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LE-4-2022

LOGISTIK express Journal 4/2022

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AUSGABE 4/<strong>2022</strong><br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong>|S2<br />

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INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

INHALTE<br />

<strong>LE</strong> 4/<strong>2022</strong><br />

03 Inhalt / Editorial / Impressum<br />

04 Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer<br />

08 Aktuelle Herausforderungen - vier Krisen belasten die Wirtschaft<br />

10 Was tun, wenn nichts mehr geht? Blackout-Vorsorge-Ratgeber<br />

14 Inflation und Kaufkraftverlust lassen Handelsumsätze einbrechen<br />

16 Onlinehändler-Studie: Steigende Kosten und Lieferschwierigkeiten<br />

18 Wie der Computer zum intelligenten Wesen wird<br />

22 Mehr Effizienz in der Logistik dank Künstlicher Intelligenz<br />

26 Wie wird Künstliche Intelligenz das Geschäftsleben beeinflussen?<br />

30 EU Harmonisierung digitaler Warensendungsdokumente<br />

32 Ökologisierung und CO² Neutralität in der Paketzustellung<br />

36 Vom Kataloggeschäft zum Platzhirsch im E-Commerce<br />

40 ECOMLOG22 - Es braut sich ein Sturm zusammen<br />

46 AWS unterstützt Deutschland bei seinem digitalen Wandel<br />

50 Hadolt-Gruppe managt digitale Logistik im LKH-Univ.-Klinikum Graz<br />

52 Herausforderungen und Hindernisse in der Industrielogistik<br />

56 Strategie und Planung als Basis erfolgreicher Logistik<br />

60 Onlinehändler ASOS setzt auf volle Datentransparenz mit KiSoft<br />

62 Am Puls der Zeit mit dematic<br />

66 Langfristige Investitionssicherheit mit AutoStore von Element Logic<br />

70 China Lieferketten -Dürre im Land der Mitte<br />

74 Hafen Wien feiert runden 60er<br />

76 Yabba Dabba Doo! Wir bei den Flintstones<br />

80 ÖBB und Hafen Triest bringen Impulse für Standort Kärnten<br />

84 Ein Land im Niedergang: Deindustrialisierung schreitet voran<br />

90 Krisen sind wichtig! Krisen sind Chancen!<br />

94 Nur 20 Prozent der Jobanzeigen werben mit mehr Geld<br />

96 Menschen in Bewegung<br />

98 Vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Leistungen & Services<br />

PLANEN SIE MIT UNS<br />

Wenn ich mir die Nachrichten mit so<br />

manch laienhaften Politkommentaren<br />

von Schönwetter-Politikern reinziehe,<br />

wundere ich mich, dass es bislang<br />

keinen Ersatz für diese Fehlbesetzungen<br />

gibt... Wünschenswert wäre es,<br />

wenn diverse Traumtänzer von fachlich<br />

kompetenten Realpolitikern über die<br />

Nacht abgeklatscht werden würden.<br />

Denn wir leben jetzt in geopolitisch<br />

unsicheren Zeiten, wo nicht nur Lieferketten<br />

straucheln und Waren zur Neige<br />

gehen. Bisherige Preiskalkulationen sind<br />

kaum haltbar und Energie-, Transport-,<br />

Miet- und Lebenskosten gehen allmählich<br />

durch die Decke. Hinzu kommt<br />

eine steigende Inflation und Zinsanhebung<br />

sowie baldige neue COVID-<br />

Auflagen, was das Wirtschaftswachstum<br />

nicht beflügeln, sondern bremsen dürfte<br />

und uns direkt in eine Rezession führen<br />

könnte. Mal schauen, wie’s weiter geht<br />

mit unseren reichhaltig zur Verfügung<br />

stehenden Energiequellen (Ironie off).<br />

Wichtig wäre jetzt, dass unsere produzierende<br />

Industrie sowie das Gewerbe und<br />

der Handel nicht unter die Räder kommen<br />

und sie sich weiterhin auf die systemrelevante<br />

Logistik verlassen können.<br />

In diesem Sinne verspüre ich Zuversicht<br />

bei den Leadern der Logistikunternehmen,<br />

wahrscheinlich weil die Logistikbranche<br />

viele großartige, flexible und<br />

krisenerfahrene Manager in ihren Reihen<br />

hat. Diesbezüglich laden wir Sie ein, mit<br />

uns das kommende Jahr zu planen. Doch<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S4<br />

KOMMENTAR<br />

Einmal hin,<br />

einmal her,<br />

rundherum das ist<br />

nicht schwer<br />

Aktuelle Wahlergebnisse zeigen Bewegung<br />

in der Parteienlandschaft im In- und Ausland.<br />

Eine deutliche Absage an die regierende<br />

Elite und ihre Unfähigkeit, aktuelle<br />

Probleme zu lösen. Wie reagiert die EU?<br />

Mit einer interessanten Interpretation des<br />

Demokratieverständnisses. Der Krieg tobt<br />

munter weiter, die Inflation galoppiert und<br />

das Klima geht den Bach runter. Und nun?<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Demokratie ist ein politisches Prinzip,<br />

nach dem das Volk durch freie<br />

Wahlen an der Machtausübung<br />

im Staat teilhat. Freie Meinungsäußerung<br />

ist dabei eines der Grundrechte.<br />

Ist es also ihr gutes Recht, wenn die Präsidentin<br />

der Europäischen Kommission, Ursula van<br />

der Leyen, im Hinblick auf die Wahl in Italien<br />

sagt: „Wenn sich die Dinge in eine schwierige<br />

Richtung entwickeln, haben wir Instrumente<br />

wie im Fall von Polen und Ungarn“?<br />

Mit schwierig meinte sie einen Rechtsruck<br />

in unserem südlichen Nachbarland, ähnlich<br />

wie es ihn im Jahr 2000 in Österreich gab. Damals<br />

ging die ÖVP eine Koalition mit der FPÖ<br />

ein und sorgte damit für Wirbel. Die vierzehn<br />

Regierungen der damaligen EU-Mitglieder<br />

beschlossen, die bilateralen Beziehungen zur<br />

österreichischen Bundesregierung auf Regierungs-<br />

und diplomatischer Ebene auf das<br />

notwendigste Mindestmaß zu reduzieren.<br />

Mit anderen Worten: wer „rechts“ wählt, wird<br />

zum Aussätzigen. Bei konsequenter Umsetzung<br />

müsste das nun auch in Italien passieren,<br />

wo soeben das Rechtsaußen-Bündnis die absolute<br />

Mehrheit sowohl in der Abgeordnetenkammer<br />

als auch im Senat erlangte – also viel<br />

mehr Zuspruch, als damals in Österreich.<br />

Was die Aussage van der Leyens so bedenklich<br />

macht, ist die mit dieser Drohung implizierte Ignoranz<br />

gegenüber dem Wählerwillen gepaart<br />

mit der politischen Macht, die sie innehat. Monetäre<br />

Sanktionen schmerzen immer besonders,<br />

nicht nur in Corona-Zeiten. Aktuell plant<br />

die EU-Kommission die EU-Gelder aus dem<br />

Kohäsionsfonds für Ungarn wegen Korruption<br />

und anderer Verstöße gegen den Rechtsstaat


zu kürzen, indem der „Rechtsstaatsmechanismus“<br />

ausgelöst wird. Bei diesem 2014 geschaffenen<br />

Instrument zur Wahrung der in der Europäischen<br />

Union geltenden Werte ist seit 2021<br />

auch eine finanzielle Ahndung von Verstößen<br />

vorgesehen. Als Strafe für den Umbau des Justizsystems<br />

und die Schaffung einer Richteraufsichtsbehörde<br />

droht Polen die Verhängung<br />

von Zwangsgeldern, bereits im Jänner wurde<br />

eine Zahlungsaufforderung über 69 Millionen<br />

Euro nach Warschau übermittelt. Also Maßnahmen<br />

gegen demokratiekritisches Vorgehen<br />

laut Definition der EU… (einmal hin…)<br />

Der Haken an der Sache: sowohl Ungarn als<br />

auch Polen sind Nachbarländer der Ukraine<br />

und haben seit Kriegsbeginn fast zwei Millionen<br />

Kriegsflüchtlinge – davon überwiegend<br />

Frauen und Kinder – aufgenommen. Die Umverteilung<br />

von Flüchtlingen ist ein Thema, das<br />

EU-Weit noch nie Einigung erzielen konnte.<br />

Diese geplanten Strafen würden zu einer<br />

künstlichen Verschärfung der bereits prekären<br />

humanitären Lage beitragen, denn willkommen<br />

sind die Ukrainer in Ungarn nicht – aber<br />

kann und will die EU-Kommission sich das wirklich<br />

leisten? (einmal her…)<br />

Zum Teufel mit dem Merit-Order-System!<br />

Am 1. Oktober 2001 vollzog Österreich die<br />

von der EU beschlossene, völlige Strommarktliberalisierung<br />

und öffnete damit die Tür für<br />

das Merit-Order-System. Bei diesem System<br />

bestimmen die Grenzkosten der Stromerzeugung<br />

des jeweils zuletzt zur Deckung der<br />

Nachfrage eingesetzten (=teuersten) Kraftwerks<br />

den Energiepreis an der European<br />

Energy Exchange (EEX, Energiebörse) in Leipzig<br />

bzw. der Energy Exchange Austria (EXAA)<br />

für den jeweils nächsten Tag (Day Ahead-<br />

Markt). Die EEX-Börse ordnet die Angebote<br />

der Kraftwerksbetreiber in einem Pay-as-Clear-Modell<br />

in aufsteigender sowie die Nachfrage<br />

in absteigender Reihenfolge (Merit-Order-Kurve)<br />

an. Erneuerbare Energien sind<br />

billig, aber reichen nicht aus, um den Bedarf<br />

zu decken – und im nahenden Winter wird<br />

es angesichts der Gasverknappung im Zuge<br />

des Krieges noch schlimmer werden. Durch<br />

das „uniform pricing“ erhalten alle Energieanbieter,<br />

die zum Zuge kommen, den gleichen<br />

Preis (Markträumungspreis) für die Einspeisung<br />

bezahlt – unabhängig davon, wie hoch ihre<br />

Erzeugungskosten sind.<br />

Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine<br />

führte dieses System dazu, dass die Strompreise<br />

niedrig gehalten wurden – jeder Anbieter<br />

wollte zum Zug kommen, musste also<br />

günstige Preise halten. Dummerweise kann<br />

der momentane Strombedarf nicht ohne den<br />

Einsatz von Gas gedeckt werden – und das<br />

ist aus bekannten Gründen Mangelware und<br />

somit unverschämt teuer. Als Resultat daraus<br />

verdienen sich manche Anbieter gerade eine<br />

goldene Nase, während sich ein immer größerer<br />

Teil der Bevölkerung das Heizen nicht mehr<br />

leisten kann. Parallel zum Strompreis steigt auch<br />

die Inflationsrate, und das ist für alle schlecht. Daher<br />

wird der Ruf nach einer Gaspreisdeckelung,


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S6<br />

wie Spanien und Portugal sie bereits umgesetzt<br />

haben, immer lauter. Allerdings kann man die<br />

Iberische Halbinsel, die relativ abgeschottet<br />

liegt, nur schlecht mit Österreich vergleichen.<br />

Bei einer solchen Deckelung würde nämlich<br />

dank der starken Vernetzung zumindest ein<br />

Teil des so subventionierten Stroms sofort ins<br />

Ausland abfließen – dabei zählt Österreich zu<br />

den Nettoimporteuren, wir brauchen unseren<br />

Strom wirklich selbst.<br />

Weiterer Nachteil: der Gasverbrauch steigt,<br />

denn das Gas ist ja durch die Deckelung billig<br />

geworden. Ein Mehr an verbrannten fossilen<br />

Brennstoffen ist wirklich nichts Erstrebenswertes!<br />

Zudem sind Ökonomen der Meinung,<br />

dass ein Eingriff ins Marktgeschehen langfristig<br />

Nachteile brächte – es sei besser, stark Betroffene<br />

direkt zu unterstützen und auf einen Preisdeckel<br />

zu verzichten (hat eigentlich jemand<br />

überprüft, auf wessen Gehaltsliste diese Experten<br />

stehen?) Die österreichische Regierung<br />

jedenfalls reagiert wie immer österreichisch<br />

– mit Abwarten, ob die EU Maßnahmen setzt.<br />

Vollversammlung, aber wozu?<br />

Aktuell findet in New York die 77. UNO-Vollversammlung<br />

statt. 150 Regierungsschefs aus der<br />

ganzen Welt sind angereist (bestimmt haben<br />

alle ihre dabei entstandenen CO2-Emissionen<br />

kompensiert und Bäume gepflanzt), um nun<br />

tagelang über die Folgen der COVID-19-Pandemie,<br />

des russischen Angriffskriegs auf die<br />

Ukraine, der Klimakrise sowie die wachsende<br />

Besorgnis über den Zustand der Weltwirtschaft<br />

zu diskutieren. Natürlich spielt auch die Nahrungskrise<br />

eine Rolle – Stichwort Getreide aus<br />

der Ukraine. Übrigens ist Russland ein ständiges<br />

Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen<br />

– und damit theoretisch auf besondere<br />

Weise der Charta der Vereinten Nationen und<br />

dem Frieden in der Welt verpflichtet.<br />

Im Endeffekt zeigt sich, dass außer viel Gerede<br />

nichts Brauchbares aus den Versammlungen<br />

hervorgeht. Jeder ist sich selbst der nächste,<br />

Maßnahmen zum Klimawandel sind zahnlos<br />

oder nicht vorhanden. Es gibt viele Versprechen<br />

und Zusagen, die kaum das Papier wert<br />

sind, auf das sie geschrieben wurden. Und bei<br />

der nächsten Versammlung werden die gleichen<br />

Themen wieder besprochen (rundherum<br />

das ist nicht schwer). Himmel, hilf! (AG)<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S8<br />

INDUSTRIE LOGISTIK<br />

Aktuelle<br />

Herausforderungen -<br />

vier Krisen belasten<br />

die Wirtschaft<br />

Die mehrfachen Herausforderungen und<br />

Krisen – vier an der Zahl – belasten die<br />

Unternehmer der Wirtschaftsregion Ulm/<br />

Neu-Ulm. Die Stimmung unter den Mitgliedern<br />

des Clubs der Industrie (CI) sei angespannt.<br />

Dazu trage die mangelnde Planungssicherung<br />

bei der Kalkulation der<br />

Energiekosten für 2023 bei. So fasst CI-Vorstandsvorsitzender<br />

Gerd Stiefel die aktuelle<br />

Situation auf der Mitgliederversammlung<br />

am 21.09.<strong>2022</strong> zusammen. BEITRAG: REDAKTION<br />

Das Jahr <strong>2022</strong> lässt sich von der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung her<br />

in zwei Hälften teilen. Zunächst<br />

herrschte große Erleichterung<br />

darüber, dass sich nach zwei Jahren<br />

Corona wieder etwas Normalität und Alltag<br />

in das Geschäftsleben einstellte. Der Nachholbedarf<br />

am Netzwerken spiegelte sich<br />

auch darin wieder, dass die nun wieder<br />

möglichen CI-Präsenzveranstaltungen durchgängig<br />

gut besucht waren, resümiert Stiefel.<br />

Nicht jede Herausforderung ist eine Krise<br />

Doch spätestens seit der zweiten Jahreshälfte<br />

<strong>2022</strong> stellt sich bei den CI-Mitgliedern eine Ernüchterung<br />

ein. Bereits geschwächt durch<br />

die Coronapandemie sehen sich die Unternehmer<br />

nun mit vier Herausforderungen<br />

und Krisen gleichzeitig konfrontiert. Hierzu zählt<br />

Stiefel die anhaltende Coronapandemie, die<br />

Energiepreiskrise, den Ukraine-Krieg sowie die<br />

steigende Inflation. Auch wenn nicht allen<br />

dieser Ereignisse die gleiche Bedrohung innewohnt,<br />

sei die Ballung der negativen Einflüsse<br />

wirtschaftlich nur schwer verkraftbar, sagt Stiefel.<br />

Ihm ist aber auch eine differenzierte Betrachtung<br />

wichtig. So bewertet er den Ukraine-Krieg<br />

sowie die Energiesituation als Krisen, Corona<br />

und die Inflation als Herausforderungen.<br />

Hinsichtlich der Pandemie bekommt er aus<br />

dem Mitgliederkreis die Rückmeldung, dass<br />

diese zuversichtlich und gut vorbereitet sind,<br />

um einer neuen Welle in diesem Winter mit<br />

den etablierten Maßnahmen zu begegnen.<br />

Hinsichtlich des Ukrainekriegs bleibe die Sorge,<br />

einen Ausweg aus der katastrophalen Situation<br />

zu finden, gerade weil auch Partnerschaften,<br />

personelle Verbindungen und Kunden-


eziehungen in das angegriffene Land<br />

bestünden. Etwas abgemildert hätten sich<br />

die Auswirkungen auf Lieferketten, da mittlerweile<br />

zum Teil Resilienzen geschaffen werden<br />

konnten.<br />

Es braucht Energiepreis-Klarheit<br />

Neu und mit aller Wucht wurden die Unternehmer<br />

von der Energiepreiskrise erfasst.<br />

„Eine Vervier- bis Verachtfachung der<br />

Preise, das ist kaum zu verkraften“, bringt<br />

es Stiefel auf den Punkt. Eine aktuelle Umfrage<br />

der IHK Schwaben mit 131 Teilnehmern<br />

ergibt, dass 25 Prozent der befragten Unternehmen<br />

von Produktionseinschränkungen<br />

oder -ausfällen ausgehen und dabei<br />

auch ihr Geschäftsmodell existenzbedroht<br />

sehen, sofern sie angesichts der Kostenexplosion<br />

nicht auf alternative Lieferanten bei der<br />

Energieversorgung zurückgreifen können.<br />

GERD STIEFEL<br />

Angesichts dieser angespannten Lage<br />

fordern die CI-Mitglieder eine klare Entscheidung<br />

seitens der Politik, wie das Modell für<br />

staatliche Förderungen im Bereich der Energiekosten<br />

aussieht. „Wir brauchen diesen<br />

Input spätestens bis Mitte Oktober, damit wir<br />

auf dieser Basis unsere Wirtschaftspläne für<br />

das Jahr 2023 erstellen können“, sagt Stiefel<br />

stellvertretend für die Mitglieder. Aktuell<br />

gebe es keine Planungssicherheit. Die öffentlichen<br />

Versorger hätten viele Verträge mit<br />

der Wirtschaft gekündigt. Das bedeutet nach<br />

dem Status quo, Unternehmen rutschen ab<br />

2023 in die Grundversorgung auf einen zu<br />

den bisherigen Verhältnissen hohen Preis.<br />

Kosten vorausschauend budgetieren und Geschäftsmodelle<br />

anpassen<br />

Für 2023 rechnen die CI-Unternehmer<br />

nach zweieinhalb Jahren Krisenmodus mit<br />

deutlichen Auswirkungen auf die regionale<br />

Wirtschaft. Gerade im Bereich der energieintensiven<br />

Industrien ist bei den KMU<br />

mit Insolvenzen und Übernahmen zu rechnen.<br />

Es sei überlebenswichtig, die langfristig<br />

deutlich höheren Kosten im Bereich Personal<br />

und Energie korrekt zu budgetieren und<br />

die Geschäftsmodelle gegebenenfalls en-<br />

tsprechend anzupassen, so der Rat der CI-<br />

Unternehmer. Aus dem Mitgliederkreis lautet<br />

der Tenor, dass sich die dort repräsentierten<br />

Unternehmen vorausschauend und agil auf<br />

die aktuelle Situation einstellen und sich dementsprechend<br />

gut vorbereitet für 2023 sehen.<br />

Staffelübergabe in der Geschäftsführung<br />

Auch eine wichtige Personalie beschäftigt<br />

die CI-Hauptversammlung in diesem Jahr.<br />

Nach 32 Jahren kontinuierlichem Einsatz für<br />

den Wirtschaftsraum Ulm/Neu-Ulm wird der<br />

CI-Geschäftsführer Michael Mühlbacher in<br />

den Ruhestand verabschiedet. Stiefel würdigt<br />

sein besonderes Engagement: „Michael Mühlbacher<br />

hat das Amt des CI-Geschäftsführers<br />

bereits in jungen Jahren praktisch von einem<br />

Tag auf den anderen übernommen. Seitdem<br />

hat er eine beeindruckende Netzwerkstruktur<br />

aufgebaut und den Interessensaustausch zwischen<br />

unseren leistungsstarken Unternehmen<br />

und den öffentlich-rechtlichen sowie politischen<br />

Institutionen und Organisationen entscheidend<br />

mit vorangebracht.“ Nachfolger von<br />

Mühlbacher wird Christian Harder, Partner in<br />

der Anwaltskanzlei Mühlbacher und Partner<br />

(RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S10<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Was tun, wenn nichts<br />

mehr geht? Blackout-<br />

Vorsorge-Ratgeber für<br />

den Handel<br />

Experten erwarten binnen 5 Jahren ein<br />

Blackout. Der volkswirtschaftliche Schaden<br />

läge bei mindestens 1,2 Milliarden Euro pro<br />

Tag. Vorbereitung zählt. Der neue HV-Leitfaden<br />

soll Händler bei der Vorbereitung auf<br />

mögliche Energiekrisen unterstützen.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

Im vergangenen Jahr erinnerten uns zwei<br />

Großstörungen im europäischen Stromversorgungssystem<br />

daran, dass es trotz aller<br />

Sorgfalt keine hundertprozentige Sicherheit<br />

gibt. Seither beschäftigen sich Politik, Medien<br />

und Wirtschaft intensiver mit den Folgen eines<br />

plötzlichen, überregionalen, länger andauernden<br />

Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfalls<br />

– einem sogenannten Blackout. Zurecht,<br />

denn die Folgen eines Blackouts wären für<br />

die Gesellschaft, Wirtschaft und den Handel<br />

katastrophal. Um die Branche bestmöglich<br />

auf den Ernstfall vorzubereiten, hat der Handelsverband<br />

gemeinsam mit der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV)<br />

einen umfassenden Blackout-Ratgeber für<br />

den Handel herausgegeben.<br />

Wahrscheinlichkeit für ein Blackout laut Bundesheer<br />

bei fast 100 Prozent<br />

Eine stabile Stromversorgung ist nicht selbstverständlich.<br />

"Österreich zeichnet sich zwar durch<br />

eine überdurchschnittlich hohe Versorgungssicherheit<br />

aus, aber verschiedenste Einflüsse<br />

wie der Ukraine-Krieg, die Gas- und Energiekrise<br />

sowie das Wachstum im Cybercrime-<br />

Bereich lassen auch die Blackout-Gefahr rasant<br />

ansteigen. Würde der Strom hierzulande für 24<br />

Stunden ausfallen, läge der volkswirtschaftliche<br />

Schaden laut Berechnungen der JKU Linz<br />

bei mindestens 1,2 Milliarden Euro", bestätigt<br />

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.<br />

Laut Bundesheer liegt die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es in den nächsten fünf Jahren zu<br />

einem größeren, überregionalen Stromausfall<br />

in Österreich kommen wird, bei fast 100 Prozent.<br />

"Es braucht Präventionsmaßnahmen<br />

und länderübergreifende Strategien, um die


Versorgungssicherheit auch in Zukunft gewährleisten<br />

zu können. Daher steht der Handelsverband<br />

im engen, laufenden Austausch mit<br />

dem Innenministerium, dem Verteidigungsministerium<br />

und dem Bundeskriminalamt", so Will.<br />

"Es ist essenziell, dass wir uns als Gesellschaft<br />

gezielt auf ein solches Szenario vorbereiten. Mit<br />

dem Blackout-Vorsorge-Ratgeber möchten<br />

wir die heimischen Händler mit Hintergrundinformation,<br />

Präventionsmaßnahmen, praxisnahen<br />

Tipps und Checklisten unterstützen. Denn<br />

eines ist klar: Je besser der österreichische<br />

Handel auf ein Blackout vorbereitet ist, desto<br />

besser werden wir die kaum fassbaren Folgen<br />

einer möglichen schweren Versorgungskrise<br />

bewältigen können", ergänzt Handelsverband-Präsident<br />

Stephan Mayer-Heinisch.<br />

Wenn der Staat nicht mehr kann, schlägt die<br />

Stunde der Zivilgesellschaft<br />

Ein Blackout würde nicht nur zu einem großflächigen<br />

Stromausfall führen, sondern fast<br />

alle Infrastruktur- und Versorgungsleistungen<br />

betreffen, es würde schlagartig nichts mehr<br />

funktionieren. Daher ist ein solches Ereignis<br />

auch nicht mit Stromausfällen, wie wir sie<br />

auch in Österreich nach heftigen Unwettern<br />

kennen, vergleichbar. Während nach lokalen<br />

oder regionalen Stromausfällen ziemlich rasch<br />

wieder alles wie gewohnt funktioniert, würde<br />

die Wiederherstellung der gewohnten Versorgung<br />

nach einem überregionalen Ereignis<br />

oder auch in Folge einer Gas- und Strommangellage<br />

wesentlich länger dauern, was häufig<br />

unterschätzt wird.<br />

Mehr als vielen Menschen bewusst ist, hängt<br />

unser Alltag völlig von einer intakten Stromversorgung<br />

ab – im städtischen Bereich sogar<br />

noch stärker als am Land. "Daher sollte sich<br />

jede und jeder Einzelne von uns mit entsprechenden<br />

Vorsorgemaßnahmen befassen.<br />

Denn bei einem solchen überregionalen Ereignis<br />

geraten auch die gewohnten und<br />

sehr verlässlichen Strukturen der organisierten<br />

Hilfe rasch an ihre Grenzen. Niemand kann bei<br />

einer gleichzeitigen eigenen Betroffenheit<br />

Millionen Menschen helfen. Wir können eine<br />

solche Krise nur gemeinsam und durch Vorbereitung<br />

bewältigen", ist Herbert Saurugg, Präsident<br />

der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Krisenvorsorge und Blackout-Vorsorge-Experte<br />

des Handelsverbandes, überzeugt.<br />

Gemeinsam soll in den nächsten Monaten<br />

auch die Dachmarke "Mach mit! Österreich<br />

wird krisenfit!" (www.krisenfit.jetzt) mit konkreten<br />

Angeboten für die Vorsorge in den<br />

Handel gebracht werden.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S12<br />

Pandemie als Weckruf<br />

Mit einer Versorgungssicherheit von 99,99%<br />

zählt die österreichische Stromversorgung zu<br />

den verlässlichsten der Welt. Daher ist für viele<br />

Menschen nur schwer nachvollziehbar, warum<br />

das eines Tages anders sein sollte. Doch es<br />

gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Nirgends.<br />

Daher sollten wir als Gesellschaft in der<br />

Lage sein, sowohl mit absehbaren als auch<br />

mit unerwarteten Krisen umzugehen. So ist die<br />

Politik gerade jetzt in der Gas-Krise gefordert,<br />

die Risiken in unserer Energieversorgung zu minieren.<br />

Bei einem Blackout spielt der Lebensmittelhandel<br />

als Kritische Infrastruktur und Nahversorger<br />

eine zentrale Rolle. Daher ist die Vorbereitung<br />

auf ein Blackout Teil der Krisen- und<br />

Notfallpläne der Händler. "Die Corona-Pandemie<br />

hat die Dringlichkeit nochmal verstärkt.<br />

Die Vorbereitung auf ein Blackout geht Hand<br />

in Hand mit dem Ausbau autarker grüner<br />

Stromquellen aus Photovoltaik und Windenergie.<br />

Eine verstärkte Zusammenarbeit mit den<br />

Bundeseinrichtungen und den Länderorganisationen<br />

muss das Ziel sein, um eine geordnete<br />

Verteilung der Lebensmittel im Krisenfall<br />

sicherzustellen", sagt Robert Spevak, Leiter<br />

des Handelsverband-Ressorts "Sicherheit im<br />

Handel" und Abteilungsleiter Revison und Sicherheit<br />

bei Metro Österreich. "Ein hoher Stellenwert<br />

kommt hier auch der Schulung der<br />

eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu,<br />

damit diese privat wie beruflich bestmöglich<br />

auf den Ernstfall vorbereitet sind. Wenn wir die<br />

Grundversorgung schaffen, dann schaffen wir<br />

alles andere auch", so Spevak.<br />

Ebenfalls im Fokus: EU-Plan mit Maßnahmen<br />

zur Energiereduktion<br />

Aufgrund des Ukraine-Kriegs sowie einer möglichen<br />

Gaslieferunterbrechung entstehen für<br />

die kommenden Monate große Unsicherheiten.<br />

Der Rat der Europäischen Union hat in<br />

diesem Kontext am 26. Juli eine politische Einigung<br />

über eine freiwillige Senkung des Erdgasverbrauchs<br />

um 15% für den kommenden Winter<br />

abgeschlossen. Der Zweck besteht darin,<br />

vor dem Winter entsprechende Einsparungen<br />

zu erzielen, um einen Puffer für mögliche Unterbrechungen<br />

der Gaslieferungen aus Russland<br />

zu schaffen. Details zu den vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen werden im HV Blackout-Vorsorge-Ratgeber<br />

ebenso beschrieben wie der<br />

3-Säulen-Plan der EU-Kommission zur Senkung<br />

der Gasnachfrage. Dazu zählen erstens der<br />

Umstieg weg vom Gas auf alternative Energieformen,<br />

um die Einschnitte für Industrie &<br />

Handel möglichst gering zu halten, zweitens<br />

Anreize für die Verringerung des Verbrauchs<br />

durch Marktinstrumente und drittens Einsparungen<br />

bei Heizung und Klimatisierung.<br />

(RED)<br />

Der HV Blackout-Leitfaden kann hier kostenfrei<br />

downgeloadet werden: www.handelsverband.at/<br />

publikationen/blackout-ratgeber/


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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S14<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Inflation und<br />

Kaufkraftverlust<br />

lassen Handelsumsätze<br />

einbrechen<br />

Im zweiten Quartal sind die Verkaufszahlen<br />

in Österreich real um 3,3 Prozent zurückgegangen.<br />

Der KfZ-Handel verliert mit 17,3 Prozent<br />

massiv. Starke Verluste müssen auch<br />

die Lebensmittel-, Möbel- und Elektrohändler<br />

verkraften. Selbst der eCommerce-Boom<br />

ist vorläufig vorbei.<br />

BEITRAG: RAINER WILL<br />

Der österreichische Handel musste im<br />

zweiten Quartal <strong>2022</strong> laut Statistik<br />

Austria einen inflationsbereinigten<br />

Umsatzrückgang von 3,3 Prozent<br />

verkraften. Im Lebensmitteleinzelhandel liegt<br />

das Minus bei 5,1 Prozent, im KfZ-Handel sogar<br />

bei 17,3 Prozent. Der preisbereinigte Halbjahresvergleich<br />

für <strong>2022</strong> zeigt für den gesamten<br />

Handel keine Umsatzveränderung. Allerdings<br />

hatten die heimischen (Non-Food-)Handelsbetriebe<br />

im ersten Halbjahr 2021 noch bis zu<br />

8 Lockdown-Wochen geschlossen. Daher wird<br />

hier tatsächlich ein dickes Minus verzeichnet.<br />

Situation im KfZ-Handel dramatisch<br />

Summa summarum verzeichnete der Handel<br />

heuer im zweiten Quartal in fast allen Warengruppen<br />

deutliche Verluste aufgrund der<br />

multiplen Krisen, die einen massiven Kaufkraftrückgang<br />

ausgelöst haben. Das dickste<br />

Minus verzeichnet der Autohandel, bei dem<br />

die Umsätze in Q2 im Vergleich zum Vorjahr<br />

um fast ein Fünftel eingebrochen sind. Für die<br />

Branche ist das ein Kahlschlag sondergleichen.<br />

Im Lebensmitteleinzelhandel zeigt das<br />

Minus deutlich, dass sich drei Viertel aller Menschen<br />

inflationsbedingt auf den Kauf günstiger<br />

Lebensmittel beschränken müssen.<br />

Die neuesten Zahlen der Statistik Austria und<br />

das jüngste Konsumbarometer des Handelsverbandes<br />

bestätigen die dramatische Lage<br />

im Handel, auf die der Handelsverband schon<br />

seit Monaten hinweist. 83 Prozent der Bevölkerung<br />

bereitet die Teuerung große Sorgen.<br />

Bereits ein Viertel der Menschen hat Konsumschulden,<br />

ein Fünftel muss sich auf den Kauf<br />

lebensnotwendiger Güter beschränken. Die<br />

Verdoppelung der Insolvenzen ist ein erstes


Resultat dieser Effekte. Wenn die Politik nicht<br />

rasch gegensteuert, droht 6.000 Handelsbetrieben<br />

bis Jahresende die Schließung.<br />

Onlinehandel: Boom vorbei<br />

Bereits jetzt ist klar, dass viele Geschäfte des<br />

nicht-lebensnotwendigen österreichischen<br />

Handels im vierten Quartal einen Überlebenskampf<br />

führen werden. Der Flächenschwund<br />

im Non-Food-Handel – minus 500.000 Quadratmeter<br />

in 2021 – wird sich heuer wegen der<br />

Energiekrise und der Teuerungswelle eklatant<br />

beschleunigen. Laut einer bundesweiten Befragung<br />

des Handelsverbandes wird im Gesamtjahr<br />

<strong>2022</strong> fast die Hälfte der österreichischen<br />

Händler aufgrund der explodierenden<br />

Kosten für Strom und Gas einen Verlust erwirtschaften,<br />

wobei insbesondere KMU-Betriebe<br />

betroffen sind. 60 Prozent der kleinen und mittelgroßen<br />

Handelsbetriebe haben bereits mit<br />

einem Investitionsstopp reagiert.<br />

Hinzu kommt: Selbst der Onlinehandel, Wachstumskaiser<br />

in der letzten Dekade und gallisches<br />

Dorf während des ersten Coronapandemie-Jahres,<br />

kommt inflationsbedingt ins<br />

Straucheln. Im zweiten Quartal <strong>2022</strong> sind die<br />

Umsätze hierzulande um 4,8 Prozent eingebrochen.<br />

Der eCommerce-Boom ist bis auf weiteres<br />

vorbei.<br />

HV fordert Energiekostenzuschuss für alle<br />

Händler<br />

Fazit: Die Energie-Krise, der Ukraine-Krieg, die<br />

höchste Inflationsrate seit 1975, der schwache<br />

Euro und die pandemiebedingten Kapazitätseinschränkungen<br />

in Asien stellen für den österreichischen<br />

Handel, der in Österreich 600.000<br />

Mitarbeiter:innen beschäftigt, eine existenzielle<br />

Bedrohung dar. Die Herausforderungen<br />

werden sich 2023 noch verstärken, wenn die<br />

Energiepreiserhöhungen bei den Konsumenten<br />

und Unternehmen voll schlagend werden<br />

und die verfügbare Kaufkraft weiter sinkt.<br />

6.000 Händler geben an bis Jahresende zu<br />

schließen, daher braucht es eine zeitnahe politische<br />

Reaktion auf diese Ausnahmesituation,<br />

auch um Stadt- und Ortskerne zu erhalten.<br />

Der Handelsverband fordert erstens einen<br />

Energiekostenzuschuss für alle Handelsbetriebe,<br />

zweitens eine umfassende Arbeitsmarktreform,<br />

um dem Personalmangel entgegenzuwirken,<br />

drittens eine durchgängige<br />

Abgaben- und Gebührenreform, insbesondere<br />

die Abschaffung der Mietvertragsgebühr,<br />

und viertens eine weitere substanzielle Senkung<br />

der Lohnnebenkosten zur Entlastung der<br />

österreichischen Unternehmen.<br />

(RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S16<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Onlinehändler-Studie:<br />

Steigende Kosten und<br />

Lieferschwierigkeiten<br />

beuteln eCommerce<br />

Eine länderübergreifende Befragung der<br />

ZHAW in Kooperation mit dem Handelsverband<br />

und dem MCI Innsbruck belegt: Jeder<br />

fünfte Webshop hat Verfügbarkeitsprobleme<br />

und kämpft mit der Rohstoffknappheit.<br />

20 Prozent arbeiten bereits erfolgreich mit<br />

Influencern zusammen.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

In den ersten beiden Pandemie-Jahren<br />

2020 und 2021 erlebte der Onlinehandel<br />

in Österreich und der Schweiz einen beispiellosen<br />

Boom, heuer ist alles anders: Allein<br />

im zweiten Quartal <strong>2022</strong> sind die eCommerce-Umsätze<br />

hierzulande laut Statistik<br />

Austria um 4,8 Prozent eingebrochen. Die<br />

Branche kämpft aber nicht nur mit sinkenden<br />

Umsatzzahlen, sondern auch mit Lieferengpässen,<br />

Rohstoffknappheit und den regelrecht<br />

explodierenden Energie- und Logistikkosten.<br />

Dies zeigt die aktuelle Onlinehändlerbefragung<br />

<strong>2022</strong>, welche zum fünften Mal in Folge<br />

von der ZHAW School of Management and<br />

Law (Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften) und dem MCI - Management<br />

Center Innsbruck in Kooperation mit dem Handelsverband<br />

Österreich und dem Schweizer<br />

Handelsverband durchgeführt wurde.<br />

25 Prozent aller Onlinehändler kämpfen mit<br />

Lieferverzögerungen<br />

Der Onlinehandel sieht sich durch das aktuelle<br />

Weltgeschehen mit einigen fundamentalen<br />

Herausforderungen konfrontiert. Der<br />

Ukraine-Krieg und die historisch hohe Inflation<br />

haben einen Nachfrageschock ausgelöst,<br />

der auch vor dem Onlinehandel nicht haltmacht.<br />

Darüber hinaus kämpft jeder vierte<br />

Onlinehändler mit langen Lieferzeiten oder<br />

Lieferverzögerungen, jeder fünfte mit Verfügbarkeitsproblemen<br />

und Rohstoffknappheit.<br />

Vor allem die Fernost- und Überseefracht bereitet<br />

wegen teilweise gesperrten Häfen und<br />

fehlenden Containern Schwierigkeiten. Das<br />

führt zu Kostensteigerungen von der ersten bis<br />

zur letzten Meile bei rückläufigen Umsätzen.<br />

"Rohstoffproduzenten und Lieferanten aus der<br />

Ukraine können kriegsbedingt nicht liefern.


