23.05.2022 Aufrufe

Zukunft Forschung 01/2022

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PHYSIK<br />

AMMONIAK TREIBT<br />

WOLKENBILDUNG AN<br />

Der vermehrte Einsatz von Kunstdünger und Mist aus der Tierhaltung bringen mehr Ammoniak in die<br />

Atmosphäre. Dadurch entstehen mehr Wolken am Himmel.<br />

EXPERIMENTE wurden in der CLOUD-Kammer<br />

am CERN durchgeführt<br />

Ob und wie viele Wolken am Himmel<br />

sind, hat großen Einfluss<br />

darauf, wie sich die Erde weiter<br />

erwärmt. Diesen Effekt in Klimamodellen<br />

zu quantifizieren, ist bis heute mit<br />

großen Unsicherheiten verbunden. Das<br />

liegt vor allem daran, dass die Entstehung<br />

von Kondensationskeimen in der<br />

Atmosphäre nur ungenügend verstanden<br />

wird. Seit 2009 erforscht ein internationales<br />

Team beim Großexperiment CLOUD<br />

am europäischen Kernforschungszentrum<br />

CERN bei Genf die molekularen<br />

Mechanismen der Neubildung von Partikeln<br />

aus atmosphärischen Gasen, aus<br />

denen sich Kondensationskeime für<br />

Wolken bilden. In einer aktuellen Studie<br />

in der Fachzeitschrift Nature zeigen die<br />

Wissenschaftler*innen, dass die Anwesenheit<br />

von Ammoniak in der oberen<br />

Troposphäre zur verstärkten Bildung von<br />

Partikeln führen kann.<br />

Mehr Wolkenbildung<br />

Die obere Troposphäre spielt eine wichtige<br />

Rolle im Klimasystem. Gerade hier<br />

haben bereits geringe Veränderungen<br />

der Zusammensetzung erheblichen Einfluss<br />

auf den Strahlungshaushalt der<br />

Erde. Bilden sich hier neue Partikel, entstehen<br />

daraus auch mehr Wolken. „Die<br />

Vorläufergase, die diesen Prozess der<br />

Partikelbildung antreiben, sind jedoch<br />

nicht gut verstanden“, betont Armin<br />

Hansel vom Institut für Ionenphysik<br />

und Angewandte Physik der Universität<br />

Innsbruck, einer der Mitautor*innen<br />

der aktuellen Studie. „Mit Experimenten,<br />

die unter den Bedingungen der oberen<br />

Troposphäre in der CLOUD-Kammer<br />

am CERN durchgeführt wurden, konnten<br />

wir nun zeigen, dass Salpetersäure,<br />

Schwefelsäure und Ammoniak gemeinsam<br />

Partikel bilden, und zwar mit einer<br />

Geschwindigkeit, die um Größenordnungen<br />

schneller ist, als wenn nur zwei<br />

der drei Komponenten miteinander reagieren“,<br />

schildert Hansel.<br />

Modellrechnungen bestätigen, dass<br />

Ammoniak während des asiatischen<br />

Monsuns in großen Mengen in die obere<br />

Atmosphäre gelangt, dort mit Salpetersäure,<br />

die lokal durch Blitze entsteht, zusammen<br />

mit nur Spuren von Schwefelsäure<br />

rasch zur Bildung von Partikeln<br />

führt. Dadurch entstehen bei den kühlen<br />

Temperaturen der oberen Troposphäre<br />

Eispartikel, die sich über die nördliche<br />

Hemisphäre ausbreiten können. Die<br />

meis ten Ammoniakemissionen in Südasien<br />

stammen aus der Landwirtschaft<br />

und hier vor allem aus der vermehrten<br />

Verwendung von Kunstdünger neben<br />

der natürlichen Düngung mit Mist. <br />

38<br />

zukunft forschung <strong>01</strong>/22<br />

Fotos: Unsplash / Pero Kalimero, CERN

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!