HIM Magazine No.6
Da sind wir also wieder. Wieder ein Sommer. Wieder startet der Pride. Wieder feiern wir im Monat Juni uns und die Community. Zusammenstehen, zusammenhalten, vereint unter dem Banner des Regenbogens. In diesem Jahr wehen unsere bunten Flaggen, das Symbol unserer Community, hoch offiziell erstmals von den Bundesgebäuden der Bundesregierung – der fast ebenso bunten Ampel-Koalition sei Dank. Eine Vorliebe zu Farbenspielen verbindet uns also.
Da sind wir also wieder. Wieder ein Sommer. Wieder startet der Pride. Wieder feiern wir im Monat Juni uns und die Community. Zusammenstehen, zusammenhalten, vereint unter dem Banner des Regenbogens. In diesem Jahr wehen unsere bunten Flaggen, das Symbol unserer Community, hoch offiziell erstmals von den Bundesgebäuden der Bundesregierung – der fast ebenso bunten Ampel-Koalition sei Dank. Eine Vorliebe zu Farbenspielen verbindet uns also.
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Geschlechts hingezogen. Warum das so ist, darüber
wird seit Jahrzehnten geforscht – dass das Ganze
aber biologisch und wahrscheinlich schon genetisch
beziehungsweise noch im Mutterleib angelegt
wird, ist inzwischen eigentlich wissenschaftlicher
Konsens. Müssen wir uns wirklich ernsthaft dann inzwischen
dafür rechtfertigen, dass wir eine Vagina,
Brüste und einen weiblichen Körper sexy finden als
Lesben? Muss ein schwuler Kerl sich ernsthaft als
queer-trans-non-binär-feindlich entschuldigen, weil
er gerne Schwänze bläst? Das ist Biologie!
Gut, die hat ja inzwischen auch einen schlechten
Stand, man hat ja heutzutage kein Geschlecht mehr,
man bekommst eines “zugewiesen“. Wann war das
noch einmal genau, als wir in der Community die
Abzweigung Richtung Irrsinn genommen haben und
unser Hirn seitdem im Schleudergang langsam aufweicht?
Und nur zur Klarstellung: Ich bin mit einigen
trans- und nicht-binären Menschen gut befreundet,
ich lebe in der Community und wirklich niemand
stimmt dem Irrsinn zu, der jetzt als neue, einzig wahre
Denklinie kolportiert wird.
Die Frage ist, was passiert nun? Wie im Leitartikel bereits
geschrieben, gibt es erste Bemühungen, dass
sich die Community ganz offiziell aufspaltet. Vielleicht
nur konsequent, denn die Risse sind für die
meisten unter uns schon mehr als deutlich sichtbar.
Vielleicht sollten wir es eine Weile doch getrennt versuchen,
und sei es nur, um zu erkennen, dass wir gemeinsam
mit Vernunft mehr erreichen können. Und
dass es keinen Sinn macht, wenn wir uns untereinander
anfeinden.
ICH LECKE WIRKLICH GERNE EINE VAGINA – und
übrigens auch weibliche Brüste – und meine besten,
schwulen Freunde gehen liebend gerne vor einem
großen, harten Penis auf die Knie. Daran wird sich
weder bei uns noch bei 99,9 Prozent aller anderen
Homosexuellen demnächst etwas ändern. Was sich
indes ändert, ist die Geduld, die langsam mehrheitlich
wohl immer weniger wird, bei allem Verständnis
im Kampf um rechtliche Gleichberechtigung für
queere Menschen jenseits von LGB. Dieser Geduldsfaden
ist vielerorts schon gerissen, auch deswegen,
weil gerade die militanten und extremen “Frauen mit
Penissen“ und “Männer mit Vaginen“ nicht verstehen
wollen, dass man nicht die eigene Community
angreift, die jahrzehntelang den Weg für das Heute
bereitet hat. Ja, vielleicht tut uns eine Trennung wenigstens
auf Zeit gut, denn ich bin es inzwischen tatsächlich
leid, meine Liebe für Frauen verteidigen und
erklären zu müssen. Das habe ich ein halbes Leben
lang schon gegenüber heterosexuellen Flachköpfen
tun müssen, ich will nicht noch einmal von vorne anfangen
müssen. Also, Tschüss, auf bald, liebe anderen
Buchstaben des Alphabets. Meldet euch wieder,
wenn ihr zur Besinnung gekommen seid. Herzlichst,
eure Ketzerin mit Vagina. (mm)