67_next_06_2016
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<strong>06</strong>‘16 Koblenz liest<br />
Das Magazin für die Region<br />
Bereits zum zweiten Mal hatte das Bildungsministerium<br />
Rheinland-Pfalz den besonderen Schreibwettbewerb<br />
„Durchschrift“ ins Leben gerufen. Besonders<br />
ist dieser Wettbewerb, weil die Gewinnerinnen<br />
und Gewinner nicht nur in einer Geschichtensammlung<br />
abgedruckt werden, sondern die besten vier von ihnen<br />
sogar ein ganz individuelles Training mit einem professionellen<br />
Schriftsteller erhalten.<br />
Sylvia Wingendorf aus Reinsfeld (bei Hermeskeil), heute<br />
22 Jahre alt, war 2015 eine dieser vier Siegerinnen. Sie<br />
hat ein Jahr lang mit dem Autor Stefan Gemmel einige<br />
Texte geschrieben und verschiedene Stile ausprobiert.<br />
Eine ihrer Geschichten hat Sylvia NEXT überlassen.<br />
Es ist eine ganz neue Geschichte, zu der Sylvia inspiriert<br />
wurde, als sie von dem hinduistischen Lichterfest erfahren<br />
hat, das jedes Jahr in den Herbstmonaten stattfindet<br />
und das im Hinduismus eine so bedeutende Rolle hat<br />
wie das Weihnachtsfest für die Christen.<br />
Sylvia Wingendorf<br />
Farbenspiel<br />
Sengende Hitze legt sich auf meine Haut. Die Sonne brennt<br />
erbarmungslos vom wolkenlosen, strahlendblauen Himmel.<br />
Unbeirrt setze ich meinen Weg fort. Ich bin diese Temperaturen<br />
gewöhnt. Schließlich ist es hier fast jeden Tag so heiß.<br />
Ich schließe die Augen und höre das Meer in meinen Ohren<br />
rauschen, rieche einen Hauch von Salz in der Luft und da<br />
ist er.<br />
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Seine Wärme hat nichts mit der unangenehm brennenden<br />
Hitze, die die Sonne mit sich bringt, zu tun. Seine Wärme ist<br />
nicht für den Körper, sondern für die Seele.<br />
Lachend drehe ich mich um und sehe in seine strahlenden<br />
Augen. Funken purer Lebensfreude und Leichtigkeit begrüßen<br />
mich darin.<br />
Ich kann nicht beschreiben, was es mit mir macht. Es ist wie<br />
ein Überfall. Von einer auf die andere Sekunde bin ich geladen,<br />
sprühe voller Energie, fühle mich federleicht. Es gibt<br />
nichts, was ich mit ihm nicht hätte tun können.<br />
Die Augen schließen kann ich nicht, aus Angst, mir würde<br />
auch nur ein winziger Moment seiner Schönheit entgehen.<br />
Das höchste Maß aller guten Gefühle erfasst mich, als er<br />
mich warm anlächelt.<br />
„Geh! Geh, Malaika. Sie warten schon auf dich. Ich warte<br />
auf dich.“<br />
Ich öffne die Augen. Verschwommen sehe ich, dass meine<br />
Füße mich weitergetragen haben, dorthin, wo wir jedes Jahr<br />
um diese Zeit zusammenkommen.<br />
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