Die Besten - Das Karrieremagazin
Am Freitag, den 3. Juni 2022 erschien die redaktionell hochwertige und exklusive Hochglanzbeilage, die ganz im Zeichen der Karriere steht.
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16 DIE BESTEN KARRIERE<br />
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DIE JUNGE GENERATION<br />
BILD: SN/STOCK.ADOBE/KOSTIKOVANATA<br />
die Senioren sozial isoliert sind. Über Kinder wurde maximal in dem Zusammenhang<br />
gesprochen, dass sie ihreElternimHomeoffice nerven.<br />
<strong>Das</strong> haben die Jungen mitbekommen, auch die Tatsache, dass sich<br />
mit ihrer Lebenswirklichkeit nicht wirklich jemand auseinandersetzt.<br />
SN: Wasgenau bezeichneten die von Ihnen befragten<br />
jungen Menschen als Probleme während der Pandemie?<br />
Bei vielen sind mit der Pandemie diese ersten Schritte in die Selbstständigkeit,<br />
die man im Umfeld, in der Peergroup, aber auch im Bildungsbereich<br />
und in der Arbeitswelt erlebt, weggefallen. Man war eingesperrt,<br />
musste im Distanzmodus lernen, sich den Eltern unterwerfen.<br />
Man war in der Familie gefangen, ging sich wechselseitig auf die<br />
Nerven, hatte keine Freizeitangebote. <strong>Das</strong> ist die eine Seite. <strong>Die</strong> Lehrlinge<br />
hingegen mussten, egal wie hoch die Infektionszahlen waren, in die<br />
Berufsausbildung hinaus. Auch das wurde zu wenig thematisiert. <strong>Die</strong><br />
Gruppe, die schon vor der Pandemie ihreSchwierigkeiten im sozialen<br />
Umgang hatte, und jene, die mit psychischen Problemen kämpften,<br />
waren nun noch stärker betroffen: Videocalls waren für diese jungen<br />
Menschen mitunter belastend.<br />
SN: Wo sehen Sie aktuell die Wirtschaftstreibenden<br />
am stärksten gefordert?<br />
<strong>Die</strong> größte Herausforderung ist momentan, die Mitarbeiter zu bekommen,<br />
die ins Unternehmen passen. Für Jung und Alt daraus eine Winwin-Situation<br />
zu machen ist vermutlich die größte Herausforderung für<br />
Personalmanager. Dazu braucht es ein faktenbasiertes Wissen, wie<br />
junge Menschen in Sachen Beruf ticken. In unserer Studie schauen wir<br />
uns näher an, welche Rolle digitale Tools bei der Jobsuche und Berufswahl<br />
spielen, und in weiterer Folge, wie mandas Personalmanagement<br />
in Betrieben anlegt, welcher Führungsstil bei jungen Menschen ankommt<br />
beziehungsweise was sich junge Leute überhaupt wünschen.<br />
SN: Wiestellen sich junge Menschen eigentlich<br />
ihre Chefinnen und Chefs vor?<br />
<strong>Die</strong> junge Generation erwartet sich von Führungskräften, dass diese<br />
sich auf individuelle Bedürfnisse einstellen. <strong>Das</strong> ist ein großes Thema,<br />
wenn es um Arbeitszeiten geht. Viele junge Menschen wollen ihr<br />
Arbeitsleben strikt von der Freizeit trennen und fordern klar definierte<br />
Arbeitszeiten, beispielsweise von Montag bis Donnerstag von 9bis<br />
5Uhr arbeiten und dann dafür am Freitag frei. <strong>Die</strong> Möglichkeit, Arbeitszeiten<br />
flexibel nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten, ist besonders<br />
bei bildungsnahen High Potentials für viele Motivation, einen Job anzunehmen.<br />
Ein Kochrezept für alle jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
wie auch für alle Betriebe gibt es freilich nicht. Ich würde eher<br />
