straße und die dahinter liegende Eisenbahntrasse. Dass sich

direkt hinter diesen beiden Verkehrswegen ein attraktiver Yachthafen befindet

und sowohl die Naherholungsgebiete Wiener Prater und Donauinsel als auch die

Wiener Innenstadt fußläufig erreichbar sind, gerät dabei oft in Vergessenheit. Der

2022 fertiggestellte Marina Tower wird der perfekten Lage nun mit einem hochwertigen

Wohnbauprojekt mit Weitblick gerecht.

Text: Heidrun Schwinger Fotos: pierer.net


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Zechner & Zechner Architekten entwickelten für die

BUWOG Group ein zweiteiliges Hochhaus mit 521

hochwertig bis luxuriös ausgestatteten Wohneinheiten.

Diese befinden sich in zwei Wohntürmen, wobei

der höhere, „High Rise“, 41 Stockwerke auf gesamt 138

Metern misst und beeindruckende Ausblicke auf Donau

und Prater eröffnet. Der zweite, „Low Rise“, bietet

zudem über eine einladende Dachterrasse inklusive

Spielplatz einen großflächigen Freiraum, ebenfalls

mit traumhaftem Ausblick. Gemeinsam umfassen sie,

exklusive der zahlreichen Außenbereiche, eine Nutzfläche

von 39.500 m². Vor den Wohntürmen befindet

sich das ebenfalls neu errichtete „Marina Deck“, eine

großflächige Überplattung des Handelskais und der

Eisenbahntrasse, die den Wohnbau und mit ihm auch

die umliegenden Teile des 2. Wiener Gemeindebezirk

direkt mit dem Marina Yachthafen verbindet.

Das „Marina Deck“ fungiert als barrierefreier, öffentlicher

Zugang für Fußgänger und Radfahrer aus dem

Grätzel direkt an das Donauufer, das somit endlich

auch seinem Potenzial als naturnaher Erholungsraum

gerecht werden kann. Die beiden Bauteile des

„Marina Tower“ sitzen auf einem gemeinsamen Sockel,

der zur stadtseitigen Straßenfront eine mehrgeschossige

Arkade ausbildet. Ein zentrales, mit

Glas gedecktes Atrium erschließt die Haupteingänge

in das Gebäude und in weiterer Folge auch eine

Freitreppe zum „Marina Deck“. Auf derselben Ebene

sind zahlreiche Freizeit- und Erholungseinrichtungen

sowie vielseitige Einkaufsmöglichkeiten untergebracht,

vom Nahversorger über diverse Shops

und Gastronomiebetriebe bis hin zu Fitnesscenter

und Kindergarten ist an alles gedacht.

Eine U-Bahn-Haltestelle direkt vor der Haustür des

„High Rise“ Towers sorgt für eine optimale Verkehrsanbindung.

Die im städtischen Wohnbau obligaten

Stellplätze in den drei Untergeschossen werden

durch große Fahrradgaragen sowie einen Car- und

Bikesharing-Stützpunkt komplettiert. Somit fällt es

leicht, auf den eigenen PKW zu verzichten.

Passend dazu setzt das nachhaltige Gebäudekonzept

auf die Nutzung regenerativer Energiequellen in

Form von Geothermie für Heizung und Kühlung sowie

auf eine gut gedämmte Gebäudehülle. Diese ist mit

hinterlüfteten Faserzementplatten verkleidet Die im

Kontrast zu der dunklen Gebäudehülle weiß gestaltete

Balkon-Loggienstruktur ist aus thermisch getrennten

Betonfertigteilen vorgehängt. Über mehrgeschossige,

begrünte Atrien fällt natürliches Licht bis in den

innenliegenden Erschließungskern. Raumhohe Fenstertüren

gewährleisten zudem eine optimale natürliche

Belichtung der Wohnungen. Diese sind auf Grund

der Konstruktion des Turms mit tragendem Kern und

tragender Außenwand in ihrem jeweiligen Grundriss

flexibel konfigurierbar, sind teilweise als zweigeschossige

Maisonette mit interner Treppe organisiert

und differieren in ihrer Größe von 45 bis 305 m².

19

| MT12-02G |

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ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und

industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia,

Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und

integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware

TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle

Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation

bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und

Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt

die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung

aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die

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architektur FACHMAGAZIN

20

Öffentlicher Raum

Der öffentliche Raum:

inklusives Luxusgut aller

Mark Neuner von Mostlikely im Interview

Interview: Linda Pezzei

Mostlikely ist ein interdisziplinäres Büro, das in den

Bereichen Architektur, Design und Research arbeitet.

Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen großmaßstäbliche

Masterpläne, öffentliche Räume, Gebäude und Installationen.

Die enge Verzahnung von gebauten Projekten

mit angewandter Forschung zeigt sich in spezifischen

Arbeitsformaten, die in enger Kooperation mit Universitäten,

Architekturinstitutionen und der österreichischen

Holzindustrie weiterentwickelt werden. Die Arbeiten

von Mostlikely wurden mehrfach auf nationalen und internationalen

Biennalen für Architektur ausgestellt und

anhand von Workshops, Vorträgen und Publikationen

einem größeren Publikum vermittelt.

Mark Neuner befasst sich gemeinsam mit seinem

Team bereits seit einem Jahrzehnt damit, wie sich

unsere Umgebung in Bezug auf Architektur, Teilhabe

und innovative Formen des Zusammenlebens

nachhaltig gestalten lässt. Die Plattform Mostlikely

funktioniert in diesem Zusammenhang einerseits

als klassisches Architekturbüro und andererseits im

Rahmen der Arbeitsmethode SUDDEN WORKSHOP

als interaktives Kollektiv, das sich den öffentlichen

Raum zurückerobert und im Sinne aller bespielt und

gestaltet. Dabei geht es den Visionären darum, Ideen

zu gemeinschaftlich genutzten Stadträumen in Form

von temporären Prototypen in offenen Bauaktionen

zu realisieren und für eine kurze Zeit zu betreiben.

Diese Erfahrungen und Ideen fließen wiederum in

das COMMON SPACE Projekt ein und werden zu

Strategien verdichtet, um diese langfristig auf unsere

Städte anzuwenden. Das Ziel ist eine offene Stadt, die

allen gehört – in der Synergien und Kooperationen

mit persönlicher Entfaltung und Selbstbestimmung

einhergehen. Als Gründungsmitglied des TEAM

WIEN, einem Zusammenschluss von jungen Designschaffenden

aus der österreichischen Hauptstadt,

legen Mostlikely entsprechend Wert darauf, kritische

Fragen öffentlich zu diskutieren und dadurch Grenzen

zu überwinden und Veränderungen anzustoßen.

Mark Neuner gibt im Interview Einblicke an die Herangehensweise

und zeigt neue spannende Wege für

die Zukunft unserer Städte auf.

© mostlikely / studiomato


www.architektur-online.com

21

Mostlikely

© Mostlikely Design

plaudereckn

Park macht Platz

© Mostlikely Architecture

Mit Mostlikely haben Sie eine Plattform geschaffen,

die Architektur, Design und Forschung verbindet

und entsprechend vielseitigen Output produziert –

was haben die Projekte dabei immer gemein?

Wir haben uns auch die Frage gestellt, ob es in unseren

Projekten – oder besser gesagt in unserer Herangehensweise

– eine Gemeinsamkeit gibt. Uns war

es wichtig, darauf eine Antwort zu formulieren, damit

wir diese Erfahrungen als Potenzial von Anfang an

in unsere Projekte integrieren können. Dabei ist es

uns immer wichtig, einen vielfältigen Prozess aufzuspannen,

damit wir mit möglichst viel Expertise und

zukünftigen Stakeholdern in einem interdisziplinären

Team arbeiten können. Diese Herangehensweise bezeichnen

wir als Co-Creation. Einen zweiten wichtigen

Ansatz für unsere Projekte im öffentlichen Raum

bildet unser COMMON SPACE Stadtmodel. Dieses

liefert Ansätze für die Herausforderungen und Chancen

unserer Zeit, um unsere Städte resilient für die

Zukunft zu gestalten. Architektur muss gemeinsam

mit sozialen, digitalen und ökologischen Innovationen

weiterentwickelt werden. Die Common Spaces

erweitern die bestehende Stadt mit neuen, öffentlichen

Typologien und bieten offene Nutzungsmöglichkeiten,

die uns unterstützen, einen nachhaltigen

Lebensstil zu etablieren. Die dritte Gemeinsamkeit

bildet unser Streben nach einer zirkulären Architektur

im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Bei dieser geht

es nicht nur darum, ökologisch zu bauen, sondern

sortenrein zu planen und Bauteile und Materialien

wiederzuverwenden. Man fängt die Gebäude vom

Rückbau an zu konzipieren. Oft gehen damit höhere

Preise einher, weshalb es uns nicht immer gelingt,

Bauherr:innen davon zu überzeugen. Aber es geht

darum, ein Umdenken anzuregen und Lösungen

dafür aufzuzeigen. Diese drei Ansätze haben wir zu

Leitfäden verdichtet und auf unserer Homepage offen

zugänglich gemacht.

Was verstehen Sie persönlich unter öffentlichem

Raum und welche Gestaltungsmöglichkeiten hat man

als Architekt (im besten Falle)?

Wenn wir unsere Wohnungen verlassen, nehmen wir

meist nur den Abstand zwischen den Häusern und

Straßen und ein paar Plätze dazwischen als öffentlichen

Raum wahr. Dieser sollte in meinen Augen

aber mehr bieten, zur Interaktion anregen. Dabei

muss öffentlicher Raum nicht unbedingt nur außen

stattfinden, es kann sich auch um eine Werkstatt,

ein Schwimmbad, einen Marktplatz oder Ähnliches

handeln. Anstatt dass jeder seinen Privatraum nur

für sich nutzt, wäre es schöner, wenn halböffentliche

Räume für alle zur Verfügung stünden. Im Rahmen

des COMMON SPACE MODELS sehen wir die Stadt

als öffentliche Ressource. Wir filtern heraus, welche

Räume ungenutzt bleiben und wie man diese neu organisieren,

neue Typologien schaffen kann, um letztlich

einen inklusiven Luxus für alle zu schaffen. Die

Digitalisierung verstehen wir in diesem Zusammenhang

als Chance, Räume zu erschließen und Verantwortung

zu teilen.

Warum befassen Sie sich gerne mit der Konzeption

von öffentlichen Räumen und inwiefern ist das für

unsere Gesellschaft wichtig und relevant?

Das Thema liegt mir sehr am Herzen, weil es unser

tägliches Zusammenleben beeinflusst. Aktuell ist öffentlicher

Raum auch einem enormen Druck ausgesetzt:

Die meisten Städte wachsen rasant. Dadurch

entstehen eine zunehmende Verdichtung und Verringerung

unseres persönlichen Raums. Das enge Zusammenleben

in Städten bietet aber auch ein enormes

Potenzial: Nicht jeder einzelne muss sich sein

exklusives Raumangebot selbst schaffen, dieses ausstatten,

warten und finanzieren. Dank technischer

Innovationen, aber auch einer Veränderung unseres

Blickwinkels, können wir uns diese Räume auch teilen

und umso höherwertiger gestalten und ausstatten.

Stadt wird so zur gemeinsamen Ressource, die vielfältige

Nutzungsangebote bereithält und uns in der

persönlichen Entfaltung fördert.

u


architektur FACHMAGAZIN

22

Öffentlicher Raum

SUNKEN CITY/DONAUVERSUM - Promenade

Wie wichtig wird das Projekt SUNKEN CITY/

DONAUVERSUM für den öffentlichen Freizeitraum

der Stadt Wien?

Einerseits konnten wir eine Menge an Aspekten, die

wir in jahrelangem Prototyping erforscht haben, in

den Masterplan einfließen lassen, andererseits durften

wir in einem sehr interessanten Projektteam und

in Kooperation mit vielen verschiedenen Partnern

tätig sein. Zu Beginn ging es darum, ein Nutzungsoder

Gestaltungskonzept zu entwickeln – bei Mostlikely

denken wir allerdings gesamtheitlich und unterscheiden

nicht zwischen Nutzung und Gestaltung.

So haben wir als interdisziplinär aufgestelltes Team

im ersten Schritt ein Nutzungskonzept entwickelt,

das aus drei Bereichen – SPORT, ARBEITEN sowie

KULTUR&BADEN – besteht, wobei jeder Teilbereich

ein eigenes Zentrum bildet. Sämtliche Angebote sind

jederzeit öffentlich zugänglich und können zum Teil

auch online reserviert werden. Bei der Konzeption

unserer öffentlichen Räume geht es nicht nur um das

Zonieren, sondern auch um die Betreuung und Pflege

der Bereiche – andernfalls bleiben uns nur unzerstörbare,

statische und sterile Orte, die wenig Raum zur

eigenen Entfaltung lassen.

Was ist an dem Ansatz besonders neuartig und

(warum) braucht Wien überhaupt neue Konzepte?

Ein wichtiger Ansatz bei unserem COMMON SPACE

MODEL ist die frühe Involvierung zukünftiger Betreiber:innen

und Nutzergruppen in der Konzeptionsphase.

So können wir die grundlegenden Prinzipien

für die spätere Fürsorge und Pflege der entstehenden

Nutzungsangebote erarbeiten. Eine wichtige Frage

dabei ist, was es an Organisation und Design bedarf,

dass ein so gedachter öffentlicher Raum nachhaltig

funktioniert. Wenn unsere öffentlichen Räume nicht

mehr unzerstörbar, fest montiert und dadurch extrem

reduziert in der Nutzung sein müssen, eröffnen

sich neue Gestaltungsmöglichkeiten. Dies sind eben

vielfältige und offene Nutzungsangebote, eine hochwertige

Ausstattung von öffentlichen Räumen, ein

digitales shared space Prinzip und innovative Betreibermodelle.

Wenn wir all diese Aspekte innerhalb des

DONAUVERSUM umsetzen können, erleben wir eine

neue Qualität an öffentlichem Raum. So wie Wien bereits

in der Zwischenkriegszeit das Fundament für

einen erfolgreichen Wohnbau gelegt hat, so kann die

Stadt Wien auch den öffentlichen Raum betreffend

eine Vorreiterrolle übernehmen.

© Mostlikely Architecture

SUNKEN CITY/DONAUVERSUM - Badezone


www.architektur-online.com

23

Mostlikely

© Mostlikely Architecture

Welche Rolle spielen Materialität und Bepflanzungen

für Mostlikely im Zuge der Gestaltung von öffentlichen

Räumen?

In der Wettbewerbsphase des SUNKEN CITY/DO-

NAUVERSUM spielten Material und Grünräume noch

keine entscheidende Rolle, da die Definition der Nutzungsmöglichkeiten

hier Vorrang hatte. Bei der Ausarbeitung

dieses Konzepts liegt nun der Fokus stärker

auf der Materialität. Hierbei spielt aber auch das

Vorgefundene und dessen Wiederverwendung eine

große Rolle. Generell ist zirkulär gedachte Architektur

für uns immer ein Thema und an anderer Stelle

kann schon einmal das Material den Rahmen vorgeben.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kulturpavillon,

der im Rahmen des Kultursommers Semmering

entstanden ist. Da es sich dabei um eine temporäre

Struktur handelte, spielte die Wahl der Materialien

und deren Rückbaufähigkeit von Beginn an eine

große Rolle. Grünräume anzubieten, ist uns natürlich

immer wichtig, denn auch die Umgebung prägt die

Architektur. Wenn sie dürfte, könnte die Freiraumplanung

in Österreich sehr viel mehr erreichen. Hier

scheitert es oft an zu knappen Budgets, vielleicht

fehlt bei den Gemeinden auch mancherorts noch

das entsprechende Bewusstsein. Dabei geht es nicht

nur um die Optik – Verschattung und Kühlung sind

gerade in Zeiten der Energiekrise ein Thema, wenn

es darum geht, ohne viel Technik eine Verbesserung

des (Stadt-)Klimas zu erreichen.

Inwieweit kann die Gestaltung öffentlicher Räume zu

einer besseren Identifikation der Bewohner mit ihrer

Stadt führen?

