Betriebliches Gesundheitsmanagement 2022

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Betriebliches Gesundheitsmanagement WIRKUNG VON BGM DIE WIRKUNG VON BGM AM BEISPIEL VON CASE STUDIES CASE STUDIES DOKUMENTIEREN, WIE BGM GELINGT. SIE ZEIGEN ABER AUCH, DASS WIRKUNGSMESSUNG AUCH FÜR BGM-ERFAHRENE BETRIEBE EINE HERAUSFORDERUNG SEIN KANN. GESUNDHEITSFÖRDERUNG SCHWEIZ (GFCH) BEFRAGTE IM RAHMEN EINER STUDIE MIT «GIM SUISSE» ZEHN GROSSBETRIEBE UND KMU, DIE MIT DEM LABEL «FRIENDLY WORK SPACE» AUSGEZEICHNET SIND. DR. REGINA JENSEN WAR ALS PROJEKTLEITERIN WIRKUNGSMANAGEMENT BEI GESUNDHEITSFÖRDERUNG SCHWEIZ MASSGEBLICH DARAN BETEILIGT. Interview: Thomas Brändli Was ist die wichtigste Erkenntnis aus der Studie? Regina Jensen: Alle zehn Betriebe, mit denen vertiefende Interviews geführt wurden, beobachten, erleben und messen positive Wirkungen von BGM. Diese beobachteten Veränderungen sind zwar nicht immer 1:1 auf BGM-Massnahmen zurückzuführen, da beispielsweise die Fluktuation und die Absenzenquote durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden und nicht alle Wirkungen quantifizierbar sind. Dennoch können Betriebe beschreiben, welche Kennzahlen oder Problemfelder sie durch BGM-Mass nahmen verbessern konnten. ERFOLGSFAKTOREN Nimmt man | die ÜBERBLICK erlebten Wirkungen BERGEORDNETE zusammen, ergibt sich ein vielfältiges Bild von elevante positiven Erfolgsfaktoren Effekten. für gelingendes BGM WIRKUNGSMESSUNG Regelmässiges Monitoring der Wirkung und Potenzials für Optimierungen Gibt es spezifische Kennzahlen, die sich besonders gut eignen, um die Wirkung von BGM-Massnahmen aufzuzeigen? Die Wirkung von BGM-Massnahmen kann auf unterschiedlichen Ebenen deutlich werden. Welche die «richtige» ist, hängt davon ab, welche Ziele mit einer Massnahme erreicht werden sollen. Jeder Betrieb sollte für sich definieren, welche Kennzahlen und Zielgrössen für ihn relevant sind und welche nicht. Dabei kann das Wirkungsmodell von GFCH als Unterstützung genutzt werden (www.gesundheitsfoerderung.ch/wirkung-bgm). Welche Erfolgsfaktoren nennen die Betriebe? Die Erfolgsfaktoren lassen sich in fünf Kategorien beschreiben (siehe Abbildung): STAKEHOLDER Alle relevanten Akteure involvieren und motivieren BGM-ERFOLGS- FAKTOREN PLANUNG Systematische Vorgehensweise und BGM in allen Prozessen als Bestandteil mitdenken Ziele des Projekts • Übergreifende Erfolgsfaktoren für gelingendes BGM und dessen Wirkungsmessung verstehen • Best-Practice-Beispiele für erfolg reiche BGM-Massnahmen und Wirkungsmessung aus Betrieben mit dem Label «Friendly Work Space» sammeln • Konkrete Fallbeschreibungen als Inspiration und Hilfestellung für an BGM interessierte Betriebe zur Verfügung stellen Vorgehensweise und Produkt Mehrstufige qualitative Fallstudie in mit dem Label «Friendly Work Space» ausgezeichneten Betrieben. Publiziert werden ein Synthesebericht mit Erkenntnissen zu Erfolgsfaktoren und zur Wirkung von BGM sowie zehn Fall beschreibungen aus verschiedenen Betrieben. Folgende Betriebe haben teilgenommen:. FEEDBACK KOMMUNIKATION In stetem Kontakt mit den Zielgruppen bleiben Niederschwellig und zielgruppengerecht Case Study in Label-Betrieben | GFCH 1 10 Special 2022
WIRKUNG VON BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement ZWEI AUSSCHNITTE AUS CASE STUDIES ALLE DETAILLIERTEN CASE STUDIES FINDEN SIE HIER SBB Die SBB ist eines der heterogensten und komplexesten Unternehmen in der Schweiz, mit über 150 Berufsbildern, mehreren hundert Standorten und über 33 000 Mitarbeitenden. Massnahme: BGM bei zunehmender Digitalisierung mitdenken: Human Factors Dr. Regina Jensen Projektleiterin Wirkungsmanagement • Stakeholder: Gelingendes BGM involviert und motiviert alle relevanten Akteure im Unternehmen, vor allem auch die Geschäftsleitung. • Planung: BGM ist dann erfolgreich, wenn es bei den verschiedenen Unternehmensprozessen die Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeitenden berücksichtigt und die BGM-Verantwortlichen miteinbezieht. • Kommunikation: Mitarbeitende müssen über die vorhandenen BGM-Massnahmen informiert werden. Deshalb ist eine zielgruppengerechte Kommunikation über BGM wichtig. • Feedback: Um die passenden BGM-Massnahmen umzusetzen, sind ein ständiger Austausch mit und eine Rückmeldung von der Zielgruppe notwendig. • Wirkungsmessung: Ein regelmässiges Monitoring der BGM-Wirkung ermöglicht die zielgerichtete Ausgestaltung sowie das Aufdecken von Optimierungspotenzial. Inwieweit helfen Case Studies einem Betrieb? Case Studies oder Best Cases zeigen, wie andere Betriebe BGM-Massnahmen umsetzen. Vor allem aber, welche Erkenntnisse sie daraus ziehen. Sie helfen dadurch, eigene Massnahmen zu optimieren und neue zu entwickeln. Wie stellen Sie sicher, dass die Erkenntnisse