Lebensmittel-Onlinehändler berichten, dass<br />

teilweise Rohstoffe nicht verfügbar sind, und<br />

sie deshalb gewisse Produkte nicht mehr produzieren<br />

können", bestätigt Darius Zumstein,<br />

Studienleiter und Leiter E-Commerce Lab der<br />

ZHAW School of Management and Law.<br />

Erfolgsfaktoren im eCommerce: Qualität,<br />

Exklusivität und Marke<br />

Im Rahmen der Studie wurden heuer erstmals<br />

verschiedene Erfolgsfaktoren für den Onlinehandel<br />

untersucht. Dabei kristallisierte sich die<br />

Qualität der Produkte für drei von vier Onlinehändlern<br />

(74%) als stärkster Erfolgsfaktor heraus,<br />

gefolgt von der Exklusivität, welche für<br />

mehr als die Hälfte (52%) wichtig ist. Weitere<br />

Erfolgstreiber sind eine ausgeprägte Markenstärke<br />

(48%), eine hohe Kundenorientierung<br />

(46%), eine hohe Produkteverfügbarkeit (44%)<br />

sowie ein breites Sortiment (43%). Überraschend<br />

ist, dass der Preis, aber auch die oft<br />

diskutierten Liefer- und Retouren-Konditionen<br />

sowie die Lieferung am gleichen Tag für die<br />

Webshops weit weniger erfolgsentscheidend<br />

sind als erwartet. Jeder dritte erfolgreiche Onlineshop-Betreiber<br />

gibt ein gutes Onlinemarketing<br />

als wesentlichen Erfolgsfaktor an. Dabei<br />

wird hauptsächlich auf die Social Media-Plattformen<br />

Facebook (94%) und Instagram (86%)<br />

gesetzt. Von 41 Prozent wird die Videoplattform<br />

YouTube als Werbekanal genutzt. Im<br />

B2B-Bereich ist hingegen das Business-Netzwerk<br />

LinkedIn (39%) auf dem Vormarsch. Tik-<br />

Tok wird bereits von 15 Prozent der Onlinehändler<br />

zu Werbezwecken genutzt – Tendenz<br />

stark steigend.<br />

Produktqualität, Exklusivität und Markenstärke<br />

bleiben die wichtigsten Erfolgsfaktoren im<br />

eCommerce. Beim Onlinemarketing sind spätestens<br />

seit der Pandemie Suchmaschinen-,<br />

Newsletter- und Social Media-Marketing die<br />

Erfolgsgaranten. Daran kommt kein erfolgreicher<br />

Webshop-Betreiber mehr herum. Ein<br />

Fünftel aller Onlinehändler arbeitet mit Influencern<br />

und Testimonials zusammen. (RED)<br />

service.online<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S18<br />

SPECIAL<br />

Wie der Computer<br />

zum intelligenten<br />

Wesen wird<br />

Immer mehr Unternehmen setzten zur Verbesserung<br />

ihrer Wertschöpfung auf den Einsatz<br />

von Künstlicher Intelligenz. Doch nach<br />

welchen Prinzipien funktionieren eigentlich<br />

KI-Programme und für welche Zwecke lassen<br />

sie sich nutzen? Aufschluss darüber gibt<br />

ein historischer Überblick.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Den Grundstein für das Fachgebiet<br />

der Künstlichen Intelligenz legte der<br />

britische Mathematiker Alan Turing<br />

im Jahr 1936. Turing bewies, dass<br />

eine Rechenmaschine – eine sogenannte<br />

«Turingmaschine» – in der Lage ist, kognitive<br />

Prozesse auszuführen. Die Bedingung dafür<br />

ist, dass sich diese Prozesse in mehrere Einzelschritte<br />

zerlegen lassen und durch einen<br />

Algorithmus dargestellt werden können. 1950<br />

entwickelte Turing ein Test-Verfahren, um zu<br />

prüfen, ob ein Computer selbständig denken<br />

kann. Hierfür führt eine Versuchsperson mit<br />

zwei unsichtbaren Gesprächspartnern ein Gespräch.<br />

Danach muss die Versuchsperson entscheiden,<br />

welcher der beiden Gesprächspartner<br />

der Computer war. Wenn mindestens 30<br />

Prozent der Versuchspersonen den Computer<br />

nicht erkennen, gilt der Test als bestanden.<br />

Aus Konferenz entsteht erstes KI-Programm<br />

Der Begriff «Künstliche Intelligenz» trat erstmals<br />

im Jahr 1956 am «Summer Research Project on<br />

Artificial Intelligence» in Erscheinung. Dies war<br />

eine ambitionierte, sechswöchige Konferenz,<br />

die am Dartmouth College in New Hampshire<br />

in den USA stattfand. Die Konferenz gilt als<br />

Geburtsstunde für das Fachgebiet «Künstliche<br />

Intelligenz» als wissenschaftliche Disziplin. Die<br />

Konferenzteilnehmer waren davon überzeugt,<br />

dass Denkprozesse auch ausserhalb eines<br />

menschlichen Gehirns möglich sind. Als Resultat<br />

der Konferenz entwickelten der Informatiker<br />

Allen Newell, der Programmierer Cliff Shaw<br />

und der Wirtschaftswissenschaftler Herbert Simon<br />

das Programm «The Logic Theorist». Die<br />

Aufgabe des Programms war es, mithilfe von<br />

Logik und Vernunft mathematische Theoreme<br />

zu beweisen. Es wird als «erstes Programm für<br />

künstliche Intelligenz» bezeichnet.<br />

Im Jahr 1966 entwickelte der deutsch-amerikanische<br />

Informatiker Joseph Weizenbaum den<br />

weltweit ersten Chatbot Eliza. Dieser war so<br />

programmiert, dass der Eindruck entstand, er<br />

könne die Rolle eines Psychotherapeuten einnehmen.<br />

Das Programm reagierte allerdings<br />

lediglich auf Schlüsselworte und antwortete<br />

häufig mit Fragen oder allgemeinen Phrasen.<br />

Auch war der Dialog mit dem Chatbot nur über<br />

eine Computertastatur möglich. Weizenbaum<br />

war überrascht, mit welch einfachen Mitteln


man Menschen die Illusion vermitteln kann,<br />

ein Gespräch mit einem Partner aus Fleisch<br />

und Blut zu führen. Viele Probanden hatten<br />

nämlich den Eindruck, der virtuelle Psychotherapeut<br />

hätte Verständnis für ihr Problem.<br />

Wird menschliche Intelligenz überflüssig?<br />

Die 70er-Jahre waren geprägt von einem wissenschaftlichen<br />

Streit über das Potenzial von<br />

Künstlicher Intelligenz für praktische Anwendungen.<br />

Bezugnehmend auf die Arbeiten von<br />

Alan Turing waren Allen Newell und Herbert<br />

Simon von der Carnegie Mellon University der<br />

Ansicht, dass es für den Vollzug von Denkprozessen<br />

kein menschliches Gehirn braucht.<br />

Denken sei nichts anderes als Informationsverarbeitung<br />

und Informationsverarbeitung ein<br />

Rechenvorgang, bei dem Symbole manipuliert<br />

werden. Eine klare Gegenposition zu dieser<br />

Meinung ergriff der Philosoph John Searle.<br />

Gemäss der Auffassung von Searle können<br />

Maschinen mittels Künstlicher Intelligenz die<br />

kognitiven Fähigkeiten von Menschen zwar simulieren<br />

und nachahmen, sie sind aber nicht<br />

wirklich intelligent, sondern scheinen lediglich<br />

intelligent zu sein.<br />

Als Ergebnis der wissenschaftlichen Auseinandersetzung<br />

stehen sich bis heute mit der<br />

schwachen und starken Künstlichen Intelligenz<br />

zwei konträre Positionen gegenüber. Die<br />

Verfechter der starken Künstlichen Intelligenz<br />

plädieren dafür, dass KI-Maschinen in demselben<br />

Sinn intelligent sind und denken können<br />

wie Menschen. Die Vertreter der schwachen<br />

Künstlichen Intelligenz sind der Ansicht, dass<br />

menschliches Denken gebunden ist an den<br />

menschlichen Körper, insbesondere an das<br />

Gehirn.<br />

Erstes Expertensystem für medizinische Zwecke<br />

An der Universität Stanford wurde 1972 der<br />

Grundstein für sogenannte Expertensysteme<br />

gelegt. Expertensysteme sind Computerprogramme,<br />

die Menschen bei komplexen Problemstellungen<br />

unterstützen. Entwickelt wurde<br />

das System MYCIN, das Künstliche Intelligenz<br />

erstmals für medizinische Zwecke einsetzen<br />

sollte. Das neue Expertensystem war in der<br />

Lage, die Diagnose und Therapie von Infektionskrankheiten<br />

zu unterstützen, indem es aufgrund<br />

von zahlreichen Parametern geeignete<br />

Antibiotika vorschlug. MYCIN wurde allerdings<br />

nie in der Praxis eingesetzt. Die Skepsis war zu<br />

gross und es mangelte an technischen Möglichkeiten,<br />

um das System für eine breite Anwendung<br />

verfügbar zu machen.<br />

Bei der historischen Betrachtung der Entwicklungen<br />

im Bereich der Künstlichen Intelligenz<br />

wird oft die Auffassung vertreten, dass sich die<br />

Forschung in diesem Gebiet wellenartig entwickelte.<br />

Eine Periode, in denen es innovative<br />

Neuerungen gibt, bezeichnet man als KI-Sommer<br />

und für Zeiträume, in welchen die Entwicklung<br />

stagniert, verwendet man den Begriff<br />

KI-Winter. So werden beispielsweise auch die<br />

80er-Jahre als KI-Winter aufgefasst. Weil die<br />

hohen Erwartungen an die KI-Forschung nicht<br />

erfüllt wurden, stoppten viele Regierungen, allen<br />

voran die USA, ihre Forschungsgelder. Ausgehend<br />

von der Zeit des kalten Krieges hatte<br />

die USA enorme Geldsummen investiert zur<br />

Bereitstellung eines Übersetzungssystems, das<br />

Dokumente in Russischer Sprache automatisiert<br />

übersetzen sollte. Doch die KI-Forscher<br />

hatten die Komplexität der Aufgabe unterschätzt.<br />

In den 80er-Jahren stellten KI-Forscher<br />

immer wieder fest, dass Aufgaben, die für<br />

Menschen sehr einfach sind, für Computer<br />

eine grosse Herausforderung darstellen und<br />

umgekehrt. So ist es für Menschen schwierig,<br />

komplexe mathematische Probleme zu lösen,<br />

während Computer Mühe damit haben, Bilder


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S20<br />

oder Sprache zu erkennen oder Bewegungen<br />

auszuführen. Dieses Prinzip wurde unter anderem<br />

von Hans Moravec beschrieben und wird<br />

auch als Moravecsches Paradox bezeichnet.<br />

Sprachcomputer auf Basis von neuronalem<br />

Netzwerk<br />

Einen positiven Impuls für das Fachgebiet der<br />

Künstlichen Intelligenz gab es im Jahr 1986<br />

mit dem Programm «NETtalk». Denn damit<br />

brachten Terrence J. Sejnowski und Charles<br />

Rosenberg den Computer zum Sprechen.<br />

Das Programm konnte Wörter lesen und korrekt<br />

aussprechen sowie das Gelernte auf ihm<br />

unbekannte Wörter anwenden. «NETtalk» gehörte<br />

damit zu den frühen sogenannten neuronalen<br />

Netzwerken. Das sind Programme,<br />

die mit grossen Datenmengen gefüttert werden<br />

und darauf aufbauend eigene Schlüsse<br />

ziehen können. Bei der Betrachtung der historischen<br />

Entwicklung von Künstlicher Intelligenz<br />

fällt der Fokus auch auf die beachtliche<br />

Leistung von Rechnern, die bei Brett-,<br />

Computer- oder anderen Spielen gegen<br />

Menschen spielen. Es zeigt sich immer wieder,<br />

dass moderne Computer sogar die besten<br />

menschlichen Spieler übertreffen können.<br />

Bereits 1997 konnte die Weltöffentlichkeit beobachten,<br />

wie das IBM-System «Deep Blue»<br />

den russischen Schachweltmeister Gary Kasparov<br />

besiegte. Und im Jahr 2011 gewann das<br />

Computerprogramm «Watson» (ebenfalls IBM)<br />

in der amerikanischen Quiz-Show Jeopardy<br />

gegen die besten Quizmeister. 2016 übertraf<br />

die Deepmind-Software AlphaGo von Google<br />

den südkoreanischen Spitzenspieler Lee Sedol<br />

bei einer Spielpartie auf dem chinesischen<br />

Bettspiel Go. AlphaGo schlug Sedol 4:1. Das<br />

Resultat erstaunt angesichts der Komplexität<br />

des Spiels. Hat der erste Spieler bei Schach 20<br />

mögliche Züge zur Auswahl, sind es bei Go 361<br />

Züge.<br />

Schnelle Rechner fördern maschinelles Lernen<br />

Ungefähr ab dem Jahr 2010 begann eine<br />

Phase der Kommerzialisierung von KI-Anwendungen.<br />

Als besondere Innovationen für den<br />

Alltagsgebrauch der Menschen begannen<br />

sich die Sprachassistenten Siri und Alexa zu<br />

etablieren. Im Geschäftsbereich schritt die Automatisierung<br />

von Arbeitsprozessen voran und<br />

das Internet der Dinge konnte für immer mehr<br />

Anwendungsbereiche genutzt werden. Dank<br />

der immer besseren Rechnerleistung konnten


die Computer immer besser fürs maschinelle<br />

Lernen genutzt werden. Beim maschinellen<br />

Lernen generiert der Computer selbstständig<br />

Wissen aus Erfahrungen. Er kann damit auch<br />

eigenständig Lösungen für neue und unbekannte<br />

Probleme finden. Auch das Deep Learning<br />

erreichte einen neuen Boom. Deep<br />

Learning ist ein Teilgebiet des maschinellen<br />

Lernens, bei welchem neuronale Netze in mehreren<br />

Schichten genutzt werden. Es entsteht<br />

eine umfangreiche innere Struktur des Netzes.<br />

Deep Learning kann zum Beispiel dafür genutzt<br />

werden, Bilder zu erkennen, Texte zu verstehen<br />

oder präzise Entscheidungen zu treffen.<br />

Grosse Datenmengen zur Effizienzsteigerung<br />

Ab dem Jahr 2020 ergaben sich im Bereich<br />

Künstliche Intelligenz viele weitere Trends. Die<br />

Unternehmen begannen sich zum Beispiel auf<br />

die Machine Learning Operations (MLOps) zu<br />

konzentrieren. In einem funktionsübergreifenden<br />

und kooperativen Prozess soll das maschinelle<br />

Lernen für möglichst viele Anwendungsgebiete<br />

in einem Unternehmen produktiv<br />

genutzt werden. Die Unternehmen sollen aus<br />

ihren Daten wertvolle Informationen gewinnen<br />

können, beispielsweise, wenn es um<br />

Workflows, Traffic-Muster und das Bestandsmanagement<br />

geht. Neue Möglichkeiten zur<br />

Effizienzsteigerung im Supply Chain Management<br />

ergeben sich durch die immer bessere<br />

Verfügbarkeit von digitalen Daten über die<br />

Kosten und die Lieferbarkeit von Gütern und<br />

Ressourcen. Bereits heute stellen die B2B-Plattformen<br />

wlw (ehemals «Wer liefert was») und<br />

EUROPAGES grosse Mengen solcher Daten<br />

zur Verfügung. Das Unternehmen Visable als<br />

Träger der beiden Plattformen nutzt selber<br />

KI-Programme zur Pflege der Daten, beispielsweise<br />

zur Bereitstellung von Schlüsselwörtern<br />

für die Datensuche oder zur Eliminierung von<br />

Daten-Duplikaten. (RED)<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S22<br />

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Mehr Effizienz in der<br />

Logistik dank<br />

Künstlicher<br />

Intelligenz<br />

Die Logistik ist ein geradezu idealer Anwendungsfall<br />

für Künstliche Intelligenz. Aufgrund<br />

ihres enormen Potenzials, Prozesse zu optimieren,<br />

Störungen und Fehler im System<br />

rechtzeitig zu erkennen und zu beheben<br />

sowie Kosten zu senken, wird sie von der<br />

Mehrheit der Entscheidungsträger innerhalb<br />

der nächsten zehn Jahre als unverzichtbarer<br />

Bestandteil der Branche angesehen.<br />

Auch aufgrund ihres Potenzials, neue,<br />

attraktivere Arbeitsplätze entstehen zu lassen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Die Corona-Krise war und ist auch<br />

eine Krise der globalen Lieferketten<br />

und der Logistik. Sie kann jedoch<br />

auch als Weckruf verstanden werden:<br />

Immer ausgefeiltere Supply-Chain-Systeme<br />

sind in einem volatilen Umfeld und angesichts<br />

von Schwankungen bei Angebot<br />

und Nachfrage (nicht zuletzt auch aufgrund<br />

des Klimawandels oder wegen geopolitischer<br />

Rivalitäten) umso verletzlicher. Systeme der<br />

Künstlichen Intelligenz bieten jedoch ungeahnte<br />

Möglichkeiten, auf rasche Veränderungen<br />

schnell zu reagieren – beziehungsweise<br />

sie vorherzusehen und auch im Nicht-Krisenmodus<br />

die Abläufe effizienter zu organisieren,<br />

Ressourcen zu sparen und Kosten zu senken.<br />

Logistik idealer Anwendungsfall für KI<br />

Logistiksysteme sind Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge,<br />

die zwar eindeutig, aber aufgrund<br />

ihrer Komplexität für den Menschen und<br />

für herkömmliche Methoden der Operations<br />

Research kaum überschaubar sind. Welche<br />

Auswirkungen haben ein Stau, ein Materialschaden<br />

bei einer Maschine oder ein Streik in<br />

einem Hafen an einem anderen Ende der Welt<br />

für das Gesamtsystem? Wie kann es rasch erneut<br />

in sich abgestimmt werden? Systeme der<br />

Künstlichen Intelligenz werden das in Zukunft<br />

immer genauer berechnen können. Mehr<br />

noch: Wie werden sich aufgrund von Ernteausfällen<br />

oder Rekordernten, Wechselkursentwicklungen<br />

oder Themen, die in den Sozialen<br />

Medien gerade virulent sind, Angebot und<br />

Nachfrage nach bestimmten Gütern (auseinander)<br />

entwickeln? Künstliche Intelligenz kann<br />

nicht nur Prozesse optimieren sondern auch in<br />

der Bedarfsprognose und der Absatzplanung<br />

eingesetzt werden.


Intelligente Algorithmen, hohe Rechenleistung<br />

und Big Data<br />

Möglich ist dieser Einsatz von Künstlicher Intelligenz<br />

durch mehrere Faktoren: Einer hohen und<br />

ständig zunehmenden Rechenleistung und<br />

Speicherkapazität, Big Data und intelligenten<br />

Algorithmen. Die Rechenleistung von Computern<br />

und Chips potenziert sich fortwährend –<br />

bis zum Jahr 2040 könnte sie gegenüber heute<br />

um einen Faktor 1000 zugenommen haben.<br />

Nicht nur durch das Internet und durch soziale<br />

Medien, sondern auch über Sensoren und Systeme<br />

der Echtzeitdatenübermittlung kann auf<br />

gewaltige und stets aktuelle Datenmengen<br />

und auch auf aussagekräftige Datenreihen<br />

zugegriffen werden – das ist «Big Data». Bei<br />

Logistikprozessen selbst werden täglich riesige<br />

Mengen an Daten produziert. Basierend darauf<br />

können Aussagen getroffen werden, wie<br />

sich Systeme über die Zeit hinweg verhalten<br />

und auf welche Einflussfaktoren und Veränderungen<br />

sie wie reagieren.<br />

Es gibt je länger je mehr Datenquellen, die<br />

bald neues Potenzial zur Effizienzsteigerung in<br />

der Logistik bieten können. So stellen beispielsweise<br />

die B2B-Plattformen wlw (ehemals «Wer<br />

liefert was») und EUROPAGES grosse Mengen<br />

an Daten zu Rohstoffen und Produkten zur Verfügung.<br />

Neben detaillierten Spezifikationen<br />

sind auch Preise und Lieferzeiten enthalten.<br />

Es ist absehbar, dass die Daten dieser beiden<br />

Plattformen des Plattformanbieters Visable in<br />

Zukunft genutzt werden können, um Lagerbestände<br />

durch Künstliche Intelligenz effizient zu<br />

bewirtschaften. Es sind dann Nachbestellungen<br />

zum besten Preis termingerecht und automatisiert<br />

möglich.<br />

Notwendig dafür ist die Verfügbarkeit von<br />

qualitativ hochwertigen Daten. Denn Datenquantität<br />

ist nicht gleich Datenqualität. «Es ist<br />

wichtig, eine adäquate Vorauswahl zu treffen,<br />

welche Daten benötigt werden. Zudem muss<br />

sichergestellt sein, dass diese Daten in genügender<br />

Qualität vorhanden sind», berichtet<br />

der CTO von Visable, Daniel Keller. «Visable<br />

hat für die Datensammlung begonnen, Künstliche<br />

Intelligenz zu nutzen, um relevante Daten<br />

als solche zu identifizieren – im Sinne eines<br />

Lernprozesses über intelligente Algorithmen»,<br />

erklärt Daniel Keller. Intelligente Algorithmen<br />

bedeutet, dass Künstliche Intelligenz, die auf<br />

diesen Algorithmen beruht, die Ergebnisse, die<br />

sie produziert und die Prognosen, die sie aufgrund<br />

einer Auswertung von Daten trifft, mit<br />

dem realen Wert vergleicht, aus ihren Fehlern<br />

lernt und sich so selbst fortwährend optimiert.<br />

Es bedeutet auch, dass Künstliche Intelligenz<br />

Echtzeitdaten verarbeiten und so instantan reagieren<br />

kann. Das heisst nicht, dass Künstliche<br />

Intelligenz deswegen ein Bewusstsein entwickelt.<br />

Im Hinblick auf ihre Rechenkapazitäten<br />

ist sie den kognitiven Fähigkeiten des Menschen<br />

jedoch bei weitem überlegen.<br />

Vielfältige Anwendungsgebiete zur Effizienzsteigerung<br />

in der Logistik<br />

Künstliche Intelligenz kann aber noch für viel<br />

breitere Anwendungsgebiete als die simple<br />

Lagerbewirtschaftung genutzt werden. Zunächst<br />

können Systeme der Künstlichen Intelligenz<br />

Transportrouten (innerhalb und<br />

ausserhalb des Lagers) planen und, im Zusammenhang<br />

mit unerwarteten Ereignissen,<br />

neu berechnen. Ankunftszeiten können noch<br />

genauer vorhergesagt werden. Systeme der<br />

KI können leicht erkennen, wenn bestimmte<br />

Produkte oder Komponenten im Lager rar<br />

werden – und die möglichen Auswirkungen<br />

auf andere Produkte oder Komponenten im<br />

Logistikzyklus vorhersehen – und diese dann<br />

rechtzeitig aufstocken. Genauso können<br />

Überkapazitäten erkannt werden.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S24<br />

Im Sinne von «Predictive Maintainance» kann<br />

Künstliche Intelligenz Maschinenausfälle vorhersehen<br />

und darüber hinaus effizient die<br />

Timeslots für die entsprechenden rechtzeitigen<br />

Wartungsarbeiten innerhalb des Gesamtprozesses<br />

einteilen. Autonome Drohnen<br />

können Inventuren erledigen und Bilder zur<br />

Schadensprüfung aufnehmen. Chatbots können<br />

Anfragen von Paketempfängern entgegennehmen.<br />

Das Sortieren von Waren und<br />

Komponenten im Lager ist für den Menschen<br />

eine zeitintensive Aufgabe. Hier können Roboter<br />

die Vorsortierung übernehmen. Darüber<br />

hinaus können sie besser erkennen, welche<br />

Produkte oder Komponenten gerade stärker<br />

nachgefragt werden und diese näher am Ein-/<br />

Ausgang platzieren, um Wegzeit zu sparen.<br />

Und neben dieser Prozess- und Transportoptimierung<br />

kann Künstliche Intelligenz eben in<br />

der Bedarfsprognose und Absatzplanung eingesetzt<br />

werden. Durch Big Data kann besser<br />

vorhergesehen werden, wer wann wo was<br />

braucht; wo es in nächster Zeit bei bestimmten<br />

Produkten zu einem Nachfrageüberhang<br />

oder aber –defizit kommen könnte. Damit<br />

kann sie nicht nur in bestehende Prozesse<br />

eingreifen und diese optimieren, sondern Ressourcen<br />

und Kapazitäten auch in die jeweilige<br />

Zukunft hinein besser aufteilen. Das würde bedeuten,<br />

dass Künstliche Intelligenz in der Logistik<br />

nicht allein innerbetriebliche Probleme und<br />

Engpässe sondern vielleicht sogar gesamtwirtschaftliche<br />

Abschwünge oder Volatilitäten<br />

besser abfedern könnte.<br />

Anhand dieser Beispiele sieht man auch, dass<br />

Künstliche Intelligenz menschliche Arbeit im<br />

Grossen und Ganzen nicht ersetzen wird. Sie<br />

wird die menschliche Arbeit vielmehr unterstützen.<br />

Entscheidungsträger nehmen noch eine abwartende<br />

Haltung ein<br />

Trotz des hohen Potenzials von Künstlicher<br />

Intelligenz handelt es sich im Wesentlichen<br />

um eine neue Technologie, deren volle Entfaltung<br />

noch in der Zukunft liegt und deren<br />

Möglichkeiten, Risiken und Nebenwirkungen<br />

noch nicht ganz verstanden werden. So ist<br />

es dann vielleicht auch weniger verwunderlich,<br />

dass viele Unternehmen noch zögern,<br />

Künstliche Intelligenz zu implementieren. Laut<br />

einer Studie des Magazins Logistik heute und<br />

INFORM wenden nur 26 Prozent der befragten<br />

Betriebe in Deutschland Künstliche Intelligenz<br />

in ihrer Logistik an. Dabei gibt mehr als die<br />

Hälfte der Befragten (54 Prozent) an, dass<br />

ihnen das entsprechende Know-how fehlen<br />

würde. Als weitere Hindernisse werden hohe<br />

Kosten (46 Prozent), eine unzureichende IT-Infrastruktur<br />

(44 Prozent) und ein Mangel an zeitlichen<br />

Ressourcen (38 Prozent) genannt. Aus<br />

einer Bitkom-Studie aus dem Jahr 2019 geht<br />

jedoch hervor, dass 70 Prozent aller Befragten<br />

davon ausgehen, dass Künstliche Intelligenz<br />

in den nächsten zehn Jahren ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil in der Logistik sein wird.<br />

Doch auch einen anderen Grund gibt es für<br />

die reservierte Haltung gegenüber dem Einsatz<br />

von Künstlicher Intelligenz in der Logistik:<br />

Die Angst davor, dass Künstliche Intelligenz in<br />

grossem Stil Arbeitsplätze überflüssig machen<br />

könnte. Was sich abzeichnet, ist, dass Künstliche<br />

Intelligenz menschliche Fähigkeiten beträchtlich<br />

erweitert, sie aber nicht notwendigerweise<br />

ersetzt. Vielmehr werden Menschen<br />

benötigt, die die Systeme der Künstlichen Intelligenz<br />

beaufsichtigen, warten und die ihre<br />

Vorschläge ausführen und konkret umsetzen.<br />

Zu erwarten ist, dass sich durch den Einsatz von<br />

Künstlicher Intelligenz gesamtwirtschaftlich<br />

und gesamtgesellschaftlich neue Berufsfelder<br />

auftun. In der Summe könnten in der Logistik<br />

bessere und weniger anstrengende Arbeitsplätze<br />

entstehen.<br />

Die Logistik ist also ein idealer Anwendungsfall<br />

für die Künstliche Intelligenz. Die Möglichkeiten,<br />

dass Probleme schneller und effizienter<br />

behoben werden, Kosten gesenkt, Ressourcen<br />

geschont, nicht allein betriebswirtschaftliche<br />

sondern gesamtwirtschaftliche Krisen<br />

und Probleme durch sie abgefedert werden<br />

und nicht zuletzt eventuell bessere Arbeitsplätze<br />

für Menschen entstehen, sind kaum zu<br />

unterschätzen. Klar ist, dass noch Qualifizierungsbedarf<br />

besteht. Bald aber dürfte allein<br />

aus Gründen des Wettbewerbs Künstliche Intelligenz<br />

in der Logistik überall zu finden sein.<br />

Für die Betriebe lohnt es sich daher, sich jetzt<br />

bereits darauf vorzubereiten.<br />

(RED)


NEUER JOB<br />

gesucht?<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S26<br />

SPECIAL<br />

Wie wird Künstliche<br />

Intelligenz das<br />

Geschäftsleben<br />

beeinflussen?<br />

Derzeit sind die Anwendungsmöglichkeiten<br />

von Künstlicher Intelligenz<br />

noch prosaisch. Sie haben<br />

aber in den letzten Jahren massiv<br />

in unseren Geschäftsalltag Einzug gehalten.<br />

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bedeutet<br />

Künstliche Intelligenz in erster Linie die<br />

Fähigkeit, riesige Datenmengen effizient und<br />

effektiv zu verarbeiten. Darüber hinaus ist<br />

Künstliche Intelligenz nicht tatsächlich intelligent,<br />

kreativ, einfühlsam oder von sich aus zu<br />

etwas motiviert.<br />

Chatbots, Übersetzungssoftware und Personalised<br />

Customer Experience: Anwendungen<br />

der Künstlichen Intelligenz sind im<br />

Geschäftsalltag auf dem Vormarsch. Wie<br />

wird sich dieser Trend fortsetzen, welche<br />

Chancen bringt er mit sich – und welche<br />

Gefahren?<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Tatsächlich ist eine Künstliche Intelligenz sehr<br />

dumm: Während ein Kleinkind sehr schnell<br />

lernt, was eine Katze ist und dafür wahrscheinlich<br />

nur ein einziges Beispiel benötigt,<br />

benötigt die Künstliche Intelligenz Millionen<br />

von Katzenbildern, um das Tier dann eben<br />

auch selbstständig als solches erkennen zu<br />

können. Die Intelligenz der KI liegt dann aber<br />

eben darin, dass sie derartig gigantische Datenmengen<br />

verarbeiten und dann auswerten<br />

und interpretieren kann und aufgrund dieser<br />

Auswertungen dann zielgenauere Empfehlungen<br />

an den Mensche abgeben kann.


