31.05.2022 Aufrufe

HIM Magazine No.6

Da sind wir also wieder. Wieder ein Sommer. Wieder startet der Pride. Wieder feiern wir im Monat Juni uns und die Community. Zusammenstehen, zusammenhalten, vereint unter dem Banner des Regenbogens. In diesem Jahr wehen unsere bunten Flaggen, das Symbol unserer Community, hoch offiziell erstmals von den Bundesgebäuden der Bundesregierung – der fast ebenso bunten Ampel-Koalition sei Dank. Eine Vorliebe zu Farbenspielen verbindet uns also.

Da sind wir also wieder. Wieder ein Sommer. Wieder startet der Pride. Wieder feiern wir im Monat Juni uns und die Community. Zusammenstehen, zusammenhalten, vereint unter dem Banner des Regenbogens. In diesem Jahr wehen unsere bunten Flaggen, das Symbol unserer Community, hoch offiziell erstmals von den Bundesgebäuden der Bundesregierung – der fast ebenso bunten Ampel-Koalition sei Dank. Eine Vorliebe zu Farbenspielen verbindet uns also.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Sonne scheint mir auf den Bauch.

Wärmende Sonnenstrahlen, die sich

im Wasser vor mir brechen. Tausend kleine

Lichter, tausend kleine Diamanten funkeln

zu mir hinauf. Tauchen alles in meinem

Blickfeld in flirrendes Licht, als hätte Mutter

Natur die Discokugel angeworfen. Was fehlt

ist der Beat, der in den Clubs den Rhythmus

vorgibt – befreiend und zugleich beraubend.

Dieser Beat peitscht mein Blut durch die Venen,

lässt warmen Saft bis in die Eichelspitze

hineinfahren, aber er verbietet mir auch,

meinem eigenen Herzschlag zu folgen, meinen

ureigenen Beat zu hören und mich darauf

einzulassen. Er schafft innere Freiheit

für den Preis, sich seinem Rhythmus unterordnen

zu müssen.

Ist es nicht oft ganz ähnlich da draußen in dieser

Welt? Wo bekommen wir noch wahre Freiheit? Eine

Freiheit, die keinen Preis hat. Eine Freiheit, die nicht

beworben, ins rechte Licht gestellt oder dekorativ

vorgelebt und vorgetragen werden muss? Ich finde

diese Freiheit nur an einem Ort. Hier. Hier draußen.

Mitten in der Natur. Manchmal bin ich lange unterwegs,

bis ich an einen Ort gelange, in dem die einzigen

Stimmen, die ich noch höre, die der Natur sind.

Kein Geschrei, keine Mutter-Kind-Diskussionen, viel

zu laut, viel zu oft vorgetragen. Kein Straßenlärm

und Autoklackern. Stille. Tiefe, alles umschließende

Stille. Und dann? Dann beginnen meine Ohren stets

von neuem zu hören, als müssten sie es erst wieder

lernen.

► Wie frei willst du wirklich sein?

Und sie hören…die Natur. In all ihren Ausprägungen.

Insekten, die am Boden nach Nahrung suchen, Vögel,

die flirten, warnen oder einfach nur singen. Der

Wind, wie er um Bäume, Sträucher oder eben wie

jetzt über das Wasser gleitet. Ich kann das Schilfgras

hören, bevor ich sehe, wie es sich im Wind hin und

her bewegt, ganz so wie ein frisch verliebtes Paar,

das erst vorsichtig und dann immer inniger miteinander

tanzt. Ihren eigenen Rhythmus findet, ihren

ganz besonderen, einzigartigen Beat – ganz gleich

ob für einen Moment, einen zeitvergessenen Augenblick,

eine lustvoll stöhnende Nacht, eng aneinander

die schwitzenden Körper oder ob für mehrere Jahrzehnte.

Wer Liebe und Hingabe wirklich versteht,

kann der Zeit keine Bedeutung mehr beimessen. Wie

sollte sich etwas in Minuten und Stunden, in Tagen

und Wochen oder Jahren aufteilen lassen, das jenseits

davon existiert? Es pulsiert und lebt an einem

Ort meist nur als Gast in uns. Ein Gast, der weiß, er

bleibt Besucher, ganz gleich, ob er Momente oder

Jahre verweilt.

Ich kann ihn spüren, diesen Gast. Und ich spüre

mich. Und diesen Beat, meinen Beat. Umringt von

der Natur werde ich selbst plötzlich ein Teil von alledem,

kein Beobachter, sondern nur Teil eines Ganzen,

welches darauf gewartet hat, dass ich endlich

hier bin. Und so stehe ich nackt in diesem See,

Diamantenfunkeln um mich herum. Ich blicke nach

unten. Mein halbsteifer Schwanz wippt leicht auf

und ab, umringt von gleißend hellem Licht wie eine

Rakete kurz nach der Zündung. Und ähnlich wie das

stählerne Ungetüm strebt auch mein fleischliches

Pendant dem Himmel entgegen. Ich spüre die Kälte

des Wassers an meinen Füßen und die Wärme

der Sonne auf meiner Haut – Kontrapunkt und solo.

Meine Finger gleiten neugierig an meiner Brust entlang,

wandern wie jungfräuliche Erstsemester langsam

an meinem Bauch weiter, immer tiefer, immer

gieriger, bis sie von der Härte meines inzwischen

vollends steifen Schwanzes gestoppt werden. Sie

begrüßen einander, sie kennen sich, und doch ist

es hier umgeben von Wasser, Licht und Gras so, als

würde unsere Umgebung auch uns selbst im Inneren

verändern. Und meine Lust bäumt sich auf, wird ungestümer

und hungriger und ist dabei jedes Mal neu

und anders – entdecke nicht nur ich meinen Körper

neu, sondern wird auch der Wind zu einem Voyeur,

der nicht die Finger von mir lassen kann? Wer mag

es ihm verdenken?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!