23.09.2022 Aufrufe

"AUGENBLICK, BITTE!"

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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />

Lesen Sie mehr auf www.gesunder-koerper.info<br />

„<strong>AUGENBLICK</strong>,<br />

<strong>BITTE</strong>!“<br />

„Als der Kleine dann da war, hat<br />

mich der Alltag eingeholt.“<br />

Jennifer hat Retinitis pigmentosa - eine<br />

voranschreitende Netzhauterkrankung<br />

NICHT VERPASSEN:<br />

Kindliches Glaukom<br />

Warum große (schöne) Kinderaugen<br />

ein Grund sind, genauer hinzusehen<br />

Seite 07<br />

Alles im Blick?!<br />

Unter diesem Motto findet die<br />

diesjährige Woche des Sehens statt<br />

Seite 10<br />

Blindenfußball<br />

Zwei Spieler der deutschen Nationalmannschaft<br />

im Interview<br />

Seite 13


2<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />

INHALT IN DIESER AUSGABE<br />

Carolin Babel<br />

Mit der Woche des<br />

Sehens steht eine<br />

Woche voller Aktionen<br />

für und mit<br />

Menschen, mit und<br />

ohne Sehbehinderung<br />

vor uns. Gutes Sehen<br />

ist nicht selbstverständlich<br />

– achten Sie<br />

auf sich!<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

facebook.com/MediaplanetStories<br />

@Mediaplanet_germany<br />

Please recycle<br />

04<br />

Myopie Management<br />

Kurzsichtigkeit effektiv bremsen!<br />

11<br />

Altersbedingte Makuladegeneration<br />

(AMD)<br />

Ist hier neue Hoffnung in Sicht?!<br />

Senior Project Manager: Carolin Babel Business<br />

Development Manager: Sarra Gläsing Content Manager:<br />

Alexandra Lassas Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),<br />

Philipp Colaço (Managing Director), Henriette Schröder<br />

(Sales Director) Designer:Lea Hartmann Mediaplanet-<br />

Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com Coverbild:<br />

Privat<br />

Alle Artikel, die mit “in Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet<br />

sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag<br />

Deutschland GmbH.<br />

Mehr Nachhaltigkeit, damit<br />

wir auch morgen noch Blindheit<br />

vermeiden können<br />

Prof. Dr. med.<br />

Gerd Geerling<br />

Präsident der<br />

Deutschen Ophthalmologischen<br />

Gesellschaft (DOG)<br />

Text<br />

Prof. Dr. med.<br />

Gerd Geerling<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Hätten Sie's gewusst? Das<br />

Gesundheitswesen hat mit etwa<br />

fünf Prozent einen größeren<br />

Anteil am CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

als der internationale Flugverkehr! Und<br />

in dieser Bilanz spielt die Augenheilkunde<br />

keine Nebenrolle: Aufgrund von<br />

Volkskrankheiten wie Grauer Star oder<br />

Makuladegeneration und den damit<br />

verbundenen operativen Eingriffen, den<br />

Vor- und Nachuntersuchungen ist der<br />

Verbrauch an Ressourcen immens.<br />

Möglichkeiten, die Augenheilkunde<br />

ökologisch nachhaltiger zu gestalten, sind<br />

daher ein Schwerpunktthema des diesjährigen<br />

DOG-Kongresses. Das beginnt<br />

bei der Operation des Grauen Stars, die<br />

allein in Deutschland eine Million Mal<br />

jährlich stattfindet. Der CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

der Kataraktoperation mit moderner<br />

Phakoemulsifikationstechnik kann<br />

möglicherweise drastisch reduziert<br />

werden, wie ein Vergleich eines europäischen<br />

mit einem asiatischen Land<br />

zeigt. Waschbare, wiederverwertbare OP-<br />

Textilien verursachen bis zu 50 Prozent<br />

geringere CO 2<br />

-Emissionen als Einmaltextilien,<br />

die mit bis zu 300 Prozent höherem<br />

Energie- und Wasserverbrauch und 750<br />

Prozent mehr Müll verbunden sind. Die<br />

Verwendung umweltschonender Inhalationsanästhetika<br />

senkt den CO 2<br />

-Abdruck<br />

bei Narkosen um 95 Prozent.<br />

Hinzu kommt der Faktor Mobilität.<br />

Patientinnen und Patienten, aber auch<br />

medizinisches Personal müssen für<br />

unzählige Vor- und Nachuntersuchungen<br />

anreisen. Doch wie viele dieser Termine<br />

sind tatsächlich erforderlich? Eine Studie<br />

zeigt, dass nach einer komplikationslosen<br />

Operation des Grauen Stars eine<br />

kurzfristige Verlaufsuntersuchung nicht<br />

notwendig ist; sie hat keinen Einfluss<br />

auf das endgültige Sehvermögen. Auch<br />

Telefonkonsultationen können Kontrollen<br />

ersetzen – und sogar die Zufriedenheit<br />

von Patientinnen und Patienten erhöhen.<br />

Die Telemedizin bietet weitere Optionen,<br />

die Zahl ärztlicher Besuche abzusenken.<br />

Großbritannien hat es vorgemacht, dort<br />

erfolgt auch die Verschreibung dauerhaft<br />

eingenommener Medikamente schon auf<br />

App.<br />

Ziel ist ein möglichst<br />

geringer Ressourcenverbrauch<br />

bei<br />

gleichbleibend hoher<br />

Versorgungsqualität.<br />

Bleibt der Bereich Fort- und Weiterbildung.<br />

Auf dem Kongress etwa sprechen<br />

wir nicht nur über mehr Nachhaltigkeit,<br />

wir setzen sie auch um: Die DOG hat den<br />

Papierverbrauch minimiert, nutzt möglichst<br />

umweltfreundliche Drucksachen,<br />

unterstützt die Anreise zum Kongress per<br />

Bahn, reduziert den Fleischanteil beim<br />

Catering und legt Wert auf nachhaltige<br />

Partner*innen in der Organisation. Ziel<br />

ist ein möglichst geringer Ressourcenverbrauch<br />

bei gleichbleibend hoher<br />

Versorgungsqualität – damit wir auch<br />

morgen noch über genügend Kapazitäten<br />

verfügen, um Augenerkrankungen früh<br />

zu erkennen und Blindheit zu vermeiden.<br />

Über diese Themen informieren der<br />

Kongress, die vorliegende Ausgabe und<br />

die Woche des Sehens, die vom 5. bis 15.<br />

Oktober stattfinden wird.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Light for the World - Licht für die Welt e. V. entstanden.<br />

Mit gesunden Kinderaugen in eine<br />

gute Zukunft blicken<br />

Text Stephanie Paul<br />

Wussten Sie, dass bereits Kinder<br />

vom Grauen Star betroffen<br />

sein können? In Europa<br />

kennen wir die Trübung der<br />

Augenlinse als typische Erkrankung in der<br />

zweiten Lebenshälfte. Sie tritt im Zuge des<br />

natürlichen Alterungsprozesses auf – eine<br />

einfache Operation verschafft schnelle<br />

Abhilfe. Im globalen Süden hingegen ist<br />

der Graue Star der Hauptgrund für Erblindungen.<br />

Als Folge von unbehandelten Augenentzündungen<br />

oder -verletzungen kann er<br />

sich auch schon bei jüngeren Menschen<br />

und Kindern entwickeln. Der angeborene<br />

Graue Star kommt ebenfalls oft vor. Eine<br />

Virusinfektion der Mutter während der<br />

Schwangerschaft, z.B. mit Röteln oder<br />

Windpocken, kann die Ursache sein.<br />

DER 4-JÄHRIGE ZAKARIA KAM MIT EINEM ANGEBORENEN<br />

GRAUEN STAR ZUR WELT. DANK LIGHT FOR THE WORLD KANN<br />

ER NACH EINER OPERATION WIEDER SEHEN.<br />

FOTO: KIO PHOTOGRAPHY<br />

Dramatische Folgen für das Kind<br />

Nicht selten bleibt der Graue Star zu lange<br />

unentdeckt. In vielen Ländern südlich der<br />

Sahara ist die augenmedizinische Versorgung<br />

gerade für Kinder katastrophal. Es gibt<br />

zu wenige Augenärzt*innen und Kliniken.<br />

Während sich Augenärzt*innen in Deutschland<br />

umfassend um ihre Patient*innen kümmern<br />

können, gibt es beispielsweise in ganz<br />

Burkina Faso nur 31 praktizierende Augenärzt*innen.<br />

Rein rechnerisch kommen so<br />

auf einen Facharzt 1,2 Millionen Menschen.<br />

Die Folgen für die Kinder sind dramatisch.<br />

Denn Lernprozesse laufen bei ihnen vor<br />

allem über das Sehen ab. Unbehandelte<br />

Augenprobleme können die Bildungschancen<br />

und die soziale Entwicklung<br />

eines Kindes ein Leben lang beeinträchtigen.<br />

Fehlsichtigkeit und Erblindung<br />

führen zu mehr Schulund<br />

Bildungsabbrüchen. Damit steigen<br />

Armut und sogar Sterblichkeit: Zwei<br />

Drittel der Kinder, die in den armen<br />

Regionen der Welt erblinden, sterben<br />

innerhalb von zwei Jahren.<br />

Vermeidbare Erblindung verhindern<br />

Sehen zu können bedeutet, selbstbestimmt<br />

zu leben, eine Zukunft zu haben – vor allem<br />

für Kinder in Subsahara-Afrika. Dafür setzt<br />

sich Light for the World als internationale<br />

Fachorganisation für Augengesundheit seit<br />

mehr als 30 Jahren ein. Light for the World<br />

baut augenmedizinische Versorgung auf<br />

und ermöglicht Menschen den Zugang zu<br />

ärztlicher Versorgung. Dabei wird nachhaltig<br />

gehandelt. Neben der Verfügbarkeit von<br />

Hilfsmitteln und Arzneien sind Infrastruktur<br />

und gut ausgebildetes Personal vor Ort<br />

entscheidend. Die Ausbildung im Bereich<br />

der Kinderaugengesundheit wird gezielt<br />

gefördert. Das Ziel: Kein Kind soll erblinden,<br />

wenn es sich vermeiden lässt.<br />

Ihre Spende schafft Perspektiven:<br />

IBAN: DE58 7002 0500 0009 8342 00<br />

BIC: BFSWDE33MUE<br />

Weitere Informationen finden Sie auf:<br />

www.light-for-the-world.de


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 3<br />

Der Herbst kann kommen!<br />

Brillen sind nicht nur praktische Sehhilfen, sondern für viele Träger ein echtes Statement-Piece.<br />

So manches Outfit bekommt erst durch die passende Brille den perfekten Feinschliff.<br />

Bevor man sich jedoch für ein neues Modell entscheidet, sollte man zunächst in den Spiegel sehen und prüfen,<br />

welche Brillenform grundsätzlich zur Gesichtsform passt.<br />

Für eine eckige Gesichtsform empfehlen Experten runde oder ovale Brillengestelle, die einen Ausgleich zum markanten<br />

Gesicht bieten. Im Gegenzug dazu setzt man bei einer runden Gesichtsform auf eckige Formen bei der Brillenwahl, da<br />

sie Kontur geben und das Gesicht schmaler erscheinen lassen. Für herzförmige Gesichtsformen sind besonders ovale<br />

und runde Brillenmodelle geeignet, aber auch allgemein Brillenfassungen mit schmalen Rändern. So fungieren sie fast<br />

als eine Art Weichzeichner und kreieren eine softe Silhouette. Mit einer ovalen Gesichtsform hat man freie Wahl.<br />

So gut wie jede Brille harmoniert mit dieser Gesichtsform.<br />

Text Anna Derbsch<br />

Brillen- Herbsttrends 2022 – der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit<br />

Naturmaterialien, Recyclingmaterialien und 3D-Druck<br />

Brillenfassungen aus Naturmaterialien, wie Büffelhorn oder<br />

Holz, sind die Klassiker in Sachen Nachhaltigkeit. Ergänzt<br />

werden sie heute durch eine Vielzahl an Produktneuheiten,<br />

basierend auf modernen Produktionsverfahren, die den<br />

Recyclinggedanken aufnehmen sowie neue Materialansätze<br />

beinhalten.<br />

ANZEIGE<br />

Acetatbrillen gehören inzwischen zu den Lieblingen der trendigen<br />

und modeorientierten Hersteller. Durch chemische Prozesse<br />

und Weiterverarbeitung entstehen aus Baumwolle so genannte<br />

Acetatplatten, die in der Brillenproduktion eingesetzt werden.<br />

Bei Acetate Renew wird sogar aller Kunststoffabfall, der bei der<br />

Produktion übrig bleibt, durch ein spezielles Rückgewinnungsverfahren<br />

zum Rohstoff für nachhaltigere Celluloseacetatplatten<br />

− bestehend aus 60 Prozent biobasiertem und 40 Prozent<br />

zertifiziertem, recyceltem Ausgangsmaterial. Heißt: weniger<br />

Abfall und, im Vergleich zu herkömmlich hergestelltem Acetat,<br />

um 25 bis 50 Prozent weniger Emissionen.<br />

Auch im 3D-Druckverfahren ist das Thema Nachhaltigkeit<br />

präsent. Hier kommen mittlerweile biobasierte Materialien zum<br />

Einsatz, beispielsweise ein Polymer, das aus gentechnikfreiem<br />

Rizinusöl gewonnen wird. Es stammt nicht nur von einer erneuerbaren<br />

Rohstoffquelle, sondern ermöglicht, Brillenfassungen<br />

tatsächlich in No-Waste-Methode herzustellen. 1<br />

Style-Trends in diesem Herbst<br />

1.<br />

Puristische Modelle<br />

Transparente Kunststoffmodelle in neutralen Farben sind<br />

jetzt super angesagt. Ob braun, taupe, beige oder ganz<br />

durchsichtig, softe Töne passen zu vielen Outfits und lassen sich<br />

im Herbst gut mit warmen Erdtönen kombinieren.<br />

2.<br />

Farbe zeigen!<br />

Ganz im Gegensatz dazu kann man aktuell aber auch<br />

mit Farbe ein Mode-Statement setzen!<br />

Mit auffälligen Modellen aus Kunststoff in bunten Farben ist<br />

man derzeit angesagt. Ob Kobaltblau, knalliges Pink oder ein<br />

sattes Grün, gerade an grauen Herbsttagen bringen Farben<br />

Gesichter zum Strahlen.<br />

3.<br />

Metallrahmen<br />

Ein eher zeitloser Trend, der schon das ganze Jahr<br />

begleitet, ist eher zurückhaltend: Brillen mit filigranem<br />

Metallgestell. Besonders angesagt sind sie in Gold- oder Kupfertönen,<br />

die vor allem sehr edel wirken. Je nach Geschmack kann<br />

man aber auch den Bügel der Brille in einer auffälligeren Farbe<br />

wählen. Bei den Brillenformen ist erlaubt, was gefällt. Der Vorteil<br />

eines dünnen Gestells: Es wirkt nicht so hart, steht vielen<br />

Gesichtern und ist vielfach kombinierbar.<br />

Quelle: 1 https://www.opti.de/presse/pressemeldungen/meldung/opti-2022-fokusthemanachhaltigkeit-wenn-aus-baumwolle-eine-brille-wird/<br />