Da kommt mir die Broken-Windows-Theorie in den

Sinn: Je weniger einladend oder gepflegt sich ein Ort

präsentiert, desto eher wird er zerstört. Ich denke,

Gestaltung und Schönheit ziehen Respekt und eine

Identifikation mit dem Ort nach sich und bringen die

Menschen eher dazu, ihr Umfeld zu pflegen. Bei dem

Projekt „Weitsicht Cobenzl“, welches wir in Kooperation

mit dem Berliner Büro Realarchitektur realisiert

haben, stellte die öffentliche Aussichtswarte eine besondere

Herausforderung betreffend Fragen der Haftung

und Zugänglichkeit dar. Zum Glück konnten wir

in einem langen Prozess zusammen mit der Stadt an

diesem Konzept festhalten, denn die Leute strömen

heute zu diesem Ort, um miteinander auf die Stadt

Wien zu schauen. Als Architekt kann man also auch

die entsprechenden Voraussetzungen schaffen, öffentliche

Räume für die Zukunft zu sichern, und kleine

liebgewordene Rituale für das tägliche Leben ermöglichen.

Ich empfinde das als große Bereicherung, darüber

nachdenken zu dürfen, wie wir einen schönen

Moment durch öffentlichen Raum schaffen können –

sei es der Blick auf den Sonnenuntergang oder das

Tanzen und Sport im Freien. All das ist auch jetzt

schon ein Thema für uns, wenn wir uns mit dem Konzept

für SUNKEN CITY/DONAUVERSUM befassen.

Was ist ein besonders gelungenes Gestaltungsbeispiel

von öffentlichem Raum und warum?

Für mich ist das die Donauinsel in ihrer Gesamtheit:

Die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes wurde

smart genutzt, um ein zentral gelegenes Freizeitareal

zu schaffen, das zum Glück nie bebaut wurde. Hier

liegt ein wesentliches Potenzial von Wien, das auch

Mitgrund für die hohe Lebensqualität der Stadt ist. •

www.mostlikely.at

Kulturpavillon Semmering

© Mostlikely Architecture


architektur FACHMAGAZIN

24

Verdichtung

Mind the Gap

Die zunehmende Urbanisierung, steigende Bodenpreise und eine stetig wachsende

Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Zentren unserer Metropolen

verlangen nach dem Ausloten neuer Wohnmöglichkeiten und innovativen architektonischen

Lösungsansätzen. Im Fokus: die Baulücke.

Text: Linda Pezzei

Die Verdichtung von urbanen Lebensräumen

steht bereits seit einiger Zeit im Fokus

von Städteplanern und Architekten. Unschön

klaffende Baulücken zu schließen,

bedeutet nicht nur potenziell bezahlbaren

Wohnraum zu schaffen, sondern auch ein

Stück Niemandsland wieder an den öffentlichen

Raum anzugliedern und die gesamte

Umgebung aufzuwerten. Effizienz und

Ästhetik spielen dabei eine ebenso große

Rolle wie Verständnis und Respekt für gewachsene

Strukturen und Proportionen.

Innovative Zwischennutzungsprojekte wie

Urban Gardening, Pop Ups, Food Trucks,

Märkte, Installationen und mehr können

im Vorfeld dabei helfen, ungenutzte Poten-

ziale aufzudecken oder – wie im Falle des

Konzepts der Manifesto Markets in Prag –

bereits beplante Bauflächen als Zwischennutzung

heute der breiten Bevölkerung zugänglich

machen, bevor sie ab Baubeginn

morgen an anderer Stelle zum Zusammenkommen

einladen.

Kein Wunder, dass die Baulücke per se ein

äußerst spannendes Spiel- und Handlungsfeld

für Entdecker, Architekten und Planer

darstellt. Begrenzung bedeutet eben oftmals

auch kreative Entfaltung, sodass “aus

der Not heraus” andernorts undenkbare

Lösungsansätze plötzlich völlig logisch

und konsequent erscheinen. In der konkreten

Umsetzung braucht es dafür aber

ebenso aufgeschlossene Bauherren und Investoren,

die diese Chancen erkennen und

nutzen möchten. Dabei weiß die Baulücke

mit einigen schlagenden Argumenten zu

überzeugen: Die Grundstücke liegen an einer

bereits bebauten Straße zwischen benachbarten

bebauten Grundstücken und

können sofort oder zeitnah bebaut werden.

Erschließungseinrichtungen sind zudem

bereits vorhanden oder ohne größeren Aufwand

zu realisieren – was die Baulücke im

Vergleich zum klassischen Neubau deutlich

günstiger macht.

Aus gestalterischer Sicht spannend ist auch

das umgebende Ensemble, das zum Einen

auf das einzufügende Objekt ausstrahlt,

zum Anderen ebenso von dem Schluss der

Lücke geprägt werden wird. Hier kann es, je

nach städtebaulichen Vorgaben und künstlerischer

Interpretation, zwei mögliche Antworten

geben: Anbiederung oder Abgrenzung

– wobei beide Varianten ihr Für und

Wider haben. Zahlreiche Beispiele rund um

die Welt zeigen, wie vielfältig, smart und inspirierend

mit Baulücken umgegangen werden

kann und warum es sich lohnt, weiter

darüber nachzudenken, wie sich auch der

engste Schlurf, der verwinkeltste Hof oder

die kleinste Parzelle aus dem Dornröschenschlaf

erwecken lassen könnten.


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25

Die Baulücke

CARRER DE LA DEPUTACIÓ |

Barcelona, Spanien

Heim Balp Architekten nutzten in Kooperation mit

Derryk Dettinger Arquitecte ein lediglich siebeneinhalb

Meter breites und 28 Meter tiefes Grundstück

einer Baulücke an der Plaza de Toros in Barcelonas

Stadtteil Eixample auf den Millimeter aus, um dort

ein Apartmenthaus inklusive gemeinschaftlich genutzter

Strukturen zu realisieren. Die Fassade ist

geprägt von einem Gerüst aus dunkelrot getünchten

vertikalen Stahlträgern mit zwischenliegendem, beweglichem

Sonnen- und Blendschutz in der gleichen

Farbgebung – eine Referenz an die roten Ziegel in

der Umgebung.

Hinter diesem semitransparenten Vorhang befinden

sich 25 möblierte Wohneinheiten in Form von Mikro-Apartments.

In den privaten Wohneinheiten wurde

ganz am Puls der Zeit an Platz gespart, um an anderer

Stelle entsprechend großzügige gemeinschaftlich

genutzte Angebote zur Verfügung stellen zu können:

Das Carrer de la Deputació umfasst eine geräumige

Küche mit Ess- und Arbeitsplätzen, einen Aufenthaltsbereich

sowie eine Dachterrasse mit Pool und

Blick über die Stadt. Als Ergebnis findet sich unter

den Bewohnern eine vielfältige soziale Gemeinschaft

wieder, die das “Unser” im Gegensatz zum “Meines”

in den Mittelpunkt ihres Wohnumfelds stellt.

„Die Herausforderung bestand darin, eine effiziente

Nutzung für eine so schmale Baulücke zu finden und

alle Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen.

Dies gelang durch den Einbau von zwei in sich verschachtelten

Treppenhäusern. Ein innenliegender

Patio mit einem Glasaufzug verleiht dem Innenraum

trotz des geringen Ausmaßes räumliche Qualität.“

Heim Balp Architekten

Fotos: Filippo Poli


architektur FACHMAGAZIN

26

Verdichtung

Fotos: Filip Šlapal

“Das architektonische Hauptkonzept des Entwurfs

ist die Symbiose und emotionale Verschmelzung des

neuen Anbaus mit der bestehenden Gebäudestruktur,

jedoch mit einem zeitgenössischen, modernen

Ansatz und architektonischen Details, ohne dabei

historische Formen zu kopieren.”

IGLOO ARCHITECTS

HAUS IM INNENHOF |

Nové Město na Moravě, Tschechien

Den Geist des Ortes eines denkmalgeschützten historischen

Stadthauses und die Struktur der umgebenden

Bebauung erhalten und stärken und dabei

gleichzeitig erschwinglichen Wohnraum mit allen

Annehmlichkeiten schaffen – so das Briefing der

Bauherren für IGLOO ARCHITECTS, die dementsprechend

einen Erweiterungsbau in den Innenhof

des Bestandshauses setzten. In diesem Zuge sollten

auch Innen- und Außenraum mit Hof und Garten verbunden

werden. Eine Herausforderung in Anbetracht

des stark abfallenden Baugeländes.

Die Orientierung des Gebäudes nach innen richtet

sich nach der Qualität des Ortes, die aus der erhaltenen

historischen Struktur der Gebäude sowie

den Blickachsen auf die umliegenden Häuser, den

Kirchturm sowie die Schichtung der Dach- und Wandebenen

resultiert. Der Innenhof bietet Ruhe und

Privatsphäre und liegt dabei nur einen kurzen Fußmarsch

durch das Gebäude vom Stadtzentrum entfernt.

Ganz im Sinne der traditionellen Verwurzelung

des Bestands kamen vornehmlich lokal verwendete

Materialien wie Holz und Stahl, glatter, grau-weißer

Putz sowie Stein und Glas zum Einsatz. Die überwiegend

quadratisch ausgeführten Fensteröffnungen

wurden sorgfältig nur an den Stellen vorgesehen, an

denen sie wichtig und gerechtfertigt erschienen.


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27

Die Baulücke

DODGED HOUSE | Lissabon, Portugal

Wie der Name andeutet, versucht das Dodged House

von Daniel Zamarbide (bureau) und Leopold Banchini

einen Ist-Zustand in Lissabon zu umgehen, zu überlisten.

Denn die Krise, die Portugal vor zehn Jahren

heimsuchte, hat eine unglaubliche Dichte an verlassenen

Räumen hervorgebracht. Baulücken in einem

übertragenen Sinne, eine Landschaft geschlossener

Gebäude mit undurchsichtigen Fassaden, leer und

verlassen, in Erwartung besserer Zeiten vorübergehend

im Licht der Sonne erstarrt. Dank eines sensiblen

und kultivierten Ansatzes der portugiesischen

Architekten vor Ort lösen sich mehr und mehr dieser

“baulichen Lücken” aus ihrer Starre und treiben den

rasanten Aufschwung vor Ort in Instagram-Manier

stetig voran.

Das Dodged House setzt in seiner architektonischen

Gestaltung auf Raum, Leere und Innenvolumen – sozusagen

die Effizienz der Landnutzung verweigernd.

Von dem 94 qm großen Grundstück sind nur 40 bebaut.

Dadurch wiederum ergibt sich eine Vielfalt von

Innen- und Außenräumen, die sich in einen Innenhof

erstrecken und die engen Räumlichkeiten umso luftiger

und heller erscheinen lassen. Obwohl im Inneren

herausragend, opulent und formgewandt ausformuliert,

fügt sich die Fassade des Hauses beinahe

schüchtern und zurückhaltend in den Straßenzug

ein, bleibt dabei undurchdringlich.

“Offensichtlich reagiert das Projekt auf die Komplexität

der funktionalen Anforderungen, die das Haus in

eine „Wohnmaschine“ verwandelt haben, und spielt

ganz bewusst mit der Geschichte des Modernismus

und seiner bewohnbaren Typologien. Obwohl das

Gebäude komplex erscheinen mag, ist es doch recht

einfach in seiner Art, den Raum zu besetzen und das

Programm in ein kleines Grundstück zu packen.”

Daniel Zamarbide und Leopold Banchini

Fotos: Dylan Perrenoud


architektur FACHMAGAZIN

28

Verdichtung

INFILL HOUSE & OFFICE |

Darlinghurst, Australien

RAAarchitects verwandelten einen ehemaligen, nur

27 qm großen Stellplatz für ein Auto in den Baugrund

für ein neues Wohnhaus, das über einen winzigen,

mit goldenen und weißen Mosaikfliesen verkleideten

gemeinsamen Innenhof mit dem bestehenden Bürogebäude

verbunden ist. Während der Parkplatz beibehalten

wurde, befinden sich darüber nun drei Etagen,

die den Schlaf- und Badbereich, eine Koch- und

Essebene sowie im obersten Stockwerk eine Lounge

inklusive Außenterrasse mit Blick über die Stadt umfassen.

Das visuelle und räumliche Herzstück des Entwurfs

ist die lasergeschnittene Stahlblechtreppe, die auf

so wenig Platz wie möglich über ein Außen- und

zwei Innengeschosse nach oben führt. Die blauen

Mosaikfliesen an der Gassenfassade verweisen auf

die Geschichte des Gebäudes als renommiertes Spa

und Sauna in der Blütezeit der Oxford Street in den

1980er und 1990er Jahren. Und tatsächlich scheinen

bei genauerer Betrachtung kleine Bläschen aus der

Tiefe der Fassade emporzusteigen, um in Richtung

“Wasseroberfläche” zu zerplatzen und in einem tiefen

Blau zu zerfließen.

Fotos: Brett Boardman

“Wir erwarten, dass das Gebäude die Umwandlung

weiterer ungenutzter „Dienstleistungszonen“ in der

Gegend anregen wird, um aktive und lebendige Gassenzonen

zu schaffen.”

RAAarchitects


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29

Die Baulücke

LOVE2 HOUSE | Tokio, Japan

TAKESHI HOSAKA ARCHITECTS schufen auf einer Fläche von nur 18.84 m 2

im Zentrum von Tokio das neue Zuhause eines Paares, das dort trotz des geringen

Flächenangebots auf nichts verzichten muss. Der Entwurf zelebriert

scheinbar entgegen der urbanen Lage das Leben in und mit der natürlichen

Umgebung. Zwei Oberlichter leiten das direkte Licht von Sonne und Mond

in den Innenraum, auf der als Wohnraum gedachten Außenterrasse wird der

Wechsel der Jahreszeiten an heißen, kalten, sonnigen, regnerischen und verschneiten

Tagen sinnlich erlebbar.

Die Bewohner verstehen ihr Zuhause nicht als Minimierung, sondern als Maximierung

des Überflusses auf kleinstem Raum: Überall im Haus sind gesammelte

Schallplatten und Bücher aufgereiht, der Kräutergarten ist vom Esstisch aus

zum Greifen nah. Innen und außen verschmelzen scheinbar, jeder Zentimeter

ist sinnvoll genutzt und dennoch bietet das LOVE2 HOUSE mehr Freiraum als

so manche überdimensionierte Villa auf der grünen Wiese.

Fotos: Koji Fujii

“Eine Herausforderung bestand darin, dass Fahrzeuge

die Straße vor dem Gebäude nicht befahren

konnten und alle Baumaterialien von Hand getragen

werden mussten. Für den Beton wurde ein 50 Meter

langes Eisenrohr vorbereitet, durch das der Beton

gepumpt wurde.”

TAKESHI HOSAKA ARCHITECTS


architektur FACHMAGAZIN

30

Verdichtung

Keramische

Landmarke

Ilot Queyries / Bordeaux / MVRDV

Text: Edina Obermoser Fotos: Ossip van Duivenbode

Mit Ilot Queyries komplettierte MVRDV einen skulpturalen

Wohnkomplex in Bordeaux. Rund um einen

gemeinsamen Innenhof mit weitläufigen Grünräumen

konzipierte ihn das Planerteam als Block mit fast intimer

Kleinteiligkeit und einer innovativen Keramikhülle.

Das Projekt ergänzt die Stadt im Südwesten Frankreichs

um 308 neue Wohnungen, davon 163 Sozialwohnungen,

Gewerbeflächen und ein Restaurant auf dem

Dach mit spektakulärer Aussicht.


