smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 05/2022
IMMOBILIEN Wie leben wir im Jahr 2040? Der Blick in die Zukunft PLANEN & BAUEN Glas - ein Bauelement moderner Architektur FINANZIERUNG Gestiegene Darlehenszinsen - lohnt sich ein Bausparvertrag? WOHNEN & LEBEN Die schönsten Pools für den eigenen Garten
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FINANZIERUNG Gestiegene Darlehenszinsen - lohnt sich ein Bausparvertrag?
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Sanierung & Energie<br />
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WINDKRAFTANLAGE<br />
FÜR DAS EIGENHEIM<br />
LOHNT SICH DAS?<br />
Eine Windkraftanlage fürs Einfamilienhaus könnte die perfekte<br />
Ergänzung zur Photovoltaikanlage sein. Windkraft<br />
leistet einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung. Dabei<br />
handelt es sich allerdings durchweg um sehr große Anlagen.<br />
Aber: Es gibt auch sogenannte Mini-Windkraftwerke für den<br />
Endverbraucher. Für wen lohnt sich eine private Windkraftanlage<br />
für Dach oder Vorgarten? Denn wer eine vierstellige<br />
Summe für ein kleine Windanlage inklusive Komponenten investiert,<br />
sollte vorbereitet sein. Man sollte wissen, wo man eine<br />
Kleinwindanlage installieren muss, damit sie effizient Strom<br />
erzeugen kann.<br />
Der Markt für Windkraftanlagen zur privaten Nutzung gliedert<br />
sich in zwei Segmente: In einfache Hobby-Anlagen, die fehleranfällig<br />
und kaum sturmsicher sind, nur wenige hundert Watt<br />
Strom pro Jahr erzeugen und von etwa 400 bis 1.000 Euro kosten.<br />
Die Erträge dieser Mini-Windkraftanlagen sind sehr klein<br />
und hängen stark vom Standort ab. Ein wirtschaftlicher Betrieb<br />
ist mit diesen Anlagen in der Regel nicht möglich. Und: Die<br />
Qualität der Anlagen ist nicht immer ausgereift, weil nur geringe<br />
Stückzahlen produziert werden. Zum anderen gibt es robuste<br />
Minikraftwerke, die auf einem Mast in der Nähe eines Hauses<br />
montiert werden und – bei guten Windverhältnissen – bis zu<br />
5.000 kW/h sauberen Strom pro Jahr produzieren können.<br />
Doch das hat seinen Preis. Bei diesen Anlagen ist zunächst mit<br />
Kosten von ungefähr 25.000 Euro zu rechnen.<br />
Das A und O der Effektivität einer Windkraftanlage ist ihr<br />
Standort. Bebaute Gebiete sind ungünstig, weil umstehende<br />
Gebäude ebenso wie Bäume den Wind ausbremsen. Auch die<br />
Lage – Tal, Hügel oder Küste – ist entscheidend. Wer auf Nummer<br />
sicher gehen will, kann eine Windmessung durchführen<br />
lassen. Die ist jedoch sehr kostenintensiv und steht meist in<br />
keinem Verhältnis zum Preis der Anlage und ihrem zu erwartenden<br />
Ertrag.<br />
STROM FÜR DEN EIGENBEDARF<br />
Der Ertrag einer Hobby-Kleinwindkraftanlage ist abhängig<br />
vom Wind und vom Standort. Auch wenn manche Anbieter<br />
versprechen, dass ihre Anlage besonders viel Strom erzeugt:<br />
Selbst die beste Anlage kann nicht mehr Energie aus dem Wind<br />
herausholen als drin ist. In der Regel erzeugen Solarstromanlagen<br />
mit gleicher Fläche ähnlich viel oder sogar mehr Strom<br />
– und das mit einer deutlich größeren Zuverlässigkeit.<br />
Je höher und freier eine Hobby-Mini-Windanlage montiert<br />
wird, desto mehr Strom kann sie erzeugen. Nachbargebäude<br />
und Verwirbelungen schmälern den Ertrag merklich. Das eigene<br />