(21.09.2022)<br />

i-spax<br />

EYEWEAR<br />

Brillen aus Deutschland<br />

www.i-spax.de


4<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Kurzsichtigkeit<br />

ausbremsen, geht das?<br />

Und ob! Myopie-Management kann das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit (Myopie)<br />

bei Kindern verlangsamen und sie später vor schweren Augenerkrankungen schützen.<br />

Text Kerstin Kruschinski<br />

Bei Kindern<br />

werden leider 60 %<br />

der Sehschwächen<br />

zu spät erkannt.<br />

Dabei gilt: Je früher<br />

Kinderaugen<br />

getestet werden,<br />

desto besser.<br />

Kerstin Kruschinski<br />

Stellvertretende<br />

Geschäftsführerin<br />

Kuratorium<br />

Gutes Sehen e. V.<br />

Weitere Informationen<br />

finden Sie auf:<br />

www.sehen.de<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Die Zahlen sprechen für sich. Jedes<br />

zehnte Kind in Deutschland<br />

sieht schlecht. Und weit über<br />

ein Drittel der Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen sind kurzsichtig.<br />

Sie sehen nur Nahes scharf. Das ist<br />

an sich kein Problem, denn dafür gibt es<br />

Brillen und Kontaktlinsen. Liegt die Kurzsichtigkeit<br />

allerdings später bei –6,00<br />

Dioptrien und mehr, steigt im Alter, ab<br />

etwa 50 Jahren, das Risiko schwerer Augenerkrankungen<br />

wie Netzhautablösung,<br />

Degeneration oder Grüner Star, welche<br />

schlimmstenfalls zur Erblindung führen<br />

können.<br />

Rückgängig machen kann man die Fehlsichtigkeit<br />

leider nicht. Aber es gibt eine<br />

gute Nachricht: Per Myopie-Management<br />

lässt sich bei Schulkindern das übermäßige<br />

Längenwachstum des Augapfels –<br />

meist verantwortlich für die Kurzsichtig-<br />

keit – verlangsamen. Das Fortschreiten der<br />

Myopie wird gebremst, und ihr Endwert<br />

kann teilweise sogar um die Hälfte verringert<br />

werden.<br />

Optionen der Myopie-Kontrolle<br />

Bei Kindern werden leider 60 Prozent<br />

der Sehfehler zu spät erkannt. Dabei gilt:<br />

Je früher Kinderaugen getestet werden,<br />

desto besser. Welche präventiven Maßnahmen<br />

zur Myopie-Kontrolle zum Einsatz<br />

kommen, ist individuell verschieden<br />

und darf nur in Abstimmung mit spezialisierten<br />

Augenoptiker*innen, Optometrist*<br />

innen und Augenärzten/-ärztinnen erfolgen<br />

– regelmäßige Kontrolle inklusive.<br />

Die Optionen reichen dabei von der optischen<br />

Korrektion mit speziellen Brillengläsern<br />

und Kontaktlinsen bis zu Medikamenten<br />

– begleitet von der Empfehlung,<br />

sich täglich im Freien aufzuhalten.<br />

Brillengläser: Neu auf dem Markt sind<br />

speziell entwickelte Brillengläser, welche<br />

einerseits die Kurzsichtigkeit korrigieren.<br />

Um einen neun Millimeter großen zentralen<br />

Bereich herum enthalten sie viele<br />

kleine Zusatzlinsen mit höherer Stärke.<br />

Mit ihnen wird eine zweite Bildebene im<br />

Auge gebildet, die auch das Längenwachstum<br />

des Augapfels eindämmen<br />

kann.<br />

Weiche Kontaktlinsen<br />

Myopie-Management-Linsen: Mit<br />

einem besonderen optischen Design<br />

korrigieren diese, eigens für die Myopie-Kontrolle<br />

bei Kindern entwickelten<br />

und zugelassenen Kontaktlinsen die<br />

Kurzsichtigkeit – und verringern zugleich<br />

das Längenwachstum des Auges.<br />

Klassische Mehrstärkenlinsen:<br />

Ursprünglich wurden sie für das scharfe<br />

Sehen von Alterssichtigen konzipiert.<br />

Mit der Fernwirkung im Zentrum der<br />

Linse und der Nahwirkung außerhalb<br />

des Zentrums können sie aber auch das<br />

Fortschreiten der Myopie bei Kindern<br />

reduzieren.<br />

Orthokeratologie: Seit Langem bekannt<br />

sind formstabile, hoch sauerstoffdurchlässige<br />

Nachtlinsen. Sie werden nur<br />

während des Schlafens getragen und<br />

verändern dabei sanft die Hornhautform.<br />

Die dadurch erzielte spezielle Optik der<br />

Hornhaut reduziert das Fortschreiten<br />

der Myopie. Am Tag sehen die Kleinen<br />

so gestochen scharf – ohne Brille und<br />

Linsen.<br />

Atropin-Augentropfen: Der stark<br />

verdünnte Wirkstoff der giftigen Tollkirsche<br />

verringert das Fortschreiten der<br />

Myopie um bis zu 50 Prozent.<br />

Aufenthalt im Freien: Zu viel Indoorzeiten<br />

und zu langes Sehen auf nahgelegene<br />

digitale Geräte können die<br />

Kurzsichtigkeit fördern. Also zur Vorbeugung:<br />

Bei Tageslicht raus ins Freie!<br />

Zwei Stunden am Tag sollten es sein.<br />

Einen einfacheren Weg, die Welt lange<br />

Zeit scharf, bunt und gesund zu sehen,<br />

gibt es nicht.<br />

Anmerkung: Häufig ist eine Kombination<br />

aus den verschiedenen<br />

Maßnahmen am erfolgreichsten.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der CooperVision GmbH entstanden.<br />

FOTO: COOPERVISION<br />

Weitere Informationen finden Sie auf:<br />

https://coopervision.de/misight-1-day<br />

Wie Kontaktlinsen die kindliche<br />

Kurzsichtigkeit bremsen<br />

Text Anna Stock<br />

Weltweit steigen die Zahlen<br />

kurzsichtiger Kinder rapide.<br />

Durch die Lockdowns<br />

sind sie noch einmal um<br />

das 1,4- bis 3-Fache gestiegen. 1 Diese<br />

Entwicklung wird unter anderem auf die<br />

zunehmende Beschäftigung mit digitalen<br />

Medien zurückgeführt. Der ständige<br />

Blick auf Handy, TV und PC und wenig<br />

Aufenthalt bei Tageslicht im Freien<br />

begünstigen das übermäßige Längenwachstum<br />

des Auges, eine der Ursachen<br />

der Kurzsichtigkeit. Aber auch genetische<br />

Faktoren spielen eine Rolle. Kurzsichtigkeit<br />

bei Kindern entsteht üblicherweise<br />

im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Mögliche<br />

Symptome, auf die Sie als Eltern achten<br />

können, sind häufiges Blinzeln, ein zu<br />

geringer Abstand zum Buch oder Fernsehgerät,<br />

müde Augen, Kopfschmerzen,<br />

verschwommenes Sehen entfernter Objekte<br />

oder auch nachlassende Schulleistungen.<br />

2 Je früher eine Kurzsichtigkeit<br />

oder auch nur ihr Risiko diagnostiziert<br />

werden umso effektiver kann man dieser<br />

entgegenwirken oder das Fortschreiten<br />

entschleunigen und das Risiko für spätere<br />

Komplikationen vermindern.<br />

Myopie Management statt Myopie<br />

Korrektur<br />

Ist bereits eine Kurzsichtigkeit vorhanden,<br />

ist es Zeit für ein wirksames Myopie<br />

Management. Der Begriff steht für eine<br />

optimale Versorgung kindlicher Kurzsichtigkeit<br />

nach neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen. Das Besondere: Das<br />

Myopie Management führt gleich zwei<br />

Behandlungsziele in einer Maßnahme<br />

zusammen. Zum einen wird der bestehende<br />

Sehfehler korrigiert. Gleichzeitig<br />

wird aber auch die Zunahme<br />

der Kurzsichtigkeit verlangsamt, indem<br />

die Sehhilfe mit ihrer optischen<br />

Beschaffenheit das Augenlängenwachstum<br />

bremst.<br />

MiSight® 1 day Einmalkontaktlinsen<br />

von CooperVision – speziell entwickelt<br />

für Kinder<br />

Die Vorteile der Kontaktlinse liegen auf<br />

der Hand. Kontaktlinsen garantieren freie<br />

Sicht und Beweglichkeit von früh bis spät:<br />

kein Verrutschen beim Toben und beim<br />

Sport, keine Gefährdung durch Stoßeinwirkungen,<br />

keine Fassung, die das Blickfeld<br />

einschränkt. Kontaktlinsen sind heute<br />

dank ihrer fortschrittlichen Technologien<br />

die praktische Alternative zur Brille, sie<br />

verlangsamen die Zunahme der Kurzsichtigkeit<br />

um die Hälfte 3 und sind auch für<br />

Kinder einfach und sicher zu handhaben.<br />

1<br />

Wang J et al. Progression of Myopia in School-Aged Children<br />

After Covid-19 Home Confinement. 4 CVI Data on File 2019.<br />

2<br />

Rose KA, Morgan IG, Ip J, et al. Outdoor activity<br />

reduces the prevalence of myopia in children.<br />

Ophthalmology. 2008; 115(8):1279-1285<br />

3<br />

Arumugam B et al. Modelling Age Effects<br />

of Myopia Progression for the MiSight 1 day<br />

Clinical Trial. Invest. OphthalmolVis Sci. 2021; 62(8): 2333.


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit HAAG-STREIT DEUTSCHLAND GmbH entstanden.<br />

Hand in Hand:<br />

Myopie Management und<br />

Patientenaufklärung<br />

Text Denny Grimm<br />

FOTOS: HAAG-STREIT AG<br />

Die Zahl der weltweiten Myopie-Fälle<br />

ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen.<br />

Unbehandelt kann sich die Myopie<br />

bei Kindern und Jugendlichen zu einer<br />

hohen Myopie entwickeln, die das Risiko von<br />

Grauer Star, Grüner Star, Netzhautablösung und<br />

myopischer Makuladegeneration birgt. Neue Technologien<br />

bieten optimale Möglichkeiten, eine voranschreitende<br />

Kurzsichtigkeit zu messen, zu erkennen<br />

und über die Jahre zu begleiten. In den letzten<br />

Jahren hat sich die Messung der axialen Augenlänge<br />

als hervorragende Möglichkeit erwiesen, den<br />

Verlauf einer Myopie vorherzusagen, da sie unabhängig<br />

von subjektiven Einflüssen des Auges funktioniert<br />

und weniger vom seelischen Befinden und der<br />

Kooperationsbereitschaft des Patienten abhängig ist.<br />

Haag-Streit verwendet in seinem Lenstar Myopia die<br />

neuesten Axiallängen-Wachstumskurven der Myopie-<br />

Experten des niederländischen Erasmus University<br />

Medical Center in Rotterdam und ermöglicht darüber<br />

hinaus die Visualisierung der Refraktionsfehlervorhersage<br />

auf der Basis von benutzerdefinierbaren<br />

Kontrollraten und Umgebungsfaktoren. Ein automatisches<br />

Positionierungssystem ermöglicht eine<br />

einfache und schnelle Messwerterfassung, die besonders<br />

bei unruhigen Kindern unverzichtbar ist.<br />

Neben der präzisen Messung der Axiallänge trägt das<br />

Gerät auch zu anderen unverzichtbaren Faktoren des<br />

Myopie-Managements bei, wie z. B. der Keratometrie<br />

(Vermessung der Hornhaut), und stellt somit eine<br />

Vielzahl von Daten zur Verfügung, mit denen man<br />

den Verlauf einer Myopie prognostizieren kann.<br />

Ein weiterer wichtiger Faktor im Myopie Management<br />

sind die ermittelten Werte der Brillenglasbestimmung.<br />

Die Entwicklung im Kindesalter gibt<br />

Vorhersagen über den Verlauf der Myopie bis zum<br />

Erwachsenenalter. Die Lenstar Myopia Software<br />

überlagert diese Daten mit dem vorhergesagten<br />

Myopie-Verlauf unter Verwendung verschiedener<br />

Behandlungsmethoden und auf der Grundlage ihrer<br />

entsprechenden Kontrollraten.<br />

Der dritte wichtige Punkt im Myopie Management<br />

sind Umgebungsfaktoren wie myope Eltern, das Alter<br />

beim Auftreten der Myopie sowie die Zeit, die mit<br />

Lesen oder der Nutzung elektronischer Geräte oder<br />

bei Tageslicht im Freien verbracht wird.<br />

Diese Faktoren können sowohl Risiko- als auch<br />

Schutzfaktoren für die Myopie-Progression, also das<br />

Fortschreiten der Kurzsichtigkeit, sein. Die Software<br />

bietet die Möglichkeit, Umgebungsfaktoren und<br />

deren Auswirkungen auf der Grundlage aktueller<br />

Forschungsergebnisse zu definieren und ihre Ver-<br />

änderungen über den Zeitraum des Myopie Managements<br />

zu veranschaulichen.<br />

Eine der großen Stärken des Lenstar Myopia sind<br />

die grafischen Visualisierungen. Dank übersichtlicher<br />

Grafiken und anschaulicher Berichte können<br />

Patienten, bzw. deren Eltern aktiv in das Myopie<br />

Management eingebunden werden, sodass eine<br />

vertrauensvolle Beziehung über viele Jahre aufgebaut<br />

werden kann. Die Software wurde in enger<br />

Zusammenarbeit mit führenden Myopie-Experten<br />

entwickelt und wird von Haag-Streit laufend weiterentwickelt.<br />

Die Haag-Streit Gruppe ist ein international tätiges<br />

Schweizer Medizintechnikunternehmen auf dem Gebiet<br />

der Augenheilkunde. Nach dem Motto “Look closer,<br />

see further“ entwickelt, produziert und vertreibt sie<br />

innovative und fortschrittliche Gesamtlösungen für<br />

die medizinische Diagnose, Behandlung und Ausbildung<br />

für Augenspezialisten.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.haag-streit.com<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Hoya Lens Deutschland GmbH entstanden.<br />