Dazu müssen der Künstlichen Intelligenz<br />

zunächst vom Menschen brauchbare<br />

Daten zur Verfügung gestellt werden<br />

– und das ist in Wirklichkeit keine so triviale<br />

Aufgabe. In weiterer Folge kann<br />

die Künstliche Intelligenz dann selbstständig<br />

Daten erheben und verwerten.<br />

Und jede Datenerhebung bringt<br />

neue Informationen, mit denen die KI<br />

dann wieder gefüttert werden kann:<br />

über KI erhöht sich so die Kapazität zur<br />

Datenerhebung und -verarbeitung exponentiell.<br />

Und ein verbessertes Datenmanagement,<br />

das die zunehmenden<br />

Mengen an strukturierten und unstrukturierten<br />

Daten miteinander kombiniert,<br />

erhöht die Vorhersagegenauigkeit und<br />

die Prognostizierbarkeit von Entwicklungen<br />

in der Zukunft.<br />

Auf Kundenbedürfnisse eingehen<br />

Die Interaktionsmöglichkeiten mit Kunden<br />

werden über KI reichhaltiger. Chatbots<br />

erlauben es schon jetzt, eine große<br />

Menge von Kundenanfragen zu bearbeiten;<br />

umgekehrt ist der Kundendienst<br />

eines Unternehmens so permanent erreichbar.<br />

Natürlich können Chatbots<br />

nur Standardanfragen beantworten,<br />

mit der Zunahme der Daten wächst jedoch<br />

deren Kompetenz. Mithilfe dieser<br />

Technologie können so immer persona-<br />

Bedarfsanalyse und Absatzplanung<br />

Indem sie gewaltige und stets aktualisierbare<br />

Daten verwertet, kann Künstliche<br />

Intelligenz bei der Bedarfsanalyse<br />

und der Absatzplanung helfen. Besonders<br />

in der Logistik und dem Transportwesen<br />

kann auf spontane Veränderungen<br />

wie Wetterereignisse, Unfälle<br />

oder Streiks reagiert werden. Es kann<br />

analysiert werden, wie sich Angebot<br />

und Nachfrage bei Produkten, Produktgruppen<br />

oder möglichen Substitutionsprodukten<br />

entwickeln und wie<br />

man das Lager aufstocken sollte. Auch<br />

in der Wettbewerbsanalyse können Unternehmen<br />

mithilfe von KI besser verstehen,<br />

was Konkurrenzunternehmen<br />

richtig oder falsch) machen, und diese<br />

(zum Beispiel über deren Social Media-<br />

Präsenzen und Aktivitäten) praktisch<br />

permanent beobachten.<br />

Hierbei kann dann auch die Sentiment<br />

Analyse ins Spiel kommen, im Rahmen<br />

derer Künstliche Intelligenz Stimmungen<br />

am Markt und unter (potenziellen)<br />

Kunden registriert, ohne dass diese sie<br />

explizit äußern. So können sich Unternehmen<br />

über den Einsatz von KI Wettbewerbsvorteile<br />

verschaffen.<br />

Intelligente Technologien<br />

für erfolgreiche<br />

Wertschöpfungsketten<br />

ILS | 21. bis 23. September <strong>2022</strong><br />

Live Congress | Leoben<br />

#ValueChainTechPartner


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S28<br />

„Gezieltes Einkaufen“ gewinnt in den aktuellen<br />

Krisenzeiten an Bedeutung. Letztlich geht<br />

es auch darum, Ressourcen zu schonen und<br />

Geld zu sparen. Auch dabei kann uns die<br />

Künstliche Intelligenz helfen, indem sie uns immer<br />

besser auf uns zugeschnittene Angebote<br />

vermittelt – oder Produzenten und Händler<br />

rechtzeitig auf kommende Marktentwicklungen<br />

oder auf Versorgungsengpässe vorbereitet.<br />

Bereits heute stellen die B2B-Plattformen<br />

wlw (ehemals «Wer liefert was») und europages<br />

große Mengen von Daten zur Verfügung,<br />

um gewerbliche Einkäufermit den passenden<br />

Produkten und Dienstleistungen zusammenzubringen.<br />

Das Unternehmen Visable als Träger<br />

der beiden Plattformen nutzt selbst KI-Programme<br />

zur Pflege der Daten, beispielsweise zur Bereitstellung<br />

von Schlüsselwörtern für die Datensuche<br />

oder zur Eliminierung von Duplikaten.<br />

lisiertere Kundenerlebnisse geschaffen werden,<br />

„empathische“ Chatbots können gute<br />

Dienste im Beschwerdemanagement leisten,<br />

indem sie aufgebrachte Kunden „beruhigen“.<br />

Überhaupt erlaubt die KI, individuellere Kundenprofile<br />

zu erstellen und dynamischere<br />

Kundensegmente, die es Unternehmen erlauben,<br />

ihre Zielgruppen über eine Vielzahl von<br />

Kanälen präziser anzusprechen und gezielter<br />

auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Im Sinne von<br />

„gezieltem Einkaufen“ können dem Kunden<br />

maßgeschneiderte und relevante Produkte<br />

angeboten werden.<br />

Effizienteres Arbeiten dank Stimmerkennung<br />

Ein anderer Bereich der KI ist die Stimmerkennung.<br />

Über Natural Language Processing<br />

(NLP) kann Künstliche Intelligenz Einzelpersonen<br />

individuell – über deren Stimmen – erkennen.<br />

Und das, mit zunehmender Reife der KI,<br />

dann auch, wenn schnell und hektisch gesprochen<br />

wird. Die Künstliche Intelligenz kann<br />

auf Unternehmensseite so genutzt werden,<br />

um Sitzungsprotokolle anzufertigen. Darüber<br />

hinaus kann (zukünftige) KI dann auch selbstständig<br />

Texte erstellen, zusammenfassen, die<br />

wichtigsten Eckpunkte herausheben und in<br />

mehrere Sprachen übersetzen. Die Künstliche<br />

Intelligenz kann in Videokonferenzen Gesichter<br />

und Stimmen erkennen, Störgeräusche<br />

rausfiltern, Umgebungen und Hintergründe<br />

anpassen und möglicherweise auch simultan<br />

übersetzen.<br />

Veränderungen in diversen<br />

Geschäftsbereichen<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass<br />

sich KI auf die unterschiedlichsten Geschäftsbereiche<br />

auswirkt. Durch die Analyse von Daten<br />

kann Künstliche Intelligenz bei der Bedarfsplanung<br />

und Absatzanalyse helfen, besser<br />

vorhersagen, was wo wann gebraucht wird<br />

und wie es am besten geliefert werden könnte.<br />

KI wird Prozesse optimieren und helfen,<br />

Kosten zu sparen und Ressourcen zu schonen.<br />

Die Automatisierung von sich wiederholenden<br />

und fehleranfälligen Aufgaben wird zu weniger<br />

Ausfällen führen und eine gleichbleibende<br />

Qualität gewährleisten. KI wird Effizienz und Effektivität<br />

des Marketings erhöhen, zu besseren<br />

Ergebnissen führen und es können neue Erfahrungen<br />

für Kunden geschaffen werden.<br />

Sie kann auch die Cybersicherheit verbessern<br />

– wenngleich natürlich auch eben hier neue<br />

Bedrohungen schaffen, indem sich Künstliche<br />

Intelligenz auch für den Angriff auf Cybersysteme<br />

nutzen lässt. Einstweilen dürfte die Bilanz<br />

der Qualitäten, die sich über den Einsatz von<br />

Künstlicher Intelligenz im Geschäftsleben ergeben,<br />

eine positive sein. (RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S30<br />

ECOMMERCE LOGISTIK<br />

EU Harmonisierung<br />

digitaler Warensendungsdokumente<br />

(Einzelsendung)<br />

Der Postmarkt der Europäischen Union<br />

(Kurier-, Express-, Paket- und Postzustellung)<br />

wird weiter harmonisiert. Aufgebaut<br />

wird auf früheren Arbeiten im Bereich<br />

elektronische fortgeschrittene Daten<br />

(EAD) für Transportsicherheit und Zoll im<br />

globalen Postnetz des Weltpostvereins,<br />

sowie den Arbeiten in der EU für die Mehrwertsteuergesetzgebung<br />

im E-Commerce<br />

und die Transportsicherheit (s.g. Import<br />

Control System 2 / ICS2). Bereich des<br />

Datenschutzes. GASTBEITRAG: WALTER TREZEK<br />

Immer wenn B2C-Lieferungen eingesammelt,<br />

für Fracht und Transport konsolidiert,<br />

zur Sortierung entgegengenommen und<br />

zur Endlieferung, gemäß der Präferenzen<br />

des Endempfängers versandt werden, werden<br />

elektronische Datenelemente zu jeder<br />

Warensendung im grenzüberschreitenden<br />

Verkehr ausgetauscht. Diese Daten folgen<br />

stellen nach dem „Global Data Model“ des<br />

Weltpostvereins; als Teil des EU-Zolldatenmodells;<br />

oder nach der „Preloading Advance<br />

Cargo Information“ (PLACI) der IATA Mindestanforderungen<br />

dar. Die genannten Datenaustauschmodelle<br />

stellen den Ausgangspunkt<br />

für eine zukünftige Harmonisierung dar.<br />

Das zweistellige Wachstum des B2C-Liefervolumens,<br />

das sich voraussichtlich, nach einem<br />

Ukrainebedingten Einbruch, in den nächsten<br />

5 Jahren fort. Zunehmend stellt sich der<br />

Einzelhandel auf ein vernetztes und datengestütztes<br />

Datenmodel um, dass einen Vorabdatenaustausch<br />

entlang der Warenwirtschaftskette<br />

über den Inhalt von Sendungen<br />

sowie die Zustellmittel bedingt. Zusätzlich zu<br />

den, bereits heute obligatorischen Mindestanforderungen<br />

an Datenelemente in grenzüberschreitenden<br />

Datenaustausch umfasst dies:<br />

Eindeutige Beschreibung und Deklaration<br />

der Einzelhandelsware auf Einzelpositionsebene:<br />

o Konformitätserklärungen von Versender<br />

Herstellern, oder<br />

o Erklärung zur Einhaltung nationaler und<br />

harmonisierter regionaler Vorschriften<br />

und Gesetze<br />

o Zuordnung korrekter Zölle und Gebühren


Eindeutige Transportidentifikation: Ein eindeutiger<br />

Barcode (auch bei mehreren<br />

Zustelldiensten), der es Behörden oder Logistikdienstleistern<br />

ermöglicht, bei Bedarf<br />

auf Daten auf Einzelebene zuzugreifen<br />

Auf Einzelsendungsebene zugeordnet CO²und<br />

Treibhausgasemissionen, um zu ermöglichen:<br />

o Messung und Berichterstattung auf<br />

Einzelsendungsebene<br />

o Zuweisung zusätzlicher Kosten<br />

(oder damit verbundener Entschädigungen)<br />

Art, Größe und Wiederverwendbarkeit von<br />

Verpackungen, die sowohl für die Einzelhandelsware,<br />

als auch für den Behälter in<br />

jeder B2C-Lieferung verwendet werden.<br />

Die Digitalisierung von Warensendungsdokumenten<br />

ist ein neuer Arbeitsauftrag an das<br />

Europäische Komitee für Normung (CEN). Es<br />

fördert die Interoperabilität zwischen nationalen<br />

Netzen und unterstützt einen effizienten<br />

postalischen Universaldienst in Europa. Es ist<br />

die Grundlage für die obligatorische digitale<br />

Ende-zu-Ende Dienstleistungserbringung auf<br />

Einzelsendungsebene (von der Abholung/<br />

Übergabe an die ersten Logistiker bis zur endgültigen<br />

Zustellung beim Endempfänger). Ziel<br />

ist es, die Transportsicherheit, Produktsicherheit<br />

und umweltfreundliche Lieferung von B2C-Zustellungen<br />

zu gewährleisten, die für einen voll<br />

funktionsfähigen digitalen Binnenmarkt erforderlich<br />

sind. Wer weitere Details über das Thema<br />

erfahren möchte oder aktiv an der Ausgestaltung<br />

der Zukunft mitarbeiten möchte,<br />

sollte logistic-nativ werden und wendet sich<br />

bitte an Florian.Seikel@logistic-natives.com<br />

oder an Walter.Trezek@logistic-natives.com.<br />

MÖGLICHMACHER<br />

Unsere Services<br />

für Ihre Kund * innen<br />

post.at/meinpaket<br />

Unser gutes Service ist auch Ihr gutes Service. Denn die Post bietet Ihren Kund*innen<br />

besonders komfortable Lösungen, damit Ihre Sendungen bequem ankommen:<br />

zum Beispiel die Paketumleitung, Abstellgenehmigung oder Post Empfangsboxen.<br />

Denn wenn Ihre Empfänger*innen mit der Zustellung zufrieden sind, sind sie auch<br />

mit Ihnen zufrieden. Gut für Ihr Geschäft, gut für unsere Beziehung.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S32<br />

ECOMMERCE LOGISTIK<br />

Ökologisierung und<br />

CO² Neutralität in<br />

der Paketzustellung<br />

Über vier Milliarden Kurier-, Express- und Paketsendungen<br />

(KEP) wurden im Jahr 2020<br />

in Deutschland verschickt, rund elf Prozent<br />

mehr als im Jahr davor.<br />

GASTBEITRAG: FLORIAN SEIKEL<br />

Eine große Herausforderung für die<br />

Logistikbranche, denn auch das Bewusstsein<br />

der Kund*innen für die<br />

Gefahren des Klimawandels ist gewachsen.<br />

Sie fordern Nachhaltigkeit beim<br />

Transport ihrer Sendungen. Die Methodiken<br />

zur Berechnung und Ausweisung von Treibhausgas-Emissionen<br />

und Luftschadstoffen<br />

bei der Paketbeförderung sind dabei eine<br />

wichtige Grundlage zur Umsetzung und zum<br />

Nachweis des Einhaltens der Klimaschutzziele.<br />

Wie lassen sich die Digitalisierung im modernen<br />

Handel, das Wachstum des Onlinehandels<br />

und die damit verbundenen steigenden<br />

Paketmengen in Einklang mit den ehrgeizigen<br />

internationalen Klimaschutzzielen bringen?<br />

Und welchen Beitrag können Standardisierungsprojekte<br />

dazu leisten?<br />

Digitalisierung des Einzelhandels ermöglicht<br />

Ökologisierung<br />

Der digital gestützte Einzelhandel (Ecommerce)<br />

mit seinen Konsument*innen und<br />

dessen Zustellung in Form von Paketsendungen<br />

ermöglicht die Ökologisierung. Daten zu<br />

jedem Paket, zu dessen Inhalt sowie Verpackung<br />

werden digital gesammelt und verknüpft<br />

mit Informationen zu Annahme, Transport,<br />

Fracht, Lager, Depots sowie Abgabe der<br />

Paketsendungen. Zudem haben internationale<br />

Organisationen, wie der Weltpostverein,<br />

sektorspezifisches Mess- und Berichtswesen<br />

des ökologischen Fußabdrucks entwickelt.<br />

OSCAR (Online Solution for Carbon Analysis<br />

and Reporting) ist eine interaktive Online-<br />

Plattform. Postunternehmen in den Mitgliedsländern<br />

des Weltpostvereins, darunter auch<br />

Deutschland, können damit ihre Treibhaus-


Abbildung: Unterschiedliche Ansätze um eine<br />

„saubere (CO² neutrale) Produktion in der Zustellung von<br />

Warensendungen (Paketen, Warenbriefen) zu erreichen<br />

am Beispiel der Deutschen Post DHL Gruppe


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S34<br />

Abbildung:<br />

Quelle Weltpostverein<br />

– OSCAR (Online Solution for<br />

Carbon Analysis and Reporting) ein<br />

Werkzeug des WPV zur Messung und<br />

Analyse des CO² Fußabdrucks im<br />

Postmarkt<br />

gasemissionen analysieren und melden, sowie<br />

Möglichkeiten zur Verringerung der Treibhausgasemissionen<br />

identifizieren. So findet eine Ende-zu-Ende<br />

Messung auf Einzelsendungsebene<br />

statt: lokal, regional und weltweit.<br />

Zuordnung von CO2- & Treibhausgas-<br />

Emissionen zu einzelnen Paketen<br />

Harmonisierte europäische und globale Regeln<br />

und Normen zur Quantifizierung, Zuordnung<br />

und Berichterstattung der Umweltauswirkungen<br />

von Paketlogistik-Zustelldiensten<br />

auf Einzelpaketebene sind unerlässlich. Nur<br />

so kann man das Ziel „Netto-Null-Emissionen“<br />

von Treibhausgasen (THG) und anderen<br />

indirekten/direkten Luftschadstoffen erreichen.<br />

Immer wenn einzelne B2C-Lieferungen<br />

(Einzelpakete mit Gütern/Waren) eingesammelt<br />

und vom ersten Paketdienst entgegengenommen<br />

werden (d. h. Lagerung und<br />

Erfüllung), für Fracht und Transport (d. h. globale<br />

multimodale Lieferketten) konsolidiert,<br />

zur Endsortierung empfangen und gemäß<br />

Präferenzen des Endempfängers zugestellt<br />

werden, sind obligatorisch vorgeschriebene<br />

und im Voraus elektronisch auszutauschende<br />

Datenelemente verfügbar (z. B. nach dem<br />

globalen Datenmodell des Weltpostvereins;<br />

nach dem Zolldatenmodell der EU, oder auch<br />

nach den Vorgaben der IATA nach „Preloading<br />

Advance Cargo Information (PLACI).<br />

Selbst wenn es sich um einen vereinfachten<br />

Datensatz handelt, sind die heute verpflichtenden<br />

Datenelemente dazu angelegt<br />

durch Daten ergänzt zu werden, um Umweltauswirkungen<br />

der Paketlogistik und der<br />

Zustellvorgänge auf Artikelebene zuordnen,<br />

quantifizieren und melden zu können.


Neue Kraftstoffe –<br />

energieeffizienter Betrieb – Routenoptimierung<br />

– wiederverwendbare Verpackungen<br />

Die Einführung neuer Kraftstofftechnologien,<br />

energieeffiziente Zustellung, Routenoptimierung,<br />

Verpackungsklassifizierung, Einbindung<br />

der Lieferanten und viele andere<br />

Maßnahmen müssen angepasst werden,<br />

um die Umweltauswirkungen der gesamten<br />

Wertschöpfungskette in der Paketzustellung,<br />

Ende-zu-Ende, zu messen.<br />

Solide Überwachungsmethoden, Daten zu<br />

jeder Sendung, standardisierte Berechnungsmethoden<br />

und Berichterstattung sind unerlässlich,<br />

um die effektivste Strategie zur Reduktion<br />

der Emissionen auszuwählen, mit dem Ziel die<br />

Umweltauswirkungen in der Paketlogistik und<br />

in der Zustellung von Lieferdiensten vollständig<br />

offenzulegen.<br />

Normung als Grundlage der<br />

Geschäftstätigkeit<br />

Nachhaltigkeitsberichte und Nachweise folgen<br />

dabei gesetzlichen und normativen Vorgaben.<br />

So basiert OSCAR auf der Messmethodik<br />

des „Greenhouse Gas-Protocol“ und<br />

ist ebenso mit der internationalen Norm ISO<br />

14001 für Umweltmanagementsysteme sowie<br />

der „Global Reporting Initiative“ abgestimmt.<br />

Normen ermöglichen dabei Zertifizierungen<br />

und Audits, aber auch politische Lenkungsmaßnahmen,<br />

wie z. B. Förderungen, Quotenregistrierung<br />

und Re-finanzierung.<br />

„Leuchtturmbeispiel“ von<br />

Normung für Konsumenten<br />

„Mit verbindlichen, postsektorspezifischen<br />

Messnormen zum ökologischen Fußabdruck<br />

in der Paketzustellung kann die CO²- oder<br />

THG- Belastung pro Paketsendung dargestellt<br />

werden und wird auch im Wettbewerb<br />

Berücksichtigung finden. Auch die<br />

EU-Kommission hat die Bedeutung des<br />

Post- und KEP Paketzustellmarktes erkannt.<br />

Im Oktober <strong>2022</strong> wird, in Umsetzung der Postdienste-Richtlinie,<br />

ein fünftes Mandat an die<br />

europäische Normungsorganisation CEN, mit<br />

entsprechenden Vorgaben vergeben. Als<br />

Grundlage hierfür wurde die Europäischen<br />

Norm DIN EN 17837 "Ökologischer Fußabdruck<br />

der Paketzustellung - Methodik zur Berechnung<br />

und Deklaration von THG-Emissionen<br />

und Luftschadstoffen von Paketlogistik-Zustelldiensten"<br />

erarbeitet. Nach Erscheinen wird die<br />

Norm nach den Vorgaben des Unionsrechts<br />

im Amtsblatt der EU-Kommission als „Stand der<br />

Technik“ für den Postmarkt der EU veröffentlicht.<br />

Damit wird die Methodik zur Berechnung<br />

und Deklaration von THG-Emissionen und Luftschadstoffen<br />

von Paketzustelldiensten an bestehende<br />

und weltweit geltende Normen angeglichen.<br />

(ISO/DIS 14083; EN 16258 – beide<br />

speziell für den Transport (Fracht / B2B)).<br />

Mit der Erarbeitung der ökologischen Fußabdrucknorm<br />

in der Paketzustellung (EN 17837)<br />

wird den speziellen Anforderungen der Paketzustellung<br />

für den digitalen Einzelhandel<br />

Rechnung getragen. Die gesamte Wertschöpfungskette<br />

der Paketzustellung von der<br />

Abholung bis zur endgültigen Zustellung beim<br />

Endkonsumenten wird abdeckt.<br />

Weltpostverein hat eine eigene Plattform zu<br />

CO² / THG Emissionsmessung aufgebaut<br />

Die 192 Mitgliedsstaaten des Weltpostvereins<br />

haben eine eigene Plattform einrichtet. Es<br />

gilt als höchstwahrscheinlich, dass der WPV<br />

Kohlenstoffbilanzierung über seine OSCAR<br />

Plattform durchführen wird. Das internationale<br />

Bureau des WPV unterstützt die CO²-Bilanzierung<br />

durch OSCAR – die Online-Lösung für<br />

CO²-Analyse und Berichterstattung. OSCAR<br />

steht allen WPV Mitgliedern kostenlos zur Verfügung.<br />

Benutzer können die THG-Emissionen<br />

den postalischen Zustellkettenbereichen 1, 2<br />

und 3 mit Hilfe der OSCAR-Plattform abschätzen.<br />

Die erste umfassende Datenkampagne<br />

für 2021 wurde am 13. Juni <strong>2022</strong> gestartet. Die<br />

Kampagne endet am 1. November <strong>2022</strong>.<br />

Als internationales Netzwerk arbeitet der logistic-natives<br />

e.V. an dieser Thematik aktiv<br />

mit und hat sich diesbezüglich effektiv und<br />

pragmatisch positioniert. Wer Interesse an<br />

der Thematik oder weiteren marktrelevanten<br />

Gestaltungsmöglichkeiten hat, ist herzlich<br />

willkommen und meldet sich bitte bei Florian.<br />

Seikel@logistic-natives.com oder bei Walter.<br />

Trezek@logistic-natives.com. (RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S36<br />

ECOMMERCE LOGISTIK<br />

Vom Kataloggeschäft<br />

zum Platzhirsch im<br />

E-Commerce<br />

Die Otto Group bietet Amazon die Stirn: mit<br />

mehr als 400 Millionen Euro Jahresumsatz<br />

allein am österreichischen Markt zeigt das<br />

Unternehmen, wie man mit vielfältigem<br />

Portfolio global erfolgreich sein kann.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Es ist die Zeit, in der der Vertrag von<br />

Maastricht den Weg für eine einheitliche<br />

europäische Währung ebnet. Die<br />

Zeit, in der erstmals seit zwei Jahrzehnten<br />

bei einer großen internationalen Konferenz<br />

in einem globalen Rahmen Umweltfragen diskutiert<br />

werden. Und es ist auch die Zeit, in der<br />

die Otto Group in den österreichischen Markt<br />

eintritt: mit der Übernahme des Versandhauses<br />

„Moden Müller“ Anfang der 1990er-Jahre, aus<br />

dem 1992 OTTO Österreich hervorgehen wird.<br />

Seit drei Jahrzehnten steht die Marke nun auf<br />

wirtschaftlich soliden Beinen. Und das trotz der<br />

kompletten Änderung des Geschäftsmodells<br />

vom Katalogversender zum Onlinehändler:<br />

Verzeichnet man beim Onlineumsatz seit 1998<br />

doch ein durchschnittliches Wachstum pro<br />

Jahr von 24 Prozent [1]. Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

(1. März 2021 bis 28. Februar <strong>2022</strong>)<br />

erwirtschaftet man einen Gesamtumsatz von<br />

100 Millionen Euro (IFRS 15).<br />

OTTO Österreich ist aber nur eines von vielen<br />

Beispielen, bei denen die Otto Group den<br />

Weg in die Welt hinaus ging. Prof. Dr. Michael<br />

Otto, Vorsitzender des Konzern-Aufsichtsrats,<br />

über den Beweggrund, aus dem familiengeführten<br />

Einzelunternehmen mit Sitz in Hamburg<br />

eine global agierende Unternehmensgruppe<br />

zu machen: „Wir haben bereits in den 1980ern<br />

begonnen, uns zu internationalisieren und zu<br />

diversifizieren. So können konjunkturelle und<br />

sektorspezifische Schwankungen besser aufgefangen<br />

werden.“ Und so ist man heute eine<br />

Handels- und Dienstleistungsgruppe, zu der<br />

die beiden großen Online-Plattformen OTTO<br />

und About You genauso zählen wie Markenkonzepte<br />

(Bonprix, Crate and Barrel, Witt) und-


MICHAEL OTTO, HARALD GUTSCHI<br />

Handelskonzepte (Baur, Freemans Grattan,<br />

Limango). Im stationären Bereich ist man mit<br />

Frankonia, Mytoys und Manufactum vertreten.<br />

Dazu kommen Services wie von Hermes,<br />

Finanzdienstleistungen von EOS und Hunderte<br />

von Beteiligungen an Start-ups. Mit 43.000 Mitarbeitenden<br />

ist die Otto Group in rund 30 Ländern<br />

aktiv und erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

(1. März 2021 bis 28. Februar <strong>2022</strong>)<br />

einen Umsatz von 16,1 Milliarden Euro (IFRS 15),<br />

davon 12,1 Milliarden Euro reinen Onlinehandelsumsatz.<br />

In Österreich gehen die Aktivitäten des Konzerns<br />

weit über jene der UNITO-Marken OTTO<br />

Österreich, UNIVERSAL, QUEL<strong>LE</strong> und LASCA-<br />

NA hinaus. „Wir sind hier auch mit About You,<br />

Bonprix, Frankonia, Mytoys, Witt und Hermes<br />

vertreten – und wir sind seit vier Jahren mit<br />

dem Warenhaus Manufactum Am Hof in Wien<br />

auch stationär präsent. Wir erwirtschaften einen<br />

Umsatz von 431 Millionen Euro [2] und haben<br />

damit eine gewisse Bedeutung auf dem<br />

österreichischen Handelsmarkt“, stellt Prof. Dr.<br />

Michael Otto fest.<br />

Dass es den einstigen Kataloghändler OTTO<br />

im Jahr <strong>2022</strong> noch gibt, hat mit der unternehmerischen<br />

Diversität zu tun – aber auch mit<br />

der Tatsache, technisch stets am Puls der Zeit<br />

gewesen zu sein. Schon in den 1990ern setzte<br />

man auf E-Commerce, 1995 brachte man<br />

das gesamte Sortiment ins Internet – in einer<br />

Zeit, in der in Österreich etwa gerade einmal<br />

neun Prozent der Bevölkerung [3] Zugang zum<br />

Internet hatten.<br />

Prof. Dr. Michael Otto dazu: „Von den früheren<br />

großen Katalogversendern ist die Otto Group<br />

mit ihren Marken der letzte, der überlebt hat.<br />

Ich bin als CEO mit meinem jeweiligen Technikvorstand<br />

ab den 1980ern regelmäßig in die<br />

USA gereist, um zu sehen, an welchen technologischen<br />

Entwicklungen gearbeitet wird. Zentral<br />

für unseren Erfolg ist, dass wir Technologie<br />

zu einem frühen Zeitpunkt für den Nutzen der<br />

Kundinnen und Kunden eingesetzt haben.“<br />

Die Otto Group war und ist aber nicht nur technisch<br />

stets am Puls der Zeit, in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />

war sie der Zeit mitunter sogar voraus.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S38<br />

MICHAEL OTTO<br />

Prof. Dr. Michael Otto, der vielen als Vorreiter<br />

unternehmerischer Nachhaltigkeit gilt:<br />

„Der erste Bericht des Internationalen Club of<br />

Rome, in dem ich heute Mitglied bin, hat mich<br />

berührt. Das hat mich zum Nachdenken gebracht<br />

und ich habe gesagt: Jede Bürgerin,<br />

jeder Bürger, jede Unternehmerin, jeder Unternehmer<br />

muss erst einmal bei sich anfangen<br />

und einen Beitrag leisten.“ Und das tat und<br />

tut die Otto Group seit damals: Ab Mitte der<br />

1980er-Jahre wurden konzernweit nachhaltige<br />

Prozesse und Produkte eingeführt. So konnten<br />

etwa die CO2-Emissionen in den vergangenen<br />

Jahren halbiert werden. Aber auch für<br />

die Zukunft sind die Ziele hochgesteckte:<br />

Bis 2030 strebt man Klimaneutralität an.<br />

OTTO Österreich, das seit Anfang 2021 alle<br />

Sendungen CO2-neutral zustellt, ist seit 1. Juli<br />

<strong>2022</strong> klimaneutral. „Wir agieren nach dem<br />

Grundprinzip Vermeidung, Reduzierung, Kompensation.<br />

Sind alle Möglichkeiten, schädliche<br />

Klimagase zu vermeiden und zu reduzieren,<br />

ausgeschöpft, kompensieren wir unvermeidbare<br />

Emissionen mit Projekten höchsten Qualitätsstandards<br />

– und das zu zehn Prozent mehr<br />

als wir an Emissionen verursachen“, erklärt<br />

Mag. Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der UNITO-Gruppe.<br />

Der aktuellen politischen und wirtschaftlichen<br />

Lage begegnet man im gesamten Konzern<br />

mit Respekt. Prof. Dr. Michael Otto dazu: „Ich<br />

habe in meinen weit mehr als 50 Berufsjahren<br />

manche Herausforderung erlebt – aber diese<br />

ist eine besondere. Aus der Corona-Pandemie<br />

haben wir es noch immer mit Störungen auf<br />

der Beschaffungsseite zu tun, die sich durch<br />

den Krieg in der Ukraine und die drohenden<br />

Auseinandersetzungen mit China erheblich<br />

verschärft haben. Der Krieg, die Inflation, die<br />

Ängste der Bürgerinnen und Bürger und die<br />

Energiekrise verschärfen die Absatzprobleme.<br />

Das alles führt in vielen Ländern Europas zu einer<br />

erheblichen, in Deutschland einmalig großen<br />

Nachfrageunlust.“ Man sei derzeit aber<br />

digital, kund*innenmäßig sowie finanziell sehr<br />

gut aufgestellt und halte am Kurs der Investition<br />

in Digitales, Logistik und neue Geschäftsfelder<br />

fest. Spuren hinterlassen werde die Krise<br />

aber dennoch – beim Umsatz und insbesondere<br />

beim Ertrag, da man in dieser angespannten<br />

Situation höhere Einstandskosten nicht zur<br />

Gänze an Kund*innen weitergeben könne.<br />

2023 werde laut Mag. Harald Gutschi auf<br />

jeden Fall noch herausfordernd, bei OTTO<br />

Österreich plane man mit einem vorsichtigen<br />

Wachstum von fünf bis zehn Prozent statt der<br />

ursprünglich anvisierten zehn Prozent. Generell<br />

sieht der Sprecher der Geschäftsführung der<br />

UNITO-Gruppe das Unternehmen aber in einer<br />

privilegierten Lage: „Mit unserem Geschäftsmodell<br />

ist alles weitestgehend organisierbar.<br />

Wir können etwa rasch über Werbekosten entscheiden<br />

– diese runterfahren, wenn das nötig<br />

ist, und genauso schnell wieder hochfahren,<br />

wenn sich die Lage entspannt. Da geht es uns<br />

viel besser als anderen Unternehmen.“ (RED)<br />

[1] Betrachtung Onlineumsatz Kalenderjahttps://www.unito.at/presse/hr<br />

1998 (Gründung<br />

des Onlineshops ottoversand.at) bis Kalenderjahr<br />

2021<br />

[2] Betrachtung Geschäftsjahr 2021 (1. März<br />

2021 bis 28. Februar <strong>2022</strong>), ohne Umsatzangaben<br />

der Onlineplattform About You<br />

[3] Quelle: Statista-Dossier, veröffentlicht am 2.<br />

März <strong>2022</strong>; Basis österreichische Bevölkerung


6. eCommerce<br />

Logistik- Day<br />

09. September 2021, Wien<br />

Hybrid Event<br />

Österreichischer Handelsverband<br />

Bleiben Sie gut informiert. Sichern Sie<br />

sich Ihren Informationsvorsprung.<br />

Mehr auf www.logistik-express.com/<br />

ecommerce-logistik-day/<br />

Medienpartner:


