Swissmechanic Journal 2022-03

Swissness ISO GPS/ISO 8015
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Der Kurs zur Grundnorm
der technischen Normen
Markus Fischer ist Berufsbildner Konstruktion und war von 1992
bis 2020 Chefexperte der Konstrukteur/innen EFZ des Kantons
Aargau. Er ist Referent des Seminars «ISO GPS / ISO 8015».
M
Interview: Monica Hotz
arkus Fischer, Sie sind Referent
des Kurses «ISO GPS / ISO 8015»
von Swissmechanic. Was definiert
diese Norm?
Markus Fischer: ISO GPS (GPS: Geometrische
Produktespezifikation) ist das
System, das zur Festlegung der geometrischen
Anforderungen an Werkstücke
in technischen Spezifikationen (z. B.
Zeichnungen) und den Anforderungen
an ihre Verifizierung (Überprüfung der
Spezifikationen) verwendet wird.
Die internationale Norm ISO 8015 legt
die grundlegenden Konzepte und Regeln
fest, die für die Erstellung, Interpretation
und Anwendung aller anderen internationalen
Normen gelten, soweit sie
die geometrische Produktespezifikation
und Produkteprüfung betreffen.
Für welche Berufsleute ist diese
Norm wichtig?
Diese Schulung richtet sich nicht nur an
Entwickler/innen und Konstrukteur/innen
von neuen Produkten, sondern auch
an alle nachfolgenden Stellen des Entwicklungs-
und Fertigungsprozesses, z.B.
AVOR, Fertigung, Montage, Qualitätssicherung,
Einkauf u.a.m.
ISO 8015 ist eine internationale
Norm. Halten sich alle Betriebe auf
der ganzen Welt daran oder gibt es
Qualitätsunterschiede?
Obwohl die Norm ISO 8015 bereits seit
Mai 2011 in Kraft ist, ist dies noch nicht
bei allen «angekommen». Viele Fertigungsbetriebe
werden heute mit technischen
Zeichnungen konfrontiert, die
nach ISO GPS beschrieben sind. Wenn
die neuen Symbole und Modifikatoren
nicht bekannt sind, sollte man sich umgehend
mit dieser Thematik befassen.
Qualität und Präzision seien Haupteigenschaften
von Schweizer Produkten,
heisst es. Ist das anhand der
Einhaltung der ISO-GPS-Normen
messbar?
Mit den ISO-GPS-Werkzeugen werden
Anforderungen beschrieben, die die
Funktion(en) des Bauteils beschreiben.
Diese müssen eingehalten werden und
verifizierbar sein. Somit spielt es theoretisch
grundsätzlich keine Rolle, wo ein
Bauteil gefertigt wird.
Weshalb sind die Schweizer bei der
Arbeit so genau? Gibt es ein Genauigkeitsgen?
Die Grundgedanken der «ISO-GPS-Denkweise»
wird bei uns in der Schweiz bereits
den Lernenden der technischen Berufe
wie Konstrukteur/in, Polymechaniker/in,
Produktionsmechaniker/in usw.
im Verlauf der ersten Bildungsjahre vermittelt.
Die Intensität hat sicher noch
Verbesserungspotenzial. An den jeweiligen
Teilprüfungen der erwähnten Lehrberufe
kommen die ISO-GPS-Elemente
bereits zur Anwendung. Die ganze Ausbildungskette
(Berufsbildner/innen, ÜK-
Leiter/innen, Berufsfachschullehrkräfte,
Prüfungsexpert/innen usw.) ist gefordert,
sich laufend auf dem aktuellen
Stand zu halten.
Besteht Verbesserungspotenzial für
Schweizer KMU-MEM, um sich durch
Qualität und Präzision von der Konkurrenz
im Ausland abzuheben?
Wenn sich alle beteiligten Stellen aktiv
mit dieser Thematik befassen, ist ein
wichtiger erster Schritt gemacht. Altbekanntes
aus der Zeit vor 2011 (Hüllprinzip
= Standard) muss aktualisiert werden.
Der wichtigste Punkt ist aus meiner
Sicht, sich die neuen Grundsätze der ISO
8015 einzuprägen und danach zu handeln.
Die Konkurrenz im Ausland schläft
nicht und fordert uns heraus, Schritt zu
halten oder sogar einen Schritt vorauszugehen
. . .
Was lernen die Kursbesucher/innen
an Ihrem ganztägigen Kurs?
Kennenlernen der neuen Grundsätze,
Regeln und Werkzeuge der ISO GPS. Mithilfe
von verständlichen Fallbeispielen
sollen die Grundsätze der ISO 8015 verständlich
gemacht werden. Praktische
Übungen und Vergleiche «vorher – nachher»
unterstützen dieses Ziel.
Das wichtigste Ziel ist, das Interesse der
Teilnehmenden für dieses sehr umfassende
Thema zu wecken. Das ist die
Grundlage, mit der jede/r Teilnehmende
sich weiter mit diesem Thema befassen
kann. Ausgelernt hat man nie!
Ich nutze die Gelegenheit für einen Hinweis:
Im Sommer 2022 erscheint der
neue, aktualisierte Normen-Auszug
2022. Dort werden die oben beschriebenen
Themen der ISO-GPS-Normen detailliert
beschrieben.
bit.ly/3kZley5