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Hanfjournal 01/04

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Hanfkonferenz Mannheim<br />

Vom 12. bis 14. Dezember fand im Mannheimer JuZ „Piranha“<br />

die Hanfkonferenz als Highlight der [solid´]-Kampagne „Hanf<br />

muss wieder heimisch werden“ statt. Drei Tage war geballte<br />

Legalisierungspower vor Ort. Außer Solids wie dem Organisator<br />

des Rostocker Hanffests, Arved Schönberger, nahmen auch<br />

Vertreter vom Verein für Drogenpolitik (VfD), der Hanf-Initiative<br />

(HaI), der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM),<br />

Zeig-Dich und vielen weiteren an der Konferenz teil.<br />

Trotz des drogenpolitischen Hintergrunds der Veranstaltung<br />

kam auch dass Feiern nicht zu kurz. Neben Live Acts wie der<br />

Offenbacher Aktivistenband „Die Razzelbande“ oder erstklassigem<br />

Reggae von „ i’n’island family“ konnte man bei der<br />

Afterparty am Samstag zu „Drum’n Bass“ Rhythmen chillen.<br />

Ein gelungener Mix aus Party und Politik.<br />

„Es fällt schwer zu sagen, was wichtiger war,“ so Carsten<br />

Labudda, Drogenpolitischer Sprecher von [solid´] und Organisator<br />

der Konferenz „Die Reden, die Workshops oder die<br />

konstruktiven Gespräche im kleinen Kreis am Rande der Veranstaltung.<br />

Wichtig ist jetzt vor allem die konkrete Umsetzung<br />

der besten Ansätze.“<br />

Hier muss vor allem die Beschließung der Gründung einer<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Drogenpolitik in der PDS genannt<br />

