Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Bundesminister Walter Riester<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1635<br />
(A) die Mittel dorthin leiten, wo die Arbeitslosigkeit am Ich unterstelle, daß der Kollege Schäuble die Fakten (C)<br />
besten bekämpft werden kann.<br />
nicht kannte; denn nur so ist diese Aussage zu erklären.<br />
Als neues Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik<br />
wurde das Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit<br />
in den Haushalt der Bundesanstalt<br />
für Arbeit aufgenommen. Dieses Programm ist für ein<br />
Jahr ausgelegt und sieht vor, zusätzlich – ich betone: zusätzlich<br />
– 100 000 Jugendliche kurzfristig in Ausbildung<br />
und Beschäftigung zu bringen.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN – Dr. Ilja Seifert [PDS]: Und<br />
wie geht es dann weiter?)<br />
2 Milliarden DM gibt die Bundesanstalt für Arbeit<br />
für dieses Programm aus. Dazu trägt der europäische<br />
Sozialfonds 0,6 Milliarden DM bei.<br />
(Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Und wie<br />
wird das angenommen? – Gegenruf des Abg.<br />
Konrad Gilges [SPD]: Warten Sie doch ab!)<br />
– Ich sage gleich, wie es angenommen wird. – Obwohl<br />
das Programm erst wenige Wochen angelaufen ist, berichten<br />
die Arbeitsämter schon heute von großen Erfolgen.<br />
(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Was sollen<br />
sie sonst sagen!)<br />
Bislang wurden eine halbe Million Arbeitslose unter<br />
25 Jahren angeschrieben. Danach nahmen die Arbeitsämter<br />
mit 124 000 Jugendlichen direkt Kontakt auf.<br />
64 000 wurden konkrete Angebote unterbreitet. In den<br />
ersten dreieinhalb Wochen sind rund 6 000 in Maßnahmen<br />
eingetreten. Davon sind 42 Prozent – darüber freue<br />
ich mich besonders – Frauen.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Zu Ihrer Frage, Frau Schwaetzer, wie es angenommen<br />
wird: 148 000 Anfragen von Jugendlichen sind<br />
zwischenzeitlich über die Hotline der Arbeitsämter eingegangen.<br />
Uns sagen die Arbeitsämter, daß sie es zum<br />
ersten Mal mit einem großen Schub an hochmotivierten<br />
Jugendlichen zu tun hätten, die an diesem Programm<br />
teilnehmen möchten.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN – Ingrid Matthäus-Maier<br />
[SPD]: Die wollen alle ruhiggestellt werden!)<br />
– Ich bedauere ein bißchen, daß der Fraktionsvorsitzende<br />
der CDU/CSU heute nicht da ist, der sich gestern zu<br />
der Aussage hinreißen ließ, daß hier Jugendliche ruhiggestellt<br />
werden sollten.<br />
(Konrad Gilges [SPD]: Unverschämt!)<br />
(Ingrid Matthäus Maier [SPD]: Doch, der<br />
kennt die!)<br />
Falls das nicht der Fall wäre, würde es die Menschen auf<br />
den Arbeitsämtern und die Jugendlichen, die aktiv einen<br />
Arbeitsplatz suchen, in einer Weise demotivieren, die<br />
ich Ihnen gar nicht beschreiben kann.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Das ist doch unser gemeinsames Programm. Deshalb tragen<br />
Sie Mitverantwortung. Wir müssen doch dafür werben<br />
und kämpfen. Der Satz von Herrn Schäuble ist über<br />
die Medien in der ganzen Republik verbreitet worden.<br />
(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben<br />
gesagt, es müsse mehr Druck auf die jungen<br />
Leute ausgeübt werden!)<br />
– Auch darüber kann ich gerne sprechen. Ich habe mich<br />
öffentlich dafür eingesetzt, daß wir in den Fällen, in denen<br />
überzeugende Angebote ohne Grund abgelehnt werden,<br />
auch Druck ausüben,<br />
(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie denn?)<br />
– Wenn ich den Zwischenruf höre, was sie sonst schon<br />
beispielsweise durch Sperrungen. Das ist auch schon<br />
gemacht worden.<br />
sagen sollten, kann ich nur feststellen: 181 Arbeitsämter (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
reißen sich – den Ausdruck hätte ich in meiner früheren DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/<br />
Funktion gebraucht – den Arsch auf und kämpfen. Dazu CSU]: Wo steht denn das im Gesetz?)<br />
(B)<br />
sagt mir hier jemand: „Was sollen Sie sonst sagen!“<br />
– 25 Prozent der Hilfe zum Lebensunterhalt – wenn sie (D)<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ überhaupt gewährt wird – können gestrichen werden,<br />
DIE GRÜNEN – Ingrid Matthäus-Maier wenn die Maßnahme abgelehnt wird.<br />
[SPD]: Sehr gut!)<br />
(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nur bei<br />
Sozialhilfe!)<br />
Das steht im Gesetz.<br />
Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Minister, gestatten<br />
Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Fuchtel?<br />
(Hans Georg Wagner [SPD]: Das ist hier doch<br />
keine Fragestunde!)<br />
Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung:<br />
Ja, bitte.<br />
Vizepräsidentin Anke Fuchs: Bitte sehr, Herr<br />
Kollege.<br />
Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU): Herr Bundesminister,<br />
wieso kommt der rotgrünen Koalition erst<br />
jetzt der Gedanke, daß man hier kürzen könnte? Als man<br />
noch in der Opposition war, hat man dies immer bis aufs<br />
Messer bekämpft.<br />
(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist der<br />
Punkt! – Konrad Gilges [SPD]: Stimmt überhaupt<br />
nicht!)