Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Rolf Kutzmutz<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1625<br />
(A) gitim; man muß diese Zahlen miteinander vergleichen –, Auch ein Staatsminister konnte nicht verhindern (C)<br />
ist für beide Reaktionen keine ausreichende Erklärung. – oder er hat es nicht mitbekommen; beides wäre glei-<br />
Deshalb bin ich der Auffassung, daß es gerade bei der chermaßen schlimm –, daß der oberste Kassenwart, Herr<br />
Haushaltsdebatte um Redlichkeit sowohl bei der Kritik Lafontaine, 550 Millionen DM Zinszuschüsse für die<br />
als auch bei den Vorschlägen geht. Wer also, wie Sie Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen der neuen<br />
von der CDU/CSU und der F.D.P. es vorhin getan ha- Länder einspart. Die gesamte ERP-Förderung kommt<br />
ben, den Mangel an Konjunktur beklagt, muß sehen – damit in finanziell gefährliches Fahrwasser. Darüber<br />
bei aller Kritik, die ich an der neuen Regierung habe –: hinaus gibt es im Wirtschaftsministerium – anders als<br />
Das geht seit acht Monaten so, und die neue Regierung noch im letzten Jahr unter Waigel und Rexrodt – keine<br />
ist erst seit vier Monaten im Amt. Das heißt, das hat spezielle Förderung von ostdeutschen kleinen und mit-<br />
schon zu Ihrer Zeit begonnen.<br />
telständischen Unternehmen mehr –<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Nein! – Gunnar<br />
(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört!<br />
Uldall [CDU/CSU]: Nicht schönreden!)<br />
Hört!)<br />
– Das kann man nachlesen.<br />
und dies, ohne die allgemeine KMU-Förderung aufzu-<br />
Ich leugne keinesfalls die durchaus positiven Veränderungen,<br />
die im Haushalt festzustellen sind, so die Erhöhung<br />
bei der Gemeinschaftsforschung oder auch die<br />
Sicherung der Forschungskooperationen. Möglicherweise<br />
sind zu den positiven Ansätzen auch „Innonet“ und<br />
die Fremdenverkehrsförderung zu zählen.<br />
Zu einer ganzen Reihe anderer Positionen – da geht<br />
es um die wirtschaftspolitische Rahmensetzung, die erstocken,<br />
obwohl doch niemand bestreiten kann, daß dieser<br />
letzte Arbeitsplatzmotor in West und Ost stottert.<br />
Wenn Frau Wolf gesagt hat, daß der Haushalt darauf abzielt,<br />
die Position des Mittelstandes zu verbessern, dann<br />
möchte ich entgegnen: Wir sollten bei künftigen Beratungen<br />
eine Flasche Zielwasser mitnehmen; denn sonst<br />
geht es wirklich daneben.<br />
(Beifall bei der PDS)<br />
(B)<br />
folgen soll – muß ich aber sagen: Vieles erscheint neu,<br />
weniges anders, geschweige denn besser. Da verspricht<br />
die Regierung in ihrem Arbeitsprogramm 1999, eine zukunftsfähige<br />
Energieversorgung ohne Atomkraft zu<br />
gewährleisten. Und was kommt? Ein Leertitel für die<br />
Suche nach neuen atomaren Endlagern. Statt der noch<br />
im Januar versprochenen dreistelligen Millionenbeträge<br />
aus der Ökosteuer für die Markteinführung regenerativer<br />
Energien gibt es ganze 2 Millionen DM mehr als bei<br />
Herrn Waigel.<br />
Hinzu kommt: Im Januar sind wir noch von 11,3<br />
Milliarden DM Einnahmen durch die Ökosteuer ausgegangen.<br />
Gestern sind wir im Finanzausschuß bei 8,4<br />
Milliarden DM gelandet. Da frage ich mich schon: Woher<br />