Für die Zukunft unserer Kinder:<br />

Nicht nur die Kurzsichtigkeit korrigieren, sondern auch<br />

dessen Fortschreiten reduzieren – mit MiYOSMART<br />

Text Dr. med. Hakan Kaymak, Pascal Blaser<br />

Dr. med. Hakan<br />

Kaymak<br />

Augenarzt, Augenchirurg<br />

und leitender<br />

Operateur der Breyer,<br />

Kaymak & Klabe<br />

Augenchirurgie<br />

Fortschreitende Kurzsichtigkeit – mehr als nur dickere Brillengläser<br />

Eine kontinuierlich fortschreitende Kurzsichtigkeit hat nicht immer<br />

nur dickere Brillengläser zur Folge, sondern erhöht auch das Risiko<br />

für verschiedene Augenerkrankungen im späteren Leben des Kindes.<br />

Diese können zu nicht korrigierbaren Sehbeeinträchtigungen bis hin zu<br />

einem Verlust der Sehkraft führen. Da die Kurzsichtigkeit (Fachbegriff:<br />

Myopie) häufig bereits im jungen Schulalter beginnt, sollte frühzeitig<br />

damit begonnen werden, ein übermäßiges Fortschreiten der Myopie<br />

bestmöglich zu reduzieren. Einen wichtigen Faktor für die Kontrolle des<br />

Fortschreitens der Myopie bei Kindern stellt dabei die Zusammenarbeit<br />

verschiedener Fachdisziplinen wie Kinderheilkunde, Augenheilkunde,<br />

Orthoptik und Augenoptik dar.<br />

Bisher wurden kurzsichtige Kinder mit konventionellen Einstärken-<br />

Brillengläsern ausgestattet. Diese korrigieren zwar die Kurzsichtigkeit des<br />

Kindes, jedoch wird heutzutage angenommen, dass durch die Abbildung<br />

dieser Gläser die Myopie noch schneller voranschreitet. 1<br />

Eine innovative und effektive Technologie für das Myopie-Management<br />

Das MiYOSMART Brillenglas ist das erste seiner Art und basiert auf<br />

der innovativen „Defocus Incorporated Multiple Segments“-(D.I.M.S.)<br />

Technologie, welche das Fortschreiten der Myopie des Kindes signifikant<br />

verlangsamen kann. 2 MiYOSMART mit D.I.M.S. Technologie ist ein<br />

speziell für Kinder geeignetes Brillenglas und beinhaltet auf der Vorderfläche<br />

Hunderte kleine fast unsichtbare Segmente. Durch diese Segmente<br />

wird zusätzlich zur scharfen Abbildung eine zweite Abbildungsebene im<br />

Auge erzeugt, wodurch eine effektive Verlangsamung des übermäßigen<br />

Längenwachstums des Auges erreicht und somit das Fortschreiten<br />

der Kurzsichtigkeit reduziert wird. 2 Ein weiterer Vorteil ist auch, dass<br />

MiYOSMART Brillengläser wie ganz normale Brillengläser aussehen und<br />

dem Kind nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ein klares Sehen wie mit<br />

den herkömmlichen Brillengläsern ermöglicht. Mit dem Hintergrund,<br />

dass Kinder sehr aktiv sind, wurde für MiYOSMART ein besonders<br />

robustes Material gewählt, welches Kindern außerdem einen 100-prozentigen<br />

UV-Schutz für alle Aktivitäten im Freien bietet.<br />

MiYOSMART Brillengläser bieten eine sichere und nachweisbar effektive<br />

Methode zur Hemmung des Fortschreitens der Myopie. 2 Innerhalb der<br />

am längsten durchgeführten klinischen Studie zu Brillengläsern für das<br />

Myopie-Management wurde bewiesen, dass das Fortschreiten der Myopie<br />

nach zwei Jahren des Tragens von MiYOSMART um durchschnittlich 60<br />

Prozent verlangsamt werden kann 2 und dass der Therapieeffekt auch über<br />

sechs Jahre des Tragens hinweg bestehen bleibt. 3,4 Dabei wurde auch festgestellt,<br />

dass acht von zehn Kindern im dritten Jahr keine neuen Brillengläser<br />

benötigten, da sich die Stärke nicht oder nur gering geändert hat. 3<br />

Darüber hinaus wurde das übermäßige Augenlängenwachstum auf das<br />

Niveau eines altersgerechten Wachstums verlangsamt und damit<br />

normalisiert. 5<br />

Das innovative MiYOSMART Brillenglas wurde bereits von rund zwei<br />

Millionen Eltern erworben. 6 In Asien, Australien, Kanada, Frankreich und<br />

Italien ist es bereits seit Längerem auf dem Markt, und seit dem Frühjahr<br />

2021 ist es auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar.<br />

Pascal Blaser<br />

Medical Affairs<br />

Manager Myopia der<br />

Hoya Vision Care<br />

Quellen: [1] Christine F. Wildsoet, Audrey Chia, Pauline Cho, Jeremy A. Guggenheim, Jan Roelof Polling, Scott Read, Padmaja Sankaridurg, Seang-Mei Saw, Klaus Trier, Jeffrey J. Walline, Pei-Chang Wu, James S. Wolffsohn;<br />

IMI – Interventions for Controlling Myopia Onset and Progression Report. Invest. Ophthalmol. Vis. Sci. 2019;60(3): https://doi.org/10.1167/iovs.18-25958 [2] Lam CSY, Tang WC, Tse DY, Lee RPK, Chun RKM, Hasegawa K, Qi H,<br />

Hatanaka T, To CH. Defocus Incorporated Multiple Segments (DIMS) spectacle lenses slow myopia progression: a 2-year randomized clinical trial. British Journal of Ophthalmology. Published Online First: 29 May 2019. doi:<br />

10.1136/bjophthalmol-2018-313739 [3] Lam CS, Tang WC, Lee PH, et al Myopia control effect of defocus incorporated multiple segments (DIMS) spectacle lens in Chinese children: results of a 3-year follow-up study British<br />

Journal of Ophthalmology Published Online First: 17 March 2021. doi: 10.1136/bjophthalmol-2020-317664 [4] 4) Lam CSY, Tang WC, Zhang A , Ts e D, To CH. Myopia control in children wearing DIMS spectacle lens: 6 years<br />

results. The Association for Research in Vision and Ophthalmology (ARVO) 2 02 2 Annual Meeting, May 1-4, Denver, US. https://iovs.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2781769 [5] Kaymak H, Graff B, Neller K, Langenbucher<br />

A, Seitz B, Schwahn H. Myopietherapie und Prophylaxe mit „Defocus Incorporated Multiple Segments“-Brillengläsern [Myopia treatment and prophylaxis with defocus incorporated multiple segments spectacle<br />

lenses]. Ophthalmologe. 2021 Dec;118(12):1280-1286. German. doi: 10.1007/s00347-021-01452-y [6] Hoya interne Daten. Basierend auf der Anzahl der verkauften Gläser gemäß den Hoya-Verkaufsdaten (Stand: Juni 2022)


6<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Mehr als eine TV-Kampagne:<br />

Mit dem Zweiten (Auge) sieht man besser!<br />

Text Melanie van Waveren<br />

Melanie van Waveren<br />

Geschäftsführende Vorsitzende<br />

Berufsverband Orthoptik<br />

Deutschland e. V. (BOD)<br />

Die Augen sind an der Wahrnehmung<br />

unserer Umwelt zu<br />

80 Prozent beteiligt, gutes Sehen<br />

ist daher für die gesamte<br />

Entwicklung des Kindes wichtig.<br />

Die Sehfunktionen entwickeln sich ab<br />

dem Säuglingsalter. Sie sind in dieser<br />

sensitiven Phase, der Zeit der schnellen<br />

visuellen Reifung, extrem störanfällig.<br />

Diese hat ihr Maximum in den ersten<br />

Lebensmonaten und nimmt langsam bis<br />

zum 6. Lebensjahr ab. Eine Restsensibilität<br />

ist noch bis etwa zum 14. Lebensjahr<br />

vorhanden.<br />

Schielen (Strabismus) ist eine der Störungen,<br />

die die Sehentwicklung beeinträchtigen<br />

können. Unter Schielen versteht<br />

man eine ständige oder immer wieder<br />

auftretende Fehlstellung der Augen. Rund<br />

vier Millionen Menschen in Deutschland<br />

haben eine Schielerkrankung.<br />

Durch das Schielen kommt es neben<br />

dem Verlust des räumlichen Sehens<br />

(3D-Sehen) in vielen Fällen auch zu einer<br />

Sehschwäche (Amblyopie). Um Doppelbilder<br />

zu vermeiden, wird der Seheindruck<br />

am schielenden Auge unterdrückt.<br />

Dies führt dazu, dass sich das<br />

Sehen auf dem betroffenen Auge nicht<br />

weiterentwickelt. Wird eine Amblyopie<br />

nicht rechtzeitig erkannt und behandelt,<br />

bleibt sie lebenslang bestehen.<br />

Es gibt verschiedene Therapieformen bei<br />

Amblyopie, angefangen bei einer Brille<br />

bis zu Augenpflastern sowie in den letzten<br />

Jahren auch digitalen Trainingsmethoden.<br />

Dabei ist die Therapieform von der Art<br />

der Amblyopie und auch von ihrer Stärke<br />

abhängig. Für alle Amblyopietherapien gilt,<br />

dass durch eine vorübergehende Schwächung<br />

des Seheindrucks des besser<br />

sehenden Auges eine verstärkte Nutzung<br />

des amblyopen Auges entsteht und<br />

dadurch die Sehentwicklung wieder<br />

aktiviert wird.<br />

Die sogenannte faziale Okklusionstherapie<br />

(Pflasterbehandlung) ist trotz<br />

neuer digitaler Therapieformen die effektivste.<br />

Dabei wird je nach Alter des Kindes<br />

das gute Auge stundenweise abgedeckt.<br />

Der Vorteil der Therapiemethode liegt<br />

neben der einfachen Handhabung auch<br />

in den guten Ergebnissen bei konsequenter<br />

Durchführung.<br />

Das schwache Auge wird durch die<br />

Okklusion (Abdeckung) trainiert.<br />

Die Therapiedauer hängt von vielen Faktoren<br />

ab, vor allem davon, wie ausgeprägt<br />

die Amblyopie ist. Ein weiterer wichtiger<br />

Faktor ist – wie bei allen Therapien – die<br />

Akzeptanz der Therapie. Je sorgfältiger<br />

die Therapie durchgeführt wird, desto<br />

schneller stellt sich ein Erfolg ein. Gerade<br />

bei der Amblyopietherapie ist es wichtig,<br />

sie möglichst früh konsequent durchzuführen,<br />

denn je weiter die sensitive<br />

Phase vorangeschritten ist, desto länger<br />

dauert es, bis sich ein Erfolg zeigt.<br />

Daher gilt:<br />

Je früher Schielen und Sehschwäche<br />

entdeckt und behandelt werden,<br />

umso erfolgreicher kann die Amblyopie<br />

behandelt werden!<br />

Unser Video „Mia und die Augenpflaster“<br />

zeigt Ihnen und Ihrem Kind, wie der<br />

Ablauf der Untersuchung und Therapie<br />

erfolgt.<br />

Weitere Informationen und<br />

Patientenratgeber finden Sie unter:<br />

www.orthoptik.de<br />

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... natürlich sanft<br />

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Okklusionstherapie<br />

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Sanfte<br />

Augenokklusionspflaster<br />

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Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7<br />

Man darf sich nicht verstecken<br />

Jens Flach ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Selbst vom Glaukom betroffen und quasi blind, Familienvater, darunter ein ebenfalls<br />

an Glaukom erkranktes Kind, hält ihn nichts davon ab, sein Leben positiv zu gestalten. So unterrichtet er als Lehrer an einem Gymnasium<br />

für Blinde und Sehbehinderte, ist nebenbei Musiker und engagiert sich ehrenamtlich für andere Betroffene im Bundesverband Glaukom-<br />

Selbsthilfe. Hier fungiert er als stellvertretender Vorsitzender und Leitung Fachbereich Kinder Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe e. V. Im<br />

Interview erzählt er von seinen persönlichen Erfahrungen und davon, wie es ist ein Kind mit dieser Erkrankung zu unterstützen.<br />

Text Anna Derbsch<br />

Bei Ihnen hat die Krankheit, anders als in den<br />

meisten Fällen, einen schwerwiegenden Verlauf<br />

genommen. Erzählen Sie uns kurz<br />

von Ihrem persönlichen Schicksal.<br />

Ich kam mit Glaukom zur Welt, und so gehörten OPs und Besuche<br />

beim Augenarzt ganz selbstverständlich dazu. Mir fiel zwar auf,<br />

dass das bei anderen Kindern nicht so war, was mich aber nicht<br />

weiter störte, weil meine Eltern nie ein Drama daraus machten.<br />

Da Glaukom schleichend voranschreitet, bemerkte ich die<br />

Sehverschlechterungen nie abrupt. Im Rückblick werden sie<br />

aber deutlich. Nach zwei Jahren Grundschule musste ich auf<br />

eine Schule für Blinde wechseln, um Braille-Schrift zu lernen.<br />

Bis zu meinem Studium arbeitete ich dann mit einer<br />

Mischung aus Punkt- und vergrößerter Normalschrift. Dann<br />

musste ich mich sukzessive vom Lesen mit den Augen<br />

verabschieden. Mit Anfang 30 erlitt ich eine Netzhautablösung<br />

und kann heute nur noch Licht wahrnehmen.<br />

Eines von Ihren drei Kindern hat die Krankheit<br />

geerbt. Wann wurde das festgestellt und<br />

wie wurde Ihre Tochter dann behandelt?<br />

Wie auch bei mir wurde es bei unserer Tochter mit etwa sechs<br />

Monaten festgestellt. Beim angeborenen Glaukom sind OPs die<br />

erste Wahl. Mittlerweile – sie ist heute 11 – waren insgesamt 20<br />

OPs nötig. Begleitend wird noch mit Augentropfen therapiert.<br />

Wie geht es Ihrer Tochter heute? Wie meistert sie ihren Alltag?<br />

Sie ist ein sehr lebensfrohes und starkes Kind. Ein Auge ist zwar<br />

blind, aber dies kann sie mit dem anderen so kompensieren, dass<br />

man ihr im Alltag nichts anmerkt. Schule, Sport, Freundinnen<br />

treffen – wir sind sehr glücklich, dass dies nicht anders läuft als<br />

bei anderen Mädels.<br />

Der Alltag mit drei Kindern ist auch für Familien mit gesunden<br />

Kindern manchmal eine Herausforderung.<br />

Welche Situationen sind für Sie besonders schwierig?<br />

Das ist die Welt, in der unsere Kinder aufwachsen, die für sie<br />

normal ist. Belastungen treten immer nur punktuell auf: z. B.<br />

Krankenhausaufenthalte oder organisatorische Schwierigkeiten,<br />

weil ich wegen meiner Blindheit gewisse Aufgaben nicht übernehmen<br />

kann.<br />

Woher nehmen Sie diese Stärke und was möchten Sie<br />

anderen betroffenen Eltern mit auf den Weg geben?<br />

Man darf Belastungen nicht leugnen, sollte ihnen und der Erkrankung<br />

aber nicht zu viel Bedeutung beimessen. Wir versuchen, uns<br />

auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Selbst mit einer Sehbehinderung<br />

oder Blindheit kann man ein glückliches Leben<br />

führen. Man darf sich nicht verstecken. Gerade Kinder mit einer<br />

Sehbehinderung müssen Bewegungs- und Umwelterfahrungen<br />

machen, um sich zu entwickeln. Ermöglichen Sie es ihnen!<br />

Wie kann der Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe<br />

dabei unterstützen?<br />

Neben unserem Infoangebot rund um Medizin und Förderpädagogik<br />

sehen wir uns als Vernetzungs- und Austauschbörse.<br />

Wenn man spürt, dass man mit der Erkrankung nicht alleine ist,<br />

fällt es viel leichter, das Gefühl der Belastung abzuschütteln. Wir<br />

freuen uns über jede Kontaktaufnahme im Internetforum, bei<br />

Facebook, per E-Mail oder Telefon.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.glaukom-kinder.de<br />