werden. Als skandalös bezeichnetet Sokratis Zacharopoulos,<br />

Sprecher der Hanf-Initiative und aktiv in der PDS, dass es z.<br />

B. einen Arbeitskreis Kleingartenbau gibt, sich aber offensichtlich<br />

niemand an das wesentlich wichtigere Thema Drogenpolitik<br />

herantraut. „Das werden wir ändern“ versprach Ingrid Wunn,<br />

Medizinreferentin der HaI und Mitarbeiterin des Frankfurter<br />

PDS-Fraktionsbüros.<br />

Als weiteres Ergebnis der Konferenz ist der Wille zu besserer<br />

Zusammenarbeit zwischen den teilnehmenden Organisationen<br />

hervorzuheben, hierzu Marc Ziemann vom VfD: „Lange genug<br />

haben sich die Legalisierungsaktivisten in die Volksfront von<br />

Judäa und die judäische Volksfront spalten lassen. Wir haben<br />

ein gemeinsames Ziel: die Abschaffung der Prohibition, egal<br />

ob es nun um die Verfügbarmachung von Cannabis als Medizin<br />

oder als Genussmittel geht.“ In diesem Punkt herrschte Einigkeit:<br />

Das schädlichste beim Cannabis-Konsum sind die Folgen der<br />

Prohibition.<br />

Im Workshop „Hanf in Europa“ stellte Tilmann Holzer, 1.<br />

Vorsitzender vom VfD, die ENCOD (European NGO Council<br />

Unterstützen Sie deshalb die politische<br />

Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />

Email: buz@ hanfverband.de<br />

Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />

Lettestraße 3<br />

1<strong>04</strong>37 Berlin<br />

mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />

Die Verleihung des anfwortpokals an Boris T. Kaiser (l)<br />

durch Carsten Labudda (r)<br />

on Drugs) vor. In seiner Rede wurden die neuesten rechtlichen<br />

Entwicklungen und die Zusammenarbeit der verschiedenen<br />

Organisationen auf europäischer Ebene beleuchtet. „Gerade<br />

am Vorabend einer gemeinsamen, europaweiten Drogengesetzgebung<br />

ist die Einflussnahme einer unabhängigen Organisation<br />

wie ENCOD besonders wichtig.“ stellte Tilmann Holzer<br />

fest. Dieser 1994 gegründete Zusammenschluss hat wesentlich<br />

zur europaweiten Vernetzung der verschiedenen drogenpolitischen<br />

Organisationen beigetragen. Außerdem betreut die<br />

ENCOD den europäischen Sektor der ICN (International<br />

Coalition of NGO’s) mit über 160 Mitgliedsorganisationen<br />

weltweit. Die Globalisierung macht eben auch bei der Drogenpolitik<br />

auch nicht halt.<br />

Der Workshop Hanfmedizin mit Gabriele Gebhardt, im Vorstand<br />

der ACM, Ingrid Wunn, Medizinreferentin der HaI und Timo<br />

Sprenger, Vorsitzender des Fibromyalgie (Muskelfaserschmerz)<br />

Verbands Hessen, beleuchteten die verschiedenen Aspekte von<br />

Cannabis als Medizin.<br />

Gabriele Gebhardt referierte über die Geschichte des Hanfs in<br />

der Medizin ebenso wie über die vielfältigen medizinischen<br />

Anwendungsgebiete und Verabreichungsformen von Cannabis.<br />

Ob geraucht in Joint oder Pfeife, inhaliert mit einem Vaporizer<br />

(Anm. d. Red.: rauchfreies Inhalationsgerät) oder als Keks<br />

gegessen, Cannabis hilft. Neu war für die meisten, dass auch<br />

Heilbäder mit Cannabisblüten oder Tinkturen zum Einreiben<br />

Linderung verschaffen können.<br />

Timo Sprenger schilderte seinen Weg als Opfer einer verfehlten<br />

Drogenpolitik. Cannabis, das einzige Mittel, das ihm Linderung<br />

verschafft ohne dass er benebelt wie bei verschreibungsfähigen<br />

„harten“ Opiaten im Bett bleiben muss, ist für ihn nur auf dem<br />

„Schwarzmarkt“ erhältlich. Als Notlösung betrachtet er das<br />

Medikament Dronabinol, welches auf Grund vieler fehlender<br />

Substanzen, die nur im natürlichen Marihuana enthalten sind,<br />

nicht die gleiche Bandbreite an positiven Wirkungen entfalten<br />

kann. Obwohl etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung an<br />

Fibromyalgie leiden, war diese Krankheit lange Zeit nicht<br />

anerkannt. Timo Sprenger: „Forschungsvorhaben scheiterten,<br />

weil die illegalisierte Substanz Cannabis legal, auch für<br />

Forschungszwecke, nicht zu haben ist. Zudem wird die<br />

medizinische Forschung hauptsächlich von Pharmakonzernen<br />

wie Bayer (Erfinder von Heroin) oder Merck (Erfinder von<br />

MDMA) finanziert, die kein Profitinteresse an einer Pflanze<br />

haben, die sich nicht patentieren lässt und einfach überall<br />

wächst. Pharmaforschung konzentriert sich auf die Bereiche<br />

Der Workshop Hanfmedizin<br />

Tilmann Holzer, 1. Vorsitzender vom VfD<br />

Seed west<br />

15<br />

mit den größtmöglichen Profitchancen. Mit süchtigmachenden<br />

Designer-Opiaten, Schlaftabletten und Antidepressiva wird in<br />

Deutschland und weltweit sehr viel Geld verdient, ohne Rücksicht<br />

auf menschliche Verluste durch die Nebenwirkungen.“<br />

Dies wurde von Ingrid Wunn bestätigt. Als Betroffene einer<br />

angeborenen Nervenkrankheit für die es keinen Namen gibt,<br />

da Forschung hier wenig lukrativ erscheint, plädierte sie für<br />

Solidarität: „Immer wieder verstanden es die Machthaber in<br />

der Bundesrepublik einen Keil zwischen nichtstaatliche Organisationen<br />

zu treiben. Lasst uns gemeinsam für unsere Ziele<br />

kämpfen und unsere Kräfte bündeln. Nur so haben wir eine<br />

Chance gegen die übermächtige Lobby der Pharmafirmen.“<br />

Am dritten und letzten Tag der Konferenz wurde zum ersten<br />

Mal der Hanfwortpokal für junge Literaten, gesponsert von<br />

der Firma Roor, verliehen. Boris T. Kaiser gewann mit seiner<br />

autobiografischen Kurzgeschichte „Session“, die einen Tag aus<br />

dem Leben eines jugendlichen rappenden Mannheimer<br />

Underdogs beschreibt. Nachdem durch das Raab’sche Lied<br />

„Wir kiffen“, Cannabis zur leeren Konsumsubstanz degradiert<br />

worden war, scheint Cannabis-Konsum in der Gegenkultur<br />

wieder zum Symbol des Aufbegehrens gegen eine konsumfetischistische<br />

Gesellschaft, eine Kommerzialisierung von Kunst<br />

und Kultur und staatlichen Kontrollwahn zu avancieren.<br />

www.drogenpolitik.de,www.acmed.org, www.encod.de<br />

Mangas

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