Dach ist windtechnisch meist ungünstig und ein unkalkulierbarer<br />
Standort. Außerdem können bei einer Dachmontage<br />
störende Geräusche und Vibrationen übertragen werden. Entscheidet<br />
man sich für ein kostenintensives robustes Mini-Kraftwerk,<br />
um möglichst autark und umweltschonend seinen eigenen<br />
Strom zu produzieren, ist das in der Regel auf einem hohen<br />
Mast nahe dem Haus montiert.<br />
Um abzuschätzen, ob ein Mini-Windrad für den eigenen Bedarf<br />
geeignet ist, sollte man sich vorab folgende Fragen stellen:<br />
Ist die Anlage sturmsicher? Wie viel Lärm verursacht sie? Wie<br />
lang ist ihre Lebensdauer? Liegen Prüfzertifikate vor? Ist die<br />
Anlage für die Netzeinspeisung zugelassen? Zur Beantwortung<br />
der Fragen sollte man nicht nur den Hersteller-Angaben vertrauen,<br />
sondern auch unabhängige Quellen zu Rate ziehen.<br />
RECHTLICHE ÜBERLEGUNGEN<br />
Auch kleine Windkraftanlagen müssen beim Stromnetzbetreiber<br />
und der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Zudem<br />
sollte man die Anlage über seine Gebäude- und Haftpflichtversicherung<br />
gegen mögliche Schäden mitversichern lassen. Je<br />
nach Art der Anlage kann zudem eine Baugenehmigung notwendig<br />
sein. Und die variiert von Bundesland zu Bundesland.<br />
Immer mehr Länder erlauben Windturbinen bis 10 m Höhe<br />
mittlerweile ohne Genehmigung.<br />
Die Lebensdauer von Mini-Windrädern kann unerwartet kurz<br />
sein, zudem kann der Strom-Ertrag deutlich geringer als erwartet<br />
ausfallen. Laut Verbraucherzentrale besteht sogar das Risiko,<br />
dass eine Hobby-Anlage übers Jahr mehr Strom verbraucht als<br />
sie erzeugt. Wer also autark seinen Strom generieren möchte,<br />
sollte auf ein robustes Minikraftwerk in Kombination mit einer<br />
Photovoltaikanlage setzen. Sollte man sich dennoch für eine<br />
Hobby-Windkraftanlage fürs Eigenheim entscheiden, sollten<br />
nicht nur finanzielle Interessen im Vordergrund stehen. Denn ob<br />
man wirklich Strom aus dem Netz und damit Geld spart, hängt in<br />
erster Linie von den Windverhältnissen am Standort ab.<br />
Vor allem die Nachteile der Dachmontage überwiegen bei<br />
Weitem. Die wichtigeren Argumente sprechen dafür, eine Windanlage<br />
auf einen bodenständigen Mast zu installieren. Das gilt<br />
vor allem für Einfamilienhäuser.<br />
Der Grund: Der nutzbare Wind bewegt sich parallel zur Erdoberfläche.<br />
Trifft der Wind auf eine Hauswand, kommt es zu<br />
Verwirbelungen, die sich bis aufs Dach fortsetzen. Der Rotor<br />
der Windenergieanlage fängt an zu trudeln. Die notwendige<br />
stetige Windgeschwindigkeit für eine effiziente Stromerzeugung<br />
ist nicht vorhanden. Die Windturbulenzen wirken auch<br />
in der Nähe der Dachoberfläche bzw. des Firstes. Die Lösung<br />
ist ein Mast in der Nähe der Immobilie. Denn das niedrige Giebeldach<br />
eines privaten Hauses unterliegt anderen Verhältnissen<br />
als das Flachdach eines mehrgeschossigen Gebäudes. Bei<br />
Flachdächern muss die beste, d. h. windstärkste Stelle ermittelt<br />
werden. Das hängt von Höhe und Lage des Daches in Bezug zur<br />
Hauptwindrichtung ab. Ebenso muss der Mast der Windanlage<br />
hoch genug sein, damit der Rotor in den starken Wind kommt.<br />
Windkraft zählt zu den regenerativen Energien und ist eine<br />
sehr klimafreundliche Art der Stromerzeugung. Aber: Günstig<br />
