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Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag

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Max Straubinger<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1627<br />

(A) Ich bin überzeugt, daß der neue Ministerpräsident von Es sei mir als jemand, der wie der Kollege Börnsen (C)<br />

Hessen, Roland Koch, die nötigen Weichenstellungen aus einem grenznahen Raum kommt – er ist aus dem<br />

vornehmen wird, um der Bildungspolitik in Hessen wie- Norden, ich bin aus dem Süden –, gestattet, darauf hinder<br />

Zukunftsperspektiven zu eröffnen.<br />

zuweisen, daß die Belastungen aus der Ökosteuer gera-<br />

(Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Und vor<br />

allem die Bildungsministerin Ruth Wagner! –<br />

Zuruf von der SPD: Wiedervorlage!)<br />

de im grenznahen Gebiet zu Auslagerungen von Arbeitsstellen<br />

nach Österreich, nach Tschechien führen<br />

werden, damit die Betriebe auf den Weltmärkten konkurrenzfähig<br />

agieren können. Dies ist gegenüber den<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, aber vor allen<br />

Dingen gegenüber den Arbeitslosen eine unsoziale Politik.<br />

Verehrte Damen und Herren, um Zukunftsperspektiven<br />

geht es auch beim Bundeshaushalt für Wirtschaft.<br />

Wir müssen erkennen, daß hier keine Zukunftsperspektiven<br />

enthalten sind, daß die wirtschaftlichen Kräfte<br />

nicht gestärkt werden und daß mit der Vorlage des gesamten<br />

Bundeshaushaltes auch keine Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden. Dies müssen wir zum Leidwesen der<br />

Menschen in unserem Land feststellen.<br />

Ich möchte dies mit Beispielen untermauern. Nach<br />

Auskunft von mehreren Industrie- und Handelskammern,<br />

aber auch von Handwerkskammern und anderen<br />

Wirtschaftsverbänden muß man feststellen, daß Investitionsentscheidungen<br />

zurückgeschraubt werden. Nach<br />

Auskunft der IHK Passau von gestern hat sich die<br />

Stimmung in der Wirtschaft deutlich verschlechtert. In<br />

der Beurteilung der Geschäftslage der niederbayerischen<br />

Industrie zeigt sich sehr deutlich, daß nicht nur das baustoffproduzierende<br />

Gewerbe, sondern auch der Maschinenbau<br />

sowie die elektrotechnische und elektronische<br />

Industrie die momentane Lage schlecht beurteilen.<br />

Dies drückt sich sehr deutlich auch in den Investitionsentscheidungen<br />

aus. Waren im September 1998<br />

noch bei 31,7 Prozent der Betriebe verstärkte wirtschaftliche<br />

Investitionen vorgesehen, so sank dieser<br />

Wert im Januar 1999 auf nur noch 18,6 Prozent. Dies<br />

bedeutet einen Arbeitsplatzabbau.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der F.D.P.)<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)<br />

Noch ein Wort zu den Gesprächen im Rahmen des<br />

,,Bündnisses für Arbeit“. Ich wünsche grundsätzlich<br />

viel Glück und hoffe, daß sie zum Erfolg führen.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)<br />

(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Seien Sie doch<br />

Wenn bis zum 27. September 1998 noch der Glaube<br />

mal ehrlich!)<br />

an die Zukunft in der Wirtschaft bestanden hat, wenn Aber ich glaube, der Bundeskanzler und die Bundesre-<br />

hier eine Aufbruchsstimmung erkennbar war und wenn gierung könnten sich ein Beispiel nehmen an dem<br />

vor allen Dingen mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden, Bündnis für Arbeit, das Ministerpräsident Edmund Stoi-<br />

so wurde dies mit dem Wahlergebnis zunichte gemacht. ber in Bayern geschaffen hat.<br />

Denn durch die in den vergangenen 100 Tagen verworrenen<br />

Diskussionen zum Beispiel über den Atomausstieg<br />

und dann über den Wiedereinstieg durch Herrn<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der F.D.P. – Lachen bei der SPD)<br />

Wirtschaftsminister Müller, darüber hinaus durch die Der DGB-Landesvorsitzende Fritz Schösser – er ist bei<br />

verworrenen Steuerdebatten dahin gehend – wir erleben Ihnen Mitglied – lobt tagtäglich, daß damit in Bayern<br />

es ja ständig in den Ausschüssen, daß immer wieder Arbeitsplätze gesichert und darüber hinaus mehr als<br />

neue Vorlagen nachgeschoben werden und letztendlich 40 000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Aber<br />

überhaupt kein geordnetes parlamentarisches Verfahren auch dies kam nur zustande, weil der Ministerpräsident<br />

stattfinden kann –, daß eine Abkassiersteuer unter dem und die Bayerische Staatsregierung willens sind, einen<br />

(B) Deckmantel der Ökologie eingeführt wird, und durch dynamischen Prozeß in Gang zu setzen, damit in Bayern (D)<br />

das Hin und Her in bezug auf das 630-Mark-Gesetz im die Wirtschaft angekurbelt werden kann und Arbeits-<br />

Rahmen der geringfügigen Beschäftigungsmöglichkeit – plätze entstehen können.<br />

man muß schon fast von der sechsten oder siebten Vorlage<br />

ausgehen – ist eine großartige und grandiose Verunsicherung<br />

in der Wirtschaft eingetreten und hat letzt-<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der F.D.P.)<br />

endlich bei den Bürgerinnen und Bürgern eine Ernüchterung<br />

über die Politik der Neuen Mitte eingesetzt.<br />

Ich glaube, es ist wichtig, darauf hinzuweisen, daß<br />

hier Gesetze im Schweinsgalopp verabschiedet werden.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Dies bekamen wir – da muß ich dem Kollegen Kutzmutz<br />

recht geben – auch bei den gestrigen Ausschußberatungen<br />

wieder sehr deutlich zu spüren. Es zählt letztendlich<br />

nicht die gute Begründung, sondern nur noch der Zeitfaktor.<br />

Man will sich hinüberretten, bis Herr Eichel am<br />

letzten Tag seine Zustimmung zu den Ökosteuerplänen,<br />

zu dieser Belastung für die Wirtschaft, gegeben hat.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der F.D.P.)<br />

Es ist schon bemerkenswert, wenn Parlamentarier der<br />

SPD und der Grünen über milliardenschwere Belastungen,<br />

die auf die deutsche Wirtschaft zukommen, so lokker<br />

hinweggehen. Die Versicherungswirtschaft hat<br />

mittlerweile festgestellt, daß die neuen steuerlichen Vorstellungen<br />

8 000 bis 10 000 Arbeitsplätze gefährden.<br />

Dasselbe gilt natürlich für den Energiewirtschaftsbereich,<br />

aber vor allen Dingen auch für die mittelständische<br />

Wirtschaft.<br />

Die Kollegen der F.D.P. und der Kollege Börnsen<br />

haben deutlich gemacht – auch Frau Wolf hat dieses<br />

Thema angesprochen –: Die Bundesregierung unter

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