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S40<br />

INTRALOGISTIK<br />

Es braut sich ein Sturm<br />

zusammen<br />

Der 7. eCommerce Logistik-Day widmete<br />

sich erneut der Zukunft des Online-Handels<br />

und bot neben spannenden Diskussionen<br />

konkrete Lösungsansätze für die Bereiche<br />

Intralogistik und den Paketversand. Als Hybrid-Event<br />

war die Veranstaltung nur für einen<br />

exklusiven Teilnehmerkreis in den Räumen<br />

des Österreichischen Handelsverbandes live<br />

erlebbar. Sämtliche Vorträge und Podiumsdiskussionen<br />

wurden jedoch aufgezeichnet<br />

und sind – wie schon im Vorjahr – in voller<br />

Länge abrufbar.<br />

REDAKTION: MARCUS WALTER<br />

BERND KRATZ<br />

7.ECOMLOG22 - „Als wir vor sieben<br />

Jahren den 1. eCommerce Logistik-Day<br />

durchführten, hatten wir im<br />

Vergleich zur Gegenwart eigentlich<br />

gar keine Probleme.“ Mit diesem Rückblick eröffnete<br />

Moderator und Mitorganisator Bernd<br />

Kratz am 8. September die bereits siebte Auflage<br />

der renommierten Fachveranstaltung für<br />

den Onlinehandel. „Im Gegensatz zu damals<br />

haben wir mittlerweile sechs Krisen“, betonte<br />

Kratz. Der geschäftsführende Gesellschafter<br />

der Management-Beratung EMA ist zugleich<br />

Mitgesellschafter des Instituts des Interaktiven<br />

Handels IDIH, einem der eComLog-Kooperationspartner.<br />

40 Schiffe vor der Deutschen Bucht<br />

Zur Coronakrise sei als zweite Krise die Unzuverlässigkeit<br />

im Schiffsverkehr hinzugekommen.<br />

Als Beispiele nannte er den Unfall im Suezkanal<br />

und den derzeitigen Stau von bis zu<br />

40 Containerschiffen in der Deutschen Bucht,<br />

die seit längerem auf ihre Löschung warten.<br />

Aber das sei laut Kratz erst der Anfang. „Denn<br />

es gibt noch viele weitere Schiffe, die jetzt<br />

noch in China liegen. Wenn die dort freikommen,<br />

dann haben wir sechs bis acht Wochen<br />

später eine Flut von Schiffen, die in Deutschland<br />

gelöscht werden müssen.“ Unternehmen<br />

wie Lidl hätten bereits auf diese Krise reagiert<br />

und in eigene Schiffskapazitäten investiert.<br />

Die dritte Krise sei die Invasion Russlands in der<br />

Ukraine und die vierte Krise die Klimakrise. Der<br />

ausbleibende Regen hat bei den Flüssen zu<br />

niedrigen Pegelständen geführt, so dass sie<br />

die Binnenschiffe zum Teil nur noch mit geringer<br />

Auslastung befahren können. „Das heißt,


JOACHIM KIENINGER<br />

ANDREAS MIL<strong>LE</strong>R<br />

das wir die Ware nicht mehr ins Hinterland befördern<br />

können, ohne verstärkt auf den LKW<br />

umzusteigen“, stellte Kratz fest. Als fünfte Krise<br />

nannte er den Fachkräftemangel im gewerblichen<br />

Bereich. Diese sei unter anderem dafür<br />

verantwortlich, dass Schiffe nicht mehr in gewohntem<br />

Tempo entladen werden können.<br />

Die sechste Krise sei schließlich die Energiekrise<br />

in Folge der EU-Boykottmaßnahmen gegenüber<br />

Russland. „Heute wollen wir diskutieren,<br />

welche Folgen die genannten Krisen auf den<br />

elektronischen Handel haben“, so Kratz<br />

Lager bietet hohes Automatisierungspotenzial<br />

Joachim Kieninger, Director Strategic Business<br />

Development von Element Logic, griff<br />

in seinem Vortrag die genannten Krisen auf.<br />

„Die Politik soll zunächst die selbstgemachten<br />

Krisen lösen. Wir kümmern uns dann um den<br />

Rest,“ lautete sein Credo. Durch die Corona-Pandemie<br />

habe der Personalmangel in<br />

bestimmten Branchen weiter zugenommen. In<br />

dieser Situation sei das Automatisieren von Prozessen<br />

im Lager eine passende Antwort. „Die<br />

Prozesse im Lager bieten ein hohes Potenzial<br />

für Automatisierung“. Hier kämen vor allem die<br />

Ware-zur-Person-Kommissionierung in Frage.<br />

Diese könne zudem mit der Roboterkommissionierung<br />

von Einzelteilen und automatische<br />

Kartonaufrichter ergänzt werden. „Das Eliminieren<br />

der Wegezeiten bei der Ware-zur-Person-Kommissionierung<br />

durch ein AutoStore-Lager<br />

ist ein riesiger Hebel“, hob Kieninger<br />

hervor, der anschließend noch einige bereits<br />

realisierte Kundenlösungen vorstellte.<br />

Bei den Installationen komme es vor allem auf<br />

Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und eine optimale<br />

Nutzung der vorhandenen Flächen an.<br />

Andreas Miller, Principal Strategic Project Manager<br />

bei der Knapp AG, stellte in seinem<br />

anschließenden Vortrag Alternativen zur skan-<br />

THOMAS HAGEN<br />

PETRA DOBROCKA


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S42<br />

dinavischen AutoStore-Lösung vor. Mit dem<br />

Open Shuttle Store bieten die Österreicher<br />

eine pragmatische und leicht skalierbare Automatisierung<br />

für bestehende Behälterlager<br />

mit herkömmlichen Lagergängen. Die Shuttles<br />

fahren autonom und können den Einsatz von<br />

manuell betriebenen Flurförderzeugen ersetzen.<br />

Diesbezügliche Projekte seien einfach<br />

und schnell umzusetzen.<br />

Stammdaten sind oft das Problem<br />

Auf der Plattform „Digital2go“ hat Knapp<br />

zudem eine Reihe intelligenter Produkte versammelt<br />

wie zum Beispiel den KHT MultiScan.<br />

Dabei handelt es sich um einen mobilen Tisch,<br />

der das Erfassen von Stammdaten inklusive<br />

der Maße und Gewichte erleichtert. „Je besser<br />

die verfügbaren Daten über meine Produkte<br />

sind, desto besser kann ich damit arbeiten“,<br />

ist Miller überzeugt. „Stammdaten sind<br />

der erste Schritt für eine Automatisierung und<br />

genau hier liegt oft das Problem.“<br />

Flexibel durch Outsourcing<br />

Der Vortrag von Petra Dobrocka, Chief<br />

Commercial Officer und Gründerin der byrd<br />

Technologies GmbH, beschäftigte sich mit<br />

Strategien für Onlinehändler, um flexibel auf<br />

Umsatzschwankungen reagieren zu können.<br />

Das österreichische Startup byrd ist ein Dienstleister<br />

für derzeit rund 350 eCommerce-Unternehmen<br />

und übernimmt für diese die Bereiche<br />

Lagerung sowie das Verpacken und<br />

Versenden der Aufträge. Durch den Einsatz<br />

eines externen Logistikdienstleisters minimieren<br />

die Händler ihre Fixkosten, wodurch sich auch<br />

Nachfragerückgänge und Wirtschaftskrisen<br />

gut verkraften lassen. Zugleich könne man<br />

Als dritter Referent erläuterte Thomas Hagen,<br />

Head of AutoStore & Automatisation bei der<br />

österreichischen Post AG, wie sein Unternehmen<br />

als Fulfillment-Dienstleister auf die gestiegenen<br />

Anforderungen und Erwartungen an<br />

die Paketlogistik reagiert. Im Spannungsfeld<br />

zwischen Echtzeitdaten, Retouren und Personalengpässen<br />

habe sich die Post für den<br />

Bau einer AutoStore-Anlage entschieden.<br />

Mit der Investition werden die bestehenden<br />

Prozesse im benachbarten Hochregallager<br />

ergänzt.


sich durch das Outsourcing auf die Kernbereiche<br />

wie zum Beispiel das Optimieren des Sortiments<br />

oder des Shopsystems konzentrieren.<br />

Rainer Will, Geschäftsführer vom Handelsverband<br />

Österreich, versorgte die Teilnehmer<br />

wieder mit einem Feuerwerk an Zahlen und<br />

Fakten zum derzeitigen Zustand der Branche.<br />

„Ich würde gerne Zuversicht verbreiten, aber<br />

die Zahlen sprechen eine andere Sprache“,<br />

so Will. Vor allem die Energiepreise würden<br />

dem Handel stark zu schaffen machen.<br />

Strom um 1.400 Prozent teurer<br />

Die Großhandelspreise für Strom seien im Vergleich<br />

zum Sommer 2021 um 1.400 Prozent<br />

gestiegen. Nicht zuletzt deshalb befinde sich<br />

das Konsumvertrauen der Verbraucher auf<br />

Talfahrt. „Wer einen großen Teil seines Einkommens<br />

für Energie ausgeben muss, kann weniger<br />

konsumieren“, stellte Will fest. Es sei demnach<br />

nicht verwunderlich, dass der Handel in<br />

Österreich insgesamt einen Umsatzrückgang<br />

von 3,3 Prozent verzeichnet. Mit einem Minus<br />

von 17,3 Prozent ist der Kfz-Handel besonders<br />

stark betroffen. Auch der Personalmangel<br />

spiele dabei eine Rolle: Gegenwärtig könne<br />

die Branche 19.000 Stellen nicht besetzen.<br />

Vor diesem Hintergrund richtet der Handelsverband<br />

klare Forderungen an die Politik: Der<br />

Arbeitsmarkt müsse umfassend reformiert wer-


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S44<br />

OLIVER WAGNER<br />

WOLFGANG KUBESCH<br />

den und es müsse einen Energiekostenzuschuss<br />

für alle Handelsbetriebe geben. Außerdem<br />

empfiehlt der Verband eine Abgaben- und<br />

Gebührenreform sowie eine weitere substanzielle<br />

Senkung der Lohnnebenkosten. Schließlich<br />

würde auch die Einführung einer globalen<br />

Mindeststeuer für eine Verbesserung der Lage<br />

sorgen.<br />

Unglaubliche Auswirkungen<br />

Von der Politik zurück zur Versandlogistik beförderte<br />

anschließend der Vortrag von Walter Trezek,<br />

der Vorsitzende des beratenden Komitees<br />

des Weltpostvereins. Weltweit sei ein weiter<br />

anhaltendes starkes Wachstum der Paketlogistik<br />

zu erwarten, wobei China zu den Treibern<br />

dieser Entwicklung gehöre. „In China werden<br />

mittlerweile 52,8 Prozent des Einzelhandels<br />

digital abgewickelt,“ berichtete Trezek. Dies<br />

habe „unglaubliche Auswirkungen auf die Infrastruktur“.<br />

Wer wissen möchte, wie unsere Infrastruktur<br />

in sechs bis sieben Jahren aussieht,<br />

muss nur nach China schauen“, empfiehlt Trezek.<br />

Mit Blick auf andere Kontinente betonte<br />

Trezek, dass sich in der Branche derzeit „ein<br />

Sturm zusammenbraut“. In Europa würden wir<br />

davon zur Zeit am stärksten getroffen. In Folge<br />

der steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise<br />

sowie der Finanzkrise gehe das verfügbare<br />

Einkommen der Konsumenten zurück.<br />

Trezek hielt seinen Vortrag gemeinsam mit Florian<br />

Seikel, Geschäftsführer der Logistic Nati-<br />

FLORIAN SEIKEL & WALTER TREZEK


MARCUS WALTER<br />

ves. Seikel wies darauf hin, dass in jeder Krise<br />

auch eine Chance stecke. „Wer sich jetzt als<br />

Händler komplett digitalisiert, hat in der Zukunft<br />

einen Wettbewerbsvorteil“, so Seikel.<br />

Realismus statt Ideologie<br />

Das Überwinden von Krisen thematisierte<br />

auch Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbands<br />

Spedition & Logistik. „Die österreichische<br />

Logistikbranche hat die Coronakrise<br />

hervorragend gemeistert und die Bedeutung<br />

der Logistik verstärkt in das öffentlich Bewusstsein<br />

gerückt“, so der Verbandschef. Während<br />

des Lockdowns sei eine sehr sachorientierte<br />

Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern<br />

möglich gewesen – ein Zustand,<br />

den sich Wagner auch für andere Zeiten wünschen<br />

würde. Was die Dekarbonisierung und<br />

den Klimaschutz angehe, seien sich die Spediteure<br />

ihrer gesellschaftlichen Verantwortung<br />

bewusst. Man brauche jedoch realistische<br />

Rahmenbedingungen anstelle praxisferner<br />

Ideologien. Selbst im Jahr 2040 werde der<br />

Straßengüterverkehr noch der beherrschende<br />

Verkehrsträger sein.<br />

beim Energiesparen. Zudem konstatierte er,<br />

dass die bisherige Politik westlicher Industriestaaten<br />

des „Wandels durch den Handel“<br />

offenbar gescheitert ist. Die Zahl autokratisch<br />

geführter Staaten sei nicht zurückgegangen,<br />

sondern weiter gestiegen, während die Demokratie<br />

auf dem Rückzug sei.<br />

Ergänzt und vertieft wurden die Vorträge<br />

durch zwei von Bernd Kratz moderierte Podiumsdiskussionen.<br />

Während der ersten Runde<br />

ging Kratz der Frage nach, welche konkreten<br />

Erfahrungen Produzenten und Lieferanten<br />

im Rahmen der Krise gemacht haben. In der<br />

zweiten Podiumsdiskussion standen die Erfahrungen<br />

des Handels im Vordergrund. Bei<br />

Interesse können beide Podiumsdiskussionen<br />

und sämtliche Vorträge des 7. eCommerce<br />

Logistik-Days in vollständiger Länge auf www.<br />

logistik-express.com und unter https://logfair.<br />

online abgerufen werden. (MW)<br />

BLOGTOUR: https://youtu.be/z5Z4oP3qPNs<br />

TRAI<strong>LE</strong>R: https://youtu.be/-psck1qlLno<br />

LOGfair: https://youtu.be/w_kmbaX-fFU<br />

Fehlende Vorbildfunktion<br />

Auch Wolfgang Kubesch, Geschäftsführer der<br />

Bundesvereinigung Logistik Österreich, ging in<br />

seinem sehr kurzweiligen Vortrag mit der Politik<br />

streng ins Gericht. Trotz einseitiger Abhängigkeit<br />

von Gas und Öl aus Russland habe die<br />

Regierung bislang kaum etwas unternommen,<br />

um dieses Ungleichgewicht abzubauen.<br />

Außerdem vermisse Kubesch die Vorbildfunktion<br />

des Staates und der Entscheidungsträger


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S46<br />

ECOMMERCE LOGISTIK<br />

AWS unterstützt<br />

Deutschland<br />

bei seinem digitalen<br />

Wandel<br />

Die digitale Transformation ist ein zentraler<br />

Stellhebel, um das Wirtschaftswachstum<br />

und die Innovationskraft von Unternehmen<br />

und Ländern voranzutreiben, aber auch resilient<br />

gegenüber negativen externen Ereignissen<br />

zu werden und den Klimawandel in<br />

den Griff zu bekommen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Um die Digitalisierung in Europa konsequent<br />

voranzutreiben und von<br />

ihren positiven Aspekten zu profitieren<br />

hat die Europäische Kommission<br />

im Rahmen ihrer Vision der digitalen<br />

Dekade in 2021 Ziele vorgestellt, die sie bis<br />

zum Jahr 2030 erreichen möchte. Diese Ziele<br />

richten sich an vier Säulen aus: die Entwicklung<br />

digitaler Fähigkeiten, der Aufbau von<br />

digitaler Infrastruktur sowie die Digitalisierung<br />

von öffentlichem Sektor und Unternehmen.<br />

Public First, ein unabhängiges Beratungsunternehmen,<br />

hat im Auftrag von Amazon<br />

Web Services (AWS) untersucht, welche Rolle<br />

Cloud-Computing bei der Realisierung dieser<br />

Ziele spielt und wie weit Europa bereits<br />

bei der Umsetzung vorangeschritten ist. Die<br />

Ergebnisse dieser Untersuchung wurden<br />

in dem Report „Unlocking Europe's Digital<br />

Potential“ zusammengefasst. Als Teil dieser<br />

Studie betrachtete Public First auch den<br />

Digitalisierungs-Fortschritt in Deutschland.<br />

Erreichen der Ziele der digitalen Dekade hat<br />

das Potenzial, eine Bruttowertschöpfung von<br />

800 Milliarden Euro in Deutschland zu erzielen<br />

Das Beratungsunternehmen schätzt, dass<br />

durch die Verwirklichung der Digitalisierungsziele<br />

der Europäischen Kommission im<br />

Zeitraum von 2021 bis 2030 in Deutschland<br />

eine Bruttowertschöpfung von über 800 Milliarden<br />

Euro erzielt werden könnte. Das entspricht<br />

etwa einem Viertel (24 Prozent) der<br />

deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr 2021.<br />

Der Einsatz von Cloud-Computing spielt in<br />

diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle:<br />

Public First schätzt, dass 55 Prozent dieser<br />

Bruttowertschöpfung von dem Einsatz von


Cloud-Computing abhängt. Cloud-Computing<br />

ist die bedarfsabhängige Bereitstellung<br />

von IT-Ressourcen über das Internet. Statt<br />

Rechenzentren und Server selbst kaufen und<br />

betreiben zu müssen, können Organisationen<br />

Rechen- und Speicherkapazitäten, Datenbanken,<br />

als auch Dienste wie Analytics,<br />

künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen,<br />

Internet der Dinge und viele mehr bedarfsorientiert<br />

über die Cloud beziehen und dabei<br />

höchste Ansprüche an Daten- und Ausfallsicherheit<br />

erfüllen. Dadurch ermöglicht die<br />

Cloud den Zugang zu neusten Technologien<br />

ohne hohe Vorabinvestitionen und tiefgreifende<br />

Programmierkenntnisse, sodass<br />

alle Unternehmen, unabhängig von ihrer<br />

Größe, Nutzen aus diesen ziehen können.<br />

Um das volle Potenzial von 800 Milliarden Euro<br />

Wirtschaftswachstum auszuschöpfen, muss<br />

Deutschland seine Bemühungen für die Digitalisierungsziele<br />

der Europäischen Kommission<br />

schneller vorantreiben. Dies gilt insbesondere<br />

im Hinblick auf die Nutzung von Kerntechnologien<br />

durch Unternehmen: Laut Untersuchungen<br />

der Europäischen Kommission setzen<br />

bislang nur 20 Prozent der deutschen Unternehmen<br />

Cloud-Computing ein. Andere Quellen<br />

geben an, dass 37,5 Prozent der deutschen<br />

Organisationen diese Technologie nutzen.<br />

Künstliche Intelligenz wird nur von etwa 28<br />

Prozent der deutschen Unternehmen eingesetzt<br />

und Big Data lediglich in 18 Prozent der<br />

Organisationen. Dabei kann der Einsatz digitaler<br />

Werkzeuge die Unternehmensproduktivität<br />

erheblich steigern - etwa um 10–25 Prozent.<br />

Gemessen an dem derzeitigen Fortschritt<br />

wird Deutschland bis 2030 nur ein jährliches<br />

Wirtschaftswachstum von 248 Milliarden Euro<br />

erzielen. Dabei könnten durch eine schnellere<br />

Digitalisierung sogar bis zu 552 Milliarden<br />

Euro zusätzlich an Bruttowertschöpfung erwirtschaftet<br />

werden. Um die Ziele Europas in<br />

der digitalen Dekade schneller zu erreichen,<br />

müssen öffentliche und private Akteure der


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S48<br />

deutschen Wirtschaft zusammenarbeiten<br />

und die Entwicklung digitaler Fähigkeiten<br />

sowie die Einführung von digitalen Technologien<br />

unterstützen. AWS bietet in diesem<br />

Zusammenhang beispielsweise kostenlose<br />

Cloud-Computing-Trainings an, mit dem Ziel<br />

bis zum Jahr 2025 weltweit 29 Millionen Menschen<br />

zu trainieren. Bereits heute haben mehr<br />

als 100.000 Personen in Deutschland erfolgreich<br />

an Trainings von AWS teilgenommen.<br />

Deutschland macht große Fortschritte in einigen<br />

Bereichen der digitalen Dekade<br />

Die Untersuchung von Public First zeigt auch,<br />

dass Deutschland in einigen Bereichen bereits<br />

große Fortschritte zur Erfüllung der Ziele<br />

der digitalen Dekade erreicht hat. Schon<br />

heute verfügen 56 Prozent der Haushalte in<br />

Deutschland über sogenannte „Very High Capacity<br />

Networks“. Dabei handelt es sich um<br />

feste Breitbandnetze mit Glasfaseranschluss<br />

bis mindestens zum Gebäude und drahtlose<br />

Netze mit Glasfaseranschluss zur Basisstation.<br />

Die digitale Bereitstellung von grundlegenden<br />

öffentlichen Dienstleistungen ist ein weiteres<br />

Beispiel. 100 Prozent wichtiger öffentlicher<br />

Dienste sollen für Bürger:innen und Unternehmen<br />

online zugänglich sein. Auch in diesem<br />

Zusammenhang stellt Cloud-Computing ein<br />

wichtiges Instrument dar. Öffentliche Organisationen<br />

können durch die Nutzung von<br />

Cloud-Computing auf eine sichere Infrastruktur<br />

zurückgreifen, um Verwaltungsleistungen<br />

zu digitalisieren. Public First schätzt,<br />

dass die Verlagerung von 10 Prozent der<br />

aktuellen IT-Systeme in die Cloud das Potential<br />

hat, den deutschen Steuerzahlern über<br />

230 Millionen Euro pro Jahr einzusparen.<br />

AWS unterstützt die Erreichung der Digitalisierungsziele<br />

der Europäischen Kommission<br />

AWS unterstützt die Erreichung der Digitalisierungsziele<br />

der Europäischen Kommission,<br />

um den Weg in eine digitale und<br />

nachhaltige Zukunft zu ebnen. Dafür verfolgen<br />

wir einen mehrstufigen Ansatz:<br />

Aufbau von Vertrauen. Deutschland ist eines<br />

der führenden Länder in Europa, wenn<br />

es um den Aufbau einer nachhaltigen und<br />

digitalen Zukunft geht. AWS unterstützt seine<br />

Kunden in Deutschland dabei, Gesetzen und<br />

Regulierungen der EU und von Deutschland<br />

zu entsprechen und höchste Anforderungen<br />

an Daten- und Ausfallsicherheit zu erfüllen.<br />

Investitionen in den Aufbau digitaler Fähigkeiten.<br />

Digitale Fähigkeiten sind zentral in unserer<br />

künftigen Arbeitswelt. AWS unterstützt<br />

die deutsche Wirtschaft dabei, den Mangel<br />

an digitalen Fähigkeiten durch Weiterbildungs-<br />

und Trainingsangebote zu adressieren.<br />

Nachhaltigkeit stärken. Nachhaltigkeit ist eines<br />

der wichtigsten Themen unserer Zeit. AWS ist<br />

auf einem guten Weg seinen Betrieb bis 2025,<br />

also fünf Jahre vor dem eigentlichen Ziel in<br />

2030, auf 100% erneuerbarer Energien umzustellen.<br />

Zusammen mit unseren Kunden arbeiten<br />

wir an neuen Ideen, um mit neuen Technologien<br />

Emissionen zu reduzieren und unsere<br />

Umwelt zu schützen. Amazon ist der weltweit<br />

größte Einkäufer erneuerbarer Energien. Wir<br />

werden auch weiterhin daran arbeiten unsere<br />

Infrastruktur so anzupassen, dass wir unsere<br />

Nachhaltigkeitsziele erreichen können. Von<br />

dem nachhaltigeren Betrieb der AWS Cloud<br />

profitieren auch unsere Kunden: Workloads,<br />

die in der AWS Cloud betrieben werden, werden<br />

damit automatisch nachhaltiger. Weitere<br />

Informationen zu unseren Nachhaltigkeitsbemühungen<br />

können auf unserer Website abgerufen<br />

werden.<br />

Befähigung von Unternehmen. Unternehmen<br />

in Deutschland müssen auf die besten Technologien<br />

weltweit zugreifen können, um sowohl<br />

innerhalb Deutschlands als auch global<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben. Um ihre Digitalisierungsziele<br />

zu erreichen, müssen AWS Kunden<br />

in Deutschland die freie Wahl haben, welche<br />

Technologien sie nutzen wollen.<br />

AWS respektiert europäische als auch deutsche<br />

Werte und unterstützt die sich stetig<br />

weiter entwickelnden regulatorischen<br />

Anforderungen, um seine Kunden dabei<br />

zu unterstützen, diesen zu entsprechen.<br />

Innovationskraft stärken. Die Innovationsfähigkeit<br />

ist zentral für die digitale Wirtschaft.<br />

AWS wird weiterhin daran arbeiten, die Kosten<br />

für die Entwicklung von Innovationen zu<br />

senken als auch schnelles Experimentieren,<br />

Veröffentlichen und Skalieren zu ermöglichen.<br />

(RED)


Schnell reagieren.<br />

Standzeiten<br />

reduzieren.<br />

Zuverlässige Verkehrssicherheit dank 24/7<br />

Reifenkontrolle mit WEBF<strong>LE</strong>ET TPMS.<br />

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WEBF<strong>LE</strong>ET TPMS prüft Ihren Reifendruck und Ihre Reifentemperatur<br />

in Echtzeit. Durch vorausschauendes Reifenmanagement erkennen und<br />

lösen Sie Probleme frühzeitig, bevor es zu kostspieligen Reparaturen<br />

oder Ausfallzeiten kommt. Unabhängig davon, ob Sie Passagiere oder<br />

Fracht befördern: Mit WEBF<strong>LE</strong>ET TPMS erreichen Sie Ihr Ziel sicher<br />

und pünktlich.<br />

Let’s drive business. Further.<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S50<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

Hadolt-Gruppe managt<br />

digitale Logistik im LKH-<br />

Univ.-Klinikum Graz<br />

Das Landeskrankenhaus/Univ.-Klinikum Graz<br />

zählt den größten Krankenhäusern in Österreich<br />

hat vor kurzem seine externe Logistik<br />

voll digitalisiert. Logistik muss hier reibungslos<br />

funktionieren.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Logistik muss hier von A bis Z rund um die<br />

Uhr reibungslos funktionieren und so war<br />

es naheliegend neben schon anderen<br />

bereits optimierten Logistik-Prozessen<br />

einen externen Logistik-Partner hereinzuholen,<br />

der für die interne und externe Logistik beispielsweise<br />

von Blutproben, Gewebeproben,<br />

Medikamente, medizinische Kleidung und Geräte,<br />

Desinfektionsmittel etc. verantwortlich ist.<br />

Die steirische KAGes als Träger des LKH-Univ.-Klinikums<br />

Graz hat diesen Logistikjob im vergangenen<br />

Jahr ausgeschrieben und den Zuschlag<br />

bekommen hat das in Kalsdorf bei Graz ansässige<br />

Speditionsunternehmen Hadolt-Gruppe.<br />

Es ist eine mittelständische Unternehmensgruppe<br />

mit einer hauseigenen Software-Schmiede<br />

namens I-Log. Von der wurde ein schlüssiges<br />

Konzept für den physischen Transport mit digitalem<br />

Software-Hintergrund vorgelegt, wie Michael<br />

Kazianschütz, verantwortlicher Bereichsleiter<br />

Logistik/Supply Chain Management, am<br />

LKH-Univ.-Klinikum Graz betont.<br />

Wurde in der Vergangenheit jeder Transport<br />

beispielsweise von der Lkw-Zentralapotheke<br />

in Graz zu einzelnen Klinik-Abteilungen analog<br />

im alten Stil, sprich telefonisch organisiert,<br />

wurden jede Menge traditionelle Lieferscheine<br />

ausgefüllt, so läuft jetzt das alles digital<br />

ab. I-Log ist sowohl für die internen als auch<br />

externe physischen Transporte sowie für die<br />

digitale Informationslogistik von der digitalen<br />

Auftragserteilung bis zur Abrechnung verantwortlich<br />

und „unsere Fahrzeuge stehen sowohl<br />

für getaktete Routine-Transporte als auch für<br />

sofort notwenige Fahrten zur Verfügung“, erklärt<br />

Rolf Hadolt, Geschäftsführer und Inhaber<br />

der Hadolt-Gruppe: „Wir haben das Konzept<br />

nach den Wünschen unseres Kunden maßgeschneidert<br />

und wir sehen diesen Auftrag als<br />

sehr wichtige Referenz und Fortsetzung der<br />

schon bisher 14jährigen guten Zusammenarbeit<br />

mit dem LKH-Univ.-Klinikum in anderen<br />

Bereichen“.<br />

Rolf Hadolt<br />

Geschäftsführer, Hadolt-Gruppe<br />

Hadolt bzw. I-Log hat für das Klinikum eine Software<br />

erstellt, die es den Nutzern rasch und unkompliziert<br />

ermöglicht Sendungen zu buchen.<br />

Das ist der entscheidende Punkt gegenüber<br />

früheren Prozessen, ergänzt Kazianschütz.


Durch das Track and Trace-System wird jeder<br />

Transportauftrag sofort gebucht und der<br />

Sendungsstatus verfolgt. Dadurch ersparen<br />

sich die Klinikum-Mitarbeiter viele Telefonate<br />

mit Transportdienstleistern. Da die Transporte<br />

größtenteils innerhalb des LKH-Univ.-Klinikums<br />

stattfinden ist es für Kazianschütz sehr wichtig,<br />

dass nicht nur die operativen Prozesse<br />

zuverlässig und reibungslos funktionieren,<br />

sondern auch das soziale Agieren des Personals<br />

des Logistikers im Spitalsbereich gut ankommt.<br />

Die medizinzischen Produkte werden<br />

in speziellen Transportboxen verpackt und<br />

von I-Log von den beauftragten Stellen abgeholt<br />

und transportiert, wobei dabei auch<br />

Kühlanforderungen berücksichtigt werden<br />

müssen. Auch wenn die Transporte zu üblichen<br />

Geschäftszeiten abgewickelt werden<br />

stehen die Leute von I-Log auch mit einem<br />

24-Stunden-Notdienst für Sofort-Transporte<br />

abrufbereit zur Verfügung, versichert Hadolt,<br />

der trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

keinen Grund für Panik sieht.<br />

heutige Hadolt-Gruppe formierte, die mit 250<br />

Mitarbeitern an fünf Standorten in Österreich,<br />

Slowenien und Kroatien für <strong>2022</strong> einen Umsatz<br />

von 65 Mio. Euro erwartet. Zur Hadolt- Gruppen<br />

zählen die Unternehmen Global Express<br />

Austria, I-Log logistics solutions, GO Express<br />

und Logistik Süd, Hadolt Transport und Logistik<br />

und Hadolt Real Estate. (RED)<br />

Gute Logistik-Leistung hat ihren Preis, wobei<br />

dieser heutzutage längst nicht mehr im Vordergrund<br />

steht. Hadolt: „Worauf es heute<br />

ankommt ist die Verfügbarkeit von Transportkapazitäten.“<br />

Und solche auch beim Personal<br />

in der österreichischen Logistikbranche in<br />

der händeringend Nachwuchs gesucht wird<br />

und nur schwer zu finden ist. Die duale Lehrlingsausbildung<br />

hat in Österreich leider noch<br />

immer ein niedrigschwelliges Image. Der Staat<br />

sollte ich mehr in der Lehrlingsausbildung und<br />

für den Lkw-Fahrernachwuchs engagieren, so<br />

der Wunsch des Unternehmers, der aus einem<br />

kleinen Transportunternehmen des Vaters die<br />

Michael Kazianschütz,<br />

Logistik/SCM, LKH-Univ.-Klinikum


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S52<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Herausforderungen und<br />

Hindernisse in der<br />

Industrielogistik<br />

Unterbrochene Lieferströme zum einen, eklatanter<br />

Personalmangel zum anderen, dazu<br />

die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen<br />

der Corona-Pandemie – <strong>2022</strong> meint<br />

es nicht unbedingt gut mit Logistikunternehmen.<br />

Wie man den Widernissen trotzt, zeigt<br />

der Erfolg der LogServ-Gruppe. Logistik express<br />

im Gespräch mit den Geschäftsführern<br />

Christian Janecek und Markus Schinko.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Als Tochter der voestalpine Stahl<br />