Strong<br />

So heißt das Lied, das Jens Flach aus Marburg<br />

für seine Tochter Norina (11) geschrieben hat.<br />

“You’re strong“, heißt es in dem Text – und stark<br />

ist Norina wirklich, mit der musikalischen Unterstützung<br />

von Papa und seiner Band J-Flat Major<br />

meistert sie ihr Schicksal.<br />

Auf dem Youtube-Kanal von Jens Flach<br />

„J-Flat Major“ oder auch auf Spotify können Sie<br />

den Mutmacher-Song selbst hören!<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinder- Glaukomzentrum Mainz entstanden.<br />

Deutsches Kinder-Glaukomzentrum<br />

Text Univ.-Prof. Dr. med. Esther M. Hoffmann, Dr. med. Julia V. Stingl<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

med. Esther M.<br />

Hoffmann<br />

Leitung der Abteilung<br />

für Glaukomerkrankungen<br />

und<br />

des Deutschen<br />

Kinder-Glaukomzentrums<br />

der<br />

Augenklinik der<br />

Universitätsmedizin<br />

Mainz<br />

Das kindliche Glaukom<br />

Glaukom (im Volksmund „Grüner Star“<br />

genannt) ist eine der häufigsten Erblindungsursachen<br />

weltweit. Ursache ist<br />

der unwiederbringliche Untergang von<br />

Nervenfasern des Sehnervs, der durch<br />

einen hohen Augendruck oder schlechte<br />

Durchblutung bedingt sein kann. 1-2<br />

Prozent der Bevölkerung sind von<br />

dieser Volkskrankheit betroffen, die zu<br />

fortschreitenden Ausfällen des äußeren<br />

Gesichtsfeldes führt. Dabei nimmt das<br />

Risiko mit dem Alter zu.<br />

Doch nicht nur ältere Menschen sind von<br />

der Erkrankung betroffen. Das Glaukom<br />

kann in seltenen Fällen auch angeboren<br />

sein oder in der Kindheit auftreten. Unbehandelt<br />

führt das kindliche Glaukom<br />

zur Erblindung. Während die Erkrankung<br />

beim Erwachsenen langsam und<br />

schleichend vorangeht, führt ein angeborenes<br />

Glaukom meist schon direkt nach<br />

der Geburt aufgrund eines sehr hohen<br />

Augeninnendruckes zu einem krankhaft<br />

vergrößerten Augapfel („Buphthalmus“).<br />

Häufig wird der Buphthalmus von Lichtempfindlichkeit<br />

und Tränenlaufen begleitet,<br />

da die Hornhaut eintrüben kann.<br />

Ursache ist eine embryonale Fehlbildung<br />

des Kammerwinkels, wodurch die Ableitung<br />

des Kammerwassers, das ständig neu<br />

im Auge gebildet wird, fehlt. Wie es zu<br />

dieser Fehlbildung kommt, ist weitgehend<br />

ungeklärt. In manchen Fällen können<br />

Veränderungen in bestimmten Genen gefunden<br />

werden, die weiter vererbbar sind.<br />

Eine erfolgreiche Behandlung des angeborenen<br />

Glaukoms erfordert eine Operation,<br />

die bei 80 - 90 Prozent der Kinder<br />

erfolgreich verläuft und den Augeninnendruck<br />

stabilisiert. Da die kleinen Augen<br />

durch den hohen Augeninnendruck<br />

schnell größer werden, ohne dass die<br />

zarten Strukturen mitwachsen können,<br />

ist dadurch die Lederhaut oftmals sehr<br />

dünn. Das Operieren solcher Augen verlangt<br />

daher nach einer erfahrenen Hand<br />

mit hoher Expertise.<br />

Trotz Operation wird eine gute Sehschärfe,<br />

die beispielsweise Lesen ermöglicht,<br />

im Schnitt nur in 40-80 Prozent erzielt.<br />

Ursache für eine reduzierte Sehkraft<br />

können neben dem druckbedingten<br />

Glaukom-schaden am Sehnerv und<br />

Eintrübungen der Hornhaut auch durch<br />

eine Schwachsichtigkeit („Amblyopie“)<br />

entstehen. Um dies zu verhindern, ist<br />

eine enge Zusammenarbeit mit einem/r<br />

Orthoptisten/in notwendig, der/die den<br />

Refraktionsfehler mittels Brille korrigiert<br />

und ein eventuell schwachsichtiges Auge<br />

durch Abkleben des besseren Auges<br />

„trainiert“ (sogenannte Okklusionstherapie).<br />

Deutsches Kinder-Glaukomzentrum<br />

Mainz<br />

Die Augenklinik der Universitätsmedizin<br />

Mainz betreibt seit 2017 das Deutsche<br />

Kinder-Glaukomzentrum. Pro Jahr<br />

werden etwa 200 Kinder in der Kinderglaukomsprechstunde<br />

betreut, knapp<br />

die Hälfte wird operiert. Etwa 20 Prozent<br />

der Kinder sind dabei jünger als 1 Jahr.<br />

Für eine umfassende und erfolgreiche<br />

Behandlung steht ein eingespieltes Team<br />

an Pflegekräften, NarkoseärztInnen,<br />

KinderärztInnen, HumangenetikerInnen<br />

und OrthoptistInnen zur Verfügung, die<br />

die Betreuung rund um den stationären<br />

Aufenthalt übernehmen und die Kinder<br />

begleiten. Die Untersuchung muss<br />

insbesondere bei Neugeborenen und<br />

Kleinkindern in der Regel in Vollnarkose<br />

stattfinden. Hierfür steht ein spezialisiertes<br />

Kinder-Anästhesieteam der Klinik<br />

für Anästhesiologie der Universitätsmedizin<br />

Mainz zur Verfügung. Bereits bei<br />

Erstvorstellung der kleinen PatientInnen<br />

im Kinder-Glaukomzentrum erfolgt<br />

eine anästhesiologische Mitbeurteilung.<br />

Besondere Aspekte, wie Frühgeburtlichkeit<br />

oder das Vorliegen von syndromalen<br />

Erkrankungen können so frühzeitig festgestellt<br />

werden, um individuellen Bedürfnissen<br />

und Erfordernissen vor, während<br />

oder nach der Operation entsprechend<br />

nachkommen zu können. Weiter erhalten<br />

PatientInnen und Eltern<br />

Informationen über die Möglichkeit<br />

einer genetischen Beratung über das<br />

Humangenetische Institut. Um weitere<br />

Informationen über kindliche Glaukome<br />

zu gewinnen, spielt auch die Forschung<br />

eine wichtige Rolle im Kinder-Glaukomzentrum.<br />

Beispielsweise wurde eine<br />

Registerstudie („Register für kindliche<br />

Glaukome in Deutschland“) etabliert,<br />

dessen Ziel die Untersuchung von<br />

Häufigkeit, Ursachen, Versorgung und<br />

Therapie dieser Erkrankung ist. Aktuell<br />

wird dieses Register zu einer multizentrischen,<br />

deutschlandweiten Studie<br />

erweitert, um möglichst alle Kinder mit<br />

Glaukom in Deutschland zu erfassen.<br />

Dr. med. Julia<br />

V. Stingl<br />

Clinical Research<br />

Fellow und<br />

Assistenzärztin an<br />

der Augenklinik<br />

der Universitätsmedizin<br />

Mainz<br />

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8<br />

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Wie schafft<br />

sie das bloß?<br />

Jennifer Malcherek ist sehbehindert und<br />

täglich mit ihrem kleinen Sohn auf Achse.<br />

FOTOS: PRIVAT<br />

EINE FAMILIE BEINAHE WIE JEDE ANDERE AUCH: LIO, SVEN UND JENNIFER IN EINEM DÄNEMARK-URLAUB. DIE ÄRZTE SAGEN:<br />

ES IST UNWAHRSCHEINLICH, DASS DER KLEINE AUCH ERKRANKT. AUCH DAS IST EIN LICHTBLICK FÜR DIE FAMILIE.<br />

Text Susanne Hölter<br />

Jennifer Malcherek ist Mama mit<br />

jeder Faser ihres Herzens. Lio<br />

heißt der süße Junge. Er ist gerade<br />

zwei Jahre alt geworden und hält<br />

seine Mama ganz schön auf Trab. Wie<br />

anstrengend das sein kann, wissen viele<br />

junge Mütter. Aber die Geschichte von<br />

Jennifer Malcherek ist eine besondere:<br />

Sie hat Retinitis pigmentosa. Das ist eine<br />

Sehbehinderung, bei der man von seiner<br />

Umwelt ungefähr so viel sieht, als würde<br />

man durch ein Schlüsselloch gucken. Ein<br />

Normalsichtiger hat ein Blickfeld von 180<br />

Grad, bei der 30-Jährigen sind es gerade<br />

noch fünf Grad.<br />

Das ist wenig, verdammt wenig. Ein vermaledeiter<br />

Zufall war es, dass bei Jennifer<br />

die Augenerkrankung durchbrach. Retinitis<br />

pigmentosa ist eine Genkrankheit.<br />

Bei Jennifer Malcherek tragen beide<br />

Elternteile sie in ihrem Erbgut – ohne<br />

selbst erkrankt zu sein. Beide haben sie an<br />

Jennifer vererbt; ihre Augen erkrankten.<br />

Wie alles begann? Sonnenlicht hat sie<br />

schon früh stark geblendet, und in der<br />

Nacht konnte sie früh schlecht sehen.<br />

„Ich habe Gläser umgeworfen bei Tisch“,<br />

erzählt die Hamburgerin, „fünfmal<br />

hintereinander.“ Beim Autofahren sei<br />

sie unsicher gewesen; verursachte sogar<br />

wegen ihrer eingeschränkten Sicht zwei<br />

Unfälle. „Ich war mehrmals beim Augenarzt“,<br />

erzählt sie. „Doch der hat immer<br />

gesagt, dass die Sehschärfe okay sei“,<br />

erinnert sich Jennifer. „Er hätte das Gesichtsfeld<br />

kontrollieren müssen“, weiß sie<br />

heute. Die Freundin ihres Bruders hat sie<br />

schließlich zu einem anderen Augenarzt<br />

gelotst. „Die Freundin lernte bei einem<br />

Augenarzt und sah, was mir ständig<br />

passierte“, so Jennifer Malcherek.<br />

Als die junge Frau die Diagnose bekam,<br />

war sie schwanger. Im dritten Monat. Die<br />

Freude über das noch ungeborene Kind<br />

war riesig. Das Hochgefühl trug sie durch<br />

die Schwangerschaft. „Als der Kleine<br />

dann da war, hat mich der Alltag eingeholt.“<br />

Alles, alles, alles ist beschwerlich.<br />

„Ich muss mich immer konzentrieren,<br />

immer aufpassen.“ Es kann passieren,<br />

dass sie mit dem Kinderwagen versehentlich<br />

gegen Poller fährt, die Wege begrenzen.<br />

„Doch der Kleine soll ja auch raus an die<br />

frische Luft kommen“, sagt sie. Einkaufen<br />

mit einem Kleinkind ist der pure Stress.<br />

Davon können auch normal sehende<br />

Mütter ein Lied singen. Doch für Jennifer<br />

Malcherek ist alles noch schwieriger: „Habe<br />

ich alles aufs Band geräumt? Habe ich<br />

danach alles wieder in meinen Einkaufswagen<br />

gepackt? Hoffentlich bleibt das<br />

Kind ruhig.“ Und wenn wieder einmal ein<br />

Missgeschick passiert, auch das:<br />

„Was mögen nur die anderen denken?“<br />

Sehr geholfen hat<br />

das Miteinander<br />

mit anderen<br />

Betroffenen,<br />

die ich in der<br />

Selbsthilfegruppe<br />

von<br />

PRO RETINA<br />

kennenlernte.<br />

Auf dem Spielplatz macht sich der kleine<br />

Lio gerne selbstständig. Spielt hier, will<br />

dahin klettern, läuft zu anderen Kindern.<br />

Jennifer ist ständig auf „hab acht“. „Ich<br />

kann mich kein Stück ablenken lassen.<br />

Im Gespräch mit anderen kann ich mich<br />

anderen nicht zuwenden. Ich kann die<br />

anderen Mütter nicht ansehen.“ Möglicherweise<br />

wirke das auf die anderen arrogant,<br />

bedauert sie. Doch im Allgemeinen sei<br />

das Verständnis sehr groß, wenn sie ihre<br />

Beeinträchtigung darlege. Jennifer trägt<br />

auch einen Sehbehinderten-Button an der<br />

Kleidung, das sind drei schwarze Punkte<br />

auf gelben Grund, das helfe ihr.<br />

Wenn sie ohne Kind unterwegs ist, nimmt<br />

sie ihren weißen Langstock zur Hand.<br />

Aber auch das gibt es: „Manchmal fühle<br />

ich mich beobachtet von anderen Müttern.<br />

Ein unausgesprochenes ,Wie schafft die<br />

das bloß?‘ liegt dann in der Luft. Aber die<br />

Leute meinen es ja nicht böse“, sagt die<br />

Mutter.<br />

Information<br />

Seit Anfang August ist Jennifer zurück<br />

aus der Elternzeit und wieder in ihrem<br />

Beruf tätig. Sie ist gelernte Kauffrau für<br />

Dialogmarketing und arbeitet in der<br />

Mahnabteilung einer Bank. „Mein Arbeitgeber<br />

ist sehr kulant und hat mir einen<br />

Homeoffice-Arbeitsplatz eingerichtet“,<br />

freut sie sich.<br />

„Jetzt aber Butter bei die Fische“, sagt die<br />

Hamburgerin. „Es klingt alles gut – aber<br />

es ist nicht einfach.“ Der Augenarzt lobt<br />

sie gerne beschwichtigend: „Sie kommen<br />

doch super zurecht!“ Doch das wird ihr<br />

nicht gerecht. Es gibt auch Angst und<br />

trübe Tage. „An schlechten Tagen frage<br />

ich mich, warum ich es so schwerhabe“.<br />

Sehr geholfen hat ihr das Miteinander mit<br />

anderen Betroffenen, die sie in der Selbsthilfegruppe<br />

von PRO RETINA kennenlernte.<br />

Das sind Gespräche auf Augenhöhe.<br />

„Betroffene wissen, wovon sie<br />

sprechen. Ihre Tipps sind authentisch, sie<br />

sind hilfreich.“ Und ganz besonders dankbar<br />

ist sie ihrer Familie: „Ich bekomme so<br />

viel Unterstützung von meinem Mann,<br />

meinen Eltern und meiner Tante, das ist<br />

im Alltag eine große Hilfe und bedeutet<br />

mir sehr viel.“<br />

Wenn Lio alt genug ist, wird die Familie<br />

auch ihn durchchecken lassen. Zum<br />

Glück ist die Wahrscheinlichkeit jedoch<br />

gering, dass der Junge den Gendefekt<br />

geerbt hat, aber „es ist natürlich wichtig,<br />

die Augen untersuchen zu lassen, wenn<br />

Erkrankungen in der Familie vorliegen“,<br />

so Jennifer.<br />

Auf die Frage, was Jennifer sich von der<br />

Zukunft erhofft, antwortet die starke<br />

Frau zuversichtlich, aber auch demütig.<br />

„Ich hoffe, dass die Krankheit langsam<br />

voranschreitet und ich noch ganz viele<br />

Jahre mit meiner Familie genießen kann,<br />

und natürlich, dass die Forschung weiter<br />

vorankommt.“<br />

