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FineTobacco[+] 03|22

FREUDE AM LEBEN. SPASS AM GENUSS.

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Der Luberon, Teil des Département<br />

Vaucluse, ist für<br />

mich der schönste Teil<br />

der Provence. Diese Sonnen verwöhnte<br />

Berg- und Tallandschaft punktet mit<br />

mittelalterlichen Dörfern, Weinbergen<br />

und Wäldern und nicht zuletzt Lavendelanbau.<br />

Ich plane meine Reise immer<br />

so, dass ich dem Samstagsmarkt<br />

von Apt einen Besuch abstatten kann.<br />

Im Winter gehört der große Trüffelmarkt<br />

von Carpentras ebenfalls zu<br />

meinen Zielen. Er tagt von Mitte November<br />

bis März jeden Freitag im Hof<br />

des Hôtel-Dieu. Eine Region also, in der<br />

alle fünf Sinne zu explodieren scheinen.<br />

Und das bereits in Apt. Bevor das<br />

Auge fokussiert, zieht ein wunderbarer<br />

Duft in die Nase. Und man muss keinen<br />

Leistungskurs als Parfümeur absolviert<br />

haben, um darin einzelne Noten<br />

zu erschnuppern. Lavendelaroma liegt<br />

in der lauwarmen Luft, die Süße von<br />

Feigen, die Frische von Zitrusfrüchten<br />

und ein Hauch Würziges, welches vielleicht<br />

von Kräutern daher weht. Entlang<br />

der Fußgängerzone reihen sich<br />

pittoreske Stände, das kulinarische<br />

Angebot appetitlich in gläsernen Vitrinen<br />

arrangiert oder in hölzerne Kisten<br />

geschichtet. Hier und dort darf man<br />

probieren. Käse und Olivenöl aus lokalen<br />

Manufakturen beispielsweise oder<br />

ein Fetzen hausgemachter Paté auf<br />

knusprigem Bauernbrot. Die Szenerie<br />

wirkt wie eine Filmkulisse, zumal der<br />

Markt von pastelligen Provence Häusern<br />

gesäumt ist. Und nicht zuletzt<br />

sind es die Menschen, die der Szenerie<br />

etwas Operettenhaftes verleihen. Die<br />

Damen gern in knöchellangen Sommerkleidern,<br />

die Männer in lässigem<br />

Leinen mit Strohhut.<br />

Die wunderschöne Region ist zudem<br />

ideales Terrain für genussvolle<br />

E-Bike-Touren. Das eigene kann man<br />

getrost zuhause, denn Coquillade Village<br />

wartet mit hochwertigem Gerät auf.<br />

Vor Jahren bereits habe ich das zauberhafte<br />

Resort entdeckt. Das Dorf im<br />

Namen darf man wörtlich nehmen. Es<br />

besuchen Sie auch<br />

LOGBUCH – DER PODCAST<br />

Aufzeichnungen einer<br />

Reisejournalistin<br />

@logbuch_podcast<br />

Jeden Sonntag eine neue Folge bei<br />

Spotifiy, Apple Podcast und Deezer.<br />

unterscheidet sich kaum von den malerischen<br />

Flecken, die andere Hügel im<br />

Luberon bekränzen: Sandsteingelbe<br />

Häuser mit roten Ziegeldächern sind<br />

in blühende Gärten und Weinreben gebettet,<br />

Kieselwege und Trockensteinmauern<br />

rahmen sie ein, Zypressen,<br />

Oliven – und Obstbaume setzten Akzente.<br />

So nostalgisch sich das Anwesen<br />

präsentiert, so zeitgemäß luxuriös<br />

sind die Einrichtungen. Neueste Errungenschaft<br />

sind fünf Pool Suiten. Und<br />

E-Bikes? Mit nämlichen wartet das Cycling<br />

Center auf. Rennräder und Mountain-Bikes<br />

stehen parat. Hotelinvestor<br />

war nämlich der Schweizer Milliardär<br />

und Sportmäzen Andy Rihs (gest.<br />

2018), unter anderem Eigentümer der<br />

