Ami du Vin 2/22-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
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thunersee
41. Hauptversammlung
Nicht alltägliche Schweizer Weine
Zügig werden die ordentlichen Traktanden behandelt.
Nach der Ehrung langjähriger Mitglieder folgt eine
bewusst schlank gehaltene Degustation. Vorstandsmitglied
Peter Willener stellt unter dem Motto ‘einmal anders’
weniger bekannte Schweizer Weine vor. Sowohl die
Weine als auch das Format überzeugen.
Bei den Rotweinen stellte Roman Rutishauser gleich drei beachtliche
reife Pinot Noir vor. Sein ‘Sinfonie’, gereift im grossen und
kleinen Holzfass, präsentierte sich in dunklem Rot, war perfekt
in der Nase und ein durchwegs feiner Tropfen. Der zweite Wein
von Schmid Wetli der Linie ‘6TUS’ zeigte Kraft und Struktur,
dunkle Schokolade und Waldbeeren-Aromen, aber im Abgang
doch einen etwas ungewohnten Bitterton. Der dritte Wein, preislich
wesentlich günstiger als die zwei andern, vermochte dann
trotz eher dunkler Pinot-Farbe beim Antrunk, nicht ganz an diese
aufzuschliessen und blieb etwas säurebetont in Erinnerung.
Die Leckerbissen
Im ersten Glas gab’s einen wunderschönen Zweigelt von
Schmidheiny aus Balgach zu verkosten, der mit dunklem Rubinrot
aufwartete und in jeder Beziehung eine gute Bewertung
verdient. Dann folgte ein Merlot, wie man ihn sonst eher nicht
kennt: Mit dunklem Rot und eher ungewohnten, ansprechenden
Süssnoten wirkte er zuerst nicht sortentypisch. Etwas länger
im Glas zeigte er sich als vollmundiger sehr guter Vertreter
dieser Sorte. Und am Schluss gab’s eine schwarz-rote Überraschung
vom Steinig Tisch: Der ‘Grandezza’, eine Assemblage
aus Diolinoir und Cabernet Dorsa liess keine Fragen offen.
Es war ein echtes Trinkerlebnis, dass die erstaunliche Rotwein-
Kreation aus Thal den Weg nach Bern gefunden hat. Ein Detail
zu den beiden Sorten: Diolinoir ist eine Schweizer Züchtung aus
Rouge de Diolly und Pinot Noir. Cabernet Dorsa ist eine Kreuzung
aus Deutschland. Sie entstand aus den Sorten Blaufränkisch
und Dornfelder. Am Ende der vielseitigen Degustation
gab’s grossen Applaus für den St. Galler Winzer und die gelungene
Wein-Auswahl aus seinem Kanton.
Fritz Sahli
Gut vierzig Weinfreundinnen und Weinfreunde freuen sich mit
dem Vorstand über das Wiedersehen und den direkten Austausch
im Hotel Krone in Thun. Präsident Konrad Burkhalter
blickt auf ein Jahr zurück, in dem zahlreiche Anlässe pandemiebedingt
abgesagt oder verschoben werden mussten.
Erfreulicherweise konnten immerhin das Wine & Dine anlässlich
des 40. Geburtstages der Sektion und einige wenige
weitere Veranstaltungen durchgeführt werden. Für das neue
Vereinsjahr stellt er ein vielseitiges Programm vor. In einem
feierlichen Rahmen werden treue Mitglieder für 30 oder gar 40
Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Weniger Weine, kürzere Kommentare
Die Verkostung weniger Weine und die kurz gehaltenen Kommentare
schaffen Zeit, sich bei Speis und Trank gesellschaftlichen
Themen zuzuwenden und sich auszutauschen. Die
Degustation beginnt mit dem Johannisberg (Sylvaner) der
Cave St. Pierre aus Chamoson, die im Jahr 2020 zum Schweizer
Weingut des Jahres gekürt worden war.
Die Vorspeise begleitet ein Räuschling aus der Region Winterthur
und ein Baselbieter Bacchus. Peter Willener berichtet dazu
über die Herkunft und Verbreitung beider Sorten. Der Bacchus
wird heute vor allem in Deutschland und in Grossbritannien
angebaut. Alle drei Weissen überzeugen.
Mit einem ‘Escargot Rouge’ lenkt der Degustationsleiter die Aufmerksamkeit
auf den neuen Waadtländer Rotwein. Es gelingt
ihm aufzuzeigen, dass der eher für Weissweine bekannte Kanton
auch gute Rotweine erzeugt. Aus den roten Waadtländer Rebsorten
Pinot Noir, Gamay, Gamaret und Garanoir keltert jeder
Winzer seinen eigenen 'Escargot Rouge'. Der Wein unterliegt vor
der Vermarktung einer strengen Qualitätskontrolle und der Zertifizierung
mit dem Ziel, einen starken Marktauftritt zu sichern.
Der ausgeschenkte Divico, eine Schweizer PIWI-Neuzüchtung
aus Gamaret und Bronner, erweist sich als idealer Begleiter
der Hauptspeise. Mit dem Ancora, einer Assemblage aus
Merlot und Galotta, findet diese kleine, aber feine Degustation
ihren Abschluss.
Christoph Mutti
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