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Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1629<br />

(A) Präsident Wolfgang Thierse: Herr Kollege Bury, keit deutlich zurückgehen und die Beschäftigung steigen (C)<br />

gestatten Sie zwei weitere Zwischenfragen, zunächst des wird.<br />

Kollegen Hirche und dann des Kollegen Rössel?<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Hans Martin Bury (SPD): Aber bitte.<br />

Walter Hirche (F.D.P.): Herr Kollege Bury, wie erklären<br />

Sie sich die Begeisterung der deutschen Wirtschaft<br />

über die Unternehmensteuerreform, die dazu<br />

führt, daß zum Beispiel in der heutigen Ausgabe der<br />

„Financial Times“ auf Seite 1 steht: Die Allianz droht<br />

damit, ihr Kerngeschäft aus Deutschland ins Ausland zu<br />

bringen? Halten Sie das für einen Beitrag zur Stärkung<br />

des Investitionsstandortes Deutschland und für ein Signal<br />

für ausländische Unternehmen, in Deutschland zu<br />

investieren?<br />

Hans Martin Bury (SPD): Herr Kollege Hirche, ich<br />

kann mich daran erinnern, daß die gesamte deutsche<br />

Versicherungswirtschaft zu Zeiten Ihrer Koalition in<br />

allen deutschen Zeitungen ganzseitige Anzeigen gegen<br />

die damalige Regierungspolitik geschaltet hat.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Wir haben jetzt im Zusammenhang mit dem Steuerentlastungsgesetz<br />

eine Diskussion über die realistischere Bewertung<br />

von Rückstellungen. Es ist verständlich, daß<br />

diejenigen, die davon betroffen sind, nicht in Begeisterung<br />

ausbrechen.<br />

(B)<br />

(V o r s i t z : Vizepräsidentin Anke Fuchs)<br />

Aber man kann nicht einerseits immer niedrigere nominale<br />

Steuersätze fordern, die wir alle für richtig halten,<br />

und andererseits gleichzeitig die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage,<br />

die dazugehört, ablehnen.<br />

Ihr Interesse – ich sehe, daß es noch weitere Meldungen<br />

zu Zwischenfragen gibt; das wird bald eine Fragestunde<br />

– ehrt mich, aber ich darf den Geschäftsführerinnen<br />

und Geschäftsführern der anderen Fraktionen vorschlagen,<br />

den Kollegen bei Gelegenheit eigene Redezeit<br />

zu gewähren.<br />

(D)<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU –<br />

Zuruf von der CDU/CSU: Das war schwach!)<br />

Vizepräsidentin Anke Fuchs: Noch eine Zwischenfrage.<br />

Walter Hirche (F.D.P.): Darf ich eine Ergänzungsfrage<br />

stellen, Herr Kollege Bury?<br />

Hans Martin Bury (SPD): Bitte.<br />

Walter Hirche (F.D.P.): Sind Sie wirklich der Auffassung,<br />

daß durch die Art von Steuerveränderung, die<br />

Sie betreiben, Arbeitsplätze geschaffen werden? Sind<br />

Sie nicht vielmehr der Meinung, daß damit Hunderttausende<br />

von Arbeitsplätzen in Deutschland verlorengehen?<br />

Hans Martin Bury (SPD): Herr Kollege Hirche, ich<br />

bin in der Tat der Überzeugung, daß durch unsere Wirtschafts-<br />

und Finanzpolitik mittelfristig die Arbeitslosig-<br />

Vizepräsidentin Anke Fuchs: Nun hat Herr Kollege<br />

Rössel eine Zwischenfrage.<br />

Hans Martin Bury (SPD): Bitte sehr.<br />

Dr. Uwe-Jens Rössel (PDS): Herr Kollege Bury,<br />

ich möchte Sie fragen, welche Perspektive Sie der Gewerbesteuer,<br />

die bekanntlich nicht nur eine wichtige<br />

Unternehmensteuer, sondern auch eine traditionell<br />

wichtige Steuereinnahme der Gemeinden ist, bei der bevorstehenden<br />

Unternehmensteuerreform einräumen und<br />

wie Sie mit der Forderung der kommunalen Spitzenverbände<br />

umgehen, die Hände von der Gewerbesteuerabschaffung<br />

zu lassen.<br />

Hans Martin Bury (SPD): Ich bin wie die Kollegin<br />

Wolf der Auffassung, daß bei dem Höchstsatz von<br />

35 Prozent die Gewerbeertragsteuer berücksichtigt werden<br />

muß, aber daß die Kommunen selbstverständlich<br />

weiterhin eigenständige Möglichkeiten zur Finanzierung<br />

ihrer Aufgaben behalten müssen. Wir diskutieren das<br />

gerade und sind in dieser Hinsicht auf einem sehr guten<br />

Weg.<br />

Meine Damen und Herren, ein niedriger Grenzsteuersatz<br />

ist nicht nur im internationalen Standortvergleich<br />

von Bedeutung, sondern auch ein wichtiger Motivationsfaktor<br />

und Leistungsanreiz für die Unternehmen.<br />

Deshalb muß das Konzept eine Mittelstandskomponente<br />

beinhalten, die kleine und mittlere Unternehmen<br />

gezielt entlastet. Schon das aktuelle Steuerentlastungsgesetz<br />

ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir senken<br />

die Steuersätze, erhöhen den steuerfreien Grundfreibetrag<br />

und entlasten insbesondere Arbeitnehmer, Familien<br />

und – wie erwähnt – auch den Mittelstand. Zur Gegenfinanzierung<br />

wird die Bemessungsgrundlage durch<br />

den Abbau steuerlicher Vergünstigungen und Sonderregelungen<br />

verbreitert.<br />

Die gesamte Steuerreform läßt einer durchschnittlich<br />

verdienenden Familie schon jetzt Monat für Monat<br />

100 DM mehr im Geldbeutel. Die jüngsten Urteile des<br />

Bundesverfassungsgerichts bestätigen unseren Weg, die<br />

Förderung der Familien schrittweise weiter zu verbessern.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

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