Der Selbsthilfeverein PRO RETINA Deutschland e. V. ist mit bundesweit mehr<br />

als 6.500 Mitglieder in rund 60 Regionalgruppen die größte und älteste<br />

Patientenvereinigung von und für Menschen mit Netzhauterkrankungen und<br />

deren Angehörige. PRO RETINA unterstützt Betroffene und ihre Angehörigen<br />

nach dem Leitsatz „Krankheit bewältigen, selbstbestimmt leben“, fungiert als<br />

Bindeglied zwischen Patient und Arzt und unterstützt die Forschungsförderung,<br />

damit neue Therapien entwickelt werden.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.pro-retina.de


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />

LHON: Rasche<br />

Aufklärung ist wichtig<br />

Bei LHON, der Leberschen hereditären Optikusneuropathie, kommt es durch eine erbliche Mutation in<br />

Nervenzellen der Netzhaut zu einer Schädigung des Sehnervs. Die Erkrankung geht mit einer massiven<br />

Verschlechterung des Sehvermögens einher. Wir sprachen mit Professor Dr. Wolf Lagrèze vom Universitätsklinikum<br />

Freiburg über die Erkrankung, eine vielsprechende neue Behandlungsmethode und darüber warum es wichtig ist,<br />

bei Diagnosestellung auch an seltene Erkrankungen zu denken.<br />

Text Miriam Rauh<br />

Prof. Lagrèze, derzeit wird<br />

ein Verfahren für eine Gentherapie<br />

bei LHON geprüft. Um<br />

was geht es genau?<br />

Das Medikament wird dabei mit einer<br />

Kanüle in den Glaskörper injiziert, ähnlich<br />

der Behandlung von Makuladegeneration.<br />

Dabei schleust ein Virusvektor eine<br />

intakte Kopie des defekten Gens in die<br />

Nervenzellen ein, welche als Vorlage für<br />

die Produktion des Proteins ND4 dient.<br />

ND4 spielt in den Mitochondrien eine<br />

zentrale Rolle für die Energieproduktion<br />

der Zellen. Die Mitochondrien erzeugen<br />

in der Folge mehr Energie und sichern die<br />

Versorgung der Nervenzellen, sodass<br />

wieder Seheindrücke an das Gehirn<br />

weitergeleitet werden können.<br />

Es heißt, das Auge ist ein „Immunprivilegiertes<br />

Organ“. Was bedeutet<br />

das?<br />

Es zeigt eine andere Immunreaktion als<br />

andere Organe. Das hat den biologischen<br />

Sinn, dass die Entzündungsreaktionen<br />

des Auges bei einer Verletzung etwas milder<br />

ablaufen und damit die Sehfunktion<br />

weniger beeinträchtigt wird. Sowohl das<br />

Auge als auch das Immunsystem spielten<br />

in der Evolution für das Überleben eine<br />

wichtige Rolle. Um die negativen Folgen<br />

einer Immunantwort zu mildern, hat<br />

sich im Auge ein einzigartiger immunregulatorischer<br />

Mechanismus entwickelt.<br />

Würde man den Virusvektor in ein<br />

anderes Organ injizieren, zöge dies<br />

möglicherweise eine heftigere Immunantwort<br />

nach sich. Das Auge ist somit für<br />

eine derartige Behandlung prädestiniert.<br />

Wie sicher ist das Verfahren?<br />

Ich halte es für sicher, zumal Sicherheitsaspekte<br />

jeder neuen Therapie in den zulassungsrelevanten<br />

Studien sehr sorgfältig<br />

geprüft werden. Injektionen in das Auge<br />

sind eine inzwischen 100.000-fach praktizierte<br />

Verabreichung von Medikamenten.<br />

Bei dieser sogenannten IVOM kann es zu<br />

Blutungen oder zu einer Infektion kommen,<br />

aber das sind seltene Nebenwirkungen.<br />

Wenn lokale Entzündungsreaktionen auftreten,<br />

können diese in der Regel gut mit<br />

Cortison behandelt werden.<br />

Wie wirksam und nachhaltig ist<br />

diese Behandlung? Muss mehrfach<br />

behandelt werden?<br />

Nein, es gibt zu dieser Therapie Studiendaten<br />

mit fünf-Jahres-Ergebnissen,<br />

die zeigen, dass eine einmalige Behandlung<br />

innerhalb dieser Zeit<br />

einen dauerhaften Effekt hat.<br />

Gibt es die Möglichkeit zur Heilung?<br />

Von Heilung würde ich nicht sprechen.<br />

Eine 100-prozentige Erholung ist nicht<br />

möglich, da durch die Erkrankung bereits<br />

Nervengewebe geschädigt wurde. Man<br />

schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit, als<br />

LHON-Patient von einer schweren Sehbehinderung<br />

betroffen zu sein und im Sinne<br />

des Gesetzes als „blind“ zu gelten, was in<br />

Deutschland eine Sehschärfe unter 0,02<br />

bedeutet, bei 60 Prozent liegt. Mit einer<br />

medikamentösen Behandlung durch<br />

Idebenon sinkt die Wahrscheinlichkeit auf<br />

30 Prozent und mit der Gentherapie wird<br />

sie bei etwa 20 Prozent liegen.<br />

Ist die Gentherapie in Deutschland<br />

zugelassen?<br />

Aktuell nicht, die klinischen Studien<br />

wurden international durchgeführt – nun<br />

werden die Zulassungen auf nationaler<br />

Ebene geprüft. Hierbei geht es um Nutzensowie<br />

Sicherheitsbewertung und um<br />

Preisfindung.<br />

An wen können sich Betroffene<br />

wenden?<br />

Wenn man eine beträchtliche Minderung<br />

des Sehvermögens feststellt, sollte man<br />

zunächst zu einem Augenarzt gehen und<br />

die Symptome abklären lassen. Denn<br />

es können ja viele verschiedene Augenerkrankung<br />

die Ursache sein.<br />

Professor Dr. Wolf Lagrèze<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

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GENOMISCHE MEDIZIN<br />

BEI SELTENEN NETZHAUTERKRANKUNGEN<br />

GenSight Biologics, ein Biopharma-Unternehmen aus Frankreich,<br />

hat sich auf die Forschungsarbeit an schweren neurodegenerativen<br />

Augenerkrankungen und Erkrankungen<br />

des zentralen Nervensystems spezialisiert. Die innovativen<br />

Therapieansätze fokussieren sich dabei besonders auf Patientinnen<br />

und Patienten mit Leberscher hereditärer Optikusneuropathie<br />

(LHON) und Retinitis pigmentosa.<br />

Am weitesten fortgeschritten ist eine Gentherapie, die aus<br />

der Forschung am Institut de la Vision in Paris hervorgeht<br />

und in einem klinischen Studienprogramm bei mehr als 200<br />

Patientinnen und Patienten mit Leberscher Hereditärer Optikusneuropathie<br />

(LHON) entwickelt wird. Der gentherapiebasierte<br />

Ansatz ist so konzipiert, dass beide Augen mittels<br />

einer einzigen intravitrealen Injektion behandelt werden.<br />

Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten eine nachhaltige<br />

Wiederherstellung des Sehvermögens und eine<br />

weitgehende Verbesserung der Lebensqualität zu<br />

ermöglichen. Damit wird ein großer medizinischer<br />

Bedarf in dieser sehr seltenen Erkrankung angegangen.<br />

Von der European Medicine Agency wird<br />

derzeit der Antrag auf Marktzulassung überprüft.<br />

Diese wird für 2023 erwartet.<br />

GenSight Biologics untersucht mit seinem zweiten<br />

Therapiekandidaten eine Behandlung zur Wiederherstellung<br />

des Sehvermögens bei Patienten, die an Retinitis<br />

pigmentosa im Spätstadium leiden. Der optogenetische<br />

Ansatz ist unabhängig von den spezifischen genetischen<br />

Mutationen und hat potenzielle Anwendungen bei anderen<br />

Erkrankungen der Netzhaut, wie der trockenen altersbedingten<br />

Makuladegeneration.<br />

A LEADING GENE THERAPY BIOTECHNOLOGY COMPANY<br />

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10<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Diabetes<br />

kann ins Auge gehen<br />

Diabetes hat Auswirkungen auf den ganzen Körper- auch auf die Augen.<br />

Die diabetische Retinopathie ist eine häufige Komplikation des Diabetes.<br />

Unbehandelt kann dies zu Sehverlust und Erblindung führen. Da erste<br />

Schädigungen der Netzhaut vom Betroffenen selbst nicht erkannt werden können,<br />

sind regelmäßige Augenuntersuchungen von großer Wichtigkeit. Denn frühzeitig<br />

erkannt, kann der Augenarzt frühzeitig mit der Therapie beginnen und ein<br />

mögliches Fortschreiten der Krankheit einschränken.<br />

Text Anna Derbsch<br />

Was passiert bei der diabetischen<br />

Retinopathie?<br />

Bei einem lange bestehenden oder<br />

schlecht eingestellten Diabetes kommt es zu<br />

Gefäßveränderungen und Durchblutungsstörungen<br />

der Netzhaut (Retina). Die Erkrankung<br />

beginnt mit Schäden der kleinsten Blutgefäße<br />

in der Netzhaut. In der Folge werden die Gefäße<br />

durchlässig und brüchig, es tritt Blut in das umliegende<br />

Gewebe aus.<br />

Bei ungefähr einem Viertel der Menschen mit<br />

Typ-1-Diabetes tritt im Laufe ihrer Erkrankung<br />

eine diabetische Retinopathie auf. Bei einem Typ-<br />

2-Diabetes besteht oft schon bei der Diagnose eine<br />

beginnende diabetische Retinopathie. Häufig ist<br />

es sogar der Augenarzt, der aufgrund von Veränderungen<br />

der Netzhautgefäße einen Diabetes (Typ<br />

2) diagnostiziert.<br />

Erste erkennbaren Veränderungen am Augenhintergrund<br />

machen keine Beschwerden, sie<br />

werden kaum bemerkt. Nur in fortgeschrittenen<br />

Stadien der Netzhautschädigung können<br />

Symptome auftreten:<br />

• Sehverschlechterung, die nicht durch eine<br />

Änderung der Sehhilfe behoben werden<br />

kann<br />

• Leseschwierigkeiten<br />

• Störung des Farbsinns<br />

• Verschwommenes und/ oder<br />

verzerrtes Sehen<br />

• Blutungsherde entstehen, die Betroffene<br />

als schwarze Flecken wahrnehmen<br />

(Rußregen)<br />

Welche Stadien der diabetischen<br />

Retinopathie werden unterschieden?<br />

1Nicht proliferative Retinopathie<br />

Im Anfangsstadium bleibt sie für den Patienten<br />

lange unbemerkt, da die Veränderungen nur<br />

sehr leichte oder noch gar keine Sehstörungen<br />

verursachen. Bei der augenärztlichen Untersuchung<br />

können hier vor allem Blutungen und<br />

Gefäßveränderungen am Augenhintergrund<br />

festgestellt werden.<br />

2Proliferative Retinopathie<br />

Sie stellt die schwerste Ausprägung der<br />

diabetischen Netzhauterkrankung dar und geht<br />

aus der nicht proliferativen Form hervor. In<br />

diesem Stadium der diabetischen Retinopathie<br />

werden mehr und mehr Blutgefäße blockiert.<br />

Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung,<br />

auf die der Körper reagiert, indem er neue,<br />

krankhafte Gefäße bildet.<br />

Information<br />

Diese Gefäße wachsen – wie bei Glaskörpererkrankungen<br />

– in den Glaskörper hinein und<br />

führen dort zu Blutungen und zu Ablösungen<br />

der Netzhaut. Die Sehkraft verschlechtert sich<br />

dabei schlagartig.<br />

3Diabetisches Makulaödem<br />

Ist der Bereich des scharfen Sehens (Makula)<br />

von den Gefäßveränderungen mit einhergehender<br />

Schwellung der Netzhaut betroffen,<br />

ist ein diabetisches Makulaödem entstanden.<br />

Behandlungsmöglichkeiten der<br />

diabetischen Retinopathie<br />

Heilbar ist die Erkrankung bisher nicht. Die Behandlung<br />

zielt vor allem darauf ab, ein Fortschreiten zu<br />

vermeiden. Die Behandlungsmöglichkeiten der<br />

Retinopathie in den frühen Stadien schließen die<br />

Prävention und eine optimale Diabetestherapie<br />

ein. Sehschäden, die als Folge einer diabetischen<br />

Retinopathie auftreten, lassen sich in der Regel<br />

nicht rückgängig machen.<br />

In Frage kommen je nach Befund am häufigsten<br />

eine Laserbehandlung (Laser-Photokoagulation)<br />

oder die operative Eingabe von Medikamenten<br />

in das Augeninnere (den Glaskörper). Größere<br />

Sehminderungen sind so oft vermeidbar. Ist die<br />

Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass<br />

mit dem Laser oder der Medikamenteneingabe<br />

eine effektive Behandlung alleine nicht mehr<br />

möglich ist, steht ein Operationsverfahren, die<br />

Viktrektomie, zur Verfügung. Dabei entfernt der<br />

Arzt den Glaskörper sowie das in das Augeninnere<br />

ausgetretene Blut und ggf. Narbengewebe.<br />

Diabetesmanagement bei Augenerkrankungen<br />

Patient*innen können sehr viel dazu beitragen,<br />

Folgeschäden am Auge vorzubeugen bzw. einer<br />

Sehverschlechterung entgegenzuwirken:<br />

• Gute Einstellung des Blutzuckerspiegels<br />

und des Blutdrucks<br />

• Verzicht auf das Rauchen und<br />

übermäßigen Alkoholkonsum<br />

• Therapie einer bestehenden<br />

Fettstoffwechselstörung<br />

• Und ganz besonders: regelmäßige augenärztliche<br />

Untersuchungen<br />

Außerdem kann der Austausch mit anderen<br />

Betroffenen sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen<br />

sind hierfür die perfekte Anlaufstelle.<br />

Die bundesweit aktive Selbsthilfeorganisation Deutsche-Diabetes-Hilfe –<br />

Menschen mit Diabetes (DDH-M) e.V. setzt sich für eine bessere Lebensqualität<br />

für Menschen mit Diabetes ein und macht Selbsthilfe erlebbar – digital und<br />

im echten Leben.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.menschen-mit-diabetes.de<br />

