Gesund & Leben 2022 / 10
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das magazin der<br />
<strong>10</strong>/22, 17. Jahrgang, € 2,40<br />
GESUND LEBEN<br />
in wien<br />
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BALLAST<br />
LOS<br />
WERDEN<br />
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im <strong>Leben</strong>!<br />
GESUNDHEIT<br />
VON DER WIESE<br />
Dr. Christine Reiler zeigt<br />
die besten Heilkräuter<br />
GENUSS AUS<br />
SCHÜSSELN<br />
Bowls schmecken köstlich und<br />
sind gesund. Mit Rezepten!<br />
STRAHLEND SCHÖN<br />
IN DEN TAG STARTEN<br />
Tipps und Tricks für einen<br />
perfekten Morgen<br />
DIE KRAFT<br />
DER STILLE<br />
<strong>Gesund</strong>heit und mehr<br />
<strong>Leben</strong>senergie durch Ruhe
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MEDIZIN KOMPAKT<br />
WUSSTEN<br />
SIE, DASS ...<br />
… die tägliche Zuckerzufuhr maximal<br />
50 Gramm betragen sollte? Die WHO<br />
empfiehlt, zwischen fünf und maximal<br />
zehn Prozent der persönlichen täglichen<br />
Kalorienzufuhr in Form von Zucker zu sich zu nehmen.<br />
Grob gesagt sind das zwischen 25 und 50 Gramm<br />
Zucker pro Tag, also in etwa sechs bis zwölf Teelöffel.<br />
Erfreulich: Laut Statistik ist der Zuckerkonsum in<br />
Österreich seit 2000/01 insgesamt um etwa <strong>10</strong><br />
Kilogramm pro Kopf/Jahr gesunken. Im Jahr 2021 sank<br />
er erstmals unter die 30 Kilo-Marke (29,9) pro Kopf.<br />
Und ist damit noch immer um ca. zehn Kilo zu hoch.n<br />
n WARUM WEINEN WIR?<br />
FOTOS: ISTOCK_SLONOV, _ESP2K, _PIKSEL, _ARTHON MEEKODONG, _KLEBERCORDEIRO<br />
n ZAHL DES MONATS<br />
29 % ...<br />
... geringer ist das verfrühte Sterberisiko,<br />
wenn man 2,5 bis 4,5 Tassen Kaffee pro Tag<br />
zu sich nimmt. Das ist zumindest das<br />
Ergebnis einer chinesischen Studie.<br />
Genießt man den Kaffee mit Zucker, sollte<br />
man sich laut Forscher allerdings auf 1,5 bis<br />
3,5 Tassen beschränken, um denselben<br />
gesundheitlichen Effekt zu erzielen. n<br />
BRUSTKREBS:<br />
NEUER<br />
WIRKSTOFF<br />
LÄSST GEHIRN-<br />
METASTASEN<br />
SCHRUMPFEN<br />
Eine österreichische Studie unter der Leitung der<br />
MedUni Wien zeigt, dass sich Gehirnmetastasen<br />
bei Brustkrebspatienten durch eine neuartige<br />
Wirkstoffklasse teilweise oder sogar ganz zurückbilden.<br />
Es handelt sich dabei um eine chemische<br />
Verbindung aus Antikörper und Chemotherapie,<br />
die nach den aktuellen Erkenntnissen eine<br />
gänzlich neue Perspektive in der onkologischen<br />
Forschung und zielgerichteten Therapie eröffnet.<br />
Zudem zeigte der Wirkstoff Trastuzumab-Deruxtecan<br />
(T-Dxd) eine gute Verträglichkeit. n<br />
Laut Psychologen der Universitäten Ulm und<br />
Sussex, die mehrere Studien durchführten,<br />
lassen sich die meisten Episoden, in denen<br />
Erwachsene aus emotionalen Gründen weinen,<br />
zuverlässig einer von fünf Kategorien zuordnen.<br />
Diese sind: Einsamkeit (Bedürfnis nach Nähe),<br />
Machtlosigkeit (z. B. aufgrund einer Todesnachricht),<br />
Überforderung (wurde häufig im Arbeitskontext<br />
berichtet), Harmonie (z. B. Freudentränen) und<br />
Medienkonsum (Filme, Bücher). Zudem zeigte<br />
sich, dass jüngere Probanden häufiger als ältere<br />
Personen aufgrund von Überforderung weinen. n<br />
n GESUNDHEITSTIPP DES MONATS<br />
RICHTIGES VERHALTEN<br />
GEGENÜBER ALZHEIMER-PATIENTEN<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Verhalten nicht persönlich nehmen:<br />
Das Verhalten ist durch<br />
die Erkrankung bedingt. Bei<br />
herausfordernden Situationen<br />
verlassen Sie kurz das Zimmer,<br />
um sich wieder zu sammeln.<br />
Alltag strukturieren und Orientierung<br />
bieten: Um Überforderung<br />
zu vermeiden, sollten Sie<br />
den Alltag des Patienten so<br />
einfach wie möglich gestalten.<br />
Äußere Auslöser wie grelles<br />
Licht, bestimmte Personen<br />
oder zu viel Lärm sollten reduziert<br />
werden.<br />
Auf Gedankenwelt des Erkrankten<br />
einlassen: Achten Sie auf<br />
eine wertschätzende und einfühlsame<br />
Haltung. Wichtig ist,<br />
sich auf die Gedankenwelt<br />
und Realität des Erkrankten<br />
einzulassen. Versuchen Sie,<br />
den Auslöser der Aggression<br />
herauszufinden. Keine<br />
Zurechtweisungen oder Richtigstellungen!<br />
Auf eine einfache Kommunikation<br />
achten: Sprechen Sie langsam,<br />
deutlich und in kurzen<br />
Sätzen. Gesten und eine deutliche<br />
Körpersprache können<br />
beim Verständnis helfen. Nutzen<br />
Sie Fragen, die mit „ja“<br />
oder „nein“ beantwortet werden<br />
können. An Blick- und<br />
Körperkontakt denken! n<br />
QUELLE: GEMEINNÜTZIGE ALZHEIMER FORSCHUNG INITIATIVE E.V. (AFI)<br />
GESUND & LEBEN 09/22 <strong>10</strong>/22<br />
5
12<br />
Dr. Christine<br />
Reiler präsentiert<br />
die besten<br />
Heilkräuter.<br />
Kamille<br />
Heidelbeere<br />
EDITORIAL<br />
Weide<br />
Thymian<br />
4-Seiten-Spezial<br />
GESUND IN WIEN<br />
Seite 8 bis 11<br />
n LEBENSFREUDE<br />
3 Medizin kompakt<br />
Schlüsselblume<br />
12 Die 15 besten Heilpflanzen<br />
Dr. Christine Reiler präsentiert die<br />
wirksamsten Heilkräuter.<br />
20 So werden Sie Ballast los<br />
Entrümpeln – physisch und psychisch –<br />
bringt mehr <strong>Leben</strong>squalität.<br />
24 Köstliche Bowls<br />
Schale für Schale ein gesunder Genuss –<br />
so funktionieren Bowls.<br />
27 Das lasse ich mir schmecken!<br />
Drei gesunde Bowl-Rezepte<br />
zum Nachkochen.<br />
WOCHE FÜR WOCHE<br />
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30 Die Kraft der Stille<br />
Warum Ruhe unserem Körper und<br />
unserem Geist so guttut.<br />
n LEBENSKRAFT<br />
36 Babyboomer<br />
Eine ganze Generation steht vor neuen<br />
Herausforderungen. Wir haben Tipps.<br />
40 Einfach besser sehen<br />
Warum Augengesunheit gerade im Herbst<br />
so wichtig ist.<br />
Impressum: GESUND & LEBEN in WIEN ist das offizielle <strong>Gesund</strong>heitsmagazin der Wiener Ärztekammer. Zielgruppe & Richtung des Magazins: <strong>Gesund</strong>heitsrelevante<br />
und wichtige medizinische Informationen für alle gesundheitsbewussten Wienerinnen und Wiener. Medieninhaber, Verlag, Redaktion: ÄrzteVerlag GmbH, <strong>10</strong>90 Wien,<br />
Währingerstraße 65. Herausgeber: Komm.-Rat Axel C. Moser, Mag. Philipp Ita. Mitglied der Geschäftsleitung: Petra Hubert-Schimek. Chefredakteur: Mag. Ralf Strobl.<br />
Chefin vom Dienst: Beate Barth. Artdirektion: DI Lissa Weissenbacher (Ltg.), Verena Ohnewas, BSc. Coverfoto: iStock_Nuthawut Somsuk. Redaktion Ärztekammer für<br />
Wien: Dr. Hans-Peter Petutschnig. Redaktion: Linda Freutel, Mag. Karin Lehner, Mag. Christiane Mähr, Michaela Neubauer, MA, Daniela Rittmannsberger, Mag. Claudia<br />
Sebunk, Doris Simhofer. Key Account: Gerlinde Taferner. Medieninhaber: ÄrzteVerlag GmbH, <strong>10</strong>90 Wien, Währinger Straße 65. Hersteller: Druckerei Berger, 3580<br />
Horn. Aboservice: Tel.: 01/961<strong>10</strong>00-190, abo@gesundundleben.at. Einzelpreis: Euro 2,40 Abopreis: Euro 19,90/Jahr. GESUND & LEBEN erscheint <strong>10</strong>x/Jahr. Seiten, die<br />
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und medizinische Informationen für alle gesundheitsbewussten und gesundheitsinteressierten Österreicherinnen und Österreicher.<br />
201920021<br />
P.b.b. Erscheinungsort: Wien. Verlagspostamt: <strong>10</strong>90 Wien. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz siehe www.gesundundleben.at. Die Angaben und<br />
Äußerungen in Anzeigen, Inseraten, Advertorials & Promotions geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion und/oder des Medieninhabers wieder.<br />
Für diese wird keine Haftung übernommen. Weiterführende Details finden Sie unter www.gesundundleben.at.<br />
24<br />
Genuss und <strong>Gesund</strong>heit<br />
aus der Schüssel:<br />
So funktionieren Bowls.<br />
48<br />
Mit Elan und Schwung in den<br />
Morgen – und fit für den ganzen Tag.<br />
44 Herzklappen<br />
Herzklappenerkrankungen können immer<br />
schonender behandelt werden.<br />
46 Darmgesundheit<br />
Der Darm spielt eine gewichtige Rolle, wenn es<br />
um unsere <strong>Gesund</strong>heit geht. Ein Überblick.<br />
n LEBENSNAH<br />
48 Guten Morgen!<br />
Die besten Tricks und Treatments für einen<br />
perfekten Start in den Tag.<br />
54 Richtiges Atmen<br />
Wer richtig atmet, baut Stress ab und<br />
Wohlbefinden auf.<br />
58 <strong>Gesund</strong>heits-Kreuzworträtsel<br />
Lösen Sie unser Rätsel –<br />
und gewinnen Sie!<br />
NEU<br />
FOTOS: ISTOCK_INTERSITID , BARBARA NIDETZKY; HARALD EISENBERGER; ADOLF BLAIM; KKUELLMER1; ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN/ STEFAN SEELIG<br />
DIE POLITIK<br />
IST GEFRAGT!<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER!<br />
Wir Österreicherinnen und Österreicher<br />
konnten uns immer glücklich schätzen<br />
und wir wurden auch rund um den<br />
Globus dafür beneidet, dass unser<br />
<strong>Gesund</strong>heitssystem zu den besten<br />
weltweit gehört. Die <strong>Gesund</strong>heitsversorgung<br />
ist auch nach wie vor gut, aber<br />
es gibt leider schon Risse und Lücken<br />
im System und wir laufen Gefahr, dass<br />
daraus eine große und teure Baustelle<br />
entsteht, wenn die Politik nicht rasch handelt.<br />
Ärztinnen und Ärzte sowie das gesamte<br />
<strong>Gesund</strong>heitspersonal arbeiten nicht erst seit<br />
Beginn der Corona-Pandemie am Limit.<br />
Personalmängel werden in allen Bereichen<br />
– sowohl in Spitälern als auch<br />
bei niedergelassenen Ärztinnen und<br />
Ärzten – immer sichtbarer. Für Patientinnen<br />
und Patienten zeigt sich das<br />
am deutlichsten durch immer längere<br />
Wartezeiten in Ambulanzen oder Ordinationen.<br />
Wir fordern daher von der Politik<br />
auf Bundesebene, genauso wie von der<br />
Stadt Wien, Geld in die Hand zu nehmen und<br />
an den richtigen Stellen zu investieren, damit Ihnen, liebe Leserinnen<br />
und Leser, die beste <strong>Gesund</strong>heitsversorgung geboten werden<br />
kann, die Sie auch verdienen.<br />
Darüber können Sie in dieser Ausgabe lesen, aber selbstverständlich<br />
auch über erbaulichere Themen, etwa über Heilpflanzen<br />
aus der Natur, und natürlich finden Sie wieder leckere Rezepte für<br />
einen gesunden Start in den Herbst. Weitere Schwerpunkte dieser<br />
Ausgabe beschäftigen sich mit allen Aspekten rund um das Auge<br />
und das Sehen, um den gesunden Schlaf und die innere Ruhe<br />
sowie den Atem und die heilsamen Kräfte des richtigen Atmens.<br />
Wir wünschen Ihnen wieder eine spannende Lektüre mit unserer<br />
Patientenzeitung, den vielleicht ein oder anderen für Sie wichtigen<br />
<strong>Gesund</strong>heitstipp und vor allem eines: Bleiben Sie gesund! n<br />
Herzlich<br />
Johannes Steinhart und Erik Randall Huber<br />
Präsident und Vizepräsident<br />
der Ärztekammer für Wien<br />
6 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
7
Wiener <strong>Gesund</strong>heitssystem:<br />
STADT WIEN<br />
SOLL ENDLICH VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN!<br />
Erstaunt hat die Wiener Ärztekammer<br />
die medialen Aussagen von <strong>Gesund</strong>heitsstadtrat<br />
Peter Hacker vernommen,<br />
wonach nun plötzlich der niedergelassene<br />
Bereich Schuld an der Misere im<br />
Wiener Spitalswesen habe. Sowohl Dr. Stefan<br />
Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte<br />
und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien,<br />
als auch Dr. Erik Randall Huber, Obmann der<br />
Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident<br />
der Ärztekammer für Wien, sehen darin eine<br />
völlige Kapitulation seitens der Politik, die Probleme<br />
selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Hacker hatte in der ORF-Senudng „Wien<br />
heute“ gesagt: „Der niedergelassene Bereich<br />
verschiebt permanent alle Patientinnen und<br />
Patienten in den Spitalssektor und wir stehen<br />
vor Finanzausgleichsverhandlungen, und da<br />
werden wir Tacheles reden.“ Diese Aussage<br />
erstaunt umso mehr, als der Medizinische<br />
Direktor des Wiener <strong>Gesund</strong>heitsverbunds,<br />
Dr. Michael Binder, im selben ORF-Beitrag über<br />
die schweren Probleme Unfallchirurgie und<br />
Pflege spricht. Huber: „Das Fach Unfallchirurgie<br />
gab es noch nie extramural als Kassenarztfach,<br />
und Pflegemangel hat mit Ordinationen schon<br />
gar nichts zu tun.“<br />
Die derzeitigen Probleme mit der Bettenbelegung<br />
in den Spitälern auf die Ordinationen<br />
abzuwälzen ist aus Hubers Sicht „einfach nur<br />
peinlich“, denn Ordinationen seien gar nicht bettenführend.<br />
„Der Stadtrat soll seine eigenen Statistiken<br />
lesen, aus denen eindeutig hervorgeht,<br />
dass der niedergelassene Bereich ambulant<br />
immer mehr Menschen versorgt und die Spitalsambulanzfälle<br />
seit Jahren stagnieren.“<br />
„Wir schicken niemanden unnötig ins Spital<br />
und arbeiten seit Jahren am Limit, weil die<br />
Wartezeiten in den Spitälern für die Patien-<br />
Die Ärztekammer fordert den Wiener <strong>Gesund</strong>heitsstadtrat auf,<br />
endlich Lösungen aufzuzeigen – „Das ewige Abladen von<br />
Zuständigkeiten muss ein Ende haben“.<br />
Dr. Erik Randall Huber,<br />
Obmann der Kurie<br />
niedergelassene Ärzte<br />
und Vizepräsident der<br />
Ärztekammer für Wien<br />
tinnen und Patienten unerträglich geworden<br />
sind. Operationen werden verschoben oder gar<br />
abgesetzt, Patientinnen und Patienten im Kreis<br />
geschickt“, kritisiert Huber. Man würde ja gerne<br />
helfen und die Spitäler entlasten, aber seit<br />
Monaten würden Gespräche zur Auslagerung<br />
von Leistungen zur Entlastung der Spitäler wie<br />
beispielsweise die Diabetesversorgung von der<br />
Stadt Wien konsequent blockiert. n<br />
„Die Situation ist nicht nur angespannt, sondern<br />
auch gefährlich. Ich fordere konkrete Zusagen,<br />
was die Stadt Wien zu unternehmen gedenkt,<br />
damit 2023 alles besser wird, so wie<br />
Stadtrat Hacker dies ebenfalls vor Kurzem<br />
angekündigt hat.“<br />
Stadt Wien<br />
muss rasch<br />
Lösungen schaffen<br />
Konkret gibt es für Ferenci und Huber<br />
drei zentrale Fragestellungen, die rasch<br />
beantwortet werden müssen:<br />
Dr. Stefan Ferenci,<br />
Obmann der Kurie<br />
angestellte Ärzte und<br />
Vizepräsident der<br />
Ärztekammer für<br />
Wien<br />
n Welche Aktivitäten setzt die Stadt Wien, um die Versorgung der<br />
Bevölkerung nachhaltig zu verbessern?<br />
n Wie stellt die Stadt Wien sicher, dass offene Planstellen bei<br />
Ärztinnen und Ärzten sowie bei der Pflege nachbesetzt werden?<br />
n Welche Aktivitäten setzt die Stadt Wien, um Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im öffentlichen <strong>Gesund</strong>heitswesen zu halten?n<br />
FOTOS: ISTOCK_VIOLETASTOIMENOVA_FLASH VECTOR; ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN/ STEFAN SEELIG<br />
COVID-MEDIKAMENTE:<br />
„Deutsche Pläne zum Vorbild nehmen!“<br />
Deutschland plant eine ärztliche Medikamentenabgabe bei antiviralen<br />
COVID-Medikamenten. „Das sollte sich Österreich zum Vorbild nehmen“,<br />
fordert Ärztekammerpräsident Dr. Johannes Steinhart.<br />
In Deutschland zeichnet sich immer mehr ab,<br />
dass man bei der Abgabe von antiviralen COVID-<br />
Medikamenten nicht nur die niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzte stark einbinden will, sondern<br />
auch bereit ist, die Abläufe für Patientinnen und<br />
Patienten zu vereinfachen. So sieht ein Verordnungsentwurf<br />
die ärztliche Abgabe für antivirale<br />
COVID-Medikamente vor, um einen schnelleren und<br />
häufigeren Einsatz dieser Medikamente zu erreichen.<br />
„Deutschland setzt hier ganz klar auf das richtige<br />
Pferd“, betont Ärztekammerpräsident Dr. Johannes<br />
Steinhart: „Das Dispensierrecht ist die beste Lösung<br />
für alle Beteiligten – vor allem für die Patientinnen<br />
und Patienten, die so rasch und unkompliziert zu ihrem<br />
Medikament kommen und sich zusätzliche Wege<br />
ersparen. Damit kann auch das Infektionsrisiko für die<br />
Bevölkerung minimiert werden, wenn sich infizierte<br />
Menschen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf<br />
den Weg zu ihrem Medikament machen müssen.“<br />
Dr. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen<br />
Ärztekammer und Bundeskurienobmann der<br />
niedergelassenen Ärzte, erinnert dabei an das der<br />
Regierung angebotene „COVID-Package“ der niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzte: „Wir geben unseren<br />
positiv getesteten Patientinnen und Patienten gleich<br />
alles mit, was sie für einen möglichst milden und erträglichen<br />
Krankheitsverlauf brauchen: Schmerzmittel,<br />
fiebersenkende und eventuell hustendämpfende<br />
Mittel und gegebenenfalls natürlich auch gleich antivirale<br />
COVID-Medikamente“, so Wutscher.<br />
Dr. Johannes<br />
Steinhart,<br />
Präsident der<br />
Ärztekammer für<br />
Wien<br />
Dr. Edgar Wutscher,<br />
Vizepräsident der<br />
Österreichischen<br />
Ärztekammer und<br />
Bundeskurienobmann<br />
der<br />
niedergelassenen<br />
Ärzte<br />
ANGEBOT FÜR PATIENTINNEN<br />
UND PATIENTEN<br />
Im Hinblick auf den deutschen Verordnungsentwurf,<br />
der für Ärztinnen und Ärzte eine Vergütung<br />
von 15 Euro pro abgegebene Packung antiviraler<br />
COVID-Medikamente vorsieht, sagt Wutscher: „Wir<br />
stehen auch in diesem Punkt zu unserem Angebot:<br />
Wir Ärztinnen und Ärzten geben die Medikamente<br />
kostenlos ab. Unseren Aufwand sehen wir durch die<br />
Honorierung des ärztlichen Beratungsgesprächs<br />
abgedeckt.“ Auch rechtlich sehe man durch den<br />
im Ärztegesetz schon jetzt vorgesehenen „Notfallapparat“<br />
an vorrätig zu haltenden Medikamenten<br />
zur Hilfeleistung in dringenden Fällen bereits alle<br />
Voraussetzungen zur Abgabe gegeben. n<br />
8 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
9
PFLEGEMANGEL<br />
gefährdet<br />
PATIENTEN<br />
Österreich läuft Gefahr, in einen Pflegenotstand<br />
zu schlittern – „Ein kritischer Punkt ist erreicht“.<br />
„Ohne Verbesserung der Arbeitsbedingungen und konkurrenzfähige Einkommen<br />
drohen zunehmend gefährliche Personalengpässe im Pflegebereich“,<br />
warnt Ärztekammerpräsident Dr. Johannes Steinhart. Der Pflegemangel<br />
betreffe in Wien alle Gemeindespitäler, das AKH sowie auch die<br />
meisten Pflegeheime „in eklatanter Weise“. Schon seit Jahren weist die<br />
Ärztekammer auf die gefährliche Entwicklung im Pflegebereich hin. Steinhart:<br />
„Die Versorgung in Heimen und Spitälern hat einen kritischen Punkt<br />
erreicht, der zu patientengefährdenden Zuständen führen kann.“<br />
HILFERUF DER PFLEGERINNEN UND PFLEGER<br />
„Wie in der Ärzteschaft haben auch schon etliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter aus dem Pflegebereich ihre Jobs aufgegeben oder planen das<br />
in naher Zukunft“, ergänzt Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied, stellvertretende<br />
Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien. Die<br />
POLITIK IGNORIERT KINDER UND JUGENDLICHE<br />
Nicht Corona<br />
allein ist an den<br />
psychischen<br />
Problemen von<br />
Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
schuld. Die<br />
Politik ist mehr<br />
als säumig!<br />
Als Kinder- und Jugendpsychiater ist es<br />
für mich mehr als befremdlich, wofür<br />
die Corona-Pandemie insbesondere für<br />
