BS 08-2020
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SCHIFFStECHNIK<br />
© Schuttevaer<br />
Kostenvergleich verschiedener Energieträger<br />
gie«, so der Firmenchef. Dies führe zu<br />
Energieeinsparungen von 35 bis 40% pro<br />
tonnenkilometer. Darüber hinaus spiele<br />
die verbesserte rumpfform in Kombination<br />
mit den auf elektrischen Antrieb<br />
und Entwurfsgeschwindigkeit optimierten<br />
Propellern eine wichtige rolle. »Der<br />
Co2-Fußabdruck erfüllt somit bereits die<br />
Ziele für die Zeit nach 2030«, konstatiert<br />
van der Meer. Ein eingebautes Ballastsystem<br />
ermögliche es, mit der »Sendo Mare«<br />
mit vier Containerlagen über den Amsterdam-rijn-Kanal<br />
zu fahren. In 14 Ballasttanks<br />
könnten 1.800 m³ Wasser untergebracht<br />
werden.<br />
Der Entwurfsprozess habe drei Jahre<br />
gedauert, herausgekommen sei ein teures<br />
Schiff, so van de Meer. Aber wenn<br />
man den geringen Kraftstoffverbrauch,<br />
die lange lebensdauer, die langfristige<br />
Zusammenarbeit mit den Kunden und<br />
den rabatt auf die Hafengebühren (ca.<br />
10.000 € pro Jahr) betrachte, werde daraus<br />
ein realisierbares Konzept.<br />
Dieses eigne sich auch für den oberlauf<br />
von Flüssen. »Vielleicht müssen Sie<br />
dann stärkere Elektromotoren nehmen,<br />
aber mit dem modularen Konzept ist das<br />
kein Problem. Und selbst mit der derzeitigen<br />
Konfiguration kommen wir bei<br />
starker Gegenströmung gut voran, zudem<br />
ist das Schiff für Niedrigwasser geeignet«,<br />
so der Entwickler.<br />
riemer und Géke Kingma haben im<br />
vergangenen Jahr ihren Koppelverband<br />
»Maranta/Maranta 2« (172 x 11,40 m,<br />
5.000 t) mit neuen 3512E Caterpillars mit<br />
SCr-Katalysatoren und rußfiltern von<br />
Fischer Abgastechnik ausgestattet. Auf<br />
dem Webinar teilte Kingma seine Erfahrungen<br />
mit den neuen Stufe-V-kompatiblen<br />
Motoren per Videoschalte von seinem<br />
Schiff aus mit.<br />
Die von Dolderman installierten EPA<br />
tier IV-zertifizierten Motoren ersetzten<br />
zwei CCr 0-Motoren von Caterpillar<br />
desselben typs, die 120.000 Betriebsstunden<br />
auf dem Zähler hatten<br />
und noch immer liefen. »Wir sind mit<br />
den neuen Motoren zufrieden. Wir sind<br />
jetzt 3.500 Stunden mit ihnen gefahren,<br />
der Auspuff ist innen noch völlig sauber«,<br />
sagte Kingma. Wenn genügend<br />
Harnstoff im Urea-tank vorhanden<br />
sei, funktioniere es gut. Nach 4.000 bis<br />
5.000 Stunden müssten die Harnstoffblöcke<br />
einmal gereinigt werden, der Abgasgegendruck<br />
liege immer noch weit<br />
innerhalb der Vorgaben. Während in<br />
den Niederlanden Harnstoff leicht zu bekommen<br />
sei, gebe es in Deutschland bislang<br />
nur eine Bunkerstation, die Harnstoff<br />
verkaufe und manchmal müsse<br />
man 1.000 km fahren um ihn zu besorgen,<br />
klagte der Binnenschiffer.<br />
obwohl die CCr-2-Motoren wesentlich<br />
billiger gewesen wären, hätten sich die<br />
Kingmas für Stufe V-kompatible Motoren<br />
entschieden. »Ich denke, man muss vorausschauen<br />
und saubere techniken wählen,<br />
sobald es möglich ist«, so Kingma.<br />
Die Kingmas haben das repowering<br />
vollkommen selbst finanziert, ohne Zuschüsse<br />
oder Subventionen. Auch die<br />
Verlader oder Befrachter für die sie fahren,<br />
würden für den saubereren transport<br />
nichts extra zahlen. »Wir sind in<br />
dieser Hinsicht auf dem falschen Markt.<br />
Wir fahren Kohle und Getreide, und in<br />
diesem Bereich geht die Arbeit an den<br />
billigsten Anbieter«, klagt der Schiffer<br />
ein wenig.<br />
Für das repowering hätten sie sich<br />
auch nach elektrischen Antrieben umgesehen.<br />
Das sei aber keine wirkliche option<br />
gewesen. »Das führte zu noch höheren<br />
Kosten. Elektrisch oder diesel-elektrisch<br />
ist schön für Schiffe, die eine feste route<br />
fahren, aber für längere Strecken bergauf<br />
mit hohem Gasölverbrauch ist es keine<br />
option. Dann ist unsere lösung die sauberste<br />
mögliche technologie«, ist Kingma<br />
überzeugt.<br />
Ein Minuspunkt sei allenfalls die lange<br />
Dauer des repowerings gewesen. Aus den<br />
geplanten acht Wochen seien 14 geworden.<br />
»Das war ein rückschlag. Wir waren<br />
das erste Schiff, das die neuen Caterpillars<br />
installierte, und dann noch mit rußfiltern.<br />
Aber wir haben uns gut geschlagen«,<br />
so sein Fazit. Man habe die eigenen<br />
Verluste hingenommen, ebenso wie die<br />
Installateure, die ebenfalls Mehrkosten<br />
auf sich genommen hätten, jeder für seinen<br />
teil. »Alle haben eine Menge daraus<br />
gelernt«, bekannte Kingma.<br />
In weiteren Präsentationen ging es um<br />
die Herausforderungen der Stage-V-Zertifizierung,<br />
die insofern nicht mehr als<br />
unüberwindbare Hürde angesehen wird.<br />
Stenn Hertgers von NPS Diesel erläuterte,<br />
wie die Marinisierung von lkw-Motoren<br />
erfolgt und welcher Erfolg bei der<br />
Verwendung in Binnenschiffen daraus<br />
resultierte.<br />
Zusammenfassend zeigt sich derzeit<br />
eine äußerst vielfältige Situation in der<br />
Entwicklung. Klare tendenzen sind weder<br />
in der Entwicklung der Motorentechnik<br />
mit den Nachbehandlungssystemen<br />
noch in der Verwendung alternativer<br />
Kraftstoffe erkennbar. Insofern bleibt,<br />
die Entwicklungen abzuwarten. n<br />
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Binnenschifffahrt <strong>08</strong> | <strong>2020</strong>