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prima! Magazin - Ausgabe November 2022

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BERICHT<br />

BERICHT<br />

Die „Letzte Hilfe“<br />

Wenn ein geliebter Mensch am Ende seines Lebens steht, sind Angehörige meist hilflos.<br />

Doch es gibt viel, das sie tun können. Im Zuge eines „Letzte Hilfe Kurses“ lernen sie mit den<br />

Bedürfnissen und Wünschen von Sterbenden umzugehen und wie sie mit einfachen<br />

Hilfsmitteln Leiden lindern können. Das Wissen um den Prozess des Sterbens soll die<br />

Angst nehmen und das Umsorgen des sterbenden Menschen unterstützen.<br />

Nicole Mühl<br />

Foto © shutterstock_KieferPix<br />

damit „Letzte Hilfe“ geleistet. „Letzte Hilfe Kurse“ gibt es seit<br />

2015 – und jetzt auch im Burgenland.<br />

Raphaela Krojer ist ausgebildete Kursleiterin und bietet im<br />

<strong>November</strong> gemeinsam mit einer Kollegin zwei Kurse an, in<br />

denen sie Basiswissen zum Thema Lebensende und Sterbebegleitung<br />

weitergeben möchte. „Auch die Themen Vorsorge und<br />

Patientenverfügung werden dabei behandelt, weil es für<br />

Sterbende meist wichtig ist, dass jemand in ihrem Sinne<br />

entscheidet, wenn sie es nicht mehr können“, weiß Raphaela<br />

Krojer. Ein wesentlicher Teil des Kurses beschäftigt sich damit,<br />

mit einfachen Handgriffen und Hilfsmitteln ein Leiden oder ein<br />

belastendes Symptom ein wenig zu lindern bzw. dem Menschen<br />

in seiner letzten Lebensphase etwas Gutes zu tun. „Manchmal<br />

ist es ein in Pfefferminzöl beträufelter Wattepad, dessen Duft<br />

gegen Übelkeit hilft. Das Befeuchten der Mundhöhle mit einem<br />

Mundtupfer, das Vorlesen aus einem Buch oder das Aktivieren<br />

bestimmter Akupressurpunkte gegen Schmerzen“, erklärt<br />

Krojer.<br />

Abschied nehmen<br />

Der Moment des Abschiedes sei dann immer der schwierigste,<br />

weiß Raphaela. Aber es hilft, die einzelnen Stadien des Sterbeprozesses<br />

zu kennen. Auch hier können Angehörige ohne große<br />

Kenntnisse viel für den sterbenden Menschen tun: Beispielsweise<br />

über Dinge, die dem Sterbenden wichtig sind, zu reden.<br />

Das auszuhalten erfordert Mut, weiß Raphaela. „Der Kurs soll<br />

die Angst und Hilflosigkeit, die der Sterbeprozess auslöst,<br />

schmälern und Angehörige mutiger machen, das Loslassen<br />

eines geliebten Menschen auszuhalten“, sagt die Seelsorgerin.<br />

In Liebe da sein, sei in der Sterbebegleitung für sie die wichtigste<br />

Aufgabe.<br />

„Sterben ist immer noch ein Tabuthema“.<br />

„Oftmals hilft es den Angehörigen, Anzeichen zu erkennen, um letzte<br />

Vorbereitungen treffen zu können“, weiß Raphaela Krojer:<br />

• Bedürfnis nach Essen und Trinken lässt nach<br />

• Veränderung der Bewusstseinslage (Verwirrtheit, Unruhe,<br />

Angst, …)<br />

• Veränderung der Atem- und Kreislauftätigkeit<br />

(Rasselatmung, Atempausen, flache Atmung,…)<br />

• Veränderung der Hautfarbe (fahle Gesichtsfarbe,…) und<br />

Durchblutung (Kalte Hände und Füße, bläuliche Verfärbung)<br />

• Kommunikation nimmt immer mehr ab<br />

• Müdigkeit, Schwäche, erhöhtes Schlafbedürfnis<br />

• innerlicher Rückzug<br />

Was können Angehörige tun?<br />

