smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 05/2022
IMMOBILIEN Wie leben wir im Jahr 2040? Der Blick in die Zukunft PLANEN & BAUEN Glas - ein Bauelement moderner Architektur FINANZIERUNG Gestiegene Darlehenszinsen - lohnt sich ein Bausparvertrag? WOHNEN & LEBEN Die schönsten Pools für den eigenen Garten
IMMOBILIEN Wie leben wir im Jahr 2040? Der Blick in die Zukunft
PLANEN & BAUEN Glas - ein Bauelement moderner Architektur
FINANZIERUNG Gestiegene Darlehenszinsen - lohnt sich ein Bausparvertrag?
WOHNEN & LEBEN Die schönsten Pools für den eigenen Garten
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Immobilien<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
„<br />
Ein hektischer Arbeitstag liegt hinter dir. Alles, wonach<br />
du dich jetzt sehnst, ist ein gutes Essen und deine Lieblingsserie<br />
zu Hause. Aber dein ,Arbeitstag‘ ist noch nicht zu<br />
Ende. Denn erst musst du noch Lebensmittel einkaufen, die<br />
Geschirrspülmaschine leeren, das Abendessen vorbereiten.<br />
Schon der Gedanke daran strengt dich an. Für viele von uns<br />
sieht genau so unser Alltag aus“, sagt Ray, der für diese Probleme<br />
eine Lösung weiß: „Wie schön wäre es, wenn du stattdessen<br />
von der Arbeit nach Hause kämst und mit einer Tasse Tee<br />
begrüßt würdest. Das Abendessen steht schon dampfend auf<br />
dem Tisch. Die Spuren des hektischen Aufbruchs am Morgen<br />
sind längst beseitigt, das Geschirr ist abgetrocknet und bereits<br />
in den Schrank sortiert, der Kühlschrank wieder aufgefüllt.<br />
Im Garten hat jemand die Pflanzen gegossen und zurückgeschnitten,<br />
im Schlafzimmer ist das Bett gemacht und deine<br />
Kleidung liegt gewaschen und gebügelt im Schrank.“<br />
Klingt wie eine Vision aus einem Science-Fiction-Film? Ist es<br />
aber nicht.<br />
In wenigen Jahrzehnten könnte dies schon Realität sein. Roboter<br />
werden unseren Haushalt erledigen und Software wird<br />
uns begleiten, beraten und beschützen, sagt Ray Hammond<br />
voraus.<br />
SCHLAUE SCHUTZHÜTTEN<br />
Kein Geld, um ein Haus zu bauen? Drucken Sie stattdessen<br />
einfach Ihr Traumhaus in 3D aus. Klingt wie ein Witz? Ist<br />
aber keiner. Dank des rasanten Fortschritts in der 3D-Drucktechnologie<br />
könnten wir die entsprechenden Bauteile vor Ort<br />
„drucken“, prognostiziert Ray. Vollautomatische Bauarbeiter<br />
montieren diese Häuser, was sowohl die Baukosten als auch<br />
die Bauzeiten drastisch reduziert. Häuserpreise könnten so<br />
um bis zu 60 Prozent sinken. Schluss mit monate- oder gar<br />
jahrelangen Wartezeiten bis zum Einzug in die eigenen vier<br />
Wände – zwei Wochen könnten ausreichen, um ein Haus<br />
schlüsselfertig zu übergeben.<br />
Doch auch wenn 3D-Drucker nicht bis 2040 die Bauindustrie<br />
auf den Kopf stellen, werden es auf jeden Fall die Roboterarbeiter<br />
tun, glaubt Ray. Roboter-Maurer, -Verputzer, -Zimmerer<br />
und -Grabenarbeiter werden bereits getestet, mit vielversprechendem<br />
Ergebnis.<br />
Die nächste Generation von Eigenheimen wird außerdem den<br />
Bedarf ihrer Bewohner „spüren“, dank unzähliger Sensoren<br />
und Netzwerkverbindungen in Wänden und Boden. Ray zufolge<br />
werden Breitband-Internet und Smartphone-Netzwerktechnologie<br />
zu einem superschnellen drahtlosen Netzwerk<br />
verschmelzen. Womit wir bei 7G wären.<br />
7G wird bis 2040 voraussichtlich der weltweite Standard für<br />
drahtlose Kommunikationstechnologie und mindestens<br />
100.000 Mal schneller sein als 5G. Mit 7G werden wir multisensorische,<br />