Kinder- und Jugendliche alles herhalten<br />
soll. Nicht Corona allein ist an den psychischen<br />
Problemen von Kindern und Jugendlichen schuld“,<br />
reagiert der Obmann der Kurie angestellte Ärzte<br />
und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien,<br />
Dr. Stefan Ferenci, auf eine entsprechende Twitter-<br />
Meldung des <strong>Gesund</strong>heitsministers, wonach es ein<br />
Plus von 25 Prozent bei psychischen Erkrankungen<br />
und Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen<br />
in Österreich gebe. Der Minister bezeichnete dies<br />
als „Kollateralschaden“ der Pandemie.<br />
JAHRELANGE VERSÄUMNISSE<br />
DER POLITIK<br />
Wobei Ferenci in der Schlussfolgerung dem <strong>Gesund</strong>heitsminister<br />
durchaus recht gibt: „Ja, die<br />
psychische Situation von Kindern und Jugend-<br />
lichen ist schlecht. Und ja, die Versorgungsituation<br />
kann man in weiten Teilen des Landes nur mehr als<br />
erbärmlich bezeichnen. Aber das alles auf Corona<br />
zu schieben, ist ein Versuch, jahrelanges Ignorieren<br />
der Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in<br />
Österreich zu verschleiern.“<br />
Die Versorgung an der Kinderpsychiatrie im<br />
WiGev/Rosenhügel kann nur mehr mit externen<br />
Ärztinnen und Ärzten in einem Notbetrieb aufrechterhalten<br />
werden. Die Entlastung durch den Ausbau<br />
der ambulanten Versorgung ist ebenfalls nicht<br />
ausreichend. In den vergangenen Jahren mussten<br />
die Ärztekammern mühsam Kassenverträge für<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie erkämpfen, und<br />
„bei Weitem deckt das Angebot den Bedarf noch<br />
nicht ab. Hier wäre der Minister gefordert, klare<br />
Handlungsvorgaben an die Sozialversicherung und<br />
Länder zu geben“. Schon vor der Corona-Pandemie<br />
war die kinderpsychiatrische Versorgung für ein<br />
Land wie Österreich „eine Schande“. <br />
Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied,<br />
stellvertretende Obfrau der Kurie<br />
niedergelassene Ärzte der<br />
Ärztekammer für Wien<br />
„Wie in der Ärzteschaft haben auch<br />
schon etliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter aus dem Pflegebereich<br />
ihre Jobs aufgegeben oder planen<br />
das in naher Zukunft.“<br />
Belastung im Pflegebereich steige kontinuierlich, weil auf eine Pflegekraft<br />
immer mehr Pflegebedürftige kommen. Hinzu komme, dass etwa ein Drittel<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegebereich älter als 50 Jahre alt<br />
ist und in den nächsten Jahren in Pension gehen wird. Gemäß der Pflegepersonalbedarfsprognose<br />
des Sozialministeriums sind bis 2030 zumindest<br />
76.000 zusätzliche Pflegekräfte in Österreich nötig, nur um den Status quo<br />
zu halten. Kamaleyan-Schmied: „Ohne gezielte Maßnahmen der Politik wird<br />
Österreich von einem Pflegemangel in einen Pflegenotstand schlittern.“ n<br />
AUSSCHLIESSLICH<br />
BEI AUGENÄRZTINNEN<br />
UND -ÄRZTEN!<br />
Die Ärztekammer warnt vor Schnelltests abseits<br />
von Ordinationen – „Nicht zielführend und<br />
sogar gefährlich für die Augengesundheit“.<br />
Die Fachgruppe Augenheilkunde und<br />
Optometrie der Ärztekammer für Wien<br />
warnt vor Schnelltests zur Brillenbestimmung<br />
abseits von Ordinationen.<br />
Diese seien nicht aussagekräftig, da die Augen,<br />
beispielsweise beim Optiker, nicht eingetropft<br />
werden. „Dies aber ist notwendig, um korrekte<br />
Angaben zu den Dioptrien machen zu können“,<br />
betonen die beiden Fachgruppenvorsitzenden<br />
Dr. Helga Azem und Dr. Gabriela Seher. Darüber<br />
hinaus würden auch eventuelle Augenerkrankungen<br />
abseits von Ordinationen nicht erkannt<br />
werden. In diesem Sinne sollten Erstuntersuchung,<br />
Dioptrienbestimmung und Kontrolle, vor<br />
FOTOS: ISTOCK_VIOLETASTOIMENOVA_ISHAPECHARGE STEFAN SEELIG; ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN/ STEFAN SEELIG<br />
AUGEN KONTROLLE<br />
allem bei Kindern und Jugendlichen, ausschließlich<br />
bei den Augenärztinnen und -ärzten erfolgen. Nur<br />
so könne verhindert werden, dass Brillen mit einer<br />
falschen Dioptriezahl angepasst würden.<br />
AUGENERKRANKUNGEN RECHTZEITIG<br />
ERKENNEN<br />
Darüber hinaus gebe es eine große Zahl an Augenerkrankungen,<br />
die rechtzeitig erkannt und behandelt<br />
werden müssten – was aber eben nur in einer<br />
Arztordination möglich sei. „Wir denken hier<br />
vor allem an versteckte Weitsichtigkeit, Schielstatus,<br />
cerebral visuell bedingte Sehstörungen, aber<br />
auch an die Diagnosestellung einer Legasthenie“, so<br />
Azem und Seher. Denn nicht jede Leseschwäche sei<br />
zwangsläufig eine Lese- und Rechtschreibstörung,<br />
oft liege es „nur“ an den Augen. Allen Eltern empfehlen<br />
die beiden Augenärztinnen, jetzt, wo die Schule<br />
wieder begonnen hat, eine umfassende Augenkontrolle<br />
in einer Arztordination durchführen zu lassen.<br />
Azem weist zudem auf die gute und wichtige Zusammenarbeit<br />
mit den Optikern hin. Diese seien „Partner<br />
bei gutsitzenden und richtig zentrierten Brillen – aber<br />
eben erst nach erfolgter augenärztlicher Verordnung<br />
der Brille“.<br />
<br />
Dr. Helga Azem,<br />
Fachgruppenvorsitzende<br />
Dr. Gabriela Seher,<br />
Fachgruppenvorsitzende<br />
<strong>10</strong> GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
11
HEILPFLANZEN<br />
Christine Reiler präsentiert:<br />
WIE<br />
Heilpflanzen GEGEN<br />
KRANKHEITEN<br />
WIRKEN<br />
Aspirin aus Weiden-Rinde. Antidepressiva aus Johanniskraut. Hustensaft aus<br />
Schlüsselblumen. Und ein Abführmittel namens Aloe vera. Gegen viele Leiden ist<br />
ein Kraut gewachsen. Christine Reiler, Allgemeinmedizinerin mit Phytotherapie-<br />
Ausbildung, über die Möglichkeiten und Grenzen pflanzlicher Medizin.<br />
FOTOS: HARALD EISENBERGER<br />
12 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
13
HEILPFLANZEN<br />
Paracelsus wusste schon im 16. Jahrhundert:<br />
„Alle Wiesen und Matten,<br />
alle Berge und Hügel sind Apotheken.“<br />
Er war einer der Urväter der Phytotherapie,<br />
der Pflanzenheilkunde.<br />
Heute wird das alte Wissen über die<br />
Wirkung spezieller Gewächse wiederentdeckt –<br />
analog zum Boom des Bio-Essens. Das Kräuterweiblein,<br />
das mit seinem Korb durch Feld und Flur<br />
zieht, bestimmt allerdings nicht mehr das Bild.<br />
Längst wächst Echinacea (Sonnenhut) auf weiten<br />
Feldern. Und Johanniskraut sowie Kamille werden<br />
maschinell vom Acker geerntet. Der kontrollierte<br />
Anbau von Heilpflanzen ist nicht nur rationell, er<br />
sichert auch eine gleichbleibende Qualität.<br />
ALTES WISSEN, NEU ENTDECKT<br />
Auch die niederösterreichische Allgemeinmedizinerin<br />
Dr. Christine Reiler hat sich auf Pflanzenheilkunde<br />
spezialisiert: „Für einige Medikamente<br />
aus der Apotheke gibt es eine pflanzliche Alternative,<br />
nur ist dieses Wissen bei vielen Menschen<br />
verloren gegangen.“ Wer nimmt bei Bluthochdruck<br />
schon eine Tinktur aus Schlangenwurzel, Buschklee,<br />
Weißdorn und Gold-Mohn ein?!<br />
Allerdings sind Pflanzenmittel – anders als<br />
chemische Präparate – keine Einzelstoffe mit klar<br />
definierter Struktur, sondern oft ein Cocktail aus<br />
Hunderten unterschiedlichen Molekülen. Die Vielstoffkombinationen<br />
stellen dem Organismus ein<br />
ganzes Arsenal an Abwehrmethoden zur Verfügung.<br />
Wie beim Essen nimmt sich der Körper, was<br />
er braucht.<br />
Wie die Medizin arbeitet auch die moderne<br />
Phytotherapie mit streng wissenschaftlichen<br />
Methoden. Bevor ein pflanzliches<br />
Arzneimittel<br />
in die Apotheke<br />
kommt, muss<br />
es ähnlich<br />
Für<br />
GESUND & LEBEN<br />
öffnet Reiler<br />
ihren grünen<br />
Medizin-<br />
Schrank<br />
Löwenzahn Von wegen<br />
Unkraut! Der europäische<br />
Ginseng regt durch die<br />
Bitterstoffe seiner Blätter<br />
den Stoffwechsel an:<br />
Blähungen, Verstopfungen<br />
und Magenbeschwerden<br />
haben keine Chance.<br />
Außerdem hat Löwenzahn<br />
eine harntreibende Wirkung<br />
und wird für Durchspültherapien<br />
genutzt. Und<br />
im Frühjahr zur Entgiftung<br />
von Leber und Galle – als<br />
Frischpresssaft. <strong>Gesund</strong> ist<br />
Löwenzahn auch als Salat<br />
oder Tee. n<br />
Johanniskraut Viele Studien<br />
belegen seine Wirkung<br />
gegen depressive Verstimmungen<br />
– als Stimmungsaufheller<br />
aus der Natur. Das<br />
grüne Antidepressivum funktioniert<br />
ähnlich wie die Geschwister<br />
aus der Apotheke:<br />
Es hemmt die Wiederaufnahme<br />
von Botenstoffen. Dafür<br />
verantwortlich ist das antibakterielle<br />
Hyperforin. Dank<br />
anderer Inhaltsstoffe wie<br />
Hypericin oder den Flavonoiden<br />
– sie wirken antiviral<br />
und entzündungshemmend<br />
– wird Johanniskraut auch<br />
bei Schürfwunden, Sonnenbrand<br />
oder Verstauchungen<br />
eingesetzt. Vor allem als Tee<br />
aus seinen Blüten oder Rot-<br />
Öl: Hier werden die Blüten<br />
mit Öl übergossen und eine<br />
Weile stehen gelassen. Mit<br />
der Zeit entwickelt sich die<br />
charakteristische rote Farbe.<br />
Achtung: Bei Sonnenexposition<br />
der Haut wird die Tinktur<br />
phytotoxisch, also giftig. n<br />
Heidelbeere Das blaue Wunder im Wortsinn –<br />
mit wohlschmeckenden Früchten und gesunden<br />
Inhaltsstoffen. Die Farbe in die Beere zaubern Anthocyane<br />
– echte Anti-Aging-Booster. Außerdem<br />
hemmt die Blaubeere Bakterien, Pilze und Viren.<br />
Mit ihren Gerbstoffen heilt sie Entzündungen der<br />
Mund- oder Rachenschleimhaut. Ein Klassiker ist<br />
ihr Einsatz in getrockneter Form – bei Durchfallerkrankungen<br />
einfach ein bis zwei Teelöffel täglich<br />
einnehmen. <br />
n<br />
Johanniskraut<br />
Heidelbeeren<br />
Weide<br />
Weide In ihrer Rinde ist Salicylsäure enthalten –<br />
wie in Aspirin. Das wussten und nutzten unsere Vorfahren<br />
schon im Altertum. Viele Studien zeigen die<br />
entzündungshemmende wie schmerzstillende Wirkung<br />
des Baums: bei Kopfschmerzen, Fieber und<br />
Rheuma. Im Vergleich mit dem Apotheken-Klassiker<br />
tritt die Linderung allerdings erst zeitverzögert ein.<br />
Dafür soll sie länger anhalten. Für Kräuterhexen<br />
ohne Phytotherapie-Ausbildung ist die Dosierung<br />
schwierig. Wer seinen Tee dennoch selbst produzieren<br />
will, sollte junge Rinde aufkochen. n<br />
FOTOS: ADOLF BLAIM; GW COSMETICS_SARA KATHARINA HOCHMAYR<br />
Stark bei<br />
Gelenksbeschwerden.<br />
84% der Patienten sagen:<br />
Ja – Beschwerden gebessert!<br />
Jetzt im<br />
neuen Design<br />
Verringern Beschwerden<br />
und Entzündungszeichen in den Gelenken<br />
Für bessere Beweglichkeit und<br />
geringere Morgensteifigkeit<br />
%-Satz der Zustimmung bei einem Anwendertest mit 134 Personen<br />
über 14,9 Wochen. Die Wirkung trat nach 4,8 (±4,1) Wochen ein.<br />
<strong>Leben</strong>smittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diäten).<br />
Gebro Pharma GmbH, Österreich<br />
Eine Wohltat<br />
für Hals und<br />
Stimme.<br />
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Mit Essenzen aus sonnengereiften<br />
Beeren und Blüten, wirksamem Glyzerin<br />
und hochwertigem Agar-Agar sind<br />
Grether’s Pastilles besonders wohltuend<br />
bei rauem Hals, Heiserkeit,<br />
strapazierter Stimme und trockenem Mund.<br />
Grether’s Pastilles gibt es in vier fruchtig-feinen Sorten.<br />
SWISS<br />
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14 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
15
HEILPFLANZEN<br />
aufwendige Zulassungsprozeduren durchlaufen<br />
wie jedes andere Medikament. Natürlich ist<br />
laut Reiler auch die Eigenernte und -therapie<br />
möglich: mit Tee, Ölen oder einem Direktauszug.<br />
„Die Dosierung ist allerdings schwierig. Die<br />
meisten Menschen wissen nicht, wie viel Wirkstoff<br />
in ihrer Pflanze oder ihrem Öl enthalten<br />
ist.“ Wundermittel sei die Phytotherapie nicht<br />
– sie erfordere Geduld: „Die Behandlung mit<br />
Heilpflanzen eignet sich bei leichten und mittelschweren<br />
Krankheitsbildern.<br />
Denn<br />
viele Gewächse<br />
entfalten ihre Kraft<br />
erst bei langfristiger<br />
Anwendung.“ Lohnend<br />
sei das aber<br />
allemal, so Reiler,<br />
die als Allgemein-<br />
Medizinerin von<br />
„Für einige<br />
Medikamente aus der<br />
Apotheke gibt es eine<br />
pflanzliche<br />
Alternative, nur ist<br />
dieses Wissen bei<br />
vielen Menschen<br />
verloren gegangen.“<br />
Dr. Christine Reiler,<br />
Allgemeinmedizinerin, NÖ<br />
Kamille<br />
Frauenmantel<br />
Kamille Der Klassiker aus der Hausapotheke im Garten. Die<br />
beliebteste und meistverwendete Heilpflanze wirkt entzündungshemmend<br />
wie antibakteriell und wird bei (Schleim-) Hauterkrankungen<br />
eingesetzt. Bei Augenentzündungen zum Beispiel einen<br />
Beutel mit Kamillentee auskochen und auf die Augen legen. Bei<br />
Magen- oder Darmbeschwerden lindert und beruhigt das Öl aus<br />
ihren Blüten Krämpfe. Auch zur Behandlung von Halsschmerzen<br />
wird Kamille eingesetzt – als Tee, den jedes Kind kennt. n<br />
Schlüsselblume Die gelbe Pracht aus<br />
der Primel-Familie ziert den Garten. Durch<br />
ihre Saponine sind Schlüsselblumen aber<br />
auch Heilpflanzen: Die Inhaltsstoffe lösen<br />
Schleim und lindern Husten wie Schnupfen.<br />
Außerdem enthalten sie wie Weidenrinde<br />
Salicylsäure (Wirkstoff von Aspirin) –<br />
und werden als Teemischung (mit Eibe und<br />
Anis) bei Rheuma und Gicht angewandt. n<br />
Frauenmantel Der Name bezieht<br />
sich auf die Form der Blätter<br />
– sie erinnern an einen gefalteten<br />
(Frauen-) Mantel. Auch in punkto<br />
Wirkung ist das Gewächs auf das<br />
weibliche Geschlecht spezialisiert:<br />
Die schmerz- und krampflösende<br />
Pflanze lindert Frauenleiden<br />
wie Unterleibsprobleme,<br />
Menstruations- oder Wechselbeschwerden<br />
– in Form von Tee<br />
aus ihren Blättern. Das Rosengewächs<br />
fördert außerdem die<br />
Durchblutung und wirkt bei leichten<br />
Durchfallerkrankungen. n<br />
Schlüsselblume<br />
FOTOS: ADOLF BLAIM; HARALD EISENBERGER<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DES BMSGPK; AGENTURFOTO MIT MODELS GESTELLT<br />
MIT GUTEM RAT<br />
ZUR SEITE STEHEN.<br />
SICHER!<br />
16<br />
Thymian Schmeckt in Speisen<br />
und tut gut. Die mediterrane<br />
Pflanze enthält Thymol – wie<br />
Thymian-Öl wirkt es antibakteriell<br />
und antiviral. Als Tee oder Salbe<br />
eignet sich Thymian zur Behandlung<br />
von Bronchitis, Entzündungen<br />
der Mund- und Rachenschleimhäute<br />
sowie für kleine Wunden.<br />
Das wohlriechende Kraut mit vielen<br />
ätherischen Ölen verbessert sogar<br />
die Stimmung. n<br />
Thymian<br />
Für ein gesundes Miteinander: Lassen Sie sich impfen!<br />
Sie brauchen drei Impfungen für einen guten, langanhaltenden Schutz gegen eine<br />
schwere COVID-19-Erkrankung sowie Long-COVID, auch wenn Sie genesen sind.<br />
Nach spätestens sechs Monaten ist eine Auffrischungsimpfung empfohlen, besonders<br />
für Risikopersonen und ältere Menschen. Holen Sie sich daher rechtzeitig<br />
Ihre COVID-19-Schutzimpfung. Informationen erhalten Sie bei Ihrer Ärztin,<br />
Ihrem Arzt, in Ihrer Apotheke und auf gemeinsamgeimpft.at
FOTOS: ISTOCK_IVAN-96_OLHA POTYSIEVA; ADOLF BLAIM; GW COSMETICS_SARA KATHARINA HOCHMAYR<br />
HEILPFLANZEN<br />
der heilenden Kraft pflanzlicher Medizin fest<br />
überzeugt ist: „Man muss nur mit offenen Augen<br />
durch die Natur gehen und sich in der grünen<br />
Apotheke bedienen. So manches vermeintliche<br />
Unkraut entpuppt sich auf den zweiten Blick als<br />
Medikament.“<br />
KARIN LEHNER n<br />
Danke<br />
GESUND & LEBEN bedankt sich<br />
herzlich für die freundliche Unterstützung<br />
bei Melitta Blaim, die uns die<br />
Pflanzenaquarelle in Andenken an<br />
ihren Vater Adolf Blaim zur Verfügung<br />
gestellt hat. Nähere Informationen<br />
finden Sie im Kräuterpfarrer-Zentrum<br />
in Karlstein/Thaya (NÖ) unter<br />
www.kraeuterpfarrer.at<br />
Spitzwegerich<br />
Spitzwegerich Ist seit Jahrtausenden<br />
eine Volksmedizin. Dennoch ist er heute<br />
ein Underdog. Dabei ist Spitzwegerich das<br />
Must-have des Sommers: Sein Inhaltsstoff Aucubin<br />
wirkt entzündungshemmend und antibiotisch – zur Behandlung<br />
lästiger Insektenstiche. Angewandt wird das gesunde<br />
Grün in Salbenform oder als Abrieb: Dafür mehrere lange<br />
Blätter aufeinanderlegen und verknoten. Den Knoten so lange<br />
in den Handinnenflächen reiben, bis Pflanzensaft austritt.<br />
Schafgarbe Die sogenannte<br />
Allheilpflanze ist Reilers liebstes<br />
Grün. Mit ihren Bitterstoffen<br />
unterstützt sie die Verdauung.<br />
Außerdem hat sie eine blutstillende<br />
Wirkung – perfekt zur<br />
Wundbehandlung. Schon Achilles<br />
rieb geschundene Soldatenfüße<br />
mit Schafgarbe ein. Weil die<br />
Allrounderin auch bei Menstruationsbeschwerden<br />
hilft, wird sie<br />
auch Frauenkraut genannt. Die<br />
Einnahme ist simpel: Blätter und<br />
Blüten können gegessen oder als<br />
Tee genossen werden. n<br />
Aloe vera Ein<br />
Wundergewächs<br />
Aloe vera<br />
aus der Pflanzenwelt:<br />
Sie kommt in heißen<br />
und trocken Gebieten vor<br />
und kann immense Wassermengen<br />
speichern.<br />
Aus dem Blattinneren<br />
wird das beliebte Aloe-vera-<br />
Gel gewonnen: zur Behandlung von<br />
Schürfwunden, Allergien, Insektenstichen und<br />
Sonnenbrand. Wer selbst Hand anlegen will: Die Haut der Pflanze<br />
schälen, bis das Blatt-Mark zum Vorschein kommt. Letzteres auf<br />
die betroffenen Hautstellen auftragen. Aufgrund des Inhaltsstoffs<br />
Aloin wirkt Aloe vera außerdem als Abführmittel bei Verstopfungen.<br />
<br />
n<br />
Den Stich damit einreiben – er schwillt ab und der<br />
Schmerz lässt nach. Funktioniert auch nach Kontakt<br />
mit Brennnesseln. Auch die Schleimstoffe<br />
des Tausendsassas entfalten ihre Wirkung: Sie<br />
erleichtern den Abtransport von Sekret aus<br />
den Bronchien der oberen Atemwege, umhüllen<br />
bei Heiserkeit die Oberfläche von Hals und<br />
Rachen und sorgen als Tee oder Lutschpastillen<br />
für Hustenlinderung. <br />
n<br />
Schafgarbe<br />
Melisse<br />
Schöllkraut Ein altes<br />
Hausmittel gegen Warzen:<br />
Den Saft der Pflanze auf<br />
die betroffene Hautstelle<br />
reiben – direkt oder in<br />
Form eines Präparats aus<br />
der Apotheke. Als frisch<br />
gepresster Saft oder Tee<br />
wird Schöllkraut auch bei<br />
Leber- und Gallenleiden<br />
eingesetzt. Doch Vorsicht<br />
bei der Dosierung: Die enthaltenen<br />
Alkaloide können<br />
zu unerwünschten Nebenwirkungen<br />
beziehungsweise<br />
Erkrankungen führen. n<br />
Mönchspfeffer Die Arzneipflanze<br />
Kümmel Das klassische Ge-<br />
Melisse Die Pflanze<br />
des Jahres <strong>2022</strong> würz für schwer verdauliche<br />
für alle, denen<br />
wächst vor allem in Südeuropa Speisen – das ätherische Öl der<br />
Stress den Schlaf<br />
und ist eine Frauenversteherin:<br />
Früchte wirkt krampflösend<br />
raubt oder auf den<br />
Laut Studien lindert sie das und verdauungsför-<br />
Magen schlägt. Der Lippenblütler duftet<br />
Post-Menstruelle-Syndrom dernd. Kein Raclette<br />
nach Zitronen (Zitronenmelisse) und<br />
(PMS), Menstruations-Beschwerden<br />
ohne Kümmel – das<br />
enthält ätherische Öle. Wegen ihrer<br />
und den Wechsel. weiß jede Schweize-<br />
beruhigenden Wirkung gilt Melisse als<br />
Früher wurde der Lippenblütler<br />