Alles im Blick?! –<br />

Die Woche des Sehens 2022<br />

Text Anna Derbsch<br />

Gutes Sehen ist nicht selbstverständlich.<br />

Häufig fällt das erst auf, wenn die eigene<br />

Sehleistung nachlässt oder sogar Erblindung<br />

droht. Daher machen die Partner<br />

der Woche des Sehens vom 8. bis 15.<br />

Oktober 2022 bereits zum 21. Mal auf die<br />

Bedeutung guten Sehvermögens und die<br />

Ursachen von Blindheit aufmerksam.<br />

Höhepunkte sind in jedem Jahr die zwei<br />

internationalen Aktionstage “Welttag des<br />

Sehens“, dieses Jahr am 13. Oktober und<br />

“Tag des weißen Stocks“ am 15. Oktober.<br />

Partner der Woche des Sehens<br />

Getragen wird die Aktionswoche von<br />

der Christoffel-Blindenmission, dem<br />

Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband,<br />

dem Berufsverband der Augenärzte,<br />

dem Deutschen Komitee zur<br />

Verhütung von Blindheit, der Deutschen<br />

Ophthalmologischen Gesellschaft, dem<br />

Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten<br />

in Studium und Beruf und<br />

PRO RETINA Deutschland. Die Woche<br />

des Sehens ist durch das Engagement der<br />

sieben Partner sowie die Unterstützung<br />

von Aktion Mensch und ZEISS möglich.<br />

Prominente Schirmherrin der Woche des<br />

Sehens ist Gundula Gause, bekannt aus<br />

dem „heute journal“ im ZDF. Bereits seit<br />

13 Jahren begleitet die TV-Journalistin<br />

die Woche des Sehens und steht mit ihrer<br />

Stimme, ihrem Gesicht und Namen für<br />

die gute Sache.<br />

Bundesweite Aufklärungskampagne<br />

Bundesweit laden während der Woche<br />

des Sehens zahlreiche Veranstaltungen<br />

dazu ein, sich zu informieren und<br />

zu engagieren. Das breit gefächerte Angebot<br />

steht in diesem Jahr unter dem<br />

Motto „Alles im Blick?!“. Die Kampagne<br />

macht auf die Bedeutung eines guten<br />

Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer<br />

Blindheit und auch auf die Situation<br />

blinder und sehbehinderter Menschen<br />

in Deutschland und in den ärmsten Ländern<br />

der Welt aufmerksam.<br />

Ob auch in Ihrer Nähe eine passende<br />

Veranstaltung stattfindet, können Sie<br />

unter der folgenden Webseite nachsehen:<br />

www.woche-des-sehens.de<br />

FOTO: WOCHE DES SEHENS /<br />

WUM BRANDHOUSE GMBH


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD)<br />

– Hoffnung in Sicht?<br />

Die altersabhängige Makuladegeneration, AMD, ist eine Erkrankung der Stelle des schärfsten Sehens<br />

im hinteren Augenbereich (Makula). Sie ist in den westlichen Industrieländern eine der häufigsten<br />

Ursachen für gravierende Sehbehinderung. Allein in Deutschland sind ca. 7,5 Millionen Menschen<br />

betroffen, davon ca. 500.000 Menschen mit einer späten AMD.<br />

Text Anna Derbsch<br />

Eine frühe<br />

Diagnosestellung<br />

kann entscheidend<br />

sein<br />

für den weiteren<br />

Verlauf.<br />

Empfehlenswert<br />

ist eine jährliche<br />

Routineuntersuchung<br />

durch einen<br />

Augenarzt ab dem 40.<br />

Lebensjahr.<br />

Grundlegend ist die AMD eine<br />

Erkrankung, die sich aus den<br />

altersabhängigen Veränderungen<br />

der zentralen Netzhaut entwickelt.<br />

Es kommt bei jedem Menschen<br />

im Laufe des Lebens zu Ablagerungen<br />

von Abfallprodukten unter der zentralen<br />

Netzhaut. Diese gelblichen Ablagerungen,<br />

sogenannte Drusen, sind das Kennzeichen<br />

der frühen und intermediären AMD. In<br />

diesem Stadium ist das Sehen oft noch<br />

wenig beeinträchtigt und daher ist das<br />

Tückische, dass die Krankheit in diesem<br />

Stadium nur durch eine spezielle Untersuchung<br />

rechtzeitig erkannt werden<br />

kann.<br />

Risikofaktoren und Warnzeichen<br />

Zu den Hauptrisikofaktoren für die altersbedingte<br />

Makuladegeneration zählen<br />

nach derzeitigem Kenntnisstand Rauchen,<br />

Belastung der Augen durch Licht, insbesondere<br />

UV-Strahlung, sowie Bluthochdruck.<br />

Eine besondere Rolle spielt die Ver-<br />

anlagung. Mit dem Alter, meist nach<br />

dem 60. Lebensjahr, nimmt die Erkrankung<br />

sprunghaft zu. Aufgrund der demografischen<br />

Entwicklung ist mit einer deutlichen<br />

Zunahme von Betroffenen zu<br />

rechnen.<br />

Symptome bei Makuladegeneration<br />

Oft ist zunächst nur ein Auge betroffen,<br />

Sehausfälle am erkrankten Auge können<br />

noch durch das gesunde Auge ausgeglichen<br />

werden. Frühe Symptome sind ein gesteigertes<br />

Lichtbedürfnis und Blendempfindlichkeit<br />

sowie blassere Farbwahrnehmungen,<br />

eine Abnahme der Sehschärfe<br />

in der Mitte des Gesichtsfeldes<br />

und des Kontrastsehens sowie ein verzerrtes<br />

Sehen gerader Linien (siehe<br />

Selbsttest: www.amd-netz.de/amslergitter).<br />

Eine frühe Diagnosestellung kann<br />

entscheidend sein für den weiteren<br />

Verlauf. Empfehlenswert ist eine<br />

jährliche Routineuntersuchung durch<br />

einen Augenarzt ab dem 40. Lebensjahr.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Verlauf der Krankheit und Therapiemöglichkeiten<br />

Die Erkrankung schreitet von einer frühen<br />

zu einer mittleren und dann zu einer<br />

fortgeschrittenen AMD voran. Letztere<br />

wird wiederum in eine trockene und eine<br />

feuchte Form unterteilt, die trockene<br />

kann sich zu einer feuchten Form<br />

entwickeln.<br />

Die feuchte Form, die etwa 10 bis 15 Prozent<br />

aller Fälle ausmacht, lässt sich mit<br />

Medikamenten wirksam behandeln. Bei<br />

dieser Behandlung werden Präparate zur<br />

Hemmung des sogenannten Vascular Endothelial<br />

Growth Factor (VEGF) schmerzfrei<br />

in den Glaskörper des Auges injiziert.<br />

Mit dieser sogenannten intravitrealen Injektion<br />

von VEGF-Hemmern (IVOM-Therapie)<br />

lässt sich der Erkrankungsverlauf<br />

deutlich positiv beeinflussen. Jedoch ist<br />

hier ein hohes Maß an Therapietreue gefragt<br />

und die Spritzen müssen regelmäßig<br />

in kurzen Abständen injiziert werden. Die<br />

Therapie ermöglicht durch die Reduktion<br />

der Flüssigkeit in der Netzhaut, die Sehkraft<br />

bei der Mehrzahl der Patienten längerfristig<br />

zu erhalten.<br />

Am häufigsten tritt jedoch die trockene<br />

Makuladegeneration auf (etwa 85 Prozent<br />

der Fälle). Bis heute gibt es für diese Form<br />

keine zugelassenen erfolgreichen Therapien.<br />

Doch mittlerweile tut sich hier etwas.<br />

Erstmals überhaupt gibt es positive<br />

Phase-3-Studiendaten mit einem sogenannten<br />

komplementhemmenden Protein.<br />

Dieses Medikament soll den Verlust der<br />

zentralen Netzhautzellen verlangsamen<br />

können.<br />

Auch gibt es Positives aus der Medizintechnik<br />

zu verzeichnen. Im Rahmen einer<br />

Studie wurde 2021 ein Netzhaut-Implantat<br />

das erste Mal in Deutschland erfolgreich<br />

eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit<br />

zur Behandlung der trockenen AMD im<br />

Spätstadium kann ein implantierbares<br />

Miniaturteleskop sein. Zwar kann die<br />

Krankheit so nicht geheilt werden, die<br />

Aussicht auf eine deutliche Verbesserung<br />

der Lebensqualität sei aber gegeben, so<br />

der Hersteller. Betroffenen bleibt also die<br />

Hoffnung, dass die Forschung weiter vorankommt<br />

und weiterhin neue Behandlungsmethoden<br />

schafft und so der Volkskrankheit<br />

wirksam entgegentritt.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Samsara Vision, Inc. entstanden.<br />

Neue Hoffnung bei AMD<br />

Text Miriam Rauh<br />

Das neue implantierbare Miniaturteleskop<br />

von Samsara Vision vergrößert<br />

Bilder und projiziert diese auf die noch<br />

gesunden Fotorezeptoren der Makula<br />

im Augenhintergrund. Dafür wird die<br />

winzige Sehprothese mit einem kleinen<br />

Schnitt, ähnlich einer Katarakt-Operation,<br />

eingesetzt. Die Auswirkungen des<br />

gefürchteten „blinden Flecks“ werden<br />

auf diese Weise deutlich verringert. 1,2<br />

Gute Erfolge nach der Behandlung<br />

Dank des Vorgängermodells, das bereits<br />

bei rund 700 Patienten implantiert<br />

wurde, kann man auf umfangreiche,<br />

gute Erfahrungen mit dem Produkt<br />

zurückgreifen, und zwar weltweit.<br />

Für Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) gibt es<br />

neue Hoffnung: Dank eines innovativen Implantats lässt sich bei einer<br />

AMD im Spätstadium das zentrale Sehen wieder deutlich verbessern.<br />

Studien zeigen, dass behandelte<br />

Patient:innen wieder Gesichter sehen<br />

konnten, sie konnten wieder lesen,<br />

ihren Hobbys und anderen Aktivitäten<br />

nachgehen.<br />

Ein kleiner Wermutstropfen: Es kommen<br />

nicht alle für das Verfahren<br />

infrage. Vor der Behandlung muss<br />

geklärt werden, ob die neue Therapie<br />

angewendet werden kann. Ist dies<br />

gegeben, kann der Eingriff deutschlandweit<br />

in Krankenhäusern durchgeführt<br />

werden, sofern es dort erfahrene<br />

Katarakt-Operateure gibt. In der Augenklinik<br />

Sulzbach am Knappschaftsklinikum<br />

Saar beispielsweise kam das<br />

neue Verfahren bereits zum Einsatz.<br />

Sehtraining nach der OP<br />

Wichtig ist, dass Patient:innen ein mehrwöchiges,<br />

qualitatives Sehtraining durchlaufen.<br />

Erfahrene Low-Vision- und<br />

Ergotherapeuten begleiten den Rehabilitationsprozess,<br />

der mehrere aufeinanderfolgende<br />

Termine erforderlich<br />

macht. Erfolge stellen sich in der<br />

Regel schnell ein. Schon nach wenigen<br />

Tagen kommen Patient:innen gut mit<br />

dem Implantat zurecht, können wieder<br />

kleine Dinge selbstständig erledigen<br />

und freuen sich über die neu gewonnene<br />

Lebensqualität.<br />

1 Savastano A, Caporossi T, Sasso P, De Vico U, Rizzo S. A New Intraocular Telescopic Device for Age-Related Macular Degeneration. Ophthalmol Retina. 2022 May 20:S2468-6530(22)00251-2. doi: 10.1016/j.oret.2022.05.017. Epub ahead of print. PMID: 35605958.<br />

2 Borkenstein, A.F., Borkenstein, EM. & Augustin, A.J. Implantable vision-enhancing devices and postoperative rehabilitation in advanced age-related macular degeneration. Eye (2022). https://doi.org/10.1038/s41433-022-02179-z<br />