virtuelle Räume schaffen können, die sich so real<br />
wie die physische Welt anfühlen.<br />
Ray glaubt, dass Millennials und die ihnen folgenden Generationen<br />
der Digital Natives mit künstlicher Intelligenz (KI),<br />
Roboter- und Sensortechnologien ausgestattete Häuser bevorzugen<br />
werden. Das führt zu einem Preisverfall bei älteren<br />
Häusern, die mit intelligenten Technologien, insbesondere im<br />
Energiebereich, nachgerüstet werden müssen. Immobilien<br />
müssen sich in Richtung Zukunft bewegen.<br />
DIGITALE FESTUNG<br />
In zwanzig Jahren wird auch das Verlegen von Hausschlüsseln<br />
der Vergangenheit angehören. Herzstück der Zugangssysteme<br />
zu Häusern wird eine Gesichtsmustererkennungssoftware<br />
(Facial Pattern Recognition, FPR) sein, die nicht nur Menschen,<br />
sondern auch Haustiere erkennt. Infrarot- und andere<br />
biometrische Verfahren steuern den Zugang in der Nacht<br />
und in Fällen, in denen FPR nicht funktioniert, z.B. wenn ein<br />
Bewohner Gesichtsverbände tragen muss. Auch Einbrüche<br />
in zeitweilig unbewohnte Wohnungen könnten Geschichte<br />
werden. Denn Hausbesitzer können künftig ihr Haus aus der<br />
Ferne überwachen, hochaufgelöst Raum für Raum, während<br />
Bewegungssensoren jeden unbefugten Zutritt melden.<br />
Zwar könnten Cyberkriminelle versuchen einzubrechen, aber<br />
das erfordert ausgefeilte Hacker-Fähigkeiten. Außerdem sind<br />
Hacker meist weniger an einzelnen Häusern interessiert als<br />
an den Daten, die in den Netzwerkknoten von Smart Homes<br />
gespeichert werden. Solche Knoten könnten mittels Quantenverschlüsselung<br />
gesichert werden. Dennoch wird es eine<br />
Überprüfungsroutine brauchen, um die digitale Festung zu<br />
sichern, die wir in Zukunft unser Zuhause nennen werden.<br />
Wartungssensoren in Armaturen, Pumpen, Glühbirnen,<br />
Stromkreisen, Haushaltsgeräten und Roboterkomponenten<br />
überwachen mögliche Fehlfunktionen und alarmieren beispielsweise<br />
in einem Brandfall direkt die Rettungsdienste.<br />
ENERGIEBÜNDEL<br />
Doch trotz all der Technik muss niemand seine Stromrechnung<br />
fürchten: Vielmehr erzeugen Häuser in Zukunft selbst<br />
den Strom, den sie verbrauchen oder speisen sogar noch welchen<br />
ins Versorgungsnetz ein.<br />
Ray geht davon aus, dass das Zuhause 2040 bis zu 75 Prozent<br />
weniger Energie und nur ein Drittel des Wassers verbraucht,<br />
das heute in einem typischen Haus verwendet wird. Badeund<br />
Duschwasser wird recycelt und an Orten verwendet, an<br />
denen kein Frischwasser benötigt wird. Da 80 Prozent des<br />
in Haushalten verwendeten Wassers nicht zum Trinken bestimmt<br />
sind, bedeutet das eine enorme Wassereinsparung.<br />
Je nach geografischer Lage werden die Häuser der Zukunft<br />
Sonneneinstrahlung, Wind oder Geothermie zur Stromerzeugung<br />
nutzen. Das in den 2000er-Jahren in Deutschland entwickelte<br />
Konzept des „Passivhauses“ wird bereits in den USA<br />
getestet. Das Honda Smart Home verfügt über ein Energiemanagementsystem,<br />
das die Stromerzeugung und den Stromverbrauch<br />
überwacht und steuert. Dieses Haus produziert<br />
mehr Energie, als es jährlich verbraucht; es ist ein Null-Verbrauchshaus.<br />
Und so hässlich wie früher wird das Ganze auch nicht mehr<br />
aussehen. Transparentes Glas, das Photovoltaikzellen enthält,<br />
ersetzt in der Zukunft die klobigen Solarmodule, sieht aber<br />
wie ein herkömmliches Fenster aus. Im Haus installierte Speicherbatterien<br />
sichern diesen Häusern Energieunabhängigkeit.<br />