rin und jeder Schwei-<br />
Einschlafhilfe und Hausmittel gegen<br />
sogar als Potenzmittel einzer.<br />
Auch gegen<br />
einen nervösen Magen. Außerdem<br />
gesetzt. Genossen werden hier Blähungen ist das<br />
wirkt sie antiviral – als natürliche Arznei<br />
nur die Früchte – in Tee-, Tabletten-<br />
Kümmelkraut ge-<br />
gegen Herpes. Eingenommen wird die<br />
oder Tinkturform. n wachsen. n<br />
Pflanze in Tablettenform (aus der Apo-<br />
theke), als Tee oder Selbstangesetztes:<br />
auf Basis ihrer Blätter, die mit einem<br />
hochwertigen Öl oder Alkohol übergos-<br />
18 Kümmel<br />
sen werden. n<br />
GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
Schöllkraut<br />
■ KOLUMNE<br />
PHARMIG-Präsident<br />
Philipp von Lattorff, MBA<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER!<br />
Medizinisch gut versorgt zu werden,<br />
ist für viele in Österreich eine Selbstverständlichkeit.<br />
Bei Arzneimitteln,<br />
die auf Basis von menschlichem<br />
Blutplasma hergestellt werden, ist die<br />
Situation allerdings herausfordernd.<br />
Erkrankte, die mit solchen Medikamenten<br />
behandelt werden, sind darauf<br />
angewiesen, dass ihre Mitmenschen<br />
genügend Plasma spenden. Das Problem:<br />
Es wird immer weniger gespendet.<br />
Seit der Corona-Pandemie wird<br />
ein Drittel weniger Plasma gesammelt<br />
als davor. Das erhöht die Gefahr, dass<br />
zu wenig Blutplasma als Grundlage<br />
für die Herstellung dringend benötigter<br />
Arzneimittel zur Verfügung steht.<br />
Denn Plasma kann nicht künstlich<br />
erzeugt werden.<br />
Jede und jeder von uns kann eines<br />
Tages auf eine Plasma-Spende<br />
angewiesen sein. Denn die daraus<br />
hergestellten Produkte gehören zum<br />
Standardinventar in Krankenhäusern,<br />
Unfallkliniken und Intensivstationen.<br />
Außerdem kommen Plasmaprodukte<br />
im Rahmen von modernen Therapien<br />
zur Behandlung von Krebs, Immunerkrankungen<br />
und weiteren Krankheitsgebieten<br />
zum Einsatz. Wird<br />
weiterhin zu wenig Plasma gespendet,<br />
betrifft es nicht nur einige wenige,<br />
sondern uns alle.<br />
Trotz fortschrittlicher Technik dauert<br />
die Produktion vom Ausgangsstoff<br />
bis zum fertigen Präparat bis zu zwölf<br />
Monate. Darum ist ein kontinuierliches<br />
Spendenaufkommen so essenziell.<br />
Spenden geht gerade in Österreich<br />
sehr einfach. Wir haben bundesweit<br />
eine Reihe von Plasmazentren zur Verfügung.<br />
Wer Plasma spendet, hilft, die<br />
medizinische Versorgung abzusichern<br />
– für sich und uns alle.<br />
Eine Initiative der<br />
© MARION CARNIEL<br />
WERBUNG<br />
19
BALLAST LOS WERDEN<br />
Die Leichtigkeit des<br />
Es herrscht geschäftiger Trubel rund um einen<br />
kleinen, ehemaligen Paketwagen auf einem<br />
Berliner Wochenmarkt am Prenzlauer Berg.<br />
Menschen kommen und gehen, stöbern,<br />
suchen und finden – und immer wieder ertönen Ausrufe<br />
des Glücks. Dann nämlich, wenn die Besucherinnen<br />
und Besucher in dem großen Sammelsurium aus<br />
diversen Gegenständen, Büchern, Kleidungsstücken<br />
und Co etwas entdecken, das ihnen Freude bereitet.<br />
Was klingt wie ein Flohmarkt, nennt sich Tauschmobil<br />
und bietet seine Schätze ganz kostenlos<br />
zur Mitnahme an. „Ich nenne es einen<br />
Schenkladen auf Rädern“, lacht Gründerin<br />
Gabi Rimmele. Die Diplom-Sozialarbeiterin<br />
begleitet als Entrümpelungsberaterin<br />
seit einem Jahrzehnt Menschen bei ihrem Prozess<br />
des Loslassens und auf der Suche nach Leichtigkeit.<br />
Und bietet mit dem Tauschmobil gleich einen Ort an, an<br />
dem das Loslassen in der Praxis einfach und unbürokratisch<br />
geübt werden kann. „Viele Menschen,<br />
die bei mir Beratung suchen, kommen mit<br />
dem Wunsch zu mir, sich von äußerem Ballast<br />
zu befreien, tun sich dann aber schwer<br />
damit, Dinge wirklich wegzugeben“, erklärt<br />
die Expertin. „Im Tauschmobil fällt es leichter,<br />
da die aussortierten Gegenstände nicht<br />
im Müll landen, sondern die Chance auf ein<br />
zweites <strong>Leben</strong> haben“, so Rimmele. Das<br />
Wissen, dass man anderen Menschen<br />
mit Dingen, die man selbst nicht mehr<br />
nutzt, eine Freude bereiten kann,<br />
helfe oft beim Loslassen, erzählt<br />
Rimmele.<br />
INNERER UND ÄUSSERER BALLAST<br />
Bei ihrer Entrümpelungsberatung hat die<br />
Diplom-Sozialarbeiterin festgestellt, dass der<br />
Wunsch nach mehr Leichtigkeit im <strong>Leben</strong><br />
nicht nur mit äußerem Ballast in Form von<br />
Dingen und Gegenständen zusammenhängt,<br />
sondern in den meisten Fällen auch mit innerem,<br />
emotionalem Ballast verbunden ist. „Menschen<br />
leiden an Beziehungen, die missglückt<br />
FOTOS: ISTOCK_ NUTHAWUT SOMSUK; CHRISTIANE HAID<br />
Seins<br />
Als Entrümpelungsberaterin hilft Gabi Rimmele dabei,<br />
Belastendes loszuwerden. Oft geht es dabei nicht<br />
nur um Materielles, sondern auch um emotionalen<br />
Ballast. In GESUND & LEBEN gibt die Expertin Tipps,<br />
wie das innere und äußere Loslassen gelingt.<br />
sind, fühlen sich<br />
erdrückt unter<br />
dem Gewicht<br />
der Pflichten,<br />
die sie sich<br />
regelmäßig aufladen, leiden an ihrem<br />
inneren Kritiker, der kein gutes Haar an<br />
ihnen lässt, am eigenen übersteigerten<br />
Perfektionismus oder unter unerreichten<br />
<strong>Leben</strong>szielen“, nennt Rimmele die häufigsten<br />
Probleme. „In meinen Beratungen<br />
finden daher immer zwei Aspekte Berücksichtigung:<br />
zum einen das praktische Einüben<br />
des Loslassens und Aussortierens<br />
und zum anderen der emotionale Hintergrund.“<br />
Ihre Erfahrungen hat die Entrümpelungsberaterin<br />
in ihrem Ratgeber „Mit Leichtigkeit zur <strong>Leben</strong>sfreude“<br />
festgehalten. Darin gibt sie einerseits praktische Tipps rund<br />
um das Loslassen von Besitz, beleuchtet aber auch, wie<br />
emotionale Themen, die Ratsuchende belasten, aufgearbeitet<br />
werden können, um wieder Platz für Leichtigkeit und<br />
<strong>Leben</strong>sfreude zu schaffen.<br />
BESITZ BELASTET<br />
Wer kennt es nicht – der Wohnraum wird immer kleiner,<br />
weil sich im Laufe der Zeit immer mehr Dinge anhäufen.<br />
„Gerade in unserer Konsumgesellschaft, in der an jeder<br />
Ecke das nächste günstige Schnäppchen wartet, werden<br />
wir tagtäglich verführt, mehr zu kaufen – und auch mehr<br />
haben zu wollen“, so Rimmele. „Das <strong>Leben</strong> leichter zu<br />
gestalten, beginnt daher bereits im Konsumverhalten“,<br />
so die Expertin, die rät, Kaufentscheidungen wohl zu<br />
überlegen und Spontankäufe zu vermeiden. „Fragen Sie<br />
sich immer: Bereichert dieser Gegenstand mein <strong>Leben</strong>?<br />
Wenn die Antwort nein lautet oder Sie nicht völlig überzeugt<br />
sind, kaufen Sie ihn nicht.“ Im zweiten Schritt gehe<br />
es darum, jenes Zuviel loszuwerden, das belastet. „Vielen<br />
Gabi Rimmele, Diplom-Sozialarbeiterin<br />
fällt das jedoch aus der Angst heraus schwer, etwas unwiederbringlich<br />
zu verlieren oder später zu vermissen“, weiß<br />
Rimmele. „Damit diese Angst nicht jeden Versuch des Aussortierens<br />
schon im Keim erstickt, befassen Sie sich auch<br />
mit dem Gegenpol des Loslassens und überlegen Sie, was<br />
unbedingt bleiben soll – Gegenstände, die oft und gerne<br />
benutzt werden, Freude bereiten und zufrieden machen.“<br />
Oft erkenne man bei dieser Auseinandersetzung schon,<br />
dass dies gar nicht so viele Dinge betrifft wie gedacht. Drittens<br />
rät die Beraterin dazu, kleine schaffbare Zwischenziele<br />
zu setzen – also etwa nicht gleich ein ganzes Zimmer<br />
zu entrümpeln, sondern zuerst nur diverse Schubladen.<br />
„Manchmal hilft es auch, den Rat einer Freundin hinzuzuziehen,<br />
die eine neutralere Perspektive einnehmen kann“,<br />
so die Expertin.<br />
DIE EIGENEN BEDÜRFNISSE WAHRNEHMEN<br />
Häufig begegnet Rimmele in ihren Beratungen zum Thema<br />
Loslassen Menschen mit ausgeprägtem Pflichtbewusstsein<br />
– und das ist kein Zufall. „Oft entsteht dieses übersteigerte<br />
Pflichtgefühl bereits in der Kindheit – zum Beispiel<br />
bei Menschen, die als ältestes Geschwisterkind bereits in<br />
„In meinen Beratungen finden immer zwei Aspekte Berücksichtigung:<br />
zum einen das praktische Einüben des Loslassens und Aussortierens<br />
und zum anderen der emotionale Hintergrund.“<br />
20 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
21
BALLAST LOS WERDEN<br />
jungen Jahren viel Verantwortung übernehmen mussten<br />
oder nie gelernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen“,<br />
erläutert die Expertin. „Diese Personen tun sich<br />
auch als Erwachsene schwer, diese Rolle abzustreifen. Sie<br />
tun alles für andere, sagen selten Nein, stellen sich selbst und<br />
die eigenen Wünsche hinten an. Auf Dauer kann das belasten<br />
und zu Frustration führen.“ Gefahr bestehe vor allem<br />
dann, wenn Menschen regelmäßig mehr helfen, als ihnen<br />
guttut und dadurch außer Balance geraten. „Sehr pflichtbewusste<br />
Menschen haben meist nicht gelernt, Hilfe anzunehmen<br />
und selbst einmal schwach zu sein“, so Rimmele.<br />
Wer sich jedoch dem Lernprozess stelle, alte Glaubenssätze<br />
abzulegen, Hilfe anzunehmen und die persönlichen Bedürfnisse<br />
zu entdecken, könne neue Türen in Richtung Leichtigkeit<br />
und <strong>Leben</strong>sfreude öffnen. „Ich rate Betroffenen auf<br />
Entdeckungsreise in ihr Innerstes zu gehen: Wer bin ich?<br />
Was macht mich aus? Was ist mir wichtig? Was brauche ich,<br />
damit es mir gut geht? Das sind die Fragen, deren Antworten<br />
es zu entdecken gilt“, so Rimmele. „So kann es allmählich<br />
gelingen, die Strenge des Pflichtbewusstseins abzulegen und<br />
Mitgefühl für uns selbst, unsere Wünsche und auch unsere<br />
Schwächen zu entwickeln.“ Andere um Hilfe zu bitten, sei ein<br />
wesentlicher Aspekt, so Rimmele. „Das fällt anfangs schwer,<br />
aber oft hilft der Gedanke, dass wir, wenn wir um Hilfe bitten,<br />
auch einmal anderen die Chance geben, die Befriedigung zu<br />
erleben, die im Helfen liegen kann.“<br />
NOBODY IS PERFECT<br />
Eigene Schwächen zu akzeptieren, damit tut sich auch eine<br />
weitere Personengruppe schwer: Jene der Perfektionistinnen<br />
und Perfektionisten. „Sie müssen immer mehr arbeiten<br />
als andere Menschen und brauchen für alles mehr Zeit<br />
und Energie, denn sie streben immer weiter<br />
nach Verbesserung, nach dem perfekten Ergebnis“,<br />
so Rimmele. Ein Einsatz, der dauerhaft zu<br />
Belastungen führen kann. „Perfektionismus<br />
kann sämtliche <strong>Leben</strong>sbereiche betreffen: die<br />
Erwerbsarbeit, Aktivitäten im Freizeitbereich, die<br />
Kindererziehung und auch die Freundschaften.<br />
Alle Tätigkeitsfelder bieten Anlass, besonders gut<br />
zu sein“, so die Expertin. Ein strenger innerer Kritiker<br />
flüstere Perfektionisten dabei stetig ins Ohr,<br />
dass es eigentlich noch besser ginge. Der Weg zu<br />
mehr Leichtigkeit und <strong>Leben</strong>sfreude führe auch<br />
hier darüber, neue Maßstäbe für sein Handeln<br />
zu finden, Fehler zuzulassen und Schwächen<br />
zu akzeptieren. „Eine praktische Übung ist die<br />
80-zu-20-Regel“, erklärt Rimmele jenes Prinzip,<br />
dass auf den italienischen Wissenschafter Vilfredo<br />
Pareto zurückgeht. Demnach werden 80<br />
Prozent der Ergebnisse in 20 Prozent der Gesamtzeit<br />
eines Projektes erreicht. Die verbleibenden<br />
20 Prozent der Ergebnisse verursachen 80 Prozent<br />
des Einsatzes, also unverhältnismäßig viel<br />
Arbeit. „Überlegen Sie sich, welche Teilaufgaben erfüllt werden<br />
müssen, um vielleicht kein perfektes, aber ein zufriedenstellendes<br />
Ergebnis zu erreichen. Es hilft dabei, den eigenen<br />
Ressourceneinsatz besser zu steuern, Energie zu sparen und<br />
22<br />
Stress zu minimieren“, so Rimmele. Melde sich der strenge<br />
Kritiker, rät die Expertin dazu, diesen freundlich, aber klar<br />
in die Schranken zu weisen. „Lassen Sie ihn ruhig wissen,<br />
dass es nicht in Ordnung ist, so zu mit Ihnen zu reden“, so die<br />
Expertin. Manchen Menschen helfe es auch, ihrem Kritiker<br />
gedanklich einen Parkplatz außerhalb des Arbeitsbereiches<br />
zuzuweisen und sich dazwischen eine Tür vorzustellen, die<br />
sie abschließen können. Tauche er doch wieder auf, gelte es<br />
Freundschaft zu schließen. „Sagen Sie ruhig: Ah, da bist du<br />
ja wieder. Nimm erst einmal kurz Platz und warte auf mich.<br />
Ich will noch meine Arbeit abschließen und dann nehme<br />
ich mir Zeit für dich.“ Schließlich gelte es auch, sich und<br />
auch anderen die eigene Fehlerhaftigkeit einzugestehen.<br />
„Unvollkommenheit ist menschlich. Wer lernt, sich mit allen<br />
Fehlern und Schwächen zu lieben, braucht anderen keine<br />
perfekte Welt mehr vorspielen und kann die Angst vor Enttarnung<br />
ablegen.“ Außerdem: Wer sich anderen mit eigenen<br />
Schwächen öffne, erteile auch den Mitmenschen die Erlaubnis,<br />
nicht perfekt sein zu müssen!<br />
UNERREICHTE LEBENSZIELE<br />
Die erfolgreiche Karriere, Kindersegen, das Traumhaus, die<br />
glückliche Beziehung oder am besten eine Mischung aus all<br />
dem – wir alle kennen das: <strong>Leben</strong>sziele, die wir uns als junge<br />
Menschen bildhaft vorgestellt und ausgemalt haben. Doch in<br />
vielen Fällen weicht die Realität von den Wunschvorstellungen<br />
ab. Das <strong>Leben</strong> passiert, während man damit beschäftigt<br />
ist, es zu planen, wusste schon John Lennon. Während sich<br />
resilientere Menschen leichter damit<br />
n<br />
tun,<br />
BUCHTIPP<br />
Wunschträume<br />
an die Realität anzupassen, gesteckte Ziele anzupassen und<br />
neue Perspektiven einzunehmen, bereitet es anderen größere<br />
Schwierigkeiten, die einstigen <strong>Leben</strong>sentwürfe und<br />
„Ich rate auf<br />
Entdeckungsreise in Ihr<br />
Innerstes zu gehen: Wer<br />
bin ich? Was macht mich<br />
aus? Was ist mir wichtig?<br />
Was brauche ich, damit<br />
es mir gut geht? Das sind<br />
die Fragen, deren<br />
Antworten es zu<br />
entdecken gilt.“<br />
Gabi Rimmele<br />
MIT LEICHTIGKEIT ZUR<br />
LEBENSFREUDE<br />
Patmos Verlag, <strong>2022</strong><br />
18,50 Euro<br />
Sehnsüchte loszulassen. Das belastet nicht nur, sondern bindet<br />
auch so viel Energie, dass das gegenwärtige <strong>Leben</strong> darunter<br />
leidet. „Ich begegne diesen Themen häufig in der Praxis<br />
und rate in diesem Fall dazu, sich einmal ausreichend Zeit<br />
FOTOS: ISTOCK_ NUTHAWUT SOMSUK<br />
zu nehmen, um das nicht erreichte Ziel zu betrauern und<br />
sich aktiv mit den enttäuschten Gefühlen und Erwartungen<br />
auseinanderzusetzen“, so die Beraterin. So werde es möglich<br />
den Schmerz loszulassen, den Blick von der Vergangenheit<br />
in die Gegenwart zu richten und Energien für die Umsetzung<br />
von noch erreichbaren Zielen bereitzustellen. „Betrachten<br />
Sie zudem Ihre aktuelle <strong>Leben</strong>ssituation und machen Sie<br />
sich klar, was Ihnen stattdessen gelungen und was in Ihrem<br />
<strong>Leben</strong> gut gelaufen ist. Das lenkt Ihre Wahrnehmung in die<br />
Realität und auf eigene Stärken und Ressourcen!“<br />
WENN DAS LEBEN ZUSCHLÄGT<br />
Der Tod geliebter Menschen, eine schwere Krankheit, finanzielle<br />
Sorgen oder eine Trennung – oft präsentiert sich das<br />
<strong>Leben</strong> in aller Härte und es fällt uns schwer zu glauben, dass<br />
wir irgendwann wieder Freude empfinden können werden.<br />
„In solchen Fällen ist es sehr wichtig, sich mit Verlust und<br />
Trauer auseinanderzusetzen und diesem Prozess viel Zeit zu<br />
geben“, so Rimmele, die auch dazu rät, professionelle Hilfe<br />
zu suchen. „Sich seinen schmerzhaften Gefühlen zu stellen<br />
und Abschied zu nehmen ist schwierig, hilft aber dabei,<br />
abschließen und den Blick nach vorne richten zu können“,<br />
so Rimmele. „Das kann lange dauern, aber es kommt die<br />
Zeit, in der man wieder Tritt fasst, ins <strong>Leben</strong> zurückkehrt<br />
und sich mit den Möglichkeiten beschäftigt, die jetzt noch<br />
offenstehen.“<br />
MEINE ART<br />
HARMONIE<br />
ZU FINDEN.<br />
#ifeelsLOVEnia<br />
#myway<br />
#sloveniaspas<br />
DAS KLEINE GROSSE GLÜCK<br />
Das perfektionistische Ich abzulegen, aus der Rolle des<br />
pflichtbewussten Helfers auszusteigen, die Vorstellung,<br />
immer stark sein zu müssen, aufzugeben, belastenden<br />
Besitz loszulassen, unerreichte <strong>Leben</strong>sziele abzuhaken<br />
und sich auf die Suche nach noch erreichbaren zu<br />
machen – bei all diesen Vorhaben hilft Entrümpelungsberaterin<br />
Gabi Rimmele. Abseits von den individuellen<br />
Belastungen, die es auf dem Weg zu <strong>Leben</strong>sfreude und<br />
Leichtigkeit abzubauen gilt, gibt sie in ihrem neuen<br />
Buch auch essenzielle Tipps, die für alle Menschen gelten.<br />
Einer davon: sich auf das kleine, alltägliche Glück<br />
zu fokussieren. „Halten Sie täglich inne und beobachten<br />
Sie, was sie selbst glücklich und zufrieden macht, was<br />
Ihnen Freude bereitet. Das bringt uns auch raus aus der<br />
Geschäftigkeit und Ablenkung, hin zu mehr Ruhe und<br />
zu uns selbst“, so die Expertin. Ein tägliches Glückstagebuch<br />
helfe dabei, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen.<br />
Weiters rät die Autorin, zu überlegen, was man zu<br />
einem guten <strong>Leben</strong> beitragen könne – für sich selbst wie<br />
für andere. „Der dritte Punkt ist mein Herzenspunkt:<br />
Wohlwollen“, betont Rimmele. „Ich glaube, dass wir<br />
Glück finden, indem wir uns selbst und andere annehmen,<br />
indem wir weniger kritisieren und urteilen und<br />
stattdessen wohlwollend zu uns und unseren Mitmenschen<br />
sind.“ <br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
www.slovenia.info<br />
kur-slowenien.com
FOOD-TREND<br />
Salat<br />
Dressing<br />
&<br />
Saucen<br />
Gemüse<br />
Eiweiß<br />
Seit geraumer Zeit sind Bowls<br />
im wahrsten Sinne des Wortes<br />
in aller Munde. Das Prinzip<br />
scheint einfach: alles in einer<br />
Schüssel. Doch es steckt<br />
mehr hinter dem Food-Trend.<br />
GESUND & LEBEN hat sich<br />
angeschaut, was eine Bowl<br />
so gesund macht, was alles<br />
hineingehört und auf was man<br />
achten sollte.<br />
gesunde Fette<br />
Genuss<br />
EINE SCHÜSSEL VOLLER<br />
BAUEN SIE SICH IHRE BOWL!<br />
Vorweg sei gesagt: An sich sind Bowls keine neue<br />
Erfindung. In asiatischen Ländern wird seit jeher<br />
vorzugsweise aus Schüsseln gespeist und die sogenannte<br />
Poke-Bowl ist bis heute ein hawaiianisches<br />
Traditionsgericht. Poke (gesprochen „Poh-key“)<br />
heißt auf Hawaiianisch gehackt oder geschnitten<br />
und genau so kommen die Zutaten in die Schüssel.<br />
Traditionell ist es roher Fisch, wobei es auch<br />
Poke-Bowls mit Fleisch gibt. Ebenso beliebt sind<br />
Buddha-Bowls, bei denen die einzelnen Zutaten<br />
in einem bestimmten Mengenverhältnis zueinanderstehen<br />
– zumindest, wenn man sozusagen nach<br />
dem „Bowl-Lehrbuch“ vorgehen möchte. Dann<br />
nämlich gehören in eine Buddha-Bowl 30 Prozent<br />
Kohlenhydrate in Form von (Sushi- oder Dinkel-)<br />
Reis, (Glas-)Nudeln, Quinoa oder einem anderen<br />
Vollkorngetreide. Entscheidend ist, dass es<br />
sich um vollwertige Kohlenhydrate handelt, bei<br />
denen der Blutzucker nicht in kürzester Zeit rasant<br />
ansteigt, sodass man nach dem Essen müde und<br />
abgeschlagen ist. Vielmehr sollten sie lange satt<br />