soll denn da der Spielraum kommen, um Veränderungen<br />
herbeizuführen, wie sie vorhin angekündigt worden<br />
sind?<br />
Das gilt übrigens auch für die Absatzförderung Ost.<br />
Ich will Sie, meine Damen und Herren von der neuen<br />
Regierung, die hier sitzen, nur daran erinnern, wie wortreich<br />
Sie in der Vergangenheit gerade für die Absatzförderung<br />
ostdeutscher Produkte gekämpft haben. Nur zur<br />
Erinnerung: 1995 gab es dafür noch über 51 Millionen<br />
DM. Diesmal sollen es – wie bei Herrn Waigel – nur<br />
20 Millionen DM sein.<br />
Denselben Widerspruch zwischen einstigen Worten<br />
und heutigen Taten müssen wir bei der Gemeinschaftsaufgabe<br />
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />
in West wie Ost feststellen. Hier befinde ich<br />
mich im Gegensatz zu Herrn Minister Müller, der das<br />
vorhin angesprochen hat. Denn im Westen verharren die<br />
Mittel für diese Gemeinschaftsaufgabe auf einem derart<br />
niedrigen Niveau, daß sich inzwischen die Frage nach<br />
Aufwand und Nutzen stellt. Auch die Mittel für die Ost-<br />
(D)<br />
Die schon bisher läppischen Zuschüsse für die Beratung<br />
zu rationeller Energieverwendung kürzen Sie von<br />
der neuen Koalition gegenüber der verflossenen<br />
schwarzgelben sogar um 7 Prozent. Das vielgepriesene<br />
1,1 Milliarden DM schwere Solarprogramm startet mit<br />
1 Million DM und gänzlich ungewissen Haushaltsrisiken<br />
nach 2005.<br />
Was Sie hier bei Kernkraft und ökologischem Umbau<br />
veranstalten, meine Damen und Herren von der Koalition,<br />
ist kein Umstieg. Solange Sie hier nicht das Gegenteil<br />
beweisen, sage ich: Es ist nichts anderes als ein Ausstieg<br />
aus dem Ausstieg.<br />
GA wurden gegenüber dem Waigel-Entwurf um keine<br />
Mark angehoben, obwohl die Bundesregierung doch<br />
weiß, daß beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern<br />
zur Zeit bewilligungsreife Anträge in Höhe von etwa<br />
1,9 Milliarden DM vorliegen. Sie können aber wegen<br />
fehlender Finanzmittel nicht beschieden werden. Ich<br />
sehe die Gefahr, daß es auch niemals dazu kommen<br />
wird. Gab es 1997 für Mecklenburg-Vorpommern noch<br />
316 Millionen DM GA-Mittel, so sollen es in diesem<br />
Jahr nur noch gut 248 Millionen DM sein. Zumindest<br />
für das nordöstliche Bundesland können wir Demokratischen<br />
Sozialistinnen und Sozialisten aber versichern,<br />
daß eine Erhöhung der Bundesmittel nicht an fehlenden<br />
Ähnlich enttäuschend ist die erste Bilanz der Finanzen<br />
für den Aufbau Ost. Staatsminister Schwanitz zieht<br />
zwar weiter durch die Lande und verkündet, daß anders<br />
Komplementärmitteln des Landes scheitern wird. Also<br />
hier ist Bewegung angesagt, meine Damen und Herren<br />
von der Koalition.<br />
als unter früheren Staatssekretären der Aufbau Ost auf (Ernst Schwanhold [SPD]: Wir brauchen einen<br />
hohem Niveau fortgesetzt werde. Aber betrachtet man<br />
Fünfjahresplan!)<br />
den Wirtschaftsetat und sein Umfeld, so erweist sich der<br />
strahlende Ministerehrentitel als hohles Blech.<br />
– Vielleicht ist das gar nicht so dumm, Herr Schwanhold;<br />
Sie sollten das noch einmal ganz laut für das ganze<br />
(Beifall bei der PDS)<br />
Haus sagen.