• Rechtzeitig auf die Wünsche des bzw. der Sterbenden<br />

eingehen. Gesprächsbereitschaft signalisieren (Gespräche<br />

über das Sterben, den Tod, die Verabschiedung zulassen)<br />

oder einfach in Stille da sein, wenn es nichts mehr zu<br />

sagen gibt.<br />

• Berührung – eine Hand zum Anhalten<br />

• ev. Lieblingsmusik des Sterbenden leise im Hintergrund<br />

• Mundpflege mit Lieblingsgetränk<br />

• Einsatz von ätherischen Ölen<br />

• Rituale<br />

Letzte Hilfe Kurse<br />

Dipl. PAss Raphaela<br />

Krojer ist Leiterin der<br />

Seelsorgestelle im Krankenhaus Oberwart. Am 19.<br />

und am 26. <strong>November</strong> leitet sie mit einer Kollegin<br />

einen „Letzte Hilfe Kurs“ in Bad Tatzmannsdorf.<br />

„Wie ist es, zu sterben?“ Diese Frage hört<br />

Raphaela Krojer oft. Seit fast 20 Jahren<br />

betreut sie als Leiterin der Seelsorge im<br />

Krankenhaus Oberwart auch Sterbende.<br />

„Ich spüre die Hilflosigkeit und Ohnmacht<br />

der Angehörigen, wenn sie ihre<br />

Lieben auf dem letzten Lebensabschnitt<br />

begleiten, sagt Raphaela. Das Nicht-Wissen,<br />

was im Sterbeprozess passiert,<br />

macht Angst. „Dabei gibt es Vieles, das<br />

man für den sterbenden Menschen tun<br />

kann“, erklärt Raphaela. Das Wichtigste<br />

sei die Zuwendung. „Denn Zuwendung<br />

ist das, was wir am Lebensende alle am<br />

meisten brauchen“, weiß Raphaela. Der<br />

Prozess des Abschiedes ist ein schmerzhafter,<br />

der viele überfordere. Aber<br />

Wissen kann die Angst nehmen.<br />

Der Letzte Hilfe Kurs<br />

Bereits Henry Dunant, Begründer der<br />

Rotkreuz-Bewegung, hat Sterbende auf<br />

dem Schlachtfeld von Solferino 1859 bis<br />

zu ihrem letzten Atemzug begleitet und<br />

Sterbebegleitung erfordert viel Mut<br />

und Kraft für die Angehörigen.<br />

„<br />

Der Moment des<br />

Abschiedes ist immer<br />

der schwierigste. Aber<br />

es hilft, die einzelnen<br />

Stadien des Sterbeprozesses<br />

zu kennen.<br />

„<br />

19. und 26. <strong>November</strong> <strong>2022</strong>, jeweils von 9-13 Uhr,<br />

7431 Bad Tatzmannsdorf, Katholisches Pfarrheim, Kirchenstraße 15<br />

Der Kurs ist kostenlos.<br />

Begrenzte Teilnehmerzahl<br />

Anmeldung: raphaela.krojer@martinus.at<br />

Informationen zu Letzte Hilfe Kursen und weitere Kurstermine unter:<br />

www.letztehilfeoesterreich.at<br />

Der Letzte Hilfe Kurs umfasst vier Module á 45 Minuten:<br />

• Modul 1: Sterben ist ein Teil des Lebens<br />

• Modul 2: Vorsorgen und Entscheiden<br />

• Modul 3: Leiden lindern<br />

• Modul 4: Abschied nehmen<br />

Ziel des „Letzten Hilfe Kurses“:<br />

• Mut über das Sterben zu reden<br />

• Die Gewissheit, dass man als Angehöriger etwas für den bzw.<br />

die Sterbende*n tun kann<br />

• Die Gewissheit, dass man nicht alleine ist und es Unterstützung<br />

durch Professionisten (Hospiz- und Palliativ care) gibt<br />

• Hilflosigkeit und Angst sollen durch theoretisches Wissen und<br />

praktische Übungen kleiner werden<br />

• Guter Abschied ist hilfreich für die Trauerbewältigung<br />

Fachärzte/Assistenzärzte (w/m/d)<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

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