KÜCHENPLANER Ausgabe 9/2022
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Ist Stauraum so wichtig im Bad?<br />
Ja, und zwar nicht nur aus praktischen Gründen. Zum<br />
einen sehen vollgestellte Räume nicht gut aus. Deshalb<br />
muss man Gebrauchsgegenstände in Schränken oder<br />
Nischen verschwinden lassen – besonders, wenn die<br />
Hygiene und damit die Reinigung so wichtig ist wie<br />
im Badezimmer. Zum anderen gibt es eine neue Lust<br />
am Dekorieren. Mit einer ausgewählten Dekoration<br />
und Statement-Pieces drücken Badnutzerin und Badnutzer<br />
ihre Persönlichkeit aus, werten aber auch das<br />
Interior Designs auf. Durch einen Wechsel der Dekoration<br />
kann das Erscheinungsbild des Bades komplett<br />
geändert werden. Neue Farben bei Handtüchern oder<br />
Accessoires können ohne große Baumaßnahmen für<br />
eine komplett neue Optik sorgen.<br />
Wie sehen die Farbtrends aus?<br />
Wenn das Bad zum Lifestyle-Bad werden soll, dann<br />
ist Farbe ganz wichtig. Das können warme Brauntöne<br />
sein, die ein Gefühl der Geborgenheit und Wohnlichkeit<br />
vermitteln, aber auch starke Farben. Seit der<br />
ISH 2019 gibt es eine wahre Farbexplosion. Ich persönlich<br />
befürworte das sehr. Aber bei der Gestaltung mit<br />
Farbe braucht es viel Fingerspitzengefühl und Expertise.<br />
Erfahrene Badplanerinnen und Badplaner arbeiten<br />
deshalb gerne direkt vor Ort mit Farbmustern gleichen<br />
sie mit den Lichtverhältnissen und dem Lichteinfall ab.<br />
Auch bei Möbeloberflächen kann man mit Farben spielen.<br />
Es muss ja nicht gleich die komplette Front farbig<br />
sein.<br />
Letztendlich geht es aber auch darum, ein Bad nicht<br />
nur wohnlich zu gestalten, sondern auch so, dass man<br />
es möglichst lange selbstständig nutzen kann. Das Bad<br />
ist bei den meisten Handicaps der Schlüsselraum für<br />
ein unabhängiges Leben. Gerade im Alter.<br />
Dusche oder Wanne?<br />
Wenn weniger Platz vorhanden ist, tendiere ich zu einer<br />
großformatigen bodenebenen Dusche. Und zwar<br />
nicht nur wegen des Duschvergnügens. Diese Modelle<br />
öffnen den Raum optisch und lassen ihn großzügig<br />
wirken. Duschabtrennungen können z. B. mit Siebdrucken<br />
versehen werden und damit zur Wohnlichkeit<br />
des Bades beitragen. Außerdem kann eine bodenebene<br />
Dusche von der Familie bis ins hohe Alter genutzt<br />
werden.<br />
Was ist mit dem Thema Wellness?<br />
Da ist die Wanne natürlich ein Klassiker. Eine freistehende<br />
Wanne ist zudem ein Eyecatcher. Aber er benötigt<br />
viel Platz, um wirken zu können. Whirlwannen<br />
halte ich im Privatbereich für eine interessante Wellness-Lösung.<br />
Eine gute Ergänzung können auch eine<br />
Sauna oder eine Infrarot-Kabine (ideal bei Muskelverspannungen)<br />
sein. Zum Thema Wellness gehört für<br />
mich auch ein Dusch-WC. Zum einen ist es in Sachen<br />
Hygiene nicht zu toppen, zum anderen ist es auch in<br />
Sachen Nachhaltigkeit ein vorbildliches Produkt. Denn<br />
auf die Nutzung von Toilettenpapier kann hier weitestgehend<br />
verzichtet werden.<br />
Soweit die Produkte.<br />
Wie sieht es mit Materialien aus?<br />
Nachhaltige Materialien wie Holz sind auch in der Badgestaltung<br />
angesagt. Aber im Bad muss man auf Temperaturen<br />
und Feuchtigkeit achten, weshalb es bei der<br />
Raumausstattung manchmal besser ist, sich auf feuchtigkeitsunempfindliche,<br />
klassische Materialien zu beschränken.<br />
Es gibt zwar mittlerweile auch Parkett für<br />
das Bad, aber manchmal sind hochwertige Fliesen, die<br />
den Holzlook fast naturgetreu imitieren, die bessere<br />
Wahl. Bei den Badmöbeln ist – je nach Platzierung –<br />
auch der Einsatz von hochwertigen Echtholzmöbeln<br />
problemlos.<br />
Gibt es tatsächlich<br />
so viele renovierungsbedürftige Bäder?<br />
Wir haben einen großen Renovierungsstau. Das legen<br />
die Ergebnisse einer diesbezüglichen Befragung im<br />
Auftrag der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft<br />
e.V. (VDS) nahe. Demnach beabsichtigen 16,7 Millionen<br />
Bundesbürger, zeitnah in ihr Bad zu investieren.<br />
6,2 Millionen Deutsche planen sogar eine Genralüberholung.<br />
Und es ist einfach so, dass Bauherren, die fast<br />
20 Jahre lang kaum Kapital ins eigene Bad investiert<br />
haben, stark von der enormen technologischen Entwicklung<br />
der Sanitärprodukte in den letzten Jahren<br />
profitieren – seien es wassersparende Armaturen, innovative<br />
Oberflächen oder ein pflegeleichtes WC ohne<br />
Spülrand.<br />
Gibt es denn ein allumfassendes Trendthema?<br />
Das Thema „Green Bathroom“ ist absolut dominierend<br />
– ausgehend von den Ansprüchen der Konsumentinnen<br />
und Konsumenten. Die Herstellerseite war bei dem<br />
Thema lange eher zurückhaltend. Dabei gibt es gerade<br />
in der Sanitärindustrie zahlreiche nachhaltige und<br />
langlebige Materialien. Übrigens ist auch ein minimalistisches<br />
Design eine Möglichkeit, ein Bad zeitlos und<br />
damit langlebig zu gestalten.<br />
Können Küchenplaner Bäder planen?<br />
Es sind einfach zwei komplett unterschiedliche Räume<br />
mit unterschiedlichen Nutzungen. Die Gewerke<br />
und Abläufe beim Einbau sind einfach grundverschieden,<br />
und im Bad benötigt man m.E. jede Menge<br />
Expertenwissen und Erfahrung auch im technischen<br />
Bereich, wie zum Beispiel bei der Trinkwasserinstallation.<br />
Zwar geht es bei beiden Räumen um das Element<br />
Wasser, aber die beiden Welten sind sowohl hinsichtlich<br />
der Technik als auch in Bezug auf Ergonomie und<br />
Planung nicht verschränkt.<br />
Aber letztendlich brauchen wir sowohl gute Küchenals<br />
auch gute Badplaner, um den von Kundinnen und<br />
Kunden gewünschten und angesagten Lifestyle in Bad<br />
und Küche zu bringen. Die Hersteller zumindest haben<br />
dafür ein riesiges Portfolio.<br />
Herr Reinhardt, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
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