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KÜCHENPLANER Ausgabe 9/2022

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Foto: Ambrozus Design<br />

Studio Ambrozus<br />

Inhaber und Industriedesigner<br />

Stefan Ambrozus (Foto) arbeitet in<br />

seinem Designstudio im Belgischen<br />

Viertel in Köln mit fünf weiteren<br />

Designerinnen und Designern zusammen.<br />

Hinzu kommen externe<br />

Fachleute im Sinn einer verlängerten<br />

Werkbank, wenn es um Spezialdisziplinen<br />

geht wie beispielsweise<br />

Digitalthemen oder 3-D.<br />

unten gezogenen Fronten, die kaum noch den Sockel<br />

sichtbar lassen. Manche Umsetzung wirkt wie ein<br />

Side board aus dem Wohnbereich. Damit werden die<br />

Hersteller immer flexibler bei der übergangslosen Gestaltung<br />

von Lebensräumen.<br />

Und bezogen auf die Technik und das Kochen?<br />

Aus unserer Sicht stellen sich Fragen, wie sich das<br />

Gebrauchsverhalten in der Küche ändert: Kochen die<br />

Menschen noch? Oder wird nur noch erwärmt? Wie<br />

weit müssen wir Kochprozesse begleiten? Mit den vielen<br />

digitalen Geräten, die uns umgeben, stehen uns<br />

viele Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

Vor allem ist die Informationsbereitstellung viel einfacher<br />

geworden. Wenn ich als Nutzer den archaischen<br />

Vorgang des Koches als beglückend empfinde und mich<br />

auf das sinnliche Erleben konzentrieren möchte, kann<br />

ich mich dem vollständig widmen und mich beim Kochen<br />

von der Technik anleiten lassen. So kann ich fast<br />

nichts mehr falsch machen. Die Technologie reduziert<br />

Zugangshemmnisse maximal. Ich schaue in den Kühlschrank<br />

und lasse mir anzeigen, was ich mit den vorhandenen<br />

Lebensmitteln zubereiten kann. Das ist für<br />

die Gerätebranche ganz, ganz spannend. Was müssen<br />

wir da eigentlich bereitstellen? Und welche Kundenbedürfnisse<br />

müssen erfüllt werden? Um Fragen wie<br />

diese geht es, wenn es um die Entwicklung von Kochfeldern<br />

geht. Das bewegte auch schon die Entwicklung<br />

des Muldenlüfters „Downline Infinity“, für den berbel<br />

beim ‚red dot <strong>2022</strong>‘ den ‚best of the best‘-Award erhalten<br />

hat. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Hybridbedienung.<br />

Die Touch-Steuerung auf der Kochfläche<br />

erlaubt es, in die Tiefe der Bedienung zu gehen<br />

– und wenn ich das als Nutzer nicht will, steuere ich<br />

das Gerät über massive Knebel an der Möbelfront. Ein<br />

komplexes und benutzerfreundliches Zusammenspiel.<br />

Geht es bei der Geräteentwicklung nicht auch darum,<br />

unterschiedliche Bedürfnislagen ein und desselben<br />

Kunden an ein und demselben Gerät abzubilden?<br />

Also unter der Woche Convenience und am<br />

Wochenende die Kochsession im großen Kreis von<br />

Familie und Freunde?<br />

Die Digitalisierung gewährt uns diese Möglichkeiten.<br />

Damit lassen sich Zugangshemmnisse reduzieren,<br />

Ängste abbauen und Anleitungen realisieren. Das ist<br />

der Themenkomplex, auf den wir uns gegenwärtig fokussieren.<br />

Die Gerätefunktionen werden damit wohl weiterhin<br />

immer reduzierter und versteckter.<br />

Wir beschäftigen uns intensiv mit integrierten und integrativen<br />

Lösungen. Damit das Gerät immer weniger<br />

sichtbar ist. Der Muldenlüfter ist ein klassisches Beispiel<br />

dafür. Zu sehen ist nur die Kochfläche. Der Markt<br />

gibt da die Richtung vor. Die Stückzahlen schießen in<br />

die Höhe. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage,<br />

dass wir massiv an integrierten Lösungen arbeiten.<br />

Wie zum Beispiel Dunstabzugstechnik, die komplett<br />

verschwindet und dabei wirklich unsichtbar ist. Dafür<br />

brauche ich natürlich die passende Steuerungstechnik.<br />

Integriert und unsichtbar ist der Trend . . . wie sieht<br />

es mit dem Gegentrend aus, der Inszenierung des<br />

Herdes als Kochstelle?<br />

Die integrierte Technik ist derzeit die klare Blickrichtung.<br />

Dennoch gibt es auch Kunden, die exakt das Gegenteil<br />

wollen, die die Kochstelle inszenieren möchten.<br />

Dafür bietet sich zum Beispiel eine höhenverstellbare<br />

Lift-Haube an.<br />

Mit Muldenlüfter sind wir noch nicht am Ende der<br />

Entwicklung angekommen. Gleichzeitig denken wir<br />

auch in andere Richtungen. Es gibt schließlich viele<br />

verschiedene Kunden, Bedürfnisse und Geschmäcker.<br />

Zählt auch die Integration der Kochfunktion in die<br />

Arbeitsfläche dazu?<br />

Das Kochfeld ist eine Feuerstelle, die anspruchsvolle<br />

sicherheitstechnische Aspekte erfüllen muss. Dass<br />

diese Funktionen integrativer Bestandteil der Arbeitsplatte<br />

sind, ist mit erheblichen logistischen<br />

Herausforderungen verbunden.<br />

Nur zur Vollständigkeit: Für die Möbeltechnik gilt<br />

der Ansatz von Reduzieren und Verstecken gleichermaßen?<br />

Bei Auszügen, Klappen und Beschlägen ist das Integrative<br />

und Reduzierte nach wie vor das zentrale Thema.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ambrozus<br />

Dirk Biermann<br />

9/<strong>2022</strong> <strong>KÜCHENPLANER</strong> 21

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