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31

MVRDV

Direkt am namensgebenden Quai des Queyries befindet

sich der Wohnbau in La Bastide. Das Viertel

am rechten Ufer der Garonne ist bei Einwohnern und

Touristen gleichermaßen beliebt. Es lockt mit einem

Mix aus pulsierendem Nachtleben, revitalisierten Industriegebäuden,

einem gemischtem Kulturangebot,

dem botanischen Garten und dem Blick auf die historische

Altstadt von Bordeaux auf der anderen Seite

des Flusses. Das Projekt wurde in Kooperation mit

den lokalen Planern Flint realisiert. Es erstreckt sich

auf einem Areal mit rund 23.000 m² Fläche und ist Teil

eines neuen, vierteiligen Ensembles, welches MVRDV

gemeinsam mit JA Joubert Architecture – dem Büro

eines ehemaligen MVRDV-Mitarbeiters – plante. Und

damit nicht genug: Für die niederländischen Architekten

ist Ilot Queyries eine Art Testlauf. Sie entwickelten

bereits vor zehn Jahren einen Masterplan für das

angrenzende Stadtviertel Bastide Niel. Dieses soll mit

seinen 35 ha sukzessive urbanisiert und in ein neues

Wohnquartier für rund 3.500 Familien transformiert

werden. Büros, Geschäfte, Kultur- und Bildungseinrichtungen

sowie ein ausgedehntes Wegenetz für

Fußgänger und Radfahrer komplettieren das vorgesehene,

bunt gemischte Programm. Im Fokus steht

dabei, möglichst viele der bestehenden Kasernen, Lagerhallen

und Gleiskörper zu erhalten und ein dichtes,

aber auch nachhaltiges, dynamisches Umfeld für die

Bewohner zu schaffen.

u


architektur FACHMAGAZIN

32

Verdichtung

Nach dem Vorbild dieses städtebaulichen Konzepts

nutzt der Wohnkomplex die Grenzen des Grundstücks

maximal aus. Er setzt sich aus mehreren Volumen

unterschiedlicher Höhe zusammen, die sich in

ihrer Gestaltung jeweils an der unmittelbaren Nachbarschaft

orientieren. Das Ergebnis ist ein mäandernder

Baukörper, der sich im Südosten eingeschossig

an die niedrigeren Bestandsgebäude anpasst. In der

gegenüberliegenden Richtung wächst er bis auf neun

Stockwerke an und überblickt Fluss und Stadt. Zum

krönenden Abschluss wird hier ein verglastes Restaurant.

Der Wohnbau legt sich um einen 5.200 m 2

großen Innenhof. Dieser wird liebevoll gestaltet zum

Herzstück des Blocks und bietet den Mietern inmitten

der französischen Metropole Licht, Luft und

ein naturnahes Erlebnis. Auf 200 m Länge wachsen

auf der parkähnlichen Fläche üppige Gräser, Sträucher

und Bäume in kreisrunden Beeten. Dazwischen

schlängeln sich Wege, die zu den Hauseingängen,

Passagen und Portalen führen, durch die auch vorbeispazierende

Fußgänger einen Blick nach drinnen

werfen können. Der halböffentliche Grünraum befindet

sich eine Etage über dem Straßenniveau und verbirgt

so zugleich die unterirdischen Parkplätze.


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33

MVRDV

Die hell-schimmernden

Keramikfliesen kleiden rund

10.000 m 2 Fassaden- und

Dachfläche. Diese wird an

mehreren Stellen von großen

Portalen durchbrochen,

welche den Innenhof mit

dem umliegenden Stadtraum

verbinden.

Zum Hof hin sind die Fassaden höher, an der Außenseite

niedriger ausgeführt. Auch die Neigung der

Dächer variiert zwischen 15 und 45 Grad. Die Dachformen

wurden entsprechend des Masterplans für

Bastide Niel hinsichtlich Faktoren wie Belüftung, Tageslichteinfall

und Sonneneinstrahlung optimiert und

ergeben individuelle Wohnungstypen für verschiedene

Nutzergruppen. Jede der Einheiten verfügt zusätzlich

mit Balkon oder Loggia über einen privaten

Freibereich und bekommt täglich mindestens zwei

Stunden direktes Sonnenlicht. Während der Block im

Inneren eine fast intime Atmosphäre kreiert, vermittelt

er nach außen ein homogenes Erscheinungsbild.

Die zur Straße gerichteten Ansichten sind rundum in

profilierte Keramikfliesen gehüllt. Mit ihrem cremefarbenen

Ton ziehen sich diese bis auf die schrägen

Dächer weiter und machen den Bau zum Hingucker.

Die Fliesen fangen das Licht mit ihrer dreidimensionalen

Textur ein, zeichnen trotz der monochromen

Farbgebung lebendige Schattierungen auf die Wände

und verstärken den skulpturalen Charakter des

Komplexes. Darüber hinaus sorgt die helle Färbung

mit ihrem hohen Rückstrahlungsvermögen dafür,

dass die Sonne reflektiert und dem Effekt urbaner

Wärmeinseln entgegengewirkt wird.

u


architektur FACHMAGAZIN

34

Verdichtung

Laut Hersteller tragen die spezialangefertigten Fliesen

auch zur Nachhaltigkeit des Projekts bei: Dank

innovativer „Hytect“-Technologie sind die Oberflächen

selbstreinigend und garantieren einen langen

Lebenszyklus des Materials sowie geringe Wartungskosten.

Neben Schutz vor Verunreinigung, Moosbildung

und Witterung sollen die antibakteriellen Keramikfliesen

sogar Schadstoffe wie Stickoxid abbauen

und zu einer besseren Luftqualität beitragen.

Einen kräftigen Kontrast zur hellen Außenhaut bilden

die zum Innenhof gewandten Fassaden: Sie sind in

rotem Strukturputz ausgeführt, der sich bis in Einschnitte,

Durchbrüche und Portale fortsetzt und sich

seinen Weg nach draußen zu bahnen scheint. Auch

bei der Gestaltung des Parks griffen die Architekten

den roten Farbton wieder auf.

MVRDV selbst bezeichnen Ilot Queyries als eine

Art „Labor der modernen Stadt, die Intimität, Dichte,

Ökologie und Licht vereint“. Rund um die grüne,

gemeinschaftlich genutzte Parkfläche des Projekts

schufen sie trotz der enormen Größe einen facettenreichen,

nahezu intimen Wohnkomplex und zeigen

so, dass sich Verdichtung und hohe Wohnqualität

nicht ausschließen, sondern vielmehr perfekt ergänzen.

Außerdem bereichern die holländischen Planer

Bordeaux mit der innovativen Gebäudehülle nicht

nur um eine keramische Landmarke, sondern geben

mit der nachhaltigen Materialwahl gleichzeitig den

Startschuss für das Quartier Bastide Neil – und die

französische Stadt der Zukunft.


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MVRDV

Ilot Queyries

Bordeaux, Frankreich

Bauherr:

Planung:

Partnerarchitekten:

Landschaftsplanung:

Keramikfassade:

Grundstücksfläche: 23.000 m²

Planungsbeginn: 2011

Baubeginn: 2017

Fertigstellung: 2021

www.mvrdv.nl

Kaufman & Broad, ADIM

MVRDV

Flint

Sabine Haristoy

Agrob Buchtal

„Die Covid-19-Pandemie hat allen

vor Augen geführt, wie wertvoll wohnungsnahe

Freiräume sein können.

Ilot Queyries soll zeigen, dass solche

Annehmlichkeiten keine Kompromisse

erfordern. Das Gebäude schafft

enge und intime Wege und Straßen –

dank ausreichender Parkplätze ganz

ohne geparkte Autos. Gleichzeitig

verfügt jede Wohnung über einen

Balkon oder eine Loggia und der grüne

Park wird zu einer wunderbaren

Gemeinschaftseinrichtung.“

Winy Maas, MVRDV


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36

Verdichtung

Wohnraum

statt Parkplatz

Jaurès Petit / Paris / archi5

Text: Edina Obermoser Fotos: Sergio Grazia

Wo im 19. Arrondissement der französischen Hauptstadt

bis vor Kurzem über acht Geschosse verteilt

Autos abgestellt wurden, wohnen nun Menschen.

Der Auftrag für die Transformation des ehemaligen

Parkhauses in neuen Wohnraum stammt von der Wohnungsbaugesellschaft

Paris Habitat. Eine Hälfte des

Riegelbaus sanierten die Architekten Encore Hereux,

die andere ersetzte archi5 durch einen Sozialwohnungsbau

in Holzbauweise.

Unmittelbar gegenüber des Parc de la Vilette an der

Avenue Jean Jaurès gelegen, gibt die Straße dem

Projekt Jaurès Petit seinen Namen. Die Aufgabe bestand

darin, das urbane Grundstück im Inneren eines

Pariser Straßenblocks umzunutzen. In zwei separaten

Bauabschnitten galt es dafür, ein achtstöckiges

Parkhaus in ein gemeinsames Wohnbauprojekt mit

Geschäftsflächen im Sockelbereich umzuwandeln.

Im Mittelpunkt stand dabei, innerhalb des Blockrands

ein einheitliches Ensemble zwischen Alt und Neu zu

schaffen. Im Zuge des Wettbewerbs für die Umgestaltung

des Areals setzten sich zwei französische Büros

durch. Die Herangehensweise an das Projekt hätte

dabei nicht unterschiedlicher sein können: Während

man sich im südlichen Teil des Gebäudes für eine

Sanierung und Anpassung des Bestands entschied,

sollte die Nordhälfte abgerissen werden. Die lokalen

Architekten Encore Hereux revitalisierten die Betonstruktur

und verwandelten die einstige Abstellfläche

für Autos in 75 Eigentumswohnungen. Auf dem freigewordenen,

angrenzenden Platz entstand ein neuer

Sozialwohnungsbau in Holz mit 74 Einheiten. u


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37

archi5


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38

Verdichtung

Sowohl die zweistöckigen

Reihenhäuser als auch

die Querflügel und das

Dachgeschoss sind mit

Zinkblech verkleidet. Dieses

ergänzt die natürliche

Bauweise und komplettiert

das einheitliche

Erscheinungsbild in dem

Hinterhof.

Der soziale Wohnungsbau von archi5 besteht aus

zwei Baukörpern. Im Herzen des Blocks orientiert

sich das Hauptgebäude an der Kubatur des ehemaligen

Parkhauses. Es dockt direkt an den ertüchtigten

Bestand an und führt das Volumen fort. Der Neubau

in Holzbauweise umfasst sechs Etagen sowie ein

leicht zurückversetztes Dachgeschoss mit umlaufenden

Terrassenflächen. In westlicher Richtung schließen

außerdem zwei dreigeschossige Querflügel an.

Parallel zu dem zentralen Riegel verläuft entlang der

Grundstücksgrenze im Osten ein niedrigeres Nebengebäude.

Dieses ist zweigeschossig ausgeführt und

wirkt mit einer bewegten Trauflinie und leicht in der

Höhe versetzten Dächern wie ein Reihenhaus-Ensemble.

Eine natürliche Materialpalette mit Lärchenholz

und Zinkblech fasst die beiden Trakte einheitlich

zusammen, hebt sie aber trotzdem deutlich voneinander

ab. Mit den nachhaltigen Werkstoffen griffen

die Architekten zudem die Optik der Umgebung auf

und wählten eine ökologische Bauweise.


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archi5

Die Konstruktion des 13 m breiten Riegelbaus in der

Mitte beruht auf einer Tragstruktur aus Leimbindern.

Brettsperrholzdecken sorgen für die nötige Aussteifung.

Vor die – mit einer dunklen, vertikalen Holzlattung

verkleideten – Fassaden legt sich ein mächtiges

Holzraster. Mit Querschnitten von 20 x 30 cm tragen

die hellen Balken des Exoskeletts die vorgelagerten

Balkone. Darüber hinaus dienen sie als Schienen für

schmale, raumhohe Schiebeelemente aus Holz. Diese

schützen vor Einblicken und bieten den Bewohnern

in dem Innenhof ein gewisses Maß an Privatsphäre.

Zusätzlich verleihen die Läden dem Bau mit ihren

leicht schräg positionierten Latten eine gewisse Dynamik,

die auch beim Design der Zäune innerhalb des

Blocks aufgegriffen wurde. Schwarze Fensterrahmen,

Rollläden und Drahtgitter als Absturzsicherung komplettieren

die Außenhülle des sozialen Wohnbaus.

Bei der Gestaltung des Nebengebäudes fiel die Wahl

der Architekten aus Montreuil über der dunklen

Holzlattung im unteren Niveau auf Zink. Als Stehfalzdeckung

legen sich die leicht schimmernden Paneele

nicht nur auf die Dächer, sondern umhüllen auch das

gesamte Volumen im ersten Stock. Das Metall findet

sich im Haupthaus auch in den Ansichten des Dachgeschosses

und in den Flügelbauten wieder.

Rund um den neuen Wohnbau und die angrenzenden

Baukörper von Jaurès Petit entstehen in dem Straßenblock

großzügige Grünflächen. Sie fungieren als

gemeinschaftlich genutzter Kern und Herzstück des

Projekts. Gestaltet wurden die Außenräume von den

Pariser Landschaftsplanern vom Atelier Roberta. Vor

den Reihenhäuschen des seitlichen Trakts erinnern

kleine Rasenabschnitte an private Vorgärten. Zwischen

Gras, Pflanzen und Bäumen erschließt ein Wegesystem

sämtliche Volumen auf dem Areal.

In den beiden Neubauten entstehen auf ca. 4.800 m 2

Fläche 74 Appartements. Trotz verdichteter Bauweise

und innerstädtischer Lage legte das Planerteam

großen Wert darauf, direkt gegenüberliegende Nachbarn

zu vermeiden. Dank Ost-West-Ausrichtung sind

alle Wohnungen lichtdurchflutet und freundlich und

verfügen über vielfältige Blickbeziehungen nach

draußen. Die hellen Holzoberflächen der CLT-Decken

bleiben im Inneren unverkleidet und bringen gemeinsam

mit weißen Wänden und funktionalen Böden ein

hochwertiges Finish sowie Gemütlichkeit und Komfort

in den Sozialwohnungsbau.

u


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40

Verdichtung

Ein helles Exoskelett

prägt die Fassaden des

Hauptgebäudes. Als

Unterkonstruktion für

Balkone und Schiebeläden

legt es sich vor die Außenhülle,

lässt aber trotzdem

genügend Tageslicht in

die Innenräume.

Mit Jaurès Petit schaffte archi5 mitten in der französischen

Metropole den Spagat zwischen behutsamer

Integration und subtiler Inszenierung: Die

Architekten gliederten die Neubauten stimmig in die

Umgebung ein und machten sie trotzdem zum modernen

Hingucker. Das Ergebnis ist ein Pilotprojekt,

das Verdichtung, erschwingliches Wohnen und hohe

Lebensqualität geschickt kombiniert und zusätzlich

zum ökologischen Vorbild für künftige Umnutzungsvorhaben

in Paris wird. Bei sämtlichen Entwurfsentscheidungen

der Wohngebäude standen dabei

neben den Bewohnern von Anfang an die Themen

Langlebigkeit und Nachhaltigkeit im Fokus. Die Holzbauweise

verbessert die Wohnqualität im Inneren der

einzelnen Einheiten und macht den Sozialwohnungsbau

gleichzeitig zum passiven CO 2 -Speicher. Außerdem

erwies sich das Material – dank vorgefertigter

Module – im urbanen Kontext hinsichtlich seiner

kurzen Bauzeit und schadstoffarmen Montage als

großer Vorteil. So konnte Rücksicht auf die übrigen

Anwohner genommen werden, die sich den Block

künftig nicht mehr mit Autos, sondern mit den neuen

Eigentürmern und Mietern teilen.


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archi5

EG

Jaurès Petit

Paris, Frankreich

Bauherr:

Planung:

Statik:

TGA-Planung:

Landschaftsplanung:

Bauunternehmen:

Paris Habitat OPH

archi5

EVP

B52

Atelier Roberta

GTM & Arbonis

Grundstücksfläche: 10.276 m 2

Nutzfläche: 4.874 m 2

Planungsbeginn: Juni 2016

Fertigstellung: Sept. 2021

Baukosten:

11.9 Mio. € exkl. MwSt.

www.archi5.fr

„Wir gehen bei allen unseren Projekten vom Kontext aus.

Ort, Programm sowie soziale und kulturelle Aspekte werden

untersucht, analysiert und schließlich in Fragen umgewandelt.

Das Projekt stellt dann eine Antwort auf diese

Fragen dar. Dieser Ansatz spiegelt sich in der Nutzung,

den Räumen und der Wirkung auf die Umgebung eines

jeden Gebäudes wider. Er führt nicht nur zu einer Form,

sondern auch zum Sinn der Architektur, mit dem wir die

menschliche Umwelt verbessern wollen.“

archi5


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Verdichtung


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neri&hu

Das Phänomen

cheng-zhong-cun

Incision – Nantou City Guesthouse / Shenzhen, China / neri&hu

Text: Linda Pezzei Fotos: Chen Hao

Mit sehr viel Liebe zum Detail und dank einem feinen

Gespür für Materialien und Raumproportionen ist es

Neri&Hu gelungen, ein ehemaliges Wohnhaus im Herzen

des chinesischen Nantou City in ein einladendes und sich

zum Straßenraum hin öffnendes Gästehaus samt Restaurant

und Rooftop Bar zu verwandeln, dessen Innenleben

geprägt ist von den bestehenden rohen Strukturen und

einer Schichtung von verschiedenen Ebenen.

