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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 8 2022

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen, Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen, Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

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<strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Vösendorf, Verlagspostamt 2331 Vösendorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

08<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Dezember <strong>2022</strong><br />

Verdichtung<br />

© Alessandra Bello


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3<br />

Editorial<br />

Verdichtung<br />

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Das gilt auch für Wien, das voraussichtlich<br />

im Jahr 2027 wieder die 2 Millionen Einwohner Marke überschreiten<br />

wird. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer<br />

Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur<br />

steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen,<br />

Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen<br />

geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass<br />

hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig<br />

auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.<br />

Da eine einzelne <strong>Ausgabe</strong> bei weitem<br />

nicht den Umfang hat, all diese Aspekte<br />

adäquat abzubilden, haben wir den Fokus<br />

diesmal auf die Schaffung von Wohnraum,<br />

sei es durch die Ausnutzung von<br />

Baulücken oder die Erschließung von<br />

Brachflächen, und die Wichtigkeit des<br />

öffentlichen Raums gelegt. Um Letzteres<br />

dreht sich vorrangig auch das Interview<br />

mit Architekt Mark Neuner von Mostlikely.<br />

Er zeigt, warum das Teilen des<br />

Raums gleichzeitig Chancen birgt und<br />

spricht über aktuelle Projekte, wie z.B.<br />

die Neugestaltung der Sunken City auf<br />

der Wiener Donauinsel.<br />

Wie sich selbst kleinste Freiflächen kreativ<br />

nutzen lassen, um unerwartet hochwertigen<br />

Wohnraum zu schaffen, zeigen<br />

die ausgewählten Beispiele in unserem<br />

Schwerpunkt zur Baulückenbebauung.<br />

Schon etwas großzügiger, aber immer<br />

noch kompakt schließt das champagnerfarbene<br />

Einfamilienhaus vom Architekturbüro<br />

FRPO die Ecke einer suburbanen<br />

Blockbebauung in Madrid.<br />

Der Schaffung vom Wohnraum im großen<br />

Maßstab widmen sich drei weitere<br />

Projektberichte. Rund um einen gemeinsamen<br />

Innenhof mit weitläufigen Grünräumen<br />

konzipierte MVRDV ihre skulpturalen<br />

Ilot Queyeries als Block mit fast<br />

intimer Kleinteiligkeit und einer innovativen<br />

Keramikhülle. archi5 ersetzten eine<br />

Hälfte eines ehemaligen Parkhauses in<br />

Paris durch einen Sozialwohnungsbau<br />

in Holzbauweise und C+S Architects realisierten<br />

zwei Wohntürme im Mailänder<br />

Null-Emissions-Stadtentwicklungsquartier<br />

Cascina Merlata.<br />

Viele weitere Beiträge, die neuesten Produktinformationen<br />

sowie ein Fachbeitrag<br />

zum Thema Bauroboter runden diese<br />

<strong>Ausgabe</strong> inhaltlich ab.<br />

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten<br />

und ein schönes neues Jahr,<br />

Andreas Laser


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

4<br />

Inhalt<br />

Editorial 03<br />

Architekturszene 06<br />

Wohnungsnahe Grünräume<br />

zur Aufwertung urbaner Flächen<br />

Magazin 10<br />

Der öffentliche Raum: 20<br />

inklusives Luxusgut aller<br />

Mark Neuner von Mostlikely im Interview<br />

Mind the Gap 24<br />

Baulücken<br />

Keramische Landmarke 30<br />

Ilot Queyries / Bordeaux / MVRDV<br />

Wohnraum statt Parkplatz 36<br />

Jaurès Petit / Paris / archi5<br />

Das Phänomen 42<br />

cheng-zhong-cun<br />

Incision – Nantou City Guesthouse /<br />

Shenzhen, China / neri&hu<br />

Vorstadttraum in Champagner 50<br />

OG HOUSE / Madrid / FRPO<br />

Schwarz-weißes Duo 54<br />

Wohntürme R11 / Mailand /<br />

C+S Architects<br />

Produkt News 60<br />

edv 112<br />

Bauroboter: Automatisierung<br />

auf der Baustelle<br />

30<br />

36<br />

42<br />

50 54<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Ortsstraße 212/2/5, 2331 Vösendorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Andreas Laser (andreas.laser@laserverlag.at)<br />

REDAKTION DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner, DI Marian Behaneck<br />

LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14 n MEDIASERVICE Manuel Katsikopoulos (manuel.k@laserverlag.at)<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Mag. Heidrun Schwinger n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at)<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 99,- / Ausland: € 121,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 69,- / Ausland: € 96,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />

EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />

der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.


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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

6<br />

Architekturszene<br />

Großwohnsiedlung Gellerup, Aarhus DK<br />

© SLA<br />

Wohnungsnahe Grünräume<br />

zur Aufwertung urbaner Flächen<br />

Für eine ausgewogene Architektur ist die Landschaftsplanung unverzichtbar:<br />

Grünflächen schaffen und fördern neue Nutzungen in Wohnquartieren, reduzieren<br />

Luftverschmutzung und wirken der Entstehung von Wärmeinseln entgegen. Verständlich,<br />

dass immer mehr Wohnprojekte auf die Implementierung großflächiger,<br />

zentraler Grünräume setzen. Grün- und Erholungsflächen sollen aber nicht nur<br />

innerstädtische Freiräume, sondern gleichermaßen wohnungsnahe Naturareale<br />

schaffen – gleichzeitig müssen sie ästhetisch und biologisch vielfältig, widerstandsfähig<br />

und nachhaltig sein. Klar ist: Die Anforderungen an den städtischen Grünraum<br />

sind gestiegen. Er ist heute weit mehr als schlichte Dekoration.<br />

Text: Dolores Stuttner<br />

Mit mehr Grün zu nachhaltiger<br />

Stadtverdichtung<br />

Beim Entwurf moderner Wohnsiedlungen<br />

muss Vielseitigkeit an erster Stelle stehen.<br />

Dies gilt sowohl für die räumliche Nutzung<br />

als auch für die Verfügbarkeit von Versorgungseinrichtungen.<br />

Das Pflanzen einiger<br />

Bäume und die Implementierung von<br />

Abstandsgrün entsprechen dabei nicht<br />

mehr den heutigen Anforderungen an die<br />

Architektur. Insbesondere in puncto Nachverdichtung<br />

gibt es Aufholbedarf – bisher<br />

konzentrierten sich Planer bei diesem<br />

Thema vordergründig auf den baulichen<br />

Aspekt. In erster Linie ging es also darum,<br />

innerstädtische Lücken mit Wohn- oder<br />

Bürobauten zu schließen, um eine hohe<br />

Baudichte zu erzielen.<br />

Diese singuläre Herangehensweise erweist<br />

sich vor allem unter dem Gesichtspunkt der<br />

Wohn- und Lebensqualität als problematisch.<br />

Denn eine zu hohe Baudichte trägt im<br />

Sommer unweigerlich zur Entstehung von<br />

Hitzeinseln bei. Die betreffende Zone kühlt<br />

dadurch selbst in der Nacht nicht ausreichend<br />

ab. Die Bauten geben die gespeicherte<br />

Wärme an ihre Umgebung ab, wodurch<br />

die Temperaturen selbst nach Sonnenuntergang<br />

nicht weit unter 30 °C fallen. Diese<br />

Entwicklung gefährdet die Gesundheit der<br />

Stadtbewohner und ist im schlimmsten Fall<br />

lebensgefährlich.<br />

Für das Ortsbild sind Grünräume ebenfalls<br />

von Bedeutung. Sie lockern die Stadt auf<br />

und schaffen öffentliche Aufenthaltsräume<br />

– mittlerweile setzen Planer Freiflächen bewusst<br />

zum Aufwerten von Siedlungen oder<br />

gar ganzen Stadtteilen ein.


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7<br />

Architekturszene<br />

Schrumpfende Städte mit<br />

Grünflächen sanieren<br />

Durch die bewusste Integration von Freiflächen<br />

ergeben sich für den Stadtumbau große<br />

Chancen. Es sind sowohl das Wachstum<br />

als auch die Schrumpfung ein essenzieller<br />

Bestandteil der Stadtentwicklung. Mit der<br />

zunehmenden weltweiten Verstädterung<br />

tritt nämlich gleichermaßen das gegenteilige<br />

Phänomen häufiger in Erscheinung. Für<br />

die Schrumpfung gibt es mehrere Gründe:<br />

Sie ist unter anderem auf die Suburbanisierung,<br />

politische Entscheidungen, punktuelle<br />

und einmalige Zusammenbrüche<br />

sowie auf den industriellen Strukturwandel<br />

zurückzuführen. Sind die damit verbundenen<br />

räumlichen Veränderungen dauerhafter<br />

Natur, braucht es für den Umgang<br />

mit Leerstand, Brachen und Abriss nachhaltig<br />

tragbare Konzepte. Und hier kommt<br />

– neben der klassischen Bauplanung – die<br />

Landschaft<strong>architektur</strong> ins Spiel. Beim Umbauprozess<br />

entstehen Flächenreserven, die<br />

Planer so aufbereiten sollen, dass sie ihrem<br />

aktuellen Potenzial und künftigen Nutzungen<br />

gerecht werden. Es ist die Schrumpfung<br />

dabei nicht als Verlust von Urbanität<br />

anzusehen, sondern vielmehr als Chance,<br />

eine Stadt mit mehr Grün- und Freiraum zu<br />

versehen. Eine Großstadt kann durchaus<br />

kompakt und grün zugleich sein. Dafür ist<br />

es aber notwendig, die Freiraumplanung ins<br />

Zentrum der planerischen und gestalterischen<br />

Disziplinen zu rücken.<br />

Bei der „entdichtenden Landschafts<strong>architektur</strong>“<br />

handelt es sich übrigens nicht um<br />

ein historisch unbekanntes Phänomen. Bereits<br />

1945 suchten Experten in Europa nach<br />

Wegen, kriegszerstörte Siedlungen mithilfe<br />

von Naturflächen zu sanieren. Auf diese<br />

Weise ließen sich einige neue Vorstellungen<br />

von der Stadt umsetzen. Konkret heißt das:<br />

Großwohnsiedlung Gellerup, Aarhus DK<br />

© SLA<br />

Großwohnsiedlung Gellerup, Aarhus DK<br />

© SLA<br />

Die Anlage von Grünräumen erhöht den<br />

planerischen Spielraum. Diese Maßnahme<br />

gewährleistet eine Mischung aus Urbanität<br />

und Natur, die letzten Endes die Lebensqualität<br />

der Bewohner maximiert. Und das<br />

unter der Berücksichtigung des Ortsbilds.<br />

Grünflächen haben aber nicht nur ökologische<br />

und gestalterische Vorteile. In den<br />

USA wiesen Studien einen Zusammenhang<br />

zwischen Parks und Kriminalität nach. Gibt<br />

es in einer Stadt mehr Grün, sinkt die Zahl<br />

der Straftaten – dafür wurden Daten aus<br />

über 60.000 Wohnanlagen in 301 US-amerikanischen<br />

Großstädten gesammelt.<br />

Grünraum in Großwohnsiedlungen –<br />

von der Brache zur Freizeitfläche<br />

Eine besondere Herausforderung stellen<br />

für die Landschafts<strong>architektur</strong> Großwohnsiedlungen<br />

dar. Gekennzeichnet sind<br />

Wohnkomplexe am Stadtrand durch große<br />

Abstände zwischen den massiven Bauten.<br />

Ursprünglich handelte es sich bei den Freiflächen<br />

um Grasland, das in erster Linie als<br />

Abstandsgrün fungierte.<br />

Heute sind die Anforderungen an den<br />

Stadtraum und seine Grünflächen gestiegen.<br />

Städte widmen sich bereits seit einigen<br />

Jahrzehnten verstärkt der inneren<br />

und äußeren Sanierung der Siedlungen.<br />

Einen Neuanstrich erhalten dabei vielerorts<br />

auch die ehemaligen Brachen. Ein Positivbeispiel<br />

dafür ist die Neugestaltung der<br />

Großwohnsiedlung Gellerup im dänischen<br />

Aarhus – dieser Ortsteil, auch Gellerupparken<br />

genannt, ist Dänemarks größter<br />

Wohnkomplex. Die Errichtung der vier- bis<br />

achtstöckigen Bauten erfolgte zwischen<br />

1968 und 1972 zur Bekämpfung der Wohnungsnot<br />

im Land. Die Bauten enthalten<br />

insgesamt 1.776 Wohnungen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

8<br />

Architekturszene<br />

Meifeng Community Park, Guangdong, China<br />

© Ruihua Liang<br />

Im Laufe der darauffolgenden Jahrzehnte<br />

war die Siedlung einer baulichen und sozialen<br />

Degradierung ausgesetzt – ein Schicksal,<br />

das sich in den 1990er-Jahren viele<br />

Großwohnprojekte teilten. Der Bezirk war in<br />

dieser Zeit von hoher Kriminalität geprägt<br />

und galt als Ghetto. Dazu trugen die trostlose<br />

Gestaltung der Umgebung, die großen<br />

Abstände zwischen den Gebäuden und die<br />

Konstruktionsfehler an den Betonbauten<br />

bei. Der zunehmende bauliche Verfall resultierte<br />

zudem im Leerstand zahlreicher<br />

Wohnungen. Aufgrund dieser Entwicklung<br />

erwog Aarhus sogar den Abriss der Wohnblöcke.<br />

Doch entschied sich die Regierung<br />

mit der Umsetzung des Masterplans im<br />

Jahr 2007 für die soziale und architektonische<br />

Sanierung des Bezirks. Besondere<br />

Aufmerksamkeit ließ die Stadt dabei auch<br />

den Grünflächen zukommen. Und zwar widmete<br />

sich dieser Aufgabe das erfahrene<br />

Landschafts<strong>architektur</strong>büro SLA. Bereits<br />

seit 30 Jahren gestaltet das Unternehmen<br />

öffentliche Freiräume auf der ganzen Welt.<br />

Für Gellerup entwarfen die Planer einen<br />

Naturpark mit künstlich angelegten Gewässern<br />

und mehreren Aufenthaltsmöglichkeiten<br />

– Ziel war es, aus der sogenannten<br />

„Wohnmaschine“ einen nachhaltigen und<br />

lebenswerten Stadtteil zu machen. Vom<br />

Park profitieren letzten Endes sowohl die<br />

Bewohner der Großwohnsiedlung als auch<br />

alle Einwohner von Aarhus. Die Grünfläche<br />

wertet somit nicht nur einen bestimmten<br />

Stadtteil, sondern gleichermaßen die gesamte<br />

Großstadt auf. Der neue Park hat so<br />

durchaus einen wegweisenden Charakter<br />

und gewährleistet in einem ehemals aussterbenden<br />

Quartier neue Nutzbarkeiten.<br />

Sanierungen um einige Grünflächen reicher.<br />

Eine beliebte Strategie nachhaltiger Stadtentwicklung<br />

ist die sogenannte „Renaturierung“.<br />

Dieser Begriff beschreibt Stadtumbauprojekte,<br />

bei denen von Menschen<br />

genutzte Flächen in einen möglichst natürlichen<br />

Zustand zurückgeführt werden.<br />

Gegenstand dieser Maßnahmen können<br />

unter anderem ehemalige Industriegebiete,<br />

aber auch aufgelassene Infrastruktur- oder<br />

Siedlungsflächen sowie Fließgewässer sein.<br />

Es ergibt sich dadurch viel Spielraum für die<br />

Integration der Natur in die Stadt. So entstehen<br />

nicht nur parkartige, sondern gleichermaßen<br />

produktive Landschaften mit<br />

landwirtschaftlicher Nutzung sowie extensiv<br />

gepflegten Erholungsflächen.<br />

Renaturierungsprojekte bringen zahlreiche<br />

Vorteile mit sich. Diese Maßnahmen haben<br />

unter anderem eine Verbesserung des<br />

Stadtklimas, die Erhöhung der Wasserqualität,<br />

die Aufwertung von Stadtquartieren,<br />

eine höhere Biodiversität sowie einen besseren<br />

Hochwasserschutz zur Folge. Obendrein<br />

schaffen Planer damit zusätzlichen<br />

Erholungsraum für die Bevölkerung. Zahlreiche<br />

Städte widmen sich dafür verstärkt<br />

der Revitalisierung von Parkanlagen. Als<br />

Beispiel ist hier der Meifeng Community<br />

Park in Guangdong, China zu erwähnen. Das<br />

Architekturbüro ZIZU Studio widmete sich<br />

im Rahmen eines Stadterneuerungsprogramms<br />

der Neugestaltung der zentralen<br />

Grünfläche. Der Park fungiert heute als verbindende<br />

Grünfläche, die den dicht besiedelten,<br />

industriell geprägten Stadtteil aufwertet.<br />

Gleichzeitig schufen die Planer mit<br />

ihr einen vielfältigen Lebensraum für Tiere<br />

und Pflanzen. Bei der Neugestaltung der<br />

Grünfläche setzten die Planer auf Offenheit,<br />

Ökologie sowie Vielfalt – diese Eigenschaften<br />

machen die Parkanlage zu einer komplementären<br />

Bereicherung für den Bezirk.<br />

Geht es um die Grünraumplanung in Städten,<br />

stellt sich die Frage, wie die Disziplin<br />

die Anforderungen an die heutige und zukünftige<br />

Ortsplanung meistert. Architekten<br />

sind mehr denn je gefragt, interdisziplinär<br />

zu agieren, um individuelle und ausgewogene<br />

Lösungsansätze zu schaffen. •<br />

Die Landschaftsplanung der Zukunft<br />

Junge Siedlungen stehen mittlerweile ganz<br />

im Zeichen der Natur. Und das gilt nicht nur<br />

für Projekte in den Außenbezirken. Auch innerstädtische<br />

Gebiete werden im Zuge von<br />

Meifeng Community Park, Guangdong, China<br />

© Ruihua Liang


9<br />

Magazin<br />

für Nachhaltigkeit und Ökonomie<br />

für Nachhaltigkeit und Ökonomie<br />

Deutsches<br />

Institut<br />

GESICHERTE<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Deutsches<br />

CO2-<br />

NEUTRAL<br />

Institut<br />

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für Nachhaltigkeit und Ökonomie<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

10<br />

Magazin<br />

Alles auf Schiene<br />

In Kooperation mit dem National Trust verwandelten Twelve Architects das stillgelegte<br />

Castlefield-Eisenbahnviadukt im Herzen von Manchester in einen öffentlichen<br />

Park. Er soll dem denkmalgeschützten Wahrzeichen der Stadt neues Leben<br />

einhauchen, sowohl Bewohner als auch Touristen anziehen und als partizipatives<br />

Pilotprojekt die Bevölkerung in die Revitalisierung des historischen Bauwerks<br />

miteinbeziehen.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: David Bewick / Twelve Architects<br />

Die im viktorianischen Stil gestaltete Güterzugtrasse<br />

verkörpert ein Stück des kulturellen Erbes der Industriestadt.<br />

Während man über das Viadukt einst Waren<br />

in die Stadt hinein und hinaus transportierte, wurde<br />

es seit der Schließung des Hauptbahnhofs Manchester<br />

1969 nicht mehr genutzt. Verantwortlich für das<br />

Sanierungs- und Umnutzungsprojekt zeichnete der<br />

für Denkmalpflege und Naturschutz zuständige National<br />

Trust. Im ersten Schritt konzipierte man den Park<br />

lediglich als temporäre Maßnahme. In weiterer Folge<br />

sollen dann die Nutzer über seine Zukunft entscheiden:<br />

Sie haben ein Jahr lang die Möglichkeit, den urbanen<br />

Grünraum zu testen, Anregungen für die Umsetzung<br />

der zweiten Phase zu liefern und sich so in<br />

die dauerhafte Erneuerung der Trasse einzubringen.