GmbH ist die Logistik Service<br />

GmbH (LogServ), Mutter der Cargo<br />

Service GmbH, auf Schienenlogistiklösungen<br />

spezialisiert. Die Expertise aus der<br />

Werkslogistik wurde längst auch auf externe<br />

Kunden ausgeweitet – überwiegend aus den<br />

Bereichen Metallerzeugung, Metallverarbeitung,<br />

Baustoff- und Prozessindustrie, Maschinen-<br />

und Anlagenbau sowie Automobil- und<br />

Automobilzulieferindustrie.<br />

Wie beurteilen Sie aktuell die Lage?<br />

„Die Supply-Chain ist aktuell aufgrund verschiedener<br />

Ursachen stark unter Druck. Die Kriegswirren<br />

in der Ukraine haben die Lieferströme<br />

durcheinandergewirbelt. Hinzu kommen Personalausfälle<br />

wegen COVID, Niedrigwasser in<br />

Donau und Rhein aufgrund der starken Hitze,<br />

Tunnelsperren und Baustellen. Der Aufwand für<br />

das Managen der Lieferketten ist immens gestiegen.<br />

Neu sind die ständigen Veränderungen;<br />

plötzliche, unerwartete Störungen, auf<br />

die zu reagieren höchst anspruchsvoll und belastend<br />

ist. Viele Mitarbeiter sind extrem gefordert,<br />

weswegen alternative Arbeitszeitmodelle<br />

mit ausreichend Erholungsphasen sehr wichtig<br />

geworden sind“, sagt Christian Janecek.<br />

„Das aktuelle `Must-win-Battle` ist es, neue<br />

Mitarbeiter zu finden. Die Logistik ist vom Kostenfaktur<br />

zum Erfolgsfaktor geworden – aktuell<br />

aber eher zum Engpassfaktor. Die voestalpine<br />

lebt nicht nur von der Produktion, sondern<br />

auch davon, dass die Waren bei den Kunden<br />

ankommen. Die Logistikströme funktionieren<br />

aktuell unter erschwerten Bedingungen.<br />

Nimmt man als Beispiel die Kohlelieferung von<br />

Osten nach Westen, ist derzeit keine Lieferung<br />

aus Russland möglich. Ersatz kommt aus Süd-


CHRISTIAN JANECEK. MARKUS SCHINKO<br />

afrika zu den Westhäfen, aber die Infrastruktur<br />

ist darauf gar nicht ausgelegt. Es fehlt an Waggons<br />

ebenso wie an Kapazitäten auf den Trassen<br />

und in den Häfen. So ist etwa Rotterdam<br />

bereits deutlich überlastet, und das wirkt sich<br />

wiederum negativ auf die Laufzeiten aus.“<br />

„Die Ressourcenthematik ist aktuell leider durch<br />

und durch problematisch“, ergänzt Markus<br />

Schinko. „Wir sind auf die Bahn angewiesen,<br />

unser Fokus liegt auf In- und Outbound. Wir profitieren<br />

zum Glück von unserem internen Bahn-<br />

Know-how und können uns selbst aushelfen.<br />

Früher war es so, dass man eine Trasse gebucht<br />

hat und der Zug fuhr. Heute braucht man die<br />

Lokomotive ebenso wie geeignetes Personal.<br />

Das nötige Abweichungsmanagement ist extrem.<br />

Die Beschaffung neuer Lokomotiven dauert<br />

2 Jahre, oder noch länger. Und dann steht<br />

man plötzlich vor dem Problem, dass das Material<br />

vielleicht gar keine Zulassung für Österreich<br />

hat. Hier ist dringend eine Vereinheitlichung<br />

zumindest auf europäischer Ebene nötig. Leider<br />

gibt es viel zu wenige Produktionsstätten<br />

für Güterwägen in Europa, darum werden<br />

wir hier selbst einen Markteinstieg versuchen.<br />

Ist die Bahnlogistik die Lösung der<br />

Umweltthematik?<br />

Janecek: „Natürlich ist die CO2-Reduzierung ein<br />

Thema. Im Outbound transportiert die voestalpine<br />

über 50 Prozent per Bahn, das ist für einen<br />

Stahlerzeuger eher ungewöhnlich. Lediglich ein<br />

Drittel wird per LKW abgewickelt. Aber wenn<br />

der Engpass bei Lokomotiven und Waggons<br />

weiter anhält, bleibt keine andere Wahl, als auf<br />

den LKW auszuweichen. Es ist ein harter Kampf:<br />

einerseits möchten wir den Standort auf CO2-<br />

Reduktion trimmen, aber dazu ist mehr Kapazität<br />

in den Verschiebebahnhöfen nötig. Aber<br />

wenn kein Material da ist, dann ist dieses Vorhaben<br />

nicht umsetzbar, egal, wie gut die Vorsätze<br />

sein mögen. Damit der Umstieg von der Straße<br />

auf die Schiene wirklich funktioniert, müssten<br />

Güterzugstrassen bevorzugt werden.“<br />

Man liest überall von Personalmangel,<br />

wie geht es der LogServ damit?<br />

Schinko: „Personal ist die wichtigste Ressource.<br />

Anteilsmäßig betragen die Personalkosten bis zu<br />

70 Prozent! Der Mangel ist groß, von der Hilfskraft<br />

bis zum Facharbeiter fehlt Personal an allen<br />

Ecken und Enden. Wir setzen viele Maßnahmen,<br />

um neue Mitarbeiter zu finden, die regionale


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S54<br />

oder sogar nationale Suche reicht leider<br />

längst nicht mehr aus. Wir haben uns unterschiedliche<br />

Konzepte überlegt. Eines davon<br />

ist es, Mitarbeiter aus dem Balkanraum zu gewinnen.<br />

Dabei kümmern wir uns nicht nur um<br />

den Erwerb der Sprachkenntnisse, sondern<br />

auch um die entsprechende Wohnung und<br />

Papiere.“<br />

„Viele aus dem Dienstleistungsbereich haben<br />

während der Pandemie eine Umschulung<br />

begonnen, aber genau diese Menschen<br />

fehlen jetzt. Eine Umschulung ist gut für Mangelberufe,<br />

keine Frage – aber meiner Meinung<br />

nach ist hier auch eine Eigenleistung<br />

angebracht, der Staat sollte nicht für alles<br />

aufkommen“, meint Schinko. „Man könnte<br />

sagen, es herrscht ein ‚War for workforce‘“,<br />

ergänzt Janecek „Ein weiterer Ansatz, um<br />

Mitarbeiter zu gewinnen, ist die Kooperation<br />

mit Fachhochschulen (St. Pölten und Steyr).<br />

Wir betreuen Diplomarbeiten und präsentieren<br />

uns auf Berufsmessen, um uns den Absolventen<br />

als attraktiver Arbeitgeber anzubieten.<br />

Früher wurden Ferialpraktikanten für administrative<br />

Tätigkeiten eingesetzt, aber heute<br />

lassen wir sie das gesamte Unternehmen kennenlernen<br />

– immerhin könnten das die Mitarbeiter<br />

der Zukunft sein“, verrät Janecek.<br />

„Wir haben festgestellt, dass es bei den Studenten<br />

große Geschlechterunterschiede hinsichtlich<br />

der Interessen gibt – die wir bei der<br />

Ansprache berücksichtigen müssen. Während<br />

für weibliche Bewerber soziale Aspekte wie<br />

Kinderbetreuungsplätze eine große Rolle spielen,<br />

zählen für männliche Bewerber vor allem<br />

Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

Generell sehen wir, dass das Thema Nachhaltigkeit<br />

stark an Bedeutung gewonnen hat. Das<br />

„Wie“ und das „Warum“ sind extrem wichtig,<br />

und das müssen auch unsere Führungskräfte<br />

bedenken, damit sie entsprechend darauf<br />

eingehen können.“ (AG)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S56<br />

INTRALOGISTIK<br />

Strategie und Planung<br />

als Basis erfolgreicher<br />

Logistik<br />

Nicht erst seit Corona steht fest, dass eine<br />

Optimierung der Logistikprozesse über Erfolg<br />

oder Misserfolg eines Unternehmens entscheiden<br />

kann. Nur wenige haben selbst die<br />

nötige Kompetenz dazu – die Lösung: einen<br />

Experten engagieren. Wie beispielsweise die<br />

InterLog Management GmbH.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Beratungshäuser und selbständige<br />

Optimierer gibt es wie Sand am Meer.<br />

Warum sollte man sich also ausgerechnet<br />

für die InterLog entscheiden?<br />

Diese Frage stellten wir dem Gründer und einem<br />

der drei Geschäftsführer, Eric Gastel: „Im<br />

Gegensatz zu den meisten Beratungshäusern<br />

sind wir sehr operativ orientiert, wir arbeiten an<br />

und mit der Basis. Zudem haben all unsere Mitarbeiter<br />

einen sehr hohen Praxisbezug. Zudem<br />

sind wir sehr bodenständig und gleichzeitig<br />

pragmatisch. Das heißt, wir machen es unseren<br />

Kunden leicht, Entscheidungen zu fällen.“<br />

Ein wesentliches Ziel der InterLog ist es, schnell<br />

substantielle und vor allem langfristige Lösungen<br />

zu präsentieren, die modular aufgebaut<br />

sind. Gastel: „Alles soll jederzeit unkompliziert<br />

erweiterbar sein, damit das System sich den<br />

unternehmerischen Prozessen anpassen lässt.<br />

Uns ist es auch wichtig, schon in der Planung<br />

auf ökologische Aspekte zu achten.“ Durchaus<br />

interessant ist auch die Tatsache, dass Projekte<br />

nicht um jeden Preis durchgeführt werden.<br />

„Wir stellen in der Planung stets auch die<br />

Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Projektes.<br />

Es kann vorkommen, dass wir einen Auftrag<br />

nicht abwickeln, wenn sich herausstellt, dass<br />

die Vorstellungen einfach nicht realisierbar<br />

sind. Das teilen wir dem Auftraggeber natürlich<br />

mit“, erklärt Gastel.<br />

Learning by doing<br />

Die Geschäftsführung der InterLog ist sich<br />

einig: ohne gute Mitarbeiter geht gar nichts.<br />

Darum investiert das Unternehmen auch in<br />

den Nachwuchs: „Wir ermöglichen jungen<br />

Menschen den Eintritt ins Berufsleben. Dazu<br />

holen wir uns Assistenten direkt von der Universität<br />

und stellen sie jeweils einem erfahrenen<br />

Kollegen zur Seite. Durch diese Durch-


„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />

Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />

Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />

in und für eine nachhaltige Logistik.<br />

Mehr auf logistik-express.com<br />

LOGISTIK express<br />

Ausgabe 3/2021<br />

mischung der Teams und die Kombination<br />

aus neuem, frischen Wissen und dem vorhandenen<br />

Know-How entstehen innovative<br />

Lösungsansätze. Die neuen Kollegen dürfen<br />

auch von Anfang an Projekterfahrung sammeln<br />

und aktiv mitarbeiten, damit sie rasch<br />

wachsen können“, führt er aus. Das reicht allerdings<br />

heute nicht mehr aus, um Talente ins<br />

Unternehmen zu locken, man müsse sich auch<br />

andere Benefits überlegen. „Im Gegensatz zu<br />

früher wollen junge Menschen zwar gut verdienen,<br />

aber wenig arbeiten. Dabei ist die so<br />

genannte „work life balance“ oft nur ein Vorwand,<br />

gerade in der Beratungsbranche sind<br />

10-Stunden-Tage keine Seltenheit. So manche<br />

Forderung ist einfach nur überzogen“, ärgert<br />

er sich. Immerhin bietet das Unternehmen das<br />

Urlaubsmodell „30+“: zusätzlich zu den gesetzlichen<br />

Urlaubstagen bekommt jeder an Weihnachten,<br />

Silvester und drei Fenstertagen frei.<br />

Denn die Arbeit ist durchaus anstrengend, das<br />

ist klar. Mitarbeiter-Events sorgen daher regelmäßig<br />

für gute Laune. Und, ganz wichtig:<br />

„Jeder Mitarbeiter muss so viel verdienen, dass<br />

er vernünftig davon leben kann. Dazu stehe<br />

ich“, so Gastel.<br />

100% digital<br />

Die InterLog setzt auf modernste Technik zum<br />

animieren, simulieren und emulieren in 3D.<br />

Die Kunden erhalten das fix-fertige Layout,<br />

mit dem sie dann auch arbeiten können.<br />

„Wir geben unseren Kunden bewusst unseren<br />

Lösungsvorschlag zum intern besprechen mit,<br />

MJR|HANDEL.UMWELT.LOGISTIK<br />

NACHRICHTEN & ZEITSCHRIFTEN APP<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S58<br />

das schafft Unabhängigkeit. Wir möchten sie<br />

nicht zum Auftrag verpflichten, sondern haben<br />

den Anspruch, dass sie uns den Auftrag<br />

geben WOL<strong>LE</strong>N“, so Gastel. Ein gewagter Ansatz<br />

– hat er denn keine Angst, dass jemand<br />

dann die fertige Lösung von einem billigeren<br />

Anbieter umsetzen lässt? „Wir sind überzeugt,<br />

dass wir die beste Lösung zu einem fairen<br />

Preis anbieten und wir wagen uns auch an<br />

scheinbar unmögliche Aufgabenstellungen<br />

heran. Bei all unseren Angeboten ist ein Kostendach<br />

samt Abweichungsfaktor enthalten,<br />

damit die Kunden kalkulieren können.<br />

Für jeden einzelnen Arbeitsschritt gibt es eine<br />

offene Kalkulation, gebündelt zu Arbeitspaketen.<br />

Reicht das Budget nicht aus, stellen<br />

wir das Projekt trotzdem fertig, auf unsere<br />

Kosten – die Qualität der Leistung muss<br />

stimmen, dafür bürgen wir. Denn InterLog<br />

ist vielleicht nicht der günstigste Anbieter,<br />

aber auf jeden Fall effektiv. Durch das Kostendach<br />

sind wir im Nachhinein betrachtet<br />

oft sogar günstiger als ein vermeintlich billigerer<br />

Anbieter, der alles einzeln abrechnet.<br />

Natürlich zahlen unsere Kunden dann<br />

nur den tatsächlichen Aufwand.“ Durch<br />

die eigene Digitalisierung gewinnt das Unternehmen<br />

nicht nur an Mobilität, auch die<br />

Kostenstruktur konnte verschlankt werden.<br />

Dauerbrenner und Trends<br />

Die Kunden kommen aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen, von Pharma über Food bis<br />

zu Automotive-Unternehmen in der DACH-<br />

Region, denn hier ist die Projektabwicklung<br />

hinsichtlich des ähnlichen kulturellen Hintergrunds<br />

einfacher. Bei der Lösungsfindung<br />

setzt InterLog auf erprobte Technologien,<br />

Forschungsprojekte kommen nicht in Frage:<br />

„Unsere Kunden können keine spacigen<br />

Konzepte riskieren, so sind beispielsweise<br />

Lösungen mit Drohnen aktuell noch nicht<br />

spruchreif.“<br />

Welche Themen sind denn aktuell besonders<br />

gefragt? „Wir sehen einen klaren Trend<br />

in Richtung Anlagenmodernisierung im<br />

laufenden Betrieb. Man merkt auch den<br />

Personalmangel, denn viele Anfragen betreffen<br />

die Optimierung der Produktions-<br />

logistik, etwa durch Verpackungsautomation,<br />

Robotik oder Fahrerlose Transportsysteme“,<br />

zählt Gastel auf. Auch die Einführung oder<br />

Modernisierung von Lagerverwaltungssystemen<br />

und die Automation von Hochreagallägern<br />

sei sehr gefragt. „Trotz der Rezession<br />

merken wir eine starke Bewegung am<br />

Markt. Die großen und mittleren Unternehmen<br />

wissen, dass sie jetzt investieren müssen,<br />

um mit der Konkurrenz mitzuhalten.“<br />

Die Digitalisierung helfe dabei, die „time to<br />

market“ zu verkürzen. Auch gefragt: Maßnahmen,<br />

die die Energiekosten reduzieren und<br />

Abhängigkeiten verringern, beispielsweise<br />

Dachwandverkleidungen mit Solarzellen oder<br />

Solarpanels zum Betrieb von Hochregallägern.<br />

„Hinsichtlich der Effizienzsteigerung gibt<br />

es Anfragen zur Bündelung von Transporten<br />

und Containern, um das Volumen besser zu<br />

nutzen oder auch die Tourentopologie – alles,<br />

was den CO2-Fußabdruck schmälert.<br />

Die Voraussetzung ist oft jedoch, dass sich<br />

das Bestellverhalten ändert. Die gesamte<br />

Kette muss anders organisiert werden, etwa<br />

durch eine Verlängerung der Belieferungszyklen.<br />

Wenn eine Filiale nur zwei Mal statt drei<br />

Mal pro Woche beliefert wird, dafür jedoch<br />

mit mehr Ware, ergibt sich automatisch eine<br />

CO2-Einsparung. Bei unseren Konzepten gehen<br />

wir daher nicht nur auf den Kunden ein,<br />

sondern auch auf dessen Kunden – damit er<br />

gleich Argumente hat, um Einwände zu entkräften.“<br />

Um nah beim Kunden zu sein, hat die<br />

InterLog derzeit drei Niederlassungen: in Sursee<br />

(Schweiz), Dortmund (Deutschland) und Graz<br />

(Österreich). Eric Gastel teilt sich die Geschätsführung<br />

mit Markus Lanz und Dennis Augustin.<br />

Alle drei sind aktiv im Unternehmen und als<br />

Mandatsleiter tätig. Die flachen Hierarchien<br />

sind ein Markenzeichen des dynamischen<br />

Unternehmens. „Jedes neue Projekt wird unabhängig<br />

von seiner Größe einem der drei<br />

Geschäftsführer zugeordnet, die dann auch<br />

als Coach fungieren. Mir ist es sehr wichtig,<br />

dass alle Mitarbeiter auf Augenhöhe kommunizieren“,<br />

meint Gastel. Man darf gespannt<br />

sein, welch cooles Projekt als nächstes kommt.<br />

(RED)


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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S60<br />

INTRALOGISTIK<br />

Onlinehändler ASOS<br />

setzt auf volle Datentransparenz<br />

mit KiSoft<br />

Analytics<br />

Wer ernsthaft E-Commerce betreiben will,<br />

braucht Daten. KiSoft Analytics liefert uns<br />

alle wichtigen Daten auf einen Blick. Mit<br />

dieser smarten Datenbasis können wir aktuelle<br />

Anforderungen wie den Black Friday,<br />

aber auch zukünftige Anforderungen des<br />

E-Commerce meistern. BEITRAG: REDAKTION<br />

KNAPP erschien uns von Anfang an wie ein<br />

starker und zuverlässiger Partner. Wir sind<br />

über die Jahre miteinander gewachsen<br />

und haben Eurohub 2 von einem einfachen<br />

manuellen Lager zu einem zukunftsfähigen<br />

automatisierten Fulfillment Center weiterentwickelt.<br />

Oliver Kraftsik, Supply Chain Director, '<br />

Europe, ASOS<br />

Daten haben in unserer modernen<br />

Welt einen hohen Stellenwert:<br />

Natürlich auch in der Logistik und<br />

bei der Gestaltung von Supply-<br />

Chain-Netzwerken, die einerseits die Wünsche<br />

der Kunden erfüllen und andererseits Retailer<br />

dabei unterstützen, erfolgreich zu wirtschaften.<br />

Damit aus der ungeordneten Datenflut qualitativ<br />

hochwertige Informationen entstehen,<br />

die als Grundlage für operative und strategische<br />

Entscheidungen dienen, helfen intelligente<br />

Analyse-Tools wie KiSoft Analytics. Der<br />

führende Onlinehändler für Mode, Beauty und<br />

Lifestyle ASOS nutzt KiSoft Analytics, um Herausforderungen<br />

wie den Black Friday mit der<br />

Macht der intelligenten Daten zu meistern.<br />

OLIVER KRAFTSIK<br />

Topmodernes E-Com Fulfillment im Eurohub 2<br />

Die Herausforderungen an Onlinehändler sind<br />

heute groß: Kunden erwarten schnelle Lieferung,<br />

eine große Anzahl an Retouren muss<br />

effizient bearbeitet werden und Peaks wie<br />

der Black Friday oder der Singles‘ Day sind zu<br />

meistern. Dazu kommt ein ständig wachsendes<br />

Warensortiment und vor allem im Fashion-Bereich<br />

ständig wechselnde Kollektionen.<br />

Herausforderungen wie diesen stand auch<br />

der erfolgreiche Onlinehändler ASOS gegenüber:<br />

Um sein Logistik-Netzwerk zu stärken und<br />

optimal auf zukünftiges Wachstum ausrichten,<br />

entschied sich ASOS sein Distributionszentrum<br />

Eurohub 2 in der Nähe von Berlin mit intelligenten<br />

Automatisierungslösung inklusive umfassender<br />

Software-Suite von KNAPP auszustatten.<br />

„Als wir unser Eurohub 2 geplant haben,<br />

war sehr früh klar, dass wir eine sehr hohe<br />

Lagerdichte und sehr viele SKUs mit einem<br />

kurzen Produktlebenszyklus haben werden.<br />

Nicht jede Logistiklösung ist dafür geeignet.


Fotocredit X21de Reiner Freese<br />

KNAPP erschien uns von Anfang an wie ein<br />

starker und zuverlässiger Partner. Wir sind über<br />

die Jahre miteinander gewachsen und haben<br />

Eurohub 2 von einem einfachen manuellen<br />

Lager zu einem zukunftsfähigen automatisierten<br />

Fulfillment Center weiterentwickelt“, erklärt<br />

Oliver Kraftsik, Supply Chain Director für<br />

Europa bei ASOS. Mit Hilfe des automatisierten<br />

Lagersystems kann ASOS rund 3 Millionen<br />

Stück pro Woche bearbeiten und an Kunden<br />

in 40 Länder versenden.<br />

„Daten sind elementarer Bestandteil für jeden,<br />

der ernsthaften E-Commerce betreiben<br />

will. Gerade für die Herausforderungen, die<br />

der ganzen Branche bevorstehen, sind Tools<br />

wie KiSoft Analytics in Kombination mit soliden<br />

Logistiklösungen wesentlich“, ist sich Oliver<br />

Kraftsik sicher. (RED)<br />

Erfolg am Black Friday mit strukturierten Daten<br />

Mit der integrierten Automatisierungslösung<br />

steht ASOS das Beste aus beiden Welten zur<br />

Verfügung: Erprobte Automatisierungstechnologie<br />

sowie eine maßgeschneiderte Software-Lösung,<br />

die alle Prozesse von ASOS abbildet.<br />

Ein Teil der umfassenden KiSoft-Suite ist<br />

das intelligente Analyse-Tool KiSoft Analytics.<br />

Mithilfe von KiSoft Analytics kann ASOS Daten<br />

aus allen logistischen Prozessen optimal nutzen,<br />

bewerten und als Grundlage für kurzfristige<br />

oder auch langfristige Entscheidungen heranziehen.<br />

„Uns war besonders wichtig, dass<br />

wir granulare Daten unserer Prozesse erhalten,<br />

denn damit können wir unsere Prozesse<br />

überwachen und optimieren. Dafür ist KiSoft<br />

Analytics für uns genau das richtige Tool. Wir<br />

können tief in Echtzeit-Daten einsteigen und<br />

die Daten sind optisch ansprechend aufbereitet.<br />

KiSoft Analytics hilft uns dabei, rasch und<br />

datenbasiert die richtigen Entscheidungen zu<br />

treffen“, hebt Oliver Kraftsik die Vorzüge von<br />

KiSoft Analytics hervor. Beispielsweise nutzt<br />

das ASOS-Team KiSoft Analytics, um sich optimal<br />

auf den Black Friday vorzubereiten und<br />

kann aus den historischen Daten auch wichtige<br />

Maßnahmen für zukünftige Peaks ableiten.<br />

Das Fulfillment Center des Online-Modehändlers ASOS<br />

von außen: Eine hochautomatisierte Logistikanlage hilft<br />

dabei, die Onlinebestellungen zu bearbeiten.<br />

Modernste Automatisierungstechnik trifft intelligente Software: Technologien<br />

wie das Shuttle-System OSR Shuttle Evo oder das Taschensorter-System sind<br />

voll in die Software-Lösung KiSoft integriert. Damit steht ASOS ein zukunftsfähiges<br />

automatisiertes Fulfillment Center zur Verfügung.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S62<br />

INTRALOGISTIK<br />

Am Puls der Zeit<br />

mit dematic<br />

Die Handtmann Group setzt auf ein schlagkräftiges<br />

Logistik-zentrum mit Automatisierungslösungen<br />

von Dematic.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Die Handtmann Gruppe beschloss<br />

das bestehende Logistikzentrum<br />

durch einen umfangreichen Neubau<br />

massiv zu erweitern. Nach<br />

einem intensiven Auswahlprozess wurde der<br />

Anbieter für Automatisierungstechnik Dematic<br />

mit der Konzeption und Umsetzung<br />

des Großprojekts betraut. Dematic realisierte<br />

eine Komplettlösung bestehend aus<br />

seinem Multishuttle-System, Behälterfördertechnik,<br />

einem Hochregal mit drei SR-U/1200<br />

Regalbediengeräten und angeschlossener<br />

Palettenfördertechnik sowie einem umfassendem<br />

Software-Paket für das Warehouse<br />

Management System (WMS). Qualität und<br />

Präzision sind seit den Anfangsjahren feste<br />

Zutaten im Erfolgsrezept der Handtmann Unternehmensgruppe.<br />

Denn die Kundschaft<br />

ist anspruchsvoll und erwartet einwandfreie<br />

Anlagen von dem Biberacher Unternehmen.<br />

GEORG BRIEGEL<br />

Handtmann erweiterte im Laufe der Jahre<br />

sein Programm, verfügt über eine breite Diversifikation<br />

und ist heute ein Global Player<br />

mit Niederlassungen und Produktionsstätten<br />

auf der ganzen Welt. Was sich indes nicht<br />

geändert hat: Der Anspruch an die eigene<br />

Leistung ist gestern wie heute extrem hoch.<br />

Darum entschied man sich in Biberach auch<br />

erst nach sorgfältigen Abwägungen für die<br />

exakt passende Lösung, als es darum ging,<br />

das Logistikzentrum am Stammsitz der Handtmann<br />

Maschinenfabrik den gestiegenen<br />

Kapazitäten anzupassen. Vor fast 150 Jahren<br />

als Messinggießerei gegründet, hat sich die Firmengruppe<br />

Handtmann im Laufe der Zeit zu<br />

einem weltweit agierenden System- und Anlagenbauer<br />

entwickelt. Heute erwirtschaftet<br />

die Gruppe mit knapp 4.000 Mitarbeitenden


an 30 Standorten weltweit einen jährlichen<br />

Umsatz in Höhe von 820 Millionen Euro. Im Geschäftsbereich<br />

der Füll- und Portioniersysteme<br />

entwickelt und produziert die Albert Handtmann<br />

Maschinenfabrik zukunftsorientierte<br />

Anwendungslösungen für die Lebensmittelverarbeitung.<br />

Dabei nimmt sie eine internationale<br />

Spitzenstellung ein. Zu ihren Kunden zählen<br />

sowohl Handwerksbetriebe und Start-ups, als<br />

auch mittelständische Betriebe und industrielle<br />

Konzerne auf der ganzen Welt.<br />

Die große Produktvielfalt des Maschinenbauers,<br />

stellt zugleich besondere Anforderungen<br />

an die Lagertechnik. Hinzu kommt,<br />

dass in den vergangenen Jahren die Volumina<br />

und der Durchsatz im Lager in Biberach<br />

an der Riß deutlich gewachsen sind.<br />

Um der Auftragslage und den gestiegenen<br />

Ansprüchen Rechnung zu tragen, war es<br />

notwendig geworden, das bestehende Palettenlager<br />

und das automatische Kleinteilelager<br />

(AKL) zu ersetzen, wie Georg Briegel,<br />

Bereichsleiter Produktion bei der Handtmann<br />

Maschinenfabrik GmbH, berichtet: „Unser Ziel<br />

war zum einen der Ausbau unserer Lagerkapazität.<br />

Zum anderen galt es, Prozesse zu<br />

optimieren.“<br />

.<br />

Implementierung im laufenden Betrieb<br />

Auf der Suche nach einer modernen Lösung<br />

entschied sich das Unternehmen für Dematic.<br />

Gemeinsam wurde ein neues Logistikzentrum<br />

auf einer Fläche von 6.000 Quadratmetern mit<br />

direktem Anschluss an die bestehende Produktionshalle<br />

neu konzipiert und angebaut.<br />

Dematic präsentierte daraufhin ein ganzheitliches<br />

Layout, bestehend aus einem Multishuttle-System<br />

und einem Hochregallager<br />

mit drei Regalbediengeräten sowie diverser


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S64<br />

Fördertechnik, die durch eine hauseigene<br />

Software-Lösung von Dematic gesteuert<br />

werden sollte. Die alte Anlage wurde nach<br />

der Fertigstellung des neuen Dematic Systems<br />

zurückgebaut. Das neue Intralogistiksystem<br />

wurde an der Schnittstelle des Neubaus<br />

in dem Bestandsgebäude fortgeführt<br />

und integriert, um nahtlos die reibungslose<br />

und effiziente Materialversorgung der Produktion<br />

von Handtmann zu gewährleisten.<br />

Eine der größten Herausforderungen bei der<br />

Installation der Anlagen war die Vorgabe, die<br />

Lösungen während des laufenden Betriebs zu<br />

implementieren. Nach einer Planungs- und<br />

Bauzeit von insgesamt 30 Monaten war das<br />

neue Lager vollständig einsatzfähig. Zu Beginn<br />

ersetzte Dematic zunächst das vorhandene<br />

Palettenlager durch ein Hochregallager<br />

(HRL) und ergänzte dieses anschließend um<br />

ein großes Multishuttlelager, welches auf einer<br />

neu errichteten bauseitigen Stahlbetonbühne<br />

installiert wurde. Erneuert wurden zudem<br />

die Paletten- und Behälterfördertechnik sowie<br />

die Arbeitsplätze im Wareneingang, der<br />

Kommissionierung, der Qualitätskontrolle, des<br />

Ersatzteilversands und im Bereich der Produktionsversorgung.<br />

„Dadurch sind wir nun in der<br />

Lage, schnell auf Veränderungen zu reagieren<br />

und unseren innerbetrieblichen Materialfluss<br />

zu verbessern“, sagt Briegel. Im Vergleich zum<br />

vorherigen System erfolgt zum Beispiel die Ersatzteilversorgung<br />

bei Handtmann jetzt um ein<br />

Vielfaches schneller und erlaubt bis zu 3.800<br />

Picks pro Tag.<br />

Flexibel auf Anforderungen reagieren<br />

Das installierte HRL bietet nun Platz für 7.200<br />

Paletten, die auf 25 Lagerebenen einfachtief<br />

in drei Gassen gelagert werden können. Durch<br />

die automatisierte Palettenlagerung sind bis<br />

zu 129 kombinierte Ein- und Auslagerungen–<br />

sogenannte FEM-Doppelspiele – möglich. Darüber<br />

hinaus fasst das neue, zweigassige Multishuttlelager<br />

rund 64.000 Behälter, die sich mit<br />

einem Gewicht von bis zu 30 Kilogramm auf 41<br />

Lagerebenen verteilen. Dort sind 550 Doppelspiele<br />

möglich. Nach dem Eingang der Waren<br />

werden diese zunächst auf Behälter verteilt,<br />

die sodann automatisch zum Kleinteilelager<br />

transportiert und eingelagert werden. Um<br />

sicherzustellen, dass das zulässige Maximalgewicht<br />

von 30 Kilogramm je Behälter nicht<br />

überschritten wird, erfolgt eine automatische


Gewichtskontrolle. Komplettiert wird das neue<br />

Logistikzentrum in Biberach an der Riß von vier<br />

Ware-zur-Person-Kommissionierplätzen, die mit<br />

einem Pick-by-Light-System ausgestattet sind.<br />

Hinzu kommen fünf Arbeitsplätze für den Wareneingang,<br />

sieben Arbeitsplätze für den Warenausgang,<br />

acht Plätze für die Qualitätsprüfung<br />

sowie einem für Rücksendungen und vier<br />

für interne Ein- und Auslagerungen. Verbindendes<br />

Element zwischen den Lagern ist das<br />

Dematic Modular Conveyor System (MCS),<br />

das die Güter automatisch transportiert. Bereits<br />

während der Planung wurde berücksichtigt,<br />

das Logistikzentrum bei Bedarf mühelos<br />

adaptieren zu können. In diesem Punkt bietet<br />

die Dematic Fördertechnik einen weiteren<br />

Vorteil: Dank seines modularen Aufbaus kann<br />

das System bei Bedarf in der Zukunft entsprechend<br />

erweitert werden.<br />

Die Handtmann Maschinenfabrik GmbH ist Teil der Handtmann Unternehmensgruppe<br />

und welt-weit führender Hersteller von Füll- und Portioniertechnik<br />

für die Nahrungsmittelindustrie. Das familiengeführte Maschinenbauunternehmen<br />

aus dem oberschwäbischen Biberach bietet Prozesslösungen<br />

für die Lebensmittelverarbeitung an. Zu den Kunden zählen sowohl Kleinbetriebe<br />

und Start-Ups, als auch Mittelbetriebe und industrielle Großunternehmen<br />

aus der ganzen Welt.<br />

Dematic Software für reibungslosen Warenfluss<br />

Die Steuerung und Bedienung der neuen Anlage<br />

erfolgt über die hauseigene Software<br />

von Dematic, wodurch die vorhandenen Lagerressourcen<br />

bestmöglich genutzt werden<br />

können. Die Lösung optimiert die Abläufe<br />

durch den Einsatz fortschrittlicher Analysemethoden<br />

und Algorithmen. Hierzu werden<br />

relevante Lager- und Unternehmensdaten in<br />

Echtzeit erfasst und mittels anwenderfreundlicher<br />

Dashboard-Übersichten auf PC, Laptop<br />

oder mobilem Endgerät angezeigt und in das<br />

vorhandene WMS eingespeist. Dadurch wird<br />

ein reibungsloserer Warenfluss innerhalb des<br />

Logistikzentrums sichergestellt. Briegel betont:<br />

„Dematic hat den Auftrag zu unserer vollsten<br />

Zufriedenheit erfüllt. Über den gesamten Prozess<br />

hinweg war die Zusammenarbeit kollegial<br />

und auf Augenhöhe. Aber das Wichtigste ist:<br />

Seitdem wir das neue Logistikzentrum in Betrieb<br />

genommen haben, sind wir deutlich effizienter<br />

und flexibler.“


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S66<br />

INTRALOGISTIK<br />

Langfristige<br />

Investitionssicherheit<br />

mit AutoStore von<br />

Element Logic<br />

Multichannel-Unternehmen Greendonkey<br />

schafft Platz und automatisiert mit einer<br />

AutoStore-Anlage von Element Logic. Das<br />

automatisierte Lager- und Kommissioniersystem<br />

ist mit dem Lagerverwaltungssystem<br />

eManager optimal in die IT-Architektur von<br />

Greendonkey mit dem ERP-System Tricoma<br />

eingebunden und sorgt für zuverlässige<br />

Kommissionierung und schnelle Versandbereitstellung.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

In Nagold, 25 Kilometer südwestlich von<br />

Stuttgart, hat sich mit der Greendonkey<br />

GmbH in den vergangenen zehn Jahren<br />

eines der am schnellsten wachsenden<br />

MultiChannel-Unternehmen der Fahrradbranche<br />

etabliert. Greendonkey ist die Dachmarke<br />

für das Radzentrum Nagold und dessen<br />

Online-Handel. In einem ehemaligen Autohaus<br />

bietet das Ladengeschäft auf mehr als<br />

1.500 Quadratmetern Verkaufs- und Ausstellungsfläche<br />

alles, was Fahrradfahrer benötigen.<br />

Neben 800 vorrätigen Fahrrädern und<br />

hochwertigen E-Bikes führender Hersteller<br />

zählen dazu unter anderem Fahrradhelme,<br />

Fahrradteile und -zubehör, Sets, Werkstattverpackungen<br />

und Fahrradbekleidung sowie<br />

Fahrradträger, Kinderfahrradanhänger<br />

und sonstiges Zubehör. Parallel wurden im<br />

Internet eigene Online-Shops eingerichtet.<br />

Inzwischen betreuen die 35 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Radzentrums 14.000 feste<br />