Wenn sich Relikte vorindustrieller Siedlungsstrukturen

inmitten einer scheinbar modernen Metro pole

wiederfinden, spricht man in China von „chengzhong-cun“

oder einem „Urban Village“. Ein Phänomen,

mit dem sich das interdisziplinär agierende

Büro für Architektur und Design Neri&Hu Design and

Research Office mit Sitz in Shanghai bei dem Projekt

Nantou City Guesthouse konfrontiert sah. Das

Briefing: Ein ehemaliges Wohngebäude im Herzen

von Shenzhen, einer wohlhabenden alten und von

einem rasanten Wachstum geprägten Stadt, sollte in

ein außergewöhnliches Gästehaus mit elf Zimmern

verwandelt werden – umgeben von einem trubeligen

Gewirr aus schmalen Wegen, belebten Plätzen und

plötzlichen Sackgassen.

Inspiriert von dem pulsierenden Leben in den Gassen

von Nantou City entwickelten Neri&Hu eine Designstrategie,

die den dörflichen Charakter der Umgebung

auch im Gästehaus selbst spürbar machen

sollte. Ein Kunstgriff: „urbane Einschnitte“, die einen

neuen öffentlichen Raum im Inneren des zuvor privaten

Wohnblocks schaffen und einen konkreten Dialog

zwischen Vergangenheit und Gegenwart ermöglichen.

Das Thema der Schichten und Ebenen spielt – auch

im Hinblick auf vorgefundene archäologische Relikte –

dabei eine besonders tragende Rolle und sorgt für ein

scheinbares Verwischen zwischen Innen- und Außen-,

privatem und öffentlichem Raum.

u


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Verdichtung

„Anstatt die Historie nur mittels oberflächlichen materiellen

Effekten zu imitieren, versucht das Projekt,

die Möglichkeiten einer bestimmten Art von Vergangenheit

auszuloten, die unsere heutige Kultur

beleben könnte“, so die Architekten, die im Rahmen

des Entwurfs eine eigene tektonische Sprache entwickelten,

die sich in einer leichten, membranartigen

Verkleidung als Hauptelement der Fassade sowie

schwereren, die Skyline kontrastierenden Monolithen

artikuliert. Das über dem Gebäude schwebende neue

Flachdach mit öffentlicher Terrasse eröffnet ein sich

stetig wandelndes Panorama auf das Straßenleben

tief unten sowie die behelfsmäßigen Gärten und

Gemüsefarmen entlang der zerklüfteten Skyline der

Stadt und spielt in der Gestaltung der Aufbauten mit

einer landestypischen Form von „Dachparasiten“,

die bei den raumbedürftigen Bewohnern der Dachgeschosse

äußerst begehrt sind. Es verbindet aber

auch das Straßengewirr der Stadt mit dem Luftraum

über Nantou und eröffnet somit eine neue (Erzähl-)

Ebene für den Betrachter.

Das Gebäude öffnet sich auf dem Straßenniveau

Passanten und Besuchern

gegenüber großzügig und einladend

und schafft eine direkte Anbindung an

das wuselige Wegenetz des Viertels.


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neri&hu

Als eine Interpretation der für Nantou typischen organischen

Bewegungsmuster der Bewohner, sind der

Zugang und die öffentlichen Bereiche des Gästehauses

so konzipiert, dass sie in das Netz der verschlungenen

Gassen vor Ort eingebunden sind und einer

Einladung von Nachbarn und Freunden in das private

Heim gleichen. Diese Geste der Öffnung verlagert

sich im Herz des Gebäudes entlang eines bestehenden

Treppenhauses von der Horizontalen in die Vertikale

und führt die Besucher vom Restaurant über

die Gästezimmer bis hinauf zu den öffentlich zugänglichen

Dachgärten. Einmal im Inneren angekommen

prallen Alt und Neu in jeder Ecke und jedem Winkel

gezielt aufeinander – eine Ode an die Ruinen der Vergangenheit

und eine Feier des heutigen Lebens.

„Einschnitte bedeuten nicht unbedingt, etwas zu zerstören,

sie können auch Neues schaffen – in diesem

Fall Raum und Bedeutung“, erklären die Architekten

den Schritt, die Urbanität bewusst in das Gebäude

miteinzubeziehen, „das wiederum macht seine private

Geschichte erst lesbar, das Bauwerk wird vollständig

in die Gezeiten der Stadt integriert und öffnet ein

neues Portal sowohl in die Vergangenheit als auch in

die alltägliche und doch einmalige Gegenwart.“ u


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Verdichtung


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neri&hu

Dieses Ansinnen spiegelt sich auch in der Wahl der

Materialien und Oberflächen wider: Die Außenhaut

ist geprägt von einem Neben- und Miteinander aus

Ortbeton, witterungsbeständigem Stahl, gewellten

und perforierten Edelstahlblechen, Marmor sowie

Klarglas – Materialien, die sich allesamt im Innenraum

wiederholen, wo sie noch durch Strukturglas, Terrazzo,

Mosaik, Sperrholz und Leinenstoffe ergänzt werden.

Was auf den ersten Blick nach viel klingt, ergibt

in seiner Gesamtheit vor Ort eine äußerst stimmige,

feine und elegante Komposition an Ebenen und

Schichten, die von außen wie innen filigran und anmutig

erscheint und den perfekten Kontrast zu den

bestehenden rohen Betonstrukturen bildet.

Die Räume sind allesamt in horizontaler wie vertikaler

Ebene offen und fließend gestaltet, geben dem Besucher

ganz intuitiv den Weg vor und laden zum Eintauchen

in Vergangenheit und Gegenwart ein, zum sinnlichen

Verweilen ohne einen Gedanken an Raum und

Zeit. Das im Erdgeschoss verortete, überhöht ausgebildete

Restaurant mit Rezeption ist über zwei sich

Über-Eck befindliche Eingänge zugänglich, die sich in

ihrer Wichtigkeit in nichts nachstehen und allein dem

umgebenden Wegenetz Rechnung tragen. Im ersten

Obergeschoss befindet sich ein Separee mit eigener

Küche, darüber die Gästezimmer und in der obersten

Etage eine Bar mit großzügiger Terrasse sowie den

in Metall gehüllten Monolithen, die öffentliche Räume

und Servicefunktionen beherbergen.

u


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48

Verdichtung

Das Thema der Öffnung

zur Umgebung hin wiederholt

sich ähnlich wie

im Erdgeschoss auch auf

der Dachterrasse, die zum

gemütlichen Beisammensein

und zum Weitblick

über die Dächer der Stadt

einlädt.

Auch die Möbel und Tischlerarbeiten fügen sich in

dieses Gesamtkunstwerk nahtlos ein, was sich in

kleinen Details manifestiert, die besonders bei den

Konstruktionselementen der Holzstühle und Servicemöbel

im Restaurant zutage treten. Die in das

großzügig geöffnete Treppenauge eingesetzte Stahltreppe

fungiert gleichermaßen als funktionales wie

skulpturales Objekt – und wieder treten Alt und Neu

in einen sichtbar gewordenen Dialog.

Farbige Nuancen, Holzmöbel, warmes Licht ausstrahlende

Akzentleuchten und feine Stoffe sorgen

trotz der rohen und harten Oberflächen in den Gästezimmern

für eine gemütliche Atmosphäre. Großzügige

Fensteröffnungen ermöglichen auch von den

Badezimmern aus den direkten Kontakt mit der Außenwelt

und eröffnen interessante Blickwinkel auf

die Enge des umgebenden „Urban Village“, wobei

verschiedene Ebenen an vorgelagerten transparenten

Strukturen stets das gewünschte Maß an Privatsphäre

garantieren.

Ohnehin findet jeder Gast im Nantou City Guesthouse

trotz der gelebten Offenheit und inszenierten

Interaktion auf Wunsch überraschend viel persönlichen

Freiraum und private Rückzugsorte – eine Qualität,

die paradoxerweise wiederum von der großzügigen

Öffnung der Räumlichkeiten herrührt. Ganz im

Sinne historischer wie moderner Metropolen, in denen

das Leben zwar laut, eng und lustig zugeht, wo

aber ein unsichtbares Geflecht aus Strukturen immer

wieder unverhoffte Nischen schafft und versteckte

Rückzugsorte eröffnet.


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neri&hu

EG OG 1

OG 5 OG 7

Incision | Nantou City Guesthouse

Nantou City, Shenzhen, China

Bauherr:

Planung:

Mitarbeiter:

Statik:

BGF: 1.370 m 2

Projektdauer: 2020 - 2021

Fertigstellung: Dezember 2021

www.neriandhu.com/en

Shenzhen Vanke Co., Ltd

Neri&Hu Design and Research Office

Lyndon Neri, Rossana Hu, Chris Chienchuan Chen,

Christine Chang, Sanif Xu, Bingxin Yang, Dian Wang,

Ningxin Cheng, Peter Ye, Bernardo

Taliani de Marchio, Cheng Jia, Xiaotang Tang,

Jieqi Li, Pengpeng Zheng, Eric Zhou, Yoki Yu,

Zhikang Wang, Tong Shu, Matthew Sung, Kany Liu,

July Huang, Lyuqitiao Wang

West Construction Shenzhen

„Eine kritische Auseinandersetzung mit den Besonderheiten

des Raumprogramms, des Ortes, der Funktion

und der Geschichte ist für die Realisierung einer

rigorosen Arbeit unerlässlich. Neri&Hu stützt sich

auf Forschung und verankert sein Ethos in der dynamischen

Interaktion von Erfahrung, Detail, Material,

Form und Licht, anstatt sich an einen formelhaften

Stil zu halten.“

Lyndon Neri & Rossana Hu

© Jiaxi Yang & Zhu Zhe


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Verdichtung

Vorstadttraum

in Champagner

OG HOUSE / Madrid / FRPO

Text: Linda Pezzei Fotos: Imagen Subliminal (Miguel de Guzmán + Rocío Romero)

Das ortsansässige Architekturbüro FRPO hat die

beliebte 50er-Jahre-Einfamilienhaussiedlung Colonia

Leonesa in Madrids Stadtteil Hortoleza um ein kontemporäres

dreistöckiges Objekt ergänzt, das die Ecke

einer Blockbebauung schließt und in eine champagnerfarbene

Hülle verpackt freundlich und zurückhaltend

auf die Nachbarschaft ausstrahlt.

Mit der Angliederung der Gemeinde Hortoleza an

Madrid im Jahr 1950 entwickelte sich das Viertel in

Windeseile zu einer der beliebtesten Wohngegenden

der Stadt, die sich aufgrund ihrer städtebaulichen

Qualität mit einem besonders diversifizierten

Wohnungsangebot bald baulich weiter ausbreitete.

Ein Teil, Colonia Leonesa, besteht aus einer Gruppe

niedriger Einfamilienhäuser, die bereits zu Beginn der

Aufwertungsmaßnahmen realisiert worden waren.

Die herausragende Qualität des Stadtteils gründete

damals in großzügigen Grünflächen und einer lockeren

Bebauung, die viel Sonnenlicht in die Wohnungen

lässt. Trotz einer kontinuierlichen Weiterentwicklung

und neuen Projekten präsentiert sich Colonia Leonesa

bis heute als ein Gebiet mit geringerer baulicher

Dichte, umgeben von großen offenen Wohnblöcken,

was die Gegend auf dem Wohnungsmarkt noch immer

unglaublich attraktiv macht.

Das OG HOUSE aus der Feder von FRPO ist auf einem

der wenigen nach Süden orientierten Bauplätze

der Siedlung positioniert und bietet einen Ausblick

auf die goldenen Kuppeln der russisch-orthodoxen

Kirche der Heiligen Maria Magdalena. Die Bauvorschriften

sahen die Errichtung eines kompakten Baukörpers

vor, der einen kleinen Hinterhof umschließt.

Die Architekten übertrugen diese Vorgaben auf ein

Einfamilienhausprogramm auf drei Etagen, wobei die

Treppe zum Zentrum des Hauses wurde. Arbeitsbibliothek

und Eingang münden in den sich hieraus

ergebenden Hohlraum, das Wohnzimmer wiederum

verbindet mit dem Hinterhof und dem Eckgarten die

beiden Außenbereiche.

u


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51

FRPO


architektur FACHMAGAZIN

52

Verdichtung

Was von der Weite recht

schlicht und einfach

erscheint, zeigt sich bei

näherer Betrachtung

als detailliert und fein

nuanciert.


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53

FRPO

Das Gebäude nutzt das abfallende Gelände des

Grundstücks, um im Untergeschoss eine geräumige

Garage sowie Lager- und Technikräume unterzubringen,

während sich der auf Erdgeschossniveau angeordnete

Gartenbereich mit Pool und Terrasse von

der tiefer liegenden Straße abhebt. Der Zugang zum

Parterre erfolgt vom Gehweg aus über einige Stufen

bzw. eine Rampe nach oben. Auf dieser Ebene befinden

sich neben einem WC und der Küche auch ein

offen gestalteter Wohn-Ess-Bereich sowie ein weiterer

innerer Hof.

Im zweiten Geschoss sind zwei Schlafzimmer mit

Bad sowie eine Ankleide und ein Büro verortet, das

oberste Geschoss umfasst unter einem ausladenden

Pultdach zwei weitere Schlafzimmer und ein geteiltes

Bad sowie eine großzügige Terrasse unter freiem

Himmel, die sich über der zweiten Ebene befindet

und zur Wand des angrenzenden Hauses orientiert.

Die schlicht und zurückhaltend gestalteten Oberflächen

in Weiß- und Naturtönen verleihen dem Innenraum

eine anmutige Ästhetik und stellen das Material

und die Handwerkskunst in den Vordergrund. Die

Treppe im Zentrum des Gebäudes fungiert dabei als

praktisches Element wie als raumbildende Skulptur.

Das Grundstück selbst ist durch einen Steinsockel

von der Straße abgehoben, das sich darauf befindliche

Volumen kompakt und klar gestaltet und mit

einer Fassade versehen, die gleichzeitig glatt und

raffiniert wirkt: Champagnerfarbenes, gefaltetes

Aluminiumblech hüllt das Einfamilienhaus in ein

schimmerndes Kleid, das vor allem in der Nachmittagssonne

sanft golden leuchtet. Unterbrochen wird

die anschmiegsame zweite Haut nur durch charakteristisch

hervorstechende Fensteröffnungen aus gefalteten

Blechrahmen in der gleichen Farbe. •

0 2.5 5 10

OG HOUSE

Madrid, Spanien

184 - OG HOUSE / MADRID - ES

Bauherr: Axonometric Privat Section

Planung: FRPO Rodriguez & Oriol (Fernando Rodríguez + Pablo Oriol)

Mitarbeiter: Alberto Ballesteros, Francisco José Díaz Pozo

Statik:

Axiom Ingeniería, Pablo Urbano

Bebaute Fläche: 310 m 2

Planungsbeginn: 11/2016

Bauzeit: 06/2018 - 04/2022

www.frpo.es

0 2.5 5 10

184 - OG HOUSE / MADRID - ES

Axonometric Section

„Wir erleben innovatives Design als einen

kontinuierlichen Austausch unter allen

Akteuren, die zur Komplexität des Bauprozesses

beitragen, und verstehen Architektur

als einen komfortablen Weg, unsere

Beziehung zur Umwelt zu verbessern.“

Fernando Rodriguez & Pablo Oriol

© Luis Asin


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54

Verdichtung

Schwarz-weißes Duo

Wohntürme R11 / Mailand / C+S Architects

Text: Edina Obermoser Fotos: Alessandra Bello

Das längliche Grundstück mit dem Arbeitstitel R11

befindet sich am nördlichen Eingang des Areals und

sollte ursprünglich mit einem einzelnen, umzäunten

Gebäude bespielt werden. Im Zuge der Entwurfsphase

schlugen die Architekten mit Sitz in Treviso und

London stattdessen zwei eigenständige Baukörper

und ein offenes Layout vor, welches den umgebenden

Stadtraum nicht ausschließt, sondern mit ihm

interagiert. Das Ergebnis sind zwei Wohntürme, die

einen öffentlichen, gemeinsam genutzten Platz aufspannen.

