Betriebliches Gesundheitsmanagement 2022

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Betriebliches Gesundheitsmanagement BUSINESS CASE DER WEG ZUM LABEL «FRIENDLY WORK SPACE»: WIE DAS IN DER PRAXIS FUNKTIONIERT UM DAS LABEL «FRIENDLY WORK SPACE» ZU ERHALTEN, IST DIE ETABLIERUNG UNTERSCHIEDLICHER PROZESSE IM RAHMEN EINES QUALITÄTSMANAGEMENTS ERFORDERLICH, DAS EIN EFFIZIENTES UND EFFEKTIVES BGM SICHERSTELLT. BGM-BERATERIN MARTA SOKOL CAVIN BEGLEITETE DAS RÉSEAU HOSPITALIER NEUCHÂTELOIS AUF DIESEM WEG. EIN ERFAHRUNGSBERICHT. Text: Marc Benninger Bis heute erhielten 86 Organisationen mit über 210 000 Mitarbeitenden in der Schweiz das Label «Friendly Work Space». Das Verfahren dauert mehrere Monate und bietet der Organisation die Gelegenheit, sämtliche Massnahmen zur Gesundheit, Sicherheit sowie zum Unternehmensengagement «EIN TOOL ZUR REDUKTION VON PSYCHOSOZIALEN RISIKEN.» Mylène Cordary Basin BGM-Koordinatorin beim RHNe für die Gesellschaft oder das Klima öffentlich sichtbar zu machen. Marta Sokol Cavin, BGM-Beraterin bei der Versicherungsgesellschaft AXA, erläutert am Beispiel des Réseau hospitalier neuchâtelois (RHNe) die Vorgehensweise bei einem Assessment. Analyse, aktuelle Situation und Vorgehensweise Am Anfang des Verfahrens steht der FWS-Check. Dieser dauert ungefähr 20 Minuten. «Das können Unternehmen auch allein machen. Allerdings empfehle ich, sich begleiten zu lassen», sagt Sokol Cavin. Der Blick von aussen sei wichtig, da die Beraterin oder der Berater Unternehmen auf bestimmte Dinge aufmerksam macht, die bereits umgesetzt oder bislang nicht ausreichend verwertet wurden. «Dadurch entsteht ein guter Überblick.» Aus dieser ersten Auswertung können ein Bericht mit möglichen Massnahmen sowie ein unterstützendes Angebot entstehen. ES BRINGT ÜBERHAUPT NICHTS, ETWAS ZU ÜBERSTÜRZEN. FÜR DAS LABEL IST EINE GEWISSE ORGANISA TIONSREIFE ERFORDERLICH. AUF DIESE WEISE KÖNNEN BGM-MASSNAHMEN, DIE SICH AUF DIE MITARBEITENDENGESUND HEIT AUSWIRKEN, STRUKTURIERT UND KONSOLIDIERT WERDEN. DAS LABEL IST ZUDEM EIN GEEIGNETES TOOL ZUR REDUKTION VON PSYCHO SOZIALEN RISIKEN. 18 Special 2022
BUSINESS CASE Betriebliches Gesundheitsmanagement DAS ENGAGEMENT DER DIREKTION IST VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG. WIE BEI ALLEN PRÄVENTIONSMASS NAHMEN SIND DIE AUSWIRKUNGEN AUF DIE GESUNDHEIT, DIE LEISTUNG UND DIE ORGANI SATION DER ARBEITSBEDINGUNGEN ERST MITTEL- BIS LANGFRISTIG SICHTBAR. DESHALB MUSS EINE INSTITUTIONALI SIERTE KULTUR AUFGEBAUT WERDEN. «Beim RHNe haben wir im Projekt mit einem Lenkungsausschuss und einer Arbeitsgruppe gearbeitet», erzählt Mylène Cordary Basin, BGM-Koordinatorin beim RHNe. «Noch vor dem FWS-Check evaluierten wir unsere BGM- Massnahmen und sind auf diese Weise zu einem strukturierten Ansatz gekommen.» Zielsetzungen, Zielgruppen und Massnahmen «Sobald das Feld abgesteckt ist, empfiehlt sich die Durchführung eines oder mehrerer Workshops mit HR-Verantwortlichen sowie einigen Schlüsselpersonen. Dabei werden vorher identifizierte Themen behandelt – beispielsweise die Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen, die Unternehmenswerte