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11<br />

Magazin<br />

Der Ausgangsentwurf für den Park stammt vom britischen<br />

Büro Twelve Architects. Dieses entwickelte<br />

ein modernes Konzept, welches die Originalstruktur<br />

aus Gusseisen und Stahl saniert und neu bespielt. Bei<br />

der konstruktiven Adaptierung des Castlefield-Viadukts<br />

bekamen die Londoner Planer Unterstützung<br />

von den Experten von Arup. Wo in den letzten Jahren<br />

unkontrolliert Büsche und Sträucher auf der verwitterten<br />

Brücke wucherten, gibt es nun drei verschiedene<br />

Zonen. Ein Ankunftsbereich empfängt Parkbesucher<br />

mit einem Kiosk und Sitzgelegenheiten. Von<br />

dort aus kann die öffentliche Grünfläche auf eigene<br />

Faust oder mit einer geführten Tour erkundet werden.<br />

Der eigentliche Park versteckt sich hinter einer<br />

Hecke, die als grüner Vorhang dient und neugierig<br />

machen soll. Im mittleren Abschnitt steht – abgesehen<br />

von minimalen Eingriffen – die Trag struktur der<br />

Eisenbahntrasse im Mittelpunkt. Nutzer werden hier<br />

eingeladen, sich künftige Gestaltungsmöglichkeiten<br />

vorzustellen. Die letzte Etappe stellt ein potenzielles<br />

Nutzungsszenario des Viadukts vor. Große Pflanztröge<br />

aus orange-rotem Cortenstahl setzen links und<br />

rechts farbige Akzente und greifen die Optik der<br />

angrenzenden Backsteinbauten auf. In ihnen wächst<br />

ein üppiger Garten mit Pflanzen und Sträuchern.<br />

Eine flexible Anbaufläche bietet Partnerorganisati-<br />

onen Platz für wechselnde Installationen. Den Abschluss<br />

bildet ein Veranstaltungsgebäude am Ende<br />

des Parks. Durch seine große Verglasung überblickt<br />

es den unberührten Teil des Eisenbahn viadukts.<br />

Künftig soll die neu belebte Trasse nicht nur mehr<br />

Natur in die Industriestadt bringen, sondern auch die<br />

wichtigsten öffentlichen Orte und Grünflächen Manchesters<br />

verbinden. Bleibt abzuwarten, wie sich der<br />

Ort unter Berücksichtigung der Wünsche der Bevölkerung<br />

noch verändert.<br />

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

12<br />

Magazin


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13<br />

Magazin<br />

Mut zum Risiko<br />

Was mit einem Grundstück inmitten des New Yorker Stadtteils Brooklyn tun,<br />

das zwar gute 30 Meter tief, aber nur rund vier Meter breit ist? Am besten<br />

etwas wagen und kreativ werden, so wie Karolina Czeczek und Adam Frampton<br />

mit ihrem Team des ortsansässigen Architekturstudios Only If. Der Neubau<br />

eines Einfamilienhauses schließt an eine bestehende Häuserzeile an und füllt<br />

eine Baulücke zum Teil auf.<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Iwan Baan, Naho Kubota<br />

“Die Entdeckung dieses leerstehenden Grundstücks<br />

in New York City war das Ergebnis einer sechsmonatigen<br />

Suche nach unterschätzten, ungewöhnlichen<br />

oder übrig gebliebenen Flächen, die zu Wohnraum<br />

werden könnten. Als wir das leerstehende Grundstück<br />

in Bedford-Stuyvesant fanden, wussten wir,<br />

dass es Potenzial hatte, aber waren uns nicht sicher,<br />

ob es im Rahmen des Bebauungsplans überhaupt<br />

bebaut werden konnte. Wir mussten ein Risiko eingehen”,<br />

so Frampton.<br />

Obwohl ein Flächennutzungsbeschluss aus dem Jahr<br />

1961 den Neubau von Wohngebäuden auf Grundstücken<br />

von weniger als 18 Fuß Breite (rund 5,5 Meter)<br />

in New York City generell verbietet, konnte in diesem<br />

speziellen Fall eine Ausnahmeregelung erwirkt werden.<br />

Als größte Gestaltungshindernisse empfanden<br />

die Architekten im Zuge der Planung allerdings weniger<br />

die begrenzte Grundstücksfläche als vielmehr<br />

den Umgang mit dem Tageslicht und die interne<br />

Erschließung. Die Bebauungsvorschriften diktierten<br />

ohnehin das Volumen des Gebäudes, das hauptsächlich<br />

in schwarzem Stuck ausgeführt wurde. Der Rest<br />

der Fassade zur Straße und zum Hinterhof besteht<br />

aus einer vorgehängten Glasfassade, die das Tageslicht<br />

ins Innere leitet.<br />

„Durch die großformatigen Fenster hat die Landschaft<br />

eine unerwartete Präsenz im Inneren des Hauses.<br />

Der Wechsel der Jahreszeiten, die Schatten, die<br />

Farben und die Bewegung der Bäume lassen uns die<br />

natürliche Umgebung in einer ansonsten dicht bebauten<br />

Nachbarschaft sehr bewusst wahrnehmen”,<br />

erklärt Czeczek die Vorzüge eines Konzepts, das<br />

ohne innere Scherwände auskommt, da das Gebäude<br />

an der vorderen und hinteren Fassade betreffend der<br />

seitlichen Stabilität ausgesteift wurde. So konnte der<br />

Rest der Räume offen und luftig gelassen werden –<br />

ein extremer Gewinn bei nur 335 Zentimetern nutzbarer<br />

Breite im Innenraum.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

14<br />

Magazin<br />

Anstelle von Wänden schafft ein Split-Level-System<br />

räumliche Abgrenzungen zwischen den verschiedenen<br />

Wohnfunktionen. Der vertikale Hohlraum innerhalb<br />

der zentralen, perforierten Stahltreppe wurde<br />

als Lichtschacht konzipiert, der – in der Mitte des<br />

Volumens situiert – weiteres Tageslicht einbringt. Das<br />

leicht über das Straßenniveau angehobene Erdgeschoss<br />

umfasst einen offenen Raum zum Wohnen, Essen<br />

und Kochen und öffnet sich im hinteren Teil über<br />

eine überdimensionale Glasschwenktür zum Hinterhof.<br />

Im Obergeschoss befinden sich auf verschiedenen<br />

Ebenen zwei Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer,<br />

das in ein drittes Schlafzimmer umgewandelt<br />

werden könnte. Die Planung? Kein Problem: Die Architekten<br />

waren in diesem Fall gleichsam die Bauherren.<br />

Das Wagnis hat sich bezahlt gemacht: Das Narrow<br />

House wurde als spezifische architektonische Lösung,<br />

die auch Prototyp für die Thematik der Nachverdichtung<br />

und eine Polemik über das Potenzial<br />

für typologische Erfindungen in limitierten urbanen<br />

Rest räumen ist, für den Mies Crown Hall Americas<br />

Prize <strong>2022</strong> nominiert.<br />


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15<br />

Magazin<br />

KALDEWEI DUSCHBODEN SUPERPLAN ZERO<br />

Choreografien aus Präzision und Eleganz<br />

SUPERPLAN ZERO aus Stahl-Emaille verbindet die Kraft des Stahls mit<br />

der Schönheit der Glasoberfläche in einem Duschboden. Edel und voller<br />

Anmut fügt er sich in die Gesamtkomposition des Raumes ein.<br />

PHOTOGRAPHER Bryan Adams<br />

Visit KALDEWEI.DE<br />

DANCER FEDERICO SPALLITTA


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

16<br />

Magazin<br />

Urbanes Wohnen<br />

im Grünen<br />

Mit Selma am Park wächst das autofreie Stadtquartier auf dem Siemens äcker-<br />

Areal in Wien Floridsdorf um drei neue Wohnbauten. Der Entwurf für die<br />

65 Wohneinheiten mit insgesamt 5.100 m 2 Nutzfläche stammt von den spanischen<br />

Arenas Basabe Palacios Arquitectos, die ihn in Kooperation mit dem vor Ort ansässigen<br />

Büro Soyka-Silber-Soyka umsetzten. Wie auch die anderen Neubauten in<br />

dem Viertel orientiert sich das Projekt an fünf Säulen.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Kurt Hoerbst<br />

Für das 8 ha große Quartier wurde vorab im Zuge<br />

eines kollaborativen Prozesses von den verschiedenen<br />

Akteuren ein gemeinsamer Qualitätenkatalog<br />

entwickelt. Das bauliche Trio fügt sich am Rande der<br />

Siemensäcker ein und setzt sich aus L-förmig angeordneten<br />

Blöcken zusammen. Mit drei verschiedenen<br />

Größen sowie den dazwischenliegenden Freiflächen<br />

nehmen sie Bezug auf die Topografie des Grund-<br />

stücks und die Maßstäbe der Umgebung. Während<br />

der östliche Baukörper mit seinen sechs Geschossen<br />

die Höhe der anderen Wohnkomplexe auf dem Areal<br />

aufgreift, passen sich die beiden anderen, niedrigeren<br />

Volumen der kleinteiligen Nachbarbebauung in<br />

westlicher Richtung an. Vor- und Rücksprünge sowie<br />

auskragende Balkone lockern die Ansichten der<br />

schlichten Quader auf.


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17<br />

Magazin<br />

Als Hauptfortbewegungsmittel des Stadtquartiers<br />

gilt das Fahrrad. Gemäß den kollektiven Richtlinien<br />

des Masterplans unterstützen auch die Außenflächen<br />

von Selma am Park die Erschließung auf zwei<br />

Rädern und nutzen das bewegte Gelände mit großen<br />

Sammelgaragen in der Sockelzone bestmöglich aus.<br />

In allen drei Trakten gibt es Gemeinschaftsbereiche<br />

wie Küchen, Sonnenterrassen und Spielplätze, die<br />

das Miteinander in den Vordergrund rücken. Jede<br />

der 65 Wohnungen erhält mit Balkon, Veranda, Terrasse<br />

oder Garten außerdem einen privaten Freibereich.<br />

Dieser geht dank der dazwischenliegenden,<br />

abwechslungsreich gestalteten Grünräume teils fließend<br />

in die öffentlichen Zonen über. In den Gartenund<br />

Außenflächen wählte man ausschließlich heimische<br />

Pflanzen und Bäume. Alle Einheiten sind zudem<br />

jeweils rund um einen versorgenden Kern organisiert.<br />

Die nach außen gerichteten Wohnräume garantieren<br />

den ganzen Tag über maximalen Tageslichteinfall.<br />

Als letztes von fünf Kriterien sollte die Wahl regionaler<br />

Materialien für die Nachhaltigkeit des neuen<br />

Siemensäcker-Areals sorgen. Dafür kombinierte<br />

das Planerteam aus Madrid ein Betontragwerk mit<br />

Holzakzenten aus Lärche. Der Naturwerkstoff akzentuiert<br />

in Form von Fensterläden die Fassaden und<br />

kleidet die Ansichten der Einschnitte in der schlichten<br />

Kubatur. Auch beim Innenausbau kam Holz zum<br />

Einsatz. Dort verleiht es den Räumen eine gemütliche<br />

Atmosphäre und rundet das Neubau-Trio Selma am<br />

Park so dezent und stimmig ab.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

18<br />

Magazin<br />

Am Yachthafen<br />

Direkt am Handelskai zu wohnen, bedeutete bislang vor allem den Ausblick auf<br />

eine mehrspurige Straße und die dahinter liegende Eisenbahntrasse. Dass sich<br />

direkt hinter diesen beiden Verkehrswegen ein attraktiver Yachthafen befindet<br />

und sowohl die Naherholungsgebiete Wiener Prater und Donauinsel als auch die<br />

Wiener Innenstadt fußläufig erreichbar sind, gerät dabei oft in Vergessenheit. Der<br />

<strong>2022</strong> fertiggestellte Marina Tower wird der perfekten Lage nun mit einem hochwertigen<br />

Wohnbauprojekt mit Weitblick gerecht.<br />

Text: Heidrun Schwinger Fotos: pierer.net


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Zechner & Zechner Architekten entwickelten für die<br />

BUWOG Group ein zweiteiliges Hochhaus mit 521<br />

hochwertig bis luxuriös ausgestatteten Wohneinheiten.<br />

Diese befinden sich in zwei Wohntürmen, wobei<br />

der höhere, „High Rise“, 41 Stockwerke auf gesamt 138<br />

Metern misst und beeindruckende Ausblicke auf Donau<br />

und Prater eröffnet. Der zweite, „Low Rise“, bietet<br />

zudem über eine einladende Dachterrasse inklusive<br />

Spielplatz einen großflächigen Freiraum, ebenfalls<br />

mit traumhaftem Ausblick. Gemeinsam umfassen sie,<br />

exklusive der zahlreichen Außenbereiche, eine Nutzfläche<br />

von 39.500 m². Vor den Wohntürmen befindet<br />

sich das ebenfalls neu errichtete „Marina Deck“, eine<br />

großflächige Überplattung des Handelskais und der<br />

Eisenbahntrasse, die den Wohnbau und mit ihm auch<br />

die umliegenden Teile des 2. Wiener Gemeindebezirk<br />

direkt mit dem Marina Yachthafen verbindet.<br />

Das „Marina Deck“ fungiert als barrierefreier, öffentlicher<br />

Zugang für Fußgänger und Radfahrer aus dem<br />

Grätzel direkt an das Donauufer, das somit endlich<br />

auch seinem Potenzial als naturnaher Erholungsraum<br />

gerecht werden kann. Die beiden Bauteile des<br />

„Marina Tower“ sitzen auf einem gemeinsamen Sockel,<br />

der zur stadtseitigen Straßenfront eine mehrgeschossige<br />

Arkade ausbildet. Ein zentrales, mit<br />

Glas gedecktes Atrium erschließt die Haupteingänge<br />

in das Gebäude und in weiterer Folge auch eine<br />

Freitreppe zum „Marina Deck“. Auf derselben Ebene<br />

sind zahlreiche Freizeit- und Erholungseinrichtungen<br />

sowie vielseitige Einkaufsmöglichkeiten untergebracht,<br />

vom Nahversorger über diverse Shops<br />

und Gastronomiebetriebe bis hin zu Fitnesscenter<br />

und Kindergarten ist an alles gedacht.<br />

Eine U-Bahn-Haltestelle direkt vor der Haustür des<br />

„High Rise“ Towers sorgt für eine optimale Verkehrsanbindung.<br />

Die im städtischen Wohnbau obligaten<br />

Stellplätze in den drei Untergeschossen werden<br />

durch große Fahrradgaragen sowie einen Car- und<br />

Bikesharing-Stützpunkt komplettiert. Somit fällt es<br />

leicht, auf den eigenen PKW zu verzichten.<br />

Passend dazu setzt das nachhaltige Gebäudekonzept<br />

auf die Nutzung regenerativer Energiequellen in<br />

Form von Geothermie für Heizung und Kühlung sowie<br />

auf eine gut gedämmte Gebäudehülle. Diese ist mit<br />

hinterlüfteten Faserzementplatten verkleidet Die im<br />

Kontrast zu der dunklen Gebäudehülle weiß gestaltete<br />

Balkon-Loggienstruktur ist aus thermisch getrennten<br />

Betonfertigteilen vorgehängt. Über mehrgeschossige,<br />

begrünte Atrien fällt natürliches Licht bis in den<br />

innenliegenden Erschließungskern. Raumhohe Fenstertüren<br />

gewährleisten zudem eine optimale natürliche<br />

Belichtung der Wohnungen. Diese sind auf Grund<br />

der Konstruktion des Turms mit tragendem Kern und<br />

tragender Außenwand in ihrem jeweiligen Grundriss<br />

flexibel konfigurierbar, sind teilweise als zweigeschossige<br />

Maisonette mit interner Treppe organisiert<br />

und differieren in ihrer Größe von 45 bis 305 m².<br />

19<br />

| MT12-02G |<br />

Magazin<br />

Medien- und Steuerungstechnik<br />

auf einer Plattform:<br />

mit PC-based Control<br />

Control<br />

Panel<br />

Gerätemanagement<br />

Audio<br />

Video<br />

Beleuchtung<br />

Fassade<br />

Heizung,<br />

Lüftung,<br />

Klima<br />

Mediensteuerung<br />

Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme<br />

ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und<br />

industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia,<br />

Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und<br />

integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware<br />

TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle<br />

Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation<br />

bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und<br />

Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt<br />

die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung<br />

aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die<br />

Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.<br />

Scannen und die<br />

Beckhoff Highlights<br />

für die AV- und<br />

Medientechnik<br />

entdecken<br />

IoT


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

20<br />

Öffentlicher Raum<br />

Der öffentliche Raum:<br />

inklusives Luxusgut aller<br />

Mark Neuner von Mostlikely im Interview<br />

Interview: Linda Pezzei<br />

Mostlikely ist ein interdisziplinäres Büro, das in den<br />

Bereichen Architektur, Design und Research arbeitet.<br />

Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen großmaßstäbliche<br />

Masterpläne, öffentliche Räume, Gebäude und Installationen.<br />

Die enge Verzahnung von gebauten Projekten<br />

mit angewandter Forschung zeigt sich in spezifischen<br />

Arbeitsformaten, die in enger Kooperation mit Universitäten,<br />

Architekturinstitutionen und der österreichischen<br />

Holzindustrie weiterentwickelt werden. Die Arbeiten<br />

von Mostlikely wurden mehrfach auf nationalen und internationalen<br />

Biennalen für Architektur ausgestellt und<br />

anhand von Workshops, Vorträgen und Publikationen<br />

einem größeren Publikum vermittelt.<br />

Mark Neuner befasst sich gemeinsam mit seinem<br />

Team bereits seit einem Jahrzehnt damit, wie sich<br />

unsere Umgebung in Bezug auf Architektur, Teilhabe<br />

und innovative Formen des Zusammenlebens<br />

nachhaltig gestalten lässt. Die Plattform Mostlikely<br />

funktioniert in diesem Zusammenhang einerseits<br />

als klassisches Architekturbüro und andererseits im<br />

Rahmen der Arbeitsmethode SUDDEN WORKSHOP<br />

als interaktives Kollektiv, das sich den öffentlichen<br />

Raum zurückerobert und im Sinne aller bespielt und<br />

gestaltet. Dabei geht es den Visionären darum, Ideen<br />

zu gemeinschaftlich genutzten Stadträumen in Form<br />

von temporären Prototypen in offenen Bauaktionen<br />

zu realisieren und für eine kurze Zeit zu betreiben.<br />

Diese Erfahrungen und Ideen fließen wiederum in<br />

das COMMON SPACE Projekt ein und werden zu<br />

Strategien verdichtet, um diese langfristig auf unsere<br />

Städte anzuwenden. Das Ziel ist eine offene Stadt, die<br />

allen gehört – in der Synergien und Kooperationen<br />

mit persönlicher Entfaltung und Selbstbestimmung<br />

einhergehen. Als Gründungsmitglied des TEAM<br />

WIEN, einem Zusammenschluss von jungen Designschaffenden<br />

aus der österreichischen Hauptstadt,<br />

legen Mostlikely entsprechend Wert darauf, kritische<br />

Fragen öffentlich zu diskutieren und dadurch Grenzen<br />

zu überwinden und Veränderungen anzustoßen.<br />

Mark Neuner gibt im Interview Einblicke an die Herangehensweise<br />

und zeigt neue spannende Wege für<br />

die Zukunft unserer Städte auf.<br />

© mostlikely / studiomato


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21<br />

Mostlikely<br />

© Mostlikely Design<br />

plaudereckn<br />

Park macht Platz<br />

© Mostlikely Architecture<br />

Mit Mostlikely haben Sie eine Plattform geschaffen,<br />

die Architektur, Design und Forschung verbindet<br />

und entsprechend vielseitigen Output produziert –<br />

was haben die Projekte dabei immer gemein?<br />

Wir haben uns auch die Frage gestellt, ob es in unseren<br />

Projekten – oder besser gesagt in unserer Herangehensweise<br />

– eine Gemeinsamkeit gibt. Uns war<br />

es wichtig, darauf eine Antwort zu formulieren, damit<br />

wir diese Erfahrungen als Potenzial von Anfang an<br />

in unsere Projekte integrieren können. Dabei ist es<br />

uns immer wichtig, einen vielfältigen Prozess aufzuspannen,<br />

damit wir mit möglichst viel Expertise und<br />

zukünftigen Stakeholdern in einem interdisziplinären<br />

Team arbeiten können. Diese Herangehensweise bezeichnen<br />

wir als Co-Creation. Einen zweiten wichtigen<br />

Ansatz für unsere Projekte im öffentlichen Raum<br />

bildet unser COMMON SPACE Stadtmodel. Dieses<br />

liefert Ansätze für die Herausforderungen und Chancen<br />

unserer Zeit, um unsere Städte resilient für die<br />

Zukunft zu gestalten. Architektur muss gemeinsam<br />

mit sozialen, digitalen und ökologischen Innovationen<br />

weiterentwickelt werden. Die Common Spaces<br />

erweitern die bestehende Stadt mit neuen, öffentlichen<br />

Typologien und bieten offene Nutzungsmöglichkeiten,<br />

die uns unterstützen, einen nachhaltigen<br />

Lebensstil zu etablieren. Die dritte Gemeinsamkeit<br />

bildet unser Streben nach einer zirkulären Architektur<br />

im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Bei dieser geht<br />

es nicht nur darum, ökologisch zu bauen, sondern<br />

sortenrein zu planen und Bauteile und Materialien<br />

wiederzuverwenden. Man fängt die Gebäude vom<br />

Rückbau an zu konzipieren. Oft gehen damit höhere<br />

Preise einher, weshalb es uns nicht immer gelingt,<br />

Bauherr:innen davon zu überzeugen. Aber es geht<br />

darum, ein Umdenken anzuregen und Lösungen<br />

dafür aufzuzeigen. Diese drei Ansätze haben wir zu<br />

Leitfäden verdichtet und auf unserer Homepage offen<br />

zugänglich gemacht.<br />

Was verstehen Sie persönlich unter öffentlichem<br />

Raum und welche Gestaltungsmöglichkeiten hat man<br />

als Architekt (im besten Falle)?<br />

Wenn wir unsere Wohnungen verlassen, nehmen wir<br />

meist nur den Abstand zwischen den Häusern und<br />

Straßen und ein paar Plätze dazwischen als öffentlichen<br />

Raum wahr. Dieser sollte in meinen Augen<br />

aber mehr bieten, zur Interaktion anregen. Dabei<br />

muss öffentlicher Raum nicht unbedingt nur außen<br />

stattfinden, es kann sich auch um eine Werkstatt,<br />

ein Schwimmbad, einen Marktplatz oder Ähnliches<br />

handeln. Anstatt dass jeder seinen Privatraum nur<br />

für sich nutzt, wäre es schöner, wenn halböffentliche<br />

Räume für alle zur Verfügung stünden. Im Rahmen<br />

des COMMON SPACE MODELS sehen wir die Stadt<br />

als öffentliche Ressource. Wir filtern heraus, welche<br />

Räume ungenutzt bleiben und wie man diese neu organisieren,<br />

neue Typologien schaffen kann, um letztlich<br />

einen inklusiven Luxus für alle zu schaffen. Die<br />

Digitalisierung verstehen wir in diesem Zusammenhang<br />

als Chance, Räume zu erschließen und Verantwortung<br />

zu teilen.<br />

Warum befassen Sie sich gerne mit der Konzeption<br />

von öffentlichen Räumen und inwiefern ist das für<br />

unsere Gesellschaft wichtig und relevant?<br />

Das Thema liegt mir sehr am Herzen, weil es unser<br />

tägliches Zusammenleben beeinflusst. Aktuell ist öffentlicher<br />

Raum auch einem enormen Druck ausgesetzt:<br />

Die meisten Städte wachsen rasant. Dadurch<br />

entstehen eine zunehmende Verdichtung und Verringerung<br />

unseres persönlichen Raums. Das enge Zusammenleben<br />

in Städten bietet aber auch ein enormes<br />

Potenzial: Nicht jeder einzelne muss sich sein<br />

exklusives Raumangebot selbst schaffen, dieses ausstatten,<br />

warten und finanzieren. Dank technischer<br />

Innovationen, aber auch einer Veränderung unseres<br />

Blickwinkels, können wir uns diese Räume auch teilen<br />

und umso höherwertiger gestalten und ausstatten.<br />

Stadt wird so zur gemeinsamen Ressource, die vielfältige<br />

Nutzungsangebote bereithält und uns in der<br />

persönlichen Entfaltung fördert.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

