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smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 05/2022

IMMOBILIEN Wie leben wir im Jahr 2040? Der Blick in die Zukunft PLANEN & BAUEN Glas - ein Bauelement moderner Architektur FINANZIERUNG Gestiegene Darlehenszinsen - lohnt sich ein Bausparvertrag? WOHNEN & LEBEN Die schönsten Pools für den eigenen Garten

IMMOBILIEN Wie leben wir im Jahr 2040? Der Blick in die Zukunft
PLANEN & BAUEN Glas - ein Bauelement moderner Architektur
FINANZIERUNG Gestiegene Darlehenszinsen - lohnt sich ein Bausparvertrag?
WOHNEN & LEBEN Die schönsten Pools für den eigenen Garten

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Architektur<br />

<strong>smartLiving</strong>.<br />

ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />

Haus F<br />

Haus F: 4,70 m Breite und 14 m Länge<br />

HAUS F<br />

In Esslingen am Neckar liegt ein schmales Grundstück an<br />

einem steilen Hang – eigentlich unbebaubar. Der Grund: Die<br />

schmale und steile Parzelle wurde zuvor als Zufahrtsstraße<br />

genutzt. Der Traum vom eigenen Haus für seine Familie war<br />

für Thomas Sixt Finckh wegen der horrenden Immobilienpreise<br />

im Raum <strong>Stuttgart</strong> lange nur ein Wunsch. Hier nun<br />

sollte für den Architekten der Wunsch in Erfüllung gehen.<br />

Unter Einhaltung der Grenzabstände war nur ein 4,70 Meter<br />

breites und 14 Meter langes Haus möglich, das sich nun als<br />

schlanker Baukörper zwischen die Nachbarhäuser in den<br />

Berg schiebt. Daher ließ sich Thomas Sixt Finckh etwas Ungewöhnliches<br />

einfallen: ein leuchtender Kristall. Bestehend aus<br />

sehr dünnen, transluzenten Polycarbonat-Wänden, die dem<br />

schmalen Haus im Inneren mehr Raum generieren.<br />

Auf diese Weise entstand ein puristisches Wohngebäude, dessen<br />

Konzept sich exakt an die besonderen baulichen Bedingungen<br />

anpasst: transparent und offen.<br />

Eine Tragstruktur aus filigranen Sichtbetonscheiben gliedert<br />

die Räume. An den Traufseiten öffnen geschosshohe Glasfassaden<br />

das Gebäude. Die Innenräume orientieren sich zum<br />

Grün des Gartens, zur Aussicht über das Neckartal und auf<br />

die Schwäbische Alb. Die Flanken, also die ungewöhnlich langen<br />

Giebelfassaden, sind mit dünnen Hochleistungspaneelen<br />

als transparente Wärmedämmung verkleidet. Es handelt sich<br />

dabei um nur 6 Zentimeter dicke, aber aus zwölf Kammern<br />

aufgebaute Polycarbonatplatten, die in der Höhe ungeteilt<br />

über die Geschossdecken reichen. Dort, wo sie die Betonwandscheiben<br />

berühren, ist darunter eine zusätzliche<br />

Wärmedämmung aufgebracht. Die bis zu sieben Meter<br />

breiten Öffnungen werden frei überspannt, hier reicht die<br />

Steifigkeit der Randprofile aus, um einen stabilen Raumabschluss<br />

herzustellen.<br />

Diese transluzenten (lichtdurchlässigen und undurchsichtigen)<br />

Fassaden sorgen für Privatheit gegenüber den Nachbarn,<br />

vor allem aber erwärmen und belichten sie im Winter den<br />

Raum, während im Sommer der steilere Sonneneinfall reflektiert<br />

wird. Die Glasflächen an den Traufen werden an Sommertagen<br />

