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Hinz&Kunzt_354_August

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Stadtgespräch<br />

die Population im Rahmen zu halten.“<br />

Denn auch die Tierschützer:innen wollen<br />

die Zahl der Stadttauben eingrenzen.<br />

Die Lösung lautet: Geburtenkontrolle.<br />

Dafür genügt es, regelmäßig die<br />

echten Taubeneier durch Attrappen<br />

auszutauschen. „Im vergangenen Jahr<br />

haben wir allein im Schlag am Hauptbahnhof<br />

750 Eier getauscht“, rechnet<br />

Andrea Scholl vor. „Stellen Sie sich mal<br />

vor, dass diese nicht geschlüpften Tiere<br />

und deren Nachkommen hier noch herumfliegen<br />

würden.“<br />

Mittlerweile unterstützen auch einige<br />

Politiker:innen die Idee. Einzelne Bezirke,<br />

etwa Bergedorf und Harburg,<br />

wollen Taubenschläge einrichten. Zu<br />

Irritation bei den Tierschützer:innen<br />

führte im Januar allerdings ein Antrag<br />

der SPD Altona. Die forderte, „die Taubenplage<br />

in der Großen Bergstraße einzudämmen“.<br />

Ihr Vorschlag: Mehr<br />

Verbotsschilder, die das Taubenfütterungsverbot<br />

anzeigen, und eine<br />

Geldbuße bei Verstößen – bis zu 5000<br />

Euro. Der Antrag wurde abgelehnt.<br />

Nun diskutiert man auch in Altona<br />

über Taubenschläge.<br />

Stephan Jersch, tierschutzpolitischer<br />

Sprecher der Linksfraktion, ist allerdings<br />

genervt: „Jeder Bezirk macht<br />

seinen eigenen Versuch, das Problem<br />

vor Ort zu regeln“, sagt er. Zuletzt wurde<br />

im Juni ein Antrag der Linken in der<br />

Bürgerschaft abgelehnt, der eine Ausnahme<br />

vom Taubenfütterungsverbot<br />

zum Ziel hatte. Derzeit dürfen nämlich<br />

auch die Tierschützer:innen offiziell<br />

nicht füttern, selbst wenn sie verletzte<br />

und kranke Vögel anlocken wollen.<br />

„Das Fütterungsverbot bringt gar<br />

nichts. Die Tiere sind nach wie vor in<br />

Hülle und Fülle vorhanden. Da muss<br />

man umdenken, die Lösung ist ja da“,<br />

sagt Andrea Scholl. Sie wüsste auch geeignete<br />

Standorte für die Taubenschläge:<br />

städtische Gebäude wie Polizeistationen<br />

oder das Parkhaus am Bahnhof<br />

Altona zum Beispiel. Bei Lisa Maria<br />

Otte, tierschutzpolitischer Sprecherin<br />

der Grünen, trifft sie damit grundsätzlich<br />

auf offene Ohren: „Ich finde den<br />

Ansatz gut, auch die Stadt bei der<br />

Standortsuche in die Pflicht zu nehmen“,<br />

sagt sie. Das sei bei mehr als<br />

400 öffentlichen Unternehmen in der<br />

Stadt allerdings nicht so einfach zu<br />

organisieren.<br />

Am Ende gehe es natürlich auch<br />

um Geld, sagt Otte. Das wissen auch<br />

Denstone Rejinolds und Susanne Gentzsch<br />

vor einem Taubenschlag<br />

Zahlengezwitscher<br />

Geschätzt leben 10.000 bis 25.000<br />

Stadttauben in Hamburg. Derzeit gibt es<br />

für sie nur eine Handvoll betreuter Taubenschläge.<br />

Vier pro Bezirk fordern<br />

Tierschützer:innen. Dort könnten die<br />

Vögel kontrolliert brüten, artgerecht gefüttert<br />

und medizinisch versorgt werden.<br />

2021 haben Tierschützer:innen rund<br />

8500 verletzte oder erkrankte Tauben<br />

gerettet. Im Tierheim Süderstraße wurden<br />

1700 Stadttauben abgegeben. Während<br />

gesunde Tauben bis zu 15 Jahre alt<br />

werden können, sterben Stadttauben im<br />

Schnitt mit nur zwei Jahren.<br />

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