22<br />

Öffentlicher Raum<br />

SUNKEN CITY/DONAUVERSUM - Promenade<br />

Wie wichtig wird das Projekt SUNKEN CITY/<br />

DONAUVERSUM für den öffentlichen Freizeitraum<br />

der Stadt Wien?<br />

Einerseits konnten wir eine Menge an Aspekten, die<br />

wir in jahrelangem Prototyping erforscht haben, in<br />

den Masterplan einfließen lassen, andererseits durften<br />

wir in einem sehr interessanten Projektteam und<br />

in Kooperation mit vielen verschiedenen Partnern<br />

tätig sein. Zu Beginn ging es darum, ein Nutzungsoder<br />

Gestaltungskonzept zu entwickeln – bei Mostlikely<br />

denken wir allerdings gesamtheitlich und unterscheiden<br />

nicht zwischen Nutzung und Gestaltung.<br />

So haben wir als interdisziplinär aufgestelltes Team<br />

im ersten Schritt ein Nutzungskonzept entwickelt,<br />

das aus drei Bereichen – SPORT, ARBEITEN sowie<br />

KULTUR&BADEN – besteht, wobei jeder Teilbereich<br />

ein eigenes Zentrum bildet. Sämtliche Angebote sind<br />

jederzeit öffentlich zugänglich und können zum Teil<br />

auch online reserviert werden. Bei der Konzeption<br />

unserer öffentlichen Räume geht es nicht nur um das<br />

Zonieren, sondern auch um die Betreuung und Pflege<br />

der Bereiche – andernfalls bleiben uns nur unzerstörbare,<br />

statische und sterile Orte, die wenig Raum zur<br />

eigenen Entfaltung lassen.<br />

Was ist an dem Ansatz besonders neuartig und<br />

(warum) braucht Wien überhaupt neue Konzepte?<br />

Ein wichtiger Ansatz bei unserem COMMON SPACE<br />

MODEL ist die frühe Involvierung zukünftiger Betreiber:innen<br />

und Nutzergruppen in der Konzeptionsphase.<br />

So können wir die grundlegenden Prinzipien<br />

für die spätere Fürsorge und Pflege der entstehenden<br />

Nutzungsangebote erarbeiten. Eine wichtige Frage<br />

dabei ist, was es an Organisation und Design bedarf,<br />

dass ein so gedachter öffentlicher Raum nachhaltig<br />

funktioniert. Wenn unsere öffentlichen Räume nicht<br />

mehr unzerstörbar, fest montiert und dadurch extrem<br />

reduziert in der Nutzung sein müssen, eröffnen<br />

sich neue Gestaltungsmöglichkeiten. Dies sind eben<br />

vielfältige und offene Nutzungsangebote, eine hochwertige<br />

Ausstattung von öffentlichen Räumen, ein<br />

digitales shared space Prinzip und innovative Betreibermodelle.<br />

Wenn wir all diese Aspekte innerhalb des<br />

DONAUVERSUM umsetzen können, erleben wir eine<br />

neue Qualität an öffentlichem Raum. So wie Wien bereits<br />

in der Zwischenkriegszeit das Fundament für<br />

einen erfolgreichen Wohnbau gelegt hat, so kann die<br />

Stadt Wien auch den öffentlichen Raum betreffend<br />

eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />

© Mostlikely Architecture<br />

SUNKEN CITY/DONAUVERSUM - Badezone


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23<br />

Mostlikely<br />

© Mostlikely Architecture<br />

Welche Rolle spielen Materialität und Bepflanzungen<br />

für Mostlikely im Zuge der Gestaltung von öffentlichen<br />

Räumen?<br />

In der Wettbewerbsphase des SUNKEN CITY/DO-<br />

NAUVERSUM spielten Material und Grünräume noch<br />

keine entscheidende Rolle, da die Definition der Nutzungsmöglichkeiten<br />

hier Vorrang hatte. Bei der Ausarbeitung<br />

dieses Konzepts liegt nun der Fokus stärker<br />

auf der Materialität. Hierbei spielt aber auch das<br />

Vorgefundene und dessen Wiederverwendung eine<br />

große Rolle. Generell ist zirkulär gedachte Architektur<br />

für uns immer ein Thema und an anderer Stelle<br />

kann schon einmal das Material den Rahmen vorgeben.<br />

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kulturpavillon,<br />

der im Rahmen des Kultursommers Semmering<br />

entstanden ist. Da es sich dabei um eine temporäre<br />

Struktur handelte, spielte die Wahl der Materialien<br />

und deren Rückbaufähigkeit von Beginn an eine<br />

große Rolle. Grünräume anzubieten, ist uns natürlich<br />

immer wichtig, denn auch die Umgebung prägt die<br />

Architektur. Wenn sie dürfte, könnte die Freiraumplanung<br />

in Österreich sehr viel mehr erreichen. Hier<br />

scheitert es oft an zu knappen Budgets, vielleicht<br />

fehlt bei den Gemeinden auch mancherorts noch<br />

das entsprechende Bewusstsein. Dabei geht es nicht<br />

nur um die Optik – Verschattung und Kühlung sind<br />

gerade in Zeiten der Energiekrise ein Thema, wenn<br />

es darum geht, ohne viel Technik eine Verbesserung<br />

des (Stadt-)Klimas zu erreichen.<br />

Inwieweit kann die Gestaltung öffentlicher Räume zu<br />

einer besseren Identifikation der Bewohner mit ihrer<br />

Stadt führen?<br />

Da kommt mir die Broken-Windows-Theorie in den<br />

Sinn: Je weniger einladend oder gepflegt sich ein Ort<br />

präsentiert, desto eher wird er zerstört. Ich denke,<br />

Gestaltung und Schönheit ziehen Respekt und eine<br />

Identifikation mit dem Ort nach sich und bringen die<br />

Menschen eher dazu, ihr Umfeld zu pflegen. Bei dem<br />

Projekt „Weitsicht Cobenzl“, welches wir in Kooperation<br />

mit dem Berliner Büro Real<strong>architektur</strong> realisiert<br />

haben, stellte die öffentliche Aussichtswarte eine besondere<br />

Herausforderung betreffend Fragen der Haftung<br />

und Zugänglichkeit dar. Zum Glück konnten wir<br />

in einem langen Prozess zusammen mit der Stadt an<br />

diesem Konzept festhalten, denn die Leute strömen<br />

heute zu diesem Ort, um miteinander auf die Stadt<br />

Wien zu schauen. Als Architekt kann man also auch<br />

die entsprechenden Voraussetzungen schaffen, öffentliche<br />

Räume für die Zukunft zu sichern, und kleine<br />

liebgewordene Rituale für das tägliche Leben ermöglichen.<br />

Ich empfinde das als große Bereicherung, darüber<br />

nachdenken zu dürfen, wie wir einen schönen<br />

Moment durch öffentlichen Raum schaffen können –<br />

sei es der Blick auf den Sonnenuntergang oder das<br />

Tanzen und Sport im Freien. All das ist auch jetzt<br />

schon ein Thema für uns, wenn wir uns mit dem Konzept<br />

für SUNKEN CITY/DONAUVERSUM befassen.<br />

Was ist ein besonders gelungenes Gestaltungsbeispiel<br />

von öffentlichem Raum und warum?<br />

Für mich ist das die Donauinsel in ihrer Gesamtheit:<br />

Die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes wurde<br />

smart genutzt, um ein zentral gelegenes Freizeitareal<br />

zu schaffen, das zum Glück nie bebaut wurde. Hier<br />

liegt ein wesentliches Potenzial von Wien, das auch<br />

Mitgrund für die hohe Lebensqualität der Stadt ist. •<br />

www.mostlikely.at<br />

Kulturpavillon Semmering<br />

© Mostlikely Architecture


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

24<br />

Verdichtung<br />

Mind the Gap<br />

Die zunehmende Urbanisierung, steigende Bodenpreise und eine stetig wachsende<br />

Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Zentren unserer Metropolen<br />

verlangen nach dem Ausloten neuer Wohnmöglichkeiten und innovativen architektonischen<br />

Lösungsansätzen. Im Fokus: die Baulücke.<br />

Text: Linda Pezzei<br />

Die Verdichtung von urbanen Lebensräumen<br />

steht bereits seit einiger Zeit im Fokus<br />

von Städteplanern und Architekten. Unschön<br />

klaffende Baulücken zu schließen,<br />

bedeutet nicht nur potenziell bezahlbaren<br />

Wohnraum zu schaffen, sondern auch ein<br />

Stück Niemandsland wieder an den öffentlichen<br />

Raum anzugliedern und die gesamte<br />

Umgebung aufzuwerten. Effizienz und<br />

Ästhetik spielen dabei eine ebenso große<br />

Rolle wie Verständnis und Respekt für gewachsene<br />

Strukturen und Proportionen.<br />

Innovative Zwischennutzungsprojekte wie<br />

Urban Gardening, Pop Ups, Food Trucks,<br />

Märkte, Installationen und mehr können<br />

im Vorfeld dabei helfen, ungenutzte Poten-<br />

ziale aufzudecken oder – wie im Falle des<br />

Konzepts der Manifesto Markets in Prag –<br />

bereits beplante Bauflächen als Zwischennutzung<br />

heute der breiten Bevölkerung zugänglich<br />

machen, bevor sie ab Baubeginn<br />

morgen an anderer Stelle zum Zusammenkommen<br />

einladen.<br />

Kein Wunder, dass die Baulücke per se ein<br />

äußerst spannendes Spiel- und Handlungsfeld<br />

für Entdecker, Architekten und Planer<br />

darstellt. Begrenzung bedeutet eben oftmals<br />

auch kreative Entfaltung, sodass “aus<br />

der Not heraus” andernorts undenkbare<br />

Lösungsansätze plötzlich völlig logisch<br />

und konsequent erscheinen. In der konkreten<br />

Umsetzung braucht es dafür aber<br />

ebenso aufgeschlossene Bauherren und Investoren,<br />

die diese Chancen erkennen und<br />

nutzen möchten. Dabei weiß die Baulücke<br />

mit einigen schlagenden Argumenten zu<br />

überzeugen: Die Grundstücke liegen an einer<br />

bereits bebauten Straße zwischen benachbarten<br />

bebauten Grundstücken und<br />

können sofort oder zeitnah bebaut werden.<br />

Erschließungseinrichtungen sind zudem<br />

bereits vorhanden oder ohne größeren Aufwand<br />

zu realisieren – was die Baulücke im<br />

Vergleich zum klassischen Neubau deutlich<br />

günstiger macht.<br />

Aus gestalterischer Sicht spannend ist auch<br />

das umgebende Ensemble, das zum Einen<br />

auf das einzufügende Objekt ausstrahlt,<br />

zum Anderen ebenso von dem Schluss der<br />

Lücke geprägt werden wird. Hier kann es, je<br />

nach städtebaulichen Vorgaben und künstlerischer<br />

Interpretation, zwei mögliche Antworten<br />

geben: Anbiederung oder Abgrenzung<br />

– wobei beide Varianten ihr Für und<br />

Wider haben. Zahlreiche Beispiele rund um<br />

die Welt zeigen, wie vielfältig, smart und inspirierend<br />

mit Baulücken umgegangen werden<br />

kann und warum es sich lohnt, weiter<br />

darüber nachzudenken, wie sich auch der<br />

engste Schlurf, der verwinkeltste Hof oder<br />

die kleinste Parzelle aus dem Dornröschenschlaf<br />

erwecken lassen könnten.


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25<br />

Die Baulücke<br />

CARRER DE LA DEPUTACIÓ |<br />

Barcelona, Spanien<br />

Heim Balp Architekten nutzten in Kooperation mit<br />

Derryk Dettinger Arquitecte ein lediglich siebeneinhalb<br />

Meter breites und 28 Meter tiefes Grundstück<br />

einer Baulücke an der Plaza de Toros in Barcelonas<br />

Stadtteil Eixample auf den Millimeter aus, um dort<br />

ein Apartmenthaus inklusive gemeinschaftlich genutzter<br />

Strukturen zu realisieren. Die Fassade ist<br />

geprägt von einem Gerüst aus dunkelrot getünchten<br />

vertikalen Stahlträgern mit zwischenliegendem, beweglichem<br />

Sonnen- und Blendschutz in der gleichen<br />

Farbgebung – eine Referenz an die roten Ziegel in<br />

der Umgebung.<br />

Hinter diesem semitransparenten Vorhang befinden<br />

sich 25 möblierte Wohneinheiten in Form von Mikro-Apartments.<br />

In den privaten Wohneinheiten wurde<br />

ganz am Puls der Zeit an Platz gespart, um an anderer<br />

Stelle entsprechend großzügige gemeinschaftlich<br />

genutzte Angebote zur Verfügung stellen zu können:<br />

Das Carrer de la Deputació umfasst eine geräumige<br />

Küche mit Ess- und Arbeitsplätzen, einen Aufenthaltsbereich<br />

sowie eine Dachterrasse mit Pool und<br />

Blick über die Stadt. Als Ergebnis findet sich unter<br />

den Bewohnern eine vielfältige soziale Gemeinschaft<br />

wieder, die das “Unser” im Gegensatz zum “Meines”<br />

in den Mittelpunkt ihres Wohnumfelds stellt.<br />

„Die Herausforderung bestand darin, eine effiziente<br />

Nutzung für eine so schmale Baulücke zu finden und<br />

alle Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen.<br />

Dies gelang durch den Einbau von zwei in sich verschachtelten<br />

Treppenhäusern. Ein innenliegender<br />

Patio mit einem Glasaufzug verleiht dem Innenraum<br />

trotz des geringen Ausmaßes räumliche Qualität.“<br />

Heim Balp Architekten<br />

Fotos: Filippo Poli


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26<br />

Verdichtung<br />

Fotos: Filip Šlapal<br />

“Das architektonische Hauptkonzept des Entwurfs<br />

ist die Symbiose und emotionale Verschmelzung des<br />

neuen Anbaus mit der bestehenden Gebäudestruktur,<br />

jedoch mit einem zeitgenössischen, modernen<br />

Ansatz und architektonischen Details, ohne dabei<br />

historische Formen zu kopieren.”<br />

IGLOO ARCHITECTS<br />

HAUS IM INNENHOF |<br />

Nové Město na Moravě, Tschechien<br />

Den Geist des Ortes eines denkmalgeschützten historischen<br />

Stadthauses und die Struktur der umgebenden<br />

Bebauung erhalten und stärken und dabei<br />

gleichzeitig erschwinglichen Wohnraum mit allen<br />

Annehmlichkeiten schaffen – so das Briefing der<br />

Bauherren für IGLOO ARCHITECTS, die dementsprechend<br />

einen Erweiterungsbau in den Innenhof<br />

des Bestandshauses setzten. In diesem Zuge sollten<br />

auch Innen- und Außenraum mit Hof und Garten verbunden<br />

werden. Eine Herausforderung in Anbetracht<br />

des stark abfallenden Baugeländes.<br />

Die Orientierung des Gebäudes nach innen richtet<br />

sich nach der Qualität des Ortes, die aus der erhaltenen<br />

historischen Struktur der Gebäude sowie<br />

den Blickachsen auf die umliegenden Häuser, den<br />

Kirchturm sowie die Schichtung der Dach- und Wandebenen<br />

resultiert. Der Innenhof bietet Ruhe und<br />

Privatsphäre und liegt dabei nur einen kurzen Fußmarsch<br />

durch das Gebäude vom Stadtzentrum entfernt.<br />

Ganz im Sinne der traditionellen Verwurzelung<br />

des Bestands kamen vornehmlich lokal verwendete<br />

Materialien wie Holz und Stahl, glatter, grau-weißer<br />

Putz sowie Stein und Glas zum Einsatz. Die überwiegend<br />

quadratisch ausgeführten Fensteröffnungen<br />

wurden sorgfältig nur an den Stellen vorgesehen, an<br />

denen sie wichtig und gerechtfertigt erschienen.


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27<br />

Die Baulücke<br />

DODGED HOUSE | Lissabon, Portugal<br />

Wie der Name andeutet, versucht das Dodged House<br />

von Daniel Zamarbide (bureau) und Leopold Banchini<br />

einen Ist-Zustand in Lissabon zu umgehen, zu überlisten.<br />

Denn die Krise, die Portugal vor zehn Jahren<br />

heimsuchte, hat eine unglaubliche Dichte an verlassenen<br />

Räumen hervorgebracht. Baulücken in einem<br />

übertragenen Sinne, eine Landschaft geschlossener<br />

Gebäude mit undurchsichtigen Fassaden, leer und<br />

verlassen, in Erwartung besserer Zeiten vorübergehend<br />

im Licht der Sonne erstarrt. Dank eines sensiblen<br />

und kultivierten Ansatzes der portugiesischen<br />

Architekten vor Ort lösen sich mehr und mehr dieser<br />

“baulichen Lücken” aus ihrer Starre und treiben den<br />

rasanten Aufschwung vor Ort in Instagram-Manier<br />

stetig voran.<br />

Das Dodged House setzt in seiner architektonischen<br />

Gestaltung auf Raum, Leere und Innenvolumen – sozusagen<br />

die Effizienz der Landnutzung verweigernd.<br />

Von dem 94 qm großen Grundstück sind nur 40 bebaut.<br />

Dadurch wiederum ergibt sich eine Vielfalt von<br />

Innen- und Außenräumen, die sich in einen Innenhof<br />

erstrecken und die engen Räumlichkeiten umso luftiger<br />

und heller erscheinen lassen. Obwohl im Inneren<br />

herausragend, opulent und formgewandt ausformuliert,<br />

fügt sich die Fassade des Hauses beinahe<br />

schüchtern und zurückhaltend in den Straßenzug<br />

ein, bleibt dabei undurchdringlich.<br />

“Offensichtlich reagiert das Projekt auf die Komplexität<br />

der funktionalen Anforderungen, die das Haus in<br />

eine „Wohnmaschine“ verwandelt haben, und spielt<br />

ganz bewusst mit der Geschichte des Modernismus<br />

und seiner bewohnbaren Typologien. Obwohl das<br />

Gebäude komplex erscheinen mag, ist es doch recht<br />

einfach in seiner Art, den Raum zu besetzen und das<br />

Programm in ein kleines Grundstück zu packen.”<br />

Daniel Zamarbide und Leopold Banchini<br />

Fotos: Dylan Perrenoud


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28<br />

Verdichtung<br />

INFILL HOUSE & OFFICE |<br />

Darlinghurst, Australien<br />

RAAarchitects verwandelten einen ehemaligen, nur<br />

27 qm großen Stellplatz für ein Auto in den Baugrund<br />

für ein neues Wohnhaus, das über einen winzigen,<br />

mit goldenen und weißen Mosaikfliesen verkleideten<br />

gemeinsamen Innenhof mit dem bestehenden Bürogebäude<br />

verbunden ist. Während der Parkplatz beibehalten<br />

wurde, befinden sich darüber nun drei Etagen,<br />

die den Schlaf- und Badbereich, eine Koch- und<br />

Essebene sowie im obersten Stockwerk eine Lounge<br />

inklusive Außenterrasse mit Blick über die Stadt umfassen.<br />

Das visuelle und räumliche Herzstück des Entwurfs<br />

ist die lasergeschnittene Stahlblechtreppe, die auf<br />

so wenig Platz wie möglich über ein Außen- und<br />

zwei Innengeschosse nach oben führt. Die blauen<br />

Mosaikfliesen an der Gassenfassade verweisen auf<br />

die Geschichte des Gebäudes als renommiertes Spa<br />

und Sauna in der Blütezeit der Oxford Street in den<br />

1980er und 1990er Jahren. Und tatsächlich scheinen<br />

bei genauerer Betrachtung kleine Bläschen aus der<br />

Tiefe der Fassade emporzusteigen, um in Richtung<br />

“Wasseroberfläche” zu zerplatzen und in einem tiefen<br />

Blau zu zerfließen.<br />

Fotos: Brett Boardman<br />

“Wir erwarten, dass das Gebäude die Umwandlung<br />

weiterer ungenutzter „Dienstleistungszonen“ in der<br />

Gegend anregen wird, um aktive und lebendige Gassenzonen<br />

zu schaffen.”<br />

RAAarchitects


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29<br />

Die Baulücke<br />

LOVE2 HOUSE | Tokio, Japan<br />

TAKESHI HOSAKA ARCHITECTS schufen auf einer Fläche von nur 18.84 m 2<br />

im Zentrum von Tokio das neue Zuhause eines Paares, das dort trotz des geringen<br />

Flächenangebots auf nichts verzichten muss. Der Entwurf zelebriert<br />

scheinbar entgegen der urbanen Lage das Leben in und mit der natürlichen<br />

Umgebung. Zwei Oberlichter leiten das direkte Licht von Sonne und Mond<br />

in den Innenraum, auf der als Wohnraum gedachten Außenterrasse wird der<br />

Wechsel der Jahreszeiten an heißen, kalten, sonnigen, regnerischen und verschneiten<br />

Tagen sinnlich erlebbar.<br />

Die Bewohner verstehen ihr Zuhause nicht als Minimierung, sondern als Maximierung<br />

des Überflusses auf kleinstem Raum: Überall im Haus sind gesammelte<br />

Schallplatten und Bücher aufgereiht, der Kräutergarten ist vom Esstisch aus<br />

zum Greifen nah. Innen und außen verschmelzen scheinbar, jeder Zentimeter<br />

ist sinnvoll genutzt und dennoch bietet das LOVE2 HOUSE mehr Freiraum als<br />

so manche überdimensionierte Villa auf der grünen Wiese.<br />

Fotos: Koji Fujii<br />

“Eine Herausforderung bestand darin, dass Fahrzeuge<br />

die Straße vor dem Gebäude nicht befahren<br />

konnten und alle Baumaterialien von Hand getragen<br />

werden mussten. Für den Beton wurde ein 50 Meter<br />

langes Eisenrohr vorbereitet, durch das der Beton<br />

gepumpt wurde.”<br />

TAKESHI HOSAKA ARCHITECTS


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

30<br />

Verdichtung<br />

Keramische<br />

Landmarke<br />

Ilot Queyries / Bordeaux / MVRDV<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Ossip van Duivenbode<br />

Mit Ilot Queyries komplettierte MVRDV einen skulpturalen<br />

Wohnkomplex in Bordeaux. Rund um einen<br />

gemeinsamen Innenhof mit weitläufigen Grünräumen<br />

konzipierte ihn das Planerteam als Block mit fast intimer<br />

Kleinteiligkeit und einer innovativen Keramikhülle.<br />

Das Projekt ergänzt die Stadt im Südwesten Frankreichs<br />

um 308 neue Wohnungen, davon 163 Sozialwohnungen,<br />

Gewerbeflächen und ein Restaurant auf dem<br />

Dach mit spektakulärer Aussicht.