Kunden. Zudem verzeichnet die Adressdatenbank<br />

von Greendonkey mehr als 700.000<br />

Online-Kunden. Insgesamt schreibt das 2011<br />

gegründete Unternehmen zweistellige Millionen-Umsätze.<br />

„Mit unseren verschiedenen<br />

Vertriebskanälen decken wir vom Endkunden<br />

bis zum B2B Kunden alles ab“, erklärt Unternehmensgründer<br />

und Geschäftsführer Falko<br />

Borkhart das rapide Wachstum. „Als 2020 die<br />

Pandemie begann, war der Online-Handel<br />

für uns noch weit weg. Dann haben wir unser<br />

ganzes Personal im Online-Handel eingesetzt.<br />

Im August hatten wir schon 800 Sendungen<br />

verschickt. Heute schreiben wir 70 Prozent unseres<br />

Umsatzes mit dem Online-Handel, die<br />

Hälfte davon über den eigenen Webshop.<br />

Und wir sind technisch so aufgestellt, dass wir<br />

weiteres Wachstum stemmen können.“<br />

JOACHIM KIENINGER<br />

Digitalisierung und Automatisierung der Geschäftsprozesse<br />

Die rasant positive Unternehmensentwicklung<br />

brachte Greendonkey allerdings zunehmend<br />

an die Grenze seiner Lagerkapazitäten. Vor<br />

diesem Hintergrund vertiefte Borkhart die<br />

Digitalisierung und Automatisierung der Geschäftsprozesse.<br />

Als übergeordnetes ERP-System<br />

wurde bereits 2013 das Warenwirtschaftssystem<br />

„Tricoma“ implementiert. „Tricoma ist<br />

schnell einsetzbar und bietet verschiedene<br />

Schnittstellen, sowohl zu den Handelsplattformen<br />

im Netz als auch zu intralogistisch


Automatisierungssystemen“, erklärt Borkhart.<br />

„Nebenbei nehmen uns die Automatismen<br />

viel Arbeit ab.“ Diese Erfahrungen wurden mit<br />

einer im Januar <strong>2022</strong> in Betrieb genommene<br />

AutoStore-Anlage auch auf die Intralogistikprozesse<br />

der Lagerung und Kommissionierung<br />

behälterfähiger Artikel übertragen. Den Auftrag<br />

für Anlagenlayout und Projektrealisierung<br />

erhielt der Systemintegrator Element Logic,<br />

der erste offizielle AutoStore-Integrator.<br />

„Die Entscheidung für die AutoStore-Anlage<br />

fiel hinsichtlich Effizienz und Flexibilität mit<br />

Blick auf unsere Bestandsimmobilie und die<br />

Skalierbarkeit der Anlage nach einem Vergleich<br />

mehrerer Automatisierungsoptionen“<br />

Greendonkey-Unternehmensgründer<br />

und Geschäftsführer Falko Borkhart<br />

Das automatisierte Kleinteilelager- und Kommissioniersystem<br />

AutoStore zählt zu den markantesten<br />

Erfolgsgeschichten der Intralogistik<br />

in den vergangenen 20 Jahren. Weltweit sind<br />

inzwischen annähernd tausend der robotergestützten<br />

Anlagen installiert. Allein Element<br />

Logic, weltweit erfolgreichster AutoStore-Distributor<br />

des Jahres 2020 und 2021, hat inzwischen<br />

mehr als 200 AutoStore-Lösungen realisiert.<br />

Die Kombination aus Automatisierung<br />

der Intralogistik-Prozesse, Flexibilität einer<br />

durchgängig skalierbaren Komplettlösung<br />

und kompakter, energieeffizienter Anlagentechnik<br />

gelten als Erfolgsfaktoren des Systemkonzeptes.<br />

Anders als in herkömmlichen Automatisierten<br />

Kleintelelagern (AKL) werden die<br />

Behälter in den modular konzipierten AutoStore-Anlagen<br />

zur Kleinteilelagerung in Schächten<br />

übereinandergestapelt und von kleinen<br />

Robotern, sogenannten Robots, ein-, um- und<br />

ausgelagert. Die Behälterstapel werden in<br />

einem standardisierten, bis zu 6,20 Meter hohen<br />

Aluminium-Raster, dem sogenannten<br />

Grid, gelagert. Auf dessen Oberfläche arbeiten<br />

die Robots, heben die Behälter mit den<br />

gewünschten Waren an, übergeben sie an<br />

integrierte Arbeitsstationen, den sogenannten<br />

Ports, und stapeln die Behälter nach der<br />

Kommissionierung wieder in der Anlage ein.<br />

Als Füll- und Kommissionierstationen sind Karussell-Ports<br />

für höhere Lagerdurchsätze, Conveyor-Ports<br />

für geringere Durchsätze und Relay-Ports<br />

für maximale Durchsätze verfügbar.<br />

Mit einer um 60 bis 70 Prozent verbesserten<br />

Raumausnutzung gegenüber herkömmlichen<br />

AKL-Lösungen erzielen AutoStore-Anlagen bei<br />

minimalem Flächenbedarf so die höchste Lagerdichte.<br />

Dabei lässt sich das Anlagenlayout<br />

exakt auf jedwede bauliche Gegebenheit<br />

angepassen – und es ist bei wachsendem<br />

Leistungs- oder Kapazitätsbedarf durch zusätzliche<br />

Robots, Ports oder Behälter-Schächte<br />

mühelos skalierbar. „Hoch verdichtete Lagerung,<br />

minimaler Flächenbedarf und eine<br />

schnelle, fehlerfreie Kommissionierung ohne<br />

Laufwege“, fasst Joachim Kieninger, Director<br />

Strategic Business Development Element Logic<br />

Deutschland, zusammen. „Bei einem Energiebedarf<br />

von durchschnittlich 100 Watt je<br />

Robot pro Stunde weisen AutoStore-Anlagen<br />

zudem den geringsten Energieverbrauch unter<br />

den AKL-Lösungen auf.“ Faktoren, die mit


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S68<br />

den wachsenden Anforderungen an Reaktionszeiten<br />

und Prozesseffizienz durch den stark<br />

wachsenden Online-Handel und die Pandemie<br />

die Nachfrage nach AutoStore-Anlagen<br />

in den vergangenen Jahren weiter gefördert<br />

haben.<br />

Schnelle Projektrealisierung<br />

So auch bei Greendonkey. Angepasst an die<br />

Rahmenbedingungen der niedrigen Raumhöhe<br />

von lediglich 3,30 Metern in der Bestandsimmobilie<br />

konzipierte Element Logic für<br />

den Omnichannel-Händler eine exakt zugeschnittene<br />

automatisierten AutoStore-Anlage.<br />

„Nachdem Lagergröße und Dynamik der<br />

Anlage definiert waren, haben wir Layout und<br />

Konzeption festgelegt und bereits nach wenigen<br />

Wochen mit der Installation begonnen“,<br />

veranschaulicht Kieninger. „Durch die modularen<br />

Komponenten und unsere Plug-and-<br />

Play-Software eManager war die Projektrealisierung<br />

schnell abgeschlossen.“<br />

„Die kompakte Anlage bietet uns auf minimaler<br />

Grundfläche ein Maximum an Lagerkapazität<br />

und die automatisierten Prozesse<br />

entlasten die Mitarbeiter bei gesteigerter<br />

Performance.“<br />

Greendonkey-Unternehmensgründer<br />

Geschäftsführer Falko Borkhart<br />

und<br />

Auf einer Grundfläche von lediglich 105 Quadratmetern<br />

bietet die AutoStore-Anlage bei<br />

Greendonkey 2.125 Behälterstellplätze zur<br />

Kleinteilelagerung. Achtfach übereinander<br />

stehen die 330 Millimeter hohen Behälter in<br />

dem Schächten des Aluminium-Rasters. Auf<br />

der Grid-Oberfläche sorgen sechs Robots der<br />

R5-Serie für koordinierten, auftragsgerechten<br />

Zugriff auf die Behälter. Die Behälter aus<br />

der Anlage präsentieren die Roboter an drei<br />

integrierten Arbeitsplatz-Modulen. Diese sind<br />

platzsparend als Conveyer-Ports ausgeführt.<br />

Schnittstelle für koordinierte Prozessabfolgen<br />

Die Einbindung der AutoStore-Anlage in die<br />

Logistikprozesse des Online-Shops, des stationären<br />

Geschäftes und der angeschlossenen<br />

Fahrradwerkstatt erfolgte in enger Zusammenarbeit<br />

von Element Logic mit Greendonkey<br />

und den ERP-Spezialisten von Tricoma. Über<br />

eine standardisierte Schnittstelle wurde das Tricoma-Warenwirtschaftssystem<br />

(WMS) mit dem<br />

eManager von Element Logic verbunden.<br />

Das Lagerverwaltungssystem von Element Logic<br />

ist speziell auf die Bedürfnisse der Autostore-Technologie<br />

zugeschnitten. Für besondere<br />

Aufgaben wie etwa Express-Sendungen oder<br />

Multi-Aufträge aus unterschiedlichen Lagerbereichen<br />

wurden im WMS die individuellen<br />

Prozesse für die Anlagensteuerung definiert.<br />

Nach wenigen Testläufen konnte die Bestückung<br />

der Anlage erfolgen. Innerhalb von<br />

sechs Woche waren alle entsprechenden<br />

Produkte eingelagert. „Im Zusammenspiel<br />

von WMS und eManager hat sich die Anlage<br />

schnell bewährt“, urteilt Kieninger.<br />

So unterstützen die optimierten Prozesse der<br />

AutoStore-Anlage bei Greendonkey nicht allein<br />

die schnelle, fehlerfreie Auftragsfertigung<br />

im weiter wachsenden Online-Handel. Die<br />

Anlage dient auch zur Verarbeitung auftragsbezogener<br />

Großhandelsbestellungen. Die entsprechenden<br />

Artikellieferungen kommen in<br />

Mischpaletten und Mischkartons in Nagold an.


An den Ports der Anlage werden die Artikel in<br />

Behälter umgepackt, chaotisch eingelagert<br />

und umgehend auftragsbezogen wieder kommissioniert<br />

und an den Versand übergeben.<br />

„Die AutoStore-Anlage kommt sowohl als<br />

Lager- und Kommissioniersystem wie auch<br />

als Auftragspuffer und Sortiermaschine zum<br />

Einsatz.“<br />

Joachim Kieninger, Director Strategic Business<br />

Development Element Logic Deutschland<br />

Inzwischen verlassen jeden Monat rund 50.000<br />

Sendungen das Greendonkey-Zentrallager<br />

am Standort Nagold. „Zuverlässige Kommissionierung<br />

und schneller Versand zählen zu den<br />

Schlüsselfaktoren unseres Online-Handels“,<br />

resümiert Greendonkey-Geschäftsführer Borkhart.<br />

„Mit der AutoStore-Anlage von Element<br />

Logic unterstützt uns dabei ein effizientes Automationssystem.<br />

Seine Skalierbarkeit und<br />

Flexibilität bietet uns langfristige Investitionssicherheit<br />

bei weiterem Unternehmenswachstum.<br />

Wir sind mit dem Projektverlauf und den<br />

Ergebnissen sehr zufrieden.“<br />

SoMe-Zeilen:<br />

Multichannel-Unternehmen Greendonkey automatisiert<br />

Auftragsfertigung mit einer AutoStore-Anlage<br />

von Element Logic. Das automatisierte<br />

Lager- und Kommissioniersystem bietet<br />

auf 105 m2 und einer Deckenhöhe von lediglich<br />

3,3 m Platz für 2.125 Behälter und sorgt mit<br />

sechs Robots und drei Ports für zuverlässige<br />

Kommissionierung und schnelle Versandbereitstellung.<br />

(RED)<br />

Fakten und Zahlen:<br />

Greendonkey<br />

- Gründungsjahr 2011<br />

- eines der am schnellsten wachsenden<br />

MultiChannel-Unternehmen der Fahrradbranche<br />

- mehr als 1.500 Quadratmetern Verkaufs-<br />

und Ausstellungsfläche in Nagold<br />

- 14.000 feste Kunden des Radzentrums<br />

- mehr als 700.000 Online-Kunden<br />

AutoStore-Anlage:<br />

- Grundfläche 105 qm<br />

- 2.125 Behälterstellplätze<br />

- 330 mm Höhe<br />

- achtfach gestapelte Behälter<br />

- 6 AutoStore-Robots R5<br />

- 3 Conveyor-Ports<br />

- Lagerverwaltungssystem eManager<br />

von Element Logic mit Schnittstellenanbindung<br />

zum WMS


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S70<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

China Lieferketten -<br />

Dürre im Land der Mitte<br />

Nach Lockdowns und Hafenschließungen<br />

schädigt nun eine Hitzewelle mit Wasser- und<br />

Stromsanktionen die Lieferketten. Besonders<br />

die Automobil-, Halbleiter-, Siliziumerzeugerund<br />

Aluminiumindustrie in Sichuan und deren<br />

Abnehmer in Südchina sind betroffen.<br />

REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

China erfährt laut dem chinesischen<br />

Amt für Meterologie zur<br />

Zeit die stärkste Dürre seit mehr als<br />

sechs Jahrzehnten. Im Bereich des<br />

Jangtsekiang fiel so wenig Regen wie noch<br />

nie seit dem Beginn der vereinheitlichten Wetteraufzeichnungen<br />

in 1961. Besonders betroffen<br />

sind die Provinzen Jiangsu, Hubei und Sichuan.<br />

Nicht nur die Wasserversorgung wurde<br />

reduziert, sondern auch der Stromverbrauch.<br />

Die Hitze führte u. a. zu einer reduzierten Erzeugung<br />

von Hydroenergie und zur vermehrten<br />

Nutzung von Klimaanlagen und damit zu einer<br />

Energiekrise.<br />

Weitere Störung von Lieferketten<br />

Aufgrund der unerbittlichen Null-Covid-Doktrin<br />

und strikter Corona-Beschränkungen befanden<br />

sich bereits im Frühjahr und nun erneut<br />

im August viele Städte in China im Lockdown.<br />

Mehrere Großstädte sind betroffen. Im Frühjahr<br />

wurde besonders die Megacity Schanghai<br />

und der dortige Containerhafen von einem<br />

wochenlangen Lockdown getroffen.<br />

Es kam zu einem gigantischen Rückstau an<br />

unabgefertigten Schiffen und zudem zu Sperrung<br />

von Transportwegen auch zum Hafen.<br />

Viele Unternehmen leiden immer noch unter<br />

einer Knappheit an Zulieferteilen und auch<br />

Rohstoffen. Obwohl sich die Situation im<br />

Schanghaier Hafen mittlerweile erholt hat, ist<br />

das Land nach wie vor von der rigiden Corona-Politik<br />

bedroht, die mittlerweile auch von<br />

der WHO verurteilt wird (1). Im August befinden<br />

sich wieder zahlreiche Städte in Isolation,<br />

so die nordchinesische Hafenstadt Dalian<br />

und Shenyang (Liaoning), Chengde und Shijiazhuang<br />

(Hebei), Chengdu (Sichuan), Jishui


(Jiangxi) sowie Shenzhen und Guangzhou<br />

(Guangdong).Abermillionen Chinesen befinden<br />

sich erneut im (eigentlichen) Ausnahmezustand.<br />

Dies führt zunehmend wieder zu<br />

massiven Auswirkungen bei Handel, Reisen<br />

und Industrie. Zu den vorhandenen Schwierigkeiten<br />

kommen nun noch die Herausforderungen<br />

durch die extreme Hitzewelle mit den<br />

genannten Wasser- und Stromsanktionen.<br />

Hitzewelle trifft Industrie<br />

Die Rationierung des Stroms hat in Sichuan<br />

viele bedeutende Automobilhersteller getroffen<br />

– darunter auch Tesla (2, 3). Die Provinzregierung<br />

ordnete die Schließung fast<br />

aller Fabriken für bislang elf Tage an. Chinas<br />

größter Automobilhersteller SAIC und auch<br />

Tesla berichten bereits von „zerrissenen“ Lieferketten.<br />

Damit ist auch die Autoproduktion<br />

in Teslas „Gigafactory“ in Schanghai bedroht.<br />

Auch die Produktion von SAIC in drei<br />

Fertigungsstätten in der Megacity ist bedroht.<br />

Beide Hersteller besitzen ein weit verzweigtes<br />

Netzwerk von Automobilzulieferern, die jetzt<br />

ebenso von der Energiekrise betroffen sind.<br />

In Sichuan werden überwiegend Halbleiter,<br />

Lithiumbatterien und Autoteile hergestellt. Die<br />

chinesischen Automobilhersteller waren gerade<br />

dabei sich von den monatelangen Lockdowns<br />

in Schanghai zu erholen, als sie nun<br />

wieder von den Stromeinsparungen, Mangel<br />

an Hydroenergie und Fabrikschließungen in<br />

Sichuan getroffen wurden. Sichuan exportiert<br />

normalerweise die meist aus Wasserkraft<br />

gewonnene Energie auch in Industriezentren<br />

im Süden und an der Ostküste. Aufgrund<br />

des Wassermangels fällt dies nun aus. In der<br />

Provinz selbst sind zudem auch die Aluminium<br />

und Siliziumproduktion betroffen. Große<br />

Silizium und Polysilizium-Hersteller wie Tongwei<br />

Solar, Tianqi Lithium und Yahua Lithium haben<br />

hier ihre Werke. Rund die Hälfte des chinesischen<br />

Lithiums wird in Sichuan abgebaut und<br />

vor allem in Batterien für E-Autos verwendet.<br />

Die europäische und deutsche Solar- und<br />

Automobilindustrie sind stark von Lieferungen<br />

dieser Firmen abhängig.<br />

Die deutsche Außenhandelskammer in China<br />

berichtet, dass teilweise auch die Produktion<br />

deutscher Firmen im Land der Mitte betroffen<br />

ist. Viele internationale Halbleiterfirmen haben<br />

Werke in Sichuan, darunter Texas Instruments,<br />

Intel, Onsemi und ebenso der Apple-Zulieferer<br />

Foxconn. Auch der Jangtsekiang, der durch<br />

Sichuan fließt, ist trockengefallen. Davon<br />

betroffen ist der Drei-Schluchten-Damm mit<br />

zugehörigem Kraftwerk (Hubei), das normalerweise<br />

eine durchschnittliche Leistung von<br />

9,5 GW besitzt. Das weltgrößte Hydroelektrische-Kraftwerk<br />

beliefert Industrien in Ost- und<br />

Südchina mit Strom.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S72<br />

Um die Energiekrise zu bewältigen wurden<br />

die Kohlekraftwerke hochgefahren, die jetzt<br />

50 Prozent mehr Strom produzieren. Das verärgert<br />

Klimaschützer, denn das Land der<br />

Mitte ist ohnehin der größte CO2-Emittent<br />

der Welt. Durch die krisengeplagte und<br />

schwächelnde Wirtschaft im Land der Mitte<br />

wackeln nun auch Klimaziele. Das Ausbalancieren<br />

von Energiesicherheit und Dekarbonisierung<br />

wird zunehmend schwieriger.<br />

Neuer Logistikriese soll Lieferkettenprobleme<br />

beseitigen<br />

Ein staatlicher Logistikkonzern, die China Logistics<br />

Group, soll nun die Lieferketten retten.<br />

Der am 6. Februar <strong>2022</strong> offiziell gegründete<br />

Konzern ist eine Fusion aus fünf Logistik-Unternehmen<br />

¬ darunter die ehemalige China<br />

Railway Materials Group (4). Als strategische<br />

Investoren sind zudem die China Eastern Airlines,<br />

die China COSCO Shipping Group und<br />

die China Merchants Group beteiligt. Der<br />

neue Logistikriese soll internationale Handelsverbindungen<br />

und Frachtdienstleistungen<br />

entwickeln und so die globalen Lieferketten<br />

(re-)organisieren. Er ist in dreißig chinesischen<br />

Provinzen und allen fünf Kontinenten aktiv.<br />

Darüber hinaus besitzt China Logistics direkt<br />

120 Eisenbahnlinien, 42 Lagerhäuser, 4,95<br />

Millionen m² Lagerfläche und eine globale<br />

Flotte von drei Millionen Fahrzeugen. Allerdings<br />

existieren bisher keinerlei Neuigkeiten<br />

über konkrete Maßnahmen der China Logistics<br />

Group.<br />

Wie kann die Situation verbessert werden?<br />

Die Supply Chain-Krise hat generell viele Ursachen.<br />

Dazu gehören natürlich die Pandemie<br />

und erneute Produktions- und Hafenschließungen<br />

in China. Aber gerade die Erholung<br />

und der erneute Konsumanstieg bereiten<br />

die größten Probleme. Aber auch fehlende<br />

Schiffscontainer, ein Mangel an Fahrern in<br />

der Logistik, der Preisanstieg durch erhöhte<br />

Nachfrage bei Rohstoffen, die Halbleiterkrise<br />

und der Chip-Mangel (der Produktionsprozesse<br />

stört) sowie das Fehlen an Lagerfläche<br />

für den Anstieg an Bestellungen sind Gründe.<br />

Generell kann die Einführungen neuer<br />

Technologien in die Lieferkette wie Künstliche<br />

Intelligenz (KI) Herausforderungen<br />

lindern. Die Voraussagende Analyse und<br />

Voraussagende Nachfrageprognose führen<br />

zu einer besseren Planung und Vorbereitung<br />

auf künftige Nachfragesituationen<br />

und die Bereitstellung von benötigter Transportkapazität.<br />

Wichtig sind Plattformen, die<br />

die Transparenz der Lieferkette verbessern,<br />

wie z. B. Lieferanten-Suchplattformen und<br />

Übersichten über die Frachtraten in Echtzeit.<br />

Die gigantische Abhängigkeit der Lieferketten<br />

vom Land der Mitte muss verringert werden.<br />

Ausweichlieferanten in anderen Ländern<br />

müssen gefunden werden. Die Produktion<br />

und Beschaffung wird langfristig wohl wieder<br />

lokaler werden. Eine Entwicklung die als Glokalisierung<br />

(Globalisierung plus Lokalisierung)<br />

bezeichnet wird. Die Wertschöpfungs- bzw.<br />

Lieferketten werden kürzer und fehlerärmer.<br />

Die Sicherheit von Supply Chains wird gegenüber<br />

dem chinesischen Preisvorteil priorisiert.<br />

Eine aktive Netzwerk- und Supply<br />

Chain-Planung, eine digitale Bestandsprognose<br />

und -disposition sowie eine umfassende<br />

logistische Kapazitätsplanung führen zu einer<br />

größeren Krisensicherheit der Unternehmen.<br />

Weitere Maßnahmen, die Unternehmen anwenden<br />

können, sind die Wiedereinführung<br />

von Pufferlagern, Umstieg vom anfälligen Justin-Time-Push-<br />

auf Pull-Modus in der Produktion<br />

und die Sicherung des Cash Flows im Unternehmen.<br />

Wenn man die Krise als Chance betrachtet,<br />

können durch die Aufdeckung von<br />

Schwächen nun Lieferketten resilienter gestaltet<br />

werden. (DR)<br />

Literatur:<br />

1 Ausbrüche in mehreren Städten, Corona:<br />

Millionen Chinesen im Lockdown, 30. August<br />

<strong>2022</strong>, ZDF.de<br />

2 Carmakers hit as China's heatwave forces<br />

more power rationing, CNN Buisness, 22. August<br />

<strong>2022</strong>, Link<br />

3 China places millions into Covid lockdown<br />

again as economy continues to struggle, 31.<br />

August <strong>2022</strong>, The Guardian, Link<br />

4 Chinas Logistikriese wird gegründet! Unterstützen<br />

Sie Schifffahrt, Luft- und Landtransport,<br />

um ein strategisches Layout zu erstellen, Dayang<br />

Welding, Link


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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S74<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Hafen Wien feiert<br />

runden 60er<br />

Der Hafen Wien blickt auf eine lange Geschichte<br />

zurück: 1875 wurde in Wien die<br />

Donau reguliert und 1876 wurde erstmals ein<br />

Öl- und Benzinhafen errichtet, um die Versorgung<br />

der Stadt sicherzustellen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

1902 entstand der sogenannte Winterhafen<br />

auf dem Areal des heutigen<br />

Hafen Freudenau und 1962 wurde die<br />

Wiener Hafen Betriebsgesellschaft aus<br />

der Taufe gehoben, mit der die Zeitrechnung<br />

für das diesjährige 60-Jahr-Jubiläum beginnt.<br />

Für die beiden Geschäftsführer des Hafen Wien,<br />

Doris Pulker-Rohrhofer und Fritz Lehr war die bisherige<br />

Entwicklung der drei Hafen Freudenau,<br />

Lobau und Albern eine Erfolgsgeschichte:<br />

„Weil sich die Stadt Wien als Eigner der drei<br />

Hafenteile zu diesem Logistik- und Wirtschaftsstandort<br />

bekennt und in all den Jahren viel<br />

Geld in diesen Wirtschaftsstandort investierte“,<br />

stellen die beiden Manager übereinstimmend<br />

fest. Im vergangenen Jahr wurden 13 Mio.<br />

Euro investiert. „Wir sind eine trimodale Logistik-Drehscheibe<br />

in günstiger Lage in Wien<br />

mit internationaler Verflechtung“, betont Pulker-Rohrhofer<br />

und zugleich ist der Hafen kritische<br />

Infrastruktur und war daher während der<br />

Corona-Pandemie immer voll funktionsfähig.<br />

Wobei Corona den Hafen in seiner wirtschaftlichen<br />

Entwicklung nicht wirklich tangiert hat,<br />

wenn man sich die Zahlen für 2021 ansieht.<br />

Die Hafen-Wien-Gruppe hat im Vorjahr ihren<br />

Umsatz um 40 Prozent auf mehr als 51 Mio.<br />

Euro und das Betriebsergebnis um satte 46<br />

Prozent auf 6,6 Mio. Euro gesteigert. Sieht man<br />

vom rückläufigen Pkw-Umschlagsgeschäft<br />

einmal ab waren alle anderen Geschäftsbereiche<br />

erfolgreich. Die tragenden Säulen sind<br />

das Immobiliengeschäft und hier vor allem die<br />

90%ige-Auslastung der im Jahr 2017 gekauften<br />

Immobilie HQ7, wo primär gewerbetreibende<br />

Unternehmen angesiedelt sind, die dort beispielweise<br />

Kaffee rösten oder andere Tätigkeiten<br />

wie etwa Autoaufbereitung oder Werkstattarbeiten<br />

durchführen. Sich gut geschäftlich<br />

entwickelt haben sich im Vorjahr die Bereiche<br />

Massengut-Umschlag, Lagerlogistik, Bulk-Logistik<br />

und der Terminal-Betreiber Wiencont.


„Die unsicheren Lieferketten bewirkten eine<br />

sehr starke Nachfrage nach Lagerkapazitäten,<br />

Pufferlager sind derzeit sehr gefragt und davon<br />

profitieren wir, weil wir entsprechende Lagermöglichkeiten<br />

anbieten können“, so Lehr.<br />

Mehr als 122.000 t Schwer- und Massengüter<br />

wurden in Freudenau umgeschlagen, deutlich<br />

mehr als im Jahr zuvor (2020: 83.000 t). Bei der<br />

Wiencont stieg im Vorjahr das Containervolumen<br />

auf 488.000 TEU, ein Zuwachs von 14 Prozent<br />

gegenüber 2020. Das Wachstum hängt<br />

zusammen mit dem Einstieg des schweizerischen<br />

Intermodal-Operateurs Hupac bei<br />

Wiencont mit einer Minderheitsbeteiligung.<br />

Hupac bringt Geschäft und nutzt Wiencont<br />

als Gateway für seine Intermodal-Verkehre<br />

zwischen West- und Südosteuropa. Wiencont<br />

hat den intermodalen Aktionsradius um das<br />

Trailer-Handling erweitert. Dieser Schritt erweist<br />

sich als wachstumsträchtig, weil damit<br />

im Terminal sowohl kranbare als auch nicht<br />

kranbare Sattelauflieger auf die Schiene umgeschlagen<br />

werden können. Spediteure und<br />

Intermodal-Operateure nutzen Wiencont als<br />

Drehscheibe für verschiedene Kombi-Züge.<br />

Der deutsche Operateur Helrom fährt drei Mal<br />

wöchentlich einen eigenen Zug zwischen Düsseldorf<br />

und Wiencont-Terminal mit nicht kranbaren<br />

Sattelaufliegern. Pulker-Rohrhofer: „Wir<br />

haben im Trailerverkehr derzeit 17 Zugrundläufe<br />

pro Woche von mehreren Akteuren und<br />

rund 126 Container-Züge von verschiedenen<br />

Operateuren“. Maritime und kontinentale<br />

Zugverbindungen halten sich die Waage.<br />

Gut entwickelt hat sich im Vorjahr die hafeneigene<br />

Spedition TerminalSped, die bisher<br />

auf Zolldienst- und Transportdienstleistungen<br />

spezialisiert war und im Vorjahr in das internationale<br />

Bulk-Logistik-Geschäft eingestiegen ist.<br />

TerminalSped ist eine klassische Spedition und<br />

2021 wurden bereits 10.500 Transporte abgewickelt.<br />

Zielmärkte sind Unternehmen im<br />

Recycling-Bereich, wo Kreislaufwirtschaft im<br />

Vordergrund steht. Im 60. Jahr des Bestehens<br />

richtet sich der Blick in die Zukunft und Fritz Lehr<br />

kündigt den nächsten großen Expansionsschritt<br />

an: „Wir brauchen mehr Flächen und<br />

werden daher 47.000 m2 weitere Landfläche<br />

gewinnen“. Gewonnen wird die Fläche durch<br />

Zuschüttung eins weiteren Teils des Hafenbeckens<br />

in Freudenau. Die Pläne dafür liegen<br />

auf dem Tisch und ab 2023 werden die Arbeiten<br />

beginnen, zugute wird die neue Fläche<br />

dem Wiencont-Terminal. (RED)<br />

Doris Pulker-Rohrhofer,<br />

Geschäftsführerin


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S76<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Yabba Dabba Doo!<br />

Wir bei den Flintstones<br />

Bei der Familie Feuerstein in Steintal wurden<br />

Tiere meist als Geräte benutzt. Besonders hart<br />

getroffen hatte es den Specht, der als Plattenspieler<br />

herhalten musste. Dabei hatten es die<br />

Tiere im Steintal noch wesentlich besser, als<br />

ihre Artgenossen bei den heutigen „Geröllheimers“.<br />

Heute werden sie durch dauernde Rodung<br />

und Sprengungen der „Bamm-Bamm`s“<br />

vertrieben, oder gleich abgemurkst.<br />

REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

Was den Rohstoffabbau und die<br />

damit zwangsläufig verbundene<br />

Rodung völlig gesunder Wälder<br />

betrifft, machten sich bisher<br />

in Österreich nur wenig direkt Betroffene ernsthafte<br />

Sorgen. Und dann auch nur, wenn sich<br />

der Berg buchstäblich „auflöste“, die Häuser<br />

evakuiert und Straßen monatelang gesperrt<br />

werden mussten. Es war viel „praktischer“ grüne<br />

Gesinnung zu demonstrieren, indem man<br />

Umweltsünden in fernen Ländern anprangerte.<br />

Quasi als Stellvertreterumweltschützer.<br />

Neuerdings wird die Rohstoffversorgung<br />

allerdings im Blickwinkel der Unabhängigkeit<br />

argumentiert und damit wieder „verörtlicht“.<br />

Jetzt wird es schwieriger „unschuldig“<br />

zu sein. Unabhängig von Putin, unabhängig<br />

von China usw., lautet die aktuelle Formel zur<br />

wirtschaftlichen Stabilität im eigenen Land.<br />

Die Sanduhr läuft ab... / Bild IBBS<br />

Mit der durchaus sinnvollen Nutzung eigener<br />

Ressourcen, steht allerdings wie bisher die Bodenversiegelung,<br />

der Straßenbau, viele andere<br />

„Begleiterscheinungen“ und letztlich auch<br />

der Klimanotstand im Zusammenhang – nur<br />

noch viel sichtbarer. Intelligenter Rohstoffabbau<br />

würde bedeuten, weniger Probleme. So-


Baurohstoffe in Österreich, Quelle GBA<br />

wenig wie möglich und nur so viel wie notwendig,<br />

das wäre eine überlegenswerte Devise.<br />

Das Gegenteil davon findet statt – auch von<br />

den Grünen unterstützt. Der Zugang zur „sicheren<br />

Versorgung“ mit Rohstoffen fußt auf der<br />

Formel, wir nehmen, was wir brauchen – egal<br />

woher. Nicht wir nehmen nur dass, was wir der<br />

künftigen Generation zumuten können. Deshalb<br />

haben wir aktuell bereits im April die uns<br />

jährliche zustehenden Ressourcen verbraucht.<br />

Dabei streben wir ja nur eine „ausreichende“<br />

Rohstoffversorgung an. Aber wer definiert,<br />

was ausreichend ist? Natürlich die Wirtschaft.<br />

Die ex-Ministerin Elisabeth Köstinger sagte,<br />

Rohstoffe sind das Lebenselixier der Wirtschaft.<br />

Die Wirtschaft bestimmt darüber hinaus<br />

auch, was „bedarfsgerecht“ ist. Nicht<br />

die Politik und schon gar nicht irgendwelche<br />

Gretaisten entscheiden, was, wann, wie, wo<br />

und in welcher Menge verbraucht wird. Sportlich<br />

argumentiert könnte man sagen: weiter,<br />

höher, schneller. Wer möglichst viel, in kurzer<br />

Zeit verbraucht, bekommt einen Stockerlplatz<br />

– sprich, der steigert den Wohlstand und die<br />

Lebensqualität (von Investoren). Politikerinnen<br />

und Journalistinnen spielen dabei die Rolle der<br />

Groupies oder dienen als Boxenluder. Wie im<br />

Spitzensport, jedes Land hat seine lokalen Favoriten<br />

und Anwärter auf die Krone. In Österreich<br />

ist die Rohstoffindustrie mit der Zementund<br />

Schotterindustrie so ein nationaler Player<br />

mit dem Anspruch auf einen Stockerlplatz. In<br />

Erinnerung ist den Österreicherinnen noch die<br />

„Schottermitzi“. Sie hat es sogar bis in höchste<br />

Regierungsämter geschafft.<br />

Insgesamt beträgt der Ressourceneinsatz für<br />

unseren „Wohlstand“ in Österreich laut Rohstoff<br />

Masterplan-2030 167 Mio. Tonnen - allein<br />

aus heimischer Produktion. Mit einer jährlichen<br />

Gesamtproduktion von etwa 100 Millionen<br />

Tonnen sind Baurohstoffe wie Sand, Kies, Mergel<br />

und Naturstein, mengenmäßig bei weitem<br />

die bedeutendste Gruppe der festen mineralischen<br />

Rohstoffe in Österreich. Hierbei spielen<br />

der Straßenbau und die Zementindustrie eine<br />

wesentliche Rolle beim Verbrauch. Für einen<br />

Kilometer Autobahn benötigt man allein<br />

30.000 Tonnen Sand. In Österreich gibt es derzeit<br />

rund 350 aktive Steinbrüche. Dazu kommen<br />

noch etwa 950 Sand- und Kiesgruben. Die<br />

Nationalhymne könnte also durchaus lauten:<br />

„Land der Berge und Land der Kiesgruben…“.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S78<br />

