Taxi Times München - 3. Quartal 2022
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DAS LETZTE<br />
Mietwagen müssen laut § 30<br />
BOKraft einen Wegstreckenzähler<br />
eingebaut haben. Er misst<br />
die zurückgelegten Kilometer<br />
und berechnet daraus den<br />
Fahrpreis. Genehmigungsbehörden<br />
haben die Möglichkeit,<br />
Unternehmer*innen von der Pflicht<br />
zu befreien, einen solchen Wegstreckenzähler<br />
einzubauen.<br />
FOTO: Hale<br />
UNGENÜGEND<br />
DEFINIERT<br />
Wie kann sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe gegen unlauteren<br />
Wettbewerb gegen Mietwagen wehren? Bei einem<br />
Urteil aus Frankfurt ging es um den rechtmäßigen<br />
Einsatz eines Wegstreckenzählers.<br />
Ausgangspunkt des Streits ist eine<br />
Ausnahmegenehmigung für<br />
einen Mietwagenunternehmer,<br />
der dadurch von der Pflicht befreit wurde,<br />
einen Wegstreckenzähler in sein Fahrzeug<br />
einzubauen. Solche Ausnahmegenehmigungen<br />
sind bei vielen Genehmigungsbehörden<br />
gängige Praxis, auch das KVR<br />
gewährt sie. Im Frankfurter Fall war sie<br />
allerdings eingeschränkt: Sie gilt nur dann,<br />
wenn der Mietwagenunternehmer pauschale<br />
Festpreise verlangt.<br />
Nun hatte aber die Frankfurter <strong>Taxi</strong>-Vereinigung<br />
bei diesem Mietwagenunternehmer<br />
zwei Testfahrten durchgeführt und<br />
dabei festgestellt, dass er diese mit unterschiedlichen<br />
Festpreisen abgerechnet<br />
hatte. Somit hätte er diese Fahrten nur mit<br />
einem eingebauten Wegstreckenzähler<br />
durchführen dürfen. Also forderte die <strong>Taxi</strong>vereinigung<br />
den Mietwagenunternehmer<br />
per Unterlassungserklärung auf, solche<br />
Fahrten zu unterlassen. Da der Unternehmer<br />
dieser Aufforderung nicht nachgekommen<br />
ist, kam es daraufhin zur Verhandlung<br />
vor dem Frankfurter Landgericht, das die<br />
Auffassung der <strong>Taxi</strong>vereinigung bestätigte.<br />
Im Berufungsverfahren vor dem Frankfurter<br />
Oberlandesgericht wurde das Urteil<br />
jedoch gekippt (AZ 6 U 60/21 vom 2.6.22).<br />
Bei den Fahrten, die vom Gericht bewertet<br />
wurden, sei dem Fahrgast durch die Uberbzw.<br />
Free-Now-App jeweils vor Fahrtbeginn<br />
ein fester Fahrpreis angezeigt worden, der<br />
sich bis zum Fahrtende auch nicht mehr<br />
geändert habe. Somit habe es sich laut<br />
Ansicht des OLG in beiden Fällen um einen<br />
„pauschalen Festpreis“ gehandelt. Die Auflage<br />
zur Befreiung von der Anwendung<br />
eines Wegstreckenzählers sei somit erfüllt<br />
worden. Das Gericht monierte an der Formulierung<br />
der Ausnahmegenehmigung,<br />
dass mit „pauschalen Festpreisen“ nicht<br />
genau genug definiert wird, was darunter<br />
zu verstehen ist.<br />
NUR EINE HALBE NIEDERLAGE<br />
Somit darf der Mietwagenunternehmer weiterhin<br />
ohne Wegstreckenzähler Fahrten für<br />
Uber und Free Now durchführen und die<br />
<strong>Taxi</strong>-Vereinigung Frankfurt musste die Kosten<br />
des Verfahrens übernehmen. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
ist hier also mit seinem Versuch<br />
gescheitert, ungleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
zwischen <strong>Taxi</strong>s und Mietwagen<br />
über die Hintertüre Wegstreckenzähler<br />
juristisch zu glätten.<br />
Trotzdem ist es nur eine halbe Niederlage,<br />
denn die Urteilsbegründung des OLG<br />
Frankfurt lässt zwischen den Zeilen durchaus<br />
eine klare Option offen: Ausnahmegenehmigungen<br />
für den Einbau von<br />
Wegstreckenzählern können sehr wohl mit<br />
der Auflage versehen werden, dass dies<br />
NICHT für die Uber- und Free-Now-Vermittlung<br />
gilt. Es muss eben entsprechend deutlich<br />
formuliert werden. Insofern liegt es<br />
nun an den Genehmigungsbehörden, ihre<br />
viel zu laxen Formulierungen nachzuschärfen<br />
– im Sinne eines fairen Wettbewerbs,<br />
der ja auch von politischer Seite immer wieder<br />
eingefordert wird. <br />
jh<br />
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