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31<br />

MVRDV<br />

Direkt am namensgebenden Quai des Queyries befindet<br />

sich der Wohnbau in La Bastide. Das Viertel<br />

am rechten Ufer der Garonne ist bei Einwohnern und<br />

Touristen gleichermaßen beliebt. Es lockt mit einem<br />

Mix aus pulsierendem Nachtleben, revitalisierten Industriegebäuden,<br />

einem gemischtem Kulturangebot,<br />

dem botanischen Garten und dem Blick auf die historische<br />

Altstadt von Bordeaux auf der anderen Seite<br />

des Flusses. Das Projekt wurde in Kooperation mit<br />

den lokalen Planern Flint realisiert. Es erstreckt sich<br />

auf einem Areal mit rund 23.000 m² Fläche und ist Teil<br />

eines neuen, vierteiligen Ensembles, welches MVRDV<br />

gemeinsam mit JA Joubert Architecture – dem Büro<br />

eines ehemaligen MVRDV-Mitarbeiters – plante. Und<br />

damit nicht genug: Für die niederländischen Architekten<br />

ist Ilot Queyries eine Art Testlauf. Sie entwickelten<br />

bereits vor zehn Jahren einen Masterplan für das<br />

angrenzende Stadtviertel Bastide Niel. Dieses soll mit<br />

seinen 35 ha sukzessive urbanisiert und in ein neues<br />

Wohnquartier für rund 3.500 Familien transformiert<br />

werden. Büros, Geschäfte, Kultur- und Bildungseinrichtungen<br />

sowie ein ausgedehntes Wegenetz für<br />

Fußgänger und Radfahrer komplettieren das vorgesehene,<br />

bunt gemischte Programm. Im Fokus steht<br />

dabei, möglichst viele der bestehenden Kasernen, Lagerhallen<br />

und Gleiskörper zu erhalten und ein dichtes,<br />

aber auch nachhaltiges, dynamisches Umfeld für die<br />

Bewohner zu schaffen.<br />

u


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32<br />

Verdichtung<br />

Nach dem Vorbild dieses städtebaulichen Konzepts<br />

nutzt der Wohnkomplex die Grenzen des Grundstücks<br />

maximal aus. Er setzt sich aus mehreren Volumen<br />

unterschiedlicher Höhe zusammen, die sich in<br />

ihrer Gestaltung jeweils an der unmittelbaren Nachbarschaft<br />

orientieren. Das Ergebnis ist ein mäandernder<br />

Baukörper, der sich im Südosten eingeschossig<br />

an die niedrigeren Bestandsgebäude anpasst. In der<br />

gegenüberliegenden Richtung wächst er bis auf neun<br />

Stockwerke an und überblickt Fluss und Stadt. Zum<br />

krönenden Abschluss wird hier ein verglastes Restaurant.<br />

Der Wohnbau legt sich um einen 5.200 m 2<br />

großen Innenhof. Dieser wird liebevoll gestaltet zum<br />

Herzstück des Blocks und bietet den Mietern inmitten<br />

der französischen Metropole Licht, Luft und<br />

ein naturnahes Erlebnis. Auf 200 m Länge wachsen<br />

auf der parkähnlichen Fläche üppige Gräser, Sträucher<br />

und Bäume in kreisrunden Beeten. Dazwischen<br />

schlängeln sich Wege, die zu den Hauseingängen,<br />

Passagen und Portalen führen, durch die auch vorbeispazierende<br />

Fußgänger einen Blick nach drinnen<br />

werfen können. Der halböffentliche Grünraum befindet<br />

sich eine Etage über dem Straßenniveau und verbirgt<br />

so zugleich die unterirdischen Parkplätze.


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33<br />

MVRDV<br />

Die hell-schimmernden<br />

Keramikfliesen kleiden rund<br />

10.000 m 2 Fassaden- und<br />

Dachfläche. Diese wird an<br />

mehreren Stellen von großen<br />

Portalen durchbrochen,<br />

welche den Innenhof mit<br />

dem umliegenden Stadtraum<br />

verbinden.<br />

Zum Hof hin sind die Fassaden höher, an der Außenseite<br />

niedriger ausgeführt. Auch die Neigung der<br />

Dächer variiert zwischen 15 und 45 Grad. Die Dachformen<br />

wurden entsprechend des Masterplans für<br />

Bastide Niel hinsichtlich Faktoren wie Belüftung, Tageslichteinfall<br />

und Sonneneinstrahlung optimiert und<br />

ergeben individuelle Wohnungstypen für verschiedene<br />

Nutzergruppen. Jede der Einheiten verfügt zusätzlich<br />

mit Balkon oder Loggia über einen privaten<br />

Freibereich und bekommt täglich mindestens zwei<br />

Stunden direktes Sonnenlicht. Während der Block im<br />

Inneren eine fast intime Atmosphäre kreiert, vermittelt<br />

er nach außen ein homogenes Erscheinungsbild.<br />

Die zur Straße gerichteten Ansichten sind rundum in<br />

profilierte Keramikfliesen gehüllt. Mit ihrem cremefarbenen<br />

Ton ziehen sich diese bis auf die schrägen<br />

Dächer weiter und machen den Bau zum Hingucker.<br />

Die Fliesen fangen das Licht mit ihrer dreidimensionalen<br />

Textur ein, zeichnen trotz der monochromen<br />

Farbgebung lebendige Schattierungen auf die Wände<br />

und verstärken den skulpturalen Charakter des<br />

Komplexes. Darüber hinaus sorgt die helle Färbung<br />

mit ihrem hohen Rückstrahlungsvermögen dafür,<br />

dass die Sonne reflektiert und dem Effekt urbaner<br />

Wärmeinseln entgegengewirkt wird.<br />

u


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34<br />

Verdichtung<br />

Laut Hersteller tragen die spezialangefertigten Fliesen<br />

auch zur Nachhaltigkeit des Projekts bei: Dank<br />

innovativer „Hytect“-Technologie sind die Oberflächen<br />

selbstreinigend und garantieren einen langen<br />

Lebenszyklus des Materials sowie geringe Wartungskosten.<br />

Neben Schutz vor Verunreinigung, Moosbildung<br />

und Witterung sollen die antibakteriellen Keramikfliesen<br />

sogar Schadstoffe wie Stickoxid abbauen<br />

und zu einer besseren Luftqualität beitragen.<br />

Einen kräftigen Kontrast zur hellen Außenhaut bilden<br />

die zum Innenhof gewandten Fassaden: Sie sind in<br />

rotem Strukturputz ausgeführt, der sich bis in Einschnitte,<br />

Durchbrüche und Portale fortsetzt und sich<br />

seinen Weg nach draußen zu bahnen scheint. Auch<br />

bei der Gestaltung des Parks griffen die Architekten<br />

den roten Farbton wieder auf.<br />

MVRDV selbst bezeichnen Ilot Queyries als eine<br />

Art „Labor der modernen Stadt, die Intimität, Dichte,<br />

Ökologie und Licht vereint“. Rund um die grüne,<br />

gemeinschaftlich genutzte Parkfläche des Projekts<br />

schufen sie trotz der enormen Größe einen facettenreichen,<br />

nahezu intimen Wohnkomplex und zeigen<br />

so, dass sich Verdichtung und hohe Wohnqualität<br />

nicht ausschließen, sondern vielmehr perfekt ergänzen.<br />

Außerdem bereichern die holländischen Planer<br />

Bordeaux mit der innovativen Gebäudehülle nicht<br />

nur um eine keramische Landmarke, sondern geben<br />

mit der nachhaltigen Materialwahl gleichzeitig den<br />

Startschuss für das Quartier Bastide Neil – und die<br />

französische Stadt der Zukunft.<br />


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35<br />

MVRDV<br />

Ilot Queyries<br />

Bordeaux, Frankreich<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Partnerarchitekten:<br />

Landschaftsplanung:<br />

Keramikfassade:<br />

Grundstücksfläche: 23.000 m²<br />

Planungsbeginn: 2011<br />

Baubeginn: 2017<br />

Fertigstellung: 2021<br />

www.mvrdv.nl<br />

Kaufman & Broad, ADIM<br />

MVRDV<br />

Flint<br />

Sabine Haristoy<br />

Agrob Buchtal<br />

„Die Covid-19-Pandemie hat allen<br />

vor Augen geführt, wie wertvoll wohnungsnahe<br />

Freiräume sein können.<br />

Ilot Queyries soll zeigen, dass solche<br />

Annehmlichkeiten keine Kompromisse<br />

erfordern. Das Gebäude schafft<br />

enge und intime Wege und Straßen –<br />

dank ausreichender Parkplätze ganz<br />

ohne geparkte Autos. Gleichzeitig<br />

verfügt jede Wohnung über einen<br />

Balkon oder eine Loggia und der grüne<br />

Park wird zu einer wunderbaren<br />

Gemeinschaftseinrichtung.“<br />

Winy Maas, MVRDV


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

36<br />

Verdichtung<br />

Wohnraum<br />

statt Parkplatz<br />

Jaurès Petit / Paris / archi5<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Sergio Grazia<br />

Wo im 19. Arrondissement der französischen Hauptstadt<br />

bis vor Kurzem über acht Geschosse verteilt<br />

Autos abgestellt wurden, wohnen nun Menschen.<br />

Der Auftrag für die Transformation des ehemaligen<br />

Parkhauses in neuen Wohnraum stammt von der Wohnungsbaugesellschaft<br />

Paris Habitat. Eine Hälfte des<br />

Riegelbaus sanierten die Architekten Encore Hereux,<br />

die andere ersetzte archi5 durch einen Sozialwohnungsbau<br />

in Holzbauweise.<br />

Unmittelbar gegenüber des Parc de la Vilette an der<br />

Avenue Jean Jaurès gelegen, gibt die Straße dem<br />

Projekt Jaurès Petit seinen Namen. Die Aufgabe bestand<br />

darin, das urbane Grundstück im Inneren eines<br />

Pariser Straßenblocks umzunutzen. In zwei separaten<br />

Bauabschnitten galt es dafür, ein achtstöckiges<br />

Parkhaus in ein gemeinsames Wohnbauprojekt mit<br />

Geschäftsflächen im Sockelbereich umzuwandeln.<br />

Im Mittelpunkt stand dabei, innerhalb des Blockrands<br />

ein einheitliches Ensemble zwischen Alt und Neu zu<br />

schaffen. Im Zuge des Wettbewerbs für die Umgestaltung<br />

des Areals setzten sich zwei französische Büros<br />

durch. Die Herangehensweise an das Projekt hätte<br />

dabei nicht unterschiedlicher sein können: Während<br />

man sich im südlichen Teil des Gebäudes für eine<br />

Sanierung und Anpassung des Bestands entschied,<br />

sollte die Nordhälfte abgerissen werden. Die lokalen<br />

Architekten Encore Hereux revitalisierten die Betonstruktur<br />

und verwandelten die einstige Abstellfläche<br />

für Autos in 75 Eigentumswohnungen. Auf dem freigewordenen,<br />

angrenzenden Platz entstand ein neuer<br />

Sozialwohnungsbau in Holz mit 74 Einheiten. u


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37<br />

archi5


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

38<br />

Verdichtung<br />

Sowohl die zweistöckigen<br />

Reihenhäuser als auch<br />

die Querflügel und das<br />

Dachgeschoss sind mit<br />

Zinkblech verkleidet. Dieses<br />

ergänzt die natürliche<br />

Bauweise und komplettiert<br />

das einheitliche<br />

Erscheinungsbild in dem<br />

Hinterhof.<br />

Der soziale Wohnungsbau von archi5 besteht aus<br />

zwei Baukörpern. Im Herzen des Blocks orientiert<br />

sich das Hauptgebäude an der Kubatur des ehemaligen<br />

Parkhauses. Es dockt direkt an den ertüchtigten<br />

Bestand an und führt das Volumen fort. Der Neubau<br />

in Holzbauweise umfasst sechs Etagen sowie ein<br />

leicht zurückversetztes Dachgeschoss mit umlaufenden<br />

Terrassenflächen. In westlicher Richtung schließen<br />

außerdem zwei dreigeschossige Querflügel an.<br />

Parallel zu dem zentralen Riegel verläuft entlang der<br />

Grundstücksgrenze im Osten ein niedrigeres Nebengebäude.<br />

Dieses ist zweigeschossig ausgeführt und<br />

wirkt mit einer bewegten Trauflinie und leicht in der<br />

Höhe versetzten Dächern wie ein Reihenhaus-Ensemble.<br />

Eine natürliche Materialpalette mit Lärchenholz<br />

und Zinkblech fasst die beiden Trakte einheitlich<br />

zusammen, hebt sie aber trotzdem deutlich voneinander<br />

ab. Mit den nachhaltigen Werkstoffen griffen<br />

die Architekten zudem die Optik der Umgebung auf<br />

und wählten eine ökologische Bauweise.


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39<br />

archi5<br />

Die Konstruktion des 13 m breiten Riegelbaus in der<br />

Mitte beruht auf einer Tragstruktur aus Leimbindern.<br />

Brettsperrholzdecken sorgen für die nötige Aussteifung.<br />

Vor die – mit einer dunklen, vertikalen Holzlattung<br />

verkleideten – Fassaden legt sich ein mächtiges<br />

Holzraster. Mit Querschnitten von 20 x 30 cm tragen<br />

die hellen Balken des Exoskeletts die vorgelagerten<br />

Balkone. Darüber hinaus dienen sie als Schienen für<br />

schmale, raumhohe Schiebeelemente aus Holz. Diese<br />

schützen vor Einblicken und bieten den Bewohnern<br />

in dem Innenhof ein gewisses Maß an Privatsphäre.<br />

Zusätzlich verleihen die Läden dem Bau mit ihren<br />

leicht schräg positionierten Latten eine gewisse Dynamik,<br />

die auch beim Design der Zäune innerhalb des<br />

Blocks aufgegriffen wurde. Schwarze Fensterrahmen,<br />

Rollläden und Drahtgitter als Absturzsicherung komplettieren<br />

die Außenhülle des sozialen Wohnbaus.<br />

Bei der Gestaltung des Nebengebäudes fiel die Wahl<br />

der Architekten aus Montreuil über der dunklen<br />

Holzlattung im unteren Niveau auf Zink. Als Stehfalzdeckung<br />

legen sich die leicht schimmernden Paneele<br />

nicht nur auf die Dächer, sondern umhüllen auch das<br />

gesamte Volumen im ersten Stock. Das Metall findet<br />

sich im Haupthaus auch in den Ansichten des Dachgeschosses<br />

und in den Flügelbauten wieder.<br />

Rund um den neuen Wohnbau und die angrenzenden<br />

Baukörper von Jaurès Petit entstehen in dem Straßenblock<br />

großzügige Grünflächen. Sie fungieren als<br />

gemeinschaftlich genutzter Kern und Herzstück des<br />

Projekts. Gestaltet wurden die Außenräume von den<br />

Pariser Landschaftsplanern vom Atelier Roberta. Vor<br />

den Reihenhäuschen des seitlichen Trakts erinnern<br />

kleine Rasenabschnitte an private Vorgärten. Zwischen<br />

Gras, Pflanzen und Bäumen erschließt ein Wegesystem<br />

sämtliche Volumen auf dem Areal.<br />

In den beiden Neubauten entstehen auf ca. 4.800 m 2<br />

Fläche 74 Appartements. Trotz verdichteter Bauweise<br />

und innerstädtischer Lage legte das Planerteam<br />

großen Wert darauf, direkt gegenüberliegende Nachbarn<br />

zu vermeiden. Dank Ost-West-Ausrichtung sind<br />

alle Wohnungen lichtdurchflutet und freundlich und<br />

verfügen über vielfältige Blickbeziehungen nach<br />

draußen. Die hellen Holzoberflächen der CLT-Decken<br />

bleiben im Inneren unverkleidet und bringen gemeinsam<br />

mit weißen Wänden und funktionalen Böden ein<br />

hochwertiges Finish sowie Gemütlichkeit und Komfort<br />

in den Sozialwohnungsbau.<br />

u


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40<br />

Verdichtung<br />

Ein helles Exoskelett<br />

prägt die Fassaden des<br />

Hauptgebäudes. Als<br />

Unterkonstruktion für<br />

Balkone und Schiebeläden<br />

legt es sich vor die Außenhülle,<br />

lässt aber trotzdem<br />

genügend Tageslicht in<br />

die Innenräume.<br />

Mit Jaurès Petit schaffte archi5 mitten in der französischen<br />

Metropole den Spagat zwischen behutsamer<br />

Integration und subtiler Inszenierung: Die<br />

Architekten gliederten die Neubauten stimmig in die<br />

Umgebung ein und machten sie trotzdem zum modernen<br />

Hingucker. Das Ergebnis ist ein Pilotprojekt,<br />

das Verdichtung, erschwingliches Wohnen und hohe<br />

Lebensqualität geschickt kombiniert und zusätzlich<br />

zum ökologischen Vorbild für künftige Umnutzungsvorhaben<br />

in Paris wird. Bei sämtlichen Entwurfsentscheidungen<br />

der Wohngebäude standen dabei<br />

neben den Bewohnern von Anfang an die Themen<br />

Langlebigkeit und Nachhaltigkeit im Fokus. Die Holzbauweise<br />

verbessert die Wohnqualität im Inneren der<br />

einzelnen Einheiten und macht den Sozialwohnungsbau<br />

gleichzeitig zum passiven CO 2 -Speicher. Außerdem<br />

erwies sich das Material – dank vorgefertigter<br />

Module – im urbanen Kontext hinsichtlich seiner<br />

kurzen Bauzeit und schadstoffarmen Montage als<br />

großer Vorteil. So konnte Rücksicht auf die übrigen<br />

Anwohner genommen werden, die sich den Block<br />

künftig nicht mehr mit Autos, sondern mit den neuen<br />

Eigentürmern und Mietern teilen.<br />


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41<br />

archi5<br />

EG<br />

Jaurès Petit<br />

Paris, Frankreich<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

TGA-Planung:<br />

Landschaftsplanung:<br />

Bauunternehmen:<br />

Paris Habitat OPH<br />

archi5<br />

EVP<br />

B52<br />

Atelier Roberta<br />

GTM & Arbonis<br />

Grundstücksfläche: 10.276 m 2<br />

Nutzfläche: 4.874 m 2<br />

Planungsbeginn: Juni 2016<br />

Fertigstellung: Sept. 2021<br />

Baukosten:<br />

11.9 Mio. € exkl. MwSt.<br />

www.archi5.fr<br />

„Wir gehen bei allen unseren Projekten vom Kontext aus.<br />

Ort, Programm sowie soziale und kulturelle Aspekte werden<br />

untersucht, analysiert und schließlich in Fragen umgewandelt.<br />

Das Projekt stellt dann eine Antwort auf diese<br />

Fragen dar. Dieser Ansatz spiegelt sich in der Nutzung,<br />

den Räumen und der Wirkung auf die Umgebung eines<br />

jeden Gebäudes wider. Er führt nicht nur zu einer Form,<br />

sondern auch zum Sinn der Architektur, mit dem wir die<br />

menschliche Umwelt verbessern wollen.“<br />

archi5


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

42<br />

Verdichtung


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43<br />

neri&hu<br />

Das Phänomen<br />

cheng-zhong-cun<br />

Incision – Nantou City Guesthouse / Shenzhen, China / neri&hu<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Chen Hao<br />

Mit sehr viel Liebe zum Detail und dank einem feinen<br />

Gespür für Materialien und Raumproportionen ist es<br />

Neri&Hu gelungen, ein ehemaliges Wohnhaus im Herzen<br />

des chinesischen Nantou City in ein einladendes und sich<br />

zum Straßenraum hin öffnendes Gästehaus samt Restaurant<br />

und Rooftop Bar zu verwandeln, dessen Innenleben<br />

geprägt ist von den bestehenden rohen Strukturen und<br />

einer Schichtung von verschiedenen Ebenen.<br />

Wenn sich Relikte vorindustrieller Siedlungsstrukturen<br />

inmitten einer scheinbar modernen Metro pole<br />

wiederfinden, spricht man in China von „chengzhong-cun“<br />

oder einem „Urban Village“. Ein Phänomen,<br />

mit dem sich das interdisziplinär agierende<br />

Büro für Architektur und Design Neri&Hu Design and<br />

Research Office mit Sitz in Shanghai bei dem Projekt<br />

Nantou City Guesthouse konfrontiert sah. Das<br />

Briefing: Ein ehemaliges Wohngebäude im Herzen<br />

von Shenzhen, einer wohlhabenden alten und von<br />

einem rasanten Wachstum geprägten Stadt, sollte in<br />

ein außergewöhnliches Gästehaus mit elf Zimmern<br />

verwandelt werden – umgeben von einem trubeligen<br />

Gewirr aus schmalen Wegen, belebten Plätzen und<br />

plötzlichen Sackgassen.<br />

Inspiriert von dem pulsierenden Leben in den Gassen<br />

von Nantou City entwickelten Neri&Hu eine Designstrategie,<br />

die den dörflichen Charakter der Umgebung<br />

auch im Gästehaus selbst spürbar machen<br />

sollte. Ein Kunstgriff: „urbane Einschnitte“, die einen<br />

neuen öffentlichen Raum im Inneren des zuvor privaten<br />

Wohnblocks schaffen und einen konkreten Dialog<br />

zwischen Vergangenheit und Gegenwart ermöglichen.<br />

Das Thema der Schichten und Ebenen spielt – auch<br />

im Hinblick auf vorgefundene archäologische Relikte –<br />

dabei eine besonders tragende Rolle und sorgt für ein<br />

scheinbares Verwischen zwischen Innen- und Außen-,<br />

privatem und öffentlichem Raum.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

44<br />

Verdichtung<br />

„Anstatt die Historie nur mittels oberflächlichen materiellen<br />

Effekten zu imitieren, versucht das Projekt,<br />

die Möglichkeiten einer bestimmten Art von Vergangenheit<br />

auszuloten, die unsere heutige Kultur<br />

beleben könnte“, so die Architekten, die im Rahmen<br />

des Entwurfs eine eigene tektonische Sprache entwickelten,<br />

die sich in einer leichten, membranartigen<br />

Verkleidung als Hauptelement der Fassade sowie<br />

schwereren, die Skyline kontrastierenden Monolithen<br />

artikuliert. Das über dem Gebäude schwebende neue<br />

Flachdach mit öffentlicher Terrasse eröffnet ein sich<br />

stetig wandelndes Panorama auf das Straßenleben<br />

tief unten sowie die behelfsmäßigen Gärten und<br />

Gemüsefarmen entlang der zerklüfteten Skyline der<br />

Stadt und spielt in der Gestaltung der Aufbauten mit<br />

einer landestypischen Form von „Dachparasiten“,<br />

die bei den raumbedürftigen Bewohnern der Dachgeschosse<br />

äußerst begehrt sind. Es verbindet aber<br />

auch das Straßengewirr der Stadt mit dem Luftraum<br />

über Nantou und eröffnet somit eine neue (Erzähl-)<br />

Ebene für den Betrachter.<br />

Das Gebäude öffnet sich auf dem Straßenniveau<br />

Passanten und Besuchern<br />

gegenüber großzügig und einladend<br />

und schafft eine direkte Anbindung an<br />

das wuselige Wegenetz des Viertels.