machen. Das können übrigens auch Kichererbsen<br />
oder etwa (Süß-)Kartoffeln. Neben Kohlenhydraten<br />
kommen 30 Prozent Eiweiß – zum Beispiel<br />
Huhn, Fisch, Tofu, Hülsenfrüchte oder Milchprodukte<br />
– und 30 Prozent Vitamine, Mineral- und<br />
Ballaststoffe, also Salat, Gemüse und Obst. Die<br />
restlichen zehn Prozent bilden Saucen, Nüsse und<br />
Kerne bzw. gesunde Fette.<br />
Kohlenhydrate<br />
Gewürze<br />
FOTOS: ISTOCK_KARANDAEV_ISASHA BRAZHNIK<br />
Bowls sind der Inbegriff<br />
für einen Ernährungsstil,<br />
bei dem auf<br />
unverarbeitete, naturbelassene<br />
und „saubere“ <strong>Leben</strong>smittel<br />
gesetzt wird – künstliche Zusatz-,<br />
Süß- und Aromastoffe, Geschmacksverstärker,<br />
ungesunde Transfette und andere unerwünschte<br />
Stoffe bleiben somit außen vor. Menschen,<br />
die sich derart „clean“ ernähren, greifen<br />
zu Vollkornprodukten, saisonalem Obst und<br />
Gemüse, Fleisch und Fisch tunlichst in Bio-Qualität,<br />
vor allem aber von regionalen Anbietern,<br />
sie lassen die Finger von Zucker und bereiten<br />
die Speisen so frisch wie möglich, schonend und<br />
gesund zu. Elena Leichnitz, Foodstylistin, leidenschaftliche<br />
Köchin und Gründerin von „Buddha<br />
Bowls by elena’s“ mit zwei Shops in Wien, hat<br />
sich schon immer für gesunde Ernährung interessiert<br />
und „good food“ gekocht – sprich: gesunde<br />
Zutaten, gesund zubereitet. „Bowls sind für mich<br />
einfach ehrliche Schalen, vollgepackt mit allem,<br />
was gesund ist und guttut. Das ist wichtig, denn<br />
einerseits haben die Menschen leider fast keine<br />
Zeit mehr zum Kochen und Essen, machen sich<br />
andererseits aber trotzdem Gedanken über eine<br />
gesunde Ernährung.“ Doch was ist denn nun das<br />
Besondere an den Bowls? Auf was sollte man achten?<br />
Und kann man sich auch zuhause eine Schüssel<br />
voll gutem Essen machen?<br />
VEGETARISCH ODER DOCH MIT FLEISCH?<br />
Eine weitere Besonderheit ist die Zubereitung.<br />
So wird bei Elena Leichnitz etwa nur mit Dampf<br />
gegart: „Dank Profigeräten ist die Garzeit so kurz,<br />
dass möglichst viele Vitamine erhalten bleiben.<br />
Abgesehen davon macht es auch die Mischung aus<br />
warm und kalt, roh und gedämpft, warum Bowls<br />
so gesund sind.“<br />
Ob Buddha Bowls traditionell vegetarisch bzw.<br />
vegan sind oder doch mit Fleisch oder Fisch gegessen<br />
werden, darüber scheiden sich die Geister.<br />
Leichnitz nimmt es in der Hinsicht nicht ganz so<br />
24 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
25
26<br />
FOOD-TREND<br />
Elena Leichnitz,<br />
Foodstylistin, leidenschaftliche<br />
Köchin und Gründerin von<br />
„Buddha Bowls by elena’s“, Wien<br />
„Ob Gemüse, Fleisch<br />
oder Fisch: Die<br />
Zutaten müssen<br />
gesund gewachsen,<br />
liebevoll geerntet,<br />
artgerecht gehalten<br />
und regional sein.“<br />
Katharina Küllmer,<br />
Kochbuchautorin von „Soulfood Bowls“,<br />
Rezeptentwicklerin, Food-Fotografin und<br />
Food-Stylistin, Espenau (D)<br />
Katharina Küllmer<br />
SOULFOOD<br />
BOWLS<br />
EMF Verlag,<br />
224 Seiten,<br />
€ 30,90<br />
Schneller, einfacher und vor allem<br />
gesunder Start in den Tag: Smoothie-Bowls mit<br />
wenigen Zutaten, garniert mit Obst und Granola.<br />
wörtlich. Viel entscheidender<br />
ist für die gebürtige<br />
Rumänin der Nachhaltigkeitsgedanke:<br />
„Ob Gemüse,<br />
Fleisch oder Fisch: Die Zutaten<br />
müssen gesund gewachsen, liebevoll<br />
geerntet, artgerecht gehalten und<br />
regional sein. Allerdings gibt es bei uns nur<br />
Huhn und Lachs, immerhin belegen etliche Studien,<br />
dass rotes Fleisch nicht gesund ist – zumindest<br />
in den Mengen, in denen es vielfach konsumiert<br />
wird.“<br />
ESSEN FÜR DIE SEELE<br />
Katharina Küllmer, Kochbuchautorin von „Soulfood<br />
Bowls“, Rezeptentwicklerin, Food-Fotografin<br />
und Food-Stylistin in Espenau (Nordhessen/<br />
Deutschland), hält sich nur ungern an genaue<br />
Zahlen: „Mir ist vor allem die Freude beim Zubereiten<br />
und Essen wichtig. Ich achte darauf, dass die<br />
Zutaten die ganze Palette von Farben, Geschmack<br />
und Eigenschaften abdecken, und daraus entwickeln<br />
sich dann meine ganz eigenen liebsten<br />
Buddha-Bowls.“<br />
Also ja, Bowls können auch wunderbar zuhause<br />
genossen werden und eignen sich hervorragend<br />
für die ganze Familie – schließlich kann jeder<br />
das wählen, was er mag bzw. vor allem<br />
weglassen, was ihm oder ihr nicht so<br />
schmeckt. Und obwohl es auf den ersten<br />
Blick recht aufwändig erscheint,<br />
ist es bei genauerer Betrachtung gar<br />
nicht so viel Arbeit. Am besten startet<br />
man damit, Getreide oder Nudeln zu<br />
kochen. Währenddessen kann man<br />
sich um die restlichen Zutaten kümmern:<br />
Gemüse schneiden und (bestenfalls<br />
im Dampfgarer) kochen, Salat<br />
waschen und zupfen, Fleisch, Fisch oder<br />
Tofu zubereiten und Garnitur vorbereiten:<br />
Gewürze, Nüsse oder Kerne klein hacken, Käse<br />
reiben, Brotwürfel rösten oder was man sonst<br />
so als krönenden Abschluss auf die Bowl setzen<br />
möchte.<br />
Beim Würzen sollte sich allerdings jeder selbst<br />
fragen: Wie scharf darf es denn sein? Elena Leichnitz<br />
etwa isst ihre Bowl nur leicht gewürzt und mit<br />
Oliven- oder Kürbiskernöl sowie ein bisschen Zitrone<br />
für die Säure. Wer es schärfer mag, greift zu<br />
Dressing und Sauce – wobei es natürlich auch hier<br />
feine Unterschiede gibt. Für Elena steht jedenfalls<br />
fest: Weniger ist mehr, denn das, was die Natur an<br />
Geschmack zu bieten hat, reicht eigentlich.<br />
SCHÜSSELN FÜR DEN GANZEN TAG<br />
Apropos Dressing und Saucen: Die kann man sehr<br />
gut auf Vorrat machen – vor allem vegan zubereitet,<br />
halten sie sich im Glas bis zu zwei Wochen.<br />
Wichtig: Glas und vor allem den Deckel zuvor gut<br />
reinigen und mit heißem Wasser ausspülen und<br />
kühl aufbewahren. Küllmer bereitet beispielsweise<br />
ihre Spicy Vegan Mayo mit Cashewkernen (120 g)<br />
zu, die sie mit kochend heißem Wasser bedeckt<br />
und zehn Minuten ziehen lässt. Danach abgießen<br />
und mit 1<strong>10</strong> ml Wasser, Saft einer halben Limette,<br />
2 TL Ahornsirup, 2 EL Sojasauce, 3 EL Chilisauce,<br />
Cayennepfeffer und Salz mit dem Stabmixer<br />
mixen. Die Menge reicht für vier Personen, kann<br />
jedoch leicht in der doppelten Menge zubereitet<br />
werden, da sie nicht nur gut zu anderen Gerichten<br />
passt, sondern sich auch hervorragend zum Dippen<br />
von Gemüsesticks eignet.<br />
Übrigens kann man schon mit einer Bowl in<br />
den Tag starten – oder um es mit Küllmers Worten<br />
zu sagen: „Mit ihnen starte ich noch energiegeladener<br />
in den Tag. Je nach Jahreszeit liebe ich sie<br />
fruchtig-süß, würzig-scharf oder herzhaft und eine<br />
Spur deftig.“ Muss es schnell gehen, eignen sich<br />
Smoothie-Bowls mit wenigen Zutaten, garniert<br />
mit Obst und Granola. Am Wochenende kann<br />
man sich Zeit lassen und zum Beispiel eine Bowl<br />
mit Zwetschken-Crumble, Zimt, Pfeffer, Vanille,<br />
Pekanuss, Lebkuchen und Ingwer machen (siehe<br />
Rezept).<br />
RAN AN DIE BOWL<br />
Wer seine Bowls doch (auch!) auswärts essen<br />
möchte, sollte auf ein paar Dinge achten. Unter<br />
anderem sollten<br />
die Zutaten frisch<br />
geschnitten werden,<br />
denn durch die<br />
Schnittfläche tritt<br />
immer etwas Zellsaft<br />
aus, der eine perfekten<br />
Nährboden für<br />
krankheitserregende<br />
Bakterien und Pilze<br />
bietet. Bei Elena<br />
Leichnitz wird daher<br />
alles frisch zubereitet:<br />
„Wichtig ist, dass<br />
der Gast die Zutaten<br />
sehen kann. Und<br />
zwar alles einzeln,<br />
Dressing und Saucen einfach<br />
auf Vorrat machen, auch als<br />
Dip hervorragend geeignet.<br />
schließlich wollen<br />
sich manche ja ihre<br />
eigene Bowl zusammenstellen. Aber auch wenn<br />
man aus den Bowl-Vorschlägen wählt, ist es wichtig,<br />
dass sich der Gast von der Frische der <strong>Leben</strong>smittel<br />
überzeugen kann.“<br />
Wem beim Lesen und Studieren der Rezeptkarten<br />
schon das Wasser im Mund zusammengelaufen<br />
ist, sollte sich am besten gleich eine Schüssel<br />
voll „good food“ gönnen. In diesem Sinne: Guten<br />
Appetit! <br />
CHRISTIANE MÄHR n<br />
FOTOS: ISTOCK_VAASEENAA_RIMMA_BONDARENKO;KATHARINA KÜLLMER; PRIVAT<br />
✁<br />
✁<br />
FOTOS: ISTOCK_ SELEKTOR_ FLOORTJE_ JJWITHERS; EDITION MICHAEL FISCHER | PRESSE@EMF-VERLAG.DE<br />
Für das Granola:<br />
n 150 g Haselnusskerne<br />
n 50 g Mandeln<br />
n 300 g Großblatt-<br />
Haferflocken<br />
n 1 TL gemahlener Zimt<br />
n 2 TL gemahlener Ingwer<br />
n 1/2 TL frisch geriebene<br />
Muskatnuss<br />
n Salz<br />
n 4 EL Ahornsirup<br />
n 2 EL Zuckerrübensirup<br />
n 6 TL Kokosöl<br />
n <strong>10</strong>0 g Kuvertüre<br />
n 4 EL kandierter Ingwer<br />
Für das Porridge:<br />
n 800 ml Milch<br />
n 160 ml Ahornsirup<br />
n 3 TL gemahlener Zimt<br />
Für das Cheesy-Kürbisrisotto:<br />
n 600 g Hokkaido-Kürbis<br />
n 400 g Schlagobers<br />
n 40 g geriebener Cheddar<br />
n 80 g geriebener Parmesan<br />
n Salz<br />
n 16 Tropfen Tabasco<br />
n 1 Bund Salbei<br />
n <strong>10</strong>0 g Parmaschinken<br />
n 2 TL Olivenöl<br />
n 300 g Arborio-Reis<br />
n 1 Schalotte<br />
n 500 ml Gemüsebrühe (aus dem<br />
Glas oder aus gekörnter Brühe)<br />
n 2 EL Butter<br />
Für die Toppings:<br />
n 4 EL Haselnusskerne<br />
Für das Rindsgulasch:<br />
n 800 g Rindsgulasch<br />
n 2 Schalotten<br />
n 2 Knoblauchzehen<br />
n 2 TL Korianderkörner<br />
n 1/2 TL gemahlener Zimt<br />
n Salz<br />
n 80 ml Sojasauce<br />
n 1,5 l Rinderbrühe (aus dem Glas)<br />
n 1/2 TL Safranfäden<br />
n 16 getrocknete Datteln<br />
(ohne Stein)<br />
n 8 getrocknete Marillen<br />
n <strong>10</strong>0 g Pinienkerne<br />
Für die Basis:<br />
n 400 g gemischter Wildreis<br />
Zutaten für<br />
4 Personen<br />
n Salz<br />
n 200 g Kleinblatt-Haferflocken<br />
Für die Toppings:<br />
n 200 g Joghurt (3,5 % Fett)<br />
n 4 TL Vanilleextrakt<br />
n 4 EL Pekannusskerne<br />
n 6 EL Ahornsirup<br />
n Salz<br />
n 8–<strong>10</strong> lila Zwetschken<br />
n 1 TL grob gemörserte schwarze<br />
Pfefferkörner<br />
n 4 EL Mandelmus<br />
Zutaten für<br />
4 Personen<br />
n 2 EL Butter<br />
n 4 Scheiben Toastbrot<br />
n Salz<br />
n 1 großer roter Apfel<br />
n 2 eingelegte kleine<br />
schwarze Trüffel<br />
Zutaten für<br />
Zutaten für<br />
4 Personen<br />
4 Personen<br />
Zum Garnieren:<br />
n 2 Bund glatte Petersilie<br />
n 2 Frühlingszwiebeln<br />
n 1/2 Granatapfel<br />
GESUNDER GENUSS<br />
IN DER Schüssel<br />
GESUNDER GENUSS<br />
IN DER Schüssel<br />
GESUNDER GENUSS<br />
IN DER Schüssel<br />
n FRÜHSTÜCKS-BOWL<br />
n KÜRBISRISOTTO<br />
n RINDSGULASCH
✁<br />
✁<br />
n FRÜHSTÜCKS-BOWL<br />
REZEPTKARTEN<br />
Zubereitung: Für das Granola den Ofen auf<br />
180 Grad C (Umluft) vorheizen. Ein Backblech<br />
mit Backpapier belegen. Die Haselnüsse und<br />
Mandeln grob hacken und mit den Haferflocken,<br />
Zimt, Ingwer, Muskat und ½ TL<br />
Salz mischen. Ahornsirup, Zuckerrübensirup<br />
und Kokosöl hinzufügen<br />
und alles gut durchmischen. Auf dem<br />
Backblech ausbreiten und im Ofen<br />
ca. <strong>10</strong> Minuten rösten, dann abkühlen<br />
lassen. In der Zwischenzeit Kuvertüre<br />
und kandierten Ingwer grob hacken.<br />
Unter das abgekühlte Granola mischen.<br />
Das Granola in einem Schraubglas aufbewahren.<br />
Die Milch mit dem Ahornsirup, Zimt und 1 Prise<br />
Salz in einen Topf geben. Die Haferflocken dazu-<br />
geben und unter Rühren aufkochen lassen. Dann<br />
vom Herd nehmen und ca. <strong>10</strong> Minuten quellen lassen,<br />
dabei gelegentlich umrühren. Den Joghurt mit<br />
dem Vanilleextrakt verrühren. Die Pekannüsse in<br />
einer Pfanne ohne Fett leicht anrösten, dann<br />
2 EL Ahornsirup hinzufügen und die Nüsse<br />
karamellisieren lassen. Mit 1 Prise Salz würzen<br />
und auf Backpapier auskühlen lassen.<br />
Die Zwetschken waschen, trocken tupfen,<br />
halbieren und entsteinen. In der gleichen<br />
Pfanne mit 4 EL Ahornsirup, dem Pfeffer und<br />
1 Prise Salz ca. 3–4 Minuten sanft karamellisieren.<br />
Das Porridge auf vier Schalen verteilen und<br />
den Vanillejoghurt daraufgeben. Mit Granola, den<br />
Zwetschken und Pekannüssen garnieren. Das Mandelmus<br />
darüberträufeln. n<br />
DER NEUE SAMMELSPASS: REZEPTKARTEN ZUM AUSSCHNEIDEN UND GENIESSEN!<br />
✁<br />
1<br />
Die Rezeptseite entlang der<br />
strichlierten Linien ausschneiden.<br />
Sie haben nun drei Karten!<br />
2<br />
Karte in der Mitte<br />
falten …<br />
3<br />
… und fertig! Die Zutaten<br />
sind auf der Rückseite, die<br />
Zubereitung im Inneren.<br />
n KÜRBISRISOTTO<br />
Praktisch: Auf der Vorderseite<br />
finden Sie unser<br />
neues Farbleitsystem.<br />
n VORSPEISE<br />
n HAUPTSPEISE<br />
n DESSERT<br />
Zubereitung: Den Ofen auf 180 Grad C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.<br />
Ein Backblech mit Backpapier belegen. Den Hokkaido<br />
waschen und trocken tupfen, entkernen und die Hälfte in 2 x<br />
2 cm große Würfel schneiden. Den restlichen Kürbis in Scheiben<br />
hobeln und beiseitestellen. Die Kürbiswürfel mit dem Schlagobers<br />
in einen Topf geben und ca. 20 Minuten bei niedriger Hitze<br />
weich kochen. Pürieren und Cheddar, Parmesan, 2 TL Salz und<br />
Tabasco unterrühren. Die Kürbisscheiben auf das Backblech legen.<br />
Den Salbei waschen, trocken schütteln, die Blätter abzupfen<br />
und auf den Kürbis legen.Den Parmaschinken grob zerzupfen,<br />
Kürbis und Salbei damit belegen. Im Ofen ca. 20 Minuten garen.<br />
Das Olivenöl in einem Topf erhitzen und den Arborio-Reis darin<br />
glasig dünsten. Die Schalotte schälen und fein würfeln. Zum Reis<br />
geben und mit anschwitzen. Währenddessen die Brühe erhitzen,<br />
dann in kleinen Portionen zum Reis geben und den Reis unter<br />
Rühren al dente kochen. Butter und Kürbispüree unterrühren<br />
und das Risotto warm halten. Für die Toppings die Haselnüsse<br />
grob hacken und in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Herausnehmen.<br />
Die Butter in der Pfanne erhitzen und die Toastbrote in kleine<br />
Dreiecke schneiden. In der Butter von beiden Seiten goldgelb<br />
rösten und mit 1/2 TL Salz würzen. Den Apfel waschen, trocken<br />
tupfen, vierteln und in dünne Scheiben schneiden. Das Cheesy<br />
Kürbisrisotto auf vier Schalen verteilen. Den gerösteten Kürbis<br />
mit Parmaschinken und Salbei darauf anrichten, mit Apfelscheiben,<br />
Haselnüssen und hauchdünn gehobeltem Trüffel garnieren<br />
und mit den Toastbrotecken servieren. n<br />
Rezepte zum Sammeln. Ab sofort finden Sie in jeder Ausgabe<br />
von GESUND & LEBEN drei Rezeptkarten zum Sammeln.<br />
Auf der Vorderseite sehen Sie auf einen Blick die Speise als Foto –<br />
und ob es sich um eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise handelt.<br />
STUDIEREN<br />
OHNE<br />
NEBENJOB.<br />
Auf der Rückseite gibt es die Zutatenliste mit praktischen Zusatztipps.<br />
Auf der Innenseite ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung abgedruckt.<br />
So gelingt jedes Gericht mühelos – und schmeckt fantastisch.<br />
GESUND & LEBEN wünscht gutes Gelingen!<br />
n RINDERGULASCH AUS <strong>10</strong>01 NACHT<br />
Zubereitung: Ein himmlisches Gericht wie aus <strong>10</strong>01<br />
Nacht: süßlich-würziges Schmorfleisch mit Reis,<br />
Granatapfel, Pinienkernen und Koriander!<br />
Butterweiches Rindfleisch mit jeder Menge<br />
Aromen, viel Sauce und einer großen<br />
Portion Reis. Knusprige Komponenten<br />
wie Pinienkerne und Granatapfelkerne<br />
sorgen für Spannung. Jede Menge Petersilie<br />
und Frühlingszwiebeln bringen<br />
herrliche Frische mit. Ein traumhaft<br />
köstliches Gericht.<br />
Das Rindfleisch trocken tupfen, in 3 x<br />
3 cm große Würfel schneiden und in einem<br />
großen Topf ohne Öl bei mittlerer Hitze<br />
anbraten. Das Fleisch setzt erst ein wenig<br />
an, löst sich dann aber wieder vom Boden. Das<br />
Fleisch erst wenden, wenn es sich schon gelöst hat,<br />
und ringsum bräunen lassen. Die Schalotten schälen, halbieren<br />
und in dünne Scheiben schneiden. Den Knoblauch schälen und<br />
ebenfalls in dünne Scheibchen schneiden. Korianderkörner im<br />
Mörser zerstoßen. Schalotten und Knoblauch mit Koriander, Zimt<br />
und 1 TL Salz zum Fleisch geben. 1 Minute anrösten, dann mit<br />
Sojasauce ablöschen und noch 1 Minute reduzieren. Rinderbrühe<br />
und Safranfäden hinzufügen und alles halb zugedeckt 1,5–<br />
2 Stunden köcheln lassen, bis das Fleisch butterweich ist.<br />
Nach 1 Stunde die Datteln und Marillen grob hacken und zum<br />
Ragout geben. Die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett goldgelb<br />
rösten und die Hälfte zum Ragout geben. Kurz vor Ende der Garzeit<br />
den Reis nach Packungsangabe garen. Petersilie und Frühlingszwiebeln<br />
waschen und trocken tupfen. Die Petersilie grob<br />
hacken, die Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden. Die Kerne des<br />
Granatapfels auslösen. Den Reis auf vier Schalen verteilen. Das<br />
Ragout darauf anrichten und mit Petersilie, Frühlingszwiebeln,<br />
Granatapfelkernen und den restlichen Pinienkernen garnieren.n<br />
FOTOS: ISTOCK_ JOHNGOLLOP_ GMVOZD_ ANNELIESE GRUENWALD-MAERKL<br />
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RUHE UND STILLE<br />
DIE<br />
KRAFT<br />
FOTOS: ISTOCK_DOIT_ CSA-ARCHIVE<br />
Die Welt wird immer lauter. Zumindest empfinden das manche Menschen so<br />
und suchen nach Stille und Ruhe. GESUND & LEBEN hat sich angesehen, wie<br />
laut unser <strong>Leben</strong> tatsächlich ist, wie Lärm der eigenen <strong>Gesund</strong>heit schadet und<br />
wie Stille unser Wohlbefinden stärken kann.<br />
ier eine Baustelle, dort ein Kollege, der per Lautsprecher<br />
telefoniert. Der eine Nachbar mäht den<br />
Rasen, der andere bläst das Laub weg. Untertags<br />
der Verkehr, abends spielt die Musik im Gasthaus,<br />
in der Diskothek oder beim Dorffest.<br />
Mit anderen Worten: (zu) viel Lärm – leider<br />
oft um nichts. Auch Studien bestätigen,<br />
dass das Lärmaufkommen in den<br />
vergangenen Jahren zugenommen hat.<br />
Interessanterweise jedoch nicht jenes der<br />
eingangs erwähnten nicht vermeidbaren<br />
Lärmquellen. „Natürlich kann es temporär<br />
und regional zu höherem Lärmaufkommen<br />
im Bereich von nicht vermeidbaren<br />
Lärmquellen kommen. Im Durchschnitt<br />
aber ist diese Art des Lärms unter anderem<br />
aufgrund von Anti-Lärm-Maßnahmen weniger<br />
geworden“, weiß Dr. Bernhard Laback, Psycho-<br />
akustiker an der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften.<br />
Zugenommen hat indes der vermeidbare Lärm,<br />
denn dank Smartphone und Co sorgen wir selbst<br />
sozusagen für Permanentbeschallung. Nach<br />
einem Tag im (Großraum-)Büro oder im lauten<br />
Handwerks- oder Industriebetrieb hören<br />
wir bei der Heimfahrt unsere Lieblingssongs<br />
oder Podcasts. Am Abend drehen wir den<br />
Fernseher auf, gehen mit Musik im Ohr<br />
eine Runde Joggen, ins Fitnessstudio<br />
oder treffen uns mit Freunden in einem<br />
Lokal. Das Ausmaß dieses Lärms haben<br />
wir zum Großteil selbst in der Hand. Und<br />
so ist es eine berechtigte Frage, warum der<br />
Wunsch nach Stille stärker wird, während<br />
wir vermeidbaren Lärmquellen derart viel<br />
