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Lobetal aktuell Ausgabe 4/2022 erschienen

Unsere Stiftung ist voller Vielfalt und Menschlichkeit. Sie ist ein Ort großartiger Geschichten und besonderer Engagements. Das verdient es, darüber zu berichten.

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Fotos: © Wolfgang Kern<br />

Aus den Einrichtungen<br />

Einer der Lieblingsorte von Steffen Zeising ist der GPVA-Garten mitten im Kiez<br />

in Berlin-Charlottenburg an der Grenze zu Moabit.<br />

GPVA-Urgestein Steffen Zeising:<br />

„Das Leben hat eine gute Wendung genommen“<br />

Einer der Lieblingsorte von Steffen Zeising<br />

ist ein Garten mitten im Kiez in Berlin-<br />

Charlottenburg an der Grenze zu Moabit.<br />

Wir sitzen unter dem mit Früchten brechend<br />

vollen Apfelbaum, die Vögel zwitschern,<br />

die Tomaten sind reif, eine Tischtennisplatte<br />

steht an der Seite und das Gartenhaus<br />

im hinteren Teil kann bei schlechtem Wetter<br />

als Treffpunkt genutzt werden.<br />

„Der GPVA ist für mich ein Glücksfall“, berichtet<br />

er. Seit Bestehen des GPVA hat er<br />

dort eine dauerhafte Begleitung gefunden.<br />

Diesem Dienst hat er seine Wohnung zu<br />

verdanken, in der er seit elf Jahren mit einem<br />

weiteren Bewohner in einer WG lebt.<br />

Sie liegt ganz in der Nähe der Ilsenburger<br />

Straße 34. Diese ist Anlaufpunkt vieler<br />

Menschen mit psychischer Erkrankung, die<br />

durch das Angebot der Hoffnungstaler Stiftung<br />

<strong>Lobetal</strong> begleitet werden.<br />

Beim Gespräch deutet er seine Geschichte<br />

an: 1986 sei er von seinem Vater weggezogen<br />

und lebte dann zwei Jahre als Obdachloser<br />

am Bahnhof Zoo. Alkoholmissbrauch<br />

und Drogen gehörten zum Alltag und drohten<br />

seinen Körper zu zerstören. „Meiner<br />

Mutter habe ich zu verdanken, dass ich<br />

noch lebe. Sie hat mich aus dieser Situation<br />

herausgeholt“, erinnert er sich.<br />

Zunächst wurde er in einem Altenpflegeheim<br />

untergebracht, dann fand er Begleitung<br />

bei dem gemeinnützigen Verein Pinell<br />

e.V. und Beschäftigung im Café Pinio. Das<br />

strengte ihn sehr an. Als sein allerbester<br />

Freund starb, kam für ihn erneut eine<br />

sehr schwierige Zeit. Sein damaliger Betreuer<br />

vermittelte ihn dann an den GPVA.<br />

Dort ging es aufwärts und seitdem wohnt<br />

er in der Zweier-WG. „Das gute Wohnen,<br />

die gute Nachbarschaft, die Gemeinschaft<br />

so unterschiedlicher Menschen in diesem<br />

Haus, das hat mir sehr geholfen“, blickt er<br />

zurück.<br />

Arbeit und Urlaub genießen<br />

Im Café Ida arbeitet er in der industriellen<br />

Fertigung. Dort verpackt er Produkte in<br />

Kartons und macht diese versandfertig. Um<br />

sieben Uhr beginnt sein Tag. Geweckt wird<br />

er von einem GPVA-Mitarbeiter durch einen<br />

Telefonanruf. Um 9:00 Uhr ist er an seinem<br />

Arbeitsplatz, um 12:30 Uhr ist Feierabend.<br />

„Die Arbeit macht mir großen Spaß“, sagt<br />

er. Zu verabredeten Zeiten schaut sein Betreuer<br />

vorbei. Dann wird besprochen, was<br />

so alles anliegt und in den Blick kommen<br />