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45<br />

neri&hu<br />

Als eine Interpretation der für Nantou typischen organischen<br />

Bewegungsmuster der Bewohner, sind der<br />

Zugang und die öffentlichen Bereiche des Gästehauses<br />

so konzipiert, dass sie in das Netz der verschlungenen<br />

Gassen vor Ort eingebunden sind und einer<br />

Einladung von Nachbarn und Freunden in das private<br />

Heim gleichen. Diese Geste der Öffnung verlagert<br />

sich im Herz des Gebäudes entlang eines bestehenden<br />

Treppenhauses von der Horizontalen in die Vertikale<br />

und führt die Besucher vom Restaurant über<br />

die Gästezimmer bis hinauf zu den öffentlich zugänglichen<br />

Dachgärten. Einmal im Inneren angekommen<br />

prallen Alt und Neu in jeder Ecke und jedem Winkel<br />

gezielt aufeinander – eine Ode an die Ruinen der Vergangenheit<br />

und eine Feier des heutigen Lebens.<br />

„Einschnitte bedeuten nicht unbedingt, etwas zu zerstören,<br />

sie können auch Neues schaffen – in diesem<br />

Fall Raum und Bedeutung“, erklären die Architekten<br />

den Schritt, die Urbanität bewusst in das Gebäude<br />

miteinzubeziehen, „das wiederum macht seine private<br />

Geschichte erst lesbar, das Bauwerk wird vollständig<br />

in die Gezeiten der Stadt integriert und öffnet ein<br />

neues Portal sowohl in die Vergangenheit als auch in<br />

die alltägliche und doch einmalige Gegenwart.“ u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

46<br />

Verdichtung


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

47<br />

neri&hu<br />

Dieses Ansinnen spiegelt sich auch in der Wahl der<br />

Materialien und Oberflächen wider: Die Außenhaut<br />

ist geprägt von einem Neben- und Miteinander aus<br />

Ortbeton, witterungsbeständigem Stahl, gewellten<br />

und perforierten Edelstahlblechen, Marmor sowie<br />

Klarglas – Materialien, die sich allesamt im Innenraum<br />

wiederholen, wo sie noch durch Strukturglas, Terrazzo,<br />

Mosaik, Sperrholz und Leinenstoffe ergänzt werden.<br />

Was auf den ersten Blick nach viel klingt, ergibt<br />

in seiner Gesamtheit vor Ort eine äußerst stimmige,<br />

feine und elegante Komposition an Ebenen und<br />

Schichten, die von außen wie innen filigran und anmutig<br />

erscheint und den perfekten Kontrast zu den<br />

bestehenden rohen Betonstrukturen bildet.<br />

Die Räume sind allesamt in horizontaler wie vertikaler<br />

Ebene offen und fließend gestaltet, geben dem Besucher<br />

ganz intuitiv den Weg vor und laden zum Eintauchen<br />

in Vergangenheit und Gegenwart ein, zum sinnlichen<br />

Verweilen ohne einen Gedanken an Raum und<br />

Zeit. Das im Erdgeschoss verortete, überhöht ausgebildete<br />

Restaurant mit Rezeption ist über zwei sich<br />

Über-Eck befindliche Eingänge zugänglich, die sich in<br />

ihrer Wichtigkeit in nichts nachstehen und allein dem<br />

umgebenden Wegenetz Rechnung tragen. Im ersten<br />

Obergeschoss befindet sich ein Separee mit eigener<br />

Küche, darüber die Gästezimmer und in der obersten<br />

Etage eine Bar mit großzügiger Terrasse sowie den<br />

in Metall gehüllten Monolithen, die öffentliche Räume<br />

und Servicefunktionen beherbergen.<br />

u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

48<br />

Verdichtung<br />

Das Thema der Öffnung<br />

zur Umgebung hin wiederholt<br />

sich ähnlich wie<br />

im Erdgeschoss auch auf<br />

der Dachterrasse, die zum<br />

gemütlichen Beisammensein<br />

und zum Weitblick<br />

über die Dächer der Stadt<br />

einlädt.<br />

Auch die Möbel und Tischlerarbeiten fügen sich in<br />

dieses Gesamtkunstwerk nahtlos ein, was sich in<br />

kleinen Details manifestiert, die besonders bei den<br />

Konstruktionselementen der Holzstühle und Servicemöbel<br />

im Restaurant zutage treten. Die in das<br />

großzügig geöffnete Treppenauge eingesetzte Stahltreppe<br />

fungiert gleichermaßen als funktionales wie<br />

skulpturales Objekt – und wieder treten Alt und Neu<br />

in einen sichtbar gewordenen Dialog.<br />

Farbige Nuancen, Holzmöbel, warmes Licht ausstrahlende<br />

Akzentleuchten und feine Stoffe sorgen<br />

trotz der rohen und harten Oberflächen in den Gästezimmern<br />

für eine gemütliche Atmosphäre. Großzügige<br />

Fensteröffnungen ermöglichen auch von den<br />

Badezimmern aus den direkten Kontakt mit der Außenwelt<br />

und eröffnen interessante Blickwinkel auf<br />

die Enge des umgebenden „Urban Village“, wobei<br />

verschiedene Ebenen an vorgelagerten transparenten<br />

Strukturen stets das gewünschte Maß an Privatsphäre<br />

garantieren.<br />

Ohnehin findet jeder Gast im Nantou City Guesthouse<br />

trotz der gelebten Offenheit und inszenierten<br />

Interaktion auf Wunsch überraschend viel persönlichen<br />

Freiraum und private Rückzugsorte – eine Qualität,<br />

die paradoxerweise wiederum von der großzügigen<br />

Öffnung der Räumlichkeiten herrührt. Ganz im<br />

Sinne historischer wie moderner Metropolen, in denen<br />

das Leben zwar laut, eng und lustig zugeht, wo<br />

aber ein unsichtbares Geflecht aus Strukturen immer<br />

wieder unverhoffte Nischen schafft und versteckte<br />

Rückzugsorte eröffnet.<br />


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49<br />

neri&hu<br />

EG OG 1<br />

OG 5 OG 7<br />

Incision | Nantou City Guesthouse<br />

Nantou City, Shenzhen, China<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Statik:<br />

BGF: 1.370 m 2<br />

Projektdauer: 2020 - 2021<br />

Fertigstellung: Dezember 2021<br />

www.neriandhu.com/en<br />

Shenzhen Vanke Co., Ltd<br />

Neri&Hu Design and Research Office<br />

Lyndon Neri, Rossana Hu, Chris Chienchuan Chen,<br />

Christine Chang, Sanif Xu, Bingxin Yang, Dian Wang,<br />

Ningxin Cheng, Peter Ye, Bernardo<br />

Taliani de Marchio, Cheng Jia, Xiaotang Tang,<br />

Jieqi Li, Pengpeng Zheng, Eric Zhou, Yoki Yu,<br />

Zhikang Wang, Tong Shu, Matthew Sung, Kany Liu,<br />

July Huang, Lyuqitiao Wang<br />

West Construction Shenzhen<br />

„Eine kritische Auseinandersetzung mit den Besonderheiten<br />

des Raumprogramms, des Ortes, der Funktion<br />

und der Geschichte ist für die Realisierung einer<br />

rigorosen Arbeit unerlässlich. Neri&Hu stützt sich<br />

auf Forschung und verankert sein Ethos in der dynamischen<br />

Interaktion von Erfahrung, Detail, Material,<br />

Form und Licht, anstatt sich an einen formelhaften<br />

Stil zu halten.“<br />

Lyndon Neri & Rossana Hu<br />

© Jiaxi Yang & Zhu Zhe


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

50<br />

Verdichtung<br />

Vorstadttraum<br />

in Champagner<br />

OG HOUSE / Madrid / FRPO<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Imagen Subliminal (Miguel de Guzmán + Rocío Romero)<br />

Das ortsansässige Architekturbüro FRPO hat die<br />

beliebte 50er-Jahre-Einfamilienhaussiedlung Colonia<br />

Leonesa in Madrids Stadtteil Hortoleza um ein kontemporäres<br />

dreistöckiges Objekt ergänzt, das die Ecke<br />

einer Blockbebauung schließt und in eine champagnerfarbene<br />

Hülle verpackt freundlich und zurückhaltend<br />

auf die Nachbarschaft ausstrahlt.<br />

Mit der Angliederung der Gemeinde Hortoleza an<br />

Madrid im Jahr 1950 entwickelte sich das Viertel in<br />

Windeseile zu einer der beliebtesten Wohngegenden<br />

der Stadt, die sich aufgrund ihrer städtebaulichen<br />

Qualität mit einem besonders diversifizierten<br />

Wohnungsangebot bald baulich weiter ausbreitete.<br />

Ein Teil, Colonia Leonesa, besteht aus einer Gruppe<br />

niedriger Einfamilienhäuser, die bereits zu Beginn der<br />

Aufwertungsmaßnahmen realisiert worden waren.<br />

Die herausragende Qualität des Stadtteils gründete<br />

damals in großzügigen Grünflächen und einer lockeren<br />

Bebauung, die viel Sonnenlicht in die Wohnungen<br />

lässt. Trotz einer kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

und neuen Projekten präsentiert sich Colonia Leonesa<br />

bis heute als ein Gebiet mit geringerer baulicher<br />

Dichte, umgeben von großen offenen Wohnblöcken,<br />

was die Gegend auf dem Wohnungsmarkt noch immer<br />

unglaublich attraktiv macht.<br />

Das OG HOUSE aus der Feder von FRPO ist auf einem<br />

der wenigen nach Süden orientierten Bauplätze<br />

der Siedlung positioniert und bietet einen Ausblick<br />

auf die goldenen Kuppeln der russisch-orthodoxen<br />

Kirche der Heiligen Maria Magdalena. Die Bauvorschriften<br />

sahen die Errichtung eines kompakten Baukörpers<br />

vor, der einen kleinen Hinterhof umschließt.<br />

Die Architekten übertrugen diese Vorgaben auf ein<br />

Einfamilienhausprogramm auf drei Etagen, wobei die<br />

Treppe zum Zentrum des Hauses wurde. Arbeitsbibliothek<br />

und Eingang münden in den sich hieraus<br />

ergebenden Hohlraum, das Wohnzimmer wiederum<br />

verbindet mit dem Hinterhof und dem Eckgarten die<br />

beiden Außenbereiche.<br />

u


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

51<br />

FRPO


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

52<br />

Verdichtung<br />

Was von der Weite recht<br />

schlicht und einfach<br />

erscheint, zeigt sich bei<br />

näherer Betrachtung<br />

als detailliert und fein<br />

nuanciert.


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53<br />

FRPO<br />

Das Gebäude nutzt das abfallende Gelände des<br />

Grundstücks, um im Untergeschoss eine geräumige<br />

Garage sowie Lager- und Technikräume unterzubringen,<br />

während sich der auf Erdgeschossniveau angeordnete<br />

Gartenbereich mit Pool und Terrasse von<br />

der tiefer liegenden Straße abhebt. Der Zugang zum<br />

Parterre erfolgt vom Gehweg aus über einige Stufen<br />

bzw. eine Rampe nach oben. Auf dieser Ebene befinden<br />

sich neben einem WC und der Küche auch ein<br />

offen gestalteter Wohn-Ess-Bereich sowie ein weiterer<br />

innerer Hof.<br />

Im zweiten Geschoss sind zwei Schlafzimmer mit<br />

Bad sowie eine Ankleide und ein Büro verortet, das<br />

oberste Geschoss umfasst unter einem ausladenden<br />

Pultdach zwei weitere Schlafzimmer und ein geteiltes<br />

Bad sowie eine großzügige Terrasse unter freiem<br />

Himmel, die sich über der zweiten Ebene befindet<br />

und zur Wand des angrenzenden Hauses orientiert.<br />

Die schlicht und zurückhaltend gestalteten Oberflächen<br />

in Weiß- und Naturtönen verleihen dem Innenraum<br />

eine anmutige Ästhetik und stellen das Material<br />

und die Handwerkskunst in den Vordergrund. Die<br />

Treppe im Zentrum des Gebäudes fungiert dabei als<br />

praktisches Element wie als raumbildende Skulptur.<br />

Das Grundstück selbst ist durch einen Steinsockel<br />

von der Straße abgehoben, das sich darauf befindliche<br />

Volumen kompakt und klar gestaltet und mit<br />

einer Fassade versehen, die gleichzeitig glatt und<br />

raffiniert wirkt: Champagnerfarbenes, gefaltetes<br />

Aluminiumblech hüllt das Einfamilienhaus in ein<br />

schimmerndes Kleid, das vor allem in der Nachmittagssonne<br />

sanft golden leuchtet. Unterbrochen wird<br />

die anschmiegsame zweite Haut nur durch charakteristisch<br />

hervorstechende Fensteröffnungen aus gefalteten<br />

Blechrahmen in der gleichen Farbe. •<br />

0 2.5 5 10<br />

OG HOUSE<br />

Madrid, Spanien<br />

184 - OG HOUSE / MADRID - ES<br />

Bauherr: Axonometric Privat Section<br />

Planung: FRPO Rodriguez & Oriol (Fernando Rodríguez + Pablo Oriol)<br />

Mitarbeiter: Alberto Ballesteros, Francisco José Díaz Pozo<br />

Statik:<br />

Axiom Ingeniería, Pablo Urbano<br />

Bebaute Fläche: 310 m 2<br />

Planungsbeginn: 11/2016<br />

Bauzeit: 06/2018 - 04/<strong>2022</strong><br />

www.frpo.es<br />

0 2.5 5 10<br />

184 - OG HOUSE / MADRID - ES<br />

Axonometric Section<br />

„Wir erleben innovatives Design als einen<br />

kontinuierlichen Austausch unter allen<br />

Akteuren, die zur Komplexität des Bauprozesses<br />

beitragen, und verstehen Architektur<br />

als einen komfortablen Weg, unsere<br />

Beziehung zur Umwelt zu verbessern.“<br />

Fernando Rodriguez & Pablo Oriol<br />

© Luis Asin


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

54<br />

Verdichtung<br />

Schwarz-weißes Duo<br />

Wohntürme R11 / Mailand / C+S Architects<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Alessandra Bello<br />

Das längliche Grundstück mit dem Arbeitstitel R11<br />

befindet sich am nördlichen Eingang des Areals und<br />

sollte ursprünglich mit einem einzelnen, umzäunten<br />

Gebäude bespielt werden. Im Zuge der Entwurfsphase<br />

schlugen die Architekten mit Sitz in Treviso und<br />

London stattdessen zwei eigenständige Baukörper<br />

und ein offenes Layout vor, welches den umgebenden<br />

Stadtraum nicht ausschließt, sondern mit ihm<br />

interagiert. Das Ergebnis sind zwei Wohntürme, die<br />

einen öffentlichen, gemeinsam genutzten Platz aufspannen.<br />

Dieser soll nach dem Vorbild eines „Campo<br />

Veneziano“ eine identitätsstiftende Wirkung haben<br />

und zum verbindenden Element werden. Er wird von<br />

einem kleinen Park in nördlicher Richtung und dem<br />

Expo Village der Weltausstellung in Mailand 2015 im<br />

Süden begrenzt. Über mehrere Rampen mit ca. 5 %<br />

Neigung gleicht die Piazza den Niveauunterschied<br />

von zwei Metern der beiden Nachbarparzellen barrierefrei<br />

aus und fungiert gleichzeitig als urbanes<br />

Empfangstor auf dem Cascina Merlata-Gelände. Die<br />

polygonale Fläche ist komplett in Prun – einem hellen<br />

Kalkstein – ausgeführt. Dadurch erhält der Platz<br />

ein monochromes Aussehen, welches seine Rolle als<br />

Übergang zwischen dem grünen Park und dem von<br />

Asphalt geprägten Stadtraum unterstreicht. Kreisförmige<br />

Elemente wie kleinere Sitzgelegenheiten<br />

und größere Bänke zonieren den Freiraum. Sie machen<br />

ihn je nach Bedarf zum ruhigen Aufenthaltsort<br />

und Treffpunkt im Freien oder Spielplatz für Kinder<br />

und Skater.<br />

u<br />

In Cascina Merlata im<br />

Nordwesten von Mailand<br />

entsteht auf einer Fläche<br />

von 900.000 m 2 eines<br />

der größten Wohnungsprojekte<br />

Europas. Nach<br />

einem Masterplan von<br />

Antonio Citterio Patricia<br />

Viel (ACPV) und dem<br />

Büro Caputo Partnership<br />

setzt das neue Quartier<br />

ausschließlich auf erneuerbare<br />

Energiequellen,<br />

soll zum ersten Null-Emissions-Stadtteil<br />

der norditalienischen<br />

Metropole<br />

werden und außerdem<br />

leistbaren Wohnraum bieten.<br />

Mit zwei Sozialwohnungsbauten<br />

realisierten<br />

C+S Architects nun den<br />

jüngsten Zuwachs.


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55<br />

C+S Architects


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

56<br />

Verdichtung<br />

Mit ihren cremeweißen Innenseiten und dem<br />

Kalkstein-Sockel scheinen die beiden Türme aus<br />

der öffentlichen Piazza herauszuwachsen. Darüber<br />

sorgt ein mehrschichtiger Aufbau trotz monochromer<br />

Farbgebung für eine lebendige Optik.


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57<br />

C+S Architects<br />

Die beiden Sozialwohnungsbauten flankieren den<br />

öffentlichen Außenbereich. Wie aus einem Guss erwecken<br />

sie den Eindruck, als hätte sie erst der Platz<br />

dazwischen in zwei separate Volumen unterteilt. Mit<br />

12 und 14 Etagen beinhalten die Türme insgesamt<br />

eine Nutzfläche von fast 10.000 m 2 , die sich auf<br />

103 Wohnungen verteilt. Im Erdgeschoss befinden<br />

sich jeweils eine Eingangshalle, administrative Bereiche<br />

mit Sport-, Müll- und Fahrradabstellräumen sowie<br />

Waschküche und Lager. Zum Herzstück werden<br />

hybride Gemeinschaftsflächen, die zwischen den privaten<br />

Einheiten den Wohnraum ergänzen und erweitern.<br />

Zwei unterirdische Parkdecks, Technikräume<br />

und Keller komplettieren das Programm von R11. In<br />

Verlängerung des östlichen Turms gibt es im Freien<br />

außerdem einen Kinderspielplatz, der in bunten Farben<br />

gestaltet ist. Diesen entwarfen die Architekten<br />

in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit der<br />

lokalen Stiftung Housing Sociale. Alle Wohnungen<br />

wurden nicht nur in Rekordzeit verkauft, sondern<br />

auch entsprechend der Nachhaltigkeitskriterien für<br />

das Viertel umgesetzt: Sie verfügen über ein Fernwärme-basiertes<br />

Heizsystem und eine in den Fußboden<br />

integrierte Kühlung, die mittels Geothermie gespeist<br />

wird. Eine mechanische Lüftungsanlage und<br />

Photovoltaik sollen Emissionen und Verbrauch des<br />

Projekts auf ein Minimum reduzieren und runden das<br />

energetische Konzept energieeffizient ab. u


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

58<br />

Verdichtung<br />

Die Geometrie der beiden Wohntürme entwickelte<br />

das italienische Planerteam so, dass jedes Appartement<br />

über einen direkten Blick ins Grüne verfügt.<br />

Während die Außenseiten beider Baukörper – wie<br />

auch die Nachbargebäude – dunkel gehalten sind,<br />

findet sich an den zur Piazza gerichteten Fassaden<br />

der cremeweiße Farbton des zentralen Platzes<br />

wieder und betont einmal mehr den Einschnitt und<br />

Durchgang zwischen den beiden Volumen. Den Sockelbereich<br />

kleidet derselbe Kalkstein wie die öffentliche<br />

Freifläche. Darüber sind sämtliche Ansichten<br />

zweischichtig ausgeführt. Vor die Loggien legt sich<br />

ein regelmäßiges Netz mit quadratischen Öffnungen.<br />

Dieses ist geschossweise abwechselnd leicht nach<br />

links oder rechts verschoben und verleiht den beiden<br />

Wohntürmen mit seinen Vor- und Rücksprüngen<br />

eine dynamische Optik. Raumhohe Fensteröffnungen<br />

wechseln sich mit Loggien und farblich abgestimmten<br />

Brüstungsgeländern sowie Jalousien ab und<br />

komplettieren das subtil rhythmisierte Design.<br />

„Wir sind besonders stolz auf unser Mailänder Projekt, da<br />

es uns mit der Piazza gelungen ist, der gesamten Gemeinschaft<br />

einen öffentlichen Raum zurückzugeben. Sie schafft<br />

Kontinuität im städtischen Raum und stärkt die Identität<br />

des Ortes. Auch Details sind für uns immer sehr wichtig.<br />

Die Verwendung von Mosaikfliesen bei den beiden Türmen<br />

ist nicht nur eine Hommage an die Meister der italienischen<br />

Architektur, Gio Ponti und Moretti, sondern interpretiert<br />

die Stadt selbst als urbanen Innenraum.“<br />

Carlo Cappai & Maria Alessandra Segantini,<br />

C+S Architects


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

59<br />

C+S Architects<br />

Die äußerste Schicht der Fassade besteht aus weißen,<br />

bzw. schwarzen Glasmosaikfliesen des italienischen<br />

Traditionsunternehmens Sicis aus Ravenna.<br />

Sie haben jeweils ein Format von 1,5 x 1,5 cm und<br />

umhüllen die differenzierten Ansichten wie ein zart<br />

schimmernder Vorhang. Bei den quadratischen Steinen<br />

handelt es sich jeweils um Unikate mit einem einzigartigen<br />

Relief. Deshalb reflektiert das kleinteilige<br />

Mosaik das Licht je nach Tageszeit und Witterung<br />

unterschiedlich und verleiht den Baukörpern neben<br />

Textur und Tiefe einen unverwechselbaren Charakter.<br />

Abgesehen von Kalkstein und den kleinen Glasfliesen<br />

wählten die Planer ausschließlich langlebige<br />

und recycelbare Materialien.<br />

Ihre Raffinesse offenbaren die beiden Wohntürme in<br />

Cascina Merlata aufgrund der facettenreichen Planung<br />

und jeder Menge Liebe zum Detail erst auf den<br />

zweiten Blick. In Zeiten der Teuerung ging es mit R11<br />

in erster Linie darum, kostengünstigen Wohnraum in<br />

Mailand zu schaffen. C+S Architects konzentrierten<br />

sich bei der Umsetzung der beiden Neubauten aber<br />

nicht nur auf die Ökonomie, sondern vor allem auf die<br />

Qualität des Projekts. Mit den schlichten und doch<br />

kraftvollen Kubaturen setzten sie klare städtebauliche<br />

Akzente, ohne dabei auf die Nutzer und deren<br />

Bedürfnisse zu vergessen. Besonders auffällig ist<br />

dabei die Interpretation der öffentlichen Freiflächen:<br />

Sie laden zum Durchqueren und Verweilen ein, schaffen<br />

neue Verbindungen in dem zukunftsweisenden<br />

Stadtquartier am Rande der norditalienischen Metropole<br />

und werden gleichzeitig zum vielseitigen, urbanen<br />

Begegnungsraum für Jung und Alt, der zwischen<br />

Mietern und Stadtbewohnern vermittelt. •<br />

Rooftop<br />

Floor +12<br />

Floor +11<br />

Floor +9<br />

Floor +2<br />

Floor +1<br />

Wohntürme R11<br />

Mailand, Italien<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

TGA-Planung:<br />

Glasmosaikfassade:<br />

Grundstücksfläche: 22.500 m²<br />

Nutzfläche: 9.600 m²<br />

Planungsbeginn: 2012<br />

Baubeginn: 2019<br />

Fertigstellung: 2021<br />

Baukosten:<br />

18 Mio. Euro<br />

web.cipiuesse.it/en/<br />

Investire, EuroMilano<br />

C+S Architects<br />

SCE Project<br />

Ariatta Ingegneria dei sistemi<br />

Sicis<br />

Ground floor<br />

Basement


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

60<br />

Produkt News<br />

Sichere Ausleuchtung und<br />

Schutz nachtaktiver Tiere<br />

Verantwortungsvoll Beleuchten im Einklang mit dem Naturhaushalt ermöglicht<br />

BEGA mit der BugSaver® Technologie, die für eine effiziente Beleuchtung im urbanen,<br />

