Betriebliches Gesundheitsmanagement 2022

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Betriebliches Gesundheitsmanagement LABEL «FRIENDLY WORK SPACE» LABEL «FRIENDLY WORK SPACE»: BGM SICHTBAR MACHEN SCHWEIZWEIT SIND 86 ORGANISATIONEN MIT RUND 210 000 MITARBEITENDEN MIT DEM LABEL «FRIENDLY WORK SPACE» VON GESUNDHEITSFÖRDERUNG SCHWEIZ AUSGEZEICHNET, DARUNTER AUCH ALLE GENOSSENSCHAFTEN DER MIGROS ODER LIDL SCHWEIZ. DIE BGM-VERANTWORTLICHEN DER LEBENS- MITTELKONZERNE ERZÄHLEN, WESHALB EIN FUNKTIONIERENDES BGM IN IHRER BRANCHE WICHTIG IST UND WIE IHNEN DIE ZERTIFIZIERUNG HILFT, BESSER ZU WERDEN. Text: Christine Bachmann Lidl Schweiz und alle Genossenschaften der Migros vereint nicht nur die Branche, sondern auch die Tatsache, dass sie seit mehreren Jahren ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) betreiben und mit dem Label «Friendly Work Space» von Gesundheitsförderung Schweiz ausgezeichnet sind. Ihre Beweggründe: «Wir haben unterschiedliche Massnahmen bezüglich Gesundheitsförderung, Arbeitssicherheit und Absenzenmanagement umgesetzt und wollten wissen, ob wir damit auf dem richtigen Weg sind und wo wir im Vergleich zu anderen Unternehmen stehen», erklärt Dunja Freise, BGM-Verantwortliche bei Lidl Schweiz. Deshalb habe sich Lidl Schweiz für einen syste matischen Qualitätscheck durch das Label «Friendly Work Space» entschieden. Ähnliche Gründe nennt BGM-Leiter Markus Sidler, der mit dem Label aber auch die BGM-Anstrengungen der Migros Luzern besser sichtbar machen möchte. «So zeigen wir unseren Mitarbeitenden, dass wir unsere Personalarbeit pflegen und stetig verbessern wollen.» «Lidl Schweiz beschäftigt 4500 Mitarbeitende in 100 verschiedenen Berufen», sagt Freise und ergänzt: «Jede dieser Berufsgruppen birgt spezielle Herausforderungen und Belastungen.» In den Warenverteilzentren und Filialen sind es beispielsweise hohe körperliche Belastungen. «Deshalb bieten wir diesen Mitarbeitenden Schulungen zu ‹Heben und Tragen› oder beschaffen für sie moderne, ergonomische Arbeitsmittel.» Mitarbeitende mit PC-Arbeitsplätzen würden zusätzlich für Stress- und Zeitmanagement sensibilisiert. Auch bei der Migros Luzern kommen Mitarbeitende aus verschiedensten Geschäftsbereichen zusammen: von Logistik und Produktion über Sport- und Freizeitparks bis hin zu Gastronomie oder Administration. Von den BGM-Massnahmen profitieren alle: «Eine gute Gesundheit ist die Grundvoraussetzung, um die tägliche Arbeit zu meistern – unabhängig von der Funktion», betont Sidler. So gesehen sei das Unternehmen mit allen Facetten an physischen und psychischen Herausfor derungen konfrontiert, deren Ursachen nicht nur im beruflichen Umfeld auszumachen seien: «Wir unterstützen unsere Mitarbeitenden in ihrem beruflichen, aber auch privaten Alltag. Beispielsweise mit mehrjährigen Projekten und Kampagnen zu ‹Rücken›, ‹Psychische Gesundheit› oder aktuell ‹Regeneration›.» Vom Nutzen der «Friendly Work Space»-Auszeichnung Die Migros Luzern hat den Auszeichnungsprozess für das Label «Friendly Work Space» bereits im Jahr 2009 in Angriff genommen. «Die Auszeichnung wurde vorwiegend mit HR- Mitarbeitenden und dem internen Fachgremium Santé (Arbeitsgruppe Direktionsvertreter) erarbeitet und nahm einige Zeit in Anspruch», erinnert sich Markus Sidler. Herausfordernd war, bereits vorhandene Massnahmen und Prozesse zu erkennen und sie für alle sicht- und messbar zu machen. Beispielsweise als fester Bestandteil der Führungsschulung und mittels Verankerung auf Geschäftsleitungsebene. «So wird das Thema bewusster Top-down gelebt und es werden zusätzliche Budgets für Gesundheitsprojekte bewilligt.» Daneben implementierte die Migros Luzern einen Personalbe treu ungsprozess, bei dem die Gesundheit und die Mitarbeitendenzufriedenheit eine massgebende Rolle spielen: von der Rekrutierung über Aus- und Weiterbildung, Wiedereingliederung und Umplatzierung bis hin zum Vertragsende. Die Folgen: Die Zufriedenheit stieg, die Absenzen sanken und das Gesundheits- und das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeitenden erhöhten sich. 14 Special 2022
