cav – Prozesstechnik für die Chemieindustrie 1-2.2023
Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.
Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.
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Mit dem Dichtungswerkstoff werden Ein -<br />
lagerungstests mit dem im Elektrolyseur<br />
verwendeten Medium durchgeführt<br />
Versuchsaufbau <strong>für</strong> einen H 2 -Permeationstest<br />
von +5 und bei FKM-Werkstoffen einen<br />
Faktor von +3 bis über 16 aufweisen. Daher<br />
gelten getestete Werkstoffe in H 2 -Anwendungen<br />
als klare Empfehlung.<br />
Auch das Einsatzgebiet selbst kann ein<br />
wichtiges Auswahlkriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elastomerdichtung<br />
sein. So sind bei Dichtungen<br />
<strong>für</strong> Erdgas mit 10%igem Wasserstoffanteil<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Druck- und Temperaturbereiche<br />
verschiedene DIN-DVGW-Zertifizierungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Werkstoffe erforderlich<br />
(DVGW = Deutscher Verein des Gas- und<br />
Wasserfaches).<br />
Praxisbeispiel Elektrolyseur<br />
Allerdings ist <strong>die</strong> Permeabilität nicht immer<br />
das ausschlaggebende Kriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Auswahl des Elastomerwerkstoffes. Ein Hersteller<br />
von AEM-Elektrolyseuren zur Wasserstofferzeugung<br />
(AEM = Anion Exchange<br />
Membrane) hatte Probleme mit den Elastomerdichtungen.<br />
Der eingesetzte NBR-Werkstoff<br />
fiel bereits nach kurzer Zeit aus. Das<br />
Medium im Elektrolyseur war 5%ige Kalilauge<br />
(KOH), wobei <strong>die</strong> Temperatur maximal<br />
65 °C betrug. Als Material schlug der<br />
Dichtungshersteller C. Otto Gehrckens<br />
(COG) zunächst einen peroxydisch vernetzten<br />
EPDM-Werkstoff vor. Aber auch <strong>die</strong>ser<br />
fiel nach ca. 100 Stunden aus. Einlagerungsversuche<br />
in Kalilauge (KOH-Anteil 5 %) bei<br />
65 °C ergaben keine signifikanten Materialveränderungen.<br />
Daher wurde vermutet, dass<br />
<strong>die</strong> Materialunverträglichkeit mit den verwendeten<br />
Werkstoffen im Elektrolyseur<br />
selbst zusammenhängt. Als Katalysator <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> AEM-Elektrolyse kam Nickel zum Einsatz.<br />
Jedoch greift Nickel <strong>die</strong> Kohlenstoff-<br />
Doppelbindungen im Dien des EPDM-Werkstoffs<br />
an und zerstört den Kautschuk.<br />
COG schlug daraufhin vor, ein Ethylen-Propylen-Copolymer<br />
(EPM) einzusetzen. Dieser<br />
Kautschuk enthält kein Dien und somit keine<br />
Doppelbindungen im Polymer. Zudem ist<br />
er sehr beständig gegenüber Kalilauge im<br />
angegebenen Temperaturbereich. Der eingesetzte<br />
O-Ring aus EPM wies nach einer Betriebszeit<br />
von über 6000 Stunden keine signifikanten<br />
Veränderungen auf.<br />
Das Beispiel zeigt, dass bei Wasserstoffprojekten<br />
verschiedene, teils komplexe Sachverhalte<br />
eine wichtige Rolle spielen können,<br />
um <strong>die</strong> Dichtungswerkstoffe zu beurteilen.<br />
Speziell entwickelte Werkstoffe<br />
COG hat umfassende Erfahrungen in diversen<br />
Wasserstoffprojekten gesammelt und <strong>für</strong><br />
unterschiedliche Kunden Lösungen <strong>für</strong> Elastomerdichtungen<br />
entwickelt. Hieraus ist <strong>die</strong><br />
Dichtungswerkstoffreihe H 2 -Seal mit zwei<br />
leistungsstarken Werkstoffen entstanden.<br />
Speziell <strong>für</strong> Wasserstoffanwendungen wurden<br />
ein FKM und ein EPDM-Compound<br />
konzipiert. Beide Werkstoffe sind das Ergebnis<br />
intensiver Entwicklungsarbeit und haben<br />
ihre Eignung <strong>für</strong> Wasserstoffanwendungen<br />
bei externen Prüfungen der Wasserstoffpermeabilität<br />
durch ein unabhängiges Labor<br />
unter Beweis gestellt. Im Fokus der Testreihe<br />
steht <strong>die</strong> Vermessung der Wasserstoffpermeabilität<br />
durch ein Druckanstiegsverfahren<br />
in Anlehnung an DIN 53380.<br />
Der von den COG-Experten entwickelte<br />
FKM-Werkstoff Vi 208 mit einer Härte von<br />
80 Shore A überzeugt im Test mit einem<br />
sehr guten Wasserstoffpermeationskoeffizienten<br />
von nur 281 Ncm 3 mm m -2 Tag -1<br />
bar -1 im Mittelwert und weist damit eine<br />
H 2 -Dichtigkeit auf, <strong>die</strong> deutlich über dem<br />
liegt, was bei FKM-Compounds im Normalfall<br />
erwartet werden kann. Eine hohe chemische<br />
Beständigkeit und ein breiter Einsatztemperaturbereich<br />
von -10 bis +200 °C<br />
runden das Werkstoffprofil ab. Auch der<br />
EPDM-Werkstoff AP 208 hat beim H 2 -Permeationstest<br />
mit <strong>–</strong> <strong>für</strong> einen EPDM <strong>–</strong> sehr<br />
überzeugenden Werten abgeschnitten, der<br />
Wasserstoffpermeationskoeffizient liegt bei<br />
1317 Ncm 3 mm m -2 Tag -1 bar -1 . Mit einem<br />
Druckverformungsrest von