Swissmechanic_Journal_2022-06
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Im Brennpunkt Waterjet AG: energetisch vorgesorgt<br />
9<br />
1.600 m 2 Fläche und einer Erzeugungskapazität<br />
von 2.500 kWp errichtet. Da<br />
der Betrieb einschichtig arbeitet, wird<br />
dieser Strom tagsüber weitgehend<br />
selbst verbraucht. Für die Wochenenden<br />
und Feiertage konnten mit dem Stromlieferanten<br />
günstige Abgabepreise ausgehandelt<br />
werden.<br />
Die eigene Solaranlage könne jedoch nie<br />
mehr als einen Zustupf zu einem stabil<br />
vorhandenen Netz darstellen. Voraussetzung<br />
hierfür sind genügend grosse<br />
Kraftwerke, die zuverlässig und bedarfsgerecht<br />
Bandenergie bereitstellen können.<br />
Diese Bandenergie könne mit zufallsabhängigem<br />
Strom aus Sonne und<br />
Wind nicht ersetzt werden. Er brauche<br />
Elektrizität dann, wenn seine Mitarbeiter<br />
im Betrieb seien. Angesichts der seit<br />
Jahren falsch laufenden Entwicklung<br />
rechne er über kurz oder lang nicht nur<br />
mit weniger Strom, sondern auch mit<br />
stunden- oder tagelangen Komplettausfällen,<br />
den sogenannten Blackouts.<br />
Inselbetriebsfähigkeit bei Blackouts<br />
«Bei einem Blackout nützt allerdings<br />
auch die Solaranlage nichts, selbst wenn<br />
sie einen Batteriespeicher hat», verrät W.<br />
Maurer. Grund hierfür ist die erforderliche<br />
Synchronisation mit der 50-Hz-Frequenz<br />
des Netzes. Dieser Vorgabe muss<br />
die Steuerung der Solaranlage blind folgen,<br />
da es sonst zu Verlusten oder Schäden<br />
kommen würde. Falls das Netz jedoch<br />
ganz ausfällt, geht auch die Synchronisation<br />
verloren und die Anlage<br />
kann keinen Wechselstrom mehr liefern.<br />
Um auch bei einem Blackout noch arbeiten<br />
zu können, brauche er nicht nur einen<br />
entsprechend grossen Batteriespeicher,<br />
sondern auch eine spezielle Elektronik,<br />
die von sich aus 50-Hz-Wechselstrom<br />
erzeugen kann. Für die nächste<br />
Zeit plane er deshalb nicht nur eine Ausweitung<br />
der vorhandenen Solaranlage<br />
auf insgesamt 3.500 kWp, sondern auch<br />
die Beschaffung eines Batteriespeichers<br />
mit 2,5 MWh und einer entsprechenden<br />
Steuerung. Bei den Batterien werde er<br />
jedoch keine Lithium-Zellen nehmen,<br />
sondern Batterien auf Salzbasis, die<br />
deutlich bessere Eigenschaften hätten.<br />
Abwärmenutzung spart jährlich<br />
35.000 Liter Heizöl<br />
«Auf fossile Energie haben wir bereits vor<br />
14 Jahren verzichtet. Stattdessen wurde<br />
eine ausgeklügelte Kombination aus Abwärmenutzung<br />
und der Gewinnung von<br />
Wärme aus Grundwasser installiert», erläutert<br />
Walter Maurer. Tagsüber wird die<br />
Abwärme der zahlreichen Hochleistungspumpen<br />
in den Wasserstrahlschneidanlagen<br />
– sie brauchen im Jahr<br />
etwa 1 Gigawattstunde an Strom – in<br />
zwei grossen Tanks mit 20.000 Litern Inhalt<br />
gesammelt. Aus diesen Tanks ziehen<br />
im Winter zwei Wärmepumpen die<br />
Wärme wieder heraus, um die Gebäude<br />
zu heizen. Im Sommer wird dagegen<br />
kühles Grundwasser genutzt, um über<br />
einen Wärmetauscher die Gebäude zu<br />
klimatisieren. Seither kann Waterjet auf<br />
den Einsatz von Heizöl – davon wurden<br />
Walter Maurer: «Wir haben in den letzten Jahren<br />
Millionen investiert, damit der Betrieb auch bei<br />
Stromausfällen arbeitsfähig bleibt. Doch die Politik<br />
muss jetzt schnell handeln.» (Foto: Matthias<br />
Kuert/Waterjet)<br />
früher jährlich rund 35.000 Liter benötigt<br />
– komplett verzichten.<br />
Darüber hinaus wird auch der Energiebedarf<br />
der Hochdruckpumpen durch<br />
verschiedene Massnahmen heruntergedrückt.<br />
Im Rahmen von Modernisierungsinvestitionen<br />
werden die alten Hydrauliksysteme,<br />
die nur im Ein-Aus-<br />
Modus arbeiten, durch moderne Servohydrauliken<br />
ersetzt, die nur so viel Leistung<br />
abrufen, wie tatsächlich benötigt<br />
wird. Für seine 16 Mikro-Wasserstrahlschneidanlagen<br />
wurde eine gemeinsame<br />
Versorgung mit einer Gruppe unterschiedlich<br />
grosser Hochdruckpumpen<br />
eingerichtet. Dies spart 50 % Strom, indem<br />
die Pumpen kaskadenweise so gesteuert<br />
werden, dass nur soviel Hochdruck-Wasser<br />
bereitgestellt wird wie<br />
gerade benötigt. In weniger genutzten<br />
Räumen schalten Sensoren das Licht<br />
auto matisch aus, wenn sich niemand<br />
dort aufhält. Und für die Zukunft sind<br />
noch weitergehende Projekte in der<br />
Pipeline, darunter ein Konzept für das<br />
Recyceln des gebrauchten Strahlmittels.<br />
Die Politik bleibt in der Verantwortung<br />
«Dies alles bleibt jedoch nur Stückwerk,<br />
wenn Volk und Politik nicht aufwachen<br />
und eine wirklich zukunftsfähige nationale<br />
Stromversorgung auf die Beine stellen»,<br />
fordert W. Maurer. Er habe seit Jahren<br />
Millionen investiert, um für die heraufziehende<br />
Katastrophe gerüstet zu<br />
sein. Doch könne er damit nur die gröbsten<br />
Misshelligkeiten abfedern. Wenn die<br />
Politik nicht bald und entschlossen Gegensteuer<br />
gebe, gehe das Land schweren<br />
Zeiten entgegen.<br />
Kontakt<br />
Waterjet AG<br />
Mittelstrasse 8<br />
4912 Aarwangen, Schweiz<br />
+41 62 919 42 82<br />
waterjet.ch<br />
info@waterjet.ch