Dieser soll nach dem Vorbild eines „Campo

Veneziano“ eine identitätsstiftende Wirkung haben

und zum verbindenden Element werden. Er wird von

einem kleinen Park in nördlicher Richtung und dem

Expo Village der Weltausstellung in Mailand 2015 im

Süden begrenzt. Über mehrere Rampen mit ca. 5 %

Neigung gleicht die Piazza den Niveauunterschied

von zwei Metern der beiden Nachbarparzellen barrierefrei

aus und fungiert gleichzeitig als urbanes

Empfangstor auf dem Cascina Merlata-Gelände. Die

polygonale Fläche ist komplett in Prun – einem hellen

Kalkstein – ausgeführt. Dadurch erhält der Platz

ein monochromes Aussehen, welches seine Rolle als

Übergang zwischen dem grünen Park und dem von

Asphalt geprägten Stadtraum unterstreicht. Kreisförmige

Elemente wie kleinere Sitzgelegenheiten

und größere Bänke zonieren den Freiraum. Sie machen

ihn je nach Bedarf zum ruhigen Aufenthaltsort

und Treffpunkt im Freien oder Spielplatz für Kinder

und Skater.

u

In Cascina Merlata im

Nordwesten von Mailand

entsteht auf einer Fläche

von 900.000 m 2 eines

der größten Wohnungsprojekte

Europas. Nach

einem Masterplan von

Antonio Citterio Patricia

Viel (ACPV) und dem

Büro Caputo Partnership

setzt das neue Quartier

ausschließlich auf erneuerbare

Energiequellen,

soll zum ersten Null-Emissions-Stadtteil

der norditalienischen

Metropole

werden und außerdem

leistbaren Wohnraum bieten.

Mit zwei Sozialwohnungsbauten

realisierten

C+S Architects nun den

jüngsten Zuwachs.


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55

C+S Architects


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56

Verdichtung

Mit ihren cremeweißen Innenseiten und dem

Kalkstein-Sockel scheinen die beiden Türme aus

der öffentlichen Piazza herauszuwachsen. Darüber

sorgt ein mehrschichtiger Aufbau trotz monochromer

Farbgebung für eine lebendige Optik.


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57

C+S Architects

Die beiden Sozialwohnungsbauten flankieren den

öffentlichen Außenbereich. Wie aus einem Guss erwecken

sie den Eindruck, als hätte sie erst der Platz

dazwischen in zwei separate Volumen unterteilt. Mit

12 und 14 Etagen beinhalten die Türme insgesamt

eine Nutzfläche von fast 10.000 m 2 , die sich auf

103 Wohnungen verteilt. Im Erdgeschoss befinden

sich jeweils eine Eingangshalle, administrative Bereiche

mit Sport-, Müll- und Fahrradabstellräumen sowie

Waschküche und Lager. Zum Herzstück werden

hybride Gemeinschaftsflächen, die zwischen den privaten

Einheiten den Wohnraum ergänzen und erweitern.

Zwei unterirdische Parkdecks, Technikräume

und Keller komplettieren das Programm von R11. In

Verlängerung des östlichen Turms gibt es im Freien

außerdem einen Kinderspielplatz, der in bunten Farben

gestaltet ist. Diesen entwarfen die Architekten

in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit der

lokalen Stiftung Housing Sociale. Alle Wohnungen

wurden nicht nur in Rekordzeit verkauft, sondern

auch entsprechend der Nachhaltigkeitskriterien für

das Viertel umgesetzt: Sie verfügen über ein Fernwärme-basiertes

Heizsystem und eine in den Fußboden

integrierte Kühlung, die mittels Geothermie gespeist

wird. Eine mechanische Lüftungsanlage und

Photovoltaik sollen Emissionen und Verbrauch des

Projekts auf ein Minimum reduzieren und runden das

energetische Konzept energieeffizient ab. u


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58

Verdichtung

Die Geometrie der beiden Wohntürme entwickelte

das italienische Planerteam so, dass jedes Appartement

über einen direkten Blick ins Grüne verfügt.

Während die Außenseiten beider Baukörper – wie

auch die Nachbargebäude – dunkel gehalten sind,

findet sich an den zur Piazza gerichteten Fassaden

der cremeweiße Farbton des zentralen Platzes

wieder und betont einmal mehr den Einschnitt und

Durchgang zwischen den beiden Volumen. Den Sockelbereich

kleidet derselbe Kalkstein wie die öffentliche

Freifläche. Darüber sind sämtliche Ansichten

zweischichtig ausgeführt. Vor die Loggien legt sich

ein regelmäßiges Netz mit quadratischen Öffnungen.

Dieses ist geschossweise abwechselnd leicht nach

links oder rechts verschoben und verleiht den beiden

Wohntürmen mit seinen Vor- und Rücksprüngen

eine dynamische Optik. Raumhohe Fensteröffnungen

wechseln sich mit Loggien und farblich abgestimmten

Brüstungsgeländern sowie Jalousien ab und

komplettieren das subtil rhythmisierte Design.

„Wir sind besonders stolz auf unser Mailänder Projekt, da

es uns mit der Piazza gelungen ist, der gesamten Gemeinschaft

einen öffentlichen Raum zurückzugeben. Sie schafft

Kontinuität im städtischen Raum und stärkt die Identität

des Ortes. Auch Details sind für uns immer sehr wichtig.

Die Verwendung von Mosaikfliesen bei den beiden Türmen

ist nicht nur eine Hommage an die Meister der italienischen

Architektur, Gio Ponti und Moretti, sondern interpretiert

die Stadt selbst als urbanen Innenraum.“

Carlo Cappai & Maria Alessandra Segantini,

C+S Architects


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C+S Architects

Die äußerste Schicht der Fassade besteht aus weißen,

bzw. schwarzen Glasmosaikfliesen des italienischen

Traditionsunternehmens Sicis aus Ravenna.

Sie haben jeweils ein Format von 1,5 x 1,5 cm und

umhüllen die differenzierten Ansichten wie ein zart

schimmernder Vorhang. Bei den quadratischen Steinen

handelt es sich jeweils um Unikate mit einem einzigartigen

Relief. Deshalb reflektiert das kleinteilige

Mosaik das Licht je nach Tageszeit und Witterung

unterschiedlich und verleiht den Baukörpern neben

Textur und Tiefe einen unverwechselbaren Charakter.

Abgesehen von Kalkstein und den kleinen Glasfliesen

wählten die Planer ausschließlich langlebige

und recycelbare Materialien.

Ihre Raffinesse offenbaren die beiden Wohntürme in

Cascina Merlata aufgrund der facettenreichen Planung

und jeder Menge Liebe zum Detail erst auf den

zweiten Blick. In Zeiten der Teuerung ging es mit R11

in erster Linie darum, kostengünstigen Wohnraum in

Mailand zu schaffen. C+S Architects konzentrierten

sich bei der Umsetzung der beiden Neubauten aber

nicht nur auf die Ökonomie, sondern vor allem auf die

Qualität des Projekts. Mit den schlichten und doch

kraftvollen Kubaturen setzten sie klare städtebauliche

Akzente, ohne dabei auf die Nutzer und deren

Bedürfnisse zu vergessen. Besonders auffällig ist

dabei die Interpretation der öffentlichen Freiflächen:

Sie laden zum Durchqueren und Verweilen ein, schaffen

neue Verbindungen in dem zukunftsweisenden

Stadtquartier am Rande der norditalienischen Metropole

und werden gleichzeitig zum vielseitigen, urbanen

Begegnungsraum für Jung und Alt, der zwischen

Mietern und Stadtbewohnern vermittelt. •

Rooftop

Floor +12

Floor +11

Floor +9

Floor +2

Floor +1

Wohntürme R11

Mailand, Italien

Bauherr:

Planung:

Statik:

TGA-Planung:

Glasmosaikfassade:

Grundstücksfläche: 22.500 m²

Nutzfläche: 9.600 m²

Planungsbeginn: 2012

Baubeginn: 2019

Fertigstellung: 2021

Baukosten:

18 Mio. Euro

web.cipiuesse.it/en/

Investire, EuroMilano

C+S Architects

SCE Project

Ariatta Ingegneria dei sistemi

Sicis

Ground floor

Basement


architektur FACHMAGAZIN

60

Produkt News

Sichere Ausleuchtung und

Schutz nachtaktiver Tiere

Verantwortungsvoll Beleuchten im Einklang mit dem Naturhaushalt ermöglicht

BEGA mit der BugSaver® Technologie, die für eine effiziente Beleuchtung im urbanen,

wie im naturnahen Umfeld entwickelt wurde. Sie dient dem Sicherheitsgefühl

der Menschen und schützt zusätzlich nachtaktive Tiere.

Flexibilität bei der Farbtemperatur und der Lichtleistung

sollen dabei das abgeblendete Licht zu

unterschiedlichen Zeiten in urbanes oder naturnahes

Umfeld einfügen, ohne den Naturhaushalt zu

beeinträchtigen. Gleichzeitig bleibt die sichere Ausleuchtung

des Areals elementarer Bestandteil der

Beleuchtungsplanung.

Zum Schutz nachtaktiver Tiere kann von 3.000 Kelvin

auf einen Amber-Farbton mit stark reduziertem

Blaulichtanteil ähnlich einer Farbtemperatur von

1.800 Kelvin umgeschaltet werden. Der stark reduzierte

Blaulichtanteil des Amber-Farbtons wirkt

auf Insekten noch einmal deutlich weniger anzie-

hend. Eine zusätzliche Option ist die gleichzeitige

Leistungsreduzierung auf eine geringere Beleuchtungsintensität

in den Nachtstunden. Zur vollen

Ausschöpfung der Flexibilität der BEGA BugSaver®

Technologie bietet sich die Einbindung in intelligente

Lichtsteuerungssysteme wie BEGA Connect an. Umschalt-

und Reduzierungsoptionen können so zum

Beispiel den höchst unterschiedlichen Schutzanforderungen

zu verschiedenen Jahreszeiten angepasst

werden. In Kombination mit weiteren Komponenten

(zum Beispiel Bewegungserkennung) kann die Leistungsreduzierung

dem temporären Beleuchtungsbedarf

angepasst werden.

BEGA Leuchten GmbH

Competence Center Innsbruck

T +43 (0)512 343150

info-austria@bega.com

www.bega.com


www.architektur-online.com

61

Produkt News

Kreatives Bauen mit Metall

Lichtkomfort mit Effizienz

MULTILENS, ein Lichttool der RIDI Group und konzipiert

als Systembaukasten mit Standard- und Premiumvarianten,

ist in vielen Produkten der RIDI Group

enthalten. Diese Technik erreicht Spitzeneffizienzen

von über 185 lm/W, worüber sich die Umwelt mindestens

genauso wie der kühle Budgetrechner freut. Die

Premiumvarianten stehen für höchste Anforderungen

an Lichttechnik, Varianz und Design. Dabei kann

man aus einem breiten Standardportfolio an Lichtfarben,

CRI, sowie integrierten Steuerungs- und Notbeleuchtungslösungen

wählen. Bei den Standardvarianten

sticht die besonders schnelle Verfügbarkeit

heraus. Die konsequente Wahl für Basisanwendungen

und alltägliche Beleuchtungsaufgaben.

MULTILENS zeigt sich auch in Sachen Nachhaltigkeit,

Reparierbarkeit und Vernetzung durch das

APCON® Lichtmanagement-System von seiner besten

Seite. Durch den modularen Aufbau des konsequent

zukunftssicher entwickelten Systems ist auch

an eine spätere Sanierung schon gedacht.

RIDI Leuchten GmbH

T +43 (0)1 7344 210-0

office@ridi.at

www.ridi-group.com

Hinterlüftete

Planum®-Fassade

Individuelle Gestaltungsvielfalt mit

Deckbreiten von 300 - 800 mm

DOMICO Dach-, Wand- und

Fassadensysteme KG

A-4870 Vöcklamarkt · Mösenthal 1

Tel. +43 7682 2671-0

office@domico.at · www.domico.at

© Manuel Hollenbach, Bildrechte: brüderl.


architektur FACHMAGAZIN

62

Produkt News

„Future Work“-Stil

Die letzten Monate haben die Anpassungsstrategien von Unternehmen auf den Prüfstand

gestellt. Eine Entwicklung, die auch in der Objekteinrichtung ihren Niederschlag

findet und, speziell im Bereich Office, Veränderungen mit sich bringt. Miteinander zu

arbeiten, und zwar wieder von Angesicht zu Angesicht im „Future Work“-Stil.

Das Office von heute schafft Räume, in denen kreativer

und innovativer Austausch stattfinden kann. Deshalb

zeigt Selmer bei den Produktneuheiten 2022/23

einmal mehr, wie wichtig die Verbindung „Menschen

und Möbel“ ist. Für das Hier und Jetzt entstehen offene

Begegnungszonen, die zum Arbeiten, Entspannen

und Kommunizieren dienen. Das modulare und

komfortable Loungesystem oval lässt viel Gestaltungsspielraum.

Geschützte Rückzugsräume im offenen

Raum, sowie maßgeschneiderte Sitzlandschaften

zur optimalen Zonierung, werden individuell und

bedarfsgerecht angepasst.

Die neuen Produkte boards sind die Antwort auf zunehmende

Agilität am Arbeitsplatz. Die sehr leichten

(White-)Boards und dazu passenden Staffeleien

lassen sich vielseitig einsetzen, egal ob als kreativer

Quereinschub oder in Verwendung bei einem Strategiemeeting.

Rollbare Hocker und Stehtische vervollständigen

das Bild von „New Work“ am Arbeitsplatz.

Eine weitere Neuheit und perfekte Ergänzung, wenn

es um neue Denkweisen geht, ist der Staffeltisch lift

active. Der Tisch ist dank des integrierten Akkus elektrisch

höhenverstellbar. Die Rollen und die hochklappbare

Tischplatte machen den lift active maximal flexibel

und platzsparend. Die Tischplatte gibt es optional

mit einer beschreibbaren und magnetischen Oberfläche

und ist somit ideal für agile Arbeitssituationen,

wie Meetings, Workshops oder in Seminarbereichen.

Selmer GmbH

T +43 (0)6216 20210

info@selmer.at

www.selmer.at


www.architektur-online.com

63

Produkt News

Für Denk- und Innovationsprozesse

WHAT IF WE FLY ist die neue Interstuhl Kollektion, die perfekt auf agiles

Arbeiten und Kollaboration abgestimmt ist. Entwickelt von Design Thinking

Experte Simon Blake und Designer Frank Hesselmann unterstützen die Möbel

Denk- und Innovationsprozesse.

Die mobile Produktkollektion fördert moderne Arbeitsweisen

in Kreations- und Kollaborationsräumen

und trägt dazu bei, den Innovationsgeist sowie die

Arbeitgeberattraktivität in Unternehmen zu steigern.

Ob TEAMDESK, GRANDSTAND, TEAMSHELF oder

TASKBOARD – die Produkte der Kollektion, mit ihrer

schlichten, robusten Konstruktion und ihren durchdachten

Features, sind bereits ausgiebig in der Praxis

und vor allem im agilen Start-up-Umfeld erprobt.

Alle Produkte sind in ihren Maßen aufeinander abgestimmt

und können so von jetzt auf gleich in immer

wieder neuen Konfigurationen kombiniert werden.

Je nachdem, was die momentane Situation verlangt.

Und das innovative Klett-System der FLYCHARTS

macht endlich auch Whiteboards mobil.

Alle WHAT IF WE FLY Produkte werden in der neuen,

hauseigenen Hightech Holzmöbelfertigung produziert,

mit der Interstuhl sowohl Fertigungstiefe als auch die

Wertschöpfungskette erweitert. Versendet werden die

Produkte über das eigene Logistikunternehmen.

Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG

T +43 (0)1 61 64 113

oesterreich@interstuhl.com

www.interstuhl.com/whatifwefly


architektur FACHMAGAZIN

64

Produkt News

Wohnliche Ästhetik im Büro

Mit den zwei Produktneuheiten PORTS und STUDIO Chair bringt Bene nicht nur

Eleganz ins Büro, sondern verleiht ihm auch eine wohnliche Atmosphäre.

Mit dem Premiumstuhl PORTS Chair erweitert der

Einrichtungsspezialist für Arbeitswelten seine Designlinie

PORTS – eine vom renommierten Londoner

Designstudio Pearson Lloyd entworfene Serie. Dabei

fügen sich die Stühle harmonisch in das modulare

Gesamtkonzept ein und schaffen gemeinsam mit

PORTS Sofa und PORTS Lounge Chair komfortable

wie ästhetisch ansprechende Sitzbereiche. Verschiedene

Fußgestelle und eine große Auswahl an Stofffarben

ermöglichen eine Vielzahl individueller Konfigurationen,

wodurch sich der neuen Premiumstuhl

sowohl für zeitgemäße Büroumgebungen als auch

als Esszimmerstuhl für zuhause eignet.

