Hanfjournal 01/04
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16<br />
Wanted<br />
Pot<br />
Der Kommentar: „Drugwipe“<br />
Ist das neue Spielzeug der NRW-Exekutive<br />
tatsächlich so effektiv, wie es angepriesen wird?!<br />
DRUG<br />
Angeschwollene Augen, obwohl kein Frühling ist; außerge- gerade mal läppische 200 Euro, plus<br />
wöhnliche Aufmerksamkeit und Wachheit obwohl es Nacht anfallende Arztkosten versteht sich. Eine<br />
ist; Schweißausbrüche, obwohl doch gerade Winter ist – wenn Einsparung medizinischen Fachperso-<br />
die Exekutive, dein Freund und Helfer, zum Zwangsstopp an nals und eine Expansion von<br />
den Straßenrand bittet, kommt den Männlein und Weiblein in Kontrolltechniken also. Und eine<br />
grüner Einheitskleidung gelegentlich manch einer merkwürdig ökonomische „two-in-one“vor.<br />
Lösung zugunsten von<br />
Finanzbeamten? Nun,<br />
Oft schütteln sie den Kopf und zweifeln. Aber nicht wegen der nicht zwangsläufig,<br />
Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Funktion, sondern eher an der denn schlägt der<br />
Unbescholtenheit und Seriosität des „Freak-Bürgers“. Sogar, „Rauschgiftwenn<br />
der Alkoholtest jenen frei von unterstelltem Fehlverhalten Test“ erst<br />
zu sprechen scheint. Bislang hatten die Beamten dann nur die einmal an,<br />
Wahl, den Verdächtigen ziehen zu lassen, oder – bei hinreichen- muss<br />
dem „Anfangsverdacht“ – zur teuren und zeitaufwendigen<br />
Blutprobe zu bitten.<br />
der<br />
Doch, oh Frevel des Fortschritts, diese Zeiten sind vorbei! Die<br />
Exekutive NRWs ist seit Anfang des Jahres von Papa Staat mit<br />
einer neuen Waffe ausgestattet worden und im Kampf gegen<br />
den Drogenterror auf deutschen Straßen unterwegs. „Drugwipe“,<br />
der Drogenschnelltest.<br />
Den exekutierenden Beamten genügt dafür nur ein<br />
wenig Schweiß des Verdächtigten. Sie feuchten die<br />
Teststreifen mit Wasser an und wischen diese dann<br />
meist über die Stirn des Fahrers. (theoretisch auch<br />
über die Achselhöhlen! iiieeeh !) Nach wenigen<br />
Sekunden wissen die Beamten, zumindest<br />
qualitativ, Bescheid. Je nachdem, welches Feld<br />
des Streifens rot anläuft, kann der Autofahrer<br />
als Heroin-, Kokain-, Ecstasy- oder<br />
Haschisch-Konsument „enttarnt“ und<br />
klassifiziert werden. Bleibt der<br />
Indikator-Streifen hingegen weiß,<br />
darf die Fahrt weitergehen. Der<br />
Test sagt also nur „ja“ oder<br />
„nein“, nicht wieviel<br />
wovon.<br />
„Dein Schweiß; der Nektar<br />
meiner Begierde“ (Sven Väth)<br />
„Drugwipe“ heißt zu<br />
Deutsch soviel wie<br />
„Drogenwischer“. 13<br />
Euro kostet ein Test,<br />
ist somit viel<br />
günstiger als<br />
ein Bluttest.<br />
Dieser<br />
kostet<br />
Gesucht: Trend- und szeneläden ohne Hanf Journale<br />
Ziel: zukünftige Auslage des Hanf Journals<br />
Methode: Anzeigen (beim Hanf Journal, auf keinen<br />
Fall bei der Polizei)<br />
Wo: zentrale@hanfjournal.de<br />
Belohnung: kleine Geschenke (z.B.: Drehmaschiene,<br />
Grinder, CDs, ...)<br />
Das Hanf Journal sucht Head- und Growshops die noch keine Hanf Journale auslegen. Kennt ihr einen Shop der<br />
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Journale bekommt. Für fachdienliche Hinweise warten kifferfreundliche Belohnungen.<br />
Fahrer<br />
trotzdem<br />
zur Blutabnahme<br />
und<br />
fett Kohle latzen.<br />
Der Test sei angeblich<br />
genau. „Marihuana ist<br />
auch noch bis zu zwölf<br />
Tage nach dem Rauchen<br />
nachweisbar.“ berichtet Polizist<br />
Frank Berger aus Mönchengladbach.<br />
Nachgewiesen werden können<br />
„die gängigen Rauschmittel.“, so Berger,<br />
darunter auch die Palette an Opiaten und<br />
Amphetaminen, wie etwa Speed. Doch nicht<br />
nur das. Auch Mohnbrötchen können als<br />
Heroin ausschlagen! Also bloß nicht mehr vom<br />
Bäcker mit Pkw heimfahren. Immerhin 467 Unfälle<br />
wurden 2002 in NRW registriert, bei denen Rauschgifte<br />
im Spiel waren. Das seien 40 Prozent mehr als vor fünf Jahren.<br />
Genaueres über die Methodik dieser Statistik war bei Redaktionsschluss<br />
nicht bekannt. Allerdings sei zu beachten: Fängt<br />
man erst einmal nach der 23 zu suchen, so meint man auch<br />
überall eine 23 zu sehen. Wie sagt ein altes Sprichwort? „Wer<br />