sagen, dass die Herausforderung für Unternehmen darin besteht,<br />
dass sie sich viel Zeit nehmen müssen für die Auseinandersetzung und<br />
Angebotserstellung für junge Menschen. Es muss Klartext gesprochen<br />
werden, gerade mit High Potentials.<br />
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SN: Aber der Arbeitsmarkt ist kein Wunschkonzert.<br />
Der Produktionsbetrieb wird auch künftig im Schichtbetrieb<br />
arbeiten müssen, die Gastronomie braucht am<br />
Wochenende Mitarbeitende. Wo müssen sich die<br />
jungen Menschen anpassen, wo muss die ältere<br />
Generation umdenken?<br />
Wiralle brauchen eine gute Portion Realitätssinn und die richtige Dosis<br />
Pragmatismus, um im Berufsleben erfolgreich zu sein. <strong>Das</strong> müssen wir<br />
den Jungen vermitteln. Man muss es konkret machen. Fragt man sie<br />
nach den Wünschen, wirddie Liste ellenlang sein, aber nicht kompatibel<br />
mit den Erwerbsrealitäten. Hier muss man offen sagen, dass nicht<br />
alles, was grundsätzlich wünschenswert wäre, auch möglich ist. Junge<br />
Menschen brauchen Beispiele aus der Erwerbsrealität, konkrete<br />
Einblicke, wie der Arbeitsmarkt tatsächlich funktioniert. Und sie müssen<br />
lernen, mit Blick auf ihreaktuelle Lebenssituation Prioritäten zu setzen.<br />
<strong>Das</strong> sollte möglichst früh geübt werden. Es bräuchte hier ein Mehr<br />
an Berufsorientierung in den Schulen, aber auch im Elternhaus. Und<br />
man könnte auch in der außerschulischen Jugendarbeit einen wichtigen<br />
Partner finden.<br />
SN: Waskann die Managergeneration, was können<br />
die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger<br />
von jungen Menschen lernen?<br />
Bei den digitalen Tools können uns die Jungen coachen, wir könnten<br />
hier wechselseitig voneinander profitieren. Sie schmunzeln zwar oft<br />
über Ältere, sind aber sehr hilfsbereit. Wirhaben bei unseren Untersuchungen<br />
während der Pandemie mehrfach abgefragt, ob jüngereLeute<br />
bereit wären, die älteren Menschen aus Risikogruppen zu unterstützen,<br />
etwa beim Einrichten von Videotelefonie oder bei Onlinebestellungen.<br />
<strong>Die</strong> Zustimmung war hoch. Wirkönnten in der Arbeitswelt von den<br />
Jüngeren aber auch lernen, wie man die Work-Life-Balance besser<br />
hält und weniger schnell in Stress gerät, weil wir uns selber Druck machen,<br />
indem wir glauben, unserePrioritäten nicht zu 150 Prozent richtig<br />
zu setzen. Vonseiten der Forschung sehen wir bei jungen Menschen<br />
in der Berufseinstiegsphase viele Hoffnungen und Wünsche, aber<br />
auch die Grundmotivation, durchzustarten, und eine große Lebendigkeit,<br />
die sie in die Arbeitswelt einbringen und die ja sehr spannend sein<br />
kann, vor allem, wenn dann auch noch die Berufserfahrung und die Lebensweisheit<br />
der Älteren einfließen können. Aber dazu muss man sich<br />
erst einmal begegnen.<br />
SN: Wo sagt die junge Generation Nein, wo will<br />
sie auf keinen Fall wie ihre Eltern sein?<br />
<strong>Die</strong> junge Generation reibt sich an den Elternnicht mehr so sehr wie früher.Man<br />
möchte nur mehr vereinzelt in die Fußstapfen der Elterntreten.<br />
Und man will es den Elternauch nicht mehr um jeden Preis zeigen. Der<br />
Generationenkonflikt ist weitgehend vom Tisch. Man konzentriert sich<br />
stattdessen lieber auf sein eigenes Ding.