Mit STUDIO Chair hat Bene eine Stuhl-Serie kreiert,

die Komfort, Funktionalität und Ästhetik in perfekter

Balance vereint. Für die Konzeption arbeitete

das Unternehmen mit dem österreichischen und

international etablierten Produktdesigner Thomas

Feichtner zusammen, dessen markante, puristische

Handschrift die Kollektion trägt. Ausgangspunkt für

das reduzierte elegante Design sind die zwei miteinander

verbundenen Formholzteile: Rückenlehne und

Sitz werden separat geformt und auf raffinierte Art

mit einer Holzlasche verbunden

Durch flexible Kombinationsmöglichkeiten von Gestell-

und Lehnenausführung passt sich der STUDIO

Chair vom Arbeitsplatz bis zur Cafeteria an verschiedene

Einsatzbereiche an und unterstützt so den individuellen

Work- und Lifestyle.

Bene GmbH

T +43 (0)7442 500

office@bene.com

www.bene.com


www.architektur-online.com

Produkt News

Smart Working

Sedus baut seine Expertise beim Einsatz moderner Technologien

im Office durch die Zusammenarbeit mit Cisco weiter

aus. „Smart Working ist für uns nicht nur ein weiterer Trendbegriff,“

erklärt Michael Fehsenfeld, Leiter Kompetenz Center

Märkte der Sedus Stoll AG: „Durch die Zusammenarbeit

mit unserem Partner Cisco arbeiten wir intensiv daran, das

Zusammenspiel von Raum-Möbel-Technologie weiter auszubauen.“

Die neuen Networking-Lösungen sollen den Weg

zu einem „barrierefreien“ Arbeitsplatzerlebnis unterstützen.

Dafür stehen bereits stellvertretend zwei Produktlösungen

von Sedus: se:connects ist eine intelligente Lösung für

die Nutzung und das Management von Arbeitsplätzen in

Smart-Working-Umgebungen. Und se:hub ist der smarte

Stauraum mit Schließfächern, der dabei hilft, Dokumente datenschutzkonform

und abteilungsübergreifend zu übergeben,

defektes IT-Equipment abzugeben und Neuware kontaktlos

auszuhändigen. Auch Laptops und Arbeitsunterlagen können

über Nacht sicher verschlossen und Fahrzeugschlüssel beziehungsweise

-papiere können unabhängig von Arbeitszeiten

zur Verfügung gestellt werden.

Marmor, Terrazzo, neue Holztöne und

größeres Fischgrätformat:

Großer Kollektionsrelaunch für noch

mehr Design am Boden.

H

Neu in 2023

www.project-floors.com

SEDUS STOLL Ges.m.b.H.

T +43 (0)1 982 94 17 12

sedus.at@sedus.at

www.sedus.com


architektur FACHMAGAZIN

66

Produkt News

Fotos: Johannes Buldman

Überzeugende Campuserweiterung

Mit einem ökologischen Gebäudekonzept, einer geradlinigen Gestaltung und einer flexiblem

Raumnutzung ist der neue Campus-Bau der Universität Witten/Herdecke seit Herbst

2021 das architektonische Bindeglied zwischen den bestehenden Universitätsgebäuden.

Auf einem Hanggeschoss aus Beton setzt ein Holzbau

mit Pfosten-Riegel-Fassade aus zertifiziertem

Fichtenholz und Lärche auf. Die bodentiefen Holz-

Alu-Fenster vermitteln Offenheit und Transparenz

und sorgen neben einem maximalen Tageslichteinfall

für uneingeschränkte Ausblicke. So ist auf knapp

7.000 Quadratmetern ein modulares Konzept für

über 400 Lern- und Büroarbeitsplätze entstanden.

Bei der Türtechnik setzten die Architekten von

Kaden+Lager aus Berlin und ZÜBLIN Timber aus

Aichach auf die vielfältige Einsetzbarkeit des Bandsystems

VARIANT VX von SIMONSWERK: Mit einem

Belastungswert bis 200 kg, der

wartungsfreien Gleitlagertechnik

und den hervorragenden Laufeigenschaften

können sie auch an

temporär sehr stark frequentierten

Durchgängen höheren Belastungen

zuverlässig standhalten. Da

sich das eingesetzte Bandsystem

VARIANT VX 7939/160 für Holz-,

Stahl- und Aluminiumzargen eignet,

konnte dabei für alle Bereiche

durchgängig auf die Objektbänder

für gefälzte Türelemente zurückgegriffen

werden und so ein sehr

harmonisches Gesamtbild ent-

stehen. Selbst an den Türen, die erhöhte Brand- und

Schallschutzanforderungen bedurften, sowie an den

T90-Brandschutz-Türen mit Oberlichtern konnte das

Bandsystem mit ästhetisch ansprechendem Design

und hochwertiger Qualität überzeugen.

SIMONSWERK GmbH

T +49 (0)5242 413-0

info@simonswerk.de

www.simonswerk.com


www.architektur-online.com

67

Produkt News

Auf den Millimeter genau

Die Aquis Bausanierung hat in den letzten Monaten

ein ehemals von einem Restaurant und Café genutztes

Gebäude in Aachen saniert. Das Gebäude wurde

komplett entkernt inklusive Neuaufbau von Fenstern

und Böden. Dabei wurde auch der Estrich erneuert

und eine Fußbodenheizung integriert. Beim Bodenbelag

fiel die Wahl auf einen Designboden von PROJECT

FLOORS, den der Bausanierer seit Jahren bei seinen

Projekten einsetzt. „Das Dekor PW 3220 mit dem hellen,

honigfarbenen Eicheton haben wir in anderen

Objekten auch schon als normale Planke verarbeitet,

und es schafft immer wieder eine natürliche und warme

Atmosphäre. Hier sollte aber ein Boden entstehen,

der zusätzlich durch die besondere Designverlegung

die Büroräume aufwertet. Das Chevronmuster ist

zwar etwas aufwändiger in der Verlegung und eine

exakte und millimetergenaue Arbeit entscheidend,

das Ergebnis entschädigt dann aber absolut!“

Dafür wurde der Boden vermessen, die Planken mit

dem Laser ausgerichtet und zunächst reihenweise

lose verlegt. Als sichergestellt war, dass alles passt

und sich keine Abweichungen zeigen, wurden die

Planken auf den gesamten 110 m 2 verklebt. Auch der

Kleber wurde nur reihenweise aufgetragen, damit

kein Kleberaufbau entsteht.

Die Wände zwischen den Räumen wurden geöffnet

und mit fest verbauten Verglasungen transparent

gestaltet. So entstand mehr Weite und das Licht

kann ungehindert die Räume fluten. Der Designboden

schafft eine elegante Wohnlichkeit, so dass das

Wohlfühlen bei aller Funktionalität von klassischen

Büroräumen nicht zu kurz kommt.

PROJECT FLOORS GmbH

T +49 (0)2233 9687-0

info@project-floors.com

www.project-floors.com

Bankfamilie MONSA

Sitzbank mit oder ohne Lehne und Tisch: Geradlinige Flachstahlfüße

mit markanten Rundungen

NEU

Modern, flexibel und auf

Wunsch maßgeschneidert

Stausberg Stadtmöbel GmbH 4531 Kematen a. d. Krems Telefon +43 (0)7258 / 5711 stausberg.at


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68

Produkt News

Fotos: Constantin Meyer

Gebaute Bürgernähe

Seit über 70 Jahren tagt der Landtag von Rheinland-Pfalz im Deutschhaus am

Mainzer Rheinufer. Im Zuge einer grundlegenden Sanierung wurde das denkmalgeschützte

Gebäude im Inneren vollständig erneuert und um einen modernen

Anbau ergänzt.

Die Architekten fügten dem Deutschhaus dabei einen

schlichten, quaderförmigen Neubau hinzu und

dockten an der anderen Seite die Staatskanzlei ihrem

Ensemble an. In Summe bilden die drei Baukörper

eine städtebauliche Einheit, in der sich jedes Gebäude

seine Eigenständigkeit bewahrt. Im Inneren konzentrierten

sich die Architekten auf wenige, jedoch

hochwertige und regionale Materialen und viel Glas.

Dieses Konzept setzt sich auch im Neubau des Landtagsrestaurants

„RheinTisch“ fort, das traditionell allen

Bürgern offensteht.

Trotz der optischen Schwere der Sandsteinfassade

und der Quaderform tritt das Restaurant-Gebäude

durch die große Glasfassade offen in Erscheinung.

Insgesamt kamen dabei sechs cero Schiebefenster

zur Anwendung. Sie bieten im Landtagsrestaurant

eine maximale Öffnungsbreite von 8,50 Meter, wenn

vier Elemente nach rechts bzw. nach links geschoben

sind. Die Gesamtbreite der Glasfassade liegt bei 13

Metern, ihre Höhe bei 4,46 Metern.

Aufgrund des gewünscht hohen Energiestandards

setzten die Planer auf eine Ausführung mit cero III

– diese erzielt mit einer 3-fach-Isolierverglasung

Passiv hausstandard von 0,8 W/m²K. Als Nachteil resultiert

daraus ein relativ dicker Glasaufbau.

Obwohl ein Flügel bereits rund 600 Kilogramm wiegt,

verzichtete man auf elektrische Antriebe. Dazu Projektleiter

Merkert: „Trotz ihrer Größe können die

Schiebeelemente manuell geöffnet werden; das funktioniert

aus meiner Sicht überraschend gut.“ Erhöhte

Sicherheitsaspekte erfüllen die einbruchhemmenden

cero-Elemente durch eine zusätzliche Verschlussüberwachung.

Eine ausgefeilte 2-Punkt-Stangenverriegelung

ist hingegen Standard.

SOLARLUX AUSTRIA GmbH

T +43 (0)512 209 023

info.at@solarlux.at

www.solarlux.at


www.architektur-online.com

69

Produkt News

Die Lizenz zum Metallbau

Das AFI – Aluminium-Fenster-Institut vergibt ab

01.01.2023 für alle in der Metallbaubranche tätigen

Unternehmen Lizenzen der Gemeinschaftsmarke

ALU-FENSTER. Damit öffnet das AFI sein seit drei

Jahrzehnten bewährtes Kommunikations-Netzwerk

für alle Metallbaubetriebe und für Unternehmen, die in

der österreichischen Metallbaubranche tätig sind. Die

Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER mit ihrem hohen

Markenwert steht dabei im Fokus und ist die thematische

Brücke zum gesamten Metallbau. Durch das

neue Geschäftsmodell wird das AFI in Kooperation

mit der AMFT – Arbeitsgemeinschaft der Hersteller

von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden gemeinsam

mit Systemanbietern, Oberflächenveredelungsbetrieben,

Glasproduzenten und anderen Unternehmen

bzw. Organisationen der Branche tätig sein.

Das neue Lizenzkonzept enthält neben gemeinsamen

Aktivitäten zahlreiche Direktleistungen. Beispiele

sind branchenspezifische sowie regionale Impulstreffen,

regionale und unternehmensspezifische Werbe-,

PR- und Social-Media-Kampagnen, Aktivitäten

rund um das AFI-Weißbuch der Gemeinschaftsmarke

ALU-FENSTER, die Ausschreibung des Aluminium-Architektur-Preises

in Kooperation mit namhaften

österreichischen Architektur-Organisationen sowie

die Entwicklung einer portfoliogerechten Lizenznehmerliste

mit hohem Mehrwert für Auftraggeber und

Auftragnehmer. Als Vision gilt auch der Aufbau einer

Metallbau.Influencer.Community, die selbstbewusst

kommuniziert, was der Metallbau kann.

AFI Aluminium-Fenster-Institut

T +43 (0)1 9834 205

office@alufenster.at

www.alufenster.at

Klasse Böden – weltweit im Einsatz!

Silikal – für Industrie, Handel, Handwerk,

Gewerbe und öffentliche Bauten!

Hochstrapazierfähig, in Rekordzeit fugenlos verarbeitet

und nach 1 Stunde voll belastbar.

In Nutzbereichen, Küchen, Sozialräumen, Lager- und Produktionsräumen, ob Sanierung, Neubau … Silikal. Starke Böden für alle Fälle.

www.silikal.de


architektur FACHMAGAZIN

70

Produkt News

Handwerk und Leidenschaft

Seit mehr als drei Jahrzehnten entstehen im unterfränkischen Altershausen bei

BENKERT BÄNKE hochwertige Freiraummöbel. Das Firmengebäude, entworfen

vom Schweizer Ausnahme-Architekten Mario Botta, bildet dabei die perfekte

Symbiose aus Natur und Architektur: In diesem Umfeld finden nicht nur Design

und Konzeption, sondern auch die komplette Produktion statt.

Nach Geschäftsführer Jochen Benkert sind es zwei

Faktoren, die zu einem optimalen Stadtmöbelstück

führen: innovative Technik und Handarbeit. Sein

Ziel ist es dabei stets, Ästhetik und Funktionalität in

Einklang mit einem verantwortungsvollen Umgang

mit der Umwelt zu bringen. Wie kann man als Unternehmen

gleichzeitig ökonomisch und ökologisch

nachhaltig agieren? Diese Frage kam bei BENKERT

BÄNKE schon sehr früh auf und es wurde nach Lösungen

gesucht. Nicht nur die Materialauswahl bei

der Herstellung der Produkte, sondern bereits das

Firmengebäude selbst legt den Grundstein für die

Antwort. Der Firmenstandort im Öko-Dorf Altershausen

bietet die Möglichkeit, dass in der Produktion weder

Öl noch Gas oder Wasser verbraucht werden. Zur

Beheizung werden der Solareffekt der transparenten

Dächer, die natürliche Wärmedämmung durch den

Einbau in die bewachsenen Hügel sowie die Hackschnitzelheizung

des 300-Einwohner-Dorfs genutzt.

Mit dem gleichen Nachhaltigkeitsgedanken erfolgte

auch die Entscheidung für die Materialien, aus denen

die Produkte hergestellt werden. Jedes von ihnen ist

nach der Nutzungszeit zu 100 % recycelbar. Sie benötigen

praktisch keine Pflege, trotzen jeder Witterung

und sind extrem langlebig. Sitzmöbel, die Nutzen,

Langlebigkeit und Design vereinen, sind nicht nur

ökonomisch, sondern auch ökologisch nachhaltig. Besondern

stolz ist Jochen Benkert darauf, dass er seinen

Betrieb nicht nur als nachhaltiges, sondern sogar

als klima-positives Unternehmen bezeichnen kann.

BENKERT BÄNKE

T +49 (0)9525 9225-0

mail@benkert.info

www.benkert.info


www.architektur-online.com

71

Produkt News

© Optigrün international AG

Vielfacher Gewinn

Dachbegrünungen sind ideale Maßnahmen, um den Folgen des Klimawandels und

der Versiegelung von Flächen entgegenzuwirken: Durch die Verdunstungskühlung

der Pflanzen wird die Umgebungsluft rund ums begrünte Gebäude gesenkt.

Zudem können urbane Hitzeinseln und Starkregenereignisse dadurch abgemildert

werden. Ein weiterer Vorteil ist die Fähigkeit der Pflanzen, Feinstaub und CO 2 zu

binden. Zusätzlich bietet sie Flora und Fauna einen attraktiven Lebensraum.

Ein Gründach schützt aber auch das Dachabdichtungsmaterial,

wodurch dessen Lebenserwartung

erhöht wird: Nicht nur Spitzentemperaturen werden

durch die Begrünung abgeschwächt – ein nicht begrüntes

Dach kommt im Sommer leicht auf 80° C

– sondern die Begrünung wirkt auch als Dämmung.

Im Winter wird die Kälte und im Sommer die Hitze

abgehalten. Darüber hinaus verfügen Dachflächen

über Raum für den Ausbau der erneuerbaren Energien.

PV-Anlagen für die Stromerzeugung sind für viele

wirtschaftlich interessant, wobei der Wirkungsgrad

dieser Anlagen durch die Verdunstungsleistung der

Gründach-Pflanzen erhöht werden kann.

