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Lobetal aktuell Ausgabe 4/2022 erschienen

Unsere Stiftung ist voller Vielfalt und Menschlichkeit. Sie ist ein Ort großartiger Geschichten und besonderer Engagements. Das verdient es, darüber zu berichten.

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Fotos: © Wolfgang Kern<br />

Aus den Einrichtungen<br />

Susan Päthke hat 15 Jahre die Kreative Werkstatt geleitet und viele Impulse eingebracht.<br />

Kunst kennt keine Behinderung:<br />

Eine Insiderin der Außenseiterkunst blickt zurück<br />

Susan Päthke stellt sich einer neuen Herausforderung<br />

und blickt nach 15 Jahren<br />

engagierter Arbeit in der Kreativen Werkstatt<br />

<strong>Lobetal</strong> zurück auf eine gute Zeit. Sie<br />

tut dies von einer Ausstellung mit Atelierarbeiten<br />

aus den Jahren 2006 bis 2010 in der<br />

Bernauer Galerie „aNdereRSeitS“.<br />

Es sind arbeitsreiche Tage für die Kulturmanagerin<br />

Susan Päthke, mit denen sie<br />

gut anderthalb arbeits- und erlebnisreiche<br />

Jahrzehnte in <strong>Lobetal</strong> beschließt: Für ihre<br />

letzte Galerieausstellung wählte sie aus<br />

rund 6.000 Werken im Kunstarchiv Arbeiten<br />

von neun verschiedenen Künstlerinnen<br />

und Künstlern aus. Diese sind seit dem 16.<br />

September in der Bernauer Galerie „aNdereRSeitS“<br />

zu sehen.<br />

Ausschließlich Grafiken und Gemälde, keine<br />

Skulpturen werden ausgestellt.. „Sehr<br />

schöne Arbeiten in Schwarz-Weiß, aber<br />

auch ausgesprochen farbige, bunte Werke<br />

werden es sein“, berichtet sie wenige Tage<br />

vor der Vernissage. In unterschiedlichen<br />

Formaten, auf unterschiedlichen Materialien<br />

und – bis auf die ungerahmten großen<br />

Leinwände – in schlichtem Holz- oder Metallrahmen<br />

werden die Werke präsentiert.<br />

Sie sollen einen Eindruck von der Vielfalt der<br />

Handschrift „Made in <strong>Lobetal</strong>“ vermitteln.<br />

Allerdings: Eine persönliche Bilanz ihrer<br />

langjährigen Galerie-, Atelier- und Werkstattleiterung<br />

ist die Ausstellung „Blick zurück“<br />

nicht. Dennoch eine Ausstellung mit<br />

subjektiver Note, deren Zusammenstellung<br />

sehr persönliche Erinnerungen zum Ausdruck<br />

bringt.<br />

Assistenz für Kunst<br />

Offenbart ein Rückblick Entwicklungsetappen<br />

bei den von Susan Päthke begleiteten<br />

Künstlerinnen und Künstlern? Die Fachfrau<br />

meint: Eine allgemeine Zäsur könne man<br />

Kreative Werkstatt -<br />

ein Blick zurück<br />

nicht finden, wohl aber individuelle Entwicklungen<br />

in künstlerischen Schaffensphasen.<br />

Was, so Susan Päthke, auch im besonderen<br />

Gegenstand und der Ausführung<br />

ihrer Arbeit liegt. Sie unterstreicht, dass sie<br />

nicht auf den künstlerischen Schaffensprozess<br />

einwirkte, sondern ihn organisatorisch<br />

und technisch unterstützte. In der direkten<br />

Arbeit mit den Künstlerinnen und Künstler<br />

mit individuellen Einschränkungen versteht<br />

sie sich als Assistenz. Diese Assistenz ist so<br />

unterschiedlich wie die Menschen selbst:<br />

„Die eine brauchte vielleicht einen akribisch<br />

und pünktlich mit Malutensilien<br />

Immer wieder gab und gibt es Ausstellungen in der Galerie aNdereRSeitS in der Bernauer Altstadt.<br />

vorbereiteten Platz, um sich künstlerisch<br />

zu verwirklichen, dem anderen<br />

stand man beispielsweise beim Bespannen<br />

von Leinwänden oder dem<br />

Mischen von Farben zur Seite.“ Einem<br />

taubblinden Künstler schrieb Susan Päthke<br />

mit ihrem Finger immer die Uhrzeit seines<br />

nächsten Ateliertermins auf die Hand. Als<br />

sie einige Wochen wegen einer OP ausfiel,<br />

konnte sie dem Mann auch das mit Gesten<br />

und Berührungen vermitteln. Der Künstler<br />

hatte später auch mitbekommen, dass sie<br />

wegen Elternzeit länger fehlen würde und<br />

fertigte ihr eine Skulptur „Mutter mit Kind“<br />

an, die jetzt in ihrer Neuköllner Wohnung<br />

steht und sie wohl lange Zeit an die Arbeit<br />

mit besonderen Menschen in <strong>Lobetal</strong> erinnern<br />

wird.<br />

Außenseiterkunst im Fokus<br />

Im Gespräch mit Susan Päthke wird deutlich,<br />

dass sie die Arbeit in <strong>Lobetal</strong> als ein<br />

künstlerisches Einlassen aufeinander, ein<br />

gegenseitiges Geben und Nehmen empfand.<br />

Sie erinnert sich an die Aufnahme ihrer<br />

Tätigkeit 2006. Es gab eine große Aufgeschlossenheit<br />

für ihren Ansatz, der stets<br />

das Potenzial von „Außenseiterkunst“ in<br />

den Mittelpunkt rücken und aus der Nische<br />

holen wollte.<br />

Für ihre letzte<br />

Galerieausstellung<br />

wählte Susan Päthke<br />

aus rund 6.000 Werken im<br />

Kunstarchiv Arbeiten von<br />

neun verschiedenen Künstlerinnen<br />

und Künstlern<br />

aus.<br />

2016 wurde das neue Atelier bezogen. Spenden haben den Neubau möglich gemacht.<br />

Der Begriff „Außenseiterkunst“ tauchte<br />

vor etwa 50 Jahren auf, als man eine Bezeichnung<br />

für die autodidaktische Kunst<br />

von Laien, Kindern, psychisch Erkrankten<br />

oder Menschen mit geistiger Behinderung<br />

suchte. Aber auch Kunstgattungen wie<br />

Dadaismus und Kubismus und die Werke<br />

Picassos werden zuweilen in diesem Zusammenhang<br />

genannt. Mittlerweile steht<br />

der Begriff wohl vor allem für Werke von<br />

Künstlerinnen und Künstlern, die weder<br />

eine traditionelle Ausbildung durchlaufen<br />

haben, noch sich den Marktmechanismen<br />

des Kunstbetriebes unterordnen wollen und<br />

können. Und die eben sehr häufig aufgrund<br />

von Handicaps Assistenz für die Ausübung<br />

ihrer künstlerischen Tätigkeit von anderen<br />

Menschen benötigen.<br />

Öffentlichkeit schafft<br />

Akzeptanz<br />

Unterstützung bestand für Susan Päthke<br />

auch darin, für die Kunst von Menschen,<br />

die oft nicht standardisiert kommunizieren<br />

können, Öffentlichkeit herzustellen. Sie er-<br />

Schon viele Jahre ist Günther Krug mit seinen Werken in der Kreativen<br />

Werkstatt vertreten.<br />

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<strong>Lobetal</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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