Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Ernst Schwanhold<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1619<br />
(A) in diesem Haushalt die Mittelstandförderung auf den wird. Insofern ist dieser Haushalt ganz sicher kein (C)<br />
Exportmärkten und die Messeförderung voran getrieben Haushalt zur Revitalisierung der privatwirtschaftlichen<br />
sowie die Auslandsaktivitäten der Außenhandelskam- Kräfte in diesem Land.<br />
mern weiter gefördert und konzentriert werden. Hier<br />
sind unverändert neue Märkte zu erschließen.<br />
(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)<br />
Wer diese fünf Bereiche miteinander verzahnt, dem<br />
wird es in den nächsten Jahren gelingen, daß über<br />
Wachstum zusätzliche Märkte und neue Beschäftigung<br />
erreicht werden. Genau dies ist das Ziel der Wirtschaftspolitik<br />
der gegenwärtigen Bundesregierung, dem dieser<br />
Haushalt abgestimmt entgegenkommt.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Die Qualität der Wirtschaftspolitik bemißt sich letztlich<br />
an den Investitionsbedingungen, an den Rahmenbedingungen<br />
für unternehmerisches Engagement. Eine<br />
gute Wirtschaftspolitik muß Vertrauen schaffen, damit<br />
investiert wird und damit dann auch neue Mitarbeiter<br />
eingestellt werden. Verunsicherung hat gerade in kleinen<br />
und mittleren Betrieben unmittelbare Auswirkungen auf<br />
den Personalbestand. Nicht daß dann sofort alle Mitarbeiter<br />
automatisch entlassen werden, das wird kein mittelständischer<br />
Unternehmer ohne große Not tun. Aber es<br />
Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem Kollegen<br />
Paul Friedhoff, F.D.P.-Fraktion, das Wort.<br />
gibt eben keine Neueinstellungen, wenn man zum Beispiel<br />
zu Beginn des Jahres noch nicht einmal weiß, welche<br />
Steuerlast in diesem Jahr auf einen zukommt. Dies<br />
ist kontraproduktiv.<br />
Paul K. Friedhoff (F.D.P.): Herr Präsident! Meine<br />
sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen! Wir Freien Demokraten waren noch nie<br />
der Ansicht, daß man die Qualität der Wirtschaftspolitik<br />
(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU –<br />
Walter Hirche [F.D.P.]: Man weiß nur, daß es<br />
schlimmer wird!)<br />
am Umfang von Förderprogrammen des Wirtschaftsmi- Eine unberechenbare Wirtschaftspolitik schädigt den<br />
nisteriums bemessen kann.<br />
Arbeitsmarkt. So ist es auch keine Überraschung, daß<br />
(B)<br />
Herr Schwanhold, Sie haben gerade wieder ein<br />
flammendes Bekenntnis zum Mittelstand abgelegt. Anschließend<br />
haben Sie erzählt, welche Förderprogramme<br />
Sie alle machen. Sie haben darauf hingewiesen,<br />
was Sie an wie vielen Stellen fördern. Offensichtlich<br />
läßt sich alles durch Programme regeln. Zumindest<br />
ich und viele der Kollegen haben diesen Eindruck gehabt.<br />
Was der Mittelstand allerdings braucht, haben Sie<br />
im Grunde genommen überhaupt nicht behandelt. Der<br />
der von der rotgrünen Bundesregierung versprochene<br />
nachhaltige Aufschwung am Arbeitsmarkt ausbleibt und<br />
so, wie jetzt verfahren wird, auch nicht kommen kann.<br />
Es gibt keine Besserung bei der Beschäftigungssituation.<br />
Ganz im Gegenteil, die vorläufigen Zahlen des Statistischen<br />
Bundesamtes deuten darauf hin, daß die Anzahl<br />
der Erwerbstätigen seit November letzten Jahres rückläufig<br />
ist, nachdem es von Februar bis Oktober 1998<br />
noch merkliche Zuwächse gegeben hat.<br />
(D)<br />
Mittelstand braucht, um höhere Eigenkapitalquoten (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)<br />
zu haben, nicht ein zusätzliches Programm, er braucht<br />
niedrigere Steuern. Damit bekommt man höhere<br />
Eigenkapitalquoten.<br />
(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)<br />
Wenn ich den Jahreswirtschaftsbericht, vorgelegt vom<br />
Finanzminister, richtig verstehe, dann erwartet er auch<br />
ein weniger großes Absenken der Arbeitslosenzahlen<br />
dieses Jahres gegenüber den Zahlen des vergangenen<br />
Insofern hat mich das, was Sie gesagt haben, weniger<br />
beeindruckt. Beeindruckt hat mich allerdings das, was<br />
Minister Müller hier gesagt hat. Er hat bekannt – ich ha-<br />
Jahres, obwohl vorher davon gesprochen worden ist, das<br />
sei zu wenig, und an diesen Kennzahlen müsse man sich<br />
messen lassen.<br />
be mir das aufgeschrieben –, die Revitalisierung der<br />
privatwirtschaftlichen Kräfte sei sein Ziel. Ich bin sicher,<br />
da wird er die volle Unterstützung nicht nur der<br />
Freien Demokraten, sondern auch der früheren Koalition<br />
bekommen, denn damals war das unser Ziel. Wir hatten<br />
eher das Gefühl, daß das auf der anderen Seite des Hauses<br />
bekämpft wurde.<br />
Was Sie als zuständiger Minister mitzuverantworten<br />
haben, Herr Minister Müller, ist ein eklatanter Vertrauensverlust<br />
in die deutsche Wirtschaftspolitik. Investitionssicherheit<br />
und politische Berechenbarkeit haben immer<br />
zu den ganz wichtigen Standortbedingungen unseres<br />
Landes gezählt. Davon kann man nach hundert<br />
Tagen rotgrüner Regentschaft nicht mehr viel sehen.<br />
Wenn Sie das mit dem in Verbindung bringen, was<br />
Herr Schwanhold gesagt hat, nämlich daß man für dieses<br />
oder jenes ein Programm habe und daß dieses oder jenes<br />
ganz besonders wichtig sei, so hat das mit Revitalisierung<br />
der privatwirtschaftlichen Kräfte relativ wenig zu<br />
tun. Das ist relativ weit davon entfernt. Auch hier gibt<br />
es, glaube ich, wie an vielen anderen Stellen in der Koalition<br />
Abstimmungsbedarf.<br />
Nach einer Untersuchung der Allensbacher Meinungsforscher<br />
ist es bisher noch keiner Bundesregierung<br />
gelungen, die Wirtschaft in ein ähnliches Maß an Verbitterung<br />
und Distanz gegenüber der Politik zu treiben<br />
wie der Regierung Schröder.<br />
(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Leider<br />
wahr!)<br />
Dabei steht das Wirtschaftsressort im Mittelpunkt. Die Kammervertretungen in unseren Nachbarländern<br />
Was wir von dort manchmal an tollen Sachen hören, verzeichnen nach Auskunft des DIHT einen regelrechten<br />
auch das, was wir von Herrn Minister Müller hören, Ansturm deutscher Unternehmen. Die Unternehmen im<br />
steht im Widerspruch zu dem, was anschließend getan Inland zeigen, so der DIHT weiter, eine erheblich gerin-