aus diesen Case Studies wahrgenommen werden? Wir planen, den Synthesebericht und die einzelnen Fallbeschreibungen respektive Massnahmen zielgruppenspezifisch zu ver breiten und alle unsere Kommunikations kanäle zu bespielen, das heisst unter anderem Webseiten, Social Media und Newsletter. Die Erkenntnisse sollen aber auch in unsere Schulungen und Produkte fliessen und an Events vorgestellt werden. «Die Einführung technischer Systeme führte in der Vergangenheit manchmal zur Überforderung der Mitarbeitenden, die beispielsweise mit bestimmten Geräten nicht zurechtkamen», sagt SBB-Fachspezialistin Anna Windischer. Dafür zu sorgen, dass die Technologie die Mitarbeitenden entlastet und nicht belastet, fällt in die Zuständigkeit von «Human Factors». Für die Zugreinigung wurde beispielsweise eine App eingeführt, die den Mitarbeitenden den Sauberkeitszustand des Zugs in Rot, Orange und Grün angezeigt. Dementsprechend wird die Arbeit priorisiert. Windischer erklärt, dass je nach App-Gestaltung das digitale Hilfsmittel unterstützend oder «auch als zusätzlicher Druck für die Mitarbeitenden empfunden werden könnte». Würde das Tool beispielsweise zu einer verstärkten Kontrolle der Mitarbeitendenleistung oder zu Zeitdruck führen, nähme der Stress zu. Wenn das Tool aber so eingesetzt wird, dass sich das Team untereinander besser organisieren und seinen Handlungsspielraum nutzen kann, führt die Digitalisierung sogar zur Entlastung. Um schon vor der Einführung zu untersuchen, welche Auswirkungen eine neue Technologie auf die Mitarbeitenden, ihre Tätigkeiten und ihr Arbeitsumfeld hat, führt die SBB unter anderem Interviews und Beobachtungen von Arbeitsabläufen im Rahmen von Pilotstudien durch. Mögliche Technologieanpassungen werden anschliessend mit Personen diskutiert, die für die Einführung der neuen Technologie zuständig sind. Zudem werden Vorgesetzte sensibilisiert: «Es verändert die Führung, wenn die Leute autonomer arbeiten können.» Windischer ist vom Nutzen eines frühen Einbezugs von Human Factors überzeugt: «Wenn man erst am Ende dazukommt, ist es schwierig, noch etwas zu verändern. Oder man muss das ganze System zurücknehmen, weil es überhaupt nicht funktioniert. Das ist viel kostenintensiver, als wenn man Human Factors schon von Beginn an berücksichtigt.» Loterie Romande Die Loterie Romande ist ein KMU in der Glücksspielbranche, das mit seinen Erträgen gemeinnützige Projekte unterstützt und rund 300 Mitarbeitende beschäftigt. Massnahme: Etablierung von BGM im Unternehmen Bei der Loterie Romande führte die Vielfalt der Berufsprofile zu sehr unterschiedlichen Belastungen und Anforderungen an ein gutes Arbeitsumfeld. Um die Arbeitgeberattraktivität für bestehende und potenzielle Mitarbei tende zu erhöhen, implementierten sie eine Gesundheitsstrategie. Auf der Suche nach einer systematischen Methodik überzeugte das Label «Friendly Work Space» von Gesundheitsförde rung Schweiz. «Es stellte strukturierte Tools und Verfahren zur Verfügung, wodurch wir uns auf die Inhalte und die Umsetzung konzentrieren konnten, ohne zusätzlich noch eine Methode entwickeln zu müs sen», sagt Anne Michellod, BGM-Verantwortliche und HR-Leiterin. Die Komplexität und die hohen Anforderungen des Assessments waren teilweise eine Herausforderung. «Für den Einstieg war es hilfreich, den Prozess in Zwischenstufen zu unterteilen, die es ermöglichten, das BGM mit gezielter Aufwandssteuerung aufzubauen und es in die globale HR-Strategie des Unternehmens zu integrieren. Dieses schrittweise Vorgehen kann ich anderen KMU nur empfehlen», sagt Michellod. «Bei einer BGM-Einführung ist es zudem wichtig, die volle Unterstüt zung der Geschäftsleitung zu haben.» BGM werde zu einem strategischen Schwerpunkt und Ressourcen müssen dafür bereitgestellt werden. Operativ unterstützt wird die BGM-Verantwortliche durch eine partizipative BGM- Lenkungsgruppe. In dieser Gruppe sind alle relevanten Bereiche vertreten. Sie übernimmt im Wesentlichen drei Aufgaben: Erstens steht sie im engen, persönlichen Kontakt mit allen Mitarbeitenden. Zwei tens analysiert, plant und organisiert sie BGM-Massnahmen und kontrolliert deren Wirkung. Drittens ist sie Botschafterin für BGM im Unternehmen und informiert die Mitarbeitenden. Zur Wirkungskontrolle der BGM-Massnahmen führte die Loterie Romande zwei Instrumente ein. Eine übergeordnete, regelmässige Zufriedenheitsbefragung (alle drei Jahre) und ein flexibles Adhoc- Befragungstool. Zuletzt konnte eine sehr positive Entwicklung abgelesen werden. «Letztlich zahlt sich der Einsatz klar aus», sagt Anne Michellod. Special 2022 11
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Seite 19 und 20: BUSINESS CASE Betriebliches Gesundh

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