muss.<br />

Angekommen -<br />

Steffen Zeising<br />

Jetzt denkt er mit Freude an den letzten Urlaub<br />

zurück. Ende August ging es mit einer<br />

kleinen Gruppe nach Misdroy, einer kleinen<br />

Stadt auf der polnischen Insel Wollin, einem<br />

der bekanntesten Badeorte der Ostseeküste.<br />

Auch war er schon mal in Schweden, in<br />

der Schweiz, in Slowenien und mehrmals<br />

in Italien. „Ich reise gerne“, erzählt er. Das<br />

seien wichtige Highlights in seinem Leben,<br />

von denen er lange zehrt: „Mal rauskommen,<br />

mal etwas Anderes erleben.“ Das sei<br />

wichtig. Das fördere die Selbstständigkeit.<br />

Jeder brauche mal Tapetenwechsel. Jedoch<br />

ist das nicht selbstverständlich. Nur wenn<br />

Spenden vorhanden sind, kann solch eine<br />

„Der<br />

GPVA ist für<br />

mich ein Glücksfall.“<br />

Steffen Zeising<br />

Reise durchgeführt werden. In dem Fall hat<br />

das Café um die Ecke das Geld gespendet.<br />

Am liebsten mag er Italien. Er liebt italienische<br />

Musik, gesungen von Umberto Tozzi<br />

oder der Rockröhre Gianna Nannini, und<br />

natürlich die italienische Küche. Um das zu<br />

unterstreichen trägt er ein T-Shirt der italienischen<br />

Fußball-Nationalmannschaft.<br />

Der GPVA legt großen Wert auf aktive und<br />

abwechslungsreiche Freizeitgestaltung.<br />

Das zeigt sich in einer breiten Palette von<br />

Angeboten wie der Gartengruppe, der<br />

Koch und Foto AG, dem gemeinsamen<br />

Fahrradfahrfahren oder Aktivtäten wie<br />

Tischtennis und Billard.<br />

Und <strong>aktuell</strong>? Was geht ihm durch den Sinn?<br />

Er hofft sehr, dass der Krieg nicht übergreift,<br />

bald zu Ende ist und dass Corona<br />

bald vorbei ist. Das war eine schlimme Zeit,<br />

dieses Eingesperrt-Sein, nicht arbeiten zu<br />

können. Immerhin gab es Angebote an der<br />

frischen Luft, bei Spaziergängen habe man<br />

die Dinge besprochen und der Garten sei in<br />

dieser Zeit sehr wertvoll gewesen.<br />

Alles in allem: Steffen Zeising ist GPVA-Urgestein,<br />

ein alter Hase. Er engagiert sich als<br />

Interessensvertreter. Warum? „Ich verstehe<br />

mich mit allen gut“, sagt er. Auch mit den<br />

Betreuern: „Das sind alles nette Leute.“<br />

Und er ist dankbar: „Das Leben hat eine<br />

gute Wendung genommen.“ Steffen Zeising<br />

hat dazu selbst viel beigetragen.<br />

wk<br />

Ernteeinsatz auf der Müllerberg-Obstwiese<br />

Auch in diesem Jahr trafen sich wieder Treffpunkt Vielfalt, TreVie, aus Ladeburg,<br />

Bereich Beschäftigung und Bildung aus Blütenberg und Leistungsberechtigte und<br />

Mitarbeiter vom Müllerhof zur gemeinsamen Obsternte.<br />

Reichlich gab es Äpfel und Birnen, Pflaumen und einige Quitten. Nun werden aus<br />

dem Obst Saft, Gelee und Marmelade hergestellt. Und zur Überraschung für alle<br />

schaute das Therapiepferd Jack vorbei.<br />

Vielen Dank den helfenden Händen und bis zum nächsten Jahr!<br />

Daniela Seyfarth Wendt<br />

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<strong>Lobetal</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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