Mit ungenutzten Dachflächen steht ein riesiges

Potenzial zur Verfügung, das begrünt viel besser

genutzt werden kann: als zusätzlicher Wohnraum,

Freizeit-, Pausen- und Sportfläche. Mit der Erfahrung

von 50 Jahren in der Dachbegrünung bietet Optigrün

dafür immer die optimale Lösung.

KTM Motohall: Auch Tiefgaragen können begrünt werden.

Optigrün international AG

+43 (0)1 71728-417

info@optigruen.at

www.optigruen.at

© Sebas Romero


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72

Produkt News

Blendend in Szene gesetzt

Ein in die Jahre gekommenes Gebäude am Fuße des Pöstlingberges wurde

durch einen exklusiven zweigeschossigen Wohnbau mit acht Wohnungen und

großzügigen Balkonen ersetzt. Für die elegante Fassade kamen Verblender von

Meldorfer (Synthesa) zum Einsatz.

„Die Qualität der optischen Gliederung der Fassade

des Bestandsgebäude von Mitte der 1960er-Jahre

wurde übernommen: weiße Rahmen mit annähernd

quadratischen dunkleren Felder. Angemessen für eine

Nutzung als Ladenzone waren diese Felder früher im

Stil der Zeit als Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt,

heute mit einer hochwertigen Backsteinoptik, die sich

auch von den weißen Putzfassaden der umliegenden

Wohnbauten abheben soll“, erklärt DI Claudia Danninger

vom planenden und bauüberwachenden Architekturbüro

Klinglmüller mit Sitz in Linz.

Die Verwendung von Verblendern ermöglichte – im

Gegensatz zu einer gemauerten Vorsatzschale aus

Backsteinen, das Gebäuden bauphysikalisch optimiert

in ein Wärmedämmverbundsystem (Capatect)

„einzupacken“ und die Oberflächenoptik nachträglich

auf dieses geschlossene System aufzubringen.

Primär eröffnen Original Meldorfer Verblender Bauschaffenden

wie kaum ein anderes Material einzigartige

Perspektiven für die kreative architektonische

Gestaltung. Zugleich bietet der Baustoff in puncto

Wirtschaftlichkeit, Wertbeständigkeit, Nachhaltigkeit

und Flexibilität Eigenschaften, die der Markt angesichts

steigender Baupreise mehr denn je verlangt.

Tatsächlich lassen sich die nur vier bis sechs Millimeter

starken Verblender durch ihr geringes Gewicht im

Vergleich zu massiven Vollsteinen und Klinkerriemchen

deutlich zeit- und kostensparender verarbeiten.

Synthesa Chemie

Gesellschaft m. b. H.

T +43 (0)7262 560-0

office@synthesa.at

www.synthesa.at/meldorfer

www.capatect.at


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Produkt News

Ansprechende

Sitzmöbel-Lösung

Die in der NUSSER-GRUPPE entwickelte ergonomische Liege

SILENCIO stellt den Begriff Erholung im öffentlichen Raum

in völlig neuem Licht dar. Die Liegen sind mit Holzleisten aus

FCS-zertifiziertem Hartholz belegt, welche in ihrer Anordnung

die Körperkontur eines halb sitzenden, halb liegenden Menschen

nachbilden. Eine Sitzgeometrie, auf die das Designerteam

besonderen Wert gelegt hat. Außerdem gibt es die

Liegen für eine und zwei Personen und mit zwei unterschiedlichen

Unterbauten aus geschichtetem Stahl. SILENCIO gibt

es entweder feststehend oder drehbar – in der Ausführung

Drehfuß können Nutzer ihr Wunschpanorama betrachten oder

die Liege nach dem Lauf der Sonne ausrichten. Mit SILENCIO

bietet die STAUSBERG Stadtmöbel GmbH eine geniale Lösung

für herrliche Entspannung an.

Stausberg Stadtmöbel GmbH

T +43 (0)7258 5711

info@stausberg.at

www.stausberg.at


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74

Produkt News

Fassadenskulptur in Blau

Neue Wege der Fassadengestaltung bestritten MOEDING und die Architekten von

Payette für einen Neubau für Biotechnologieforschung in Boston, USA. Dabei bilden

Transparenzgrade, Form und Farbe einen besonderen Dreiklang, der die Wahrnehmung

der unterschiedlichen Materialien sowie das Gebäude mit seiner Umgebung

unmerklich verschwimmen lässt.

Hierfür entwickelten die Architekten eine vertikale

Struktur, in der sich lichtdurchlässige, intransparente

Verglasungselemente mit skulptural geschichteten

Keramikplatten abwechseln. Die schmäleren,

ziegelbekleideten Außenwandflächen rhythmisieren

dabei die kompakte, planebene Glashülle und

verleihen ihr eine grafische Reliefstruktur.

Realisiert wurde dies mithilfe zweier unterschiedlicher,

speziell entwickelter Plattentypen auf Basis

der großformatigen Ziegelplatten LONGOTON® von

MOEDING. So gehen glatte Platten flügelartig in gewellte

Varianten über. Darüber hinaus sind die einzelnen

Platten schräg geschnitten und bilden durch

die vertikale Anordnung der unterschiedlich breiten

Elemente ein Wellenmuster, das sich über die gesamte

Fassadenhöhe zieht.

Das spezifische Design – ebenso wie die charakteristische

Farbgebung in Blaugrün mit teiltransparenter

Glasur – entstand in enger Abstimmung

mit dem Hersteller. So entwickelte MOEDING im

niederbayerischen Marklkofen im Labor verschiedene

Muster, die den Designvorstellungen der Architekten

für ihr Bostoner Projekt nahe kamen. Die

Planer nahmen die Vorschläge wohlwollend auf und

näherten sich gemeinsam mit dem Hersteller der finalen

Farb- und Formgestaltung. So wurden selbst

die Produktionswerkzeuge speziell an die Anforderungen

angepasst, um dem außergewöhnlichen Designergebnis

gerecht zu werden.

Realisiert wurde die Fassade gänzlich mit vorgefertigten

Elementen. MOEDING lieferte hierfür die

Ziegelplatten in ein Fertigungswerk nach Italien,

wo sie um die Glasbestandteile ergänzt wurden. Mit

Containern nach Boston verschifft, konnten sie so

in verkürzter Montagezeit an das Gebäude angebracht

werden.

Moeding Keramikfassaden GmbH

T +49 (0)8732 2460-0

info@moeding.de

www.moeding.de

Fotos: Sinziana Velicescu/Shildan Group


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75

Schnelle

Reaktion!

Produkt News

Spektakulärer Campus

Der Science Park der Johannes-Kepler-Universität

Linz wurde nach den Entwürfen

der caramel architekten geschaffen.

Das spezielle Raumkonzept für Linz

fokussierte „Kommunikation“ als Leitmotiv.

Ziel war, dass sich die einzelnen Gebäudeteile

des Science Parks verbinden

und gleichsam mit der Umgebung in Beziehung

treten. Dieser Anspruch wurde

auch an die Außenhülle gestellt, die Fassade

sollte widerspiegeln, was die Planer

als Motto für den Campus festlegten.

„Auch die einzelnen Elemente der Fassade

sollen miteinander kommunizieren“,

war der Wunsch der Architekten.

Fotos: Hertha Hurnaus

Es war klar, dass es keine Standardlösung

für dieses Projekt geben kann. Der

Fassadenhersteller DOMICO aus Vöcklamarkt

(OÖ) ist darauf fokussiert, die Produktion

nach Kundenwünschen auszurichten.

Welches Metall in welcher Farbe

oder Dimension geliefert wird, definieren

die Auftraggeber. Länge, Breite, Verlegerichtung

oder Fugenbreite können individuell

bestellt werden. Diese Flexibilität

von DOMICO war auftragsentscheidend

und so entstand für die Umsetzung eine

kongeniale Partnerschaft.

Mit einer hinterlüfteten Fassade aus

walzblanken Aluminium konnte die Vorstellung

der Architekten umgesetzt

werden. Die Metallfassade umhüllt nicht

nur die spektakuläre Fassadenform der

Gebäude – jedes für sich ein Unikat – sie

bietet auch Mehrwert für die Arbeitswelt

im Inneren. Die außenliegenden fixen

Sonnenschutzlamellen schützen von

Sonnenstrahlen und vor sommerlicher

Überhitzung zugleich, was das ganze

Jahr angenehmes Raumklima garantiert.

DOMICO Dach-, Wandund

Fassadensysteme KG

T +43 (0)7682 2671-0

office@domico.at

www.domico.at

Thomas Steiner

Bauleiter,

ST-Beschichtungstechnik

Wolfsberg

Das speedige Finish Express

Coat EC 260 für Oberflächen

im Innen- und Außenbereich

ist an rascher Reaktion nicht

zu überbieten. Schon nach

ca. 4 Stunden überarbeitbar,

begehbar und auch wesentlich

früher als bei üblich verwendeten

Reaktionsharzen chemisch und

mechanisch belastbar – das soll

dieser Versiegelung mal einer

nachmachen. Damit brauche ich

nur ein Drittel der Härtezeit! Der

Express Coat EC 260 ist glänzend,

transparent, UV-beständig und

vergilbungsarm. Und damit der

perfekte Abschluss für Verarbeiter

und Bauherren. Eine Verbindung,

die hält.

Mehr Infos unter murexin.com

Das hält.


architektur FACHMAGAZIN

76

Produkt News

Fotos: Rupert Steiner

Schulhaus mit Bewegungsraum

Das Projekt eines Schulhauses in Wien Simmering, ein Wettbewerbsgewinn von

Architektin Patricia Zacek-Stadler aus 2017, ist bewusst an den Medwedweg

konzentriert, um möglichst viel Grünraum als Schulgarten zu belassen. Auch die

Höhenentwicklung des Gebäudes mit seinen fünf Geschossen ist dem Wunsch

nach geringem Platzverbrauch am Grundstück geschuldet.

Der von der Architektin entworfene Baukörper besteht

aus zwei Clusterbauteilen. Vorne ein verbindender

Straßentrakt und an der Gartenseite eine

Terrassenlandschaft mit Höfen, Atrien und Freibereichen.

Die Aula ist vom Vorplatz bis zur Gartenseite

durchgesteckt. Ein Lichttrichter und Lichtkegel holen

Tageslicht herein. An der Gartenseite wird der

überdeckte Vorbereich durch Lichtbrunnen bereichert.

Schräge, schlanke ATLANT® Verbundstützen

von Peikko stehen wie Mikado-Stäbe im Raum. Ein

Thema, das sich spielerisch sowohl im Inneren bis

ins Obergeschoss als auch außen zu den Freitreppen

und Brücken im Garten weiterzieht. Sie sind elegant

und reichen zumeist über mehrere Geschosse.

Einzigartig an diesem Projekt sind die glasüberdeckten

Atrien, durchgesteckt bis ins Dachgeschoss. Sie

bereichern die Multifunktions-Zonen, die zwischen

jeweils vier Bildungsräumen liegen. Damit sind diese

Lerninseln hell, gut belichtet und über die Geschosse

miteinander verbunden. Jeweils ein Baum vervollständigt

diesen inneren Freiraum und bietet auch

Veränderung und Wachstum.

Durch die Verknüpfung des Innenraums mit dem

Garten und die beiden großen Atrien spannt sich in

diesem Schulhaus ein Bewegungsraum auf, der zur

räumlichen Eroberung des Hauses mit seinen vielfältigen

Freiflächen einlädt.

Peikko Austria GmbH

T +43 (0)5523 521 210

austria@peikko.com

www.peikko.at


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Kunst und Kulinarik

Nach einer umfassenden Sanierung eröffnete im

Sommer das Restaurant des Forums Ludwigsburg.

Erbaut vor etwa 30 Jahren wurde eine Sanierung

nötig, wobei die Küche des Restaurants komplett

entkernt wurde. Beim Küchenboden, der hohe hygienische

und funktionale Forderungen erfüllen sollte,

entschied sich der Bauherr für das bewährte Konzept

der Methylmethacrylat(MMA)-Bodenbeschichtungen

von Silikal. Das für Küchen konzipierte und zertifizierte

Silikal Kitchen System wurde hier individuell auf die

Kundenwünsche eingestellt, Rutschhemmstufen und

Farbwunsch inklusive. Die MMA-Bodenbeschichtung

punktet mit ihrer fugenlosen Oberfläche und Hohlkehlen,

so dass sich der Boden einfach, zuverlässig

und schnell reinigen lässt. Auch heißes Wasser, Fett

und Öl, das in jeder Küche gelegentlich auf den Boden

gelangt, bleiben für Silikal-Kunstharzbeschichtungen

ohne Folgen. Und da die Mitarbeitenden in Küchen

oftmals mit schnellem Schritt auf nassen Böden unterwegs

sind, bedeuten die eingestellten Rutschhemmstufen

eine verbesserte Arbeitssicherheit.

Silikal GmbH

T +49 (0)6182 9235-0

mail@silikal.de

www.silikal.de

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Produkt News

© Silikal, Mainhausen

Funktionale und

außergewöhnliche

Oberflächen

Die Wand als Tafel, Whiteboard oder Magnetfläche:

Mit den Lackspezialitäten von Brillux lassen sich

ansprechende Oberflächen mit besonderen Funktionalitäten

schaffen. Mit dem wasserbasierten

Brillux Lacryl-PU Schultafellack 258 steht dafür ein

geruchsarmes und schnelltrocknendes Produkt in

vielen Farbtönen zur Verfügung. Mit Brillux 2K-Aqua

Whiteboard 2384 wieder werden Oberflächen in wenigen

Schritten zu individuellen Schreibflächen verwandelt.

Für multifunktionale Whiteboard-Wände, an

denen auch Magnete halten, wird vorab die magnetaktive

Spachtelmasse Magnofill 1859 aufgetragen.

Oder Hydro-PU-Spray Metallicfinish 2177 und Hydro-

PU-XSpray Metallicfinish 2277 zur seidenglänzenden

Veredelung bereits lackierter Oberflächen. Außergewöhnlich

matte Oberflächen schafft ein transparenter

Lacküberzug mit Brillux Softfeel 2060. Dieser

Lack veredelt Einbauten aus Holz und Metall mit einer

haptisch interessanten Oberfläche.

Brillux Farben GmbH

T +43 (0)732 370740-0

info@brillux.at

www.brillux.at


architektur FACHMAGAZIN

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Die Automatisierung der Baustelle schreitet nur langsam voran: Aufmaßroboter in Aktion.

© Leica Geosystems

Bauroboter

Automatisierung auf der Baustelle

In der Bauindustrie ist „Kollege Roboter“ längst angekommen. Die Automatisierung

der Baustelle steht dagegen noch am Anfang. Erste marktfähige Baustellenroboter

versprechen mehr Effizienz am Bau.

Text: Marian Behaneck

Ob bei der Herstellung von Bauprodukten,

der Bewehrung von Betonbauteilen, der

Montage von Schalelementen, Holzständer-

oder Fachwerkkonstruktionen – in

der Bauindustrie und in den Werkstätten

einiger Baugewerke sind Roboter längst im

Einsatz. Jetzt wollen sie auch Baustellen

erobern, denn Roboter können inzwischen

abreißen, aufmessen, mauern, bohren und

schweißen, Pflaster verlegen, Wände und

Decken verputzen oder streichen. In Form

von 3D-Druckern können sie sogar komplette

Häuser fertigen.

Roboter werden nie krank

Die Baurobotik hat viele Vorteile. Roboter

werden nie müde oder krank, arbeiten in

stets gleichbleibender Qualität – sauber,

exakt, effizient und schnell. Roboter können

sich selbstständig im Raum orientieren und

ihre Arbeiten – von Programmen, CAD- oder

BIM-Planungsdaten gesteuert – völlig autonom

oder per Fernbedienung erledigen.

Roboter brauchen keine Pläne, stattdessen

übertragen sie quasi im Maßstab 1:1 die

Konstruktionsdaten direkt auf die Baustelle,

digital und ohne Medienbrüche. Das ermöglicht

rationellere und wirtschaftlichere

Bauprozesse, mehr Präzision und weniger

Fehler am Bau. Außerdem entlasten Roboter

Bauarbeiter von monotonen, körperlich anstrengenden

und gefährlichen Arbeiten, bei

denen es häufig zu Arbeitsunfällen kommt.

