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<strong>06</strong>‘16 Wie würdest du entscheiden?<br />

Das Magazin für die Region<br />

Schimmel – Verschulden des Mieters oder des Vermieters?<br />

Viele Häuser sind in den vergangenen<br />

Jahren saniert und gedämmt worden,<br />

um Heizkosten und die CO2-Emissionen<br />

zu minimieren. Doch durch die Dämmung<br />

wird der Raumluftaustausch eingeschränkt.<br />

Energetisch sanierte Häuser<br />

haben deshalb häufig mit Schimmelbefall<br />

zu tun.<br />

Schimmel: Wer hat Schuld?<br />

Darüber, wer die Schimmelbildung zu<br />

verantworten hat, kommt es zwischen<br />

Mieter und Vermieter immer wieder zu<br />

Streit. Während der Mieter hinter dem<br />

Schaden einen Baumangel zu sehen<br />

glaubt, vermutet der Vermieter ein<br />

falsches Heiz- und Lüftungsverhalten.<br />

Was den Schimmel verursacht hat, kann<br />

letztendlich nur durch ein Sachverständigengutachten<br />

geklärt werden.<br />

Ratsam ist die Durchführung eines<br />

gerichtlichen selbständigen Beweisverfahrens<br />

gemäß § 485 ff. ZPO. Dieses ist<br />

allerdings mit erheblichen Kosten verbunden.<br />

Schäden im<br />

Einvernehmen vorbeugen<br />

Da Gutachter und Gerichte zu sehr unterschiedlichen<br />

Ergebnissen kommen<br />

können, empfiehlt sich bei Streit wegen<br />

Schimmel eine gütliche Einigung. In<br />

vielen Fällen können Feuchtigkeitsschäden<br />

und Schimmelbildungen schon<br />

dadurch vermieden werden, indem<br />

sich die Parteien einvernehmlich auf<br />

sehr einfach umzusetzende Methoden<br />

einigen, wie z.B. das leichte Abrücken<br />

der Möbel von den Wänden oder regelmäßiges<br />

Stoßlüften anstatt eines in<br />

Dauerkippstellung geöffnetes Fensters.<br />

Sollten sich Vermieter und Mieter nicht<br />

einigen, muss der Vermieter beweisen,<br />

dass die Ursache des Schimmels nicht<br />

sein Verschulden ist.<br />

Keine einheitliche Rechtsprechung<br />

bei falschem Lüften<br />

Aber selbst, wenn ein vom Gericht bestellter<br />

Sachverständiger feststellt, dass<br />

die Ursache des Schimmels im falschen<br />

Lüftungsverhalten liegt, kann es zu unterschiedlichen<br />

Gerichtsentscheidungen<br />

kommen, wie folgende zwei Urteile<br />

zeigen:<br />

Das Landgericht Frankfurt am Main<br />

hat in seinem Urteil vom 16.01.2015<br />

entschieden, dass es einem Mieter<br />

zuzumuten ist, zur Schimmelvermeidung<br />

drei bis vier Mal täglich zu lüften<br />

(Az. 2-17 S 51/14). Im Gegensatz dazu<br />

entschied das Landgericht Aachen in<br />

seinem Urteil vom 02.07.2014, dass ein<br />

Mangel vorliegt, wenn der Mieter mehr<br />

als zwei Mal am Tag durchlüften muss<br />

(Az. 2 S 327/14).<br />

Denn was das Lüften betrifft, kann es<br />

dem Mieter nicht auferlegt werden,<br />

über den Tag verteilt mehrfach gründlich<br />

zu lüften, nur um einen Mangel in<br />

der Bausubstanz auszugleichen.<br />

Beweislast bei Schimmelbefall<br />

fällt meistens dem Hausbesitzer<br />

oder Vermieter zu<br />

Bei einem Rechtsstreit geht es immer<br />

auch um die Frage der Beweislast. Die<br />

Gerichte handhaben diesen Punkt sehr<br />

unterschiedlich. Vor allem, wenn sich<br />

die Ursachen für den Schimmelbefall<br />

auch durch ein Sachverständigengutachten<br />

nicht eindeutig klären lassen. So<br />

zeigt ein Blick in die Rechtsprechung,<br />

dass entweder der Mieter den Beweis<br />

für den von ihm behaupteten Mangel<br />

zu erbringen hat oder der Vermieter die<br />

Mangelfreiheit seiner vermieteten Wohnung<br />

beweisen muss.<br />

Diese Grundsatzentscheidung wirkt<br />

sich in erster Linie für den Hausbesitzer<br />

beziehungsweise Vermieter nachteilig<br />

aus. Liegen Mängel dennoch vor oder<br />

können bauliche Mängel aus Sicht des<br />

Gerichtes nicht ausgeschlossen wer-<br />

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