Land der Berge, Land der<br />

Schottergruben... / Bild IBBS<br />

Früher galt, jedes Dorf braucht ein Wirtshaus.<br />

Heute ist es die Kiesgrube. Die mineralischen<br />

Rohstoffe werden nach der Gewinnung entweder<br />

per Bahn oder LKW an ihren Einsatzort<br />

transportiert (Forum Rohstoffe). Viel wird im<br />

Zusammenhang mit diesen großen Transportmengen<br />

und deren Bedeutung von Innovation<br />

und Nachhaltigkeit gesprochen. Was den<br />

Transport anbelangt, wird das Binnenschiff<br />

als Verkehrsmittel jedoch bei der Rohstoffverteilung<br />

mit keinem Wort erwähnt – obwohl<br />

maßgebliche Abbaugebiete im Einzugsgebiet<br />

der Wasserstraße Donau liegen. Stattdessen<br />

wird quasi empfohlen, das Gewichtslimit<br />

beim LKW-Transport zu erhöhen, weil dies<br />

angeblich zu weniger Verkehr führen würde.<br />

In Wien – an der Wasserstraße Donau und Donaukanal,<br />

wird zum Beispiel trotz reger Bautätigkeit<br />

kein einziges Schiff für Rohstofftransporte<br />

genützt. Das Thema hängt eng mit den<br />

Begriffen „City-Logistik“ und „Urban Mining“<br />

zusammen. Diese existieren aber im Vokabular<br />

der Rohstoffindustrie überhaupt nicht.<br />

Trimodale Umschlagslösungen dienen höchstens<br />

als Feigenblatt, um üppige EU-Förderungen<br />

lukrieren zu können. Für die Rohstoffumschlagslösung<br />

Hafen/Binnenschiff, bleiben<br />

meist nur ein paar Krümel übrig.<br />

Dabei gibt es durchaus große Vorbilder. In<br />

Berlin sagt man, dass die Stadt „aus dem Kahn“<br />

(Binnenschiff) erbaut wurde (und noch immer<br />

wird). Auch in vielen anderen Städten spielt<br />

das Binnenschiff bei der Rohstoffversorgung<br />

eine zentrale Rolle. Weniger nachahmenswert<br />

sind die Beispiele aus Indien, wo der Bau Sand<br />

von „Sand Miners“ – oft auch Kinder - aus den<br />

Flüssen geschöpft und auf Boote verladen<br />

wird. Dabei müssen diese ausgebeuteten Geschöpfe<br />

200-300 Mal pro Tag metertief mit einem<br />

Kübel abtauchen. Eine ähnliche brutale<br />

Abbaumethode praktizierten die „Sandmänner“<br />

vom Main – allerdings ohne Tauchgänge,<br />

als sie feststellen mussten, dass man mit Sand<br />

mehr Geld verdienen kann, als mit dem Fischfang.<br />

Heute spielt bei der Rohstoffgewinnung,<br />

dort wo die Schifffahrt gebraucht wird, nur<br />

noch High Tech eine Rolle. Selbst die vielerorts<br />

tätige Sandmafia ist schon gut ausgerüstet.<br />

Anders ist es beim Transport der Rohstoffe. Da<br />

ist „Steintal“ noch lebendig.<br />

Aktuelles Beispiel: Die Grünen finden, dass mit<br />

einem „Schotterband“ im schönen Nibelungengau<br />

über die Donau gespannt, hunderte<br />

LKW-Fahrten eingespart werden könnten. Damit<br />

sind die Grünen zwar auf Linie des dort tätigen<br />

„Geröllheimers“, aber zu Ende gedacht<br />

ist die Lösung nicht. Wenn es um Schnelligkeit<br />

geht, die ist sicher geboten, dann ist das Binnenschiff<br />

die erste Wahl. Die Logistikabteilung<br />

müsste nämlich den Schiffstransport nur<br />

bestellen, weil selbst eine provisorische Verladeeinrichtung<br />

innerhalb von Stunden zu<br />

bewerkstelligen ist. Wenn es um die Zahl der<br />

einzusparenden LKW-Fahrten geht, dann ist<br />

auch das Binnenschiff die erste Wahl, denn<br />

ein (1) Binnenschiff könnte selbst bei Niederwasser<br />

noch immer etwa 400 Tonnen laden.<br />

Man geht in der Praxis allerdings davon aus,<br />

dass ein Schiffsverband immer zumindest aus<br />

zwei oder sogar vier Einheiten (Schubleichter)<br />

besteht. Im Extremfall also mindestens<br />

800-1600 Tonnen transportiert. In Österreich<br />

kann man davon ausgehen, dass die Donauschifffahrt<br />

auch künftig gute Wasserstandverhältnisse<br />

haben wird (staugeregelt, reguliert).<br />

Daher kann ein Schiffsverband, aus bis zu vier<br />

Einheiten bestehend und bei halbwegs normalen<br />

Pegelständen, zumindest 4000 Tonnen


Rohstoff per Binnenschiff<br />

/ Bild IBBS<br />

dauerhaft transportieren. Die Frage ist also,<br />

warum macht man das nicht schon längst,<br />

wenn nachhaltig transportieren das Gebot<br />

der Stunde ist? Warum fordern die Grünen<br />

keine nachhaltige Lösung? Die Antwort ist<br />

simpel. Man macht es nicht, weil der Straßentransport<br />

billiger und einfacher ist. Die Straße<br />

ist immer die erste Wahl für einfach tickende<br />

Logistiker. Das Intelligenteste im LKW-Verkehr<br />

ist nämlich das Navi. Und vermutlich hat es bei<br />

den meisten Rohstoffschürfern noch nie eine<br />

UVP mit einem Verkehrskonzept gegeben. Die<br />

Bahn, wenn sie denn mittels „Förderband-Brücke“<br />

erreicht wird, hat bereits jetzt genug Probleme<br />

mit Lärmbelästigung und Kapazitätsgrenzen.<br />

Außerdem, die Bahn ist auf gewissen<br />

Strecken sozusagen der Mercedes unter<br />

den Transportmitteln und mit einem Mercedes-PKW<br />

würde auch niemand auf die Idee<br />

kommen, Zementsäcke zu transportieren.<br />

Der WWF hat 2018 in einer umfassenden Studie<br />

auf die schwerwiegenden Auswirkungen<br />

der unkontrollierten Rohstoffausbeutung hingewiesen<br />

– allerdings ohne die Transportfrage<br />

zu berücksichtigen. Inzwischen ist der Rohstoffverbrauch<br />

weiter exorbitant gestiegen und<br />

um die weltweite Gier befriedigen zu können,<br />

hat längst der Run auf die Schätze der Tiefsee<br />

begonnen. Ohne ausreichender Forschungsergebnisse<br />

über die Folgen der Ausbeutung,<br />

sagen die NGOs. Verfügbare Daten stammen<br />

von jenen Forschungen, die von den<br />

Ausbeutungs-Unternehmen finanziert werden.<br />

Zumindest wird man bei der Ausbeutung der<br />

Tiefseerohstoffe um den Schiffstransport nicht<br />

herumkommen. Die Sanduhr läuft ab. (PB)<br />

Das wichtigste Argument pro Binnenschiff<br />

liegt also in der Zukunftsplanung begründet.<br />

Auch wenn sich anscheinend noch niemand<br />

Gedanken darüber gemacht hat, wie „unser<br />

schönes Land“ ausschauen wird, wenn man<br />

mit Rodung und Abbau fertig ist – es wird jedenfalls<br />

noch ein paar Jahrzehnte erheblichen<br />

Transportbedarf geben.<br />

Ein anderes Beispiel – ein Kärntner Zementwerk<br />

- zeigt, dass dort wo keine Wasserstraße,<br />

aber eine belastbare Bahn zur Verfügung<br />

steht, dennoch ausschließlich der LKW die erste<br />

Wahl im Rohstofftransport ist. Da stört es die<br />

Grünen auch nicht, dass unzählige LKW sogar<br />

durch enge Dorfstraßen fahren und nicht nur<br />

Anrainer schwer belasten, sondern auch hohe<br />

Infrastrukturkosten verursachen.<br />

Rohstoff per Binnenschiff / Bild IBBS


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S80<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

ÖBB und Hafen Triest<br />

bringen Impulse für<br />

den Wirtschaftsstandort<br />

Kärnten<br />

Um Gütertransporte auf die Schiene zu verlagern<br />

und den Wirtschaftsstandort Kärnten<br />

noch attraktiver zu machen, wollen<br />

die ÖBB in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

Land Kärnten das Logistik Center Austria<br />

Süd (LCA-Süd) in Fürnitz stärken und einen<br />

Schienen-Zollfreikorridor zwischen Triest und<br />

Fürnitz etablieren. Neben der Erhöhung der<br />

Wertschöpfung für das Land Kärnten und<br />

seiner Industrie, kann das LCA-Süd damit zur<br />

internationalen Logistikdrehscheibe ausgebaut<br />

werden, wodurch neue Arbeitsplätze<br />

und mehr Wertschöpfung für die Unternehmen<br />

am Standort entstehen werden.<br />

TEXT: REDAKTION<br />

Mit dem Schienen-Zollfreikorridor<br />

soll zukünftig der Hafen Triest<br />

entlastet werden. Ein Teil der ankommenden<br />

Container sollen<br />

künftig, um die Umschlagshäufigkeit weiter<br />

zu erhöhen, in Triest dann direkt ab Schiff auf<br />

die Schiene verladen und in Fürnitz von der<br />

Zolldeklaration bearbeitet und danach national<br />

und international weiterverteilt werden.<br />

Erste Details zur verstärkten Zusammenarbeit<br />

zwischen der ÖBB und dem Hafen Triest und<br />

dem geplanten Zollkorridor wurden im Congress<br />

Center Villach von ÖBB CEO Andreas<br />

Matthä, Wirtschafts- und Verkehrslandesrat<br />

Sebastian Schuschnig, dem Geschäftsträger<br />

a.i. der Italienischen Botschaft in Wien Gabriele<br />

De Stefano, dem Präsidenten der Häfen<br />

Triest und Monfalcone, Zeno D’Agostino und<br />

dem CEO von Adriafer, Maurizio Cociancichvorgestellt.<br />

ÖBB CEO Andreas Matthä unterstrich: „Triest ist<br />

für die ÖBB ein bedeutender Knotenpunkt für<br />

Verkehre von und nach Österreich sowie in Europas<br />

Hinterland. Wir sind mit unserer Güterverkehrstochter<br />

ÖBB Rail Cargo Group Marktführer<br />

am Hafen Triest. Ich freue mich, dass wir nun<br />

unsere Kooperation vertiefen und gemeinsam<br />

an einer innovativen und effizienten Lösung<br />

für die Wirtschaft Kärntens und für den Klimaschutz<br />

arbeiten. Auf diese Art wollen wir die<br />

steigenden Gütermengen, die mit dem Schiff<br />

in Triest ankommen, künftig unmittelbar auf die<br />

Schiene verlagern. Ich bedanke mich beim<br />

Land Kärnten und unseren italienischen Partnern<br />

für die sehr gute Zusammenarbeit: Denn<br />

nur gemeinsam können wir die Verkehrswende<br />

von der Straße auf die Schiene schaffen.“<br />

Wirtschafts- und Verkehrslandesrat Sebastian<br />

Schuschnig betonte die Chancen, die sich


aus der verstärkten Kooperation mit dem Hafen<br />

Triest ergeben: „Kärnten kann vom ersten<br />

Schienen-Zollkorridor Europas als Wirtschaftsund<br />

Industriestandort enorm profitieren! Wir<br />

arbeiten seit vielen Jahren konsequent an der<br />

Umsetzung dieses europäischen Leitprojekts.<br />

Mit der vertieften Zusammenarbeit zwischen<br />

den Adria Häfen, wie insbesondere dem Hafen<br />

Triest, der ÖBB und dem Logistik Center in<br />

Villach-Fürnitz schaffen wir eine wichtige<br />

Grundlage, damit Kärnten nicht Durchzugsland<br />

für Schienentransit wird, sondern Wertschöpfung<br />

und Arbeitsplätze im Land geschaffen<br />

werden. Ich freue mich, dass wir mit<br />

allen Partner den Standort gemeinsam entwickeln<br />

und bedanke mich für die gute Zusammenarbeit.<br />

Zusätzlich möchte ich noch darauf<br />

hinweisen, dass aufgrund der verstärkten<br />

Warenströme über die Bahn auch die Lärmschutzmaßnahmen<br />

verstärkt werden müssen.“<br />

Der Geschäftsträger a.i. der Italienischen<br />

Botschaft in Wien, Gabriele De Stefano führte<br />

aus, „Wir blicken mit großem Interesse auf<br />

dieses neue grenzüberschreitende Kooperationsprojekt<br />

zwischen dem Hafen Triest und<br />

dem Bundesland Kärnten, welches heute hier<br />

in Villach in einem Rahmen hervorragender bilateraler<br />

Beziehungen - mit häufigen und zahlreichen<br />

Treffen auf höchster politischer Ebene<br />

- vorgestellt wird. Es ist bezeichnend, dass in<br />

eben diesen Stunden der italienische Staatspräsident<br />

Mattarella den österreichischen<br />

Bundespräsidenten Van der Bellen zu einem<br />

Besuch in Rom empfängt. Wir unterstützen<br />

mit Überzeugung die zukünftige Entwicklung<br />

dieser Logistik-Initiative zwischen italienischen<br />

und österreichischen Regionen und Bundesländern.<br />

Diese Initiative stellt einen innovativen<br />

und nachhaltigen Beitrag unserer beiden<br />

Länder zur Stärkung der grenzüberschreitenden<br />

Zusammenarbeit in der EU dar, wie dies<br />

auch bereits durch das Euregio-Projekt und<br />

die EU-Alpenstrategie geschieht.<br />

Zeno D'Agostino, Präsident der Häfen von<br />

Triest und Monfalcone unterstrich, "Die herausragende<br />

Stellung des Hafens von Triest<br />

zeichnet aus, dass er ein mit Europa verbundener<br />

Eisenbahnhafen ist. Unser Anlaufhafen<br />

übertrifft bereits heute die von der EU für 2030<br />

und 2050 gesetzten Ziele für den Schienengüterverkehr:<br />

Über 50 % der Container und 41 %<br />

der Sattelauflieger werden per Bahn ins Ausland<br />

befördert. Diese Zahlen zeigen, dass das<br />

internationale Know-how von Triest nicht nur<br />

die Fähigkeit betrifft, Seeverkehrsströme abzuwickeln,<br />

sondern auch wichtige intermodale<br />

Ströme für alle wichtigen Drehkreuze in Mittelund<br />

Osteuropa. Wir wollen daher immer mehr<br />

Allianzen mit den wichtigsten Akteuren der<br />

europäischen Logistik schließen, und Fürnitz ist<br />

einer von ihnen".<br />

Der Vorstandsvorsitzende von Adriafer, Maurizio<br />

Cociancich, bekräftigte: "Das Interesse von<br />

Adriafer am Zollfreikorridor ist sehr groß, und<br />

wir sind zuversichtlich, dass die gemeinsame<br />

Arbeit mit den italienischen und österreichischen<br />

Institutionen, der ÖBB und der RCG, zur<br />

Schaffung neuer Beziehungen führen wird, die<br />

die Attraktivität unserer Knotenpunkte erhöhen<br />

und den in unseren Gebieten ansässigen<br />

Unternehmen einen Mehrwert bringen. Adriafer<br />

stellt sich mit der Verwaltung des Zwischenlagers<br />

und seiner Erfahrung im Bereich des<br />

Rangierens und der Eisenbahntraktion in den<br />

Dienst der Initiative, um deren vollen Erfolg zu<br />

gewährleisten".<br />

v.l.n.r. Landesrat Schuschnig;<br />

ÖBB CEO Matthä; Präsident<br />

der Häfen von Triest und Monfalcone,<br />

Zeno D'Agostino;<br />

Geschäftsträger a.i. der Italienischen<br />

Botschaft Wien, De<br />

Stefano, Vorstandsvorsitzender<br />

Adriafer, Cociancich


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S82<br />

Ein Musterbeispiel der<br />

länderübergreifenden Kooperation<br />

Der Hafen Triest sieht sich mit steigenden Gütertransportvolumina<br />

konfrontiert. Für den<br />

raschen Umschlag der ankommenden Container<br />

ist die Etablierung eines Schienen-Zollfrei-Korridors<br />

zwischen dem Hafen Triest und<br />

dem Logistik Center Austria Süd geplant. Teile<br />

der ankommenden Güter können dadurch<br />

am Hafen direkt auf die Bahn verladen und<br />

umgehend zum LCA-Süd nach Villach transportiert,<br />

um hier verzollt und je nach Bedarf<br />

zwischengelagert und weiter transportiert zu<br />

werden. Der Großteil der Gütermengen, die<br />

am Hafen Triest umgeschlagen werden, sind<br />

für die Länder Österreich, Deutschland, Ungarn<br />

und Tschechien bestimmt.<br />

Etablierung einer regelmäßigen TransFER Verbindung<br />

zwischen Hafen Triest und LCA-Süd<br />

Die bereits jetzt schon mehrmals wöchentlich<br />

zwischen dem Hafen Triest und dem LCA-Süd<br />

verkehrenden Züge, können mit dem geplanten<br />

Schienen-Zollfrei-Korridors mittels Shuttleverkehre<br />

ausgebaut werden.<br />

Positive Auswirkungen für Kärnten<br />

und Österreich<br />

Ein Schienen-Zollfrei-Korridor würde Kärnten<br />

und dem LCA-Süd die Chance bieten bedeutende<br />

wirtschaftliche Impulse im Süden<br />

Österreichs zu setzen. Zusätzlich zur Attraktivierung<br />

und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

des LCA-Süd wird auch die Wertschöpfung,<br />

anstelle der reinen Transitverkehre, in der Region<br />

erhöht und neue Arbeitsplätze werden<br />

entstehen. Neben der Verzollung können im<br />

LCA-Süd auch value-adding Services wie u.a.<br />

Reparatur von Waggons und Containern angeboten<br />

werden.<br />

Positive Auswirkungen auf die Transportund<br />

Verladewirtschaft<br />

Am LCA-Süd sind schon jetzt ausreichend Lagerkapazitäten<br />

und personelle Ressourcen<br />

vorhanden. Sie werden eine rasche Abwicklung<br />

der Verzollung und dadurch reduzierte<br />

Lagerzeiten und –kosten ermöglichen. Darüber<br />

hinaus erfolgt der Informationsaustausch<br />

beim Zollverfahren im LCA-Süd vollständig<br />

digital. Des Weiteren können die Waren von<br />

Fürnitz in unterschiedlichste Destinationen auf<br />

der nachhaltigen Schiene weitertransportiert<br />

werden.<br />

Die Rolle der italienischen und<br />

österreichischen Zollverwaltungen<br />

Obwohl im Rahmen der Europäischen Zollunion<br />

bereits eng zusammengearbeitet wird, ist<br />

der beabsichtigten Zollkorridor vom Hafen<br />

Triest nach Villach/Fürnitz auch ein Leuchtturmprojekt<br />

mit Vorbildwirkung für das gemeinsame<br />

Agieren der Zollverwaltungen in der EU. '<br />

Die große Herausforderung für die Zollabwicklung<br />

auf Wirtschafts- wie Zollseite liegt<br />

darin, den Workflow mehrerer verschiedener<br />

Mitspieler so aufeinanderabzustimmen, dass<br />

sowohl ein durchgängiger flüssiger Transport<br />

und Verfahrensablauf als auch die Einhaltung<br />

der im internationalen Handel erforderlichen<br />

Regeln gewährleistet ist. Hinzu kommt die eindeutige<br />

Zuordnung der jeweiligen Aufgaben<br />

und Verantwortlichkeiten. Eine wichtige Rolle<br />

spielt bei den letztendlich angepeilten umfangreichen<br />

Liefermengen auch die Nutzung<br />

von IT-Systemen und ein darauf aufbauendes<br />

effizientes Risikomanagement.<br />

Daher finden derzeit für die Erreichung dieser<br />

Ziele intensive Arbeitsgespräche nicht nur zwischen<br />

den Zollverwaltungen, sondern auch<br />

unter Einbindung der involviertenWirtschaftsbeteiligten<br />

in Italien und Österreich statt. Die<br />

Gespräche zwischen den Zollbehörden laufen<br />

in einem sehr positiven, konstruktiven Klima<br />

und erzielen gute Fortschritte. Die Zollbehörden<br />

beider Länder zeigen sich daher zuversichtlich,<br />

die erforderlichen Konsultationen<br />

noch in diesem Jahr abschließen zu können.<br />

Logistik Center Austria Süd<br />

Die Standortagentur LCA Logistik Center Austria<br />

Süd GmbH (kurz LCA-Süd) wurde 2017 mit<br />

dem Ziel gegründet, den Standort Fürnitz bei<br />

Villach zu einem führenden Logistik-Hub im Alpe-Adria-Raum<br />

zu entwickeln. LCA-Süd zeichnet<br />

verantwortlich für die zielgerichtete Förderung<br />

und Entwicklung des Standortes, des<br />

erweiterten Standortraumes (Region) sowie<br />

der Kooperation der angesiedelten Unternehmen<br />

und weiteren interessierten Akteuren. Die<br />

LCA-Süd versteht sich als starker Partner der<br />

Logistikwirtschaft, der mit optimalen Standortbedingungen,<br />

intelligenter Vernetzung und<br />

maßgeschneiderten Lösungen die besten Voraussetzungen<br />

für effiziente, ressourcenschonende<br />

Transportketten schafft.<br />

(RED)


Die Welt der<br />

nachhaltigen<br />

Logistik<br />

• logistik-express.com<br />

• binnenschiff-journal.at<br />

• umwelt-journal.at<br />

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• mobilitaet.business<br />

• mylogistics.business<br />

m.jaklitsch@logistik-express.at


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S84<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Ein Land im<br />

Niedergang:<br />

Deindustrialisierung<br />

schreitet voran<br />

Ein Land im Niedergang: Deindustrialisierung<br />

schreitet voran - vom Exportweltmeister<br />

zu Wärmehallen und Stromausfällen.<br />

BEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />

Deutschland muss sterben!... So heißt<br />

ein beliebtes Lied der Hamburger<br />

Punkband „Slime“ zu dem gerne<br />

Pogo getanzt wird. Kann den ein<br />

Land sterben? Ja, zuerst seine Wirtschaft und<br />

damit auch über kurz oder lang das ganze<br />

Land, denn die Wirtschaft ist der Herzschlag<br />

eines Landes. Und wenn das Herz stirbt, bleibt<br />

alles andere auch stehen. Wir sehen ein Vorhofflimmern<br />

in Form von rasant steigenden<br />

Energiepreisen und massiver Verunsicherung<br />

der Bürger, welche sich durch eine Kaufzurückhaltung<br />

ausdrückt. Ein Herzstolpern durch<br />

offensichtlich überforderten Politiker und unverblümter<br />

Warnungen von besorgten Branchenvertretern<br />

und auch schon einige kleinere<br />

Infarkte sind aufgetreten in Form von<br />

Kurzarbeit sowie Insolvenzen von ersten Unternehmen.<br />

Selbst ein Laie würde attestieren: Es<br />

steht nicht gut um den Patienten und akute<br />

Gefahr ist in Verzug.<br />

Die Lage spitzt sich immer dramatischer zu.<br />

Man muss sich schon die Augen reiben und<br />

klar machen, dass man nicht in einem Alptraum<br />

gefangen ist. Hätte Ihnen jemand vor<br />

wenigen Jahren gesagt, dass wir in Deutschland<br />

über Energiekrise, Stromausfälle, Wärmehallen,<br />

leere Regale und geforderte Waffenlieferungen<br />

durch die Grünen sprechen


würden, hätten sie denjenigen völlig zurecht<br />

als Spinner oder Verschwörungstheoretiker<br />

abgekanzelt. Doch jetzt sehen wir genau<br />

diesen Paradigmenwechsel in einer atemberaubenden<br />

Geschwindigkeit und damit<br />

einhergehend den Niedergang des Landes.<br />

Immer mehr Unternehmen klagen über die<br />

hohen Energiepreise und Verbände und Branchenvertreter<br />

warnen vor einer Insolvenzwelle<br />

sowie einer Deindustrialisierung Deutschlands.<br />

Denn durch die immens steigenden Energie-<br />

und Strompreise geraten nicht nur wir<br />

Bürger immer weiter unter Druck, sondern<br />

auch die deutsche Wirtschaft und Industrie.<br />

Vor allem die energieintensiven Branchen<br />

wie Chemie, Glas, Papier oder Metall<br />

stehen mit dem Rücken zur Wand.<br />

Zunehmend gehen Unternehmen dazu über<br />

ihre Produktion zu drosseln, um Kosten zu<br />

sparen. Mitarbeiter werden in Kurzarbeit geschickt<br />

und Investitionen werden gestoppt.<br />

Apropos Investitionen: Ausländische Unternehmen<br />

werden es sich zweimal überlegen,<br />

ob sie im Hochsteuerland Deutschland mit<br />

jetzt auch noch Rekordenergiepreisen plus<br />

zäher Bürokratie investieren wollen. Ebenso<br />

überlegen jetzt schon zehn Prozent der Firmen<br />

die Produktion ins Ausland zu verlagern, um<br />

die Energiekosten wieder in den Griff zu bekommen.<br />

Andere haben schon aufgegeben<br />

und die Tore ganz geschlossen bzw. mussten<br />

Insolvenz anmelden. Weitere Unternehmen<br />

werden leider folgen, wenn sich die Situation<br />

nicht rasch bessern sollte. Die unvermeidliche<br />

Rezession wird die Lage für viele Firmen und<br />

Bürger weiter verschlimmern. Der spektakuläre<br />

Abstieg Deutschlands wird genauso in die<br />

Geschichtsbücher eingehen wie sein Aufstieg<br />

durch das Wirtschaftswunder: Vom wirtschaftlichen<br />

Powerhouse zu Wärmehallen innerhalb<br />

weniger Jahre.<br />

Insolvenz oder Inflation<br />

Wie prekär die Situation ist zeigt der kolossale<br />

Anstieg der Erzeugerpreise. Dieser stieg zuletzt<br />

im August um 45,8% auf das höchste Niveau<br />

seit Datenerhebung 1949!. Alleine zum Vormonat<br />

ging es um sportliche 7,9% nach oben!<br />

Der größte Kostentreiber war die Energie:<br />

Kohle, Öl, Gas und Strom haben sich auf<br />

Jahressicht mehr als verdoppelt. Besonders<br />

drastisch ist der Anstieg von Strom: +174,9%<br />

Die Erzeugerpreise signalisieren weiteres<br />

Ungemach denn seit jeher gelten sie als<br />

Vorläufer für die Inflation.


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S86<br />

Die Unternehmen müssen die steigenden<br />

Preise an den Endverbraucher weitergeben<br />

ansonsten droht ihnen die Insolvenz. Wenn<br />

sie diese weitergeben können, bedeutet dies<br />

wiederum weiter steigende Preise also ein<br />

anfeuern der Inflation und somit eine weitere<br />

Belastung für die Bürger. Dies resultiert dann<br />

in einer Kaufzurückhaltung der Konsumenten<br />

was man am folgenden Chart schön ablesen<br />

kann. Der Konsumklimaindex hat ein Allzeit<br />

Negativrekord zu verzeichnen:<br />

Beinahe die Hälfte (47,5%) der deutschen<br />

Unternehmen werden die Preise erhöhen.<br />

In der Lebensmittelindustrie werden fast alle<br />

Firmen die Kosten auf die Verbraucher abwälzen.<br />

Marc Friedrich ist sechsfacher Bestsellerautor,<br />

Finanzexperte, Redner, Vordenker, Freigeist,<br />

Gründer der Honorarberatung Friedrich Vermögenssicherung<br />

GmbH für Privatpersonen<br />

und Unternehmen. Mehr Informationen unter<br />

www.friedrich-partner.de<br />

www.youtube.com/MarcFriedrich7<br />

Twitter und Instagram:: @marcfriedrich7<br />

Sanktionen und Corona-Maßnahmen<br />

entfalten ihre volle Wirkung<br />

Entstanden sind die Gefahrenquellen für den<br />

Herzinfarkt der Wirtschaft durch die Kumulation<br />

von politischen Fehlentscheidungen der<br />

letzten Jahre aufgrund von Hybris, Selbstgefälligkeit<br />

und dogmatisch verblendeter Ideologien:<br />

1. eine komplett fehlgeschlagene und überstürzte<br />

Energiewende<br />

2. Ideologie statt Pragmatismus<br />

Deutschland verkommt immer mehr zum<br />

Geisterfahrer und Sonderling<br />

Nicht nur sind wir das einzige Land in Europa<br />

mit Maskenpflicht und Coronamaßnahmen,<br />

nein wir sind auch das einzige Land welche<br />

sicheren und funktionierenden Atomkraftwerke<br />

abschaltet, während alle um uns herum<br />

einschalten und gar neue Atomkraftwerke<br />

bauen wollen. Das jetzt auch noch die EU<br />

mit der Taxonomie Gas und Atom als „grün“<br />

eingestuft hat, ist ein weiterer Schlag ins Gesicht<br />

der deutschen Politik und de facto die totale<br />

Bankrotterklärung für die deutsche Energiepolitik<br />

der vergangenen Jahre.


3. Sanktionen gegen einen der Hauptlieferanten<br />

von billigen Rohstoffen und Energie<br />

4. Ungesunde Abhängigkeit von Russland<br />

Die Sanktionen wirken - leider bei uns!<br />

Vorab: Was nicht ein jeder weiß: Die Mehrheit<br />

der Weltengemeinschaft macht nicht mit bei<br />

den Sanktionen und betreibt weiter fröhlich<br />

Handel mit Russland. Dies nimmt dann solche<br />

grotesken Züge an, dass wir dann über China<br />

oder Indien russisches Gas teuer einkaufen.<br />

Fakt ist: Die Sanktionen sind gescheitert und<br />

treffen uns am härtesten, während Putin mit<br />

seinen Gas- und Ölverkäufen soviel Geld verdient<br />

wie noch nie. Seine Einnahmen aus den<br />

Rohstoffverkäufen übertreffen die Kriegskosten<br />

bei weitem.<br />

5. ein gescheitertes Währungsexperiment mit<br />

immensen Kosten - finanziell als auch sozial<br />

6. das ignorieren der Demographie<br />

7. das Ausruhen auf Lorbeeren<br />

8. mangelnde Investitionen in Bildung, Forschung,<br />

Innovation<br />

All das wird nachhaltig die Produktivität und<br />

Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährden.<br />

Ebenso die Versorgungssicherheit und<br />

damit unser Wohlstand sowie der soziale Frieden<br />

sind dadurch in Gefahr.<br />

Die daraus resultierenden Krisen und Probleme<br />

werden dann nur zu gerne von den Brandstiftern<br />

selbst mit unseren Steuergeldern „gelöst“,<br />

um sich dann selbst auf die Schulter zu klopfen<br />

und sich als Feuerwehr feiern zu lassen.<br />

Absurd aber leider wahr! Die Umverteilung<br />

und der Sozialismus sind wieder en vogue.<br />

Der Bürger mutiert immer mehr zum unmündigen<br />

Abhängigen an der Zitze der Politik, der<br />

sich dann zweimal überlegt, ob er seiner Unzufriedenheit<br />

Ausdruck verleiht und in die Hand<br />

beißt, die ihn füttert. Aus dem Grund freut sich<br />

die Politik über Krisen. Aus dem Grund freut<br />

sich die Politik über Krisen.<br />

Paradebeispiel für den Abschwung ist das<br />

einstige Zugpferd der deutschen Wirtschaft,<br />

die Automobilindustrie. 2021 sank schon die<br />

Produktion um 11,7%, um jetzt im 1. Halbjahr<br />

nochmals 2,9% zum Vorjahr zu verlieren. Ob<br />

unsere Autofirmen den Transformationsprozess<br />

vollziehen und überleben, steht in den Sternen.<br />

Ebenso, ob die mobile Zukunft tatsächlich<br />

elektrisch ist und woher der dafür benötigte<br />

Strom (von den Rohstoffen fange ich erst gar<br />

nicht an) eigentlich kommen soll? Denn zur<br />

Wahrheit gehört auch: Grundlastfähig sind aktuell<br />

weder Sonne noch Wind.<br />

Doch nicht nur in der Automobilindustrie sieht<br />

es gerade düster aus. Mittlerweile schlägt die<br />

Industrie und das Handwerk Alarm. “Vielen<br />

steht das Wasser inzwischen bis zum Hals”, so<br />

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands<br />

des Deutschen Handwerks (ZDH).<br />

Die Politik müsse hier rasch mit staatlichen Hilfen<br />

einspringen, sonst drohe eine Insolvenzwelle<br />

im Handwerk.<br />

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt eine Umfrage<br />

des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft<br />

BVMW unter 835 befragten Unternehmen<br />

in Deutschland. Demnach sehen mehr<br />

als 40 Prozent der deutschen Mittelständler<br />

ihre Existenz bedroht.<br />

Fakt ist: Wenn Deutschland so weiter macht<br />

und sich deindustrialisiert verliert es massiv an<br />

Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit, was<br />

Arbeitsplätze, soziale Sicherheit und Wohlstand<br />

kosten wird. Wir müssen jetzt handeln!