wie im naturnahen Umfeld entwickelt wurde. Sie dient dem Sicherheitsgefühl<br />

der Menschen und schützt zusätzlich nachtaktive Tiere.<br />

Flexibilität bei der Farbtemperatur und der Lichtleistung<br />

sollen dabei das abgeblendete Licht zu<br />

unterschiedlichen Zeiten in urbanes oder naturnahes<br />

Umfeld einfügen, ohne den Naturhaushalt zu<br />

beeinträchtigen. Gleichzeitig bleibt die sichere Ausleuchtung<br />

des Areals elementarer Bestandteil der<br />

Beleuchtungsplanung.<br />

Zum Schutz nachtaktiver Tiere kann von 3.000 Kelvin<br />

auf einen Amber-Farbton mit stark reduziertem<br />

Blaulichtanteil ähnlich einer Farbtemperatur von<br />

1.800 Kelvin umgeschaltet werden. Der stark reduzierte<br />

Blaulichtanteil des Amber-Farbtons wirkt<br />

auf Insekten noch einmal deutlich weniger anzie-<br />

hend. Eine zusätzliche Option ist die gleichzeitige<br />

Leistungsreduzierung auf eine geringere Beleuchtungsintensität<br />

in den Nachtstunden. Zur vollen<br />

Ausschöpfung der Flexibilität der BEGA BugSaver®<br />

Technologie bietet sich die Einbindung in intelligente<br />

Lichtsteuerungssysteme wie BEGA Connect an. Umschalt-<br />

und Reduzierungsoptionen können so zum<br />

Beispiel den höchst unterschiedlichen Schutzanforderungen<br />

zu verschiedenen Jahreszeiten angepasst<br />

werden. In Kombination mit weiteren Komponenten<br />

(zum Beispiel Bewegungserkennung) kann die Leistungsreduzierung<br />

dem temporären Beleuchtungsbedarf<br />

angepasst werden.<br />

BEGA Leuchten GmbH<br />

Competence Center Innsbruck<br />

T +43 (0)512 343150<br />

info-austria@bega.com<br />

www.bega.com


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61<br />

Produkt News<br />

Kreatives Bauen mit Metall<br />

Lichtkomfort mit Effizienz<br />

MULTILENS, ein Lichttool der RIDI Group und konzipiert<br />

als Systembaukasten mit Standard- und Premiumvarianten,<br />

ist in vielen Produkten der RIDI Group<br />

enthalten. Diese Technik erreicht Spitzeneffizienzen<br />

von über 185 lm/W, worüber sich die Umwelt mindestens<br />

genauso wie der kühle Budgetrechner freut. Die<br />

Premiumvarianten stehen für höchste Anforderungen<br />

an Lichttechnik, Varianz und Design. Dabei kann<br />

man aus einem breiten Standardportfolio an Lichtfarben,<br />

CRI, sowie integrierten Steuerungs- und Notbeleuchtungslösungen<br />

wählen. Bei den Standardvarianten<br />

sticht die besonders schnelle Verfügbarkeit<br />

heraus. Die konsequente Wahl für Basisanwendungen<br />

und alltägliche Beleuchtungsaufgaben.<br />

MULTILENS zeigt sich auch in Sachen Nachhaltigkeit,<br />

Reparierbarkeit und Vernetzung durch das<br />

APCON® Lichtmanagement-System von seiner besten<br />

Seite. Durch den modularen Aufbau des konsequent<br />

zukunftssicher entwickelten Systems ist auch<br />

an eine spätere Sanierung schon gedacht.<br />

RIDI Leuchten GmbH<br />

T +43 (0)1 7344 210-0<br />

office@ridi.at<br />

www.ridi-group.com<br />

Hinterlüftete<br />

Planum®-Fassade<br />

Individuelle Gestaltungsvielfalt mit<br />

Deckbreiten von 300 - 800 mm<br />

DOMICO Dach-, Wand- und<br />

Fassadensysteme KG<br />

A-4870 Vöcklamarkt · Mösenthal 1<br />

Tel. +43 7682 2671-0<br />

office@domico.at · www.domico.at<br />

© Manuel Hollenbach, Bildrechte: brüderl.


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62<br />

Produkt News<br />

„Future Work“-Stil<br />

Die letzten Monate haben die Anpassungsstrategien von Unternehmen auf den Prüfstand<br />

gestellt. Eine Entwicklung, die auch in der Objekteinrichtung ihren Niederschlag<br />

findet und, speziell im Bereich Office, Veränderungen mit sich bringt. Miteinander zu<br />

arbeiten, und zwar wieder von Angesicht zu Angesicht im „Future Work“-Stil.<br />

Das Office von heute schafft Räume, in denen kreativer<br />

und innovativer Austausch stattfinden kann. Deshalb<br />

zeigt Selmer bei den Produktneuheiten <strong>2022</strong>/23<br />

einmal mehr, wie wichtig die Verbindung „Menschen<br />

und Möbel“ ist. Für das Hier und Jetzt entstehen offene<br />

Begegnungszonen, die zum Arbeiten, Entspannen<br />

und Kommunizieren dienen. Das modulare und<br />

komfortable Loungesystem oval lässt viel Gestaltungsspielraum.<br />

Geschützte Rückzugsräume im offenen<br />

Raum, sowie maßgeschneiderte Sitzlandschaften<br />

zur optimalen Zonierung, werden individuell und<br />

bedarfsgerecht angepasst.<br />

Die neuen Produkte boards sind die Antwort auf zunehmende<br />

Agilität am Arbeitsplatz. Die sehr leichten<br />

(White-)Boards und dazu passenden Staffeleien<br />

lassen sich vielseitig einsetzen, egal ob als kreativer<br />

Quereinschub oder in Verwendung bei einem Strategiemeeting.<br />

Rollbare Hocker und Stehtische vervollständigen<br />

das Bild von „New Work“ am Arbeitsplatz.<br />

Eine weitere Neuheit und perfekte Ergänzung, wenn<br />

es um neue Denkweisen geht, ist der Staffeltisch lift<br />

active. Der Tisch ist dank des integrierten Akkus elektrisch<br />

höhenverstellbar. Die Rollen und die hochklappbare<br />

Tischplatte machen den lift active maximal flexibel<br />

und platzsparend. Die Tischplatte gibt es optional<br />

mit einer beschreibbaren und magnetischen Oberfläche<br />

und ist somit ideal für agile Arbeitssituationen,<br />

wie Meetings, Workshops oder in Seminarbereichen.<br />

Selmer GmbH<br />

T +43 (0)6216 20210<br />

info@selmer.at<br />

www.selmer.at


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63<br />

Produkt News<br />

Für Denk- und Innovationsprozesse<br />

WHAT IF WE FLY ist die neue Interstuhl Kollektion, die perfekt auf agiles<br />

Arbeiten und Kollaboration abgestimmt ist. Entwickelt von Design Thinking<br />

Experte Simon Blake und Designer Frank Hesselmann unterstützen die Möbel<br />

Denk- und Innovationsprozesse.<br />

Die mobile Produktkollektion fördert moderne Arbeitsweisen<br />

in Kreations- und Kollaborationsräumen<br />

und trägt dazu bei, den Innovationsgeist sowie die<br />

Arbeitgeberattraktivität in Unternehmen zu steigern.<br />

Ob TEAMDESK, GRANDSTAND, TEAMSHELF oder<br />

TASKBOARD – die Produkte der Kollektion, mit ihrer<br />

schlichten, robusten Konstruktion und ihren durchdachten<br />

Features, sind bereits ausgiebig in der Praxis<br />

und vor allem im agilen Start-up-Umfeld erprobt.<br />

Alle Produkte sind in ihren Maßen aufeinander abgestimmt<br />

und können so von jetzt auf gleich in immer<br />

wieder neuen Konfigurationen kombiniert werden.<br />

Je nachdem, was die momentane Situation verlangt.<br />

Und das innovative Klett-System der FLYCHARTS<br />

macht endlich auch Whiteboards mobil.<br />

Alle WHAT IF WE FLY Produkte werden in der neuen,<br />

hauseigenen Hightech Holzmöbelfertigung produziert,<br />

mit der Interstuhl sowohl Fertigungstiefe als auch die<br />

Wertschöpfungskette erweitert. Versendet werden die<br />

Produkte über das eigene Logistikunternehmen.<br />

Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG<br />

T +43 (0)1 61 64 113<br />

oesterreich@interstuhl.com<br />

www.interstuhl.com/whatifwefly


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

64<br />

Produkt News<br />

Wohnliche Ästhetik im Büro<br />

Mit den zwei Produktneuheiten PORTS und STUDIO Chair bringt Bene nicht nur<br />

Eleganz ins Büro, sondern verleiht ihm auch eine wohnliche Atmosphäre.<br />

Mit dem Premiumstuhl PORTS Chair erweitert der<br />

Einrichtungsspezialist für Arbeitswelten seine Designlinie<br />

PORTS – eine vom renommierten Londoner<br />

Designstudio Pearson Lloyd entworfene Serie. Dabei<br />

fügen sich die Stühle harmonisch in das modulare<br />

Gesamtkonzept ein und schaffen gemeinsam mit<br />

PORTS Sofa und PORTS Lounge Chair komfortable<br />

wie ästhetisch ansprechende Sitzbereiche. Verschiedene<br />

Fußgestelle und eine große Auswahl an Stofffarben<br />

ermöglichen eine Vielzahl individueller Konfigurationen,<br />

wodurch sich der neuen Premiumstuhl<br />

sowohl für zeitgemäße Büroumgebungen als auch<br />

als Esszimmerstuhl für zuhause eignet.<br />

Mit STUDIO Chair hat Bene eine Stuhl-Serie kreiert,<br />

die Komfort, Funktionalität und Ästhetik in perfekter<br />

Balance vereint. Für die Konzeption arbeitete<br />

das Unternehmen mit dem österreichischen und<br />

international etablierten Produktdesigner Thomas<br />

Feichtner zusammen, dessen markante, puristische<br />

Handschrift die Kollektion trägt. Ausgangspunkt für<br />

das reduzierte elegante Design sind die zwei miteinander<br />

verbundenen Formholzteile: Rückenlehne und<br />

Sitz werden separat geformt und auf raffinierte Art<br />

mit einer Holzlasche verbunden<br />

Durch flexible Kombinationsmöglichkeiten von Gestell-<br />

und Lehnenausführung passt sich der STUDIO<br />

Chair vom Arbeitsplatz bis zur Cafeteria an verschiedene<br />

Einsatzbereiche an und unterstützt so den individuellen<br />

Work- und Lifestyle.<br />

Bene GmbH<br />

T +43 (0)7442 500<br />

office@bene.com<br />

www.bene.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Smart Working<br />

Sedus baut seine Expertise beim Einsatz moderner Technologien<br />

im Office durch die Zusammenarbeit mit Cisco weiter<br />

aus. „Smart Working ist für uns nicht nur ein weiterer Trendbegriff,“<br />

erklärt Michael Fehsenfeld, Leiter Kompetenz Center<br />

Märkte der Sedus Stoll AG: „Durch die Zusammenarbeit<br />

mit unserem Partner Cisco arbeiten wir intensiv daran, das<br />

Zusammenspiel von Raum-Möbel-Technologie weiter auszubauen.“<br />

Die neuen Networking-Lösungen sollen den Weg<br />

zu einem „barrierefreien“ Arbeitsplatzerlebnis unterstützen.<br />

Dafür stehen bereits stellvertretend zwei Produktlösungen<br />

von Sedus: se:connects ist eine intelligente Lösung für<br />

die Nutzung und das Management von Arbeitsplätzen in<br />

Smart-Working-Umgebungen. Und se:hub ist der smarte<br />

Stauraum mit Schließfächern, der dabei hilft, Dokumente datenschutzkonform<br />

und abteilungsübergreifend zu übergeben,<br />

defektes IT-Equipment abzugeben und Neuware kontaktlos<br />

auszuhändigen. Auch Laptops und Arbeitsunterlagen können<br />

über Nacht sicher verschlossen und Fahrzeugschlüssel beziehungsweise<br />

-papiere können unabhängig von Arbeitszeiten<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Marmor, Terrazzo, neue Holztöne und<br />

größeres Fischgrätformat:<br />

Großer Kollektionsrelaunch für noch<br />

mehr Design am Boden.<br />

H<br />

Neu in 2023<br />

www.project-floors.com<br />

SEDUS STOLL Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)1 982 94 17 12<br />

sedus.at@sedus.at<br />

www.sedus.com


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

66<br />

Produkt News<br />

Fotos: Johannes Buldman<br />

Überzeugende Campuserweiterung<br />

Mit einem ökologischen Gebäudekonzept, einer geradlinigen Gestaltung und einer flexiblem<br />

Raumnutzung ist der neue Campus-Bau der Universität Witten/Herdecke seit Herbst<br />

2021 das architektonische Bindeglied zwischen den bestehenden Universitätsgebäuden.<br />

Auf einem Hanggeschoss aus Beton setzt ein Holzbau<br />

mit Pfosten-Riegel-Fassade aus zertifiziertem<br />

Fichtenholz und Lärche auf. Die bodentiefen Holz-<br />

Alu-Fenster vermitteln Offenheit und Transparenz<br />

und sorgen neben einem maximalen Tageslichteinfall<br />

für uneingeschränkte Ausblicke. So ist auf knapp<br />

7.000 Quadratmetern ein modulares Konzept für<br />

über 400 Lern- und Büroarbeitsplätze entstanden.<br />

Bei der Türtechnik setzten die Architekten von<br />

Kaden+Lager aus Berlin und ZÜBLIN Timber aus<br />

Aichach auf die vielfältige Einsetzbarkeit des Bandsystems<br />

VARIANT VX von SIMONSWERK: Mit einem<br />

Belastungswert bis 200 kg, der<br />

wartungsfreien Gleitlagertechnik<br />

und den hervorragenden Laufeigenschaften<br />

können sie auch an<br />

temporär sehr stark frequentierten<br />

Durchgängen höheren Belastungen<br />

zuverlässig standhalten. Da<br />

sich das eingesetzte Bandsystem<br />

VARIANT VX 7939/160 für Holz-,<br />

Stahl- und Aluminiumzargen eignet,<br />

konnte dabei für alle Bereiche<br />

durchgängig auf die Objektbänder<br />

für gefälzte Türelemente zurückgegriffen<br />

werden und so ein sehr<br />

harmonisches Gesamtbild ent-<br />

stehen. Selbst an den Türen, die erhöhte Brand- und<br />

Schallschutzanforderungen bedurften, sowie an den<br />

T90-Brandschutz-Türen mit Oberlichtern konnte das<br />

Bandsystem mit ästhetisch ansprechendem Design<br />

und hochwertiger Qualität überzeugen.<br />

SIMONSWERK GmbH<br />

T +49 (0)5242 413-0<br />

info@simonswerk.de<br />

www.simonswerk.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

67<br />

Produkt News<br />

Auf den Millimeter genau<br />

Die Aquis Bausanierung hat in den letzten Monaten<br />

ein ehemals von einem Restaurant und Café genutztes<br />

Gebäude in Aachen saniert. Das Gebäude wurde<br />

komplett entkernt inklusive Neuaufbau von Fenstern<br />

und Böden. Dabei wurde auch der Estrich erneuert<br />

und eine Fußbodenheizung integriert. Beim Bodenbelag<br />

fiel die Wahl auf einen Designboden von PROJECT<br />

FLOORS, den der Bausanierer seit Jahren bei seinen<br />

Projekten einsetzt. „Das Dekor PW 3220 mit dem hellen,<br />

honigfarbenen Eicheton haben wir in anderen<br />

Objekten auch schon als normale Planke verarbeitet,<br />

und es schafft immer wieder eine natürliche und warme<br />

Atmosphäre. Hier sollte aber ein Boden entstehen,<br />

der zusätzlich durch die besondere Designverlegung<br />

die Büroräume aufwertet. Das Chevronmuster ist<br />

zwar etwas aufwändiger in der Verlegung und eine<br />

exakte und millimetergenaue Arbeit entscheidend,<br />

das Ergebnis entschädigt dann aber absolut!“<br />

Dafür wurde der Boden vermessen, die Planken mit<br />

dem Laser ausgerichtet und zunächst reihenweise<br />

lose verlegt. Als sichergestellt war, dass alles passt<br />

und sich keine Abweichungen zeigen, wurden die<br />

Planken auf den gesamten 110 m 2 verklebt. Auch der<br />

Kleber wurde nur reihenweise aufgetragen, damit<br />

kein Kleberaufbau entsteht.<br />

Die Wände zwischen den Räumen wurden geöffnet<br />

und mit fest verbauten Verglasungen transparent<br />

gestaltet. So entstand mehr Weite und das Licht<br />

kann ungehindert die Räume fluten. Der Designboden<br />

schafft eine elegante Wohnlichkeit, so dass das<br />

Wohlfühlen bei aller Funktionalität von klassischen<br />

Büroräumen nicht zu kurz kommt.<br />

PROJECT FLOORS GmbH<br />

T +49 (0)2233 9687-0<br />

info@project-floors.com<br />

www.project-floors.com<br />

Bankfamilie MONSA<br />

Sitzbank mit oder ohne Lehne und Tisch: Geradlinige Flachstahlfüße<br />

mit markanten Rundungen<br />

NEU<br />

Modern, flexibel und auf<br />

Wunsch maßgeschneidert<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH 4531 Kematen a. d. Krems Telefon +43 (0)7258 / 5711 stausberg.at


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68<br />

Produkt News<br />

Fotos: Constantin Meyer<br />

Gebaute Bürgernähe<br />

Seit über 70 Jahren tagt der Landtag von Rheinland-Pfalz im Deutschhaus am<br />

Mainzer Rheinufer. Im Zuge einer grundlegenden Sanierung wurde das denkmalgeschützte<br />

Gebäude im Inneren vollständig erneuert und um einen modernen<br />

Anbau ergänzt.<br />

Die Architekten fügten dem Deutschhaus dabei einen<br />

schlichten, quaderförmigen Neubau hinzu und<br />

dockten an der anderen Seite die Staatskanzlei ihrem<br />

Ensemble an. In Summe bilden die drei Baukörper<br />

eine städtebauliche Einheit, in der sich jedes Gebäude<br />

seine Eigenständigkeit bewahrt. Im Inneren konzentrierten<br />

sich die Architekten auf wenige, jedoch<br />

hochwertige und regionale Materialen und viel Glas.<br />

Dieses Konzept setzt sich auch im Neubau des Landtagsrestaurants<br />

„RheinTisch“ fort, das traditionell allen<br />

Bürgern offensteht.<br />

Trotz der optischen Schwere der Sandsteinfassade<br />

und der Quaderform tritt das Restaurant-Gebäude<br />

durch die große Glasfassade offen in Erscheinung.<br />

Insgesamt kamen dabei sechs cero Schiebefenster<br />

zur Anwendung. Sie bieten im Landtagsrestaurant<br />

eine maximale Öffnungsbreite von 8,50 Meter, wenn<br />

vier Elemente nach rechts bzw. nach links geschoben<br />

sind. Die Gesamtbreite der Glasfassade liegt bei 13<br />

Metern, ihre Höhe bei 4,46 Metern.<br />

Aufgrund des gewünscht hohen Energiestandards<br />

setzten die Planer auf eine Ausführung mit cero III<br />

– diese erzielt mit einer 3-fach-Isolierverglasung<br />

Passiv hausstandard von 0,8 W/m²K. Als Nachteil resultiert<br />

daraus ein relativ dicker Glasaufbau.<br />

Obwohl ein Flügel bereits rund 600 Kilogramm wiegt,<br />

verzichtete man auf elektrische Antriebe. Dazu Projektleiter<br />

Merkert: „Trotz ihrer Größe können die<br />

Schiebeelemente manuell geöffnet werden; das funktioniert<br />

aus meiner Sicht überraschend gut.“ Erhöhte<br />

Sicherheitsaspekte erfüllen die einbruchhemmenden<br />

cero-Elemente durch eine zusätzliche Verschlussüberwachung.<br />

Eine ausgefeilte 2-Punkt-Stangenverriegelung<br />

ist hingegen Standard.<br />

SOLARLUX AUSTRIA GmbH<br />

T +43 (0)512 209 023<br />

info.at@solarlux.at<br />

www.solarlux.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

69<br />

Produkt News<br />

Die Lizenz zum Metallbau<br />

Das AFI – Aluminium-Fenster-Institut vergibt ab<br />

01.01.2023 für alle in der Metallbaubranche tätigen<br />

Unternehmen Lizenzen der Gemeinschaftsmarke<br />

ALU-FENSTER. Damit öffnet das AFI sein seit drei<br />

Jahrzehnten bewährtes Kommunikations-Netzwerk<br />

für alle Metallbaubetriebe und für Unternehmen, die in<br />

der österreichischen Metallbaubranche tätig sind. Die<br />

Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER mit ihrem hohen<br />

Markenwert steht dabei im Fokus und ist die thematische<br />

Brücke zum gesamten Metallbau. Durch das<br />

neue Geschäftsmodell wird das AFI in Kooperation<br />

mit der AMFT – Arbeitsgemeinschaft der Hersteller<br />

von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden gemeinsam<br />

mit Systemanbietern, Oberflächenveredelungsbetrieben,<br />

Glasproduzenten und anderen Unternehmen<br />

bzw. Organisationen der Branche tätig sein.<br />

Das neue Lizenzkonzept enthält neben gemeinsamen<br />

Aktivitäten zahlreiche Direktleistungen. Beispiele<br />

sind branchenspezifische sowie regionale Impulstreffen,<br />

regionale und unternehmensspezifische Werbe-,<br />

PR- und Social-Media-Kampagnen, Aktivitäten<br />

rund um das AFI-Weißbuch der Gemeinschaftsmarke<br />

ALU-FENSTER, die Ausschreibung des Aluminium-Architektur-Preises<br />

in Kooperation mit namhaften<br />

österreichischen Architektur-Organisationen sowie<br />

die Entwicklung einer portfoliogerechten Lizenznehmerliste<br />

mit hohem Mehrwert für Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer. Als Vision gilt auch der Aufbau einer<br />

