Zukunft Forschung 01/2022
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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TITELTHEMA<br />
ZWEI TÜRME FÜR<br />
DIE WISSENSCHAFT<br />
Am Mieminger Plateau wird mithilfe der neuen <strong>Forschung</strong>sstation FAIR der Austausch<br />
von Spurengasen und Energie zwischen dem Wald und der Atmosphäre gemessen.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Bei Obermieming, 960 Metern über<br />
dem Meeresspiegel, steht ein Turm.<br />
Steigt man bis auf die Spitze – was<br />
nur nach einer Mastkletterausbildung<br />
gestattet ist – befindet man sich 30 Meter<br />
über dem Boden und hat einen Ausblick<br />
weit über den Kiefernwald und zu den<br />
schneebedeckten Gipfeln der Umgebung.<br />
Alles, was hier zwischen Luft und Boden<br />
vor sich geht, jeder Windstoß, Regentropfen<br />
oder Sonnenstrahl, wird von den<br />
Sensoren am Turm gemessen und an Forscher*innen<br />
der Universität Innsbruck<br />
weitergeleitet.<br />
Der Turm gehört zu einer Station namens<br />
FAIR, eine Abkürzung für „Forest<br />
Atmosphere Interaction Research“. Für<br />
die Beobachtung dieser Wechselwirkung<br />
zwischen Wald und Atmosphäre ist die<br />
Station mit ihrer Ausstattung und Lage<br />
bestens geeignet. „Als wir nach einem<br />
Standort für FAIR gesucht haben, gab es<br />
natürlich viele praktische Fragen, wie den<br />
Zugang zu Infrastruktur“, sagt Mathias<br />
Rotach vom Institut für Atmosphärenund<br />
Kryosphärenwissenschaften. „Mir<br />
war aber auch wichtig, dass die Station<br />
sich in einer komplexen Gebirgslandschaft<br />
befindet. Innerhalb der wissenschaftlichen<br />
Community ist sie damit<br />
ziemlich einzigartig.“ Rotach ist gemeinsam<br />
mit Georg Wohlfahrt vom Institut für<br />
Ökologie für die Koordination der Projekte<br />
an der neuen Messstation zuständig.<br />
„Auch die starke Verbreitung der<br />
Waldkiefer macht Obermieming zu einem<br />
attraktiven Standort“, erklärt Wohlfahrt.<br />
„Dieser Baum ist von Mitteleuropa<br />
bis nach Skandinavien und Sibirien weit<br />
verbreitet. In einigen Alpentälern, wie<br />
FORSCHUNGSSTATION FAIR<br />
1 Am 30 Meter hohen Turm werden<br />
Messgeräten montiert, links davon ragt<br />
die begehbare Brücke durch die Baumkronen.<br />
2 Ein Punktdendrometer misst<br />
Veränderungen des Stammdurchmessers<br />
im Mikrometer-Bereich. 3 Das Messgerät<br />
quantifiziert die Chlorophyllfluoreszenz<br />
von Pflanzen, in diesem Fall der Nadeln<br />
der Waldkiefer.<br />
beispielsweise dem Schweizer Wallis,<br />
befindet er sich aber an seinen klimatischen<br />
Grenzen. Wir haben am Standort<br />
Obermieming wegen der Südlage und<br />
dem dünnen Boden also ein Ökosystem,<br />
das durch den Klimawandel und Temperaturanstieg<br />
gefährdet ist. Es ist äußerst<br />
wichtig, diesen Vorgang genau zu beobachten<br />
und das geht am besten unter den<br />
18 zukunft forschung <strong>01</strong>/22<br />
Fotos: Klemens Weisleitner (2), Georg Wohlfahrt (1), Andreas Friedle (1)