suchet, der findet.“ Vielleicht waren diese Zahlen schon seit je<br />
her präsent und werden mittlerweile einfach nur verstärkt<br />
quantitativ erfasst.<br />
Wann und wie viel Drogen eingenommen wurden, zeige der<br />
neue „Wischtest“ nicht, äußert sich ein anderer Exekutiven-<br />
Kommandant NRWs. Genaueren Aufschluss gebe nur eine<br />
Blutanalyse im Labor. Ob der Drogenkonsum dann als Straftat<br />
oder Ordnungswidrigkeit gewertet wird, hängt auch davon<br />
ab, ob die Fahrweise „auffällig“ war. Denn Promille-Grenzen,<br />
wie beim Alkohol, gibt es (noch?!) nicht.<br />
Eine weitere Grauzone tut sich hier auf, die ein Risiko an bürgerlich-normierter<br />
Willkür beherbergen könnte, da es nunmal<br />
heutzutage keine universelle Definition mehr von „auffällig“<br />
gibt. Was als „auffällig“ bezeichnet wird, ist immer Kontext<br />
gebunden. Es hängt quasi vom Betrachter und vom jeweiligem<br />
Beamten ab. Wenn der Autofahrer zwar Drogenspuren im<br />
Schweiß und im Blut hat, aber ansonsten unauffällig ist, also<br />
eigentlich keine Verkehrsgefährdung darstellt, weil er<br />
„normales“ Verhalten<br />
an den Tag legt, kann es<br />
für ihn eine Geldstrafe<br />
geben und ganz schön teuer<br />
werden: 250 bis 750 Euro kann<br />
die Staatsanwaltschaft fordern.<br />
Dazu kommen dann noch ein bis<br />
drei Monate Führerschein-Entzug<br />
und gerade mal vier Punkte im Flensburger<br />
Verkehrssünder-Register.<br />
Steht der Autofahrer deutlich unter Drogeneinfluss,<br />
wird dies als Straftat gewertet. Der<br />
Führerschein kommt weg. Zusätzlich droht sogar<br />
eine Haftstrafe.<br />
Nebenbei: Der deutsche Innenminister Otto Schily und<br />
natürlich auch seine Minister der deutschen Bundesländer<br />
fordern, dass die Niederländer an der Grenze und vor allem<br />
am Flughafen Amsterdam-Schiphol schärfere Drogenkontrollen<br />
durchführen sollen . In einer Erklärung, die die Minister<br />
herausgaben, geben sie bekannt, dass die Art, in der die<br />
niederländischen Autoritäten bislang gegen den Export von<br />
Drogen auftragen „eine Gefahr für die innere Sicherheit von<br />
Deutschland und anderen europäischen Ländern“ darstellen.<br />
Der Innenminister der Bundesrepublik wiederum äußerte seine<br />
Zugetanheit gegenüber der Auffassung, dass alle Coffeeshops<br />
in den Niederlanden schließen müssen. Er ließ auch wissen,<br />
dass er dem niederländischen Vorhaben, härter gegen den<br />
Handel von harten Drogen aufzutreten, positiv gegenübersteht.<br />
Dolle Wurst! Und warum datt allez?! Vielleicht aufgrund des<br />
Ende Oktober 2003 von Schily initiierten Arbeitsgesprächs zur<br />
niederländischen Drogenpolitik, zusammen mit dem<br />
niederländischen Justizminister.<br />
Beide Minister vereinbarten folgende Maßnahmen:<br />
– Einführung von 100-Prozent-Kontrollen auf<br />
Drogenschmuggler für Flüge aus so genannten<br />
„Risikostaaten“ am Flughafen Amsterdam-Schiphol<br />
– Entsendung eines Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA)<br />
an den Flughafen von Amsterdam zur Begleitung der<br />
Kontrollmaßnahmen<br />
– Einsetzung einer bilateralen (heißt: auf beiden Seiten der<br />
Grenze) Arbeitsgruppe auf operativer (heißt: strategischer)<br />
Ebene unter Einbindung der an die Niederlande angrenzenden<br />
Länder Niedersachsen und (ach, schau an) NRW.<br />
– Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Bekämpfung der Drogenkriminalität.<br />
Wie praktisch ist es in solchen Zeiten, dass es Drugwipe gibt.<br />
Zumindest aus der Perspektive der Exekutive. Doch vermischen<br />
die Verantwortlichen dabei nicht eventuell zwei verschiedene<br />
Ziele?!<br />
Einerseits sollen Drogenkonsumenten bzw. Drogenuser verwirrt<br />
und eingeschüchtert werden. Ok, das kennt man ja schon. Sie<br />
werden förmlich zu einer anderen Verhaltensweise gezwungen<br />
und es wird versucht sie „normal“ zu konditionieren. Daumen<br />
drauf und feste zudrücken. Aber kann ein ökonomisch wertvoller<br />
Ansatz seitens der Repression eine tatsächliche Minderung<br />
der Drogengebrauchszahlen verursachen?! Wohl kaum und<br />
eher im Gegenteil. Diese Art prohibitionistischer Staatspädagogik<br />
ist vom vornherein zum Scheitern verurteilt.