verschattet, nachts sorgt die natürliche Konvektion<br />

über einen zentralen Luftraum für Abkühlung. LED-Leuchten<br />

reduzieren den Stromverbrauch um 80 Prozent. Zudem wird<br />

der Passivhausstandard mit 15 kWh/(m²·a) durch eine Sole-<br />

Wasser-Wärmepumpe mit Erdwärmesonden für die Fußbodenheizung,<br />

einer PV-Anlage auf dem Dach erreicht.<br />

HAUS SO<br />

Auf halber Höhe von Esslingen am Neckar, in einer dörflichen,<br />

kleinteiligen Struktur liegt es: das Traumhaus eines<br />

Seniorenpaares. Gerade mal 5 m breit und 13 m lang, auf<br />

einem nach Süden leicht abfallenden Grundstücke welches<br />

jahrzehntelang als PKW-Stellplatz genutzt wurde.<br />

Eigentlich wollte das junggebliebene Rentnerehepaar zunächst<br />

einen Carport darauf errichten. Doch wie sie erfuhren, dass<br />

dieses Restgrundstück als Bauland ausgewiesen ist, änderten<br />

sie ihren Plan. Sie erfüllten sich den Wunsch „ein Zuhause, an<br />

dem sie jeden Tag im Urlaub sein dürfen.“ Der jahrelange<br />

Traum vom eigenen, kleinen, bescheidenen Häuschen.<br />

Doch ihr Budget war klein und die Banken sagten nein zu<br />

einer größeren Finanzierung, wie es bei Senioren nun mal in<br />

der Regel der Fall ist, was Kreditanträge bei Banken belangt.<br />

Doch das Konzept und der Entwurf von Finckh Architekten<br />

ermöglichte es dem Seniorenpaar ihren Traum zu realisieren.<br />

Mit Eigenleistung und dem Einsatz günstiger Serienprodukten<br />

sowie der Reduzierung von Arbeitsprozessen konnte der<br />

enge Kostenrahmen eingehalten werden. Auf dem bis dahin<br />

als unbebaubar geltenden Grundstück errichteten sie ein<br />

kleines, günstiges, ressourcenschonendes „Tiny House“.<br />

Ein einfacher, schlanker Baukörper mit einem seitlich gelegenen,<br />

abgeschrägten Giebelwandbereich, der den Eingangsbereich<br />

räumlich definiert.<br />

Die vollflächige, transluzente Polycarbonatfassade verwöhnt<br />

den Innenraum mit viel Licht und Wärme. Der restliche<br />

Kubus ist komplett mit Wellzementplatten verkleidet. Der<br />

leicht wirkende Baukörper „schwebt“ zum Tal hin und generiert<br />

spielerisch die überdachte Stellfläche für das Wohnmobil<br />

über den Winter. Im Sommer kann die Fläche als Loggia genutzt<br />

werden. Die Konstruktion ist eine Mischbauweise aus<br />

Stahlbeton und Holzrahmenbau.<br />

Der Innenraum wirkt wie ehrlicher, haptischer, „veredelter“<br />

Rohbau, der Strukturen schafft und sich auf das Wesentliche<br />

konzentriert: Die Wände aus rohbelassenem Beton, eingelegte<br />

Heizleitungen zur Bauteilaktivierung, die Stahlbetondecke<br />

ist flügelgeglättet und farblos zum fertigen Fußboden imprägniert.<br />

Es gibt keine Flure, keine Restflächen, nur einen schmalen,<br />

fließenden Innenraum, der Weiten öffnet und Freiheit<br />

vermittelt.<br />

Das Gebäude ist zudem ein kleiner aber gehaltvoller Beitrag<br />

zum Thema Wohnungsnot und ressourcenschonender Nachverdichtung<br />

innerstädtischer Restflächen.<br />

Haus SO<br />

Haus F, Innenansicht<br />

Haus SO, Innenansicht<br />

28 Fotos: FINCKHARCHITEKTEN<br />

Fotos: FINCKHARCHITEKTEN<br />

29

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