Fahrradmarke BMC. Söhne Tobias und<br />

Oliver führen das Erbe fort.<br />

E-Bike fahren bringt Riesenspaß.<br />

Ich fahre mit personal Guide Gaitan<br />

über stille Landstraßen durch Haine<br />

und Hügel. Erstes Ziel ist Ménerbes.<br />

Als eines der schönsten Dörfer<br />

Frankreichs ausgezeichnet thront die<br />

1000-Seelen-Zitadelle auf einem gewaltigen<br />

Felsklotz. „Wie ein Schiff im<br />

Meer von Weingärten“, hatte Nostradamus<br />

den Ort im Mittelalter beschrieben.<br />

Er würde ihn unschwer wiedererkennen.<br />

Steil wie eine Gangway fällt<br />

die enge Straße von idyllischer Höhe<br />

herab. Am Dorfplatz lockt „Maison de<br />

la Truffe et du Vin“. Im lauschigen Garten<br />

mit Panoramablick lassen wir uns<br />

die Spezialität des Hauses servieren<br />

– Brouillade de Truffes. Das sind mit<br />

Butter und Creme fraiche aufgeschlagene<br />

Eier, die lockerluftige Masse aromatisiert<br />

mit Raspeln der wertvollen<br />

Knolle. Nichts für Cholesterinzähler,<br />

dafür ein köstlicher Gaumenkitzler<br />

aus dem Genussrepertoire des provençalischen<br />

Savoir-vivre. Apropos<br />

Lebensart. Wer erinnert sich noch an<br />

den autobiographischen Bestseller<br />

von Peter Mayle „Mein Jahr in der Provence“?<br />

Ménerbes war Inspirationsquelle<br />

des englischen Schriftstellers.<br />

Es ist typisch für die Provence, dass<br />

man an jeder Ecke über berühmte Namen<br />

stolpert. Oder, wie ich holpert.<br />

An der Kreuzung unterhalb der Zitadelle<br />

etwa. Hier hatte Russell Crowe<br />

als Londoner Brocker Max Skinner in<br />

Ridley Scotts Peter-Mayle-Verfilmung<br />

„Ein gutes Jahr“ den Überblick verloren.<br />

Das würde mir ebenso ergehen,<br />

wenn mein Begleiter nicht wäre. Die<br />

Hinweisschilder verwirren. Doch Gaitan<br />

kennt die reizvollste Radstrecke<br />

nach Lacoste. Von meiner Terrasse im<br />

Coquillade nämlich hatte ich abends<br />

zuvor die illuminierte, hoch aufragende<br />

Ruine einer Burg entdeckt. Im 17.Jahrhundert<br />

Lustgefilde eines gewissen<br />

Donatien Alphonse Francois. Der Adelige<br />

lud hier zu sexuellen Séancen und<br />

brachte gewaltpornographische Fantasien<br />

zu Papier. Wir kennen ihn als Marquis<br />

de Sade. Im letzten Jahrhundert<br />

war es Pierre Cardin, der 22 Millionen<br />

Euro investierte, um das halbe Dorf<br />

samt Ruine aufzukaufen und aufputzen<br />

zu lassen.<br />

Was könnte verlockender sein, als<br />

sich nach so einem Traum Tag erst unter<br />

wohltuenden Therapeuten Händen<br />

verwöhnen zu lassen und dann in einem<br />

der Restaurants von liebenswertem<br />

Service und exzellenter Küche. Die<br />

Entscheidung fällt schwer. Fine Dining<br />

Erlebnis im Avelon, provençalische<br />

Bistrokost im Les Vignes oder sizilianische<br />

Spezialitäten im Cipressa? Am<br />

besten man verweilt lange genug, um<br />

das wunderbare Rundum-Vergnügen<br />

in diesem einzigartigen Village bis<br />

ins letzte Detail auszukosten. Sogar<br />

an Liebhaber feiner Zigarren wurde<br />

gedacht. Mit Humor: Im lichtdurchflutenten<br />

Fumoire wacht die Büste eines<br />

Schornsteinfegers….<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 03·2022 47

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