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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 1 2024

Die Synthese von Alt und Neu bietet eine Fülle von Möglichkeiten und Herausforderungen für Architekten und Architektinnen. Sie erfordert ein sensibles Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Innovation, zwischen Respekt vor der Geschichte und dem Mut zur kreativen Neuinterpretation. Es ist ein Prozess des Dialogs zwischen Vergangenheit und Zukunft, bei dem jede Generation ihre eigene Stimme in die architektonische Erzählung einbringt. Architekturschaffende auf der ganzen Welt nutzen historische Gebäude als Grundlage für zeitgemäße Umgestaltungen und Erweiterungen. Dabei entstehen spannende Kontraste, die die Einzigartigkeit jeder Epoche hervorheben und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Diese Synthese ist mehr als nur eine ästhetische oder praktische Frage, denn sie hat tiefgreifende soziale und ökologische Auswirkungen. Durch die Wiederverwendung vorhandener Ressourcen und die Wiederbelebung bestehender Strukturen können nachhaltigere und widerstandsfähigere Gemeinschaften gefördert werden. Best Practice Beispiele, wie wir sie Ihnen auch diesmal vorstellen wollen, stärken den sozialen Zusammenhalt und das Gefühl der Zugehörigkeit der Menschen zu der gebauten Umgebung. Sie verbinden sie mit der Geschichte sowie dem kulturellen Erbe des Ortes und bieten gleichzeitig Raum für neue Erzählungen.

Die Synthese von Alt und Neu bietet eine Fülle von Möglichkeiten und Herausforderungen für Architekten und Architektinnen. Sie erfordert ein sensibles Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Innovation, zwischen Respekt vor der Geschichte und dem Mut zur kreativen Neuinterpretation. Es ist ein Prozess des Dialogs zwischen Vergangenheit und Zukunft, bei dem jede Generation ihre eigene Stimme in die architektonische Erzählung einbringt.

Architekturschaffende auf der ganzen Welt nutzen historische Gebäude als Grundlage für zeitgemäße Umgestaltungen und Erweiterungen. Dabei entstehen spannende Kontraste, die die Einzigartigkeit jeder Epoche hervorheben und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Diese Synthese ist mehr als nur eine ästhetische oder praktische Frage, denn sie hat tiefgreifende soziale und ökologische Auswirkungen. Durch die Wiederverwendung vorhandener Ressourcen und die Wiederbelebung bestehender Strukturen können nachhaltigere und widerstandsfähigere Gemeinschaften gefördert werden. Best Practice Beispiele, wie wir sie Ihnen auch diesmal vorstellen wollen, stärken den sozialen Zusammenhalt und das Gefühl der Zugehörigkeit der Menschen zu der gebauten Umgebung. Sie verbinden sie mit der Geschichte sowie dem kulturellen Erbe des Ortes und bieten gleichzeitig Raum für neue Erzählungen.

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<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong><br />

