Hinz&Kunzt_354_August
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Stadtgespräch<br />
HINZ&KUNZT N°<strong>354</strong>/AUGUST 2022<br />
Meldungen<br />
Politik & Soziales<br />
Senat<br />
Sieben Punkte, kein Plan?<br />
Mit einem Sieben-Punkte-Plan<br />
möchte der Senat mehr für Menschen<br />
in Wohnungsnot tun. Fast 13.000<br />
sogenannte vordringlich wohnungssuchende<br />
Haushalte konnten vergangenes<br />
Jahr nicht mit Wohnraum versorgt<br />
werden, 1000 mehr als 2020,<br />
heißt es in einem Bericht für die Bürgerschaft.<br />
Mit dem Begriff sind etwa<br />
Menschen gemeint, die wegen einer<br />
drohenden Räumung dringend eine<br />
neue Wohnung benötigen. Um die<br />
Lage zu verbessern, will der Senat<br />
mehr geförderte Wohnungen bauen<br />
lassen und Belegungsbindungen ankaufen.<br />
Zudem soll das städtische<br />
Unternehmen Fördern & Wohnen<br />
bei der Vergabe von Grundstücken<br />
häufiger bedacht werden.<br />
Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Geschäftsführer Jörn<br />
Sturm kritisierte den Senatsplan als<br />
nicht konkret genug: „Es ist völlig unklar,<br />
wie das vom EU-Parlament und<br />
der Ampel-Koalition vorgegebene politische<br />
Ziel der Abschaffung der Obdach-<br />
und Wohnungslosigkeit damit<br />
bis 2030 erreicht werden soll.“ Ihm<br />
fehlen konkrete Zahlen, wie viele<br />
Wohnungen der Senat zur Verfügung<br />
stellen will. Auch das Bündnis für<br />
neue soziale Wohnungspolitik wünscht<br />
sich einen „durchgreifenden neuen<br />
Ansatz“, der „schnell konkrete Verbesserungen<br />
bewirkt“. So sollten bei<br />
Neubauprojekten nicht ein Drittel,<br />
sondern 50 Prozent Sozialwohnungen<br />
vorgeschrieben werden. AEJ<br />
•<br />
Statistik I<br />
Bund veröffentlicht Wohnungslosenzahl<br />
Bundesweit 178.000 Menschen lebten am 31. Januar in Wohn- oder Notunterkünften.<br />
Das hat das Statistische Bundesamt auf Grundlage von Daten der<br />
Länder und Kommunen errechnet. Damit liegt erstmals eine offizielle Angabe<br />
zum Ausmaß von Wohnungslosigkeit in Deutschland vor. Knapp 74.000 der<br />
Betroffenen waren demnach alleinstehend, 23.000 Teil eines Alleinerziehenden-<br />
Haushalts. Der Frauenanteil liegt bei 37 Prozent, zwei Drittel der Menschen<br />
haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Bemerkenswert auch: Mehr als<br />
ein Drittel der Untergebrachten ist jünger als 25 Jahre. In Hamburg war sogar<br />
fast die Hälfte aller knapp 19.000 Wohnungslosen, die zum Stichtag gezählt<br />
wurden, unter 25 Jahre alt. Die umfangreichen Daten werden Grundlage<br />
des ersten Wohnungslosenberichts der Bundesregierung sein, der im Herbst<br />
erscheinen soll. Dieser werde die Basis für einen „Nationalen Aktionsplan“<br />
zur Abschaffung der Wohnungslosigkeit, erklärte Bundesbauministerin<br />
Klara Geywitz (SPD) (siehe auch Interview auf Seite 28, Red). Nicht in die Erhebung<br />
einbezogen wurden Obdachlose, die auf der Straße schlafen, und Menschen,<br />
die vorübergehend bei Freund:innen, Familie oder Bekannten unterkommen,<br />
erklärte das Statistische Bundesamt. Wie eine aktuelle Studie aus Nordrhein-<br />
Westfalen zeigt, leben bis zu 40 Prozent aller Betroffenen in dieser sogenannten<br />
verdeckten Obdachlosigkeit. Mit dem Wohnungslosenberichterstattungsgesetz<br />
hatte der Bundestag 2020 die Regierung verpflichtet, regelmäßig Daten<br />
zur Wohnungslosigkeit zu erheben und so die Qualität der Armuts- und<br />
Reichtumsberichterstattung zu verbessern. Bislang hatten lediglich Schätzungen<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) vorgelegen.<br />
Die geht von bundesweit mindestens 233.000 Wohnungs losen aus, berücksichtigt<br />
in ihren Hochrechnungen allerdings auch sichtbare und verdeckt lebende Ob-<br />
Statistik II<br />
Zahl der Sozialwohnungen nimmt weiterhin ab<br />
Sowohl in Deutschland als auch in Hamburg sinkt die Zahl der Sozialwohnungen.<br />
Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der<br />
Linksfraktion hervor. Demnach gibt es in Deutschland 1,1 Millionen Sozialwohnungen<br />
– ein historischer Tiefstand. In Hamburg sank der Bestand von 83.130<br />
(2020) um knapp 3000 auf 80.384 (2021). Um den Trend zu stoppen, hat die<br />
Ampel-Koalition im Bund jährlich 100.000 neue Sozialwohnungen versprochen<br />
– ein ehrgeiziges Ziel, wie die Daten zeigen. Denn vergangenes Jahr wurden<br />
bundesweit nur 17.500 neue Sozialwohnungen fertiggestellt (ohne Baden-<br />
Württemberg, das keine Zahlen lieferte). Linken-Fachsprecherin Caren Lay<br />
forderte mehr Fördergelder vom Bund und dauerhafte Preisbindungen für<br />
sozialen Wohnraum: „Einmal Sozialwohnung, immer Sozialwohnung, das<br />
IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT<br />
muss in Zukunft gelten.“ Je nach Bundesland und Fördermodell gilt die<br />
Mietpreisbindung meist für 15 bis 30 Jahre, in Hamburg sind neuerdings<br />
auch 40 Jahre möglich. Unbegrenzte Preisbindungen wie etwa in der österreichischen<br />
QIGONG<br />
TAIJIQUAN<br />
MEDITATION<br />
Hauptstadt Wien gibt es hierzulande aber nicht. Auch in Hamburg<br />
brachen die Neubauzahlen zuletzt ein: Statt der erhofften 3000 wurden<br />
www.tai-chi- lebenskunst.de<br />
vergangenes Jahr nur noch 1895 neue Sozialwohnungen fertiggestellt. UJO<br />
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dachlose. UJO<br />
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