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Hinz&Kunzt_354_August

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Schwerpunkt<br />

Obdachlosigkeit<br />

abschaffen<br />

Lasst uns<br />

loslegen!<br />

Bis 2030 sollen Obdach- und Wohnungslosigkeit abgeschafft<br />

werden. Zeit zum Handeln – auch in Hamburg.<br />

Ein Kommentar von Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Geschäftsführer Jörn Sturm<br />

FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE<br />

1910 Obdachlose leben auf Hamburgs<br />

Straßen. Mindestens. Denn die letzte<br />

Zählung ist vier Jahre alt, und es gibt<br />

einige Hinweise darauf, dass es inzwischen<br />

noch mehr Betroffene sind. Hinzu<br />

kommen rund 17.500 Wohnungslose,<br />

die oft seit Jahren in Unterkünften<br />

der Stadt leben, weil es keine Wohnungen<br />

für sie gibt (darunter 12.500 Geflüchtete<br />

mit „Wohnberechtigung“, die<br />

Was muss der Senat tun?<br />

Wird es 2030 in Hamburg keine Obdach- und<br />

Wohnungs losen mehr geben? Was muss der Senat tun,<br />

um dieses Ziel zu erreichen? Und welche Rolle können<br />

dabei die „Eckpunkte für einen Aktionsplan“ der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrts pflege<br />

(AGFW) spielen? Das diskutieren Fachleute am Dienstag,<br />

den 13. September, ab 18 Uhr im Museum für Kunst<br />

und Gewerbe (Steintorplatz). Der Eintritt ist frei.<br />

Mehr Infos über das Forderungspapier der AGFW:<br />

www.huklink.de/Eckpunkte<br />

Das Hamburger Housing-First-Projekt im Internet:<br />

www.housing-first.hamburg<br />

die Stadt gesondert zählt). Und die<br />

Zahl der Betroffenen ist noch größer:<br />

Nicht wenige leben in verdeckter Obdachlosigkeit,<br />

schlafen etwa bei Bekannten<br />

auf dem Sofa – und tauchen<br />

in keiner Statistik auf.<br />

All diese Menschen sollen – so der<br />

Plan von Europäischer Union, Bundesregierung<br />

und Bundesländern – bis<br />

2030 in einer eigenen Wohnung leben.<br />

Ein erster kleiner Schritt<br />

ist in Hamburg gemacht:<br />

Nach langem Zögern hat<br />

Rot-Grün ein Wahlversprechen<br />

aus 2020 eingelöst<br />

und ein Housing-<br />

First-Projekt auf den<br />

Weg gebracht, das im<br />

Juli gestartet ist. 30 Obdachlose<br />

sollen in den<br />

kommenden drei Jahren<br />

davon profitieren, dass<br />

sich in der deutschen<br />

Politik eine Erkenntnis<br />

durchsetzt, die Staaten<br />

wie Finnland schon<br />

lange umsetzen: Menschen<br />

brauchen erst mal<br />

geschützte eigene vier Wände, bevor<br />

sie sich ihren anderen Problemen<br />

zuwenden können: einer Suchterkrankung<br />

etwa, Schulden oder fehlenden<br />

Jobperspektiven.<br />

Doch ist das Modellprojekt kaum<br />

mehr als der berühmte Tropfen auf<br />

den heißen Stein, wie andere Zahlen<br />

zeigen. Rund 1000 Haushalte werden<br />

jährlich in Hamburg zwangsgeräumt –<br />

das sind zwar weniger als in früheren<br />

Jahren, doch immer noch viel zu viele.<br />

Bei den Fachstellen für Wohnungsnotfälle<br />

melden sich sogar 3000 Haushalte<br />

pro Jahr als obdachlos. Da wundert es<br />

nicht, dass Sozialarbeiter:innen beklagen,<br />

die Fachstellen könnten vielen Betroffenen<br />

nicht mehr helfen – weil es<br />

schlicht an Wohnraum für diese Menschen<br />

fehlt.<br />

„Bauen, bauen, bauen“, das Mantra<br />

vergangener Jahre hilft nicht, wenn<br />

die falschen Wohnungen hochgezogen<br />

werden. 1895 Sozialwohnungen wurden<br />

2021 in Hamburg fertiggestellt,<br />

nur jede vierte neugebaute Wohnung<br />

ist damit eine preisgebundene. Weil<br />

gleichzeitig gut 3000 Sozialwohnungen<br />

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