8<br />

Start<br />

© Topf<br />

… und Reduktion das einzige Mittel<br />

Während das neue Lokal im neun Meter tiefen<br />

Bogenteil entstehen sollte, wurde der<br />

zweite, fünf Meter tiefe Bogen bewusst als<br />

gedeckter, unkonditionierter Freibereich inszeniert.<br />

Die südseitige Loggia fungiert als<br />

witterungsgeschützte Pufferzone zum öffentlichen<br />

Raum, die eine ganzjährige Nutzung<br />

des Außenbereichs ermöglicht. Obwohl<br />

die Bar selbst nur eine Fläche von 60 m²<br />

aufweist, bestand das Ziel darin, räumliche<br />

Großzügigkeit zu generieren. Die Lösung:<br />

eine Verschränkung des Gastraums mit dem<br />

Schankbereich sowie eine Minimierung der<br />

erforderlichen Infrastruktureinbauten. Die<br />

beidseitig angeordneten großformatigen<br />

Schiebetüren ermöglichen zudem, sofern<br />

es die Witterung zulässt, die vollständige<br />

Öffnung zum umgebenden Stadtraum und<br />

erweitern damit den Gastraum direkt in den<br />

öffentlichen Raum.<br />

Eine wichtige Intention war es, die typische<br />

Höttinger Breccie des Bestandes – eine graubraun<br />

bis rötlichbraune, grob und poröse<br />

Kalkbrekzie – nicht zu verstecken, sondern<br />

die Farbe aufzugreifen und im Gastraum zu<br />

zeigen und durch die Möblierung bewusst zu<br />

verstärken. Die Identität des Raumes bleibe<br />

so erhalten, erklären Stephanie und Alexander<br />

Topf und fügen hinzu: „Oft können und<br />

wollen wir als Planer:innen den späteren Nutzer:innen<br />

nur bis zu einem gewissen Punkt<br />

vorgeben, wie sie sich die von uns gestalteten<br />

Räume aneignen, allerdings verträgt ein<br />

robustes Grundkonzept auch die ein oder<br />

andere Abweichung vom ursprünglichen<br />

Gedanken.” So nehmen sich die in Schwarz<br />

gehaltenen Einbauten bewusst zurück und<br />

werden ergänzt durch einzelne Möbelstücke<br />

in Zartrosa sowie kleine Details, wie ein typisches,<br />

kurdisches Musikinstrument, einen<br />

goldenen Spiegel und ein Bücherregal, die<br />

in Rückbesinnung an vergangene Zeiten aus<br />

der alten Bar mitgenommen wurden.<br />

„Im Sinne einer möglichst budgetschonenden<br />

Umsetzung haben wir von Beginn an<br />

lokale Partner:innen mobilisiert. Kurze Lieferketten<br />

sowie einfache und praktische Möbel<br />

– möglichst aus Holz – standen dabei auf<br />

unserem Wunschzettel“, so die Architekten.<br />

Ein Tischler aus einem Nachbarbogen fertigte<br />

dankenswerterweise die Einbauten aus<br />

mattschwarz lasiertem Seekiefer-Sperrholz<br />

relativ preisgünstig für das Lokal an – echte<br />

Handarbeit, die trotz Reduktion ein Gefühl<br />

von Wertigkeit vermittelt. Die wenigen Möbel,<br />

die bestellt und nicht selbst produziert<br />

wurden, lieferte und montierte ein lokaler<br />

Auftragnehmer. „Auch der Tresen wurde von<br />

einem Innsbrucker Unternehmen nach unseren<br />

Vorgaben gefertigt und die Arbeitsfläche<br />

vor Ort gegossen – ein Versuchsobjekt und<br />

daher um einiges preisgünstiger als marktreife<br />

Produkte.“<br />

„Architekturschaffen ist ein dynamischer<br />

Prozess, sowohl im Projektalltag als auch<br />

generell in der beruflichen Praxis – unser<br />

Beruf ist geprägt von permanenten Auf<br />

und Abs. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen<br />

und Fragestellungen,<br />

die man oft nicht eindeutig und sofort<br />

beantworten kann. Durch die Auseinandersetzung<br />

mit allen Teilbereichen der<br />

Architektur entsteht ein ganzheitlicher<br />

Blick auf die Disziplin und die vielfältigen<br />

Zusammenhänge und Verbindungen.”<br />

Stephanie Topf, Alexander Topf<br />

Ein Ort der Gastlichkeit und<br />

ein Ort zum Nachdenken<br />

„Wenn man abends am Lokal vorbeifährt, ist<br />

dieses in ein angenehmes, gedimmtes, weiches<br />

Licht gehüllt, das den Bogen sanft flutet,<br />

Innen und Außen nur unscharf voneinander<br />

trennt“ sagen Stephanie und Alexander<br />

Topf. Diesen Effekt erzielt eine exakt über<br />

dem fünf Meter langen Bartresen positionierte<br />

Hängeleuchte, welche diesen nach unten<br />

blendungslos ausleuchtet und zur Decke hin<br />

als diffuser Reflektor für den gesamten Viaduktbogen<br />

und darüber hinaus wirkt.<br />

„Es gibt Räume, die einen Geist ausstrahlen,<br />

ohne, dass man als Gestalter:in eingreifen<br />

muss. Erst danach kommt für uns die Gestaltungsidee<br />

hinzu, die zugegebenermaßen<br />

Haltung besitzen muss. Haltung, nicht zu viel<br />

einzugreifen. Mut zur Zurück-Haltung sozusagen.<br />

Den Raum, Raum sein lassen. Haltung,<br />

etwas zu Ende zu denken, trotz schwieriger<br />

budgetärer und zwischenmenschlicher Umstände.<br />

So ein Raum ist der Viaduktbogen“,<br />

ziehen Stephanie und Alexander Topf von<br />

außen betrachtet ihr Résumé.<br />

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