NK 10_2022
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24<br />
GRUNDBESITZ/STEUER<br />
GRUNDSTEUERERKLÄRUNG:<br />
31. OKTOBER <strong>2022</strong><br />
IST ABGABESCHLUSS<br />
AdobeStock/©Andrey Popov<br />
Seit dem 01. Juli <strong>2022</strong> besteht bundesweit<br />
für alle Eigentümer und Eigentümerinnen<br />
die Pflicht zur Abgabe<br />
der Grundsteuererklärung, für<br />
jede wirtschaftliche Einheit eines<br />
Grundstücks (Grundsteuer B) sowie<br />
land- und forstwirtschaftliches Vermögens<br />
(Grundsteuer A). Bundesweit<br />
bedeutet das in Zahlen, die<br />
Neubewertung von 36 Millionen<br />
Grundstücken verbunden mit einem<br />
erheblichen Mehraufwand für jeden<br />
Steuerpflichtigen, da für jede wirtschaftliche<br />
Einheit eine eigene Erklärung<br />
abgegeben werden muss.<br />
Die Feststellungserklärungen<br />
sind bis zum 31. Oktober <strong>2022</strong><br />
elektronisch beim jeweils zuständigen<br />
Finanzamt einzureichen.<br />
Die Grundlage für die Berechnung<br />
der neuen Grundsteuer ist das Bundesmodell<br />
(wertabhängige Modell),<br />
welches durch das Bundesfinanzministerium<br />
erlassen wurde. Gleichzeitig<br />
wurde durch die sogenannte<br />
Länderöffnungsklausel den einzelnen<br />
Bundesländern die Möglichkeit<br />
geschaffen, hiervon abzuweichen<br />
und eigenständige Grundsteuergesetze<br />
mit abweichenden Bewertungsregeln<br />
vom Bundesrecht zu<br />
verabschieden.<br />
Folgende Bundesländer haben sich<br />
für das Bundesmodell entschieden:<br />
❙ Berlin, Brandenburg, Bremen,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz,<br />
Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein,<br />
Thüringen und Sachsen / Saarland<br />
(mit einer Abweichung hinsichtlich<br />
nutzungsbezogener Grundsteuermesszahlen<br />
für die Grundsteuer B)<br />
Folgende Bundesländer haben sich<br />
für die Länderöffnungsklausel entschieden:<br />
❙ Baden-Württemberg: Modifiziertes<br />
Bodenwertmodell<br />
❙ Bayern: Flächenmodell<br />
❙ Niedersachsen: Flächen-Lage-Modell<br />
❙ Hessen: Flächen-Faktor-Modell<br />
❙ Hamburg: Wohnlagemodell<br />
Für die Berechnung der neuen<br />
Grundsteuer sind alle notwendigen<br />
Angaben zum Stichtag auf den<br />
01.01.<strong>2022</strong> maßgeblich. Alle Eigentümer<br />
und Eigentümerinnen, die zum<br />
01.01.<strong>2022</strong> Eigentümer eines Grundstücks<br />
oder eines land- und forstwirtschaftlichen<br />
Grundbesitzes waren,<br />
sind zur Abgabe einer Feststellungserklärung<br />
verpflichtet. Grundlage<br />
hierfür ist die Maßgabe der wirtschaftlichen<br />
Einheit des Grundvermögens,<br />
die sich nach der Anschauung des<br />
Verkehrs, d.h. nach der allgemeinen<br />
Verkehrsauffassung bemisst. Dabei<br />
sind die örtliche Gewohnheit, die tatsächliche<br />
Übung, die Zweckbestimmung<br />
und die wirtschaftliche Zusammengehörigkeit<br />
der einzelnen Wirtschaftsgüter<br />
zu berücksichtigen. Je<br />
nach Sachverhaltskonstellation können<br />
auch mehrere Flurstücke, Gebäude<br />
oder selbstständige Gebäudeteile<br />
zusammenzufassen sein.<br />
Die Erstellung der Grundsteuererklärung<br />
bedeutet für viele Steuerpflichtige<br />
die Beschaffung einer großen<br />
Datenmenge. Im Vergleich zu<br />
anderen Bundesländern müssen die<br />
Eigentümer und Eigentümerinnen in<br />
Baden-Württemberg die wenigsten<br />
Angaben bei der Feststellungserklärung<br />
machen, was einen deutlichen<br />
Zeitaufwand erspart. Neben<br />
den persönlichen Angaben zur<br />
Grundsteuererklärung (Eigentümer,<br />
Adresse) sind folgende Angaben in<br />
Baden-Württemberg (und fast auch<br />
in allen anderen Bundesländern)<br />
einzureichen:<br />
❙ das Einheitswert-Aktenzeichen, unter<br />
welchem die Grundstücke bisher<br />