LABEL «FRIENDLY WORK SPACE» Betriebliches Gesundheitsmanagement Lidl Schweiz dagegen ist ein noch junges Mitglied im «Friendly Work Space»-Label-Club. Erst im Frühjahr 2021 entschloss sich der Lebensmittelkonzern, am Zertifizierungsprozess teilzunehmen. «Wir sammelten innerhalb von vier Monaten BGM-relevante Themen aus unterschiedlichsten Fachbereichen, verarbeiteten diese und reichten sie mit einem Self- Assessment sechs Wochen vor dem Assessment-Tag ein», erzählt Dunja Freise. «Ende August wurden wir von den BGM-Assessoren zu 25 BGM-Kriterien auf Herz und Nieren geprüft und bewertet. Im Oktober 2021 konnten wir dann im Berner Zentrum Paul Klee die Auszeichnung entgegennehmen.» Beim Zertifizierungsprozess waren Verantwortliche aus HR, BGM, Führungs-, Kultur- sowie Absenzenmanagement involviert. Eine zeitliche Herausforderung: «Wir fragten uns, wie tief und detailliert die einzelnen Kriterien beschrieben werden sollten. Zudem musste der Zertifizierungsprozess ins Tagesgeschäft integriert werden. Das war nicht immer einfach. Dank dieser Überarbeitung und Systematisierung wurde unser BGM jedoch messbar und damit systematisch sowie nachhaltig. Deshalb nutzen wir auch jetzt punktuelle Massnahmen in den drei BGM-Säulen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung und Abwesenheits- und Case Management.» Das Label wirkt nicht nur nach innen, sondern auch nach aussen. So nutzen sowohl Lidl Schweiz wie die Migros das Label vor allem auch fürs Employer Branding. «Nebst der prominenten Platzierung auf unseren Kommunikationskanälen zeigen wir es in der Kommunikation gegenüber Bewerbenden, beispielsweise auf der Karriereseite, auf Plattformen oder im Interview», sagt Freise. Auch Migros Luzern präsentiert das interne BGM und das Label im Employer Branding und in Bewerbungsgesprächen. «Aktuell erarbeiten wir eine weitere BGM-Kampagne. Wir zeigen unseren Mitarbeitenden in redaktionellen Beiträgen, welchen Nutzen sie vom Label und von einer guten Personalarbeit haben», erzählt Sidler. Weiter werden Labelbetriebe von Gesundheitsförderung Schweiz immer wieder in nationalen Kampagnen porträtiert. Noch nicht zertifiziert, dennoch engagiert Wert auf motivierte und fitte Mitarbeitende legt auch Aldi Suisse. Deshalb habe das Unternehmen unter dem Motto «Gemeinsam. Gesund.» ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) eingeführt, welches das körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt. Nebst dem Fokus auf Themen wie gesunde Ernährung, Bewegung, Arbeitsklima, Acht- Jérôme Meyer Country Managing Director von Aldi Suisse (noch kein Labelbetrieb) Markus Sidler BGM-Leiter bei Migros Luzern Labelbetrieb samkeit und innere Balance sowie Arbeitsmedizin und Gesundheitssc hutz plant das Unternehmen nun wieder mehr physische Aktivitäten. Eines der Highlights? «Die jährliche schweizweite Teilnahme an Firmenläufen.» Auf der eigenen Mitarbeiterapp gäbe es zudem Fitness- und Yoga-Videos, die zu Workouts und Challenges ermutigen. «Ausserdem planen wir dieses Jahr einen Gesundheitsmonat für alle Mitarbeitenden», sagt Jérôme Meyer, Country Managing Director von Aldi Suisse. Eine Label-Assessierung des Unternehmens, wie das die Migros und Lidl Schweiz bereits gemacht haben, ist für Aldi Suisse grundsätzlich eine interessante Option. «Das würde unser Engagement auch nach aussen hin besser sichtbar machen». Das Label «Friendly Work Space» sowie andere Möglichkeiten würden daher zurzeit geprüft. Ob damit das Label «Friendly Work Space» schon bald zum Branchenstandard gehört? EINE GUTE GESUNDHEIT IST DIE GRUNDVORAUS- SETZUNG, UM DIE TÄGLICHE ARBEIT ZU MEISTERN. MARKUS SIDLER Dunja Freise BGM-Verantwortliche bei Lidl Schweiz Labelbetrieb Label «Friendly Work Space» Das Label «Friendly Work Space» setzt den Schweizer Qualitätsstandard für systematisch umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützt wird. Die Auszeichnung stellt die Stiftung Gesundheits förderung Schweiz aus, die von Kantonen und Versicherern getragen wird und einen gesetzlichen Auftrag hat. bit.ly/Label_FWS Special 2022 15
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