Metallbau.Influencer.Community, die selbstbewusst<br />

kommuniziert, was der Metallbau kann.<br />

AFI Aluminium-Fenster-Institut<br />

T +43 (0)1 9834 205<br />

office@alufenster.at<br />

www.alufenster.at<br />

Klasse Böden – weltweit im Einsatz!<br />

Silikal – für Industrie, Handel, Handwerk,<br />

Gewerbe und öffentliche Bauten!<br />

Hochstrapazierfähig, in Rekordzeit fugenlos verarbeitet<br />

und nach 1 Stunde voll belastbar.<br />

In Nutzbereichen, Küchen, Sozialräumen, Lager- und Produktionsräumen, ob Sanierung, Neubau … Silikal. Starke Böden für alle Fälle.<br />

www.silikal.de


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70<br />

Produkt News<br />

Handwerk und Leidenschaft<br />

Seit mehr als drei Jahrzehnten entstehen im unterfränkischen Altershausen bei<br />

BENKERT BÄNKE hochwertige Freiraummöbel. Das Firmengebäude, entworfen<br />

vom Schweizer Ausnahme-Architekten Mario Botta, bildet dabei die perfekte<br />

Symbiose aus Natur und Architektur: In diesem Umfeld finden nicht nur Design<br />

und Konzeption, sondern auch die komplette Produktion statt.<br />

Nach Geschäftsführer Jochen Benkert sind es zwei<br />

Faktoren, die zu einem optimalen Stadtmöbelstück<br />

führen: innovative Technik und Handarbeit. Sein<br />

Ziel ist es dabei stets, Ästhetik und Funktionalität in<br />

Einklang mit einem verantwortungsvollen Umgang<br />

mit der Umwelt zu bringen. Wie kann man als Unternehmen<br />

gleichzeitig ökonomisch und ökologisch<br />

nachhaltig agieren? Diese Frage kam bei BENKERT<br />

BÄNKE schon sehr früh auf und es wurde nach Lösungen<br />

gesucht. Nicht nur die Materialauswahl bei<br />

der Herstellung der Produkte, sondern bereits das<br />

Firmengebäude selbst legt den Grundstein für die<br />

Antwort. Der Firmenstandort im Öko-Dorf Altershausen<br />

bietet die Möglichkeit, dass in der Produktion weder<br />

Öl noch Gas oder Wasser verbraucht werden. Zur<br />

Beheizung werden der Solareffekt der transparenten<br />

Dächer, die natürliche Wärmedämmung durch den<br />

Einbau in die bewachsenen Hügel sowie die Hackschnitzelheizung<br />

des 300-Einwohner-Dorfs genutzt.<br />

Mit dem gleichen Nachhaltigkeitsgedanken erfolgte<br />

auch die Entscheidung für die Materialien, aus denen<br />

die Produkte hergestellt werden. Jedes von ihnen ist<br />

nach der Nutzungszeit zu 100 % recycelbar. Sie benötigen<br />

praktisch keine Pflege, trotzen jeder Witterung<br />

und sind extrem langlebig. Sitzmöbel, die Nutzen,<br />

Langlebigkeit und Design vereinen, sind nicht nur<br />

ökonomisch, sondern auch ökologisch nachhaltig. Besondern<br />

stolz ist Jochen Benkert darauf, dass er seinen<br />

Betrieb nicht nur als nachhaltiges, sondern sogar<br />

als klima-positives Unternehmen bezeichnen kann.<br />

BENKERT BÄNKE<br />

T +49 (0)9525 9225-0<br />

mail@benkert.info<br />

www.benkert.info


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71<br />

Produkt News<br />

© Optigrün international AG<br />

Vielfacher Gewinn<br />

Dachbegrünungen sind ideale Maßnahmen, um den Folgen des Klimawandels und<br />

der Versiegelung von Flächen entgegenzuwirken: Durch die Verdunstungskühlung<br />

der Pflanzen wird die Umgebungsluft rund ums begrünte Gebäude gesenkt.<br />

Zudem können urbane Hitzeinseln und Starkregenereignisse dadurch abgemildert<br />

werden. Ein weiterer Vorteil ist die Fähigkeit der Pflanzen, Feinstaub und CO 2 zu<br />

binden. Zusätzlich bietet sie Flora und Fauna einen attraktiven Lebensraum.<br />

Ein Gründach schützt aber auch das Dachabdichtungsmaterial,<br />

wodurch dessen Lebenserwartung<br />

erhöht wird: Nicht nur Spitzentemperaturen werden<br />

durch die Begrünung abgeschwächt – ein nicht begrüntes<br />

Dach kommt im Sommer leicht auf 80° C<br />

– sondern die Begrünung wirkt auch als Dämmung.<br />

Im Winter wird die Kälte und im Sommer die Hitze<br />

abgehalten. Darüber hinaus verfügen Dachflächen<br />

über Raum für den Ausbau der erneuerbaren Energien.<br />

PV-Anlagen für die Stromerzeugung sind für viele<br />

wirtschaftlich interessant, wobei der Wirkungsgrad<br />

dieser Anlagen durch die Verdunstungsleistung der<br />

Gründach-Pflanzen erhöht werden kann.<br />

Mit ungenutzten Dachflächen steht ein riesiges<br />

Potenzial zur Verfügung, das begrünt viel besser<br />

genutzt werden kann: als zusätzlicher Wohnraum,<br />

Freizeit-, Pausen- und Sportfläche. Mit der Erfahrung<br />

von 50 Jahren in der Dachbegrünung bietet Optigrün<br />

dafür immer die optimale Lösung.<br />

KTM Motohall: Auch Tiefgaragen können begrünt werden.<br />

Optigrün international AG<br />

+43 (0)1 71728-417<br />

info@optigruen.at<br />

www.optigruen.at<br />

© Sebas Romero


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

72<br />

Produkt News<br />

Blendend in Szene gesetzt<br />

Ein in die Jahre gekommenes Gebäude am Fuße des Pöstlingberges wurde<br />

durch einen exklusiven zweigeschossigen Wohnbau mit acht Wohnungen und<br />

großzügigen Balkonen ersetzt. Für die elegante Fassade kamen Verblender von<br />

Meldorfer (Synthesa) zum Einsatz.<br />

„Die Qualität der optischen Gliederung der Fassade<br />

des Bestandsgebäude von Mitte der 1960er-Jahre<br />

wurde übernommen: weiße Rahmen mit annähernd<br />

quadratischen dunkleren Felder. Angemessen für eine<br />

Nutzung als Ladenzone waren diese Felder früher im<br />

Stil der Zeit als Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt,<br />

heute mit einer hochwertigen Backsteinoptik, die sich<br />

auch von den weißen Putzfassaden der umliegenden<br />

Wohnbauten abheben soll“, erklärt DI Claudia Danninger<br />

vom planenden und bauüberwachenden Architekturbüro<br />

Klinglmüller mit Sitz in Linz.<br />

Die Verwendung von Verblendern ermöglichte – im<br />

Gegensatz zu einer gemauerten Vorsatzschale aus<br />

Backsteinen, das Gebäuden bauphysikalisch optimiert<br />

in ein Wärmedämmverbundsystem (Capatect)<br />

„einzupacken“ und die Oberflächenoptik nachträglich<br />

auf dieses geschlossene System aufzubringen.<br />

Primär eröffnen Original Meldorfer Verblender Bauschaffenden<br />

wie kaum ein anderes Material einzigartige<br />

Perspektiven für die kreative architektonische<br />

Gestaltung. Zugleich bietet der Baustoff in puncto<br />

Wirtschaftlichkeit, Wertbeständigkeit, Nachhaltigkeit<br />

und Flexibilität Eigenschaften, die der Markt angesichts<br />

steigender Baupreise mehr denn je verlangt.<br />

Tatsächlich lassen sich die nur vier bis sechs Millimeter<br />

starken Verblender durch ihr geringes Gewicht im<br />

Vergleich zu massiven Vollsteinen und Klinkerriemchen<br />

deutlich zeit- und kostensparender verarbeiten.<br />

Synthesa Chemie<br />

Gesellschaft m. b. H.<br />

T +43 (0)7262 560-0<br />

office@synthesa.at<br />

www.synthesa.at/meldorfer<br />

www.capatect.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Ansprechende<br />

Sitzmöbel-Lösung<br />

Die in der NUSSER-GRUPPE entwickelte ergonomische Liege<br />

SILENCIO stellt den Begriff Erholung im öffentlichen Raum<br />

in völlig neuem Licht dar. Die Liegen sind mit Holzleisten aus<br />

FCS-zertifiziertem Hartholz belegt, welche in ihrer Anordnung<br />

die Körperkontur eines halb sitzenden, halb liegenden Menschen<br />

nachbilden. Eine Sitzgeometrie, auf die das Designerteam<br />

besonderen Wert gelegt hat. Außerdem gibt es die<br />

Liegen für eine und zwei Personen und mit zwei unterschiedlichen<br />

Unterbauten aus geschichtetem Stahl. SILENCIO gibt<br />

es entweder feststehend oder drehbar – in der Ausführung<br />

Drehfuß können Nutzer ihr Wunschpanorama betrachten oder<br />

die Liege nach dem Lauf der Sonne ausrichten. Mit SILENCIO<br />

bietet die STAUSBERG Stadtmöbel GmbH eine geniale Lösung<br />

für herrliche Entspannung an.<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH<br />

T +43 (0)7258 5711<br />

info@stausberg.at<br />

www.stausberg.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

74<br />

Produkt News<br />

Fassadenskulptur in Blau<br />

Neue Wege der Fassadengestaltung bestritten MOEDING und die Architekten von<br />

Payette für einen Neubau für Biotechnologieforschung in Boston, USA. Dabei bilden<br />

Transparenzgrade, Form und Farbe einen besonderen Dreiklang, der die Wahrnehmung<br />

der unterschiedlichen Materialien sowie das Gebäude mit seiner Umgebung<br />

unmerklich verschwimmen lässt.<br />

Hierfür entwickelten die Architekten eine vertikale<br />

Struktur, in der sich lichtdurchlässige, intransparente<br />

Verglasungselemente mit skulptural geschichteten<br />

Keramikplatten abwechseln. Die schmäleren,<br />

ziegelbekleideten Außenwandflächen rhythmisieren<br />

dabei die kompakte, planebene Glashülle und<br />

verleihen ihr eine grafische Reliefstruktur.<br />

Realisiert wurde dies mithilfe zweier unterschiedlicher,<br />

speziell entwickelter Plattentypen auf Basis<br />

der großformatigen Ziegelplatten LONGOTON® von<br />

MOEDING. So gehen glatte Platten flügelartig in gewellte<br />

Varianten über. Darüber hinaus sind die einzelnen<br />

Platten schräg geschnitten und bilden durch<br />

die vertikale Anordnung der unterschiedlich breiten<br />

Elemente ein Wellenmuster, das sich über die gesamte<br />

Fassadenhöhe zieht.<br />

Das spezifische Design – ebenso wie die charakteristische<br />

Farbgebung in Blaugrün mit teiltransparenter<br />

Glasur – entstand in enger Abstimmung<br />

mit dem Hersteller. So entwickelte MOEDING im<br />

niederbayerischen Marklkofen im Labor verschiedene<br />

Muster, die den Designvorstellungen der Architekten<br />

für ihr Bostoner Projekt nahe kamen. Die<br />

Planer nahmen die Vorschläge wohlwollend auf und<br />

näherten sich gemeinsam mit dem Hersteller der finalen<br />

Farb- und Formgestaltung. So wurden selbst<br />

die Produktionswerkzeuge speziell an die Anforderungen<br />

angepasst, um dem außergewöhnlichen Designergebnis<br />

gerecht zu werden.<br />

Realisiert wurde die Fassade gänzlich mit vorgefertigten<br />

Elementen. MOEDING lieferte hierfür die<br />

Ziegelplatten in ein Fertigungswerk nach Italien,<br />

wo sie um die Glasbestandteile ergänzt wurden. Mit<br />

Containern nach Boston verschifft, konnten sie so<br />

in verkürzter Montagezeit an das Gebäude angebracht<br />

werden.<br />

Moeding Keramikfassaden GmbH<br />

T +49 (0)8732 2460-0<br />

info@moeding.de<br />

www.moeding.de<br />

Fotos: Sinziana Velicescu/Shildan Group


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75<br />

Schnelle<br />

Reaktion!<br />

Produkt News<br />

Spektakulärer Campus<br />

Der Science Park der Johannes-Kepler-Universität<br />

Linz wurde nach den Entwürfen<br />

der caramel architekten geschaffen.<br />

Das spezielle Raumkonzept für Linz<br />

fokussierte „Kommunikation“ als Leitmotiv.<br />

Ziel war, dass sich die einzelnen Gebäudeteile<br />

des Science Parks verbinden<br />

und gleichsam mit der Umgebung in Beziehung<br />

treten. Dieser Anspruch wurde<br />

auch an die Außenhülle gestellt, die Fassade<br />

sollte widerspiegeln, was die Planer<br />

als Motto für den Campus festlegten.<br />

„Auch die einzelnen Elemente der Fassade<br />

sollen miteinander kommunizieren“,<br />

war der Wunsch der Architekten.<br />

Fotos: Hertha Hurnaus<br />

Es war klar, dass es keine Standardlösung<br />

für dieses Projekt geben kann. Der<br />

Fassadenhersteller DOMICO aus Vöcklamarkt<br />

(OÖ) ist darauf fokussiert, die Produktion<br />

nach Kundenwünschen auszurichten.<br />

Welches Metall in welcher Farbe<br />

oder Dimension geliefert wird, definieren<br />

die Auftraggeber. Länge, Breite, Verlegerichtung<br />

oder Fugenbreite können individuell<br />

bestellt werden. Diese Flexibilität<br />

von DOMICO war auftragsentscheidend<br />

und so entstand für die Umsetzung eine<br />

kongeniale Partnerschaft.<br />

Mit einer hinterlüfteten Fassade aus<br />

walzblanken Aluminium konnte die Vorstellung<br />

der Architekten umgesetzt<br />

werden. Die Metallfassade umhüllt nicht<br />

nur die spektakuläre Fassadenform der<br />

Gebäude – jedes für sich ein Unikat – sie<br />

bietet auch Mehrwert für die Arbeitswelt<br />

im Inneren. Die außenliegenden fixen<br />

Sonnenschutzlamellen schützen von<br />

Sonnenstrahlen und vor sommerlicher<br />

Überhitzung zugleich, was das ganze<br />

Jahr angenehmes Raumklima garantiert.<br />

DOMICO Dach-, Wandund<br />

Fassadensysteme KG<br />

T +43 (0)7682 2671-0<br />

office@domico.at<br />

www.domico.at<br />

Thomas Steiner<br />

Bauleiter,<br />

ST-Beschichtungstechnik<br />

Wolfsberg<br />

Das speedige Finish Express<br />

Coat EC 260 für Oberflächen<br />

im Innen- und Außenbereich<br />

ist an rascher Reaktion nicht<br />

zu überbieten. Schon nach<br />

ca. 4 Stunden überarbeitbar,<br />

begehbar und auch wesentlich<br />

früher als bei üblich verwendeten<br />

Reaktionsharzen chemisch und<br />

mechanisch belastbar – das soll<br />

dieser Versiegelung mal einer<br />

nachmachen. Damit brauche ich<br />

nur ein Drittel der Härtezeit! Der<br />

Express Coat EC 260 ist glänzend,<br />

transparent, UV-beständig und<br />

vergilbungsarm. Und damit der<br />

perfekte Abschluss für Verarbeiter<br />

und Bauherren. Eine Verbindung,<br />

die hält.<br />

Mehr Infos unter murexin.com<br />

Das hält.


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

76<br />

Produkt News<br />

Fotos: Rupert Steiner<br />

Schulhaus mit Bewegungsraum<br />

Das Projekt eines Schulhauses in Wien Simmering, ein Wettbewerbsgewinn von<br />

Architektin Patricia Zacek-Stadler aus 2017, ist bewusst an den Medwedweg<br />

konzentriert, um möglichst viel Grünraum als Schulgarten zu belassen. Auch die<br />

Höhenentwicklung des Gebäudes mit seinen fünf Geschossen ist dem Wunsch<br />

nach geringem Platzverbrauch am Grundstück geschuldet.<br />

Der von der Architektin entworfene Baukörper besteht<br />

aus zwei Clusterbauteilen. Vorne ein verbindender<br />

Straßentrakt und an der Gartenseite eine<br />

Terrassenlandschaft mit Höfen, Atrien und Freibereichen.<br />

Die Aula ist vom Vorplatz bis zur Gartenseite<br />

durchgesteckt. Ein Lichttrichter und Lichtkegel holen<br />

Tageslicht herein. An der Gartenseite wird der<br />

überdeckte Vorbereich durch Lichtbrunnen bereichert.<br />

Schräge, schlanke ATLANT® Verbundstützen<br />

von Peikko stehen wie Mikado-Stäbe im Raum. Ein<br />

Thema, das sich spielerisch sowohl im Inneren bis<br />

ins Obergeschoss als auch außen zu den Freitreppen<br />

und Brücken im Garten weiterzieht. Sie sind elegant<br />

und reichen zumeist über mehrere Geschosse.<br />

Einzigartig an diesem Projekt sind die glasüberdeckten<br />

Atrien, durchgesteckt bis ins Dachgeschoss. Sie<br />

bereichern die Multifunktions-Zonen, die zwischen<br />

jeweils vier Bildungsräumen liegen. Damit sind diese<br />

Lerninseln hell, gut belichtet und über die Geschosse<br />

miteinander verbunden. Jeweils ein Baum vervollständigt<br />

diesen inneren Freiraum und bietet auch<br />

Veränderung und Wachstum.<br />

Durch die Verknüpfung des Innenraums mit dem<br />

Garten und die beiden großen Atrien spannt sich in<br />

diesem Schulhaus ein Bewegungsraum auf, der zur<br />

räumlichen Eroberung des Hauses mit seinen vielfältigen<br />

Freiflächen einlädt.<br />

Peikko Austria GmbH<br />

T +43 (0)5523 521 210<br />

austria@peikko.com<br />

www.peikko.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Kunst und Kulinarik<br />

Nach einer umfassenden Sanierung eröffnete im<br />

Sommer das Restaurant des Forums Ludwigsburg.<br />

Erbaut vor etwa 30 Jahren wurde eine Sanierung<br />

nötig, wobei die Küche des Restaurants komplett<br />

entkernt wurde. Beim Küchenboden, der hohe hygienische<br />

und funktionale Forderungen erfüllen sollte,<br />

entschied sich der Bauherr für das bewährte Konzept<br />

der Methylmethacrylat(MMA)-Bodenbeschichtungen<br />

von Silikal. Das für Küchen konzipierte und zertifizierte<br />

Silikal Kitchen System wurde hier individuell auf die<br />

Kundenwünsche eingestellt, Rutschhemmstufen und<br />

Farbwunsch inklusive. Die MMA-Bodenbeschichtung<br />

punktet mit ihrer fugenlosen Oberfläche und Hohlkehlen,<br />

so dass sich der Boden einfach, zuverlässig<br />

und schnell reinigen lässt. Auch heißes Wasser, Fett<br />

und Öl, das in jeder Küche gelegentlich auf den Boden<br />

gelangt, bleiben für Silikal-Kunstharzbeschichtungen<br />

ohne Folgen. Und da die Mitarbeitenden in Küchen<br />

oftmals mit schnellem Schritt auf nassen Böden unterwegs<br />

sind, bedeuten die eingestellten Rutschhemmstufen<br />

eine verbesserte Arbeitssicherheit.<br />

Silikal GmbH<br />

T +49 (0)6182 9235-0<br />

mail@silikal.de<br />

www.silikal.de<br />

77<br />

Produkt News<br />

© Silikal, Mainhausen<br />

Funktionale und<br />

außergewöhnliche<br />

Oberflächen<br />

Die Wand als Tafel, Whiteboard oder Magnetfläche:<br />

Mit den Lackspezialitäten von Brillux lassen sich<br />

ansprechende Oberflächen mit besonderen Funktionalitäten<br />

schaffen. Mit dem wasserbasierten<br />

Brillux Lacryl-PU Schultafellack 258 steht dafür ein<br />

geruchsarmes und schnelltrocknendes Produkt in<br />

vielen Farbtönen zur Verfügung. Mit Brillux 2K-Aqua<br />

Whiteboard 2384 wieder werden Oberflächen in wenigen<br />

Schritten zu individuellen Schreibflächen verwandelt.<br />

Für multifunktionale Whiteboard-Wände, an<br />

denen auch Magnete halten, wird vorab die magnetaktive<br />

Spachtelmasse Magnofill 1859 aufgetragen.<br />

Oder Hydro-PU-Spray Metallicfinish 2177 und Hydro-<br />

PU-XSpray Metallicfinish 2277 zur seidenglänzenden<br />

Veredelung bereits lackierter Oberflächen. Außergewöhnlich<br />

matte Oberflächen schafft ein transparenter<br />

Lacküberzug mit Brillux Softfeel 2060. Dieser<br />

Lack veredelt Einbauten aus Holz und Metall mit einer<br />

haptisch interessanten Oberfläche.<br />

Brillux Farben GmbH<br />

T +43 (0)732 370740-0<br />

info@brillux.at<br />

www.brillux.at


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

78<br />

edv<br />

Die Automatisierung der Baustelle schreitet nur langsam voran: Aufmaßroboter in Aktion.<br />

