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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 8 2022

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen, Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

Europas Großstädte wachsen immer weiter. Da der Bauplatz in den Städten begrenzt ist, führt dies unweigerlich zu einer Verdichtung des urbanen Raums. Einer effizienteren Auslastung der Infrastruktur steht gleichzeitig eine höhere Beanspruchung derselben gegenüber. Versorgungseinrichtungen, Freiflächen und Verkehrsmittel müssen von immer mehr Menschen geteilt, gleichzeitig weitere Wohnflächen geschaffen werden. Offensichtlich, dass hier Expertise, Kreativität und langfristige Planung gefragt sind, wenn gleichzeitig auch die Lebensqualität gewahrt oder gar ausgebaut werden soll.

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

8<br />

Architekturszene<br />

Meifeng Community Park, Guangdong, China<br />

© Ruihua Liang<br />

Im Laufe der darauffolgenden Jahrzehnte<br />

war die Siedlung einer baulichen und sozialen<br />

Degradierung ausgesetzt – ein Schicksal,<br />

das sich in den 1990er-Jahren viele<br />

Großwohnprojekte teilten. Der Bezirk war in<br />

dieser Zeit von hoher Kriminalität geprägt<br />

und galt als Ghetto. Dazu trugen die trostlose<br />

Gestaltung der Umgebung, die großen<br />

Abstände zwischen den Gebäuden und die<br />

Konstruktionsfehler an den Betonbauten<br />

bei. Der zunehmende bauliche Verfall resultierte<br />

zudem im Leerstand zahlreicher<br />

Wohnungen. Aufgrund dieser Entwicklung<br />

erwog Aarhus sogar den Abriss der Wohnblöcke.<br />

Doch entschied sich die Regierung<br />

mit der Umsetzung des Masterplans im<br />

Jahr 2007 für die soziale und architektonische<br />

Sanierung des Bezirks. Besondere<br />

Aufmerksamkeit ließ die Stadt dabei auch<br />

den Grünflächen zukommen. Und zwar widmete<br />

sich dieser Aufgabe das erfahrene<br />

Landschafts<strong>architektur</strong>büro SLA. Bereits<br />

seit 30 Jahren gestaltet das Unternehmen<br />

öffentliche Freiräume auf der ganzen Welt.<br />

Für Gellerup entwarfen die Planer einen<br />

Naturpark mit künstlich angelegten Gewässern<br />

und mehreren Aufenthaltsmöglichkeiten<br />

– Ziel war es, aus der sogenannten<br />

„Wohnmaschine“ einen nachhaltigen und<br />

lebenswerten Stadtteil zu machen. Vom<br />

Park profitieren letzten Endes sowohl die<br />

Bewohner der Großwohnsiedlung als auch<br />

alle Einwohner von Aarhus. Die Grünfläche<br />

wertet somit nicht nur einen bestimmten<br />

Stadtteil, sondern gleichermaßen die gesamte<br />

Großstadt auf. Der neue Park hat so<br />

durchaus einen wegweisenden Charakter<br />

und gewährleistet in einem ehemals aussterbenden<br />

Quartier neue Nutzbarkeiten.<br />

Sanierungen um einige Grünflächen reicher.<br />

Eine beliebte Strategie nachhaltiger Stadtentwicklung<br />

ist die sogenannte „Renaturierung“.<br />

Dieser Begriff beschreibt Stadtumbauprojekte,<br />

bei denen von Menschen<br />

genutzte Flächen in einen möglichst natürlichen<br />

Zustand zurückgeführt werden.<br />

Gegenstand dieser Maßnahmen können<br />

unter anderem ehemalige Industriegebiete,<br />

aber auch aufgelassene Infrastruktur- oder<br />

Siedlungsflächen sowie Fließgewässer sein.<br />

Es ergibt sich dadurch viel Spielraum für die<br />

Integration der Natur in die Stadt. So entstehen<br />

nicht nur parkartige, sondern gleichermaßen<br />

produktive Landschaften mit<br />

landwirtschaftlicher Nutzung sowie extensiv<br />

gepflegten Erholungsflächen.<br />

Renaturierungsprojekte bringen zahlreiche<br />

Vorteile mit sich. Diese Maßnahmen haben<br />

unter anderem eine Verbesserung des<br />

Stadtklimas, die Erhöhung der Wasserqualität,<br />

die Aufwertung von Stadtquartieren,<br />

eine höhere Biodiversität sowie einen besseren<br />

Hochwasserschutz zur Folge. Obendrein<br />

schaffen Planer damit zusätzlichen<br />

Erholungsraum für die Bevölkerung. Zahlreiche<br />

Städte widmen sich dafür verstärkt<br />

der Revitalisierung von Parkanlagen. Als<br />

Beispiel ist hier der Meifeng Community<br />

Park in Guangdong, China zu erwähnen. Das<br />

Architekturbüro ZIZU Studio widmete sich<br />

im Rahmen eines Stadterneuerungsprogramms<br />

der Neugestaltung der zentralen<br />

Grünfläche. Der Park fungiert heute als verbindende<br />

Grünfläche, die den dicht besiedelten,<br />

industriell geprägten Stadtteil aufwertet.<br />

Gleichzeitig schufen die Planer mit<br />

ihr einen vielfältigen Lebensraum für Tiere<br />

und Pflanzen. Bei der Neugestaltung der<br />

Grünfläche setzten die Planer auf Offenheit,<br />

Ökologie sowie Vielfalt – diese Eigenschaften<br />

machen die Parkanlage zu einer komplementären<br />

Bereicherung für den Bezirk.<br />

Geht es um die Grünraumplanung in Städten,<br />

stellt sich die Frage, wie die Disziplin<br />

die Anforderungen an die heutige und zukünftige<br />

Ortsplanung meistert. Architekten<br />

sind mehr denn je gefragt, interdisziplinär<br />

zu agieren, um individuelle und ausgewogene<br />

Lösungsansätze zu schaffen. •<br />

Die Landschaftsplanung der Zukunft<br />

Junge Siedlungen stehen mittlerweile ganz<br />

im Zeichen der Natur. Und das gilt nicht nur<br />

für Projekte in den Außenbezirken. Auch innerstädtische<br />

Gebiete werden im Zuge von<br />

Meifeng Community Park, Guangdong, China<br />

© Ruihua Liang

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