Platz in unserem Alltag geben.<br />
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RUHE UND STILLE<br />
Dr. Marc Luy,<br />
Demograph an der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften<br />
„Selbstmanagement und<br />
Achtsamkeit bringen<br />
Regelmäßigkeit und Ruhe in<br />
das <strong>Leben</strong>, wodurch auch<br />
der Geist stiller wird.“<br />
„Bei Schlafproblemen:<br />
Ein unangenehmes und<br />
unvermeidbares Geräusch<br />
wie Verkehrslärm an einer<br />
befahrenen Straße kann<br />
durch eine angenehme<br />
Schallquelle ersetzt werden.“<br />
Dr. Bernhard Laback,<br />
Psychoakustiker an der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften<br />
LÄRM SCHADET<br />
Doch was ist eigentlich Stille? Per definitionem<br />
ist es die Abwesenheit von Geräuschen aller Art<br />
bzw. Lautlosigkeit. Und wir müssen nicht einmal<br />
das Maximum – die „Totenstille“ – anstreben, um<br />
zu wissen, dass wir in einer Zeit leben, in der wir<br />
so gut wie immer von irgendwelchen Geräuschen<br />
umgeben sind. Mitunter kann Lärm aber nicht nur<br />
nerven, sondern sogar negative Auswirkungen<br />
auf die <strong>Gesund</strong>heit haben. In erster Linie denkt<br />
man hier an Schädigungen des Gehörs: So wird<br />
ab 85 Dezibel, über eine Dauer von acht Stunden,<br />
von gehörgefährdendem Lärm gesprochen, was<br />
bereits bei starkem Straßenlärm, lauter Musik oder<br />
einem Rasenmäher in sieben Metern Entfernung<br />
der Fall ist. Psychoakustiker Laback betont allerdings,<br />
dass die Dauer eine wichtige Rolle spiele:<br />
„Bei deutlich höheren Intensitäten kann bereits<br />
wesentlich kürzere Lärmeinwirkung Schwerhörigkeit<br />
verursachen. Zudem können Alkohol und<br />
Schlafmangel die Haarzellen im Innenohr – die<br />
primären Sinneszellen ebendort – schädigen und<br />
somit Hörschäden begünstigen.“ Im Übrigen ist<br />
Schwerhörigkeit die bei Weitem am häufigsten<br />
auftretende Berufskrankheit – wenngleich rückläufig.<br />
Das zeigt, dass Lärmschutz am Arbeitsplatz<br />
ernst(er) genommen wird.<br />
Darüber hinaus kann Lärm das Wohlbefinden<br />
massiv beeinträchtigen. Bei sogenannten extraauralen<br />
Lärmauswirkungen kommt es nämlich<br />
zu einer Stressreaktion des Körpers und damit zu<br />
einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons<br />
Cortisol. Das kann wiederum zu gesteigerter Herzfrequenz<br />
sowie Blutdruckzunahme führen und<br />
langfristig sogar lebensverkürzende Auswirkungen<br />
haben.<br />
WUNSCH NACH STILLE<br />
Der Wunsch nach Stille und Ruhe ist also nicht nur<br />
nachvollziehbar, sondern macht gesundheitlich<br />
Sinn. Ferner sorgt Stille dafür, dass wir uns mental<br />
frisch fühlen, kognitiv leistungsfähig, produktiv<br />
und kreativ bleiben bzw. (wieder) werden. Letzteres<br />
hat etwa mit dem sogenannten Default Mode<br />
Network – zu Deutsch Ruhezustandsnetzwerk – zu<br />
tun. Dazu gehören bestimmte Hirnregionen, die<br />
insbesondere dann aktiv werden, wenn wir mal<br />
nicht so viel „zwischen den Ohren“ haben und nur<br />
wenig äußerliche Reize auf uns einprasseln. Wie<br />
beim Tagträumen können sich neue Verknüpfungen<br />
(Synapsen) bilden – und kreative Ideen entstehen.<br />
Stellt sich die Frage: Wie bringen wir Stille in<br />
unser lautes <strong>Leben</strong>? Zum einen indem man untertags<br />
all jene Lärmquellen reduziert, die man tatsächlich<br />
selbst vermeiden kann. Zum anderen ist<br />
es entscheidend, für einen guten Schlaf zu sorgen,<br />
da sich der Körper in dieser Zeit erholt, während<br />
er gleichzeitig auf Hochtouren arbeitet: So fördert<br />
ausreichend und guter Schlaf etwa die Bildung<br />
von Immunzellen. Hormone sorgen dafür, dass<br />
Gewebe repariert wird, Körperzellen regenerieren<br />
und Knochenwachstum sowie Muskelaufbau<br />
begünstigt werden. Da die auditorische Verarbeitung<br />
allerdings ständig aufrecht ist, laufen wir mitunter<br />
Gefahr, sogar nachts im Anregungszustand<br />
zu verharren. Allerdings komme es laut Laback auf<br />
die Art der Schallwelle an: „Bestimmte Schalle halten<br />
uns mehr vom Schlaf ab als andere. So kann<br />
beispielsweise ein unangenehmes und unvermeidbares<br />
Geräusch wie Verkehrslärm an einer<br />
befahrenen Straße mithilfe einer angenehmen<br />
Schallquelle ersetzt werden. Wobei die Betonung<br />
auf ersetzen liegt, denn auch die Alternative darf<br />
nie zu laut sein. Außerdem lautet eine Definition<br />
von Lärm ‚nicht erwünschter Schall‘ – und das ist<br />
individuell unterschiedlich. So empfinden manche<br />
Wellenrauschen als angenehm, für andere ist<br />
es zu laut. Wichtig ist jedenfalls, dass die alternative<br />
Schallquelle derart eingestellt wird, dass eine<br />
gute Schlafqualität erzielt wird.“ Auch schalldichte<br />
Fenster können helfen – vorzugsweise in Kombi-<br />
FOTOS: ISTOCK_ RUDZHAN NAGIEV; BARBARA SIMUNICS_PRIVAT<br />
WERBUNG FOTOS: SABINE KLIMPT, ISTOCK_ ONAIRJIW_ BYMURATDENIZ<br />
Wenn<br />
STRESS<br />
auf den<br />
DARM<br />
schlägt<br />
Priv.-Doz. DDr.<br />
Philipp Saiko, Präsident,<br />
& Mag. pharm. Susanne<br />
Ergott-Badawi, Vizepräsidentin<br />
Apothekerkammer Wien<br />
Eine gut funktionierende Verdauung ist essenziell für die Allgemeingesundheit:<br />
In unserem Darm befinden sich 80 Prozent aller<br />
Immunzellen, die uns vor Bakterien, Viren oder Umweltgiften<br />
schützen. Somit sorgt er nicht nur für Treibstoff über die Nahrungsverdauung,<br />
sondern beeinflusst auch viele Prozesse von<br />
Kopf bis Fuß. Läuft der Darm unrund, betrifft das den gesamten<br />
Körper.<br />
Auch die Wechselwirkung zwischen Psyche und Darm ist unbestritten:<br />
Darmbakterien reagieren auf Ärger und negativen Stress.<br />
Die Darmflora verändert sich, die guten Bakterien verschwinden<br />
und machen Platz für krankmachende. Verdauungsprozesse<br />
kosten sehr viel Energie und benötigen viel Sauerstoff und Blut.<br />
In Stresssituationen fahren die Verdauungsorgane ihre reguläre<br />
n HILFE AUS DER NATUR<br />
Als gute Unterstützer bei Magen- und<br />
Darmbeschwerden haben sich auch<br />
verschiedene Heilpflanzen und Probiotika<br />
erwiesen. Die Inhaltsstoffe der<br />
Pfefferminze, vor allem das Menthol,<br />
haben eine entspannende Wirkung auf<br />
die glatte Muskulatur des Verdauungstraktes<br />
und können Krämpfe lindern.<br />
Heilpflanzen mit Bitterstoffen wie Enzianwurzel,<br />
Tausendgüldenkraut, Schafgarbenkraut,<br />
Artischockenblätter oder<br />
Löwenzahnwurzel, werden hingegen<br />
vorzugsweise bei Völle- und Druckgefühl<br />
sowie bei vorzeitigem Sättigungsgefühl<br />
eingesetzt. Gegen Blähungen<br />
wirken insbesondere Kümmel-, Fenchel-<br />
und Anisfrüchte. Ebenso kann<br />
die Einnahme aktiver Darmbakterien in<br />
Form von Probiotika empfohlen werden,<br />
um den Verlust der „guten“ Bakterien<br />
Tätigkeit deutlich zurück, worauf der Körper mit Bauchschmerzen,<br />
Übelkeit, Verstopfung oder Sodbrennen reagieren kann. Im<br />
Extremfall will der Körper die Nahrungsreste durch Erbrechen<br />
oder Durchfall möglichst schnell loswerden. Auch die Entstehung<br />
des Reizdarmsyndroms wird mit Stress in Verbindung gebracht.<br />
Neben psychischen Faktoren können jedoch auch Medikamente<br />
wie beispielsweise Antibiotika einen negativen Effekt auf das<br />
Mikrobiom des Darms haben. Umso wichtiger ist es daher, dem<br />
Auslöser der Darmbeschwerden auf den Grund zu gehen und die<br />
Ursache rasch zu bekämpfen. Gerade in sehr belastenden <strong>Leben</strong>sphasen<br />
ist es von großer Bedeutung, Stressfaktoren zu minimieren<br />
und dem Körper regelmäßige Ruhepausen zu gönnen.<br />
Darüber hinaus spielen auch eine gesunde Ernährung mit vielen<br />
Ballaststoffen, wenig Zucker und wenig Fett sowie die ausreichende<br />
Flüssigkeitszufuhr eine wichtige Rolle. Auch die Bewegung an<br />
der frischen Luft kann den Darm wieder in Schwung bringen.<br />
Für viele Menschen mit Verdauungsbeschwerden führt der erste<br />
Weg in die Apotheke. Die Apothekerinnen und Apotheker sind<br />
somit wichtige Ansprechpartner bei Fragen rund um den Verdauungstrakt.<br />
Wir beraten Sie niederschwellig und diskret zu Ihrem<br />
Anliegen und zu unterschiedlichen Präparaten.<br />
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durch falsche Ernährung und Stress<br />
oder durch die Einnahme von Antibiotika<br />
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Darmbeschwerden<br />
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Heilpflanzen und<br />
Probiotika erwiesen.<br />
32<br />
GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
33
RUHE UND STILLE<br />
EMPFEHLUNGENdes Monats<br />
nation mit einer guten Lüftungsanlage,<br />
die für eine hochwertige Luftzufuhr<br />
sorgt. Ebenso kann man zu<br />
Ohrstöpsel greifen, von denen es mittlerweile<br />
ein breites Angebot gibt, das<br />
von Wachs- über Schaumstoffstöpseln<br />
bis hin zu eigens auf das Ohr angepasste<br />
Stöpsel reicht.<br />
LEBEN WIE IM KLOSTER<br />
Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine<br />
„Lärm-Auszeit“ im Kloster, um bei Stundengebeten,<br />
Schweigetagen und Meditation die Stille zu<br />
genießen und die Kraftreserven aufzutanken. Dr.<br />
Marc Luy, Demograph an der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften, beschäftigt sich<br />
seit knapp 25 Jahren mit der Thematik: Anlässlich<br />
seiner Diplomarbeit mit dem Titel „Die Mortalität<br />
in bayerischen Frauen- und Männerklöstern<br />
im Zeitraum 19<strong>10</strong>-1985“ hat er Ende der 1990er-<br />
Jahre mehrere Wochen selbst in diversen Klöstern<br />
verbracht, um unter anderem Archivdaten per<br />
Hand abzuschreiben. Die Ergebnisse waren, wie<br />
er selbst sage, verblüffend: „Es hat sich gezeigt,<br />
dass die <strong>Leben</strong>serwartung von Mönchen bis zu<br />
fünf Jahre höher war als bei Männern, die nicht im<br />
Kloster leben.“ Natürlich wollte Luy wissen, wie es<br />
dazu kommen konnte und hat die Ergebnisse in<br />
den Klöstern präsentiert und sich mit den Ordensmännern<br />
und -frauen unterhalten: „Mit wem ich<br />
auch gesprochen habe, die erste Antwort war stets:<br />
der geregelte Tagesablauf.“<br />
Bis heute forscht der Demograph auf dem<br />
Gebiet und es wird immer deutlicher, dass Stress<br />
unsere <strong>Gesund</strong>heit und <strong>Leben</strong>serwartung negativ<br />
beeinflusst. Tägliche Routine kann den Alltag<br />
indes positiv beeinflussen, weil dadurch Ruhe ins<br />
<strong>Leben</strong> kommt – freilich nur dann, wenn man den<br />
Tag nicht von morgens bis abends mit Terminen<br />
und To-dos vollpackt, sondern dazwischen auch<br />
Inseln der Ruhe und Stille einplant: vom Meditieren<br />
in der Früh über den Spaziergang während der<br />
Mittagspause, bei dem man das Handy auf lautlos<br />
schaltet, beispielsweise durch einen Park spaziert<br />
und sich dabei ganz bewusst auf das Rascheln der<br />
Blätter oder das Zwitschern der Vögel konzentriert,<br />
bis hin zur Yogapraxis am Abend oder dem<br />
(schriftlichen) Resümieren des Tages vor dem<br />
Zubettgehen.<br />
SEI STILL<br />
Marc Luy kann es gut nachvollziehen, dass man<br />
sich für eine Auszeit im Kloster entscheidet und<br />
dabei eventuell Inspirationen für den eigenen<br />
Alltag holt. „Ich pflege seit einigen Jahren eine<br />
Art ‚Klosterleben‘ zuhause‘“, so der Familienvater.<br />
„Neben täglichen Ruheinseln gibt es fixe Zeitfenster<br />
für diverse Tätigkeiten – so checke ich vor<br />
Kraft<br />
Die<br />
der Introvertierten<br />
Die US-Amerikanerin Susan Cain, die seit vielen Jahren als<br />
Trainerin für Verhandlungsführung tätig ist, veröffentlichte 2011<br />
„Still Die Kraft der Introvertierten“ und brach mit dem Buch, das<br />
mittlerweile weltweit zum Bestseller wurde, eine Lanze für Introvertierte.<br />
Mehr noch: Sie zeigt, wie wichtig diese stillen Menschen<br />
für die Gesellschaft sind: „Unsere Schulen, Arbeitsplätze und<br />
religiösen Institutionen sind für Extrovertierte gemacht, und viele<br />
Introvertierte glauben, mit ihnen stimme etwas nicht und sie<br />
sollten versuchen, als Extrovertierte ‚durchzugehen‘. Diese negative<br />
Voreinstellung führt zu einer kolossalen Verschwendung von<br />
Talenten, Energie und letztlich von Glück.“<br />
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass viele der kreativsten<br />
Menschen introvertiert sind und dass sie ihre Kreativität zum Teil<br />
ihrer Fähigkeit verdanken, still zu sein. „Introvertierte sind sorgfältige,<br />
gründliche Denker, die die erforderliche Einsamkeit ertragen<br />
können, um Ideen zu entwickeln“, weiß Cain, betont jedoch, dass<br />
ihnen auch bewusst ist, dass Zusammenarbeit nötig ist, um gute<br />
Ideen zu implementieren. Allerdings ziehen „Introvertierte (…)<br />
eher eine kooperative Umgebung vor, während Extrovertierte lieber<br />
konkurrieren“, so die Autorin, die stille Menschen ermutigen<br />
möchte, die eigene Introversion anzunehmen, denn: In der Stille<br />
liegt die Kraft.<br />
■<br />
n BUCHTIPP<br />
STILL DIE KRAFT DER INTROVERTIERTEN<br />
Susan Cain<br />
Goldmann,<br />
11,40 Euro<br />
<strong>10</strong>.30 Uhr keine E-Mails und<br />
schließe das Programm nach<br />
etwa einer Stunde bis zum späten<br />
Nachmittag. Dann arbeite<br />
ich nochmal für eine Stunde an<br />
meinen E-Mails. Obwohl ich<br />
also mein Postfach täglich nur für zwei Stunden<br />
geöffnet habe, gehe ich jeden Tag mit ‚Inbox Zero‘<br />
nach Hause. Selbstmanagement und Achtsamkeit<br />
bringen Regelmäßigkeit und Ruhe in mein <strong>Leben</strong>,<br />
wodurch auch der Geist stiller wird.“<br />
Stille trägt zur Entschleunigung bei und korreliert<br />
positiv mit <strong>Gesund</strong>heit und einer längeren<br />
<strong>Leben</strong>serwartung. Worauf also warten wir noch?<br />
Lassen wir den (vermeidbaren) Lärm außen vor<br />
und stürzen wir uns in die Ruhe. CHRISTIANE MÄHR n<br />
FOTOS: ISTOCK_ FILO<br />
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34 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
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35
BABYBOOMER<br />
SO<br />
ticken<br />
DIE<br />
BABYBOOMER<br />
Nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1960er-Jahre kamen bisher die meisten Kinder<br />
zur Welt. Die Generation der Babyboomer wird älter und startet mit der<br />
Pension in einen neuen <strong>Leben</strong>sabschnitt.<br />
Sie waren immer viele – und sind es bis<br />
heute: Jene Menschen, die nach dem 2.<br />
Weltkrieg bis in die 1960er-Jahre auf die<br />
Welt gekommen sind. Sie sind die Generation<br />
der sogenannten Babyboomer. Vor<br />
allem in Nordeuropa und den USA kam<br />
es zu einem Aufschwung der Geburtenrate. Beendet<br />
wurde der Kindersegen erst einige Jahre nach der<br />
Einführung der Pille, in Österreich im Jahr 1962. Eine<br />
höhere Schulbildung und dadurch auch ein höheres<br />
Einkommen unterscheidet die Babyboomer von der<br />
Generation davor, die durch den Krieg geprägt war.<br />
Der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Individualität<br />
gewann immer mehr an Bedeutung, gleichzeitig<br />
sind Nachhaltigkeit und Ökologie Themen, die die<br />
Menschen dieser Generation beschäftigen. Und auch<br />
das klassische Familienbild wurde revolutioniert – die<br />
Patchwork-Familie entstand. Auch wenn die Baby-<br />
boomer knapp vor oder schon in Pension sind: Alt<br />
fühlen sie sich noch längst nicht – im Gegenteil: Sie<br />
gehen meist noch sehr aktiv durchs <strong>Leben</strong>.<br />
GESELLSCHAFT DES LANGEN LEBENS<br />
Die Babyboomer sind fitter als die Generationen<br />
vor ihnen – und führen einen Trend an, der weiter<br />
ansteigen wird: Im Jahr 2050 werden 30 Prozent der<br />
europäischen Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Die<br />
Babyboomer gestalten die Gesellschaft künftig auch<br />
im Alter immer mehr mit. Denn bei vielen startet<br />
nun das sogenannte dritte Alter: „Im Vergleich zur<br />
früheren Generation haben die Babyboomer noch<br />
viele Jahre nach dem Beruf vor sich, in denen sie sich<br />
häufig guter <strong>Gesund</strong>heit erfreuen und vital sind. Sie<br />
gestalten ihr <strong>Leben</strong> aktiv und genießen es“, sagt Dr.<br />
Maria Fischnaller, Psychologin und Themenmanagerin<br />
„Zukunftsfähige Gesellschaft“ bei der Oberösterreichischen<br />
Zukunftsakademie. Für die Babyboomer<br />
ist es bedeutsam, trotz Ruhestand aktiv zu bleiben.<br />
Nicht nur Enkelkinder können eine Aufgabe sein,<br />
sondern auch freiwilliges Engagement. „Diese Menschen<br />
werden die Gesellschaft mitgestalten. Sie sind<br />
ein Gewinn“, sagt Fischnaller. Nicht nur Arbeit auf<br />
freiwilliger Basis, sondern auch bezahlte Arbeit wird<br />
mehr in den Fokus rücken. Dass sich das Älterwerden<br />
verändert, sei wichtig in einer Gesellschaft des langen<br />
<strong>Leben</strong>s, ergänzt die Psychologin: „Jetzige Seniorinnen<br />
und Senioren sind sehr aktiv und ein gutes Vorbild.“<br />
GELASSEN & ENTSCHLEUNIGT<br />
Wie gelingt es den geburtenstärksten Jahrgängen darüber<br />
hinaus, gesund und erfüllt zu altern? Hilfreich ist<br />
es, sich bereits vor dem Antritt der Pension Gedanken<br />
zu machen, wie man mit dem eigenen Älterwerden<br />
umgeht. Man sollte sich aktiv mit dem künftigen<br />
<strong>Leben</strong> auseinandersetzen und konkrete Ziele überlegen,<br />
sagt Mag. Irene Burian, Leiterin des Bereiches<br />
Vorsorge der „Tut gut!“ <strong>Gesund</strong>heitsvorsorge GmbH.<br />
Den Umbruch vom Arbeitsleben in die Pension kann<br />
FOTOS: ISTOCK_ FIZKES; PRIVAT BEIGESTELLT;<br />
man als Chance sehen, um mit <strong>Leben</strong>sfreude und<br />
Zufriedenheit in den neuen <strong>Leben</strong>sabschnitt zu<br />
starten. Das klingt einfach – ist es aber nicht immer.<br />
Daher hat die Expertin einige Tipps: nämlich einen<br />
sogenannten Aktivitätencocktail. Dazu gehört, körperlich<br />
aktiv zu bleiben und beispielsweise wandern<br />
oder spazieren zu gehen, Rad zu fahren oder<br />
zu turnen. Eine ausgewogene Ernährung ist ebenso<br />
wichtig wie ein soziales Netzwerk. Es tut<br />
auch gut, kreativ zu werden und ein<br />
Hobby zu beginnen, etwa im Chor<br />
singen, backen oder malen. „Es ist<br />
oft das Neue, das unseren Geist bis<br />
ins hohe Alter fit hält“, erklärt Burian.<br />
Nicht nur kreativ, sondern auch geistig<br />
aktiv sollte man bleiben bzw. werden:<br />
Warum nicht etwa einen Computerkurs<br />
belegen und dabei die<br />
Gehirnzellen auch im Alter anregen?<br />
Außerdem hilft es, das <strong>Leben</strong> nicht<br />
allzu ernst zu nehmen: Eine humorvolle <strong>Leben</strong>shaltung<br />
unterstützt dabei, den Herausforderungen des<br />
Alterns zu begegnen. Humor kann man nicht nur<br />
aktivieren, sondern auch trainieren, sagt Burian. Sie<br />
hat einen weiteren Tipp: „Genießen Sie die Gelassenheit<br />
und Entschleunigung des Älterwerdens.<br />
Der Leistungsdruck ist vorbei. Geben Sie Vorurteilen<br />
über das Altern keine Chance, bilden Sie sich<br />
Ihre eigene Meinung. Versuchen Sie anzunehmen,<br />
dass mit der Zeit nicht mehr alles möglich ist. Blicken<br />
Sie mit Freude auf die schönen Seiten der<br />
Veränderung.“ Auch wenn die Babyboomer älter<br />
werden, ist das Thema Sex und Intimität nicht tabu.<br />
Das Bedürfnis nach Nähe, Zweisamkeit und Berührungen<br />