oder die Personalvorschriften. Innerhalb dieser Workshops werden auch die umzusetzenden Massnahmen definiert», erläutert Marta Sokol Cavin. Beim RHNe wurde die Arbeitsgruppe anhand der notwendigen Fähigkeiten und im Sinne eines partizipativen Ansatzes zusammengestellt. So waren insbesondere die Sicherheitsbeauftragten und BGM- Spezialisten, die Weiterbildungsverantwortliche, ein Personalratsmitglied sowie die Abteilungsleitenden in diesem Gremium vertreten. Zielsetzungen und Wirkungsketten Anschliessend folgt der Hauptteil der Arbeit, sagt Sokol Cavin: «Die Umsetzung der neuen Massnahmen und Verfahren braucht Zeit. Mit dem Label «Friendly Work Space» werden Arbeitsorganisationen ausgezeichnet, bei denen auf die Mitarbeitendengesundheit geachtet wird. Deshalb muss sichergestellt werden, dass die neuen Prozesse nicht nur angeordnet, sondern tatsächlich gelebt werden – und das geht nicht von heute auf morgen.» Ebenso empfehle es sich, eine interne Personalressource zu benennen, die mit der Umsetzung und der Nachverfolgung der Massnahmen betraut werde. Beim RHNe wurde eine strukturelle und operative Organisation mit BGM-Bezug aufgebaut (BGM-Kommission, -Abteilung und -Koordinatorin). Daneben wurden verhaltensbezogene und strukturelle Massnahmen umgesetzt, eine institutionelle Sozialabteilung wurde gegründet und es wurden Präventionsmassnahmen zur Ergonomie am Arbeitsplatz in den medizinischen Bereichen entwickelt. Ausserdem wurden Yoga-Kurse eingeführt und die Pausenräume verbessert. Insgesamt dauerte der Prozess bei RHNe 18 Monate. Überprüfung und Indikatoren Sobald das Unternehmen alle Änderungen umgesetzt hat, leitet es einen Vorgang zur Selbstbeurteilung ein. Dann werden alle Dokumente zusammengestellt, die als Nachweis für die Wirksamkeit der Massnahmen dienen. In dieser Zeit übernimmt die oder der externe Beratende eine wichtige Aufgabe: «Marta hat uns bei dem gesamten Prozess begleitet», sagt Mylène Cordary Basin. «Sie war Teil des Lenkungs ausschusses und diente uns bei unseren Entscheidungen als wertvolle Orientierungshilfe. Ausserdem war sie massgeblich an der Erstellung unseres Abschlussberichts beteiligt.» Abschlussbeurteilung Zur Abschlussbeurteilung kommen externe Auditorinnen und Auditoren für einen Tag in das Unternehmen. «Am Assessment-Tag geht es hoch her», sagt Cordary Basin. «Ich habe BGM-Vertretende des RHNe eingeladen – die stellvertretende HR-Direktorin, den Betriebsarzt, den Betriebspsychologen sowie Personalratsmitglieder. Für den Assessment-Bericht gehen die Auditorinnen und Auditoren sämtliche Bereiche durch und tauschen sich mit der Arbeitsgruppe zu bestimmten Punkten aus.» «DIE UMSETZUNG DER NEUEN MASSNAHMEN BRAUCHT ZEIT.» Marta Sokol Cavin BGM-Beraterin BEVOR ICH MICH AN DIE ARBEIT MACHTE, KONTAKTIERTE ICH MEHRERE UNTERNEHMEN, DIE BEREITS MIT DEM LABEL AUS GEZEICHNET WURDEN. BEISPIELSWE ISE DIE LOTERIE ROMANDE UND DAS CHUV. DADURCH WUSSTE ICH, WAS AUF MICH ZUKOMMT. ICH KONNTE DIE TRAGWEITE DES PROZESSES EINSCHÄTZEN UND MIR BEWUSST MACHEN, WELCHE AUFGABE WIR UNS DAMIT VORGENOMMEN HABEN. Special 2022 19
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