Diese Batterien sind seit 2016 im Umlauf; bis 2040 werden sie<br />
noch deutlich billiger und langlebiger werden.<br />
Rays Zuhause der Zukunft wird aufs Wort hören. Ausgestattet<br />
mit Spracherkennungstechnologie, folgt das Haus 2040 den<br />
Sprachbefehlen seiner Besitzer – „Wanne füllen“, „Vorhänge<br />
schließen“, „Abendessen kochen“.<br />
Gegenstände werden auf uns reagieren. Wie im Märchen wird<br />
dir der Spiegel sagen, wie du heute aussiehst. Sensoren überprüfen<br />
unsere Schlafqualität, Vitalparameter und unsere Um-<br />
gebung und können so entstehende gesundheitliche Probleme<br />
bereits im Vorfeld erkennen.<br />
Robo-Butler werden sich um alles kümmern, von der Wäsche<br />
über das Kochen, Putzen, Müllsortieren und Kompostieren<br />
bis zur Gartenarbeit oder der Bestellung von Lebensmitteln<br />
und Haushaltswaren. Intelligente Öfen und Kochgeschirr fol-<br />
gen vorprogrammierten Rezepten und schalten sich ab, wenn<br />
die Mahlzeit fertig ist.<br />
EINKAUFEN UND UNTERHALTUNG<br />
Wenn wir ganze Häuser ausdrucken können, warum dann<br />
nicht auch Handelswaren? Dem Zukunftsforscher zufolge<br />
werden 3D-Drucker bis 2040 auch Kleidung und Accessoires<br />
basierend auf heruntergeladenen Vorlagen erstellen können,<br />
was das Einkaufen deutlich entspannter macht.<br />
Unterhaltungsprogramme wiederum werden interaktiver.<br />
7G wird es uns erlauben, Virtual und Augmented Reality mit<br />
Holografie zu verbinden und so realistische und immersive<br />
Spiel-, Reise-, Bildungs-, Sport- und Unterhaltungserlebnisse<br />
für alle Sinne – Sehen, Berühren, Riechen, Hören und sogar<br />
Schmecken – zu schaffen, je nach Drehbuch.<br />
Darüber hinaus können wir vielleicht bald mit unseren Lieb-<br />
lingspromis chatten, egal, ob diese noch leben oder schon tot<br />
sind. Eine KI könnte ein Hologramm einer Person erstellen,<br />
das sogar auf unstrukturierte Fragen antworten kann. So<br />
könnte ein junger Winston Churchill erzählen, wie es ist, als<br />
Kriegskorrespondent zu arbeiten, und seine ältere Version<br />
berichtet uns vom Zweiten Weltkrieg. Basierend auf veröf-<br />
fentlichten Artikeln und Büchern wird die KI die passenden<br />
Antworten auf unsere Fragen formulieren.<br />
Care-O-bot® wurde am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung IPA in <strong>Stuttgart</strong> entwickelt. Er<br />
ist die Produktvision eines mobilen Roboterassistenten zur<br />
aktiven Unterstützung des Menschen im häuslichen Umfeld.<br />
Die inzwischen vierte Generation dieser erfolgreichen Entwicklungsserie<br />
bietet vielfältige Interaktionsmöglichkeiten.<br />
RAY HAMMOND<br />
zählt zu den führenden Zukunftsforschern Europas. Seit<br />
mehr als 25 Jahren forscht, schreibt und referiert er über<br />
Wandlungsprozesse in der Gesellschaft und Unternehmenswelt.<br />
Hammond ist Gastdozent am Institute For The Future of<br />
Humanity, University of Oxford, an der London Business<br />
School und contributing editor des Human-Computer<br />
Interaction Laboratory der Universität von Maryland,<br />
U.S.A. Er ist außerdem Mitglied der Royal Society of Arts<br />
(F.R.S.A.). 2007 wurde der Zukunftsexperte zum Mitglied<br />
der World Innovation Foundation (F.W.I.F.) gewählt.<br />
Pleased to meet you:<br />
Care-O-bot®<br />
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Fotos: Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, IPA, <strong>Stuttgart</strong><br />
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