ist wertvoll als Energieträger und deshalb<br />
nicht altersabhängig, sagt Burian. Das Bedürfnis<br />
kann sich aber im Laufe der Zeit verändern, etwa,<br />
wie man Geborgenheit und Liebe ausdrückt und in<br />
Dr. Maria Fischnaller,<br />
Psychologin<br />
Mag. Irene Burian,<br />
„Tut gut!“<br />
<strong>Gesund</strong>heitsvorsorge<br />
GmbH<br />
„Genießen Sie die Gelassenheit<br />
und Entschleunigung<br />
des Älterwerdens. Der<br />
Leistungsdruck ist vorbei. “<br />
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VORSORGE<br />
Mag. Irene Burian, „Tut gut!“<br />
<strong>Gesund</strong>heitsvorsorge GmbH<br />
Mag. Irene Öllinger,<br />
„Tut gut!“<br />
<strong>Gesund</strong>heitsvorsorge<br />
GmbH<br />
OÄ Dr. Elke Maurer,<br />
Internistin im<br />
Landesklinikum<br />
Waidhofen/Thaya<br />
welcher Häufigkeit und Intensität man diese gerne<br />
spürt. Zeit für Zärtlichkeiten sollte immer vorhanden<br />
sein – egal in welcher Form.<br />
NÄHRSTOFFE IM FOKUS<br />
Ein gesunder und aktiver Körper spielt eine ebenso<br />
große Rolle, um gut zu altern. Der Energiebedarf<br />
im Alter sinkt zwar, aber der Bedarf an Nährstoffen<br />
bleibt hoch, sagt Mag. Irene Öllinger<br />
vom Bereich Bildung der „Tut gut!“<br />
<strong>Gesund</strong>heitsvorsorge GmbH.<br />
Daher sollte man wählerisch sein<br />
und <strong>Leben</strong>smittel mit hoher Nährstoffdichte<br />
und moderater Energiedichte<br />
auswählen. Gemüse,<br />
Obst und Kräuter versorgen mit<br />
Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen<br />
sowie sekundären<br />
Pflanzenstoffen und sollen häufig<br />
gegessen werden. Sekundäre<br />
Pflanzenstoffe haben entzündungssenkende, cholesterin-<br />
und blutzuckerregulierende Eigenschaften.<br />
Wer ausreichend Eiweiß zu sich nimmt, stärkt<br />
Muskeln und Abwehrzellen im Blut. Eiweiß steckt<br />
nicht nur in bekannten Quellen wie Milch und<br />
Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch, sondern<br />
auch in Hülsenfrüchten. Sie sättigen und liefern<br />
viele Ballaststoffe. Getreideprodukte und Fette<br />
sollte man in Maßen genießen. Bei Pflanzenölen<br />
soll auf Abwechslung gesetzt werden. Bereits kleine<br />
Mengen bringen Geschmacksnoten in die zubereiteten<br />
Gerichte. Besonders bedeutsam ist eine<br />
ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von energiefreien<br />
Getränken (Wasser und ungesüßter Tee).<br />
Im Alter lässt das Durstempfinden nach, daher wird<br />
öfter auf das Trinken „vergessen“.<br />
Ab einem gewissen Alter besonders auf seinen<br />
Körper und die Ernährung zu achten, macht Sinn:<br />
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33 %<br />
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Face-to-Face<br />
Face-to-Face<br />
Studien zeigen, dass das Körpergewicht und der BMI im<br />
Erwachsenenalter immer weiter ansteigen. Über 30 Prozent<br />
der 65- bis 84-Jährigen sind laut österreichischem Ernährungsbericht<br />
übergewichtig und gelten dennoch häufig als<br />
qualitativ mangelernährt, wenn bestimmte wichtige Nährstoffe<br />
zu wenig aufgenommen werden.<br />
VIELE CHANCEN<br />
Die Babyboomer-Generation hat in vielerlei Hinsicht bessere<br />
Karten im Vergleich zur vorherigen – auch wenn es um<br />
die <strong>Gesund</strong>heitsversorgung geht: „Hier hat sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten viel entwickelt, nicht nur quantitativ,<br />
sondern auch qualitativ. Jetzt ist es wichtig, diesen Standard<br />
zu erhalten“, sagt Dr. Elke Maurer, Oberärztin an der Abteilung<br />
für Innere Medizin im Landesklinikum Waidhofen/Thaya<br />
(NÖ). Eine wichtige Rolle spielt Hygiene – auch hier haben<br />
die Babyboomer einen Vorteil, denn früher war fließendes<br />
Wasser nicht in allen Haushalten selbstverständlich. Was aber<br />
beeinflusst die <strong>Gesund</strong>heit dieser Generation noch im Ver-<br />
Charakteristisches Produkt<br />
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FOTOS: ISTOCK_YOUNGID<br />
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gleich zur vorherigen? Sicher<br />
der Wohlstand, den wir uns<br />
alle nicht wegdenken können,<br />
und ein über Jahre ausgebautes<br />
Sozialsystem, sagt Maurer. Auch<br />
die <strong>Gesund</strong>heitsprävention hat sich<br />
dank der Forschung verbessert.<br />
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Babyboomern: Sie sind technikaffin wie<br />
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bekommen Sie bei Tätigkeiten,<br />
die Ihre Konzentration<br />
erfordern, schnell Kopfschmerzen? Dann leiden<br />
Sie möglicherweise an einer Sehbeeinträchtigung.<br />
Damit sind Sie nicht allein – ganz im Gegenteil:<br />
Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie)<br />
und Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung,<br />
Astigmatismus) machen immer mehr Menschen<br />
das <strong>Leben</strong> schwer. Die Zukunftsprognosen sind<br />
alarmierend: Bis 2050 soll die Hälfte der Weltbevölkerung<br />
kurzsichtig sein. Besonders häufig<br />
betroffen sind 25- bis 29-Jährige, was vorrangig mit<br />
veränderten <strong>Leben</strong>sumständen zusammenhängt:<br />
Immer mehr Tätigkeiten in unserem Alltag, wie<br />
der Blick auf das Smartphone, fordern das Auge im<br />
Nahbereich, während nur noch selten in die Ferne<br />
fokussiert wird. Die Brille ist damit für viele Menschen<br />
längst zu einem ständigen Begleiter geworden.<br />
Wenn dieser nicht mehr die gewünschte<br />
Sehverbesserung bringt oder als störend empfun-<br />
<strong>Gesund</strong>e<br />
Augen im Herbst<br />
Gerade im Herbst und Winter sind unsere Augen besonders stark belastet.<br />
Wind und warme Heizungsluft führen dazu, dass sie schneller<br />
austrocknen. Das wirkt sich auch auf unsere Augengesundheit aus.<br />
Einerseits können Sehschwächen zu trockenen Augen führen, andererseits<br />
können aber auch unbehandelte Benetzungsstörungen die<br />
Sehstärke beeinträchtigen. Vergessen Sie daher nicht, Ihre Augen mit<br />
ausreichend Feuchtigkeit<br />
zu versorgen.<br />
Regelmäßiges bewusstes<br />
Blinzeln,<br />
ausreichend Lüften,<br />
eine Schale Wasser<br />
auf der Heizung, Luftbefeuchter<br />
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fördern<br />
die Augengesundheit.<br />
Wenn die Reizung anhält,<br />
helfen Augentropfen dabei, den Tränenfilm<br />
zu stabilisieren und die Augenoberfläche geschmeidig<br />
zu halten.<br />
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CH-<strong>2022</strong>02<strong>10</strong>-32
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AUGENERKRANKUNGEN AUS DER SICHT DES Patienten<br />
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Sehen ohne Augenerkrankung Beginnende Augenerkrankung Hochgradige Sehbehinderung Altersbedingte<br />
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Makuladegeneration (AMD)<br />
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Diabetisches Makulaödem<br />
(DMÖ)<br />
Grüner Star (Glaukom) Grauer Star (Katarakt) Halbseitiger Gesichtsfeldausfall<br />
(Hemianopsie)<br />
den wird, kann mittlerweile auch aus zahlreichen<br />
weiteren Behandlungsmöglichkeiten gewählt<br />
werden – mit teils beeindruckenden Erfolgsraten.<br />
GESUND & LEBEN hat den Überblick.<br />
KONTAKTLINSEN – JA, ABER RICHTIG!<br />
Insbesondere aus optischen Gründen greifen<br />
viele Menschen lieber zu Kontaktlinsen als zur<br />
Brille, weiß Univ.-Doz. DI Dr. Albert Daxer, Facharzt<br />
für Augenheilkunde und Optometrie in Wieselburg<br />
(NÖ): „Kontaktlinsen sind prinzipiell eine<br />
gute Alternative, jedoch kommt es auf die Art<br />
der Linse an.“ Am empfehlenswertesten, so der<br />
Experte, sind harte Kontaktlinsen. „Diese werden<br />
jedoch leider nicht auf Anhieb von allen Patientinnen<br />
und Patienten<br />
vertragen. Sie können<br />
zunächst kratzen<br />
und benötigen in der<br />
Regel eine Eingewöhnungsphase<br />
von<br />
rund einer Woche.“<br />
Der einfachere und<br />
komfortablere Weg<br />
sind weiche Kontaktlinsen,<br />
die meist als<br />
Monatslinsen gekauft werden. Sie schmiegen sich<br />
an die Hornhaut an und vermitteln kein Fremdkörpergefühl.<br />
Monatslinsen haben jedoch einen<br />
entscheidenden Nachteil, meint Daxer: „Sie haben<br />
Einheitsgrößen und liegen mitunter so eng auf<br />
dem Auge auf, dass keine Sauerstoff- und Nährstoffversorgung<br />
der Hornhaut mehr gegeben ist<br />
und es manchmal zu schwerwiegenden Komplikationen,<br />
bis zu einer vollkommenen Eintrübung<br />
der Hornhaut, kommen kann. Harte Kontaktlinsen<br />
42<br />
Fazit<br />
schwimmen hingegen auf dem Auge – dadurch<br />
gelangen genügend Nährstoffe an die Hornhaut<br />
und das Infektionsrisiko verringert sich.“<br />
„Viele Wege führen zum Scharfblick. Man<br />
muss nur den für sich geeigneten finden.“<br />
LASER GEGEN SEHSCHWÄCHE<br />
Will man gänzlich auf Brillengläser und Kontaktlinsen<br />
verzichten, so gibt es seit rund 25 Jahren<br />
die Möglichkeit, eine Fehlsichtigkeit mittels Laser<br />
zu korrigieren. „Im Zuge der Behandlung wird der<br />
Krümmungsradius der Hornhaut verändert, denn<br />
dieser ist ausschlaggebend für die Dioptrien des<br />
Auges. Bei Kurzsichtigkeit wird die Hornhaut flacher,<br />
bei Weitsichtigkeit steiler gemacht“, erklärt<br />
Daxer. Hierfür gibt es zwei Optionen: Bei der sogenannten<br />
LASEK-Methode wird das Gewebe nur an<br />
der Oberfläche der<br />
Hornhaut abgetragen,<br />
was die Behandlung<br />
besonders<br />
sicher und schonend<br />
macht. „Der einzige<br />
Nachteil dieser<br />
Methode ist, dass sich<br />
an der Oberfläche der<br />
Hornhaut Nervenendigungen<br />
befinden,<br />
weshalb Patientinnen und Patienten in den ersten<br />
ein bis zwei Tagen nach dem Lasern Schmerzen<br />
haben können“, so der Arzt. Die zweite Variante,<br />
LASIK, verursacht keine Schmerzen, diese geht<br />
jedoch mit einem gewissen Risiko einher, da der<br />
Gewebsabtrag in der Tiefe durch einen Schnitt in<br />
den Hornhautlappen erfolgt. „In den allermeisten<br />
Fällen läuft auch der LASIK-Eingriff reibungslos ab,<br />
selten kann es jedoch zu Langzeitkomplikationen<br />
kommen, gerade bei Patientinnen und Patienten,<br />
FOTOS: ISTOCK_ MATTJEACOCK_GRAFXART8888<br />
die eine sehr dünne Hornhaut haben. Hier sind<br />
Ärztinnen und Ärzte gefordert, nach strengen Kriterien<br />
abzuwägen, für welche Person welcher Eingriff<br />
infrage kommt“, betont Daxer.<br />
IMPLANTATION BEI<br />
HORNHAUTERKRANKUNG<br />
Auch für Personen mit einer normalen Hornhautverkrümmung<br />
(Astigmatismus) ist eine Laserbehandlung<br />
bis zu vier Dioptrien in der Regel<br />
problemlos möglich. Anders verhält es sich bei<br />
Patientinnen und Patienten mit Keratokonus –<br />
einer fortschreitenden Augenerkrankung, bei der<br />
die Hornhaut stark verformt ist. „Zwei Drittel der<br />
gesamtoptischen Leistung des Auges entstehen an<br />
seiner Vorderfläche. Ist diese nicht mehr regelmäßig<br />
gekrümmt, wie es bei Menschen mit Keratokonus<br />
der Fall ist, kommt es zu einer Sehverschlechterung,<br />
die mit einer Brille nicht mehr aufgehalten<br />
werden kann. Auch eine Laserbehandlung ist<br />
hierbei nicht möglich, denn es liegt bereits eine<br />
Gewebsschwäche vor – mit dem Abtrag von noch<br />
mehr Gewebe würde man die Erkrankung nur<br />
noch weiter anheizen“, erklärt Daxer. Als erstes<br />
Stadium der Behandlung kommen harte Kontaktlinsen<br />
zum Einsatz. Schreitet die Krankheit jedoch<br />
weiter fort, kann Betroffenen durch ein Vollring-<br />
Implantat, den sogenannten MyoRing, geholfen<br />
werden, mit dem einerseits die Sehschärfe verbessert<br />
und andererseits auch die Erkrankung<br />
gestoppt wird: „Bevor es diese Methode gab,<br />
kamen Patientinnen und Patienten meist nicht<br />
um eine Hornhauttransplantation herum, die eine<br />
sehr lange Einheilphase nach sich zog. Mithilfe des<br />
MyoRings, der minimalinvasiv eingesetzt wird, ist<br />
eine Transplantation oft überflüssig. Der einzige<br />
Nachteil liegt darin, dass der Eingriff bislang noch<br />
nicht von der Krankenkasse übernommen wird“,<br />
sagt Daxer.<br />
Fazit: Viele Wege führen zum Scharfblick. Man<br />
muss nur den für sich geeigneten finden.<br />
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Herzens-<br />
ANGELEGENHEIT<br />
Rehabilitationszeit. Patientinnen und Patienten können<br />
mitunter bereits nach einem Tag das Krankenhaus wieder<br />
verlassen. „Aufgrund der guten Datenlage können immer<br />
mehr und auch immer jüngere Personen mit der TAVI-<br />
Methode behandelt werden – und das mit dem gleichen<br />
Erfolg wie bei einer herkömmlichen Operation am offenen<br />
Herzen“, zeigt sich Vock begeistert.<br />
Auch bei anderen Klappenerkrankungen sind minimalinvasive<br />
Verfahren auf dem Vormarsch: Bei der Mitralklappeninsuffizienz<br />
wird beispielsweise ein Kathetersystem<br />
durch eine Vene in die Leiste eingebracht und bis zum<br />
Herzen vorgeführt, um die undichte Klappe mithilfe eines<br />
Clips wieder dicht zu machen. Obwohl der Krankenhausaufenthalt<br />
durch neue Methoden immer kürzer wird, rät<br />
der Arzt dringend dazu, im Anschluss an einen Eingriff<br />
Zeit für eine medizinische Rehabilitation einzuplanen:<br />
„Dabei werden Patientinnen und Patienten auf ihre Problematik<br />
geschult, lernen, wie sie Risikofaktoren minimieren<br />
können, und bekommen Anleitungen, welches<br />
körperliche Training für sie persönlich geeignet ist.“<br />
ZURÜCK IN DEN ALLTAG<br />
Erfreulich sei es, dass Patientinnen und Patienten dank des<br />
medizinischen Fortschritts in der Kardiologie in immer<br />
besserem Zustand zur Rehabilitation kommen, sagt Prim.<br />
Univ.-Doz. Dr. Sebastian Globits, Ärztlicher Leiter des<br />
Herz-Kreislauf-Zentrums Groß Gerungs: „Auch nach<br />
schweren Herzoperationen sind Patientinnen und Patienten<br />
bereits innerhalb weniger Wochen wieder völlig normal<br />
belastbar.“ Im Fokus der Rehabilitation steht vordergründig<br />
der körperliche Aufbau mithilfe der drei Säulen<br />
Ausdauer, Kraft und Koordination. „Zunächst werden bei<br />
einem Belastungstest die Leistungsdaten erhoben und<br />
anschließend wird die individuelle Trainingsherzfrequenz<br />
bestimmt. Je nach Alter und Vorlieben der Patientinnen<br />
und Patienten trainieren sie mit Fitnessgeräten, Alltagsgegenständen<br />
oder mit dem eigenen Körpergewicht“, erklärt<br />
der Ärztliche Leiter. Koordinationsübungen seien insbesondere<br />
bei älteren Personen im Hinblick auf die Sturzprävention<br />
von großer Bedeutung. Darüber hinaus ist auch<br />
die psychologische Unterstützung ein wichtiger Teil der<br />
Rehabilitation. Gesprächs- und Traumatherapie, Stressmanagement,<br />
Biofeedback, Konzentrations- und Entspannungstechniken<br />
helfen dabei, mit dem Eingriff am Herzen<br />
besser umzugehen und neue Kraft zu tanken. „Entscheidend<br />
ist, dass Betroffene sich wieder etwas zutrauen, um<br />
selbstsicher ihren Alltag leben zu können. Natürlich ist es<br />
nach einer Operation notwendig, auch Stressfaktoren zu<br />
eliminieren, auf der anderen Seite sollten sich Patientinnen<br />
und Patienten nicht unter einen Glassturz setzen.<br />
Dazu liefert die Rehabilitation Strategien, um einen guten<br />
Mittelweg zu finden“, betont Globits. MICHAELA NEUBAUER n<br />
OA Dr. Paul<br />
Vock,Leiter Herzkatheterlabor<br />
am Universitätsklinikum<br />
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Prim. Univ.-Doz.<br />
Dr. Sebastian<br />
Globits, Ärztlicher<br />
Leiter Herz-<br />
Kreislauf-Zentrum<br />
Groß Gerungs<br />
Unser Herz ist ein Hochleistungsmotor:<br />
365 Tage im Jahr pumpt es pausenlos<br />
Blut durch den Körper, um jedes Organ<br />
und jede Zelle mit ausreichend Sauerstoff,<br />
Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien<br />
und anderen wichtigen Substanzen zu versorgen.<br />
Dafür benötigt es die vier Herzklappen: Sie<br />
wirken wie Ventile und verhindern einen Rückstrom<br />
des Blutes in die falsche Richtung. Für diesen<br />
Zweck sind sie perfekt positioniert: Zwei Herzklappen<br />
– die Pulmonal- und Trikuspidalklappe<br />
– sitzen in der rechten Herzhälfte und zwei weitere<br />
– die Aorten- und Mitralklappe – in der linken<br />
Herzhälfte. Nimmt eine Herzklappe im Laufe der<br />
Jahre jedoch Schaden oder liegt von Geburt an ein<br />
Herzklappenfehler vor, kann die Leistungsfähigkeit<br />
des Herzens stark eingeschränkt sein, warnt<br />
OA Dr. Paul Vock, Facharzt für Kardiologie und<br />
Innere Medizin und Leiter des Herzkatheterlabors<br />
am Universitätsklinikum St. Pölten: „Grundsätzlich<br />
unterscheidet man zwischen zwei Arten von<br />
Herzklappenerkrankungen: Bei der Stenose ist die<br />
Öffnung einer Herzklappe verengt, sodass bei der<br />
Aortenklappe zu wenig Blut aus dem Herzen in<br />
den Blutkreislauf gepumpt wird. Bei der Insuffizienz<br />
ist hingegen eine Herzklappe undicht. Das<br />
Blut kann durch die geschlossene Klappe trotzdem<br />
zurückfließen, wodurch die Pumpleistung<br />
des Herzens verringert wird.“ Ein Klappenfehler<br />
kann jede der vier Herzklappen betreffen, wobei<br />
Erkrankungen der Aorten- und Mitralklappe<br />
besonders häufig sind: Schätzungen zufolge sind in Österreich<br />
bis zu 115.000 der über 65-Jährigen von einer Aortenklappenstenose<br />
betroffen. Herzklappenerkrankungen<br />
können ausschließlich durch einen Klappenersatz oder<br />
eine Reparatur therapiert werden; Medikamente helfen<br />
lediglich dabei, die Symptome zu lindern.<br />
BESCHWERDEN ERNSTNEHMEN<br />
„Bei der Aortenstenose gibt es drei wesentliche Warnzeichen,<br />
die es unbedingt frühzeitig abzuklären gilt:<br />
Schwindel und Bewusstseinsverlust, Atemnot bei Belastung<br />
und Angina pectoris, also ein Engegefühl in der<br />
Brust“, macht Vock die Relevanz von Vorsorgeuntersuchungen<br />
deutlich. Schnellen Aufschluss über das Vorliegen<br />
einer Erkrankung liefert eine Herz-Stethoskop-Untersuchung,<br />
bei der die Herztöne abgehört werden. Kommt<br />
es hierbei zu Auffälligkeiten, folgen weitere Untersuchungen,<br />
jedenfalls eine Echokardiographie (Herzultraschall).<br />
„Wird ein Herzklappenfehler diagnostiziert, so muss man<br />
abklären, welche Behandlungsart infrage kommt. Bei Aortenstenosen<br />
gibt es je nach Alter der Patientinnen und<br />
Patienten zwei Möglichkeiten: eine konventionelle Herzoperation<br />
mit Eröffnung des Brustkorbs oder die weitaus<br />
schonendere TAVI-Methode, bei der eine Aortenklappenprothese<br />
ohne chirurgische Operation über die Leiste<br />
implantiert wird“, erklärt Vock.<br />
SCHNELLERE ERHOLUNGSZEIT<br />
Die Vorteile der TAVI-Methode liegen auf der Hand: Das<br />
Risiko des Eingriffs ist geringer, der Eingriff erfolgt bei<br />
Bewusstsein, darüber hinaus verkürzt sich auch die<br />
FOTOS: ISTOCK_LEOCRAFTS, HERBERT BAUMGARTNER FOTOSTUDIO, BEIGESTELLT<br />
WERBUNG FOTO: HERZ-KREISLAUF-ZENTRUM GROSS GERUNGS<br />
VON GANZEM HERZEN XUND!<br />
Das Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs ist auf die Prävention und Rehabilitation von<br />
Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisiert.<br />
NEUSTART DURCH REHABILITATION<br />
Wenn das Herz oder die Gefäße erkranken oder<br />
eine Herzoperation durchgeführt werden muss,<br />
bedeutet das oft einen tiefen Einschnitt im <strong>Leben</strong><br />
