Swissmechanic Journal 2022-03
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Swissness Made in Switzerland<br />
12<br />
Woher kommt Swissness ?<br />
Seit wann ist «Made in Switzerland» ein Qualitätsmerkmal?<br />
Eine kurze Übersicht über die Entstehung des Schweizer<br />
Qualitätslabels.<br />
W<br />
Quellen: siehe Seite 13<br />
as mit Fertigsuppen-, Schokolade-<br />
oder Uhren-Brands im 19. Jahrhundert<br />
im Konsumgüterbereich begann,<br />
setzte sich im 20. Jahrhundert mit Investitionsgütern<br />
für den Export oder in Form<br />
von (halb-)staatlichen Image-Marken im<br />
öffentlichen Verkehr oder im Tourismus<br />
fort. Seit fünf Jahren gilt in der Schweiz<br />
das sogenannte Swissness-Gesetz. Laut<br />
einem Bundesratsbericht aus dem Jahr<br />
2020 bringt es der Volkswirtschaft jährlich<br />
1.4 Milliarden Franken ein.<br />
Wilhelm Tell<br />
Das schweizerische Ursprungszeichen in<br />
Form einer auf Wilhelm Tell verweisenden<br />
Armbrust in den Schweizer Wappenfarben<br />
ist eine der frühen nationalen Ikonen.<br />
Auf Initiative von Zürcher Konsumentinnen<br />
und Vertretern der Schweizer<br />
Industrie wurde in der Wirtschaftskrise<br />
der Zwischenkriegszeit 1931 die Zentralstelle<br />
für das schweizerische Ursprungszeichen<br />
gegründet. Diese diente der<br />
Schaffung und Förderung eines Labels<br />
für einheimische Produkte, das die Bevölkerung<br />
zum Kauf von Schweizer Waren<br />
ermuntern sollte. Damit reiht sich die<br />
Initiative in die protektionistischen Massnahmen<br />
zur Förderung der nationalen<br />
Wirtschaft ein, die in der Schweiz nach<br />
dem Ersten Weltkrieg ergriffen wurden.<br />
Armbrust wird Label<br />
Obwohl die Zentralstelle von Anfang an<br />
versuchte, ihr Label mit Qualitätsprodukten<br />
zu konnotieren, wurde die Armbrust<br />
erst 1983 offiziell zum Gütesiegel.<br />
Die Zentralstelle warb mittels Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei den Unternehmen für<br />
Partnerschaften und sprach mit originellen<br />
Kampagnen die Konsumenten und<br />
Konsumentinnen an. Dank des raschen<br />
Erfolgs beim Publikum und des nationalen<br />
Gehalts wurde die Armbrust als<br />
schweizerisches Ursprungszeichen zu<br />
einem festen Bestandteil des Schweizer<br />
Selbstbilds im 20. Jahrhundert.<br />
Interesse schwindet<br />
Ab den 1960er und 1970er Jahren<br />
schwand mit dem Wirtschaftsaufschwung,<br />
der Debatte über die Öffnung<br />
gegenüber Europa und der Schaffung<br />
weiterer Labels das Interesse am schweizerischen<br />
Ursprungszeichen.<br />
1989 wurde die Zentralstelle in Swiss Label,<br />
einen Verein zur Förderung von<br />
Schweizer Produkten und Dienstleistungen<br />
hoher Qualität, namentlich im Ausland,<br />
umgewandelt.<br />
Marke Schweiz<br />
Ende der 1990er Jahre gewann das Gütesiegel<br />
im Zug der Diskussionen um einen<br />
besseren Schutz der Marke Schweiz und<br />
der Schweizer Qualität auf den internationalen<br />
Märkten wieder an Bedeutung.<br />
Unter dem Schlagwort «Swissness» warben<br />
zudem zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
zahlreiche Schweizer Firmen mit<br />
Anspielungen auf nationale Symbole im<br />
In- und Ausland für ihre Produkte. 2013<br />
verabschiedete das Parlament die neue<br />
Verordnung über die Herkunftsangabe<br />
«Swiss made» (Swissness-Gesetzge-<br />
bung, 2017 in Kraft getreten). Seit 2016<br />
können Unternehmen, Vereine, Stiftungen<br />
und öffentlich-rechtliche Körperschaften<br />
mit Sitz in der Schweiz eine<br />
«.swiss»-Adresse registrieren. «.swiss»<br />
ist eine generische Top-Level-Domain<br />
(gTLD), die der Bund betreibt.<br />
Viele Markenprodukte<br />
Wegen der langen Tradition, der Konstanz<br />
und dem Sinn für Qualität besitzt<br />
die Schweiz überdurchschnittlich hohe<br />
Anteile an Markenprodukten und<br />
-dienstleistungen. Im europäischen Vergleich<br />
figuriert sie unter den Leadern.<br />
Ein Markenprodukt verspricht bestimmte<br />
Leistungen und hohe Qualität. Neben<br />
solchen rationalen Werten umfasst die<br />
Marke auch emotionale Werte wie den<br />
Status oder die Zugehörigkeit. Durch<br />
Werte wie Zuverlässigkeit und Qualität<br />
beeinflusst die Ländermarke Schweiz<br />
den Kaufentscheid von Kundinnen und<br />
Kunden und bietet somit einen Wettbewerbsvorteil<br />
für den primären, sekundären<br />
und tertiären Wirtschaftssektor. Unternehmen,<br />
die mit Swissness werben,<br />
können ihre Güter und ihren Service in<br />
einer höheren Preiskategorie positionieren<br />
als unbekannte oder fremdländi-