© Leica Geosystems<br />

Bauroboter<br />

Automatisierung auf der Baustelle<br />

In der Bauindustrie ist „Kollege Roboter“ längst angekommen. Die Automatisierung<br />

der Baustelle steht dagegen noch am Anfang. Erste marktfähige Baustellenroboter<br />

versprechen mehr Effizienz am Bau.<br />

Text: Marian Behaneck<br />

Ob bei der Herstellung von Bauprodukten,<br />

der Bewehrung von Betonbauteilen, der<br />

Montage von Schalelementen, Holzständer-<br />

oder Fachwerkkonstruktionen – in<br />

der Bauindustrie und in den Werkstätten<br />

einiger Baugewerke sind Roboter längst im<br />

Einsatz. Jetzt wollen sie auch Baustellen<br />

erobern, denn Roboter können inzwischen<br />

abreißen, aufmessen, mauern, bohren und<br />

schweißen, Pflaster verlegen, Wände und<br />

Decken verputzen oder streichen. In Form<br />

von 3D-Druckern können sie sogar komplette<br />

Häuser fertigen.<br />

Roboter werden nie krank<br />

Die Baurobotik hat viele Vorteile. Roboter<br />

werden nie müde oder krank, arbeiten in<br />

stets gleichbleibender Qualität – sauber,<br />

exakt, effizient und schnell. Roboter können<br />

sich selbstständig im Raum orientieren und<br />

ihre Arbeiten – von Programmen, CAD- oder<br />

BIM-Planungsdaten gesteuert – völlig autonom<br />

oder per Fernbedienung erledigen.<br />

Roboter brauchen keine Pläne, stattdessen<br />

übertragen sie quasi im Maßstab 1:1 die<br />

Konstruktionsdaten direkt auf die Baustelle,<br />

digital und ohne Medienbrüche. Das ermöglicht<br />

rationellere und wirtschaftlichere<br />

Bauprozesse, mehr Präzision und weniger<br />

Fehler am Bau. Außerdem entlasten Roboter<br />

Bauarbeiter von monotonen, körperlich anstrengenden<br />

und gefährlichen Arbeiten, bei<br />

denen es häufig zu Arbeitsunfällen kommt.<br />

Planern erschließen Roboter neue, kreative<br />

Freiräume. So lassen sich beispielsweise mit<br />

3D-Druckern bisher nicht oder nur sehr aufwendig<br />

produzierbare Formen und Strukturen<br />

wirtschaftlich realisieren. In Verbindung<br />

mit dem Einsatz moderner, teilweise KI-gestützter<br />

Automatisierungssysteme könnte<br />

die Robotik für eine Image-Steigerung und<br />

eine höhere Attraktivität von Bauberufen<br />

sorgen und dem aktuellen Fachkräftemangel<br />

ein Stück weit entgegenwirken.


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79<br />

edv<br />

Alleskönner für die Baustelle<br />

Mit Neuentwicklungen versuchen Roboter-Hersteller<br />

auch die Baustelle als Absatzmarkt<br />

zu erobern, beispielsweise mit<br />

mobilen Multifunktionsrobotern. Diese orientieren<br />

sich selbständig im Raum und können<br />

verschiedene Aufgaben ausführen: Sie<br />

erfassen die bauliche Situation in Form von<br />

Laserscanner-Punktwolken und als Fotopanorama<br />

oder verwandeln sich durch wechselbare,<br />

modulare Werkzeugaufsätze des<br />

Greifarms in einen Bohr-, Fräs-, Trenn- oder<br />

Schweißroboter – so wie der Baubot der<br />

österreichischen Baubot GmbH. Der in zwei<br />

Varianten erhältliche Mobilroboter kann<br />

durch den Wechselaufsatz seines bis zu 1,9<br />

bzw. 3,1 Meter langen Roboterarms flexibel<br />

auf Baustellen eingesetzt werden und ist so<br />

kompakt, dass er auch durch Türöffnungen<br />

passt. Mithilfe seiner Raupenketten kann er<br />

auch Treppen steigen und bis zu 20 bzw. 70<br />

Kilogramm schwere Lasten transportieren.<br />

Auch für den autonomen Laufroboter Spot<br />

von Boston Dynamics sind Treppen kein<br />

Hindernis. Dank seiner vier Beine bewältigt<br />

er auch unwegsames Gelände und trägt dabei<br />

eine Nutzlast von bis zu 14 Kilogramm.<br />

In unterschiedlichen Konfigurationen,<br />

zum Beispiel mit einem 3D-Laserscanner<br />

oder einem Greifarm, kann Spot zu unterschiedlichen<br />

Zwecken eingesetzt werden:<br />

beispielsweise für die Bauüberwachung,<br />

Baufortschrittskontrolle oder Vermessung.<br />

Trimble oder Leica Geosystems bieten dafür<br />

entsprechende Kombilösungen. (www.<br />

baubot.com, www.bostondynamics.com,<br />

www.fischer.at, www.trimble.com, https://<br />

blk2021.com/de/blk-arc)<br />

Mauern, bohren oder verputzen<br />

Spezialroboter können zwar nur bestimmte<br />

Aufgaben erledigen – das aber weitgehend<br />

selbstständig, schnell und präzise. Sie können<br />

abreißen, mauern, bohren, Fliesen verlegen,<br />

Wände und Decken verputzen oder<br />

streichen. Der Maurer-Roboter Hadrian X<br />

vom australischen Hersteller FBR kann<br />

beispielsweise ein komplettes Gebäude in<br />

zwei Tagen hochmauern. Dabei arbeitet er<br />

3D-Baukonstruktionsdaten ab, welche die<br />

Position der Ziegel vorgeben, nimmt sie<br />

nacheinander auf, bringt sie nach Bedarf<br />

auf Maß, bringt Mörtel auf und positioniert<br />

sie mit seinem Teleskoparm präzise an die<br />

richtige Stelle. Sobald Hadrian X den Rohbau<br />

fertiggestellt hat, übernimmt auf der<br />

automatisierten Baustelle „Kollege“ Okibo<br />

vom gleichnamigen Hersteller. Okibo ist<br />

ein weitgehend autonomer Roboter für<br />

Verputz- und Malerarbeiten. Ausgestattet<br />

mit einer Reihe von Sensoren und einem<br />

3D-Laserscanner, erfasst er seine<br />

Umgebung automatisch, orientiert sich<br />

selbstständig und trägt KI-gestützt Putze<br />

oder Farben auf beliebige Oberflächen<br />

auf, wobei er Fenster- und Türöffnungen<br />

oder andere auszusparende Flächen berücksichtigt.<br />

Auch das SHK-, Elektro- oder<br />

Trockenbauer-Handwerk wird unterstützt.<br />

So bohrt der semi-autonome Bohrroboter<br />

Jaibot von Hilti Löcher und markiert sie<br />

anschließend für die verschiedenen Gewerke.<br />

Damit entlastet er Handwerker vor anstrengender<br />

Überkopfarbeit, sorgt für mehr<br />

Präzision und Sicherheit. Eingemessen und<br />

referenziert wird Jaibot über eine Hilti-Totalstation,<br />

navigiert wird er per Fernsteuerung,<br />

die Bohrarbeiten führt er in seiner<br />

Reichweite automatisch aus. Da der Jaibot<br />

keine Treppen bewältigt, erfolgt der Transport<br />

in das nächste Geschoss per Kran oder<br />

Lastenaufzug. Auch Gerüstbau-Roboter<br />

gibt es schon: Der Akku-betriebene Liftbot<br />

von Kewazo ist in weniger als einer halben<br />

Stunde aufgebaut und fährt Material oder<br />

Bauteile sicher und fast doppelt so schnell<br />

wie herkömmliche Seilwinden und Bauaufzüge<br />

nach oben. (www.arerobot.com, www.<br />

brokk.com, www. www.fbr.com.au, www.hilti.<br />

at, www.husqvarna.com, www.kewazo.com,<br />

www.kuka.com, www.okibo.com, www.wienerberger.com,<br />

https://new.abb.com)<br />

Roboter auf zwei Beinen<br />

Zu den eher spektakulären Entwicklungen<br />

zählen humanoide, also menschenähnliche<br />

Roboter. Sie erzeugen außerhalb von Fachkreisen<br />

das meiste Aufsehen, da sie dem<br />

Stereotyp eines Roboters, eines menschenähnlichen<br />

„Maschinenwesens“, am nächsten<br />

kommen. In Indien, Japan oder Spanien<br />

entwickeln verschiedene Unternehmen<br />

schon seit einigen Jahren Roboter, die eine<br />

menschliche Gestalt besitzen, sicher auf<br />

zwei Beinen laufen und auf Kommando einfache<br />

Tätigkeiten erledigen. Sie helfen beispielsweise<br />

beim Tragen schwerer Bauteile<br />

oder montieren Wand- und Deckenelemente.<br />

Die etwa 1,6 Meter großen, 60 kg schweren,<br />

akkubetriebenen und mit zahlreichen Freiheitsgraden,<br />

Sensoren und einer Kamera<br />

inklusive Bildverarbeitung ausgestatteten<br />

Roboter können auch unebene Flächen,<br />

Treppen und bis zu einem gewissen Grad<br />

auch unvorhergesehene Ereignisse meistern<br />

– etwa Hindernissen ausweichen. Allerdings<br />

setzt die Fortbewegung auf zwei Beinen einen<br />

hohen technischen Aufwand voraus.<br />

(www.bostondynamics.com, www.kawadarobot.co.jp/en,<br />

www.pal-robotics.com) u<br />

Mobile Roboter können inzwischen mauern …<br />

© FBR<br />

… den Bestand oder Baufortschritt messtechnisch<br />

und fotografisch erfassen …<br />

© Leica Geosystems<br />

… für Installationsarbeiten Löcher bohren ...<br />

© Fischer<br />

… oder den Bestand abreißen.<br />

© Husqvarna


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80<br />

edv<br />

Portalkran-Konstruktionen, mit einem an<br />

der Laufkatze montierten Druckkopf. (Beispiele:<br />

www.3dwasp.com, www.apis-cor.com,<br />

www.cobod.com, www.contourcrafting.com,<br />

www.cybe.eu, www.peri.at)<br />

Roboter können in der Werkhalle auch Betonbewehrungen zusammensetzen …<br />

© ABB, Gramazio Kohler Research, ETH Zurich<br />

… oder Holzkonstruktionen zusammenbauen.<br />

© ABB, Gramazio Kohler Research, ETH Zurich<br />

Woher kommen die Daten?<br />

Damit mobile Roboter an Ort und Stelle Arbeiten<br />

ausführen können, müssen sie sich<br />

zunächst im Raum orientieren. Orientiert, lokalisiert<br />

und auf einen Bezugspunkt referenziert<br />

werden Roboter über integrierte oder<br />

externe 3D-Lasermessysteme und Sensoren.<br />

Um komplexe Tätigkeiten ausführen und<br />

unvorhergesehene Situationen auf der Baustelle<br />

meistern zu können, müssen autarke<br />

Roboter über weitere Sensoren verfügen, die<br />

das Umfeld möglichst umfassend erfassen<br />

und deren Daten vernetzt und teilweise auch<br />

KI-gestützt in Echtzeit ausgewertet werden.<br />

Als Grundlage für die Steuerungsdaten dient<br />

entweder eine DWG- oder DXF-Datei bei herkömmlicher<br />

Planung oder ein BIM-Ausführungsmodell,<br />

das nur ausführungsrelevante<br />

Daten enthält. Aus diesem Modell werden die<br />

3D-Koordinatendaten für die Steuerung des<br />

Roboterarms, Bohrkopfs oder der 3D-Druckdüse<br />

generiert. Daraus werden für die auszuführenden<br />

Arbeiten 3D-Koordinatenlisten<br />

erzeugt, die schrittweise abgearbeitet werden.<br />

Zusätzlich werden weitere Angaben<br />

benötigt, beispielsweise Bohrerdurchmesser<br />

und Bohrtiefen bei Bohrrobotern. Bevor der<br />

Roboter auf der realen Baustelle seine Arbeiten<br />

erledigt, lassen sich am digitalen Modell,<br />

dem „digitalen Zwilling“ des zu erstellenden<br />

realen Objektes, zusätzlich auch Baustellen-,<br />

Montage- und Arbeitsabläufe virtuell simulieren<br />

und optimieren.<br />

3D Druck-Roboter<br />

Auch 3D-Drucker sind von Computerprogrammen<br />

gesteuerte Apparaturen, die repetitive<br />

Arbeiten präzise und schnell erledigen<br />

können und Objekte aus einem flüssigen,<br />

pulverförmigen oder festen Ausgangsmaterial<br />

mit Hilfe chemischer und/oder physikalischer<br />

Prozesse schichtweise aufbauen<br />

(<strong>architektur</strong> 4/22: Häuser in Schichtarbeit).<br />

Nahezu alles ist entweder in der Werkstatt<br />

oder unmittelbar auf der Baustelle druckbar:<br />

Metallstrukturen ebenso wie Konstruktionen<br />

aus holzartigen, transparenten oder recycelten<br />

Werkstoffen oder massive Bauteile aus<br />

Beton mit oder ohne Eisen-, Glasfaser- oder<br />

Textilarmierung. Größere Bauteile – und<br />

erst recht komplette Gebäude – setzen allerdings<br />

große Bauräume voraus, die etwas<br />

größer sein müssen, als das zu fertigende<br />

Objekt. Deshalb ähneln 3D-Drucker häufig<br />

Multifunktionelle Systeme unterstützen dank wechselbarer Werkzeugaufsätze das Bohren,<br />

Fräsen, Trennen oder Schweißen © Baubot


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81<br />

edv<br />

Mit automatisierten 3D-Portaldruckern lassen sich komplette Häuser Schicht für Schicht fertigen. © Peri<br />

Was sind die Hürden?<br />

Den vielen Vorteilen der Baurobotik entgegen<br />

steht die Tatsache, dass der Einsatz bei<br />

Preisen ab 10.000 für stationäre Einarm-Roboter<br />

und 75.000 Euro und mehr für multifunktionale,<br />

mobile Roboter derzeit für<br />

kleinere und mittlere Bauvorhaben noch unwirtschaftlich<br />

ist. Baustellen mit großen Geschossflächen<br />

sind dagegen ein ideales Betätigungsfeld.<br />

Eine echte Herausforderung<br />

der Digitalisierung und Automatisierung<br />

des Bauwesens ist aber die Erstellung herkömmlicher<br />

Gebäude. Diese wird seit Jahrhunderten<br />

im Wesentlichen durch kleinteilige,<br />

handwerkliche Prozesse bestimmt,<br />

die zudem von verschiedenen Gewerken<br />

separat ausgeführt werden. Das erschwert<br />

sowohl eine Mechanisierung und Automatisierung<br />

als auch Integration von Prozessen.<br />

Außerdem unterscheiden sich Baustellen<br />

von Industriehallen: Jede ist anders, verändert<br />

sich kontinuierlich, ist staubig, schmutzig,<br />

Wind und Wetter ausgesetzt, manchmal<br />

mit Baumaterialien verstellt, mit Materialresten<br />

und Bauabfällen verunreinigt etc. Das<br />

sind keine idealen Voraussetzungen insbesondere<br />

für mobile Roboter, die möglichst<br />

aufgeräumte, freie Baustellen ohne Behinderungen<br />

voraussetzen. All dies sind Gründe,<br />

weshalb die Baustellen-Automatisierung<br />

nur langsam vorankommt. Berücksichtigen<br />

sollte man stets auch, dass Roboter kein<br />

Selbstzweck sind und dass das eigentliche<br />

Ziel eine vernetzte, integrierte und automatisierte<br />

Baustelle ist. Dazu müssen Roboter<br />

miteinander und mit anderen Maschinen<br />

vernetzt und in die Bauabläufe optimal eingebunden<br />

werden. Rückenwind könnte die<br />

Baustellenautomatisierung durch steigende<br />

Lohnkosten, den Mangel an Fachkräften<br />

und BIM erhalten.<br />

•<br />

Was sind Roboter?<br />

Der Begriff stammt von „Robota“ (slawisch für „Arbeit“) ab. Roboter sind quasi „maschinelle<br />

Arbeiter“, die in der Lage sind, eine komplexe Abfolge von Tätigkeiten selbständig<br />

auszuführen, zu kontrollieren und wenn nötig zu korrigieren. Unterschieden werden semiautonome<br />

Bauroboter, die ferngesteuert werden, programmierbare Bauroboter, die<br />

mit Sensoren ausgestattet sind und weitgehend selbstständig handeln sowie KI-gestützte<br />

Bauroboter, die vollständig autonom arbeiten und teilweise auch unvorhergesehene<br />

Ereignisse bewältigen können.<br />

Roboter zum Anziehen<br />

Eine spezielle Art von Robotern sind aktive Exoskelette: Man kann sie sich um den Körper<br />

schnallen und als unterstützende Hebe- und Tragehilfe nutzen. Aktive Exoskelette<br />

werden mit Elektromotoren angetrieben. Die Stärke der Unterstützung lässt sich manuell<br />

oder automatisch regeln. Werden Exoskelette mit dem Internet der Dinge (IoT) verknüpft,<br />

lassen sich Belastungswerte und Aktivitäten für statistische Zwecke, zur Analyse<br />

geleisteter Arbeit oder für die Abrechnung von Tätigkeiten auswerten. (Beispiele:<br />

www.suitx.com, www.germanbionic.com, www.comau.com)<br />

© German Bionic


<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

82<br />

edv<br />

Service im Cloud-Format<br />

Software as a Service. Kurz SaaS. Hinter diesem<br />

Begriff steckt ab sofort die Zukunft jedes erfolgreichen<br />

Planungsbüros. Mit 1. Dezember revolutioniert<br />

untermStrich als Marktführer seine Organisationsund<br />

Managementsoftware für ArchitektInnen und Ingenieur:innen<br />

und bietet für NeukundInnen auch eine<br />

SaaS-Lösung an. Was SaaS nun genau ist? „Man kann<br />

es mit unserem Leitungswasser veranschaulichen. Als<br />

Kunde sind Wasserwerk, Speicher und die Verfahren<br />

der Aufbereitung nicht mein Problem, sondern Sache<br />

des Anbieters. Ich will nur Wasser aus meinem Hahn.<br />

Und zwar wann ich will und so viel ich brauche“, erklärt<br />

Christian Koller, Leiter der Entwicklung. Öffnet<br />

man untermStrich hat man vor sich alles, was man<br />

zum Arbeiten braucht, am Bildschirm. Software, Speicher,<br />

Rechenleistung, Schnittstellen und Systemlogik,<br />

alles hinter genau dieser Arbeitsoberfläche ist in der<br />

Cloud. Wie viel Serviceleistung genau diese für einen<br />

liefern soll, bestimmt man selbst durch die Wahl des<br />

Abos. Neu ist das SaaS-Modell aus technischer Sicht<br />

bei untermStrich nicht. In den vergangenen zehn Jahren<br />

war die Technologie bereits im Hintergrund im<br />

Einsatz und konnte so perfektioniert werden.<br />

untermStrich software GmbH<br />

T +43 (0)3862 58106-0<br />

office@untermstrich.com<br />

www.untermstrich.com<br />

Ing. Markus C. Raming, Geschäftsführung, Leitung Vertrieb (CEO)<br />

Ing. DI (FH) Christian M. Koller, Msc, Prokurist, Leitung Entwicklung und IT (CTO)<br />

Aktualisierte Daten für SiGe-Plan<br />

ABK liefert mit dem Softwarebaustein ABK-SiGe-Plan<br />

aktualisierte Daten zu Sicherheits- und Gesundheitsschutzplänen<br />

und unterstützt den Planungs- und<br />

Baukoordinator bei der Erstellung des SiGe-Plans<br />

sowie der Erstellung der Unterlage für spätere Arbeiten<br />

nach ÖNORM B 2107. Alle bisherigen Daten<br />

wurden nach aktuellem Stand der Technik überarbeitet,<br />

neue COVID-Maßnahmen ergänzt und sind<br />

als Datenpaket ab sofort erhältlich.<br />

Mit dem aktualisierten Datenpaket werden die verschiedensten<br />

Maßnahmen-Vorschläge für den<br />

SiGe-Plan in strukturierter Form mitgeliefert. Aktuelle<br />

Informationen wurden ergänzt und aktualisiert<br />

sowie Texte und Bestimmungen der Baumappe der<br />

Wirtschaftskammer (Stand 2020) angepasst. Diverse<br />

Schutzmaßnahmen wie das Arbeiten mit besonderen<br />

Gefahren, Notpläne und -nummern sowie<br />

COVID-Maßnahmen sind eingearbeitet. Erhältlich ist<br />

das neue SiGe-Plan-Datenpaket über die ABK-Webseite,<br />

alternativ können Anwender auch weiterhin mit<br />

den Demo-Daten des ABK-SiGe-Plans arbeiten und<br />

ihre Daten entsprechend adaptieren und einsetzen.<br />

ib-data GmbH | ABK Bausoftware<br />

T +43 (0)1 492 5570-0<br />

abkinfo@abk.at<br />

www.abk.at


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Entscheider informieren sich in Fachmedien über Innovationen<br />

und Branchen-Trends. Die Mitglieder des ÖZV bieten damit<br />

Entscheidern wertvolle Informationen und Ihrer Marke ein<br />

effizientes Werbeumfeld.<br />

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gelungen.<br />

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