eines Menschen. Im Waldviertler <strong>Gesund</strong>heitszentrum<br />
erlernen Herz- und Kreislaufpatienten,<br />
wie sie ihren <strong>Leben</strong>sstil nachhaltig ändern<br />
und neu durchstarten können.<br />
Für jeden Patienten wird ein individuell maßgeschneidertes<br />
Therapieprogramm geschnürt.<br />
BESONDERHEITEN<br />
n Ruhige Alleinlage im Waldviertel<br />
n Kompetente medizinische Betreuung gepaart<br />
mit Herzlichkeit<br />
n Individueller Therapieplan für Bewegung,<br />
Ernährung, Entspannung sowie physikalische<br />
Behandlungen<br />
n Xunder Genuss (Speiseplan im Sinne der<br />
Herzgesundheit)<br />
n Xund und Fit mit Herz-Resort (Bewegungsparcours,<br />
Mental-Stationen, Naturlehrpfad)<br />
n Begleitpersonen herzlich willkommen<br />
Wichtige Bausteine sind<br />
Bewegung, Ernährung<br />
und Entspannung. Besonders<br />
das Ausdauertraining,<br />
wie zum Beispiel<br />
Wandern und Nordic Walking,<br />
ist die beste Bewegung<br />
für das Herz. Rund<br />
um das Haus laden zahlreiche<br />
Xundwärts-Routen<br />
zur Bewegung inmitten<br />
der Natur ein. Die Diätologinnen begleiten bei der<br />
Ernährungsumstellung bzw. -anpassung. Es ist<br />
heute klar erwiesen, dass die Ernährungsweise<br />
bei der Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen<br />
eine wesentliche Rolle einnimmt. Deshalb<br />
ist der Speiseplan im Sinne der Herzgesundheit<br />
abgestimmt. Unter dem Motto „regional &<br />
saisonal“ erfahren Patienten, wie gesund zubereitetes<br />
Essen zum genussreichen Erlebnis wird.<br />
Damit die Krankheit auch psychisch bestens<br />
verarbeitet wird, bieten Psychologen eine spezielle<br />
Traumatherapie an. Im Xund und fit mit Herz-<br />
Resort finden Patienten zudem viele Kraft- und<br />
Ruheplätze, um sich in der Natur zu entspannen.<br />
Herz-Kreislauf-Zentrum<br />
Groß Gerungs<br />
Kreuzberg 3<strong>10</strong><br />
3920 Groß Gerungs<br />
Tel.: 02812/86 81 - 0<br />
info@herz-kreislauf.at<br />
www.herz-kreislauf.at<br />
.<br />
44<br />
GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
45
DARMGESUNDHEIT<br />
Wenn es im Darm grummelt und gluckert,<br />
Verstopfung oder Durchfall auftreten, kann<br />
sich das auf unser Wohlbefinden auswirken.<br />
Aristoteles, Arzt der griechischen Antike,<br />
hat festgestellt, dass die Wurzel unserer<br />
<strong>Gesund</strong>heit im Darm liegt. Auch die<br />
Traditionelle Chinesische Medizin<br />
schreibt dem Darm eine wesentliche Bedeutung<br />
für unsere <strong>Gesund</strong>heit zu. Gerade der Herbst ist<br />
die richtige Zeit, um unserem Darm große Aufmerksamkeit<br />
zu schenken, denn das Sommer-<br />
Yang zieht sich zurück, unsere Abwehrkräfte nehmen<br />
ab und es ist sinnvoll, die Ernährung und den<br />
<strong>Leben</strong>sstil auf die kühlere Jahreszeit umzustellen.<br />
Seit der Entschlüsselung des menschlichen<br />
Mikrobioms Anfang des Jahrtausends ist klar, dass<br />
unsere Darmbakterien eine wichtige Aufgabe<br />
haben. Im Darm jedes Menschen lebt ein eigenes<br />
Ökosystem. Es gibt 400 Billionen verschiedene<br />
Mikroorganismen, die meisten davon sind Bakterien,<br />
aber auch Archaeen, Pilze und Viren. Diese<br />
Mikroben konkurrieren aber nicht nur um Nährstoffe<br />
in unserem Darm, sondern übernehmen<br />
auch wichtige Aufgaben, wie etwa die Aufnahme<br />
von Nahrungsbestandteilen, Vitaminproduktion –<br />
Vitamin B12 etwa kann nur von Darmbakterien<br />
produziert werden –, die Abwehr von Krankheitserregern<br />
oder die Entwicklung des Immunsystems.<br />
ARTENSTERBEN IM DARM<br />
In einem gesunden Darm lebt eine hohe Vielfalt<br />
von Bakterien. Die Darmflora ist beeinflussbar,<br />
wobei unsere Gene die Zusammensetzung des<br />
Mikro bioms nur zu zwei Prozent beeinflussen.<br />
Ernährung und <strong>Leben</strong>sstil hingegen entscheiden<br />
46<br />
Schwung<br />
FÜR DEN DARM<br />
Andrea Bryda,<br />
Fitness- und<br />
Personaltrainerin,<br />
Eggendorf (NÖ)<br />
Karin Eggendorfer,<br />
Ernährungstrainerin,<br />
Wr. Neustadt (NÖ)<br />
zu über 20 Prozent darüber, wie gesund unser<br />
Darm ist. Wichtig ist also, wie wir leben und was<br />
wir essen. In der westlichen Welt verkümmert das<br />
Mikrobiom. Ursachen dafür sind eine überhygienische<br />
Umgebung sowie zu fett- und kalorienreiche<br />
Ernährung. Dieses Artensterben ist wahrscheinlich<br />
auch Ursache für die Entstehung von<br />
Allergien, Auto immunerkrankungen, Depressionen<br />
oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen,<br />
warnen Medizinerinnen und Mediziner.<br />
ERNÄHRUNG ALS WICHTIGE SÄULE<br />
Karin Eggendorfer, Ernährungstrainerin aus<br />
Wiener Neustadt, beschäftigt sich eingehend mit<br />
dem Zusammenhang von Darm und <strong>Gesund</strong>heit.<br />
Neben Durchfall, Verstopfung und Blähungen<br />
können Symptome wie Kopfschmerzen, Infekte<br />
der Atemwege, Gelenksschmerzen, Allergien oder<br />
depressive Verstimmungen eng mit der Darmgesundheit<br />
im Zusammenhang stehen. „Die häufigsten<br />
Ursachen sind Ernährungsfehler, wie etwa<br />
zu viel Süßes und zu wenig Ballaststoffe“, so die<br />
Expertin. Auch psychische Belastungen können<br />
Verdauungsstörungen hervorrufen. „Blähungen<br />
sind meist harmlos; kommt es aber zu einem<br />
gespannten Bauch und Krämpfen, kann das an<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Fettverdauungsstörungen<br />
oder Bewegungsmangel liegen.“<br />
Auch Verstopfung ist oft ernährungsbedingt, weiß<br />
Eggendorfer. Eine verminderte Vielfalt weist das<br />
Mikrobiom von Menschen auf, die infolge einer<br />
Infektion ein Antibiotikum einnehmen. Dadurch<br />
werden auch „gute“ Bakterien abgetötet, dann<br />
kann sich beispielsweise das harmlose Bakterium<br />
Clostridium difficile vermehren und zu einer<br />
Darmentzündung oder zu Durchfall führen. Auch<br />
künstlicher Süßstoff oder Emulgatoren in Fertigprodukten<br />
können die Darmflora schädigen.<br />
FOTOS: ISTOCK_DRAFTER123, _PFB1, ANNA-WALDHERR-PHOTOGRAPHY; BEIGESTELLT<br />
HERBSTREINIGUNG<br />
Eine Darmreinigung ist, auch laut Traditioneller<br />
Chinesischer Medizin, gerade im Herbst<br />
eine gute Möglichkeit, um den Darm gesund zu<br />
halten. Karin Eggendorfer empfiehlt eine Darmreinigung<br />
mit Flohsamen, „diese binden große<br />
Wassermengen und sind kalorienarm, regen aber<br />
die Darmmuskulatur an. Man sollte Flohsamen<br />
mit reichlich Wasser einnehmen, damit sie gut<br />
quellen können. Weniger geeignet sind Leinsamen<br />
oder Abführmittel.“ Für die Ernährungstrainerin<br />
ist ausreichend Bewegung eine wichtige Säule zur<br />
Darmgesundheit, „dadurch wird die Verdauung<br />
angeregt und der Darm kommt in Schwung.“<br />
SCHWUNG FÜR DEN DARM<br />
Fitness- und Personaltrainerin Andrea Bryda rät:<br />
„Bringen Sie Ihren Darm morgens in Schwung.<br />
Das beginnt schon im Bett, legen Sie sich auf den<br />
Rücken und radeln Sie ein paar Minuten. Der<br />
Darm ist dankbar für jede Art von Bewegung.“<br />
Gezielte Bauchmuskelübungen wirken sich nicht<br />
nur positiv auf die Darmperistaltik aus, sondern<br />
stärken auch – ganz nebenbei – die Muskeln.<br />
Aus ihrer Praxis kennt die Expertin vielfach den<br />
WERBUNG<br />
Starke Darmwand –<br />
Starkes Immunsystem!<br />
Herr Prof. Dr.Dr. Muss, Ernährungsmediziner<br />
und Immunologe;<br />
Herr Prof. Dr.Dr. Muss, wie kann man<br />
sich den Zusammenhang zwischen<br />
Darm und Immunsystem vorstellen?<br />
Die Darmmucosa bildet neben der Nahrungsmittelaufnahme<br />
auch die Barriere<br />
gegen den unkontrollierten Einstrom<br />
von fremden Mikroorganismen, wie<br />
Viren, Bakterien, Pilzen und Giftstoffen<br />
von außen. Außerdem befinden<br />
sich in der Darmmucosa Unmengen an<br />
Immunzellen. Daher sind eine intakte<br />
Darmschleimhaut und ein Gleichgewicht<br />
der Darmflora essentiell um einerseits<br />
aufgespaltete Nahrungspartikel<br />
in den Blutkreislauf zu transportieren<br />
www.gesundundleben.at <strong>10</strong>/22<br />
Wunsch von Menschen, ihr Bauchfett zu verlieren.<br />
„Bauchfett hängt aber mit dem Darm nicht zusammen.<br />
Es ist das Fett, das aus einem Überschuss an<br />
Energie entsteht. Wer zu viel Süßes isst und wenig<br />
Bewegung macht, setzt leicht Bauchfett an.“ Es<br />
kann aber auch durch eine falsche Ernährungsweise<br />
entstehen, dann etwa, wenn man unregelmäßig<br />
oder nur einmal am Tag eine große Portion<br />
Nahrung zu sich nimmt, weiß Andrea Bryda: „In<br />
den Nahrungspausen holt sich der Körper die<br />
Energie aus Muskeln und Knochen, es kommt zu<br />
einem Muskelabbau oder Osteoporose.“ Günstig<br />
ist es also, mehrmals über den Tag verteilt hochwertige<br />
Produkte (Vollkorn, Dinkel, Rohrzucker,<br />
Obst, Gemüse, Proteine für die Muskeln) zu sich<br />
zu nehmen und zwischen den Mahlzeiten etwa<br />
vier Stunden Pause einzulegen. „Eine Ernährungsumstellung<br />
kann nur erfolgreich sein, wenn sie in<br />
Kombination mit Bewegung erfolgt“, weiß Andrea<br />
Bryda. Und allen, die ein Sixpack anstreben, rät<br />
die Expertin: „Das ist extrem hart und langwierig<br />
und funktioniert nur, wenn erst mal das Bauchfett<br />
verschwindet.“ Doch für einen Trainingseinstieg<br />
gibt es glücklicherweise keine Altersgrenze.<br />
<br />
DORIS SIMHOFER n<br />
und andererseits unerwünschte Stoffe abzuwehren.<br />
Die Darmmucosa ist somit eine<br />
wichtige Verteidigungslinie für das Immunsystem.<br />
Welche Erkenntnisse und Erfahrungen<br />
haben sie in diesem Bereich bereits gemacht?<br />
Neue Erkenntnisse und meine Erfahrungen<br />
bestätigen, dass die Darmmucosa essentiell<br />
für eine gesunde Darmflora ist. Daher gibt<br />
es zwei Ansätze, die ineinander greifen. Der<br />
Schutz und die Reparatur der Darmmucosa<br />
z.B. mit dem PMA-Zeolith (MED DARM-RE-<br />
PAIR), der die Darmschleimhaut vor Ammonium<br />
und Umweltgiften schützt, Entzündungen<br />
lindert und Schadstoffe mit dem<br />
Stuhl abtransportiert.<br />
Weiters konnte in Studien nachgewiesen<br />
werden, dass es durch MED DARM-REPAIR<br />
zu einer synergistische Verschiebungen von<br />
Mikrobiomspezies der immunmodulierenden<br />
Arten Bifidobacterium & Lactobacillus<br />
und Reduktion der Firmicutes kommt.<br />
Flohsamen sind<br />
kalorienarm und<br />
regen die<br />
Darmmuskulatur an.<br />
Wirkt<br />
5 -fach<br />
- Schutz und Reparatur<br />
der Darmwand<br />
- Lindert Darmentzündungen<br />
- Unterstützt das Mikrobiom<br />
- Stärkt das Immunsystem<br />
- Hilft bei Reizdarm<br />
47<br />
Wir sanieren richtig!<br />
Medizinprodukt: Bitte die Gebrauchsanweisung beachten
Guten Morgen,<br />
SUPER-WACH-TIPPS<br />
SCH<br />
ÖN H E I T!<br />
Aufstehen kann so schön<br />
sein. Vor allem dann, wenn<br />
man frisch und erholt<br />
aussieht – und sich auch<br />
so fühlt. GESUND & LEBEN<br />
verrät, wie das geht.<br />
FOTOS: ISTOCK_ KASIMASIMIK_ INTERSTID<br />
48 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
49
SUPER-WACH-TIPPS<br />
D<br />
er Herbst steht vor der Tür. Und damit auch jene<br />
Zeit des Jahres, die man am liebsten im Bett verbringen<br />
würde. Je dunkler die Tage werden, desto<br />
schwerer fällt das Aufstehen am Morgen. Das geht<br />
vielen Menschen so. Und es ist sogar erwiesen:<br />
Je weniger Tageslicht wir sehen, desto weniger<br />
Aktivitätshormone produziert der Körper und<br />
desto schlechter kommen wir aus den Federn.<br />
Das ist gemein. Aber längst kein Grund, liegen zu<br />
bleiben. Denn unsere GESUND & LEBEN-Super-<br />
Wach-Tipps helfen jedem!<br />
INGWER-WASSER<br />
SCHLUCK FÜR SCHLUCK WACHER<br />
Ayurvedische Überlieferungen empfehlen, jeden<br />
Morgen nach dem Aufwachen ein Glas Ingwerwasser<br />
zu trinken. Es soll die <strong>Leben</strong>senergie besser<br />
fließen lassen. Und tatsächlich stimmt es, dass<br />
der Körper ausreichend Flüssigkeit braucht, um<br />
die Stoffwechselaktivität anzukurbeln und<br />
sich fit und wach zu fühlen. Am besten<br />
stellt man also ein Glas mit<br />
Wasser und ein paar Scheiben<br />
Ingwer bereits am Vorabend auf<br />
den Nachtisch und gönnt sich<br />
einen großen Schluck direkt<br />
nach dem Aufwachen.<br />
ÖLZIEHEN<br />
ENTGIFTEN NACH INDI-<br />
SCHEM VORBILD<br />
Ein Glas<br />
Ein weiteres morgendliches<br />
Ingwer-Wasser<br />
Ritual aus der ayurvedischen<br />
lässt die<br />
<strong>Leben</strong>senergie<br />
Tradition ist das sogenannte<br />
besser fließen.<br />
Ölziehen. Hierbei nimmt man<br />
eine teelöffelgroße Menge<br />
Kokosöl in den Mund, spült<br />
Mund und Rachen damit wenigstens<br />
fünf Minuten durch und<br />
spuckt das Ganze anschließend<br />
aus. Nach ayurvedischer Lehre<br />
gilt die Zunge als Verlängerung des<br />
Magen-Darmtrakts und soll eine entgiftende<br />
Funktion haben. Das Öl, so heißt es, bindet<br />
die über Nacht ausgeschiedenen Toxine und entgiftet<br />
auf diese Weise den Körper. Wissenschaftlich<br />
ist diese Theorie zwar nicht belegt; unzählige<br />
Menschen fühlen sich nach dem Öl-Ritual aber<br />
frischer und wacher. Probieren geht daher wohl<br />
über studieren!<br />
50<br />
Befeuchtende<br />
Augentropfen<br />
können am Morgen<br />
Wunder wirken.<br />
KAFFEE ODER TEE?<br />
Ingwer-Wasser ist gut. Ölziehen auch. Aber vielen<br />
reicht das nicht. Sie haben morgens Lust auf<br />
einen Kaffee oder einen Tee. Und das ist auch<br />
grundsätzlich kein Problem. Zwar wird Kaffee<br />
und Schwarztee wegen des Koffeingehalts eine<br />
gewisse Unverträglichkeit nachgesagt. Wer den<br />
Konsum jedoch nicht übertreibt, dürfte keine<br />
Probleme bekommen. Wichtiger als die Wahl des<br />
Getränks ist ohnehin eines: Und zwar die Zeit und<br />
die Ruhe, die Sie sich für dessen Genuss nehmen.<br />
In der Besinnlichkeit liegt der eigentliche Glücksmoment.<br />
Gönnen Sie sich ein festes Ritual, um<br />
langsam wach zu werden. Das kann auch ohne<br />
Kaffee oder Tee funktionieren. Hauptsache Sie<br />
nehmen sich einen kleinen Moment der persönlichen<br />
Meditation; wie auch immer dieser aussehen<br />
mag. Selbst an hektischen Tagen sollte hierfür<br />
Zeit sein. Notfalls stellen Sie sich den Wecker ein<br />
paar Minuten früher.<br />
ENERGIE GEHT<br />
DURCH DIE NASE<br />
Essenzen von Zitrus, Veilchen, Rose oder Bergamotte<br />
wirken besser als jeder Wecker. Denn Gerüche<br />
wandern über die Nase direkt ins limbische<br />
System, dem Emotionszentrum des Körpers. Aromen<br />
wie diese sind dafür bekannt, dass sie aufmunternd<br />
und energiefördernd wirken. Stellen<br />
Sie sich daher ein Raumspray mit frisch-fruchtigen<br />
Aromen auf den Nachttisch und versprühen<br />
Sie damit beim Aufwachen ein paar Spritzer<br />
<strong>Leben</strong>slust. Wer morgens etwas mehr Zeit hat,<br />
kann für den olfaktorischen Wacheffekt auch eine<br />
Duftkerze benutzen.<br />
_FOTOS: ISTOCK_ DESIGNER_THINGS_IRKUS_ ANUSORN NAKDEE_ POLINA LEBED_ SUNEMOTION<br />
PLASMA<br />
POWER<br />
GEBEN –<br />
besten<br />
Service<br />
erleben<br />
SAUERSTOFF<br />
FÜR KÖRPER UND GEIST<br />
Frische Luft ist das <strong>Leben</strong>selixier unserer Zellen.<br />
Für all jene, die bei geschlossenem Fenster schlafen,<br />
ist dieser Tipp daher umso wichtiger: Öffnen<br />
Sie nach dem Aufwachen das Fenster weit und<br />
atmen Sie die frische Luft für wenigstens fünf<br />
Minuten ein. Falls es kühl ist, hüllen Sie sich in<br />
einen warmen Bademantel. Und stellen Sie sich<br />
idealerweise direkt an das geöffnete Fenster. Das<br />
klingt simpel, wirkt aber Wunder. Frische Luft ist<br />
ein Wachmacher der Extraklasse.<br />
WACHER BLICK<br />
AUGENTROPFEN ERFRISCHEN<br />
Manchmal fühlen wir uns müder, als wir es eigentlich<br />
sind. Der Grund können trockene Augen sein.<br />
Sie fühlen sich schwer an, lassen sich nur schlecht<br />
öffnen und brennen sogar manchmal. Was hier<br />
hilft sind befeuchtende Augentropfen, die unmittelbar<br />
nach dem Aufwachen vorsichtig in die<br />
Augen getropft werden. Achten Sie darauf, dass<br />
Sie lediglich befeuchtende Tropfen ohne weitere<br />
Wirkstoffe verwenden. Diese werden von jedem<br />
Auge gut vertragen und wirken wie ein belebender<br />
Frische-Kick.<br />
<strong>Leben</strong>selixier Blutplasma<br />
Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes und enthält unzählige Proteine.<br />
Immer mehr Menschen sind darauf angewiesen. Plasmabasierte Therapien kommen<br />
bei Verbrennungen, Verletzungen, für Operationen, um Blutungen zu stoppen oder<br />
als Immunglobuline bei seltenen Erkrankungen zum Einsatz. Plasma ist unersetzlich in<br />
der ärztlichen Behandlung. Mit einer Spende schenken Sie anderen Menschen oder<br />
vielleicht auch später einmal sich selbst Sicherheit.<br />
Besten Service erleben<br />
1. Professionelle Betreuung durch erfahrenes Team inkl. höchster Sicherheitsstandards<br />
2. Persönliches Unterhaltungsprogramm inkl. kostenloses WLAN<br />
3. Regelmäßige Infos über den <strong>Gesund</strong>heitszustand und 30 Euro pro Spende<br />
Plasma spenden – <strong>Leben</strong> retten<br />
Plasmaspenden ist einfach und österreichweit in 12 spezialisierten Plasmaspende-zentren möglich.<br />
Für eine Spende kommen gesunde Erwachsene zwischen 18 bis 60 Jahren in Frage. Spender:innen<br />
liefern den wichtigen Rohstoff Blutplasma, der Ausgangsmaterial für unzählige Therapien ist.<br />
Mehr unter www.plasmazentrum.at.<br />
SCHLUSS MIT<br />
GESCHWOLLENEN AUGEN<br />
Manchmal fühlen sich die Augen nicht nur müde<br />
an, sondern sehen auch so aus. Die Lider sind<br />
geschwollen, die Tränensäcke ebenfalls und der<br />
Blick wirkt insgesamt matt. Auch hier hilft eine<br />
kleine Erfrischung.<br />
Unser Tipp: Zwei unparfümierte Schwarzteebeutel<br />
am Vorabend in heißem Wasser ziehen<br />
lassen, anschließend ins Eisfach geben und am<br />
nächsten Morgen auf die geschlossenen Augen<br />
legen. Die Kälte macht nicht nur blitzwach, sondern<br />
wirkt auch abschwellend. Und: Wer außerdem<br />
seine Augencreme im Kühlschrank lagert,<br />
macht den Blitz-Wach-Effekt perfekt.<br />
SO WICHTIG<br />
IST DER KOPFPOLSTER<br />
Wer morgens öfter mit geschwollenen Augenlidern<br />
und dicken, dunklen Tränensäcken erwacht,<br />
überprüft bitte seinen Kopfpolster. Dieser sollte<br />
immer so dick sein, dass der Hals zwar nicht<br />
abknickt, der Kopf aber dennoch leicht erhöht<br />
liegt. So wird nämlich verhindert, dass zu viel<br />
Lymphflüssigkeit in die Tränensäcke fließen und<br />
Schwellungen verursachen kann.<br />
WERBUNG<br />
80 % aller Österreichern sind einmal in ihrem <strong>Leben</strong><br />
auf eine plasmabasierte Therapie angewiesen. Diese<br />
wissen motiviert über 30.000 Spender:innen zu einem<br />
regelmäßigen Beitrage in den BioLife Plasmazentren.<br />
Ihre PLASMA POWER ist gefragt.<br />
Plasmapherese als etabliertes Verfahren<br />
Bei einer Spende wird nur das Blutplasma entnommen. Die<br />
roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen erhalten<br />
Spender:innen wieder zurück. Dieser seit Jahrzenten etablierte<br />
Prozess ist auch als Plasmapherese bekannt. Die Plasmaspende<br />
ist ein schonendes Verfahren, da der Körper die entnommenen<br />
Eiweiße nach wenigen Tagen wieder ersetzt hat. Daher ist<br />
Plasmaspenden bis zu 50 Mal im Jahr möglich. Dass es einige<br />
Spender:innen auf über 1.000 Spenden bringen zeigt: die<br />
Spende ist unbedenklich.