beim Finanzamt zugeordnet waren<br />
❙ die Gesamtgröße des<br />
Grundstücks<br />
❙ die Angaben über Gemeinde,<br />
Gemarkung,<br />
Grundbuchblattnummer,<br />
Flurstücksnummer/n-<br />
und größe/n<br />
❙ der Bodenrichtwert<br />
zum Stichtag auf den<br />
01.01.<strong>2022</strong><br />
❙ bei Wohngebäuden, die<br />
überwiegende Nutzung zu<br />
Wohnzwecken (mehr als<br />
50 Prozent)<br />
Für die Berechnung der Grundsteuer<br />
in Baden-Württemberg ist<br />
die Angabe über die Nutzungsart<br />
des Grundstücks, die Größe der<br />
Wohn- und Nutzfläche der Gebäude<br />
sowie Angaben über das Baujahr<br />
nicht erforderlich. Mit der Erstellung<br />
der Feststellungserklärung wird<br />
der Steuermessbetrag der jeweiligen<br />
wirtschaftlichen Einheit ermittelt.<br />
Die Höhe der zukünftigen<br />
Grundsteuer wird sich erst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt ergeben (voraussichtlich<br />
2025), da die zur Berechnung<br />
erforderlichen Grundsteuerhebesätze<br />
der Gemeinden<br />
noch nicht final festgelegt sind. Die<br />
Festlegung der Hebesätze erfolgt<br />
durch die einzelnen Kommunen in<br />
Baden-Württemberg selbst. Der<br />
bundesweite Durchschnitt liegt bei<br />
380 Prozent.<br />
Befreiung von der Grundsteuer<br />
Von der Grundsteuer befreit sind in<br />
erster Linie Grundstücke der öffentlichen<br />
Hand, Religionsgemeinschaften<br />
des öffentlichen Rechts sowie<br />
Grundbesitz gemeinnütziger Körperschaften,<br />
sofern dieser für gemeinnützige<br />
oder mildtätige Zwecke<br />
genutzt wird (vgl. § 3ff. GrStG).<br />
Private Grundstückseigentümer erhalten<br />
einen Abschlag der Steuermesszahl<br />
von 30 Prozent, wenn die<br />
OKTOBER<br />
Grundstücke überwiegend zu Wohnzwecken<br />
(mehr als 50 Prozent) genutzt<br />
folgt nach dem Hauptfeststellungszeitpunkt<br />
01. Januar <strong>2022</strong> keine pe-<br />
werden.<br />
riodische Hauptfeststellung der<br />
Äquivalenzbeträge (Bayern) bzw.<br />
Allgemeine Feststellung und<br />
Fortschreibungspflicht<br />
In den Bundesländern Baden-Württemberg,<br />
Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen. Rheinland-Pfalz, Saarland,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein<br />
und Thüringen erfolgt<br />
die allgemeine Feststellung der<br />
Grundsteuerwerte in einem Zeitabstand<br />
von sieben Jahren. Der nächste<br />
Hauptfeststellungszeitpunkt ist der<br />
01. Januar 2029. Bei zwischenzeitlichen<br />
Änderungen der tatsächlichen<br />
Verhältnisse der wirtschaftlichen Einheit<br />
besteht eine jährliche Anzeigeund<br />
Fortschreibungspflicht der<br />
Grundsteuerwerte gegenüber der<br />
Finanzverwaltung. Die veränderten<br />
Verhältnisse sind dem zuständigen<br />
Finanzamt zum 31. Januar des Folgejahres<br />
mitzuteilen.<br />
Grundsteuerwerte für die Folgejahre.<br />
Bei einer Änderung der tatsächlichen<br />
Verhältnisse der wirtschaftlichen<br />
Einheit besteht eine jährliche<br />
Anzeige- und Fortschreibungspflicht<br />
der Äquivalenzbeträge (Bayern)<br />
bzw. Grundsteuerwerte gegenüber<br />
der Finanzverwaltung. Die veränderten<br />
Verhältnisse sind dem zuständigen<br />
Finanzamt zum 31. März des<br />
Folgejahres mitzuteilen.<br />
Änderungen, die eine Anzeige- und<br />
Fortschreibungspflicht zur Folge haben,<br />
sind für alle Bundesländer<br />
gleich begründet:<br />
❙ Artfortschreibung: Bei der Veränderung<br />
der Vermögensart oder<br />
Grundstücksart<br />
❙ Zurechnungsfortschreibung: Die<br />
Veränderung der Eigentümer<br />
❙ Fehlerbeseitigung: Objektive Unrichtigkeit<br />
der letzten Feststellung<br />
In den Bundesländern Bayern, Hamburg,<br />
Hessen und Niedersachsen er-<br />
Rechtsstand August <strong>2022</strong><br />
AdobeStock/© FourLeafLover<br />
<strong>10</strong>.<strong>2022</strong>