Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1611<br />
(A) Präsident Wolfgang Thierse: Für die PDS- Präsident Wolfgang Thierse: Wir kommen zur (C)<br />
Fraktion erteile ich das Wort dem Kollegen Roland<br />
Claus.<br />
Roland Claus (PDS): Herr Präsident! Meine Damen<br />
und Herren! Es wird Sie vielleicht inzwischen überraschen,<br />
aber wir stimmen dem Antrag der CDU/CSU-<br />
Fraktion diesmal nicht zu.<br />
(Lachen bei der SPD und der CDU/CSU –<br />
Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das überrascht!)<br />
Man muß sich dazu in der Tat einiges in Erinnerung<br />
rufen. Damit meine ich nicht die Erinnerung an die<br />
letzten 16 Jahre, sondern nur die an diese Legislaturperiode.<br />
Erinnern wir uns doch einmal: Die CDU/CSU-<br />
Fraktion hat bisher kaum eigene Themen ins Parlament<br />
gebracht. Sie hat vielmehr die anderen Oppositionsfraktionen,<br />
die F.D.P.-Fraktion und die PDS-Fraktion, die<br />
Kartoffeln aus dem Feuer holen lassen. Dann naht eine<br />
Haushaltsdebatte, und die CDU/CSU-Fraktion stimmt<br />
im Ältestenrat der interfraktionellen Vereinbarung zu,<br />
hier keine weiteren Themen aufzusetzen. Dann aber sagt<br />
sie sich: Da war doch noch was. Was kümmert mich<br />
mein Geschwätz von gestern? So erleben wir heute die<br />
Auferstehung ihres parlamentarischen Interesses in der<br />
wildentschlossenen Form dieses Geschäftsordnungsantrages.<br />
Sie schwingen hier die große Keule des Grundgesetzes.<br />
Sie sagen, die Regierung solle erklären, was sie mit<br />
den anderen europäischen Regierungen verabreden<br />
wolle. Das geht sehr in Ordnung; aber das ist auch keineswegs<br />
in Frage gestellt. Wir haben bei diesem Thema<br />
keine neue Lage. So schnell schießen die Preußen nicht,<br />
auch der Niedersachse und der Hesse nicht, es sei denn,<br />
Sie wollten hier beantragen, den Bundeshaushalt in Euro<br />
umzustellen.<br />
Wir meinen, daß Sie es mit Ihrem Hinweis auf das<br />
Grundgesetz diesmal gründlich übertrieben haben.<br />
Soviel für heute und zur Ablehnung dieses Unionsantrages.<br />
Für den Fall, daß es morgen an gleicher Stelle<br />
zum gleichen Thema um Tages- und Geschäftsordnung<br />
geht, geloben wir schon jetzt ein wenig Besserung.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der PDS)<br />
Abstimmung. Wer stimmt für den Aufsetzungsantrag?<br />
– Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Aufsetzungsantrag<br />
ist mit den Stimmen der SPD-Fraktion, der<br />
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der PDS-Fraktion<br />
abgelehnt worden.<br />
Wir setzen damit die Haushaltsberatungen fort:<br />
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung<br />
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über<br />
die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für<br />
das Haushaltsjahr 1999<br />
(Haushaltsgesetz 1999)<br />
– Drucksache 14/300 –<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Haushaltsausschuß<br />
b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung<br />
<strong>Bericht</strong> über den Stand und die voraussichtliche<br />
Entwicklung der Finanzwirtschaft<br />
– Drucksache 14/350 –<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Haushaltsausschuß (federführend)<br />
Finanzausschuß<br />
Ich erinnere daran, daß wir am Dienstag für die heu-<br />
(Beifall bei der PDS)<br />
tige Aussprache insgesamt acht Stunden beschlossen<br />
Dazu können wir Ihnen nur sagen: Denken Sie, wir<br />
haben.<br />
(B)<br />
merken nichts?<br />
Die Hessen-Wahl, meine Damen und Herren von der<br />
CDU/CSU, hat Sie offenbar etwas zu heftig aus dem<br />
parlamentarischen Dornröschenschlaf gerissen. Ich will<br />
Wir kommen zunächst zum Geschäftsbereich des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.<br />
Das Wort hat Bundesminister Werner Müller.<br />
(D)<br />
Ihnen dazu nur sagen: Es war offenbar nicht der Märchenprinz,<br />
der Sie wachgeküßt hat, sondern ein Elch, der<br />
Sie geknutscht hat.<br />
Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft<br />
und Technologie: Herr Präsident! Meine Damen und<br />
Herren! Oberstes Ziel dieser Bundesregierung ist der<br />
(Michael Glos [CDU/CSU]: Ziehen Sie sich<br />
erst einmal anständig an, bevor Sie an das<br />
Rednerpult treten! Der Kommunist könnte<br />
sich mal ordentlich anziehen!)<br />
Abbau der Arbeitslosigkeit. Wir setzen bei dieser Aufgabe<br />
keineswegs nur auf Wirtschaftswachstum, aber<br />
eben auch auf Wirtschaftswachstum. Seit Ende letzten<br />
Jahres hat sich der weltwirtschaftliche Rahmen anhaltender<br />
verschlechtert, als allgemein erwartet.<br />
(Unruhe)<br />
Präsident Wolfgang Thierse: Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen, ich bitte doch, entweder hinauszugehen<br />
oder sich hinzusetzen und zuzuhören. Das gilt ausdrücklich<br />
auch für die SPD-Fraktion.<br />
Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft<br />
und Technologie: Wir müssen die Wachstumserwartungen<br />
realistischerweise etwas zurücknehmen, und wir<br />
wollen das Wachstum haushaltspolitisch stärker stützen.<br />
Diese konjunkturpolitische Notwendigkeit wird auch im<br />
Haushalt des Wirtschaftsministers berücksichtigt. Mit<br />
anderen Worten: Eine meiner wirtschaftspolitischen<br />
Grundüberzeugungen, nämlich Senkung von Staatsausgaben<br />
und Staatsquote, wird mit dem aktuellen BMWi-<br />
Haushalt nur begrenzt verwirklicht.