SUPER-WACH-TIPPS<br />
HAUTPFLEGE<br />
REINIGEN ODER NICHT?<br />
In Sachen Hautpflege gelten morgens besondere<br />
Regeln. Was viele verunsichert ist die Frage, ob<br />
eine spezielle Reinigung nötig ist. Oder reicht das<br />
Abspülen mit klarem Wasser? Die Antwort lautet:<br />
Es kommt drauf an. Normale, gesunde Haut<br />
braucht am Morgen grundsätzlich keine intensive<br />
Reinigung, sofern sie am Vorabend von den<br />
Rückständen des Tages oder dem Make-up befreit<br />
UV-SCHUTZ<br />
SCHÖN DURCH DEN TAG<br />
Der Tag liegt noch vor uns. Und hält einige Herausforderungen<br />
für die Haut parat.<br />
Das sollte bei der morgendlichen Pflege<br />
berücksichtigt werden. Achten Sie daher auf eine<br />
Pflege, die UV-Schutz bereits integriert hat oder<br />
benutzen Sie an sehr sonnigen Tagen eine spezielle<br />
UV-Creme. Was viele unterschätzen: Dieser<br />
Hinweis gilt auch im Herbst und Winter. Die UV-<br />
Intensität hat nämlich nichts mit<br />
der Temperatur zu tun. Außerdem<br />
sind Pflegecremes mit Vitamin<br />
C und E empfehlenswert;<br />
sie wappnen die Haut vor Irritationen<br />
aus der Umwelt und vor<br />
Stress.<br />
Jasmin<br />
Gerat<br />
Diana<br />
Amft<br />
Tränensäcke können<br />
durch falsche Höhe des<br />
Kopfpolsters entstehen.<br />
52<br />
wurde. Hier reicht das Klären mit Wasser. Bei<br />
besonders öliger Haut kann das jedoch anders<br />
ein. Sofern sich über Nacht eine größere Talgmenge<br />
abgesondert hat, macht es Sinn, die Haut<br />
mit einer Waschlotion davon zu befreien. Andernfalls<br />
drohen die Poren zu verstopfen, sodass Mitesser<br />
entstehen könnten.<br />
PERFEKTES<br />
TMING<br />
MASKEN AM MORGEN<br />
Nach einer erholsamen Nacht ist die Haut in<br />
Topform. Sämtliche Regenerationsprozesse sind<br />
abgeschlossen, die Haut ist ausgeruht. Pflege,<br />
die wir ihr jetzt geben, kann daher optimal aufgenommen<br />
werden wie nie. Jetzt ist die Haut<br />
entspannt und nicht durch Reparations- oder<br />
Abwehrmaßnahmen abgelenkt. Wer morgens<br />
genug Zeit hat (oder sich nimmt!), gönnt der Haut<br />
daher ruhig hin und wieder eine intensive Pflegemaske.<br />
Wichtig hierbei: Morgens sollten lediglich<br />
nährende und aufbauende Masken, jedoch<br />
keine Reinigungsmasken benutzt werden.<br />
Gleiches gilt übrigens auch für Peelings.<br />
Nach all diesen Schritten brauchen die Zellen<br />
nämlich eine gewisse Zeit der Regeneration –<br />
und das geht am besten über Nacht.<br />
Wer morgens genug<br />
Zeit hat, gönnt der Haut<br />
hin und wieder eine<br />
intensive Pflegemaske.<br />
MAKE-UP-TRICK<br />
SCHMINKEN SIE SICH WACH!<br />
Manchmal hilft die beste Morgenroutine<br />
nicht; man ist einfach<br />
schlapp und müde. Dennoch<br />
muss man uns das nicht ansehen.<br />
Einfache Schminktricks helfen.<br />
Als erstes mischen Sie einen<br />
winzigen Tropfen Kokosöl unter Ihre Foundation.<br />
Durch das Öl bekommt das Finish einen strahlenden<br />
Glanz, der Tageslicht reflektiert und lässt den<br />
Teint sofort wacher wirken. Dann sind die Augen<br />
dran. Hier ist weniger mehr. Schwellungen würden<br />
durch Lidschatten unnötig betont. Verzichten Sie<br />
daher am besten zur Gänze auf einen Eyeshadow.<br />
Wer nicht widerstehen kann, benutzt ausschließlich<br />
helle Farben (z. B. Nude oder ein zartes Rosé),<br />
um dem Blick frischer wirken zu lassen. Was in<br />
jedem Fall hilft: Betonen Sie den inneren Teil des<br />
unteren Wimpernkranzes mit einem hellen Kajalstift<br />
(z. B. in warm-weiß oder nude). Frische Farben<br />
lassen das Auge optisch größer und wacher<br />
wirken. Und zwar selbst dann, wenn man eigentlich<br />
noch hundemüde ist. Manchmal muss man<br />
eben tricksen. <br />
LINDA FREUTEL n<br />
_FOTOS: ISTOCK_ DESIGNER_THINGS_IRKUS_ ANUSORN NAKDEE_ POLINA LEBED_ SUNEMOTION<br />
Franziska<br />
Hackl<br />
Franziska<br />
Weisz<br />
Tage, die es<br />
nicht gab<br />
Stille Wasser sind tödlich<br />
Der neue ORF 1 Serienevent<br />
Ab Montag <strong>10</strong>. Oktober 20:15
DURCHATMEN<br />
Norbert Faller,<br />
Atempädagoge, Entwickler der<br />
Methode des „Ganzheitlichen<br />
Atemerlebens“, Wien<br />
Die kleine<br />
Atemschule<br />
Hier einige Tipps, wie man einfach und spielerisch in die<br />
Welt des Atemerlebens eintauchen kann.<br />
Den<br />
ATEM<br />
Die Atmung versorgt uns<br />
nicht nur mit der Luft zum<br />
<strong>Leben</strong>, sondern bringt<br />
auch Körper und Geist in<br />
Bewegung. Warum das<br />
bewusste Erleben des<br />
Atmens heilsam<br />
sein kann und wie wir uns<br />
darin üben können.<br />
erleben<br />
In Ruhe atmen wir im Schnitt bis zu 15 Mal in<br />
tige Schüler von Atemtherapeutin Ilse Middendorf<br />
der Minute. Dabei gelangt bei jedem Einatmen<br />
sauerstoffreiche Luft in den Körper, die<br />
Körper- und Psychotherapien, Neurowissenschaf-<br />
deren Atemlehre mit neuesten Erkenntnissen aus<br />
dann über das Blut in die Zellen transportiert<br />
ten, Neurophysiologie, Psychophysiologie sowie<br />
und im Gegenzug als kohlendioxidreiche Luft<br />
Stress- und Traumaforschung.<br />
wieder ausgeatmet wird. Atmen ist somit ein<br />
existenzieller Prozess, der uns nicht nur im übertragenen<br />
Sinn ein Gefühl der <strong>Leben</strong>digkeit gibt.<br />
In der Yogapraxis, Gymnastik oder bei der Phy-<br />
HEILSAMES ATMEN<br />
Obwohl es an sich also das Normalste auf der<br />
siotherapie heißt es oft, man solle in diese oder<br />
Welt ist, fällt es uns nicht immer leicht: Die einen<br />
jene Körperregion hineinatmen. Wie beim Bauch<br />
atmen zu flach, die anderen zu schnell und bis in<br />
bedeutet das jedoch nicht, dass der Atem in diese<br />
den Bauch schaffen es ohnehin nur wenige. Wobei<br />
Region fließt, sondern dass man die Aufmerksamkeit<br />
dorthin lenkt, sodass in der Folge Bewegung<br />
Letzteres korrekterweise auch nicht möglich ist,<br />
denn nicht der Atem gelangt in den Bauch, sondern<br />
in diesen Bereich kommen kann. Das ist beispielsweise<br />
dann sinnvoll, wenn man irgendwo<br />
die Atembewegung. „Atmen bringt den Körper in<br />
Bewegung – und zwar nicht nur die Atemmuskulatur.<br />
Über unterschiedlichste Muskelketten, Faszien<br />
ist diese Körperregion schlechter durchblutet und<br />
verspannt ist. Aufgrund der höheren Spannung<br />
und Organe breitet sich die Atembewegung nämlich<br />
im gesamten Körper aus“, weiß Norbert Faller,<br />
bewegt man sich noch weniger und/oder spannt<br />
das schmerzt. Um den Schmerz zu vermeiden,<br />
der seit den 1980er-Jahren als Atempädagoge tätig<br />
andere Regionen (zusätzlich) an und schon nimmt<br />
ist, seit 1997 in Wien praktiziert und im Laufe der<br />
der Teufelskreis seinen Lauf. Dabei würde gerade<br />
Jahre die Methode des „Ganzheitlichen Atemerlebens“<br />
entwickelt hat. Dabei kombiniert der eins-<br />
Entspannung und schlussendlich Heilung<br />
die Bewegung zu einer besseren Durchblutung,<br />
führen.<br />
FOTOS: ISTOCK_ YULIA SUTYAGINA_ JASMINA007; MARIA FRODL.<br />
Berührung<br />
Setzen Sie sich bequem und aufrecht (wenn<br />
möglich nicht angelehnt) hin, legen Sie eine<br />
Hand auf den Unterbauch, lenken Sie Ihre<br />
Aufmerksamkeit dorthin und lassen Sie Ihren<br />
Atem fließen.<br />
■ Spüren Sie eine Bewegung unter der<br />
Hand?<br />
■ Und wenn ja, bewegt sich der Bauch im<br />
Rhythmus des Atems?<br />
■ Bewegt sich der Bauch beim Einatmen<br />
der Hand entgegen und beim Ausatmen<br />
wieder zurück?<br />
■ Tritt danach eine kurze Atempause ein oder<br />
kommt direkt das nächste Einatmen?<br />
Legen Sie dann die Hand auf den Oberkörper.<br />
■ Ist die Bewegung gleich groß wie beim Bauch?<br />
■ Oder spüren Sie mehr oder weniger Bewegung?<br />
Wichtig: Es gibt kein richtiges oder falsches<br />
Atmen. Nehmen Sie den Atem ganz ohne<br />
Bewertung wahr.<br />
Bewegung<br />
Stellen Sie sich hüftbreit hin, heben Sie<br />
die Arme locker nach oben und lassen<br />
Sie sie vorüber nach unten und hinten<br />
schwingen, geben Sie dabei mit den Beinen<br />
elastisch nach. Dann schwingen Sie wieder<br />
nach oben bis in die volle Aufrichtung ohne<br />
in eine Rückbeuge zu kommen. Machen Sie das ein<br />
paar Mal und achten Sie dabei auf den Atem.<br />
Die meisten Menschen atmen beim Hinunterschwingen<br />
aus und beim Hinaufschwingen ein. Probieren Sie es einmal<br />
umgekehrt! Dadurch können Sie die Kraft des Ausatmens für<br />
die Aufrichtung nutzen.<br />
Tipp: Rufen Sie beim Hinaufschwingen deutlich „HUI“. Das<br />
stärkt das Ausatmen, macht fröhlich, ist sehr belebend, bringt<br />
viel Energie und macht wach.<br />
n<br />
n BUCHTIPP<br />
Norbert Faller<br />
ATEM UND BEWEGUNG –<br />
THEORIE UND 111 ÜBUNGEN<br />
Springer, EUR 60,49<br />
Covertemplate gls books Springer Nature 06 | 2016<br />
Textlimit fuer den u4-Text – ca. 1.500 Zeichen bcc (back cover copy) – Ibus, nonsequi<br />
siminve repelibeatur anducip iendisc itisquam videmo cum vendam everferio voluptatur,<br />
con earum am, nonem ius maximent velita es et es quam remporrum eos exeri<br />
doluptia vere atem elene labo. Laut voles pa est moloru patint, sit, officab orepudant<br />
repererio omnietus sitibusdam laut eum, ulpa sustem. Et am vel ea dolorecte deliqui<br />
blam cum aute et laudae nonse doles reptae est, ut hil militae. Nam labore sum se et<br />
aut essi diam velibus, cum apidus abore magnis alis rem et voluptate magnatistrum si<br />
re nis duntiat is sus es pori aboreium doluptation cum ant molores et rerem dolo blab<br />
iuscimi nciliqui ditiat.<br />
Der Inhalt<br />
• Ferion ratum ulla que quam fugit, tesuntinis min prehent omnise laborum fuga<br />
epudige ndicil maionectat volenih illiat<br />
• Harcipsanda qui raecabo rioribusda que verum vendunt oressum aliqui odi<br />
officias nobis dolupient, utaescium sae<br />
Solor siment volorest, il iunt officae ovide ritatese vo liqui tent<br />
• Beatusae lici<br />
Die Autoren<br />
Dr. Hendisque Nobist ipsa voluptaquam fugia expliquam, natur aute perit et iducil ipid<br />
enducilignis etur arum quost, il ipienti sum serferferro quodis est quatquia ipsum as<br />
doluptae oditioreris et doluptam nusam inus autint.<br />
Adiam Conseces modis nam derorei cidende nestet videm estis dio. Nam remet explignis<br />
quam nimuscietur digeni simosantem.<br />
ISBN 978-0-000-xxxxx-x<br />
9 7 8 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2<br />
2. Aufl.<br />
1<br />
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Eins · Zwei Hrsg.<br />
Norbert Faller<br />
Atem und<br />
Bewegung<br />
Theorie<br />
und 111 Übungen<br />
54 GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />
55
EA U F V IT E R M A-P R O D U K T<br />
DURCHATMEN<br />
Interessant ist zudem der Zusammenhang zwischen<br />
der Atmung und dem vegetativen Nervensystem,<br />
das auch autonomes Nervensystem<br />
genannt wird. Es steuert lebenswichtige<br />
Körperfunktionen, die wir mit dem Willen<br />
nicht beeinflussen können – also etwa die<br />
Verdauung, den Stoffwechsel oder eben die<br />
Atmung. Speziell bei Letzterem handelt es<br />
sich allerdings nicht um eine Einbahnstraße.<br />
Soll heißen: Die Atmung kann im Gegenzug<br />
das vegetative Nervensystem regulieren,<br />
wie Faller erklärt: „Sind wir zum<br />
Beispiel aufgeregt, erhöht sich die Muskelanspannung,<br />
der Herzschlag wird<br />
schneller und die Atemfrequenz steigt.<br />
Wenn wir uns entspannen, passiert<br />
genau das Umgekehrte. Wer nun weiß,<br />
wie man den Atem beeinflussen kann,<br />
kann folglich auch das vegetative Nervensystem<br />
regulieren.“ Das hängt mit<br />
zwei wichtigen Teilen des vegetativen<br />
Nervensystems zusammen – nämlich<br />
Sympathikus und Parasympathikus.<br />
Mit dem Einatmen wird der Sympathikus<br />
stimuliert, der auch in Belastungs-,<br />
Stress- und Notfallsituationen aktiviert<br />
„Ganzheitlich erlebtes Atmen<br />
kann die Persönlichkeit<br />
stärken, die Leistungsfähigkeit<br />
erhalten und fördern, die<br />
Beweglichkeit verbessern, die<br />
Abwehrkräfte stärken und<br />
alles in allem zu mehr<br />
Wohlbefinden führen.“<br />
Norbert Faller, Atempädagoge,Wien<br />
wird, sodass Herz- und Atemfrequenz sowie<br />
Blutdruck steigen und die Skelettmuskulatur<br />
angespannt und gut durchblutet wird.<br />
Beim Ausatmen wird dann der Gegenspieler,<br />
der Parasympathikus, aktiviert,<br />
der wiederum vorwiegend jene Körperfunktionen<br />
steuert, die der Regeneration<br />
des Organismus und dem Aufbau von<br />
Energiereserven dienen. So kann man<br />
sich beispielsweise durch aktive Ruhe und<br />
langsame Atmung nicht nur optimal<br />
regenerieren, sondern etwa in stressigen<br />
Situationen durch eine Verlangsamung<br />
der Atmung Ruhe bewahren.<br />
ATMEN ÜBEN<br />
Meist atmen wir unbewusst. Dass<br />
manche Menschen im Laufe der Zeit<br />
in gewisser Weise verlernt haben, den<br />
Atem frei fließen zu lassen, bemerken<br />
sie erst, wenn sie in bestimmen<br />
Situationen außer Atem kommen.<br />
Hier macht es Sinn, dies im Zuge<br />
eines Workshops, einer Atemtherapie,<br />
mittels Literatur oder (Online-)<br />
Videos wieder zu erlernen. Wobei<br />
FOTOS: ISTOCK_ YULIA SUTYAGINA_ NEYRO2008<br />
betont gehört: „Richtiges Atmen gibt es nicht.<br />
Jeder Mensch ist und atmet individuell. Außerdem<br />
ist Atmung immer situationsbedingt. So wird<br />
die Atmung nicht nur in Stresssituationen kürzer,<br />
sondern etwa auch bei freudigen Ereignissen. Entscheidend<br />
ist, dass die Atmung flexibel bleibt und<br />
man – wenn nötig – dies wieder fördern kann“, so<br />
der Atempädagoge.<br />
Bleibt die Frage: Wie funktioniert das – vor allem<br />
wenn man zu jenen Menschen gehört, die über<br />
die Jahre vergessen haben, wie sich frei fließendes<br />
Atmen anfühlt? Eine Möglichkeit sind Atemtechniken,<br />
die dabei helfen, sich des Atmens (wieder)<br />
bewusst zu werden. So kann man beispielsweise<br />
die Atemphasen vertiefen und/oder Pausen einlegen<br />
und somit den Atem willentlich beeinflussen.<br />
Faller geht beim „Ganzheitlichen Atemerleben“<br />
indes einen anderen Weg: „Wir arbeiten mit dem<br />
frei fließenden Atem bzw. daran, den Atem wieder<br />
freier fließen zu lassen. Mithilfe von unterschiedlichen<br />
Übungen und Berührungen auf der Liege,<br />
aber auch durch das Benennen, Reflektieren und<br />
Verknüpfen der dabei gewonnen Erfahrungen soll<br />
erreicht werden, dass man den Atem ganzheitlich<br />
erleben und – wenn nötig – Veränderungen angehen<br />
kann“, erklärt Norbert Faller.<br />
MEHR WOHLBEFINDEN<br />
Die Beeinflussung des Atems erfolgt beispielsweise<br />
über Dehnungsübungen, die Weite und (Atem-)<br />
Raum fördern und den Atem bzw. die Atembewegung<br />
in die gedehnte Region locken. Ebenso<br />
ist dies über Berührungen, Achtsamkeitslenkung,<br />
aber auch das Tönen von Vokalen und Umlauten<br />
möglich. So lockt etwa ein laut oder leise, wenn<br />
nicht sogar innerlich getöntes „U“ die Atembewegung<br />
in die unteren Körperregionen, hingegen ein<br />
„I“ in den Kopf. Probieren Sie es einfach einmal<br />
aus. Sie werden erstaunt sein.<br />
Für Norbert Faller hat diese Methode der Atemtherapie<br />
bzw. des Atemerlebens einen wesentlichen<br />
Vorteil: Man kann auf spielerische Art und<br />
Weise einen frei fließenden Atem fördern und<br />
zugleich den eigenen Atem bewusst erleben und<br />
dabei vielfältige Erkenntnisse über sich selbst<br />
gewinnen. Das ist deshalb möglich, weil Atmen<br />
laut Faller „an der Brücke zwischen bewusst und<br />
unbewusst stattfindet. Ganzheitlich erlebtes<br />
Atmen kann die Persönlichkeit stärken, die Leistungsfähigkeit<br />
erhalten und fördern, die Beweglichkeit<br />
verbessern, die Abwehrkräfte stärken und<br />
alles in allem zu mehr Wohlbefinden führen.“<br />
<br />
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