SEHVERMÖGEN EINES AMD-PATIENTEN<br />

IM SPÄTSTADIUM (SIMULIERT)<br />

Für wen ist die Therapie geeignet?<br />

• Sie haben trockene oder feuchte AMD im<br />

Endstadium.<br />

• Sie sind mindestens 55 Jahre alt.<br />

• Ihre Weitsicht liegt zwischen 20/80 (6/24)<br />

und 20/800 (6/240).<br />

• Sie haben noch keine Katarakt-Operation gehabt.<br />

• Mit einem externen Teleskop verbessern sich<br />

Ihre Ergebnisse bei einem Sehtest.<br />

• Sie erklären sich damit einverstanden, nach der<br />

Teleskopimplantation mit einem Low-Vision-<br />

Spezialisten zu trainieren.<br />

• Sie sind über die Risiken und Vorteile des Teleskopimplantats<br />

informiert.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

https://singimt.samsaravision.com/de


12<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Barrieren in der<br />

digitalen Welt<br />

FOTO: DBSV/LAUTENSCHLÄGER<br />

Text Christiane Möller<br />

MIT EINEM BLINDENSCHRIFT-DISPLAY KÖNNEN SICH BLINDE MENSCHEN INHALTE AUS DEM<br />

INTERNET ANZEIGEN LASSEN – WENN DIE WEBSEITEN BARRIEREFREI PROGRAMMIERT SIND.<br />

Auf der Arbeit zwei Videokonferenzen,<br />

in der U-Bahn<br />

nach Hause ein bisschen<br />

Online-Shopping, abends eine<br />

Übung aus der AntiStress-App von der<br />

Krankenkasse und dann noch die neue<br />

Streaming-Plattform installiert – unser<br />

Alltag wird immer digitaler. Leider jedoch<br />

haben nicht alle gleichermaßen Zugang<br />

zur digitalen Welt. Für Menschen mit<br />

Seheinschränkungen gibt es zwar entsprechende<br />

Hilfsmittel, wie zum Beispiel<br />

eine Bildschirmvergrößerung oder eine<br />

spezielle Software, die den Bildschirminhalt<br />

vorliest, aber wir stoßen auf digitale<br />

Barrieren. Und die sind für uns genauso<br />

real wie Stufen für jemanden, der im<br />

Rollstuhl sitzt.<br />

Digitale Barrieren sind zum Beispiel<br />

fehlende Bildbeschreibungen auf Webseiten<br />

und in den sozialen Medien oder<br />

digitale Anwendungen, auf die man mit<br />

den oben genannten Hilfsmitteln nicht<br />

zugreifen kann. Seit Jahrzehnten gibt<br />

es einen internationalen Standard für<br />

den Zugang zu digitalen Informationen<br />

im Web – die Web Content Accessibility<br />

Guidelines (WCAG). Auf dieser Basis<br />

wurden auch Anforderungen an die<br />

barrierefreie Gestaltung von Apps,<br />

digitalen Dokumenten oder Desktop-<br />

Programmen formuliert.<br />

Es wird höchste Zeit, diese Standards<br />

auch anzuwenden, denn der Bedarf ist<br />

riesig. In Deutschland leben über eine<br />

Million Menschen mit Blindheit oder<br />

einer Sehbehinderung. Fast zehn Millionen<br />

Menschen haben eine Augenerkrankung,<br />

die zu einer Sehbehinderung<br />

führen kann. Aber auch viele Menschen<br />

mit Einschränkungen des Gehörs, der<br />

Motorik oder der Kognition sind auf<br />

Barrierefreiheit in der digitalen Welt<br />

angewiesen. Übrigens profitieren auch<br />

Menschen ohne Beeinträchtigungen von<br />

Barrierefreiheit, weil dadurch beispielsweise<br />

Webseiten klarer strukturiert und<br />

besser lesbar sind.<br />

Barrierefreiheit ist kein Selbstläufer. Der<br />

Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband<br />

sieht deshalb folgenden<br />

Handlungsbedarf:<br />

Bisher sind nur öffentliche Stellen<br />

1. wie Behörden verpflichtet, ihre digitalen<br />

Angebote barrierefrei zu gestalten.<br />

Hier gilt es, Strukturen und Prozessabläufe<br />

für die Herstellung digitaler<br />

Barrierefreiheit zu entwickeln und einzuhalten.<br />

Vor allem aber müssen endlich<br />

auch alle privaten Anbieter von digitalen<br />

Produkten und Dienstleistungen zur<br />

Barrierefreiheit verpflichtet werden.<br />

Ein erster Schritt ist das sogenannte<br />

Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das ab<br />

2025 für bestimmte Bereiche wie E-Books<br />

und digitales Banking eine solche Pflicht<br />

vorsieht. Auf diesem Weg muss es weiter<br />

gehen.<br />

Es bedarf einer Sensibilisierung<br />

2. für den Nutzen digitaler Barrierefreiheit.<br />

Damit digitale Barrierefreiheit<br />

umgesetzt wird, muss sie Thema in<br />

den Ausbildungs- und Studienplänen,<br />

Prüfungsordnungen, Weiterbildungsprogrammen<br />

und Schulungsmodulen aller<br />

Berufssparten werden.<br />

Bei öffentlichen Ausschreibungen<br />

3. wie auch bei Wirtschafts- und<br />

Forschungsförderungen im Digitalbereich<br />

muss Barrierefreiheit konsequent<br />

zur Bedingung gemacht und dann auch<br />

wirklich durchgesetzt werden. Wir<br />

fordern zudem gezielte Förderprogramme<br />

für barrierefreie Innovationen<br />

im Digitalbereich.<br />

Christiane Möller<br />

Christiane Möller ist Justiziarin beim<br />

Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband<br />

(DBSV).<br />

Mehr Informationen und zwei kurze<br />

Erklärfilme unter:<br />

www.dbsv.org/digitalisierung<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der feelSpace GmbH entstanden.<br />

Orientierung für Blinde<br />

– unterwegs mit dem<br />

naviGürtel<br />

Text Dr. Julia Wache<br />

Tel.: +49 541 939356 90<br />

E-Mail: info@feelspace.de<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.feelspace.de<br />

Orientierungsprobleme bei Blindheit<br />

müssen nicht sein<br />

Unterwegs immer die Orientierung behalten<br />

– das ist für blinde und sehbehinderte<br />

Menschen oft eine Herausforderung.<br />

Anne K. (63) ist vor zwölf Jahren unerwartet erblindet.<br />

Im Alltag kommt sie mittlerweile gut<br />

zurecht, die Orientierung draußen machte ihr<br />

aber lange Zeit zu schaffen. Dank des Mobilitätstrainings<br />

kann sie mit dem Langstock Hindernisse<br />

umgehen. Trotzdem fiel es ihr stets schwer,<br />

eine Richtung ohne Leitlinie zu halten:<br />

„Ich habe mich immer unbewusst gedreht.<br />

Dadurch konnte ich z. B. keine breite Straße<br />

überqueren. Einmal bin ich schräg direkt in den<br />

Verkehr auf die Kreuzung gelaufen. Seitdem<br />

traute ich mir viele Wege alleine nicht mehr<br />

zu, schon gar nicht zu unbekannten Zielen.“<br />

FOTO: FEELSPACE<br />

Ihre Tochter machte sich deswegen große<br />

Sorgen: „Meine Mutter war immer ein sozialer<br />

Mensch, sie war ständig unterwegs und unternahm<br />

viel. Jetzt ist sie so unsicher, dass sie oft<br />

auf Hilfe angewiesen ist, um das Haus zu verlassen.<br />

Sie geht viel seltener raus, das tut ihr<br />

nicht gut.“<br />

Sicher und selbstbestimmt unterwegs<br />

Vor einem Jahr hat Anne K. dann bei einer<br />

Hilfsmittelausstellung den feelSpace navi-<br />

Gürtel kennengelernt. Nach einer Testphase,<br />

die die Firma feelSpace kostenlos anbietet,<br />

war sie davon überzeugt. „Es war tatsächlich<br />

noch mal etwas ganz anderes, den Gürtel<br />

selbst zu tragen und ihn zu Hause auszuprobieren!“,<br />

sagt sie. Dieser Gürtel zeigt per<br />

Vibration rund um den Bauch herum Richtungen<br />

auf eine leicht verständliche Weise an.<br />

Stefanie H., eine Mobilitätstrainerin<br />

für blinde Menschen, erklärt: „Der<br />

naviGürtel hat auch eine Straßenüberquerfunktion.<br />

Wenn sich Anne K. an<br />

der Bordsteinkante ausrichtet, vibriert<br />

der Gürtel per Knopfdruck am Bauchnabel.<br />

Wenn sie schief läuft, spürt sie das<br />

und kann sich wieder richtig ausrichten.<br />

Damit kann sie entspannt und vor<br />

allem sicher Straßen und große Plätze<br />

zielgerade überqueren!“ Anne K. hat<br />

den naviGürtel über ihre Krankenkasse<br />

bekommen. Mit der feelSpace-App kann<br />

sie auch Ziele per Sprache eingeben und<br />

Favoriten speichern, der Gürtel kann<br />

die Richtung dorthin und auch konkrete<br />

Wege anzeigen. „Jetzt habe ich keine<br />

Angst mehr vor unbekannten Orten und<br />

kann endlich neue Wege alleine gehen!“,<br />

freut sich Anne K. Auch ihre Tochter ist<br />

begeistert: „Endlich traut sie sich wieder<br />

etwas zu, sie ist richtig aufgeblüht!“<br />

Der naviGürtel ist ein anerkanntes<br />

Hilfsmittel, das von der Krankenkasse<br />

übernommen wird. Er kann unkompliziert<br />

und kostenlos zu Hause im Alltag<br />

getestet werden. Wenn Sie Interesse<br />

haben, melden Sie sich einfach bei<br />

feelSpace. Die Firma berät Sie gerne und<br />

unterstützt Sie beim Ausprobieren und<br />

der Beantragung über Ihre Krankenkasse.<br />

Auch das mobile Vorlesegerät OrCam<br />

und die Hinderniserkennungs-Schuhe<br />

InnoMake hat sie im Angebot.


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 13<br />

Die schönste Sache, die man<br />

nicht sehen kann<br />

Blindenfußball erfreut sich einer stetig steigenden Beliebtheit, die deutsche<br />

Meisterschaft ist längst eine ernst zu nehmende Sache geworden. Anlässlich der Woche<br />

des Sehens haben wir die deutschen Blinden-Nationalspieler Alexander Fangmann<br />

(Kapitän) und Sebastian Themel (Torwart, sehend) zum Interview gebeten.<br />

FOTO: ROLF HUSMANN<br />

DIE DEUTSCHE BLINDENFUSSBALL-NATIONALMANNSCHAFT 2022<br />

Text Philipp Jauernik<br />

Alexander, wie kam es bei dir<br />

zum Sehverlust?<br />

Alexander Fangmann (AF): Ich wurde<br />

nicht blind geboren. Ich hatte seit dem<br />

6. Lebensjahr verschiedene Augenkrankheiten,<br />

die operativ behandelt wurden,<br />

und nach der 10. Operation kam es zu<br />

einer Netzhautablösung, die sich dann<br />

auch als nicht mehr reparabel erwies. Da<br />

war ich acht Jahre alt.<br />

Was bedeutet das für ein Kind?<br />

AF: Sportlich betrachtet hatte ich mich<br />

schon davor immer weiter zurückziehen<br />

müssen, einfach aufgrund der Augenkrankheiten.<br />

Aber der Sport stand gar<br />

nicht im Vordergrund, sondern es galt,<br />

ein ganzes Leben umzubauen. Ich bin<br />

fast froh, dass es mir so früh passiert ist,<br />

weil man in diesem Lebensalter sowieso<br />

jeden Tag etwas Neues lernt. Nach einem<br />

Jahr in der Blindenschule war ich zurück<br />

in meiner Grundschule, am Wochenende<br />

war ich nach wie vor mit meinen Freunden<br />

von vorher unterwegs. Die waren vor<br />

allem happy, dass ich immer noch mit<br />

dabei war, auch wenn man mich etwas<br />

an die Hand nehmen musste.<br />

An die Hand nehmen als Stichwort: Wie<br />

lief das mit der Unterstützung im Alltag?<br />

Ich hatte ab der fünften Klasse einen<br />

Laptop in der Schule. Das war damals besonders,<br />

aber heute wird ja alles smarter,<br />

und das hilft meistens gerade auch<br />

blinden Menschen, zum Beispiel Trainingsapps<br />

und Sprachassistenten. Früher<br />

musste man riesige Kämpfe austragen,<br />

heute ist Sprachausgabe im Handy Standard<br />

für alle, auch Barrierefreiheit ist kein<br />

Thema mehr.<br />

Sebastian, du selbst hast keine Einschränkungen<br />

in der Sicht, spielst<br />

aber Blindenfußball. Wie kann man<br />

sich das vorstellen?<br />

Sebastian Themel (ST): Das Spielfeld ist<br />

durch Banden begrenzt und dreigeteilt,<br />

wobei es in jeder Zone einen Guide gibt,<br />

der Anweisungen gibt. In der Verteidigungszone<br />

ist das der Torhüter, das ist<br />

meine Rolle dort. Der Ball hat Rasseln,<br />

damit die Spieler ihn hören können.<br />

Sehr spannende Sache – ein Freund hat<br />

mich damals mitgenommen, die von<br />

ihm trainierte Mannschaft einmal zu<br />

unterstützen. Ich war davor schon als<br />

Tormann aktiv und habe dem einmal<br />

eine Chance gegeben. Seit 2015 bin ich<br />

jetzt in der Liga dabei.<br />

Was ist für dich das Faszinierende an<br />

diesem Sport?<br />

ist wirklich Geschwindigkeit und immer<br />

mehr Professionalität dabei. Technisch<br />

und taktisch entwickelt sich der Sport in<br />

Deutschland gerade unglaublich stark.<br />

Was war für dich persönlich bis jetzt<br />

der größte Erfolg?<br />

ST: Letztlich die deutsche Meisterschaft<br />

mit Marburg 2019, dicht gefolgt vom<br />

Vizemeistertitel 2015 mit Chemnitz, weil<br />

das eine noch viel größere Überraschung<br />

war und wir die Meisterschaft nur knapp<br />

verpasst haben.<br />

Alexander, wie ist das bei dir?<br />

AF: Ich bin ja schon länger dabei, hatte viel<br />

Glück mit meinen Teamkollegen und war<br />

sieben Mal deutscher Meister, wobei 2018<br />

nach einer gewissen Pause ein schöner<br />

Erfolg war, der bestätigt hat, dass Veränderungen<br />

manchmal guttun. Für den<br />

Standort Stuttgart war es auch wichtig.<br />

SEBASTIAN THEMEL<br />

FOTOS: HORST HAMANN<br />

ALEXANDER FANGMANN<br />

Du engagierst dich ja auch nebenher<br />

für den Sport. Was motiviert dich, was<br />

bräuchte es für den Sport?<br />

AF: Durch die Sportlerkarriere bin ich<br />

in diverse Verbandsfunktionen reingerutscht,<br />

als Spielervertreter oder bei der<br />

Sepp-Herberger-Stiftung. Überall dort<br />

versuche ich natürlich, den Blindensport<br />

voranzubringen. Rein strukturell dauern<br />

Dinge einfach ihre Zeit. Das Thema<br />

Förderungen würde für sich allein Bände<br />

füllen, Geld braucht’s ja logischerweise<br />

immer und überall. Es ist nicht einfach,<br />

die Leute zu finden – etwa eben auch<br />

sehende Torhüter, die man schon besonders<br />

motivieren muss. Wir brauchen<br />

immer gute Leute und sind für die auch<br />

immer offen. Meldet euch gerne!<br />

AF: Ich hatte bis zum Abitur einen Zivildienstleistenden<br />

an der Seite, der im<br />

Alltag assistiert hat, etwa beim Schulweg.<br />

ST: Mich begeistert, wie frei sich die<br />

Spieler im Raum bewegen und wie<br />

körperlich intensiv es zur Sache geht, da<br />

Mehr Informationen finden Sie unter:<br />

www.blinden-fußball.de<br />

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OrCam MyEye 2<br />

Für Menschen mit<br />

Sehbehinderung und Blindheit<br />

OrCam unterstützt im Alltag<br />

OrCam MyEye 2 ist eine Minikamera, die mit<br />

einem Magneten am Brillengestell befestigt wird.<br />

Hauptfunktionen sind:<br />

Lesen von Text<br />

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durch Krankenkassen möglich<br />