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S88<br />

Energiepolitische Zeitenwende -<br />

Wir machen immer noch die dümmste<br />

Energiepolitik der Welt<br />

Ein gutes Sinnbild ist der verstaatlichte Energieversorger<br />

Uniper. Er hatte zu 50% auf russisches<br />

Gas gesetzt, was ihm zum Verhängnis wurde<br />

und kurz vor dem Bankrott stand. Deutschland<br />

teilt dasselbe Schicksal: wir haben ebenfalls zu<br />

50% auf russisches Gas verlassen. Kommt nun<br />

die Pleite? Doch noch hat die Politik Zeit, um<br />

den plötzlichen Herztod zu verhindern. Dazu<br />

bräuchte es nun aber mehr Realismus und<br />

weniger Ideologie und Dogmatismus. Dazu<br />

gehört, das Eingeständnis, dass wir weder auf<br />

die saubere Atomenergie noch auf die fossilen<br />

Energieträger erstmal verzichten können.<br />

Ob sie das tun wird, ist leider eher fraglich.<br />

Folgende Punkte wären wichtig, um Deutschland<br />

autark aufzustellen und eine Versorgungssicherheit<br />

für den Wirtschaftsstandort zu<br />

garantieren:<br />

- Den Krieg beenden durch Diplomatie und<br />

nicht durch Waffenlieferungen<br />

- Die bestehenden Atomkraftwerke am Netz<br />

lassen, abgeschaltete AKW´s reaktivieren<br />

- Den Bau neuer Kernkraftwerke prüfen<br />

- Gasförderung und Gasfracking in<br />

Deutschland prüfen<br />

- Kohleabbau wieder starten<br />

- Geld in die Forschung stecken (Speicher<br />

Wasserstoff etc.)<br />

- Erneuerbare Energien ausbauen<br />

- Strategische Vorräte massiv ausbauen<br />

- Verlässliche Energiepartnerschaften<br />

aufbauen<br />

- Sanktionen beenden<br />

(RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S90<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Krisen sind wichtig!<br />

Krisen sind Chancen!<br />

Die größte Chance aller Zeiten - Was wir jetzt<br />

aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom<br />

größten Vermögenstransfer der Menschheit<br />

profitieren.<br />

BEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />

Das Jahr 2020 wird als Beginn einer<br />

nachhaltigen Zeitenwende in die<br />

Geschichtsbücher eingehen. Durch<br />

die Corona-Pandemie wurde uns<br />

allen weltweit schmerzhaft bewusst, wie fragil<br />

unser hochkomplexes und fortschrittliches<br />

Wirtschafts- und Finanzsystem de facto ist.<br />

Innerhalb weniger Tage sind die Just-in-time-<br />

Produktions- und Lieferketten eingebrochen<br />

oder gar komplett zum Stillstand gekommen<br />

– und der Auslöser war ein unsichtbares Virus.<br />

Diese Krise hat uns auf harte und bittere Art<br />

und Weise deutlich gemacht, dass unser System<br />

nicht resilient ist, es hat aufgezeigt welche<br />

Schwächen es hat, wie groß die Klumpenrisiken<br />

sind und in welchen gefährlichen Abhängigkeiten<br />

wir uns in dieser globalisierten Welt<br />

doch befinden. Vielen Menschen wurde klar,<br />

dass nichts auf alle Ewigkeit in Stein gemeißelt<br />

ist. Gigantische Konjunkturpakete der Staaten<br />

und billionenschwere Stützungsprogramme<br />

der Notenbanken, maßlos überforderte<br />

und kopflos-aktivistische Politiker, aber auch<br />

leere Regale, stillgelegte Fließbänder, stark<br />

ansteigende Kurzarbeiter- und Arbeitslosenzahlen<br />

verdeutlichen das historische Ausmaß.<br />

Wenn es auch viele nicht wahrhaben wollen:<br />

Wir sind inmitten eines historischen Paradigmenwechsels.<br />

So bitter es für viele auch sein<br />

mag, aber wir werden nicht mehr in der alten,<br />

gewohnten Welt aufwachen und zu unserem<br />

alten Leben zurückkehren. Alles wird sich für<br />

immer verändern:<br />

• wie wir arbeiten<br />

• wie wir uns in Zukunft fortbewegen<br />

• wie und was wir einkaufen<br />

• wie wir wirtschaften, reisen, denken, leben,<br />

bezahlen, investieren<br />

• wie und was wir produzieren<br />

MARC FRIEDRICH<br />

Solche Punkte in der Geschichte bilden das<br />

Fundament und sind die Chance für nachhal-


tige Veränderungen, die die Menschheit aus<br />

Bequemlichkeit und Angst niemals freiwillig<br />

initiieren würde. Wer in die Vergangenheit<br />

schaut, sieht, dass wahre und tiefgreifende<br />

Veränderungen immer durch äußere Umstände<br />

erzwungen werden. Durch Krisen wird<br />

offensichtlich, was ausgedient hat, Altes wird<br />

aussortiert und Neues entsteht. Sowohl im<br />

Kleinen wie auch im Großen. Nicht nur unser<br />

persönliches Leben ist davon betroffen, sondern<br />

ganze Branchen, Gesellschaften, politische<br />

Systeme und Länder. Erst durch den<br />

Klimawandel sind wir gezwungen worden,<br />

nach Alternativen bei der Energieerzeugung<br />

zu suchen. Dasselbe gilt für Impfstoffe, Medikamente<br />

und technische Entwicklungen. Erst<br />

wenn der Mensch machtlos ist und keinen anderen<br />

Weg mehr sieht, ist er bereit zu wahrhaftigen<br />

Reformen und (R)Evolutionen. Krisen<br />

beinhalten extreme Risiken, aber auch phänomenale<br />

Chancen.<br />

Die Evolution der Menschheit ist<br />

geprägt durch Krisen<br />

Krisen sind essenziell für das Voranschreiten<br />

der Menschheit. Der Mensch lernt durch<br />

Scheitern – trial and error. Krisen dienen als<br />

Sprungbrett für die menschliche Entwicklung.<br />

Erst durch eine Katharsis ist die Menschheit<br />

bereit, Veränderungen in die Wege zu leiten.<br />

Jedem muss klar sein, dass tiefgreifende Transformationen<br />

immer mit Verlusten und Wachstumsschmerzen<br />

einhergehen. Auch wenn es<br />

paradox klingt: Krisen sind wichtig und sie sind<br />

große Chancen für die Menschheit. Wir sollten<br />

Krisen willkommen heißen und umarmen.<br />

Nach jeder Krise hat die Menschheit sich weiterentwickelt<br />

und an Wissen und Wohlstand<br />

hinzugewonnen. So wird es auch dieses Mal<br />

sein. Der Ökonomen Joseph Schumpeter<br />

nennt es die kreative Zerstörung. Eine solche<br />

Zerstörung ist notwendig, damit Neues entstehen<br />

kann. Je größer eine Krise, desto größer<br />

die Chancen, die sie mit sich bringt. Aktuell stehen<br />

wir vor dem größten Transformationsprozess<br />

unserer Lebzeit. Verschiedene Zyklen enden<br />

nun und ein neuer, großer Zyklus beginnt.<br />

Dies hat sich schon in den letzten Jahren<br />

bemerkbar gemacht: Wir waren schon vor<br />

Corona im Dauerkrisenmodus. Eine Krise wurde<br />

durch eine neue und noch größere Krise<br />

abgelöst: Finanzkrise, Eurokrise, Flüchtlingskrise,<br />

Klimakrise, Demografiekrise, Autokrise,<br />

Wirtschaftsabschwung und Schuldenkrise.<br />

Und jetzt kommt gewissermaßen als Brandbeschleuniger<br />

noch die Corona-Krise hinzu. Nun<br />

sehen wir binnen kurzer Zeit rapide Entwicklungen<br />

in vielen Bereichen, und das rund um den<br />

Globus. Vor allem Deutschland wird extreme<br />

Veränderungen erleben und sollte dies als Erneuerungsprozess<br />

begreifen.<br />

Neue Zeitrechnung<br />

Zu sicher fühlen wir uns in unserem perfekt<br />

organisierten Alltag mit ständig geöffneten<br />

Supermärkten, permanenter Ablenkung, Berieselung<br />

und Beschallung durch iPhone, Tik-<br />

Tok, Netflix und Freiheiten, die für uns selbstverständlich<br />

sind. Durch die Lockdowns wurde<br />

diese sicher geglaubte Welt in ihren Grundfesten<br />

erschüttert. Seitdem sind wir in einer Aus-


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S92<br />

nahmesituation und so gespalten wie schon<br />

lange nicht mehr. Die einen haben Angst vor<br />

Corona und fürchten um ihre Gesundheit. Die<br />

anderen haben Angst vor Arbeitslosigkeit und<br />

Insolvenz und fürchten um ihre pure wirtschaftliche<br />

Existenz. Wieder andere haben Angst<br />

um die Freiheitsrechte und die Demokratie. All<br />

diese Ängste sind legitim und verständlich. Sie<br />

müssen respektiert und ernst genommen und<br />

dürfen nicht ins Lächerliche gezogen werden.<br />

Um die Gesellschaft gesunden zu lassen, müssen<br />

wir aufeinander zugehen, einander zuhören<br />

und andere Meinungen ertragen und respektieren.<br />

Leider beobachte ich momentan<br />

oftmals genau das Gegenteil: Dass wir uns<br />

auseinanderdividieren und Angst voreinander<br />

haben – man könnte ja ansteckend sein.<br />

Es ist wichtig, die Fakten objektiv zu betrachten<br />

und konstruktive Lösungen aufzuzeigen.<br />

Die Politik muss beginnen, uns gegenüber mit<br />

der vollen Wahrheit herauszurücken und keine<br />

Salamitaktik zu betreiben. Wir wissen bis dato<br />

nicht, wie groß der volkswirtschaftliche, aber<br />

auch der gesellschaftliche, politische und seelische<br />

Schaden ist. Vor allem bei den Jüngsten<br />

unserer Gesellschaft dürften die Pandemie<br />

und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung<br />

erhebliche Konsequenzen mit sich gebracht<br />

haben.<br />

2020 war ein großer Wendepunkt. Die Welt,<br />

in der wir in Zukunft leben werden, wird nicht<br />

die gleiche sein. Es wird eine komplett neue<br />

Zeitrechnung beginnen – unabhängig davon,<br />

wie lange uns die Corona-Pandemie noch in<br />

Atem hält.<br />

Die Karten werden neu gemischt<br />

Deutschlands Wirtschaft ist geprägt vom Maschinenbau,<br />

von der Automobilindustrie und<br />

von anderen Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes. Allgemein bekannt ist, dass<br />

unsere Schlüsselindustrien den einen oder anderen<br />

Trend schlichtweg verpennt oder gar<br />

ignoriert haben. Erst jetzt durch die Häufung<br />

der Krisen wird unsere Wirtschaft gezwungen<br />

sein, sich neu zu erfinden oder zu scheitern.<br />

Volkswagen hat bereits einen neuen Weg eingeschlagen<br />

und setzt voll auf Elektromobilität.<br />

Andere versuchen sich am Wasserstoff und<br />

Car-Sharing. Welche Strategie die richtige<br />

sein und wer überleben wird, wird sich zeigen.<br />

Fakt ist: Nichts zu tun, ist keine Lösung! Stillstand<br />

ist Tod! Bewegung ist Leben! Nur Unternehmen<br />

und Branchen werden überleben, die den<br />

Wandel umarmen und aktiv gestalten. Das gilt<br />

für uns alle! Das große Aussieben hat begonnen.<br />

Falls wir jetzt nicht den Mut haben, neue<br />

Wege zu beschreiten und uns neu erfinden,<br />

müssen wir unserem Wohlstand Adieu sagen.<br />

Was tun? Wie kann man als Unternehmen, als<br />

Mensch und als Gesellschaft gestärkt aus Krisen<br />

hervorgehen und sich darauf vorbereiten?<br />

Hier hilft ein seit jeher bestehender Grundsatz:<br />

Vorsorge ist besser als Nachsorge. Diversifikation,<br />

Innovation und dezentrale Systeme sind<br />

sinnvoll, um die Abhängigkeiten zu reduzieren.<br />

Parallel sollte man sich nicht zu sehr auf die<br />

Politik verlassen, sondern selbst aktiv werden.<br />

Wahrer Wandel kommt immer von unten, von<br />

uns Menschen. Was in der Politik oftmals fehlt,<br />

haben wir nun immer mehr in Form von bahnbrechender<br />

Technologie: Erstmalig haben wir<br />

große Helfer in Form von Digitalisierung und<br />

künstlicher Intelligenz an unserer Seite. Dies<br />

alles birgt eine enorme Chance, um die Krisen<br />

zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen.<br />

Noch nie hatte die Menschheit diese<br />

Möglichkeit.<br />

Uns allen muss klar sein: Wenn wir an dem<br />

Alten festhalten, so wie es viele Politiker und<br />

Entscheidungsträger momentan verzweifelt<br />

versuchen und propagieren, wird der Kollateralschaden<br />

für uns alle immer größer –<br />

wirtschaftlich, monetär, gesellschaftlich und<br />

politisch. Dass sich Entwicklungen in Zyklen<br />

vollziehen, ist ein Naturgesetz, und diese Zyklen<br />

sind nicht zu stoppen. Entweder wir sind<br />

bereit, den Fortschritt und die laufende Veränderung<br />

anzuerkennen, oder wir werden von<br />

ihnen überrollt.<br />

Wir können Krisen nicht vermeiden, wir können<br />

sie aber nutzen und daraus lernen. Die Entwicklung<br />

der Menschheit ist eine unglaubliche<br />

Erfolgsgeschichte. Aber sie ging immer einher<br />

mit Krisen. Krisen sind seit jeher stets Teil der<br />

Menschheitsgeschichte gewesen.<br />

Je größer eine Krise, desto größer der Sprung<br />

nach vorne, den sie ermöglicht. Die kommende<br />

Krise hat das Potenzial, einen kompletten


Neustart zu initiieren und uns auf eine neue Bewusstseinsstufe<br />

zu katapultieren. Denn dieses<br />

Mal handelt es sich nicht nur um eine lokale<br />

Krise oder die einer Branche oder eines Landes.<br />

Dieses Mal ist es eine globale Krise und<br />

wir als Menschheit sind gemeinsam zu ihrer Bewältigung<br />

gefordert. Das ist anstrengend und<br />

neu, aber essenziell für unsere Entwicklung.<br />

Wenn wir jetzt die richtigen Entscheidungen<br />

treffen, als Menschheit an einem Strang ziehen,<br />

Grabenkämpfe beenden, geistige Grenzen<br />

abbauen, die Technologie für uns alle<br />

einsetzen und nicht dazu, den Profit einzelner<br />

Länder, Unternehmen oder sonstiger Akteure<br />

zu maximieren, wenn wir jetzt den Mut haben,<br />

die richtigen und unbequemen Entscheidungen<br />

zu treffen, neue, unbekannte Pfade zu<br />

beschreiten und alte Zöpfe abzuschneiden,<br />

dann wird für uns alle ein goldenes Zeitalter<br />

beginnen. (RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S94<br />

JOB & KARRIERE<br />

Überzahlung möglich:<br />

Nur 20 Prozent der<br />

Jobanzeigen werben<br />

mit mehr Geld<br />

Der Faktor Gehalt wird zum strategischen<br />

Hebel – die Hälfte der Kandidaten bewirbt<br />

sich eher, wenn das angegebene Gehalt<br />

ihren Vorstellungen entspricht – trotzdem<br />

finden sich nur in jeder fünften Stellenanzeige<br />

Angaben zu einem übertariflichen<br />

Gehalt. TEXT: STEPSTONE ÖSTERREICH<br />

Der Faktor Gehalt wird zum strategischen<br />

Hebel – die Hälfte der<br />

Kandidat*innen bewirbt sich eher,<br />

wenn das angegebene Gehalt<br />

ihren Vorstellungen entspricht – trotzdem finden<br />

sich nur in jeder fünften Stellenanzeige<br />

Angaben zu einem übertariflichen Gehalt.<br />

Der Fachkräftemangel hat in Österreich deutlich<br />

zugenommen: Von Jänner bis Juli <strong>2022</strong><br />

wurden 498.317 Jobs und damit 38 Prozent<br />

mehr Stellenanzeigen als im Vorjahreszeitraum<br />

in Österreich ausgeschrieben (Quelle: StepStone-Fachkräfteatlas).<br />

Ein enorm wichtiger Kontaktpunkt,<br />

um offene Stellen zu besetzen, ist<br />

die Stellenanzeige und Gehalt ist definitiv ein<br />

entscheidendes Kriterium, ob sich jemand für<br />

einen Job bewirbt oder nicht. Mit einem überdurchschnittlichen,<br />

leistungsgerechten oder<br />

übertariflichen Gehalt werben Unternehmen<br />

trotzdem nur in einer von fünf Anzeigen, wie<br />

eine aktuelle Spezialauswertung des StepStone-Fachkräfteatlas**<br />

zeigt, für den 1,2 Mio<br />

Stellenanzeigen in Print- und Onlinemedien sowie<br />

auf Firmenwebsites ausgewertet wurden.<br />

Am ehesten finden sich solche Formulierungen<br />

in Stellenanzeigen für Young Professionals<br />

sowie in Ausschreibungen aus Hotellerie und<br />

Gastgewerbe.<br />

Gehalt als Attraktivitätsfaktor<br />

„Der Faktor Gehalt wird zum strategischen<br />

Hebel im Kampf um die besten Mitarbeiter*innen.<br />

Im Zeitalter des Bewerber*innenmarktes<br />

und des chronischen Fachkräftemangels<br />

müssen sich Unternehmen intensiv mit den<br />

eigenen Gehaltsstrukturen und der Vergütung<br />

befassen,“ sagt Nikolai Dürhammer,<br />

StepStone Managing Director AT & CH.<br />

Die Hälfte der Kandidat*innen bewirbt sich<br />

eher, wenn das angegebene Gehalt in Stellenanzeigen<br />

ihren Vorstellungen entspricht.<br />

Das Wunschgehalt nach oben verhandeln<br />

tendenziell eher männliche Kandidaten, weibliche<br />

Kandidatinnen verschreckt ein zu niedriges<br />

Gehalt im Inserat eher. Jede*r Sechste<br />

bewirbt sich nicht, wenn das angegebene<br />

KV-Gehalt deutlich zu niedrig ist, wie eine aktuelle<br />

Umfrage von StepStone unter knapp<br />

2000 Jobsuchenden und Beschäftigten ergab<br />

(Juli <strong>2022</strong>).<br />

Übertarifliches Gehalt wird zunehmend öfter<br />

genannt<br />

Im deutschsprachigen Raum ist Österreich das<br />

einzige Land, in dem verpflichtend eine Gehaltsangabe<br />

in der Stellenausschreibung enthalten<br />

sein muss. Dass das nicht ausreicht, um<br />

Kandidat*innen zur Bewerbung zu animieren,<br />

zeigt der aktuelle Trend zu realistischeren Gehaltsangaben.<br />

Die Bereitschaft der Unternehmen,<br />

bei der Suche nach Fachkräften mehr zu


ezahlen und das auch schon innerhalb der<br />

Ausschreibung proaktiv anzubieten, nimmt zu:<br />

Zu Beginn des Jahres 2021 enthielten rund 12<br />

Prozent aller Anzeigen die zusätzliche Information<br />

neben der Gehaltsangabe, dass die Vergütung<br />

„überdurchschnittlich“, „übertariflich“,<br />

„leistungsgerecht“ sei oder eine „Bereitschaft<br />

zur Überzahlung“ bestehe. Seit Juni 2021 ist<br />

dieser Anteil um rund sechs Prozentpunkte<br />

gestiegen auf durchschnittlich 18 Prozent aller<br />

Anzeigen.<br />

Deutliche Unterschiede zeigen sich in den einzelnen<br />

Berufsgruppen<br />

Im Gastgewerbe wird derzeit besonders intensiv<br />

nach Personal gesucht. Und die Unternehmen<br />

in der Gastronomie und Hotellerie<br />

werben auch verstärkt mit einer höheren Entlohnung:<br />

Bei rund 30 Prozent aller Anzeigen in<br />

dieser Branche wird mit einem höheren Gehalt,<br />

als der Kollektivvertrag vorsieht, geworben.<br />

Gleichzeitig ist in dieser Berufsgruppe die<br />

Bereitschaft zur Überzahlung am stärksten im<br />

Vergleich zum Vorjahr gestiegen (plus sieben<br />

Prozentpunkte). In der Berufsgruppe Transport,<br />

Verkehr, Logistik und Lager gab es zwar ebenfalls<br />

einen deutlichen Anstieg um sechs Prozent,<br />

insgesamt wird heute mit mehr Gehalt<br />

aber nur in 15 Prozent der Stellenausschreibungen<br />

der Branche geworben. Im Vertrieb<br />

und Verkauf sowie im Bauwesen und Handwerk<br />

und bei den Technischen Berufen (wie<br />

Architekt*innen und Ingenieur*innen) liegt der<br />

Anteil mit 19 Prozent nur geringfügig über dem<br />

Durchschnitt. Bei Ausschreibungen für Young<br />

Professionals werden in 23 Prozent der Anzeigen<br />

mit einem besseren Gehalt geworben.<br />

Selten ist die Überzahlung im Bereich Gesundheit,<br />

Medizin und Soziales<br />

Ebenfalls große Schwierigkeiten haben Unternehmen<br />

im Gesundheits- und Sozialbereich,<br />

offene Stellen zu besetzen. Der Anstieg der<br />

Ausschreibungen betrug im Vergleich zum<br />

Vorjahr 46 Prozent. Dennoch werden nur in<br />

knapp zehn Prozent aller Anzeigen in diesem<br />

Bereich die zusätzliche Info zu mehr Gehalt<br />

gegeben. Selten wird auch in der Berufsgruppe<br />

Wissenschaft, Ausbildung und Weiterbildung<br />

mit höherem Gehalt geworben (acht<br />

Prozent).<br />

(RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S96<br />

UPS hat Susanne Klingler-Werner zur neuen<br />

Präsidentin von UPS Supply Chain Solutions<br />

(SCS) Europe ernannt. In ihrer neuen Rolle wird<br />

Klingler-Werner für 22 Märkte in ganz Europa<br />

verantwortlich sein. Neben ihrer Rolle bei UPS ist<br />

Susanne Mitglied des Vorstands der Air Cargo<br />

Community Frankfurt, wo sie sich seit 2020 für<br />

UPS und den Frankfurter Flughafen einsetzt.<br />

Seit sie 2005 von Menlo Worldwide Forwarding<br />

zu UPS kam, hatte Sie Aufgaben in den<br />

Bereichen Global Freight Forwarding (GFF),<br />

Luftfracht-Produktmanagement und -Preisgestaltung<br />

sowie Umsatzmanagement inne, um<br />

ein nachhaltiges Wachstum zu erzielen.<br />

Mit Wirkung zum 01. August wurde die bisherige<br />

Niederlassungsleiterin aus Südafrika,<br />

Jill Trösser-Ordonez, als Direktorin in die Geschäftsleitung<br />

der Soloplan SA (Pty) Ltd. aufgenommen.<br />

Damit ist sie neben Fabian Heidl<br />

und Wolfgang Heidl Mitglied des Board of Directors.<br />

In Abstimmung mit dem Board wird<br />

Trösser-Ordonez die Geschäfte des Unternehmens<br />

in Südafrika leiten. Die Gesellschafter<br />

sind sehr froh, dass sie Jill Trösser-Ordonez für<br />

die neue Aufgabe gewinnen konnten und<br />

freuen sich auf die Zusammenarbeit. Die Ernennung<br />

erfolgte Ende Juli im Rahmen eines<br />

Termins in Kempten.<br />

Der Railway Operator FELB – Far East Land Bridge<br />

verstärkt sein Leitungsteam: Ab sofort übernimmt<br />

Martin Ziegler (58) den Posten des Head<br />

of Sales. Der gebürtige Wiener verfügt über<br />

Erfahrung im Logistiksektor und soll zusammen<br />

mit Alexander Redkin und Ruslan Marakhovskii<br />

den Interims-CEO Konstantin Teterin bei der<br />

Der Geschäftsführer der Fraunhofer AUSTRIA<br />

Research und gleichzeitig Leiter des Centers<br />

für Nachhaltige Produktion und Logistik, Prof.<br />

Wilfried Sihn, hat die Centerleitung mit 1. August<br />

<strong>2022</strong> an Prof. Sebastian Schlund übergeben.<br />

Prof. Sihn bleibt weiterhin gemeinsam mit<br />

Prof. Dieter Fellner als Geschäftsführer tätig.<br />

Führung des Logistikunternehmens unterstützen.<br />

Martin Ziegler besitzt eine kaufmännische<br />

Ausbildung und ist seit über 35 Jahren in der<br />

Logistik tätig. Die längste Zeit verbrachte er bei<br />

Hapag-Lloyd Austria, wo er im Customer Service<br />

Austria begann und zuletzt elf Jahre die<br />

Position als Director Sales bekleidete.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Sebastian Schlund ist Institutsvorstand<br />

am Institut für Managementwissenschaften<br />

(IMW) der Technischen Universität<br />

Wien sowie BMK-Stiftungsprofessor für Industrie<br />

4.0. Er ist außerdem amtierender Präsident der<br />

österreichischen wissenschaftlichen Gesellschaft<br />

für Produktionstechnik (ÖWGP).<br />

Peter Falb übernimmt die Position des Commercial<br />

Directors am österreichischen Standort<br />

der MLP Group. Seine Aufgabe wird es<br />

sein, den MLP Business Park Wien und weitere<br />

Projekte der MLP Group in Österreich voranzutreiben.<br />

Er hat für zahlreiche Unternehmen<br />

gearbeitet, die in den Bereichen Immobilienentwicklung,<br />

Finanzierung und Management<br />

von Logistik-, Büro- und Einzelhandelsimmobilien<br />

tätig sind. Während seiner Tätigkeit für<br />

die EYEMAXX Real Estate AG war er für deren<br />

Logistikimmobilienprojekte für Einzelhandelsprojekte<br />

verantwortlich sowie zuvor im Asset<br />

Management der CA Immobilien Anlagen AG<br />

Auria, ein weltweit führender Anbieter von<br />

Bodenbelägen für die Automobilindustrie<br />

sowie von akustischen, thermischen und anderen<br />

Lösungen auf Faserbasis, hat Marcos<br />

Tonndorf zum allerersten Chief Technology Officer<br />

(CTO) ernannt. Als CTO wird er die aggressive<br />

globale Innovations- und fortschrittliche<br />

Produktentwicklungsstrategie des<br />

Unternehmens in Zusammenarbeit mit Technologieführern<br />

im gesamten Unternehmen<br />

vorantreiben, wobei der Schwerpunkt auf Aurias<br />

spannenden neuen Produkten für Elektrofahrzeuge<br />

liegt.


PERSONALMELDUNG<br />

MENSCHEN IN<br />

BEWEGUNG<br />

Sarah Kreienbühl wird zum 1. April 2023 Mitglied<br />

der Geschäftsleitung von Kühne+Nagel<br />

International AG und Personalchefin. Sie folgt<br />

auf Lothar Harings, der im Juni 2023 in den<br />

Ruhestand geht. Die Managerin verfügt über<br />

langjährige Berufserfahrung auf Geschäftsführungsebene<br />

in unterschiedlichen Industrien;<br />

seit 2018 als Mitglied der Generaldirektion bei<br />

Migros, dem größten privaten Arbeitgeber der<br />

Schweiz mit rund 100.000 Mitarbeitenden. Mit<br />

über 79.000 Beschäftigten an mehr als 1.300<br />

Standorten in über 100 Ländern zählt Kühne+Nagel<br />

zu den global führenden Logistikdienstleistern.<br />

Kühne+Nagel ernennt mit Tobias Jerschke<br />

einen erfahrenen Nachfolger von Holger<br />

Ketz für den Vorsitz der Geschäftsleitung der<br />

deutschen Landesgesellschaft (Kühne + Nagel<br />

(AG & Co.) KG) mit Sitz in Bremen. Der<br />

Logistikexperte ist derzeit Geschäftsführer<br />

von Kühne+Nagel für Belgien und Luxemburg.<br />

Mit über 79.000 Beschäftigten an mehr<br />

als 1.300 Standorten in über 100 Ländern zählt<br />

Kühne+Nagel zu den global führenden Logistikdienstleistern.<br />

Schwerpunkte liegen in den<br />

Bereichen See- und Luftfracht, Landverkehre<br />

und Kontraktlogistik mit klarer Ausrichtung auf<br />

integrierte Logistikangebote.<br />

Holger Ketz wird zum 1. Jänner 2023 als Global<br />

Head of Network and Carrier Management<br />

in das globale Luftfracht-Management<br />

von Kühne+Nagel in Schindellegi (Schweiz)<br />

wechseln. In dieser neuen Funktion bündelt<br />

der Logistikdienstleister die globale Steuerung<br />

des eigenen Netzwerks und der Gateways<br />

sowie die Zusammenarbeit mit den<br />

Carriern (Fluggesellschaften) im Rahmen der<br />

strategischen Weiterentwicklung des Luftfrachtgeschäfts.<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

in Deutschland rund 15.000 Mitarbeitende<br />

an 130 Standorten.<br />

Annette Siragusano wird gemeinsam mit den<br />

Division Managern Martin Zander und Bernd<br />

Rakers (Public Affairs) das Team der Konzernkommunikation<br />

der Otto Group führen und<br />

wesentliche Impulse für die strategische Ausrichtung<br />

sowie die Neustrukturierung der Unternehmenskommunikation<br />

der Otto Group<br />

setzen. Zuletzt leitete Annette Siragusano als<br />

Global Head of Content Strategy and Cross<br />

Channel Campaign Management bei Engel<br />

& Völkers mehrere Teams, darunter Digital<br />

Communication & International Enablement,<br />

Social Media und Content Creation mit den<br />

Schwerpunkten Audio, Video und SEO.<br />

Der Vertrag von Ralf Schweighöfer, der aktuell<br />

bis Ende des Jahres läuft, wird um weitere<br />

drei Jahre bis 31.12.2025 verlängert.<br />

Ralf Schweighöfer (55) leitet seit elf Jahren<br />

als Geschäftsführer die DHL Express (Austria)<br />

GmbH. Das seit 1980 in Österreich vertretene<br />

Unternehmen ist mit mehr als rund 600 MitarbeiterInnen<br />

Marktführer im internationalen Expressversand.<br />

Ralf Schweighöfer zeichnet seine<br />

Leidenschaft für allerhöchste Kunden- und<br />

Serviceorientierung aus und setzt seit Jahren<br />

bei DHL Express Austria auf die Entwicklung<br />

nachhaltiger Logistiklösungen (Go Green) und<br />

auf die Unterstützung sozialer Einrichtungen,


LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S98<br />

MEDIENSERVICE<br />

Vielen Dank für Ihr<br />

Interesse an unseren<br />

Leistungen & Services<br />

Medienarbeit ist wichtig und trägt dazu<br />

bei, über Unternehmen, Produkte und<br />

Dienstleistungen regelmäßig zu berichten<br />

und zielgerichtet Entscheidungsträger aus<br />

Industrie, Handel, Umwelt, Logistik stehts<br />

am Laufenden zu halten.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Mit LOGISTIK express wählen Sie einen<br />

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Mit dem Sie regelmäßig multimediale<br />

Presseaussendungen,<br />

Stellenangebote oder Ihre Werbebotschaften<br />

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Interview oder Success Story in unsere<br />

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Sowie Ihre Pressemeldungen, die exklusiv<br />

und crossmedial über auserwählte Social Media<br />

Channels und LOGISTIK express Informationskanäle<br />

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- interviewen wir mit unserm Special – BlogTour,<br />

eCommerce Logistik-Day und LogiMAT Messevideos<br />

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Logistik fachlich, sachlich, aktuell aufbereitet<br />

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PETER NEST<strong>LE</strong>R 6 PETER HACKL<br />

Auf unseren LOGISTIK express Portalen werden<br />

verschiedene Seiten der Branche beleuchtet, es<br />

kommen Experten aus Industrie, Handel, Umwelt<br />

und Logistik zu Wort und birgt zukunftsweisende<br />

Informationen zur Entwicklung der Branche und<br />

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das Informationsangebot über 100.000 Beiträge<br />

im Speziellen zu Intralogistik, Transportlogistik,<br />

E-Commerce, Retail. Doch auch die Mobilität,<br />

Umwelttechnik sowie die oft ignorierte Binnenschifffahrt<br />

sind unsere Anker.


PETER NEST<strong>LE</strong>R 6 MARKUS JAKLITSCH<br />

Die Themenvielfalt ist ein Zeichen dafür, dass<br />

sich die Redaktion mit vielen Bereichen der<br />

Wirtschaft, als auch der Politik auseinandersetzt,<br />

mit Fokus auf die Logistik.<br />

Gelesen werden die Logistik-News aber mittlerweile<br />

nicht nur von Fachkräften der Branche<br />

aus dem deutschsprachigen Raum, also<br />

der DACH-Region – sondern auch aus Ländern<br />

wie Polen, England oder die USA. Sodass<br />

wir uns monatlich über mehr als 40.000 Leser-<br />

Innen regelmäßig und informieren.<br />

Employier Branding und Nachwuchs<br />

für die Logistik-Branche<br />

Industrie, Handel und Logistik-Unternehmen,<br />

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Jobangebote über unsere Newsportale sowie<br />

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LinkedIn, Facebook und Twitter und fördern<br />

zugleich Ihr Google SEO und employier Branding,<br />

Logistik-News sind für potenzielle Nachwuchskräfte<br />

interessant. Wer sich für eine Ausbildung<br />

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entschließt, muss wissen, was in der Branche<br />

aktuell besprochen wird. Aus den Informationen,<br />

die das Branchenportal bereitstellt,<br />

entnehmen wichtige Inhalte, die für ihren Bildungsweg<br />

oder Ihre neue Arbeitsstelle unerlässlich<br />

sind. Das Portal wird dank gut recherchierter<br />

Artikel auch von Lehrkräften genutzt,<br />

um die Informationen für den Bildungsalltag<br />

zu entnehmen. Es hat sich immer zum Vorteil<br />

erwiesen, wenn Auszubildende und Studierende<br />

über den Tellerrand hinausblicken und wirtschaftliche<br />

sowie technische Informationen<br />

von verwandten Themen mitverarbeiten.<br />

Aktiv gestalten<br />

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und crossmedial und prominent auf unseren<br />

Informationskanälen vertreten sein? So vereinbaren<br />

Sie mit den Herausgebern Peter Nestler,<br />

Markus Jaklitsch einen Gesprächstermin.<br />

In diesem Sinne wünschen wir viel Neugeschäft<br />

und weiterhin Alles Gute!<br />

(RED)


LOGISTIK EXPRESS<br />

STRATEGIE<br />

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Der Markt zur privaten<br />

Kapitalanlage befindet<br />

sich in einem Umbruch.<br />

FinTech-Unternehmen fordern<br />

die klassischen Anbieter heraus.<br />

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Strategie wollen wir in die<br />

Branche investieren und mit<br />

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