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Ami du Vin 2/22-D

Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV

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Die zweite Gruppe beim Besuch der ultramodernen Kellerei von Château Ollieux Romanis, die in den Corbières, im Herzen des Pinada-Massivs liegt.

tet. Seine Cinsault-, Carignan- und Grenache-Weine von

ältesten und besten Rebstöcken bringt er ins Hotel nach

Carcassonne und lässt sie zum Abendessen verkosten.

Den 'Contre Courant' 2008 baute er während vier Jahren in

gebrauchten Barriques aus. Der Schwund im kleinen Fass

wird nicht nachgefüllt; es bildet sich eine feine Hefeschicht

auf der Oberfläche, sodass der Wein ohne oxidative Noten

reift. Für diese Art der Weinbereitung nennt ihn die Weinexpertin

Jancis Robinson einen Pionier.

Das zwischen Carcassonne und Narbonne gelegene Château

Vieux Parc im Corbières führen Guillaume und Elodie Panis in

sechster Generation. Das Terroir ist das Ergebnis des Zusammentreffens

von Meer und Bergen. Majestätische Felslandschaften

stehen unter dem Einfluss von mediterranem Klima.

Auf Bodentypen mit Schiefer, Sandstein, Kalkstein und Mergel

reifen Reben der Sorten Grenache blanc, Rousanne und Rolle

für weisse Weine, sowie Syrah, Grenache, Carignan und Mourvèdre

für rote Gewächse.

Auf der Domaine de la Rochelierre in Fitou keltern Emilie und

Jean-Marie Fabre aussagestarke Weine aus fünfzehn Hektar

Reben der Sorten Marselan, Merlot, Syrah, Grenache, Carignan

und Mourvèdre. Die Reben gedeihen auf Meeresseite auf

Lehm-Kalk- und Schwemmlandböden und im Haute-Fitou auf

einer fruchtbaren Hochebene auf 400 Metern Höhe über Meer.

Ausserdem ist Winzer Fabre der Präsident der 'Vignerons Indépendants',

einer über 7000 Mitglieder zählenden Organisation

der französischen Weinbauern.

Pierre Bories ist der Inhaber von Château Ollieux Romanis im

Corbière-Boutenac in Montséret. Der studierte Mathematiker

und ehemalige Investmentbanker spricht über den Sortenspiegel

der 150 Hektar grossen Rebflächen und präsentiert

anschliessend zu einem feinen Blanc Classic 2021 mit berechtigtem

Stolz seinen ultramodern eingerichteten Keller. Die Verkostung

weiterer fünf beachtenswerter Gewächse findet im

Gästehaus als Begleitung eines Gourmet-Dreigängers statt.

Vom Aufsteiger zum Aussteiger: Marcel Bühler, ein ehemaliger

CS-Banker, gründete im Jahre 2006 in Maury die Domaine des

Enfants mit 23 Hektaren Rebfläche. Seine Frau, auch studierte

Oenologin, leistet ihren Beitrag im Keller und managt den Verkauf.

Der Zürcher präsentiert seine Weine in der Auberge du

Vigneron in Cucugnan zum Mittagessen. Der weisse Tabula

rasa 2020 gefällt und passt zur Vorspeise. Zur lokalen Spezialität

Le Cassoulet maison schmecken die roten L’enfant perdu

2018, Sous l’Etoile 2019, und der La Larme de l’Ame 2019 sehr

gut. Auf der Weiterfahrt nach Perpignan stoppt der Car für eine

Viertelstunde um Marcel Bühler’s Erklärungen zu seinen Reben

und Bodenbeschaffenheiten zuzuhören.

Im Reich der mutierten Weine

Die Fortsetzung bringt die Reisegruppen ans Meer nach Port-

Vendres zu den Vin doux naturel, den Süssweinen. Der äusserste

Zipfel zwischen Pyrenäen, Corbières und Mittelmeer

ist die Heimat der Banyuls. Auf der Domaine Clos de Paulilles

erklärt Benoit die Entstehung der Süssweine aus regionalen

Traubensorten, die auf kargen Böden an sonnigen und windigen

Ecken des Landes gedeihen. Die Weinbereitungsprozesse

erläutert er während der Verkostung. Einmaischen, Mazerieren,

Pressen, Abstoppen der Gärung unter Zugabe von hochprozentigem

Weinalkohol und ebenso der Ausbau erfolgen je nach

gewünschtem Endprodukt unterschiedlich.

Die önologische Tour endet bei beiden Reisegruppen im

schmucken Château de l’Ou in Montescot. Séverine und Philippe

Bourrier keltern dort ihre ausdrucksstarken Weine aus

Traubengut, das einerseits auf Mergelsedimenten in den Côtes

Catalanes reift und andererseits auf Schieferböden auf Höhen

zwischen 300 bis 400 Metern über Meer im 40 Kilometer entfernten

Corbières. Auf der Suche nach Perfektion setzt Séverine

in jüngster Zeit nebst Fässern unterschiedlicher Hölzer auch

dreierlei amphorenartige Gefässe für die Vinifikation und den

Ausbau ein. Und als ob es der Zufall so wollte, erhielt die studierte

Oenologin eine halbe Stunde vor Eintreffen der zweiten

Freiämter-Gruppe Bestresultate seitens des USA-Weinkritikers

JEB Dunnuck aus Colorado. Das Château hat zwölf Weine zur

Beurteilung eingereicht und alle sind mit 90 und mehr Punkten

ausgezeichnet worden. Séverin’s Flaggschiff Grenache Rhabsody

erhielt sogar 97 Punkte.

Otto Sprenger

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