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14<br />

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Augenprobleme?!<br />

Optometristen wissen Rat<br />

Optometristinnen und Optometristen sind Personen, die umfassende<br />

Gesundheitsdienstleistungen rund um das Auge und das visuelle System<br />

erbringen. Sie führen über die Refraktionsbestimmung hinaus Messungen<br />

von Sehfunktionen und Untersuchungen zur Augengesundheit durch<br />

und sind zur Interpretation des entsprechenden Befundes berechtigt und<br />

befähigt. Bei Bedarf verweisen sie zielgerichtet an einen Arzt, damit dieser<br />

eine Diagnose stellen und eine rechtzeitige Therapie einleiten kann.<br />

1 2<br />

Die richtige Kontaktlinsenpflege von<br />

weichen Kontaktlinsen mit Kombi-Lösung<br />

Händewaschen<br />

Bitte reinigen Sie vor jeder Berührung Ihrer<br />

Kontaktlinsen die Hände mit Wasser und Seife<br />

und trocknen Sie diese mit einem sauberen<br />

und fusselfreien Papiertuch ab.<br />

Text Stephanie Mühlberg<br />

Stephanie Mühlberg<br />

M.Sc. Augenoptik/<br />

Optometrie<br />

Mehr Informationen<br />

finden Sie unter:<br />

www.vdco.de<br />

Veranstaltungstipp<br />

Der in weiten Teilen der Welt<br />

verbreitete Beruf des Optometristen<br />

hat sich im Laufe von<br />

Jahrzehnten aus dem Beruf<br />

des Augenoptikers entwickelt. 1909<br />

wurde in Deutschland der erste Studiengang<br />

Augenoptik an der neu gegründeten<br />

Fachschule für Optiker in Mainz durchgeführt<br />

und 1912 nach Berlin verlagert. Seit<br />

dieser Zeit ist die Augenoptik/Optometrie in<br />

Berlin an der heutigen Berliner Hochschule<br />

für Technik (BHT) angesiedelt; sowohl<br />

Bachelor of Science als auch Master<br />

of Science Studiengänge Augenoptik/<br />

Optometrie werden hier angeboten.<br />

Heute kann an sechs Hochschulen<br />

in Deutschland Augenoptik/Optometrie<br />

studiert werden. Die Vereinigung Deutscher<br />

Kontaktlinsen- Spezialisten und<br />

Optometristen (VDCO) e. V. vertritt die<br />

Interessen von verantwortungsvollen<br />

Vision-Care-Dienstleistern gegenüber<br />

der Bevölkerung, den Institutionen<br />

und der Industrie. Die VDCO gewährleistet<br />

beste Fortbildung für ihre Mitglieder,<br />

gibt Patienteninformationen zu<br />

speziellen Eye-Care-Themen heraus,<br />

ist in diversen Ausschüssen für berufspolitische<br />

Entscheidungen vertreten,<br />

erarbeitet Qualitätsstandards, und Letzteres<br />

auch international durch die Mitgliedschaft<br />

im European Council of Optometry<br />

and Optics (ECOO).<br />

Um auch die Wissenschaft auf dem Gebiet<br />

der Augenheilkunde zu unterstützen ist<br />

das neue Peer Review Journal Optometry<br />

& Contact Lenses (OCL) seit Einführung<br />

im Juni 2021 Verbandsorgan der VDCO.<br />

Als Gründungsvereinigung einer reinen<br />

Vereinigung von Kontaktlinsenspezialisten<br />

legt die VDCO noch immer einen<br />

ausgeprägten Fokus auf die korrekte Handhabe<br />

und den Umgang mit Kontaktlinsen-<br />

und Pflegemitteln. Wie wichtig dies<br />

ist, zeigt die Tatsache, dass auch heute<br />

die fehlerhafte Compliance der häufigste<br />

Grund ist, welcher zum Trageabbruch von<br />

Kontaktlinsen führt. Moderne Kontaktlinsenpflege<br />

ist ausgesprochen einfach:<br />

Kontaktlinsenpflegemittel müssen<br />

individuell auf Auge, Menge und Qualität<br />

des Tränenfilms und das Kontaktlinsenmaterial<br />

abgestimmt sein. Wichtig ist, dass<br />

die empfohlenen Pflegeschritte stets<br />

eingehalten werden. Durch falsche<br />

Kontaktlinsenhandhabung können Kontaktlinsen<br />

beschädigt werden. Um eine<br />

optimale Verträglichkeit der Kontaktlinsen<br />

und somit Sicherheit für die Gesunderhaltung<br />

des Auges sicherzustellen, ist<br />

eine korrekte Pflege und Hygiene unverzichtbar.<br />

Ein Wechsel des Pflegemittels<br />

sollte mit dem Kontaktlinsenspezialisten<br />

abgesprochen sein. Die Verwendung eines<br />

nicht auf den Tränenfilm oder das Kontaktlinsenmaterial<br />

abgestimmten Hygieneprodukts<br />

kann zu Unverträglichkeiten<br />

oder zur Beschädigung der Kontaktlinse<br />

führen sowie den Tragekomfort negativ<br />

beeinflussen.<br />

Das nebenstehende Fact-Sheet zeigt die<br />

notwendigen Pflegeschritte von weichen<br />

Kontaktlinsen bei Verwendung einer<br />

Kombi-Lösung.<br />

Reinigung von weichen Kontaktlinsen mit der Kombi-Lösung<br />

Die Kontaktlinse ohne großen Druck<br />

in der Handfläche reiben (mind. zehn<br />

Sekunden), am besten von der Mitte<br />

über den Rand der Kontaktlinse<br />

reiben.<br />

Die Kontaktlinse in den gereinigten<br />

Kontaktlinsenbehälter legen und<br />

so weit mit Kombi-Lösung auffüllen,<br />

bis die Kontaktlinse vollständig<br />

bedeckt ist.<br />

Reinigung des Kontaktlinsenbehälters<br />

Nach dem Aufsetzen der Kontaktlinsen muss der Kontaktlinsenbehälter gereinigt werden.<br />

1<br />

2<br />

Die genutzte Kombi-<br />

Lösung ausgießen.<br />

Frische Kombi-Lösung<br />

in den Behälter<br />

einfüllen.<br />

1<br />

3<br />

3<br />

Den Behälter und den Deckel mit<br />

einem sauberen und fusselfreien<br />

Papiertuch abtrocknen.<br />

5<br />

!<br />

Auf die Innenseite der Kontaktlinse einige<br />

Tropfen Kombi-Lösung auftragen.<br />

2<br />

Die Kontaktlinse mit Kombi-Lösung<br />

gründlich abspülen.<br />

4<br />

Den Behälter innen gründlich mit dem<br />

Finger ausreiben.<br />

Auch den Rand und den Deckel abreiben<br />

und alles nochmals mit der Kombi-Lösung<br />

abspülen.<br />

4<br />

Den Behälter offen auf den Kopf gedreht<br />

auf einem trockenen und sauberen Papiertuch<br />

lagern.<br />

Den Behälter spätestens alle 3 Monate ersetzen.<br />

Bitte gehen Sie alle 6 Monate zur Nachkontrolle Ihrer<br />

Kontaktlinsen und Augen!<br />

Mehr Infos: www.vdco.de<br />

opti 2023: Mitte Januar mit dem ganzen augenoptischen Spektrum<br />

Die opti 2023 findet zum angestammten Mitte-Januar-Termin vom 13. bis 15. Januar statt. Im vergangenen Mai hatte die<br />

augenoptische Branche mit einer außertourlichen opti-Sommeredition in München ihr Wiedersehen gefeiert.<br />

„Wir wollen unsere Aussteller dabei unterstützen, alle Märkte zum<br />

Vertriebsstart 2023 in Einklang zu bringen,“ so Klaus Plaschka,<br />

Geschäftsführer der veranstaltenden GHM Gesellschaft für Handwerksmessen.<br />

Messeleiterin Bettina Reiter ergänzt: „Wir schaffen für<br />

die Branche offensiv die bestmöglichen Rahmenbedingungen. Der<br />

branchenbekannte und etablierte Termin im Januar bildet dann seit<br />

15 Jahren die perfekte Startrampe für den augenoptischen DACH-<br />

Markt in das neue Jahr.“<br />

Den Austausch im Fokus<br />

Augenoptiker, Optometristen, Einkäufer und Kontaktlinsenspezialisten<br />

finden von 13. bis 15. Januar 2023 drei Tage lang gewohnt<br />

gebündelt alles, was sie für gute Geschäfte benötigen. Dabei ist die<br />

Show traditionell mehr als eine reine Produktschau: Neben technologischen<br />

und design-funktionalen Neuheiten ist die opti vor allem<br />

Plattform zum Netzwerken, die Möglichkeit, alte Kontakte zu pflegen<br />

und neue zu knüpfen, sich auszutauschen und zu informieren.<br />

Trend-Themen Nachhaltigkeit und Myopie-Management<br />

Wie schon auf der Sonderedition im Mai, liegt der Fokus in allen vier<br />

Hallen der opti 2023 auf den Themen Nachhaltigkeit und Myopie-<br />

Management. Aussteller, die die Trends im Fokus ihres Angebots<br />

haben, sind auch im Januar wieder besonders gekennzeichnet.<br />

Individuelle Informationsveranstaltungen und Round-Table-<br />

Gespräche ergänzen den Austausch zu Nachhaltigkeit und Myopie<br />

Management. Die Webinar-Reihe opti FORUM XT wird die Zeit bis<br />

zur Live-Veranstaltung und zum persönlichen Wissensaustausch<br />

verkürzen. Save the date: 20. Oktober, 17. November und<br />

8. Dezember 2022.<br />

Die Vorfreude auf die opti 2023 zum etablierten Termin und mit<br />

ihrem bekannt-beliebten opti-Feeling ist also groß. Tickets für die<br />

Messe gibt es ab Oktober wieder nur online über die Website der<br />

Messe. Unter www.opti.de finden sich auch alle Infos zu Ausstellern,<br />

Produkten und Marken sowie rund um das aktuell gültige<br />

Sicherheitskonzept.<br />

FOTO: GHM<br />

Mehr Informationen finden Sie unter:<br />

www.opti.de


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 15<br />

Gute Sicht<br />

für Gute Fahrt<br />

FOTO: ZVA/PETER BOETTCHER<br />

Zwei Drittel der Deutschen benötigen eine Brille oder Kontaktlinsen, Tendenz steigend – und mehr als<br />

34 Millionen Autofahrer sind Brillenträger. Nach dem Führerscheinsehtest wird die eigene Sehstärke aber vor<br />

allem bei denjenigen, die bisher keine Brille brauchten, meist jahrelang nicht mehr überprüft. Dabei ist gute Sicht für<br />

eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr wichtig.<br />

Text Sarah Köster, Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA)<br />

Eine Fehlsichtigkeit ist keine Krankheit<br />

– und Veränderungen beim Sehvermögen<br />

machen sich in der Regel nicht<br />

unmittelbar bemerkbar. Doch bei vielen<br />

Menschen verschlechtert sich die Sicht zwischen<br />

dem 18. und 30. Lebensjahr, manchmal sogar erheblich.<br />

Danach treten altersbedingte Sehprobleme<br />

auf. Mobile Sehtestaktionen ergeben immer wieder,<br />

dass etwa jeder zweite Verkehrsteilnehmer mit seiner<br />

Sehhilfe nicht mehr ausreichend sieht oder erstmals<br />

eine Brille benötigt, ohne dies selbst zu merken. Ein<br />

regelmäßiger Seh-Check beim Augenoptiker oder<br />

Optometristen ist deshalb unbedingt empfehlenswert<br />

und ein Termin in der Regel schnell und einfach<br />

vereinbart.<br />

Sicherheit und Sehkomfort im Straßenverkehr<br />

Eine verminderte Tagessehschärfe kann zu Fehleinschätzungen<br />

beim Abbiegen und Überholen führen,<br />

Abstände werden falsch eingeordnet, das Unfallrisiko<br />

steigt. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt<br />

bei schlechtem Sehen ab – in manchen Situationen<br />

können aber schon Sekunden etwa für die Länge des<br />

Bremsweges entscheidend sein. Hinzu kommen im<br />

Alter eine erhöhte Blendempfindlichkeit, etwa durch<br />

die Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge,<br />

sowie eine abnehmende Sehschärfe bei Dämmerung<br />

und Dunkelheit. Augenoptiker und Optometristen<br />

können neben der Überprüfung der Tagessehschärfe<br />

weitere wichtige Funktionen des Auges testen, wie<br />

zum Beispiel das Farbsehen, das Dämmerungs- und<br />

Kontrastsehen oder das Gesichtsfeld. Sollten sich<br />

die Werte der bisherigen Brille oder Kontaktlinsen<br />

verändert haben oder erstmals eine Sehhilfe nötig<br />

sein, gibt es beim Augenoptiker für Verkehrsteilnehmer<br />

– ob auf zwei Rädern oder vier – individuelle Lösungen:<br />

Für Autofahrer können spezielle, komplett alltagstaugliche<br />

Brillengläser mit Superentspiegelung,<br />

minimaler Tönung und/oder einem Blaulichtfilter<br />

sinnvoll sein, um Kontraste zu verstärken und<br />

Blendung zu vermeiden. Eine gut angepasste und<br />

geeignete Sonnenbrille sollte außerdem immer griffbereit<br />

sein. Für Zweiradfahrer kommen Sportbrillen<br />

mit entsprechender Tönung mit oder ohne Korrektionswirkung<br />

infrage, die Brille muss außerdem zum<br />

Helm passen.<br />

Die Teilnahme an Sehtests<br />

von Kraftfahrern ohne Brille<br />

FOTOS: ZVA/PETER BOETTCHER<br />

DIE BETEILIGUNG AN SEHTESTS VON KRAFTFAHRERN OHNE BRILLE IST JE NACH ALTERSGRUPPE SCHWANKEND. SOMIT HABEN ZWISCHEN 2016 UND 2019 BEI DEN 45- BIS 49-JÄHRIGEN LEDIGLICH 33 PROZENT EINEN SEHTEST ABSOLVIERT.


Wunschlos glücklich?<br />

Gesundheit und Glück wünschen wir uns alle. Aber die materiellen Wünsche werden<br />

im Alter weniger. Wenn es Ihnen auch so geht, bitten Sie Ihre Gäste anlässlich Ihres<br />

Geburtstags oder eines anderen Jubiläums um Spenden für PRO RETINA.<br />

Wir beraten Sie und helfen Ihnen bei der Organisation. Alle Spenden kommen zu<br />

100 Prozent der Arbeit für Menschen mit Netzhauterkrankungen zugute.<br />

Kontakt: spenden@pro-retina.de<br />

oder (0228) 227 217-0.

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