Planern erschließen Roboter neue, kreative

Freiräume. So lassen sich beispielsweise mit

3D-Druckern bisher nicht oder nur sehr aufwendig

produzierbare Formen und Strukturen

wirtschaftlich realisieren. In Verbindung

mit dem Einsatz moderner, teilweise KI-gestützter

Automatisierungssysteme könnte

die Robotik für eine Image-Steigerung und

eine höhere Attraktivität von Bauberufen

sorgen und dem aktuellen Fachkräftemangel

ein Stück weit entgegenwirken.


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edv

Alleskönner für die Baustelle

Mit Neuentwicklungen versuchen Roboter-Hersteller

auch die Baustelle als Absatzmarkt

zu erobern, beispielsweise mit

mobilen Multifunktionsrobotern. Diese orientieren

sich selbständig im Raum und können

verschiedene Aufgaben ausführen: Sie

erfassen die bauliche Situation in Form von

Laserscanner-Punktwolken und als Fotopanorama

oder verwandeln sich durch wechselbare,

modulare Werkzeugaufsätze des

Greifarms in einen Bohr-, Fräs-, Trenn- oder

Schweißroboter – so wie der Baubot der

österreichischen Baubot GmbH. Der in zwei

Varianten erhältliche Mobilroboter kann

durch den Wechselaufsatz seines bis zu 1,9

bzw. 3,1 Meter langen Roboterarms flexibel

auf Baustellen eingesetzt werden und ist so

kompakt, dass er auch durch Türöffnungen

passt. Mithilfe seiner Raupenketten kann er

auch Treppen steigen und bis zu 20 bzw. 70

Kilogramm schwere Lasten transportieren.

Auch für den autonomen Laufroboter Spot

von Boston Dynamics sind Treppen kein

Hindernis. Dank seiner vier Beine bewältigt

er auch unwegsames Gelände und trägt dabei

eine Nutzlast von bis zu 14 Kilogramm.

In unterschiedlichen Konfigurationen,

zum Beispiel mit einem 3D-Laserscanner

oder einem Greifarm, kann Spot zu unterschiedlichen

Zwecken eingesetzt werden:

beispielsweise für die Bauüberwachung,

Baufortschrittskontrolle oder Vermessung.

Trimble oder Leica Geosystems bieten dafür

entsprechende Kombilösungen. (www.

baubot.com, www.bostondynamics.com,

www.fischer.at, www.trimble.com, https://

blk2021.com/de/blk-arc)

Mauern, bohren oder verputzen

Spezialroboter können zwar nur bestimmte

Aufgaben erledigen – das aber weitgehend

selbstständig, schnell und präzise. Sie können

abreißen, mauern, bohren, Fliesen verlegen,

Wände und Decken verputzen oder

streichen. Der Maurer-Roboter Hadrian X

vom australischen Hersteller FBR kann

beispielsweise ein komplettes Gebäude in

zwei Tagen hochmauern. Dabei arbeitet er

3D-Baukonstruktionsdaten ab, welche die

Position der Ziegel vorgeben, nimmt sie

nacheinander auf, bringt sie nach Bedarf

auf Maß, bringt Mörtel auf und positioniert

sie mit seinem Teleskoparm präzise an die

richtige Stelle. Sobald Hadrian X den Rohbau

fertiggestellt hat, übernimmt auf der

automatisierten Baustelle „Kollege“ Okibo

vom gleichnamigen Hersteller. Okibo ist

ein weitgehend autonomer Roboter für

Verputz- und Malerarbeiten. Ausgestattet

mit einer Reihe von Sensoren und einem

3D-Laserscanner, erfasst er seine

Umgebung automatisch, orientiert sich

selbstständig und trägt KI-gestützt Putze

oder Farben auf beliebige Oberflächen

auf, wobei er Fenster- und Türöffnungen

oder andere auszusparende Flächen berücksichtigt.

Auch das SHK-, Elektro- oder

Trockenbauer-Handwerk wird unterstützt.

So bohrt der semi-autonome Bohrroboter

Jaibot von Hilti Löcher und markiert sie

anschließend für die verschiedenen Gewerke.

Damit entlastet er Handwerker vor anstrengender

Überkopfarbeit, sorgt für mehr

Präzision und Sicherheit. Eingemessen und

referenziert wird Jaibot über eine Hilti-Totalstation,

navigiert wird er per Fernsteuerung,

die Bohrarbeiten führt er in seiner

Reichweite automatisch aus. Da der Jaibot

keine Treppen bewältigt, erfolgt der Transport

in das nächste Geschoss per Kran oder

Lastenaufzug. Auch Gerüstbau-Roboter

gibt es schon: Der Akku-betriebene Liftbot

von Kewazo ist in weniger als einer halben

Stunde aufgebaut und fährt Material oder

Bauteile sicher und fast doppelt so schnell

wie herkömmliche Seilwinden und Bauaufzüge

nach oben. (www.arerobot.com, www.

brokk.com, www. www.fbr.com.au, www.hilti.

at, www.husqvarna.com, www.kewazo.com,

www.kuka.com, www.okibo.com, www.wienerberger.com,

https://new.abb.com)

Roboter auf zwei Beinen

Zu den eher spektakulären Entwicklungen

zählen humanoide, also menschenähnliche

Roboter. Sie erzeugen außerhalb von Fachkreisen

das meiste Aufsehen, da sie dem

Stereotyp eines Roboters, eines menschenähnlichen

„Maschinenwesens“, am nächsten

kommen. In Indien, Japan oder Spanien

entwickeln verschiedene Unternehmen

schon seit einigen Jahren Roboter, die eine

menschliche Gestalt besitzen, sicher auf

zwei Beinen laufen und auf Kommando einfache

Tätigkeiten erledigen. Sie helfen beispielsweise

beim Tragen schwerer Bauteile

oder montieren Wand- und Deckenelemente.

Die etwa 1,6 Meter großen, 60 kg schweren,

akkubetriebenen und mit zahlreichen Freiheitsgraden,

Sensoren und einer Kamera

inklusive Bildverarbeitung ausgestatteten

Roboter können auch unebene Flächen,

Treppen und bis zu einem gewissen Grad

auch unvorhergesehene Ereignisse meistern

– etwa Hindernissen ausweichen. Allerdings

setzt die Fortbewegung auf zwei Beinen einen

hohen technischen Aufwand voraus.

(www.bostondynamics.com, www.kawadarobot.co.jp/en,

www.pal-robotics.com) u

Mobile Roboter können inzwischen mauern …

© FBR

… den Bestand oder Baufortschritt messtechnisch

und fotografisch erfassen …

© Leica Geosystems

… für Installationsarbeiten Löcher bohren ...

© Fischer

… oder den Bestand abreißen.

© Husqvarna


www.architektur-online.com

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Portalkran-Konstruktionen, mit einem an

der Laufkatze montierten Druckkopf. (Beispiele:

www.3dwasp.com, www.apis-cor.com,

www.cobod.com, www.contourcrafting.com,

www.cybe.eu, www.peri.at)

Roboter können in der Werkhalle auch Betonbewehrungen zusammensetzen …

© ABB, Gramazio Kohler Research, ETH Zurich

… oder Holzkonstruktionen zusammenbauen.

© ABB, Gramazio Kohler Research, ETH Zurich

Woher kommen die Daten?

Damit mobile Roboter an Ort und Stelle Arbeiten

ausführen können, müssen sie sich

zunächst im Raum orientieren. Orientiert, lokalisiert

und auf einen Bezugspunkt referenziert

werden Roboter über integrierte oder

externe 3D-Lasermessysteme und Sensoren.

Um komplexe Tätigkeiten ausführen und

unvorhergesehene Situationen auf der Baustelle

meistern zu können, müssen autarke

Roboter über weitere Sensoren verfügen, die

das Umfeld möglichst umfassend erfassen

und deren Daten vernetzt und teilweise auch

KI-gestützt in Echtzeit ausgewertet werden.

Als Grundlage für die Steuerungsdaten dient

entweder eine DWG- oder DXF-Datei bei herkömmlicher

Planung oder ein BIM-Ausführungsmodell,

das nur ausführungsrelevante

Daten enthält. Aus diesem Modell werden die

3D-Koordinatendaten für die Steuerung des

Roboterarms, Bohrkopfs oder der 3D-Druckdüse

generiert. Daraus werden für die auszuführenden

Arbeiten 3D-Koordinatenlisten

erzeugt, die schrittweise abgearbeitet werden.

Zusätzlich werden weitere Angaben

benötigt, beispielsweise Bohrerdurchmesser

und Bohrtiefen bei Bohrrobotern. Bevor der

Roboter auf der realen Baustelle seine Arbeiten

erledigt, lassen sich am digitalen Modell,

dem „digitalen Zwilling“ des zu erstellenden

realen Objektes, zusätzlich auch Baustellen-,

Montage- und Arbeitsabläufe virtuell simulieren

und optimieren.

3D Druck-Roboter

Auch 3D-Drucker sind von Computerprogrammen

gesteuerte Apparaturen, die repetitive

Arbeiten präzise und schnell erledigen

können und Objekte aus einem flüssigen,

pulverförmigen oder festen Ausgangsmaterial

mit Hilfe chemischer und/oder physikalischer

Prozesse schichtweise aufbauen

(architektur 4/22: Häuser in Schichtarbeit).

Nahezu alles ist entweder in der Werkstatt

oder unmittelbar auf der Baustelle druckbar:

Metallstrukturen ebenso wie Konstruktionen

aus holzartigen, transparenten oder recycelten

Werkstoffen oder massive Bauteile aus

Beton mit oder ohne Eisen-, Glasfaser- oder

Textilarmierung. Größere Bauteile – und

erst recht komplette Gebäude – setzen allerdings

große Bauräume voraus, die etwas

größer sein müssen, als das zu fertigende

Objekt. Deshalb ähneln 3D-Drucker häufig

Multifunktionelle Systeme unterstützen dank wechselbarer Werkzeugaufsätze das Bohren,

Fräsen, Trennen oder Schweißen © Baubot


www.architektur-online.com

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Mit automatisierten 3D-Portaldruckern lassen sich komplette Häuser Schicht für Schicht fertigen. © Peri

Was sind die Hürden?

Den vielen Vorteilen der Baurobotik entgegen

steht die Tatsache, dass der Einsatz bei

Preisen ab 10.000 für stationäre Einarm-Roboter

und 75.000 Euro und mehr für multifunktionale,

mobile Roboter derzeit für

kleinere und mittlere Bauvorhaben noch unwirtschaftlich

ist. Baustellen mit großen Geschossflächen

sind dagegen ein ideales Betätigungsfeld.

Eine echte Herausforderung

der Digitalisierung und Automatisierung

des Bauwesens ist aber die Erstellung herkömmlicher

Gebäude. Diese wird seit Jahrhunderten

im Wesentlichen durch kleinteilige,

handwerkliche Prozesse bestimmt,

die zudem von verschiedenen Gewerken

separat ausgeführt werden. Das erschwert

sowohl eine Mechanisierung und Automatisierung

als auch Integration von Prozessen.

Außerdem unterscheiden sich Baustellen

von Industriehallen: Jede ist anders, verändert

sich kontinuierlich, ist staubig, schmutzig,

Wind und Wetter ausgesetzt, manchmal

mit Baumaterialien verstellt, mit Materialresten

und Bauabfällen verunreinigt etc. Das

sind keine idealen Voraussetzungen insbesondere

für mobile Roboter, die möglichst

aufgeräumte, freie Baustellen ohne Behinderungen

voraussetzen. All dies sind Gründe,

weshalb die Baustellen-Automatisierung

nur langsam vorankommt. Berücksichtigen

sollte man stets auch, dass Roboter kein

Selbstzweck sind und dass das eigentliche

Ziel eine vernetzte, integrierte und automatisierte

Baustelle ist. Dazu müssen Roboter

miteinander und mit anderen Maschinen

vernetzt und in die Bauabläufe optimal eingebunden

werden. Rückenwind könnte die

Baustellenautomatisierung durch steigende

Lohnkosten, den Mangel an Fachkräften

und BIM erhalten.


Was sind Roboter?

Der Begriff stammt von „Robota“ (slawisch für „Arbeit“) ab. Roboter sind quasi „maschinelle

Arbeiter“, die in der Lage sind, eine komplexe Abfolge von Tätigkeiten selbständig

auszuführen, zu kontrollieren und wenn nötig zu korrigieren. Unterschieden werden semiautonome

Bauroboter, die ferngesteuert werden, programmierbare Bauroboter, die

mit Sensoren ausgestattet sind und weitgehend selbstständig handeln sowie KI-gestützte

Bauroboter, die vollständig autonom arbeiten und teilweise auch unvorhergesehene

Ereignisse bewältigen können.

Roboter zum Anziehen

Eine spezielle Art von Robotern sind aktive Exoskelette: Man kann sie sich um den Körper

schnallen und als unterstützende Hebe- und Tragehilfe nutzen. Aktive Exoskelette

werden mit Elektromotoren angetrieben. Die Stärke der Unterstützung lässt sich manuell

oder automatisch regeln. Werden Exoskelette mit dem Internet der Dinge (IoT) verknüpft,

lassen sich Belastungswerte und Aktivitäten für statistische Zwecke, zur Analyse

geleisteter Arbeit oder für die Abrechnung von Tätigkeiten auswerten. (Beispiele:

www.suitx.com, www.germanbionic.com, www.comau.com)

© German Bionic


architektur FACHMAGAZIN

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Service im Cloud-Format

Software as a Service. Kurz SaaS. Hinter diesem

Begriff steckt ab sofort die Zukunft jedes erfolgreichen

Planungsbüros. Mit 1. Dezember revolutioniert

untermStrich als Marktführer seine Organisationsund

Managementsoftware für ArchitektInnen und Ingenieur:innen

und bietet für NeukundInnen auch eine

SaaS-Lösung an. Was SaaS nun genau ist? „Man kann

es mit unserem Leitungswasser veranschaulichen. Als

Kunde sind Wasserwerk, Speicher und die Verfahren

der Aufbereitung nicht mein Problem, sondern Sache

des Anbieters. Ich will nur Wasser aus meinem Hahn.

Und zwar wann ich will und so viel ich brauche“, erklärt

Christian Koller, Leiter der Entwicklung. Öffnet

man untermStrich hat man vor sich alles, was man

zum Arbeiten braucht, am Bildschirm. Software, Speicher,

Rechenleistung, Schnittstellen und Systemlogik,

alles hinter genau dieser Arbeitsoberfläche ist in der

Cloud. Wie viel Serviceleistung genau diese für einen

liefern soll, bestimmt man selbst durch die Wahl des

Abos. Neu ist das SaaS-Modell aus technischer Sicht

bei untermStrich nicht. In den vergangenen zehn Jahren

war die Technologie bereits im Hintergrund im

Einsatz und konnte so perfektioniert werden.

untermStrich software GmbH

T +43 (0)3862 58106-0

office@untermstrich.com

www.untermstrich.com

Ing. Markus C. Raming, Geschäftsführung, Leitung Vertrieb (CEO)

Ing. DI (FH) Christian M. Koller, Msc, Prokurist, Leitung Entwicklung und IT (CTO)

Aktualisierte Daten für SiGe-Plan

ABK liefert mit dem Softwarebaustein ABK-SiGe-Plan

aktualisierte Daten zu Sicherheits- und Gesundheitsschutzplänen

und unterstützt den Planungs- und

Baukoordinator bei der Erstellung des SiGe-Plans

sowie der Erstellung der Unterlage für spätere Arbeiten

nach ÖNORM B 2107. Alle bisherigen Daten

wurden nach aktuellem Stand der Technik überarbeitet,

neue COVID-Maßnahmen ergänzt und sind

als Datenpaket ab sofort erhältlich.

Mit dem aktualisierten Datenpaket werden die verschiedensten

Maßnahmen-Vorschläge für den

SiGe-Plan in strukturierter Form mitgeliefert. Aktuelle

Informationen wurden ergänzt und aktualisiert

sowie Texte und Bestimmungen der Baumappe der

Wirtschaftskammer (Stand 2020) angepasst. Diverse

Schutzmaßnahmen wie das Arbeiten mit besonderen

Gefahren, Notpläne und -nummern sowie

COVID-Maßnahmen sind eingearbeitet. Erhältlich ist

das neue SiGe-Plan-Datenpaket über die ABK-Webseite,

alternativ können Anwender auch weiterhin mit

den Demo-Daten des ABK-SiGe-Plans arbeiten und

ihre Daten entsprechend adaptieren und einsetzen.

ib-data GmbH | ABK Bausoftware

T +43 (0)1 492 5570-0

abkinfo@abk.at

www.abk.at


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