ist sie für Privatanwender nicht. Ein Kilowatt Leistung kostet<br />
im Schnitt etwa 5.000 Euro – und kann je nach Anlagengröße<br />
zwischen 3.000 bis 10.000 Euro variieren. Die Investitionskosten<br />
für eine Kleinwindkraftanlage sind also hoch und variieren<br />
stark – je nachdem, wie viel Strom über die Anlage pro Jahr<br />
gewonnen werden soll. Für die jährliche Wartung und die Instandhaltung<br />
einer Anlage muss man mit etwa 3 Prozent der<br />
Investitionskosten rechnen.<br />
Die Produktion von Solarenergie durch Photovoltaikanlagen ist<br />
im Vergleich deutlich preiswerter. Hier kann man mit Kosten<br />
von etwa 1.000 bis 1.500 Euro pro Kilowatt installierter Leistung<br />
rechnen. In der Regel macht es deshalb Sinn, zunächst<br />
über eine Photovoltaikanlage nachzudenken und die Kleinwindkraftanlage<br />
eher als Ergänzung für die dunklen Herbstund<br />
Wintermonate zu verstehen.<br />
Natürlich gibt es Kleinwindkraftanlagen, die zu einem niedrigeren<br />
Preis mehr Leistung versprechen: Das geht aber zu Lasten<br />
der Qualität und kann am Ende deutlich teurer werden, wenn<br />
es zu ständigen Reparaturarbeiten kommt oder die Anlage sogar<br />
ersetzt werden muss. Denn, was nicht vergessen werden<br />
darf: Auf eine Windkraftanlage wirkt regelmäßig eine große<br />
Kraft und die vielen beweglichen Teile müssen ihr standhalten<br />
können. Die Bauweise und die Qualität einer entsprechenden<br />
Anlage ist dementsprechend von großer Bedeutung für ihren<br />
langfristigen Ertrag.<br />
Körperschall ist ein weiteres Problem, welches für bewohnte<br />
Gebäude relevant ist. Wird eine kleine Windturbine auf oder<br />
am Gebäude installiert, können störenden Geräusche entstehen.<br />
Die Vibrationen des Rotors werden auf den Gebäudekörper<br />
übertragen. Dieser Körperschall ist dann im Gebäude als<br />
nerviges Brummen wahrnehmbar. Manche Hersteller bieten<br />
Systeme zur Körperschallentkopplung an, die mehr oder weniger<br />
wirksam sind. Auch die Dachstatik sollte beachtet werden.<br />
Der Wind kann sehr starke Kräfte ausüben, die Statik des<br />
Daches muss dafür ausgelegt sein. Bei einer Windkraftanlage ab<br />
1 kW Leistung sollte man einen Statiker konsultieren.<br />
Fazit: Es gibt viele Beispiele zufriedener Eigenheimbesitzer in<br />
Deutschland, die eine Kleinwindkraftanlage betreiben. Rendite<br />
und Wirtschaftlichkeit sind für private Betreiber oft nachrangige<br />
Motive, wichtiger ist die Eigenversorgung mit umweltfreundlichem<br />
Strom. Die Auswahl hochwertiger und sturmsicherer<br />
Kleinwindanlagen ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Besonders im<br />
Herbst und im Winter ist es windig in Deutschland – und dieser<br />
Wind lässt sich energetisch nutzen. Viele Eigenheimbesitzer<br />
kennen die private Stromerzeugung bereits von der Solarenergie:<br />
Gerade im Frühling und Sommer lässt sich mit Hilfe der Sonne<br />
selbstständig Strom produzieren. Das ist mit sogenannten Kleinwindkraftanlagen<br />
ebenfalls möglich, die man einfach bei sich zu<br />
Hause im Garten oder sogar auf dem Balkon aufstellen kann. <br />
Quellen: verbraucherzentrale.de/energie-fachberater.de/klein-windkraftanlagen.com<br />
©Autor: Dietmar Kern<br />
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Foto: faber14 – www.stock.adobe.com<br />
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