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SOLiNZ Juni 2022

Editorial SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen. Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

Editorial

SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.
Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

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Best Practice<br />

24<br />

Autofrei wohnen – eine Utopie?<br />

Mit zunehmender Belastung für Klima, Umwelt und Gesundheit, durch immer mehr KFZ-Verkehr in den Städten,<br />

steigt der Unmut der Bewohner:innen darüber. Weltweit mehren sich Pilotprojekte in Städten, die Autos aus dem<br />

Zentrum verbannen, um die problematischen Auswirkungen des steigenden Autoverkehrs in den Griff zu bekommen<br />

– unter anderem dadurch, dass andere, nicht auf das eigene Auto konzentrierte Wohnformen attraktiver<br />

gemacht werden.<br />

Auch hierzulande gibt es<br />

bereits seit Jahrzehnten<br />

Überlegungen, Planungen und<br />

umgesetzte Projekte, wie der<br />

Bevölkerung Bewegungsfreiraum<br />

und damit Lebensqualität<br />

zurückgegeben und das Miteinander<br />

in der Stadt möglichst<br />

umweltfreundlich gestaltet werden<br />

kann. Hier ein paar Beispiele<br />

dafür, dass autofreie Siedlungspolitik<br />

keine Utopie ist:<br />

Autofreie Mustersiedlung<br />

Floridsdorf<br />

Das bereits 1999 eröffnete<br />

Pilotprojekt „Autofreie Mustersiedlung“<br />

in Floridsdorf<br />

bietet eine Alternative für jene<br />

Menschen, die bereit sind,<br />

ohne eigenes Auto zu leben.<br />

Die zukünftigen Bewohner:innen<br />

wurden bereits während<br />

der Bauphase eingebunden.<br />

Es wurde alles geschaffen, was<br />

es fürs Leben braucht: siedlungsnahe<br />

Geschäfte, Ärzte,<br />

Schulen und Kindergärten,<br />

Spielplätze, Sportanlagen und<br />

Spazierwege. Wichtig war<br />

auch die Möglichkeit, Öffis in<br />

unmittelbarer Nähe nutzen zu<br />

können (hier Straßenbahnen<br />

und U-Bahnen). Für die Realisierung<br />

setzten sich engagierte<br />

Bürger:innen, Gemeinderät:innen<br />

und nach intensiven<br />

Diskussionsprozess auch die<br />

Verantwortlichen der Wiener<br />

Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik<br />

ein. Das Projekt<br />

wurde mit öffentlichen Mitteln<br />

gefördert.<br />

Um das Konzept der Autofreiheit<br />

umsetzen zu können,<br />

war die Änderung des Wiener<br />

Garagengesetz § 50 (1)<br />

notwendig, wonach für jede<br />

Wohnung ein Auto-Stellplatz<br />

errichtet werden muss. Im<br />

Zuge der Planung des Projekts<br />

“Autofreie Mustersiedlung”<br />

wurde das Gesetz im<br />

Jahr 1996 so geändert, so<br />

dass es jetzt möglich ist, die<br />

Zahl der Pflichtstellplätze auf<br />

bis zu 10 % der Wohnungszahl<br />

zu senken – in diesem Fall 24<br />

Pflichtstellplätze - die in erster<br />

Linie für viele Fahrräder, wenige<br />

Mopeds und Motorräder<br />

sowie für Geräte der Hausbetreuung<br />

genutzt werden.<br />

Die Mieter:innen ihrerseits<br />

verpflichten sich im Mietvertrag,<br />

dass sie kein eigenes<br />

Auto besitzen oder dauerhaft<br />

nutzen werden. Das Geld,<br />

das bei der Errichtung von<br />

Stellplätzen eingespart wurde,<br />

wurde für die zahlreichen<br />

Gemeinschaftsräume, für die<br />

aufwändige und schöne Gestaltung<br />

des Grünraums sowie<br />

für überdurchschnittliche Wärmedämmung,<br />

solarthermische<br />

Anlagen, eine PV Anlage und<br />

die Brunnenwassernutzung<br />

verwendet. Die vertragliche<br />

Verpflichtung zur Autofreiheit<br />

ist nicht unumstritten, wurde<br />

aber dennoch auch in die Verträge<br />

der Wohnungseigentümer:innen,<br />

die ihre bisherigen<br />

Mietwohnungen gekauft haben,<br />

übernommen.<br />

Die für manchen vielleicht<br />

radikal erscheinenden Ideen<br />

führten lt. einer Studie zu mehr<br />

städtischer Qualität, wovon<br />

vor allem Bewohner:innen und<br />

Fußgänger:innen profitieren.<br />

In der Seestadt Aspern<br />

(Wien) werden die Autoparkplätze<br />

am Rande des Wohngebiets<br />

in Quartiersgaragen<br />

gebündelt. Der Weg zum eigenen<br />

Auto wird damit ebenso<br />

lang wie der zu einem öffentlichen<br />

Verkehrsmittel, was<br />

sich auf die Wahl des Verkehrsmittels<br />

auswirkt.<br />

Gartenstädte<br />

In den 1960er Jahren entstand<br />

in Maria Enzersdorf<br />

(Bezirk Mödling) der Prototyp<br />

einer autofreien Gartenstadt:<br />

die Südstadt. Diese wurde<br />

von Anfang an als möglichst<br />

autofreie Stadt konzipiert,<br />

mit großzügigen Grünflächen<br />

und zentraler Infrastruktur, die<br />

fußläufig erreichbar sein sollte,<br />

also Nahversorger, Kirche,<br />

Schule, Sportanlagen, Kindergarten,<br />

Energieversorger.<br />

Die Vorteile dieser Beispiele<br />

- weg von autozentrierter<br />

Siedlungspolitik - liegen auf<br />

der Hand: Bessere Luftqualität,<br />

weniger Lärm, mehr Platz<br />

für Menschen, die zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad unterwegs<br />

sind, mehr Sicherheit und Klimaschutz<br />

und Autos die, unabhängig<br />

von der Antriebstechnologie,<br />

nur dort eingesetzt<br />

werden, wo sie sinnvoll und<br />

nötig sind. Utopie? Mitnichten<br />

- Vorbild ja, Vorbild für Linz,<br />

sein autozentriertes Konzept<br />

von Mobilität zu überwinden.<br />

Eveline Steinbacher

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